winterliebe – hochschwarzwald magazin 2015/2016
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Der erste SkifahrerRodelspaß für Kurzentschlossene
Horn Heil!
Der erste Skifahrer
Vom Erfi ndergeist zum Winterglückauf dem Feldberg
und alle Schneeliebhaber
Mit Sportgeist & Tradition
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3Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
Liebe Gäste, liebe Hochschwarzwälder,dass die Kuckucksuhr eine Schwarzwälder Erfindung ist, das ist weithin bekannt. Was viele nicht wissen: Das Skilaufen nahm vor 125 Jahren im Schwarzwald seinen Anfang.
Der enorme Erfindergeist des 19. Jahrhunderts traf am Sonntag, dem 8. Februar 1891, auf den tief verschneiten Wald. Der französische Diplomat Dr. Robert Pilet stieg mit seinen langen, gebogenen Holzbrettern aus Norwegen am Bahnhof in Titisee aus der Höllentalbahn und steckte die Hochschwarzwälder mit seiner Abenteuerlust an – in diesem Winter wurde der Schwarzwald zur wahren Wiege des Skisports.
Die wilde und unwegsame Winterlandschaft wurde mit den „norwegischen Schneeschuhen“ zugänglich gemacht und auch weit abgelegene Höfe waren nun einfacher erreichbar. Die ersten Skier wurden aber nicht nur zur Fortbe-wegung, sondern erstmals auch zum Vergnügen eingesetzt. Und so nahm der Skisport Fahrt auf: Der erste Skiclub wurde in Todtnau gegründet, der Feldberg gestürmt, Schanzen gebaut, Wettkämpfe ausgetragen und der erste Skilift in Eisenbach/Schollach erfunden.
Auch der Winterurlaub wurde zum neuen Trend: Der Feldberger Hof war das erste Luxus-Skiresort der Welt, die Lufthansa richtete eine Fluglinie nach Freiburg ein und der erste Skifilm der Welt sorgte mit spektakulären Bildern vom Feldberg für Furore im hippen New York.
Mut, Erfindergeist, Offenheit für Neues, Geschäfts- und Gemeinschaftssinn und nicht zuletzt die wilde, faszinierende Natur hatten die Urlaubswelt verändert und die Heimat des Skisports geformt.
125 Jahre später lauten unsere Ideen Rodel-to-go, Biathlon für jedermann oder Winter-Glamping – für all jene, die den Schnee so lieben wie wir im Hochschwarzwald.
Wir alle gleiten auf den Spuren der Pioniere. Darauf sind wir stolz und das möchten wir die ganze Wintersaison mit Ihnen feiern.
Herzlichst Ihr Thorsten Rudolph Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH
hocherfreutErste Adresse für Ihre Entdeckungsreise im Hochschwarzwald:
Hochschwarzwald Tourismus GmbH Freiburger Str. 1 • 79856 Hinterzarten Telefon: +49 (0)7652/12060
[email protected] www.hochschwarzwald.de
4 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
06 (Zeit)Reise In die Wintersportregion
Hochschwarzwald
10 Der erste Skiläufer auf dem Feldberg
Geschichte des Skilaufs, Teil I
12 Ich zeig dir, wo du mal hinkommst
Zwei Männer, wie sie unter-schiedlicher nicht sein können
14 Hätten Sie’s gewusst? Kuriose Geschichten,
Anekdoten und Zitate
16 Des Winters glühender Garaus
Mit Scheibenfeuern wird der kalten Jahreszeit der Kampf angesagt
22 Hochschwarzwald ABC34
DER ERSTE SKI-PRODUZENT MITTELEUROPAS
Die Geschichte des Skis
5Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
24 Vom Buchclub zum ersten Skiclub
Geschichte des Skilaufs, Teil II
26 Der Feldberger Hof Ein geschichtsträchtiges Hotel
28 Rodelspaß für Kurzentschlossene
Mit der Hochschwarzwald Card
32 Entspannen im Hochschwarzwald
Wellnesshotels stellen sich vor
34 Die Geschichte des Skis Wie ein 12-jähriger Bub zum
ersten Skiproduzenten wurde
38 Horn Heil! Mit Sportgeist und Tradition
40 Glamping am Schluchsee Mit Fleecedecke und Glühwein
am Lagerfeuer
42 Winter-Events Hier ist was los!
46 Die Todtnauer erobern den Feldberg
Geschichte des Skilaufs, Teil III
50 Mein Hochschwarzwald für Zuhause
52 Tollkühne Piloten im Eiskanal
Der Bau der schnellsten Bobbahn Deutschlands
56 Zack! Peng! Wo war nochmal das Gewehr?
58 Impressum
Winter 2015 / 2016
6 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
1848/1849Ein Weg von Todtnau-Zeiger- Bärental-Altglashütten mit Weiter leitung nach Lenzkirch und St. Blasien wird angelegt. Damit ist eine erste Wegverbindung, die in der Nähe des Feldberggipfels entlangführte, geschaffen.
1885Die Feldbergstraße ist endlich fertig gestellt. Sie verläuft von Bärental über den Zeiger hinunter über Fahl nach Todtnau.
8. Februar 1891 Der französische Diplomat Dr. Robert Pilet reist mit der 1887 eröffneten Höllentalbahn nach Titisee. Von dort macht er sich mit Skiern auf den zehn Kilometer langen Aufstieg über Bärental zum Feldberger Hof und weiter zum Feldberggipfel.
19. März 1891 Fritz Breuer und Carl Thoma II unter-nehmen eine Besteigung des Feld-bergs. Von Todtnau aus marschieren sie nach Fahl und steigen über die steile Straße vom Fahler Loch bis zum Zeiger, in der Nähe des Feldberger Hofes, auf. Die beiden gründen den Skiclub Todtnau, der das Skilaufen auf dem Feldberg populär macht.
ab 1892 Das Skifahren wird immer beliebter. Immer mehr Wintersportler zieht es auf den Feldberg, um das Skifahren auszuprobieren. Der Skiclub Todtnau veranstaltet erstmals ein Skispringen auf dem Feldberg.
(Zeit)REISE In DIE WInTERSPoRTREGIon HoCHSCHWARZWAlD
1850
1890
1900
7Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
1906 Der Skiclub Schwarzwald will bessere Zugfahr pläne für die vielen Win-tersportler, die mit der Bahn nach Hinterzarten und Titisee reisen. Gewünscht werden außerdem die kos-tenlose Mitnahme von Skiern und ein eigener Waggon für Skifahrer.
1908 Robert Winterhalder erfindet den ersten Skilift der Welt beim Schneckenhof in Eisenbach-Schollach. Beim Patentamt meldet er seine Erfindung als „Vorrichtung zum Hinaufziehen von Schneeschuhläufern und Rodlern mittels einer kontinuierlich sich bewegenden Seilbahn auf beschneite Berghänge“ an.
1920 In Freiburg wird der erste Skifilm
„Das Wunder des Schneeschuhs“ uraufgeführt. Die Aufnahmen von
Sepp Allgeier und Regisseur Dr. Arnold Fanck zeigen bislang nie gesehene Zeitlupenaufnahmen und
waghalsige Stuntaufnahmen der besten Skiläufer.
ab 1926 Der Schwarzwald ist nur noch einen Katzensprung entfernt: Fast täglich fliegt die Lufthansa von Hamburg, Amsterdam, Frankfurt und Stuttgart nach Freiburg im Breisgau. Von dort geht es mit dem Zug weiter in den Schwarzwald.
1920
8 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
1951/1952 Nachdem 1950 der Bau des Liftes vom Feldberger Hof zum Bismarckdenkmal beschlossen wurde, geht die Schwebeseilbahn 1951 in Betrieb. In 8 Minuten werden 870 Meter zurückgelegt und 170 Höhenmeter überwunden.1952 zog Menzenschwand nach und baute den 935 Meter langen Schlepplift an der Grafenmatt. Überall auf und um den Feldberg entstehen weitere Liftanlagen. Durch den enormen Andrang bilden sich lange Warteschlangen an den Liften.
1954Zum Abschluss des 23. Inter nationalen
Feldbergspringens im Fahler Loch kommen rund 15.000 Zuschauer zur Sprungschanze.
1959Nicht nur Skifahrer, auch andere Touristen zieht es hinauf auf den
Feldberg. Das Bismarckdenkmal ist von sonnenhungrigen Menschen bevölkert,
die sich auf Liegestühlen oder Jacken in die Sonne legen.
1960
ab 1930Es gibt erste Überlegungen zum Bau von Skiliften vom Feldberger Hof zum Bismarckdenkmal. 1939 wird ein Testlauf durchgeführt, allerdings ohne Genehmigung. Die Behörden untersa-gen einen weiteren Betrieb.Der erste Lift auf dem Feldberg wurde nach Kriegsende von den Franzosen als Schlittenaufzug eingerichtet. Ski-fahrer nutzten den provisorischen Lift unter Lebensgefahr.
1930
1950
9Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
heute Die Wintersportregion Hochschwarz-wald verfügt über rund 60 Lift-anlagen, 700 km Loipen und 300 km Winterwanderwege. Größter Anlauf-punkt ist dabei der Feldberg – das größte und älteste Wintersportgebiet Baden-Württembergs. Mit 35 Lift-anlagen und auf 60 Kilometern Piste von blau bis weltcupschwarz finden Skifahrer ihren ganz persönlichen Pistenspaß. Um weitere Kapazitäten für die Besucher zu schaffen, werden 2015 rund 34 Millionen Euro für ein neues Parkhaus und den Bau des neuen Zeigerlifts investiert.
1999Am Feldberg wird die erste 6er-Sesselbahn Deutschlands eröffnet. Ein Jahr später wird das Skischulwesen mit dem Konzept „Ski in a day by Gundolf Thoma“ revolutioniert.
2001An der Hochfirstschanze in
Titisee-Neustadt findet im Dezember das erste Weltcup-Skispringen im
Schwarzwald statt.
1980Am Notschreipass entsteht in 1.119 Metern Höhe die erste Biathlonanlage im Schwarzwald.
1962Im Januar liegt kaum Schnee im Schwarzwald. Nur der Feldberg ist von einer Schneekappe überzogen. Am 21.1.1962 werden auf dem Feldberg über 5.000 Autos und 240 Busse registriert. Alle Parkplätze sind seit den Morgenstunden besetzt, die Schlange der parkenden Autos reicht kilometerweit bis nach Fahl und Bärental.
2000
1980
Hochschwarzwald Tourismus GmbHwww.hochschwarzwald.de/ skiurlaub-winterurlaubliftverbund Feldbergwww.liftverbund-feldberg.de
hochinformativ
Abenteurer, Globetrotter, Feldberg-Skipionier: Wie ein französischer Diplomat den Schwarzwald revolutionierte
Am 8. Februar 1891 steigt ein
Mann mit zwei Holzbrettern
in Titisee aus der Höllental-
bahn. Die Bretter sind vorn
seltsam spitz zugebogen. Nach sei-
nem Ziel befragt, erntet er ungläubi-
ges Kopfschütteln. Auf den Feldberg?
Im Winter? Mit diesen Brettern? Un-
denkbar! Vor 125 Jahren ist der Feld-
berg ein einsamer, wilder Gipfel, auf
dem eisige Stürme toben. Wer dort im
Winter hinauf will, muss verrückt sein.
Oder ein unerschrockener Abenteurer.
11Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
Die Geschichte Des skilaufs, teil i
DER ERSTE SKIläuFER AuF DEM FElDBERG
Es ist ein kalter, aber sonniger Febru-
armorgen, als der Dampfzug von Freiburg
kommend den Bahnhof in Titisee erreicht.
Ein Mann in seltsamer Bekleidung, mit
zwei langen Brettern und einem Holz-
stock in den Händen, steigt aus dem
Zug. Ein Bauer, so erzählt man später im
Dorf, sei mit seinem Pferdeschlitten an
dem Mann vorbeigefahren und hätte ihn
gefragt, woher er denn sein seltsames
Narrenkostüm habe. Es ist Fasnacht, und
viele Einwohner halten die Ausrüstung für
einen originellen Faschingsscherz.
Der bärtige Sonderling mit den Holz-
brettern ist Dr. Robert Pilet, französischer
Diplomat und Globetrotter. Geboren 1858
in Rennes, entdeckt er früh seine Leiden-
schaft für ferne Länder und Expeditionen.
Als 22-Jähriger wagt er die Besteigung des
fast 4.000 Meter hohen aktiven Volcán
de Fuego im Süden Guatemalas. Von 1883
bis 1894 ist sein Dienstsitz im Konsulat in
Mannheim, später wird er zum Vizekon-
sul in Kopenhagen berufen. Auf seinen
Reisen nach Skandinavien lernt Pilet die
Holzbretter, die man „Schi“ nennt, ken-
nen und lieben, mit denen man scheinbar
schwerelos über den Schnee gleiten kann.
Bevor er nach Deutschland zurück-
kehrt, lässt er sich ein Paar solcher
Schneeschuhe anfertigen. Die Skier wähl-
te der Postverwalter aus Bergen in Nor-
wegen aus. Er ist selbst ein ausgezeich-
neter Skiläufer und kennt sich mit den
Skiern bestens aus. Es sind leichte, aber
starke Schneeschuhe aus Telemarken,
gefertigt aus bestem Jolar-Holz. Zurück
in Deutschland ist Pilet im Odenwald auf
den Skiern unterwegs. Doch das Gelände
befriedigt den abenteuerlustigen Franzo-
sen nur wenig. Pilet sucht sich eine neue
Herausforderung – und wird im Schwarz-
wald fündig. Damals war der Feldberg
wild und schroff, ein eisiges, unzugängli-
ches Gebirge, mit steilen Abhängen und
Wechten (vom Wind angewehte, überhän-
gende Schneemasse), von denen Lawinen
ins Tal donnerten.
DAS VORANKOMMEN WAR äUSSERST GEFäHRLICH
Pilet gefällt der Gedanke, auf sei-
nen norwegischen Schneeschuhen den
höchsten Gipfel des Schwarzwalds zu
erklimmen. Über 80 Jahre zuvor, im Jahr
1808/1809, wagten sich Studenten aus
Freiburg auf den tief verschneiten Gipfel.
Dabei nutzten sie die im Schwarzwald
geläufigen Schneebretter, aus Holz gefer-
tigte Reifen, die mit einem Tuch bespannt
waren und die man sich unter die Schu-
he schnallte. Doch das Vorankommen an
den Steilhängen war äußerst beschwer-
lich und gefährlich. Kein Wunder, dass
sich niemand dort hinaufwagte.
Pilet wählt den Aufstieg über Bärental.
Ein Wanderer legt die circa zehn Kilome-
ter lange Wegstrecke Bärental – Feldber-
ger Hof im Sommer in rund zwei bis drei
Stunden zurück. An jenem 8. Februar 1891
liegen über zwei Meter Neuschnee auf
dem Berg. Pilet muss über 1.000 Höhen-
meter aufsteigen. Kein einfaches Vorha-
ben, wenn man bedenkt, dass es damals
keinerlei Wegmarkierungen gegeben hat.
Robert Pilet weiß, auf was er sich einlässt.
Er ist gut ausgerüstet und verfügt über
eine gute Kondition. Er beherrscht das
Skifahren, kennt sich in Gefahrensituati-
onen aus und besitzt einen messer-
scharfen Instinkt, der ihn mehr als einmal
aus Gefahren gerettet hat.
Rund fünf Stunden später steht der
33-Jährige auf dem 1.493 Meter hohen
Gipfel des Feldbergs. Der Anblick muss
selbst für den weit gereisten Globetrotter
überwältigend gewesen sein: Er blickt auf
das Herzogenhorn mit seiner mächtigen
Wechte, im Süden reckt sich die Alpen-
kette majestätisch in den blauen Winter-
himmel. Den Gipfel genießt er in stiller
Einsamkeit. Nur das Knarzen des Pulver-
schnees unter seinen Skiern ist zu hören.
Als er am späten Nachmittag zum
Feldberger Hof hinunterkommt, trägt Pi-
let seine Gipfelbesteigung ins Gästebuch
ein: „R. Pilet, Dr., Heidelberg, Februar 8.
1891, mit Norwegischen Schneeschuhen“.
Es ist die Geburtsstunde des Skilaufs im
Schwarzwald und in Mitteleuropa.
Am 6. März 1891 findet sich ein weite-
rer Eintrag Pilets im Gästebuch des Feld-
berger Hofes. An diesem Tag soll es zu
einer denkwürdigen Begegnung auf dem
Feldberg gekommen sein: Pilet trifft auf
eine Gruppe junger Männer aus Todtnau,
die auf den Skiern eines Todtnauer Arztes
erste Versuche wagen. Einer von ihnen ist
Fritz Breuer, der wenige Monate später
den ersten Skiclub gründen wird.
An den französischen Feldbergpionier
erinnert heute der Straßenname „Dr.-
Pilet-Spur“ auf dem Feldberg beim Feld-
berger Hof.
VON BIRGIT-CATHRIN DUVAL
Wie aus einem Buchclub der erste Skiclub Deutschlands entstand. Seite 24 bis 25
lesen Sie in Teil II:
Z wei Männer, wie sie unterschied-
licher nicht sein können. Der
eine, 78-jährig, hat Skigeschich-
te geschrieben und ist schon zu
Lebzeiten eine Legende, der andere steht
mit 25 Jahren mitten in einer erfolgrei-
chen Karriere. Eines jedoch verbindet sie:
die Heimatliebe zum Hochschwarzwald
und der Erfolg als Skiwettkämpfer in der
Nordischen Kombination.
Mit skileGenDe GeorG thoMa
unD WeltMeister fabian riessle
iM schWarZWälDer skiMuseuM
in hinterZarten
„Ich zeig dir, wo du mal hinkommst“
13Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
Mithelfen war normal. Und kein Thema für
den agilen Fabian. „Ich war schon immer
ein bewegungsfreudiges Kind“, erzählt er.
Und als sein älterer Bruder Philipp mit
Skispringen und Langlaufen anfing, hat
es der kleinere Bruder ebenfalls versucht.
Auch hier finden sich Parallelen zu Tho-
ma: „Mein Bruder hat die Schanzen ge-
baut, ich war der Testpilot“, sagt Thoma.
Fabian machte es Spaß und er empfand
die Schanze als Mutprobe. Allerdings ging
er oft sehr ungestüm zur Sache. „Ich war
früher ein Raudi und bin immer mit Voll-
gas gestartet“, sagt Rießle. Stürze mit Sal-
tos und Knochenbrüchen waren die Folge.
Doch Rießle gab nicht auf. Im Gegenteil.
Nach dem Abitur entschied er sich für die
Laufbahn als Profi.
EIN WURSTBROT ALS PREIS – WAS GANZ
BESONDERESThoma lacht und sieht dabei noch
immer aus wie der Lausbub auf der al-
ten Fotografie. Von einer Laufbahn als
Skiprofi hätte er nicht mal zu träumen
gewagt. Als Zwölfjähriger habe er damals
in Neuglashütten unterhalb des Feld-
bergs den 1. Preis gewonnen, erzählt er.
Auf einer selbst gebauten Schanze. „Und
weisch, was ich gewonnen habe? Ein
Wurschtbrot. Des war damals was ganz
B’sonderes.“ Später in Skandinavien gab’s
dann ein Paar gestrickte Handschuhe und
Norwegerpullover. Nur einmal, in Nord-
schweden, nahm er einen Zinnkrug als
Siegertrophäe. „Der steht noch heut’ zu
Hause rum.“
Sponsoren, wie sie heute auf Fabian
Rießles Pullover prangen, hatte Thoma
damals nicht. Rießle fährt ein gespon-
sertes Auto, trägt Klamotten, Ski und Ac-
cessoires mit Werbelabels. „Jörgli“, wie
Freunde Georg Thoma nennen, besaß, als
er zu den ersten deutschen Jugendmeis-
terschaften fuhr, nicht mal eine Unter-
hose. Und auch als berühmter Skifahrer
musste er weiter buckeln. Nicht länger als
Kuhhirte, sondern als Briefträger. Fabian
Rießle wird als Sportsoldat zum Feldwe-
bel ausgebildet und kann sich ganz auf
seine sportliche Karriere konzentrieren.
„Damals“, erzählt Georg Thoma, „hat-
ten wir haufenweise Zuschauer bei den
Springen. Das war ein Spektakel.“ Als er
nach seinem Olympiasieg zurück in seinen
Heimatort Hinterzarten kam, wurde er von
25.000 Zuschauern frenetisch gefeiert. Als
Fabian Rießle mit Silber und Bronze im
Gepäck im Februar 2014 nach St. Märgen
kam, waren es einige Hundert Fans. „Mit
früher ist das nicht mehr vergleichbar“,
meint der Nachwuchsstar etwas lakonisch.
Doch über zu wenig Popularität kann der
gut aussehende Sportler nicht klagen. Sei-
ne offizielle Facebook-Fan-Seite zählt über
2.000 Fans.
Bis zu seinem Sieg, erzählt Thoma,
hätte sich niemand für die Nordische Kom-
bination interessiert. Damals waren die Al-
pinen die Stars. Dann sprang Thoma und
wurde auf einen Schlag weltberühmt.
WIE EIN VOGEL DURCH DIE LÜFTE SCHWEBEN
Georg Thoma träumt noch immer vom
Fliegen: mit modernem Equipment und
dem heutigen Knowhow, das wär’s. Noch
einmal dieses Gefühl erleben, „wie ein Vo-
gel durch die Lüfte schweben. Wir sind frü-
her schmal gesprungen und mussten drei
Armzüge machen, so stand es in der Wett-
kampfordnung.“ Später kam die Technik
mit den Händen nach vorne auf, „da haben
wir gestaunt, und es natürlich gleich aus-
probiert.“ Schließlich nahmen die Springer
die Hände nach hinten, „das war schwer,
von Arme vorn nach Arme hinten“, erin-
nert sich Georg Thoma. Heute haben die
Skispringer das Fliegen perfektioniert.
Fabian Rießle liebt die Geschwindigkeit
und die Kräfte, die er erlebt, wenn er von
der Schanze in die Lüfte abhebt. In einem
sind sich beide einig: „Skispringen, das
ist eine Gefühlssache.“ Und um das rich-
tige Gefühl zu bekommen, gibt es keinen
besseren Ort als ihre Heimat, den Hoch-
schwarzwald. Fabian stimmt Georg Tho-
ma zu. „Meine Heimat gibt mir Kraft, ich
bin froh, hier in dieser Region zu leben.“
„Ja, so isch das“, sagt Thoma, bedankt sich
für den Besuch von Fabian, verabschiedet
sich und widmet sich wieder seinem Foto,
das er in der Thoma-Stube aufhängen will.
VON BIRGIT-CATHRIN DUVAL
Georg Thoma wuselt durch die Räu-
me. Zu Hause hat er ein Foto entdeckt.
Eine vergilbte Schwarzweiß-Fotografie.
Der kleine Bub darauf guckt aufgeweckt
in die Kamera. Als könne er ahnen, dass
ihm Großes bevorsteht, er zu etwas ande-
rem berufen ist, als Kühe zu hüten. Das
Bild will er aufhängen: in der Thoma-Stube
in seinem Skimuseum in Hinter zarten, in
dem seine Skier stehen. Die, mit denen er
als Jugendlicher Ski lief, und seine Lang-
lauf- und Sprungski, auf denen er Olym-
piasieger wurde.
Doch das Bild muss erst mal warten,
denn Weltmeister Fabian Rießle kommt
auf einen Besuch vorbei: ein junger Typ
mit aschblonden Haaren, Bart, Jeans und
Turnschuhen. Auffallend sind die blauen
Augen und das verschmitzte Lachen der
beiden, die sich herzlich begrüßen.
Für Fabian Rießle hat Thoma bereits
einen Platz ausgesucht. „Schau, ich zeig
dir, wo du mal hinkommst“, sagt er in sym-
pathischer Schwarzwälder Mundart und
eilt, wie ein Jungspund, die Holztreppe
nach oben. Ein Zimmer im Obergeschoss
widmet sich den Erfolgen der Nordischen
Kombinierer und der Skispringer. Dieter
Thoma, Sven Hannawald, Martin Schmitt.
Bis Fabian Rießle eine Vitrine erhält, darf
er weitere Medaillen sammeln. Olympi-
sches Silber und Bronze in 2014 sowie
Team WM-Gold im Jahr 2015 sind bereits
gesichert. Bei den Weltmeisterschaften
2015 in Falun holte er mit dem deutschen
Team die Goldmedaille. Das gab’s zuletzt
vor 28 Jahren.
So wie einst Georg Thoma, der Shoo-
tingstar aus dem „Black Forest“, der 1960
die Goldmedaille bei den Olympischen
Winterspielen in Squaw Valley, USA, ge-
wann. Eine Sensation. Thoma war der
erste Mitteleuropäer, der die Skandinavier
und Russen vom Thron der Nordischen
Kombination, die aus den Disziplinen Ski-
langlauf und Skispringen besteht, drängte.
Seinem Sieg schloss sich eine bisher un-
übertroffene Karriere an.
Fabian Rießle ist, wie auch Georg Tho-
ma, auf einem Bauernhof groß geworden.
14 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
kuriose Geschichten, anekDoten unD Zitate
HäTTEn SIE‘S GEWuSST?
Damen waren beim Skifahren von Anfang an„ausdrücklich erwünscht“.
Das Skilaufen ist nützlich; es erspart Zeit und Anstrengung und ist gesund.
In schneereichen Wintern leisten Skier auch große unschätzbare Dienste; darum schafft euch Skier an,
lernt Skilaufen und lasst es eure Kinder lernen. Dr. Wilhelm Paulcke, Gründer des Skiverbandes Schwarzwald
DAMEN ERWÜNSCHT Damen waren beim Skifahren aus-
drücklich erwünscht. Das wurde bei der
Gründung des Skiclub Freiburg 1895 so-
gar in der Satzung festgehalten. „Damen
ist der Eintritt natürlich auf’s bereitwil-
ligste gestattet, sogar ist derselbe sehr
erwünscht.“ Damit beschritt der Freibur-
ger Club neue Wege, denn von anderen
Sportarten waren Frauen damals ausge-
schlossen und höchstens als Zuschaue-
rinnen zugelassen. 1898 wurde erstmals
ein Damenskirennen auf dem Feldberg
veranstaltet. Allerdings waren sich die
veranstaltenden Skiclubs nicht darüber
einig, ob man den Frauen im Wettkampf
einen Berglauf zumuten könne oder nicht.
Die Rennen für die Damen fanden daher
anfangs in „mäßig schwierigem Gelände“
statt. Allerdings hatten die Damen mehr
mit ihren schweren, langen Röcken zu
kämpfen als mit mangelnder Kondition.
15Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
Der Schweizer
Herr Krebs-Gygax aus Schaffhau-
sen berichtet von einer Skiabfahrt
vom Feldberggipfel
Es war am Geburtstag des Kaisers,
dem 27. Januar 1893, am Giebel des
Feldberger Hofes wehte die gelbrote
Fahne. Hotelier Carl Mayer öffnete eine
Flasche Sekt zu Ehren des Kaisers und
zum Wohl seines Gastes, Herrn Krebs-
Gygax aus Schaffhausen.
„Das gab Courage. Ich rüstete mich
gleich zur ersten Gipfelbesteigung. Für
den Aufstieg schnallte ich Schneerei-
fen an.“ Oben auf dem Seebuck ange-
kommen, blies der Schweizer kräftig
sein Horn. Unten strömte die Hoteli-
ersfamilie samt Bediensteten aus dem
Hotel, um sich die Abfahrt anzusehen.
„Ich biss auf die Zähne und ließ die
Bretter mutig gleiten. Ohne zu fallen,
kam ich glücklich in einem Rutsch bis
vor die Haustür des Feldberger Hofes,
begrüßt von einem donnernden Ski
Heil”, beschreibt der Schweizer sein
Abfahrtserlebnis. Über den Après-Ski,
der seiner Skiabfahrt folgte, existieren
keine Aufzeichnungen.
Doppelter Rittberger auf dem Titisee
Bei den Deutschen Eiskunstlaufmeisterschaftenauf dem Titisee im Februar 1925 wird Werner Rittberger Deutscher Meister. Angeblich muss er auf der Eisfläche des gefrorenen Sees für seinen Sprung so viel Schwung holen,dass er sich gleich doppelt dreht – eine Premiere.Denn bis dato konnte er seinen berühmten, 1909 in Berlin entstandenen, „Rittberger“ nur einfach springen.
„RENNTHIERE AUF DEM FELDBERG“
Norwegen war das große Vorbild
von Hotelier Carl Mayer. Am Feldberger
Hof konnten die Gäste auf norwegischen
Skiern, von norwegischen Lehrern unter-
richtet, das Skilaufen erlernen. Um die
Attraktivität seines Hotels zu steigern,
kaufte Mayer im Sommer 1898 in Norwe-
gen vier Rentiere. Im Winter bot er Fahrten
mit dem Rentierschlitten an. Mayer ließ
Postkarten, die ein Bild mit verschneiter
Landschaft, Berghütte und Rentierschlit-
ten und dem Schriftzug „Rennthiere auf
dem Feldberg i/Sch.“ zeigen, entwerfen.
Doch der Schwarzwald ist, obwohl ähnli-
che klimatische Bedingungen herrschen,
eben nicht Lappland. Die Geschäftsidee
ging nicht auf. Auf dem Feldberg wuchsen
keine Rentierflechten. Die sensiblen Tiere
vertrugen die Futterumstellung nicht und
verendeten. Eines der Tiere wurde dem
Basler Zoo übergeben. Damit fand das
Rentierschlittenfahren am Feldberg ein
jähes Ende.
16 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
gefühl
DES WInTERS GlüHEnDER GARAuSMit Scheibenfeuernwird im Hochschwarzwaldder kalten Jahreszeitder Kampf angesagt
17Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
kaum ist die Fasnacht im Hoch-
schwarzwald zu Ende gegangen,
wartet ein anderer, traditioneller
Brauch auf Einheimische und
Gäste: Am ersten Wochenende der Fas-
tenzeit brennen bei Einbruch der Dun-
kelheit in vielen Orten die Scheibenfeuer.
Dabei werden glühende Holzscheiben
auf Stäbe gesteckt und ins Tal geschleu-
dert – um dem Winter endgültig den Gar-
aus zu machen. So auch in Todtnau: Dort,
wo die Rodelbahn „Hasenhorncoaster“
ins Tal saust, brennt am sogenannten
„Funkensonntag“ mitten am Hang über
dem Dorf ein großes Feuer.
„Schiibii“ ruft Stefan Dietsche laut
und schleudert die an den Kanten glü-
hende Holzscheibe den schneebedeck-
ten Hang hinunter. „Schiiboo“ ruft es
begeistert zurück, während die Scheibe
immer weiter ins Tal Richtung Todtnau
segelt – ein glühender Punkt am dunklen
Himmel, der Ziel zu nehmen scheint auf
die zwei Türme der erleuchteten Kirche
im Ortskern, dann aber langsam an Höhe
verliert und schließlich vor einem der ers-
ten Häuser im Dorf landet.
Der 28-Jährige ist ein Meister seines
Fachs. Und er ist Titelverteidiger. Bereits
zweimal war er in den vergangenen Jah-
ren Scheibenkönig, will heißen: Er hat sei-
ne drei entscheidenden Scheiben am wei-
testen geschlagen und die schönsten und
originellsten Sprüche dazu gerufen. Auch
diese werden bewertet, denn schließlich
geht es beim Scheibenschlagen darum,
den Winter endlich auszutreiben. Mit
einem Feuer, das mit seiner unglaubli-
chen Hitze den Schnee um sich herum
zum Schmelzen bringt, und mit Sprü-
chen wie dem von Simon Kiefer: „Schii-
bii, schiiboo. Ihr Schiibe sollt de Winter
vertriebe, dass mir könne wieder drusse
bliebe! Schiibii, schiiboo!“
Kiefer ist ein „Scheibenfeuer-Hop-
per“: In den Tagen und Wochen nach der
Fasnacht fährt er zu so ziemlich jedem
Feuer, das ihm der Schwarzwald bietet –
rund um sein Heimatdorf im Wiesental,
aber auch ins 26 Kilometer entfernte
Todtnau, der schönen Aussicht „aufs
Städtle“ wegen. „Das machen nur die,
die ein bisschen angefressen sind“, lacht
er. Und das ist er, seit er ein Junge war.
„Mein Vater hat mich von klein auf mitge-
nommen“, erzählt der 25-Jährige. „Er hat
gesagt ‚Komm, wir vertreiben die Geister‘
und das hat mich bis heute nicht mehr
losgelassen.“
Scheibenschlagen – das ist ungefähr
so kompliziert oder einfach (je nach
Sichtweise) wie Golfspielen. Zumindest
ist der Schwung derselbe. Zwei, drei Mal
VON STELLA SCHEWE-BOHNERT
Bloß nicht zu lange ans Feuer halten:
Nur die Kanten der Scheibe dürfen glühen!
18 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
Vanessa Drändle, das weibliche Pendant
von Stefan Dietsche, denn seit 2006 wird
in Todtnau nicht mehr nur ein Scheiben-
feuerkönig, sondern auch eine -königin
ermittelt; und das war sie in den vergan-
genen beiden Jahren. „Immer dran den-
ken: Sie tun dem Stock nicht weh. Feste
draufhauen, das ist der Trick!“
Wohlgemerkt: Vanessa ist 21 Jahre
alt, klein und zierlich. „An ihr sieht man,
dass man keine zwei Meter groß und
muskelbepackt sein muss“, sagt Jürgen
Wehrle, Oberzunftmeister der Todtnauer
Narrenzünfte. Die sind es nämlich, die
das Spektakel veranstalten – genauer ge-
sagt sind es passenderweise die „Zundl-
macher“, also jene Fasnachtszunft, die
für alles rund ums Feuer verantwortlich
ist. Sie waren es, die der aus dem 19.
Jahrhundert stammenden Tradition des
Scheibenschlagens nach der Pause in den
Kriegs- und Nachkriegsjahren wieder Le-
ben eingehaucht haben. Bereits seit 1959
gibt es, so ist der Chronik der Narren-
zünfte zu entnehmen, in Todtnau wieder
Scheibenfeuer.
„FESTE DRAUFHAUEN, DAS IST DER TRICK!“
Ein alter Brauch also, der von Ge-
neration zu Generation weitergegeben
wird. Bernd Hamm etwa hat das Schei-
benschlagen einst von seinem Vater
gelernt, jetzt gibt er es an seine beiden
Kinder weiter. „Die war gut“, ermuntert
er seine Tochter Pia-Lena und blickt mit
ihr der Scheibe hinterher, die sie gerade
geschlagen hat. Neben ihnen prasselt
laut das Feuer, verbreitet so viel Hitze,
dass wir auf Abstand bleiben müssen.
Ein Zitronentee wärmt von innen – nicht
holen die Schläger mit ihren langen Ha-
selnussstöcken aus, die frisch und noch
saftig sein müssen, damit sie biegsam
sind und nicht so leicht brechen. Schwin-
gen sie mit sirrendem Geräusch zurück
und wieder vor, bevor sie die glühen-
de Buchenscheibe dann am hölzernen
Scheibenbock ab- und ins Tal schlagen.
Dem voraus geht ein anderer kniffliger
Vorgang: Vorsichtig steckt Kiefer seine in
der Mitte durchlöcherte Scheibe auf den
Stock – „Der Stock darf vorne nicht raus-
schauen, sonst taumelt sie“ – und dreht
sie hin und her, „bis es knarzt“. Dann
sitzt sie richtig: nicht zu locker, aber auch
nicht zu fest, so dass sie sich im richtigen
Moment lösen kann.
Damit sie das auch wirklich tut, muss
man ordentlich Schwung nehmen: „Wie
wenn man jemandem mit dem Nudel-
holz eins überziehen will“, verrät mir
„Wem soll die Schiibe goh?Im Früehlig und em Sunneschi,de Winter soll jetz umme si,d’Fasnet war e schöni Zit,doch jetzt isch si umme, liebe Lit.“
19Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
SCHEIBEnFEuER- TERMInE IM üBERBlICK
Eisenbach, oberbrändSa, 13. Februar 2016, 16.30 uhrFasnetfunken mit Schneebar der Uhrmacherzunft OberbrändEisenbach, BubenbachSa, 13. Februar 2016, 18.00 uhrHexenfunken der „Buebacher Sauhexen“HäusernSa, 13. Februar 2016, 18.00 uhrScheibenschlagen an der Wittlisberger Kapelle Todtnau, SchlechtnauSa, 13. Februar 2016, 18.00 uhrScheibenschlagen der Fastnachts-gesellschaft SchlechtnauTodtnau, MuggenbrunnSa, 13. Februar 2016, 18.30 uhrScheibenschlagen der „Tannengeister“ühlingen-BirkendorfSa. 13. Februar 2016, 19.00 uhrFasnetsfeuer und ScheibenschlagenSchluchsee, BlasiwaldSa, 13. Februar 2016, 19.11 uhrScheibenschlagen mit dem Skiclub Blasiwald und der Guggenmusik „Notepflümler“ bei der Alten Schmiedelöffingen-DittishausenSo, 14. Februar 2016, 19.00 uhrScheibenschlagen der Geißenzunft Dittishausen TodtnauSo, 14. Februar 2016, 19.00 uhrScheibenschlagen der „Zundlmacher“
änderungen vorbehalten. Weitere Informationen:www.hochschwarzwald.de
nur fürs Feuer, auch für „Bewirtung“ am
Hang sorgen die Zundlmacher.
„Wem soll die Schiibe goh?“ rufen
die Scheibenwerfer und widmen ihre
Scheiben der Liebsten, der Oma oder
dem Nachbarn. Einer nach dem anderen
versucht sein Glück. Im Schnee am Hang
sitzen Vertreter der „Zundlmacher“, ver-
folgen ihren Flug und bestimmen, welche
Scheibe am weitesten flog. Im Februar
2015 waren es die von Oberzunftmeister
Jürgen Wehrle und von Melanie Pflüger.
Sie dürfen den bronzenen Pokal jetzt ein
Jahr lang behalten, bevor sie ihn beim
nächsten Scheibenfeuer an den nächs-
ten Gewinner weitergeben müssen. „Ein-
fach toll“, findet das ein Ehepaar, das
aus Stralsund im hohen Norden kommt
und dem glühenden Spektakel fasziniert
zuschaut. „Das ist einfach eine schöne
Tradition!“
hochinformativ
Der alemannische Spruch von Simon Kiefer bedeutet auf hochdeutsch:Wem soll die Scheibe gelten?Dem Frühling und dem Sonnenschein, der Winter soll jetzt vorbei sein, die Fasnacht war ‘ne schöne Zeit, doch jetzt ist sie vorbei, liebe Leut‘.
Gut zu wissen
Feldberg Hebelhof 1937
Schnellläufertraining
Kunstlauf auf dem Titisee
Winterspaß in Menzenschwand
Unvergessliche Skimomente
22 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
das hochschwarzwaldABCAB In DEn SCHnEESkier, Schlitten und Schneeschuhe bereit? Los geht’s!
ist ein Spaziergang im Winterwunderland.BeruhiGenD
Schwarzwälder Kartenspiel, das gern am warmen Ofen gespielt wird.
CEGoCDusel gehabt, wer beim Gaudirennen in Altglashütten samt Gefährt ins Ziel kommt.
EISKLETTERNist bei einer ausreichend dicken Eisschicht am Kälberfelsen in Todtnau möglich.
Immer wieder auf und ab – Rodellift sei Dank!
Jesses nei!Typischer Ausruf erschrockener oder aufgebrachter Schwarzwälder.
Gastfreundschaftsteht bei den Unterkünften im Hochschwarzwald ganz oben.
…Teufel und andere schaurige Gestalten dürfen bei der alemannischen Fasnet nicht fehlen!
H
Bei der Herstellung der Schwarzwälder Kirschtorte werden oft mehr als 8 Esslöffel Kirschwasser verwendet.
K
inkenGemütliche Strohschuhe für kalte Tage.F
HExEn
KIRSCHWASSER
23Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
leckerschmeckt der heiße Caipi auf dem Wintermarkt in Schluchsee.
PLäTZCHENDUFTliegt zur Weihnachtszeit in der Luft.
nADELWALDDer Schwarzwald wird als dunkler Nadelwald bezeichnet, da er zu 80% aus Tannen und Fichten besteht.
MECKERNtun hier nur die Ziegen.
VERWöHN-ATMOSPHäREbietet das Radon Revitalbad in St. Blasien-Menzenschwand.
YELLOW SNOW... sollte man besser nicht essen.
ZEITLOSschön sind die Kuckucksuhren aus dem Hochschwarzwald.
QUATSCH MIT SOSSE! Für eine Schneeballschlacht ist man nie zu alt!
WECHTENsind typisch für den Schwarzwald. Laut Duden: durch den Wind angewehte, überhängende Schneemasse.
x-MALkönnen mit der Hochschwarzwald Card die Skilifte der Region genutzt werden.
SKI IN A DAYSkifahren lernen in einem Tag mit Gundolf Thoma – ehemaliger Profi-Skirennläufer und staatl. geprüfter Skilehrer am Feldberg.
Rodel-to-go: Premium Rodelhänge und schnittige Leihschlitten? Los geht der Spaß im Schnee.
RTHURNERSPUR15 km Langlaufloipe mit der urigen Loipenstrauße Eckershäusle.
uNGLAUBLICH!Rund 110 Tage im Jahr läuft der Skibetrieb am Feldberg.
oHnE Zögern stürzen sich Nachwuchs- und Profi- Skispringer von den Hoch-schwarzwälder Schanzen.
o
*PFuI*
24 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
es war im Frühjahr 1891. Ganz Todt-
nau feiert. Die Fasnacht zählt zu
den großen Veranstaltungen im
Vereinsleben des kleinen Städt-
chens am Fuße des Feldbergs. Doch eine
kleine Gruppe, die sich im Hinterzimmer
des Gasthaus Ochsen trifft, lässt das när-
rische Treiben kalt. Dort kommt die Todt-
nauer Lesegesellschaft zusammen. Es ist
eine illustre Truppe: junge Geschäftsleute,
Prokuristen, Fabrikanten. Fast alle sind Zu-
gezogene, nur wenige Einheimische sind
darunter. Sie sind allem Neuen gegenüber
aufgeschlossen und stets auf der Suche
nach Abenteuern. Und kräftig feiern kön-
nen sie auch. Die Abende im Ochsen zeu-
gen von der Trinkfestigkeit der Gruppe.
An jenem Abend im Ochsen steht ein
Mann im Mittelpunkt: Fridtjof Nansen,
norwegischer Polarforscher und Entde-
cker. Dessen Reisebericht „Auf Schnee-
schuhen durch Grönland“ war unlängst in
deutscher Übersetzung erschienen.
„Nichts stählt die Muskeln so sehr,
nichts macht den Körper elastischer und
geschmeidiger, nichts verleiht eine größere
Umsicht und Gewandtheit, nichts stärkt
den Willen mehr, nichts macht den Sinn
so frisch wie das Schneeschuhlaufen. Kann
man sich etwas Gesünderes oder Reineres
denken, als an einem klaren Wintertag die
Schneeschuhe unter die Füße zu schnallen
und waldeinwärts zu laufen?“, beschreibt
Nansen seine Erfahrungen.
Nansen berichtet nicht nur von der
Durchquerung Grönlands, sondern stellt
die Ausrüstung und die Nutzung der Bret-
ter anhand von Bildern dar. Die Todtnauer
sind Feuer und Flamme. Man stelle sich
vor: Mit diesen langen, vorne zu einer
Spitze gebogenen Brettern durch den Pul-
verschnee sausen. Im Schwarzwald! Was
für ein Abenteuer! Das mussten sie aus-
probieren!
Wie es der Zufall will: In Todtnau gibt
es bereits jemanden, der ein Paar solcher
Bretter zu Hause hat. Der Todtnauer Arzt
Dr. Carl August Tholus bestellte sich drei
Jahre zuvor die neumodischen Schnee-
schuhe in Norwegen per Post. Allerdings
nicht zum Vergnügen: Der Arzt wollte
damit die im Winter nur schwer zugäng-
lichen abgelegenen Höfe seiner Patienten
erreichen. Doch Tholus, damals schon äl-
ter und korpulent, kommt mit den wackli-
gen Brettern nicht zurecht. Nach wenigen
Versuchen gibt er auf, die Skier landen
VON BIRGIT-CATHRIN DUVAL
DIE GESCHICHTE DES SKIlAuFS, TEIl II
VoM BuCHCluB ZuM ERSTEn SKICluB DEuTSCHlAnDS
25Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
bespannt sind und die er an seinen Stie-
feln befestigt. Doch die Gipfelbesteigung
steht von Anfang an unter keinem guten
Stern. Am Feldberg braut sich was zusam-
men. Breuer ist das egal. Er ist ebenso
trinkfest wie stur. Was er sich vornimmt,
zieht er durch. Heute will er auf dem Feld-
berg stehen und sich den Eintrag im Gäs-
tebuch sichern. „Feldbergbesteigung Fritz
Breuer, Todtnau. Mit Schneeschuhen.“
Davon wird ihn niemand abhalten. Auch
kein Schneesturm.
Anders als Pilet, der von Bärental her
kommend auf den Feldberg stieg, wählen
die beiden Kameraden die Straße über
Fahl. Dort bestand seit 1885 eine steile
Straße, die sich in Serpentinen vom Fahler
Loch bis zum Zeiger, in der Nähe des Feld-
berger Hofes, wand. Beim Aufstieg zum
Zeiger bläst ein eiskalter Wind, der ihnen
in die Knochen kriecht. Die Männer tragen
Wollkappen, Baumwolljacken und Hosen,
über die Stiefel haben sie Gamaschen ge-
zogen. Oben auf dem Feldberg türmen
sich Schneewolken zusammen. Wie eine
dunkle Bastion drohen sie, ihre gewaltigen
Kräfte über dem Berg zu entladen. Breuer
lässt sich nicht beirren. Bei gutem Wetter
kann jeder den Feldberg besteigen. Nan-
sen hatte auch mit Eis und Stürmen zu
kämpfen. Wild entschlossen stapft Breuer
auf seinen Skiern bergwärts. Thoma kann
das Tempo nicht halten. Seine Schneerei-
fen sinken in den Tiefschnee, jeder Schritt
zehrt an seinen Kräften. Es beginnt zu
schneien. Dann peitscht der Sturm los, in-
nerhalb kurzer Zeit verschwimmt alles in
einem Grau, dichtes Schneetreiben behin-
dert die Sicht.
Als sie die Kammhöhe des Zeigers
erreichen, ist Thoma völlig entkräftet. Ist
das das Ende von Breuers Gipfelsturm?
Weltreisender und Abenteurer. Pilet
schaffte am 8. Februar 1891 den Aufstieg
von Titisee her über das Bärental. Die Be-
steigung des Feldbergs hat Pilet im Gäs-
tebuch des Feldberger Hofes eingetragen.
Damit ist er nachweislich der erste Skifah-
rer auf dem Feldberg. Breuer hat es eilig:
Kein anderer soll ihm zuvorkommen. Der
zweite Eintrag, der gehört ihm.
DER EISKALTE WIND KRIECHT IN DIE KNOCHEN
Am 19. März 1891 startet Fritz Breuer
zusammen mit seinem Freund Carl Tho-
ma II die Feldberg-Expedition. Breuers
Ausrüstung besteht aus den Skiern des Dr.
Tholus, sein Kamerad Thoma verwendet
Schneereifen, eine Art Schneeschuh aus
gebogenen Hölzern, die mit einem Tuch
auf dem Dachboden, wo sie in einer Ecke
verstauben – bis sie nach jenem denkwür-
digen Abend im Ochsen zu neuen Ehren
kommen.
Flugs sind die Bretter von Spinnweben
befreit. Für einen aus der wilden Truppe ist
der Schneeschuh eine Offenbarung. Fritz
Breuer, ein athletisch gebauter Rheinlän-
der mit dichtem Schnurrbart und stren-
gen Augenbrauen, arbeitet als Prokurist in
der Todtnauer Bürstenfabrik. Nach seinen
ersten Skiversuchen vor dem Ochsen, bei
denen er von Todtnauer Schulkindern aus-
gelacht wird, hat Breuer Blut geleckt: Jetzt
will er, von seinem großen Vorbild Nansen
inspiriert, ein echtes Abenteuer wagen:
mit den Skiern zum Feldberg hinaufstei-
gen.
Einer ist ihm allerdings zuvorgekom-
men: Dr. Pilet, französischer Diplomat,
Aufgeben kommt für Fritz Breuer nicht in Frage. Doch sein Kamerad Thoma ist viel zu erschöpft, um weiter zu gehen. Breuer muss eine Entscheidung treffen. Der Gipfel oder sein Kamerad. Seite 46 bis 47
lesen Sie in Teil III:
26 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
GeschichtsträchtiGes hotel
Feldberger Hof
Seine lage ist einzigartig, seine Geschichte auch: Gelegen direkt unterhalb des Feldbergs, des Höchsten im Schwarzwald, hat sich der traditionsreiche Feldberger Hof, der 2014 sein 150-jähriges Bestehen feierte, vom kleinen Gasthaus zu einem beliebten und vielfach ausgezeichneten Familienhotel entwickelt.
27Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
VON GABRIELE HENNICKE
hochinformativ
Feldberger HofDr.-Pilet-Spur 179868 FeldbergTel.: +49 (0) 7676/180www.feldberger-hof.de
haus aushelfen. Sie blieb jedoch über 50
Jahre und wurde zur Seele des Feldberger
Hofes, zur „Feldbergmutter“. Dank ihres
unermüdlichen Einsatzes entwickelte sich
der kleine Gasthof zum beliebten Bergho-
tel. Die 1885 gebaute Feldbergstraße und
die Höllentalbahn brachten immer mehr
Erholungssuchende auf den Feldberg. Bis
zu 60 Pferdekutschen am Tag transpor-
tierten die Gäste vom Bahnhof Bärental
auf den Höchsten. Das Kurhaus erhielt
den Namen „Feldberger Hof“, innerhalb
kurzer Zeit erweiterte man mehrfach. Um
die Jahrhundertwende wurde Skifahren
zum Trendsport – ein Trend, der bis heute
ungebrochen ist. 1910 hatte der Feldber-
ger Hof schon 300 Betten. In den 1920er
Jahren galt der Feldberg als der nobelste
Skiort der damaligen Zeit.
Heute hat sich der Feldberger Hof
ganz auf Familien spezialisiert. Fami-
Das Hotel Feldberger Hof liegt auf
1.300 Metern mitten im höchs-
ten Skigebiet, das der Schwarz-
wald zu bieten hat. Direkt gegen-
über starten Sesselbahnen und Lifte. Das
geschichtsträchtige Hotel ist die Wiege
des Skilaufs – im Schwarzwald und in
ganz Mitteleuropa. Dies belegt das Gäs-
tebuch des Hotels, schon 1891 war der
erste Skiläufer hier zu Gast.
Welches Potential der Feldberg für
Erholungssuchende haben würde, er-
kannte man früh. Schon 1859 wurde ein
Aussichtsturm gebaut. 1864 eröffnete das
„Gäste- und Kurhaus Feldberg“ mit 18
Fremdenzimmern. Eigentlich sollte Fanny
Mayer, die Schwester des Besitzers Carl
Mayer, 1881 nur einige Wochen im Kur-
lie Banhardt führt seit 1993 das mehr-
fach modernisierte und erweiterte Hotel
mit 400 Betten und baute es zu einem
4-Sterne-Betrieb aus. Der Feldberger
Hof ist nicht nur das erste klimaneutrale
Hotel Deutschlands, er wurde mehrmals
zum familienfreundlichsten Hotel Baden-
Württembergs ausgezeichnet. Hier ler-
nen Kinder Skifahren, während ihre Eltern
Skifreuden auf den 16 Pisten aller Schwie-
rigkeitsgrade erleben.
28 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
es ist ein makelloser Morgen im
Hochschwarzwälder Winterwun-
derland. Uns stellt dieser schöne
Morgen jedoch vor ein Problem:
Was machen? Skifahren? Waren wir dank
unserer Hochschwarzwald Card schon
zwei Mal in dieser Ferienwoche. Lang-
laufen? Erst gestern. Während wir so am
Frühstückstisch herumlümmeln und uns
partout nichts einfallen will, stoße ich
bei meiner verzweifelten Internetrecher-
che auf einen ominösen Rodeltypentest.
Oha – das muss doch gleich mal ver-
sucht werden. Ich klicke mich durch die
kurzen Fragen und werde währenddes-
sen doch glatt noch zum HipHop-Fan,
worüber wir uns köstlich amüsieren. Am
Ende sitze ich vor einem Ergebnis, mit
dem ich mich sogar anfreunden kann.
Ich werde als Wanderrodler geoutet.
Auch meine beiden Freunde tun es mir
gleich und gelangen zum selben Ergeb-
nis, zu dem wir auch im Handumdrehen
noch einen Streckentipp ausfindig ma-
chen. Das ist des Rätsels Lösung! Wir
gehen rodeln.
Schnell haben wir auch die anderen
unserer Gruppe mobilisiert. „Wir sind
Hordenrodler“, geben diese kurz darauf
belustigt bekannt. Unsere Horde ist also
bereit. Lediglich am schneetauglichen
fahrbaren Untersatz hapert es noch.
Doch auch daran ist im Hochschwarz-
wald gedacht. Denn speziell für Kurzent-
schlossene wird unter anderem auf dem
Feldberg das Pendant zum Wegzeh-
rungskaffee angeboten – der „Rodel-to-
go“. Gegen Vorlage der Hochschwarz-
wald Card erhalten wir im Sporthaus
Feldberg kostenlos unseren knallroten
„Rodel-to-go“ und begeben uns auf ei-
nen kurzen Abstecher ins Haus der Na-
tur, wo wir mehr über die Wanderung bis
zur Rodelstrecke sowie über öffentliche
Verkehrsmittel für den Rückweg erfah-
ren. Mit unseren schnittigen roten Flit-
zern bewaffnet, machen wir uns schließ-
lich auf den Weg zur Todtnauer Hütte.
Auf der Wanderung dorthin lassen wir
es uns nicht nehmen, unsere daheimge-
bliebenen Freunde per WhatsApp an der
Gaudi teilhaben zu lassen und ernten
dafür zahlreiche neidische Kommentare.
Das schöne Bergpanorama und die
anregenden Gespräche sorgen dafür,
dass die Zeit wie im Flug vergeht und
RoDElSPASSFüR KuRZEnTSCHloSSEnE
VON KERSTIN HELLER
WAGEMUTIG STÜRZEN WIR UNS DEN HANG HINUNTER
Winterspaß mit der
Hochschwarzwald Card
29Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
hochinformativ
Todtnauer Hüttenweg „Die längste Winterrodelbahn im Schwarzwald“Wanderung: 45 MinutenAbfahrt: 3.600 mHöhendifferenz: 490 mSchwierigkeit: schwerBeim Sporthaus Feldberg hat man die Möglichkeit, einen Rodel-to-go auszuleihen. Von dort aus führt der Premiumwinterwanderweg zur Todtnauer Hütte, dem Start der Rodelabfahrt. Wer sich einen wei-teren Kilometer Rodelstrecke nicht entgehen lassen will, startet auf dem Feldberg-Gipfel und rodelt auf dem Gipfelweg zur Todtnauer Hütte.www.hochschwarzwald.de/Rodeln
Schon gewusst,...
...dass es bereits 1908 einen Rodellift im Schwarzwald gab?Robert Winterhalder, der Erfinder des ersten Liftes der Welt, hat damals das Patent „Vorrichtung zum Hinauf-ziehen von Schneeschuhläufern und Rodlern mittels einer kontinuierlich sich bewegenden Seilbahn auf be-schneite Berghänge“ angemeldet.
Diverse Kollisionen schmälern unseren
Spaß keineswegs und schließlich erpro-
ben wir uns auch in wagemutigen Über-
holmanövern, bevor wir uns auch schon
in der Zieleinfahrt befinden.
Wir bejubeln uns selbst für unseren
Mut und machen uns dann mit roten
Bäckchen, kalten Füßen und erhitztem
Gemüt auf zur gegenüberliegenden Bus-
haltestelle. Dort steigen wir in einen Bus,
in dem Kuschelatmosphäre herrscht und
sind gleich darauf wieder beim Sport-
haus Feldberg, wo wir Uwe, dem Hüter
der „Rodel“, begeistert von unserem
Ausflug erzählen. Der Blick aufs Smart-
phone offenbart schließlich, dass dies
noch lange nicht der letzte Rodelausflug
war, denn dort lesen wir von den neidi-
schen Daheimgebliebenen: „Da wollen
wir nächsten Winter auch hin! Reserviert
schonmal die Schlitten!“
ehe wir uns versehen, verheißt die Todt-
nauer Hütte Erfrischung als Belohnung
für den Aufstieg. Während eines kühlen
Bieres ergötzen wir uns noch einmal
an semi-professionellen Erläuterungen
unseres taktischen Vorgehens, greifen
dann beherzt nach unserem “Rodel-
to-go“, nehmen unseren ganzen Mut
zusammen und stürzen uns wagemu-
tig den Hang hinunter. Zunächst tun
wir uns noch schwer mit der richtigen
Position auf dem Flitzer und der ziel-
führendsten Lenkmethode. Derweil ich
auf die Bauchliegetaktik schwöre, ver-
suchen sich die anderen abwechselnd
im Stehen, Sitzen und vor allem im wild
Herum fuchteln und lautem Brüllen.
ICH SCHWöRE AUF DIE BAUCHLIEGETAKTIK
Richtung Feldberg
Richtung Todtnau
Haus der Natur
B317
H
P
HTodtnauer Hütte
Todtnauer Hüttenweg
Start
Fahl Straße
Die schönsten Erinnerungen müssen nicht die Welt kosten!Mit der Hochschwarzwald Card nutzen Sie täglich an jedem vollen Urlaubstag über 70 attraktive Sommer- und Winterangebote in der Region, wie zum Beispiel: Schwimmen und Wellness im Badeparadies Schwarzwald und Radon Revital Bad, kostenloser Tagesskipass für viele Liftanlagen, Verleih von Langlaufausrüstung und drei Stunden freie Fahrt mit dem elektrischen BMW i3. Bei über 300 Partner- Gastgebern gibt es die Hochschwarz-wald Card automatisch ab zwei gebuchten Übernachtungen.www.hochschwarzwald.de/card
Kaffeepause bei den Eislaufmeisterschaften 1925 auf dem Titisee
32 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
PARKHOTEL ADLER *****, HINTERZARTEN
Winterurlaub mit stilvoll-gemütlichem historischem Flair und zugleich zeitgemäßem Luxus. Gourmetvergnügen: Zwei Restaurants mit antiker Ausstattung und ein Kaffeehaus im Jugendstil bieten Abwechslung. Wellnessfreuden: Saunaareal inklusive Erd- und Feuersauna, beheizter Innen- und Außen-pool, Fitnessraum, Behandlungsräume mit Anwendungen und Massagen von Experten. Das „Small Luxury Hotel of the World“ verwöhnt seine Gäste außerdem mit viel Platz: 70.000 qm Grundstück mit Spazierwegen.
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hochschwarzwald
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33Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
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34 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
WIE EIn 12-JäHRIGER BuB AuS BERnAuZuM ERSTEn SKI-PRoDuZEnTEn MITTElEuRoPAS WuRDE
Die Geschichte des Skis
35Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
im Februar 1890 sitzt der zwölfjährige
Ernst Köpfer an seinem harten Holz-
pult in der Bernauer Grundschule. Der
Unterricht langweilt ihn. Er kann es
kaum abwarten, bis die Schule aus ist. Er
will raus in den Schnee. Während er sei-
nen Tagträumen nachhängt und aus dem
Fenster schaut, sieht er einige Männer
an der Schule vorbeigehen. Mit einem
Schlag ist Ernst hellwach. Die Männer
gehen nicht, sie gleiten. Auf langen Holz-
brettern und mit Stöcken, als würden
sie über den Schnee schweben. Ernst ist
völlig fasziniert. So etwas hat er noch nie
gesehen, doch er spürt sofort, dass das
etwas ganz Großes ist.
Die Männer auf den Brettern, es sind
Touristen aus Norwegen, gehen ihm
nicht mehr aus dem Kopf. Ungeduldig
rutscht er auf seinem Stuhl herum, bis
die Schule aus ist. Anstatt nach Hause
zu gehen, folgt er den Spuren der Bretter
im Schnee. Sie führen ihn zum Gasthof
Schwanen. Dort stehen die Bretter an der
Hauswand. Ernst betrachtet die langen,
vorne spitz zugebogenen Hölzer und die
darauf angebrachte Konstruktion, mit
der sie an die Schuhe gebunden werden,
ganz genau. Dann rennt er zum elterli-
chen Hof und berichtet seinem Vater von
der eben gemachten Entdeckung: „Vater,
i ha öbbis gseh’, un des hät mer gfalle, un
des git bestimmt emol e G’schäft!“ (Va-
ter, ich habe was gesehen, das mir gefällt
und das sicher mal zum Geschäft wird),
stößt er atemlos aus, viel zu aufgeregt,
um Luft zu holen.
Sein Vater, ein bodenständiger
Schwarzwälder Holzschnefler, der in sei-
ner Werkstatt Krauthobel fertigt, lässt
sich den Floh seines Sohnes ins Ohr
setzen. Gemeinsam mit Ernst macht
sich Karl Köpfer an die Arbeit und fertigt
nach den Beschreibungen seines Sohnes
1892 den ersten handgemachten Ski im
Schwarzwald, mit dem Ernst das Skilau-
fen erlernt. 1896 kaufen die Gendarmerie
und Forstbeamte aus St. Blasien sechs
Paar Ski von Ski-Köpfer. Es ist der Beginn
einer erfolgreichen Firmengeschichte.
Weitere Abnehmer findet er in der Ein-
wohnerschaft von Bernau. Außerdem
nutzen die Schulkinder Skier für den
Schulweg im Winter. Der Feldberger Hof,
VON BIRGIT-CATHRIN DUVAL
36 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
der viele begeisterte Skisportler beher-
bergt, kaufte ebenfalls Skier beim Ski-
Köpfer ein.
Ernst feilt weiter an seiner Vision.
14 Jahre später, im Jahr 1906, meldet
Ernst Köpfer seine Skier unter der Marke
„Feldberg“ beim Kaiserlichen Patentamt
Berlin an. Das in Holz eingebrannte Feld-
berg-Logo wird zum Erkennungs- und
Gütezeichen. Mit 26 Jahren ist Ernst Köp-
fer der erste Skifabrikant in Mitteleuropa.
Die Fertigung erfolgte in vier Arbeits-
schritten: Zunächst wurde die Grund-
form aus Holz zurechtgeschnitten, da-
nach wässerten die Ski über Nacht im
Brunnentrog. Die Biegung der Skispitze
wurde durch das „Bähen“ erzielt, bei
dem der Ski über eine Woche hinweg auf
einem Wagenrad mit Gurten eingespannt
wurde, bis die gewünschte Biegung an
der Skispitze erreicht war. Anschließend
wurden die Ski eine weitere Woche über
der Glut gewärmt, zum Schluss wurde
die Bindung, bestehend aus Meerrohr-
binse, Rinderlederkappe, Halteriemen
und Fangband, montiert.
Köpfer ist nicht nur ein exzellenter
Fabrikant, sondern selbst leidenschaft-
licher – und sehr erfolgreicher – Skiläu-
fer und gefragter Skilehrer. Mit seinen
Feldberg-Skiern erringt der Bernauer
zahlreiche Erfolge bei Ski-Meisterschaf-
ten und Wettrennen. Als Skipionier ist er
maßgeblich an den Entwicklungen des
Skisports im Schwarzwald beteiligt und
ist Mitgründer der Skizunft Bernau. 1908
lässt er seine lenkbare Achsenbindung
patentieren.
1919 feiert der erfolgreiche erste Ski-
film „Das Wunder des Schneeschuhs“
Premiere. Der Film präsentiert die bes-
ten Skiläufer der damaligen Zeit vor
atemberaubender Kulisse, darunter auch
der Schwarzwald. Die Aufnahmen der
Skifahrer, die mit waghalsigen Sprüngen
von der Wechte am Feldberg springen,
sind spektakulär. Und natürlich springen
sie mit Skiern der Marke Feldberg. Eine
tolle Werbung für Ernst Köpfer und seine
Skimanufaktur in Bernau.
Der Ski und das Skifahren bestim-
men das Leben von Ernst Köpfer. 1940,
mit 62 Jahren, legt er die Prüfung zum
Staatlichen Skisportwart ab. Bis ins hohe
Alter steht er in seiner Werkstatt und fer-
tigt seine Feldberg-Skier. Bis 1954 werden
rund 10.000 Paar Ski von Hand in seiner
Skimanufaktur in Bernau hergestellt.
Wie fit ihn die Leidenschaft für den
Skisport hält, beweist seine Teilnahme
37Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
1954 an einem Langlaufwettbewerb über
acht Kilometer. Mit 76 Jahren steht Ernst
Köpfer am Start und läuft die Strecke in
57 Minuten. Es soll sein letztes Wettren-
nen sein.
Im selben Jahr stirbt der beliebte und
allseits geachtete Ski-Köpfer, wie man
ihn überall nennt. Seine Verdienste um
den Skisport sind unvergessen. Das Mu-
seum Ski-Köpfer in Bernau-Kaiserhaus,
das Köpfers Enkel, Walter Strohmeier,
liebevoll im Geburtshaus seines Großva-
ters aufgebaut hat, zeigt das beachtliche
Werk des Bernauer Skifabrikanten. Dort
ist die Marke „Feldberg“ noch immer le-
bendig und erinnert an die Blütezeit der
Skiherstellung und die Anfänge des Ski-
sports im Schwarzwald.
Markus Hilpert wohnt nur einen
Steinwurf vom Ski-Köpfer-Museum
entfernt. Der Bernauer ist, wie jeder
Schwarzwälder, auf Skiern groß gewor-
den. Und so reifte in dem 44-jährigen
Maschinenbauingenieur lange der
Wunsch nach einem handgemachten Ski.
„Meinen Ski kann man natürlich nicht
mit den Skiern von Ski-Köpfer verglei-
chen“, erzählt Hilpert. Doch eins haben
sie gemeinsam: „Sie sind beide aus Liebe
und Leidenschaft zum Skisport entstan-
den.“ Hilpert benannte seinen Ski nach
dem Hausberg Bernaus, dem 1.415 Me-
ter hohen Herzogenhorn, „weil man auf
ihm die Schönheit und Urkräfte unserer
Heimat erleben kann.“ Die Skier bau-
te sich Markus Hilpert in der Werkstatt
seines Schwiegervaters. Endlose Stun-
den verbrachte er mit Recherchen und
der Planung des Skis, der in klassischer
Sandwichkonstruktion gebaut wurde.
Hilpert verwendete einen stabverleimten
Eschenholzkern mit stehenden Jahresrin-
gen. Nach dem Laminieren der einzelnen
Schichten wurden die Ski 24 Stunden mit
einer Presskraft von achteinhalb Tonnen
verpresst und ausgehärtet. Danach wur-
den die Ski-Seitenwangen gefräst, der
Ski verschliffen, das Holzfurnier mit Par-
kettöl eingeölt, das Deckblatt geschliffen
und die Bindung montiert. Rund 15 Stun-
den benötigen diese Arbeiten.
Die erste Testfahrt mit Aufstieg und
Abfahrt vom Spießhorn hat der Ski mit
Bravur bestanden. Für Markus Hilpert
hat sich damit ein Traum erfüllt: Ein
selbst gebauter Tourenski, wie geschaf-
fen für die wunderbaren Tiefschneeab-
fahrten vom Herzogenhorn. Und nach
über 60 Jahren gibt es wieder Ski „made
in Bernau“.
Das Ski-Köpfer-Museum in Bernau-Kaiserhaus
hochinformativ
Ski-Köpfer-MuseumKaiserstraße 2779872 BernauEintritt freiBesichtigungen nur mit Voranmeldung unter [email protected]
38 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
Kufen seines Rennschlittens, ein anderer
zieht sich eine Mütze mit Elchgeweih auf.
Auch Frauen und Jugendliche sind unter
den Teilnehmern.
Hier oben wird der kleine, aber fei-
ne Unterschied zwischen den Schlitten
deutlich: Bei manchen Modellen, den
Rennschlitten, ist ein Skibelag unten an-
am Winterberg in Waldau ist an
diesem Sonntag im Februar
viel los. Einmal im Jahr pilgern
Hunderte von Besuchern in
das kleine Schwarzwald-Dorf mit sei-
nen rund 400 Einwohnern, um beim
traditionellen Hornschlitten-Rennen da-
bei zu sein. Noch ist es relativ ruhig an
der Bande. Durch den Lautsprecher tönt
Popmusik, ein Mann mit einem Kanister
auf dem Rücken versorgt die Zuschauer
mit Glühwein. Das Pistenfahrzeug saust
hoch und runter, um die großen Horn-
schlitten nach oben zu transportieren,
an den Start. Eigentlich, so erklärt der
Moderator durch die Lautsprecher, zie-
hen eingefleischte Hornschlitten-Fahrer
ihre Schlitten selbst den Berg hoch. Das
gehöre dazu. Dennoch hält sich kaum ei-
ner dran. Bei Hornschlitten-Rennen geht
es um Spaß und Gaudi, nicht um stren-
ge Regeltreue. Oben am Start steigt die
Spannung. Ein Fahrer schmiert noch die
HoRn HEIl!
Sie heizen, bis die Kufen glühen: Hornschlitten-fahrer im Hochschwarzwald. Bei den jährlich stattfindenden Rennen auf den nostalgischen Gefährtentrifft Traditionsbewusstsein auf eine ordentliche Portion Humor und Selbstironie. Ein spannendes Event –und eine Riesen-Gaudi für alle Beteiligten.
VON FREYA PIETSCH
FRÜHER WURDE MIT HORNSCHLITTEN HEU UND
HOLZ BEFöRDERT
39Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
zweckentfremdet wurde, wie uns eine
Frau unter den Zuschauern in Waldau er-
zählt: Sie erinnert sich, dass der Sarg ih-
rer Urgroßmutter auf einem Hornschlit-
ten ins Tal gebracht wurde.
Das Heu- und Holzziehen war früher
ein durchaus gefährliches Unterfangen,
die Schlitten waren schwer beladen und
nicht einfach zu bremsen oder zu lenken.
Immer wieder gab es Tote und lebensge-
fährlich Verletzte.
Die gibt es bei den Hornschlitten-
Rennen zum Glück nicht, auch wenn es
dort rasant zugeht. Da kippt schon mal
ein Schlitten um oder saust ins Fangnetz.
Laut Daniel Ketterer, Vorstand des Wal-
dauer Hornschlittenvereins, erreichen die
Schlitten, die immer mit zwei Mann (oder
Frau) besetzt sind, bei einem Rennen
maximal 60 Stundenkilometer, „wenn die
Fahrer viel Mut haben“. Dennoch gibt es
verhältnismäßig wenig Verletzte. „Mal
ein gebrochenes Bein oder ein verstauch-
tes Handgelenk – aber das höchstens alle
zwei Jahre, wenn überhaupt.“ Die Situati-
on, dass ein Fahrer nach einem Unfall mit
nur einem Horn in der Hand durchs Ziel
läuft, dürfte wohl noch nie vorgekommen
sein. Das ist in Waldau nämlich Voraus-
setzung, dass das Rennen noch gewertet
wird.
WIE DICKE KäFER HäNGEN DIE SCHLITTEN
IN DER LUFTHornschlitten-Rennen finden im
Winter an verschiedenen Orten im Hoch-
schwarzwald statt, neben Waldau unter
anderem in Neustadt, St. Märgen und St.
Peter. Mancherorts werden Gaudirennen
veranstaltet, bei denen es, wie der Name
schon vermuten lässt, um den Spaß geht.
Neben der Geschwindigkeit fließt in die
Bewertung mit ein, wie originell sich die
Fahrer verkleidet oder ihren Schlitten aus-
geschmückt haben. „Wir hatten schon je-
mand, der einen Hochsitz auf den Schlit-
ten montiert hat, oder zwei Fahrer, die
als Milkakühe verkleidet waren“, erinnert
sich Daniel Ketterer. Und selbst bei dem
traditionellen Rennen am Winterberg
wird der Spaßfaktor groß geschrieben,
gebracht und eine kleine Führungsschie-
ne innen an den Kufen. Dadurch können
die Fahrer die Spur besser halten. Origi-
nalschlitten haben diesen Zusatz nicht.
Hornschlitten sind große Ziehschlit-
ten mit im weiten Schwung nach oben
gebogenen Kufen, den „Hörnern“. Einst
wurden sie als Arbeitsgerät verwendet –
und werden es zum Teil heute noch. Mit
ihnen haben die Bauern Heu von abgele-
genen Hütten ins Tal transportiert oder
geschlagenes Holz zum Hof befördert.
Es kam aber auch vor, dass der Schlitten
das zeigt schon der Blick auf die Teilneh-
merliste: Hier findet man Namen wie die
„Don Promillos“, die „Hornithologen“
oder die „Rostkufen“.
In der Zwischenzeit wächst auch un-
ten den Zuschauern am Winterberg die
Spannung. Die ersten Fahrer sind oben
am Waldrand losgefahren. Alle warten
auf den Moment, in dem der Schlitten
bei der Schanze ankommt. Wenn die
Fahrer das Hindernis nehmen, werden
sie mit Jubel und „Horn heil!“-Zurufen
belohnt. Wie dicke Käfer hängen die
schweren Gefährte für Sekundenbruch-
teile in der Luft, um dann wieder mit
einem „Wusch“ zu landen und weiterzu-
sausen. Ein witziger Anblick.
Bei aller Gaudi ist unter den Teilneh-
mern auch ein sportlicher Ehrgeiz zu
spüren – besonders bei den Fahrern der
Rennschlittenklasse. Immerhin lockt ein
Wanderpokal. Doch obwohl die Waldau-
er sich mächtig ins Zeug legen, gelingt
es ihnen auch diesmal nicht, den Pokal
nach Hause zu holen. St. Märgen ist
schneller. Ärgerlich, das sind alte Kon-
kurrenten. Aber egal, im nächsten Jahr
kommt die Revanche. Gnadenlos. Echte
Hornschlitten-Fahrer sind schließlich
nicht zu bremsen.
Termine Hornschlittenrennen 2016neustadt: Januar 2016 St. Märgen: 6. Januar 2016St. Peter: Januar 2016Waldau: 31. Januar 2016Nähere Informationen unter:www.hochschwarzwald.de/ veranstaltungen
hochinformativ
40 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
gen Army-Daunenschlafsack. So, noch
Zahnbürste, Plüschhase, Lesestoff, Stirn-
lampe, Wienerle und eine angemessene
Portion Rothauser Hopfentrunk einge-
packt und schon kann‘s losgehen.
Im Camp angekommen, werden wir
von Raphael Kuner, seines Zeichens Pro-
fi-Paddler (Kanu, Kajak und SUP), Camp-
betreiber und Paddeltrainer, empfangen.
Das Camp, das in einem Waldstück nahe
des Campingplatzes Schluchsee angesie-
delt ist, besticht durch Ruhe und zu die-
ser Jahreszeit auch mit eisigem Charme.
Wir sind die einzigen Gäste und Raphael
luisa: Es ist kurz vor 16 Uhr und
ich stehe etwas ratlos vor mei-
nem Schrank: Schlafsack und
warme Schuhe sind obligatorisch,
doch was könnte ich noch gebrauchen?
Handschuhe, Socken, ein Kissen, einen
Stoffhasen, elektrische Teelichter, einen
Topf, Ravioli aus der Dose, Besteck, eine
Taschenlampe, Glühwein und zu guter
Letzt einen Zombie Survival Guide (man
weiß ja nie). Wahllos landen diese Utensi-
VON LUISA DENZ & KERSTIN HELLER
lien in meiner Reisetasche und ich warte
gespannt auf Kerstin, die mich kurz vor 17
Uhr abholen wird und vermutlich gerade
ähnliche Gedanken hegt.
Kerstin: Puuh, ein ziemlich stressiger
Tag scheint noch kein Ende zu finden.
Zwar freue ich mich schon wie ein Klein-
kind auf die Waldübernachtung, dennoch
verlangt so ein Vorhaben eben auch ent-
sprechende Vorbereitung. Während des
Spaziergangs mit dem Hund teste ich
schon einmal mein Winterklamotten-
Equipment und stibitze meinem Freund
anschließend heimlich seinen kuscheli-
Wer Abenteuer sucht und keine Angst vor der puren natur hat, der ist im Schwarzwald Camp am Schluchsee auch im Winter genau richtig. Was einen dort erwartet, wie kalt die Hochschwarzwälder nächte tatsächlich sind und was man auf so einen Trip mitnehmen sollte, das haben luisa und Kerstin getestet.
am Schluchsee
41Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
weist uns vorsichtshalber noch einmal
darauf hin, dass wir wirklich alleine sein
werden. So weit, so unheimlich. Doch pa-
tente Mädels, die wir schließlich sein wol-
len, nicken wir selbstbewusst und geben
uns abenteuerlustig. Unsere Tentipi-Be-
hausung für die heutige Nacht heißt Paul,
was irgendwie ja vertrauenserweckend
klingt und schnell schon stellen wir fest,
dass Paul über sämtliche Annehmlichkei-
ten verfügt, die es im Winter so braucht.
Neben kuschligen Betten, die auf einem
kleinen Podest errichtet sind, steht hier
auch die entsprechende „Nahwärme-
versorgung“ (sehr wichtig!) in Form
eines Schwedenofens im Zentrum des
geräumigen Tipis bereit. Außerdem gibt
es einen Tisch mit zwei Stühlen, Töpfe,
Geschirr, Gläser und Besteck sowie Holz,
eine Öllampe und unzählige Kerzenlich-
ter. Raphael erklärt uns in Ruhe, wie der
kleine aber feine Ofen funktioniert, be-
schwichtigt unsere Sorgen, versehentlich
das Camp abzufackeln und heizt noch
eben an, bevor wir schließlich tatsäch-
lich alleine im Wald sitzen. Was also tun?
Bevor die Sonne untergeht, werden erste
Bilder geschossen und erleichtert festge-
stellt, dass Paul bereits jetzt schon woh-
lig warm ist. Mit der Dämmerung kehrt
Ruhe am See ein und Paul strahlt dank
des lodernden Feuers in seinem ofenför-
migen Herzen Ruhe und Behaglichkeit
aus. Auf der Feuerstelle in der Mitte des
Camps entzünden wir ein Feuer, was an-
gesichts des eisigen und schneeverweh-
ten Untergrundes gar nicht so einfach ist.
Als wir über ausreichend Glut verfügen,
grillen wir Würste und Marshmallows am
Stock und freuen uns über den Glühwein,
den Paul uns auf seinem Ofen offeriert.
Die Tatsache, dass Vollmond ist und die
Nacht sich als sternenklar und somit hell
erweist, nehmen wir zwiegespalten zur
Kenntnis. Auf der einen Seite freuen wir
uns über die hell erleuchteten Wege im
Camp, auf der anderen Seite erinnern wir
uns daran, dass Vollmondnächte traditi-
onell etwas schauerlich sind. Diese Be-
fürchtung verflüchtigt sich nicht, als der
Glühwein seinen Tribut fordert und der
Gang zur Toilette unumgänglich wird.
Bewaffnet mit Taschenlampe und stoi-
schem Mut machen wir uns also auf in
Richtung Campingplatz, dessen sanitäre
Anlagen auch dem Schwarzwaldcamp zur
Verfügung stehen. Ein kleiner Fußmarsch
ist dafür zwar vonnöten, umso freudiger
sind wir, als sich die Sanitäranlagen als
sauber, warm und wirklich komfortabel
erweisen. Zurück im Camp stellen wir
erleichtert fest, dass Paul noch steht und
wir noch immer nicht von Werwölfen an-
gefallen wurden. Im Zelt herrscht indes
gemütliche Behaglichkeit. Wir sitzen am
Tisch, albern herum und bemerken, dass
der Romantikfaktor mit entsprechender
Begleitung durchaus gegeben wäre. So
aber kommen sich zwar unsere Plüsch-
hasen in romantisch installierter Pose im
warmen Schein des Feuers näher, wir hin-
gegen sitzen am Tisch und sprühen vor
ausgelassener Abenteuerglückseligkeit
und sinnieren über die Möglichkeiten der
Einrichtung eines Tipi-Home-Office. Als
es Zeit fürs Bett wird, was inmitten der
Natur und unter Mithilfe des Glühweins
etwas früher als gewöhnlich der Fall ist,
kriechen wir in unsere Schlafsäcke und
überhäufen uns mit den vorhandenen
Decken und Fellen. Vorsorglich hatten
wir im Vorfeld den Holzvorrat aufge-
stockt und beschließen, dass immer der,
der wach wird, Holz nachlegt. Zufällig
werden wir jeweils beide einmal wach, so-
dass das Feuer bis morgens um fünf für
heimelige Wärme sorgt. Von Kälte keine
Spur! Im Gegenteil, eher aufgeheizt als
frierend schlafen wir himmlisch in dieser
sternklaren Nacht. Als am nächsten Mor-
gen emsiges Gelächter zu hören ist, stel-
len wir mit Erstaunen fest, dass es bereits
8.30 Uhr ist – und es jetzt zwar merklich
kühler im Tipi, aber keineswegs kalt ist.
Das Lachen entpuppt sich als vorlaute
Ente, die aber nicht vor unserer Behau-
sung – sondern auf dem See fröhlich vor
sich hinschnattert. Einen Kaffee später
sind unsere Lebensgeister geweckt und
wir schätzen uns glücklich, weder gefres-
sen, ermordet oder anderweitig zu Scha-
den gekommen zu sein. Im Gegenteil:
Eine einmalige Nacht, bei wunderbarem
Vollmondglanz und behaglichem Schlaf
liegt hinter uns, sodass wir spontan
überlegen, uns den Winter über im Wald-
Camp anzusiedeln.
hochinformativ
Wintertermine6. – 31. Januar 2016 Schwarzwaldcamp Gewann Zeltplatz 2 79859 Schluchseewww.schwarzwaldcamp.com
42 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
WInTER-EVEnTSHIER IST WAS LOS!
28. – 29. 11., 4. - 6. 12., 11. - 13. 12., 19. – 20. 12. 2015 | RAVEnnASCHluCHT
Weihnachtsmarkt in der RavennaschluchtIn geheimnisvoller Atmosphäre findet am Eingang zur Ravenna-schlucht im Höllental, in einem wildromantischen Schwarz-wald-Ambiente mit traditionellem Handwerk und heimischer Gastronomie, der Weihnachtsmarkt statt.
28. 12. 2015 - 1. 1. 2016TITISEE unD SCHluCHSEE
Ein Traum von Schnee und DampfDraußen vor den Fenstern des historischen Dampfzugs zieht die märchenhafte Winterlandschaft vorbei, während sich im gemüt-lich beheizten Wagen der Holzklasse die Nostalgie breit macht.
4. - 6. , 11. - 13. 12. 2015 ST. BlASIEn
Weihnachtsmarkt am DomVor der Kulisse des imposanten Doms laden rund 50 weihnachtlich geschmückte Holzhütten zum Bum-meln ein. Gospelchöre, Bläsergrup-pen, Aufführungen, Kutschfahrten und vieles mehr sorgen für ein stimmungsvolles Rahmenprogramm.
„Winteräpfel“ – lesung mit SchauspielHeidi Knoblich liest und erzählt im winterlichen Raimartihof aus ihrem historischen Roman „Winteräpfel“ von dem aufregen-den Leben der Feldbergmutter Fanny Mayer und entführt in die Anfangszeit des Skisports.
14. 11. 2015 | FElDBERG
Foto
: Jör
g Sa
uter
43Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
WintermarktDer idyllische Kirchplatz in Schluchsee wird zwischen Weih-nachten und Silvester zur Kulisse für einen illuminierten Winter-wald mit kulinarischem Markt-platz, Feuerzauber und Musik. Für eine besondere Anreise sorgt der Dampfzug der IG 3-Seenbahn.
28. – 30. 12. 2015 SCHluCHSEE
FIS Skisprung Weltcup/HerrenIn Titisee-Neustadt trifft sich die Welt elite der Skispringer auf gewohntem Terrain: Schon im dritten Winter in Folge findet auf der Hochfirst-schanze ein Weltcupskispringen der Herren statt.
11. - 13. 3. 2016TITISEE-nEuSTADT
VERANSTALTUNGSHIGHlIGHTS
Detailinformationen und viele weitere Veranstaltungen f
inden Sie unter:
www.hochschwarzwald.de/veranstaltungen
27. 12. 2015 | St. MärgenPferdeschlittenrennen
Rasant jagen die Fahrer mit ihren
Ein- und Zweispännern die Bestzeit.
Schnell und geschickt geht es durch
einen anspruchsvollen Parcours.
11. - 15. 1. 2016 | Hinterzarten Winterlese
Bekannte deutsche Autoren lesen
in heimeliger Atmosphäre aus
ihren Werken rund um das Thema
„Veränderungen“.
13. 2. 2016 | Schonach- HochschwarzwaldRucksacklauf um den Wäldercup
Der Rucksacklauf gilt als härtester
Skilanglaufwettbewerb in Mittel-
europa. Auf 100 km führt der
Fernskiwanderweg von Schonach
zum Belchen.
27. 2. 2016 | Todtnau-FahlHinterwald-Inferno
Mit 9,3 km Länge und einer
Höhen differenz von 700 m das
wohl längste Abfahrtsskirennen
Deutschlands.
WEITERE HIGlIGHTS
3-Königs-lauf – die nordic nachtTodtnaus Innenstadt wird am Dreikönigstag zur Rennstrecke: Auf einem 700 Meter langen Parcours quer durch die Stadt wird ein Ski-langlaufwettbewerb für Jedermann ausgetragen. Wer nicht selbst sportlich aktiv werden möchte, ist als Zuschauer herzlich willkommen.
6. 1. 2016 | ToDTnAu
Walpurgisnacht der löffinger HexenDas düstere Spektakel, in dem die Hexen dem Teufel ihr Recht, Fasnacht zu feiern, abgewinnen, fasziniert Jahr für Jahr hunderte Besucher.
8. 2. 2016 | löFFInGEn
t
44 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
Ausstellung „125 Jahre Skilauf im Schwarzwald“Von der Gründung des SC Todtnau als 1. Skiclub in Mitteleuropa und der Entstehung des Wintertourismus im Feldberger Hof über die technischen Entwicklungen im Skisport bis hin zu den Schwarzwälder Helden des Wintersports von früher und heute machen Exponate, Bilder, Radioaufnahmen und vieles mehr 125 Jahre Skilauf erlebbar.
13. 11. 2015 – 26. 3. 2016 HAuS DER nATuR
SWR 1-GipfelradioWinterzauber, Pistengaudi, tolle Musik und promi-nente Gäste: das SWR1-Gipfelradio feiert den Start ins neue Jahr auf dem Feldberg und sendet aus dem Studio am Fuße des Skigebiets Feldberg.
28. 12. 2015 - 1. 1. 2016 | SEEBuCK
Eröffnung des neuen Zeigerlifts Der Zeiger-Schlepplift wird zum Saisonstart 2015/2016 durch eine Sechser-Sesselbahn, die das Skigebiet zwischen Seebuck und Zeller/Grafenmatt/Fahl ver-bindet, ersetzt. Für diese hochmoderne Liftanlage der Firma Leitner, mit einer Länge von 1.170 Metern und einer Beförderungskapazität von 2.400 Personen pro Stunde, werden knapp 11 Millionen Euro investiert.
DEZEMBER 2015 | ZEIGER
WInTER-EVEnTSUND nEuIGKEITEn...
Deutsche Alpine Ski-Meisterschaften Damen & HerrenAn diesem Wochenende werden die deut-schen Alpinen Skimeisterschaften der Damen und Herren ausgetragen. Die Veran-staltung wird mit einem Rahmenprogramm und einem Zeltdorf mit regionalen Speziali-täten im Todtnauer Städtle abgerundet.
1. - 3. 4. 2016 | FAHl
t
VERANSTALTUNGSHIGHlIGHTS | InFoRMATIONEN
45Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
6. 12. 2015 nikolaustag 5. 2. 2016 Hexencontest6. 2. 2016 Chill and Destroy5. 3. 2016 ladies Day3. 4. 2016 Saisonfinale
WEITERE HIGlIGHTS
auf DeM felDberG
Eröffnung des neuen Parkhauses am FeldbergNicht nur der neue Zeigerlift, sondern auch das 15 Millionen Euro teure Parkhaus wird diesen Winter eröffnet. Ab Dezember ist Platz für rund 1.200 parkende Autos und 45 Busse, die das Skigebiet auf dem Feldberg besuchen.
9. 12. 2015 | SEEBuCK
FIS Snowboardcross World Cup FeldbergErstmals in Deutschland, wird die Skipiste auf dem Feldberg zur Rennbahn, auf der bis zu sechs Athleten gleichzeitig gegeneinander im KO-System antreten. Die Athleten werden Steilkurven sowie Wellen und Sprünge zu überwinden haben.
22. - 24. 1. 2016 | SEEBuCK
...AUF DEM FElDBERG
Großes Jubiläums- Wochenende „125 Jahre Skilauf im Schwarzwald“Das Jubiläum wird mit den Dt. Alpinen Skimeisterschaften der Hebammen und einem historischen Festtag gefeiert.
20. - 21. 2. 2016 | SEEBuCK
Detailinformationen und viele weitere Veranstaltungen f
inden Sie unter:
www.hochschwarzwald.de/veranstaltungen
46 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
steigt, machen sich Helfer auf den Weg,
seinen Kameraden zu suchen. Die ver-
rückten Todtnauer haben Glück: Thoma
wird gefunden, Breuer gelangt zum Gip-
fel und trägt sich stolz in das Gästebuch
des Feldberger Hofes ein. Ihre abenteuer-
liche Geschichte von der Besteigung im
Schneesturm bietet noch lange danach
reichen Gesprächsstoff an bier- und wein-
seligen Abenden im Todtnauer Ochsen.
zum 1.493 Meter hohen Gipfel wird sein
Kamerad nicht schaffen. Doch Breuer ist
zu ehrgeizig, um die Besteigung abzubre-
chen.
Die Kameraden einigen sich darauf,
dass Breuer am Feldberger Hof Hilfe holt.
Noch fit und von dem Verlangen beseelt,
auf dem Gipfel des Feldbergs zu stehen,
macht er sich auf den Weg. Es grenzt an
ein Wunder, dass das Unternehmen nicht
in einem Fiasko endet. Irgendwie schafft
es Breuer, sich zum Feldberger Hof
durchzukämpfen. Während er die letzten
Höhenmeter auf den Skiern zum Gipfel
VON BIRGIT-CATHRIN DUVAL
beim Aufstieg zum Feldberggip-
fel sind die Kameraden in einen
Schneesturm geraten. Fritz Breu-
er steht vor einer Entscheidung:
Die Expedition abbrechen oder ohne sei-
nen Freund weiter zum Gipfel?
Der Aufstieg durch den meterhohen
Pulverschnee auf provisorischen Schnee-
schuhen kostete Carl Thoma II alle Kräfte.
Am Zeiger angekommen, ist Thoma völ-
lig erschöpft. Breuer weiß: Den Aufstieg
DIE GESCHICHTE DES SKIlAuFS, TEIl III
DIE ToDTnAuER ERoBERn DEn FElDBERG
EIN WUNDER, DASS ES NICHT IM FIASKO ENDETE
47Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
mit Datum 5. Januar 1892. Dieser Brief
Nansens gilt für den Todtnauer Skiclub
als Nachweis, dass ihr Club tatsächlich
1891 gegründet wurde und damit heu-
te der älteste, noch bestehende Skiclub
Deutschlands ist.
Doch Breuer ist nicht nur ein Aben-
teurer. Als Geschäftsmann nutzt er alle
Mittel und Wege, die im Schwarzwald
neu entdeckte Wintersportart bekannt
zu machen. Er schreibt Berichte für Ta-
geszeitungen und verfasst den ersten
Skilaufratgeber: „Anleitung zum Schnee-
schuhlaufen“ heißt das Heftchen, das
im Eigenverlag des Ski club Todtnau 1892
veröffentlicht wird und eine Mark kostet.
Ganz nebenbei erfährt der Skineuling bei
der Lektüre, wo sich die besten Skireviere
befinden: „Der Ski-
club Todtnau kann
zum Schneeschuh-
laufen seines höchst
geeigneten Terrains und lange liegender
Schneemassen wegen, den Feldberg
bestens empfehlen, umso mehr als den
ermüdeten Schneeschuhläufer auf dem
Feldberg, als auch in den benachbarten
Ortschaften behagliche Gasthäuser zur
ersehnten Einkehr einladen.“
Breuer weiß von Anfang an die Res-
sourcen der Gastronomie zu nutzen und
kurbelt, wo immer möglich, den Win-
tertourismus an. Seine rheinländischen
Wurzeln kann er nicht verbergen: Breuer
ist ein ausgekochtes Schlitzohr, immer
zu einem Spaß aufgelegt. So lädt er in ei-
nem Artikel an Weihnachten 1891 zu einer
„Weltausstellung für Schneeschuhrequisi-
ten“ auf dem Feldberg ein. Die Einladung
verschickt er in ganz Deutschland. Tat-
sächlich finden die Mitglieder des Todt-
nauer Skiclubs am Heiligen Abend 1891
einige Pakete am Feldberger Hof vor. In-
halt sind Stiefel, Pullover und Jacken. So-
gar ein Besucher kommt zur angeblichen
„Weltausstellung“: Der Regierungsrat Dr.
Offermann aus Straßburg. Breuer soll an-
geblich vom Regierungsrat drei Mark Ein-
trittsgeld verlangt haben.
In Dr. Pilet finden die wilden Todtnau-
er den besten Skilehrer und Förderer. Der
„Feldberger Hof“ auf 1.300 Metern wird
zum Zentrum des neuen Skisports. Die
Geschwister und Eigentümer Carl und
Fanny Mayer bestellen Skiausrüstungen
in Norwegen, norwegische Skilehrer ertei-
len Unterricht. Auch hier beweist Breuer
Weitsicht: In seinem Heft „Anleitung zum
Schneeschuhlaufen“ beschreibt er bereits
1892 seine Vision von einem deutschen
Skiverband. Im selben Jahr richtet der
Skiclub Todtnau den ersten Vereinslauf
in Deutschland aus, im darauffolgenden
Jahr findet das erste Skispringen statt.
Der Feldberg wird zum Inbegriff des Ski-
sports, und die Schwarzwälder Skisport-
ler sind wegen ihres Mannschaftsgeistes,
dem „Feldberggeist“, überall beliebt und
geachtet.
1895 wird der Skiclub Freiburg gegrün-
det, am 1. Dezember
1895 rufen die Todt-
nauer und Freiburger
Clubs im Feldberger
Hof den Skiclub Schwarzwald ins Leben.
Einer der Gründerväter des Freiburger
Skiclubs, Wilhelm Paulcke, war maßgeb-
lich bei der Gründung des Deutschen
Skiverbandes 1905 beteiligt und wurde
später erster Vorsitzender des Mitteleu-
ropäischen Skiverbandes.
Von Fritz Breuer, dem unterneh-
mungslustigen Rheinländer, verlieren
sich die Spuren. Schon bald nach der
Gründung des Todtnauer Skiclubs geht er
aus beruflichen Gründen nach Mulhouse
ins Elsass, an der weiteren Entwicklung
des Skisports auf dem Feldberg war er
nicht mehr beteiligt.
So viel ist sicher: Das Erlebnis beflü-
gelt Breuer. Er bestellt für sich und seine
Kameraden Skier in Norwegen. Nicht ir-
gendwo, sondern bei Nansen persönlich.
Im November 1891 gründet Fritz Breuer
zusammen mit fünf Kameraden den „Ski-
club Todtnau“. Die Männer erlauben sich
per Satzung, anstatt sonn- und feiertags
zur Kirche, zum Skifahren auf den Feld-
berg zu gehen. Breuer wird erster Vorsit-
zender. Seinem großen Vorbild, Fridtjof
Nansen, trägt er die Ehrenmitgliedschaft
an. Nansen bestätigt seine Ehrenmit-
gliedschaft in einem persönlichen Brief
BREUER IST UND BLEIBT EIN ABENTEURER
hochinformativ
Skiclub Todtnau 1891 e.V.Im Jubiläumsjahr 2015/16 zählt der Verein etwa 600 Mitglieder, fördert derzeit etwa 40 Schüler im Alpin- und Biathlonsport und ist im Breitensportbereich aktiv. Zahlreiche Großveranstaltungen wie Alpine dt. Meisterschaften, FIS- Rennen und Biathlonwettkämpfe werden regelmäßig veranstaltet.www.skiclub-todtnau.de
Winterglück am Herzogenhorn
Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
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51Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
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52 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
WIE 1954 In HInTERZARTEn DIE SCHnEllSTE BoBBAHn
DEuTSCHlAnDS GEBAuT WuRDE
TollKüHnE PIloTEn IM EISKAnAl
Sie war ebenso legendär wie gefürchtet: Im Winter 1954 heizten die tollkühnsten Bob-Piloten über den steilsten und schnellsten Eiskanal Deutschlands – die Kesslerbahn in Hinterzarten. Sie war Austragungsort der ersten südwestdeutschen Zweier-Bob-Meisterschaften. Am 31. Januar, es war ein klirrend kalter Sonntag, pilgerten mehr als 10.000 Zuschauer zur Eisbahn außerhalb des Ortes. Dabei kam es zu einem folgenschweren Unfall: Der Bob des Olympiasiegers „Anderl“ Ostler schleuderte aus der Kurve und raste in die Zuschauermenge.
53Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
der „Bob- und Schlitten-Club Hinterzar-
ten“ gegründet. Bereits einen Monat spä-
ter begannen die Clubmitglieder mit den
Plänen zum Bau der Eisbahn. Dazu hol-
ten sich die Hinterzartener Experten aus
St. Moritz und Bayern, die die Bahn ab-
steckten: 1.000 Meter lang, neun Kurven
mit einem Gefälle von bis zu 18 Prozent.
Damit würde die Kesslerbahn die damals
steilste Bobbahn Deutschlands werden.
Doch um ein Haar wäre das Jahrhundert-
projekt niemals zustande gekommen,
denn der wichtigste Baustoff fehlte: Im
Dezember 1953 war von Schnee weit und
breit nichts zu sehen.
Im Januar kann der Club aufatmen:
Endlich schneit es heftig, dann wird es
richtig kalt. Beste Bedingungen zum Bau
der Eisbahn. Jetzt drängt die Zeit, denn
Ende des Monats soll das große Rennen
stattfinden, für das überall groß gewor-
ben wird. Geplant ist eine echte Natur-
es ist ein sonniger Freitagmorgen
im April 2015. Auf den Bergen
schmelzen die Schneereste des
vergangenen Winters, in den
Hochtälern zeigen sich erste Frühlings-
boten. Die urige Stube des Schwarzwäl-
der Skimuseums in Hinterzarten füllt
sich. Neun Männer sind zum Treffen der
Bobbahn-Veteranen gekommen. Hände
werden geschüttelt, Fotos betrachtet,
Erinnerungen ausgetauscht. Auf den Bil-
dern sind sie jung und kräftig, mit Schau-
feln in den Händen und Zigaretten im
Mundwinkel. Heute, über 61 Jahre später,
sind sie noch immer stolz, damals dabei
gewesen zu sein, als in Hinterzarten Bob-
Geschichte geschrieben wurde.
Hinterzarten ist vor allem wegen sei-
nes Skispringens bekannt. Doch was heu-
te kaum noch jemand weiß: Im Winter
1953/1954 drehte sich alles um den Bob-
sport. Die wintersportverrückten Hin-
terzartener bauten die Bobbahn komplett
von Hand – mit Pickel, Schaufel, Schnee
und Wasser. Doch es war nicht irgendei-
ne Bobbahn: Die Rennstrecke war wegen
ihrer engen Kurven und der steilen Lage
extrem gefährlich und schwer zu fahren.
Dass es damals überhaupt zum ers-
ten großen Bobrennen im Schwarzwald
kam, ist einer launigen Stammtischrunde
zuzuschreiben, die sich 1951 im Gasthaus
„Adler“ traf. Es waren die Stammtisch-
brüder um Adlerwirt Oskar Riesterer,
Zahnarzt Conny Zähringer, Dorfarzt Karl
Uhlmann und Dr. Nass-Kolb, Blechner-
meister Hubert Baumstark sowie der
Förster und Pilot, Oskar Hercher. Weil es
in Triberg einen Verein gab, wollten die
Hinterzartener ihren eigenen Bobclub
aufziehen. Am 23. Oktober 1953 wurde
VON BIRGIT-CATHRIN DUVAL
54 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
kampftag zeigt das Thermometer minus
20 Grad. Der Eiskanal ist spiegelglatt und
extrem hart. Trotz der klirrenden Kälte pil-
gern über 10.000 Besucher nach Hinterz-
arten, um sich das Spektakel anzusehen.
Das Medienecho ist enorm: Rundfunk,
Tageszeitung, ja sogar das Fernsehen be-
richten live vom Kesslerhang. Am Renn-
tag ist es so kalt, „dass der Schnaps fast
eingefroren ist“, witzelt Josef Steiert, ehe-
maliger Revierförster von Hinterzarten.
Auch die Technik streikt: Die Lautspre-
cheranlage fällt der Kälte zum Opfer.
Das Publikum strömt zur Bobbahn.
An den Steilkurven drängen sich die Zu-
schauermassen. Jeder will so dicht wie
möglich dran sein, wenn die tollkühnen
Piloten im Höllentempo um die Kurven
fetzen. Das Fahrerfeld mit zwölf Startern
ist prominent besetzt: Olympiasieger
Ostler, die Fahrer Nieberl und Rösch,
aus der Schweiz ist Weltmeister Kappus
am Start. Für Hinterzarten starten zwei
Teams. Sie sind an ihren schwarz-gelben
de“, berichtet einer der Bobbahn-Vetera-
nen. Und dann steht alles auf der Kippe:
Die Temperaturen steigen und die Eisrin-
ne droht zu schmelzen. Ist das das Ende?
„Wir mussten uns ins Zeug legen.
Uns blieb nicht mal Zeit für eine Ziga-
rettenpause. Wir haben mit Zigaretten
im Mund geschaufelt.“ Pausenlos wird
die Bahn mit Wasser besprengt, um das
Tauen des Eises zu verhindern. Die wo-
chenlange Knochenarbeit zahlt sich aus:
Die Kesslerbahn ist beeindruckend. Die
insgesamt neun Steilkurven ragen fast
senkrecht in die Landschaft empor. Und
endlich sinken die Temperaturen, die
Bahn ist gerettet.
Zu den Trainingsläufen auf der neuen
Bahn kommen mehr als 1.500 Zuschau-
er. In der Nacht zum 31. Januar 1954 wird
die Rinne nochmals präpariert. Am Wett-
bahn, und die muss von Hand in den
Hang gebaut werden.
Alles was Muskeln hat und Schau-
fel oder Pickel in der Hand halten kann,
wird einberufen. Die Bobbahn-Veteranen,
damals alle Anfang 20, melden sich so-
fort. „Es gab ein Taschengeld, außerdem
Vesper vom ‚Adler’“, erzählt Karl Steiert.
Dafür müssen die Jungs hart anpacken.
Auch Studenten aus Freiburg sind beim
Bau des Eiskanals beteiligt. Hauptinitia-
tor Zahnarzt Conny Zähringer ist derart
involviert, dass er bei einer eiligst ein-
berufenen Sitzung seinen Patienten auf
dem Behandlungsstuhl vergisst. Darüber
wurde in Hinterzarten noch viele Jahre
später gelacht.
Für die Steilwände der Bobbahn wer-
den Schneeblöcke zurechtgeschnitten
und wie bei einem Iglu aufeinanderge-
schichtet. Anschließend müssen die Zwi-
schenräume mit Schnee gefugt werden.
„Wir haben Wasser in einen Holzbottich
geleitet, das mit Schnee vermischt wur-
SO KALT, DASS DER SCHNAPS FAST EINFRIERT
55Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
Pullovern mit auffälligem V-Streifen und
Clubemblem zu erkennen.
Auch Wolfgang Willmann, ein neun-
jähriger Schüler, will die rasante Abfahrt
der Bobfahrer sehen. Doch dazu kommt
es nicht. Alles, an das er sich erinnern
kann, sind die Werbeplakate des Bobren-
nens. Was danach geschah, ist für immer
aus seinem Gedächtnis gestrichen.
Just in dem Augenblick als der Schü-
ler zur Eisrinne kommt, hört man pani-
sche Schreie. Menschen springen zur
Seite. Anderl Ostler, der Olympiasieger,
hat die Kontrolle über seinen Bob verlo-
ren. Die Kufen schleudern über das Eis,
das schwere Gerät fliegt aus der Kurve,
katapultiert sich in die Luft – direkt auf
den jungen Wolfgang zu. Die Kufe trifft
den Schüler am Kopf.
„Alle dachten, das überlebe ich nicht“,
erzählt der heute 71-jährige Wolfgang
Willmann beim Treffen der Bobbahn-Ve-
teranen. Nur dem raschen Eingreifen des
Metzgermeisters Karl Mundinger ist es
zu verdanken, dass Willmann überlebt. Er
packt den Jungen auf einen Schlitten und
bringt ihn zur nahe gelegenen Privatklinik
des Chirurgen Wagner. Wolfgang Will-
mann liegt im Koma, drei Ärzte kämpfen
um sein Leben. Ein Drittel der Schädel-
decke ist zertrümmert. Nach einer Wo-
che wacht Willmann aus dem Koma auf,
übersteht mehrere komplizierte Operati-
onen, lernt mühsam wieder Laufen und
Sprechen. Später wird der Grund für den
schlimmen Unfall ermittelt: Während der
Abfahrt brach die Lenkung des Bobs.
Das Rennen am Kesslerhang gewinnt
der Schweizer Bob mit dem Duo Angst/
Hug, die mit 39,83 Sekunden den Bahn-
rekord aufstellten. Die Hinterzartener
Baumstark/Hercher erringen einen be-
achtlichen dritten Platz, Wißler/Wißler
landen auf Rang 4.
Das legendäre Rennen in der Kessler-
rinne blieb das einzige Großereignis des
Bob- und Schlittenclubs. Später baute der
Club im Adlerwald eine Betonbahn, auf
der noch kleinere Wettkämpfe gefahren
wurden. Allerdings waren die Winter ein-
fach zu mild, um die Bahn zu betreiben.
Ende 1957 wurde die Bahn stillgelegt,
und das glorreiche Kapitel des Bob- und
Schlittenclubs und der schnellsten Bob-
bahn Deutschlands geriet in Vergessen-
heit.IM HöLLENTEMPO GEHT ES UM DIE KURVEN
hochinformativ
Informationen zu dieser und weiteren spannenden Wintergeschichten gibt es im Schwarzwälder Skimuseum zu entdecken.Schwarzwälder SkimuseumErlenbrucker Staße 3579856 Hinterzarten www.schwarzwaelder-skimuseum.de
56 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
ZACK! PEnG! Wo WAR noCHMAl DAS GEWEHR?
erwin hat Ladehemmungen. Das
kommt mal vor und im Biathlon-
wettkampf wäre das ziemlich är-
gerlich. Kostet ja wertvolle Zeit,
Nerven sowieso und am Ende kann man
die Olympiamedaille abschreiben.
Bloß sind wir nicht bei Olympia oder
im Worldcup. Aber immerhin am Nordic-
Center Notschrei, wo sonst Deutschlands
Elite-Biathletinnen und -Biathleten ihre
Trainingsrunden drehen. Jedenfalls dann,
wenn wir nicht da sind.
Erwin hat also Ladehemmungen.
Liegt mit Langlaufski an den Füßen auf
einer roten Gummimatte im Schnee, 50
Meter vor sich fünf klitzekleine Schieß-
scheiben. Und dann streikt das Gewehr.
Aber zum Glück gibt es da noch
den Michael. Der ist waschechter Hoch-
schwarzwälder Biathlet und heute unser
Trainer. Im – ich sag es lieber gleich –
Anfängerkurs für Biathleten. Michael ist
keine 20, bestreitet aber Wettkämpfe im
Landeskader von Baden-Württemberg. Er
weiß also genau, worum es geht, und heu-
te will er uns dieses Wissen vermitteln.
Wir, das sind vier Biathlonanfänger,
die alle gerne die mitreißenden Wett-
kämpfe daheim vor der Mattscheibe ver-
folgen und jetzt einmal wissen wollen,
wie das wirklich ist. Wenn man aus vollem
Lauf am Schießstand stoppt. Wenn der
Puls rast und der schnelle Atem die Brust
hebt und senkt. Und man dann im Liegen
oder, noch schlimmer, im Stehen mit ru-
higer Hand eine kleine Scheibe in 50 Me-
ter Entfernung treffen soll, die gerade ein-
mal viereinhalb Zentimeter Durchmesser
hat. „Langlauf ist ein Ausdauersport,
beim Schießen geht es um Präzision“,
sagt Michael, „das macht es für mich so
reizvoll.“
Schießen kann keiner von uns vier.
Langlaufen immerhin ein Drittel. Aber
das sollte kein Problem sein, meint Mi-
chael zu Beginn des drei Stunden-Kur-
ses. Erwin stand bislang nur auf Alpinski,
erweist sich aber als Naturtalent im Ska-
ting. Und sein Problem mit dem Gewehr
ist jetzt auch behoben. Ist ja auch kein
echter Schießprügel, sondern eine Laser-
waffe. Sie wiegt vier Kilo, sieht aus wie
echt und macht auch solche Geräusche:
„Peng“ erklingt es aus einem Lautspre-
cher hinten am Ende des Schießstandes:
Das ist eine feine Sache, zumal wenn
man abdrückt und die Scheibe, auf die
man gezielt hat, einfach weiß bleibt. Was
bedeutet: Nicht getroffen. Aber wenigs-
tens macht es „Peng“.
VON PATRICK KUNKEL
57Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
Bei meinem ersten Versuch schaffe
ich drei weiße „Peng“ und zwei schwar-
ze. Nicht schlecht. Zwei Treffer! Henning
stellt sich da schon besser an: Fünf Mal
„Peng“, davon vier Mal schwarz. „Das ist
nicht so einfach, wie es vom Sofa aus aus-
sieht“, ruft Erwin. Michael rät: „Beim Lie-
gen müssen die rechte Schulter und das
Bein schön eine Linie bilden, so dass man
hinter dem Gewehr liegt. Das andere Bein
streckt ihr auf die andere Seite weg. Dann
visiert man das Ziel an. Dann hält man die
Luft an. Zack. Und drückt ab. Dann wieder
vorspannen. Und Zack.“
Zack? Peng? Bei mir klappt's nach ein
paar Versuchen auch ganz gut im Liegen:
Im Ringkorn, also dem Metallring am Ende
des Gewehrlaufs, visiere ich die weiße
Scheibe vor mir an. „Du musst die Luft,
kurz bevor du abdrückst, anhalten“, rät Mi-
chael, „damit du komplett ruhig bist.“ Luft
anhalten. Und: Zackpeng! Durchladen.
Luft anhalten. Zack! Peng! Fünf Treffer!
„Sehr gut“, lobt Michael.
Anders als die Profis hantieren wir
nicht mit scharfen Waffen. „Normalerwei-
se schießen wir mit Kleinkalibergewehren“,
erklärt Michael. „Da spielt dann auch der
Wind eine Rolle, der das Projektil ablenken
kann.“ Eine solche Waffe ist allerdings auch
viel gefährlicher. Der kleine Waffenschein
und der europäische Feuerwaffenpass
sind Pflicht, denn die Projektile treten mit
einer Geschwindigkeit von 300 Metern pro
Sekunde aus dem Lauf aus. Was genügt,
um einen Menschen zu töten. Die echten
Biathletinnen und Biathleten müssen ihre
Waffe daher außerhalb des Schießstands
stets mit dem Lauf nach oben tragen – und
ohne eingelegtes Magazin. Nordische Un-
fallprävention sozusagen.
Ein Magazin haben wir auch, das wir
vor jedem Schießen einlegen müssen. Mit
einem Klicken rastet es ein. Dann leuchtet
eine Reihe blauer LED-Lämpchen an der
Seite des Gewehres, und man kann sei-
ne fünf Schuss abgeben. Möglichst reali-
tätsnah sollen diese Laserwaffen sein, sie
wurden auch eigens für das Profitraining
angeschafft – bloß, so sagt es Michael,
schießen die viel lieber mit den echten
Waffen, weil sie diese auch im Wettkampf
nutzen.
Dann ist es Zeit für die Fahrtechnik-
übungen auf Ski. Wir üben Gleichgewicht
auf Ski, verschiedene Stock- und Kurven-
techniken. Dann erklärt Michael, dass
wir nun bereit seien für den Staffelwett-
kampf. In Zweiergruppen treten wir an.
Startschuss: Wir rasen los und noch vor
der ersten Kurve rast auch der Puls.
Mit Herzklopfen komme ich nach drei
Runden am Schießstand an. Was bei den
Profis im Fernsehen so elegant aussieht
– sich mit den Ski an den Füßen in einer
fließenden Bewegung zu Boden gleiten
lassen – ist komplizierter, als es scheint.
Wohin jetzt mit den Stöcken? Wie be-
komme ich die Skispitze wieder unter der
roten Matte raus? Äh, wo war nochmal
das Gewehr? Die Brust hebt und senkt
sich, der Gewehrlauf pendelt hin und her
wie ein Schiffsmast auf hoher See. Zack!
Peng! Scheibe weiß. Zackpeng! Wieder
daneben. Peng! Treffer.
Wer ausprobieren will, wie schwer es
ist, mit rasendem Puls und zittrigen Hän-
den eine 50 Meter entfernte Zielscheibe
in Größe eines Untertellers zu treffen,
ist hier genau richtig. Statt Extrarunden
wie bei den Profis, brummt uns Michael
für jeden Fehlschuss eine Zeitstrafe von
zehn Sekunden auf. Wie hat er das kurz
zuvor noch ausgedrückt? „Die Heraus-
forderung beim Biathlon ist die Kombi-
nation von körperlicher Verausgabung
und Konzentration. Beim Weltcup spielt
ja auch noch die Psyche eine große Rol-
le. Wer kommt als erster an den Schieß-
stand?“ Jedenfalls sind 40 Sekunden Zei-
strafe lang genug, um über solche Fragen
zu sinnieren. Dann schickt er mich wieder
auf die Strecke. Ob's noch für die Gold-
medaille reicht? Der Vorsprung der ande-
ren ist groß.
Ich klatsche Henning ab, meinen
Staffelpartner. Er startet durch. Und er-
weist sich als unerwarteter Meister des
Zackpeng! Fünf Treffer, während Erwin
verzieht. Die anderen warten, Henning
ist schon unterwegs. Bis zum Ende bleibt
es knapp. Welche Dramatik! Viel besser,
als im Fernsehen.
Im Schwarzwald Nordic-Center Not-schrei werden über 40 km Loipen gepflegt, wovon 15 km zur Flutlicht- und Biathlonstrecke gehören. Au-ßerdem kann man an 27 Schießstän-den sein Geschick mit dem Gewehr trainieren.
lust auf Biathlon? Weitere Informationen:Schwarzwald Nordic-Center NotschreiNotschrei-Passhöhe 679674 Todtnauwww.nordic-center-notschrei.de
hochinformativ
58 Hochschwarzwald | Das Magazin | Winter 2015/2016
IMPRESSuM
Baden-Württemberg
hochschwarzwald
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HERAuSGEBER Hochschwarzwald Tourismus GmbH
Freiburger Straße 1 · 79856 Hinterzarten Geschäftsführer: Mag. Thorsten Rudolph (V.i.S.d.P)PRoJEKTTEAMKatharina Bayer, Jana Bombarding, Julia Gemeinhardt, Anna-Lena Vath, Lorena VetterREDAKTIonLuisa Denz, Birgit-Cathrin Duval, Gabriele Hennicke, Kerstin Heller, Patrick Kunkel, Freya Pietsch, Stella Schewe-BohnertVERlAG, SATZ & AnZEIGEnPromo Verlag GmbH Unterwerkstraße 9 · 79115 Freiburg Tel. +49 (0)7 61 / 45 15 - 34 [email protected] und Satz: Sven WeisAnzeigen: Hochschwarzwald Tourismus GmbH
DRuCKInnenteil:Freiburger Druck GmbH & Co. KG Lörracher Straße 3 · 79115 Freiburg
umschlag:Poppen & OrtmannDruckerei und Verlag KGUnterwerkstraße 9 · 79115 FreiburglESERKonTAKTHochschwarzwald Tourismus GmbH Freiburger Straße 1 · 79856 Hinterzarten Tel: +49 (0) 76 52 / 12 06 - 0 [email protected] www.hochschwarzwald.deBIlDnACHWEISE:Archivbilder: Kreisarchiv Breisgau hochschwarzwald (KraBrh) (S. 6 unten, S. 7 oben, S. 14, S. 20 oben, S. 21 Album unten, S. 26, S. 46) willy Pragher – KraBrh (S. 6 oben, S. 8 oben, S. 9 unten, S. 53 rechts) sammlung Franz – KraBrh (Titelseite, S. 3 oben, S. 7 unten, S. 8 unten, S. 15 oben, S. 20 unten, S. 21 oben
u. Tisch rechts, S. 30-31, S. 44 oben) sammlung schick – KraBrh (S. 20/21 Tisch) landesarchiv Baden-würrtemberg, staatsarchiv Freiburg, Willy Pragher (W134 Nr.026236, W134 Nr.026216d, W134 Nr. 026226h, W134 Nr.026225, W134 Nr. 026216g), S. 52-55Weitere Bilder: Datacreate Asal Fischer Sports, Luisa Denz, Birgit-Cathrin Duval, Feldberger Hof, Markus Feser, Gemeinde Feldberg, Goldbeck Süd GmbH, Kerstin Heller, Bildarchiv Hochschwarzwald Tourismus GmbH, Ski-Club Waldau e.V., Markus Ketterer, Heidi Knoblich, Patrick Kunkel, Leitner AG, Liftverbund Feldberg, Achim Mende, Rainer Mülbert, RAFFTAFF, Jörg Sauter, Skiclub Todtnau 1891 e.V., Mario Sobrino, Walter Strohmeier, SWR, Philippe Thines
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