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Wolfgang Wildgen
Goethe als Wegbereiter einer Dynamischen Morphologie in Natur
und Sprache
Wenn ich Goethe als Wegbereiter einer Dynamischen
Morphologie bezeichne, dann aus zwei Gründen:
Erstens hat er mit seiner Typenlehre und mit seiner
Suche nach idealen Urformen das Paradigma einer
abstrakten Formenlehre geschaffen, die über die
empirischen Klassifikationen zeitgenössischer Biologen
hinaus tendierte; zweitens hat er unter dem Einfluss von
Plato und Leibniz nach einfachen, letztgültigen
dynamischen Prinzipien gesucht, aus denen sich Sein
und Werden der Welt erklären lassen. Seine
ganzheitlich-dynamische Theorie wirkt auf dem
Hintergrund moderner Theorien der Entstehung von
Leben und der Evolution komplexer Wesen sehr aktuell, obwohl letztlich eine direkte
Beeinflussung nicht anzunehmen ist. Goethe ist somit eher in dem Sinne Wegbereiter, als er
eine Problem-Sicht verfolgt hat, die sich heute wieder als fruchtbar erweist.
Goethes Ideen zur Sprachmorphologie, die zwar in seinem Werk nur einen geringen Platz
einnehmen, erhalten ihr Gewicht eben durch die Symbiose von Sprachkunst und Wissenschaft
in der Person Goethes. Sie werfen ein helles Licht auf Grundfragen der Sprachwissenschaft
Auszug mit Korrekturen und Ergänzungen aus: Wildgen, Wolfgang, 1983. Goethe als Wegbereiter einer Dynamischen Morphologie (unter besonderer Berücksichtigung der Sprachform). Vortrag gehalten bei der Tagung: Goethes Beitrag zur Naturwissenschaft heute, Bayreuth, in: Jahresbericht des Präsidenten 1982, Universität Bayreuth: 235-277. Erneut abgedruckt in: L.A.U.T. Preprint, Reihe A, Papier Nr. 125, Trier, 1984.
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und deren Stellung zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften.
1 GOETHES KONZEPTION EINER ,,MORPHOLOGIE ÜBERHAUPT“
Gottfried Herder (1744-1803), dessen wissenschaftlich philosophischer Geist Goethe in seiner
Straßburger Zeit tief beeindruckt hat, schrieb 1770
seine berühmte Preisschrift ,,Über den Ursprung der
Sprache“. Goethe konnte deren Entstehung persönlich
im Gespräch mit Herder mitverfolgen. Er war zu dieser
Zeit allerdings noch dabei, seine dichterische Kraft zu
entwickeln. Aus der Bewegung der Sturm- und
Drangperiode heraus war ihm Unmittelbarkeit,
Gefühlsechtheit wichtiger als philosophische
Abstraktion. Dennoch ist Herders Grundthese, die
Kontinuität vom Anorganischen zum Organischen,
vom Tier zum Menschen und die Zielgerichtetheit der
Entwicklung, die im menschlichen Geist (in der Sprache und besonders in der Poesie) gipfelt,
eine Grundlage für Goethes dichterisches und naturwissenschaftliches Schaffen geworden.
Interessanterweise ist es aber gerade die Differenz zu Herder, Goethes Vorliebe für das Sinn-
liche, Anschauliche, Unmittelbare und seine Abneigung gegen das Abstrakt-Allgemeine,
welche seine besondere Verbindung von Dichtung und Naturwissenschaft prägen. Dabei mag
seine zeichnerische Begabung eine vermittelnde Rolle gespielt haben.
Die Spannung zwischen Goethes Wunsch nach Unmittelbarkeit und dem Wunsch nach
globalem Verstehen ließ die spezifisch Goethesche Morphologie entstehen, die er selbst an
die Spitze einer aufsteigenden Liste von Wissenschaften stellt, die da sind:
Naturgeschichte: Organische Naturen, Habitus, GestaltNaturlehre: Materielle Naturen, Kräfte, OrtsverhältnisseAnatomie: Organische Natur, innere und äußere Teile, ohne das lebendige
GanzeChemie: Teile eines organischen Körpers, Stoff hervorbringend, Stoff
zusammengesetztZoonomie: Das Ganze insofern es lebt und wirkt, physische KraftPhysiologie: Das Ganze sofern es lebt und wirkt, geistige KraftMorphologie: Gestalt in ihren Teilen und in ihrem Ganzen, Übereinstim-
mungen, AbweichungenMorphologie überhaupt: Betrachtung des organischen Ganzen durch Vergegenwärtigung
aller dieser Rücksichten und Verknüpfung derselben durch die
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Kraft des Geistes.(Goethe, Johann Wolfgang v., Werke, Hamburger Ausgabe, Bd. 13, 122 f; aus: Nacharbeiten und Sammlungen [1820])
Die ,,Morphologie überhaupt“ fasst alle Wirkungskräfte zusammen und stellt damit die
höchste und umfassendste Naturwissenschaft im Sinne Goethes dar (vgl. auch Meyer-Abich,
1949: 76 f.).
Diese hierarchische Anordnung der naturwissenschaftlichen Disziplinen macht deutlich, dass
die Morphologie mehr ist als die Klassifikation gesammelter Formen oder Gestalten. Sie ist
eine zwar konkrete, aber die Gesamtheit der Differenzen und Übereinstimmungen sowie den
anatomischen Aufbau und physiologischen Zusammenhang der Teile berücksichtigende
Wissenschaft. Die ,,Morphologie überhaupt“ soll diese konkreten Teilbehandlungen zu einer
universalen Darstellung der Natur durch die ,,Kraft des Geistes“ vereinen.
Die zentralen Begriffe in Goethes Morphologie der klassischen Zeit (etwa 1775-1805) sind
der Typus und die Urbilder (Urpflanze, Urtier, Urkörper). Einerseits wird der Typus und die
Existenz von Urbildern methodisch als tertium comparationis der vergleichenden Forschung
gefordert (so in: Bildung und Umbildung organischer Naturen, ibidem 21), andererseits
erhalten diese Begriffe eine platonische Realität, sie sind Baupläne, Prinzipien, nach denen
die Natur die Vielfalt der Formen kraft der ihr eigenen Freiheit schafft. Diese platonische
Tendenz verstärkt sich in der Spätphase Goethes, in der er beeinflusst von Leibniz nach
abstrakteren Prinzipien sucht. Dadurch werden die Urformen oder Archetypen nicht mehr in
der Weise ,,sichtbar“ wie es Goethe bei seiner Suche nach der Urpflanze noch vorschwebte.
Entgegen der Unmittelbarkeitsforderung des jungen Goethe entsteht jetzt doch eine
abstraktere Vorstellung des Typus als Organisationsprinzip einer großen Vielfalt von Formen.
Komplementär zum Typus konzipiert Goethe die Metamorphose, welche den Typus
verändert, ihn an die Umwelt anpasst. Auf diese Weise entstehen die Arten.
Eine mittlere Abstraktionsebene nehmen geometrische Formen der Dynamik ein. So spricht
Goethe in dem Aufsatz: Spiraltendenz der Vegetation von: ,,Allgemeine Spiraltendenz der
Vegetation, wodurch in Verbindung mit dem vertikalen Streben Bau und Bildung der
Pflanzen nach dem Gesetze der Metamorphose vollbracht wird“. (Goethe, 1955: 131)
Diese geometrisch-dynamischen Formen werden durch die allgemeinen Prinzipien: Polarität
und Steigerung ergänzt.
Goethe vollzieht dabei in seinem Lebenswerk einen Teil des Wissenschaftszyklus vom
Empirischen zum Ideellen, den er anlässlich seiner Beschreibung der Geschichte der
Farbenlehre aufgedeckt hatte. In dieser sehr abstrakt verbalen Endform der Morphologie ist
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Goethe der damaligen Philosophie von Schelling (1775-1854) und Hegel (1770-1831) näher
als den sich in der ersten Hälfte de 19. Jahrhunderts rasant entwickelnden
Naturwissenschaften.
2 VERFALL UND NEUENTSTEHUNG DER DYNAMISCHEN MOR-PHOLOGIE
Die Morphologie, wie sie Goethe programmatisch skizziert hat, wurde mitgetragen durch die
naturphilosophischen Ansätze von Schelling (vgl. ,,Schellings erster Entwurf eines Systems
der Naturphilosophie“ von 1799) und durch die parallelen Arbeiten Okens (vgl. dessen Lehr-
buch der Naturphilosophie, 1809-1811). Goethe selbst sah sich außerdem in Geoffroy
St. Hilaire anerkannt und nahm gegen Ende seines Lebens Stellung zum Akademiestreit
zwischen Geoffroy St. Hilaire und Cuvier (vgl. Goethes ausführliche Kommentierung
der ,,Principes de philosophie zoologique“ (Hamburger Ausgabe, Bd. 13, 219-250).
St. Hilaires Grundgedanke ist nach Goethe: ,,die Organisation der Tiere sei einem
allgemeinen, nur hier und da modifizierten Plan, woher die Unterscheidung derselben
abzuleiten sei, unterworfen.“ (Goethe, W. von, Hamburger Ausgabe Bd. 13, 225)
Diese Kontroverse war für Goethe deshalb so bedeutsam, weil hier ein international
anerkannter Naturforscher seine Arbeit explizit gewürdigt hatte. Dessen Gegner Cuvier
freilich sah in der Arbeit der Deutschen (neben Goethe werden genannt: Kielmeyer, Meckel,
Oken, Spix, Tiedemann, Bojanus, Carus) den Versuch, eine längst widerlegte pantheistische
Theorie zu begünstigen (ibidem, 227, 250).
Das Grunddilemma der idealistischen Morphologie, wie die spätere, an Goethe anknüpfende
morphologische Forschung genannt wurde, ist in Goethes Arbeiten schon vorgeprägt. In der
Beobachtung einzelner Phänomene verfährt diese Morphologie zwar empirisch; bei der
Festlegung allgemeiner Strukturen im Vergleich und bei der Konstruktion allgemeiner
Urformen, Typen, vermischen sich aber subjektive, häufig gar sprachliche Schemata mit der
Theorie, so dass die Typen und Urformen eher philosophisch-spekulativ als empirisch
motiviert sind. Dies wird besonders am Urblatt deutlich, das weniger eine phylogenetische
Urform als vielmehr eine Verallgemeinerung des Prototyps eines ,,Blattes“ in der deutschen
und zentraleuropäischen Weitsicht darstellt. Dies bedeutet: eine sprachliche
Verallgemeinerung in der Kultur des Biologen dient als Folie des Archetyps (vgl. dazu
Zimmermann, 1968: 50 ff.).
Es ist auf diesem Hintergrund nicht erstaunlich, dass die idealistische Morphologie etwa seit
Mitte des 19. Jahrhunderts von der Mehrzahl der Biologen abgelehnt wurde. Sie hatte
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international nur vereinzelte Fortführer (so die Archetypenlehre von Owen [1804–1892],
Aggasiz: Essay of classification, 1859, und D'Arcy Thompson, On Growth and Form, 1917).
Die Arbeit von D'Arcy Thompson, der einerseits nach Urtypen, Urplänen sucht, andererseits
dabei auf geometrische Konzepte zurückgreift, führt in direkter Linie zur topologisch-
dynamischen Archetypenlehre René Thoms (vgl. Thom 1977: 179). Dieser bezieht sich
übrigens auch auf Geoffroy St. Hilaire, wobei er annimmt, dass die heutigen Biologen eher
dazu neigen, für Cuvier Partei zu ergreifen, während er selbst St. Hilaires Wunsch nach einer
morphologischen Fundierung für wissenschaftlich legitim hält (vgl. Thom, 1975: 36 und unter
Bezugnahme auf Husserls Phänomenologie Petitot-Cocorda, 1992).
Der naturphilosophische Aspekt der Goetheschen Morphologie (besonders in älteren
Arbeiten) beeinflusste die Ganzheitsphilosophie von Driesch (1905) und auch die
Gestaltpsychologie (Anfang des 20. Jahrhunderts). Insbesondere letztere zeigt eine
Verbindung von empirischer (teilweise naturwissenschaftlicher) Strenge und großer Breite,
die bis ins Philosophische und Ästhetische reicht. Die Kontinuität, insbesondere im deutschen
Raum, soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Gewicht von Goethes morphologi-
schen Arbeiten zu seinen Lebzeiten eher mäßig war und nach seinem Tode rasch abnahm.
Die Biologie des 19. Jahrhunderts wurde wesentlich geprägt durch die Festigung der
Evolutionstheorie, die als Idee bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts (bei Lamarck und
implizit sogar bei Herder) in Arbeiten der Biologen und Naturphilosophen vorhanden war.
Erst die Verbindung von empirischer Sorgfalt und einfachem Erklärungsgefüge in den
Arbeiten von Darwin und Wallace führte 1859 (Publikationen der ,,Origin of Species“ durch
Darwin) zu einer neuen und tiefer greifenden vergleichenden Morphologie, die heute von
keinem Biologen mehr ignoriert werden kann. Aus der phylogenetischen Perspektive kann
man sich beim Vergleich der Formen von Lebewesen nicht mehr auf Analogien und abstrakte
Urformen beschränken, man muss die Geschichte der Formentstehung angeben und die Kräfte
freilegen, welche zur Erhaltung und Veränderung von Formen im konkreten evolutionären
Verlauf geführt haben. Kurz gesagt, nach Darwin ist die naive Morphologie der Goethe-Zeit
nicht mehr möglich. Dies heißt jedoch keineswegs, dass der Darwinismus die in der
Goetheschen Morphologie aufgeworfenen Fragen beantwortet hätte, im Gegenteil, er stellte
andere Fragen und auch andere Antwortschemata in den Vordergrund und hat damit das
Problemfeld systematisch vervollständigt. Gerade die schwierigen Fragen, nämlich diejenigen
nach der Kontinuität von Natur, Geist und Kunst wurden jedoch von engeren
naturgeschichtlichen Fragen verdrängt. Generell ergab sich ein neues Vorbild für die Wis-
senschaft, das auch für die Geisteswissenschaft Gültigkeit erhielt.
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Die sorgfältigen und verästelten empirischen Analysen und Ergebnisse sollten durch
möglichst einfache und generelle Gesetze erklärt werden. Von diesen Gesetzen wurde
erwartet, dass sie vom Typ quasi-physikalischer Gleichgewichtsgesetze sind, d. h. es sollten
keine höheren Pläne oder Entelechien ins Spiel kommen; aus den Wirkungen in der jeweils
einzelnen Konfiguration sollten auch allgemeine Strukturen, etwa die Entstehung von Arten,
erklärt werden. In diesem Sinne ist die Zielvorstellung der nach-darwinschen Biologie der von
Goethe diametral entgegengesetzt.
In der Physik sind zwei große Entdeckungen von fundamentaler Bedeutung für die spätere
Neuentstehung der Dynamischen Morphologie. Erstens die beiden thermodynamischen
Gesetze. Das erste wurde 1847 von Helmholtz mathematisch als Energieerhaltungsgesetz
formuliert. Es stellt den Prototyp genereller Gleichgewichtssätze dar. Das zweite
thermodynamische Gesetz, die Irreversibilität der Umwandlung von Energie in Wärme, war
zwar in der Technik bekannt, es entfaltet seine theoretische (innovative) Wirkung aber
besonders in der irreversiblen Thermodynamik Prigogines. Gerade die Irreversibilität ist aber
für die Theorie der Strukturentstehung von großer Bedeutung. Eine weitere große Innovation
waren die Feldlehre von Faraday (1791-1867) und Maxwells mathematische Formulierung
der Feldgleichungen (um 1860). Die physikalische Feldlehre hat ihrerseits die
Gestaltpsychologie Ende des 19. Jahrhunderts beeinflusst (besonders
die ,,Vektorpsychologie“ Kurt Lewins; vgl. Wildgen, 2001). Sie ermöglichte eine
dynamische, kontinuierliche Modellbildung mit Fernwirkungen und schaffte damit eine
Alternative zum Mechanismus in der Tradition von Descartes.
Die Mathematik hat sich im 19. Jahrhundert grundlegend verändert. Die Loslösung von der
Anschaulichkeit und der direkten Dienstfunktion für die Technik (die Goethe so aufbrachte)
führte in eine Grundlagenkrise, aus der eine große Fülle neuer Systeme hervorging. Es
entstanden die Logikkalküle (und die Metamathematik), die nicht-euklidischen Geometrien
und schließlich die Topologie und die Differentialtopologie sowie die Stochastik. Mit dieser
Vielfalt mathematischer Formen war ein reiches Instrumentarium für neue Morphologien
geschaffen. Die Morphologie konnte sich aus der Bevormundung durch die Sprache, die
Alltagsweltsicht befreien; zumindest teilweise, denn letztlich ist die Umgangssprache die
letzte Rückversicherung (im Sinne des späten Wittgenstein).
Dieses Problemfeld greift jedoch schon hinüber in die Sprachmorphologie, deren weitere
Entwicklung nach Humboldt wir kurz verfolgen wollen, um auf diese Weise die historische
Kluft zwischen Goethes Tod und heute zumindest notdürftig zu schließen.
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3 METAMORPHOSEN DER DYNAMISCHEN SPRACHMOR-PHOLOGIE
Wilhelm von Humboldts Sprachphilosophie stellte eine
Synthese der intensiven sprachphilosophischen
Auseinandersetzungen seit Leibniz und einen
vorläufigen Höhepunkt dar. Gleichzeitig war aber seine
Lehre der inneren und äußeren Sprachform auf einer
abstrakten Höhe angesiedelt, die von der turbulenten
nachfolgenden Entwicklung nicht nur nicht erreicht,
sondern auch sorgfältig umschifft wurde. Bopp (1791-
1867) und Jacob Grimm (1785-1863) setzten teilweise
die Tradition fort. Die neue Attraktion, die
Rekonstruktion der germanischen und indo-europäischen Ursprachen und deren Bestärkung
durch den ab Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Darwinismus führten die
Sprachwissenschaften in ganz andere Gefilde. Die stark historisierende, an Quellen
orientierte, vergleichende Sprachwissenschaft und der allgemeine Trend zu ausschließlich
mechanistischen Erklärungen ließen bald vergessen, dass die Sprache nicht eine bloße
Naturform, wie die Blüten des Botanikers oder die Arten des Biologen, ist. Man tendierte
dazu, die Sprachwissenschaft auf eine Naturwissenschaft, ja auf die Naturgeschichte zu
reduzieren (und stellte damit Goethes Hierarchie der Wissenschaften auf den Kopf). Nicht
zuletzt das von Helmholtz formulierte Energieerhaltungsgesetz und die mechanische
Gesetzlichkeit der Darwinschen Evolutionslehre führten zum Ideal eines mechanischen, von
jeder bewussten Einwirkung, jeder höheren Formung unbeeinflussten Gesetzlichkeit. Diese
Zielvorstellung einer geistlosen Wirkung ist den Idealen von Herder, Goethe und Humboldt,
insbesondere Goethes Idee der Steigerung und der Kontinuität von Natur, Geist und Kunst so
entgegengesetzt, dass das Erbe der Goethe-Zeit verloren gehen musste. Es entstand die
Konzeption einer naturwissenschaftlichen Linguistik (Schleicher, 1848) und die Idee der
Lautgesetze. Allerdings verlor sich die anfängliche Euphorie der Anhänger rein mechanischer
und deshalb ausnahmsloser Lautgesetze bald. Die Lautgesetze wurden durch das im
Wesentlichen assoziationspsychologische Analogieprinzip ergänzt oder gar zur ,,Mode“
abgewertet (s. H. Paul für die erste Tendenz, Delbrück für letztere). Wundt führte beide
zusammen und verknüpfte sie in einer psychophysischen Theorie, die mit Fechners
Psychophysik in Zusammenhang gebracht werden kann.
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Im späten 19. Jahrhundert finden verschiedene neu entstandene Disziplinen, wie die
Psychologie, die Soziologie und die Linguistik, zu einer ersten Konsolidierungsphase. Die
alten Probleme der Sprach-Morphologie sind jedoch ihrer Lösung nicht näher gekommen,
man hat lediglich Sprachbeobachtungen und Sprachvergleiche angehäuft. Die nächste und
heutige Periode brachte eine Serie von Syntheseversuchen und führte schließlich zur
Wiederaufnahme der klassischen Probleme. Dass diese Synthesephase noch andauert, hängt
mit immer neuen Anpassungen der Sprachwissenschaft an wichtige Veränderungen im
theoretischen Umfeld, hauptsächlich in der Psychologie und Soziologie, aber auch in der
Philosophie, zusammen. Die wichtigsten Wellen waren Saussures Vorlesungen zu Beginn des
20. Jahrhunderts, der Prager Funktionalismus, der Instrumentalismus und Distributionalismus
(Kontexte des Gebrauchs bestimmen die Klassifikation) bei Harris, der eingebettet in den
logischen Empirismus (Carnap, Bar Hillel) von seinem Schüler Chomsky variantenreich
fortgeführt wurde. Gleichzeitig mit Chomsky und Bar Hillel kommt eine neue Entwicklung
zum Tragen, die sich bald selbstständig entwickelte: die logisch-mathematische
Approximation natürlicher Sprachen (durch Logik-Kalküle bei Montague und Barwise durch
Computersprachen bei den technisch motivierten Theoretikern). Diese Methode besteht im
Wesentlichen in einer Übersetzung der natürlichen Sprache in eine der logisch algebraischen
Kunstsprachen. Das Herausfiltern einer Universalgrammatik zeigte am Ende aber meist mehr
die Filter als das Phänomen. Zwei Grundfragen blieben weiterhin unbeantwortet: Ist Sprache
mehr Natur oder Konvention, welches ist der Zusammenhang von Sprache – Denken bzw.
Sprache und Wirklichkeit oder Kultur?
Zwar gibt es interessante Folgearbeiten zu Humboldt, so die Arbeiten der Neo-
Humboldtianer: Weisgerber und Gipper; aber sie bleiben in dem Rahmen, den auch Humboldt
nicht sprengen konnte.1 Eine Dynamische Morphologie heute kann sich nicht mehr mit den
Erkenntnismitteln zu Zeiten Goethes und Humboldts bescheiden, sie muss die fundamentalen
Veränderungen in der wissenschaftlichen Landschaft, seit Goethes und Humboldts Tod,
akzeptieren und integrieren. Das Faszinierende dabei ist, dass eben diese neuen Ent-
wicklungen Keime nicht nur für eine Wiederaufnahme der Problematik, sondern auch
Ansätze zu deren Lösung enthalten, d. h. gerade die Negation des Idealismus von Goethe und
Humboldt schuf die Voraussetzungen für eine Fortführung ihrer Arbeit. Damit erwies sich die
Nicht-Fortführung der idealistischen Morphologie Goethes und der sehr schwierigen
Sprachtheorie Humboldts als produktiver als die Arbeiten der Humboldt-Epigonen.
1 Cassirer hat zuerst 1923 und später in einem Aufsatz zum Strukturalismus in der Sprachwissenschaft versucht, die Tradition von Goethe und Humboldt zumindest philosophisch fortzusetzen. Vgl. Wildgen (2003).
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4 EIN NEUER ANLAUF ZU EINER DYNAMISCHEN SPRACH-MORPHOLOGIE
Über 150 Jahre nach Goethes Tod, über 200 Jahre nach Herders Preis-Schrift, ist das Interesse
an den biologischen Grundlagen der Sprache wieder sprunghaft angestiegen. Nachdem eine
Fülle von Daten über historische Sprachzustände und lebende Sprachen vorliegt, geht es nicht
darum, diese in einer Theorie zu integrieren; die ,,Allgemeine Sprache“, die ,,Idee“ hinter der
Verschiedenheit der Sprachen rückt wieder in den Vordergrund. Gleichzeitig ist man sich
dessen bewusst, dass für die Dynamische Sprachmorphologie ein spezielles Instrumentarium
notwendig ist und dass dabei das Problem der Vermittlung zwischen (kategorialer)
Wahrnehmung/Gedächtnis und Sprache im Zentrum steht, d. h. die Dynamische
Sprachmorphologie erhält neuerdings eine kognitive oder gar neurologische Komponente.
Goethe hat das fundamentale Problem jeder menschlichen Erkenntnis klar erkannt. In den
Paralipomena zur Farbenlehre spricht er es in einer Diktion aus, die schon an Wittgenstein
denken lässt:
,,Alle Erscheinungen sind unaussprechlich; denn die Sprache ist auch eine Erscheinung für sich, die nur ein Verhältnis zu den übrigen hat, aber sie nicht herstellen kann (identisch ausdrücken kann).“ (Goethe, Artemis Ausgabe, Bd. 17, Aphorismen und Fragmente, Symbolik, 777)
Für sich persönlich sah Goethe nur einen Ausweg aus diesem Dilemma: die poetische
Sprache.
,,Im gemeinen Leben kommen wir mit der Sprache notdürftig fort, weil wir nur oberflächliche Verhältnisse bezeichnen. Sobald von tieferen Verhältnissen die Rede ist, tritt sogleich eine andere Sprache ein, die poetische.“ (Goethe, ibidem, 775)
In seiner Zeichenlehre hat Goethe jedoch einen anderen Ausweg aus dem Dilemma angege-
ben, der für die moderne Naturwissenschaft von zentraler Bedeutung ist: Die Mathematik ist
eine Sprache mit besonderen Symbolqualitäten: ,,weil ihr gleichfalls Anschauungen zugrunde
liegen, die im höchsten Sinn identisch mit den Erscheinungen werden können.“ (Goethe,
ibidem, 776)
Gleichzeitig sieht Goethe aber auch die Gefahren der mathematischen Sprache, wenn er sagt:
,,daß aber ein Mathematiker aus dem Hexengewirre seiner Formeln heraus zur Anschauung der Natur käme und Sinn und Verstand unabhängig wie ein gesunder Mensch brauchte, werd ich wohl nicht erleben“ (An Zelter, 17. Mai 1829, zitiert in Seiler 1909, 4).
Ganz so pessimistisch war Goethe allerdings nicht, immerhin hebt er den Mathematiker
Lagrange hervor, indem er sagt: ,,möchten doch alle den gründlich-klaren Sinn eines
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Lagrange besitzen und damit Wissen und Wissenschaft behandeln“ (Goethe, Artemis
Ausgabe, Bd. 17, 770).
Obwohl Goethe die weitgehende Mathematisierung der Physik ablehnte, war es gerade diese,
welche den Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Empirismus in Richtung auf Goethes
Idealismus zurückführte (vgl. A. Groth, 1972, 167 ff.).
Goethe sah wohl in groben Umrissen Gefahren und Chancen der Mathematisierung, er konnte
aber deren Ausmaß und Vielfalt noch nicht ahnen. Die Allgemeine Morphologie Thoms
verwendet Mathematik nicht nur für das Trennen und Vergleichen, also in der konkreten
empirischen Arbeit, sondern auch bei der Suche nach Grundtypen und letzten Formprinzipien.
René Thom steht damit einerseits als Mathematiker in der Tradition des von Goethe hoch
gelobten Lagrange, andererseits versucht er, eine Naturphilosophie aufzubauen, in welche die
heute vorhandenen Disziplinen von der Physik bis zur Psychologie und Linguistik ein Funda-
ment und eine Perspektive erhalten. In seiner Rede anlässlich der Verleihung der
Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen zum Thema „Für eine Wiederbelebung der Na-
turphilosophie“ zeigt der Mathematiker Thom einige Konfliktfelder der heutigen
Wissenschaft auf. Er fasst das Problem des Wissenschaftlers als ein zweifaches auf. Erstens
muss dieser einen empirischen Tatbestand sichern, d. h. eine Morphologie in Raum und Zeit
feststellen. Zweitens muss er aus der Flut solcher Feststellungen eine einfache Theorie bauen.
Die Theorie soll dabei die Willkür bei der Beschreibung einzelner verstreuter Morphologien
verringern, indem eine generelle Morphologie, in der Regel mithilfe verdeckter Größen und
Parameter, konstruiert wird. Thom vergleicht diese Situation mit dem Sinnbild Platons vom
Menschen, der in einer Höhle aus Schatten das Geschehen draußen zu erschließen versucht.
Die Annäherung der Theorie an die Erfahrungstatsachen ist nur in wenigen Fällen so gut und
so lückenlos (kompakt, analytisch), dass quantitative Vorhersagen möglich sind. Dies gelingt
zwar in der klassischen Mechanik, aber bereits in der Physik der Flüssigkeiten, in der Chemie
und erst recht in der Biologie sind exakte mathematische Modelle, die gleichzeitig eine breite
empirische Deckung haben, nur in besonderen Fällen möglich. Meist geht es um praktische
Approximationen und im Falle der Biologie fehlen teilweise sogar mathematische
Einfachheits- (Eleganz-) kriterien, um alternative Theorien bewerten zu können. Die Situation
ist dagegen wieder günstiger in Bereichen, welche selbst eine sehr ausgeprägte und
niedrigdimensionale Morphologie besitzen, z. B. in der Sprache, die deutlich wahrnehmbare
und abgrenzbare Muster (Phoneme, Morpheme, Syntagmen, Sätze) erkennen lässt; diese sind
annähernd eindimensional (zumindest suggeriert die Alphabetschrift eine lineare
Reihenbildung).
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Aus dieser sehr kritischen Sicht der Morphologie erweist sich die intuitive Suche Goethes
nach einfachsten Organisationsprinzipien und Archetypen als eine vernünftige Heuristik.
Außerdem spricht eine solche Sichtweise, die auf der einen Seite die analytischen und
quantitativen Modelle der Physik, auf der anderen Seite die sehr geordnete Morphologie der
Sprache als Extrema hat, gegen den seit dem 19. Jahrhundert dominierenden Reduktionismus.
Es scheint eben zwei grundsätzlich verschiedene Modi wissenschaftlicher Modellbildung als
Rekonstruktion sichtbarer und greifbarer Morphologien durch einfache, invariante,
verborgene Morphologien zu geben. Der Dichter und Zeichner Goethe hatte nicht zufällig
einen privilegierten Zugriff zur sprachlich-konzeptuellen Morphologie und zur
psychologischen Farb- und Formenlehre (in seiner Farbenlehre und Botanik), denn er stand
der Sprache und der figürlichen Anschauung sehr nahe. Der scheinbare Irrtum der
idealistischen Morphologen, ihr Rückgriff auf die eigene subjektive Vorstellungskraft, auf
sprachliche Prototypen war zumindest als Findungsstrategie kein Irrtum, sondern geschicktes
Vorgehen. In dieser Hinsicht steht Thom, ohne es explizit reflektiert zu haben, auch in der
Kontinuität Humboldts. Die Sprache ist eine Zwischenwelt, sie ist dies aber in der Form der
Tätigkeit des denkenden Menschen. Die Sprache ist eine Hülse, die wir zuerst ausfüllen und
dann sprengen müssen (um eine weitere Hülse gleichzeitig zu schaffen). Diese Botschaft
Humboldts hat Cassirer in seinem Begriff der genetischen Betrachtung gut erfasst, wenn er
sagt:
,,Jede Betrachtung der Sprache muß ,,genetisch“ verfahren: nicht in dem Sinne, daß sie sie in ihrer zeitlichen Entstehung verfolgt, und daß sie ihr Werden aus bestimmten empirisch-psychologischen ,,Ursachen“ zu erklären versucht, sondern in dem Sinne, dass sie das fertige Gefüge der Sprachbildung als ein Abgeleitetes, Vermitteltes erkennt, das erst verstanden wird, wenn es uns gelingt, es aus seinen Faktoren aufzubauen und die Art und Richtung dieser Faktoren zu bestimmen. Das Zerschlagen der Sprache in Wörter und Regeln bleibt immer nur ein totes Machwerk wissenschaftlicher Zergliederung - denn das Wesen der Sprache beruht niemals auf diesen Elementen, die die Abstraktion und Analyse an ihr herausstellen, sondern ausschließlich auf der sich
ewig wiederholenden Arbeit des Geistes, den artikulierten Laut zum Ausdruck des Gedankens fertig zu machen.“ (Cassirer, 1953: 104)
Wie will Thom nun diese Problemstellung einen
Schritt weiterbringen? Er setzt dort an, wo Humboldt
in neukantianischer Tradition aufhört: bei den
Invarianten der Anschauung. In Thoms topologischer
Semantik wird auch noch die Struktur des
Anschauungsraumes theoretisch angegangen. Die
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Instabilitäten, Brüche, Katastrophen raumzeitlicher Strukturen sind das Grundinventar, aus
dem prägnante Gestalten in Wahrnehmung und Gedächtnis aufgebaut werden. Sie sind das
Alphabet der Symbolwerdung. Das Symbol selbst ist die Stabilisierung einer
hochdimensionalen Anregungsstruktur unserer Wahrnehmungs- und Verarbeitungsorgane;
wir schaffen eine statische Morphologie als Produkt einer inneren Anregung durch äußere
Morphologien. Zumindest ansatzweise berührt sich hier die Thomsche Symboltheorie mit
Piagets Theorie der kognitiven Äquilibration; mit dem Unterschied gewiss, dass Thom ein
Alphabet irreduzibler Gestalten, semantischer Archetypen, angibt und diese mathematisch
fundieren kann. Piaget dagegen versucht die axiomatische Fundierung der Mengenlehre als
Blaupause des menschlichen Denkens zu nützen.
Freilich, selbst wenn Thoms gewagter Lösungsversuch Erfolg hätte, wäre damit erst ein
Zipfel des Vorhanges gelüpft; nur ein kleiner Strahl wäre auf die Wand der platonischen Höhe
gefallen. Die Thomsche Morphologie wird aber sicher neue Relevanz-Kriterien für
linguistische und psycholinguistische Arbeiten setzen, so dass man zumindest weiß, welche
Erfahrungsmorphologie uns erstaunt, welche Erscheinung zu uns spricht.1
,,Die Ordnung, in welche wir die Dinge stellen, liegt nicht in den Dingen; die Hauptsache ist, daß der Mensch sich das Anschauen, zu dem er einmal genöthigt ist, bequem mache und das thut er durch den Begriff, und durch die dem Begriffe correspondierende Ordnung.“ (Goethe in der Farbenlehre, zitiert bei K.-H. Menzen, 1980, 50)
Nun ist die gefundene Ordnung sicher keine zwingende, da sie wesentlich von den
(begrenzten) Einsichten des Beobachtenden, Forschenden abhängt. Eine solche
Wissenschaftsauffassung kann leicht als elitär missverstanden werden, trägt sie doch den
Stempel des Genie-Kults (und dies schien für Goethe wie für Thom natürlich zu sein).
Letztlich fehlt beiden, Goethe und Thom, das, was Thom als Erfolgs-Geheimnis der Physiker
ansieht, die stabile Verständigungsbasis, der kompakte Bezugsrahmen, der die
Transformation von Beobachtungen, Erfahrungen eines Forschers in diejenigen des anderen
erlaubt. Sicher hat Thoms Theorie durch das mathematische Fundament und durch die
Integration seiner Dynamischen Morphologie in die naturwissenschaftliche Forschung
gegenüber Goethe und Humboldt ein neues Plateau erreicht. Dennoch unterliegt sie der
Instabilität aller Archetypenkonstrukte ohne ausreichende empirische Fundierung. Letztlich
ist diese Instabilität jedoch auch eine Chance, denn so wie Goethes Morphologie in der
Gestaltpsychologie eine Steigerung erfuhr, wird wohl auch Thoms Theorie, ohne Bestand zu
haben, sich zu höheren Formen verwandeln können.
1 Vgl. die Prägnanztheorie Thoms und Wildgen (2006)..
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5 ANDERE TYPEN DYNAMISCHER MORPHOLOGIE UND DIE SPRACHE
In der Verfolgung des Schicksals der Goetheschen Morphologie im 19. Jahrhundert hatte ich
bereits auf zwei weitere Ansätze hingewiesen, die Thermodynamik und die fraktale
Geometrie. Ich möchte nur kurz auf deren Bedeutung für eine Sprachmorphologie hinweisen,
um das im vorherigen Abschnitt entworfene Bild zu ergänzen.
Goethe hatte als Dichter einen hoch entwickelten Sinn für die Labilität, den schnellen
Strukturverlust in der Sprache. Ich möchte dies anhand einiger Zitate belegen:
,,Das ausgesprochene Wort ist sogleich tot, wenn es nicht durch ein folgendes, dem Hörer gemäßes am Leben erhalten wird. Man merke nur auf ein geselliges Gespräch: gelangt es nicht schon tot zu dem Hörer, so ermordet er es also gleich durch Widerspruch, Bestimmen, Bedingen, Ablenken, Abspringen und wie die tausendfältigen Unarten des Unterhaltens auch heißen mögen. Mit dem Geschriebenen ist es noch schlimmer. Doch hat das Geschriebene den Vorteil, daß es dauert und die Zeit abwarten kann, wo ihm zu wirken gegönnt ist.“ (Goethe, Maximen und Reflexionen, zit. nach dem Goethe-Lexikon, 158)
,,Daß niemand den anderen versteht, daßs keiner bei denselben Worten dasselbe, was der andere denkt, daß ein Gespräch, eine Lektüre bei verschiedenen Personen verschiedene Gedankenfolgen aufregt, hatte ich schon allzu deutlich eingesehen.“ (Goethe, Dichtung und Wahrheit, 16. Buch, 1903: 659f)1
Die einzelnen Sprachhandlungen sind somit im Gegensatz zum biologisch kanalisierten
Spracherbe unstabil, ungenau. Die Übertragung klappt nur ungefähr, das Wort löst sich auf
wie Schall und Rauch. ,,Name ist Schall und Rauch“ (Faust 1, Vers 3457)
Nicht nur der Kommunikationsprozess ist eine Quelle ständiger Verluste, schon die
Verbalisierung ist durch den Verlust an Kraft und Ausdruck gekennzeichnet. Schiller hat dies
ebenso stark wie Goethe empfunden, wenn er schreibt: ,,Warum kann der lebendige Geist
dem Geist nicht erscheinen? Spricht die Seele, so spricht, ach! schon die Seele nicht mehr.“
(Schiller zit. bei Vossler, 1904, 89)
Diesem beständigen und schmerzlichen Verlust entspricht die ständige Sprachschöpfung,
wobei sprachschöpferisch nicht nur jene Individuen sind, welche neue Wörter, Satzgefüge
oder rhetorische Formen prägen; sprachschöpferisch ist jeder, der die vorfindlichen
Sprachhülsen mit ,,Seele“ (im Sinne Schillers), also mit aktiver, ansteckender Bedeutung,
Bedeutsamkeit füllt, so dass der Verlust der Kommunikation kompensiert, ja übertroffen wird.
Diese Gesichtspunkte sind in Vosslers idealistischer und ästhetischer Sprachwissenschaft
(vgl. Vossler, 1905, Kap. IV) zu einer neuen Reife gelangt. In der heutigen
1 Diese Bemerkung Goethes steht allerdings im Kontext zeitgenössischer Kontroversen zum Werk und zur Person Spinozas.
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Sprachwissenschaft gibt es ähnliche Regungen, ohne direkten Zusammenhang mit der
damaligen Bewegung in der Pragmatik (etwa bei Givon, 1979), der die höhere (d. h. textuelle
und konversationelle) Sprachebene nicht mehr reduktionistisch auf die Syntax aufbaut.
Letztere wird eher als eine Ablagerung lebendiger Text- und Gesprächs-Prozesse angesehen.
Die Formungsdynamik lebt vom Diskurs; später verfestigen, kristallisieren sich einige dieser
Strukturen in der statischen Syntax und Wortstruktur.
Die Dynamische Morphologie kennt als Analoga dieser Prozesse die dissipativen Strukturen,
d. h. Systeme, welche ständig arbeiten und Energie umsetzen. Charakteristisch für solche
Systeme ist die ständige Selbsterneuerung, die auch ,,Autopoiesis“, d. h. Selbsterschaffung,
genannt wird. Autopoietische Systeme sind zwar nicht global stabil, da sie sich fern des
thermodynamischen Gleichgewichtes befinden, sie erhalten sich aber in einer Art
Fließgleichgewicht. Ebenfalls charakteristisch für lebende Systeme ist, dass sie einen Kern
herausbilden, der eher konservativ und damit stabil ist. Der genetische Kode der DNA ist eine
solche relativ konservative Struktur (auf der Zeitskala von Jahrmillionen). Die Syntax und das
Lexikon bilden auf einer historischen Zeitskala (von Jahrhunderten) den konservativen Kern
einer insgesamt dissipativen und sich ständig erneuernden Sprachstruktur. Die Archetypen,
die Thom vorschlägt, werden als das Grundinventar eines solchen konservativen Kerns der
Sprachfähigkeit aufgefasst. Damit wird gleichzeitig deutlich, wie wenig mit der Archetypen-
semantik über das Gesamtsystem Sprache ausgesagt ist. Die Archetypensemantik muss durch
eine im Wesentlichen ,,thermodynamische Sprachmorphologie“ ergänzt werden. Erst wenn
dieser Bereich systematisch eingefangen ist, kann von einer zumindest approximativen
Rekonstruktion der Goethe-Humboldtschen Sprachtheorie die Rede sein. Eine solche
Dynamische Morphologie, welche die Sprachmorphologie umfasst, könnte Goethes
Vorstellungen einer ,,Morphologie überhaupt“ als ,,Betrachtung des organischen Ganzen
durch Vergegenwärtigung aller dieser Rücksichten und Verknüpfung derselben durch die
Kraft des Geistes“ (vgl. Abschnitt 1) Wirklichkeit werden lassen.
Bereits zu Goethes Lebzeiten entdeckte Robert Brown (1828) die nach ihm benannten
Brownschen Bewegungen von erhitzten Molekülen (vgl. Mandelbrot, 1977: 255; letzterer
bringt Brown in Verbindung mit Alexander von Humboldt). Die volle Bedeutung seiner
Entdeckung ist erst um 1905-1909 in der Quantenphysik gewürdigt worden. Diese
Morphologien, wenn man von Form überhaupt noch sprechen kann, eröffnen einen weiten
Bereich, den man komplementär zur Ordnung Chaos nennen kann. Im Bereich der sog.
Chaostheorie sind in den letzten Jahrzehnten eine ganze Reihe wichtiger Arbeiten entstanden.
Es scheint so, als gäbe es viele Übergänge zwischen geordneten und chaotischen Systemen.
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Anhand der zu diesem Bereich gehörenden Fraktale (Bruchfunktionen) von Mandelbrot
wollen wir skizzenhaft die Bedeutung dieses neu erschlossenen Bereiches der Morphologie
für die Sprachwissenschaft beleuchten.
Fraktale oder „Bruchstrukturen“ sind mathematische Funktionen, welche eine Dimensionalität
haben, die nicht durch eine ganze natürliche Zahl darstellbar ist. So ist z. B. eine Linie,
welche eine Fläche nicht teilt oder Teilflächen abgrenzt, sondern sie fast ausfüllt, eine solche
„Bruchstruktur“. Der Zusammenhang mit der Brownschen Bewegung ist deutlich; andere
natürliche Strukturen sind Flugbahnen von Mücken, Flussverläufe, Küstenlinien usw.
Wesentlich ist dabei, dass im Prinzip eine vergrößernde Betrachtung der Bewegung nur neue
Zickzackmuster zum Vorschein kommen lässt, anstatt zu einfacheren Gebilden zu führen.
Berry (1982) zeigt sogar, dass in der Optik die mikroskopische Betrachtung der Fraktale
globale und einfache Strukturen verschwinden lässt.
6 SCHLUSSBEMERKUNG
Von heute aus gesehen hat Goethe eine erstaunlich selbständige Einstellung zur damaligen
Naturwissenschaft entwickelt, ohne deren Siegeszug in der von Newton vorbestimmten
Richtung beeinflussen zu können. Erst heute, wo einerseits das klassische Paradigma der Phy-
sik von innen heraus aufgebrochen wird und andererseits das Bedürfnis nach einer weniger
bruchstückhaften, reduzierten Weitsicht wieder Gewicht erhält, wird uns die grundsätzliche
Bedeutung von Goethes naturwissenschaftlichen Arbeiten bewusst. Deren Wert liegt weniger
in den Detailbeobachtungen zur Botanik oder zur Farbenlehre, als im Bemühen um eine
Wissenschaft, welche die Totalität unserer Lebenswelt erklärend strukturieren kann.
Wissenschaft wird damit von ihrer Teilfunktion als Vorbereitung zur technischen
Beherrschung der Natur wieder auf das globale Erkenntnisbedürfnis des Menschen
zurückgeführt, an diesem gemessen.
Für die Sprachwissenschaft, welche nahe am Kreuzungspunkt zwischen Natur- und
Sozialwissenschaften steht, ist dieser Brückenschlag von besonderer Bedeutung. In Goethes
Sprachintuition, die teilweise von W. v. Humboldt ausformuliert wurde, ist eine zukünftige
Sprachwissenschaft als Gerüst erkennbar. In ihr sollen die grundlegenden, bis jetzt
gewonnenen Einsichten in die Sprache, die Sprachen, den Verständigungsprozess zu einer
neuen Synthese zusammengefaßt werden. Goethes Beitrag zur Wissenschaft heute besteht
gerade darin, dass er eine lohnende Perspektive für morgen anzugeben vermag.
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Arbeiten des Autors zur Dynamischen Morphologie nach 1983
Monographien und Werke gemeinsam mit anderen Autoren
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2. Wildgen, Wolfgang, 1985a. Archetypensemantik. Grundlagen für eine dynamische Seman-tik auf der Basis der Katastrophentheorie, Narr, Tübingen. (Vergriffen)
3. Wildgen, Wolfgang und Laurent Mottron, 1987. Dynamische Sprachtheorie. Sprachbeschreibung und Spracherklärung nach den Prinzipien der Selbstorganisation und der Morphogenese, Studienverlag Brockmeyer, Bochum. (Vergriffen; Teil I: Das dynamische Paradigma in der Linguistik ist in einer korrigierten, elektronischen Fassung von 2005 zugänglich: http://www.fb10.uni-bremen.de/homepages/wildgen/pdf/das_dynamische_paradigma.pdf.)
4. Wildgen, Wolfgang, 1994. Process, Image, and Meaning. A Realistic Model of the Meanings of Sentences and Narrative Texts, Benjamins, Amsterdam.
5. Wildgen, Wolfgang, 1999. De la grammaire au discours. Une approche morphodynamique, Lang, Bern.
Beiträge zu Zeitschriften, und Sammelbänden
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2. Wildgen, Wolfgang, 1988b. Portée et limites de l'application de la théorie des catastrophes en linguistique, in: Jean Petitot (Hg.), Logos et théorie des catastrophes. A partir de l'oeuvre de René Thom, Editions Patiño, Genf, 410- 428.
3. Wildgen, Wolfgang, 1989a. L'instabilité du langage et sa capacité d’auto-organisation, in: Recherches sémiotiques/Semiotic Inquiry, 9, 53-80.
4. Wildgen, Wolfgang, 1989b. Handbuchartikel zu den Stichwörtern: „meaning“, „gestalt linguistics“ und „catastrophe theory“, in: Handbook of Metaphysics and Ontology, Philosophia Verlag, München.
5. Wildgen, Wolfgang, 1990. Basic principles of self-organization in language, in: Herman Haken und Michael Stadler (Hg.), Synergetics of Cognition, Springer, Berlin, 415-426.
6. Wildgen, Wolfgang, 1995a. Semantic Ambiguity in Relation to Perceptual Multistability, in: Michael Stadler und Peter Kruse (Hg.), Ambiguity in Mind and Nature, Springer, Berlin, 221-240.
7. Wildgen, Wolfgang, 1995b. Catastrophe Theory (Handbuchartikel), in: Jeff Verschueren, Jan-Ola Östman und Jan Blommaert (Hg.), Handbook of Pragmatics, Benjamins, Amsterdam, 95-97.
8. Wildgen, Wolfgang, 1998. Chaos, Fractals and Dissipative Structures in Language. Or the End of Linguistic Structuralism, in: Gabriel Altmann und Walter A. Koch (Hg.), Systems. New Paradigms for the Human Sciences, de Gruyter, Berlin, 596-620.
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10. Wolfgang Wildgen, 2002. Dynamical models of predication, in: Sprachtypologie und Universalienforschung (STUF), 55 (4), 403-420.
11. Wildgen, Wolfgang, 2003. Die Sprache – Cassirers Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Sprachwissenschaft und Sprachtheorie, in: Hans-Jörg Sandkühler und Detlev Pätzold (Hg.), 2003. Kultur und Symbol. Ein Handbuch zur Philosphie Ernst Cassirers, Kap. 6, 148-174.
12. Wildgen, Wolfgang und Peter Plath, 2005a. Katastrophen- und Chaostheorie in der linguistischen Modellbildung, in: Quantitative Linguistics/Quantitative Linguistik. Ein Internationales Handbuch (hg. von Reinhard Köhler, Gabriel Altmann und G. Pietrowski), de Gruyter, Berlin, 688-705.
13. Wildgen, Wolfgang, 2005b. Catastrophe Theoretical Models in Semantics, in: Quantitative Linguistics/Quantitative Linguistik. Ein Internationales Handbuch (hg. von Reinhard Köhler, Gabriel Altmann und G. Pietrowski), de Gruyter, Berlin, 410-423.
14. Wildgen, Wolfgang, 2006. Dynamische Systemtheorie und kognitive Linguistik. Vortrag bei der Tagung: Vernetzte Wissenschaft, Galtür, 25.03.-31.03. 2006, vorpubliziert: http://www.fb10.uni-bremen.de/homepages/wildgen/ppt/Galtuer2006.ppt#256 und auf der CD-Rom des Flowing Institute: Selbstorganisation und Synergetik in Natur und Gesellschaft, November, 2006.
15. Wildgen, Wolfgang (erscheint 2007). Thom’s Theory of „saillance“ and „prégnance“ and Modern Evolutionary Linguistics;erscheint in: Brandt, Per Aage und Wolfgang Wildgen (Hg.). Semiosis and Catastrophes. René Thom's Semiotic Heritage, Lang, Bern. Präsentation im Internet: http://www.fb10.uni-bremen.de/homepages/wildgen/ppt/Is%20metarepresentation%20an
%20effect%20of%20self-organization.ppt
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