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23.Ophthalmologische Tagung OltenSamstag, 14.01.2017, Zürich
Wie tickt die Jugend heute? Unterschiede zwischen den Generationen verstehen
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Inhalt
• Generationenbegriff (Soziologie)
• 3 Generationenmodell
• Baby Boomer
• Generation X
• Generation Y
• Fallbeispiel analysieren
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Der soziologische GenerationenbegriffKarl Mannheim, 1928
Ähnliche Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen
Geteilte gesellschaftliche Erfahrungen
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Neue gesellschaftliche
Herausforderungen
wirtschaftlich, sozial,
politisch, technologisch
Elterngeneration
Normen + Normalitäten
generationentypische
Denk- und
Verhaltensmusterantworten
Der soziologische Generationenbegriff
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Mädel, du
heiratest ja
sowieso
Schuster bleib
bei deinen
Leisten
Solange du die Füsse
unter meinen Tisch
streckst, tust du, was
ich dir sage!
Woher kommen sie?
• Starke Traditionen
• Patriarchale Hierachien
• Vorgezeichnete Lebenswege
Baby Boomer Jahrgang 1945 - 1960
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Baby Boomer Jahrgang 1945 - 1960
Neue gesellschaftliche Bedingungen:
• Wirtschaftswunder
Wohlstand, Wohlfahrtsstaat, Vollbeschäftigung
• Bildungsexpansion
• Erfolgsgeschichte Technologie (1. Mondlandung)
• 1968er Bewegung in Deutschland, Paris, Prager
Frühling, Anti-Vietnambewegung in USA
• 1972 Ölkrise
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Baby Boomer Jahrgang 1945 - 1960
Wie antworten sie?
• Entwickeln Visionen für eine
bessere Welt
• Selbstbestimmung,
Frauenemanzipation, Frieden,
politische Partizipation,
• Arbeiten, kämpfen und
experimentieren für ihre
Visionen
Lebensgefühl:
Alles ist möglich!
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Baby Boomer Jahrgang 1945 – 1960
Was ist für Sie im Arbeitsalltag normal?
• Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
• Gehorsam sitzt tief und wird
selbstverständlich erwartet.
• Partizipation ist wichtig, aber nicht
selbstverständlich – man wartet, dass
man gefragt wird und erkennt
Hierarchie an.
• Selbstbestimmung und Freiheit sind
erkämpfte Werte: lernen für sich
selbst und die eigene Entwicklung.
Lernen heisst
Entwicklung
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Generation X Jahrgang 1960 - 1980
Woher kommen sie?
• Tradition und Möglichkeiten
• Im Wohlstand aufgewachsen
• Neue Erziehungsstile
• TV im Alltag / als Babysitter
Sei
eigenverant-
wortlich!
Sei politisch!
Alles geht … du
musst nur wirklich
wollen.
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Generation X Jahrgang 1960 - 1980
Neue gesellschaftliche Bedingungen:
• Globale Umweltzerstörung wird wahrgenommen
• 1981 Entdeckung des HIV-Virus
• 1986 Jahr der Katastrophen:
Tschernobyl, Challenger (Technikpessimismus)
• Technisierung der Arbeitswelt, PC in der Arbeitswelt
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Generation X Jahrgang 1960 - 1980
Wie antworten sie?
• Individualismus
• Verweigerung und Protest
• Ironie und Zynismus als
Schutz gegen
Enttäuschung
• Das eigene Schäfchen
ins Trockene bringenLebensgefühl:
No Future.
Alles bricht zusammen.
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Generation X Jahrgang 1960 – 1980
Was ist für Sie im Arbeitsalltag normal?
• Pipi Langstrumpf als
Erziehungsvorbild: Frech und ehrlich
sein ist besser als Unterwürfigkeit.
• Wissen muss kritisch hinterfragt
werden. Denn Wissen ist Macht.
• Eigenverantwortung (statt Führung
und Anleitung)
• Individualismus: Gefahr des
Persönlich nehmens. Hoher Anspruch an
Eigenverantwortung
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Woher kommen sie?
• Vielfalt an Möglichkeiten
• Schnelligkeit der Veränderungen
• Flexibilität der Beziehungen
• Verständnisorientierter
Erziehungsstil
GenerationY / Netzwerker Jahrgang 1980 – ?
Wo bin ich
nächste
Woche im
Praktikum?
Was möchtest
du?
Dies oder
lieber jenes?
Du brauchst eine
sehr gute
Ausbildung
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Der online-Gedanke ist prägend für soziale Beziehungen:
Leichte Anschlussmöglichkeiten
Beziehungen sind zerbrechlich: das Netz kennt nur Jetzt-Zeit, keine Erinnerung
Ständiger Kommunikationsfluss als Stabilisator ist die Voraussetzung für funktionierende Kontakte (keine Verabredungen mit Ort und Zeit, sondern zu telefonieren).
Netzwerkkinder erleben auch beruflich eine hohe Flexibilität von Beziehungen(Schulwechsel, unterschiedliche Nebenjobs, Ortswechsel für Ausbildung/Beruf, Praktikawechsel).
Netzwerkkinder haben ein hohes Bedürfnis nach schneller Integration und ihrerseits eine grosse Bereitschaft, sich schnell zu integrieren.
Online in alle Lebenslagen
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Jugend Erwerbslosenquote seit 1990
Quelle: Bundesamt für Statistik, CH
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 20120
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
3,2
4,5
6,46
5,5
4,7
6 5,8 5,6
4,8
5,6 5,6
8,5
7,7
8,8
7,7
7,1 7
8,27,8 7,6
8,1
1,8
2,8
3,7 3,9
3,33,7
4,13,6
3,12,7 2,5
2,9
4,1 4,3 4,44
3,6 3,4
4,14,5
4,1 4
Total 15-24 Jahre
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Erwerbslosenquote bis 4. Quartal 2016
Quelle: Bundesamt für Statistik, CH
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Generation Y Jahrgang 1980 - ?
Wie antworten sie?
• Ziel: anschlussfähig bleiben –
privat wie beruflich
• Hohe Investition in Ausbildung
• Bevorzugen klare
Orientierung (Regeln,
Feedback, Werte)
Lebensgefühl:
Die Ärmel hochkrempeln!
Optimismus unter Druck
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Baby BoomerJg. 1945 – 1960
Generation YJg. 1980 -
Generation X
Jg. 1960 – 1980
Gesellschaftlich neu
- Wirtschaftswunder- Bildungsexpansion
Gesellschaftlich neu
- Umweltkatastrophen
Gesellschaftlich neu
- Vielfalt der Möglichkeiten
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Wertorientierungen Jugendlicher (Angaben in %)
Quelle: 16. Shell Jugend Studie, 2010
Das tun, was die anderen auch tun
An Gott glauben
Sozial Benachteiligten helfen
Eigene Bedürfnisse durchsetzen
Hohen Lebensstandard haben
Das Leben in vollen Zügen geniessen
Fleissig und ehrgeizig sein
Phantasie und Kreativität entwickeln
Eigenverantwortlich leben und handeln
Gutes Familienklima führen
Gute Freunde haben
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
14
37
58
55
69
78
83
79
90
92
97
16
38
55
59
63
72
76
83
85
85
95
2010
2002
20
Forschungsstudie: Besonderheiten von Ärzten und Ärtzinnen der
Generation Y
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Kennzahlen der Befragung:
• 9079 Medizinstudierende
• alle Fakultäten
• 2. größte und umfangreichste deutsche Medizinstudentenbefragung
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Kollegiale Zusammenarbeit und Work-Life-Balance sind jungen Ärzten und Ärtzinnen am wichtigsten
Kollektive Zusammenarbeit
Gute Work-Life-Balance
Bezahlung oder Freizeitausgleich von Überstunden
Fort-/Weiterbildungsmöglichketen
Abwechslung u Anspruch der ärztl. Tätigkeit im Alltag
Geregelte Arbeitszeiten
Gute interdisziplinäre Kooperation
Familienfreundlichkeit
Sicherheit des Arbeitsplatzes
Wertschätzung von Leistung auf Tagesebene
Standort des Arbeitsplatzes
Partizipativer Führungsstil
Selbständigkeit bei alltäglicher Berufsausübung
Aufstiegs- u. Karrierechance, Entwicklungsperspektiven
Weniger Zusatzarbeitsstunden
Verdienstmöglichkeiten / Einkommenshöhe
Teilzeitarbeitsmöglichkeiten
Image des Krankenhauses
Leistungsprinzip hat hohen Stellenwert
Image des Chefarztes
Möglichkeit der wissenschaftlichen Tätigkeit
Erhobene Teams zur Arbeitsplatzwahl und –zufriedenheit als Arzt
Bewertung der Ränge von 1=völlig unwichtig bis 5=sehr wichtig
Abb.1 Darstellung der 21 erhobenen Items zur Arbeitsplatzzufriedenheit. Die schwarze Linie stellt die jeweiligen Mittelwerte dar, die blauen Balken die Standardabweichung.
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27% würden wegen fehlender kollegialer Zusammenarbeit ihren Beruf aufgeben
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Werteorientierungen JungendlicherQuelle: Cocon, repräsentative schweizerische Längsschnittstudie
15 Jahre 21 Jahre7,5
8
8,5
9
Allgemeine Werte
Soziale Gerechtigkeit
Hedonismus
Leistung/Erfolg
Selbstverwirklichung
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Lernverhalten der Netzwerker / Generation Y
„An einem typischen Tag wählt ein junger Mensch zwischen 200
Fernsehkanälen, 5.500 Zeitschriftentiteln, 10.500 Radiosendern, 30 Millionen
Internetseiten und 122.000 neu publizierten Büchern aus.“
Überlebenswichtig: intelligent und schnell auswählen
Problem: Schnelligkeit und Flexibilität der Welt: es gibt keine verlässlichen
übergeordneten Kriterien
Leitfrage: Bringt's mir was?
wenn ja, Engagement
wenn nein: abschalten, ausruhen, abwarten, Kontakte Pflegen -
irgendwann: gehen
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Lernverhalten der Netzwerker
Erwartungen an Lernsettings (Längsschnittstudie TREE)
Praxisrelevanz
Effektivität (Verhältnis Zeit, Inhalt, Leistungsanforderungen)
Teamwork und Learning by Doing (eigene aktive Rolle)
Spass, Sozialkontakt und Leistung verbinden
Erwartungen an didaktische Anleitung
Sinnhaftigkeit des Ganzen aufzeigen
Klare Rahmen und Zieldefinitionen
Regelmäßiges, rechtzeitiges (!) und konstruktives Feedback
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Generation Y Jg. 1980 – ?
Was ist für Sie im Arbeits- und Lernalltag normal?
• Spass und Kontakte bei der Arbeit (Nest)
• Flache (keine) Hierarchien
• Kein klassischer Gehorsam
• Regeln sind verhandelbar, Ausnahmen
denkbar (Fragen kostet nichts)
• Feedback geben: direkt und in alle
Richtungen, Feedback nehmen: wird
kommentiert
• Wünscht: visionäre Führung (Orientierung)
coachende Führung (optimale Förderung
für eigene Ziele)
Lebensgefühl:
Die Ärmel hochkrempeln!
Optimismus unter Druck
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Konkret erlebte Situation
Beteiligte/r AGeneration:
Beteiligte/r BGeneration:
Gute Umgangsweisen mit solchen Situationen
Konflikte analysieren und lösenWas ist in dieser Situation für die jeweilige Generation total normal und selbstverständlich? was erwartet die jeweilige Person? Welche Gefühle kommen bei ihr auf?
- - - -
29Dr. Miriam Engelhardt
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Generation
Baby Boomer
Erwartungen an die Führung
Netzwerker/Generation Y
Generation X
Erwartung Erwartungen detaillierter
Wertschätzung
Coaching
Eigenverantwortung
Erfahrungs- und sinnorientierte Führung
Hierarchie wird anerkannt, aber Wunsch gehört zu werden
Entwicklungschancen aufzeigen, Demotivation verhindern
Individuelle Entlastung bei alternsbedingten Problemen
Starke visionäre Führung / Wir-Gefühl / Spass
Hohe Klarheit bei Aufträgen
Work-Life-Balance
Coachende Führung
Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen
Eigenverantwortliche Projekte
Zielorientierte pragmatische Führung
30Dr. Miriam Engelhardt
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Die Netzwerker / Generation Y: Familie, Freunde, Leistung und Selbstverwirklichung
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Literatur
Buchmann, Marlis et.al: Wertorientierungen Jugendlicher und junger Erwachsener in der Schweiz. Auswertung COCON im Auftrag der Stiftung Zürcher Unternehmerforum, 2007
Bundesamt für Statistik Schweiz: Wege in die nachobligatorische Ausbildung. Zwischenergebnisse des Längsschnitts TREE (Bildungsmonitoring Schweiz), 2003
Bruch, Heike et.al.: Generationen erfolgreich führen. Konzepte und Praxiserfahrungen zum Management des demographischen Wandels. Gabler, Wiesbaden 2010
COCON Competence and Context: Schweizer Befragung von Kindern und Jugendlichen, Jacobs Center for Productive Youth Developement, Universität Zürich, http://www.cocon.uzh.ch
Credit Suisse Jugendbarometer 2012, https://infocus.credit-suisse.com/app/topic/index.cfm?fuseaction=OpenTopic&coid=371616&lang=DE
Engelhardt, Miriam / Abel-Wanek, Ulrike: Generation Y – Arbeiten mit Vergnügen, Pharmazeutische Zeitung, Magazin, Jg 159, 7. Ausgabe, 13.02.2014
Kasch, Richard / Engelhardt, Miriam et al.: Generation Y – leistungsbereit bei geregelter Arbeitszeit, Deutsches Ärzteblatt, Jg112, H. 45, S. 1876 – 1878, 6. November 2015
Kasch, Richard / Engelhardt, Miriam et al.: Ärztemangel: Was tun, bevor Generation Y ausbleibt? Ergebnisse einer bundesweiten Befragung, Zentralblatt für Chirurgie 2015, 140: 1-7
Shell Deutschland Holding (Hrsg.): Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. 2010 http://www.shell.de.home/content/deu/aboutshell/our_commitment/shell_youth-study/2010
Stokowski, Laura: The 4-Generation Gap in Nursing. Medscape. Apr 11, 2013
Trendbüro, Steinle, Andreas / Wippermann, Peter: Die neue Moral der Netzwerkkinder. Trendbuch Generationen, Piper Verlag, München 2003
Kontakt
Dr. Miriam Engelhardt
Soziologin
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