1791 1792 1793 1794 1795 - odenthal.de

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BERGISCHE HERRSCHER UND GOTT Odenthal und Bauer Johann Frizen 1787-1833 Bayerisches Herzogtum Berg bis 1805 KURFÜRSTEN VON GOTTES GNADEN KÖNIGE VON GOTTES GNADEN KAISER VON EIGENEN GNADEN 1787 Johann Frizen: Höfischer Schöffe 1808 Johann Frizen: Französischer Maire 1815 Johann Frizen: Preußischer Bürgermeister Napoleons Großherzogtum Berg bis 1813 ab 1815 Preußische Rheinlande Die Herren von Burg BERGE bestimmen den Landesnamen BERG. In Jahrhunderten formt sich um ihre Kirche und ihren Herrenhof im Tal ein kleiner Ort Wald- und wasserreiches Tor zum Bergischen Land Jahrhunderte lang heißt der Verkündigungs- bereich von St. Pankratius KIRCHSPIEL mit Ober- und Unterkirspel, heute Ober- und Unterodenthal. Die Ordnungsmacht Kirche mit eigenen diesseitigen Strafen und ihre Schulvikarie erziehen die Kinder. Der Friedhof um St. Pankratius nimmt die Toten auf. Die Kanzel-Verkündigung dient auch den Grundherren. Eine Symbiose von Altar und Thron im 18. Jahrhundert. GRUNDHERRLICHKEITEN lasten auf dem Kirchspiel: als geistliche Grundherren die Zisterzienser in Altenberg und in Osenau das Kölner Gereonstift; weltliche Herrschaften auf Burg Scherven an der Scherf und Burg Strauweiler an der Dhünn. St. Pankratius im zentralen „Dorff“ ist Eigenkirche der Grafen Wolff-Metternich von Schloss Gracht links des Rheins. Strauweiler dient als Jagd- und Zehntzentrum mit mittelalterlichen Rechten an Wasser und Wald, Land und Leuten. Dort halten sie als Gerichtsherren Ordnung, auch mit bäuerlichen Schöffen. JOHANNES FRIZEN, Sohn eines Ackerers, erlebt die europäischen Machtwechsel im Gefolge der französischen Revolution. Graf Wolff holt den schreibgewandten Pächter aus Osenau 1787 als Schöffen in seine Verwaltung. Nach der Feudalzeit wird Frizen Maire im französischen Großherzogtum, dann preußischer Bürgermeister. Er steht für bürgerlichen Aufstieg und gestaltet Odenthal bis 1833 mit. Die alte kirchlich-ständische Ordnung predigt Gleichheit vor Gott. Gleichheit vor dem Gesetz verspricht der bürger- liche Revolutionsakzent. Scheffen Sigil zu Odenthal 1556 Dhünn Eifgen Dhünn Scherfbach Kochshof Strünken Groß-Grimberg Bömberg Stragholz Hüttchen Bömerich Klein-Grimberg Born Blecher Heiderhof Porzberg Holz Strassen Erberich Glöbusch Bülsberg Groß Spezard Voiswinkel Wibershausen Borsbach Höffe Hollweg Strassen Hollandsmühle Amtsmannsscherf Altehufe Eykamp Oberkäsbach Schallenberg Oberscheid Scherf Hochscherf Steinhaus Pistershausen Klev Königsreich Meute Klasmühle Königsberg Wirts Spezard Unter- Hortenbach Ober- Unter- Breidbach Ober- Neschen Landwehr Keffermich Eichholz Feld Schickberg Großeheide Rodemich Busch Scheuren Winkelhausen Burgwinkel Kram Lengsberg Ober- Kirsbach Unter- Niederscherf Kümps Hunger Klauborg Funkenhof Selbach Oberbech Heidberg Schwarzbroich Lanzemich Unterbech Höhe Küchenberg Biese Calmünten Scharrenberg Hoferhof Rotbroich Fahn Schildgen Scheid Dünne Osenau Wingensiefen Schlinghoven Kursiefen Heide Leye Stein Farzemich Menrath Dülmen Strauweiler Bechen Burscheid Odenthal Paffrath Herweg Schmeising 0 1000 2000 m Nittum Mutz Altenberg Mühlen Höfe Orte Kirchdorf Burghäuser Köln N

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Page 1: 1791 1792 1793 1794 1795 - odenthal.de

Bergische herrscher und gott

Odenthal und Bauer Johann Frizen 1787-1833

Bayerisches Herzogtum Berg bis 1805

Kurfürsten von gottes gnaden Könige von gottes gnadenKaiser von eigenen gnaden

1787 Johann Frizen: Höfischer Schöffe 1808 Johann Frizen: Französischer Maire 1815 Johann Frizen: Preußischer Bürgermeister

Napoleons Großherzogtum Berg bis 1813 ab 1815 Preußische Rheinlande

Die Herren von Burg Berge bestimmen den Landesnamen Berg. In Jahrhunderten formt sich um ihre Kirche und ihren Herrenhof im Tal ein kleiner Ort

Wald- und wasserreiches Tor zum Bergischen Land

Jahrhunderte lang heißt der Verkündigungs-bereich von St. Pankratius KIrcHspIeL – mit Ober- und Unterkirspel, heute Ober- und Unterodenthal.

Die Ordnungsmacht Kirche mit eigenen diesseitigen Strafen und ihre Schulvikarie erziehen die Kinder. Der Friedhof um St. Pankratius nimmt die Toten auf. Die Kanzel-Verkündigung dient auch den Grundherren. Eine Symbiose von Altar und Thron im 18. Jahrhundert.

grUNDHerrLIcHKeITeN lasten auf dem Kirchspiel: als geistliche Grundherren die Zisterzienser in Altenberg und in Osenau das Kölner Gereonstift; weltliche Herrschaften auf Burg Scherven an der Scherf und Burg Strauweiler an der Dhünn.

St. Pankratius im zentralen „Dorff“ ist Eigenkirche der Grafen Wolff-Metternich

von Schloss Gracht links des Rheins. Strauweiler dient als Jagd- und Zehntzentrum mit mittelalterlichen Rechten an Wasser und Wald, Land und Leuten. Dort halten sie als Gerichtsherren Ordnung, auch mit bäuerlichen Schöffen.

JOHANNes FrIZeN, Sohn eines Ackerers, erlebt die europäischen Machtwechsel im Gefolge der französischen Revolution. Graf Wolff holt den schreibgewandten Pächter aus Osenau 1787 als Schöffen in seine Verwaltung.

Nach der Feudalzeit wird Frizen Maire im französischen Großherzogtum, dann preußischer Bürgermeister. Er steht für bürgerlichen Aufstieg und gestaltet Odenthal bis 1833 mit.

Die alte kirchlich-ständische Ordnung predigt Gleichheit vor Gott. Gleichheit vor dem Gesetz verspricht der bürger- liche Revolutionsakzent.

Scheffen Sigil zu Odenthal 1556

Dhünn

Eifgen

Dhünn

Scherfbach

Kochshof StrünkenGroß-Grimberg

BömbergStragholz

HüttchenBömerich

Klein-Grimberg

Born

Blecher

HeiderhofPorzberg

HolzStrassen

Erberich

Glöbusch

Bülsberg

Groß Spezard

Voiswinkel

Wibershausen

Borsbach

Höffe

Hollweg

Strassen

Hollandsmühle

Amtsmannsscherf

Altehufe

Eykamp

Oberkäsbach

Schallenberg Oberscheid

ScherfHochscherf

SteinhausPistershausen

Klev

KönigsreichMeute

Klasmühle

Königsberg

Wirts SpezardUnter-

HortenbachOber-

Unter-Breidbach

Ober-

Neschen

Landwehr

Keffermich

EichholzFeld

Schickberg

Großeheide

Rodemich

BuschScheurenWinkelhausen

Burgwinkel

Kram

LengsbergOber-Kirsbach

Unter-Niederscherf

KümpsHunger

Klauborg

Funkenhof

Selbach

OberbechHeidberg

Schwarzbroich

Lanzemich

UnterbechHöhe

Küchenberg

Biese

CalmüntenScharrenberg

Hoferhof

Rotbroich

FahnSchildgen

Scheid

Dünne

Osenau

Wingensiefen

Schlinghoven

Kursiefen

HeideLeye

Stein

FarzemichMenrath

Dülmen

Strauweiler

Bechen

Burscheid

Odenthal

Paffrath

Herweg

Schmeising

0 1000 2000 m

Nittum

Mutz

Altenberg

MühlenHöfeOrte

Kirchdorf

BurghäuserKöln

N

FeudalherrschaFt im bergisch-bayerischen herzogtum

17931791 1792 1794 1795

Der bayerische Kurfürst „von Gottes Gnaden“ Carl Theodor ist Landesherr des Herzogtums Berg, seines Nebenlands.

Schöffe JoHaNN FrizeN zählt zur bäuer- lichen Oberschicht. Als Halbwinner des Osenauer Hofs geht die halbe Ernte ans Kölner Gereonstift. Seit Jahren macht er Beurkundungen, Schätzungen, Teilungen und Ermittlungen. Von der Kanzel verkündet er die Prozession zur Hinrichtungsstätte nach Fahn für den „schwarzen Steffen“, dem gewalttätigen Gewohnheitsdieb. Für den Landesherrn beschreibt er 1791 das Kirchspiel um St. Pankratius mit Unterkirspel und Ober- kirspel sowie den Fortschritt in 50 Jahren.

BauerN haben ihr Auskommen, meint Frizen. Sie leben von Feldarbeit, Vieh-zucht, Obst und Holz. Erträge sind durch Pflügen, Düngen und Mehrfelderwirt-schaft gesteigert.

Revolutionäre setzen gegen Thron und Altar FreiHeiTsBäume. Doch stehen Berg schreckliche Zeiten bevor. Kriegsparteien ziehen allein 1795 / 96 siebenmal hin und her. Alle nehmen, was sie brauchen.

Vor dem revolutionären „Krieg den Palästen“ flieht der Graf aus dem links-rheinischen Gracht nach Münster. Sein Strauweiler Verwalter, Carl Josef Tils,

berichtet 10 Jahre lang über Pachteintreiben, Getreideverkäufe und die Wege der Geldsendungen nach Münster. Von ihm wissen wir auch vom revolutionären Unheil in Odenthal und den Leiden der Bevölkerung.

Trommeln für die Revolution

Revolutionäre überschwemmen das Land

Kirchspiel 1742 1791Häuser / Mühlen 331 420

Familien 367 485

Seelen 2642

Konfession Kath.

Pachthöfe 366

Dorff / Unterkirspel

Seelen Familien Häuser

303 55 42

Schulvikariat Knaben MädchenUnterkirspel 29 24

Oberkirspel 20 17

Die Französische revolution gefährdet den europäischen

Feudalismus. anti-revolutionsheere ziehen richtung Paris durch Berg.

ihrem rückzug folgen revolutions-truppen bis ins Bergische.

Neben Tagelöhnern zählt Frizen 19 verschiedene, durchschnittlich dreifach vertretene HaNDwerKe wie Müller, Metzger, Fassbinder, Holzhändler, Krämer, Holzschuhmacher, Weber,

Schneider, Achsenmacher, Wirt, Bäcker und Wundarzt.

Max Werner Graf Wolff- Metternich ist vom Landes-herrn mit der HerrsCHaFT oDeNTHaL und Burg Strau-weiler belehnt. Er erhält den Zehnten von den bäuer- lichen Pächtern. Noch ist das Fachwerk der Burg nicht verputzt, wie es der Maler Caspar Scheuren gesehen haben mag.

Freiheitsbaum mit Jakobinermütze