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1/6 Stroke Unit SRH Klinikum Karlsbad- Langensteinbach - Pflegehandbuch Logopädie auf der Stroke Unit Langensteinbacher Kommunikationsalgorithmus (LAKA) Standardisierte Diagnostik und Therapie von Patienten mit Kommunikationsstörungen auf der Schlaganfallstation Einleitung Nach Lage der Evidenz sind in den ersten 72 Stunden nach Schlaganfall bei kommunikationsgestörten Patienten funktionelle oder spezifische Kommunikationsbehandlungen aus neuroplastischen Gründen eher kontraindiziert (vgl. Sauer et al., 2006), und sollten erst nach Abschluss dieser ersten Phase der frühen kompensatorischen Hochregulation des sprachlichen Netzwerkes einsetzen. Um die Voraussetzungen für eine funktionelle Kommunikationstherapie in der subakuten zweiten Phase zu verbessern ist dagegen der Beginn einer therapeutischen Kommunikationsintervention über die Durchführung unspezifischer kommunikativer Maßnahmen gerechtfertigt und damit indiziert. Unspezifische Kommunikationsmaßnahmen können unter der Methode der „Total communication“ nach Green (1984; 1982) zusammengefasst werden. Die Überregionale Stroke Unit des SRH Klinikum Karlsbad hat auf dieser Grundlage den evidenzbasierten Standard LAKA (Langensteinbacher Kommunikationsalgorithmus nach Wilmskötter et al., 2012) entwickelt, für das Stroke Unit Team geschult und implementiert. Der LAKA- Standard ist damit auf die Anforderungen, die sich aus der Situation kommunikationsgestörter Patienten in den ersten 72-Stunden nach Schlaganfall, die sich aus den Möglichkeiten und Komepetenzen der Schlaganfallversorgung durch ein Stroke Team und die sich aus den Anforderungen der Deutschen Schlaganfallgesellschaft (DSG“ und der OPS 8-931 ergeben, optimal angepasst. Über den auf den Grundlage der „Total communication“ basierenden LAKA-Standard kann das Stroke Team der überregionalen Stroke Unit des SRH Klinikum Karlsbad eine 24h- Bereitschaft der Kommunikationsdiagnostik (LAKS = Langensteinbacher Kommunikationsscreening) und –therapie (LAKT = Langensteinbacher Kommunikationstherapie) berufsgruppenübergreifend gewährleisten. Quellen: Green G (1984): Communication in aphasia therapy: some of the procedures and issues involved. Brit J Disord Commun, 19, 35-46 Green G (1982): Assessement and treatment of the adult with severe aphasia: aiming for functional generalization. Austral J Human Commun Disord, 10, 11-23 Saur D, Lange R, Baumgaertner A, Schraknepper V, Willmes K, Rijntjes M & Weiller C (2006): Dynamics of language reorganization after stroke. Brain, 129, 1371-1384 Wilmskötter J, Hahn W, Fix C, Farr A, Andres F & Stanschus S (2012): Langensteinbacher Kommunikationsalgorithmus (LAKA): Standardisierte Diagnostik und Therapie von Patienten mit Kommunikationsstörungen auf der Schlaganfallstation. Ärztliche und Pflegerische Standards für Abläufe, Monitoring, Behandlung auf der Überregionalen Stroke Unit des SRH Klinikum Karlsbad.

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1/6 Stroke Unit SRH Klinikum Karlsbad- Langensteinbach - Pflegehandbuch

Logopädie auf der Stroke Unit

Langensteinbacher Kommunikationsalgorithmus (LAKA) Standardisierte Diagnostik und Therapie von Patienten mit Kommunikationsstörungen

auf der Schlaganfallstation Einleitung Nach Lage der Evidenz sind in den ersten 72 Stunden nach Schlaganfall bei kommunikationsgestörten Patienten funktionelle oder spezifische Kommunikationsbehandlungen aus neuroplastischen Gründen eher kontraindiziert (vgl. Sauer et al., 2006), und sollten erst nach Abschluss dieser ersten Phase der frühen kompensatorischen Hochregulation des sprachlichen Netzwerkes einsetzen. Um die Voraussetzungen für eine funktionelle Kommunikationstherapie in der subakuten zweiten Phase zu verbessern ist dagegen der Beginn einer therapeutischen Kommunikationsintervention über die Durchführung unspezifischer kommunikativer Maßnahmen gerechtfertigt und damit indiziert. Unspezifische Kommunikationsmaßnahmen können unter der Methode der „Total communication“ nach Green (1984; 1982) zusammengefasst werden. Die Überregionale Stroke Unit des SRH Klinikum Karlsbad hat auf dieser Grundlage den evidenzbasierten Standard LAKA (Langensteinbacher Kommunikationsalgorithmus nach Wilmskötter et al., 2012) entwickelt, für das Stroke Unit Team geschult und implementiert. Der LAKA-Standard ist damit auf die Anforderungen, die sich aus der Situation kommunikationsgestörter Patienten in den ersten 72-Stunden nach Schlaganfall, die sich aus den Möglichkeiten und Komepetenzen der Schlaganfallversorgung durch ein Stroke Team und die sich aus den Anforderungen der Deutschen Schlaganfallgesellschaft (DSG“ und der OPS 8-931 ergeben, optimal angepasst. Über den auf den Grundlage der „Total communication“ basierenden LAKA-Standard kann das Stroke Team der überregionalen Stroke Unit des SRH Klinikum Karlsbad eine 24h-Bereitschaft der Kommunikationsdiagnostik (LAKS = Langensteinbacher Kommunikationsscreening) und –therapie (LAKT = Langensteinbacher Kommunikationstherapie) berufsgruppenübergreifend gewährleisten. Quellen: Green G (1984): Communication in aphasia therapy: some of the procedures and issues involved. Brit J Disord Commun, 19, 35-46 Green G (1982): Assessement and treatment of the adult with severe aphasia: aiming for functional generalization. Austral J Human Commun Disord, 10, 11-23 Saur D, Lange R, Baumgaertner A, Schraknepper V, Willmes K, Rijntjes M & Weiller C (2006): Dynamics of language reorganization after stroke. Brain, 129, 1371-1384 Wilmskötter J, Hahn W, Fix C, Farr A, Andres F & Stanschus S (2012): Langensteinbacher Kommunikationsalgorithmus (LAKA): Standardisierte Diagnostik und Therapie von Patienten mit Kommunikationsstörungen auf der Schlaganfallstation. Ärztliche und Pflegerische Standards für Abläufe, Monitoring, Behandlung auf der Überregionalen Stroke Unit des SRH Klinikum Karlsbad.

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Langensteinbacher Kommunikationsscreening (LAKS) Standardisierte Erkennung von Patienten mit Kommunikationsstörungen auf der

Schlaganfallstation

Die Bewertung des Kommunikationsverhaltens von Patienten auf der Schlaganfallstation geschieht durch ärztliches Fachpersonal auf Basis eines anamnestischen Interviews. Folgende Punktewerte werden vergeben (aus Huber et al. 1983):

(Punktwert 0: schwerste Störung, Punktwert 5: keine Störung):

Ø 0 Punkte: Keine verständliche Sprachäußerung UND deutliche Beeinträchtigung im Sprachverständnis

Ø 1 Punkt: Kommunikation erfolgt nur durch unvollständige bzw. meist unverständliche Äußerungen UND der Hörer muss den Sinn des Gesagten erschließen, erfragen und erraten

Ø 2 Punkte: Eine Unterhaltung über vertraute Themen ist nur mit Hilfe des Gesprächspartners möglich UND häufig gelingt es nicht, den jeweiligen Gedanken zu übermitteln

Ø 3 Punkte: Der Patient kann sich über fast alle Alltagsprobleme mit nur geringer Unterstützung unterhalten UND das Gespräch ist erschwert wegen deutlicher sprachlicher Beeinträchtigung

Ø 4 Punkte: Die Flüssigkeit der Sprachproduktion ist vermindert UND/ODER es liegen einige sprachliche Beeinträchtigungen vor

Ø 5 Punkte: Keine Störung der sprachlichen Kommunikation UND/ ODER minimale Schwierigkeiten beim Sprechen UND/ ODER der Patient berichtet von sprachlichen Schwierigkeiten, die der Gesprächspartner nicht bemerkt

Anamneseempfehlungen für den Arzt:

Aus den Bewertungskriterien für das Kommunikationsverhalten aphasischer Patienten in der Akutphase resultieren folgende Anamneseempfehlungen für den Arzt (Vgl. Huber et al. 1983):

1. Erzählen Sie bitte möglichst ausführlich, wie es Ihnen geht, was Sie für Beschwerden haben und wie es mit Ihrer Krankheit angefangen hat.

2. Was sind Sie von Beruf? Wo haben Sie zuletzt gearbeitet? Was haben Sie da gemacht? Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

3. Wo sind Sie als Kind aufgewachsen? Wie sind Sie hierher in diese Gegend gekommen? Wie groß ist Ihrer Familie? Haben Sie Kinder?

4. Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Haben Sie ein Hobby? Sehen Sie gern Fernsehen? Haben Sie da eine Lieblingssendung?

Hinweise zur Durchführung:

- Wortlaut kann variiert werden - Inhaltliche Einzelheiten können hinzugefügt oder weggelassen werden;

dennoch alle Themenbereiche ansprechen - Der Untersucher sollte möglichst wenig sprechen

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- Wichtig: Durch Interjektionen („mhm“), Redefloskeln, Gestik & Mimik sollten Interesse, Zustimmung, Erstaunen etc. ausgedrückt werden und so das Gespräch in Fluss halten.

Literatur:

Huber, Walter, Poeck, Klaus, Weniger, Dorothea, Willmes, Klaus (1983): Aachener Aphasie Test (AAT). Handanweisung. Göttingen, Hogrefe.

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Langensteinbacher Kommunikationstherapie (LAKT) – Basismodul -

Standardisierte Therapie von Patienten mit Kommunikationsstörungen auf der Schlaganfallstation

Das Basismodul der Langensteinbacher Kommunikationstherapie (LAKT) von Patienten mit Kommunikationsstörungen auf der Schlaganfallstation besteht aus 3 Kernbereichen:

1. Herstellung einer optimalen Kommunikationssituation

• Herstellen einer möglichst ruhigen Gesprächsatmosphäre (Fernseher, Radio etc. aus, Tür geschlossen)

• Schmerzfreie Körperhaltung ermöglichen (Konzentration) • Blickkontakt herstellen • helle Umgebung herstellen • Evtl. Papier und Stift bereitlegen

2. Strategien, um den Patienten mit einer Kommunikationsstörung zu

verstehen • dem Patienten Zeit lassen • Eselsbrücken bauen • Nicht ständig verbessern • Selbst das Thema suchen/vorgeben • Einschreiten bei unbeabsichtigten Wiederholungen bzw. Hängenbleiben • Mut machen • Zuhören, mitdenken, beobachten

3. Strategien, um vom Patienten mit einer Kommunikationsstörung

besser verstanden zu werden • Aufmerksamkeit des Patienten abwarten • in mäßigem Tempo, also eher langsam sprechen, sinnvolle Pausen setzen • deutlich sprechen • in kurzen, aber ganzen Sätzen sprechen • kurze Ja-Nein-Fragen stellen • nicht die Lautstärke erhöhen • Umformulierung von unverstandenen Äußerungen • nonverbale Signale verwenden: Mimik, Gestik, Schrift, Zeichensprache • Inhalt des Gesagten: klar, deutlich, knapp, relevant, bedeutungsvoll; das

Gesagte sollte nicht mehr und nicht weniger Informationen als nötig enthalten • Schlüsselbegriffe verwenden • schnelle Themenwechsel und Gespräche mit mehreren Personen vermeiden • Absicherung durch Gegenfragen • Nicht „Wort aus dem Mund nehmen“, aber Hilfestellung bei Bedarf

4. Einbeziehung von Angehörigen

• Einbeziehung durch Info-Material sowie durch Aufklärung

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Quellen:

1. Materialien des Bundesverbandes für die Rehabilitation der Aphasiker e.V. 2. Informationsblatt der SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach: Kommunikationsstrategien für den Umgang

mit Aphasikern