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Was ist ‚Lokalkolorit‘?

Lokalkolorit ist ein Forschungsprojekt an der Hochschule Mainz, Fachbereich Gestaltung im Studiengang Innenarchitektur von Prof. Dipl.-Ing. Markus Pretnar.

Das Projekt erprobt eine Methode zur einfachen Erfassung der farblichen Identität von Städten und Ortschaften. Die Methodenerprobung soll Erkenntnisse bezüglich der farblichen Erfassung des Zusammenspiels von Farbe, Raum, Stadt und Wahrnehmung erbringen und gleichzeitig eine erste Kartografie lokaler farblicher Muster im räumlichen Zusammenhang ergeben.

Was ist der Anlass für das Forschungsprojekt?

Ich unterrichte das Fach ‚Farbe und Raum‘ am Studiengang Innen- architektur, die Frage nach der farblichen Identität von Räumen ist eine basale Frage der Raumgestaltung. Der Wunsch nach funktionaler Farb-gestaltung, im Sinne psychologisch oder sozio-kultureller Wirkungen, ist groß. Gleichzeitig ist Farbe individueller Bedeutungsträger und zudem emotional erfahrbar, damit entzieht sich das Farbliche an diesem Punkt einer allgemeingültigen Funktionalisierung. Eine Arbeitshypothese des Projektes ist, dass es lokal bezogene Farbkul-turen gibt welche die Identität und die Wahrnehmung von Orten beeinflussen. Eine Erfassung und Beschreibung dieser ‚Lokalkolorite‘ kann in der Folge eine Basis für weitere Erkenntnisse in der Farbgestaltung darstellen. Vor allem vor dem Hintergrund einer globalisierten Medienästhetik, welt-weiten Marketingstrategien sowie dem unbestimmten Gefühl, dass sich In-nenstädte visuell und atmosphärisch immer weiter angleichen, können die Ergebnisse dieser Arbeit Ansatzpunkte zur differenzierten Auseinanderset-zung mit der Frage nach der Sinnhaftigkeit farblicher Gestaltung liefern.

Warum Stadt und nicht Innenraum?

Gestaltungsprinzipien sind bis zu einem gewissen Grad universell, die Stadt ist im Vergleich das offenere, stärker vernetzte und gleichzeitig komplexere System gegenüber dem stets singulären ‚Innenraum‘. Nicht zuletzt ist die Stadt als öffentlicher Ort zugänglicher als die meisten Innenräume.

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Wie ist der Projektablauf?

Im Sommer 2015 werde ich 22 Städte in 10 Ländern entlang des 26ten Längengrades untersuchen. Der 26te Längengrad stellt die längste wei-testgehend über Land laufende Nord-Süd Achse Europas dar.

In jeder Stadt werde ich zuvor spezifizierte, öffentliche Orte aufsuchen und fotografisch unter vergleichbaren Bedingungen aufnehmen. Eine Liste der Städte und die Kategorien der aufgesuchten Orte liste ich weiter unten auf.

Die Aufnahmen an jedem Ort sind 360°-Panoramen deren erstes Bild immer genordet aufgenommen wird. Ich werde Vergleichbare Orte in ver-schiedenen Städten zum gleichen Sonnenstand aufnehmen um möglichst geringe Differenzen der jeweiligen Lichtsituation zu erhalten.

Dennoch liegt der Fokus nicht auf einer farbmetrischen Vergleichbarkeit der Ergebnisse, diese wären nur unter einem erheblichen Mehraufwand an Zeit und Material zu bewerkstelligen. Die Vergleichbarkeit innerhalb der Untersuchungsreihe steht im Vordergrund.

Die Aufnahmen der Orte werden per Software farblich analysiert und Häu-figkeiten im Farbvorkommen ausgelesen. Die daraus entstandenen Farbta-bellen werden mit den Orten verknüpft und variabel, je nach Abfrage des Datensatzes, in Verbindung gebracht.

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Welche Technik kommt zum Einsatz?

Ich fotografiere mit einer Panasonic Lumix DMC-LX5 im RAW Format um in der Nachbearbeitung verlustfrei Weißabgleich und Farbkalibrierung vornehmen zu können.

Zur Kalibrierung der Aufnahmen verwende ich den X-Rite Color Checker Passport mit der entsprechenden Kalibrierungsoftware.

Auf der Reise werden die Aufnahmen auf einem Lenovo S8 Android-Tab-let mit der Software Photo Mate R2 überprüft. Nach der Reise in Adobe Camera Raw und Adobe Photoshop bearbeitet und per eigens geschrie-bener Software ausgelesen.

Die Farbwerte werden proportional zueinander, nach jeweiliger Abfrage des Datensatzes, grafisch in Adobe Illustrator aufbereitet.

Einzelne Farbwerte werden zur Kontrolle mit einem mobilen Farbmessge-rät, dem X-Rite Capsure, aufgenommen.

Den Sonnenstand am Aufnahmeort zu kontrollieren benutze ich die And-roid-App ‚Sonnenverlauf‘ von Torsten Hoffmann.

Die Verwaltung der Aufnahmeorte und Navigation übernimmt ein Garmin GPSMap62 und auf Android die App Locus Pro mit OSM-Karten.

Um den Streckenverlauf der Reise und die Anlaufpunkte vorab zu planen nutze ich Garmin Mapsource, Google Earth und Google Maps.

Wie werden die Ergebnisse veröffentlicht?

Nach Abschluss des Projektes werde ich im Frühjahr 2016 die Ergebnisse in Buchform veröffentlichen.

Die Reise werde ich auf der Website

http://yeah.hs-mainz.de/category/lokalkolorit15/

fortlaufend dokumentieren.

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Wie werden die Ergebnisse ver- oder gewertet?

Die Untersuchung ist ergebnisoffen angelegt und wird im ersten Schritt keine Thesen bezüglich der Farbigkeit und Identität von Orten oder be- oder widerlegen. Die Beantwortung gestalterischer Fragen oder wahrneh-mungspsychologische Erkenntnisse werden, so einfach das klingt, in der Interpretation des Betrachters liegen.

Lediglich die Untersuchungsmethode wird bewertet werden um sie für zukünftige Projekte verbessern zu können.

Und dann?

Das Projekt Lokalkolorit soll der Start für eine dauerhafte Auseinanderset-zung mit dem Zusammenhang von Ort und farblicher Identität werden.

Die Frage ist so erschöpfend groß, dass ich dafür in Zukunft mit Experten aus Nachbardisziplinen der Gestaltung, z.B. der Soziologie, Geografie, Farbherstellern, Kommunikationstheoretikern und Marketing zusammen arbeiten möchte.

Lokalkolorit wird die Grundlage für den Austausch sein.

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Land Stadt Einwohner Position Zenit/Besuchszeit

Norwegen Nordkap 0 N71 10.257 E25 47.020 12:13:31

Norwegen Honningsvag 2367 N70 58.937 E25 58.212 12:13:01

Finnland Inari 459 N68 54.303 E27 01.821 13:09:07

Finnland Rovaniemi 61.490 N66 29.821 E25 43.500 13:14:53

Finnland Oulu 195.821 N65 00.757 E25 28.287 13:16:13

Finnland Kuopio 107.541 N62 53.600 E27 40.760 13:07:54

Finnland Tampere 222.512 N61 29.889 E23 45.661 13:24:08

Finnland Helsinki 620.982 N60 10.399 E24 56.461 13:20:01

Estland Tallinn 429.899 N59 26.212 E24 45.214 13:21:24

Lettland Riga 699.203 N56 56.979 E24 06.311 13:24:38

Lettland Daugavpils 97.373 N55 52.484 E26 32.171 13:15:34

Litauen Vilnius 537.152 N54 41.229 E25 16.779 13:21:14

Belarus Minsk 1.921.861 N53 54.273 E27 33.688 13:12:45

Belarus Brest 309.764 N52 05.857 E23 44.043 13:28:40

Ukraine Lviv 734.000 N49 50.381 E24 01.783 13:29:36

Ukraine Ternopil 245.000 N49 33.211 E25 35.686 13:23:45

Ukraine Czernowitz 242.300 N48 17.525 E25 56.150 13:22:37

Rumänien Brasov 253.200 N45 40.000 E25 37.000 13:24:01

Rumänien Bukarest 1.883.425 N44 25.606 E26 06.152 13:22:07

Bulgarien Plowdiw 366.779 N42 08.125 E24 44.718 13:27:29

Griechenland Thessaloniki 325.182 N40 38.404 E22 56.665 13:34:21

Griechenland Athen 664.046 N37 59.037 E23 43.761 13:30:39

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Orte, die in jeder Stadt* aufgenommen werden:

- Stadttore: - Bahnhofsvorplatz - Haupteinfallstraße(n) am Stadtrand, Beginn der Bebauung

- Der Ort an dem Google Earth den ‚Pin‘ setzt.

- Einen Ort am Rand der Stadt, Stadtrand gemäß Google Algorithmus.

- Mitte Fußgängerzone, der Länge nach.

- Der am dichtesten besiedelte Stadtteil im Stadtgebiet.

- Der am dünnsten besiedelte Stadtteil im Stadtgebiet.

- Das älteste noch bewirtschaftete Gebäude der Stadt.

- Neues(tes), schon bezogene Wohnbauviertel.

- Imagebildende architektonische Superzeichen/Sehenswürdigkeit.

- Ort an dem das höchste Bruttosozialprodukt erwirtschaftet wird.

- Ort an dem das geringste Bruttosozialprodukt erwirtschaftet wird.

* natürlich sofern solche Orte überhaupt in der Stadt vorhanden sind.

Es gibt eine Online-Umfrage zu diesen Orten, ich würde mich freuen, wenn sie die Zeit finden diese auszufüllen:

http://yeah.hs-mainz.de/online-umfrage-lokalkolorit/

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Prof. Dipl.-Ing. Markus Pretnar Farbe im Raum Entwurf

Hochschule Mainz Innenarchitektur & Kommunikation im Raum Holzstraße 36 55116 Mainz

[email protected] http://yeah.hs-mainz.de http://ia.hs-mainz.de

Mein Dank in Vorbereitung des Projektes gilt besonders:

Frank Baumann, Goetheinstitut Minsk Prof. Dr. Christoph Häberle, HdM Stuttgart Martina Pipprich, Fotografie Mainz Prof. Holger Reckter, HS-Mainz Dipl.-Designer Petra Ruhnau, Caparol FarbDesignStudio Prof. Markus Schlegel, HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen FarbDesignStudio Caparol, Ober-Ramstadt