wie krank macht tetra? informationsabend in kirchberg stößt auf große resonanz

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Informationsabend in Kirchberg stößt auf große Resonanz

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Page 1: Wie krank macht Tetra? Informationsabend in Kirchberg stößt auf große Resonanz

Onolzheim freutsich auf Elke Maierals Pfarrerin Seite 18

Politiker diskutierenüber Gesundheitund Pflege Seite 21

Unsere Kinder:Bei den Blehers sinddie Rollen klassischverteilt Seite 16

Ich habe die DDR 1984 eigentlichaus gesundheitlichen Gründenverlassen. Schon als Kind hatte

ich jeden Winter eine schlimmeSchuppenflechte. Das wurde auchnach der Pubertät nicht besser. An-fang der 80er Jahre habe ich dannim Westfernsehen, welches ich inZittau glücklicherweise empfangen

konnte, eine Sendung über eine Kli-nik in Heidelberg gesehen, die aufHautkrankheiten spezialisiert war.Um in Heidelberg behandelt wer-den zu können, habe ich einen An-trag auf Patientenaustausch ge-stellt. Dieser wurde aber abgelehnt,obwohl mich die Klinik umsonst be-handelt hätte. Mein damaliger

Mann und ich haben unsere Konse-quenzen daraus gezogen und einenAntrag auf Ausreise gestellt. Daswar 1982.

Die Staatssicherheit hat meinemMann daraufhin angeboten, sichvon mir scheiden zu lassen und dasSorgerecht für unsere beiden Kin-der zu bekommen. Schließlich habeer ja keine gesundheitlichen Prob-leme. Natürlich hat mein Mann ab-gelehnt. Die Stasi hat nicht davor zu-rückgeschreckt, Familien auseinan-derzureißen, wenn es zu ihrem Vor-teil war.

Wir waren sehr erleichtert, als un-sere Ausreise 1984 schließlich ge-nehmigt wurde. Wie so viele andereauch hatten wir nur 24 Stunden, umunsere Koffer zu packen, unsereKonten aufzulösen und die DDR zuverlassen. Zum Glück gab es damalseine Firma, die sich um den Umzuggekümmert hat. Wir wussten, dasswir für unser neues Leben im Wes-ten alles brauchen würden – vomSuppenlöffel bis zum Kleider-schrank. Das alles wurde uns in ei-nem Container nachgeschickt.

Mit den wichtigsten Habseligkei-ten und unseren Kindern imSchlepptau standen wir am Abenddes 26. März in Görlitz vor dem Zugin die Bundesrepublik. Auf demBahnsteig herrschte ein schreckli-ches Gedränge, da wir nur wenige

Augenblicke vor der Abfahrt in dieWaggons gelassen wurden. MeinMann hievte die Koffer in den Zug.Ich hatte unsere zehn Jahre alteTochter an der Hand. Unser vierjäh-riger Sohn war noch draußen beimeinem Bruder. Kurz bevor sich derZug in Bewegung setzte, reichte eruns das Kind durchs Fenster.

Es war damals üblich, Ausrei-sende in das Notaufnahmelager inGießen zu bringen. Von dort ausging es für uns ins Übergangswohn-heim nach Crailsheim. Gleich amersten Tag haben wir beim Spazie-rengehen ein Paar kennengelernt,das uns seine Hilfe bei der Woh-nungssuche anbot. Auch eine Ar-beit haben sie meinem Mann ver-mittelt. Wir hatten daher einen sehrguten Start.

Meine Geschwister habe ich inder ersten Zeit sehr vermisst. Ichhabe Briefe an sie geschrieben, aberkeine Antwort erhalten. Das lag je-doch nicht an meinen Geschwis-tern. Die Stasi hat unsere Briefe ab-gefangen. Ein Telefon hatten meineVerwandten in der DDR nicht. Daswar normal.

Später bin ich in die Tschecheiund nach Ungarn gereist, um meineGeschwister zu sehen. Die Stasi hatein Zusammentreffen nicht verhin-dert. Aber sie wussten genau, dasswir uns trafen.

Nach dem Urlaub meinte derGrenzer immer: „Na, wie geht es eu-

rer Schwester?“ In die DDR selbstkonnte ich bis zum Fall der Mauerkein einziges Mal, da ich als Staats-feind angesehen wurde. Mein dama-liger Mann durfte nicht mal zur Be-erdigung seiner Mutter einreisen.Als die Grenze 1989 endlich offenwar, bin ich mit meinen Kindern so-fort rübergefahren. Zu der Zeit leb-ten mein Mann und ich schon ge-trennt von einander.

Heute lebe ich mit meinem jetzi-gen Ehemann in Ellrichshausen.Seit drei Monaten arbeite ich beiElektronik NKL in Wolpertshausen.Davor habe ich für andere Elektro-nikfirmen gearbeitet und war selbst-ständig in diesem Bereich tätig.Wenn ich über die DDR und unsereAusreise nachdenke, komme ich im-mer wieder zu dem selben Schluss:Ich würde es wieder machen. Ichhabe mir hier vieles selbst geschaf-fen. Das hätte ich im Osten nie er-reicht.

Meine Schuppenflechte wurdeim Lauf der Jahre übrigens von al-leine besser.

ANNA SARAH BERGER

Im Strahlenschutzanzug referierte der elektrosensible Funktechniker Ulrich Weiner in der Stadthalle Kirchberg über die Risikendes neuen digitalen Behördenfunks. Foto: Hartmut Volk

Crailsheim/Langenburg. Die gol-dene Staatsmedaille haben DieterDoose aus Crailsheim und Berna-dette Schrödel aus Langenburg ausden Händen von Ludwig Köberle,Minister im baden-württembergi-schen Ministerium für LändlichenRaum, Ernährung und Verbraucher-schutz, erhalten.

Die Auszeichnung wurde diesesJahr auf dem landwirtschaftlichenHauptfest in Stuttgart an 33 Persön-lichkeiten vergeben, die sich um dieLand-, Forst- und Ernährungswirt-schaft sowie um den ländlichenRaum verdient gemacht haben.„Bürgerschaftliches Engagementund ehrenamtliche Tätigkeiten sindwichtige Säulen einer aktiven Bür-gergesellschaft“, stellte Köberle he-raus. Unsere Zeit sei geprägt durcheinen hohen Leistungs- und Wettbe-werbsdruck und die zunehmendeIndividualisierung des gesellschaft-lichen Lebens. „Gerade in diesenZeiten brauchen wir Persönlichkei-ten, die nicht ihr Eigeninteresse inden Vordergrund stellen, sondern

sich in Verbänden und Vereinen fürandere und die Gesellschaft einset-zen“, betonte der Minister.

Dieter Doose wurde unter ande-rem für sein Wirken als langjährigerGeschäftsführer des MilchwerksCrailsheim-Dinkelsbühl und als Prä-sident des Zentralverbandes deut-

scher Milchwirtschaftler geehrt.Für Bernadette Schrödel ist die qua-lifizierte Berufsausbildung in derländlichen Hauswirtschaft eine Her-zensangelegenheit. Sie engagiertsich zum Beispiel als Mitbegründe-rin und Sprecherin des Netzwerkes„Agrartourismus Hohenlohe“. pm

Dieter Doose

BernadetteSchrödelPrivatfotos

Marion Frick-mann (56) lebtheute inEllrichshausen F o t o : A n n aSarah Berger

Crailsheim. Eine elfjährige Radle-rin ist am Mittwoch um 7.15 Uhr aufdem Fußgängerüberweg am Roßfel-der Kreisel von einem Mercedes-Fahrer frontal erfasst und dabei ver-letzt worden. Die Radlerin stürzteim angrenzenden Grünstreifen. DerAutofahrer verlangsamte seineFahrt, schaute in den Rückspiegelund fuhr dann doch davon, ohnesich um das Mädchen zu kümmern.Nach einer halben Stunde meldeteer sich beim Polizeirevier Crails-heim. Der Führerschein des 24-Jäh-rigen wurde sichergestellt. Bei demUnfall entstand zudem ein Sach-schaden von rund 3800 Euro. pol

„Habe Briefe geschrieben, aber keine Antwort erhalten“Marion Frickmann reist 1984 aus der DDR aus – Ihre Geschwister darf sie dort bis zur Wende nicht mehr besuchen

Crailsheim. „Ein Mensch, eineMarke, ein Unternehmen“ – unterdiesem Motto war gestern Abendder Chef der größten Bausparkassedes Landes zu Gast im Forum desHOHENLOHER TAGBLATTS: Dr.Matthias Metz von „SchwäbischHall“. Neben dem obligatorischenThema Sparen stand auch die Per-son Matthias Metz jenseits des Top-Managers im Fokus. res

Was der Finanzexperte zu sa-gen hatte und zu sagen hat, lesenSie heute auf Seite 18.

Die 300 Stühle in der Kirchber-ger Stadthalle reichten nichtaus für die vielen Besucher derInformationsveranstaltungüber Mobil- und Tetrafunk, zuder Bürgerinitiativen des Krei-ses eingeladen hatten.

HARTMUT VOLK

Kirchberg. Lediglich ein Stuhl bliebden ganzen Abend über unbesetzt.Er stand auf der Bühne und war re-serviert für einen Vertreter der Be-hörden. Nicht genügend informiertworden zu sein über Hintergründeund Gefahrenpozential des digita-len Behördenfunks (Tetra), der dem-nächst in Betrieb gehen soll, ist einHauptvorwurf, den die Veranstaltererheben.

Um die Informationslücken zufüllen, hatte Hauptorganisator Wer-ner Schüpf ein vierstündiges Mam-mutprogramm mit drei Fachreferen-ten vorbereitet. Den Auftakt machteder Funktechniker Ulrich Weineraus dem Südschwarzwald. Beruf-lich hatte er sich intensiv mit Mobil-funk beschäftigt, bis er 2002 gesund-heitlich zusammenbrach. Diag-nose: Hochgradige Elektrosensibili-tät. Seitdem kann der 33-Jährigenur noch in Funklöchern überle-ben, die er nur im Strahlenschutzan-zug verlassen kann. Seine persönli-che Leidensgeschichte hat ihn vom

Saulus zum Paulus gemacht – in vie-len Vorträgen warnt er nun vor denGefahren der Funkstrahlung.

Gegen die neue Tetra-Technolo-gie, die so neu gar nicht sei, son-dern schon vor 20 Jahren entwickeltworden sei, führte der Referent zweiHauptbedenken ins Feld: Zum ei-nen sieht er darin eine „völlig veral-tete Technologie“, die schon alleinaus Katastrophenschutzsicht abzu-lehnen sei. „Unsere Sicherheits-kräfte haben in der Funktechniknur das Beste vom Besten ver-dient“, sagt er, und kritisiert, dassTetra ursprünglich gar nicht für denBehördenfunk konzipiert wordensei. Seine zentrale Netzstruktur mitnur einem Hauptsteuerungsservermache das System sehr störanfällig.Die Datenübertragung sei überdiesextrem langsam, und durch den ho-hen Stromverbrauch entstündenenorme Betriebskosten, für die dieKommunen in Zukunft mit aufkom-men müssten.

Gesundheitlich berge Tetra hoheRisiken, fürchtet Weiner und legteKrankheitsberichte britischer Poli-zisten vor, die auf die Dauerbelas-tung durch die Mikrowellenstrah-lung zurückgeführt werden. Jedochsei nicht nur die Gesundheit der Si-cherheitskräfte in Gefahr, die dieseTechnologie nutzen, sondern die al-ler Bundesbürger, wenn die 4800Funktürme in Deutschland alle inBetrieb gehen. Ziel sei eine „flächen-deckende In-House-Versorgung“,

sodass in jedem Keller mit Hand-funk gesendet werden könne. DieSender müssen dazu rund um dieUhr im Betrieb sein.

Für die Umweltmedizinerin Bar-bara Dohmen aus Freiburg hat dasfatale Konsequenzen: Die Tetra-Tak-tung liege sehr nahe an der mensch-lichen Gehirnfrequenz, wodurchneuronale Störungen vorprogram-miert seien. Aus ihrer Praxis er-kennt sie einen Zusammenhangzwischen dem immer dichter wer-denden Funknetz und der wachsen-den Zahl von Kindern mit ADHS-Er-krankung. Vor allem für den jugend-lichen oder kranken Organismus be-deute die Dauerbestrahlung „Stressohne Ende“, sagt sie, und warnt vorLangzeitschäden wie Alzheimerund Gehirntumoren.

Rektor Hans Schmelzer aus Helm-stadt hat seine Frau durch Krebs ver-loren. Er wohnt nahe an einem Mo-bilfunkmast, und hat seit dessen In-betriebnahme 22 weitere Krebsfälleim Hauptstrahlwinkel des Sendersregistriert. Auf diesen Zusammen-hang hellhörig geworden, sammelter momentan Daten aus anderenStädten, mit dem Ziel, eine Studieausarbeiten zu lassen, die er an dieoberste Umweltagentur in Europaschicken will. Denn trotz einer „er-drückenden Zahl von Krankheitsge-schichten bei Anwohnern von Sen-demasten“ sei ein Zusammenhangbis heute wissenschaftlich nochnicht anerkannt.

Elfjährigefrontal erfasst

AUS DEM INHALT Staatsmedaillenfür Dooseund Schrödel

Wer bausparen will,denkt an vier Steine

Wie krank macht Tetra?Informationsabend in Kirchberg stößt auf große Resonanz

Telefon: 0800 488965710E-Mail: [email protected]

CRAILSHEIM UND REGION Freitag, 1. Oktober 2010 17