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Lernaufgabe – Symbiose Anemonenfisch Seeanemone Enver Isis und Sabrina Ruggiero DIE SYMBIOSE ZWISCHEN DEM ANEMONENFISCH UND DER SEEANEMONE Lernaufgabe zum Zusammenleben zweier verschiedener Organismen zum gegenseitigen Nutzen im Tierpark Dählhölzli Bern Enver Isis und Sabrina Ruggiero 5. Mai 2015 Fachdidaktik Biologie PH Bern

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Page 1: infodidaktik.ch · Web viewWährend manche Anemonen Fische, Krebse und Schnecken fressen, nehmen andere nur Plankton zu sich. Die Seeanemonen kommen in den tropischen und subtropischen

Lernaufgabe – Symbiose Anemonenfisch SeeanemoneEnver Isis und Sabrina Ruggiero

DIE SYMBIOSE ZWISCHEN DEM ANEMONENFISCH UND DER SEEANEMONE

Lernaufgabe zum Zusammenleben zweier verschiedener Organismen zum gegenseitigen Nutzen im Tierpark Dählhölzli Bern

Enver Isis und Sabrina Ruggiero

5. Mai 2015

Fachdidaktik Biologie

PH Bern

DIDAKTISCHER KOMMENTAR

Page 2: infodidaktik.ch · Web viewWährend manche Anemonen Fische, Krebse und Schnecken fressen, nehmen andere nur Plankton zu sich. Die Seeanemonen kommen in den tropischen und subtropischen

Lernaufgabe – Symbiose Anemonenfisch SeeanemoneEnver Isis und Sabrina Ruggiero

Diese Lernaufgabe lässt sich idealerweise in das 10. Schuljahr (Tertia) eingliedern, in welchem laut

dem gymnasialen Lehrplan des Kantons Bern die Ökologie behandelt wird. Dazu gehört unter

anderem auch, die Beziehungen zwischen Lebewesen kennenzulernen, sowie diese anhand von

konkreten Beispielen zu erläutern. Die Schülerinnen und Schüler lernen unterschiedliche

Lebensweisen zwischen verschiedenen Arten kennen, wie den Parasitismus, den Kommensalismus

und die Symbiose.

Allein im Aquarium des Tierparks Dählhölzli, wo auch die Symbiose zwischen dem Anemonenfisch

und der Seeanemone sowie die Putzsymbiose mit dem Putzlippfisch zu beobachten sind, findet man

zahlreiche Symbiosen, die sich hervorragend eignen, den Schülerinnen und Schülern vor Ort das

Zusammenleben von verschiedenen Tieren näher zu bringen und zu veranschaulichen.

Ein Besuch im Tierpark Dählhölzli zum Kennenlernen und Beobachten von Symbiosen erhöht die

Lernmotivation und prägt den Lerneffekt nachhaltig, denn es schafft eine andere Lernatmosphäre,

welche den Schülerinnen und Schülern erlaubt, ein Thema aus dem Schulzimmer vor Ort zu

untersuchen.

Lernziele:

Die SuS lernen das Beobachten und das Dokumentieren von tierischem Verhalten.

Die SuS lernen die Symbiose als eine Form der zwischenartlichen Beziehung kennen.

Die SuS können zwei Beispiele von Symbiosen aufzählen und wissen über die Vorteile dieser

Symbiosen Bescheid.

Sozialform und Zeitrahmen:

Unsere beiden Lernaufgaben zu zwei verschiedenen Symbiosen im Aquarium lassen sich sehr gut in

Partnerarbeit lösen. So können die Schülerinnen und Schüler auch über ihre Beobachtungen

diskutieren und sich gegenseitig austauschen. Es ist wichtig, den Schülerinnen und Schülern

genügend Zeit zur Verfügung zu stellen, damit sie in Ruhe das tierische Verhalten analysieren und

ihre Beobachtungen dokumentieren können.

Zeit: 30 Minuten

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Lernaufgabe – Symbiose Anemonenfisch SeeanemoneEnver Isis und Sabrina Ruggiero

Symbiose zwischen dem Anemonenfisch und der Seeanemone

DIE SEEANEMONE (lat. Actiniaria)

Die Seeanemonen gehören einer der urtümlichsten wirbellosen Tiersippen an, nämlich den Hohltieren,

zu denen auch die Korallen und Quallen gehören. Von allen anderen Tiersippen unterscheiden sich

die Hohltiere dadurch, dass ihr Körper aus bloss zwei Zellschichten aufgebaut ist, nämlich der den

Körper bedeckenden Aussenhaut und der den Körper auskleidenden Innenhaut. Ihr Körper ist sehr

einfach gebaut, denn er verfügt über einen einzigen Hohlraum mit bloss einer Körperöffnung, welche

gleichzeitig die Aufgabe des Mundes und des Afters erfüllt. Diese Körperöffnung ist typischerweise

von Fangarmen oder Tentakeln umgeben, welche bis zu zehn Zentimetern lang werden. Auf diesen

Tentakeln sind Nesselzellen angesiedelt, die ein Gift produzieren und mit denen die Anemonen ihre

Beute betäuben.

Seeanemonen existieren meist in leuchtenden Farben, wie zum Beispiel Weiss, Grün, Lila, Rot oder

auch in Kombination dieser Farben. Es sind walzenförmige, sechsstrahlige Blumentiere ohne Skelett.

Im Gegensatz zu den Korallen bilden sie keine Kolonien und können sich durch langsames Kriechen

auf ihrer Fussscheibe, mit der sie sich normalerweise auf hartem Untergrund festkrallen oder in Sand

und Geröll eingraben, fortbewegen. Seeanemonen nennt man daher auch halbsesshaft, wobei

Korallen sesshafte Lebewesen sind.

Die Fressgewohnheiten dieser Tiere sind von Art zu Art unterschiedlich. Während manche Anemonen

Fische, Krebse und Schnecken fressen, nehmen andere nur Plankton zu sich.

Die Seeanemonen kommen in den tropischen und subtropischen Bereichen des Westpazifiks vor, von

da westwärts durch die südostasiatischen Gewässer und quer durch den indischen Ozean bis zur

afrikanischen Ostküste und zum Roten Meer.

Im Tierpark Dählhölzli finden wir verschiedene Arten von Seeanemonen, die Blasenanemone (lat.

Entamacea quadricolor), die Krustenanemone (lat. Zoanthus) und die Scheibenanemone (lat.

Discosoma).

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Lernaufgabe – Symbiose Anemonenfisch SeeanemoneEnver Isis und Sabrina Ruggiero

DER ANEMONENFISCH (lat. Amphiprion ocellaris)

Der Anemonenfisch ist im westlichen Pazifik und im indischen Ozean beheimatet und bevölkert die

Gewässer um Australien, China, Japan, Indonesien, Taiwan, Thailand, Indien, Malaysia und der

Philippinen.

Diese Fische ernähren sich hauptsächlich von Plankton und verschiedenen Algen und weisen eine

Körperlänge von rund acht Zentimetern auf. Sie fallen durch ihren leuchtend orangen Körper mit drei

senkrecht verlaufenen Streifen auf. Die Übergänge zwischen Weiss und Orange sowie die Ränder der

Flossen sind von schwarzen Linien gesäumt. Je nach Art der Anemonenfische können diese Linien

schmäler oder breiter ausgeprägt sein. Die auffällige Zeichnung der Fische dient vor allem dazu, sich

in den Korallenriffen, wo viele verschiedene bunte Fischarten leben, gegenseitig wahrnehmen zu

können.

Die Anemonenfische leben in Korallenriffen, wo sie sich in Seeanemonen verstecken, mit welchen sie

eine einzigartige Symbiose eingehen. Die Anemonenfische sind keine guten Schwimmer und sind auf

den Schutz der Seeanemone angewiesen, um nicht Raubtieren zu Opfer zu fallen. Gegen das Gift,

das die Seeanemonen als Schutz vor Angreifern über ihre Nesselzellen an das Wasser abgeben, sind

die Anemonenfische vollständig immun. Sie werden durch eine Schleimschicht geschützt, welche die

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Haut der Fische umgibt. Die Anemonenfische verbringen ihr ganzes Leben in unmittelbarer Nähe zu

ihrer Seeanemone und bleiben stets in einem Umkreis von maximal vier Metern, um sich bei Gefahr

sofort in den Tentakeln der Tiere verstecken zu können.

Alle Anemonenfische schlüpfen als männliche Tiere aus den Eiern. Erst im Laufe der Zeit entwickeln

sie sich zu Weibchen. Wenn die Jungtiere ausgewachsen sind, suchen sie sich eine neue Anemone

als Symbiose-Partner. Innerhalb einer Seeanemone lebt ein Weibchen mit mehreren Männchen

zusammen in einer Familie. Wenn das Weibchen stirbt, übernimmt das grösste männliche Tier seine

Rolle und wird über eine Geschlechtsumwandlung seinerseits zum Weibchen.

DIE SYMBIOSE ZWISCHEN DEM ANEMONENFISCH UND DER SEEANEMONE

Die Korallenriffe, in denen auch die Seeanemonen leben, sind Ökosysteme von unvergleichlicher

Komplexität. Das Leben der meisten Rifforganismen ist durch Bündnisse, Wohngemeinschaften und

vielfältig weiteren Partnerschaften zum gegenseitigen Nutzen bestimmt. Ein bemerkenswertes

Beispiel für die oft wundersame Verflechtung des Lebens zweier sehr verschiedenartiger

Rifforganismen ist die Beziehung zwischen den Seeanemonen und den Anemonenfischen.

Anemonen bieten den Anemonenfische mit ihren giftigen Nesselzellen Schutz vor Raubtieren. Als

Gegenleistung sorgen die schwimmenden Gäste nicht nur für saubere Tentakeln, sondern erhöhen

durch Fächeln und Wedeln mit den Flossen auch die Wasserzirkulation, um die Sauerstoffversorgung

zu verbessern. Zudem werden die Anemonen durch den Kot der Fische mit Nährstoffen versorgt.

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Lernaufgabe – Symbiose Anemonenfisch SeeanemoneEnver Isis und Sabrina Ruggiero

AUFGABEN

1. Definieren Sie den Begriff Symbiose.

2. Welchen Nutzen hat der Anemonenfisch von der Symbiose mit der Seeanemone?

3. Beobachten Sie im Aquarium den Anemonenfisch. Wo hält er sich auf? In welcher Beziehung

steht er zur Seeanemone? Vergleichen Sie seinen Aufenthaltsort mit demjenigen der anderen

Fische!

4. Wie profitiert die Seeanemone vom Anemonenfisch?

5. Wie schützt sich der Anemonenfisch vor den giftigen Tentakeln der Seeanemone? Informieren

Sie sich dazu auch am elektronischen Infostand beim Aquarium!

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Lernaufgabe – Symbiose Anemonenfisch SeeanemoneEnver Isis und Sabrina Ruggiero

LÖSUNGEN

1. Unter einer Symbiose versteht man das Zusammenleben von Organismen unterschiedlicher

Arten zum gegenseitigen Nutzen.

2. Der Anemonenfisch findet in den mit giftigen Nesselzellen versehenen Tentakeln der

Seeanemone Schutz vor Raubtieren.

3. Der Anemonenfisch befindet sich immer in unmittelbarer Nähe zu seiner Seeanemone. Er

entfernt sich nie weit von ihr, die Seeanemone bildet das Zuhause des Anemonenfisches. Die

anderen Fische jedoch schwimmen unbekümmert meterweit durch das ganze Aquarium.

4. Der Anemonenfisch fördert die Wasserzirkulation und somit die Sauerstoffversorgung für die

Seeanemone. Auch versorgt er die Seeanemone mit Nährstoffen.

5. Die Anemonenfische sind durch eine Schleimschicht geschützt, welche verhindert, dass die

Nesselzellen auf den Tentakeln ausgelöst werden und ihr Gift abgeben. Die Schleimschicht

übernehmen die Anemonenfische in einem länger dauernden Prozess des Herantastens von

der Anemone. Zudem sind die Anemonenfische gegen das Gift der Nesselzellen immun.

LITERATURNACHWEIS

Biologie heute SII, 2012. Schulbuchverlage Schroedel

Natura, 2009: Biologie für Gymnasien. Ernst Klett Schulbuchverlage Stuttgart

Erziehungsdirektion des Kantons Bern, 2008: Lehrplangymnasialer Bildungsgang

Tierpark Dählhölzli Infostand

www.biologie-schule.de