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Ein wenig abgelegen ist es schon. Der
Weg zu Bruce Johnstons Firmensitz
führt einen hinter Crivitz geradewegs
über eine waldnahe Sandpiste vorbei am
wunderschönen Barniner See direkt auf
ein malerisch anmutendes Gehöft in Al-
leinlage. Alles ist top-gepflegt. Rund ums
Haus laufen zwei sehr große Hunde frei
herum und begrüßen einen entsprechend
neugierig. Hier lebt und arbeitet Bruce
Johnston, ein Mensch mit außergewöhn-
lichen Fähigkeiten und einer nicht we-
niger besonderen Vita. Bruce Johnston
ist gebürtiger Kanadier. Er stammt aus
Ontario – unweit der berühmten Niaga-
ra-Wasserfälle. Als Kind, sagt er, sei er
eigentlich immer nur draußen herumge-
tobt. Zwischen den Tieren und in der Na-
tur. Aber er bekam auch schon recht früh
im Leben reichlich Aufgaben von seinem
Vater übertragen: „Ich war der älteste
Sohn. Deswegen musste ich schon früh
auf der Farm meiner Eltern mitarbeiten“,
erinnert sich Johnston. Johnston, der
Kanadier, spricht ein sehr gutes Deutsch
mit einem typisch nordamerikanischen
Akzent. Sprachen scheinen ihm zu lie-
gen. Neben seiner Muttersprache Eng-
lisch und der kanadischen Zweitsprache
Französisch spricht der Sohn eines Iren
und einer Deutschstämmigen auch her-
vorragend Niederländisch und Polnisch.
Deutsch hat er erst später so richtig zu
sprechen gelernt: „Der Krieg hatte wohl
dafür gesorgt, dass wir zuhause keine
deutschen Begriffe benutzten. Auch mei-
ne Mutter sprach fast nur Englisch. Als
ich später nach Deutschland kam, war
es zunächst schwierig für mich mit der
Sprache – nach einem halben Jahr des
intensiven Ausprobierens wurde es dann
aber immer besser.“
Zunächst aber liegen die Schule und die
Mitarbeit auf dem landwirtschaftlichen
Betrieb vor ihm. Johnston ist ein guter
Schüler. Kein Überflieger – aber gut.
Nach Schulschluss und am Wochenende
Bruce Johnston wächst als ältester Sohn einer Farmerfamilie in den Weiten Ontarios in Kanada auf. Urlaube und Luxusleben sind ihm als Kind fremd – wenn die Familie Ausflüge unternimmt, ist er zumeist nicht dabei. Einer muss sich ja um die Tiere kümmern. Schon als kleiner Junge entdeckt er seine Liebe zum kanadischen Natio-nalsport: Eishockey wird für ihn zu mehr als nur einem Ausgleichssport. Plötzlich beginnt er davon zu träumen, zu reisen, Sprachen zu lernen und die Welt zu entdecken. Er nimmt einen Job in Polen an, lernt polnisch. Später kommt er nach Deutschland und lernt deutsch. Bruce Johnston packt an, wo andere reden. Er baut einen Golfplatz auf, eröffnet einen Landmaschinenhandel und entwickelt sich zu einem der führenden Experten für die Anlage, Pflege und Unterhaltung hochwertigster Rasenanlagen. Heute ist er u. a. für die Qualität der Rasenplätze in und um das Bremer Weserstadion verantwortlich. Sitz des Unternehmens: Crivitz im Landkreis Ludwigslust-Parchim.
WiFöG Weekender
Farmersohn, Landmaschinenhändler und Rasenexperte:
In der Welt zuhause – bei uns daheim
Das monatliche Unternehmensportrait | Ausgabe 11
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hilft er seinem Vater beim Ausmisten
der Ställe und beim Versorgen der Tiere.
Wenn die Familie einen der seltenen
Ausflüge macht – in seiner Erinnerung
die Urlaube – bleibt er meistens bei den
Tieren auf der Farm zurück. Sehnsüchtig
erwartet er Jahr für Jahr den Winterein-
bruch. Denn dann, wenn es so richtig
knacke-kalt ist in Kanada, beginnt für
Bruce Johnston die schönste Zeit des
Jahres: die Eishockey-Saison. „Sobald
ein Kanadier laufen kann, ziehen ihm sei-
ne Eltern Schlittschuhe an und schicken
ihn aufs Eis“, lächelt Johnston. Er lächelt
und lacht oft und viel. Wer mit ihm im
Gespräch ist, der empfindet schnell eine
ansteckende Wirkung. Johnston geht
zunächst auf die Highschool, dann auf
die Universität. Er gehört zu den besten
Eishockeyspielern seiner Region. Seine
Trainer meinen, er sei einer, der es weit
bringen könne, weil er das Spiel lese.
Später wird Bruce Johnston auch Trainer
und Teammanager. Er steigt auf bis in
die fünfte Liga Kanadas – für jene Klein-
stadt aus der er kommt, ist das ein Rie-
senerfolg. Noch heute zeugen gerahmte
Zeitungsausschnitte und eine recht gro-
ße Auswahl an Pokalen in seinem Büro
von seinen Erfolgen auf und neben dem
Eis. Gegenüber von seinem Schreibtisch
prangen seine früheren Eishockey-Schlä-
ger und ein Plakat mit jenen Spielern,
die einst 1972 das Team der damaligen
Sowjetunion besiegten. „Das ist wie der
Gewinn der Fußball-WM 1954 für die
Deutschen. Jeder Kanadier, der damals
lebte, kann sich bis heute hin an dieses
Match erinnern. Ich weiß noch ganz
genau, wo ich die Übertragung damals
im Radio hörte. Wir hatten sogar extra
schulfrei bekommen“, erinnert sich Bruce
Johnston. Wieder lächelt er.
Nach der Schulzeit beschließt Johnston
einen eigenen Betrieb zu eröffnen. Er
gründet eine Futtermühle und stellt Tier-
futter selbst her und er führt daneben ei-
nen Handelsladen, in dem er Haustierfut-
ter verkauft. Zu jener Zeit, sagt er, habe er
nie im Sinn gehabt, eines Tages sehr weit
weg von seiner Heimat zu leben. Er ar-
beitet sehr hart. Siebentage-Wochen sind
keine Seltenheit. Geschäftlich kommt er
schnell voran. Was ihm fehlt, sind die Ur-
laube. Der Luxus, freie Zeit zu haben bzw.
sie genießen zu können. Ab und zu trifft
er sich mit Freunden aus der Schule. Eini-
ge von ihnen leben noch in der Gegend –
andere haben Berufe in der Fremde. Gern
lauscht er ihren Geschichten. Wenn sie
von exotischen Orten berichten: Asien,
Mittel- und Südamerika oder Südeuropa.
Der Mittelmeer-Raum beginnt ihn zu be-
geistern. Italien muss herrlich sein, denkt
er. Die Karibik auch.
1994 entdeckt Bruce Johnston ein In-
serat: Die kanadische Regierung suchte
junge Menschen, die nach Polen gehen,
um dort Landwirtschaftsbetriebe zu be-
raten. Johnston bewarb sich kurzerhand
und kann sich in einem Wettbewerb
durchsetzen. Bevor er jedoch nach Polen
geht, verkauft er seine Futtermühle. Der
Laden für Tierfutter hingegen gehört ihm
auch heute noch. In Polen angekommen,
muss er zunächst die Sprache lernen.
Firmen- und Wohnsitz zugleich: Bruce Johnston ist immer viel unterwegs – der Weg zwischen Arbeits- und Lebensort ist daher kurz
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„Ich lebte anfangs unter Polen in einem
kleinen Ort, östlich von Warschau – lern-
te die Menschen kennen. Einfache und
sehr herzliche Menschen auf dem Lande,
die mich gleich willkommen hießen. Man
lernt äußerst schnell eine Sprache, wenn
man muss“, sagt Johnston.
Danach zog er um nach Warschau, wo er
auch seine künftige erste Ehefrau kennen
lernte. „Sie kam aus den Niederlanden,
sprach sehr gut Englisch. Wir verstanden
uns. Mich reizte es aber damals sehr,
auch Niederländisch zu lernen“, Johnston
lächelt. Es sollte nicht die letzte Sprache
sein, die er lernen durfte. Nach zwei
Jahren war Schluss für beide in Polen.
Anstatt jedoch nach Kanada oder aber in
die Niederlande zu gehen, entschied sich
das Paar für Deutschland, genauer ge-
sagt für unseren Landkreis, um sich hier
niederzulassen. „Wir machten in Land-
wirtschaft. Das konnten wir beide sehr
gut“, erzählt Bruce Johnston, „das lief
auch. Irgendwann aber hatten wir beide
eine Idee: Weit und breit gab es keinen
Golfplatz. Wir dachten – ein Golfplatz,
das muss eine sehr gute Sache sein. Da-
bei hatten wir gar keine Ahnung davon,
was es heißt, einen Golfplatz zu bauen!“
Die beiden begannen damit, Golfplätze
zu besuchen. Natürlich, sagt Bruce John-
ston, spielten beide Golf. In Kanada und
in den Niederlanden gilt Golf als Sport
wie fast jeder andere: „Das spielt wirklich
Jedermann bei uns zu Hause. Aber es
macht natürlich einen Unterschied, ob
man auf einem Golfplatz ein paar Bah-
nen spielt. Oder ob man herausfinden
will, wie man so eine Anlage plant und
baut.“ Johnston lächelt: „Es ist immer
gut, wenn man vor einem Vorhaben nicht
weiß, was alles auf einen zukommt.“
Bruce Johnston baut, seine damalige
Frau kümmert sich um den landwirt-
schaftlichen Betrieb. Als die Golfanlage
fertig ist, wird ein Name dafür gesucht.
Die beiden entscheiden sich für WINS-
TON. Darin enthalten zwei Begriffe: WIN
und STON. Letzteres stand und steht
für den Namen des Planers – Bruce
Johnston. Und dieser kümmert sich wie
ein guter Vater um das Anwesen. Ins-
besondere die Rasenpflege wird immer
mehr zu einem sehr wichtigen Thema
für ihn. Rasen muss man können, pflegt
Johnston zu sagen. Immer öfter wird er
gefragt, wenn Menschen nicht glücklich
mit ihrem eigenen Rasen sind. Johnston
gibt sehr gern Auskunft. Und er investiert
in den Maschinen-Fuhrpark, der für einen
großen Golfplatz vonnöten ist. Ein kana-
discher Anbieter sucht eine europäische
Handelsvertretung und findet sie in Bruce
Johnston. Nach und nach finden auch
immer mehr und mehr Golfspieler den
Weg in den Landkreis Ludwigslust-Par-
chim, um bei WINSTON ein paar Löcher
zu spielen. Oder Meisterschaften.
Mit der Scheidung beschließt Bruce
Johnston schließlich, erneut die eigene
Karriere wieder von Null an zu starten.
Er handelt mit gebrauchten und mit
neuen Maschinen, die zur Rasenpflege
gebraucht werden. Es entsteht ein sehr
florierender Landmaschinenhandel, der
auch in Übersee wahrgenommen wird.
»Es ist immer gut, wenn man vor einem Vorhaben nicht
weiß, was alles auf einen zu-kommt.«
Immer präsent: die schönsten Erinnerungen an seinen Sport befinden sich in Bruce Johnstons Büro
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Daneben kommt Johnston zugute, dass
er einen ausgezeichneten Ruf genießt als
jemand, der in der Lage ist, großräumige
Rasenflächen zu planen, anzulegen und
vor allem zu pflegen. Rasenflächen, die
eine besondere Güte aufweisen müssen:
Golfplätze, Reitplätze und Sportanlagen
allgemein. Seine Auftraggeber kommen
zunächst aus Mecklenburg-Vorpommern.
Später auch aus ganz Deutschland. Sein
Betrieb wächst. Mittlerweile beschäftigt
der Kanadier 14 Arbeitnehmer an zwei
Standorten: Auch der Rasen im Bremer
Weserstadion und auf dem angrenzen-
den Trainingsgelände trägt die Hand-
schrift seiner Pflege. Dafür eröffnete
Johnston extra eine Zweitniederlassung
in Bremen.
Mit besonderem Engagement betreut
Bruce Johnston mittlerweile auch den
Reitplatz in Crivitz – eine Herzensent-
scheidung für den Weltenbummler, der
beruflich oft und viel unterwegs ist. Seine
zweite Ehefrau, mit der er glücklich zu-
sammenlebt, ist Tierärztin in Crivitz und
passionierte Reiterin. Die beiden haben
ein paar Pferde und lieben den Reitsport.
Die Entscheidung lag also nahe, den
lokalen Reitplatz herzurichten für Tur-
niere. Einmal im Jahr kommen ca. 700
Reiter aus ganz Deutschland und dem
benachbarten Ausland in Crivitz zusam-
men, um dort an einem Wochenende ein
Springturnier zu veranstalten. Der Platz
gilt in der Springreiterszene mittlerweile
als einer der besten in Norddeutschland.
„Darauf bin ich sehr stolz“, sagt Johnston
mit einem Lächeln, „zumal ich als Haupt-
sponsor seit ein paar Jahren auch den
gut dotierten BRUCE-JOHNSTON-PREIS
beim Crivitzer Springreitturnier stifte.“
Dieser Mensch ist wirklich sehr aktiv.
Golfen, Reiten, Eishockey – Bruce John-
ston ist auch privat ein aktiverer Mensch
als die meisten anderen. Fußball spielt
er gern, vor allem mit seinem Sohn auf
dem heimischen Rasen, der – wie sollte
es anders sein – äußerst gepflegt wirkt.
Beim Eishockey mischt er noch immer
munter mit, wenn die Zeit das zulässt.
Bruce Johnston spielt für Warsow – den
amtierenden Landesmeister in der soge-
nannten Kontaktlos-Liga. Daneben ist er
auch das Titelgesicht einer landesweiten
Foto-Wanderausstellung, die unter dem
Namen „Heimat – Menschen in Meck-
lenburg-Vorpommern“ große Beachtung
erzielen konnte. Ab 20. Februar gastiert
die Ausstellung in der hmt Rostock. Bis
12.04.2018 ist dort neben vielen weite-
ren spannenden Persönlichkeiten auch
Bruce Johnstons Geschichte in Bildern
zu erleben.
Keine Frage: Bruce Johnston ist ein
echter Unternehmer – einer, der sehr
viel macht. Im Gespräch stellen sich da
einem schnell Fragen: Wie ist das, wenn
man so viel macht? So viel unternimmt?
So weit reist? Und auch, wenn man weit
weg ist von dem Ort, an dem man aufge-
wachsen ist? Verspürt man da manch-
mal den Wunsch, zurückzukehren?
Bruce Johnston überlegt einen Moment.
Dann lächelt er und sagt: „Nee! Ich lebe
und arbeite hier. Hier ist meine Familie.
Hier ist meine Heimat.“
Schon früh war die Landwirtschaft der prägende Faktor in Bruce Johnstons Leben
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DAS IST BRUCE JOHNSTON:
Handel von Grünflächen- Bearbeitungsmaschinen, Golfplatzentwicklung, Rasenpflege
Hauptsitz: Crivitz, Niederlassung: Bremen 14 Mitarbeiter
Bruce Johnston GmbH | Geschäftsführer: Bruce Johnston Am Bruch 2 | 19089 CrivitzE-Mail: [email protected] | Telefon: +49 (0)38 63 52 29 14 | www.bruce-johnston.de
Sie interessieren sich für weitere Informationen zu dem vorgestellten Unternehmen, der interviewten Persönlichkeit bzw.
zum WiFöG Weekender? Oder Sie kennen ein Unternehmen, bzw. eine Persönlichkeit, die Sie unbedingt in einer unserer
kommenden Ausgaben präsentiert sehen möchten?
Dann nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf: Wirtschaftsförderung Südwestmecklenburg | Lindenstr. 30, 19288 Ludwigslust |
Ansprechpartner: Marc Brendemühl | Telefon: 03874 / 620 44 18 | E-Mail: [email protected]
Website: www.invest-swm.de | Facebook: www.facebook.com/wifoeg
Der WiFöG Weekender ist ein monatlich erscheinendes Unternehmensportrait, das am Wochenende Online über die Kanäle der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwest-mecklenburg publiziert wird. Wir präsentieren in dieser Serie Unternehmen und Unter-nehmer und werfen dabei auch bewusst einen Blick hinter die Kulissen. Zusätzlich erscheint der Weekender einmal im Monat als Interview mit einer interessan-ten Persönlichkeit.