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arbeit zusammengebaut werden. Größtenteils in freier Verdrahtung, das heißt ohne Platinen und der Möglichkeit, diese mit Hilfe von Bestückungsauto- maten aufzubauen. Wie die vergleichsweise günstigen Preise der Ein- stiegsserie möglich sind? Nun, ganz einfach: durch Verzicht! Verzicht ist bei Jadis jedoch keine Spar- maßnahme, sondern gehört bei allen Verstärkern des Herstellers zum Konzept. Durch alle Gerätelinien hinweg zieht sich hier als roter Faden das Prinzip „weniger ist mehr“ . Und so verzichtet man in Frank- reich, genauer in Villedubert in der Region Langue- doc-Roussillon, gerne auf aufwändige Regelungen, Kontrollschaltungen oder Steuerungen. Vielmehr streben die Entwickler danach, Schaltungen auf das Notwendigste zu reduzieren. Lieber wenige hoch- wertige als eine Menge mittelmäßiger Bauteile, von denen die eine Hälfte die Fehler der anderen auffan- gen muss, scheint die Devise zu sein. Die Monoendstufen JA15 – die auf Basis einer Push- Pull-Schaltung im Ultralinearbetrieb arbeiten und bis circa 20 Watt im Class-A-Bereich laufen – sind ein schönes Beispiel dafür: Lediglich drei Röhren sind in die Signalverstärkung involviert. Eine ECC83 als Ein- gangsröhre und Phasenteiler sowie zwei 6CA7 für die Leistungsverstärkung. Mehr Röhren benötigten die JA15 seit ihrer Markt- einführung in 2007 nicht. Was aber seitdem stetig weiterentwickelt wurde, sind beispielsweise die Ausgangsüberträger. So handelt es sich bei den ak- tuellen JA15 mittlerweile auch um die dritte Genera- tion („Series 3“). Die Schaltung des Vorverstärkers JP15 folgt ebenfalls dem Konzept „weniger ist mehr“ . Test: Jadis JP15 und JA15 | Vorverstärker und Mono-Endstufen Preis: 3.000 Euro und 3.600 Euro November 2012 / Martin Mertens www.fairaudio.de 6.600 Euro – das ist viel Geld. Gut, wenn man bedenkt, was manche Menschen für ein Auto ausgeben, ist das noch bescheiden. Aber auch, wenn man hört, dass es für dieses Geld einen Röhren-Vorverstärker und ein Paar Röhren- Monoendstufen von einem der renommiertes- ten europäischen Herstellern von Röhrengerä- ten gibt, ist das recht günstig. Zumindest, wenn man weiß, was man für so eine Kombi auch ausgeben kann. Die Rede ist von der Vor- stufe JP15 und den Monoendstufen JA15 des französischen Herstellers Jadis. Natürlich gibt es bei Jadis auch ganz andere Kaliber. Wer möchte, kann locker 42.000 Euro für eine JP80MC-Vorstufe mit dem zugehörigen ausgelager- ten Netzteil und zwei JA200-Monoendstufen ausge- ben – und das ist noch lange nicht das Ende der Fah- nenstange. Da ist es erstaunlich zu hören, dass auch die günstigen Geräte in Frankreich einzeln in Hand- Testbericht aus 11/12 Vertrieb: Audioplan www.audioplan.de Telefon: 0 72 46 -17 51 1/7 Weniger ist mehr

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arbeit zusammengebaut werden. Größtenteils infreier Verdrahtung, das heißt ohne Platinen und derMöglichkeit, diese mit Hilfe von Bestückungsauto-maten aufzubauen.

Wie die vergleichsweise günstigen Preise der Ein-stiegsserie möglich sind? Nun, ganz einfach: durchVerzicht! Verzicht ist bei Jadis jedoch keine Spar-maßnahme, sondern gehört bei allen Verstärkerndes Herstellers zum Konzept. Durch alle Gerätelinienhinweg zieht sich hier als roter Faden das Prinzip„weniger ist mehr“. Und so verzichtet man in Frank-reich, genauer in Villedubert in der Region Langue-doc-Roussillon, gerne auf aufwändige Regelungen,Kontrollschaltungen oder Steuerungen. Vielmehrstreben die Entwickler danach, Schaltungen auf dasNotwendigste zu reduzieren. Lieber wenige hoch-wertige als eine Menge mittelmäßiger Bauteile, vondenen die eine Hälfte die Fehler der anderen auffan-gen muss, scheint die Devise zu sein.

Die Monoendstufen JA15 – die auf Basis einer Push-Pull-Schaltung im Ultralinearbetrieb arbeiten undbis circa 20 Watt im Class-A-Bereich laufen – sind einschönes Beispiel dafür: Lediglich drei Röhren sind indie Signalverstärkung involviert. Eine ECC83 als Ein-gangsröhre und Phasenteiler sowie zwei 6CA7 fürdie Leistungsverstärkung.

Mehr Röhren benötigten die JA15 seit ihrer Markt-einführung in 2007 nicht. Was aber seitdem stetigweiterentwickelt wurde, sind beispielsweise dieAusgangsüberträger. So handelt es sich bei den ak-tuellen JA15 mittlerweile auch um die dritte Genera-tion („Series 3“). Die Schaltung des VorverstärkersJP15 folgt ebenfalls dem Konzept „weniger istmehr“.

Test: Jadis JP15 und JA15 | Vorverstärker und Mono-EndstufenPreis: 3.000 Euro und 3.600 Euro

November 2012 / Martin Mertens

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6.600 Euro – das ist viel Geld. Gut, wenn manbedenkt, was manche Menschen für ein Autoausgeben, ist das noch bescheiden. Aber auch,wenn man hört, dass es für dieses Geld einenRöhren-Vorverstärker und ein Paar Röhren-Monoendstufen von einem der renommiertes-ten europäischen Herstellern von Röhrengerä-ten gibt, ist das recht günstig. Zumindest,wenn man weiß, was man für so eine Kombiauch ausgeben kann. Die Rede ist von der Vor-stufe JP15 und den Monoendstufen JA15 desfranzösischen Herstellers Jadis.

Natürlich gibt es bei Jadis auch ganz andere Kaliber.Wer möchte, kann locker 42.000 Euro für eineJP80MC-Vorstufe mit dem zugehörigen ausgelager-ten Netzteil und zwei JA200-Monoendstufen ausge-ben – und das ist noch lange nicht das Ende der Fah-nenstange. Da ist es erstaunlich zu hören, dass auchdie günstigen Geräte in Frankreich einzeln in Hand-

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Um optimal zu funktionieren, benötigt eine solcheSchaltung auch ideale Bedingungen. Das heißtnicht, dass Jadis-Geräte Preziosen sind, die nur un-ter minutiös abgestimmten Bedingungen ihre Wir-kung entfalten. Wer aber eben das Optimum aus sei-nen Geräten herausholen will, wird nicht darumherumkommen, sich ein paar Gedanken um saube-ren Strom, mechanische Schwingungen und geeig-nete Lautsprecher zu machen. Nicht umsonst hatThomas Kühn im Portfolio seiner Firma Audioplan(www.audioplan.de), mit der er Jadis in Deutsch-land, Österreich und der Schweiz vertreibt, entspre-chende Produkte im Angebot. Seit über 25 Jahrenbeschäftigt er sich mit Jadis und hat mit den Gerä-ten unschätzbare Erfahrungen gesammelt. Bei ei-nem Besuch von Thomas Kühn konnte ich mich da-von überzeugen, wie gezielt er beispielsweise denKlangcharakter eines Jadis DA50-Vollverstärkers da-durch beeinflussen konnte, dass er die Auflage-punkte des Bodens eines Lovan-Racks versetzte. Dieklanglichen Veränderungen waren subtil, aberdurchaus nachvollziehbar. Jemanden, der „seine“Produkte so gut kennt und sich so exzellent mit demFinetuning auskennt, müssen Sie erst mal finden.

Diese bewährte Stromversorgung kann ich den Ja-dis-Geräten bieten: FineFilter S, PowerStar S sowiezwei PowerPlant 100 S und die passenden NetzkabelPowerChord S sind bei mir schon länger im Einsatz.Beim Rack müssen sich die Gäste aus Frankreich mitmeinem Bassocontinuo-Modell aus Italien anfreun-den. Als Lautsprechern kommen meine geschätztenGeithain ME150 zum Einsatz – kein Problem, denndie habe ich lange Zeit glücklich mit dem kleinstenVollverstärker von Jadis, dem Orchestra blacksilver,betrieben.

Beim Auspacken der Jadis Komponenten fällt auf,dass auch bei den Gehäusen Verzicht geübt wurde.Während die „großen“ Jadis Geräte in schweren,

hochglänzenden Chassis aufgebaut sind, wahlweisemit vergoldeten oder vernickelten Beschilderungen,kommen die „kleinen“ Geräte in recht einfachen,aber stabilen, hammerschlaglackierten Blechgehäu-sen mit Alu-Schildern daher. Ich persönlich halte dasnicht für eine Einschränkung – im Gegenteil. Diesehr soliden Blechgehäuse wirken ein wenig Retround erinnern an HiFi-Geräte der 1950er- und 1960er-Jahre. Diese Gehäuseausführung wird bei Jadis üb-rigens exklusiv für Audioplan gefertigt. Danebenweisen die Geräte noch einige andere Besonderhei-ten auf, in denen sie sich von denen für den interna-tionalen Markt unterscheiden. Laut Herrn Kühn be-sitzt die Vorstufe eine andere Eingangsschaltungund eine geänderte Masseführung, was zu einemdetailreicheren, natürlicheren und volleren Klang-bild mit deutlich mehr Dynamik führen soll. Die End-stufe sei ebenfalls hinsichtlich Stromversorgung,Masseführung und Schaltung geändert. So erreichedie Audioplan-Variante gegenüber dem Serienmo-dell an 4 Ohm fast die doppelte Ausgangsleistung.

Die Jadis-Komponenten wirken auf eine ange-nehme Weise unspektakulär. Die JA15 machen sichdurch die langgezogene Bauform im HiFi-Rack nicht

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breit. Die Röhren sitzen nicht wie auf dem Präsen-tierteller vorne auf den Chassis, sondern hinten. Dasankommende Signal wird quasi direkt hinter denEingangsbuchsen im Empfang genommen und auf-bereitet. Vorne an den Geräten türmen sich diemächtigen Netztransformatoren, darauf folgt eineBatterie von sechs Elkos, dann der Ausgangsüberträ-ger und, wie gesagt, ganz hinten die Röhren. Allesganz pragmatisch.

Wenn es an der JA15 einen Aspekt gibt, den manböswillig als ein bisschen Show bezeichnen könnte,ist es das Ein- und Ausschalt-Prozedere. Auf derkompakten Frontplatte jeder JA15 thront rechts undlinks neben einer eingefassten Leichtdiode je einmächtiger Kippschalter. Zum Einschalten wird zuerstder linke Schalter auf „Power on“ geschaltet, derrechte sollte sich dann noch in der Position „War-ming“ befinden. Die Leuchtdiode leuchtet jetzt rot,die Röhren dürfen erst einmal vorglühen. Nach zweibis fünf Minuten darf dann der rechte Hebel auf„Listening“ gestellt werden – die Leuchtdiode wech-selt dann auf Grün. Das Ausschalten geht übrigensin umgekehrter Reihenfolge vonstatten. Von derRückseite der JA15 gibt es nichts Spektakuläres zuberichten. Netzanschluss, ein Paar Lautsprecher-klemmen – getrennte Trafoabgriffe für Lautsprechermit vier oder acht Ohm gibt es nicht. Eine Cinch-buchse für das Eingangssignal sowie der Zugangzur Gerätesicherung – das war’s.

Genauso pragmatisch gibt sich die Vorstufe JP15.Die Frontplatte zieren von links nach rechts der Netz-schalter, die Power-LED, der Lautstärkesteller, einBalance-Regler, ein Tape-Monitor-, ein Muting- so-wie der Eingangswahlschalter für fünf Hochpegel-quellen. Die Rückseite beherrschen die Cinchbuch-sen für die Ein- und Ausgänge. Neben den

Eingängen gibt es einen Tape-Schleifen-Ausgang so-wie zwei Paar Vorstufenausgänge zum Anschlussvon maximal zwei Stereo- oder vier Mono-Endstu-fen. Ansonsten fällt neben dem Netzanschluss nocheine Erdungsklemme auf. Der Anschluss an die zen-trale Erdung der Vorstufe kann in Verbindung mit ei-ner Phonovorstufe nützlich sein.

Erfreulich ist, dass die soliden Cinchbuchsen groß-zügig auf der Rückseite verteilt sind. Damit ist auchhinreichend Platz für große Kaliber an Verbindungs-kabeln.

Klang: Jadis JP15 und JA15

Zuerst schließe ich die Endstufen an die Vorverstär-kerausgänge meines Musical Fidelity AMS35i an.Etwa zwei Stunden danach wage ich ein erstes kriti-sches Ohr. Die „Samba Saravah“ von Stacey Kentauf dem Album Dreamer in Concert fordert sämtli-che Frequenzbereiche. Und was ich höre, ist sehr er-freulich:

Was mir als erstes auffällt, ist der Bass, der über dieJA15 deutlich präsenter tönt, als wenn der AMS35idie Verstärkung allein übernimmt. Beim ersten Ein-druck ist mir das schon fast zu viel. Der Bass kommtauch etwas weicher daher als gewohnt. Allerdingsist das Ganze noch weit von Grummeln entfernt.Und die etwas weniger scharfen Konturen machendie Jadis durch präzise Klangfarben wieder wett. Sokann man beim Kontrabass deutlich den Klang derverschiedenen Saiten und den Anteil des Resonanz-körpers unterscheiden.

Das passt ganz hervorragend zum Mittenspektrum,das die JA15 zwar keinesfalls vordergründig, aberdoch deutlich, im Detail zwar nicht ganz so hoch auf-gelöst, dafür aber ebenfalls mit einer Fülle an Klang-farbenden darstellen. Frau Kent bekommen die Ja-dis ganz hervorragend. Sie vermitteln die Stimmemit einer betörenden Intensität. Beim Singen schautdie Kent mir jetzt quasi in die Augen, wenn Sie ver-stehen, was ich meine. Die Höhen sind durchaus an-gemessen vertreten, das Klangbild wirkt in keiner

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Weise dumpf oder unvollständig, dennoch haltensich die JA15 hier eher ein wenig zurück. Das betrifftsowohl die Tonalität als auch die Auflösung. Zumin-dest vermitteln die Geithains über die Jadis-Endstu-fen nicht so viel „Air“ wie über meinen in den obe-ren Lagen recht deutlich agierenden Musical FidelityAMS 35i.

Gut gefallen mir die JA15 bei Klassik. Rimsky-Korsa-kovs Scheherazade, eingespielt vom ConcergebouwAmsterdam unter Kirill Kondrashin, weiß zu begeis-tern. Gerade bei der Wiedergabe von großem Or-chester sind mir Klangfarben wichtiger als viele Ein-zeldetails, die mich in zu großem Maße eherirritieren. Ich habe es lieber, wenn ich die einzelnenInstrumentengruppen klar mittels ihrer Klangfarbenidentifizieren kann, als dass mir jeder knarrendeStuhl und jedes Rascheln vom Umblättern der No-ten auf die Nerven gehen. Und in dieser Hinsichtsind die JA15 voll auf meiner Linie.

Da der AMS35i nun mal keine Vorstufe ist, wird esZeit, dass ich mir das Ganze mit dem passenden Ja-dis-Vorverstärker JP15 anhöre. Auch der lässt sichbeim Einschalten Zeit, wenngleich hier die Power-LED nach der Aufwärmphase alleine von Rot aufGrün springt. Tja, und was jetzt passiert, muss icherst einmal verdauen.

Der Logitech Transporter streamt Deedee Bridgewa-ters Album Live at Yoshis von der Festplatte. Vordem zweiten Track, „Slow Boat to China“, spricht sieein wenig mit dem Publikum, fragt, wer ein Boot be-sitzt und macht ein bisschen Stimmung. Daran, dassich die Zurufe aus dem Publikum schon mal so klarhören konnte, kann ich mich nicht erinnern. Was hierin den mittleren Lagen geboten wird, ist schon eineNummer. Dazu kommt eine stabile Ortbarkeit, auchbei Beiträgen aus dem Publikum. Was an Raumein-druck rübergebracht wird, ist richtig, richtig gut.Gerne treten dabei Schallereignisse auch vor die

Grundlinie zwischen den Lautsprechern. Die einset-zenden Percussions zu Beginn des Liedes knallennicht nur mit einer derartigen Unmittelbarkeit rein,dass ich erschrecke, obwohl ich das Album doch gutkenne; sie scheinen darüber hinaus auch direkt vormir angeschlagen zu werden.

Die Mitten sind der bevorzugte Frequenzbereich derJadis-Kombination. Alles, was sich hier abspielt,wird zum Feuerwerk. Egal ob Stimmen oder Soloin-strumente – die Jadis nehmen sich der jeweils imVordergrund stehenden Klangquelle mit besondererSorgfalt an. Das fällt mir auch bei Klavier auf. Seltenhabe ich die Anschläge bei „Berlin bei Nacht“ aufdem Album Jazzscetches des Caroline WegenerAcoustic Trio so explodieren gehört. Wer schon im-mer behauptet hat, dass Musik aus den Mitten her-aus lebt, findet mit den Jadis volle Bestätigung.

Ich höre mich noch einige Zeit durch meine bevor-zugte Musik. Dabei entdecke ich vieles neu und er-lebe Bekanntes intensiver. Gerade bei Jazz bringtdas Jadis-Gespann einen Swing rüber, dem mansich kaum entziehen kann. Lebendigkeit, Dynamik,Rhythmus, Timing – hier passt einfach alles. Ist espathetisch, wenn ich am Ende des Abends von einerdurch und durch „erfüllten“ Hörsession sprechenmöchte?

In den nächsten Tagen und Wochen absolviere ichein breites Musikprogramm. Und häufig könnenmich die Jadis-Komponenten begeistern. Konkretbei Jazz, bei dem sich die Jadis intensiv um dieStimme oder das Instrument, das im Vordergrundsteht, kümmern, oder bei klassischer Musik, wo siemit ihrer Klangfarbentreue punkten. Allerdings gibtes auch Bereiche, in denen ihre Talente nicht greifen.

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Sollten Sie etwa bevorzugt elektronische Musik hö-ren, werden Ihnen vermutlich knallharte Bässe undkristallklare Hochtoneruptionen fehlen. Aber auchan anderen Stellen kann den Jadis ihr Charakterzum Verhängnis werden. Eines meiner Lieblings-stücke ist beispielsweise „Time after Time“ vonMiles Davis auf der Platte Live around the World.Cindy Laupers Titel interpretiert Davis in gewohnteigener Manier. Während seine Begleitmusiker dieMelodie sehr leise im Hintergrund spielen und da-mit quasi durch den Rhythmus den regelmäßigenGang der Zeit darstellen, setzt Davis mit der Trom-pete Akzente, die eher den Ereignissen im Lebenentsprechen – mal passiert ganz viel auf einmal,dann kaum etwas, dann etwas Überraschendes,dann etwas im Einklang mit dem Rhythmus –, er-lebte Zeit entspricht nun mal nicht dem gleichmäßi-gen Ticken der Uhr. Und hier ist es eher kontrapro-duktiv, dass die Jadis die Rhythmusgruppevernachlässigen, um sich intensiv der Trompete zuwidmen. Denn damit geht ein gutes Stück der Span-nung, von der das Stück lebt, verloren.

Überhaupt gibt es Aufnahmen, mit denen die Jadis-Komponenten nicht recht umzugehen wissen. Ma-donnas Stimme beim Titel „Ray of Light“ aus denumgebenden Synthie-Orgien herauszuschälen, ge-lingt ihnen nur bedingt. Mit der künstlichen Räum-lichkeit der Aufnahme und den damit verbundenenEffekten können sie auch nicht viel anfangen. Dafürreißt mich Caterina Valente in London förmlich ausdem Sessel. Die Stimme der Valente vor der BigBand in Szene zu setzen – da ist das französischeTrio voll in seinem Element. Der Fokus liegt auf derStimme, die Big Band brilliert mit Klangfarben undder Swing scheint den Röhren quasi in die Anoden-bleche gestanzt. Dazu vermitteln die Jadis eine sta-bile, sauber aufgefächerte Räumlichkeit, die ich ih-nen nach der Madonna-Erfahrung fast nicht mehrzugetraut hätte.

Selten habe ich erlebt, dass Verstärker so unter-schiedlich auf Aufnahmen reagieren. Hier be-schleicht mich fast der Verdacht, dass man überRöhrenverstärker am besten Aufnahmen hört, dieauch mit Röhrenequipment aufgenommen wurden.Der Wechsel zum Oscar Peterson Trio, 1961 CologneGürzenich Concert Hall, scheint das zu bestätigen.Die Aufnahme versetzt mich quasi sofort live in dasKonzert – ich habe keine Fragen mehr, genieße dieMusik vollkommen. Die Jadis scheinen einen eige-nen Charakter zu haben, der sich darin nieder-schlägt, wie sie mit der Musik zurechtkommen.Rastet es ein, ist die französische Verstärkerkombieinfach betörend und es bleiben kaum Wünsche of-fen. Aber es gibt eben auch Bereiche beziehungs-weise Aufnahmen, bei denen die französischen Ver-stärker ihre Talente nicht ausspielen können.

Wie ist die Vorstufe JP15 als solche klanglich zu ver-orten? Nun, tonal gibt sie sich neutral, eventuellfehlt ganz oben etwas Luftigkeit, aber wenn, dannnur ein Hauch. Vom Timing her bringt die JP15 je-denfalls Tempo ins Geschehen. Kann sein, dass siesich nicht um das letzte, allerfeinste Ausschwingender Töne kümmert, die deshalb etwas kleiner undkürzer wirken. Dafür gibt es aber zwischen den ein-zelnen Tönen viel „Raum“, was einerseits konzen-triert wirkt, weil die Ausläufer der einzelnen Klängenicht ineinander fließen, andererseits auch schnellklingt, da sie sich so akzentuierter voneinander ab-heben. Ich kann mir gut vorstellen, dass die kleineJadis-Vorstufe mancher eher breit auftrumpfendenEndstufe genau die Fasson gibt, die dem Klangbildsonst fehlt. Auf jeden Fall bildet die Jadis JP15 zu-sammen mit den JA15 ein absolut schlüssiges Teamfür alle, die auf klassische Röhrentugenden stehen.

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Test-Fazit: Jadis JP15 und JA15

Der optische Eindruck der Jadis-Kombi, die wunder-schön nach 60er-Jahre HiFi aussieht, entspricht ih-ren klanglichen Eigenschaften. Selten habe ich Kom-ponenten gehört, die – im positiven Sinne – so klarklassische Röhren-Tugenden vertreten. Aber im Ein-zelnen:

Mono-Endstufe Jadis JA15

.....Die Endstufen tönen im Bass tief und mächtig.Absolute Präzision und Kontrolle stehen dabei weni-ger im Vordergrund, gleichwohl bleibt es beweglich.Der üppige Bass bietet eine wundervolle Basis fürdas restliche Klangbild – in den Klangfarben wirdsehr differenziert vorgegangen.

.....Steht die JA15 im Bass gut im Futter, stehen dieMitten in Sachen Quantität nicht nach, offenbarenaber eine andere Qualität: Im Unterschied zum eherweicheren Bass klingen sie kontrastreich undschnell und wirken dadurch präsenter, spielen sichgegenüber dem Tiefton daher mehr in den Vorder-grund. Während der Bassbereich aber Platz für vielefeine Details lässt, bestechen die mittleren Lageneher durch balancierte Tonalität, saubere Klangfar-ben sowie eine hohe Unmittelbarkeit und eine ganz

eigene Form von Intensität als durch höchstes Auf-lösungsvermögen.

.....Die Höhen sind im Klangbild in einem angemes-senen Maße vertreten, stechen in keiner Weise her-vor. Sie sind sozusagen auf der sicheren Seite: zi-scheln nicht, nerven nicht, sondern bilden einensamtigen Abschluss nach obenhinaus.

.....Mit „natürlicher“ Räumlichkeit kommen die Mo-nos hervorragend zurecht. Sowohl die Gesamtabbil-dung als auch die Ortungsschärfe sind sehr gut undvermitteln einen authentischen Raumeindruck. Da-bei löst sich das Geschehen wunderbar von denLautsprechern. Für Spielereien (wie beispielsweiseMadonnas von rechts nach links fetzende Synthesi-zertöne) haben die Verstärker aber wenig Sinn, sol-che Effekte verpuffen bisweilen.

.....Was Rhythmus und Timing betrifft, funktioniertalles, was Swing hat, hervorragend. Rockiges, Elek-tronisches oder gar Techno entspricht nicht ganz ih-rem Naturell.

Vorverstärker Jadis JP15

.....Tonal klingt die Vorstufe ausgewogen, im aller-besten Sinne neutral. Allenfalls mag man sich etwasmehr „Air“ wünschen.

.....In Sachen Raumabbildung und Abbildungs-schärfe spielt die JP15 präzise. Sie zeichnet dabeieher schlanke und scharfe Klangkörper als üppigausladende.

.....Feinste Details wie Schwebungen und Aus-schwinger einzelner Töne verfolgt die JP15 nicht mitallerhöchster Akribie. Dafür scheint sie umso gieri-ger auf jeden neuen Impuls zu warten. Dadurchwirkt ihr Klangbild schnell und konzentriert.

.....Über Rhythmus und Tempo braucht man bei derJP15 nicht zu diskutieren. Das hat die Jadis-Vorstufequasi im Blut.

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Fakten:

JP15

.....Modell: Jadis JP15

.....Gerätegattung: Röhren Hochpegel-Vorstufe

.....Preis: 3.000 Euro

.....Maße & Gewicht: 45 x 12,5 x 32 cm (HxBxT), 11 kg

.....Farbe: Hammerschlaglack silber/grau

.....Eingänge: 5 x Cinch

.....Ausgänge: Tape out 1 x Cinch, Pre out 2 x Cinch

.....Leistungsaufnahme: 14 Watt im Leerlauf

.....Garantie: 2 Jahre

JA15

.....Modell: Jadis JA15

.....Gerätegattung: Röhren-Mono-Endverstärker

.....Preis: 3.600 Euro/Paar

.....Farbe: Hammerschlaglack silber/grau

.....Maße & Gewicht: 15,5 x 21 x 47 cm (H x B xT),

.....14 kg/Stück

.....Eingänge: 1 x Cinch

.....Ausgänge: 1 x Lautsprecherterminal

.....Leistung: 40 Watt an 8 Ohm

.....Leistungsaufnahme: 110 Watt im Leerlauf (je

.....Kanal)

.....Garantie: 2 Jahre

Hersteller und Vertrieb:

Audioplan Goethestraße 27 | 76 316 Malsch Telefon: 072 46-1751 Web: www.audioplan.de eMail: [email protected]

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