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Alle Jahre wieder: Am Donnerstag (17.11.) wurde der Weihnachtsmarkt mit Nikolaus, Christkind und Musik eröffnet. Und was leuchtete da so schön? Duzt man den Nikolaus oder sagt man Sie zu ihm? Herbert Frauendienst ist das herzlich egal. Doch wenn ihn jemand so nett bittet: „Lieber Nikolaus, hätten Sie Zeit für ein Foto?“, dann lächelt der Mann im roten Kostüm freundlich in die Handykamera und greift nochmal extra tief in seinen Jutesack, aus dem er eine Süßigkeit nach der anderen hervorzaubert.

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Alle Jahre wieder: Am Donnerstag (17.11.) wurde der Weihnachtsmarkt mit Nikolaus, Christkind und Musik eröffnet. Und was leuchtete da so schön?

Duzt man den Nikolaus oder sagt man Sie zu ihm? Herbert Frauendienst ist das herzlich egal. Doch wenn ihn jemand so nett bittet: „Lieber Nikolaus, hätten Sie Zeit für ein Foto?“, dann lächelt der Mann im roten Kostüm freundlich in die Handykamera und greift nochmal extra tief in seinen Jutesack, aus dem er eine Süßigkeit nach der anderen hervorzaubert.

Zum zweiten Mal begleitet der 64-jährige Rentner aus Heven den Laternenumzug, der vor dem blinkenden Karussell an der Stadtgalerie startet und zum Rathausplatz führt, wo an diesem Donnerstagnachmittag – wie in so vielen Städten – der Weihnachtsmarkt eröffnet wird. Und jetzt wissen wir auch, dass der Nikolaus eine Frau hat: Sie heißt Annegret und findet es klasse, dass ihr Mann zur Freude der Kinder ins rote Kostüm schlüpft.

Der Bart ist echtDie umringen begeistert den Nikolaus, der seinen echten Bart für diesen Anlass extra noch ein wenig sprießen ließ. Kleo ist gerade 20 Monate alt und sieht staunend zu ihm auf. Sie hat den Nikolaus noch nie gesehen, sagt Justina Sattler-Braun (24). Erst versteckt sich die Kleine nochmal hinter ihrer Mutter, dann traut sie sich doch, nimmt ein Stück Schokolade von dem großen Mann in Empfang – und strahlt. „Ganz süß“, findet Mama Justina die Sache mit dem Umzug, den sie nun mit Kind und Mann Sebastian erstmals begleitet. Sonst, sagt die Wittenerin, ging man ja immer erst später auf den Weihnachtsmarkt.

Für die passende Musik sorgt auch diesmal wieder der Posaunenchor der Bommeraner Gemeinde. Fleißig spielen die Musiker ein ums andere bekannte Weihnachtslied, von „Ihr Kinderlein kommet“ bis „Lasst uns froh und munter sein“. Mitsingen ist eher nicht im Trend. Auch Laternen leuchten diesmal nicht allzu viele. Und auf dem Weg vom Berliner Platz zum Rathaus gerät der Umzug etwas aus den Fugen.

Oben angekommen, bahnen sich die Mitglieder des Bläserchors ihren Weg durch die Menge zur Bühne. Manfred Eichler, der schon jahrelang dabei ist, muss aufpassen, dass er mit seiner Tuba nirgends aneckt. In der anderen Hand balanciert er den Notenständer. Andrea Klaus hat’s mit ihrer Trompete leichter. Ist sie nach so vielen Weihnachtsliedern denn schon in Stimmung? „Nicht wirklich“, sie schüttelt den Kopf. „Aber es macht jedes Mal Spaß, hier zu spielen. Und wir freuen uns, wenn es nicht regnet“, erinnert sie sich ans scheußliche Wetter im vergangenen Jahr.

Alkoholfreier Amaretto

Stadtmarketing-Chefin Inge Nowack und Bürgermeisterin Sonja Leidemann dagegen können kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Nowack hat sich schon einen alkoholfreien Amaretto gegönnt, die Bürgermeisterin konnte den Aufbau des Marktes von ihrem Amtszimmer aus beobachten. Ist die Eröffnung schon vor Totensonntag nicht doch zu früh? „Auf keinen Fall“, so Leidemann. Schließlich koste der Aufbau sehr viel. „Und es ist wichtig für die Belebung der Innenstadt. Es wäre tödlich, wenn wir den Händlern die Möglichkeit nicht geben würden.“

Derweil gibt’s an der Eisbahn, an der schon viele Jugendliche Schlange stehen, Probleme: Es ist zu warm. Doch für zwei Stunden Eisvergnügen wird die Kühlung nachher reichen, beruhigt Werkstadt-Geschäftsführer Benjamin Jecht.

Inzwischen steht das Christkind, vom heftigen Wind gebeutelt, hoch droben auf dem Rathausturm, spricht von Frostklirren und weißer Pracht, von Ruhe und Besinnlichkeit. All das sucht man hier jedoch vergeblich. Dafür steigt den Besuchern der Duft von gebrannten Mandeln und Glühwein in die Nase. Doch als die Bürgermeisterin auf den roten Knopf drückt, um die neue Beleuchtung anzuschalten, erstrahlt Witten dank vieler Spender immerhin in festlichem Glanz. Edel wirken die Glitzernetze, die die Spitzen der Pylone umhüllen. Auf dem Weg zurück in die Redaktion spüre ich plötzlich ein ganz klein wenig Adventsvorfreude – und Regentropfen. Glück gehabt!