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metall zeitung MITGLIEDERZEITUNG DER IG METALL | JAHRGANG 61 | NR. 5 | MAI 2009 | D 4713 FÜR ARBEIT UND SOZIALE GERECHTIGKEIT | WWW.IGMETALL.DE Für alle: Akademie der Arbeit ARBEIT SEITE 23 AKTUELL SEITE 4 LEBEN SEITE 20 BEZIRK SEITE 28 Private E-Mails am Arbeitsplatz? Neue Hotline für Leiharbeiter Der Aktionsplan Wirtschaft in Not

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Page 1: 01 mz 05 2009 Bezirk apm.qxp:Feuerloescher 21.04.2009 16 ...€¦ · Unzufrieden mit dem Arbeitszeugnis? Probleme mit dem Verleiher? Die IG Metall bietet jetzt ihren Mitgliedern Beratung

metallzeitungMITGLIEDERZEITUNG DER IG METALL | JAHRGANG 61 | NR. 5 | MAI 2009 | D 4713

FÜR ARBEIT UND SOZIALE GERECHTIGKEIT | WWW.IGMETALL.DE

Für alle: Akademieder Arbeit

ARBEIT SEITE 23AKTUELL SEITE 4 LEBEN SEITE 20 BEZIRK SEITE 28

Private E-Mailsam Arbeitsplatz?

Neue Hotlinefür Leiharbeiter

Der AktionsplanWirtschaft in Not

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Page 2: 01 mz 05 2009 Bezirk apm.qxp:Feuerloescher 21.04.2009 16 ...€¦ · Unzufrieden mit dem Arbeitszeugnis? Probleme mit dem Verleiher? Die IG Metall bietet jetzt ihren Mitgliedern Beratung

Der RettungsplanTausende in Kurzarbeit, erste Pleiten –

was kommt als nächstes? Schon im

Sommer drohen Massenentlassungen.

Politiker dürfen nicht tatenlos zusehen,

wie sich die Krise zum Flächenbrand aus-

weitet. Sie müssen die Brände im Keim

ersticken. Die IG Metall fordert darum

unter anderem neue Programme, um die

Konjunktur zu beleben. Und einen staat-

lichen Hilfsfonds für Firmen in Not: Wenn

Arbeitsplätze anders nicht zu retten

sind, soll der Staat sich an Unternehmen

beteiligen. SEITE 10 BIS 13

SEITE 2 | metallzeitung 5/2009

INHALT

Neue Hotline für LeiharbeiterUnzufrieden mit dem Arbeitszeugnis? Probleme

mit dem Verleiher? Die IG Metall bietet jetzt

ihren Mitgliedern Beratung am Telefon. SEITE 5

Abgesichert alt werdenGewerkschaften kämpfen für neue Regeln in

der Rentenversicherung. Die IG Metall hat die

fünf wichtigsten Maßnahmen formuliert. SEITE 8

Elektro-Flitzer aus JapanVielleicht tanken wir in 20 Jahren alle an der

Steckdose. Die ersten Elektroautos gehen in

Serie. Sind die umweltfreundlicher? SEITE 25

IMPRESSUM metallzeitung, die Mitglieder-Zeitung der IG Metall

Herausgeber:

Berthold Huber,

Detlef Wetzel, Bertin Eichler

Anschrift: Redaktion metallzeitung

Wilhelm-Leuschner-Straße 79

60329 Frankfurt am Main

Telefon: 0800–446 38 25

Fax: 069–66 93-20 02

E-Mail: [email protected]

Redaktionsleiterin:

Susanne Rohmund (verantw. i.S.d.P.)

Chefredakteurin:

Susanne Rohmund (sro)

Chefin vom Dienst:

Ilka Grobe (ig)

Redaktion:

Dirk Erb (de), Martina Helmerich (mh),

Sylvia Koppelberg (syk), Fabienne

Melzer (fam), Antonela Pelivan (ap)

Gestaltung: Gudrun Wichelhaus

Bildredaktion: Michael Schinke

Sekretariat:

Beate Albrecht, Marion Brunsfeld

Im Internet:

www.igmetall.de/metallzeitung

Vertrieb:

Reinhold Weißmann

Telefon: 069–66 93-22 24,

Fax: 069–66 93-25 38

E-Mail: [email protected]

Anzeigen: Patricia Schledz

Telefon: 06151–81 27-200

Fax: 06151–89 30 98

E-Mail: [email protected]

metallzeitung erscheint monatlich

(zwölf Mal im Jahr). Für Mitglieder

der IG Metall ist der Bezug im

Beitrag enthalten. Das Papier,

auf dem die metallzeitung gedruckt

wird, besteht zu 70 Prozent aus Alt-

papier und zu 30 Prozent

aus PEFC-zertifiziertem Holz, das

aus nachhaltiger Waldbewirt-

schaftung in Bayern und Baden-

Württemberg stammt.

Druck: apm AG, Darmstadt.

Für Sehbehinderte: Angebot für sehbehinderte und blinde Mitglieder: metallzeitung gibtes auch als Word- oder als PDF-Datei. Bestellung an: [email protected]

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Titelfoto: Stefan Müller / fotolia.com

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Berthold Huber,

Erster Vorsitzender der

IG Metall, über mutige

Politik und Ewiggestrige,

die auch dann noch die

alten Markt-Ideologien

vertreten, wenn diese

längst gescheitert sind

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EDITORIAL

Nur entschlossene Politikkann die Krise überwindenDie Zeit wird knapp. Wir brauchen gezielte Maßnahmen gegen

die Krise. Ein Konjunkturpaket III muss Arbeitsplätze sichern.

MUT IST GEFRAGTALLES AUF EINEN BLICK

AKTUELL4 Aktuelle Kampagne

Beschäftigtenumfrage: Drei

Minuten für ein gutes Leben

5 Anrufen!

Leiharbeiter können sich

direkt beraten lassen.

5 Gute Nachrichten

Steckdose für Elektroautos

Erfolgreiche DGB-Radtour

5 Schlechte Nachrichten

Leiharbeit als Druckmittel

Chefs darf man nicht schlagen.

6 Europa-Serie Teil 3

Warum gerade Arbeitnehmer

wählen gehen sollten

7 35-Stunden-Woche

Seit 25 Jahren gibt es sie

7 Tarifvertrag Stahlindustrie

Mehr Geld, Altersteilzeit

weiterhin möglich und Über-

nahme der Azubis sicher

8 In Kürze

8 Rund um die Rente

Renten-Expertin Simone

Leiberer im Interview

9 Metaller unter Beschuss

Bei Doppstadt Calbe werden

erneut Metaller gekündigt.

9 Die Pflaume des Monats

Lidl macht sich unbeliebt.

TITEL10 IG Metall-Plan gegen die Krise

Wenn die Industrie und die

Arbeitsplätze in Deutschland

eine Zukunft haben sollen,

muss die Politik sofort Lehren

aus der Krise ziehen. Die

IG Metall hat dazu Vorschläge.

REPORTAGE14 Aktionen gegen die Krise

Überall kämpfen Beschäftigte

gegen Werkschließungen und

Entlassungen. Beispiele:

Heidelberger Druck, Arcelor,

Mahle, Thyssen-Krupp und

Knippschild.

LEBEN16 Leserbriefe und Leserfoto

17 Das Leben als Leiharbeiter

Ein Leiharbeiter von Audi

erzählt, was gerade los ist.

18 Schulden vermeiden

Antworten auf wichtige Fragen

rund um das Thema Schulden

19 Was mich beschäftigt ...

Andrea Röpke über ihre

Arbeit gegen Neonazis

20 Recht so!

Darf man am Arbeitsplatz

private E-Mails schreiben?

20 Guter Rat:

Achtung: Steuernachzahlung

bei Kurzarbeitergeld möglich

21 Rätsel

ARBEIT22 Da geht was

Echte Solidarität in

der Firma Casar

23 Akademie für Arbeit

Ein Jahr studieren

23 Das gute Produkt

Stehhilfen als Alternative

zum normalen Bürostuhl

24 In Kürze

24 Tipps für den Job

Die richtige Ernährung

25 Schüler informieren sich

Eine Schulklasse

besucht die IG Metall.

25 Elektroautos

Stoff aus der Steckdose:

die Elektroautos kommen.

26 Ingenieure und Informatiker

Gewerkschaften sind

beliebter als man denkt.

27 Von A bis Z – das Stichwort

Transfer-Kug

27 Die Zahl

Frauen verdienen weniger.

27 Karikatur: Biggi Stahl

BEZIRK / LOKALES28 Aus den Bezirken

30 Lokales / Karikatur

Manchmal steckt viel Wahrheitin nüchternen Zahlen. Über 50Jahre lang sind die Arbeitslosen-zahlen im Frühjahr immer ge-sunken. Im Jahr 2009 sind siegestiegen. Die Krise ist da, auchwenn weite Teile der Bevölke-rung ihr ganzes Ausmaß nochnicht am eigenen Leib spüren.Das ist trügerisch, denn diegroßeWelle kommt noch.Wennnicht entschlossen eingegriffenwird, stehen hunderttausendeArbeitsplätze auf dem Spiel. DiePolitik muss handeln, solangenoch Zeit ist.

Das Modell des ungezügeltenKapitalismus ist dagegen ge-scheitert – mit verheerendenFolgen! Umso absurder ist dieReaktion derjenigen, die uns indiese Situation gebracht haben.Ein Wort der Entschuldigung?Fehlanzeige. Es gibt auch keineneinzigen sogenannten Experten,der einräumt, in den letzten Jah-ren vielleicht doch die falschenwirtschaftspolitischenVorschlä-ge gemacht zu haben. Ganz imGegenteil. Die Marktradikalenschlagen immer verzweifelter

ihre ideologischen Schlachtenvon gestern undwehren sich un-beirrt gegen jede Form direkterstaatlicher Unterstützung. Ge-nau darum geht es aber! Die Po-litik darf sich jetzt nicht daraufbeschränken, die Finanzmärktezu unterstützen und zu regulie-ren. Siemuss auch dasHerzstückder deutschen Wirtschaft, dieIndustrie, mit allen Mittelnschützen.

Sind Betriebe erst einmal ge-schlossen, gehen Qualifikatio-nen und Spezialwissen fürimmer verloren. So weit darf esnicht kommen. Die IG Metallfordert deshalb unter anderemeinen 100-Milliarden-Rettungs-fonds für bedrohte Unterneh-men. Um ihn zu finanzieren,müssen Spitzeneinkommen undgroße Vermögen belastet wer-den. Die Vorschläge der IG Me-tall für ein Konjunkturpaket IIIliegen auf dem Tisch. Jetzt liegtes an den Politikern, die richti-gen Entscheidungen zu treffen.Das beste Mittel gegen die Kriseist eineMischung aus Entschlos-senheit, Weitsicht und Mut.

Kampagne »Gemeinsam für ein gutes Leben« SEITE 4

Leiharbeit, Telefonhotline und Erfahrungsbericht SEITE 5 UND 17

Die Forderungen der IG Metall SEITE 10

Wie Metaller sich wehren SEITE 14 UND 22

Überblick: die Artikel zur Krise

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SEITE 4 | metallzeitung 5/2009

AKTUELL

Die Befragung im Rahmen der Kampagne »Gemeinsam für ein Gutes Leben« läuft auf Hochtouren.

Deutschlandweit wurden schon zigtausend Fragebögen ausgefüllt. Metaller und Nicht-Metaller wollen

der Politik endlich mal die Meinung sagen. Denn: Jede Stimme zählt und erhält einen Euro.

GEMEINSAM FÜR EIN GUTES LEBEN

Drei Minuten für eine gute Tat

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Gunter Hartmann und die Be-triebsräte von VW Sachsen inChemnitz haben ein ehrgeizigesZiel: Mehr als 1000 Fragebögenwollen sie ausfüllen lassen. »EinpaarMinuten für ein besseres Le-ben – soviel Zeit muss sein«, sagtMetaller Hartmann. Und in derTat: Kolleginnen und Kollegen,Festangestellte, Leiharbeitneh-mer,Metaller undNicht-Metaller– sie alle füllen den IG Metall-Fragebogen aus. »Ist doch klarwarum, sie wollen ihre Meinungsagen«, erklärt Hartmann.

Die Befragung der IG Metall läuftauf Hochtouren. Wenige Monatevor der Bundestagswahl hat dieIG Metall ihre Kampagne »Ge-meinsam für ein Gutes Leben«mit einer bundesweiten Arbeit-nehmerbefragung gestartet. »Wirwollen die Themen in den Vor-dergrund rücken, die für die

se sollenAnfang Juli veröffentlichtwerden und mit Bundestagsabge-ordneten diskutiert werden. Au-ßerdem werden die Ergebnisseeine zentrale Rolle bei der künfti-gen Arbeit der IGMetall spielen.

Ob in Chemnitz oder inDortmund,ob im Betrieb, an der Uni oder aufderStraße. Jetzt gilt esStimmenfürein gutes Leben zu sammeln. »DieMenschen, die wir ansprechen,füllen den Fragebogenmit Begeis-terung aus und freuen sich überdie gute Tat, die sie damit auchnoch tun«, sagt Ulrike Kletezkavon der IG Metall in Dortmund.KeinWunder, denn für jeden aus-gefüllten Fragebogen erhalten dieVerwaltungsstellen der IG MetalleinenEuro für ein sozialesProjekt.Kletezka: »Wir spenden das Geldan die Dortmunder Tafel.«Der zweiseitige Fragebogen

will wissen, was alles zu einemguten Leben gehört. Wie wichtigist ein sicherer Arbeitsplatz, wiesteht es um die Mitbestimmungoder die Vereinbarkeit von Berufund Familie? Welche Erwartun-gen stellen die Beschäftigten inder Krise an die Wirtschaft? Undwas muss die Politik tun?

Unterstützt wird die Umfrage vondem IG Metall-Truck. Der wirdin den nächsten Monaten rund150 Städte anfahren, Fragebogenverteilen und über die Kampagne»GemeinsamfüreinGutesLeben«informieren.

[email protected]

In der April-Ausgabe lag der metall-

zeitung ein Fragebogen bei. Wer

ihn noch nicht ausgefüllt hat, oder

für Freunde und Verwandte mehr

braucht, kann sie bestellen unter:

[email protected]

Mehr Infos zur Kampagne und

auch zum Online-Fragebogen:

3www.gutes-leben.de

Auch im VW-Motorenwerk in Chemnitz werden Stimmen für ein gutes Leben gesammelt. Die Betriebsräte

Horst Richter, Christian Naumann, Olaf Glöckner und René Utoff (von links nach rechts) machen mit.

Menschen gerade in diesenschwierigen Zeiten von Bedeu-tung sind«, sagte der Zweite Vor-sitzende der IG Metall, DetlefWetzel. »Die Krise ist nicht vomHimmel gefallen, sie ist dasErgebnis einer Politik, bei der dieInteressen der Menschen jahre-lang im Hintergrund standen.«

Dasmuss sich ändern. Die Gesell-schaft braucht ein neues Leitbild.Und deshalb ist dieMeinung hun-derttausender Menschen so wich-tig. Ihre Antworten dürfen nichtungehört bleiben.

Mit der Befragung will die IGMetall den Beschäftigten eineStimmeverschaffen.DieErgebnis-

Metaller werben Metaller

Gerade jetzt in der Wirtschaftskrise sind starke Gewerkschaften

wichtiger denn je. Nur wenn viele Beschäftigte Mitglied der IG Metall

sind, können sie sich im Betrieb gegen Willkür der Arbeitgeber weh-

ren. Nur gemeinsam kann etwas erreicht werden. Um so wichtiger

ist es, gerade jetzt neue Mitglieder zu werben. Und die besten Wer-

ber sind Metallerinnen und Metaller selbst.

In dieser metallzeitung liegt ein Brief vom Zweiten Vorsitzenden Det-

lef Wetzel. »Ich bitte jedes Mitglied um seine Unterstützung«, fordert

Wetzel darin. »Nichtmitglieder zu werben ist ein Vorteil für alle.« Ein

kleines Dankeschön für jedes geworbene Mitglied im Wert von 15

Euro gibt es auch: zum Beispiel einen Baumarkt-Gutschein, Kinokar-

ten oder eine Tankfüllung. Die Aktion läuft bis zum 30. August 2009.

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GUTE NACHRICHTEN

SCHLECHTE NACHRICHTEN

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EnergieunternehmenundAuto-hersteller haben sich auf einenNormstecker geeinigt, mit demdas Elektroauto der Zukunft auf-getankt werden soll. Geplant isteine dreiphasige Lösung, die bei400 Volt und bis zu 63 Ampèrearbeitet. Vorgestellt wurde dasSystem, auf das sich die 20 größ-

ten Branchenvertreter geeinigthaben, auf der Hannover Messe.

Der Vorteil des neuen Ste-ckers: seine hohe Ladegeschwin-digkeit. Der Nachteil für bereitsbestehende Stecker: Neue An-schlüsse werden nötig. Mehrzum Thema Elektroauto gibt esauch auf Seite 25. sro

Elektrostecker für Autos

Man darf seinen Chef nicht schlagen

Für Arbeitsrichter wäre der Fall Lukas Podolski klar: Der Fußballspie-ler müsste sofort gehen. Schließlich hat er seinem Chef, dem Kapitänin der Nationalmannschaft, Michael Ballack, eine Backpfeife verpasst.Podolski hat sich entschuldigt und die Sache ist so gut wie vergessen.Im Arbeitsleben hagelt es bei so einem Vorfall fristlose Kündigungen,das haben mehrere Arbeitsgerichte entschieden. Die Moral also: Mandarf seinen Chef nicht schla-gen, es sei dennman ist Profi-Fußballer. sro

Leiharbeit wird als Druckmittel eingesetzt

Leiharbeit wird in vielen Betrie-ben als Druckmittel eingesetzt,um die Stammbelegschaft undauchdie Leiharbeitnehmer selbstunter Druck zu setzen. Zu die-semErgebnis kommt eine Studieder Otto Brenner-Stiftung. VieleBetriebe, die Leiharbeiter be-schäftigen, wollen so wenig feste

Verpflichtungen wie möglicheingehen.

Der Konkurrenzdruck zwi-schen Stammbelegschaft undLeiharbeitnehmern führt dazu,dass diese zu angepassten Ein-zelkämpfernwürden, da sie stetsmit einemBein in der Arbeitslo-sigkeit stehen. sro

DGB Radtour: Erfolgreich Gestrampelt

Lukas Podolski gibt

Michael Ballack

eine Backpfeife.

Ziel der DGB-Radtour:

das Brandenburger Tor.

metallzeitung 5/2009 | SEITE 5

Am4. April kamen alle 20DGB-Radler fröhlich und unversehrtam Brandenburger Tor an: Sieradelten in sieben Tagen vonMannheim nach Berlin. Unter-wegs gab es verschiedene Aktio-nen zum Motto »Rente mussfürs Leben reichen«. Die Tourmit ihren Highlights – zum Bei-spiel die angenagelten Thesen inWittenberg oder das »Toiletten-problem« – findet man aufwww.bw.dgb.de. ig

Es gibt viele Fragen zur Leiharbeit. Hier eine Auswahl, die der

IG Metall gestellt werden. Mehr Antworten gibt es bei der Hotline.

Leiharbeitnehmer: Meine Abrech-nung ist unverständlich oderfalsch, was muss ich tun?metallzeitung: Die IGMetall prüftsie und klagt Ansprüche notfallsein. Als Mitglied hast Du An-spruch auf Arbeitsrechtsschutz.

Leiharbeitnehmer: In meinem Ar-beitszeugnis wimmelt von seltsa-men Formulierungen? Kann ichein neues verlagen?metallzeitung: Wir checken DeinZeugnis und setzen uns für einegerechte Bewertung ein.

Leiharbeitnehmer: Von wem kannichmeinenVertrag prüfen lassen?metallzeitung: Komm zu uns! Wirüberprüfen die Rechtmäßigkeitund klären mit Dir die Vereinba-rungen in Deinem Vertrag.

Leiharbeitnehmer: Ich habe eineKündigungerhalten. Jetzt versteheich dieWelt nicht mehr.metallzeitung: Wir prüfen fürDich, ob die Kündigung gerecht-fertigt ist und gewähren Rechts-schutz und klagen für Dich beimArbeitsgericht.

Leiharbeitnehmer: Ich habe einenneuen Einsatzort. Auf was mussich nun achten?metallzeitung: Wir kennen vieleBetriebe und können den Kon-

takt zum Betriebsrat des Einsatz-betriebes herstellen oder DichmitHintergrundinformationen ver-sorgen.

Leiharbeitnehmer: Ich bin arbeits-los und die Arge stellt sich quer.metallzeitung: Wir unterstützenDich bei Streitigkeiten. Als Mit-glied hast Du Anspruch auf Bera-tung und Sozialrechtsschutz.

Leiharbeitnehmer: Wie hoch istdennmeinMitgliedsbeitrag,wennich arbeitslos bin?metallzeitung: Bei Arbeitslosigkeitbeträgt der Beitrag 1,53 Euro proMonat – alle Leistungen bleibenselbstverständlich erhalten.

Nochmehr Fragen? Bitte anrufen.DerAnruf kostet nur sechsCent –die restlichen Gebühren über-nimmtdie IGMetall. Egalwie lan-ge das Beratungsgespräch dauert.Du sprichst ausschließlich mitMitarbeitern der IG Metall, dieüber ein fundiertes Wissen verfü-gen und eine kompetente Bera-tung gewährleisten. Es kommtkein externes Callcenter zumEin-satz undDiskretion ist für uns na-türlich selbstverständlich.

[email protected]

Mehr Infos zur Hotline unter:

3www.igmetall.de

Für Leiharbeitnehmer, die Mitglied bei der IG Metall sind,

gibt es jetzt ein Beratungstelefon. Neben der neuen Hotline

stehen alle Verwaltungsstellen für ein persönliches Gespräch

zur Verfügung. Eine ist auch in Deiner Nähe.

Die Hotline ist erreichbar:

Montag, Dienstag, Donnerstag 10 bis 16 Uhr

Mittwoch 10 bis 18 Uhr

Freitag 9 bis 12 Uhr

HOTLINE WIR HABEN ANTWORTEN

Hotline für Leiharbeiter:Bei Fragen – anrufen!

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01802 – 222206

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SEITE 6 | metallzeitung 5/2009

AKTUELL

Das Europa-Logo weckt bei vie-len Menschen keine Hoffnungenmehr. Brüssler Bürokratie und einradikaler Marktliberalismus ha-ben den Ruf der EuropäischenUnion (EU) ramponiert. Vieleverbinden heute mit Europa vorallem weniger Arbeitnehmer-rechte undmehrMarkt. Doch beiallem Verständnis für Europa-skeptiker warnt zum BeispielArmin Schild vor allem Arbeit-nehmerdavor,EuropadenRücken

zu kehren. »Gerade angesichtsder Weltwirtschaftskrise brau-chenwir ein starkes EuropäischesParlament«, betont der Bezirks-leiter der IG Metall Frankfurt.

Denn für Schild ist der Zusam-menbruch der Finanzmärktenoch lange nicht das Ende der li-beralenWirtschaftspolitik. »Es istnoch nicht ausgemacht, ob dieGeister der Deregulierung nichtvonWashingtonnachBrüssel zie-hen.« Je nachdemwie dieWahlen

Gerade Arbeitnehmer sollten am 7. Juni wählen gehen. Die Europa-Wahl

ist eine Chance, die sozialen Kräfte zu stärken. Denn das Ende des radikalen

Marktliberalismus ist noch längst nicht ausgemacht.

Europawahl:Wählen ist wichtig

zum Europa-Parlament ausge-hen, könnten sich die Treiber desfreien Marktes wieder in Brüsseleinrichten, fürchtet Schild.

Die Entscheidung fällt am 7.Juni. In 27EU-StaatenwählenwirBürger das neue Parlament. DemParlament werden 736 Abgeord-nete angehören, 99 davon kom-men wie bisher aus Deutschland.In den letzten Jahren konnte dasEuropa-Parlament seine Macht-stellung ausbauen. Ohne das Par-

lament läuft in der Gesetzgebungnur wenig. Und einige Grausam-keiten für Arbeitnehmer konntenGewerkschaften gemeinsam mitdem EU-Parlament verhindern.

Für Peter Scherrer, Generalse-kretär des Europäischen Metall-arbeiterbundes (EMB), kommt esjetzt darauf an, die politischenKräfte zu stärken, die für einsoziales Europa eintreten. Dennallen Negativ-Nachrichten zumTrotz. Europa hat auchMenschengeholfen, in deren Ländern sozialeSicherungssysteme häufig nochfehlen, erinnert Scherrer. »Die40-Stunden-Woche in der Land-wirtschaft wurde auf europäi-scher Ebene durchgesetzt.«

Doch der Fortschritt ist nicht un-umkehrbar. In der jetzigen Krisebesteht die Gefahr, dass europäi-sche Staaten in einen nationalenProtektionismus verfallen. »Da-durch könnten wir auf demWeg,die Lebensverhältnisse in Europaeinander anzugleichen, deutlichzurückfallen«, fürchtet Scherrer.Denn Protektionismus könnensich nur finanziell starke Länderleisten. Die Schwachen würdendabei verlieren. »Bei aller Kritikdürfen wir nicht vergessen, dasswir eine relativ hohe sozialeSicherheit haben«, sagt Scherrer.»Gerade in Zeiten, in denen dasalles unterDruckgerät, ist eswich-tig sich in Europa einzumischenund wählen zu gehen.«

[email protected]

Der EMB hat ein Positionspapier

zur Krise herausgegeben:

3www.emf-fem.org

RUse the crisis as

an opportunity

LETZTER TEIL : EUROPAPOLITIK

WAHLEN

Das Europa-Parlament*

Abgeordnete nach Ländern

Quelle: Globus *Bei Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags vor der Europawahl am 7.6.2009 ändert sich die Zahl der Abgeordneten.

06_07_mz_04_2009_apm.qxp:Aktuell_06_07 21.04.2009 16:51 Uhr Seite 6

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Der Streik 1984 in Text und Bild: 3www.igmetall.de/metallzeitung

metallzeitung 5/2009 | SEITE 7

Wir waren dabei

Billigtarif in der Leiharbeit kipptArbeitsgericht: »Christliche« Gewerkschaft nicht tariffähig

Aus für die Billig-Leiharbeits-Tarife der »Tarifgemeinschaftchristlicher Gewerkschaften fürZeitarbeit und Personalservice-agenturen«(CGZP):DieCGZPdarf keine Tarifver-träge abschließen.Das hat das Ar-beitsgericht Berlinentschieden. DieCGZP habe zu we-nig Mitglieder undsei somit nichttariffähig. Damitfolgte das Gericht einem Antragdes Landes Berlin und Verdi.

DerZweiteVorsitzendeder IGMetall, Detlef Wetzel, begrüßtedas Urteil: »Endlich wird denGefälligkeitstarifen der Christ-lichenGewerkschaften einRiegelvorgeschoben.« Die CGZP-Ta-rife für Leiharbeit – ab 6 Euro –liegen deutlich unter den DGB-

Tarifen. Nach dem Urteil wollenIG Metall und DGB nun Lohn-nachzahlungen für Leiharbeiterdurchsetzen.

Zustimmung auchaus der Kirche: Diekatholische Betriebs-seelsorge Bayern lobtdas Urteil und dis-tanziert sich von den»angeblich Christli-chen Gewerkschaf-ten«, die »Löhnenachunten drücken«.

Bundesarbeitsmi-nister Scholz (SPD) wertet dasUrteil als wichtigen Schritt hinzu einem Leiharbeits-Mindest-lohn von 7,30 Euro. Den blo-ckiert dieUnion bislang –wegender »Christen«-Tarife. de

Mehr Infos zum Urteil:

3www.gleichearbeit-

gleichesgeld.de

1984: Der größte Arbeitskampf der IG Metall

25 Jahre 35-Stunden-Woche

Kürzer arbeiten sichert Arbeits-plätze – nicht nur heute. Im Jahr1984 kämpfte die IGMetall für dieVerkürzung der Wochenarbeits-zeit von 40 auf 35 Stunden in derMetallindustrie, bei gleichemMo-natslohn. SiebenWochen Streik inBaden-Württemberg und Hessen,vom 14. Mai bis zum 3. Juli 1984,mit 57500Streikenden. ImGegen-zug sperrten die Arbeitgeberbundesweit eine halbe MillionBeschäftigte ohne Lohn aus denBetrieben aus. Doch die IGMetallhielt derErpressung stand.DasEr-gebnis: Die 35-Stunden-Wochekam schrittweise bis 1995. de Fo

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Andrea Theiß, IG Metall Herborn:

»Ich war im Frühjahr 1984 im ersten Ausbildungsjahr bei Philips inWetzlar und dort auch frisch gewählte Jugendvertreterin, aktiv in der IGMetall und Mitglied in der Tarifkommission Hessen. Philips sperrte allegewerblichen Beschäftigten aus – völlig überraschend. Denn eigentlichwaren nur wenige im Betrieb in der IG Metall organisiert. Die meistenhätten nie damit gerechnet, dass »ihr« Arbeitgeber sie aussperrt – undwaren dann ziemlich schockiert und wütend. Wir Azubis wa-ren von der Aussperrung ausgenommen. Jedoch habenwir natürlich für die 35-Stunden-Woche argumentiertund gestritten. Bei uns haben sich alle organisiertenAzubis an der Urabstimmung beteiligt. Während des Ar-beitskampfes versuchte der Arbeitgeber, Azubis für Streik-brucharbeiten zu missbrauchen. Dies haben wir alsJugendvertretung verhindert. Und wir haben na-türlich die ausgesperrten Kollegen unterstütztund uns an Aktionen beteiligt.«

Stahl-Azubis können bleibenNeuer Tarifvertrag bringt mehr Geld und Arbeitsplatzsicherheit.

Azubis inder Stahlindustriemüs-sen jetzt mindestens 24 Monateübernommenwerden.Dafür sor-gen neue Tarifverträge, die die IGMetall für rund 92 000 Stahl-Be-schäftigteausgehandelthat.Darinsteht außerdem, dass auch nach2009weiter Altersteilzeitmöglichist. Und wenn ein Betrieb wirt-schaftliche Probleme hat, kanndie Wochenarbeitszeit, um Ent-lassungenzuvermeiden, ab sofortumbis zu sieben Stunden gekürztwerden(bishernur fünf).AlleBe-schäftigtenhabendannAnspruchdarauf, dass ihr Arbeitgeber dieentgangenen Entgelte teilweiseausgleicht. Bisher galt das nur fürniedrige Löhne und Gehälter.

Es gibt auch mehr Geld. DiesesJahr erhalten die Arbeitnehmereinmalig 350 Euro, Azubis 50Euro. Ab Januar 2010 erhaltenallebis einschließlichAugust zweiProzent mehr Lohn.

»Überdie350Euro jubelt keiner«,berichtet Klaus Hering aus demBremer Stahlwerk Arcelor-Mittalüber die Reaktionen im Betrieb.»Aber es sagt auch niemand: Ichhatte mehr erwartet. Wenn dasErgebnis die Teuerungsrate aus-gleicht, sind wir zufrieden, mein-ten viele.« Und das ist gelungen.

Die Zeiten sind schlecht: FastdieHälfte der Stahlarbeiter arbei-tet kurz; die Werke sind imSchnitt nur zu 50 Prozent ausge-lastet. »Sichere Arbeit hat darummomentan absolute Priorität«,sagt Hering. »Und was wir dazuwollten, habenwir durchgesetzt.«

Von 120 IG Metall-Mitglie-dern, dieMetaller in demBremerWerk zum Tarifabschluss befrag-ten, stimmtenbis auf einenalle zu.AuchdieTarifkommissionenseg-neten ihnmitgroßerMehrheit ab.

Die Abschlüsse gelten bundes-weit, außer im Saarland – dortwird im Sommer verhandelt. syk

Wulf Siepert, Betriebsrat, Bosch Reutlingen:

»Wir waren 1984 sieben Wochen im Streik. Jeden Tag gab es Aktionenvor dem Tor – trotz Regen. Und wir Streikposten machten regelmäßigWerksbegehungen, um Streikbruch zu verhindern, bis alle »Rädels-führer«, auch ich, per Gericht Strafen in Millionenhöhe angedroht be-kamen. Zudem sollten wir nach einstweiliger Verfügung eine dreiMeter breite Zufahrt freihalten. Das taten wir auch – allerdings imZick-Zack. Mit der Vorbereitung und ersten Aktionenhatten wir schon ein Jahr zuvor begonnen. Die35-Stunden-Woche war anfangs nicht so populär.Doch wir konnten der Belegschaft zeigen, dass die35-Stunden-Woche Arbeitsplätze schafft – ohneLeistungsverdichtung: Beispielsweise verweiger-ten wir Überstunden – und hatten Anfang 1984 in-nerhalb weniger Wochen 230 Neueinstellungen.«

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RENTEN

Rentenreform:Sackgasse für vieleVor zehn Jahren waren die durchschnittlichen Versicherten-

renten höher als heute, in den alten und in den neuen

Bundesländern. In Zukunft sollen die Renten noch weiter

sinken. metallzeitung sprach mit Simone Leiber, die beim WSI

der Hans-Böckler-Stiftung das Referat Sozialpolitik leitet.

Der IG Metall-Vorstand hat ein

»Fünf-Punkte-Programm« be-

schlossen. »Wir wollen das Sys-

tem grundlegend erneuern«, sagt

Hans-Jürgen Urban, geschäftsfüh-

rendes Vorstandsmitglied. »Die

Menschen müssen im Alter aus-

reichend abgesichert sein und

die Kosten gerecht finanziert

werden.« Dafür hat die IG Metall

Vorschläge.

Selbstständige, Freiberufler,

Beamte und auch Parlamenta-

rier müssen schrittweise in die

Gesetzliche Rentenversiche-

rung einbezogen werden. Die

Beiträge zahlen Arbeitgeber

und Beschäftigte jeweils zur

Hälfte.

Renten müssen wieder an die

allgemeine Einkommensent-

wicklung angekoppelt werden.

Zudem sind niedrige Renten-

versicherungsbeiträge über

Steuermittel aufzuwerten und

die Grundsicherung im Alter

anzuheben.

Arbeitgeber sollen verpflichtet

werden, Beschäftigten eine

betriebliche Altersversorgung

anzubieten.

Damit flexible Ausstiegsoptio-

nen für die Beschäftigten

IG Metall: Fünf-Punkte-Programm für einen Neuen Generationenvertrag

Simone Leiber befasst sich vor allem mit der Rentenpolitik.

metallzeitung: Dem Rentenver-sicherungsbericht des Arbeits-ministeriums zufolge wird dieAltersversorgung auch künftigein hohes Niveau haben. Ist dasGerede über künftige Alters-armut folglich übertrieben?Simone Leiber: Nein. Auch wennRentnerinnen und Rentner heutenoch vergleichsweise gut daste-hen, werden schlecht bezahlteJobs, geringfügige Beschäftigungund Arbeitslosigkeit die künfti-gen Renten drücken. Zusätzlichwirken die Dämpfungsfaktorender Rentenreformen.

metallzeitung: Wer heute 1200Euro Rente erhält, so DGB-Prog-nosen, erhält in zwanzig Jahrennur noch 920 Euro.Leiber: Das halte ich für realis-tisch. Das Leitbild der gesetz-lichen Rentenversicherung, dieSicherung des Lebensstandards,kann heute nur noch über die Er-gänzung betrieblicher und priva-ter Versicherungen verwirklichtwerden.

metallzeitung: Vielen Menschennutzt das leider nichts.Leiber:Richtig, diesesDrei-Säulen-System funktioniert nur begrenztund kann Altersarmut nicht ver-hindern. Gerade wer eine niedri-ge gesetzliche Rente erhält, etwaNiedriglöhner, kann sich häufignicht zusätzlich vorsorgen.

metallzeitung: Auch die Finanz-krise ist nicht gerade ein Plädoyerfür eine private Absicherung.Leiber: Ja, wir sehen jetzt, dass diekapitalgedeckte Alterssicherung

AKTUELLAnbieter setzen auf AtomDie Energiekonzerne RWE, EON,

Vattenfall und EnBW vernachläs-

sigen nach wie vor den Ausbau

der Erneuerbaren Energien und

setzen weiter auf Atomstrom. Das

Berliner Institut für Ökologische

Wirtschaftsforschung (IÖW) hat

für Greenpeace herausgefunden,

dass der Anteil aus Wind, Bio-

masse, Erdwärme und Sonne der

vier Stromriesen derzeit bei nur

0,1 bis 1,7 Prozent liegt.

Die komplette Studie unter:

3www.greenpeace.de

RPublikationen

Mehr Geld für Ost-TextilerFür die rund 16000 Beschäftigten

in der ostdeutschen Textil- und

Bekleidungsindustrie gibt es

einen neuen Tarifvertrag. Er ist

fast identisch mit dem, der schon

für den Westen abgeschlossen

wurde. Von Juni 2009 bis Januar

2010 erhalten die Beschäftigten

pro Monat 42,50 Euro, ab Februar

2010 ein Plus von 1,5 Prozent und

zusätzlich 40 Euro monatlich, im

Februar und März 2011 einmalig

99 Euro. Das Urlaubsgeld steigt

ab 2010 um 3,65 Prozent. Aus

wirtschaftlichen Gründen können

die 1,5 Prozent und 42,50 Euro

verschoben oder gekürzt werden

– aber nur gegen eine Beschäfti-

gungszusage.

Mehr zum Thema unter:

3www.igmetall-bbs.de

Neuen Präsidenten wählenAuch der Erste Vorsitzende der

IG Metall, Berthold Huber, darf

mitbestimmen, wer neue Bun-

despräsidentin oder neuer

Präsident wird. Bei der Wahl am

23. Mai sind unter den 1224

Delegierten nicht nur Politiker,

sondern auch Gewerkschafter,

Unternehmer und sogar Hand-

ball-Bundestrainer Heiner Brand.

Die Bundesversammlung besteht

aus den Mitgliedern des

Deutschen Bundestages (als

sogenannte geborene Mitglieder)

und einer gleichen Zahl von geko-

renen Mitgliedern, die von den

Volksvertretungen der Länder

(Landtag, Abgeordnetenhaus,

Bürgerschaft) gewählt werden.

Die Bundesversammlung ist die

größte parlamentarische Ver-

sammlung der Bundesrepublik.

IN KÜRZE

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metallzeitung 5/2009 | SEITE 9

doch mit erheblich mehr Risikenbehaftet ist, als immer bekundetwurde. Insofern hoffe ich, dassdie Krise auch eine Chance ist,diese Strategie noch einmal zuüberdenken.

metallzeitung: Berlin betont stän-dig, die Gesetzliche Rentenver-sicherung sei solide finanziert.Leiber: Dabei fällt mir immer derSpruch ein: Operation gelungen,Patient tot. Denn wenn Rentne-rinnen und Rentner ein Alters-armutsproblembekommen, kanndie Reform wohl kaum gelungenund nachhaltig gewesen sein.

gewährleistet sind, muss die

Altersteilzeit weiter gefördert

werden. Die Rente mit 67 ist

abzuschaffen, der Zugang zur

Erwerbsminderungsrente zu

erleichtern.

Für alle Beschäftigungsver-

hältnisse gilt die Sozialver-

sicherungspflicht. Parallel

sind flächendeckende Min-

destlöhne einzuführen.

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metallzeitung: Die OECD kriti-siert, dass die Alterseinkünfte vonGeringverdienern im Verhältniszu ihren vorherigen Verdienstennirgendwo in Europa so niedrigsind wie in Deutschland.Leiber: Ja, das liegt am sogenann-ten »Äquivalenzprinzip«. Es be-wirkt, dass die Renten dieErwerbsbiografien widerspiegeln.Anders als in anderen Ländernwerden »schlechte Beitragsjahre«nicht ausgeglichen.

metallzeitung: Was ist zu tun?Leiber: Beispielsweise könntenZeiten des Geringverdienstesaufgewertet und Renten nachMindesteinkommen eingeführtwerden – steuerfinanziert. Damitkönnten auch diejenigen, dielange arbeitslos waren oder nurwenig verdient haben, über dasSozialversicherungssystembesserabgesichert werden.

metallzeitung:Hat das nicht auchNRW-Ministerpräsident Rüttgers(CDU) angeregt?Leiber: Ja, aber mit der Vorgabe,mindestens 35 Jahre gearbeitet zuhaben.Damitwürden gerade die-jenigen benachteiligt, die es nötighätten, etwa Frauen. Und diejeni-gen, die kontinuierlich einzahlenkonnten, würden bevorzugt.

metallzeitung: Gehören Beamteund Selbstständige in die Ge-setzliche Rentenversicherung?Leiber: Auf jeden Fall. Erstens istes gerechter, wenn alle im selbenSystem sind. Zweitens könnenMenschenmit häufigemWechselzwischenArbeitslosigkeit, abhän-giger Beschäftigung und Selbst-ständigkeit besser abgesichertwerden.

metallzeitung: Ist die Rente mit 67aus Ihrer Sicht akzeptabel?Leiber: Solange keine ausreichen-den Beschäftigungsmöglichkeitenfür Ältere da sind, führt sie nur zuweiteren Härten. Sie müsste zu-mindest abgefedert werden.

[email protected]

Mehr zur Alterssicherung:

3www.igmetall.de/metallzeitung

Fristlose Kündigung für siebenMetaller beim Umwelttechnik-Hersteller Doppstadt in Calbe.Ohne Begründung. Daruntersind vier IG Metall-Kandidatenfür die kommende Betriebsrats-wahl. Die IG Metall hat Kündi-gungsschutzklagen eingereicht.Die Gekündigten wollen weiterfür den Betriebsrat kandidieren.

Zudemgab es erneut Einzelge-spräche, indenenBeschäftigtevordie Wahl gestellt wurden: Entwe-derEinzelarbeitsverträgemitVer-zicht auf Tarifansprüche – oderraus mit Abfindung. Bereits imJanuar war der alte Betriebsrat

geschlossen ausgeschieden, nachjahrelangenKämpfen.Kurzzuvorwar der Betriebsratsvorsitzendezusammengeschlagen worden.(metallzeitung berichtete).

Als »Krebsgeschwür« hat Ge-schäftsführer Denkewitz den Be-triebsrat in der Bild-Zeitungbezeichnet. Betriebsräte undMe-tallerwurdendurchDetektivebe-spitzelt, beschuldigt und fristlosgekündigt. Mit an Bord: Zahlrei-che Anwälte, darunter auch derals Betriebsratskiller bekannteAnwalt Helmut Naujoks.

[email protected]

Umweltanlagenbau bei Doppstadt Calbe: IG Metall im Fadenkreuz.

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Metaller-Hatz geht weiterKeine Ruhe bei Doppstadt Calbe in Sachsen-Anhalt: Betriebsrat

gemobbt und gegangen, erneut Metaller fristlos gekündigt.

PFLAUME DES MONATS

»Lidl lohnt sich« – der Werbespruch der Discountkette stimmt

zumindest für Datenschützer, die Betriebe kontrollieren. Selbst

nachdem aufgedeckt worden war, dass Lidl seine Angestellten

heimlich bespitzelt hat, sammelte der Konzern unverdrossen

weiter, wie im April bekannt wurde: Krankendaten über Grippe,

psychische Probleme von Beschäftigten, künstliche Befruchtungen

und alles mögliche andere. Rechtlich genauso unzulässig wie

die Bespitzelungen vorher.

Auf der eigenen Internetseite wirbt Lidl

damit, »auf dem Weg nach Morgen« zu

sein. Wir ahnen, was da auf die

Angestellten zukommt:

Implantierte Chips, elektronische

Fußfesseln, DNS-Sensoren ... syk

Lidl überwachen lohnt sich

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Schon im Sommer könnten der Kurzarbeit größere Massenentlassungen folgen.

In dieser gefährlichen Situation hat die IG Metall zurzeit vor allem ein Ziel:

Jobs sichern. Sie will die Opfer der Krise, die Beschäftigten, schützen und

den Brand, den die Wirtschaftskrise in vielen Betrieben entfacht hat, löschen.

Ihr Aktionsplan dazu ist ein Vorschlag für eine soziale, demokratische und

ökologische Zukunft.

VON SYLVIA KOPPELBERG, FABIENNE MELZER UND SUSANNE ROHMUND

WIRTSCHAFTSKRISE FAKT IST ...

TITELSEITE 10 | metallzeitung 5/2009

Männer, unter deren Hemden sich nicht dieKonturen der berühmten Unterwäsche vonSchiesser abzeichnen? Kinderzimmer ohneMärklin-Eisenbahn?SonntagskuchenohneRo-senthal-Geschirr? Für viele Bundesbürger mitgut gefülltem Portemonnaie unvorstellbar. Beimanchen kommt da Wehmut auf. Und trotz-dem könnte das passieren: Alle drei Unterneh-men sind in der Insolvenz. Und sie sind keineEinzelfälle. Viele Unternehmen sind durch dieglobale Finanz- undAbsatzkrise unverschuldetins Schlingern geraten. Die ersten stehen schonvor dem Aus. Die Autozulieferer Edscha, Kar-mann, TMD Friction, der UhrenherstellerJunghans. Es trifft 150 Jahre alte deutsche Tra-ditionsfirmen genauso wie den erst drei Jahrealten Chiphersteller Qimonda.

Dochwas die Republik zurzeit erlebt, könn-te erst der Anfang sein. Auch wenn die Ex-perten vorsichtiger mit Prognosen gewordensind: Viele rechnen damit, dass es im Sommerrichtig dicke kommen könnte. Die Wirt-schaftsauskunft »Creditreform« schätzt, dassdieses Jahr etwa 35000 Firmen pleite zu gehendrohen, 18 Prozent mehr als im vergangenenJahr. Die massiven Absatzeinbrüche allein inderMetall- undElektroindustrie könntendazuführen, dass es für über eine halbe MillionBeschäftigte bis Jahresende keineArbeitmehrgibt –wenn nichtmassiv gegengesteuert wird.

Rettungsnetze. Für die Banken haben Bun-des- undLandesregierungenRettungsschirmeaufgespannt. Allein 18,2 Milliarden EuroSteuergelder investierte der Staat, umeine ein-zige Bank, die Commerzbank, teilzuverstaat-lichen. Mit 25 Prozent plus einer Aktie ist derBund neuer Großaktionär des zweitgrößtendeutschen Kreditinstituts. 290 Millionen hatdie Regierung geboten, um die Hypo RealEstate zu übernehmen und so ihre Pleite ab-zuwenden. Mehr als drei Milliarden Europumpen die LänderHamburg und Schleswig-Holstein in die HSH Nordbank und bewillig-ten ihr desweiteren zehn Milliarden alsSicherheitsgarantie.

Was bei Banken geht, die sich verzockt ha-ben, muss auch für Unternehmen in Not gel-ten, die Opfer der Finanzkrise geworden sind.Auch sie brauchen einen Rettungsschirm.Gleiches Recht für alle. Schließlich ist die »In-dustrie ist das Rückgrat der deutschen Wirt-schaft«, wie Berthold Huber sagt. In ihr liegedas größte Potenzial der Wirtschaft und ihrerZukunft. Geht ein Unternehmen pleite, »sindsein Wissen und Know-how ein für alle Malverloren«. Und vor allem: die Arbeitsplätze.

AKTIONSPLANSOLL ARBEITRETTEN

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Bei einigen Unternehmen besteht die Gefahr,dass auch staatliche Bürgschaften und Kreditenicht reichen, um sie vor der Insolvenz zu ret-ten. In diesenFällenmuss esmöglich sein, dassder Staat hilft und sich zeitweise an der Firmabeteiligt – bis die Absatzkrise vorbei ist. Dazusoll derBundeinenBeteiligungsfonds auflegenundmit 100MilliardenEuro füllen, fordert dieIGMetall. Firmen, an denen sich der Staat be-teiligt, sollen Bedingungen erfüllen: Siemüssen ein realistisches Zukunftskonzepthaben. Die Banken müssen sie für kredit-würdig halten. Eigentümer und Aktionäresollen auf Gewinnentnahmen und Divi-denden, Manager auf Boni verzichten.Wichtig ist: Das Unternehmen darfnicht betriebsbedingt kündigen,mussdie Tarifverträge einhalten und Ju-gendliche ausbilden und sie auchübernehmen.

Von den Reichen. Mit einerAnleihe von jährlich zwei Pro-zent auf private Vermögenüber 750000 Euro soll derFonds finanziert werden.Die Anleihe läuft 15 Jahreundwird nach demZins-satz der EuropäischenZentralbank verzinst.Soeine»Zwangsanlei-he«gabes schonmal:unter CDU-Kanz-lerLudwigErhard,dem »Vater dersozialen Markt-wirtschaft«.

Die IG Metall hat der Bundesregierung im

Dezember 2008 das Positionspapier »Keine

Entlassungen 2009« vorgelegt. Wesentliche

Punkte daraus wurden umgesetzt:

Erleichterungen bei Kurzarbeit

Kurzarbeit und Qualifikation verbunden

Umweltprämie für das Verschrotten alter

Autos bei Neukauf

Erstes Investitionsprogramm

»Der Markt heilt sich nicht selbst. Die

Politik muss handeln« – der Erste Vorsit-

zende der IG Metall, Berthold Huber,

fordert die Bundesregierung auf, sich den

Aktionsplan genau anzuschauen.

WAS DIE IG METALLFORDERT

»StaatlicheBeteiligungensindnichtsUnanstän-diges«, findetKlaus Franz, derGesamtbetriebs-ratsvorsitzendevonOpel.Er fordert sie auch für»seinen« Autokonzern. Sie sind auch nichtsNeues.Noch 1991 gehörten demBund 136 Fir-men mindestens zu 25 Prozent. Da, wo der

Staat mitmischt, sagtFranz, »ist auchamehe-sten gewährleistet, dassder Betrieb die Mitbe-stimmungsrechte aner-kennt und seine Strategiean langfristigemErfolg undsozialen und ökologischenKriterien ausrichtet«.

Dividende. Auch der Staatprofitiert davon. Beim Salzgit-ter-Konzern ist Niedersachsengrößter Anteilseigner. Obwohldie Gewinne 2008 um ein Drittelschrumpften, schüttete der Stahl-riese630MillionenEuroandieAk-tionäre aus. Gut ein Viertel davonfülltedieLandeskasse. ImGegensatzzu anderen Stahlkonzernen tätigtSalzgitter seine großen Investitionenstatt im Ausland in Salzgitter und Pei-ne. »Es geht nicht darum, dass der Staatalles bessermacht«, sagtHannelore Elze,Aufsichtsratsmitglied bei Salzgitter, »son-dern darum, dass er sich dem Land undseinen Menschen verantwortlich fühlt.«Vor kurzemunterschrieb derVorstand eineErklärung: Trotz Krise will er nicht kündi-gen, sondern weiter investieren – und auchAzubis eine Perspektive bieten.

WIE ES BESSERGEHT

Chance für KurswechselDie Krise ist schlimm, sie ist

gefährlich. Aber sie bietet eine

Chance für einen Kurswechsel.

Wir müssen zugreifen. Es geht

darum, dass der Staat zu seiner

guten Rolle zurückfindet: die des

Pioniers einer sozialen, demokra-

tischen Politik. Er muss dort in-

vestieren, wo über die Zukunft

unserer Gesellschaft und Wirt-

schaft entschieden wird: in öko-

logischen Umbau, eine gute

Infrastruktur, Bildung, Forschung,

soziale Dienstleistungen. Natür-

lich kostet das Geld. Deshalb

müssen hohe Einkommen und

Vermögen stärker herangezogen

werden, um die Bewältigung der

Krise zu finanzieren und um die

Grundlagen für ein gutes Leben

zu gestalten.

Die neue Politik muss demo-

kratisch sein. Mitbestimmung

und Teilhabe müssen ausgebaut

werden. Die Menschen wollen

nicht länger Rädchen im Ge-

triebe sein. Sie wollen über ihre

eigenen Belange mitentschei-

den. So lautet für uns eine der

Konsequenzen aus der Krise:

Wir stellen die Machtfrage in

der Wirtschaft. Denn die

Interessen der Beschäftigten

und der Mehrheit der Gesell-

schaft sind in einer demokrati-

schen Wirtschaftsordnung bes-

ser aufgehoben.

Unsere Gesellschaft muss mit

sich, wir müssen mit uns einen

neuen Vertrag abschließen: Es

geht um eine neue Politik, die

Deutschland zu einem Land

macht, das demokratischer,

sozialer, ökologischer und fort-

schrittlicher ist.

Wir Gewerkschafter werden

die Chance nutzen und uns für

diese neue Politik stark machen.

DER KOMMENTAR

Martin Allespach (li.) leitet die

Grundsatzabteilung beim

IG Metall-Vorstand, Michael

Guggemos (re.) ist Koordinator

der Vorstandsaufgaben.

Das haben wir erreicht

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SEITE 12 | metallzeitung 5/2009

TITELFAKT IST ...

Es ist der Satz, der seit einigenWochen in im-mer kürzerenAbständen fällt. »Das gab’s nochnie«, heißt es bei fast jeder neuen Hiobsbot-schaft aus der Wirtschaft. Auf dem Arbeits-markt blieb der Frühjahrsaufschwung aus.DieWirtschaftsinstitute schrauben ihre Progno-sen von Monat zu Monat nach unten und lie-gen mittlerweile zwischen minus 3,7 undminus 5 Prozent – das gab’s noch nie. Dasatemberaubende Tempo der Krise lässt Wolf-gang Rhode, geschäftsführendes Vorstands-mitglied der IG Metall, Schlimmes be-fürchten: »Die Wirtschaft befindet sich imfreien Fall. Im Vergleich zu dem, was wir heuteerleben, war der Einbruch zur Jahrtausend-wende ein laues Lüftchen.«

Abwärtsspirale. Bisher traten Krisen meistnur in einzelnen Regionen auf, während inanderen dieWirtschaft wuchs.Das ist diesmalanders. »Es gibt kein Land, das jetzt die Loko-motive spielen und andere Länder durch zu-sätzliche Nachfrage aus der Krise ziehenkönnte«, sagt Rhode. Und wenn sie in dennächsten Monaten auf den Arbeitsmarktdurchschlägt, könnte sie eine AbwärtsspiraleinGang setzen.Denn sinkende Beschäftigungführt zu sinkender Nachfrage, was die Wirt-schaftskrise weiter verschärfen könnte.

Die Schwäche Deutschlands in den vergan-genen Jahren liegt vor allem an der schwachenEntwicklung des privaten Konsums und derStaatsausgaben. Auf die privaten Ausgabenentfallen rund 60 Prozent der gesamtwirt-schaftlichenNachfrage. »DerKonsumhängt inerster Linie von der Entwicklung der Löhneund Gehälter der Beschäftigten ab«, betontHeinz Bontrup,Wirtschaftsprofessor undMit-glied der Arbeitsgruppe Alternative Wirt-schaftspolitik.

Aus der Balance. Die Arbeitsgruppe Alter-nativeWirtschaftspolitik gibt jährlich ein Me-morandum heraus. Es ist gerade erschienen.Ihre Analyse: Seit Mitte der 1990er-Jahre blie-ben die Reallöhne und auch die Lohnstück-kosten in Deutschland jährlich um mehr alseinen Prozentpunkt hinter der Entwicklung inden anderen Ländern der EU zurück. Ein wei-teres Problem: Deutschland exportiert mehrWaren als es importiert. »Die dadurch zuneh-menden innereuropäischenUngleichgewichtebergen einwachsendesKonfliktpotenzial.Undin der aktuellen Krise können sie den Zusam-menhalt der Europäischen Union gefährden«,befürchten die Volkswirte der Arbeitsgruppein ihremMemorandum.

»Damit die Abwärtsspirale nicht in Gangkommt, muss die Bundesregierung dringendein Konjunkturpaket III vorbereiten«, sagtWolfgang Rhode. Denn nur so kann sie recht-zeitig reagieren, wenn sich die Lage in denkommendenMonaten weiter verschlechtert.

Außerdem schlägt die IG Metall ein Zu-kunftsprogramm vor, das europaweit abge-stimmt wird. Damit könnten Verkehrswegeausgebaut, die Energieversorgung auf erneuer-bare Energien und schadstoffarme Kraftwerkeumgestellt undBildung undForschung auf denneuesten Stand gebracht werden.

Und wer bezahlt das? Nicht schon wiederdie Klein- und Durchschnittsverdiener – unddamit die Beschäftigten.Die IGMetall schlägteine höhere Besteuerung der Spitzeneinkom-men vor. Die mittleren und unteren Einkom-men sollten hingegen entlastet werden.

Die USA haben es vorgemacht. Als das LandAnfang der 30er-Jahre in eine tiefe Rezessionstürzte und Millionen Menschen ihre Arbeitverloren, trat Präsident Theodor Roosevelt mitseinem »New Deal« an. Der gilt bis heute alsVater aller Konjunkturprogramme. Rooseveltführte eine staatlicheÜberwachungderBörsenein, setzte die damalige Gewerkschaftsforde-rung nach einer 40-Stunden-Woche um underhöhte die Steuern fürReiche.Der Staat inves-tierte in Straßen, Schulen und Brücken undschaffteArbeit fürMillionen.Dochobwohldie-se Investitionen den Arbeitsmarkt belebten, istderErfolgumstritten.Trotz enormer staatlicherInvestitionen gab es auch Mitte der 30er-JahreMillionen Arbeitslose. Eine Erklärung: Roose-velts »New Deal« ging nicht weit genug. Heutemehrensich indenUSAdieStimmen,die einenneuen »NewDeal« fordern.

WAS DIE IG METALLFORDERT

WIE ES BESSERGEHT

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metallzeitung 5/2009 | SEITE 13

FAKT IST...

Der Glaube an zweistellige Renditen auf denFinanzmärkten schien langeZeit unerschütter-lich.Auf der JagdnachkurzfristigenGewinnennahmen Banken hohe Kreditrisiken in Kauf,verpackten sie in beinah undurchschaubarePäckchen und verkauften sie weiter. Das Spielging gut, solange der Markt wuchs. Doch stei-gendeZinsenund fallende Immobilienpreise indenUSA ließen die Kreditblase platzen. Da dieRisiken über die Finanzmärkte mittlerweilerund um den Globus gewandert waren, gerie-tenüberall Banken inSchwierigkeiten.DieFol-ge:DieBanken trauen sichuntereinandernichtmehr. Und es wird auch für Unternehmenschwieriger, Kredite zu bekommen.

Freie Fahrt für Heuschrecken. Größen-wahn und teilweise auch kriminelle Energienvon Bankern verursachten den Crash. DieSpekulationswelle wurde aber auch durch dieDeregulierungspolitik und die Lücken bei derFinanzaufsicht erleichtert. »Es war erklärtesZiel der rot-grünen Regierung, das Land fürinternationale Finanzmärkte attraktiv zumachen«, sagt Rhode. Sie baute viele Hürdenauf dem Finanzmarkt ab. So öffnete beispiels-weise die Schröder-Regierung Finanzinvesto-ren die Türen. Diese waren bis 2003 auf demdeutschen Markt nicht zugelassen.

Damit sich solche Exzesse nicht wiederholen,will die IG Metall den Finanzmärkten stren-gere Zügel anlegen. Finanzinvestoren undRa-ting-Agenturen, die einen großen Anteil ander Krise tragen, müssen stärker kontrolliertund strengeren Regeln unterworfen werden.Damit Kreditrisiken nicht mehr munter

über den Globus wandern, sollen Banken sienicht mehr zu 100 Prozent an Dritte weiter-geben können. Künftig müssen sie für min-destens 30 Prozent des Risikos selbst haften.Besonders risikoreiche Geschäfte sollen ver-boten werden.

Die IG Metall fordert eine europäischeSteuer auf Wertpapier- und Devisenkäufe,mindestens von ein Prozent. Das macht Spe-kulationen etwas unattraktiver und sorgtdafür, dass diejenigen, die die jetzige Krisemitverursacht haben, ihre Folgekosten zu-mindest mitfinanzieren müssen.

Kredite an Finanzinvestoren – PrivateEquity- und Hedge-Fonds – müssen besserabgesichert werden. Banken sollen sie mit 40Prozent Eigenkapital unterlegen. Um Kata-strophen wie die momentane in Zukunft zuverhindern, muss die Bankenaufsicht verbes-sert undmüssen Finanzmarktprodukte durcheinen Finanzmarkt-TÜV geprüft und zuge-lassen werden.

Schon ingutenZeitenzweifelteBettinaReckert,obdie Strategie der Finanzinvestorengut gehenkann.Als der FinanzinvestorCarlyle denAuto-zulieferer Edscha in Remscheid übernahm,bürdete er ihm den Kaufpreis als Kredit auf.Nunmusstenmitdem jährlichenGewinnnichtnur die enormen Renditeerwartungen desFinanzinvestors erfüllt, sondernauchdieSchul-denlast getilgtwerden. »Daswar schon ingutenZeiten kaumzu schaffen«, sagt BettinaReckert,die bei Edscha Betriebsratsvorsitzende ist.»Aber in der Krise ging es gar nicht mehr.« IhrArbeitgeber ist in der vorläufigen Insolvenz.

Schulden treiben in die Pleite. So wie Ed-scha ergeht es vielen Unternehmen, die vonFinanzinvestoren gekauft wurden. Die enor-me Schuldenlast, die ihr Käufer ihnen aufge-drückt hat, treibt sie in die Insolvenz. BettinaReckert ist überzeugt, dass Edscha heute ohnedie Schulden besser dastehen würde. Dabeimacht sieCarlyle nicht einmal einenVorwurf.»Der Gesetzgeber hat es zugelassen. sie habennur das gemacht, was alle gemacht haben.«Viele Insolvenzen hätten wohl vermiedenwer-den können, wenn die Politik die Zügel auf denFinanzmärkten nicht so locker gelassen hätte.Auch für Bettina Reckert steht fest: Finanzin-vestoren brauchen strengere Regeln.

WAS DIE IG METALLFORDERT

WIE ES BESSERGEHT

»Arbeit für alle bei fairem Lohn«, so lautet in diesem Jahr das

Motto des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für den 1. Mai.

Damit reagiert der DGB auf die Versuche zahlreicher Arbeitgeber,

die Wirtschaftskrise auf dem Rücken der Beschäftigten auszutra-

gen. Und auf den Trend, Löhne immer weiter nach unten zu drük-

ken. Wo es große Demos am 1. Mai gibt, steht unter: www.dgb.de.

»Die Krise bekämpfen«, unter diesem Motto rufen DGB und Euro-

päischer Gewerkschaftsbund (EGB) am 16. Mai zu weiteren Demon-

strationen in Berlin, Brüssel, Prag und Madrid auf. Diese sind Teil der

Europäischen Aktionstage des EGB. Ihr Ziel: Die Politik muss endlich

dafür sorgen, dass die Menschen wieder im Mittelpunkt stehen.

Deshalb fordern die europäischen Gewerkschaften in ihrem Aufruf zu

den Demos: »Die Krise muss nachhaltig bekämpft werden. Wir wollen

einen Sozialpakt für Europa! Die Verursacher müssen zahlen.« Die

Mai-Demos sollen Druck machen, damit Beschäftigung erhalten

bleibt. Viele Verwaltungsstellen bieten Fahrten zu den Demos an.

Demos am 1. Mai und 16. Mai

Das Motto des

Mai-Feiertags:

»Arbeit für alle

bei fairem

Lohn«

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SEITE 14 | metallzeitung 5/2009

REPORTAGEPROTESTE GEGEN KRISEN-KAHLSCHLAG

Es geht schon wieder los: Viele Betriebe wollen die Wirtschafts- und Finanzkrise auf dem

Rücken der Arbeitnehmer austragen und Beschäftigte auf die Straße setzen. Das muss aufhören,

fordert die IG Metall. Metallerinnen und Metaller machen gegen Einschnitte und Jobabbau mobil.

Verursacher sollen zahlen

Heidelberger DruckmaschinenSo viele haben noch nie vor demSitz der Heidelberger Druckma-schinen protestiert – nämlich6000. Erstmals kamen auch Be-schäftigte anderer Standorte, vonKiel bis Amstetten, nach Wies-loch.Denndie Lage ist ernst:Hei-delberger will insgesamt 5000Arbeitsplätze abbauen und hatdafür den Zukunftssicherungs-tarif gekündigt. Er schloss Entlas-sungen bis 2012 aus.Für den Betriebsrat ist das ein

Vertrauensbruch, zumal die Be-schäftigten dafür ihre Beiträgeleisten. »Das war kein Schön-

wettervertrag«, sagte Gesamt-betriebsratschef Rainer Wagner,»sondern einer für Stürme undUnwetter.«Die Banken verschärften die

wirtschaftlich schwierige Situa-tion zusätzlich, weil sie Krediteschneller zurück verlangen. »Wirsind nicht dafür da, für das Ver-sagen der Banken die Zeche zubezahlen«, sagte Heidelbergs IGMetall-Bevollmächtigter MirkoGeiger. Es gebe Alternativen.Kurzarbeit sei zudem deutlichbilliger als ein Sozialplan undAb-findungen.

Motorradkorso für die

Zukunft des Mahle-Werks

Alzenau am Ostersamstag

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Mahle, AlzenauEnde März hielt die AlzenauerMahle-Geschäftsführung die Zeitfür reif. Auf einer Betriebsver-sammlung teilte sie der Beleg-schaft mit, der gesamte Standortmüsse zum 30. Juni geschlossenwerden. Unter den Beschäftigtenbreitete sich Totenstille aus. Nureinzelne Rufe hallten durch denRaum: »Scheiß-Kapitalisten«.Wenig später marschierten die

rund 500 Mahle-Beschäftigtendurch Alzenau. »Seit Juni des ver-gangenenJahreshabenwirüberei-nenInnovationsvertragverhandeltundvieleÜbereinstimmungenmitderGeschäftsführung festgestellt«,klagtBetriebsratsvorsitzenderDie-ter Wissel an, »diese Verhandlun-

gen müssen sofort wieder aufge-nommen werden.«Inzwischen haben Metalle-

rinnen und Metaller eine Mahn-wache eingerichtet. »Wir kämpfenfür unseren Standort, Alzenaudarf nicht geschlossen werden«,sagt Betriebsratsmitglied SteffenBorg. Ein erster Erfolg: Nach Pro-testen der IG Metall zieht die Ge-schäftsführung ihre SchwarzenSheriffs samt Schäferhunden wie-der ab. Sie sollten Geschäftslei-tung und Maschinen absichern.Die Region steht solidarisch auf

gegen die Schließung. Woche fürWoche sind Tausende bei denDe-mos in Alzenau dabei. Und: DieVerhandlungen laufen wieder.

HEIDELBERG-BESCHÄFTIGTE GEGEN 5000 KÜNDIGUNGENKnapp 6000 Beschäftigte haben am 2. April gegen die Kahlschlag-Politik

bei Heidelberger Druck vor dem Werk Wiesloch bei Heidelberg protestiert.

Sie fordern die Einhaltung des Zukunftssicherungs-Tarifvertrags, der

Entlassungen beim Druckmaschinen-Weltmarktführer bis 2012 ausschließt.

14_15_mz_05_09_apm.qxp:Reportage_14_15 21.04.2009 17:16 Uhr Seite 14

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metallzeitung 5/2009 | SEITE 15

Im StahlwerkArcelor Mittal, inBre-men, steht die Stimmung auf derKippe.Die seitDezember laufendeKurzarbeit haben alle ohne Mur-rengeschluckt, auchwennGeld imPortemonnaie fehlt.Aber jetzt ver-stärkt derKonzerndenDruckundversucht ein neues Personalkon-zept durchzusetzen. Verladung,Verpackung und Versand sollenausgegliedert werden. Die Be-schäftigten rechneten daher mitweniger Geld und demVerlust so-zialer Rechte. Es reicht, sagen die

Continental: Ende März protes-

tierten Tausende vor der Kon-

zernzentrale gegen die Schlie-

ßung des Standorts Stöcken.

Alcan: Mit Postkarten, Plakaten

und Plaketten kämpfen die Be-

schäftigten gegen das Aus des

Aluminium-Werks in Singen.

Salzgitter-Konzern:Keine Entlassungen

News

Nach langen Verhandlungen,

Versammlungen und viel politi-

schem Druck haben Salzigitter-

Beschäftigte und IG Metall

erreicht: In einer »Gemein-

samen Erklärung« halten Kon-

zernbetriebsrat und Vorstand

an dem Ziel fest, betriebsbe-

dingte Kündigungen auszu-

schließen. Auftragseinbrüche

werden über Kurzarbeit aufge-

fangen. Der Salzgitter-Konzern

hält an geplanten Großinvesti-

tionen fest. Die Kurzarbeits-

phase soll für Qualifizierung

genutzt werden. Ganz wichtig:

Auch den Auszubildenden wird

eine »nachhaltige Beschäfti-

gungsperspektive« eröffnet –

statt sie nach der Lehre auf die

Straße zu setzen. Der Konzern-

betriebsratsvorsitzende

Christian Schwandt: »Unsere

Erklärung zeigt, was mit

solidarischem Handeln in der

Krise erreicht werden kann.«

Stahlwerker, Arcelor darf nichtweiter aufunseremRückensparen.Anfang März veröffentlichten

sie einen Offenen Brief, der diePläne derWerksleitung heftig kri-tisiert. »Von uns werden immerhöchste Leistung, eine hohe Flexi-bilität und neue Ideen verlangt.Der Dank des Unternehmens istjetzt dieAusgliederung.«DreiWo-chen später machten sie richtigernst. 1000Stahlwerkermarschier-ten zur Sitzung des Aufsichtsrates.AufeinemgroßenTransparentwar

Arcelor, Bremenzu lesen: »Wir zahlen die Krisenicht.« BetriebsratsvorsitzenderKlaus Hering machte klar: »EineHütte, eine Belegschaft, der sozia-le Schutz ist nicht teilbar.«Ende April haben es die Metal-

ler bei Arcelor geschafft. Das Ver-handlungsergebnis (Unterschriftstand bei Redaktionsschluss nochaus): Ausgliederung ja – doch dieBeschäftigten bleiben im Arcelor-Verbund. Mit vollen Rechten, Be-triebsrentenundStahl-Tarif. Sozialabgesichert – bis zur Rente.

Ein kalter Morgen imMärz:Wüten-de Metaller auf dem Hof des Rin-telner Baumaschinen-ZulieferersKnippschild. Sie haben die Ma-schinen fürzweiStundenabgestellt– nachdem sich die Geschäfts-leitung klammheimlich aus demArbeitgeberverbandverabschiedetund Lohnbestandteile einbehaltenhat. Weder die 510 Euro Eimal-zahlung, noch die Tariferhöhun-gen von 2,1 Prozent wurdenüberwiesen. »Unsere Leute sollenwohl jahrelang auf Tariferhöhun-

gen verzichten«, fürchtet der Be-triebsratsvorsitzende Kurt Becker.Gleichzeitig wurde mit neuen

Arbeitsverträgen gelockt. Sie se-hen 40Wochenstunden vor. Neindanke, sagten die Beschäftigtenund warfen sie zum Altpapier.DieKrise, sagt dieGeschäftslei-

tung, erfordere die Sparerei beiden Beschäftigten. Und warumverhandelt sie dannnicht? »Natür-lich wollen wir kooperieren. Aberwenn die Geschäftsleitung nichtreagiert, führen wir auch einen

Knippschild, RintelnArbeitskampf«, hatHerbert Schei-be, Erster Bevollmächtigter derIG Metall Alfeld/Hameln/Hildes-heim, klargestellt.Nun hat sich die Geschäftslei-

tung mit der Tarifkommissionaus IG Metall-Mitgliedern imBetrieb getroffen. Scheibe: »Wirmussten denen erst mal Nachhilfeim Tarifrecht geben. Die habenverstanden: So einfach geht dasnicht.«MitteMaiwirdweiter ver-handelt.

Fritz Arndt/Uli Eberhardt

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THYSSEN-KRUPP-BESCHÄFTIGTE GEGEN JOBABBAURund 14 000 Thyssen-Krupp-Beschäftigte protestierten am 6. April in Duisburg. »Wir erwarten, dass gerade

ein Unternehmen wie Thyssen-Krupp andere Antworten auf die Umsatzrückgänge entwickelt, als ein reines

Sparprogramm auf Kosten der Arbeitsplätze«, mahnte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall.

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Starke Partner.Sichere Rente.

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14_15_mz_05_09_apm.qxp:Reportage_14_15 21.04.2009 17:16 Uhr Seite 15

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SEITE 16 | metallzeitung 5/2009

LEBEN

Versichert bis zur Kita?metallzeitung 4/2009, Arbeit,

»Wegeunfälle sind nicht in

jedem Fall versichert«

»Bin ich auch versichert, wenn

ich meinen Sohn vor der Arbeit

und auf kürzestem Weg (mit dem

Auto oder Motorroller) in den

Kindergarten bringe und von

dort aus auf direktem Weg zur

Arbeit fahre?«

Stephanie Altenburg, per E-Mail

Antwort aus der RedaktionWir haben Deine Frage von denSozialrechtlern beim IG Metall-Vor-stand prüfen lassen. Das von Dirbeschriebene Beispiel wäre einArbeitsunfall nach Paragraf 8, Abs.2, Nr. 2a SGB VII (Gesetzliche Un-fallversicherung). Bei einem Wege-unfall bist Du also versichert.

Aber Achtung: Es sind nur Ab-weichungen von bereits versicher-ten Wegen erfasst. Wege alleinzum Bringen und zum Abholen desKindes sind nicht versichert. Daswäre beispielsweise dann der Fall,wenn ein Versicherter das Kind zurKita bringt und nochmals nachHause geht. Gleiches gilt für Be-schäftigte, die ihre Arbeit unterbre-chen, weil sie das Kind abholenoder wegbringen.

In einem Rechtsstreit vor demBundessozialgericht hat eineKlägerin den Prozess verloren,weil sie, um aufsichtbedürftigeKinder abzuholen, vorübergehendihre Arbeitsstätte verlassen hatte.BSG, Urteil vom 20. März 2007,Az.: B 2 U 19/06 R

Feingeistiges Geredemetallzeitung 4/2009, Editorial,

»Gemeinsam für ein

gutes Leben«

»Es wird Zeit, dass Eure Aktivi-

täten aggressiver werden. Bitte

verschont uns mit Euren feingeis-

tigen Reden. Der Laden brennt.

Das soziale Gebäude bricht ein.

Die Leidtragenden sind wir, die

Männer und Frauen in den Be-

trieben. Wo bleiben Eure Ant-

worten? Je früher wir aktiv wer-

den, desto eher bekämpfen wir

den Neoliberalismus.«

Manfred Dörr, per E-Mail

Die Gesundheitspyramidemetallzeitung 4/2009, Aktuell,

»Daimler hat Datenschutz

Kranker verletzt«

»Der Artikel hat mir zu Denken

gegeben. Ich arbeite seit 31 Jahren

bei einem Automobilhersteller. Ich

bin schwerbehindert und habe lei-

der hohe Ausfallzeiten wegen

Krankheit. Bei uns gibt es eine

sogenannte Gesundheitspyramide.

Sie umfasst fünf Stufen von Rück-

kehrgesprächen. Angeblich soll

erkundet werden, ob Fehlzeiten

etwas mit dem Arbeitsplatz zu tun

haben. Ab der vierten Stufe (ein

Gespräch durch das Personal-

wesen im Vorfeld arbeitsrecht-

licher Sanktionen) merkt man:

Es geht nur noch um Fehlzeiten.

Man bekommt aus 15 Jahren auf-

gezählt, wie oft man doch krank

war. Ob ein Zusammenhang mit

dem Arbeitsplatz besteht, wird gar

nicht mehr gefragt. Die Pyramide

dient nur der Einschüchterung.

Was mit den Daten passiert, bleibt

unbekannt.«

per E-Mail, Name der Red. bekannt

Wir müssen Stärke zeigenmetallzeitung 4/2009, Aktuell,

»Schutzschirm für Arbeit,

Zügel für Banken«

»Ich finde es klasse, dass die

IG Metall sich einmischt und auf

die Politik Druck ausübt. Aber wir,

die Mitglieder, müssen mehr tun.

Wir müssen demonstrieren gehen

und Aktionen starten – gerade

jetzt, vor den Wahlen. Wir müssen

auf die Straße und zeigen, dass

wir stark sind. Bleibt dabei und

versucht, uns allen zu helfen.

Das ist zurzeit kein leichter Job.

Doch die IG Metall muss alles dafür

tun, Kündigungen zu verhindern.«

Antonio Caliendo, Ingersheim

»Der >Frankfurter Appell< ist längst

überfällig: Deutlich sagen, wer die

Schuld an der Krise hat, und dass

es so nicht weiter gehen kann. Das

Problem sind nicht nur maßlose

und kurzsichtige Manager, sondern

auch Bürger, die selbst in der Krise

die FDP wählen.«

Kurt Sommer, Hamburg

DIE LESER HABEN DAS WORT

Die Redaktion freut sich über Briefe. Vor allem über kurze, damit wir

zu vielen Themen die Meinung unserer Leser abdrucken können.

Schreibt entweder per Post an metallzeitung, Stichwort Leserbriefe,

Wilhelm-Leuschner-Straße 79, 60329 Frankfurt, oder per E-Mail an:

[email protected]. Bitte den Vor- und Nachnamen sowie

den Wohnort angeben. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen.

Ihr könnt uns auch über unser Service-Telefon erreichen. Montags bis

freitags zwischen 9 und 16 Uhr unter der gebührenfreien Rufummer:

MITMACHEN SAGT UNS EURE MEINUNG

0800 – 446 38 25

LESERFOTO DES MONATS

→TOBIAS BEI DER ENDKONTROLLEFotografie und kreative Bildbearbeitung – unser

Mitglied Wolfgang Kuhn ist da wirklich ein ambi-

tionierter Autodidakt. Auf dem Bild sehen wir

seinen Kollegen Tobias Fritsch, wie dieser gerade

eine Kupplung kontrolliert. Kuhn ist angestellt

bei der ZF Sachs AG in Bielefeld und beschäftigt

sich in seiner Freizeit mit dem Thema künstleri-

sche Fotografie. »Ich gebe auch gerne mein

Wissen an andere weiter«, erzählt Kuhn, »denn

es gibt viele, die sich die teuren Foto- und

Softwarekurse nicht leisten können.«

Die Redaktion findet, das ist eine tolle Idee, und

wünscht weiterhin viel Erfolg.

Schicke uns Dein Digitalfoto zum Thema: »Mensch und

Arbeit«. Für die Veröffentlichung in der metallzeitung

gibt es diesmal als Preis den Bildband »Ruhrgebiet in

Echt!« mit Fotografien von Manfred Vollmer.

Nähere Informationen und Teilnahmebedingungen zum

Fotowettbewerb findest Du unter:

3www.igmetall.de/metallzeitung

MITMACHEN FOTOWETTBEWERB DER IG METALL

16_17_mz_05_2009_apm.qxp:Leben_16_17 21.04.2009 17:17 Uhr Seite 16

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metallzeitung 5/2009 | SEITE 17

ZU BESUCH BEI CHRISTIAN MEIßNER

men. »Da hätte ich 800 EuroNettoam Monatsende gehabt, und dasbei 12-Stunden-Arbeitstagen.«

Dagegen war das Angebotder Leiharbeitsfirma verlockend.Denn Leiharbeiter verdienen beiAudi genauso viel wie Festange-

stellte. Im Sommer 2007 hattensich IGMetall unddiebeidenZeit-arbeitsfirmen bei Audi darauf ge-einigt, dass Leiharbeiter nach demTarifvertrag der bayerischen Me-tall- und Elektroindustrie bezahltwerden und an den Tariferhöhun-gen teilnehmen. »Das klang gut«,erzählt Christian.Und schließlichhoffte er damals, dass Audi ihnübernimmt. »Aber ich kam ein-fach ein Vierteljahr zu spät.«

Als dann die Entlassungswelle aufdie Leiharbeiter zurollte, wollteChristian nicht tatenlos zuschau-en. Es ging nicht um Weiterbe-schäftigung, erinnert er sich.Aber man konnte die Menschennicht einfach insNichts fallen las-sen. »Schließlich haben die Ver-leiher mit den Leuten viel Geldverdient.« Als die IG Metall mitden Leiharbeitsfirmen über eine

Transfergesellschaft verhandelte,war Christian dabei. Zum erstenMal saß er in einer Verhand-lungskommission. »Das warschon krass, um welche Summenes da geht, und wie manche Ver-leiher über Menschen reden.«AmEnde bekamdie IGMetall dieZusage, dass 200 Leiharbeiter ineine andere Beschäftigung ver-mittelt werden und gut 400 bis zuviereinhalbMonate in eineTrans-fergesellschaft wechseln.

Das Ergebnis war schlechter,als Christian erwartet hatte. »Wirhatten gefordert, dass man bis zueinem halben Jahr in der Trans-fergesellschaft bleiben kann.Dennoch konnte er die Reaktionmancher Kollegen nicht verste-hen. Als einige über das Ergebnismoserten, riss ihm der Gedulds-faden. »Ohne die IGMetall hättetihr doch jetzt gar nichts.«

Für Christian ist bei Audi Ende Juliaber auf jeden Fall Schluss. Er hatsich in Dessau zur Schule ange-meldet. Er will sein Abitur nach-holen und danach studieren.Christianmöchte weiterkommenund dazu reicht selbst ein Ab-schluss als Meister oder Techni-ker oft nicht mehr aus. Deshalbentschied er sich für ein Studium.Ob er tatsächlich noch bis Juli beiAudi ist, weiß er natürlich nicht.Denn als Leiharbeiter kann fürihn jeden Tag Schluss sein.

[email protected]

Schulung oder Geld

Für die Leiharbeiter bei Audi

in Ingolstadt hat die IG Metall

einiges ereicht. 200 werden

bei ihrer Verleihfirma weiter-

beschäftigt und erhalten eine

verlängerte Kündigungsfrist

von zwei Monaten. Rund 400

können sich in einer Transfer-

gesellschaft qualifizieren und

schulen lassen. Wer gehen

will, erhält eine Abfindung von

0,3 Bruttomonatseinkommen

pro Beschäftigungsjahr.

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Christian Meißner erzählt von seinen Erfahrungen als Leiharbeiter.

Das erste Mal war krassMenschen kann man doch nicht einfach ins Nichts entlassen, dachte Christian Meißner.

Der 22-Jährige arbeitet als Leiharbeiter bei Audi in Ingolstadt. Als die IG Metall mit den

Verleihern über eine Transfergesellschaft verhandelte, war er dabei.

Im Dezember ging es plötzlichlos. Von einer Woche auf die an-dere musste Christian Meißnermitansehen, wie Kollegen aus sei-nerAbteilung nichtmehrwieder-kamen. Seither rechnet er jedenTag damit, der Nächste zu sein.Denn Leiharbeiter kann die Fir-ma jederzeit nach Hause schi-cken. »Wenn ich heute einenAnruf kriege, brauche ich schonin der nächsten Woche nichtmehr zu kommen.«

Seit Februar 2008 arbeitetChristian als Leiharbeiter bei Au-di in Ingolstadt. Und eigentlichwar er froh, als er dort landete.Der 22-Jährige kommt aus Des-sau. Nach seiner Ausbildung zumKfz-Mechatroniker studierte erdie Stellenangebote in seinerRegion. Doch mit einer Arbeit ineiner freien Werkstatt wäre er nieauf einen grünen Zweig gekom-

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16_17_mz_05_2009_apm.qxp:Leben_16_17 21.04.2009 17:17 Uhr Seite 17

Page 18: 01 mz 05 2009 Bezirk apm.qxp:Feuerloescher 21.04.2009 16 ...€¦ · Unzufrieden mit dem Arbeitszeugnis? Probleme mit dem Verleiher? Die IG Metall bietet jetzt ihren Mitgliedern Beratung

SEITE 18 | metallzeitung 5/2009

LEBENTELEFONAKTION VOM 6. APRIL ZUM THEMA SCHULDEN

Frage: Mein Dispositionskreditist seit mehreren Monaten biszum Limit ausgeschöpft. Abwann rechnet sich eine Um-schuldung in einenRatenkredit?Antwort: Geliehenes Geld ist im-mer teuer.Wervorhat, einenKre-dit aufzunehmen, muss über diegesamte Laufzeit planen und vorallem prüfen, wie sicher dasmonatliche Einkommen ist.

Frage: Wie viel Kredit kann ichmir monatlich »leisten«?Antwort: Die Kreditrate solltehöchstens bei einem Sechstel desmonatlichen Haushaltsnettoein-kommens liegen.Bei einemmitt-leren Einkommen fallen etwa 50bis 60 Prozent für feste Ausga-ben weg. Eine Familie mit zweiKindern und einemmonatlichenNettoeinkommen von beispiels-weise 3000 Euro hat also zwi-schen 1200 und 1500 Euro fürsogenannte veränderliche Aus-gaben zur Verfügung. Hiervonmüssen Kosten für Lebensmit-tel, Bekleidung, Gesundheit undPflege, Bus- und Bahnfahrkar-ten, Benzin und eventuelleReparaturen bezahlt werden.Entsprechend knapp bemessenist der Spielraum für die Rück-zahlung. EinHaushalt, der jedenMonat 300 Euro »über« hat,kann diesesGeld eher zur Finan-zierung nutzen.

Frage: Worauf muss ich achten,wenn ein InkassobüroForderun-gen eintreibt oder eine Schuldan-erkenntnis verlangt?Antwort: Hier ist immer Vorsichtgeboten! Vorformulierte Schuld-anerkenntnisse oder Ratenzah-lungsvereinbarung keinesfalls

ungeprüft unterschreiben. Mögli-cherweisewerden sonstungerecht-fertigte Kosten oder bereitsverjährte Forderungen anerkannt.Auch Lebenspartner nichts unter-schreiben lassen.UnterUmständenmüssendiesedanach fürZahlungs-verpflichtungen haften.Unser Rat:BriefevonInkassounternehmenbeieiner seriösenSchuldnerberatungs-stelle prüfen lassen.

Frage: Ich habe Schulden bei ei-nem Versandhaus, die ich inmonatlichen Raten von 30 Euroabstottere. Ich kann für die Zah-lung nicht mehr aufkommen, daichArbeitslosengeld II (Alg II) be-ziehe. Kann ich die Monatsratehalbieren?Antwort: ZahlenSiekeineSchuldenvon Ihrer Grundsicherung. StellenSie die Zahlung komplett ein. Tei-len Sie Gläubigern schriftlich mit,dass Sie zurzeit Alg II beziehen.Diese Sozialleistungen sind defini-tiv unpfändbar, da sie Ihren mate-riellen Grundbedarf abdecken. Siemüssen auch keine Pfändung be-fürchten, denn Gläubiger wissenin der Regel um diese Vorschrif-ten. Oft ignorieren GläubigerBriefe von Schuldnern. Erfah-rungsgemäßhilft dann ein Schrei-ben von der Schuldnerberatung.

Frage: Mein Energieversorger for-dert ein hohe Nachzahlung. Kannich die Rechnung auch später zah-len?Antwort: Wer die Stromrechnungnicht zahlen kann, teilt dies raschseinemEnergieversorgermit, undzwar schriftlich. Gleichzeitig ist zubelegen, wie die Rechnung bezahltwerdensoll, beispielsweisemitdemUrlaubs- oderWeihnachtsgeld.

Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Schulden – es kann

viele Gründe geben, warum Menschen plötzlich mit weniger Geld

auskommen müssen. Wenn die Einnahmen zurückgehen, müssen

die Ausgaben entsprechend angepasst werden.

Antworten aufEure Fragen

Ergänzendes Arbeitslosengeld II (Alg II): Eine vierköpfige Familie

(Kinder 14 und 15 Jahre, Miete 655 Euro warm) mit einem monat-

lichen Erwerbseinkommen von 1772 Euro netto und Kindergeld von

insgesamt 328 Euro lebt unter dem Existenzminimum (anrechnungs-

freie Leistungen als Hinzuverdienst sind hier berücksichtigt).

Rutscht eine Familie unter dieses Minimum, hat sie – abhängig von

weiterem Vermögen – Anspruch auf Alg II. Der Antrag wird bei den

Arbeitsgemeinschaften (Argen) oder der Arbeitsagentur gestellt.

Wohngeld: Erwerbstätige Haushalte in Geldnot, die keinen Alg-II-

Anspruch haben, beantragen Wohngeld. Mieter erhalten einen

Mietzuschuss. Einen Lastenzuschuss gibt es für Besitzer eines

Eigenheims, und zwar für die monatlichen Belastungen plus Heiz-

kosten. Ob und in welcher Höhe ein Anspruch besteht, ist vom

Gesamteinkommen des Haushalts und dessen Größe abhängig.

Für die Anträge sind die Wohngeldstellen zuständig.

Kinderzuschlag: Eltern mit einem Mindesteinkommen von 900 Euro

im Monat (Alleinerziehende 600 Euro) erhalten einen Zuschlag

von maximal 140 Euro monatlich. Voraussetzung: Die im Haushalt

lebenden Kinder sind ledig, unter 25 Jahre und für sie wird bereits

Kindergeld gezahlt. Zudem darf das zu berücksichtigende Ein-

kommen und Vermögen die Höchsteinkommensgrenze nicht über-

schreiten. Es setzt sich aus dem elterlichen Bedarf (Alg-II-Regelung)

und dem prozentualen Anteil der Wohnkosten sowie dem Gesamt-

kinderzuschlag zusammen. Für die Anträge sind Familienkassen der

Arbeitsagentur zuständig.

Welche Sozialleistung wo beantragen?

18_19_mz_05_2009_apm.qxp:Leben_18_19 21.04.2009 17:17 Uhr Seite 18

Page 19: 01 mz 05 2009 Bezirk apm.qxp:Feuerloescher 21.04.2009 16 ...€¦ · Unzufrieden mit dem Arbeitszeugnis? Probleme mit dem Verleiher? Die IG Metall bietet jetzt ihren Mitgliedern Beratung

Frage: Ich habe Mietschulden.WanndürfenVermieter kündigen?Antwort: Wer zwei Monatsmietenodermehr schuldet, demkannderVermieter wegen Zahlungsverzugfristlos kündigen. Unser Rat: DasGespräch mit dem Vermieter su-chen und diesem die momentanefinanzielle Situation erklären undversuchen,mit ihmeineLösung zufinden. SchlagenSie eineRatenzah-lung vor oder bitten Sie um einenZahlungsaufschub. Viele Vermie-ter akzeptieren solche Vorschläge.Machen Sie aber nur solche Ange-bote, die Sie auch einhalten kön-nen. Beantragen Sie zudem beimSozialamt die Übernahme derMietschulden.

Frage:MeineFrauund ich erhaltenKurzarbeitergeld. Nach Abzug derFestkosten bleiben uns nur 200Euro imMonat zum Leben ...Antwort: Wer trotz Arbeit unterdem Existenzminimum lebt, be-antragt ergänzendesArbeitslosen-

geld II. Beschäftigte, die trotz einesgeringenEinkommens nicht unterdie Existenzgrenze geraten, habeneinen Rechtsanspruch auf Wohn-geld und sollten von diesem drin-gend Gebrauch machen (sieheInfobox).

Frage: Wo finde ich die nächsteSchuldnerberatungsstelle?Antwort: Beratung bieten beispiels-weise das Diakonische Werk, derCaritasverband und die Arbeiter-wohlfahrt. Auskunft über seriöseSchuldnerberatungsstellen erhal-ten Sie über das Servicetelefon desBundesministeriums für Familieunter 01801 – 907050 oder im In-ternet (siehe unten).

[email protected]

Anschriften der Beratungsstellen

und viele nützliche Infos und Tipps:

3www.meine-schulden.de

3www.forum-schulden

beratung.de

3www.familien-wegweiser.de

WAS MICH BESCHÄFTIGT ...

metallzeitung: Seit 31. März istdie neonazistische HDJ verbo-ten. Ist der Nazi-Kinderspuk mitMilitärdrill damit vorbei?Andrea Röpke:DasVerbot war einwichtiges Zeichen der Demokra-tie – und unerlässlich: Die HDJfing schon an, sich auszubreitenund geschulte Nazi-Kader inSchulen, Unis und Vereinen zuplatzieren. Doch die Nazi-Kin-dererziehung wird weitergehen,in kleinen Zirkeln, im Ausland,bei der NPD-Jugend, wie nachdem Verbot der Wiking-Jugend.Darauf deuten Schriften und Äu-ßerungen hin. Der Verfassungs-schutz schätzt, dass mindestensdie Kerntruppe weitermacht.

metallzeitung: Sie haben viel überdie HDJ aufgedeckt, wurden so-gar angegriffen. Ist das Verbotauch Ergebnis ihrer Arbeit?Röpke: ImAugust 2006 habenwirwir erstmals Bilder der Bildungs-dressur gezeigt. Und der AngriffderHDJler aufuns inBlankenfeld– das hat Bewusstsein geweckt.Zuvor kamdieHDJ kaum inVer-fassungsschutzberichten vor undkonnte ungestört agieren.

metallzeitung: Arbeiten die Be-hörden mit Ihnen zusammen?Antwort: Die Behörden habenschon unser Material genutzt.DochbeiRecherchenwurdenwirvorOrt nicht geschützt, bekamenschon mal Platzverweise – eheraus Unwissenheit der örtlichenBehörden. Das ist auch jetzt nochso.WenigeTagenachdemVerbothabe icheinenVortragzurHDJ inArnstadt gehalten. 40 Neonazisdrangen dort ein. Die Polizeirückte zwei Stunden später an.Die haben das unterschätzt.

metallzeitung: Auch das Verbots-verfahren dauerte ein halbes Jahr.Haben die Behörden geschlafen?

Röpke: Spätestens seit 2007 nichtmehr. Das Verbotmusste ja juris-tisch abgesichert werden. DieNeonazi-Szene hat ein Riesen-Netz vonAnwälten.UnddieRaz-zien haben neues, erschütterndesaufgedeckt: Hakenkreuze, Nazi-lieder, Holocaust-Leugnung, undHitler-Glorifizierung. Da wurdeeine neue, akademisch gebildetenationalsozialistischeEliteheran-gezogen.ElternderSzenewurdengezielt angesprochen. Und es gibtetwa 30000 Hardcore-Nazis, dieFamilien gründen. Wie müssenalle die Augen offen halten. de

Infos von Andrea Röpke zur HDJ:

3www.igmetall.de/metallzeitung

Die Neonazi-Jugend HDJ istverboten – aber nicht totmetallzeitung sprach mit der Journalistin Andrea Röpke, die die

jetzt verbotene »Heimattreue Deutsche Jugend« (HDJ) enttarnte.

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Andrea Röpke, Journalistin

zum Thema Neonazis.

metallzeitung 5/2009 | SEITE 19

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Ein Experte am Telefon: Klaus Müller, Schulden-

berater beim Caritasverband in Frankfurt.

Das Plusfür deine

Rente.

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SEITE 20 | metallzeitung 5/2009

LEBENRECHT SO

Privates Surfen undE-Mailen am Arbeitsplatzmetallzeitung: Lidl sammelt Krankendaten, die Telekom über-

prüft Telefonkontakte und die Deutsche Bahn liest die E-Mails

ihrer Beschäftigten. Dürfen Arbeitgeber tatsächlich Informatio-

nen von Mitarbeitern sammeln und E-Mails ausspionieren?

Carsten Schuld: Der Datenschutzfür Beschäftigte ist sehr mangel-haft. Technisch ist die Überwa-chung von Internet und E-Mailüber geeignete Programme pro-blemlos möglich. Generell musszwischen der Überwachung vonDaten und Inhalten unterschie-denwerden.Datendürfen inweitgrößerem Maß gespeichert undkontrolliert werden als Inhalte.Denn Beschäftigte haben aucham Arbeitsplatz ein Grundrechtauf Gewährleistung der Vertrau-lichkeit und Integrität informa-tionstechnischer Systeme, wie esdas Bundesverfassungsgerichtnennt.

Wer seinen Computer nur dienst-lich nutzen darf, dem sind Aus-flüge ins Netz auch nichtwährend der Pausen und nachFeierabend gestattet. Rechtlichist es Vorgesetzten erlaubt,stichprobenartig zu prüfen, obein Mitarbeiter Internet undE-Mail nur dienstlich genutzthat. Der Arbeitgeber muss dazuallerdings die private Nutzungausdrücklich untersagen unddieses Verbot auch durchset-zen.Akzeptiert oder duldet erstillschweigend die privateNutzung, muss er die so ge-schaffene Privatsphäre

respektieren und sogar vor Zu-griffen schützen.WennBeschäf-tigten die private Nutzung vonE-Mail und Internet erlaubt ist,hat der Arbeitgeber das Fern-meldegeheimnis im Sinne desTelekommunikationsgesetzes(TKG) einzuhalten.

E-Mails zu überwachen, ab-zufangen oder zu speichern istfür ihn dann ohne eine Erlaub-nis aller Beteiligten absolut tabu.

Eine Protokollierung ohneEinwilligung darf erfolgen,wenn diese zur Datenschutz-kontrolle und -sicherung oderwegen einer Abrechnung erfor-derlich ist. Die Nutzung zurVerhaltens- und Leistungskon-trolle der Beschäftigten ist unzu-lässig.

Die zuständige Verwaltungsstelle der IG Metall hilft weiter.

3www.igmetall.de/metallzeitung

3www.dgbrechtsschutz.de

Weitere Fragen zum Datenschutz?

Carsten Schuld, Jurist

beim DGB-Rechtsschutz

beantwortet hier jeden

Monat Eure Fragen.

Foto: Olaf Döring

Ein Ehepaar bezieht 2008 ein Einkommen von 16 872 Euro (Brutto-

lohn abzüglich aller Freibeträge, Werbungskosten, Sonderausgaben

und außergewöhnlichen Belastungen) und 1534 Euro Kug.

Die Steuerschuld für 16 872 Euro wären 248 Euro (1,47 Prozent).

Das Kug wird aber für die Ermittlung des Steuersatzes hinzuge-

rechnet. Damit muss jetzt der Prozentsatz für die Summe von

18 406 Euro abgeführt werden, das sind 2,75 Prozent.

Weil das Kug aber steuerfrei ist, muss es von der zu versteuernden

Summe wieder abgezogen werden. Also zahlt das Ehepaar 2,75

Prozent von 16 872 Euro, das sind 464 Euro.

Beispiel zum Progressionsvorbehalt

GUTER RAT

Kurzarbeitergeld (Kug) ist eineLohnersatzleistungund steuerfrei.Aberes erhöhtdenProzentsatz aufdie übrigen steuerpflichtigen Ein-künfte. Das ist der sogenannteProgressionsvorbehalt.

Das bedeutet: Wer in einemKalenderjahr eine Lohnersatz-leistung wie Kug, Arbeitslosen-oder Krankengeld bezieht, mussmöglicherweise nachträglichSteuern zahlen. Das gilt auch fürdas Mutterschafts-, Übergangs-,Verletzten- und Elterngeld so-wie das Altersübergangs- undVorruhestandsgeld.

Haushalte, die mehr als 410 EuroKurzarbeitergeld erhalten, müs-sen eine Steuererklärung abgeben.

Die Servicegesellschaft der IGMetall bietet für Mitglieder inrund 3000 Lohnsteuerberatungs-stellen eine günstige Steuerbera-tung an. Berater vor Ort findensich unter: www.igmservice.de.

[email protected]

Progressionsvorbehalt-Rechner

und Infobroschüren unter:

3www.lfst.bayern.de

RDownload

RProgramme zur

Steuerberechnung

Versteckte Steuerlastbeim KurzarbeitergeldKurzarbeitergeld ist steuerfrei. Doch wegen des sogenannten

Progressionsvorbehalts sind Nachzahlungen möglich.

Wer eine Lohnersatzleistung bezieht, ist zur Steuererklärung verpflichtet.

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metallzeitung 5/2009 | SEITE 21

RÄTSEL

Das Lösungswort:

Gute Arbeit ist machbar

Erster Preis: Eine »GuBe-Wippe –

Der WIPP-Venentrainer«

Sabine Ewert, Großsolt

Zweiter Preis: Ein original

Steiff-Teddy »Flynn – im Koffer«

Rafet Isler, Weiterstadt

Dritter Preis: Ein IG Metall-Fußball

»Derbystar«

Sascha Ebel, Lüneburg

Die Gewinner im März

Bitte das Lösungswort unter Angabe von Vor-, Nachname und Adresse auf eine Karte schreiben und per

Post an: Redaktion metallzeitung, Preisrätsel, 60244 Frankfurt. Oder per E-Mail an: [email protected] per

*Anreisekosten sind vom Gewinner zu tragen.

Die Preise im Mai

Erster Preis

Zwei Übernachtungen (inklusive

Frühstücksbuffet) für zwei Personen

im Steigenberger Hotel Hamburg*

Einsendeschluss23. Mai 2009

Dritter Preis

Ein »Brockhaus

Psychologie«

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Zweiter Preis

Ein original Steiff-Teddy

»Petsy«

WAAGERECHT1 Nordseegarnele

6 Verkehrslicht

10 kroatische Adriainsel

11 Fürwort

12 lateinisches Grußwort

13 achtenswert, honorig

15 Diener in Livree

17 Flüsschen in Thüringen

18 Dachdeckmaterial

19 ungarischer Komponist,

† 1886 (Franz von)

21 Techniker (Abk.)

22 chemisches Zeichen

für Zirkonium

23 griechische Göttin

der Morgenröte

24 schneller Zug (Abk.)

26 Westeuropäer

28 Hauptstadt von Tirol

31 deutscher Autor † (Thomas)

33 griech.: neu...

34 17. griechischer Buchstabe

35 Großmacht (Abkürzung)

37 Lichtschutzfaktor (Abk.)

39 Film von Steven Spielberg

40 Gattin des Ägir

42 geistig

45 EDV-Begriff

46 Anlegemauer im Hafen

47 altnordischer Gott

49 deutscher Name eines por-

tugiesischen Seefahrers †

52 Abkürzung für: mitteleuro-

päische Zeit

54 linksrheinisches Bergland

55 körperliche Reizleitung

56 Bonbonmasse am Stiel

57 Staat der USA

SENKRECHT1 Farbiger in Brasilien

2 Segelquerstange am Mast

3 Kontrollstreifen von

Kinokarten

4 Staatsdienerin

5 Euro (Abk.)

6 Stadt im Münsterland

7 Vertrag, Bündnis

8 biblische Urmutter

9 altes Saiteninstrument

14 Abkürzung für: Bankleitzahl

16 nordischer Meerriese

18 gleichmäßig rinnen, fließen

20 US-Staat

22 Rechnung für Speisen

und Getränke

25 Nachrichtensender der USA

(Abkürzung)

27 Zufluss der Maas

28 kurz für: in das

29 Großstadt der USA

30 Lappenzelt

31 besonderes Kennzeichen

32 in diesem Moment

36 ital. Seebad

38 schal (süddeutsch)

41 Arabermantel

43 Zeitnot

44 altrömischer Grenzwall

46 im Längsschnitt dreieckiges

Spaltgerät

48 Nebenfluss des Tibers

50 gallertartige Substanz

51 arktischer Meeresvogel

53 Behörde für

Studienbewerber

(Abkürzung)

55 Abkürzung für: Normalnull

Lösungswort:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

17 18 19 20 21 22 23 24 25

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SEITE 22 | metallzeitung 5/2009

ARBEITDA GEHT WAS

Solidarisch gegen EntlassungenDer beschauliche Eindruck von Kirkel-Limbach täuscht: Die Wirtschaftskrise macht auch vor der saarländischen Gemeinde

nicht Halt. Mitte März wurden dort bei den Casar Drahtseilwerken 21 Beschäftigte entlassen. Doch die Belegschaft und

die IG Metall kämpfen solidarisch für den Erhalt der Arbeitsplätze durch Kurzarbeit.

noch nicht mal über das Instru-ment Kurzarbeit informiert.«

Werner Cappel fordert von derGeschäftsführung, dass sie ihrersozialen Verantwortung gerechtwird. »Es geht um die Existenzund die Zukunft von 21 Familienund ihren Kindern.«

Betriebsrat und IG Metall ver-handelnweiter. Die Beschäftigtenwollen weiter kämpfen.

Über die Demo bei Casar wur-de in den regionalen Medien breitberichtet. Ein Radiokommentarsinngemäß: »21Entlassungen sindin derKrise nichts besonderes. Be-merkenswert ist jedoch, dass dieIG Metall in kürzester Zeit 350Leute für eine Solidaritätsaktionmobilisieren kann.«

[email protected]

Aktuelle Infos zu Casar:

3www.igmetall-homburg-

saarpfalz.de

»Bisher hatte ich Solidarität nochnie selbst erlebt. Jetzt weiß ich, wasdas bedeutet«, betont einer der 21Entlassenen bei Casar. Ihn trifft esbesonders hart: Er hat vier kleineKinder, die monatlichen Raten fürdas Haus müssen bezahlt werden.»Kündigungen zerstören Famili-englück«, bringt es ein Plakat derKundgebung auf den Punkt.

Doch die Stimmung ist nichtmutlos. Im Gegenteil. »Kein Hire-and-FirebeiCasar.Kurzarbeit stattEntlassungen«, fordern 150 Be-schäftigtederFrühschicht vordemWerksgelände.Unterstütztwerdensie von 200 IGMetall-Vertrauens-leutenausBetrieben inderRegion,die dem Aufruf der IG MetallHomburg-Saarpfalz gefolgt sind.

Bei Casar werden von rund 400Beschäftigten Spezialdrahtseilehergestellt. Seit der Übernahmedurch den amerikanischen Kon-zernWireco im Jahr 2007 »gibt es

Ärger am laufenden Band«, em-pört sich der Betriebsratsvorsit-zende Hans Paltz in seiner Rede.Unter anderem hat das Manage-ment versucht, die Tarifbindungzu verlassen, was jedoch verhin-dertwerdenkonnte. Nach sehr er-folgreichen Jahren gingen wegender Krise seit Anfang 2009 auchbeiCasardieAufträge zurück.DerBetriebsratwies dieGeschäftsfüh-rung eindringlich aufdie Situationhin und forderte Kurzarbeit –ohne Erfolg. Hans Paltz: »Die Ge-schäftsführung schätzte die Lage

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350 Metallerinnen und Metaller demonstrieren ihre Solidarität mit 21 Entlassenen bei den Casar Drahtseilwerken in Kirkel-Limbach.

Mitte März entlässt die Geschäftsführung wegen Auftragseinbruch

21 Beschäftigte. Initiativen des Betriebsrats zur Einführung von

Kurzarbeit hat die Geschäftsführung abgeblockt.

Betriebsrat und IG Metall fordern: Rücknahme der Kündigungen

und stattdessen die Einführung von Kurzarbeit. 350 Beschäftigte

und Metaller demonstrierten solidarisch für die 21 Entlassenen.

Casar: Kampf um Kurzarbeit statt Entlassungen

zwei Monate lang viel zu blau-äugig ein, reagierte nicht und ließdann die Bombe platzen.« DieKündigungen kamen völlig über-raschend für den Betriebsrat.

»Die Kollegen wurden ohne Notentlassen«, kritisiert der Erste Be-vollmächtigte der IGMetall Hom-burg-Saarpfalz, Werner Cappel.»Wie in anderen Betrieben kannauch bei Casar Kurzarbeit verein-bart werden, umBeschäftigung zuhalten. Doch die Geschäftsfüh-rung hatte sich bis Mitte März

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metallzeitung 5/2009 | SEITE 23

DIE GUTE IDEE

Die Akademie der Arbeit (AdA)versteht sich als wissenschaftlicheEinrichtung. Politisch und ge-werkschaftlich engagierteArbeit-nehmer lernen hier, wie sie ihreRechte nutzen und mehr Mitbe-stimmung in ihre Betriebe brin-gen können. Schwerpunkte derAusbildung sind Arbeits- undVerfassungsrecht,Ökonomie, So-zialpolitik sowie Sozialwissen-schaften. Die Studenten disku-tieren Beispiele zu betrieblichenKonflikten und bewerten sie auchim globalen Kontext.

Leben und Lernen an der AdAsind eins: Die Studenten, die ausallen Teilen Deutschlands kom-men, wohnen während der Vor-lesungswoche zusammen in derAkademie. Kantine, Bibliothekund Seminarräume sind im sel-benHaus. Zu denVorlesungen istes ein Katzensprung in eines derGebäude der Uni Frankfurt. DieStudenten sind in der Regel Mit-te bis Ende 20, haben bereits eineAusbildung hinter sich und einigeJahre Berufserfahrung gesam-

melt. Viele sind als Vertrauens-leute oder Betriebsräte tätig undgenießen die Chance, für einknappes Jahr Student sein zu kön-nen. Nach dem Studium kehrendie Studenten häufig wieder inihre Betriebe zurück oder neh-men eine Tätigkeit für Gewerk-schaften oder Verbände auf.

Noch bis zum 11. Mai können sichInteressierte für den nächstenLehrgang melden. Im Oktobergeht’s dann los. Es stehen 50 Stu-dienplätze zur Verfügung.

Gegründet wurde die Hoch-schule 1921.DieNationalsozialis-ten lösten sie 1933 auf. 1946nahm die Akademie ihren Lehr-betriebmit so namhaften Dozen-ten wie Max Horkheimer undCarlo Schmidt wieder auf. Vielebekannte Politiker und Gewerk-schafter haben dort ihre akade-mischen Weihen erhalten.

[email protected]

Die Internetseite der Akademie:

3www.akademie-der-arbeit.de

Akademie der Arbeit:ein Jahr studierenEine kleine aber feine Adresse: Die Akademie für Arbeit in

Frankfurt am Main. Hier ist eine Studium ohne Abitur möglich.

DAS GUTE PRODUKT

Stehhilfen: Aktives Sitzen statt schlaffes Hängen im Bürosessel

Was aussieht wie Hanteln sind»Stitze«. Sie heißen so, weil siedas Stehen und das Sitzen ver-binden. Anders als auf einemnormalen Bürostuhl muss derKörper hier kräftig mitarbeiten.Man sitzt nämlich nur halb aufdem schräg stehenden Stitz, dieBeine müssen auf dem Bodenstehen, um zu stabilisieren. Dasist nicht nur ein permanentesMuskeltraining, sondern auchdie Durchblutung in den Beinenbleibt auf Trab, was Krampf-adern und Thrombosen entge-genwirkt. Die schräge Sitzflächekippt außerdem die Lendenwir-belsäule nach vorne, der ganzeRücken richtet sich auf.

So ein Stitz ist also eine echteAlternative zum durchgesesse-nen Bürostuhl, bei der Arbeit

oder zu Hause. Die Höhe derSitzfläche kann man mit einemHebel verstellen.Unddamit Stitznicht umfällt, falls er mal nicht»besessen« wird, hat er anstelleeines Fußes einen mit Sand ge-füllten Balg.

Stitz ist ein Produkt der FirmaWilkhahn aus Bad Münder. Die450 Mitarbeiter konnten imFebruar einen Erfolg feiern: DasUnternehmen und IG Metalleinigten sich auf ein Internatio-nales Rahmenabkommen (eine»Sozial-Charta«), welches dieArbeitsbedingungen an allenStandorten sichert. Davon profi-tieren dann auch die Wilkhahn-Zulieferer in China und in Ost-europa.

[email protected]

Der Name ist Programm:Stitzen statt sitzenRückenschmerzen? Mit dem Bürostuhl zusammengewachsen?

Bewegungsmuffel? Ein Sitzmöbel schafft Abhilfe.

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Lust auf Stitz? Für IG Metall-Mitglieder gibt es Sonderpreise:

Stitz mit Korksitz für 409 Euro (statt 461 Euro)

Stitz mit Ledersitz für 479 Euro (statt 537 Euro)

Zu bestellen bei Wilkhahn über Telefon: 05042–999-241 oder

per E-Mail an André Sahling: [email protected]

RABATT FÜR METALLER STITZ BESTELLEN

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IN KÜRZE

Rückenprobleme testenDas Institut für Sozialmedizin in

Lübeck hat einen Rückentest für

das betriebliche Umfeld ent-

wickelt. Der Test richtet sich an

Beschäftigte in Unternehmen,

Verwaltungen und Betrieben.

Über den (anonymen) Online-

Test lassen sich nicht nur die

Risiken für mögliche Rücken-

schmerzen erkennen. Während

des Ausfüllens des Fragebogens

gibt es auch Infos und Tipps

zum Thema Rücken und Rücken-

schmerzen. Wer sich einmal auf

diese Art und Weise mit seinem

Rücken beschäftigen will, nimmt

sich für den Test etwa zehn bis

20 Minuten Zeit.

3www.rueckentest.de

Fragen zu Behinderungen2005 lebten in Deutschland 8,6

Millionen Menschen mit einer

Behinderung, darunter 6,7 Milli-

onen mit einer Schwerbehinde-

rung. Etwa 4,4 Millionen Behin-

derte sind im erwerbsfähigen

Alter. Doch wer gilt als behin-

dert? Was ist beim Antrag auf

Feststellung einer Schwerbehin-

derung zu beachten? Was sind

Nachteilsausgleiche und für wen

gelten sie? Viele Fragen – Ant-

worten erhalten Mitglieder auf

der Internetseite der IG Metall.

3www.igmetall.de

RRatgeber & Bildung

RSchwerbehinderung

An die Uni ohne AbiStudieren ohne Abitur soll für

beruflich Qualifizierte deutlich

leichter werden. Nach Beschluss

der Kultusministerkonferenz

erhalten Meister, Techniker und

Fachwirte das allgemeine Hoch-

schulzugangsrecht, mit freier

Fächerwahl, ohne Aufnahmetest.

Beschäftigte mit mindestens

zweijähriger Ausbildung und

dreijähriger Berufspraxis können

dann in ihrem Berufsgebiet stu-

dieren. Damit setzen die Kultus-

minister eine Forderung der

Gewerkschaften um. Bislang ist

der Anteil beruflich qualifizierter

Studierender ohne Abitur mit

0,6 Prozent an Universitäten und

1,9 Prozent an Fachhochschulen

noch gering. Die IG Metall fordert

nun weitere Verbesserungen,

etwa beim Teilzeitstudium.

ARBEIT

Die Arbeitsleistung hängt eng mit Essen und Trinken zu-

sammen. Für Konzentration und Leistungsfähigkeit ist eine

ausgewogene Ernährung unerlässlich. Doch wer im beruf-

lichen Alltag stark gefordert ist, neigt oft zur Gedanken-

losigkeit, wenn es um die eigene Ernährung geht.

Warm, leichtund fettarm

TIPPS FÜR DEN JOB

Frühstück: 100 Gramm Roggenvollkornbrot haben etwa 227 kcal.

In 100 Gramm Mettwurst stecken 524 kcal und 51 Gramm Fett.

Mittagessen: Eine voller Teller Spaghetti Bolognese hat 700 kcal.

Fast Food: Eine Portion Pommes hat 420 kcal und 17 Gramm Fett.

516 kcal und 33 Gramm Fett stecken in 150 Gramm Currywurst. In

einer Apfeltasche stecken etwa 220 kcal und 12 Gramm Fett.

Getränke: Eine Glas Saftschorle hat 100 kcal, ein Tasse Milchkaffee

etwa 200 kcal. In 330 Milliliter Bier stecken 140 kcal.

Der Energieverbrauch

Foto: prawny / istockphoto

AusernährungswissenschaftlicherSicht gibt es keine pauschale Emp-fehlung,wannundwie vieleMahl-zeiten am Tag gegessen werdensollten. Die tägliche warme Mahl-zeit hat hierbei im Speiseplan –neben den typischen kalten Brot-mahlzeiten – einen wichtigenPlatz. Der Grund: Bestimm-teNährstoffe sind erst durchdas Erhitzen der Speisen fürden Körper verwertbar undverträglich, beispielsweise dieStärke in Kartoffeln. Zudem ver-dauendiemeistenMenschenwar-me Speisen viel besser als kalte.

Ein männlicher Büroangestellter

zwischen 25 und 51 Jahren, dersichnebenderArbeit nichtsonderlich viel sportlichbetätigt, sollte etwa 2200Kilokalorien (kcal) proTag aufnehmen, Frauenrund 1900 kcal.

Bei einer leichtenTätig-keit sollte das Frühstücketwa 550 kcal, die warmeMahlzeit rund 650 kcal be-tragen. Für Zwischenmahl-zeiten kommen weitere 550kcal hinzu.

Schwer arbeitenden Männer

zwischen25und51 Jahrenbenö-tigen etwa 3100 bis 3500 kcal,Frauen entsprechend zwischen2400 und 2700 kcal pro Tag. Stahl-und Hochofenarbeit ist körper-liche Schwerstarbeit. Männer be-nötigen etwa 4000, Frauen 3600kcal pro Tag.

Auch wer mehr Energiebraucht, achtet besser darauf, dasser diese Zusatzenergie nicht nuraus süßen oder fetten Speisen be-zieht. ImDurchschnitt genügenet-wa60GrammFettproTag.DarumlieberPell- oderSalzkartoffeln stattPommes sowie mageres Fleisch,Geflügel oder Fisch, statt Burger.

[email protected]

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metallzeitung 5/2009 | SEITE 25

Das Elektroauto MiEV. MiEV steht für Mitsubishi innovative Electric Vehicle.

Das erste Elektroauto in Groß-serie wird in Japan gebaut: Mit-subishi will noch in diesem Jahr2000 »i-MiEV«-Modelle für denjapanischen Markt produzierenlassen. Sie sind mit Lithium-Ionen-Batterien ausgestattet, dieStrom für rund 150 Kilometererzeugen. Danach müssen dieAutos sieben Stunden lang an dieSteckdose. Auf diese Weise kos-tet der Kilometer unter dreiCent. Den Fahrzeugpreis haltendie Japaner noch geheim.

Auch die deutschen Autoher-steller wollen elektrische Autosin Serie – steigende Benzinpreisesetzen sie unter Druck. DieEnergiekonzerne sind dabei mitim Boot. Derzeit arbeiten sie ge-meinsam mit der Autoindustrie

an Standards künftiger Lade-stationen. Der EnergiekonzernRWE schätzt, dass bis 2020 rund2,5 Millionen Stromer auf deut-schen Straßen unterwegs sind.

Sinnvoll wäre das aber nur,wenn der Strom aus regenerati-ven Quellen stammt. Andern-falls würde »der Ort desEmissionsausstoßes lediglich aufdie Kraftwerke verlagert«, warntGreenpeace. Anlass der Kritiksind aktuelle Tests vonMercedesund BMW, die gerade ihre Mo-delle Smart und Mini testen.

Greenpeace hat die Automo-bilindustrie aufgefordert, lieberdie herkömmlichen Verbren-nungsmotoren umweltfreund-licher zu konstruieren.

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Elektroautos nur mitÖkostrom sinnvollDie Automobilindustrie forciert die Produktion serienmäßiger

Elektroautos. Zur Freude der Energiekonzerne.

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»Wasmich anGewerkschaften in-teressiert?«,überlegtRaphael. »Dievertreten soziale Interessen,die ichauch teile: die Rechte von Arbeit-nehmern, das soziale Umfeld.«

Raphael ist einer von 30 Schü-lern einer neunten Klasse des Ga-gern-Gymnasiums in FrankfurtamMain, die zum IGMetall-Vor-stand gekommen sind, um sich zuinformieren. Gewerkschaft stehtbei ihnen auf demLehrplan – undihr Lehrer fragte bei der IGMetallwegen eines Besuchs an.

Die Fragen der Schüler an dieIG Metall-Beschäftigten sind teil-weise schon sehr speziell: »Wiekönnen sich Jugendliche in der IGMetall engagieren?«, »Wie gründeich einen Betriebsrat?«, »Warumprofitieren auch Nicht-Mitgliedervon den Tarifabschlüssen der IGMetall?«, »Was tut die IG Metallfür Arbeitslose?« – oder gar »DieIGMetall ist gegenKrieg–aber fürArbeit inderRüstungsindustrie?«.

Diemeisten Schüler findenGe-werkschaften wichtig: »Gerade inderWirtschaftskrisemuss jemandfür Arbeitnehmer einstehen«, sagtSophie.Einigehabenauchpersön-liche Erfahrungen gemacht. Etwaüber die Mutter, die mithilfe der

Gewerkschaft aus der Befristungin eine feste Stelle gekommen ist.Mit dem Infotag sind die Schülerzufrieden. »Ist was ganz anderes,als in der Schule.« Der nächsteBesuchstag bei der IG Metall imHerbst ist schon ausgemacht.

Gewerkschaft in der Schule (GidS)heißt ein Projekt der IG Metall-Verwaltungsstelle Neustadt in derPfalz, das genau andersherumläuft: Seit sieben Jahren kommenhier Vertrauensleute und Jugend-vertreter von Daimler Wörth indie Schulklassen. Zu zweistündi-gen Infoveranstaltungen über dieIG Metall. Und die Metaller wer-den immer wieder eingeladen,von immer mehr Schulen in derRegion. 40 Veranstaltungen wa-ren es seit 2002.

Kürzlich war das GidS-Teamsogar in einerBerufsschule im200Kilometer entfernten Limburg ander Lahn, erzählt Daimler-Be-triebsrat und GidS-TeamleiterHelmut Dumser. »Die Schullei-tung war begeistert und hat unsfür nächstes Jahr wieder eingela-den. Dazu aktivieren wir geradeMetaller vor Ort.«

[email protected]

Schule in der Gewerkschaft,Gewerkschaft in der SchuleIn Schulen ist Gewerkschaft bislang eher ein Randthema. Doch

die IG Metall kommt jetzt in die Schule – und umgekehrt.

Kollegen der Verwaltungsstelle Neustadt/Pfalz in einer Schulklasse.

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SEITE 26 | metallzeitung 5/2009

ARBEIT

Das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat die Frauen-

ecke verlassen. Besonders für junge Männer hat die Frage einen

hohen Stellenwert. Zwar sind vor allem hochqualifizierte techni-

sche Experten am Anfang ihres Berufslebens sehr flexibel. Doch

viele wissen: »Wenn ich eine Familie habe, brauche ich ein ver-

lässliches Einkommen und berechenbare Arbeitszeiten.« Von den

Gewerkschaften erwarten sie:

Kompetente Ansprechpartner, etwa wenn es um die sichere

Ausbildung der Kinder geht. Dabei ist das Thema Vereinbarkeit

nicht auf Kinder beschränkt. Auch die Pflege von Angehörigen

ist für viele wichtig.

Vereinbarkeit zieht bei jungen Männern

SOZIALWISSENSCHAFTEN MAL ANDERS

giert. Das trifft besonders auf dieGeneration der jungen techni-schen Experten zu. Sie muss viel-mehr um ihre berufliche Zukunftbangen. Die Verlagerung von Ar-beitsplätzen hat die Ingenieurs-etagen erreicht. Seitdem die Kon-kurrenz in Indien und Chinawächst, stellen auch Hochqualifi-zierte fest, dass sie potenziell aus-tauschbar sind und entlassenwerden können. Die Gemein-samkeiten mit den übrigen Ar-beitnehmern wachsen. Dennoch

führt diese Erfahrung sie nichtdirekt in die Gewerkschaft. Beieinigen liegt das an einer eherkonservativen Einstellung, ande-re widerum glauben fest daran,sie könnten Probleme am bestenselbst lösen. Der Kontakt zur Ge-werkschaft entsteht vor allemdort, wo die Schikanen im Be-trieb zunehmen. Besonders in ar-beitsrechtlichen Fragen schätzendie technischen Experten dieKompetenz der Gewerkschaften.Sie können diese Berufsgruppedurchaus überzeugen. Allerdingsdauert es eben oft länger. Und esreicht nicht mehr, ihnen einfachein Beitrittsformular zu geben.Diese Hochqualifizierten wägenoft länger ab, und sie wollen aucheine andere Art der Mitbestim-mung. Sie nehmen ihre Interes-sen gerne selbst in die Hand undlassen sich nicht bevormunden.

[email protected]

Techniker sind durchaus zu gewinnenSie gelten oft als gewerkschaftsfeindlich, junge Ingenieure

und Informatiker. Zu Unrecht, sagt Michael Vester. Der

Wissenschaftler hat sich in Zusammenarbeit mit der IG

Metall diese wachsende Berufsgruppe näher angeschaut.

Viele sind durchaus an Gewerkschaftsideen interessiert.

In der Arbeitswelt verschiebt sichdas Gewicht einzelner Berufs-zweige. Während der Anteil derFacharbeiter zurückgeht, wächstseit einigen Jahren die Gruppeder sogenannten höherqualifi-zierten technischen Experten,und unter ihnen vor allem die derIngenieure und Informatiker. Zudieser Gruppe zählen inzwischengut 18 Prozent aller in der Indus-trie beschäftigten.

In den Ingenieurwissenschaf-ten schaffen noch immer mehrMenschen einenBildungsaufstiegals in anderen Studiengängen.Der Anteil der Kinder aus Nicht-Akademiker-Familien ist hierdeutlich höher. Doch obwohl dieAbsolventen der technischen Stu-diengänge häufiger aus Arbeiter-familien, und damit eher auseinem traditionellen Gewerk-schaftsmilieu, kommen, sind siefür Gewerkschaften noch schwerzu gewinnen. Sie gelten oft als ge-werkschaftsskeptisch, wennnichtsogar als gewerkschaftsfeindlich.

Doch dieses einfache Bild istfalsch. Unter technischen Exper-ten gibt es eine weitaus positivereEinstellung den Gewerkschaftengegenüber, als es in der Öffent-lichkeit häufig dargestellt wird.Die Absolventen dieser Studien-gänge lassen sich vielmehr in dreiverschiedene Gruppen einteilen.Zum einen gibt es die technik-verliebten Tüftler. Sie denkendurchaus kollegial und solida-risch, lehnen Gewerkschaftennicht ab, stehen ihnen aber kri-tisch gegenüber.Ein anderer Teil setzt mehr aufKarriere und ist Gewerkschaf-ten gegenüber distanzierter.Die dritte Gruppe denkt be-triebswirtschaftlich, sieht sichauf der Seite des Managementsund lehnt Gewerkschaften ab.

Das bedeutet, ein großer Teildieser wachsenden Berufsgruppeinteressiert sich durchaus fürGewerkschaftsideen.Viele fühlensich längst nicht mehr als privile-

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Michael Vester, geboren 1939 in

Berlin, ist Professor im Ruhestand

an der Universität Hannover. Er

forscht unter anderem zur politi-

schen Soziologie sozialer Struk-

turen, Milieus und Bewegungen.

Zuletzt veröffentlichte er: »Die

neuen Arbeitnehmer, Zunehmende

Kompetenzen und wachsende

Unsicherheit«, VSA-Verlag,

Hamburg 2007.

Zum Autor

Michael Vester untersucht die Situation junger Arbeitnehmer.

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DIE ZAHL

Niedrige FrauenlöhneVollzeitbeschäftigte Frauen in

den alten Bundesländern ver-

dienen im Schnitt 24 Prozent

weniger als Männer, belegt er-

neut eine aktuelle Analyse des

Instituts für Arbeitsmarkt- und

Berufsforschung (IAB) der Bun-

desagentur für Arbeit. Dabei

wirkt sich die unterschiedliche

Berufswahl längst nicht so gra-

vierend aus wie bisher vermu-

tet. Die Studie belegt, dass

selbst in gleichen Berufen Frau-

en rund 21 Prozent weniger als

Männer verdienen. Sind sie

auch noch gleich alt und glei-

chermaßen ausgebildet, kommt

das IAB immer noch auf eine

Differenz von zwölf Prozent.

Fazit des Instituts: »Die

Lohnungleichheit zwischen

Frauen und Männern hat sich

gegenüber dem Stand von vor

15 Jahren kaum verändert.«

Auch im EU-Vergleich schnei-

det Deutschland schlecht ab.

Denn alle Länder, in denen die

Lohnunterschiede 1995 gra-

vierend waren, konnten die

Ungleichheit verringern – außer

Deutschland. Das IAB führt dies

auch auf den wachsenden

Niedriglohnsektor zurück.

Frauen werden sehr häufig mit

Dumpinglöhnen abgespeist.

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VON A BIS Z: DAS STICHWORT

Transfer-Kurzarbeitergeld

Was ist, wenn sich die Auftragslage nach der Kurzarbeit nicht bessert – und Entlassungen und

Absturz in die Arbeitslosigkeit drohen? Als letzter Ausweg bleibt oft nur eine Transfer-Gesellschaft.

Wenn es für Beschäftigte in ihremBetrieb auf Dauer keine Arbeitmehr gibt, wechseln sie oft in einevon ihrem Unternehmen unab-hängige»Transfergesellschaft«. Ihrbisheriges Arbeitsverhältnis endetdann, zum Beispiel durch einenAufhebungsvertrag,und sie erhal-ten bis zu einem Jahr einen neuenArbeitsvertrag mit der Transfer-Gesellschaft.DieDetailsdesÜber-gangs regeln Betriebsräte mit demArbeitgeber. Die Transfergesell-schaft bietetBewerbertraining,be-rät über berufliche Chancen undAlternativen, qualifiziert (auch)für neue Tätigkeiten und hilft beider Arbeitsuche. Das soll verhin-dern, dass sie arbeitslos werden.WährenddieserZeithabendieAr-beitnehmer Anspruch auf »Trans-fer-Kurzarbeitergeld« (Kug).

Das Transfer-Kug zahlen dieArbeitsagenturen. Es ist so hoch,dass Kinderlose auf etwa 60 Pro-zent ihres früheren Nettoentgeltskommen,Mütter undVäter auf 67Prozent. Die alten Arbeitgeberstocken die Beträge in der Regel

auf. Das handeln Betriebsräte mitihnen in den Sozialplänen aus.

Bisher dürfen die AgenturenTransfer-Kug höchstens zwölfMonate zahlen.Das steht imSozi-algesetzbuch (SGB) III. Außer-dem gibt es das Geld nur, wenndie, die es bekommen, anschlie-ßend nicht auf ihre alten Arbeits-plätze zurückkehren. Das sollverhindern, dass Unternehmendie Kosten für die Qualifizierungihrer Mitarbeiter der Sozialversi-cherung aufbürden.

Doch jetzt in derKrise gibt es inder IGMetall und imArbeitgeber-verband Gesamtmetall Stimmendafür, das Gesetz (eine Zeit lang)zu ändern. Das Transfer-Kug soll

genutzt werden, um Beschäftigteüber die Durststrecke der Krisehinaus an ihre Firmen binden zukönnen. Zumal der Arbeitsmarktkaum Alternativen bietet. Darumsollen sie bis zu 24 Monate Trans-fer-Kug erhalten können – auchwenn sie danach in ihren altenBetrieb zurückkehren. In ihremAktionsplan fordert die IG Metalldies für Zeitarbeitnehmer und be-fristet Beschäftigte. Gesamtmetallund die IG Metall Nordrhein-Westfalen sehen darin sogar eineLösung für alle Beschäftigten.

[email protected]

Mehr zum Transfer-Kug unter:

3www.igmetall.de/metallzeitung

Um nicht entlassen zu werden, sollen sich Zeitarbeitnehmer

und befristet Beschäftigte bis zu 24 Monate lang qualifizieren

können, in dieser Zeit Transfer-Kurzarbeitergeld erhalten und

danach wieder an den alten Arbeitsplatz zurückkehren können.

Das fordert der Aktionsplan der IG Metall, nachzulesen unter:

3www.igmetall.de

Auffangnetz für Zeitarbeitnehmer

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