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Grundzge Humangeographie 1: Kulturlandschaftsforschung
WS 2010/2011 - Doz. Oliver Bender
Agrargeographie
1) Definition und Forschungsgegenstand
Agrargeographie ist die Wissenschaft
der rumlichen Ordnung und rumlichen Organisation der Landwirtschaft
der durch die Landwirtschaft gestalteten Erdoberflche, sowohl als ganzes, als auch in
ihren Teilen, in ihrem ueren Bild, in ihrem inneren Aufbau und in ihrer Verflechtung
Grenzwissenschaft
zwischen Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften,
selbstndig durch die fachbergreifende Verknpfung und die rumliche Perspektive
Forschungsgegenstand
Landwirtschaft = planmige Bewirtschaftung des Bodens zum Zwecke der Gewinnung
pflanzlicher und tierischer Produkte
Teil des I. Sektors (Urproduktion) Land- und Forstwirts., Fischerei, Bergbau
Grundformen landwirtschaftlicher Arbeit
Jagd- und Sammelwirtschaft
Baum-, Strauch- und andere Dauerkulturen
Ackerbau
Gartenbau
Grnlandwirtschaft
Viehwirtschaft
Wald- und Forstwirtschaft (?)
Ziele der Landwirtschaft
Versorgung der Bevlkerung mit
Nahrungsmitteln
mit pflanzlichen und tierischen Rohstoffen (z.B. Schafs- oder Baumwolle)
Subsistenzwirtschaft
Arbeitsteilung Stadt - Land
Marktwirtschaft mit Exportwirtschaft - Planwirtschaft
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Hauptproduktionsketten der Landwirtschaft
Der Agrarraum
= der Teil der Erdoberflche, auf dem Landwirtschaft betrieben wird, der durch Landwirtschaft
geprgt worden ist
45 Mio. km 2 = 30% der Landoberflche (berwieg. Teil Dauerweiden, knapp 1/3 Ackerland)
Die Agrarlandschaft
= ein Agrarraum = ein Teil der Erdoberflche, der sich durch bestimmte agrargeographische
Merkmale von anderen abhebt Klassifizierung, Typbildung im Sinne der Regionalen
Geographie
Agrarregionen der Erde
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Agrarformationen
= rumlich angeordnete Gesamtheit aller Elemente einer in sich einheitlichen
Agrarwirtschaftsform, die einem agrarischen Produktionsprozess zugeordnet ist
abgeleitet vom Konzept der Wirtschaftsformation
Agrarlandschaft
Agrarbetriebe, Agrarbevlkerung
Bsp. der Kastanienkultur (Holzverarbeitung, Nahrungsmittelproduktion, Honiggewinnung,
touristischen Attraktion, Tierhaltung zwischen den Bumen usw.)
Agrarbevlkerung
= der Teil der Bevlkerung, die ihren Lebensunterhalt ganz oder z.T. aus der Landwirts. bezieht
fr Agrargeographie interessant:
soziale Struktur und Lebensform
dieser Bevlkerung
ihre Motive und Methoden,
Landwirtschaft zu betreiben
Art und Weise, wie sie die
Landschaft gestaltet, verndert
Starker Rckgang der Erwerbsttigen
in der Landwirtschaft (in Grafik I)
durch Produktivittssteigerung im
Zuge der Industrialisierung.
Modell von Fourasti (links Modell - rechts statistische Ergebnisse aus Deutschland)
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2. Historische Entwicklung der Agrarwirtschaft
Gesellschafts- und Wirtschaftsentfaltung
Hauptstufen der Gesellschafts- und Wirtschaftsentfaltung in geographischer Sicht
1. Wildbeuterstufe
2. Stufe der spezialisierten Sammler, Jger und Fischer
3. Stufe des Sippenbauerntums
3a. Hirtennomadismus
4. Stufe der herrschaftlich organisierten Agrargesellschaft
5. Stufe der frhstdt. Gesellschaft mit Rentenkapitalismus
6. Stufe des produktiven Kapitalismus, der industriellen Gesellschaft und des jngeren
Stdtewesens
Innovations- und Diffusionsmodell
Modell nach Hgerstrand und Borcherdt
Innovation- vs. Diffusion
Anfangsphase
Expansionsphase
Sttigungsphase
Retraktionsprozess
Landerschlieung
Weidewirtschaft
Landbau
Savannen, Graslnder
Waldlnder Brandrodung
Moorerschlieung
Bewsserung
Landgewinnung aus dem Meer
Ausbreitung des Landbaus
bergang von der aneignenden zur produzierenden Landwirtschaft mit Landbau
Grundformen der Pflanzenreproduktion:
vegetative Vermehrung durch Stecklinge bzw. Knollen
Vermehrung durch Sen von Samen
bertragung von Kulturpflanzen
Reis, Baumwolle, Zuckerrohr, (Indien-Sdostasien) Kartoffeln, Mais (Mittelamerika)
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Entwicklung der Kulturtechnik
Pflug: 4.Jt. v. Chr. im Vorderen Orient
Ausbreitung nach Nordafrika und nach Europa
Mechanisierung ausgehend von USA Mitte 19. Jh.
neue Dngemittel:
seit 1840 Guano - Kunstdnger (J.v. Liebig)
Zchtung neuer Pflanzensorten
Khltechnik und Bahnbau
3. Standortfaktoren der Agrarwirtschaft
Natrliche Faktoren
Grenzen des Agrarraums
Landschaftsgrtel und Anbauzonen
konomische Faktoren
Produktionsfaktoren
Ertragsgesetz
Intensittszonierung nach Thnen
Zentrum und Peripherie in verschiedenen Dimensionen
Individuelle, sozio-kulturelle und politische Faktoren
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Natrliche Standortfaktoren
- Landwirtschaftliche Produktion basiert auf Photosynthese
- tierische Produktion baut auf der pflanzlichen auf
- natrliche Faktoren (wie Klima, Boden, Relief)
Grenzen des Agrarraums
Absolute Grenzen
Tatschliche Grenzen (bergangsrume, Subkumene)
Kltegrenzen als Wrmemangel- und Frostgrenzen: polare und Hhengrenzen
Trockengrenzen = Wassermangelgrenzen (Desertifikation = Verwstung)
Anpassung an/ Verschieben von Grenzen
Bewsserung
Bodenbearbeitung, z.B. dry farming
Zchtung spezieller Sorten
Expansion und Kontraktion des Agrarraums
demographische Faktoren: Bevlkerungswachstum u. -rckgang
konomische Faktoren: schwankende Marktpreise fr das Produkt
politische und soziale Faktoren: Krieg, Dominanz einer speziellen
Gruppe
kologische Faktoren: Witterung (Folge von Missernten) und
Klimavernderungen Getreidegrenzen in Finnland
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Landschaftsgrtel und Anbauzonen
Beispiel Innere Tropen
ganzjhrig ausgeglichenes Tageszeitenklima
Temperatur und Wasserversorgung mehr als ausreichend
limitierender Faktor ist die Bodenqualitt (Latosole)
im Regenwald Nhrstoffvorrat auf Phytomasse konzentriert
Wurzelpilze (Mykorrhiza)
bei Brandrodung wird Boden nur kurzfristig durch Asche gedngt
deshalb sind die feuchten Tropen agrarisch grundstzlich benachteiligt
Als Lsung wird deshalb hufig der Wanderfeldbau (shifting cultivation) betrieben, bei welchem
Teilgebiete intensiv genutzt werden (z.T. durch Brandrodung) und danach aufgegeben werden.
Beispiel mediterrane Subtropen
3-8 sommerliche Trockenmonate
Wasserangebot fr Pflanzenproduktion sehr eingeschrnkt
Trockenfeldbau mit Weizen, Gerste und Mais
intensivster Anbau in kstennahen, im Winter frost-geschtzten Bereichen: hier
Bewsserungslandwirtschaft
verbreitet Dauerkulturen: lbaum, Agrumen, Wein
klassische cultura mista
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Gliederung nach Hhenstufen
konomische Standortfaktoren
Produktionsfaktoren
Boden: in Wert gesetzte landwirtschaftliche Nutzflche
Arbeit: Zahl und Leistung der menschlichen Arbeitskrfte
Kapital: bauliche und technische Betriebsmittel
Intensitt
Flchenintensitt: Mengenertrag/ha
Arbeitsintensitt: Arbeitsstundenzahl je Flcheneinheit
Arbeitsproduktivitt: Ertrag je Arbeitskraft
Kapitalintensitt: Kosten fr Arbeitslhne und Betriebsmittel
Betriebsintensitt: Summe aus Flchen-, Arbeits- und Kapitalintensitt
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Ertragsgesetz
Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs
Reinertrag (Landrente)
Ausgleich durch Subventionen?
Intensittszonierung nach Thnen (I)
J.H.v.THNEN (1826): Der isolierte Staat in Beziehung
auf Landwirtschaft und Nationalkonomie
Anwendung des Ertragsgesetzes auf den Agrarraum
6 Prmissen:
isolierter Staat - kein Auenhandel
freie Wirtschaft - Markt mit Angebot und Nachfrage
Zentrum - eine Stadt als Absatzort und
Versorgungszentrum
homogene landschaftliche Struktur des Umlandes
Landwirte erstreben Gewinnmaximierung
homogener Verkehr - Transportkosten proportional zur Entfernung
Konzept der Lagerente (Landrente)
R = Lagerente
Ep = Produktionsmenge x Marktpreis
Ea = Produktionsmenge x Produktionskosten
Efk = Produktionsmenge x Transportkosten x
Entfernung zum Konsumzentrum
R = Ep - Ea Efk
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Die Thnenschen Ringe
Produktionsstandort in Abhngigkeit von
Transportkosten und Marktpreis.
Zentrum und Peripherie im Agrarraum
Acker
Wald
Feldwechsel
Alemende
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Individuelle, sozio-kulturelle, politische Faktoren
Individuelle Entscheidungen des Unternehmers
Sozio-kulturelle Faktoren (n. Planck & Ziche und Parsons):
soziales System: Verhaltensmuster und Wertsystem der jeweiligen Sozialgruppe
kulturelles System: ideologische Vorstellungen, religise & ethische Normen,
Technologien & Verfahren
Politische Faktoren: Agrarpolitik
Beweggrnde: Sicherung der Grundversorgung, Steuern
Strukturpolitik: Landeskultur, Sozialreformen, Bildung, betriebliche Subventionen
Marktpolitik: Zlle, Preissttzung
Prinzip der EU-Marktordnung (ab 1962)
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4. Agrarbevlkerung und Agrarbetriebe
Agrarsoziale Systeme als Lebensformen
tribalistische Agrarsysteme (Sippen als Dorfverbnde)
familistische Agrarsysteme
Bauerntum und Farmertum
feudalistische Agrarsysteme
Lehensgrundherrschaft
Latifundienwirtschaft und Hacienda-System
kapitalistische Agrarsysteme
Plantage, Ranch
kollektivistische Agrarsysteme
Marktgenossenschaften Selbsthilfeorganisationen Zisterzienser, Hutterer, Kibbuz
a) tribalistische Agrarsysteme
Gemeinschaftseigentum der Sippen = Dorfverbnde
familire Arbeitsverfassung (Familie hat Nutzungsrechte)
Produktionsziel Selbstversorgung (Subsistenzwirtschaft)
Bereiche: Wanderviehhaltung/Landwechsel (Tropen, Subtropen)
b) familistische Agrarsysteme
Individualeigentum + Pacht + Nutzungsrechte Gemeineigentum
prinzipiell soziale Gleichheit
Produktionsziel: Selbstversorgung + Marktbelieferung
Bsp.: tradit. Bauerntum
sorgfltige Bodenpflege nachhaltige Ertrge
gemischte Produktion Risikominderung
weicht heute in Industrielndern der spezialisierten Landwirtschaft
c) feudalistische Agrarsysteme
Bodeneigentum liegt bei einer kleinen Oberschicht, die Masse der
Familien ist an den Betrieb ihres Grundherren gebunden
Ursprung oft Unterschreitung des Existenzminimums Bauer macht Schulden und gert in
Abhngigkeit
also ausgeprgte soziale Schichtung bis hin zur Leibeigenschaft
Bsp.: Lehensgrundherrschaft in Mitteleuropa 9.-19.Jh.
Bsp.: Latifundienwirtschaft im Mittelmeerraum
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d) kapitalistische Agrarsysteme
marktorientierter Betriebseigner, Arbeitskrfte mobil (nicht an Boden gebunden)
Bsp.: Plantage und Ranch
e) kollektivistische Agrarsysteme
Einzelbetrieb teilweise oder ganz integriert
genossenschaftliches System
gemeinsames Eigentum an Produktionsmitteln beschrnkt
Bsp.: Markgenossenschaften des Mittelalters mit gemeinsamer Wald- und Weidenutzung
Bsp.: Selbsthilfeorganisationen der Landwirte seit 19.Jh.
sozialistische Systeme
Produktionsmittel weitgehend vergesellschaftet Bsp.: Kolchosen, Sowchosen
kommunistische Systeme
alle Lebensbereiche den Gemeinschaftsinteressen untergeordnet
Bsp.: religise Agrarkommunen, Kibbuz in Israel
Agrarsoziale Gruppen
Genealogische Gruppen
Einzelpersonen, Kernfamilie, 3-Generationenfamilie, Grofamilie, Sippe, Klan, Stamm
Gruppen nach der Erwerbsstruktur
vollbuerliche I teilbuerliche Gruppen, speziell Ackerbrger, Dorfhandwerker
Gruppen nach der sozialen Stellung
Grogrund- und Gutsbesitzer / Landwirte I Pchter I Landarbeiter, Taglhner I Gesinde
Historisch-agrarsoziale Gruppen in Mitteleuropa
Bauern und unterbuerliche Schichten
Agrarbetriebe
Eigentumsordnung
individuelles oder privates Grundeigentum
Erbrecht: Realteilung, Anerbenrecht
Pacht in verschiedenen Formen (Eigentum -- Besitz)
Gemeinschaftseigentum (Allmende, sozialistische Agrarbetriebe)
Arbeitsverfassung
Familienbetrieb
kooperative Arbeitsverfassung
Fremdarbeitsverfassung
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Erbsitten in Mitteleuropa
Arbeitskrfte Vernderungsbilanz
Agrarbetriebe
Erwerbsfunktion:
Vollerwerbsbetrieb
Zuerwerbsbetrieb
Nebenerwerbsbetrieb
Betriebsgren:
Grenklassen in der BRD:
Zwerg-
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Betriebliche Produktionsschwerpunkte
Monokultur und Polykultur
Kulturartengruppen
Getreidebau (alle Getreidearten, einschl. Mhdruschblattfrchte wie Raps, Leguminosen,
Krnermais)
Hackfruchtbau (Kartoffeln, Zuckerrben, Futterrben, Feldgemse)
Sonderkulturen (Obst, Beeren, Wein, Hopfen)
Futterbau (Klee, Luzerne, Silomais)
horizontale und vertikale Integration der Produktion
Betriebssysteme nach der Agrarstatistik der BRD (Gemischt-, Dauerkultur-, Marktfrucht-,
Futterbau-, Veredelungsbetriebe)
Landwirtschaftliche Bodennutzungssysteme in der EU
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5. Viehwirtschaft und ihre Systeme
Ziele der Nutztierhaltung
Nahrungsmittel (Fleisch, Milchprodukte)
Rohstoffe fr Bekleidung (Wolle, Felle, Hute)
Arbeitskraft (Pflug, Transport)
auerkonomische Ziele (Sozialprestige, Religion)
Bedeutendste Tierarten
weltweit:
Rind, Schaf (je 1-1,5 Mrd.), Ziege:
Wiederkuer: bentigen rohstoffreiches Futter, knnen Grasland inwertsetzen
Schwein, Huhn:
bentigen ballastarme Futtermittel in Konkurrenz zur menschlichen Nahrung;
v.a. in Ackerbauregionen
unter extremen Klimaverhltnissen:
hochspezialisierte Tierarten wie Kamel, Bffel, Lama
Wirtschaftliche Bedeutung
Dauergrnland: 30 Mio. km 2 = 2/3 des Agrarraumes der Erde
davon nur 1/10 melioriertes gedngtes Kulturgrasland
Viehwirtschaft als einzig mgliche Wirtschaftsweise (Ackerbau unmglich/ unrentabel)
Veredelungswirtschaft
hohe Produktionskosten fr tierische Produkte
Verbrauch in Entwicklungslndern niedrig, in Industrielndern hoch
in Landwirtschaft der Industrielnder machen Verkaufserlse aus tierischer Produktion 2/3 aus
Rumliche Ordnung der Viehwirtschaft
Verbreitung der Tierarten und rassen
kologische, konomische und kulturelle Faktoren
Verbreitung der Nutzungssysteme
1. Wechselweidewirtschaft
1.1. Nomadismus
1.2. Transhumance
1.3. Almwirtschaft
2. extensive stationre Weidewirtschaft
(Ranching)
3. intensive Viehwirtschaft auf Grnlandbasis
4. Viehwirtschaft in flchenarmen Betrieben
(Massentierhaltung)
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Nomadismus
von griech. nemein = grasen, weiden
ganze Sippe/Volksstamm ohne festen Wohnsitz wandert das ganze Jahr mit der Herde hinterher
groe Wanderungen (Bsp. Nordafrika: jhrlich 500-800 km)
Verbreitung: altweltlicher Trockengrtel; Nordeuropa
insges. ca. 10 Mio. Menschen
Alter der Lebensform im Orient > 5000 Jahre
Produktionsziel: tierische Produkte, Transporttiere
Tiere: Rind, Pferd, Kamel; Schaf, Ziege
Naturweiden geringe Tragfhigkeit
aktuelle Probleme
geringe Produktivitt Umwandlung guter Weidegrnde
Mobilitt Einschrnkung im Lebensstandard und im Bildungswesen
postkoloniale Staatsgrenzen behindern Wanderungen
stattliche Erfassung / Steuern
Halbnomadismus (im Gegensatz zum Vollnomadismus):
Teil des Stammes in Dorf ansssig, betreibt Ackerbau
der andere Teil wandert mit Herde ber kleinere Distanzen
Auflsung des Nomadismus sesshafte Lebensweise
A Vollnomadismus mit periodisch-saisonalen,
horizontalen Wanderungen
B Vollnomadismus mit episodischen,
ungerichteten Wanderungen
C Halbnomadismus mit periodisch-saisonalen,
horizontalen Wanderungen
D Bergnomadismus mit periodisch-saisonalen,
vertikalen Wanderungen
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Transhumance / Transhumanz
Hirte (als Angestellter) zieht das ganze Jahr mit Herde
Sommerweide im Gebirge, Winterweide im Tiefland
Besitzer fest ansssig, Herde dort steuerlich registriert
aufsteigende Transhumanz
absteigende Transhumanz
Tiere v.a. Schafe Produktionsziel urspr. Wolle
Verbreitung: Mittelmeerlnder; mitteleurop. Wanderschferei
Probleme: Konflikt mit Bauern entlang Transhumanzwege
Wanderungen heute mit Lkw und Bahn anstatt zu Fu
Transhumanz insgesamt stark zurckgegangen
Almwirtschaft / Alpwirtschaft
Verbreitung: europ. Hochgebirgsregionen, v.a. Alpen
hhenmig gestaffelter Betrieb
Alm/Alp = Naturweide in Mattenregion oberhalb Waldgrenze
Heimgut Maiens Alm/Alp
Vieh: v.a. Grovieh = Rinder und Pferde
Typen: Kuhalm (Milch); Galtalm (Fleisch)
Besonderheit: Produktionsausweitung im Sommer
Teile des Viehstapels im Herbst verkauft
Pensionsvieh aus dem Tiefland
Bedeutung und Umfang zurckgehend, da zu arbeitsintensiv
Nutzungsschema
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Ranching
extensive stationre Weidewirtschaft
semiaride Savannen & Steppen rentabilitts- u marktorientierte Alternative zum Nomadismus
Grobetriebe z.T. 500050000 ha (1 Rind auf 1575 ha)
Eigentmer = Unternehmer (nat. Person oder Gesellschaft)
Lohnarbeiter (berittene Hirten, heute mit LKW, Flugzeug), z.T. Saisonarbeiter (z.B. Scherer)
Monostruktur
Rinder (Fleisch, Hute)
Schafe (Fleisch, Wolle)
groes Produktionsrisiko: Drre, Seuchen
Ranching
Entwicklungsstufen der extensiven
Weidewirtschaft
A open-range-System ohne Zune, eine
Wasserstelle
B keine Zune, mehrere Wasserstellen
C Kampsystem mit Weide-rotation,
Reservefutter -flche und Feldfutterbau
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Ranching - Verbreitung
Ursprnge im 16. Jh. in Zentralspanien
Ausbreitung in die spanischen Kolonien
bernahme von Buren in Sdafrika, Nordamerikanern, Briten in Australien, Neuseeland
im 20. Jh. mittelasiatische Sowjetrepubliken
grte Bedeutung um 1900
anwachsende Bevlkerung in Industrielndern (Fleischbedarf)
liberaler Welthandel
neue Transport- und Khlmglichkeiten
Intensive Viehwirtschaft auf Grnlandbasis
Hauptverbreitung in Westeuropa, Nordamerika
kleine Familienbetriebe im Nebenerwerb bis Grobetriebe
Produktionsziele
Fleisch (Rindermast, z.T. Schafhaltung)
Milch
spezialisierte und gekoppelte Betriebe
arbeitsintensiv Rolle der Familienbetriebe
Kapitalintensiv Tendenz zur Betriebsvergrerung
Grnlandnutzung
Futterbasis Grnland
Nutzung, Pflege ntig; Bearbeitung, v.a. Dngung
absolutes Grnland vs. fakultatives Grnland
Nutzungsweise:
Dauerwiese, Dauerweide, Mhweide, Wechselgrnland
Wiese = Heunutzung vs. Weide
Vorteile Wiese: artenreichere Pflanzengesellschaften, hoher Stallmistanfall;
Nachteile Wiese: arbeitsintensiver, Wetterrisiko
Tendenz in (NW-)Mitteleuropa zur Weidenutzung
Entwicklung zur Milchwirtschaft
Verstdterung groe Mrkte
Transport- und Khlsystem
Molkereiwesen (frher Verarbeitung auf eigenem Hof)
hygienische Manahmen
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Tierzchtung
Milchleistung je Kuh 1950: ca. 2500 kg; heute > 5000 kg
moderne Grnlandwirtschaft
Futterbasis im Winter
Milch kein Saisonprodukt mehr
staatliche Absatzgarantie
sicheres, bestndiges Einkommen
Massentierhaltung
Definition (nach Windhorst):
viele Einzeltiere auf geringem Raum konzentriert
hufiger Generationenwechsel
Arbeitseinsatz durch Maschinen ersetzt (Ftterung, Ver-, Entsorgung)
hochwertiges Futter unter hchstmglicher Ausnutzung
Produktionsfaktoren Arbeit und Boden weitgehend durch Kapital ersetzt
factory farming, industrialisierte Form der Landwirtschaft
Betriebe oft Kapitalgesellschaften
hochspezialisiert Produktionsziele: Eier, Fleisch (Legehennen, Schweine- und Rindermast)
Probleme: konomische Risiken, Umweltbelastungen
Verbreitung: nahe Futtermittelwerken und Importhfen
6. Landbau und Landbausysteme
Nutzpflanzen bersicht
Mensch nutzt ca. 500 bzw. 20.000 von 400.000 Pflanzenarten
Nahrungspflanzen
Kohlehydrate (Strke, Inulin, Zucker)
liefernde Pflanzen
Eiwei liefernde Pflanzen
Fett liefernde Pflanzen
Gemse & Salat liefernde Pflanzen
Obst liefernde Pflanzen
Genumittelpflanzen
Gewrzpflanzen
Futterpflanzen
Grser, Leguminosen, Sonstige
Technisch genutzte Pflanzen
Fasern, Holz, Kork, Gerbstoff, Kautschuk, Harz, Wachse, Gerbstoff
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Kulturtechnik
Einrichten der Anbauflche
Rodung
Terrassierung in hngigem Gelnde
Ackerterrassen in Europa - Verminderung der Bodenabschwemmung
Reisterrassen in Sdostasien - Mglichkeit der berstauung
Ackerbaugerte
Pflanzstock (Sdamerika), Grabstock (Sdostasien)
Hacke (Afrika)
Pflug
Weitere Gerte, z.B. Eggen, Walzen
Wasserhaushalt
Regenfeldbau
Bewsserungsfeldbau (15% der Anbauflche)
in Trockengebieten, zur Produktionssteigerung
Herkunft des Wassers (Schwerkraft- vs. Hebebewsserung)
Ableiten von Flu- oder Bachwasser
Regenstau- bzw. Auffangwasser
Frderung von Grundwasser
Bewsserungsverfahren
Staubewsserung
Berieselung
Tropfbewsserung
Beregnung
Bodenregeneration
einseitige Kultur von Nutzpflanzen Bodenauslaugung
Brache: Wiederanreicherung von Nhrstoffen
Grn- / Schwarzbrache
Trockenbrache (Mittelmeerraum)
Wechsel der Kulturart
Nutzungswechselsysteme
Dngung
Stallmist, Glle
Zusatz- (Guano) bzw. Kunstdnger
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Rumliche Ordnung des Landbaus
Flchenwechselsysteme (Shifting cultivation)
Wanderfeldbau
Landwechselwirtschaft
Dauersysteme
Dauerpflanzung
Stockwerkbau
Daueranbau
Nutzungswechselsysteme
Feld-Gras- und Feld-Wald-Wirtschaft
Geregelte Felderwirtschaften (Dreifelderwirtschaft, Fruchtwechselwirtschaft)
Freie Folgen
Wanderfeldbau
Verbreitung: tropischer Regenwald; Feuchtsavanne
Dorfgemeinschaft (Sippe)
Brandrodung
Bebauung fr ca. 1-3 Jahre
1. Jahr Getreide und Hlsenfrchte
ab 2. Jahr Knollenfrchte wie Maniok
sobald Boden erschpft - Ackerflchen aufgelassen, das ganze Dorf verlegt, neues Land gerodet
nach 12-15 Jahren Aufwuchs eines niedrigen Sekundrwaldes
Landwechselwirtschaft
hnlich wie Wanderfeldbau mit folgenden Unterschieden
dauerhafte Siedlung
Bewohner staatlich erfat
schulische und medizinische Versorgung
Anbauflche rotiert um Dorf
wenn Bevlkerung zu stark anwchst, ist der Ausgangspunkt der Rotation so schnell erreicht,
dass der Boden noch nicht wieder regeneriert ist
Aufgabe des Dorfes, Neusiedlung an anderem Ort = somit flieende bergnge zum
Wanderfeldbau
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Shifting cultivation - Bewertung
ca. 250 Mio. Menschen bebauen 1/5 der Weltanbauflche
nicht allein Umtriebssystem, sondern Lebensform
Bewertung sehr umstritten:
bemerkenswerte Anpassung an die Umweltbedingungen der feuchten Tropen
flchenverschwenderisches und leistungsschwaches Nutzungssystem bei Zerstrung der
kologischen Grundlagen
Nachhaltigkeit letztlich abhngig von der Bevlkerungsdichte
bei fortschreitender Entwicklung bergang in andere Agrarsysteme
Dauerpflanzung
meist Baum- und Strauchkulturen, auch Pflanzen anderer Wuchsform wie Bananen
nach Beendigung der konom. Nutzungsdauer
Neupflanzung der gleichen Kultur oder
bergang in eine andere Dauerkultur (Bsp. Wein zu Obst)
Verbreitung weltweit
mitteleurop. Sonderkulturen Obst, Wein
mediterrane lbaumhaine
Plantagen der Neuen Welt, z.B. Baumwolle und Zucker
Stockwerkbau
verschiedene Kulturen nebeneinandergepflanzt, die sich stockwerkartig berlagern:
Baumkultur
Strauchkultur
Bodenkultur (Getreide, Gras, Gemse u..)
vermeidet einseitige Bodenauslaugung
Baumkultur schtzt vor Bodenaustrocknung, Wind
Verbreitung weltweit
Mitteleuropa: Obstwiesen und -felder
Mittelmeerraum: coltura mista mit Oliven, Wein und Getreide
Nordafrika: Oasenkultur mit Dattelpalme, Obstbumen und Gemse
Tropen: Bananen mit Kaffee- oder Kakaopflanzungen
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Daueranbau
jedes Jahr gleiche Pflanze angest
Probleme:
Bodenauslaugung durch Kunstdngung umgangen
Kulturpflanzen sind meist nicht selbstvertrglich
schnelle Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten
ewiger Roggenbau Norddeutschlands mit Plaggendngung
Reisanbau in den sommer- und winterfeuchten Subtropen,
v.a. in Sdostasien, auch Norditalien, Kalifornien
Nassreisbaus im natrlichen berschwemmungsbereich der Flsse, auf Regenstau, mit
knstlicher Bewsserung
spezielle Vorteile: Wasserbedeckung mit Nhrstoffzufuhr durch Schwebstoffe, keine Erosion,
relativ geringe Nhrstoffentnahme
Feld-Gras- und Feld-Wald-Wirtschaft
gehrt zu den Nutzungswechselsystemen
in Gebieten mit relativ hohen Niederschlgen (Verunkrautung) und kurzer Vegetationszeit
speziell in Norddeutschland, Mittelgebirge, Alpen
regionale Varianten der Feld-Gras-Wirtschaft
Egarten in Sddeutschland (Natur-/Kunstegart)
Koppelwirtschaft in Norddeutschland
regionale Varianten der Feld-Wald-Wirtschaft
Haubergwirtschaft
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Alte Dreifelderwirtschaft
Innovation im 7.Jh. in SW-Mitteleuropa
regelmige Rotation mit Brache, ntig sind 3 Felder
1. Jahr Wintergetreide
2. Jahr Sommergetreide
3. Jahr Brache
wirtschaftlich interessante Sorten:
Weizen + Roggen = Brotgetreide eher im Winter
Gerste + Hafer = Futter- und Industriegetreide eher im Sommer
Probleme:
Gemengelage
auf der Brache weidendes Vieh
fehlende Feldwege
Dreizelgenbrachwirtschaft
Lsung durch Dreizelgenbrachwirtschaft
Zelgen = einheitliche, etwa gleich groe
Fruchtfolgebezirke
Voraussetzungen:
gleicher Anteil in jeder Zelge
Flurzwang
Verbesserte Dreifelderwirtschaft
Innovation im 18.Jh.
Voraussetzung war Einfhrung neuer Feldfrchte:
Kartoffeln, Hackfrchte (Rben etc.)
Futterpflanzen (Klee, Luzerne etc.)
Brache kann jetzt bebaut werden
Gewinnung von Viehfutter Ausweitung der Viehhaltung
Vieh meist ganzjhrig eingestallt Dnger
Neue Fruchtfolgen:
maritime Regionen: Wintergetreide - Sommergetreide - Hackfrchte
kontinentale Regionen: Sommergetreide - Wintergetreide Hackfrchte
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Fruchtwechselwirtschaft i.e.S.
Voraussetzungen:
Bevlkerungsanstieg mit der Industrialisierung
gesteigerte Nachfrage nach Fleisch
neue Mglichkeiten mit Zusatzkauf von Dnger
jhrlicher wechselnder Anbau von Blatt- /Hackfrchten und Halmfrchten (Getreide)
In jngerer Zeit Trend zurck zur Dreifelderwirtschaft, da Blattfrchte sehr arbeitsintensiv
Weitere Felderwirtschaften
Fruchtfolgen hngen von den natrl. Bedingungen ab
Z.B. bei Sommertrockenheit frhreifende Getreidesorten (Weizen anstatt Roggen und Hafer)
Beispiele aus dem Mittelmeerraum
3-jhr. Zyklus mit Getreide - Weidebrache Schwarzbrache (dry farming),
Weidebrachejahr mit Transhumance verflochten
4-jhr. Zyklus in Gebieten mit besseren Bodenwasserhaushalt: Weizen - Gerste - Weidebrache
- Schwarzbrache
2-jhr. Zyklus (Weizenschlacht im Faschismus): Weizen - Schwarzbr.
moderne Fruchtfolgen hnlich Fruchtwechselwirtschaft i.e.S.
Freie Fruchtfolgen
Natrliche, soziale Voraussetzungen
konomisches Interesse Marktorientierung
Wechsel jhrlich / mehrmals im Jahr
z.B. im Gemseanbau (Thaur bei Innsbruck)