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Vorlesung 5: Marxismus
‚wegen schlechten We8ers fand die Revolu=on in der Musik sta8‘
Lernziele
• Grundstrukturen Marxis=scher Ansätze
• Wissen über die 4 wich=gsten Strömungen: – Imperialismus – Weltsystemansatz – Gramsci – Franz. Regula=onsschule
Warum Marx? • Zeigt nicht der Fall der UdSSR, dass Marx falsch lag?
• Aber: wer glaubt, dass Weltpoli=k auf militärische Fragen reduziert werden kann?
• Gibt es nicht eine globale Ungleichheit, die sich nicht aus einem We8bewerb ableitet, sondern systemische Ursachen hat?
• Gibt es nicht soziale KräTe, die weitreichender sind als bisher angenommen? – Kapitalismus und Produk=on – Wissen und WissenschaT (und damit auch die IB)
-‐> diese Fragen führen uns zur den marxis=schen Ansätzen
Hintergrund: Grundelemente der Marxis=schen WirtschaTstheorie
• Der Ablauf der Geschichte bes=mmt sich naturgesetzlich nach dem Stand und der Entwicklung der Produk=vkräTe – Produk=onsmi8el: Besitz/Nichtbesitz -‐> Klassenzugehörigkeit
– (Wörterbuch) Produk=onsmi8el sind Arbeitsmi8el, die zur Herstellung bzw. Fer=gung bes=mmter Erzeugnisse erforderlich sind, stofflich nicht in die jeweiligen Endprodukte eingehen und in entsprechenden Produk=onsprozessen wiederkehrend verwendet bzw. eingesetzt werden. Zu den Produk=onsmi8eln gehören z. B. Gebäude, Verkehrs-‐ und Nutzflächen, technische Anlagen, Maschinen, Geräte, Werkzeuge und die damit verbundenen produk=onstechnischen Verfahren.
– Produk=onsverhältnisse : Beziehung zwischen Personen, die an der Produk=on von Gütern beteiligt sind -‐> Eigentumsverhältnisse Stellung der Klassen in der Produk=on
– Produk=vkräTe: die Menschen in ihrem prak=schen Leben, ihre schöpferische KraT; Maschinen; WissenschaT; Kommunika=onsmi8el
Klassenkampf • Prinzip der Geschichte • Dialek=sche Bewegung • determinis=sch und teleologisch
– Die Geschichte aller bisherigen GesellschaTen ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklaven, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, ZunTbürger und Gesellen,
– Kurz: Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zueinander
– 20. Jahrhundert/Kapitalismus: – Bourgeoisie: Konzentra=on der Produk=onsmi8el (Warencharakter der Arbeit; Ausbeutung der Arbeiter)
– Proletariat: Engremdung, Ausbeutung; Verelendung
Bourgeoisie und Proletariat l Bourgeoisie: l → Arbeiter abhängig = Fokus
auf der Produk=vität der Arbeiter
l Auflösung/Vernichtung des gewerblichen Mi8elstandes
l Abschaffung der KlassengesellschaT
l Soziales Handeln soll von Materialismus gelöst werden
l Proletariat: l Völlige Engremdung von der
Arbeit → Selbstengremdung l Fühlen sich ausgebeutet l Unterdrückung l Dadurch Zusammenschluss,
um sich gegen Bourgeoisie aufzulehnen
Geschichtsablauf
l 1. Arbeits - kräfte → Arbeits - verhältnisse
l Ökonomische
Basis
l Ideologischer
Überbau
l 2. Arbeitskräfte vs. Arbeits – verhältnisse
l IDEOLOGIE
l 3. → Beseitigung der Widersprüche in der Revolution
l Arbeitskräfte
Arbeitsverhältnisse
l IDEOLOGIE
Engremdungstheorie l Zusammenhang zwischen Arbeitsteilung und Ausbeutung
Keine Beziehung mehr des Arbeiters zu Produkt durch Kapitalismus
Keine Beziehung mehr zum Arbeitsprozess durch Zwang zu „minderwertiger“ Arbeit
Sinn der Arbeit geht verloren → Produkt verselbstständigt sich dadurch geht Beziehung von Sinn und Arbeit verloren
Ich ist in Arbeit „gefangen“ → Entfremdung von sich selbst
Erfüllung durch Arbeit führt zur körperlichen und psychischen Selbstverwirklichung und dadurch zu Zufriedenheit
Ausbeutung des Proletariats/Mehrwer8heorie
Arbeitstag
Notwendige Arbeit vs. Mehrarbeit
Lohn Mehrwert Lohnarbeit führt zu Entfremdung und dadurch zur Verelendung
Arbeiter verfügt nur über Arbeitskraft
Kapitalisten schlagen Profit aus Arbeitskräften
Bourgeoisie kontrolliert sowohl Arbeiter, als auch Produktion
Verelendungstheorie Entstehung einer klassenlosen Gesellschaft
Proletariat
Ausbeutung der Arbeitskraft
Körperliche und psychische Verelendung
Unterverbrauch
Bourgeoisie
Aneignung des Mehrwerts
Vermehrung des Kapitals
Entstehung von Konkurrenz und daher Förderung von Finanzkrisen
Zusammenhang
Entstehung einer klassenlosen GesellschaT
Verelendung steigert sich Prozesse der Rationalisierung
Entstehung von Monopolen Arbeit wird zum gesellschaftlichen Merkmal
Revolution durch Proletariat → Enteignung und Vernichtung der Bourgeoisie VERSTAATLICHUNG
KLASSENLOSE GESELLSCHAFT → KOMMUNISMUS
Relevanz für die IB • Generell: interna=onale Arbeitsteilung, Form des
We8bewerbs und Strukturen des Weltmarkts stellen die eigentliche materielle Basis der interna=onalen Beziehungen dar
• Zentrale Themen: Ungleichheit, Entwicklung, Kolonialismus/Arbeitsteilung
• Zentrale Ansätze: – Kapitalismus und Imperialismus – Weltsystemansatz: Zentrum, Peripherie – Gramsci: Wissen und Macht – Regula=onsschule: Fordismus und Post-‐Fordismus
Imperialismus • Kommunis=sches Manifest (1848) • „the need of a constantly expanding market for its products
chases the bourgeoisie over the whole surface of the globe. It must nestle everywhere, se8le everywhere, establish connec=ons everytwhere. The bourgeoisie has through its exploita=on of the world market given a cosmopolitan character to produc=on and consump=on in every country…In place of the old local and na=onal seclusion and self-‐sufficiency, we have intercourse in every direc=on, universal interdependence of na=ons…The bourgeoisie, by the rapid improvement of all instruments of produc=on, by the immensly facilitated means of communica=on, draws all, even the most barbarian na=on into civilisa=on“
Imperialismus • Sinkende Profitraten (1873-‐1898) -‐> führt zu Rüstungswe8bewerb,
Kolonialismus und schürt die KriegsbereitschaT
• Monopolökonomie: von freiem We8bewerb zur Zentralisa=on und Konzentra=on des Kapitals -‐> Bildung von na=onalen Monopolen
• Überproduk=on und Überakkumula=on -‐> Ausbreitung
• Na=onale Ökonomie: Protek=onis=sch gegenüber Importen
• Warum wich=g? Bourgeoisie des Zentrums ist es möglich, die Arbeiter des Zentrums besser zu stellen und aus dem interna=onalen Proletarierbündnis herauszukaufen.
Weitere Entwicklung (zur Informa=on) • John A Hobson:
– Belebt die Unterkonsump=onstheorie wieder (Krisen resul=eren aus fehlender Nachfrage) – Imperialismus als Resultat einer Verelendung der eigenen Bevölkerung _> Druck nach Außen – Schutz der eigenen Inves==onen als Mo=va=on für Kolonien – Kapitalexport als Resultat einer ungehemmten Entwicklung des Kapitalismus
• Hilf Erding • Rosa Luxemburg • Lenin
– WK 1 als „Imperialismuskrieg“, nicht als Verteidigungskrieg, wie die SPD ihn legi=miert – Merkmale
• Konzentra=on der Produk=on und des Kapitals -‐> Monopole • Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital und Entstehung einer Finanzoligarchie auf
der Basis dieses Finanzkapitals • Kapitalexport zum Unterschied vom Warenexport gewinnet besonders wich=ge Bedeutung es bilden
sich interna=onale monopolis=sche Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich auTeilen • Territoriale AuTeilung der Erde unter den kapitalis=schen Großmächten ist beendet
Kri=k
• Kapital und Arbeit: Triz die Unterscheidung heute noch so zu?
• Sind Bourgeoisie und Proletarier die heu=gen Klassen?
• Primat der Ökonomie: Kann sich eine gesellschaTliche Ordnung aus den ökonomischen Verhältnissen ableiten lassen?
WELTSYSTEMANSATZ
Hintergrund Dependenztheorie • Kernfigur: Raul Prebisch
• Ausgangsfrage: warum gibt es eine Vielzahl von unterentwickelten Staaten?
• Gegenbewegung zu: Modernisierungstheorie – Der Westen: Unterentwicklung ist das Resultat veralteter Strukturen und
Tradi=onen (z.B. Klien=smus, Korrup=on, etc.) Kurzum: ihr selbst seid schuld!
• Kernthese: ste=ge Verschlechterung der Handelsbedingung für den globalen Süden durch die einsei=ge Abhängigkeit ehemaliger Kolonien -‐> Ricardos Vorstellung kompara=ver Vorteile und ‚Harmonie der Interessen‘ sind unzutreffend (Prebisch-‐Singer These)
• Konsequenz: Abspaltung
Geschichtliche Dimension der Dependenztheorie
• Ost-‐West Konflikt führt zum Versuch einer Einbindung LA in den Block der USA (Kennedy: Allianz für den Fortschri8), um den Einfluss der UdSSR zu reduzieren
• Jedoch: ‚Modernisierung‘ der Armut, keine Reduk=on • Rechter Militärputsche, z.B.
– 1964: Bolivien, Brasilien – 1966: Argen=nien – 1973: Ecuador – > Flucht vieler linker Intellektueller nach San=ago de Chile, insbesondere zum CEPAL -‐> hier ist die intellektuelle Heimat der Dependenztheorie
Weltsystemansatz: Immanuel Wallerstein
• Geboren 28. September 1930 in NY, • Inspiriert durch Annales Schule (Ferdinand Braudel) und Marxis=scher Sozialtheorie
• Arbeitet zur Zeit an der Yale University
• h8p://www.iwallerstein.com/
• Zentrales Werk: Die Entwicklung des Kapitalismus, 3 Bände
Weltsystem • Na=onale und interna=onale Poli=k bes=mmen sich aus dem globalen
WirtschaTssystem; – die exis=erenden KräTe lassen sich nicht in na=onale vs interna=onale Poli=k
einfangen, sondern produzieren die Unterscheidung – es gibt weitere KräTe als nur militärische Sicherheit: z.B. Kapitalismus,
Klassenkampf
• nicht Staaten, sondern Klassen als zentrale Akteure
• Jedoch noch andere Akteure: Banken, Universitäten MNU, globale Medien
• Interna=onale Ins=tu=onen: dienen dem Zentrum
• > das System dient nur dem Zentrum, es produziert keinen We8bewerb, sondern Unterdrückung und Ungleichheit
Zentrum/ (Semi-‐) Peripherie • Ausbeutung
– Z > P – Aber auch: ZZ und ZP kooperieren
• Rolle der Semiperipherie: einzelne Industrien, die jedoch am unterem Ende der globalen Wertschöpfungske8e angesiedelt sind. Funk=on: Bereitstellung billiger ArbeitskräTe (Tex=lindustrie)
• Zeigt gleich zwei Unterschiede an: a) es gibt Mobilität in der Peripherie (Gegensatz zu Prebisch) b) Semi-‐Peripherie verhindert eine Abspaltung; es hat keine Interesse die bestehenden Strukturen zu ändern
• Poli=kimplika=on:
– Kapitalismus muss als Ganzes überwunden werden – Importsubs=tu=on als Entwicklung
Geschichtliche Entwicklung: Hegemonien
Habsburger Niederlande Großbritannien USA Aufsteigende Hegemonie
1450-‐ 1575-‐1590 1798-‐1915 1897-‐1913/20
Sieg der Hegemonie
1590-‐1620 1815-‐1850 1913/20-‐1945
Reifephase der Hegemonie
-‐1559 1620-‐1650 1850-‐1873 1945-‐1967
Absteigende Hegemonie
1559-‐1575 1650-‐1672 1873-‐1897 Ab 1968/1973
Quelle: Hopkins/Wallerstein 1982: 118
Staat • Zentrum: Doppelfunk=on in der Aufrechterhaltung des
Weltsystems; a) stellen Großmächte bzw. Hegemonien; b) Einsatz militärischer Gewalt gegenüber der Peripherie und Semiperipherie, um die dominante Posi=on aufrechtzuerhalten
• Semiperipherie: rela=v funk=onierende Verwaltungsstrukturen; autoritärer Charakter dieser Staaten; kleine Elite regiert; Einsatz des Militärs um GewerkschaTen zu verhindern/klein zu halten um billige ArbeitskräTe bereitzustellen
• Peripherie: kleine Elite ‚beherrscht‘ den Staat, dient der dominanten Klasse im Zentrum, nicht der eigenen Bevölkerung;
Unterschied Dependenz und Weltsystemansatz
• Beide: strukturelle Ungleichheit jenseits des Mächtegleichgewichts, sondern in der globalen Produk=onsweise verankert
• Semi-‐Peripherie: – es gibt Mobilität in der Peripherie – Semi-‐Peripherie verhindert eine Abspaltung -‐> Kapitalismus muss als Ganzes überwunden werden
• Poli=kimplika=on: Importsubs=tu=on
Weiterentwicklung (zur Informa=on)
• Galtung: strukturelle Gewalt -‐> Zentrum-‐Zentrum Verbindung – Ver=kale Interak=on: Zentrum vs. Peripherie – Horizontale Interak=on – Feudale Interak=onsstruktur: Peripherieländer sind einsei=g auf die Zentralna=on ausgerichtet, so dass eine
Interak=on zwischen den Peripheriländern weitgehend ausgeschlossen ist, was die Abhängigkeit von der Zentralna=on weiter verstärkt.
• Pos=mperialismus (Sklar und Becker) – MNC als zentrale Akteure > transna=onaler Klassenforma=on – Postna=onale Ära
• Post-‐koloniale und subalterne Ansätze (Edward Said; siehe IB II )
• Empire (Hardt/Negri) – Nicht Staat, sondern Netzwerk – Die ganze GesellschaT ist jetzt einer biopoli=schen Ordnung unterworfen. – Es besteht keine bes=mmbare Arbeiterklasse mehr, sondern nur noch die Mul=tude der Menge. – KontrollgesellschaT -‐>(Überwachung)
GRAMSCI-‐ANSATZ
Hintergrund (zur Informa=on) • Antonio Gramsci, geb. 22. Jan 1891 in Sardinien, gestorben 27. April 1937 in Rom
• Herausgeber der Zeitung L‘Ordine Nuovo (Neue Ordnung) in der „Betriebsratbewegung“
• Gehört zu den Begründern der Kommunis=schen Partei in Italien, Vorsitz: 1926 • Am 27. Februar 1927 von Mussolini verhaTet und zu 20 Jahren GefängnishaT
verurteilt InhaTiert im Gefängnis San Vi8ore
• Im Gefängnis: ste=ge Verschlechterung der Gesundheit
• Dort verfasst er die ‚GefängnisheTe‘: 32 HeTe mit über 2800 Seiten
• S=rbt an Hirnblutung
Kerngedanken von Gramsci
• Kerninteresse: Erklärung der bürgerlichen HerrschaT westlicher Na=onalstaaten
• Staat = poli=sche GesellschaT + ZivilgesellschaT; das heißt Hegemonie gepanzert mit Zwang -‐> Kampfplatz sozialer KräTe
• Hegemonie: nicht Gewalt, sondern über Wissensstrukturen und Subjek=vierungsprozesse,
Gramsci in den IB
• Erklärung der transna=onalen Macht-‐und HerrschaTsverhältnisse – Soziale KräTe; Wissen; Produk=onsweisen – Unterscheidung von posi=ver und kri=scher WissenschaT
• Produk=onsverhältnisse werden in eine VernunTkri=k übersetzt
• Hegemonialer Diskurs vs. marginalisierte Ansätze • Staat: als Kampfplatz sozialer KräTe
Wich=ge Unterscheidung
• Unterscheidung zwischen problemlösungsorien=erter und kri=scher Forschung: – problemlösende Theorien nehmen die Weltordnung als gegeben an; funk=onalis=sche Fragestellung
– Kri=sche Theorie: fragt nach der HerkunT und Wandel der globalen Ordnung – mit dem Ziel eine andere Ordnung möglich zu machen
Beispiel Cox, Social Forces • „theory is always for somebody and for some purpose. All theories
have a perspec=ve. Perspec=ves derive from a posi=on in =me and space, specifically social and poli=cal =me and space. The world is seen from a standpoint defineable in terms of na=on or social class, of dominance or subordina=on, of rising or declining power, of a sense of immobility or of present crisis, of past experience and of hopes and expecta=ons for the future. Of course, sophis=cated theory is never just the expression of a perspec=ve. The more sophis=cated a theory is, the more it reflects upon and transcends ist own perspec=ve; but the ini=al perspecive is always contained within a theory in itself, divorced from a standpoint in =me and space. When any theory so represents itself, it is the more important to examine it as ideology, and to lay bare its concealed perspec=ve.
Quotes • This rela=ve strength of problem solving theory, however, rests upon a false premise, since the social and poli=cal order is not fixed but […] is changing.
• Problem solving theories can be represented…as serving par=cular na=onal, sec=onal or class interests.
• „it is methodologically value-‐free as it treats the variables it considers as objects…but it is value bound by virtue of the fact that it implicitly accpets the prevailing order as its own framework“
Weltordnung • Historische Strukturen aus materiellen Möglichkeiten, Ideen und Ins=tu=onen
– Materie: Produk=on und Organisa=on
– Ideen: Bedeutung und soziale Beziehungen (die auf Habitus und Erwartungsbildung wirken); ‚geteilte Bilder ‚ (collec=ve images)
– Ins=tu=onen: verste=gen Machtbeziehungen (hegemoniale und nicht hegemoniale Strategien); ‚encourage collec=ve images consistent with these power rela=ons‘
• Drei Ebenen oder Handlungssphären: Organisa=on der Produk=on (social forces), Staatsformen und Weltordnungen
• Konsequenzen: – Handlung daher nicht mechanisch, sondern nur:
• „Men make their own history, but they do not make it just as they please; they do not make it under circumstances chosen by themselves, but under circumstances directly encountered, given and transmi8ed from the past. The tradi=on of all the dead genera=ons weighs like a nightmare on the brain of the living”
Handeln • Marx: „Men make their own history, but they do not make it just as
they please; they do not make it under circumstances chosen by themselves, but under circumstances directly encountered, given and transmi8ed from the past. The tradi=on of all the dead genera=ons weighs like a nightmare on the brain of the living”
• Cox: „historical structure: a par=cular combina=on of thought pa8erns, material condi=ons and human ins=tu=ons“ (135)…these structures do not determine people‘s ac=ons in any mechanical sense but cons=tute the context of habits, pressures, expecta=ons and constraints whiwhin which ac=on takes place.“
Historische Strukturen: eine Konfigura=on von KräTen (als
Möglichkeiten) Ins=tu=onen
Materielle Ideen Möglichkeiten
Ziel • Rekonstruk=on hegemonialer historischer Strukturen durch das Offenlegen der gesellschaTlichen und interna=onalen Zusammenhänge von Produk=on, Macht und HerrschaT
• z.B. Finanzkapital und Dominanz globaler Finanzmärkte – Transforma=on von Wohlfahrtssystemen – Arbeitsbedingungen (Ausnutzen von inter-‐na=onalen Unterschieden führt zu einer Abwärtsspirale
– Koopera=on zwischen Staaten
Hegemonie und soziale KräTe
• Hegemonie ist verbunden mit allen drei Dimensionen: material capability/idea/ins=tu=on
> soziale, poli=sche und wirtschaTliche Dimension > nicht auf einen Staat reduzierbar > historisch Kon=ngent
• Van der Pijl: heute dominiert eine transna=onale kapitalis=sche Oligarchie
Hegemonie bei Cox Hegemonie auf der interna=onalen Ebene ist…nur eine Ordnung von Staaten. Es ist eine Ordnung innerhalb einer Weltökonomie mit einer dominanten Produk=onsweise, die alle Länder durchdringt und zu anderen, untergeordneten Produk=onsweisen führt. Es ist auch ein Komplex interna=onaler Sozialbeziehungen, der die sozialen Klassen unterschiedlicher Länder verbindet. Ø Hegemonie ist nicht Macht, sondern ‘fit between
material power, ideology and ins=tu=ons’ , also > soziale, poli=sche und wirtschaTliche Dimension
Spheres of Ac=vi=es
Soziale Produk=onsbeziehungen
Staatsformen
Weltordnungen
Dynamik
• Veränderungen in der Produk=onsweise – führen zu Veränderungen in der Staatsorganisa=on – und damit die Dynamik der Weltordnung
• Beispiel: Buchdruck im 16. Jhd.; Arbeit im 19. Jhd. (> Na=onalismus und Imperialismus); 20. Jahrhundert – Massenproduk=on, 21. Jhd.: Internet?
Weitere Theore=ker (z.I.)
• Stephen Gill – Neuer Kons=tu=onalismus: Marktdisziplin
• Henk Overbeek – Corporate governance und ungleiche Entwicklung
• Kees van der Pijl – Transna=onale Klassenbildung
Regula=onsschule und Finanzialisierung
• Begründer: Michel Aglie8a
• Theore=sche Wurzeln: – Strukturalismus Althusser – Antonio Gramsci – Ferdinand Braudel
• Kernargument: Krisen und Ordnungen gehören zusammen: jede Ordnung hat ihre eigenen Krisen, die sich aus spezifischen Widersprüchen ableiten
Kernbegriffe • Akkumula=onsregime: Organisa=on von Produk=on und
Kapitalströmen – Entlohnung, Mehrwert und Renten – Transforma=on, Produk=onstyp und Staat/GesellschaT Verhältnis
• Regula=onsweise – Regula=on: Prozess, in dem das gesellschaTliche Handeln so
ausgerichtet wird, dass es mit der erweitereten Reproduk=on des Kapitals vereinbar bleibt. > Gesamtzusammenhang sozialer Verhältnisse
– Regulierung: pol Eingriff in ökonomische Prozesse – Ins=tu=onelle Formen
• Arbeitsbeziehungen • Geldsystem • Staat • Das Interna=onale • Form des We8bewerbs
Fordismus
• Fokus auf Arbeitsbeziehungen – Massenproduk=on und Konsump=on – Fokus: Arbeit und Lohn (mit dem Ziel der VollbeschäTigung)
– Keynesianischer Wohlfahrtsstaat – Korpora=smus – Klare Grenze na=onal/interna=onal – Auf Preisen au�auender We8bewerb
Posgordismus
• Fokus auf Finanzmärkte: Verschuldung, Ungleichheit und Ren=ers
• Ins=tu=onen: – Produktdifferenzierung – We8bewerbsstaat; Individualisierung und Risiko – Niedergang der GewerkschaTen – Globalisierung – Intellectual Property Rights _> Patente; Monopole
Unterschied zu bisherigen Ansätzen
• Französische Regula=onsschule analysiert primär na=onalstaatliche Systeme.
• Grund: Kri=k an Dependenz und Weltsystemtheorie: haben die Dynamiken des Weltmarkts analysiert-‐ und können nicht die unterschiedlichen Dynamiken zwischen den Staaten ausreichend erklären
• Ebenso: Klassenkampf und Verteilungsfragen sind immer noch na=onalstaatlich organisiert
Weitere Vertreter (z.I.) • Robert Boyer
• Pascal Pe=t
• Dominique Philon
• Alain Lipietz
• Robert Jessop
Weitere Entwicklung (z.I.)
• Spielarten des Kapitalismus [VOC] – Liberalisierte Formen – Koordinierte Formen
Komplementaritäten von Liberal Market Economies (LME) und Coordinated Market Economies (CME)
InsAtuAoneller Bereich LME CME
Industrielle Beziehungen bzw. Arbeitsbeziehungen
Weitgehend begrenzt auf die Lohn-‐Profitverteilung Kontrolle durch Management
Wich=g für strategische Interak=on und Verhandlungen Beteiligungsform der BeschäTigen, Mitbes=mmung
Corperate Governance Bezug auf Kapitalmarkt; kurzfris=ge Orien=erung
Bezug auf/Abhängigkeit von Bankkrediten; langfris=ge Orien=erung
Zwischenbetriebliche Beziehungen Kompe==v; preisbes=mmte Lieferbeziehungen
Netzwerkbeziehungen, Kapitalverflechtungen, strategische Interak=on
Berufliche Bildung Hohes Gewicht allgemeiner Fähigkeiten; begrenzt Berufsausbildung
Hohes Gewicht spezifischer Fähigkeiten; Auszubildenden-‐System o.ä.
Soziale Sicherung Residuale soziale Sicherung; geringe Entlassungshürden
Rela=v „großzügige“ soziale Sicherung; Kündigungsschutz
Produktmarktregulierung Geringe Begrenzung des We8bewerbs; Laissez-‐faire-‐Prinzip
Ausmaß des We8bewerbs von weiteren, z.B. Zielen abhängig
Quelle: nach Becker 2007: 267
ZUSAMMENFASSUNG
System • Es gibt eine Arbeitsteilung zwischen Staaten
• IB ist blind für die produk=ve Macht des Kapitalismus
• Verbindung WirtschaT/Poli=k und Wissen/Macht • Ordnung: nicht nur horizontale sondern auch ver=kale Machtverhältnisse zwischen Staaten
Kri=k am Neorealismus
• Neorealismus bleibt blind für das Verhältnis von Staat und GesellschaT/ZivilgesellschaT. Nur aus diesem Grund kann er behaupten, der Staat sei eine ahistorische ‘Variable’
• Historischer Materialismus erlaubt eine Verbindung zwischen inter-‐und intra-‐na=onalen Beziehungen, durch die Analyse von historischen Strukturen und damit die Analyse von unterschiedlichen Staatsformen