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Staphylokokken
Ø „Staphylos“ = Weintraube, grampositive Haufenkokken
Ø Verwandtschaft mit Streptococcus, Bacillus, Laktobacillus
Ø Ca. 40 Spezies von Staphylokokken
Staphylokokken
Ø Zahlreiche Spezies bei Menschen ...
− Am Häufigsten: S. epidermidis, S. haemolyticus, S. hominis, S. warneri, ...
− In der Regel Normalflora = asymptomatische Haut- / Schleimhautbesiedlung
− Klinisch am Wichtigsten: Staph. Aureus
Ø ...und bei Tieren…
− S. pseudintermedius (Hunde, Katzen), S. caprae (Schafe, Ziegen), S. hyicus
(Schweine), S. chromogenes (Katzen), S. lutrae (Fischotter), S. equorum
(Pferde), S. gallinarum (Hühner, Fasane), S. piscifermentans (thailändischer
Matjes)…
Staphylokokken
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Staphylokokken
Staphylokokken
Identifizierung:
Ø Katalase: Katalysiert Zerfall von H2O2, erleichtert das Überleben in Granulozyten Virulenzfaktor bei allen Staphylokokken
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Verdächtige Kultur grampos. Kokken
Katalasereaktion
NEGATIVPOSITIV
Entero-, Streptococcus spec.Staphylococcus spec.
Koagulasereaktion
POSITIV NEGATIV
Staphylococcus aureus Koagulaseneg. Staphylococcus spec.
Verdächtige Kultur grampos. Kokken
Katalasereaktion
NEGATIVPOSITIV
Entero-, Streptococcus spec.Staphylococcus spec.
Koagulasereaktion
POSITIV NEGATIV
Staphylococcus aureus Koagulaseneg. Staphylococcus spec.
Koagulasenegative Staphylokokken
Ø „Honeymoon Cystitis“ durch Staph. saprophyticus: „ambulant erworbene“
Harnwegsinfekte, Urethritis
Ø Identifizierung von Staph. saprophyticus:
Katalase: POSITIV
Koagulase: NEGATIV
Kolonien: Weiß, ohne Hämolyse
Novobiocin: RESISTENT
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Koagulasenegative Staphylokokken
Ø Identifizierung von Staph. epidermidis:
Katalase: POSITIV
Koagulase: NEGATIV
Kolonien: Weiß, ohne Hämolyse
Novobiocin: SENSIBEL
ØAndere Spezies sind ähnlich
Ø Staph. haemolyticus verursacht beta-Hämolyse, auf den ersten Blick Verwechslungs-
gefahr mit S. aureus. Oft multiresistent.
Koagulasenegative Staphylokokken
Ø Staph. epidermidis und verwandte Spezies: Wichtiger Erreger von Fremdkörper-
infektionen in der modernen Medizin: Gelenk-TEPs, Katheter,
Liquorshunts, künstl. Herzklappen
ØAlle Staphylokokken, Staph. aureus und Koagulasenegative, „kleben“ gut an synthet.
Oberflächen (Schleimproduktion als Virulenzfaktor)
Ø Bildung von Biofilmen auf diesen Oberflächen:
Liquorshuntinfektion, Meningitis, Staph. epidermidis
Besiedlung einer synthet. Oberfläche durch schleim-produzierenden Staph. epidermidis(2, 4, 8, 24 hrs.) REM-Aufnahme von Olson, Ruseska und Costerton
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Koagulasenegative Staphylokokken
Ø Komplikationen:
Ablösen von Bakterienzellen aus Biofilmen in Kathetern, Bakteriämie / Sepsis
Meningitis bei Liquorshunts
Wundheilungsstörungen, Osteomyelitis bei orthopäd. Implantaten
Ø Therapie:
Problematisch, weil Koagulaseneg. Staphylokokken oft multiresistent sind
und weil Antibiotika schlecht in Biofilme penetrieren.
Entfernung des Fremdkörpers !
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Verdächtige Kultur grampos. Kokken
Katalasereaktion
NEGATIVPOSITIV
Entero-, Streptococcus spec.Staphylococcus spec.
Koagulasereaktion
POSITIV NEGATIV
Staphylococcus aureus Koagulaseneg. Staphylococcus spec.
Staphylococcus aureus:Ø Klinisch wichtigste Art der Gattung
Ø Oft asymptomatische Schleimhautbesiedlung (ca. 15 % der Normalbevölkerung)
Ø Verursacht eine Reihe von Infektionen und toxinvermittelten Krankheitsbildern
Ø Koagulase- und DNAse-positiv
Ø Gelblichgraue, (meist) deutlich beta-hämolysierende Kolonien
Hämolysine
Ø Hämolysin alpha, beta, gamma, delta: lysieren Erythrozyten und andere Zellen
Ø Hämolysin alpha: bildet Heptamere, die Löcher in Zellmembran bohren (Erythr., Haut- und Nervenzellen)
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Hämolysine
Ø Hämolysin alpha, beta, gamma, delta: lysieren Erythrozyten und andere Zellen
Ø Hämolysin alpha: bildet Heptamere, die Löcher in Zellmembran bohren (Erythr., Haut- und Nervenzellen)
Ø Hämolysin beta: CAMP-Test-Faktor, Synergistische Wirkung mit Hämolysin von Strep. agalactiae.
Ø Hämolysin gamma: . . . später mehr dazu
Ø Hämolysin delta: Kleines Molekül, das Zellmembranen stört, in 97 % der aureus-stämme und oft (50-70 %) auch in KNST
Ø Coagulase (coA, extrazellulär)
- Bindet an Prothrombin (bildet „Staphylo-
thrombin“) und dieses wandelt Fibrinogen
in Fibrin um
- Dieses spielt eine Rolle bei der Entstehung von
Abszessen, verhindert Phagozytose
Ø Clumping factor (clfA/B, zellgebunden)
- Verklumpen der Zellen in Anwesenheit von
Serum
Identifizierung:
Klinik (Staph. aureus):Ø Oft asymptomatische Schleimhautbesiedlung (ca 15-25 % der Normalbevölkerung)
Ø LOKAL : „SSTIs“ (Skin & Soft Tissue Infections: Furunkel, Karbunkel, Paronychien,
Mastitis), Wundinfektionen bei Trauma, Chirurgie, Biß, Insektenstichen, Mittelohr- und
Nasennebenhöhlenentzündungen, Lungenentzündung, oft als Komplikation nach
Influenza, Osteomyelitis und Implantatinfektionen
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Klinik (Staph. aureus):
Ø GENERALSIERT / INVASIV : Sepsis, ausgehend von einer der genannten lokalen
Infektionen,Trauma, IV-Zugängen u.a. Implantaten, Kindbettfieber
Ø TOXINVERMITTELT
Etwas Pathologie: eitrige Entzündungen
Ø Eiterbildung als AbwehrmechanismusØ Eiter besteht aus neutrophilen, polymorphkernigen Leukozyten, eingeschmolzenem
Gewebe, Serum und ggf. BakterienØ Phagozytose: vermittelt durch Antikörper, Komplement und toll-like Rezeptoren,
Abtöten der Keime durch Sauerstoffradikale, Lysozym und Proteasen
Ø „Verteidigung“ seitens Staph aureus: Leukocidine, Komplementinhibierende Faktoren, Protein A (bindet Antikörper „verkehrt herum“), Katalase
David Rogers, Vanderbilt University, ca. 1950
Etwas Pathologie: die 3 Formen eitriger Entzündungen
Empyem Abszess Phlegmone
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Etwas Pathologie: die 3 Formen eitriger Entzündungen
Empyem
Eiter in Hohlraum, wie z.B. Pleuraspalt: Pneumokokken, Staphylokokken, viele andere Erreger
Etwas Pathologie: die 3 Formen eitriger Entzündungen
Phlegmone
Diffuse Entzündung des interstitiellen Bindegewebes durch Streptokokken, auch Staphylokokken
Virulenzfaktoren: Proteasen, DNAse, Hyaluronatlyase
Etwas Pathologie: die 3 Formen eitriger Entzündungen
Abszess
Abgekapselter, lokalisierter Prozess, oft Staphylokokken, aber auch andere Erreger
Virulenzfaktoren: Protein A, Coagulase
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SSTIs: Folliculitis, Furunkel & Karbunkel
Ø Lokalisierte, eitrige Infektionen (kleinere Verletzungen oder Haarfollikel)Ø Betroffenener Bereich geschwollen, überhitzt und schmerzhaft, Eiter, keine
generalisierten Symptome
Ø Karbunkel: ähnlich aber schlimmer, Narbenbildung
SSTIs: Folliculitis, Furunkel & Karbunkel
SSTIs: Impetigo contagiosa
http://atlases.muni.cz/
Ø Infektion der Haut durch Streptokokken oder Staph. aureus
Ø Oberflächliche Bläschen, die später in Pusteln übergehen und verkrusten
Ø Oft „honiggelbe“ Krusten
Ø Meist im Gesicht und an den Extremitäten, bevorzugt bei Kindern
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SSTIs: Paronychien
SSTIs: Hordeolum
Ø Infektionen der Haarfollikel der Lider
Schwere SSTIs: Diabet. Fuß-Syndrom
www.megru.unizh.ch
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Schwere SSTIs: Phlegmone/„Cellulitis“
Schwere SSTIs: Pyodermie, Nekrotisierende Fasciitis
Beta-Lactam-AntibiotikaØ Penicilline: Penicillin G, Ampi-/Amoxycillin, Piperacillin Ø Cephalosporine: Cefuroxim, Cefotaxim, CefepimeØ Carbapeneme: Imipenem, Meropenem
Ø Wirkung: Stören Aufbau der Zellwand (Quervernetzung)
Beta-Lactam-Ring:
Penicilline:
Cephalosporine:
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Beta-Lactam-Antibiotika
Ø 1884 behandelte Joseph Lister einen Abszess einer Krankenschwester mit einem
Penicillium-Schimmelpilz, veröffentlichte die Ergebnisse jedoch nicht
Ø 1928 entdeckte Alexander Fleming, daß Penicillium notatum / chrysogenum -
Schimmelpilze Staphylokokken im Wachstum hemmen können
Ø 1938 gelang es Howard Walter Florey und Ernest Boris Chain den Wirkstoff zu
isolieren und in Tierversuchen erfolgreich zu erproben
Ø 1941 erfolgreicher Test an einem Sepsispatienten
ØAb 1944 Großproduktion in USA und Kanada zum Einsatz gegen Pneumonie, Sepsis
und Gonorrhoe
Beta-Lactam-Antibiotika
Ø Resistenz in Staphylokokken: Enzymat. Spaltung (Penicillinase, blaZ), Ende der
40er Jahre neu aufgetaucht, jetzt in ca. 85 % der Stämme
Ø Penicillinaseresistente Beta-Laktame: Oxacillin, Cephalosporine, Carbapeneme
Ø Keine „Cephalosporinasen“ oder „Carbapenemasen“ in Staph. aureus bekannt
Ø Beta-Laktamase–Hemmer: analoge Struktur, binden irreversibel an Beta-
Laktamasen: Claevulansäure, Sul- /Tazobactam)
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Beta-Lactam-Antibiotika und Staphylokokken
Ø Penicillin G: hoch wirksam, aber nur bei den 15 % der Stämme, die keine MRSA und
auch Beta-Laktamase-negativ sind. Nur nach Resistenztestung einsenden. Gute
Gewebepenetration, bei Sepsis / Endokarditis Gentamicin dazu geben
Ø Ampi-/Amoxycillin: wie Penicillin. Kombination mit beta-Laktamasehemmer
verfügbar, aber nur für leichtere Infektionen mit Staphylokokken geeignet
Ø Piperacillin in Kombination mit beta-Laktamasehemmer, Carbapeneme:
Allroundantibiotika für Mischinfektionen (Trauma- und Bauchchirurgie), nicht
bei MRSA
Ø Beta-Laktamase-feste Penicilline (Oxacillin, Methicillin): wirkt auf Beta-
Laktamase-positive Isolaten, hat aber schlechtere Penetrationseigenschaften als
Cephalosporine, nicht bei MRSA
Ø Cephalosporine der I. und II. Generation: hoch wirksam, auch bei Beta-
Laktamase-positiven Isolaten. Auch gut geeignet für Pneumonien, orthopädische
und Weichteilinfektionen, nicht bei MRSA
Ø Cephalosporine der III. und IV. Generation: gut für gramnegative Keime, nicht
für Staphylokokken geeignet
Therapie lokaler Infektionen
Ø Penicillinasefeste Penicilline (Methicillin), Cephalosporine der Gen. I. oder II.
- Penicillin G / V nur, wenn als sensibel getestet.
- Clindamycin oder neuere Fluoroquinolone
- ggf. Betalaktam plus Clindamycin
Ø Wenn MRSA vermutet / nachgewiesen, dann
- Clindamycin oder neuere Fluoroquinolone, wenn als sensibel getestet
- Vancomycin / Teicoplanin (cave, schlechte Gewebepenetration)
- ggf. Reserveantibiotika (Linezolid, Quin/Dalf).
Ø Optionen für lokale Therapie: Fusidinsäure, Mupirocin (Nase), ggf. Vancomycin /
Teicoplanin (diab. Fußulcera), Lysostaphin (extrem teuer, z.B. bei
Verbrennungspatienten)
Sepsis
ØAusgehend von Traumata, IV-Zugängen u.a. Implantaten, chirurgischen Eingriffen,
oder von lokalen Infektionen
Ø Hohes Fieber, Schüttelfrost, Gelenkschmerzen, manchmal Hautläsionen und
Herzgeräusche, Septischer Schock
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Akrale Nekrosen infolge von Thrombosen bei S. aureus-Sepsis
Sepsis
Ø Diagnose: Klinisch
Klinisch-chemisch (Leukos, CRP, Procalcitonin, Gerinnung)
Blutkulturen, evtl. Katheter in Mikrobio
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Sepsis
Ø Komplikationen: Sekundäre Abszesse an allen möglichen Stellen: im Gehirn,
Osteomyelitis, oft in Wirbeln, Nieren, Lungen
Endokarditis
Disseminierte intravasale Gerinnung
Multiorganversagen, SIRS
Sepsis
Ø Therapie: Cefazolin + Gentamicin oder Rifampicin oder Clindamycin
Vancomycin + Gentamicin oder Rifampicin oder Clindamycin bei
MRSA oder bei Betalaktamallergie
Ø Kombinationstherapie !
Ø Lange Zeit behandeln, 4-6 Wochen
Ø Fokussuche und Herdsanierung (infiz. Fremdkörper entfernen, Abszesse drainieren)
Ø Zusätzlich symptomatisch (fiebersenkend, Volumen, Gerinnung etc.)
Ø ggf. Recombinant human activated protein C (XIGRIS)
Endokarditis
Ø Häufigster Erreger: Vergrünende Streptokokken (Zähne / Mundschleimhäute, daher
oft nach zahnärztl. Eingriffen), Verlauf eher verzögert (E´carditis lenta), erhöhte
Temperaturen, geringe Vegetationen auf den Klappen
Ø S. aureus – Endokarditis: im Zusammenhang mit infiz. Kathetern, unsterilen IV-
Injektionen, hochakut, septisches Fieber, Lungenembolien, starke
Klappenbesiedlungen, hohe Letalität
Ø Endokarditis bei Drogensüchtigen: 80% S. aureus, 20% Pilze, andere
Staphylokokken, Pseudomonas und andere. Meist (>50%) Trikuspidalklappe
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Diagnose der Endokarditis
ØKlinische Symptome
- Fieber, Abgeschlagenheit, Krankheitsgefühl
- Hauterscheinungen...
- Herzgeräusche (neu auftretend oder verändert)
- Milzvergrößerung
- Herzinsuffizienzzeichen (Ödeme, Lebervergrößerung)
Ø Klinisch-chemische Werte (CRP, Procalcitonin)
Ø BLUTKULTUREN !!! VIELE DAVON, LANGE BEBRÜTEN !
Ø Ultraschall der Herzklappen
Splitterhaemorrhagien (splinter haemorrhages) bei Endocarditis
Janeway-Läsionen bei Endocarditis
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Janeway-Läsionen bei Endocarditis (Photos: Uni Erlangen)
Osler´sche Knötchen (Osler nodes) bei Endocarditis
Therapie der Endokarditis
Ø In der Regel Betalaktam + Gentamicin
Ø Bei Staph. aureus: Vancomycin + Rifampicin / Gentamicin
Ø Wenn MRSA ausgeschlossen: Betalaktam + Rifampicin / Gentamicin,
Ø Zusätzlich Klappenersatz
Ø Lange therapieren, 4-6 Wochen, orale Fortführung
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Aminoglycoside
Ø Gentamicin,Tobra- & Amikacin
Ø Wirkung: Störung der Proteinsynthesedurch Bindung an Ribosomen (30S), Schädigung der Zellmembran
ØAnwendung: in Kombination mit Betalaktamen bei schweren Krankenhausinfektionen.
Ø Problem: nephro- und ototoxisch
Ø Resistenz: enzymatische Inaktivierung (Acetylierung u.a.) oder Efflux oder mutierte Porin-channels (bei Gramnegativen)
0.010.020.030.040.050.060.070.080.090.0
100.0
Amika
cin
Genta
mici
n
Percent S,I,R
Amikacin Gentamicin
Glycopeptide
Ø Vancomycin, Teicoplanin
Ø Wirkung: Stören den Aufbau der Zellwand
Ø Anwendung: Reserveantibiotika bei GRPK-Infektionen.
Ø Problem: schlechte Gewebepenetration
Ø Resistenz: modifizierte Bindungsstelle
Ø Bisher einzelne Fälle von „VISA“ inHongkong, USA und Schottland
Ø Am 3.7.2002 erste Beschreibung eines resistenten Stammes (Vanco-MHK > 128 µg/ml) in einem diabetischen Fuß aus Michigan
Ø Resistenzgene stammen aus Enterokokken
Osteomyelitis
ØAls Komplikation von Bakteriämien
Ø Posttraumatisch, nach offenen Brüchen
ØAls Folge tiefer diabetischer Ulcera
ØAls Fremdkörperinfektion (Fixateur externe, Gammanagel, Gelenk-TEP), häufig
auch koagulasenegative Staphylokokken
Ø Biofilm als Virulenzfaktor
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Fisteln bei hämatogener Osteomyelitis (Pat. aus Nigeria)
(www.thachers.org)
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Osteomyelitis
ØAllgemeines Krankheitsgefühl, Schmerzen, Überwärmung und Schwellungen der
betroffenen Extremität
Ø Spontane Brüche
Ø Gelegentlich Fistelbildung und Eiterabfluß nach außen
Ø Kann ohne Therapie chronisch verlaufen, über Jahrzehnte
Ø Chronische, eher symptomarme Abszessbildung in Knochen bei Kindern (nach
hämatogener Streuung, meist in der Metaphyse): „Brodie-Abszess“
Ø Diagnostik: Ultraschall / Röntgen / CT, Punktion und Erregeranzucht
Brodie-Abszess im MRT
(li: Radiologische Gemeinschaftspraxis Prüner Gang, re: wikipedia)
Osteomyelitis - Therapie
Ø Langfristige Antibiotikagabe, lokal (Gentamicinhaltige Knochenzemente u.ä.) und
systemisch.
Ø Probleme: Nicht ausreichende Gewebepenetration der meisten Medikamente
Ø Reversible small colony variants, da geringere Stoffwechselleistungen höhere
Resistenz
Ø Erhöhtes Risiko an Nebenwirkungen bei langer Antibiotikagabe
Ø Chirurgische Therapie ist besonders wichtig: Entfernung des Fremdkörpers,
Entfernung und Ersatz nekrotischen Materials (Sequester)
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Lincosamide & Makrolide
Ø Clindamycin und Erythromycin, Roxythromycin u.a. Ø Wirkung: Störung der Proteinsynthese durch Bindung an Ribosomen (50S)
Ø Clindamycin:- Osteomyelitis (wirkt auf Staph., Strep., Anaerobe, gute Gewebepenetration), - Toxic Shock Syndrome (Hemmung der Toxinynthese, in Kombination mit Beta-
Laktamen) Ø Makrolide: v.a. ambulant erworbene Pneumonien
x
Lincosamide & Makrolide
Ø Resistenz: Methylierung der Bindungsstelle am Ribosom, Efflux oder enzymat. Inaktivierung
Ø Erythromycinresistenz: 2 Gene verursachen 90% der Resistenzen in Deutschland (MARS-Studie: ermC: ca 50%; ermA: ca. 40 %), verursachen entweder konstitutive oder in ein paar Therapietagen induzierbare Clindamycinresistenz
Ø Wenn Erythr- Resistenz nachgewiesen, Vorsicht mit Clindamycin, das streng Makrolid-spezifische Resistenzgen msrA ist viel seltener
Osteomyelitis - Therapie
Ø Langfristige Antibiotikagabe lokal (Gentamicinhaltige Knochenzemente u.ä.)
Ø Systemisch nach Resistenzlage: Cephalosporine I, Penicillin, Clindamycin,
Fluoroquinolone, Rifampicin. In Kombination.
Ø Bei MRSA: Linezolid, ggf. + Rifampicin, Clindamycin nach Testung
Ø Vancomycin / Teicoplanin und I.V.-Aminoglycoside nicht geeignet wegen
schlechter Gewebepenetration
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Fall „W.R.“:
Ø Patient, geboren am 30.1.1953, Diabetes, Bluthochdruck, Schizophrenie
Ø Aufnahme am 17.6.2003 in die Neurologie
Ø Fieberschub, vermutl. kontaminierte Flexüle
Ø Neurologisch weiter schlecht (stupurös)
Ø Entwickelt während des Stationsaufenthaltes eine Bronchopneumonie, wird septisch (Blutdruck fällt, Puls steigt)
Ø Gerinnungswerte schlecht, Thrombos 15 GPt/l
Ø Entzündungswerte: Leukos 13 GPt/l ,
CRP ca. 75 mg/l,
Procalcitonin ca. 200 µg/l !!
Fall „W.R.“:
Fall „W.R.“:
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Fall „W.R.“:
Ø Verlegung auf Innere ITS am 2.7. 2003
Ø Sensibler S. aureus nachgewiesen (Abstriche, Bronchialsekret)
Ø Therapie mit Clindamycin, Flucloxacillin und Octagam
Ø Nieren- und dann Multiorganversagen
Ø Patient verstarb am 3.7.
Ø Nachweis von Staph. aureus (alle Antibiotika sensibel)
Ø Nachweis von tst1, entA und entC (PCR & DNA array)
Toxic Shock Syndrome
Ø Plötzlicher Beginn mit Fieber, Muskelschmerzen, Erbrechen, Durchfällen
Ø Patient meist verwirrt, aber keine Meningitis
Ø Temperaturen über 39 °, in 90 % über 40 °C
Ø Blutdruck fällt ab (90:40)
Ø Blutkulturen negativ !
Ø Innerhalb einiger Stunden
„Sonnenbrand“-artige Rötung,
Konjunktivitis und Rote
(„Erdbeer“-) Zunge
Toxic Shock Syndrome
Ø Generalisierte Erytheme & Ödeme, Intracutane Blutungen (Blutdruckmanschette !)
Ø Komplikationen: Nierenversagen, Atemnotsyndrom (ARDS),
Ø Letaler Ausgang in 3-6 %
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Toxic Shock Syndrome
Ø Bei Nachlassen der Symptome beginnt Abschälen der Haut v.a. an Zehen & Fingern
Toxic Shock Syndrome
Ø Seit 1980 bekannt, einige 1000 Fälle
Ø Oft bei Frauen während der Menstruation (Tampon-assoziiert)
Ø Seltener auch nach Wundinfektionen
Ø Einige Pat. bekommen TSS immer wieder- keine Antikörperbildung gegen TSS-
Toxin ?
Ø Binden an MHC-Rezeptor, unspezifische Aktivierung von allen möglichen T-Lympho-zytenklonen
Toxine von Staphylococcus aureus: Superantigene
Abb. aus Spektrum der Wissenschaft
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Ø Bis zu 20 % der gesamten Population werden aktiviert (bei normaler Antigen-präsentation sind es 0,01 % ), induziert Cytokine à starke entzündl. Reaktion
Ø Können auch Apoptose einzelner Zellklone induzieren
Toxine von Staphylococcus aureus: Superantigene
Abb. Prasad et al. 1996
Enterotoxine
Ø Staph. aureus verursacht 20 % aller Lebensmittel-intoxikationen
Ø 2-6 h nach Mahlzeit plötzlich Übelkeit und Erbrechen (kürzere Inkubationszeit als bei Salmonellen)
Ø Dann massive Durchfälle (Flüssigkeitsverlust!)Ø Besserung etwa 8 h späterØ ENTEROTOXIN A bis Y, vor allem aber sea, seb, secØ Fast alle Staph. aureus enthalten Superantigene, viele
sogar mehrere (5-10 pro Isolat)Ø Wenig Daten über Prävalenz und Bedeutung gerade der
„neuen“ EnterotoxineØ Auch „superantigene“ Wirkung durch unspez. Bindung
an MHC-RezeptorenØ Können postraumatisches (aber nicht menstruations-
assoz.) Tox. Schock Syndrom verursachen
Ø Biologischer „Sinn“ dieser Toxine ? Ø Lokale Manipulation des Immunsystems (durch Apoptose einzelner Zellklone)Ø Toxic Shock u.ä. als „unerwünschte Nebenwirkung“ / Kollateralschaden?
Toxine von Staphylococcus aureus: Superantigene
ØAutoimmunkrankheiten als Folge der Besiedlung durch super-antigenbildende Bakterien (Staph.aureus, Strep.pyogenes) ?
Ø S. aureus als Kofaktor bei Neurodermitis / Atop. Ekzem ?
Ø Überproportional häufiger Nachweis von enterotoxin-bildenden Stämmen aus Abstrichen von Atop. Ekzem
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Exfoliative Toxine: Staph. scalded skin syndrome
Ø EXFOLIATIN A, B und D wirken als Proteasen, Homologien zu S. aureus-Proteasen vorhanden
ØAssoziiert mit Impetigo bullosa (lokal) und Dermatitis exfoliativa, Staphylococcal Scalded Skin Syndrome / Morbus von Rittersheim / Ritters Disease (systemisch)
Ø Meist bei kleinen Kindern, sehr selten bei Erwachsenen Ø Beginnt mit Rötung (wie Sonnenbrand), dann Erscheinen großer Hautblasen,
Nikolsky´s Zeichen
Ø Spaltbildung zw. Stratum granulosum / Stratum corneum
Ø Bei Kindern oft gute Heilung ohne Narbenbildung (da nur oberste Hautschicht betroffen ist), bei Erwachsenen hohe Letalität
Exfoliative Toxine: Impetigo bullosa
http://atlases.muni.cz
Exfoliative Toxine: Staph. scalded skin syndrome
Wiener Medizinische Wochenschrift, April 1870
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Exfoliative Toxine: Staph. scalded skin syndrome
http://atlases.muni.cz
Fall „W.P.“:
Fall „W.P.“:
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Therapie von Infektionen mit toxinbildenden S. aureus:
Ø Tox. Shock Syndrom / SSSS :
- Beta-Laktam (hoch dosiert- möglichst viele Einzelgaben) PLUS entweder Clindamycin, Rifampicin oder Linezolid (Hemmung der Protein- / Toxinsynthese)
- Evtl. Immunglobulingabe
Ø Enterotoxinintoxikationen: symptomatisch, d.h. Flüssigkeitssubstitution