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29 http://www.wiley-vch.de/publish/dt/books/ISBN3-527-70232-6 1 Wie InDesign funktioniert In diesem Kapitel Verstehen, was InDesign für Sie tun kann Herausfinden, wie InDesign funktioniert InDesign-Begriffe S eitenlayoutprogramme gibt es schon seit Jahrzehnten, man könnte also meinen, dass die Software in diesem Bereich bereits ausgereift und über ihre innovative Zeit hinaus ist. Aber das stimmt nicht: Adobe InDesign hat mit seinen umfangreichen und einzigartigen Funktionen diesen Bereich wiederbelebt. Adobe InDesign – der Neue im Revier – hat jedoch eine Vorgeschichte, die noch in die Zeit vor seinem Erscheinen in der Szene zurückreicht. InDesign ist der moderne Nachfolger von PageMaker. PageMaker war ein frühes – und beliebtes – Seitenlayoutprogramm, das damals von der Firma Aldus erschaffen und 1994 von Adobe erworben wurde. Hinzu kommt, dass InDesign auch Marktanteile des führenden Kon- kurrenzprodukts übernimmt: QuarkXPress. Warum überhaupt diese Geschichte erwähnen? Da Sie dieses Buch gerade lesen, ist es wahr- scheinlich, dass Sie bereits ein Seitenlayoutprogramm verwenden – vielleicht QuarkXPress oder PageMaker. Falls ja, werden Ihnen einige Funktionen von InDesign bekannt vorkom- men, andere recht nachvollziehbar erscheinen und wieder andere unfassbar verwirrend auf Sie wirken. Wenn Sie sich noch gar nicht mit Seitenlayoutprogrammen auskennen und mit InDesign Ihre ersten Schritte machen, ist das auch in Ordnung. Sie werden schon bald wissen, wo es langgeht. Wenn Sie mit den Vorgängerversionen von InDesign vertraut sind, kennen Sie bereits die Grundlagen. Blättern Sie in diesem Fall vor und überspringen Sie einfach dieses Kapitel. Wenn nicht, verweilen Sie mit uns auf einen kleinen Plausch über den Einstieg in ein sehr verständliches Seitenlayoutprogramm. Vielfältige Fähigkeiten Bevor es InDesign gab, mussten sich Layoutdesigner zwischen zwei vorherrschenden Program- men entscheiden. PageMaker basierte auf einem offenen Entwurfsansatz, der dem Designer viel Flexibilität bot, der ihn jedoch dazu zwang, seine Texte und Grafiken auf der Druck- (oder später Online-) Seite manuell zu positionieren. Nur kurze Zeit später erschien QuarkXPress auf der Desktop-Publishing-Bühne. Dieses Programm bot Elemente für den strukturierten Seitenaufbau, die zugleich eine einfache Überarbeitung des Layouts ermöglichten. InDesign versucht – meist erfolgreich –, jedem Anwender das Gewünschte zu bieten, denn es vereint

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1 ➤ Wie InDesign funktioniert

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1Wie InDesign funktioniertIn diesem Kapitel

Verstehen, was InDesign für Sie tun kann

Herausfinden, wie InDesign funktioniert

InDesign-Begriffe

S eitenlayoutprogramme gibt es schon seit Jahrzehnten, man könnte also meinen, dass die Software in diesem Bereich bereits ausgereift und über ihre innovative Zeit hinaus

ist. Aber das stimmt nicht: Adobe InDesign hat mit seinen umfangreichen und einzigartigen Funktionen diesen Bereich wiederbelebt. Adobe InDesign – der Neue im Revier – hat jedoch eine Vorgeschichte, die noch in die Zeit vor seinem Erscheinen in der Szene zurückreicht. InDesign ist der moderne Nachfolger von PageMaker. PageMaker war ein frühes – und beliebtes – Seitenlayoutprogramm, das damals von der Firma Aldus erschaffen und 1994 von Adobe erworben wurde. Hinzu kommt, dass InDesign auch Marktanteile des führenden Kon-kurrenzprodukts übernimmt: QuarkXPress.

Warum überhaupt diese Geschichte erwähnen? Da Sie dieses Buch gerade lesen, ist es wahr-scheinlich, dass Sie bereits ein Seitenlayoutprogramm verwenden – vielleicht QuarkXPress oder PageMaker. Falls ja, werden Ihnen einige Funktionen von InDesign bekannt vorkom-men, andere recht nachvollziehbar erscheinen und wieder andere unfassbar verwirrend auf Sie wirken. Wenn Sie sich noch gar nicht mit Seitenlayoutprogrammen auskennen und mit InDesign Ihre ersten Schritte machen, ist das auch in Ordnung. Sie werden schon bald wissen, wo es langgeht.

Wenn Sie mit den Vorgängerversionen von InDesign vertraut sind, kennen Sie bereits die Grundlagen. Blättern Sie in diesem Fall vor und überspringen Sie einfach dieses Kapitel. Wenn nicht, verweilen Sie mit uns auf einen kleinen Plausch über den Einstieg in ein sehr verständliches Seitenlayoutprogramm.

Vielfältige FähigkeitenBevor es InDesign gab, mussten sich Layoutdesigner zwischen zwei vorherrschenden Program-men entscheiden. PageMaker basierte auf einem offenen Entwurfsansatz, der dem Designer viel Flexibilität bot, der ihn jedoch dazu zwang, seine Texte und Grafiken auf der Druck- (oder später Online-) Seite manuell zu positionieren. Nur kurze Zeit später erschien QuarkXPress auf der Desktop-Publishing-Bühne. Dieses Programm bot Elemente für den strukturierten Seitenaufbau, die zugleich eine einfache Überarbeitung des Layouts ermöglichten. InDesign versucht – meist erfolgreich –, jedem Anwender das Gewünschte zu bieten, denn es vereint

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beide Ansätze. Durch diese Flexibilität können Sie ein Layout ganz frei erzeugen oder eine formatierte Vorlage verwenden. Mit einer solchen Vorlage können Sie Text und Grafiken in einer bestimmten Anmutung an vordefinierter Stelle im Layout positionieren. Und wenn Sie sich gestalterisch von der formatierten Vorlage entfernen wollen, ist das in InDesign ebenfalls möglich.

Welche Art Layouts lassen sich mit InDesign umsetzen? Da wären zum Beispiel Seiten für Magazine, Zeitungen, Marketingbroschüren und Anzeigen. InDesign ist außerdem eine exzellente Wahl für strukturierte Dokumente wie Firmenberichte, Broschüren und Jahres-berichte. Der intuitive Ansatz des Programms eignet sich auch gut für kleinere Projekte wie Newsletter und Infoblätter. Wenn Sie erst einmal den Dreh raushaben, wird Ihnen der Umgang mit InDesign leicht fallen. Aber vergessen Sie nicht: InDesign ist durch seine umfangreichen Funktionen gleichzeitig in der Lage, anspruchsvolle und komplexe Layoutaufgaben zu bewäl-tigen – von einer Anzeige in einem Magazin bis hin zum Jahresbericht. Die Beispiele in den Abbildungen 1.1 bis 1.3 demonstrieren die Bandbreite von InDesign.

Abbildung 1.1: Bringen Sie Ihre Nachricht an den Mann! In InDesign gestaltete Poster machen’s möglich.

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Herausfinden, was InDesign kannInDesign ist ein führendes, wenn nicht das führende Seitenlayoutprogramm und mit seiner Hilfe lässt sich ein Seitenlayout genial einfach und schnell erstellen. InDesign bietet ein um-fangreiches Repertoire von Funktionen für professionelle Druckerzeugnisse wie Broschüren, Magazine, Anzeigen und ähnliche Publikationen. Es verfügt zwar nicht über spezielle Daten-bankfunktionen (für Publikationen wie Kataloge), aber es bietet viele einzigartige Leistungs-merkmale wie den Absatzsetzer, die Glyphen-Skalierung und benutzerdefinierte Zeichenkon-turen; einige dieser Merkmale besprechen wir weiter hinten in diesem Kapitel.

InDesign ist durch seinen zweigleisigen Layoutansatz (Freiform und Struktur) sehr flexibel und erlaubt Ihnen, den Layoutstil zu wählen, der den speziellen Bedürfnissen Ihres Dokuments entspricht – mehr zu diesen zwei Layoutmetaphern später im Kapitel.

Zu den besonders nützlichen und innovativen Fähigkeiten von InDesign gehören die fol-genden:

4 Mit Formaten und Stilen können Sie komplexe Formatierungen einfach und schnell erle-digen. Setzen Sie verschachtelte Textformate ein, um verzwickte Formatierungen auszu-führen, zum Beispiel Initialen mit eigenem Zeichenformat innerhalb eines Absatzes mit anderem Format.

4 Der Umgang mit Schrift ist in InDesign angenehm einfach, denn es unterstützt neben den Standardzeichensätzen wie PostScript und TrueType auch die anspruchsvollen OpenType-Zeichensätze. Fehlende Schriften werden im Dokument markiert angezeigt.

4 Der Absatzsetzer regelt Wortabstände und Silbentrennungen über mehrere Textzeilen auf einmal, um die bestmöglichen Abstände und Trennungen zu erreichen – im Gegensatz zur typischen isolierten Einzelzeilenverarbeitung anderer Pogramme.

4 Mit benutzerdefinierten Zeichenkonturen können Sie das Erscheinungsbild von Buch-staben verändern, indem Sie ihre Umrisslinien (Konturen) dicker oder dünner gestalten. Sie können auch dem Bereich des Buchstabens innerhalb der Kontur eine andere Farbe geben, um einen Umrandungseffekt zu erzeugen. (Normalerweise erscheint der Bereich innerhalb der Kontur in derselben Farbe wie die Kontur selbst, damit der Betrachter einen normalen, massiven Buchstaben sieht).

4 Der Datei-Import aus Illustrator und Photoshop erlaubt Ihnen, solche Grafikdateien direkt in Ihrem Layout zu platzieren.

4 Durch die mehrfachen Fensteransichten des Dokuments können Sie verschiedene Ab-schnitte gleichzeitig betrachten.

4 Mit Transparenzen lassen sich Objekte in schemenhaft blasse Grafiken verwandeln oder Spezialeffekte durch die Überschneidung mehrerer transparenter Objekte erzielen.

4 InDesign bietet eine automatische Rechtschreibkorrektur an, ähnlich wie die Korrektur-werkzeuge von Microsoft Word.

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Abbildung 1.2: InDesign eignet sich sehr gut zur Erstellung von Produktbroschüren, wie dieser Broschüre über Diamanten.

4 Mit Objektstilen können Sie eine Reihe von Attributen auf ein Objekt anwenden (wie Fläche und Kontur) und dieselbe Einstellung für weitere Objekte verwenden.

4 Verankerte Objekte halten Elemente wie Zahlen, Grafiken und Kästen mit dem zugehö-rigen Text zusammen, während dieser durch ein Dokument fließt.

Die Arbeitsweise von InDesign erforschenLayoutprogramme haben in ihrer Arbeitsweise Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Eine Mög-lichkeit, die Arbeitsweise eines Layoutprogramms zu beschreiben, besteht darin, über seine Metapher zu sprechen, also die übergeordnete Methode, mit der es die Publikationsaufgaben löst.

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Einige Programme verwenden die Freiform-Metapher. Das heißt: Ein Layout basiert hier auf der freien Zusammenstellung und Montage von Seitenelementen, so als ob diese auf einer Montagefläche (»Pasteboard«) für Sie bereitliegen würden. Diese Methode wird auch die Paste-board-Metapher genannt, ein ungenauer Begriff, da Programme mit anderen Metaphern auch weiterhin über eine Montagefläche verfügen können. PageMaker ist ein bekanntes Beispiel für den Freiform-Ansatz.

Andere Programme arbeiten auf Basis der Rahmen-Metapher. In den Rahmen (oder Kästen) des Dokuments sind nicht nur die Seitenelemente selbst enthalten, sondern auch die Attribute, die ihr Erscheinungsbild bestimmen. QuarkXPress ist ein bekanntes Beispiel für die Arbeit auf Rahmenbasis.

InDesign verbindet das Beste beider Welten, weil es sowohl Freiform- als auch Rahmen-Metaphern in sich vereint.

Abbildung 1.3: Mit InDesign können Sie Layouts in ungewöhnlichen Seitenformaten wie diese Broschüre entwerfen.

Die Rahmen-MetapherWenn Sie unter der Rahmen-Metapher arbeiten, basiert Ihr Seitenaufbau auf der Zusammen-stellung von Rahmen, die Ihren Text und Ihre Grafiken enthalten. Als Erstes richten Sie das Grundgerüst des Dokuments ein – die Seitengröße und -ausrichtung, die Ränder, die Anzahl der Spalten und so weiter. Dann füllen Sie das Gerüst mit Texten, Bildern und Linien.

Diese Rahmen und Linien müssen nicht gerade oder rechtwinklig sein. In InDesign können Sie Rahmen mit Bézier-Kurven formen. (In den 70er-Jahren hat der fran-zösische Ingenieur Pierre Bézier die Berechnungen entwickelt, auf deren Basis diese justierbaren Kurven funktionieren.)

Warum sollten Sie Rahmen benutzen wollen? Es gibt zahlreiche Gründe, warum Rahmen praktisch sind:

4 Um eine Vorlage für Dokumente wie Newsletter und Magazine zu erstellen, die über mehrere Artikel hinweg dieselben Layoutelemente als Basis verwenden. Sie erzeugen den Rahmen und fügen dann die für den jeweiligen Artikel passenden Texte und Grafiken hin-zu. Anschließend modifizieren und löschen Sie Rahmen ganz nach Bedarf des Artikels.

4 Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Ihre Objekte platziert und in welcher Größe sie gezeigt werden, bevor Sie mit den tatsächlichen Elementen arbeiten. Das entspricht

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in etwa einem Rohlayout mit Stift auf Papier, bevor Sie mit dem Layout am Bildschirm beginnen.

4 Um die Größe und Platzierung von bestimmten Elementen im Voraus festzulegen. Häufig muss man mit Vorlagen oder Gestaltungsrichtlinien arbeiten, die eine feste Seitengröße und eine eingeschränkte Positionierung von Elementen erfordern. In den meisten Fällen können Sie zu diesem Zweck bestehende Rahmen kopieren, weil Sie an mehreren Stellen im Layout Rahmen in gleicher Größe benötigen. Bei mehr oder weniger streng geglie-derten Layouts wie bei Newslettern und Magazinen ist es einfacher, Dokumente im Voraus einzurichten, damit importierte Elemente direkt korrekt skaliert und platziert werden. Die ungünstige Alternative wäre, im Nachhinein jedes Element einzeln zu skalieren.

Ob Sie nun zuerst leere Rahmen erzeugen, um sie danach mit Grafiken und Tex-ten zu füllen oder die Texte und Grafiken direkt auf Ihrer Seite platzieren, Sie verwenden in jedem Fall Rahmen. Selbst wenn Sie Elemente direkt auf der Seite platzieren, erzeugt InDesign automatisch jeweils einen Rahmen als »Behälter« für das Element. Der Rahmen, den InDesign erzeugt, basiert auf der Textmenge oder der Größe der Grafik, statt auf Ihren spezifischen Rahmenangaben. In bei-den Fällen können Sie die Rahmen und die darin enthaltenen Elemente jederzeit modifizieren.

Die Freiform-MetapherWenn Sie unter der Freiform-Metapher (Pasteboard/Montagefläche) arbeiten, gestalten Sie Ihren Seiteninhalt, als ob Sie auf Papier arbeiten. Wenn Sie schon länger im Druckgewerbe tätig sind, haben Sie vielleicht früher mit Wachs Textstreifen, reprofähige Linienzeichnungen und gerasterte Bilder auf eine Montagefläche geklebt. Dann schoben Sie all diese Teile hin und her, bis Sie die Kombination erreichten, mit der Sie zufrieden waren. Die Freiform-Metapher unterstützt einen experimentellen Layoutansatz, der sich besonders gut für Einzelanferti-gungen wie Anzeigen, Broschüren, Jahresberichte und Marketingmaterial eignet.

Wenn Sie auf Rahmenbasis arbeiten, können Sie mit den Rahmen als Platzhalter für die tatsächlichen Texte und Grafiken experimentieren. Visuell orientierte Men-schen bevorzugen die Arbeit mit den tatsächlichen Objekten, weshalb die Freiform-Metapher sich für sie besser eignet. In InDesign wählen Sie die Metapher, die sich für Ihren Stil, Ihre aktuelle Situation und Ihre Stimmung am besten eignet. Letzt-lich können beide Arbeitsweisen zu demselben großartigen Design führen.

Globale und lokale Einstellungen verstehenDie Macht des Desktop-Publishing im Allgemeinen und von InDesign im Speziellen besteht darin, dass es ermöglicht, zeitraubende Layout- und Satzaufgaben zu automatisieren, und es zugleich erlaubt, jeden Arbeitsschritt ganz nach Bedarf individuell anzupassen.

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Diese Dualität von Struktur und Flexibilität – die sich durch den parallelen Gebrauch von Rahmen- und Freiform-Layoutmetapher ergibt – überträgt sich auf alle Abläufe, von der Typo-grafie bis hin zur Farbgebung. Sie können mit globalen Einstellungen allgemeine Vorgaben für Layoutelemente festlegen und dann mit lokalen Einstellungen diese Elemente modifizieren, um spezielle Publikationsanforderungen zu erfüllen. Der Schlüssel zur effektiven Anwendung von globalen und lokalen Einstellungen ist das Wissen, wann welche angemessen ist.

Globale Werkzeuge sind:

4 Allgemeine und Programmvoreinstellungen (siehe Kapitel 4)

4 Musterseiten und Bibliotheken (siehe Kapitel 8)

4 Zeichen- und Absatzformate (siehe Kapitel 16 und 17)

4 Objektstile (siehe Kapitel 13)

4 Abschnitt- und Seitennummerierungen (siehe Kapitel 6)

4 Farbdefinitionen (siehe Kapitel 10)

4 Silbentrennung und Ausrichtung (siehe Kapitel 17)

Stile, Formate und Musterseiten sind wichtige globale Einstellungen, die Sie lokal innerhalb des Dokuments überschreiben können. Es ist nicht ungewöhnlich, diese Änderungen häufig vorzunehmen, denn obwohl die Funktionen für Layout und Typografie, die in Stilen, Formaten und Musterseiten automatisiert werden, die wesentlichen Komponenten für den Look eines Dokuments darstellen, funktionieren sie nicht immer für sämtliche Inhalte im Dokument.

Lokale Werkzeuge sind:

4 Rahmenwerkzeuge (siehe Teil III und Kapitel 18 und 20)

4 Zeichen- und Absatzwerkzeuge (siehe Kapitel 16 und 17)

4 Grafikwerkzeuge (siehe Teil V)

Die richtigen Werkzeuge für den Job wählenJe nachdem, was Sie mit InDesign vorhaben, wissen Sie vielleicht nicht immer sofort, welches Werkzeug im jeweiligen Augenblick das richtige ist. Wenn Sie zum Beispiel recht genaue Layoutvorgaben im gesamten Dokument durchhalten müssen, bieten Ihnen Musterseiten die Möglichkeit, Ihre Arbeit klar zu strukturieren. Formate sind die beste Lösung, wenn Sie durchweg im gesamten Dokument feste Zeichen- und Absatzformatierungen anwenden wollen. Wenn Sie aber an Einzeldokumenten arbeiten, wie dem Poster in Abbildung 1.1, ist es wenig sinnvoll, Zeit auf den Entwurf von Musterseiten, Stilen und Formaten zu verwenden – es ist einfacher, die Elemente unmittelbar bei ihrer Erstellung zu formatieren.

Sie können zum Beispiel Initialen als Absatzoption in der AbsAtz-Palette erzeugen (große An-fangsbuchstaben, die in einem Textabsatz stehen, wie die Initiale am Anfang von jedem Kapitel

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in diesem Buch). Oder Sie erstellen ein Absatzformat (eine Formatierung, die Sie nur auf ganze Absätze anwenden können und die sicherstellt, dass jedes Mal dieselbe Formatierung angewen-det wird), das diese Initial-Einstellungen enthält und wenden dann dieses Format auf den Ab-satz an, der die Initiale enthalten soll. Welche Methode Sie wählen, hängt von der Komplexität Ihres Dokuments ab und davon, wie oft Sie diese Aktion ausführen müssen. Wenn Sie merken, dass Sie wiederholt die gleichen Arbeitsschritte durchführen, sollten Sie ein globales Werkzeug einsetzen, um die Aufgabe zu erledigen (zum Beispiel Zeichen- oder Absatzformate).

Zum Glück brauchen Sie sich nicht zwischen globalen und lokalen Werkzeugen zu entschei-den, wenn Sie mitten im Entwurf eines Dokuments stecken. Sie können jederzeit aus beste-henden Formatierungen nachträglich Formate erzeugen. Ebenso können Sie im Nachhinein einer Musterseite weitere Elemente hinzufügen, wenn Sie merken, dass Sie diese auf jeder Seite benötigen.

Maßeinheiten festlegenEine weitere Situation, in der Sie zwischen globalen und lokalen Einstellungen wählen können, ist die Bestimmung der Maßeinheiten. Ganz gleich, welche Maßeinheit Sie per Voreinstellung festlegen (also welche Maßeinheit in allen Dialogfenstern, Paletten und Fenstern erscheint), Sie können jede beliebige Maßeinheit bei der Eingabe in ein InDesign-Dialogfenster benutzen. Wenn die vorgegebene Maßeinheit Pica ist, aber Sie sich als Neueinsteiger mit Zentimetern wohler fühlen, dann nur zu, geben Sie die Maße in Zentimetern ein.

InDesign akzeptiert die nachstehenden Abkürzungen für Maßeinheiten. Das x in den unten aufgelisteten Beispielen zeigt an, wo der Wert angegeben werden soll – zum Beispiel 2cm für 2 Zentimeter. Es spielt keine Rolle, ob Sie eine Leerstelle zwischen dem Wert und der Abkür-zung lassen: Soweit es InDesign betrifft, sind 2cm und 2 cm dasselbe.

4 xcm (für Zentimeter)

4 xmm (für Millimeter)

4 xp (für Pica)

4 xpt oder 0px (für Punkt)

4 xc (für Ciceros)

4 xz oder x Zoll oder x" (für Zoll)

Sie können Pica-Bruchteile auf zwei Arten angeben: im Dezimalformat (wie 8,5p) und in Pica und Punkt (wie 8p6). Beide Angaben ergeben ein Maß von 81/2 Pica (1 Pica besteht aus 12 Punkt).

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Grundlegendes InDesign-VokabularNoch vor nicht allzu langer Zeit kannten nur wenige professionelle Typografen und Drucker die Begriffe Pica, Kerning, Beschnitt und Farbmodell. Heute werden diese Begriffe alltäglicher, da fast jeder, der einen ansprechenden Bericht, einen einfachen Newsletter oder ein Magazin produzieren will, auf diese Begriffe in den Menüs und Handbüchern seines Layoutprogramms stößt. Manchmal werden diese Begriffe nicht korrekt verwendet oder durch allgemeine Be-schreibungen ersetzt, um die Laien unter den Anwendern nicht abzuschrecken. Aber diese Ersatzbegriffe verwirren letztlich professionelle Drucker, Belichter und Internet-Provider. Im Verlauf dieses Buches definieren wir weitere Fachbegriffe.

Wie alle großen menschlichen Errungenschaften bringt InDesign seine eigene Terminologie mit sich, das meiste wurde von anderen Adobe-Produkten abgeleitet. Einige allgemeine Be-griffe, die man kennen sollte, sind:

4 Kontur: Die Umrisslinie eines Objekts (ob Grafik, Linie oder einzelner Buchstabe) oder eines Rahmens.

4 PDF: Das Adobe Portable Document Format ist ein Standard zum Austauschen elektro-nischer Dokumente geworden. Ein PDF zeigt die Typografie, Grafik und das Layout des Originaldokuments an, ganz gleich, auf welchem Computer es betrachtet wird (Windows, Macintosh, Palm oder Unix). Sie können PDF-Dateien in InDesign wie Grafiken platzieren und Sie können InDesign-Seiten auch ins PDF-Format exportieren.

4 Platzieren: Eine Bild- oder Textdatei importieren.

4 Plug-In: Software, die sich in InDesign lädt und integriert, um dem Programm zusätzliche Funktionen zu verleihen.

4 Rahmen: Der Behälter für ein Objekt. Ein Rahmen kann Text, eine Grafik oder eine Farb-fläche enthalten.

4 Verkettung: Die Verbindung zwischen Textrahmen, die den Text von einem Rahmen zum nächsten fließen lässt.

4 Verknüpfung: Die Verbindung zu einer Datei, die Sie in ein InDesign-Dokument importie-ren oder platzieren (Erklärung siehe oben). Die Verknüpfung enthält den Speicherort der Datei sowie Datum und Uhrzeit ihrer letzten Änderung. Eine Verknüpfung kann auf eine beliebige Bild- oder Textdatei verweisen, die Sie in ein Layout importiert haben. InDesign kann Sie davon in Kenntnis setzen, ob die Quelldatei eines Textes oder einer Grafik geän-dert wurde. So können Sie sich entscheiden, ob Sie die Datei in Ihrem Layout aktualisieren wollen.

4 Verpacken: Das Sammeln aller Dateien, die zur Ausgabe im Druck oder Web notwendig sind.

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