writersworkshop ezine 2010/11

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NaNoWriMo 2010 – Ein Rückblick In diesen Tagen geht der diesjährige NaNoWriMo zu Ende – für mich persönlich das zweite Mal, dass ich an diesem Schreibmarathon teil- genommen habe. Mein NaNoWriMo-Roman "Gallagher – Die letzte Mission" hat es gestern mit 61.872 Worten über die Ziellinie zum magischen Wort "ENDE" unter dem letzten Kapitel geschafft – ein Anlass für mich, kurz auf die letzten vier Wochen zurück zu schauen. Mit im Schnitt ca. 120 – 150 Minuten pro Tag ist der NaNoWriMo eine recht zeitaufwändige Aktion. Obwohl – oder vermutlich eher gerade weil – ich versucht habe, über den gesam- ten Zeitraum eine relativ konstante Quote von ca. 2000 Wörtern pro Tag zu erbringen, hat sich der Zeitaufwand bei mir nicht gleichmäßig über die ganzen vier Wochen verteilt: Nach einem recht flotten Start (ca. 100 bis maximal 120 Minuten für die angepeilte Tages- quote), rächte es sich für mich ungefähr nach dem ersten Drittel, dass ich meinen Na- NoWriMo-Roman nicht so präzise vorgeplant hatte, wie ich das sonst gerne bei meinen Projekten mache. Knappe zehn Stunden Planung erscheinen einem anfangs noch ausrei- chend, spätestens im Mittelteil rächt sich die scheinbare Zeitsparmaßnahme aber doppelt und dreifach. An manchen Tagen brauchte ich fast vier Stunden, um mich durch die Stellen der Hand- lung zu schlagen, über die ich in der Planungsphase noch nach dem Motto 'Mut zur Lücke' recht locker hinweg gegangen war. Erst im letzten Viertel, als die Handlung auf den großen Showdown zusteuerte, legte auch mein Schreibtempo wieder deutlich zu. In den letzten drei Tagen war ich jeweils schon nach runden 80 bis 90 Minuten mit meiner Tagesquote durch und musste mich eher brem- sen, den Rest für die folgenden Tage aufzuheben. Auch wenn die Rohfassung von "Gallagher" noch 'sehr roh' ist (allein meine handschriftli- chen Notizen, was ich bei der Überarbeitung später noch alles umschreiben, ergänzen oder ändern muss, füllen satte fünf A4-Seiten), hat mir der NaNoWriMo auch dieses Mal wieder viel Spaß gemacht. Ich drücke allen anderen Teilnehmern alle verfügbaren Daumen, dass sie es rechtzeitig über die Ziellinie schaffen und ihren Roman zur offiziellen Bewertung der Manuskriptlänge hochladen können. Falls Sie noch einen Rückstand aufzuholen haben, beißen Sie die Zähne zusammen und schreiben Sie, bis die Finger qualmen. Denken Sie immer daran: In dieser Phase kommt es nicht auf Qualität an, sondern wirklich nur darauf, die Handlung voran zu treiben. Die - Seite 1 / 10 - WritersWorkshop.de E-Zine Projekt 52 Ihr Weg von der ersten, vagen Idee bis zum fertig überarbeiteten, marktreifen Roman: http:Projekt52.WritersWorkshop.de Ausgabe 13 November 2010 Willkommen zur dreizehnten Ausgabe des kostenlosen monatlichen WritersWorkshop E-Zi- nes. In diesem Monat gibt es einen Artikel über den Nutzen fester "Produktivstunden", im Softwarelabor stelle ich die die Windows-Version von "Scrivener" und das neue "Lotus Sym- phony 3" vor und im Buchreview geht es diesmal um "Writing Mysteries" von Sue Grafton. Ich möchte an dieser Stelle die neuen Abonnenten begrüßen, die sich in den vergangenen Wochen angemeldet haben. Wenn Ihnen das WritersWorkshop E-Zine gefällt, dürfen Sie es gerne an Freunde und Bekannte weitergeben. Falls Sie diese E-Zine von einem Freund weitergeleitet bekommen haben und zukünftig auch gerne das monatliche kostenlose Magazin erhalten möchten, schicken Sie mir bitte einfach eine kurze Mail an [email protected] mit dem Betreff "Anmeldung" - ich freue mich über jeden neuen Leser. WritersWorkshop.de E-Zine Herausgeber : Richard Norden Fax: 0911 30844-233-39 [email protected] http://www.WritersWorkshop.de

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Writers Workshop E-Zine - das kostenlose monatliche Magazin für Schriftsteller und Hobbyautoren von Richard Norden.

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NaNoWriMo 2010 – Ein RückblickIn diesen Tagen geht der diesjährige NaNoWriMo zu Ende – für mich persönlich das zweite Mal, dass ich an diesem Schreibmarathon teil-genommen habe. Mein NaNoWriMo-Roman "Gallagher – Die letzte Mission" hat es gestern mit 61.872 Worten über die Ziellinie zum magischen Wort "ENDE" unter dem letzten Kapitel geschafft – ein Anlass für mich, kurz auf die letzten vier Wochen zurück zu schauen.

Mit im Schnitt ca. 120 – 150 Minuten pro Tag ist der NaNoWriMo eine recht zeitaufwändige Aktion. Obwohl – oder vermutlich eher gerade weil – ich versucht habe, über den gesam-ten Zeitraum eine relativ konstante Quote von ca. 2000 Wörtern pro Tag zu erbringen, hat sich der Zeitaufwand bei mir nicht gleichmäßig über die ganzen vier Wochen verteilt:

Nach einem recht flotten Start (ca. 100 bis maximal 120 Minuten für die angepeilte Tages-quote), rächte es sich für mich ungefähr nach dem ersten Drittel, dass ich meinen Na-NoWriMo-Roman nicht so präzise vorgeplant hatte, wie ich das sonst gerne bei meinen Projekten mache. Knappe zehn Stunden Planung erscheinen einem anfangs noch ausrei-chend, spätestens im Mittelteil rächt sich die scheinbare Zeitsparmaßnahme aber doppelt und dreifach.

An manchen Tagen brauchte ich fast vier Stunden, um mich durch die Stellen der Hand-lung zu schlagen, über die ich in der Planungsphase noch nach dem Motto 'Mut zur Lücke' recht locker hinweg gegangen war.

Erst im letzten Viertel, als die Handlung auf den großen Showdown zusteuerte, legte auch mein Schreibtempo wieder deutlich zu. In den letzten drei Tagen war ich jeweils schon nach runden 80 bis 90 Minuten mit meiner Tagesquote durch und musste mich eher brem-sen, den Rest für die folgenden Tage aufzuheben.

Auch wenn die Rohfassung von "Gallagher" noch 'sehr roh' ist (allein meine handschriftli -chen Notizen, was ich bei der Überarbeitung später noch alles umschreiben, ergänzen oder ändern muss, füllen satte fünf A4-Seiten), hat mir der NaNoWriMo auch dieses Mal wieder viel Spaß gemacht.

Ich drücke allen anderen Teilnehmern alle verfügbaren Daumen, dass sie es rechtzeitig über die Ziellinie schaffen und ihren Roman zur offiziellen Bewertung der Manuskriptlänge hochladen können.

Falls Sie noch einen Rückstand aufzuholen haben, beißen Sie die Zähne zusammen und schreiben Sie, bis die Finger qualmen. Denken Sie immer daran: In dieser Phase kommt es nicht auf Qualität an, sondern wirklich nur darauf, die Handlung voran zu treiben. Die

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Projekt 52

Ihr Weg von der ersten, vagen Idee bis zum fertig überarbeiteten, marktreifen Roman:

http:Projekt52.WritersWorkshop.de

Ausgabe 13 November 2010

Willkommen zur dreizehnten Ausgabe des kostenlosen monatlichen WritersWorkshop E-Zi-nes. In diesem Monat gibt es einen Artikel über den Nutzen fester "Produktivstunden", im Softwarelabor stelle ich die die Windows-Version von "Scrivener" und das neue "Lotus Sym-phony 3" vor und im Buchreview geht es diesmal um "Writing Mysteries" von Sue Grafton.

Ich möchte an dieser Stelle die neuen Abonnenten begrüßen, die sich in den vergangenen Wochen angemeldet haben. Wenn Ihnen das WritersWorkshop E-Zine gefällt, dürfen Sie es gerne an Freunde und Bekannte weitergeben.

Falls Sie diese E-Zine von einem Freund weitergeleitet bekommen haben und zukünftig auch gerne das monatliche kostenlose Magazin erhalten möchten, schicken Sie mir bitte einfach eine kurze Mail an [email protected] mit dem Betreff "Anmeldung" - ich freue mich über jeden neuen Leser.

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Überarbeitung ist ein anderes Thema – und bekanntlich kann man keine leere Seite korri -gieren. ;-)

Falls Sie hingegen die 50.000 Wörter schon voll haben, Ihre Handlung Ihnen aber noch er-schreckend weit von einem befriedigenden Ende entfernt scheint, können Sie immer noch die Notbremse ziehen: Schreiben Sie alle Szenen, zu denen Sie noch nicht gekommen sind, als kurze Zusammenfassung von ein paar Sätzen – und springen Sie dann direkt ins große Finale. Zwei, drei Sätze je Szene sind schnell geschrieben – und später, nach dem offiziel -len Ende des NaNoWriMo, können Sie die fehlenden Szenen nach und nach in aller Ruhe schreiben und an den entsprechenden Stellen ins Manuskript einfügen.

Ach ja: und falls Sie noch einen keinen Anreiz als Motivationsschub benötigen: Alle Gewin-ner des diesjährigen NaNoWriMo erhalten einen 50%-Coupon für die Windows-Version des brillanten Schriftsteller-Programms "Scrivener", die für Anfang nächsten Jahres angekün-digt ist. Einen Testbericht der bereits erhältlichen Beta-Version finden Sie in dieser Ausga-be.

Scrivener – jetzt endlich auch für Windows Vor runden drei Jahren erschien mit "Scrivener" ein Programm, das den Markt für Schreib-programme gründlich aufgemischt hat. Schon nach kurzer Zeit war Scrivener (nicht zuletzt durch die Mundpropaganda der begeisterten Anwender) in aller Munde – und spaltete da-mit die Schriftsteller in zwei Fraktionen: die zahlenmäßig unterlegene Mac OS X-Fraction, die mit ihren Apple-Rechnern diesmal das große Los gezogen hatten – und die vielen Win-dows-User, die begehrlich zusehen mussten, wie die Mac-User unter den Schriftstellern scharenweise zu glühenden Scrivener-Fans wurden.

Ich kenne selbst mehrere Schriftsteller, die nur wegen Scrivener entweder komplett auf einen Mac-Rechner umgestiegen sind oder sich zumindest noch einen Mac als reinen Schreibrechner zugelegt haben.

Scrivener selbst ist mit 45 USD (gemessen an dem Gegenwert, den man dafür erhält) äu-ßerst günstig – aber dafür sind die Preise für einen aktuellen Mac-Rechner umso höher, was den Gedanken an einen Umstieg oder einen Mac als Zweitrechner zu einer recht kost-spieligen Angelegenheit werden lässt.

Lange Zeit hieß es seitens der Entwickler "Literature and Latte", dass Scrivener ein reines Mac-Programm bleiben solle. Sie selbst seien ausschließlich auf Mac-Programierung spezia-lisiert und hätten daher nicht vor, jemals eine Windows-Version zu entwickeln.

Umso größer war meine Freude, als eine Leserin meines Ezines mir schrieb, dass mittler-

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Buchlinks:Zehn vor Zwölf

"Zehn vor Zwölf" enthält zehn düstere und unheimliche Ge-schichten aus der Feder von Ri-chard Norden, unter anderem die beiden Drachentaler-Gewin-ner "Das Dorf der Verlorenen" und "Der Ring der Unsterblich-keit" und die 2006 als Hörspiele auf SUN.fm ausgestrahlten Sto-ries "Spiegelschatten", "Die Jagd" und "Das Gemälde".

Abgerundet wird die Sammlung durch "Der Fluch", "Der Täto-wierte" und drei komplett neue Stories: "Nachtpatrouille", "Feu-ertod" und "Der Tempel".

Amazon Bestell-Link

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weile eine Beta-Version von "Scrivener" für Windows erhältlich sei. Wie sich heraus stellte, hat sich das Team von "Literature and Latte" mit dem Team des australischen Schriftstel -lers und Programmierers Lee Powell zusammengetan, der nun die Windows-Version von "Scrivener" entwickelt.

Für diejenigen, die "Scrivener" noch nicht kennen, hier ein kurzer Abriss des Programms:

"Scrivener" ist eine Mischung aus Outliner, Textverarbeitung und virtueller Pinwand. Man entwirft und strukturiert sein Buch zunächst entweder in einer Gliederungssicht oder auf einer virtuellen, mehrdimensionalen Pinwand.

Mehrdimensional? Ja, sozusagen: Denn ähnlich, wie ein Outliner mehrstufige Strukturen erlaubt, ist dies auch bei Scriveners Pinwand so. Kapitel, die ihrerseits wieder aus mehre-ren Karteikarten (z.B. einzelne Szenen) bestehen, werden auf der Pinwand als Kartenstapel angezeigt, die man wiederum auf einer eigenen Pinwand öffnen kann.

Dieser Modus (siehe Screenshot auf der letzten Seite) erinnert an eine Mischung aus "Sto-ryLines" (Bestandteil von "WritersCafe 2") und "SuperNotecard". Man kann direkt auf die Karten schreiben und diese mit Drag&Drop beliebig neu anordnen.

Wechselt man dann in den Textverarbeitungsmodus (siehe Screenshot auf dieser Seite), sieht man in der rechten oberen Ecke die zugehörige Karteikarte, so dass man beim Schreiben einer Szene nie den geplanten Inhalt aus den Augen verlieren kann.

Praktisch ist auch der Notizblock in der rechten unteren Ecke. Hier kann man zwischen Projektnotizen (beziehen sich auf das komplette Buchprojekt) und Dokumentennotizen (bezogen auf den aktuellen Text) hin und herschalten: Ideal, um schnelle Ideen festzuhal-ten, die man später noch umsetzen will.

Features wie ein Live Wordcount, ein Vollbildmodus u.ä. komplettieren ein Paket, das alles bietet, was das Schriftstellerherz sich nur wünschen kann. Alle nützlichen Features dieses Programms aufzuführen, würde den Umfang dieses kurzen Berichts sprengen, aber für Neueinsteiger enthält "Scrivener" ein umfangreiches Tutorial, das einen Schritt für Schritt mit den Möglichkei-ten des Programms vertraut macht.

Die finale Version von "Scrivener" für Windows soll Anfang nächsten Jahres zum Preis von 40 USD erscheinen. Dies ist etwas günstiger als das aktuelle "Scrivener 2.0", das kürzlich für den Mac erschienen ist, da "Scrivener" für Windows zwar bereits kompatibel zu "Scrive-ner 2.0" ist, aber von der Funktionalität her noch dem beliebten "Scrivener 1.x" für den Mac entspricht. Die neuen Features der 2er-Version werden aber mittelfristig wohl auch Eingang in die Windows-Version von Scrivener finden.

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Buchlinks:Die Verschwörer von Styngard

Jason Kimble, ein Detroiter Un-dercover-Cop, erwacht nach seinem vermeintlichen Tod in einer fantastischen Parallelwelt. Unversehens befindet er sich zwischen den Fronten einer epischen Schlacht zwischen Gut und Böse. Während er mit jedem Kampf tiefer in eine Di-mension voller Abgründe und überraschender Wendungen verstrickt wird, entwickelt er sich mehr und mehr zu einer Schlüsselfigur in einem Kon-flikt, dessen wahre Ausmaße er nicht einmal ansatzweise abse-hen kann.

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Achtung: Wer zu den Gewinnern des diesjährigen NaNoWriMo zählt (und dies auf der offi-ziellen Webseite bestätigen lässt), wird am 01.12 dort unter 'Goodies' auch einen 50%-Coupon für die Windows-Version von "Scrivener" finden, mit dem er das Programm zum Erscheinungstermin im nächsten Frühjahr für den Spottpreis von gerade mal 20 USD er-werben kann.

Bis zum offiziellen Erscheinungstermin werden von Zeit zu Zeit neue Beta-Versionen veröf-fentlicht, die zwar kostenlos genutzt werden dürfen, aber jeweils ein festes 'Verfallsdatum' einprogrammiert haben. Jede Beta ist nur bis zum planmäßigen Erscheinen der nächsten Beta-Version lauffähig, die letzte Beta-Version wird sich somit mit Erscheinen der finalen 'Kaufversion' deaktivieren.

Für jeden Schriftsteller – ob er nun Romane, Kurzgeschichten, Sachbücher oder Artikel schreibt – ist Scrivener für Windows die erste Wahl. Durch die vielfältigen Möglichkeiten und das ausgereifte Userinterface stellt "Scrivener" die gesamte Konkurrenz wie WritersCa-fe, den Liquid Story Binder oder SuperNotecard in den Schatten.

Schon in der aktuellen, sehr stabil laufenden Beta-Version erhält "Scrivener" von mir ganz klar 5/5 Sternen, da ich es nicht übers Herz bringe, diesem Top-Programm einen Stern vor-zuenthalten, bis es auch noch die Features von "Scrivener 2" erhält. Eher müsste man dann noch einen sechsten Bonus-Stern vergeben. ;-)

Produktivstunden – der Turbo für Ihre ProjekteKennen Sie auch Schriftsteller, die jahrelang davon sprechen, z.B. ein neues Buch zu schreiben – aber dann doch nie wirklich damit voran zu kommen scheinen?

Es ist sehr leicht, die Zeiten, in denen man sich mit seinen Schreibprojekten 'beschäftigt', mit den Zeiten zu verwechseln, in denen man an seinen Projekten tatsächlich arbeitet.

Sagen wir, Sie wollen ein neues Buch schreiben – egal, ob nun einen Roman oder ein Sachbuch. Man kann jetzt unendlich lange damit zubringen, das Buch zu planen, dafür zu recherchieren, darüber zu lesen und zu studieren.

Oft sitzt man mehrere Stunden am Schreibtisch, überlegt hin und her, notiert, ändert und verwirft wieder, schlägt nach und recherchiert – und ist am Ende nicht wirklich wesentlich weiter als am Anfang.

Und dann gibt es natürlich noch die Fortbildungsfalle: Natürlich ist es auch für Schriftsteller wichtig, sich permanent fortzubilden. Jedes Buch, jeder Artikel und jeder interessante Blogpost, durch den wir neue Tipps und Techniken lernen, die uns als Schriftsteller besser und produktiver machen, ist wertvoll und kann uns jede Menge Zeit sparen, die wir an-sonsten mit Pech beim Lernen durch Versuch und Irrtum verschwendet hätten.

Doch die Gefahr ist groß, dass man diese Beschäftigung mit dem Schreiben mit dem ei -gentlichen Schreiben verwechselt. Sie können hundert Bücher über das Schrei-ben lesen und jede der darin geschilderten Techniken aufmerksam verinnerli-chen – doch mit Ihrem Buch kommen Sie nur dann voran, wenn es Ihre eige-nen Finger sind, die über die Tasten fliegen und Seite für Seite in den Computer hämmern.

Lediglich Bücher oder Artikel über das Schreiben zu lesen machen einen genau-so wenig zu einem besseren Schriftsteller, wie das reine Lesen von Diätbüchern die überzähligen Pfunde purzeln lässt. Unter dem Strich zählt nicht das, was wir lernen, sondern das, was wir davon letzten Endes tatsächlich in die Praxis umsetzen.

All diese Dinge – Brainstorming, Planung, Recherche, Fortbildung, Lesen etc. - sind unverzichtbare Bestandteile des Lebens als Schriftsteller. Aber mit unse-ren Projekten kommen wir hierdurch genauso wenig voran wie jemand, der den Motor seines Wagens auf höchsten Drehzahlen aufjaulen lässt, aber dabei

vergessen hat, die Handbremse zu lösen.

Um aus dieser Falle zu entkommen, empfehle ich das Konzept der 'Produktivstunden':

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Planen Sie für jeden Tag mindestens eine 'Produktivstunde' ein: In dieser Stunde arbeiten Sie ausschließlich an den Tätigkeiten, die Ihr laufendes Projekt am meisten voran bringen und insofern momentan die höchste Priorität haben.

Gewöhnen Sie sich hierfür an, spätestens am Vorabend festzulegen, was Sie am nächsten Tag in Ihrer Produktivstunde machen wollen. Wenn Ihnen hierfür noch Informationen feh-len, die Sie zunächst recherchieren müssen, oder Sie sich vorher noch Gedanken über die Struktur Ihres nächsten Kapitels machen müssen, ist jetzt die Gelegenheit. Erledigen Sie alle solchen 'Vorarbeiten' bereits spätestens am Vorabend, damit Sie am nächsten Tag bei Ihrer Produktivstunde mit Vollgas durchstarten können.

Bevor Sie mit Ihrer Produktivstunde beginnen, schalten Sie alle Ablenkungen ab: kein Email, kein Internet (außer eventuell bestimmte Seiten, die Sie für eine konkrete Recher-che während dieser Stunde benötigen), kein Telefon, kein Messenger, kein im Hintergrund laufender Fernseher. Tür zu, keine Störungen – außer wenn das Haus brennt oder die Welt untergeht. ;-)

Es geht jetzt nicht darum, eine bestimmte Arbeit in minimaler Zeit zu verrichten, sondern innerhalb Ihrer Produktivstunde möglichst gut mit den momentan wichtigsten Aufgaben voran zu kommen.

Produktivstunden sind für 'tatsächliche', messbare Arbeit reserviert, an der Sie während dieser Zeit dann auch konsequent dran bleiben. Setzen Sie sich klare Ziele, was Sie in die-ser Produktivstunde erreichen oder fertig bekommen wollen: z.B. mindestens 1.000 Wörter Rohscript schreiben, eine komplette Szene der Rohfassung Ihres letzten Romans überar-beiten oder die grobe Gliederung für Ihr neues Sachbuch fertigzustellen.

Nachdenken und Planen sind zwar äußerst wichtig (eine Stunde Planung spart uns im Schnitt 5-10 Stunden tatsächliche Arbeitszeit), gehören aber nicht in die Produktivstunden. Nachdenken, überlegen und planen kann man in jeder ansonsten unproduktiven Pause, ob man nun im Stau steht, in der Warteschlange an der Kasse steht oder im Wartezimmer beim Zahnarzt sitzt.

Natürlich ist es hilfreich, sich bei der Planung Notizen machen zu können. Daher sollten Sie immer einen Stift und ein Notizbuch, einen kleinen Block oder zumindest ein paar Schmier-zettel dabei haben.

Gerade wenn man es gewöhnt ist, sich erst dann zu überlegen, was man eigentlich tun will, wenn man bereits am Schreibtisch sitzt, ist das Konzept der festen 'Produktivstunden' anfangs eine ziemliche Umgewöhnung.

Aber lassen Sie es einmal darauf ankommen und ziehen Sie das neue Konzept für mindes-tens zwei Wochen durch. Vergleichen Sie anschließend, wie gut Sie in diesen zwei Wochen mit Ihrem Projekt / Ihren Projekten voran gekommen sind, mit dem, was Sie in den zwei davor liegenden Wochen geschafft hatten.

Ich bin sicher, dass das Ergebnis dieses Rückblicks Sie überzeugen wird.

Selbst mit nur einer echten 'Produktivstunde' am Tag kann man bereits einen ganzen Ro-man innerhalb eines einzigen Jahres planen, schreiben, überarbeiten und sogar schon mit der Vermarktung beginnen.

Wenn Sie mehr darüber wissen wollen – schauen Sie hier. ;-)

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Lotus Symphony 3 – der OpenOffice-KonkurrentNach mehreren Beta-Versionen ist nun die finale, deutschsprachige Version von "Lotus Symphony 3", dem kostenlosen Office-Paket von IBM, zum Download erhältlich.

Den Namen "Lotus Symphony" gibt es bereits seit den 80er Jahren. Damals, noch vor Win-dows und in den Zeiten von MS-DOS, handelte es sich um ein Officepaket rund um die er-folgreiche Tabellenkalkulation "Lotus 1-2-3". 1992 verschwand das Programm vom Markt – und mit ihm verschwand auch der Name "Lotus Symphony" in der Versenkung.

Fünfzehn Jahre später, im Jahre 2007, startete IBM, der Eigentümer des Markennamens "Lotus Symphony", eine Neuauflage des damals so erfolgreichen Officepakets. Das neue "Lotus Symphony", das 2008 schließlich erschien, hatte mit dem alten Programmpaket je-doch außer dem Namen nicht mehr allzu viel gemeinsam, sondern basierte stattdessen auf dem kostenlosen OpenOffice.

Das neue "Lotus Symphony" hatte - abgesehen von diversen kleineren Kinderkrankheiten wie Fehlern in der Darstellung von Schriften auf manchen Systemen - von Anfang an das Problem, das es noch auf der alten 1er-Version von OpenOffice basierte, die zum damali-gen Zeitpunkt am Markt bereits durch das deutlich leistungsstärkere OpenOffice2 abgelöst worden war.

Um dieses Manko auszugleichen, nahm IBM nach dem Release von OpenOffice3 die Arbeit an "Lotus Symphony3" auf, das jetzt auf dem aktuellen OpenOffice3 basiert. Daher auch der Versionssprung von Symphony 1.3 auf Symphony 3, mit dem die Versionsnummer von Lotus Symphony an die des zugrundeliegenden OpenOffice angeglichen wurde - ein "Lotus Symphony 2" hat es also nie gegeben.

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Die Neuauflage von "Lotus Symphony" richtet sich ganz klar in erster Linie an Unterneh-men und geschäftliche Nutzung. Gerade Firmen haben oft Bedenken, OpenSource-Softwa-re wie OpenOffice im Unternehmen einzusetzen, da es hier üblicherweise keinen Support gibt und die Unternehmen an der Stabilität der OpenSource-Programme zweifeln. Ein kom-plettes, Microsoft-Office-kompatibles Office-Paket aus dem Hause eines IT-Riesen wie IBM macht da natürlich einen wesentlich professionelleren Eindruck - und wenn dieses dann auch noch kostenlos angeboten wird, rückt der Gedanke eines Wechsels von Microsoft Of-fice zu "Lotus Symphony" gedanklich immer näher.

Um mit gutem Beispiel voran zu gehen (und natürlich auch, um einen gewissen Gegenwert für die hohen Entwicklungskosten zu bekommen), hat IBM im Jahre 2009 in einer Hau-Ruck-Aktion Microsoft Office aus dem kompletten Unternehmen verbannt und durch das hauseigene "Lotus Symphony" ersetzt. Innerhalb von nur zehn Tagen musste damals Mi-crosofts Paket von jedem Rechner gelöscht und durch "Lotus Symphony" ersetzt werden.

Und wenn "Lotus Symphony" alle Bedürfnisse eines Großunternehmen wie IBM abdeckt - welches kleine oder mittlere Unternehmen könnte dann noch behaupten, es könne nicht zugunsten des kostenlosen "Lotus Symphony" auf Microsofts Officepaket verzichten?

Doch auch für den privaten Einsatz ist "Lotus Symphony 3" kostenlos erhältlich - und tritt damit in direkte Konkurrenz zu OpenOffice 3. Auch wenn viele Features wie das direkte Speichern von Dokumenten auf LotusLive oder die Kompatibilität mit der alten Lotus Smartsuite für die meisten Privatanwender uninteressant sind, stellt "Lotus Symphony 3" dennoch eine äußerst interessante Alternative dar.

Die Frage, ob man lieber 'Lotus Symphony' oder 'OpenOffice' einsetzen möchte, hängt überwiegend von den persönlichen Präferenzen ab. Beide Systeme sind kostenlos erhältlich und für die drei führenden Betriebssysteme (Windows, MacOS X, Linux) verfügbar.

Da beide auch noch auf derselben zugrundeliegenden Programmengine basieren, sind die grundlegenden Fähigkeiten beider Pakete ähnlich: Beide speichern ihre Dateien standard-mäßig im OpenDocument-Format, sind aber kompatibel zu allen anderen verbreiteten Da-teiformaten wie .doc, .docx, rtf etc., ebenso kann man aus beiden Programmen heraus ohne Zusatzprogramme direkt im PDF-Format exportieren.

Die Unterschiede zwischen beiden Programmpaketen zeigen sich nach dem Start. Während die einzelnen Programme von OpenOffice3 sich noch an die gewohnte Optik älterer Micro-soft-Pakete (bis Office 2003) hält, gibt sich Lotus Symphony moderner, ohne sich dabei an die umstrittene Ribbon-Oberfläche von Microsoft Office 2007/2010 anzulehnen.

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Stattdessen gibt es in 'Lotus Symphony 3' seitliche Hochkant-Panels, die ebenso wie Micro-softs Ribbons nach Funktionsbereichen zusammengefasste Bedienelemente gruppiert und platzsparend anbieten.

Diese Anordnung erweist sich gerade bei der Textverarbeitung als sehr sinnvoll: Die rechts vom Text angeordneten Panels beanspruchen keinen Platz, den man zur Bearbeitung der (meist hochformatigen) Textseite besser gebrauchen könnte. Auch auf Netbooks erweist sich die Bildschirmaufteilung mit den seitlichen Panels als äußerst platzsparend: Sogar auf meinem kleinen Acer Aspire One kann man schön übersichtlich mit "Sympony 3" arbeiten, ohne vorher lange an den Einstellungen herumdoktorn zu müssen.

Übersichtlich ist auch, ähnlich wie bei "Softmaker Office 2010", die Darstellung mehrerer parallel geöffneter Dokumente: Diese werden nicht wie bei OpenOffice als separate Pro-grammfenster, sondern in Broswermanier nebeneinander in unterschiedlichen Tabs geöff-net, zwischen denen man jederzeit bequem hin und her schalten kann.

'Lotus Symphony 3' bietet im Gegensatz zu 'OpenOffice3' kein Vektorgrafikprogramm wie das dort enthaltene 'Draw', sondern beschränkt sich rein auf die Kernanwendungen Text-verarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationen. Wer mit dieser kleinen Einschrän-kung leben kann, ist mit 'Lotus Symphony 3' gut beraten - und allen anderen steht immer noch die Möglichkeit offen, beide Programmpakete nebeneinander zu installieren.

"Lotus Symphony 3" kann unter http://symphony.lotus.com oder alternativ über Chip.de http://www.chip.de/downloads/IBM-Lotus-Symphony_28856679.html kostenlos herunter-geladen werden (ca. 280 MB).

Fazit: Mit "Lotus Symphony 3" stellt IBM ein ausgereiftes Office-Paket kostenlos zur Verfü-gung, das mit seiner modernen Benutzeroberfläche und dem übersichtlichen Layout auch für Schriftsteller und Journalisten sehr empfehlenswert ist.

Meine Bewertung: 4/5 Sternen.

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Buchreview "Writing Mysteries" von Sue GraftonIm Fall von "Writing Mysteries", das unter dem zugkräftigen Namen von Sue Grafton, der Autorin der bekannten Krimirei-he um Kinsey Millhone (von "A wie Alibi" bis "R wie Rache"), vermarktet wird, kann man Grafton nicht wirklich als Autorin des Buchs bezeichnen.

Bei dem Buch, das sich - wie der Titel schon andeutet - an Krimiautoren richtet, handelt es sich um eine Sammlung ein-zelner Artikel bekannter Krimiautoren wie Lawrence Block, Jonathan Kellerman oder Michael Connelly zu verschiedenen Aspekten des Schreibens von Kriminalromanen.

Solche als Buch zusammengefassten Artikelsammlungen ha-ben sowohl positive als auch negative Aspekte.

Positiv ist, dass man nicht ein komplettes Buch aus der ein-geschränkten Sicht eines eines einzelnen Autors erhält, son-

dern die Sichtweisen mehrerer Experten zu den abgehandelten Themen kennen lernt. Ne-gativ ist hingegen, dass das Thema recht eng abgesteckt sein muss, um ein solches Kon-zept tragen zu können.

Je breiter ein Thema gefächert ist, umso mehr ist es erforderlich, eine straffe Gliederung beizubehalten, um dieses Thema innerhalb eines einzigen Buches in angemessener Tiefe und Ausführlichkeit zu behandeln. Lässt man zu einem solchen Thema mehrere Autoren mit (berechtigterweise) unterschiedlichen Sichtweisen zu verschiedenen Aspekten zu Wort kommen, hat man nur dann eine Chance, wenn man das Buch so gliedert, als habe es ein einzelner Autor verfasst, und dann lediglich jeden Abschnitt (z.B. über den Entwurf einer Handlung oder Charakterdesign) durch einen einzelnen Artikel eines jener Autoren ab-deckt, der sich als Meister in diesem Bereich erwiesen hat.

Grafton hat ihr Buch in drei Bereiche gegliedert: Vorbereitung, Schreibprozess und Beson-derheiten. Der Bereich 'Vorbereitung' deckt eher allgemeine Themen wie Recherche, Zeit-planung und Hintergrund/Setting ab, bevor im 'Schreibprozess' der Aufbau eines Kriminal-romans vom packenden Anfang über einen soliden Mittelteil bis zu einem befriedigenden, logischen Ende erläutert wird. Hier gehen die Autoren auf Punkte wie Schreibperspektive, Spannungsführung, Hinweise und falsche Spuren und das Schreiben spannender Dialoge ein.

Einer de Vorteile der Struktur von "Writing Mysteries" ist, dass die Artikel nicht aufeinander aufbauen. Es ist also nicht erforderlich, das Buch von vorne bis hinten durchzuarbeiten, stattdessen kann man sich einfach die Artikel herauspicken, die einen im Augenblick inter-essieren.

Wer sich für das Schreiben von Kriminalromanen interessiert, wird in dieser Sammlung kur-zer Essays mit Sicherheit das eine oder andere wertvolle Goldkörnchen finden, das den Kaufpreis gerechtfertigt erscheinen lässt, doch die Suche nach diesen kann sich in den teils eher knappen und wenig in die Tiefe gehenden Abschnitten recht langwierig gestalten.

Wer schon eine ganze Reihe von Schreibratgebern gelesen hat, wird die Artikel in "Writing Mysteries" zwar als lockere, angenehm lesbare und interessante Unterhaltung empfinden, aber von gelegentlichen Aha-Momenten abgesehen in weiten Teilen des Buchs nicht allzu viel wirklich Neues finden. Für Anfänger, die sich einen Überblick über das Schreiben von Krimis verschaffen wollen, ist das Buch zwar ein guter Einstieg und Appetithappen, geht aber für sie nicht weit genug ins Detail.

Meine Bewertung daher: 4/5 Sternen.

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