wirklichkeit 2011 - stillstand und beschleunigung - katalog

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Fotografie Video Installation

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Katalog zur Ausstellung »Wirklichkeit 2011 – Stillstand und Beschleunigung« mit Arbeiten von Masterstudierenden der Kunstpädagogik. In der Ausstellung vom 23. März bis 3. April 2011 präsentierten die Studenten unterschiedliche Strategien und Methoden fotografischen, filmischen und installativen Arbeitens.

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Fotografie Video Installation

Eine Ausstellung von Masterstudierendendes Instituts für Kunstpädagogik der Universität Leipzig

23. März – 3. April 2011

Eine Ausstellung von Masterstudierendendes Instituts für Kunstpädagogik der Universität Leipzig

23. März – 3. April 2011

Cutting Spaces Fast Food oder die Beschleunigung des Lebenstempos

Oswieçim Wir sprengen den Rahmen Spannungsfeld zwischen Stillstand und Beschleunigung Am Gleis 12 Zwischenräume LARP Stadtleben o.T. Zingst

Titelverzeichnis

Alltäglich Im Suchlauf Die andere Seite

Auf der Rolle

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Cutting Spaces Yvonne Reuther

Stillstand und Beschleunigung bedeutet Zeit. Zeit als ein nicht greifbares Konstrukt von Abläufen. Alles was ist, ist weit weg vom Gleichgewicht. Zeit verlieren, Zeit gewinnen. Was liegt zwischen jetzt und dann? Da sich alles uns Umgebende stetig verändert und der Versuch, das zwischenzeitlich verharrende Moment festzuhalten, schwierig erscheint, setzt sich die Arbeit „Cutting Spaces“ mit dieser Thematik auseinander und untersucht das allgemeine Zeitempfinden anhand von alltäglichen Sequenzen aus der Umgebung.

Keine zusätzliche Belichtung, kein Beschnitt – urban und unmittelbar. Die Suche nach einer Perspektive, die Freiraum schafft und Feststehendes in Bewegung versetzt. Plattenbauten werden zu Wolkenkratzern, Fenster zu Leuchtkörpern. Gezeigt wird die wirklichkeit, die beinahe wie Fiktion wirken kann. 15 bis 3o Sekunden Belichtungszeit halten den Moment fest, der schon wieder vergangen ist. Alltägliche Wohnräume, die ständig pul-sieren werden zu Objekten des Stillstands. Zwei Bildausschnitte, die trotz ihrer glattenStrukturierung eine Eigendynamik entwickeln, wirken pers-pektivisch zusammen und versetzten das aktuelle Zeitempfinden in eine atmosphärische Dunbelheit.

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Cutting Spaces Yvonne Reuther

Stillstand und Beschleunigung bedeutet Zeit. Zeit als ein nicht greifbares Konstrukt von Abläufen. Alles was ist, ist weit weg vom Gleichgewicht. Zeit verlieren, Zeit gewinnen. Was liegt zwischen jetzt und dann? Da sich alles uns Umgebende stetig verändert und der Versuch, das zwischenzeitlich verharrende Moment festzuhalten, schwierig erscheint, setzt sich die Arbeit „Cutting Spaces“ mit dieser Thematik auseinander und untersucht das allgemeine Zeitempfinden anhand von alltäglichen Sequenzen aus der Umgebung.

Keine zusätzliche Belichtung, kein Beschnitt – urban und unmittelbar. Die Suche nach einer Perspektive, die Freiraum schafft und Feststehendes in Bewegung versetzt. Plattenbauten werden zu Wolkenkratzern, Fenster zu Leuchtkörpern. Gezeigt wird die wirklichkeit, die beinahe wie Fiktion wirken kann. 15 bis 3o Sekunden Belichtungszeit halten den Moment fest, der schon wieder vergangen ist. Alltägliche Wohnräume, die ständig pul-sieren werden zu Objekten des Stillstands. Zwei Bildausschnitte, die trotz ihrer glattenStrukturierung eine Eigendynamik entwickeln, wirken pers-pektivisch zusammen und versetzten das aktuelle Zeitempfinden in eine atmosphärische Dunbelheit.

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Cutting Spaces Yvonne Reuther

Stillstand und Beschleunigung bedeutet Zeit. Zeit als ein nicht greifbares Konstrukt von Abläufen. Alles was ist, ist weit weg vom Gleichgewicht. Zeit verlieren, Zeit gewinnen. Was liegt zwischen jetzt und dann? Da sich alles uns Umgebende stetig verändert und der Versuch, das zwischenzeitlich verharrende Moment festzuhalten, schwierig erscheint, setzt sich die Arbeit „Cutting Spaces“ mit dieser Thematik auseinander und untersucht das allgemeine Zeitempfinden anhand von alltäglichen Sequenzen aus der Umgebung.

Keine zusätzliche Belichtung, kein Beschnitt – urban und unmittelbar. Die Suche nach einer Perspektive, die Freiraum schafft und Feststehendes in Bewegung versetzt. Plattenbauten werden zu Wolkenkratzern, Fenster zu Leuchtkörpern. Gezeigt wird die wirklichkeit, die beinahe wie Fiktion wirken kann. 15 bis 3o Sekunden Belichtungszeit halten den Moment fest, der schon wieder vergangen ist. Alltägliche Wohnräume, die ständig pul-sieren werden zu Objekten des Stillstands. Zwei Bildausschnitte, die trotz ihrer glattenStrukturierung eine Eigendynamik entwickeln, wirken pers-pektivisch zusammen und versetzten das aktuelle Zeitempfinden in eine atmosphärische Dunbelheit.

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Cutting Spaces Yvonne Reuther

Stillstand und Beschleunigung bedeutet Zeit. Zeit als ein nicht greifbares Konstrukt von Abläufen. Alles was ist, ist weit weg vom Gleichgewicht. Zeit verlieren, Zeit gewinnen. Was liegt zwischen jetzt und dann? Da sich alles uns Umgebende stetig verändert und der Versuch, das zwischenzeitlich verharrende Moment festzuhalten, schwierig erscheint, setzt sich die Arbeit „Cutting Spaces“ mit dieser Thematik auseinander und untersucht das allgemeine Zeitempfinden anhand von alltäglichen Sequenzen aus der Umgebung.

Keine zusätzliche Belichtung, kein Beschnitt – urban und unmittelbar. Die Suche nach einer Perspektive, die Freiraum schafft und Feststehendes in Bewegung versetzt. Plattenbauten werden zu Wolkenkratzern, Fenster zu Leuchtkörpern. Gezeigt wird die wirklichkeit, die beinahe wie Fiktion wirken kann. 15 bis 3o Sekunden Belichtungszeit halten den Moment fest, der schon wieder vergangen ist. Alltägliche Wohnräume, die ständig pul-sieren werden zu Objekten des Stillstands. Zwei Bildausschnitte, die trotz ihrer glattenStrukturierung eine Eigendynamik entwickeln, wirken pers-pektivisch zusammen und versetzten das aktuelle Zeitempfinden in eine atmosphärische Dunbelheit.

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Fast Food oder die Beschleunigung des Lebenstempos Romy Holzmann

Unsere moderne Gesellschaft wird über Zeitnormen gesteuert und un-terliegt dauerhaften Beschleunigungsprozessen, in denen jeder einzelne von uns von seinem persönlichen Zeitplan bestimmt wird. Viele Menschen versuchen ihr Lebenstempo sich der beschleunigenden Zeitnorm anzu-passen, indem sie sich bemühen an einem Tag noch mehr zu tun. Dies spiegelt sich vielfach in alltäglichen Dingen, wie dem Essen, wieder.Sich Zeit nehmen, um in Ruhe und ausschließlich zu essen, ist mittlerwei-le bei vielen Menschen anachronistisch geworden.Das führt in den meisten Fällen zu einer Bequemlichkeit, sich schnell auf die Hand oder in Fast Food-Restaurants etwas zu Essen zu kaufen, um sogleich wieder seinen tagtäglichen Dingen nachzugehen. Dadurch wird das persönliche Lebenstempo weiter erhöht.In meinem Fotoprojekt möchte ich das Fastfood unserer Gesellschaft sinnbildlich für das beschleunigte Lebenstempo der Gesellschaft nach-zeichnen, indem ich verschiedene Fastfood- Bereiche aufsuche und die Menschen in diesen Bereichen fotografisch beobachte, wie sie sich selbst verhalten und mit den Räumlichkeiten umgehen. Dabei nutze ich die digi-tale Fotografie.

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Fast Food oder die Beschleunigung des Lebenstempos Romy Holzmann

Unsere moderne Gesellschaft wird über Zeitnormen gesteuert und un-terliegt dauerhaften Beschleunigungsprozessen, in denen jeder einzelne von uns von seinem persönlichen Zeitplan bestimmt wird. Viele Menschen versuchen ihr Lebenstempo sich der beschleunigenden Zeitnorm anzu-passen, indem sie sich bemühen an einem Tag noch mehr zu tun. Dies spiegelt sich vielfach in alltäglichen Dingen, wie dem Essen, wieder.Sich Zeit nehmen, um in Ruhe und ausschließlich zu essen, ist mittlerwei-le bei vielen Menschen anachronistisch geworden.Das führt in den meisten Fällen zu einer Bequemlichkeit, sich schnell auf die Hand oder in Fast Food-Restaurants etwas zu Essen zu kaufen, um sogleich wieder seinen tagtäglichen Dingen nachzugehen. Dadurch wird das persönliche Lebenstempo weiter erhöht.In meinem Fotoprojekt möchte ich das Fastfood unserer Gesellschaft sinnbildlich für das beschleunigte Lebenstempo der Gesellschaft nach-zeichnen, indem ich verschiedene Fastfood- Bereiche aufsuche und die Menschen in diesen Bereichen fotografisch beobachte, wie sie sich selbst verhalten und mit den Räumlichkeiten umgehen. Dabei nutze ich die digi-tale Fotografie.

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Auf der Rolle Romy Holzmann

Für meine Videoarbeit möchte ich den Blickwinkel auf eine fast schon vergessene und scheinbar dem Stillstand nahe liegende Tätigkeit – das Mangeln – richten. Genauer gesagt, begebe ich mich auf die Suche nach einer Kaltmangel, die sich gestern und heute in störrischer Ruhe hin und her bewegt und unter heutigen Gesichtspunkten doch mehr den Stillstand unserer Gesellschaft symbolisiert.Mit der Kaltmangel bin ich schon seit frühester Kindheit in Berührung ge-kommen. Damals nahm mich meine Großmutter zum ‚Rollen’ mit und ich lernte das besondere Ungetüm immer mehr kennen. Heute bin ich immer noch auf der Rolle. Früher mussten wir das Gerät von Hand bedienen. Ich kurbelte große Teile der Wäsche und war damals froh als der Korb mit der noch nicht gemangelten Wäsche langsam abnahm. Trotz der mühevol-len Arbeitsweise wuchs mein Interesse an diesem altertümlichen Gerät. War es doch Zeuge vergangener Innovationen und der damaligen gesell-schaftlichen Entwicklung.Und heute? In der heutigen Gesellschaft ist die Kaltmangel vergessen. Unsere Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wachstums und Be-schleunigungsprozess, welcher die Menschen vor immer mehr Aufgaben, die bestenfalls gleichzeitig erfüllt werden sollen, stellt. Es werden immer neuere und vermeintlich bessere Innovationen für uns kreiert, um den All-tag noch effektiver und für einen selbst noch schneller ablaufen zu lassen. Dadurch werden die alten Erfindungen durch Neue ersetzt. Sie bringen uns schneller und innovativer ans Ziel. Ist das unser Ziel, mein Ziel?Ich bin auf der Rolle. Dieser Satz prägt mich. Sicherlich prägt mich eben-so der Fortschritt, doch die Rückbesinnung auf Tradition. Die Kaltmangel lässt mich dem Stress und der Hektik der sich immer schneller, größer und weiter drehenden Welt entgegentreten. Damit habe ich einen Anker-punkt in der heutigen hektischen Zeit. Das Mangeln stellt einen Kontrapunkt zum derzeitigen Beschleunigungs-drang unserer Gesellschaft dar. Gerade in der heutigen Zeit scheint es absurd zu sein, noch rollen zu gehen. Auch der Gedanke, dass eine jun-ge Frau diese körperlich mühevolle Tätigkeit verrichtet, widerspricht sich. Denn wenn überhaupt, geht meist die großelterliche Generation dieser Tätigkeit nach. Die Kaltmangel ist größtenteils aus dem kollektiven Ge-dächtnis verschwunden.

Mein Ziel ist es das alte Ungetüm wieder zum Leben zu erwecken und dabei sinnbildhaft die Rückbesinnung auf Vergessenes, Vergangenes, individuelle Traditionen – wenn man es so nennen möchte – wie auch Erinnerungen an eine andere Zeit zu richten. Es entsteht ein Film, der ein-zelne Bereiche der Maschine zeigt, Drehmomente, in denen die Maschine zu neuem Leben erweckt – wo Erinnerungen wachgerufen werden. Über-dies wird das Mangeln an sich und seine Nutzung nachgezeichnet.

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Auf der Rolle Romy Holzmann

Für meine Videoarbeit möchte ich den Blickwinkel auf eine fast schon vergessene und scheinbar dem Stillstand nahe liegende Tätigkeit – das Mangeln – richten. Genauer gesagt, begebe ich mich auf die Suche nach einer Kaltmangel, die sich gestern und heute in störrischer Ruhe hin und her bewegt und unter heutigen Gesichtspunkten doch mehr den Stillstand unserer Gesellschaft symbolisiert.Mit der Kaltmangel bin ich schon seit frühester Kindheit in Berührung ge-kommen. Damals nahm mich meine Großmutter zum ‚Rollen’ mit und ich lernte das besondere Ungetüm immer mehr kennen. Heute bin ich immer noch auf der Rolle. Früher mussten wir das Gerät von Hand bedienen. Ich kurbelte große Teile der Wäsche und war damals froh als der Korb mit der noch nicht gemangelten Wäsche langsam abnahm. Trotz der mühevol-len Arbeitsweise wuchs mein Interesse an diesem altertümlichen Gerät. War es doch Zeuge vergangener Innovationen und der damaligen gesell-schaftlichen Entwicklung.Und heute? In der heutigen Gesellschaft ist die Kaltmangel vergessen. Unsere Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wachstums und Be-schleunigungsprozess, welcher die Menschen vor immer mehr Aufgaben, die bestenfalls gleichzeitig erfüllt werden sollen, stellt. Es werden immer neuere und vermeintlich bessere Innovationen für uns kreiert, um den All-tag noch effektiver und für einen selbst noch schneller ablaufen zu lassen. Dadurch werden die alten Erfindungen durch Neue ersetzt. Sie bringen uns schneller und innovativer ans Ziel. Ist das unser Ziel, mein Ziel?Ich bin auf der Rolle. Dieser Satz prägt mich. Sicherlich prägt mich eben-so der Fortschritt, doch die Rückbesinnung auf Tradition. Die Kaltmangel lässt mich dem Stress und der Hektik der sich immer schneller, größer und weiter drehenden Welt entgegentreten. Damit habe ich einen Anker-punkt in der heutigen hektischen Zeit. Das Mangeln stellt einen Kontrapunkt zum derzeitigen Beschleunigungs-drang unserer Gesellschaft dar. Gerade in der heutigen Zeit scheint es absurd zu sein, noch rollen zu gehen. Auch der Gedanke, dass eine jun-ge Frau diese körperlich mühevolle Tätigkeit verrichtet, widerspricht sich. Denn wenn überhaupt, geht meist die großelterliche Generation dieser Tätigkeit nach. Die Kaltmangel ist größtenteils aus dem kollektiven Ge-dächtnis verschwunden.

Mein Ziel ist es das alte Ungetüm wieder zum Leben zu erwecken und dabei sinnbildhaft die Rückbesinnung auf Vergessenes, Vergangenes, individuelle Traditionen – wenn man es so nennen möchte – wie auch Erinnerungen an eine andere Zeit zu richten. Es entsteht ein Film, der ein-zelne Bereiche der Maschine zeigt, Drehmomente, in denen die Maschine zu neuem Leben erweckt – wo Erinnerungen wachgerufen werden. Über-dies wird das Mangeln an sich und seine Nutzung nachgezeichnet.

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Oswieçim Daniela Wiedner

Oswieçim ist eine kleine Industriestadt mit etwa 40.000 Einwohnern und liegt im südlichen Teil Polens. Vor dem 2.Weltkrieg lebten hier rund 8.000 Juden zusammen mit der sonst vorwiegend katholischen Stadtbevölke-rung. Die Kleinstadt galt, im Gegensatz zu vielen anderen polnischen Städten, sowohl politisch-wirtschaftlich als auch kulturell und intellektuell, als Stadt mit hohem Niveau. Die Bevölkerung war gebildet und durch die, von lokalen jüdischen Geschäftsleuten aufgebauten, Fabriken gab es auch genügend Arbeitsplätze. Nach der Machtübernahme der Nationalso-zialisten ließ Hitler 1941 mit Auschwitz-Birkenau in Oswieçim das größte deutsche Konzentrationslager dieser Zeit errichteten. Von da an sprach man nur noch von Auschwitz I, dem sogenannten Stammlager und Ausch-witz II (Birkenau) mit einer ungeheuerlich großen Fläche von insgesamt 191 ha. Als am 27. Januar 1945 die Rote Armee endlich das Lager befrei-te, hatten dort über 1 Million Menschen unter den grausamsten Bedingun-gen ihr Leben verloren. Leere Baracken, zahllose gestapelte Besitztümer, wie Koffer, Brillen, Kleider und gar Haare erinnern noch heute mahnend an die ehemaligen Opfer.Die Stadt Oswieçim hingeben ringt gegenwärtig, fast 66 Jahre nach der Befreiung mit Vorurteilen. Es ist schwer sich von dem großen Erbe zu distanzieren ohne zu diskriminieren. Jährlich besuchen über 1 Mio. Men-schen diesen Ort und beleben damit auch die Cafés, Restaurants sowie Hotels der Stadt Oswieçim. So mag es für Außenstehende vielleicht ma-kaber sein, direkt neben dem ehemaligen Vernichtungslager sein Haus zu bauen, für die heute in Oswieçim lebende Bevölkerung bedeutet es einen Schritt mehr in die Normalität und somit der Anerkennung alseine zeitgemäße polnische Kleinstadt.Als Reisender ist es üblich sich etwas von dem besuchten Ort mitzunehmen - aus Auschwitz ist es die Erinnerung daran, dass „so etwas wie Auschwitz“ nie wieder geschehen darf. In der Geschichte sind es unvorstellbar hohe Zahlen an Opfern, im Leben sind es unzählige Einzelschicksale.Seit 1979 gehört das ehemalige Konzentrationslager zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wir sollten uns Erinnern und nicht Vergessen.

Die Blätter wurden allesamt in Auschwitz-Birkenau gesammelt, getrock-net, im Studio fotografiert und aufwändig einzeln vom Hintergrund freige-stellt. Sie sind durch ihren optischen Zustand Spiegel dessen was sich dort alles zugetragen hat und weiterhinbehutsam aufgearbeitet werden muss.

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Oswieçim Daniela Wiedner

Oswieçim ist eine kleine Industriestadt mit etwa 40.000 Einwohnern und liegt im südlichen Teil Polens. Vor dem 2.Weltkrieg lebten hier rund 8.000 Juden zusammen mit der sonst vorwiegend katholischen Stadtbevölke-rung. Die Kleinstadt galt, im Gegensatz zu vielen anderen polnischen Städten, sowohl politisch-wirtschaftlich als auch kulturell und intellektuell, als Stadt mit hohem Niveau. Die Bevölkerung war gebildet und durch die, von lokalen jüdischen Geschäftsleuten aufgebauten, Fabriken gab es auch genügend Arbeitsplätze. Nach der Machtübernahme der Nationalso-zialisten ließ Hitler 1941 mit Auschwitz-Birkenau in Oswieçim das größte deutsche Konzentrationslager dieser Zeit errichteten. Von da an sprach man nur noch von Auschwitz I, dem sogenannten Stammlager und Ausch-witz II (Birkenau) mit einer ungeheuerlich großen Fläche von insgesamt 191 ha. Als am 27. Januar 1945 die Rote Armee endlich das Lager befrei-te, hatten dort über 1 Million Menschen unter den grausamsten Bedingun-gen ihr Leben verloren. Leere Baracken, zahllose gestapelte Besitztümer, wie Koffer, Brillen, Kleider und gar Haare erinnern noch heute mahnend an die ehemaligen Opfer.Die Stadt Oswieçim hingeben ringt gegenwärtig, fast 66 Jahre nach der Befreiung mit Vorurteilen. Es ist schwer sich von dem großen Erbe zu distanzieren ohne zu diskriminieren. Jährlich besuchen über 1 Mio. Men-schen diesen Ort und beleben damit auch die Cafés, Restaurants sowie Hotels der Stadt Oswieçim. So mag es für Außenstehende vielleicht ma-kaber sein, direkt neben dem ehemaligen Vernichtungslager sein Haus zu bauen, für die heute in Oswieçim lebende Bevölkerung bedeutet es einen Schritt mehr in die Normalität und somit der Anerkennung alseine zeitgemäße polnische Kleinstadt.Als Reisender ist es üblich sich etwas von dem besuchten Ort mitzunehmen - aus Auschwitz ist es die Erinnerung daran, dass „so etwas wie Auschwitz“ nie wieder geschehen darf. In der Geschichte sind es unvorstellbar hohe Zahlen an Opfern, im Leben sind es unzählige Einzelschicksale.Seit 1979 gehört das ehemalige Konzentrationslager zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wir sollten uns Erinnern und nicht Vergessen.

Die Blätter wurden allesamt in Auschwitz-Birkenau gesammelt, getrock-net, im Studio fotografiert und aufwändig einzeln vom Hintergrund freige-stellt. Sie sind durch ihren optischen Zustand Spiegel dessen was sich dort alles zugetragen hat und weiterhinbehutsam aufgearbeitet werden muss.

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Wir sprengen den Rahmen Cornelia TonnHermine Brietzel

Gesellschaft, Alltag, Umfeld, Zeit. Wie wird in unserer Gesellschaft mit der Zeit umgegangen? Was ist die Zeit? Und wie wirkt sie auf den Men-schen? Besonders an verschiedenen Orten in der Stadt, der Straßen-bahn, der Konsum, große Plätze oder enge Gassen.Bereits Michael Ende zeichnete 1973 in seinem Kinderbuch „Momo. Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ ein drastisches Bild unserer Gesellschaft im Umgang mit der Zeit, welches bis heute zunehmend an Aktualität gewonnen hat. Während die Menschen versuchen Zeit für die Zukunft zu sparen, vergessen sie, im Jetzt zu leben. Denn Zeit kann man nicht sparen, man kann sie ja nicht aufbewahren wie z.B. Geld. Je mehr man versucht, Zeit zu sparen, desto „kürzer“ werden die Tage und Wo-chen. Sie beschleunigt sich scheinbar so sehr, das am Ende nichtsvon der ersparten Zeit übrig bleibt, sie zerrinnt noch bevor man nach ihr greifen kann. Jeder trägt den Gedanken der kleinen Momo in sich, mal auszubrechen und der ganzen Beschleunigung entgegen zu wirken. Doch dieser Beschleunigung des Lebens und der Gesellschaft wirklich das Handwerk zu legen und eine Art Stillstand herbei zu führen, will keiner verantworten. So wird alles, was mit dem Thema Zeit verbunden wird, meist nur ein Aufhänger für Diskussionen, Streitereien und moderne Le-bensentwürfe. So sind es meist doch nur noch unsere Gedanken und Träume, die uns herausholen aus der Hast, die uns entschleunigen und doch nicht zu einem wirklichen Stillstand führen. Diesen Aspekten wollen wir in unseren kleinen Film auf dem Grund gehen und stellen unsdabei folgende Fragen:In welcher Situation entsteht für uns Stress? Welche Dinge oder Situatio-nen stressen uns besonders? Wann lassen wir uns auf eineRuhezone/pause ein? Und was ist der Grund dafür? Was regiert unsere persönliche Zeit von außen, was bestimmt sie? Verfügenwir wirklich noch ganz allein darüber? Wie sehr lassen wir uns von Frem-den und der Außenwelt bestimmen?

Wir stellen uns eine weibliche Hauptdarstellerin vor, die durch die Stadt wandelt, wobei ihre Umgebung in unterschiedlichen Geschwindigkeitenpulsiert. Wir werden dabei darauf achten, dass die Hauptfigur unter-schiedliche Charakterzüge von uns beiden aufweist und Orte bzw.Gegebenheiten, die uns beeinflusst haben erlebt. Somit fließen unsere eigenen Erfahrungen, die wir zum Thema Zeit, Gesellschaft und Stadthaben, mit ein; zugleich soll sich aber auch der Zuschauer angesprochen fühlen, und sich darin wiederfinden können. In der Auseinandersetzungmit diesem Thema stellten wir immer wieder fest, dass das Thema Zeit bzw. Be-und Entschleunigung für uns in einer Spanne zwischen Fassba-rem und Unfassbarem liegt, weshalb wir uns für eine filmische Auseinan-dersetzung entschieden haben, die ebenso unterschiedliche Momentezwischen Realität und Fiktion aufweisen wird.

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Wir sprengen den Rahmen Cornelia TonnHermine Brietzel

Gesellschaft, Alltag, Umfeld, Zeit. Wie wird in unserer Gesellschaft mit der Zeit umgegangen? Was ist die Zeit? Und wie wirkt sie auf den Men-schen? Besonders an verschiedenen Orten in der Stadt, der Straßen-bahn, der Konsum, große Plätze oder enge Gassen.Bereits Michael Ende zeichnete 1973 in seinem Kinderbuch „Momo. Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ ein drastisches Bild unserer Gesellschaft im Umgang mit der Zeit, welches bis heute zunehmend an Aktualität gewonnen hat. Während die Menschen versuchen Zeit für die Zukunft zu sparen, vergessen sie, im Jetzt zu leben. Denn Zeit kann man nicht sparen, man kann sie ja nicht aufbewahren wie z.B. Geld. Je mehr man versucht, Zeit zu sparen, desto „kürzer“ werden die Tage und Wo-chen. Sie beschleunigt sich scheinbar so sehr, das am Ende nichtsvon der ersparten Zeit übrig bleibt, sie zerrinnt noch bevor man nach ihr greifen kann. Jeder trägt den Gedanken der kleinen Momo in sich, mal auszubrechen und der ganzen Beschleunigung entgegen zu wirken. Doch dieser Beschleunigung des Lebens und der Gesellschaft wirklich das Handwerk zu legen und eine Art Stillstand herbei zu führen, will keiner verantworten. So wird alles, was mit dem Thema Zeit verbunden wird, meist nur ein Aufhänger für Diskussionen, Streitereien und moderne Le-bensentwürfe. So sind es meist doch nur noch unsere Gedanken und Träume, die uns herausholen aus der Hast, die uns entschleunigen und doch nicht zu einem wirklichen Stillstand führen. Diesen Aspekten wollen wir in unseren kleinen Film auf dem Grund gehen und stellen unsdabei folgende Fragen:In welcher Situation entsteht für uns Stress? Welche Dinge oder Situatio-nen stressen uns besonders? Wann lassen wir uns auf eineRuhezone/pause ein? Und was ist der Grund dafür? Was regiert unsere persönliche Zeit von außen, was bestimmt sie? Verfügenwir wirklich noch ganz allein darüber? Wie sehr lassen wir uns von Frem-den und der Außenwelt bestimmen?

Wir stellen uns eine weibliche Hauptdarstellerin vor, die durch die Stadt wandelt, wobei ihre Umgebung in unterschiedlichen Geschwindigkeitenpulsiert. Wir werden dabei darauf achten, dass die Hauptfigur unter-schiedliche Charakterzüge von uns beiden aufweist und Orte bzw.Gegebenheiten, die uns beeinflusst haben erlebt. Somit fließen unsere eigenen Erfahrungen, die wir zum Thema Zeit, Gesellschaft und Stadthaben, mit ein; zugleich soll sich aber auch der Zuschauer angesprochen fühlen, und sich darin wiederfinden können. In der Auseinandersetzungmit diesem Thema stellten wir immer wieder fest, dass das Thema Zeit bzw. Be-und Entschleunigung für uns in einer Spanne zwischen Fassba-rem und Unfassbarem liegt, weshalb wir uns für eine filmische Auseinan-dersetzung entschieden haben, die ebenso unterschiedliche Momentezwischen Realität und Fiktion aufweisen wird.

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Spannungsfeld zwischen Stillstand und Beschleunigung

Es gibt verschiedene Geschwindigkeiten, in denen sich Abläufe vollziehen können. Das Tempo einer Bewegung kann beispielsweise beschleunigt oder verlangsamt werden.„Langsam“ hat dabei oftmals den negativen Beigeschmack, von „zu lang-sam“, abhängig von der gewünschten Geschwindigkeit, in der ein Prozess oder eine Handlung von statten gehen soll.Was passiert aber, wenn das Langsame auf das Schnelle trifft? Eröffnet sich in dieser Situation vielleicht eine neue Perspektive auf unsere Emp-findung von Geschwindigkeit? Wenn ja, wie nehmen wir diese Irritation wahr ? Die Videoarbeit widmet sich der Untersuchung dieses Spannungsfeldes, mit dem Anliegen das Langsame im Schnellen erfahrbar zu machen. Ausgangspunkt ist hierbei der Entstehungsprozess einer Vase auf der Töpferscheibe. Die Arbeit zeigt, wie bei diesem Vorgang beide Tempi eine Symbiose eingehen, kraftvolle und bedächtige Handbewegungen nehmen scheinbar mühelos die schnelle Rotation der Töpferscheibe auf und las-sen neue Formen entstehen. Die routinierten Handgriffe vermitteln dem Betrachter eine scheinbare Leichtigkeit im Umgang mit der Geschwindig-keit. Dagegen verweisen abrupte Brüche und die damit einhergehende Zerstörung des Gefässes, auf die dafür notwendige Konzentration und machen den Kraftakt des Vorgangs für den Rezipienten sichtbar. Präsen-tiert wird die Videoarbeit in einem kleinen, abgedunkelten Raum mittels einer Bodenprojektion. Durch die Enge des abgeschotteten Raumes wird der Blick des Betrachters auf die rotierende Bewegung am Boden fokus-siert. Dieser Kontext verstärkt die Wirkungsweise des dargestellten Span-nungsfeldes zwischen Stillstand und Beschleunigung und lässt den Re-zipienten erahnen wie viel Kraft in der Ruhe steckt, wenn das Langsame auf das Schnelle trifft.

Tabea Kießling

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Spannungsfeld zwischen Stillstand und Beschleunigung

Es gibt verschiedene Geschwindigkeiten, in denen sich Abläufe vollziehen können. Das Tempo einer Bewegung kann beispielsweise beschleunigt oder verlangsamt werden.„Langsam“ hat dabei oftmals den negativen Beigeschmack, von „zu lang-sam“, abhängig von der gewünschten Geschwindigkeit, in der ein Prozess oder eine Handlung von statten gehen soll.Was passiert aber, wenn das Langsame auf das Schnelle trifft? Eröffnet sich in dieser Situation vielleicht eine neue Perspektive auf unsere Emp-findung von Geschwindigkeit? Wenn ja, wie nehmen wir diese Irritation wahr ? Die Videoarbeit widmet sich der Untersuchung dieses Spannungsfeldes, mit dem Anliegen das Langsame im Schnellen erfahrbar zu machen. Ausgangspunkt ist hierbei der Entstehungsprozess einer Vase auf der Töpferscheibe. Die Arbeit zeigt, wie bei diesem Vorgang beide Tempi eine Symbiose eingehen, kraftvolle und bedächtige Handbewegungen nehmen scheinbar mühelos die schnelle Rotation der Töpferscheibe auf und las-sen neue Formen entstehen. Die routinierten Handgriffe vermitteln dem Betrachter eine scheinbare Leichtigkeit im Umgang mit der Geschwindig-keit. Dagegen verweisen abrupte Brüche und die damit einhergehende Zerstörung des Gefässes, auf die dafür notwendige Konzentration und machen den Kraftakt des Vorgangs für den Rezipienten sichtbar. Präsen-tiert wird die Videoarbeit in einem kleinen, abgedunkelten Raum mittels einer Bodenprojektion. Durch die Enge des abgeschotteten Raumes wird der Blick des Betrachters auf die rotierende Bewegung am Boden fokus-siert. Dieser Kontext verstärkt die Wirkungsweise des dargestellten Span-nungsfeldes zwischen Stillstand und Beschleunigung und lässt den Re-zipienten erahnen wie viel Kraft in der Ruhe steckt, wenn das Langsame auf das Schnelle trifft.

Tabea Kießling

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Am Gleis 12 Nora Swonke

Ausgangspunkt. Es ist Donnerstag, 5:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Schnell ziehe ich die frischen Sachen an, die ich mir schon am Vortag bereit ge-legt habe. Noch fix ein Glas Tee und dann geht es Richtung Leipziger Hauptbahnhof. Noch das Frühstück kauend stürze ich die Treppe hinun-ter, um noch rechtzeitig die Straßenbahnlinie 1 zu erwischen. Nur nicht zu spät kommen, sonst fährt der Zug ohne dich. Ich eile: körperlich, ge-danklich, emotional. Meine Gedanken leben schon 3 Stunden weiter im Theater und Tanzsaal, auf der 300 km entfernte Arbeit. Alles was mich bei meiner Abreise umgibt verschwimmt, wird nebensächlich. Ich nehme meine Umwelt nicht mehr wahr. Seit 6 Jahren fahre ich für zwei Tage die Woche zur Arbeit. Seit 6 Jahren hetzte ich jeden Donnerstag morgen zum Bahnhof auf Gleis 12, seit 6 Jahren verbinde ich mit diesem Gleis das Ge-fühl der Eile, des Zuspätkommens, des Zeitdrucks, der unvermeidbaren Beschleunigung. Dieses Gleis 12 des Hauptbahnhofs Leipzig steht sinn-bildlich für ein Tempodrom in meiner derzeitigen Lebenssituation. Es gehört zu den Standards der kritischen Selbstbeobachtung der Moder-ne, ihre Rastlosigkeit und Schnelllebigkeit zu beklagen. Solche Zeitkritik gehört zum zeitgenössischen Weltbild und kommt uns geschwind über die Lippen. Es ist unumstritten, dass unsere moderne Gesellschaft durch ein subjektive Beschleunigungsempfinden gekennzeichnet ist. Was ist die Basis, die hinter diesem Empfinden, diesem Klagen, dass alles immer schneller und unfassbarer wird? Der Soziologe Hartmut Rosa, versucht in seiner grundlegenden wissenschaftlichen Untersuchung (2006), die Zeitstrukturen der modernen Gesellschaft zu analysieren. Drei Beschleu-nigungsbereiche identifiziert Rosa in seiner Studie:

- die technische Entwicklung,- die Erhöhung des Lebenstempos und- die Beschleunigung der sozialen und kulturellen Veränderungsraten.

Die Balance zwischen Stillstand und Beschleunigung ersetzt das Gefühl, die eigene Identität in einer gerichteten Zeit stabilisieren zu können. Für Hartmut Rosa heißt das, dass diese drei Beschleunigungsbereiche unse-re Handlungsziele während des Vollzugs der Handlung (also in der Zeit selbst) bestimmen. Zeitstabile Werte scheinen somit in dieser kritischen Theorie Rosas der Gegenwart verloren gegangen zu sein. Diese Zeitsta-bilen Werte geben uns aber eine Richtung vor, umgehen den kräfteauf-bringenden Balanceakt von Stillstand und Beschleunigung . Sie stabili-sieren unsere Identität und scheinen eine „Entschleunigungsinsel“ in der Tempomoderne zu sein.

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Am Gleis 12 Nora Swonke

Ausgangspunkt. Es ist Donnerstag, 5:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Schnell ziehe ich die frischen Sachen an, die ich mir schon am Vortag bereit ge-legt habe. Noch fix ein Glas Tee und dann geht es Richtung Leipziger Hauptbahnhof. Noch das Frühstück kauend stürze ich die Treppe hinun-ter, um noch rechtzeitig die Straßenbahnlinie 1 zu erwischen. Nur nicht zu spät kommen, sonst fährt der Zug ohne dich. Ich eile: körperlich, ge-danklich, emotional. Meine Gedanken leben schon 3 Stunden weiter im Theater und Tanzsaal, auf der 300 km entfernte Arbeit. Alles was mich bei meiner Abreise umgibt verschwimmt, wird nebensächlich. Ich nehme meine Umwelt nicht mehr wahr. Seit 6 Jahren fahre ich für zwei Tage die Woche zur Arbeit. Seit 6 Jahren hetzte ich jeden Donnerstag morgen zum Bahnhof auf Gleis 12, seit 6 Jahren verbinde ich mit diesem Gleis das Ge-fühl der Eile, des Zuspätkommens, des Zeitdrucks, der unvermeidbaren Beschleunigung. Dieses Gleis 12 des Hauptbahnhofs Leipzig steht sinn-bildlich für ein Tempodrom in meiner derzeitigen Lebenssituation. Es gehört zu den Standards der kritischen Selbstbeobachtung der Moder-ne, ihre Rastlosigkeit und Schnelllebigkeit zu beklagen. Solche Zeitkritik gehört zum zeitgenössischen Weltbild und kommt uns geschwind über die Lippen. Es ist unumstritten, dass unsere moderne Gesellschaft durch ein subjektive Beschleunigungsempfinden gekennzeichnet ist. Was ist die Basis, die hinter diesem Empfinden, diesem Klagen, dass alles immer schneller und unfassbarer wird? Der Soziologe Hartmut Rosa, versucht in seiner grundlegenden wissenschaftlichen Untersuchung (2006), die Zeitstrukturen der modernen Gesellschaft zu analysieren. Drei Beschleu-nigungsbereiche identifiziert Rosa in seiner Studie:

- die technische Entwicklung,- die Erhöhung des Lebenstempos und- die Beschleunigung der sozialen und kulturellen Veränderungsraten.

Die Balance zwischen Stillstand und Beschleunigung ersetzt das Gefühl, die eigene Identität in einer gerichteten Zeit stabilisieren zu können. Für Hartmut Rosa heißt das, dass diese drei Beschleunigungsbereiche unse-re Handlungsziele während des Vollzugs der Handlung (also in der Zeit selbst) bestimmen. Zeitstabile Werte scheinen somit in dieser kritischen Theorie Rosas der Gegenwart verloren gegangen zu sein. Diese Zeitsta-bilen Werte geben uns aber eine Richtung vor, umgehen den kräfteauf-bringenden Balanceakt von Stillstand und Beschleunigung . Sie stabili-sieren unsere Identität und scheinen eine „Entschleunigungsinsel“ in der Tempomoderne zu sein.

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Zwischenräume Cornelia Tonn

Die Fotoreihe „Zwischenräume“ befasst sich mit dem Phänomen des opti-schen Stillstands, wofür das Motiv der Hochspannungsleitungen gewählt wurde. Hochspannungsleitungen lassen bei ihrem reinenAnblick den Betrachter in einem Schwebezustand zwischen der Un-endlichkeit von Geschwindigkeit und Stillstand. Doch diese rasante Ge-schwindigkeit bleibt in den isolierten Stromkabeln geschütztverborgen und die gerichtete Bewegung der Ladungskörper ist lediglich als ein physikalische Konstante in unserem Bewusstsein.

Es gibt bereits etliche Fotografen, die das Motiv der Hochspannungsmas-ten bzw. leitungen zum Thema einer Fotoreihe machten. Jedoch möchte sich diese Fotoreihe von der üblichen Hochspannungsleitungsromantik distanzieren und dieses Motiv unter anderen Gesichtspunkten betrachten. Ziel ist es dem optischen Stillstand dieser Ansammlung an Hochspan-nungsleitungen noch tiefer auf den Grund zu gehen. Sie in einer Fotoreihe aufzuschlüsseln, hin zu einer Ansammlung von Linien und grafischen Ele-menten. Zunächst wurden auf fotografischen Streifzügen eine Sammlung an Dias von Straßenbahnoberleitungen der Stadt Leipzig angelegt. Die-ses Motiv ist ohne räumlichen Kontext als eine Art grafische Zeichnung festgehalten.

Dies setzte ganz bestimmte Lichtverhältnisse voraus. Bevorzugt wurden Tage, an denen der Himmel völlig bedeckt war, um zu starkes Gegenlicht zu vermeiden und die Farbkontraste auf Hell-dunkel-Kontraste durch ei-nen einheitlichen Grauton des Himmels zu reduzieren. Diese Dias wur-den daraufhin digitalisiert, konvertiert sowie z. T. Mehrfach überlagert. So treten die Stromleitungen stark reduziert als grafische Elemente einer schwarzen Fläche gegenüber. Diese Fotografien erinnern von ihrer Äs-thetik an Fotogramme, die die Leitungen nicht mehr als schwarze Kabel abbilden sondern sie als weiße Linien aus einer schwarzen Fläche her-vortreten lassen und den Eindruck einer Lichterscheinung wecken. Licht ist für uns die gängigste Symbolik von Strom bzw. Elektrizität.

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Zwischenräume Cornelia Tonn

Die Fotoreihe „Zwischenräume“ befasst sich mit dem Phänomen des opti-schen Stillstands, wofür das Motiv der Hochspannungsleitungen gewählt wurde. Hochspannungsleitungen lassen bei ihrem reinenAnblick den Betrachter in einem Schwebezustand zwischen der Un-endlichkeit von Geschwindigkeit und Stillstand. Doch diese rasante Ge-schwindigkeit bleibt in den isolierten Stromkabeln geschütztverborgen und die gerichtete Bewegung der Ladungskörper ist lediglich als ein physikalische Konstante in unserem Bewusstsein.

Es gibt bereits etliche Fotografen, die das Motiv der Hochspannungsmas-ten bzw. leitungen zum Thema einer Fotoreihe machten. Jedoch möchte sich diese Fotoreihe von der üblichen Hochspannungsleitungsromantik distanzieren und dieses Motiv unter anderen Gesichtspunkten betrachten. Ziel ist es dem optischen Stillstand dieser Ansammlung an Hochspan-nungsleitungen noch tiefer auf den Grund zu gehen. Sie in einer Fotoreihe aufzuschlüsseln, hin zu einer Ansammlung von Linien und grafischen Ele-menten. Zunächst wurden auf fotografischen Streifzügen eine Sammlung an Dias von Straßenbahnoberleitungen der Stadt Leipzig angelegt. Die-ses Motiv ist ohne räumlichen Kontext als eine Art grafische Zeichnung festgehalten.

Dies setzte ganz bestimmte Lichtverhältnisse voraus. Bevorzugt wurden Tage, an denen der Himmel völlig bedeckt war, um zu starkes Gegenlicht zu vermeiden und die Farbkontraste auf Hell-dunkel-Kontraste durch ei-nen einheitlichen Grauton des Himmels zu reduzieren. Diese Dias wur-den daraufhin digitalisiert, konvertiert sowie z. T. Mehrfach überlagert. So treten die Stromleitungen stark reduziert als grafische Elemente einer schwarzen Fläche gegenüber. Diese Fotografien erinnern von ihrer Äs-thetik an Fotogramme, die die Leitungen nicht mehr als schwarze Kabel abbilden sondern sie als weiße Linien aus einer schwarzen Fläche her-vortreten lassen und den Eindruck einer Lichterscheinung wecken. Licht ist für uns die gängigste Symbolik von Strom bzw. Elektrizität.

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LARP Tabea Kießling

Die Arbeiten thematisieren den Grenzbereich zwischen urbaner Realität auf der einen und fantastischen Traumwelten auf der anderen Seite. An-stoß für die Fotoreihe ist die Auseinandersetzung mit dem Fantasy Gen-re, welchem unter anderen auch das „Live Action Role Playing“ (LARP) zugeordnet wird. Im Zentrum der Arbeit steht dabei die Frage, in wie weit der Ausstieg aus der alltäglichen Realität etwa als Flucht oder gar als Möglichkeit der Regeneration gesehen werden kann. Der Träumende ist manchmal Suchender, verweilt in sich gekehrt oder verliert sich am Ende in den Gespinsten seiner fiktiven Welt.

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LARP Tabea Kießling

Die Arbeiten thematisieren den Grenzbereich zwischen urbaner Realität auf der einen und fantastischen Traumwelten auf der anderen Seite. An-stoß für die Fotoreihe ist die Auseinandersetzung mit dem Fantasy Gen-re, welchem unter anderen auch das „Live Action Role Playing“ (LARP) zugeordnet wird. Im Zentrum der Arbeit steht dabei die Frage, in wie weit der Ausstieg aus der alltäglichen Realität etwa als Flucht oder gar als Möglichkeit der Regeneration gesehen werden kann. Der Träumende ist manchmal Suchender, verweilt in sich gekehrt oder verliert sich am Ende in den Gespinsten seiner fiktiven Welt.

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Stadtleben Franziska Lange

Das Leipziger Stadtzentrum ist für mich ein täglich zu durchquerender Ort um hauptsächlich zu meinen Arbeitsplätzen zu gelangen. Sogleich ist er sozialer Treffpunkt, gibt Anlass zum kulturellen Austausch und Konsum. Dies wird in erster Linie durch gezielt geplante Ladenplatzierung, Farb- und Werbestrategien begünstigt. Zudem ermöglicht ein großes, vielfälti-ges Angebot das Flüchten in eine leichte Welt der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten um persönliche Bedürfnisse mit immateriellen und materi-ellen Gütern zu befriedigen. Um einen derartigen Wettbewerbsmarkt auf-zuzeigen, wählte ich für meine Fotografien die wichtigsten Einkaufsmeilen Leipzigs. Dazu zählt die mittelalterliche, später via imperii genannte Nord-Süd-Fernstraße. Zum Einen bestehend aus der Petersstraße, welche stündlich von 7850 Menschenbesucht wird und zum anderen der 233 m langen Hainstraße. Des Wei-teren suchte ich mir die durch den Universitätsbau neu gestaltete Ge-schäftsstraße: die Grimmaische Straße als eine der wichtigsten Fußgän-gerverbindung zwischen Augustusplatz, dem zentralen Umsteigeplatz für Busse und Straßenbahnen, mit dem Marktplatz und Leipzigs Alten Rat-haus. Inmitten dieser Orte hetzen, flanieren oder fahren verschiedenste Menschen hindurch. bzw. ziehen an meinem jeweiligen Standort vorbei.Aus meiner Sicht verschwimmen sie in einer grauen, anonymen, sich überlagernden Masse. Doch genau diese Masse hältdas Stadtzentrum bzw. den Konsummarkt am Leben.

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Stadtleben Franziska Lange

Das Leipziger Stadtzentrum ist für mich ein täglich zu durchquerender Ort um hauptsächlich zu meinen Arbeitsplätzen zu gelangen. Sogleich ist er sozialer Treffpunkt, gibt Anlass zum kulturellen Austausch und Konsum. Dies wird in erster Linie durch gezielt geplante Ladenplatzierung, Farb- und Werbestrategien begünstigt. Zudem ermöglicht ein großes, vielfälti-ges Angebot das Flüchten in eine leichte Welt der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten um persönliche Bedürfnisse mit immateriellen und materi-ellen Gütern zu befriedigen. Um einen derartigen Wettbewerbsmarkt auf-zuzeigen, wählte ich für meine Fotografien die wichtigsten Einkaufsmeilen Leipzigs. Dazu zählt die mittelalterliche, später via imperii genannte Nord-Süd-Fernstraße. Zum Einen bestehend aus der Petersstraße, welche stündlich von 7850 Menschenbesucht wird und zum anderen der 233 m langen Hainstraße. Des Wei-teren suchte ich mir die durch den Universitätsbau neu gestaltete Ge-schäftsstraße: die Grimmaische Straße als eine der wichtigsten Fußgän-gerverbindung zwischen Augustusplatz, dem zentralen Umsteigeplatz für Busse und Straßenbahnen, mit dem Marktplatz und Leipzigs Alten Rat-haus. Inmitten dieser Orte hetzen, flanieren oder fahren verschiedenste Menschen hindurch. bzw. ziehen an meinem jeweiligen Standort vorbei.Aus meiner Sicht verschwimmen sie in einer grauen, anonymen, sich überlagernden Masse. Doch genau diese Masse hältdas Stadtzentrum bzw. den Konsummarkt am Leben.

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o.T. Claudia Bernig

Ich werde Fotografien von Landschaften präsentieren, die ich während meiner zahlreichen Bahnfahrten aufgenommen habe.Außerhalb des Zugfensters rauscht die Landschaft vorbei und ist kaum wahrnehmbar. Sie ist wie ein Traum, an den man sich nicht mehr so ge-nau erinnert. Mit den Fotografien, die meiner konzeptionellen Arbeit als dokumentarisches Zeugnis dienen, mache ich deutlich, dass innerhalb Deutschlands, egal ob man sich im Norden, Osten, Westen oder Süden befindet, Landschaftsbilder erscheinen, die sich gleichen. Etwas Bekann-tes wird in der Fremde erkannt, wodurch ein Heimatgefühl oder Wohlbe-finden aufkommen kann. Die Fotografien sind wie ein Déjà-vu Erlebnis. Orte, an denen ich scheinbar schon einmal war. Orte, an denen der Be-trachtende scheinbar schon einmal war. Erinnerungen und Emotionen werden bei den Betrachtenden wachgerufen, so dass die Reise miterlebt und die Position der Fotografierenden eingenommen werden kann.Innerhalb von Sekunden ändert sich das Landschaftsbild und wird doch durch die Fotografien eingefangen. Geschwindigkeiten manifestieren sich somit in dem Bewusstsein der schauenden und zugleich fotografierenden Person, die immer wieder einem wechselnden Landschaftsbild ausgesetzt wird. Die Spannung liegt hierbei in dem Gegensatz von Beschleunigung und Stillstand. Beinah regungslos im Zug sitzend, ist der Stillstand inner-halb der Beschleunigung greifbar und spürbar und ist in den Fotografien durch eine oftmals verschwommene Landschaft nachzuvollziehen. Die beiden Gegensätze werden in ein und demselben Moment vereint und führen so zu einem spannungsreichen Verhältnis zwischen Vergangen-heit, Gegenwart und Zukunft.Das Sprichwort „Der Weg ist das Ziel“ gibt in diesem Kontext einmal mehr seinen Wahrheitsgehalt wider und verdeutlicht die Wichtigkeit von Erfah-rungen, die während eines Plans oder auf dem Weg zu einem Ziel entste-hen und durchlebt werden. Es geht nicht um ein einzelnes Bild, sondern um die Gesamtheit der Einzelbilder, die sich erst in einem großen Ganzen erschließen.

Die Wahrnehmung der Betrachtenden wird zusätzlich durch Details in der Fotografie geschärft, da solche Feinheiten (z.B. schmutzige Fenster, Regentropfen an der Fensterscheibe) erst durch das Foto erkennbar und einprägsam werden. Deshalb sind es keine perfekten Landschaftsaufnah-men, sondern Bilder, die eine Störung enthalten und die Wirkung an eine Zugfahrt erkennen lassen.

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o.T. Claudia Bernig

Ich werde Fotografien von Landschaften präsentieren, die ich während meiner zahlreichen Bahnfahrten aufgenommen habe.Außerhalb des Zugfensters rauscht die Landschaft vorbei und ist kaum wahrnehmbar. Sie ist wie ein Traum, an den man sich nicht mehr so ge-nau erinnert. Mit den Fotografien, die meiner konzeptionellen Arbeit als dokumentarisches Zeugnis dienen, mache ich deutlich, dass innerhalb Deutschlands, egal ob man sich im Norden, Osten, Westen oder Süden befindet, Landschaftsbilder erscheinen, die sich gleichen. Etwas Bekann-tes wird in der Fremde erkannt, wodurch ein Heimatgefühl oder Wohlbe-finden aufkommen kann. Die Fotografien sind wie ein Déjà-vu Erlebnis. Orte, an denen ich scheinbar schon einmal war. Orte, an denen der Be-trachtende scheinbar schon einmal war. Erinnerungen und Emotionen werden bei den Betrachtenden wachgerufen, so dass die Reise miterlebt und die Position der Fotografierenden eingenommen werden kann.Innerhalb von Sekunden ändert sich das Landschaftsbild und wird doch durch die Fotografien eingefangen. Geschwindigkeiten manifestieren sich somit in dem Bewusstsein der schauenden und zugleich fotografierenden Person, die immer wieder einem wechselnden Landschaftsbild ausgesetzt wird. Die Spannung liegt hierbei in dem Gegensatz von Beschleunigung und Stillstand. Beinah regungslos im Zug sitzend, ist der Stillstand inner-halb der Beschleunigung greifbar und spürbar und ist in den Fotografien durch eine oftmals verschwommene Landschaft nachzuvollziehen. Die beiden Gegensätze werden in ein und demselben Moment vereint und führen so zu einem spannungsreichen Verhältnis zwischen Vergangen-heit, Gegenwart und Zukunft.Das Sprichwort „Der Weg ist das Ziel“ gibt in diesem Kontext einmal mehr seinen Wahrheitsgehalt wider und verdeutlicht die Wichtigkeit von Erfah-rungen, die während eines Plans oder auf dem Weg zu einem Ziel entste-hen und durchlebt werden. Es geht nicht um ein einzelnes Bild, sondern um die Gesamtheit der Einzelbilder, die sich erst in einem großen Ganzen erschließen.

Die Wahrnehmung der Betrachtenden wird zusätzlich durch Details in der Fotografie geschärft, da solche Feinheiten (z.B. schmutzige Fenster, Regentropfen an der Fensterscheibe) erst durch das Foto erkennbar und einprägsam werden. Deshalb sind es keine perfekten Landschaftsaufnah-men, sondern Bilder, die eine Störung enthalten und die Wirkung an eine Zugfahrt erkennen lassen.

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Zingst Claudia Bernig

Holz wird durch Feuer zerstört. Die Veränderung meines Objektes stellt die auf der Halbinsel Zingst existierenden Veränderungen (soziale, ökono-mische etc.) dar.Zurück bleibt Asche, die symbolisch auch für einen Neubeginn steht. Prä-sentiert wird diese Modifikation als Video.

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Zingst Claudia Bernig

Holz wird durch Feuer zerstört. Die Veränderung meines Objektes stellt die auf der Halbinsel Zingst existierenden Veränderungen (soziale, ökono-mische etc.) dar.Zurück bleibt Asche, die symbolisch auch für einen Neubeginn steht. Prä-sentiert wird diese Modifikation als Video.

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Alltäglich Franziska Lange

Es ist 10 Minuten vor um. Was mache ich um pünktlich zum Termin zu kommen? Laufen, Fahrrad oder Bahn? Ich sprinte die Treppen des 4-stö-ckigen Hauses hinunter. Wäre jetzt doch der Fahrstuhl schneller gewe-sen? 8 Minuten. Warum muss mein Fahrrad immer zugestellt sein wenn ich los muss? Apropos, wo muss ich denn eigentlich hin? Die Internetver-bindung meines iPhones war auch schon schneller. Schon 6 vor um, ich trete in die Pedalen.Rot. Dauert die Phase sonst auch so lang? Warum sind denn heute so viele Menschen unterwegs? Ach es ist ja Markt. Wieso darf ich hier mit dem Fahrrad nicht durch? Was machen die denn alle mittags hier und wa-rum laufen die so langsam? Die müssen Zeit haben. „ Nein danke, ich bin schon Mitglied.“ Brauche diesen Flyer jetzt nun wirklich nicht.Wo ist jetzt noch mal die 10? Mensch pass doch, auf wo du hinläufst! Punkt um. Puh! Gerade noch so geschafft.In der Art verlaufen meine alltäglichen Wege. Versunken in meiner Bilder- und Gedankenwelt laufe oder fahre ich durch die Innenstadt – ohne mir dessen richtig bewusst zu sein. Das Ziel schnell einen bestimmten Stand-ort zu erreichen und viele weitere alltäglich zu bewältigende Fragen steu-ern das Bewusstsein so sehr, dass die gewohnten Wege zunehmend zueiner Aneinanderreihung von Bildern werden. Und sie ziehen an mir vor-bei, wie Städte auf der Autobahn.Dieses Gefühl des Gehetztseins möchte ich durch meine alltäglichen Routen in diesem Kurzfilm darstellen.

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Alltäglich Franziska Lange

Es ist 10 Minuten vor um. Was mache ich um pünktlich zum Termin zu kommen? Laufen, Fahrrad oder Bahn? Ich sprinte die Treppen des 4-stö-ckigen Hauses hinunter. Wäre jetzt doch der Fahrstuhl schneller gewe-sen? 8 Minuten. Warum muss mein Fahrrad immer zugestellt sein wenn ich los muss? Apropos, wo muss ich denn eigentlich hin? Die Internetver-bindung meines iPhones war auch schon schneller. Schon 6 vor um, ich trete in die Pedalen.Rot. Dauert die Phase sonst auch so lang? Warum sind denn heute so viele Menschen unterwegs? Ach es ist ja Markt. Wieso darf ich hier mit dem Fahrrad nicht durch? Was machen die denn alle mittags hier und wa-rum laufen die so langsam? Die müssen Zeit haben. „ Nein danke, ich bin schon Mitglied.“ Brauche diesen Flyer jetzt nun wirklich nicht.Wo ist jetzt noch mal die 10? Mensch pass doch, auf wo du hinläufst! Punkt um. Puh! Gerade noch so geschafft.In der Art verlaufen meine alltäglichen Wege. Versunken in meiner Bilder- und Gedankenwelt laufe oder fahre ich durch die Innenstadt – ohne mir dessen richtig bewusst zu sein. Das Ziel schnell einen bestimmten Stand-ort zu erreichen und viele weitere alltäglich zu bewältigende Fragen steu-ern das Bewusstsein so sehr, dass die gewohnten Wege zunehmend zueiner Aneinanderreihung von Bildern werden. Und sie ziehen an mir vor-bei, wie Städte auf der Autobahn.Dieses Gefühl des Gehetztseins möchte ich durch meine alltäglichen Routen in diesem Kurzfilm darstellen.

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Im Suchlauf Sascha Dilly

„Im Suchlauf“ ist eine fotografische Auseinandersetzung mit vergehender Zeit. Während der Suche nach Momenten des Stillstands im Leben ist im digitalen Collageprinzip eine fotografische Reihe bestehend aus zehn Einzelbildern entstanden, die geprägt ist durch Schlichtheit und Redukti-on auf den Darsteller. Er ist zugleich der Autor der Reihe und nimmt jede denkbare personelle Besetzung ein. Im Lauf der Zeit verschwimmen im Gedächtnis die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit und die Akteu-re bestimmter Situationen verlieren ihre Einzigartigkeit und werden in der Rückschau austauschbar. Es wird immer unklarer wer was getan, gesagt oder gedacht hat. In meiner Geschichte werde ich zu allen Anderen, alle Anderen werden zu mir. Ich bin das Kind, das still in der Ecke steht und bin zugleich das Kinder, das zur gleichen Zeit mit den anderen herumtollt. Ich bin der, der im Getummel etwas sucht und auch der, der an mir vorü-bergeht. Ich bin der, der verlassen wird und gleichzeitig der, der mich verlässt.Ich bin der, der am Ende gehen wird und auch derjenige, der mich betrau-ern wird.Ich bin...

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Im Suchlauf Sascha Dilly

„Im Suchlauf“ ist eine fotografische Auseinandersetzung mit vergehender Zeit. Während der Suche nach Momenten des Stillstands im Leben ist im digitalen Collageprinzip eine fotografische Reihe bestehend aus zehn Einzelbildern entstanden, die geprägt ist durch Schlichtheit und Redukti-on auf den Darsteller. Er ist zugleich der Autor der Reihe und nimmt jede denkbare personelle Besetzung ein. Im Lauf der Zeit verschwimmen im Gedächtnis die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit und die Akteu-re bestimmter Situationen verlieren ihre Einzigartigkeit und werden in der Rückschau austauschbar. Es wird immer unklarer wer was getan, gesagt oder gedacht hat. In meiner Geschichte werde ich zu allen Anderen, alle Anderen werden zu mir. Ich bin das Kind, das still in der Ecke steht und bin zugleich das Kinder, das zur gleichen Zeit mit den anderen herumtollt. Ich bin der, der im Getummel etwas sucht und auch der, der an mir vorü-bergeht. Ich bin der, der verlassen wird und gleichzeitig der, der mich verlässt.Ich bin der, der am Ende gehen wird und auch derjenige, der mich betrau-ern wird.Ich bin...

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Die andere Seite Yves Schöbe

Die Videoarbeit stellt mittels geteilter Bildschirme zwei Seiten, bzw. zwei Sichtweisen, einer Szenerie dar. Es soll zum Einen visuell auf unterschiedliche Wahrnehmungsebenen eingegangen werden und somit dem Rezipienten das Gefühl vermitteln in mehreren Rollen zu stecken. Die laufende Figur wird ihr Ziel, die bettlägri-ge Person, nicht erreichen. Dahinter verbirgt sich der Lauf des Lebens.

Zwei Personen sind eng miteinander verbunden. Was passiert, wenn das Leben einer dieser Personen stillzustehen droht bzw. endet. Eine Person bleibt zurück, bewegt sich weiter, verarbeitet und kommt doch immer wie-der an, am Ende des Anderen.

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Die andere Seite Yves Schöbe

Die Videoarbeit stellt mittels geteilter Bildschirme zwei Seiten, bzw. zwei Sichtweisen, einer Szenerie dar. Es soll zum Einen visuell auf unterschiedliche Wahrnehmungsebenen eingegangen werden und somit dem Rezipienten das Gefühl vermitteln in mehreren Rollen zu stecken. Die laufende Figur wird ihr Ziel, die bettlägri-ge Person, nicht erreichen. Dahinter verbirgt sich der Lauf des Lebens.

Zwei Personen sind eng miteinander verbunden. Was passiert, wenn das Leben einer dieser Personen stillzustehen droht bzw. endet. Eine Person bleibt zurück, bewegt sich weiter, verarbeitet und kommt doch immer wie-der an, am Ende des Anderen.

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Die andere Seite Yves Schöbe

Durch die Gegenüberstellung zweier, lokal getrennter aber dennoch emotional verbundener, Lebenswelten wird ein Zustand moderner Bezie-hungsgeflechte thematisiert. Kommunikation findet mit Hilfe des Internets auf einer Ebene statt, welche den Wandel der Zeit reflexiv betrachten lässt.

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Die andere Seite Yves Schöbe

Durch die Gegenüberstellung zweier, lokal getrennter aber dennoch emotional verbundener, Lebenswelten wird ein Zustand moderner Bezie-hungsgeflechte thematisiert. Kommunikation findet mit Hilfe des Internets auf einer Ebene statt, welche den Wandel der Zeit reflexiv betrachten lässt.

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Impressum

Layout Yves Schöbe

Alle aufgeführten Arbeiten entstanden im Rahmen des Seminars Digitale Bildwelten - Fotografie und Video und dem Seminar Werk-statt Offenes Bild des Instituts für Kunstpädagogik der Universität Leipzig.

2011