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1 Kakao - macht jeden glücklich? Die vorgestellte Unterrichtsreihe behandelt das Thema Kakao und geht dabei auf die Aspekte der Ökologie, Ökonomie und soziale Situation ein. Im Stundenverlauf erlangen die Schülerinnen und Schüler anhand von Stationen Expertenwissen zu einem ausgewiesenen Thema. Sie erhalten die Möglichkeit einen Lebensweltbezug herzustellen. er durchschnittliche Schokoladenkonsum in Deutschland pro Kopf liegt im Jahr bei ca. 9 kg. Doch auf welchem Weg und unter welchen Umständen findet die Schokolade in unsere Läden? Kakao wird auf Plantagen in Äquatornähe angepflanzt. Die Pflanze braucht einen nährstoffreichen Boden, hohe Niederschläge und eine Temperatur im Jahresmittel von 25°C. Der Kakaobaum ist empfindlich gegenüber Temperaturschwankungen und muss im Schatten größer Pflanzen stehen. Dieses Klima findet sich beispielsweise in Lateinamerika, wo der Kakao ursprünglich angebaut wurde. Die Ureinwohner Lateinamerikas (Inka) nannten es, das “Getränk der Götter”. Zusätzlich wurde es als Zahlungmittel eingesätzt. Heute wird Kakao als Massenprodukt auf den Weltmarkt geworfen und stammt zu einem Großteil aus Westafrika. Der Preis für Kakao ist somit in den Jahren gesunken. Die Leittragenden der Wertschöpfungskette sind die Arbeiter auf den Plantagen. Unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder, die nicht einmal den Geschmack von Schokolade selbst kennen. Die Weiterverarbeitung zu Schokolade vollzieht sich in den Industrieländern, in denen der Konsum steigt. Allerdings gibt es auch Organisationen, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen. Mit zertifizierter Ware erhalten die Bauern einen 10 prozentigen Aufschlag. Dafür kann der Lohn der Arbeiter erhöht werden und die Umstellung auf einen menschenwürdigen Arbeitsplatz geschaffen werden. Ausschlaggebend für eine Umstellung sind zum einen die Konzerne D ___________________________________________________________________________ ________________________ Bildungsprojekt „Vernetzte Erde“ - www.vernetzte-er.de Tatort – Straßen der Welt e.V. - www.tatort-verein.org

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Kakao - macht jeden glücklich?

Die vorgestellte Unterrichtsreihe behandelt das Thema Kakao und geht dabei auf die Aspekte der Ökologie, Ökonomie und soziale Situation ein. Im Stundenverlauf erlangen die Schülerinnen und Schüler anhand von Stationen Expertenwissen zu einem ausgewiesenen Thema. Sie erhalten die Möglichkeit einen Lebensweltbezug herzustellen.

er durchschnittliche Schokoladenkonsum in Deutschland pro Kopf liegt im Jahr bei ca. 9 kg. Doch auf welchem Weg und unter welchen Umständen findet die Schokolade in unsere Läden? Kakao wird auf Plantagen in Äquatornähe angepflanzt. Die Pflanze braucht einen

nährstoffreichen Boden, hohe Niederschläge und eine Temperatur im Jahresmittel von 25°C. Der Kakaobaum ist empfindlich gegenüber Temperaturschwankungen und muss im Schatten größer Pflanzen stehen. Dieses Klima findet sich beispielsweise in Lateinamerika, wo der Kakao ursprünglich angebaut wurde. Die Ureinwohner Lateinamerikas (Inka) nannten es, das “Getränk der Götter”. Zusätzlich wurde es als Zahlungmittel eingesätzt. Heute wird Kakao als Massenprodukt auf den Weltmarkt geworfen und stammt zu einem Großteil aus Westafrika. Der Preis für Kakao ist somit in den Jahren gesunken. Die Leittragenden der Wertschöpfungskette sind die Arbeiter auf den Plantagen. Unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder, die nicht einmal den Geschmack von Schokolade selbst kennen. Die Weiterverarbeitung zu Schokolade vollzieht sich in den Industrieländern, in denen der Konsum steigt. Allerdings gibt es auch Organisationen, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen. Mit zertifizierter Ware erhalten die Bauern einen 10 prozentigen Aufschlag. Dafür kann der Lohn der Arbeiter erhöht werden und die Umstellung auf einen menschenwürdigen Arbeitsplatz geschaffen werden. Ausschlaggebend für eine Umstellung sind zum einen die Konzerne und zum anderen die Händler. Zudem können die Verbraucher die Nachfrage für fair gehandelte Schokolade beeinflussen und somit der Motor für menschenwürdige Arbeitsbedingungen sein.

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Das Thema im Unterricht

Planung und Zeitrahmen

Klassenstufe: 8. KlasseZeitbedarf: 3 StundenLehrplanbezüge: Tropische Länder, Landwirtschaft und Industrie, sozioökonomische Aspekte

Kompetenzen:Die Schülerinnen und Schüler sollen:

1. Die Kakaoanbaugebiete im Kakaogürtel am Äquator anhand der „stummen“ Weltkarte verorten und die ökologischen Bedingungen im Schüler-Lehrer-Gespräch erkennen.(Energizer)

2. Einflussfaktoren erarbeiten, die auf die sozialen, ökologischen und ökonomischen Komponenten des Kakaoanbaus eingehen. Sie sollen den Umgang mit graphischen Abbildungen (Tabellen, Texte, Bilder, etc.) schulen. In der Gruppenarbeitsphase soll die Sozialkompetenz gefördert werden. Fachlich sollen die drei Themengebiete der sozialen (die Situation der Bauern), ökonomischen (Wertschöpfungskette, Preisentwicklung von Kakao) und ökologischen (Ökologie der Pflanze) Komponente erarbeitet und vertieft werden.

3. Beim Wortballspiel die Ergebnisse der Erarbeitungsphase sichern. Dabei soll die Teamfähigkeit unterstützt werden.

4. In der Transferphase eigenen Lebensweltbezug zum Thema herstellen.

Als Einstieg wird mit Hilfe einer Weltkarte ein Energizer gestaltet. Die Schülerinnen und Schüler (SuS) sollen dabei die Länder verorten, in denen Kakao angebaut wird. Sie bekommen jeder 1-2 Post-it’s, auf denen jeweils ein Anbauland steht. Material siehe M1.Anmerkung zum Einstieg: Um die SuS in den Unterrichtsverlauf weiterhin mit einzubinden, ist es sinnvoll nach dem Energizer Problemstellungen zum Thema Kakao von den SuS formulieren zu lassen. Eine intensive Aktivierung und Einbindung der SuS in den Arbeitsprozess ist somit gegeben. Das Interesse der SuS kann durch die eigenen Fragestellungen geweckt werden. Die Informationen zu den Fragestellungen ergeben sich anhand der Weltkarte. Beispiel: Schüler stellen fest, dass die Länder alle am Äquator liegen. Die Frage nach dem „Warum?“ kann aufgeworfen werden. Hieraus lässt sich der Bogen zum Thema „Ökologie der Pflanze“ schließen. Ebenso lassen sich hierüber auch die anderen Themengebiete erschließen.

In der Erarbeitungsphase wird die Klasse in drei thematisch sortierte Gruppen eingeteilt. Die Themengebiete werden in einer Gruppenarbeit bearbeitet. Diese lauten:

Ökonomische Aspekte von Kakao Die soziale Situation der Bauern Ökologie der Pflanze

Die SuS bekommen zu ihrem Thema Handreichungen der Lehrperson, an Hand derer sie zu ihrem Themengebiet ein Plakat erarbeiten können. Das Plakat soll ansprechend für die Mitschülerinnen und Mitschüler gestaltet werden. Zudem formulieren die Gruppen jeweils einige Fragen zu ihrem Plakat, welche von den Mitschülerinnen und Mitschülern in der nächsten Phase beantwortet werden. Die Fragen sollen möglichst verschiedene Schwierigkeitsniveaus aufweisen.Die Lehrperson steht während der Erarbeitungsphase für Rückfragen und Hilfestellungen zur Verfügung.

In der Sicherungsphase werden die erstellten Plakate im Klassenraum aufgehangen. Die entwickelten Fragen werden neben dem Plakat platziert, zunächst verdeckt. Nun begeben sich die Gruppen zu den ___________________________________________________________________________________________________

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verschiedenen Plakaten. Nach dem ersten Durchlesen, werden die Fragen aufgedeckt und beantwortet. Nach einem Signal wechseln die Gruppen zum nächsten Plakat weiter.

Im Anschluss wird die Durchführungsphase durch das Wortballspiel gesichert. Material siehe M2.

Die Transferphase zielt darauf ab, das gelernte Wissen in die Lebenswelt der SuS zu übertragen. Dafür ist eine Mindmap im Klassenverband vorgesehen. Diese kann an der Tafel schriftlich fixiert werden. Dabei steht die Ich-Komponente im Zentrum. Angeleitet durch die Frage: Was kann ich als Konsument zur Nachhaltigkeit von Kakao beitragen?

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M1 Energizer-Einstieg

Weltkarte: Kakaoanbau

Verortung der Länder, in denen Kakao angebaut wird.

Anleitung der Durchführung des EnergizerDie Lehrperson verteilt an jeden Schüler Post-it’s. Auf diesen Post-it’s steht jeweils ein Land, in dem Kakao angebaut wird. Anschließend werden die unten stehenden Fragen gestellt, die die SuS mit Ja oder Nein beantworten müssen. Beantworten die SuS die Frage mit Ja, so stehen sie auf. Verneinen sie diese, so bleiben sie sitzen. Alle SuS die korrekt geantwortet haben, dürfen ihr Post-it an der stummen Weltkarte (M2) anbringen. Hierbei ist auf die richtige Verortung zu achten.

Länder: Lateinamerika: Brasilien, Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Mexiko, Dominikanische Republik,

Guatemala, Kuba, Jamaika, Haiti, Costa Rica, Panama, Nicaragua, Bolivien, Peru, Honduras, El Salvador, Puerto Rico, Trinidad und Tobago

Afrika: Kamerun, Kongo, Gabun, Äquatorial Guinea, Elfenbeinküste, Nigeria, Togo, Ghana, Sierra Leone, Guinea, Madagaskar, Uganda, Tansania, Benin, Liberia

Asien: Papua Neuguinea, Indonesien, Malaysia

Fragen: Beträgt der durchschnittliche Konsum von Schokolade im Jahr 8 kg pro Person (in

Deutschland)? Lösung: Ja Werden in China Kakaopflanzen angebaut? Lösung: Nein Muss der Boden für den Anbau trocken und Nährstoffarm sein? Lösung: Nein Ist die Kakaopflanze anfällig gegenüber Klimaschwankungen? Lösung: Ja Wurde Kakao in Zentralamerika als Zahlungsmittel verwendet? Lösung: Ja Ist die USA der größte Importeur von westafrikanischem Kakao? Lösung: Nein

Zweck der Fragen:Die Fragen sollen einen groben Überblick über die physisch-geographischen Aspekte des Kakaoanbaus liefern. Im Anschluss wird im Plenum Rückbezug zu den oben gestellten Fragen hergestellt. Folgende Fragen dienen als Hilfestellung:

1. Was haben die Länder gemeinsam (in denen Kakao angebaut wird)? (siehe geographische Lage)

2. Wieso wächst bei uns (in Europa) kein Kakao?3. Was können mögliche Vegetationsbedingungen sein?4. Welchen Wert hat Kakao in unserer Gesellschaft? (Vergleich Kakao als Zahlungsmittel)

M2 Wortball-Spiel

Sicherung___________________________________________________________________________________________________

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Spielerische Sicherung der Erarbeitungs- und Durchführungsphase

Anleitung der Durchführung des Wortballspiels

Zum Aufbau des Spieles wird die Tafel wie in der Abbildung zu sehen mit Din A 4 Seiten präpariert.Die oberste Zeile bildet dabei die Themengebiete ab. Je nach Thema werden die Felder von oben nach unten im Schwierigkeitsgrad ansteigend sortiert. Auf jedem DIN A4 Zettel (Felder) mit Wertigkeit steht eine Frage. Die Fragen sollen möglichst an den Museumsrundgang anschließen. Die Schülerinnen und Schüler bleiben in den Gruppen der Erarbeitungsphase eingeteilt. Sie versuchen mit einem Ball ein Feld mit Wertigkeit an der Tafel zu treffen. Das getroffene Feld wird umgedreht und darf von der Gruppe beantwortet werden. Ist die Antwort korrekt, so erhalten sie die Wertigkeit des Feldes zugeschrieben. Ist die Antwort falsch, so wird sie für das Plenum freigegeben. Die Gruppe mit der höchsten Punktanzahl gewinnt.

Abbildung an der Tafel:

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Thema 1 Thema 2

10 10

20

30

20 20

10

Thema 3

30 30

Wortball-Fragen

10 Punkte: Wie lauten die 3 wichtigsten Zertifikate der Nachhaltigkeit?-UTZ, Fair Trade und Rainforest Alliance

20 Punkte: Unter welchen ökologischen Bedingungen wächst die Kakaopflanze?- Jahresmitteltemperatur ca.25°C, Jahresniederschlag bei 1500mm

30 Punkte: In welchen Schritten wird die Ernte der Kakaopflanze vollzogen? -Frucht von dem Kakaobaum abschneiden, Frucht öffnen, Bohnen rausholen und fermentieren, waschen und trocknen.

Wortball-Fragen

10 Punkte: Wie hoch ist der Anteil den ein Bauer an einer Tafel Schokolade verdient?- Ghana: 4,4 Cent/ 5,6%, Elfenbeinküste: 3,15 Cent/ 4,4%.

20 Punkte: Nenne 3 Gründe für den Einbruch des Kakaopreises- gesteigerte Ernten, verbesserte Transportmöglichkeiten, modernere Kommunikationstechnologie, Unternehmenszusammenschlüsse

30 Punkte: Erkläre grob die Weiterverarbeitungsstufen der Wertschöpfungskette von Kakao? - 1. Kakaoanbau und erste Schritte, 2. Handelsstufe, 3. Weiterverarbeitung der Bohne, 4. Herstellung zu Schokolade, 5. Der Weg zum Kunden

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Die soziale Situation der Bauern

Leben und Arbeiten

Aufgabe

1. Lies dir den Text aufmerksam durch.

Es benötigt verschiedene Schritte, um aus einer Kakaofrucht einen Schokoriegel herzustellen. Man geht davon aus, dass die Produzenten, etwa 75 Prozent der Kakaobauern und ihre Familien, in den tropischen Ländern noch nie ein Stück Schokolade probiert haben und nicht wissen wie Schokolade schmeckt. Die Kakaobauern und Kakaoplantagenarbeiter mit ihren Familien gehören meist zu den ärmsten Bevölkerungsschichten eines Landes.

twa 40-50 Millionen Menschen sind heutzutage vom Kakaoanbau abhängig. Der

Kakao wird in mehr als 30 tropischen Ländern angebaut. Kakao nennt man auch das „schwarze Gold“, denn es gehört zu den meistgehandelten Rohstoffen und die Kakaobohnen gehören zu den wertvollsten landwirtschaftlichen Produkten weltweit.

E

Die Lebensbedingen der Menschen, die auf den Plantagen arbeiten sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Der Kakao wird entweder in kleinbäuerlichen Betrieben oder auf großen Plantagen angebaut. Auf großen Plantagen arbeiten oft Lohnarbeiter. Deren Arbeitsbedingungen sind meistens sehr schlecht. Sie verwenden ungeschützt Pestizide und Insektizide. Ebenso arbeiten Kinder auf diesen Plantagen. Bei kleinbäuerlichen Betrieben haben die Bauern die Möglichkeit, neben dem Kakaoanbau für den Export, Pflanzen für den eigenen Bedarf anzubauen. Sie können sich dadurch mit den wichtigsten Grundnahrungsmitteln versorgen. Die Arbeit ist mühsam und der Lohn ist sehr gering. Die Bauern brauchen Hilfe von ihren Kindern, damit sie den Lebensunterhalt sichern können. Sie leben in einfachen Behausungen, oft ohne fließendes Wasser und Elektrizität. Krankenhäuser und Schulen sind oft weit entfernt und die hygienischen Bedingungen häufig katastrophal. Die Kinder haben kaum die Chance eine Schule zu besuchen, weil sie auf den Plantagen arbeiten müssen. Deswegen können sie später auch keine Ausbildung machen.

Länderbeispiel GhanaGhana liegt an der westafrikanischen Küste und gehört zu den größten Kakaoproduzenten. Im Vergleich zu Deutschland (HDI (Human Development Index) Rang 5 (2012)) ist Ghana (HDI Rang 135) ein sehr armes Land. Ghana ist umschlossen von der Elfenbeinküste, Burkina Faso und Togo. Im Süden grenzt es an den Golf von Guinea (Atlantischer Ozean). Im Jahre 1957 wurde das Land von der britischen Kolonie unabhängig. Gold ist das wichtigste Exportgut von Ghana und der Export von Kakao eine wichtige Einnahmequelle. Der Kakaoanbau begann im ___________________________________________________________________________________________________

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„Ich habe noch nie ein Stück Schokolade probiert.“

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größeren Umfang ab dem Jahr 1879. Ab 1940 wurde der Kakaosektor vom Staat zunehmend gefördert und reguliert, Grund dafür war die Ausbreitung von Krankheiten, die die Produktion stark beeinträchtigt haben. Die Regierung stellt den Bauern Spritzmittel verbilligt zur Verfügung und regelt mit Hilfe von Sprühaktionen die Bekämpfung gegen Schädlinge und Krankheiten. Außerdem hat die Regierung Straßen bauen lassen und gab kostenlose Pestizide und Fungizide (tötet Pilze ab) an die Bauern aus und organisierte flächendeckende Sprühaktionen. Zwischen 2001 und 2004 verdoppelten sich daraufhin die Erntemengen. Ghana ist der weltweit größte Produzent von hochwertigem Kakao. In Ghana wird von etwa 700.000 Bauern Kakao angebaut. Die meisten Menschen erwirtschaften mit dem Anbau von Kakao ihr Haushaltseinkommen. Der Preis wird zu Beginn der Erntesaison festgelegt, steigt der Weltmarktpreis während der Ernte, wird der Mindestpreis nicht erhöht.. Ihr Einkommen bekommen sie nur während der Erntezeit und müssen den Rest des Jahres damit überbrücken.

Tabelle M1

Soziale Situation der Kinder

ach einer Studie von 2006 ist bekannt, dass viele Kinder, die auf den Kakaoplantagen arbeiten schweren Lasten ausgesetzt sind. Sie benutzen Macheten (Messer), um direkt am Stamm wachsende Früchte abschlagen zu können. Die Hälfte der Kinder haben Pestizide angewendet

oder sind den Düngemitteln ausgesetzt. Die Arbeit auf den Kakaoplantagen ist verletzungsträchtig, viele Kinder haben sich Verletzungen oder Krankheiten bei der Farmarbeit zugezogen. Sie tragen zu schwere Lasten, stürzen, werden von Tieren gebissen und verletzen sich mit den Macheten. Viele Kinder tragen keine Schutzkleidung. Da die Kinder immer wieder die gleiche Bewegung ausüben, klagen sie über Schmerzen, durch monotone Arbeitsbewegungen. Sie haben Zugang zu Gesundheitsversorgungen, aber nur wenige Personen haben eine Krankenversicherung. Nur knappe 70 Prozent haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die meisten Kinder arbeiten nachmittags, an den

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GhanaEinwohnerzahl (2007) 23.5 Mio.Fläche 238.537 km²Einwohner je km² 93Bevölkerung mit weniger als 1 Us-Dollar pro Tag

44,8 %

Lebenserwartung 2005 59,1 JahreKindersterblichkeit je 1000 bis Alter 5 Jahre (2005)

68

Analphabetenrate (15 Jahre und Älter)

42,1 %

Einschulungsraten in Grundschulen 2005

65 %

HDI 2012 (Human Development Index)(Menschlicher Entwicklungsindex, berechnet aus Pro-Kopf-Einkommen, Lebenserwartung und Bildungsstand)

0.541 (135)

BIP (Bruttoinlandsprodukt): Wert aller in einem Jahr produzierten Waren und Dienstleistungen

15,2 Mrd. US-Dollar (2007)

BIP pro Kopf 590 US- Dollar (2007)Wirtschaftswachstum (2007) 6,3 %Exporte (2007) 5.946 Mio. US-DollarImporte (2007) 9.945 Mio. US-Dollar

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Wochenenden und in den Ferien. Lesen und Scheiben können nur 54 Prozent der Kinder (Republic of Ghana 2008). Jüngere und ältere Kinder helfen bei der Arbeit, die jüngeren 5-12 Jährigen helfen beim Unkrautjäten und dem Sammeln und Tragen von Kakaofrüchten. Die älteren Kinder helfen bei der Ernte und dem Aufbrechen der Kakaofrüchte. Die Kinder arbeiten ungefähr 4-8 Stunden am Tag. Über den Menschenhandel auf den Kakaofarmen ist laut der Regierung nichts bekannt, trotzdem schreibt die International Cocoa Initiative, dass im Jahr 2008 13 Fälle von Kinderhandel festgestellt worden sind.

Soziale Situation der Erwachsenen

ber die soziale Situation der Erwachsenen ist für Ghana nicht viel bekannt. Einige Bauern sind über den Anbau von Kakao wohlhabend geworden. (Boas/Huser 2006:43). 70 % der Bauern bewirtschaften Plantagen, die ihnen gehören. Der Rest arbeitet auf dem Land, das ihnen nicht

gehört. Sie dürfen in diesen Fällen Kakao und Nahrungsmittel anbauen, müssen aber die Ernte mit dem Landbesitzer teilen („Abusa“-System). Der Landbesitzer bekommt zwei Drittel der Erträge und der Arbeiter den Rest. Die Eltern sehen für ihre Kinder keine Zukunft im Kakaoanbau, der Grund dafür ist das relativ geringe Einkommen. Es ist nicht genau bekannt und von Region zu Region unterschiedlich, wie hoch das Einkommen für die Bauern ist. Generell lässt sich sagen, dass der Preis für die schwere Arbeit viel zu gering ist.

Ü

Fairer HandelDie Bauern pflanzen zum Teil Bio-Kakao an, der weniger anfällig für Schädlinge ist. Sie verzichten dabei auf chemische Pflanzenschutzmittel. Sie können dadurch höhere Einkünfte erwirtschaften, weshalb sie auf Kinderarbeit verzichten können. Dies gilt ebenso für den Fairen Handel, die Erlöse sind stabiler und schützen ihre Gesundheit mit dem Verzicht auf Pestizide. Die faire, kinderarbeitsfreie Schokolade garantiert dafür, dass Kinderarbeit ausgeschlossen wird. Um das

„Fair-trade-Siegel“ zu erhalten, müssen die Kinder zur Schule gehen. Sie dürfen nur in Ausnahmesituationen auf den elterlichen Plantagen aushelfen. Diese fair gehandelte Schokolade garantiert soziale Mindeststandards, darunter fällt zum einen der Verzicht auf Kinderarbeit.

Aufgaben

2. Tauscht euch innerhalb der Gruppen über den Inhalt des Textes aus.3. Erstellt innerhalb der Gruppe ein ansprechendes Plakat zum Thema: Die soziale Situation der Bauern, und bezieht euch auf die Inhalte des Textes. 4. Formuliert ca. 5 Fragen zu eurem Plakat und schreibt sie auf ein gesondertes Blatt, dass ihr anschließend in einen Briefumschlag legt.

Literatur: www.suedwind-institut.de

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Ökologie der KakaopflanzeAufgabe

1. Lies dir den Text aufmerksam durch.

Schokolade zählt heute zu den beliebtesten Süßigkeiten. Im Supermarkt können wir die Schokolade in vielfältigen Variationen erwerben. Dazu gehört zum einen die Tafel Schokolade, Schokokekse, aber auch verschiedene Geschmacksrichtungen wie Chili- oder Erdbeer-Schokolade. Doch ihren Ursprung finden diese Süßwaren alle in der Kakaobohne.In diesem Teil der Station wirst Du dich mit der Ökologie der Kakaopflanze auseinandersetzen und die An- und Abbaubedingungen der Kakaopflanze näher betrachten.

Anbaubedingungen des Kakaobaums

Kakaobohnen sind die Samen des Kakaobaums. Die Blüten und später die Früchte sitzen direkt am Stamm und an starken Ästen. Die gelblichen, rötlichen bis bräunlichen Früchte sind in 5 Längsfächer eingeteilt, die jeweils bis zu 10 Samen – die Kakaobohnen – enthalten. Etwa 5–7 Monate nach der Blüte sind die Früchte reif. Es gibt zwei Erntezeiten in den Monaten Oktober bis März (Haupternte) sowie Mai bis August. Um gute Erträge zu erzielen, muss der Kakaobaum einen feuchten, tiefgründigen Boden vorfinden. Die Pfahlwurzeln des Kakaobaumes dringen etwa einen Meter tief in den Boden ein. Im Jahresmittel sollten die Temperaturen etwa 25°C betragen, wobei die Temperaturen auch nachts nicht unter 20°C sinken sollten. Als Schattengewächs verträgt der Kakaobaum keine direkte Sonneneinstrahlung. Auf Kakaofeldern werden daher schattenspendende Pflanzen, (z.B. Bananen, Palmen) zwischen den Kakao gepflanzt. Der Niederschlag sollte mindestens um 1 500mm pro Jahr liegen und sich möglichst gleichmäßig über das ganze Jahr verteilen. Der Kakaobaum kann sowohl im Flachland als auch in Höhenlagen angebaut werden. Die Beschreibung der Anbaubedingungen zeigt, dass die warmen, regenreichen Tropen beidseitig des Äquators zwischen 20° nördlicher und südlicher Breite der ideale Standort für den Kakaoanbau sind.

Bio-Kakao

chter Bio-Kakao wird nach den Maßstäben des ökologischen Landbaus in Mischkulturen angebaut. Ihre natürlichen Gegebenheiten im Regenwald müssen beibehalten sein. Das heißt, jeder Kakaobaum bekommt seine Kakaomutter zur Seite: Eine größere Pflanze, die ihn vor

direkter Sonne und Wind schützt.EDie für den Boden notwendigen Nährstoffe liefern die Ernteabfälle dieser Mischkulturen, z.B. Mais-, Ananas- und Maniokpflanzen. Auch der Anbau zusammen mit anderen Bäumen (Orangen, Bananen, Guaven- oder Avocadobäume) und verschiedenen Wurzelgemüse ist üblich. So wird das natürliche Gleichgewicht erhalten und die Bio-Bauern haben ein zusätzliches Einkommen.Diese Anbaumethode hat allerdings auch einen kleinen Nachteil: Der biologische Kakaoanbau ist 20-30% weniger ertragreich, als der Anbau in Monokulturen. Bereits in den 70er Jahren versuchte man deshalb aus dem Kakaobaum eine Kulturpflanze zu machen, die weniger Pflege benötigt und mehr Ertrag einbringt. Anfangs funktionierte dieses Vorhaben auch, doch schon nach wenigen Jahren waren diese Bäume geschwächt und aufgrund des feucht-warmen Klimas sehr anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Schnell stieg der Einsatz von Wasser, Düngemittel und Pestiziden so stark an, dass Kakaoplantagen sowohl ökonomisch als auch ökologisch immer mehr in die Kritik gerieten. Heute ist daher der naturnahe Anbau wieder auf dem Vormarsch.

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Bio-Kakaoanbau dämmt aufgrund der eingesetzten Mischkulturen und standortgerechten Nutzpflanzen Erosion, Austrocknung und den Nährstoffverlust der Böden ein. Dadurch wird die Ausdehnung landwirtschaftlicher Flächen begrenzt und so die Regenwälder vor Abholzung geschützt. Durch den Verzicht auf die oftmals gesundheitsschädlichen Spritz- und Düngemittel spart der Bauer zudem bares Geld. Der Marktwert für Bio-Kakao ist im Vergleich zu konventionellem Kakao relativ stabil.

Abbaumethoden der Kakaopflanze

In den Erzeugerländern wird der Abbau der Kakaopflanze in einigen Teilschritten vollzogen. Diese bestehen aus:

1) Jede einzelne Kakaofrucht wird von Hand vom Stamm geschnitten. Die Früchte, die sehr weit oben hängen, werden mit langen Bambusstangen geerntet. An deren Ende ist ein scharfes Messer befestigt.2) Gleich nach der Ernte öffnen die Bauern mit scharfen Messern die Früchte und entnehmen die Samen. Für den folgenden Prozess, Fermentation genannt, werden die Samen in Holzkisten gefüllt. Durch Gärung wird das Fruchtfleisch abgebaut.3) Dann werden die Bohnen gewaschen und getrocknet.4) Anschließend werden sie auf ihre Qualität geprüft und in Säcke gepackt.5) Händler kaufen die Kakaobohnen gegen Bargeld auf und transportieren sie zur Küste, wo die großen Containerschiffe warten.6) Die Endverarbeitung zu Schokolade und Kakaopulver erfolgt meist nicht vor ort, sondern in den großen Verbraucherländern.

Aufgaben

2. Tauscht euch innerhalb der Gruppen über den Inhalt des Textes aus.3. Erstellt innerhalb der Gruppe ein ansprechendes Plakat zum Thema: Die Ökologie der Kakaopflanze und bezieht euch auf die Inhalte des Textes. 4. Begründe, warum sich zwei der Orte aus der unteren Abbildung, auf Grund ihrer Klimadaten nicht als Standort für den Kakaoanbau eignen.5. Formuliert ca. 5 Fragen zu eurem Plakat und schreibt sie auf ein gesondertes Blatt, dass ihr anschließend in einen Briefumschlag legt.

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Ökonomische Aspekte von KakaoAufgabe

1. Lies dir den Text und die Abbildungen aufmerksam durch.

Kakao unterliegt häufigen Preisschwankungen. Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zeigt, dass sich der Preis für Kakao stark reduziert hat. Leidtragende der Preisentwicklung sind vor allem Bauern, die gezwungen sind ihre Kosten zu reduzieren. Dennoch gibt es Ansatzpunkte zur Stabilisierung der Kakaopreise. Von den Preisschwankungen bekommen wir als Konsument nicht viel mit, doch auf dem Weg von der Bohne zur Schokoladentafel gibt es viele Teilhaber die auf Preisschwankungen reagieren.

Preisentwicklung des Kakaos

er Gewinn der Bauern durch den Kakao setzt sich aus der Differenz zwischen den Kosten des Anbaus und dem Verkauf zusammen. Der Preis der Ware ist abhängig von der Qualität der Kakaobohne und dem an der Börse gehandeltem Preis. Auch, wenn nur ein sehr kleiner Teil des

weltweit produzierten Kakaos an der Börse gehandelt wird, ist dieser Preis Richtwert für die Marktbeteiligten, also die Weiterverarbeitenden für Kakao. Da wir als Konsument unseren Schokoladenkonsum kaum erhöhen, reagiert der Börsenpreis empfindlich, wenn ein Überangebot von Kakao entsteht (z.B. bei guten Erntejahren). Der Preis pro Tonne sinkt. Ursachen für einen generellen Preisverfall waren: gestiegene Erntemengen, Unternehmenszusammenschlüsse, verbesserte Transportmöglichkeiten, moderne Kommunikationstechnologie, die die Notwendigkeit der Vorratslagerung reduzierte. Ebenso wurde die Ware in den Lagern zusätzlich auf den Markt gebracht. Damit die Bauern den Verlust an Einnahmen auffangen konnten, mussten sie ihre Anbaukosten verringern. Dies führte zu einem Anstieg der Kinderarbeit. Ein Ausstieg aus dem Kakaoanbau ist für viele Bauern undenkbar, da sie viele Jahre in die Kakaopflanzen investiert haben und auf Ernten warten mussten. Ihnen fehlt zudem die Kenntnis über den Anbau anderer Früchte und deren Vermarktungswege (z.B. Abnehmer und Kunden).

D

Kosten einer Tafel Schokolade

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Tabelle 1: Kakaopreisentwicklung

Jahr Inflationsbereinigter Preis in US-Dollar je Tonne

1980/81 5 0441985/86 4 2031990/91 1 8861995/96 1 975200/01 1 2012005/06 1 6592008/09 2 599Quelle: ICCO 2010a

Tabelle 2: Kostenanteil des Rohkakaos an einer Tafel Vollmilchschokolade (100 g für 0,79 €)Anteil der Kakaomasse an Milchschokolade 30%Kosten des Rohkakaos je Tafel:-Anteil am Preis der Tafel Schokolade

6,3 Cent8 %

Anteil der Bauern in Ghana-Anteil am Preis der Tafel Schokolade

4,4 Cent5,6 %

Anteil der Bauern in der Elfenbeinküste-Anteil am Preis der Tafel Schokolade

3,15 Cent4%

Aufpreis für zertifizierter Schokolade je TafelAnteil am Preis der Tafel Schokolade

0,5- 1 Cent0,6- 1,2 %

Quelle: suedwind-institut.de

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ie Produktion einer Tafel Schokolade enthält viele einzelne Faktoren die Preisbestimmend für die Produktion einer Tafel Schokolade sind. Tabelle 2 zeigt unter anderem den Anteil der Bauern am Preis der Schokolade. Dieser Anteil ist mit 3,15-4,4 Cent ähnlich wie die Ausgaben von 4 Cent

für die Verpackung. Andere Rohstoffkosten wie Zucker, Milch Nougat, Haselnüsse, etc. sind schwer auszumachen. Ebenso fließen Energie- und Lohnkosten mit ein. Werbekosten machen mit 8 Cent einen hohen Anteil aus. Es ist also festzustellen, dass eine deutliche Steigerung des Preises für Kakao keine großen Auswirkungen auf den tatsächlichen Preis für eine Tafel Schokolade hat.

DZertifizierung als Lösungsvorschlag

amit sich die Lage der Bauern in den Anbauländern verbessern kann, können bestimmte Handlungen hilfreich sein. Wie auch bei anderen Produkten (z.B. Kaffee) gibt es auch beim Kakao Zertifizierungen.

Die Zertifizierungen geben uns als Konsument die Information, dass der Kakao unter sozialen und ökologischen Standards angebaut wird. Für die Bauern bedeutet es, unter anderem einen garantierten Mindestpreis, der unabhängig vom Weltmarkt ist. Um eine Zertifizierung zu bekommen, müssen sie jedoch zunächst Investitionen tätigen. Und auch weiter Geld in Weiterbildungsprogramme investieren, um das Siegel nicht zu verlieren. Neben den höheren Einnahmen durch zertifizierten Kakao, erhalten die Bauern Weiterbildungsmaßnahmen, um ihre Anbaumethoden zu verbessern und somit in der Zukunft eventuell mehr Kakao produzieren zu können. Allerdings, ist eine Steigerung aufgrund der labilen Preisentwicklung kritisch zu betrachten. Viele Bauern haben jedoch Angst das Risiko einzugehen, später nicht genügend Ware verkaufen zu können. Die Gefahr bei einer zu hohen Zertifizierung ist der Verlust der Glaubhaftigkeit auf Seite der Käufer. Zudem gibt es keine einheitlichen Standards über die Inhalte der verschiedenen Siegel. Nicht jedes Siegel enthält die gleichen Inhalte (z.B. Weiterbildung, Vorschusszahlung für dringende Investitionen, Verbot von Kinderarbeit etc.) Wichtig und

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Kakaoanbau und erste Schritte

Pflanzen und pflegen der Kakaobäume(Dünger, Pestizide)ErnteFermentieren und trocknenVerpacken in Säcke und lagern

Handelsstufe

Bauern und Genossenschaften verkaufen an Kleinhändler/ExporteureTransport in die HäfenExport oder Weiterverarbeitung im Anbauland

Weiterverarbeitung der Bohne

LagernReinigen und röstenBrechenVermahlen zu Kakaomasse

Herstellung zu Schokolade

Verarbeitung der Kakaomassezu Schokolade (Milch, Zucker, Kakaobutter, etc.zu Kakaobutter (in Schokolade, Kosmetika, pharmazeutische Produkte)zu Kakaopulver (Weiterverarbeitung zu Kakaoerzeugnissen)Verpacken (Produktion von Verpackunsmitteln)

Der Weg zum Kunden

Transport in die GeschäfteVerkaufenVerbrauchenAbbildung 1: Wertschöpfungskette

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ausschlaggebend für eine zufriedenstellende Bezahlung der Bauern wäre eine grundlegende Zertifizierung der Wertschöpfungskette. In dieser Kette, müssten sich alle Unternehmen und Beteiligten zusammenfinden und die Interessen der Bauern berücksichtigen. Aus den Besprechungen sollten verbindliche Absprachen entstehen. Die Niederlanden haben unterzeichnet, dass bis 2015 50% der verkauften Schokolade nachhaltig produzierten Kakao enthalten, bis 2025 sollen es 100% sein. In Deutschland sollen bis 2020 die Industrien 50% ihres Kakaobedarfs aus zertifizierten Kakao schöpfen. Allerdings liegt es nicht allein bei einer Bearbeitung der Wertschöpfungskette um die Situation der Bauern zu verbessern. Die Regierungen der Staaten sollten in Infrastrukturen investieren und Unterstützungsmaßnahmen bereitstellen. Hilfreich wäre eine Datenerhebung, um die Wirkung der Hilfsprogramme bewerten zu können.

Aufgaben

2. Tauscht euch innerhalb der Gruppen über den Inhalt des Textes aus.3. Erstellt zum Abschnitt „Preisentwicklung des Kakaos“ ein Ursache-Wirkungsgefüge der Preisentwicklung von Kakao unter folgenden Gesichtspunkten:

Wie setzt sich der Kakaopreis zusammen? Wie reagiert der Markt bzw. die Börse auf das Kakaoangebot? Was sind Ursachen für einen Preisverfall? Wie müssen die Bauern auf gesunkene Preise reagieren?

4. Erstellt innerhalb der Gruppe ein ansprechendes Plakat zum Thema: Ökonomische Aspekte von Kakao und bezieht euch auf die Inhalte und Abbildungen des Textes.5. Formuliert ca. 5 Fragen zu eurem Plakat und schreibt sie auf ein gesondertes Blatt, dass ihr anschließend in einen Briefumschlag legt.

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