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Page 1: 2 / 2004 - Cotta e.V. -> Startseite · erfror die Getreideblüte (PG DD Nr. 5558). Anmerkung: Hier bricht die nachge-lassene Handschrift ab und es gilt sie fortzusetzen. Wer noch

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Als sich das kleine Bauern-dorf Cotta zurVorstadt vonDresden ver-wandelte, brach-te es sehr viele

Eigenheiten mit. Ein gesundesVereinsleben, fernab von pekuniärenInteressen, erfreute sich in damaligerZeit mehr als nur großer Beliebtheit.Das Gemeinschaftsgefühl wirkteweit über die Grenzen der einstigendörflichen Bevölkerung hinaus.Tanzabende, Vereinsfeste und Sport-veranstaltungen wurden zu denHöhepunkten einer erklärten Ge-meinschaft. Selbst zu „Ostzeiten“war den Striesenern, Grunaern undBlasewitzern bekannt, dass in die-

sem Stadtteil ein Kulturhaus, einHallenbad und ein Freibad mitgroßzügiger Freifläche existiert. Und was blieb davon übrig? Nachdem Angriff der Stadtverwaltung im Jahre 2003 / 04 auf das The-ater Junge Generation und auf das Freibad sieht man die letztenZeugnisse so langsam dahin schwin-den. Haben sich die Cottaer so ver-ändert, dass jegliche Kultureinrich-tungen unnötig wurden oder hat dieStadt Dresden, in erklärter Verant-wortlichkeit, die Möglichkeiten, dieein Kulturhaus bietet, ignoriert?Konzeptionslosigkeit und Sparsam-keit prägen heute mehr denn je diePolitik der bestimmenden Männerund manchmal auch Frauen im Rat-haus. Wer ein Kulturhaus, wie es in

Cotta samt seiner Freiflächen sichbefindet, einfach nur als Probebühnenutzt, und es nicht als Präsentati-onsstätte erschließt, hilft wedereventuellen Investoren noch denEinwohnern unseres Stadtteils. Dieeinfache Bewirtschaftung mit einerGaststätte darf heute nicht das Ende,sondern muss der Anfang einer kul-turellen Erschließung sein. Ver-pachtung macht wenig Arbeit, mitetwas mehr Unternehmergeist solltedie Stadtverwaltung jedoch schonaufwarten, es ist schließlich unseraller Geld, um das es hier geht.

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In eigener SacheAus dem Vereinsleben

Impressum:

Cottaer „Froschpost“ 2 / 2004

herausgegeben vom„Freundeskreis Cotta e. V.“,Hebbelstraße 35b,D-01157 Dresden-CottaE-Mail: [email protected]

erscheint unregelmäßig im Selbstverlag.

Redaktion dieser Ausgabe:T. RichterTitelbild: Herr Günther Blaha (†)Fotos: Archiv oder Kennzeichnung

Satz und Gestaltung: R. Ehrlich

Die Finanzierung dieser Zeitung erfolgt ausschließlich durch Spenden und Eigenmittel des Vereins.

Ein besonderer Dank der Druckerei J. Meyer,Offenbach a. M. und der Transportfirma Ludewig,Dresden-Ockerwitz.

Der „Freundeskreis Cotta e. V.“ ist alsgemeinnützig anerkannt.

Bankverbindung: Stadtsparkasse DresdenBLZ 85055142, Konto 350480633

Alle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck, auch aus-zugsweise, bedarf der schriftlichen Genehmigungdes Herausgebers.

Der Verlag übernimmt keinerlei Gewähr für dieRichtigkeit der Angaben in den veröffentlichtenTexten.

Kultur in Cotta?

Das Pumpspeicherwerk Nieder-wartha feiert dieses Jahr seinen 75.Geburtstag und geht trotzdem nochnicht in „Rente“. Von der Lebendig-keit dieser alten Anlage konnten wiruns Mitte Mai überzeugen. Der jet-zige Besitzer „Vattenfall“ ermög-lichte eine Führung, bei welcher unsHerr Cacha vieles über die Funktionund Betriebsweise vermittelte. Schon 1924 begann die AG Sächsi-sche Werke mit der Planung der„hydroelektrischen Speicheranlage“im Knotenpunkt zwischen denGroßkraftwerken Böhlen und Hir-schfeld. Ziel war es, vor allem in denverbrauchsreichen Zeiten schnell aufden gestiegenen Energiebedarf rea-gieren zu können. Die Konstrukteure betraten damals„Neuland“, denn es war zur Zeit sei-ner Entstehung einmalig. 1920Meter lange Rohre verbinden dasobere Becken mit dem Turbinen-und Pumphaus am unteren Stausee.Dieser wurde im Jahre 1935 von derGemeinde Cossebaude als öffentli-ches Bad umgebaut und erfreut sichnoch heute allgemeiner Beliebtheit.

Das technische Denkmal überstandglücklicher Weise die Hochwasser-schäden im Jahr 2002 und soll unsnach vollständiger Sanierung auchweiterhin in Spitzenzeiten Strom lie-fern. Nochmals ein Dankeschön, eswar trotz Regen ein interessanterund lehrreicher Nachmittag.

Tom Henke

Der Akkumulator aus Wasser

Wer kann helfen?

Wir suchen dringend alle Infor-mationen über das alte Hofbrauhausin Dresden-Cotta. Bitte senden Siedas Material an unsere im Impres-sum genannte Anschrift. Danke!

Ein Besuch, der sich gelohnt hat.

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Allen, die uns beim Austragen der„Froschpost“ uneigennützig ihreHilfe anboten, ein herzliches Danke-schön. Die Macher freut es immerwieder, wenn auch die Leser einEngagement mit uns eingehen. Nungibt es unsere kostenlose und werbe-freie Zeitung schon über zwölfJahre, kein anderer Stadtteil inDresden kann auf ein solchesNovum zurückschauen. Nachdem uns die Druckerei Meyerin Offenbach uneigennützig dieZeitung herstellt, hat sich dieTransportfirma Ludewig aus Ocker-witz bereit erklärt, den Transportnach Dresden im Ehrenamt zu über-

nehmen. Wieder ist ein Problem ausdem Weg geräumt und wir könnenetwas sorgenfreier in die Zukunftschauen. Trotz des Nachweises derGemeinnützigkeit, haben wir in denletzten Jahren nicht einen CentZuschuss von der Stadt erhalten.Noch leben wir vom „Eingemach-ten“. Jedoch weiß ein jeder, dass esso allein nicht weitergehen kann.Wer uns helfen will, findet unsereBankverbindung im Impressum die-ser Zeitung. Für jede noch so kleineSpende sind wir dankbar. Bitte ver-gessen Sie den Absender nicht,damit wir Ihnen eine Quittungzustellen können. Alle Spenden sind

steuerlich absetzbar und dienen ausschließlich der Gemeinnützig-keit. Natürlich sind wir auch an IhrenAnregungen und Meinungen interes-siert. Helfen Sie bitte mit und unter-stützen Sie uns bei der Suche nachalten Fotos von unserem Stadtteilund der nahen Umgebung. MancherArtikel könnte so besser illustriertwerden und bei unseren Lesern aufnoch mehr Verständnis stoßen.Schreiben Sie uns, postalisch oderper E-Mail. Die Adressen finden Sieebenfalls im Impressum.

Thomas Richter

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Ein Dank an alle Helfer!Schon über zwölf Jahre Froschpost

- 1645 blühen die Fichten so sehr,dass der Blütenstaub wie einSchwefelregen auf die Äcker fällt.Im September blühen die Rosen.- 1651 kommen so viel Lachse dieElbe, Mulde und Zscho-pau herauf, dass ein Pfundnur 1 Groschen und imHerbste sogar 6 Pfennigekostet.- 1654 ist eine große Son-nenfinsternis von 10 - 12Uhr, so dass die Leute indie Kirchen gehen und Buß-und Betstunden halten.- 1655 gibt’s so viel Obst, dass eingehäuftes Viertel Äpfel 15 Pfennigkommt. - 1657 fallen viel Meteore.- 1660 rast am 2. Adventsonntagdurch ganz Deutschland ein fürch-terlicher Orkan.- 1662 ist reich an schweren Ge-wittern.- 1664 wird am 2. Advent und zweiTage vor Christtag ein großer Kometmit breitem Schweif sichtbar. - 1665 liegt bis zum 20. März sohoher Schnee, dass die Ostermesseauf Pfingsten verlegt werden muss.

- 1675 herrscht andauernd Regen.Das Wintergetreide wird erst am 24.August, der Hafer zu Michaelis reif. - 1678 gibt es 16 Wochen keinenTropfen Regen.

- 1680 ist vom 14. No-vember ab 40 Tage langein großer Komet zusehen. - 1686 wütet in Wilsdruffeine große Feuerbrunst,bei welcher 103 Häuser,

die Kirche, Schule, Pfar-re, das Diakonat und

Rathaus eingeäschert werden. - 1688 vernichtet am 18. Juni einHagelwetter die Ernte. - 1692 sind am Mittag des 26.Februar 3 Sonnen in Vollmondgrößeund mit weißen Flecken zu sehen. - 1694 liegt der Schnee vom 1.Advent bis Ostern.- 1705 fällt am 25. und 26. Mai star-ker Schnee und Frost. Die Baum-kronen brechen von der Schneelast.Die Störche ziehen wieder fort, dieSchwalben erfrieren oder halten sichin großen Scharen an sumpfigenOrten auf. - 1706 ist so große Dürre, dass man

an vielen Stellen durch die Elbegehen kann. - 1711 ist am 25. Oktober ein starkesErdbeben. - 1715 wütet im Tharandter Waldeein solcher Sturm, dass man hernachmehrere Jahre zum Aufräumen dergeknickten Bäume braucht. - 1719 herrscht lang anhaltendeHitze. Von der Saat bis zur Erntefällt kein Regen. Das Korn steigtvon 2 auf 5 Taler. Das Schock Strohkostet 5 Taler. Die Bäume müssengefällt werden, weil sie vertrocknen.Die armen Leute mahlen Eichelnund verbacken sie mit Kornmehl.Aber sie bekommen vom Genussdieses Brotes einen unlöschlichenDurst. Das Vieh muss alles ge-schlachtet werden. So dass es im fol-genden Winter gar kein Fleisch gibt. - 1722 fällt am 12. März ein in derGegend weithin sichtbarer Meteor.Die alte Cellenser Chronik sagtdavon: Jakob Benedix erklärt anAmtsstelle, als es in der Oberstadt(Nossen) 12 Uhr geschrieen, habe erwahrgenommen wie unweit demRöhr-Kasten, Herrn Körnern ge-genüber, ein großer Klumpen Feuer

Im Wilsdruffer Tageblatt geblättertExtreme Witterungserscheinungen unserer Umgebung - Teil 2

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Niemals waren Fußballergebnisse souninteressant, wie in den bewegtenTagen im Oktober 1989. Alle Ge-mütlichkeit hatte ein Ende gefunden,egal wo man stand oder saß, es wur-de diskutiert und debattiert. Die alteLethargie der DDR war wie wegge-blasen, Demos und politische Ge-spräche machten die Runde. Fastjeder hing am Rundfunk oder Fern-sehapparat, um ja nichts von der sichständig ändernden politischen Situa-tion in der DDR zu verpassen.Waren die Amiga-Hits lange Zeit die akustischen Höhepunkte amsozialistischen Fließband, wurdenun fortan den Gesprächen am„Runden Tisch“ gelauscht. Die wohlentscheidendste Ansprache hielt dasdamalige Politbüromitglied Scha-bowski, der am Nachmittag des 9. November 1989 die Öffnung derGrenzen und freien Reiseverkehrversprach. Dresden war am darauffolgenden Wochenende geradezuentvölkert. Nach über 40 JahrenTrennung war klar, die Spaltung inzwei deutsche Staaten geht ihremEnde entgegen. Neue Begriffe warengeboren, „Treuhand“ auch „Ossi“und alles war „Wahnsinn“. Ab dem

1. Juli 1990 gab es nur noch einZahlungsmittel: Westgeld für alle. Dem anfänglichen Überschwangfolgte auch gleich der Katzenjam-mer. Die einst so mächtigen Betriebeder DDR-Wirtschaft gingen haufen-weise baden, die dazugehörigenArbeitskräfte in die Arbeitslosigkeit.Waren der Trabant und die Farb-fernseher oft die Beweise von „gut-en Beziehungen“ gewesen, so fülltensie nunmehr Autofriedhöfe undSchutthalden. Produkte in Hülle und

Fülle, der „Westen“ hatte einen neu-en Markt, der „Osten“ kaufte, ver-schuldete sich und versank in einennie dagewesenen Konsumrausch.Die Werteskala hatte sich in kurzerZeit total verändert, Kellner undHandwerker wurden zusehendsfreundlicher, Politiker warben umihre Stimmen beim Volke und in dieKirche zu gehen, war wieder „in“.Galt es früher als riskant, einen poli-tischen Witz zu erzählen, so hüteteman sich fortan seinen Chef zu kriti-sieren. Der freie Blick auf die Errungen-schaften des Westens, hatte die Au-gen für die eigene Stadt und Ge-meinden sehr schnell erblindenlassen. Soziales Engagement undterritoriales Denken wurden belacht,freies und ungehemmtes Bauen wur-de propagiert und nur die „ewig Ge-strigen“ stemmten sich dagegen. ImGesetzesdschungel fanden sich dieVäter der Stadt selbst auch nochnicht zurecht und manches kleineDenkmal wurde der Bauwut geop-fert. Es wurde renoviert und saniert

Es war vor 15 Jahren …... als sich die Mauer öffnete.

(fast eines Viertels vom Scheffel-mass) aus der Luft herunter und mit-ten auf den Fahrweg gefallen. Eshätte auch dieser Feuerball, ob ergleich ziemlich weit davon gestan-den, einen solchen hellen Scheingegeben, dass die ganze Gasse da-

von erleuchtet worden, und maneinen Pfennig hätte dabei erkennenkönnen. Das Herabfallen wäre ganzsachte und walzend zugegangen, dasFeuer aber habe gar rot und weißlichausgesehen. - Juni 1779: In Cotta und Umgebung

erfror die Getreideblüte (PG DD Nr.5558).Anmerkung: Hier bricht die nachge-lassene Handschrift ab und es gilt siefortzusetzen. Wer noch Angaben zurVervollständigung besitzt, den bittenwir, uns diese zur Verfügung zu stellen.

Ein wichtiges Transportmittel

Kohlenschleppen machte nie Spaß

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an allen Ecken, der Aufbau Ostbeherrschte die Szene. Die Wohn-raumlenkung verlor ihren Sinn, demKohlenkartenausgeber wurde ge-kündigt, die Zahl der Sozialarbeiterverdoppelte sich. Heizöl und Gashielten Einzug, die „herbstlichenNebel“ im Dresdner Tal derAhnungslosen verflogen schnell.Neue Häuser ließ die Alten nochgräulicher aussehen. Wer Geld hattezog um, die ohne sahen sich meist inden alten „Neubaugebieten“ vonDresden wieder. Eine Telefonan-meldung war nicht mehr an dieeventuelle Mitgliedschaft in einerPartei gebunden, Glasfaser undComputer führten uns bis hin zumInternet. Fast täglich purzelten diePreise für Elektroakustik undZubehör aller Art, gestern gekauft

und heute schon wieder veraltet. DerGigantismus hielt Einzug. Jedesnoch so kleine Dorf plante ein Ge-

werbezentrum, Cotta blieben dieseIdiotien zum großen Teil erspart. Mitsehr viel Geld wurde oft wirkungslosin die Zukunft geplant und gebaut.

Leider, oft vorbei am guten Ge-schmack, wurden massenweise alteArchitekturen aus dem Westen recy-celt, Gutes und Modernes kamhöchst selten zu Tage. Die Politikerfreuten sich über jeden Investor,während den Ästheten das Grauenkam. Die alte Werbung von Staatund Regierung wurde durch Colaund Morgenpostreklame ersetzt; werLesen konnte, nutzte trotzdem auchweiterhin seine bekannten Lokal-zeitungen. Von der erträumten Freiheit, Gleich-heit und Brüderlichkeit blieb nur einHauch; Presse, Funk und Fernsehenerlagen sehr schnell den werbendenGrößen. Wer Zeit und Geld hatte, be-reiste nie zu Träumen gewagte Län-der und staunte darüber, dass sich inder Welt nicht alles um Deutschland

dreht. Im Zwiespalt, den einen nichttrauen, den anderen aus schlechterErfahrung zu verwerfen, entwickeltesich ein höchst seltsames politischesKlima. Der Osten galt als rechtsradi-kal und ausländerfeindlich, Rostockund Hoyerswerda waren dafür diebesten Beweise. Die Zentren dernationalistischen Politik waren auchin Gorbitz, und so mancher Cottaerbekam dies mehr zu spüren, als erwollte. Von den Grünen und demalten „Neuen Forum“ hielten diewenigsten etwas, die SPD versank indie Bedeutungslosigkeit, was übrigblieb waren die von der CDU mitBiedenkopf an der Spitze. War manauf die ersten Ergebnisse der Wahlennoch gespannt, schwand auch hierbald das Interesse an jeglichenAbstimmungen. Es war der Anfangfür eine neue Zeit und das ist nunauch schon wieder 15 Jahre her.

Tom Henke

Improvisiert - der Wasserabfluß.

Irgendwann kam dann doch noch die Müllabfuhr

Und lange musste man Warten

Natur kontra Straßenbau

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Die Schulwanderungen der Gegenwartstehen alle mehr oder weniger imZeichen neuzeitlicher Verkehrsver-hältnisse und die jetzigeGeneration kann sichschwer einen Begriff davonmachen, wie es zur Zeitunserer Großväter war. Esist deshalb sehr interessant,was Herr Hermann Teich-mann aus Helbigsdorf übereine Schulreise im Jahr 1863von Neukirchen-Steinbach nachDresden erzählt, an der er teilgenom-men hat.Am ersten Sonnabend im schönenMonat Mai des Jahres 1863 herrschtein der obersten Schulklasse in Neukir-chen während der Singestunde großeAufregung, hatte doch unser hochge-schätzter und ehrenwerter Herr Kirch-schullehrer Kretzschmar uns Kindernmitgeteilt, dass er beabsichtige, amletzten Freitag im Mai mit uns einezweitägige Schulreise nach Dresden zumachen. Es sollten große Sehenswür-digkeiten besichtigt werden, z. B. dieTharandt - Dresdener Eisenbahn, derZwinger, die Elbe und der neu errichte-te Zoologische Garten. Was das fürFreude und Jubel auslöste, kann derjetzigen Generation gar nicht beschrie-ben werden, denn den Kindern der vonDresden weit abgelegenen Dörfer Neu-kirchen und Steinbach war doch garkeine Gelegenheit geboten, eine Eisen-bahn zu sehen. Und nun war sie plötz-lich gegeben. Eine immerhin schwierige Frage warder Kostenpunkt der Reise. Zu der Zeitrechnete man mit guten Groschen,einer hatte den Wert von 12 Pfennigen,fünfundzwanzig waren mithin einTaler. In den weiteren Ausführungensind also immer nur gute Groschengemeint. Einige Jahre später wurdensie dann durch neue Groschen ersetzt.Unser Lehrer teilte also mit, dass jedesKind, das an der Reise teilnehmenwollte, 3 Groschen an ihn abzugebenhabe. Davon sollte am zweiten Tagedas Mittagessen und der Eintritt in denZoologischen Garten bestritten wer-den. Sonstige Ausgaben, wie Nacht-quartier und Zehrung waren nichtdabei. Wir sollten nur eine tüchtigeHucke Bemmen mitnehmen. Die Reisekostete zu damaligen Zeiten viel Geldund es waren mehrere Kinder, die aus

dem Grunde nicht mitmachen konnten.Es mussten doch auch Schuhe undKleider gekauft werden.

Ich erhielt von meiner Mut-ter vier Groschen und zweikonnte ich aus meiner Spar-büchse nehmen und dazusagte meine Mutter, nunkannst du aber eine Reisemachen wie ein Graf. Übri-gens gingen damals aus dem

kleinen Steinbach 55 bis 58Kinder nach Neukirchen zur

Schule, heute nicht mal die Hälfte.Am Tage vor der Reise gab unserLehrer bekannt, dass er mit den Neu-kirchner Kindern 11 Uhr bei FaustsKalkofen in Blankenstein eintreffenwollte. Wir Steinbächer sollten zur sel-ben Zeit da sein. Wir waren aber schonvor 10 Uhr dort und warteten. Endlichkam der Lehrer mit den Neukirchnernund mit ihnen da kam auch einGewitter mit starkem Regen, vor demwir im Kalkofen Unterschlupf suchten.Nach 12 Uhr hörte es glücklich wiederauf zu regnen, aber der Morast auf den damals sehr schlechten Wegen war schauderhaft. UnserLehrer meinte nun, beidem Wege, da könntenwir nicht weiter und wirsollten nun wieder nachHause gehen. Aber da-mit kam er bei uns Kin-dern schlecht an und wir haben ihm himm-lisch gute Worte gege-ben, damit er weiterge-hen sollte. Glücklich-erweise kam der Post-bote Burkhardt aus Wils-druff. Der hatte denganzen Amtsgerichtsbe-zirk Wilsdruff zu bestel-len und bekam erst spä-ter einen Gehilfen na-mens Menzel. Also Burk-hardt berichtete, dass es in Wilsdruffgar nicht geregnet hätte. Nun gab esbei uns Kindern kein Halten mehr undder Schullehrer musste mit. Noch heu-te in meinem hohen Alter ist es mirnoch fest im Gedächtnis, dass wir beimAbmarsch das Lied sangen: „Geh ausmein Herz und suche Freud“. Über-haupt wurden die Lieder damals sehrgepflegt und deshalb war auch bei unsKindern eine wahre Lust zum Singen

vorhanden. Dagegen kann man jetztdie Beobachtung machen, dass beiSchulwanderungen, die unser schönesTriebischtal besuchen, gar nicht gesun-gen wird. Von Blankenstein wurde über Lim-bach nach Wilsdruff marschiert, wogrößeres Halt vorgesehen war. Hierwurde Kaffee getrunken, wenn ichnicht irre, war es im Ratskeller. JedesKind musste dafür drei Pfg. bezahlen.In Wilsdruff wurde auch noch für dieReise eingekauft. Wir hatten uns kleineFläschchen, so genannte Schafsäck-chen, von zu Hause mitgenommen. Indieselben wurde hier Sirup gekauft,damit wir am anderen Tage zumFrühkaffee das Dreierbrötchen schmie-ren konnten. Sirup war zu der Zeitetwas ganz Neues und eine Delika-tesse. Was er kostete, weiß ich heutenicht mehr. Als alles besorgt war, ginges mit Gesang auf Kesselsdorf zu.Unterwegs zeigte uns der Lehrer, wosich die Schlacht bei Kesselsdorf abge-wickelt hatte und machte uns mit demVerlaufe bekannt. In Kesselsdorf wur-den wir schon längst von dem Sohne

unseres Lehrers, Oskar Kretzschmar,erwartet, der in der oberen Bäckerei alsGeselle in Arbeit stand. Der Bäcker-meister hatte extra Dreierbrötchen füruns gebacken, aber die langten nichtfür alle zu, und darum wurden siegleichmäßig verteilt. In Zöllmen bezo-gen wir beim Gutsbesitzer BüttnerNachtquartier. Im Seitengebäude wareine Auszugswohnung mit Stroh undDecken hergerichtet. Aber von Aus-

Eine Schulreise im Jahr 1863von Neukirchen nach Dresden

Neukirchen heute.

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ruhen und Schlafen war keine Rede.Wir waren alle so aufgeregt und harr-ten erwartungsvoll der weiteren Reise.Viele zogen nicht mal Schuhe undStiefel aus, aber das sollte sich bei derHeimreise bitter rächen. So eine Be-geisterung, wie bei uns herrschte, kannman sich heute gar nicht mehr vorstel-len. Gegen Mitternacht kam unserLehrer und gebot ernstlich Ruhe. ImWohnhause könnte niemand schlafen.Dann wurde es langsam stille. Kaumdämmerte aber der Morgen, da warschon alles wieder auf den Beinen. ImHofe am Wassertroge wurde gewa-schen und geputzt und dann wurdeKaffee getrunken. Die mit Sirup bestri-chenen Brötchen schmeckten so wun-derbar, dass wir dachten, es wäreHochzeit. Die Büttnerschen Eheleuteverlangten weder für das Nachtlagernoch für den Kaffee Bezahlung. Eshatte ihnen Freude gemacht, uns aufzu-nehmen. Ein Mädchen dankte ihnen inunser aller Namen und brachte auf sieein Hoch aus, in das wir freudig ein-stimmten. Für die viele Arbeit, die dasDienstmädchen mit uns gehabt hatte,gaben wir ihr freiwillig je Kind dreiPfennige. Die hat sich hochgefreut.Nun ging es weiter, Dresden zu. VonZöllmen bis Dresden gab es damals nurLandwirtschaft und ein paar Ziegel-brennereien. In Wölfnitz stand nur dieBrauerei, der Gasthof und ein einzel-nes Haus. In Löbtau, wo jetzt derFriedhof ist, stand das Werner-Denk-mal ganz frei im Felde. Unser Lehrergab uns darüber Aufschluss. Von dortbis an die Weißeritz waren nur Kirsch-alleen. Rechts vor der Weißeritz standdas Chausseehaus mit zwei weiß-grüngestrichenen Schlagbäumen, linksdavon ein neugebautes Haus mit einerBäckerei. Hier wurde der Dreierbröt-chen-Vorrat ergänzt. Wo jenseits derWeißeritz jetzt der große Häuserkom-plex steht, lag damals der sogenannteHolzhof. Dort waren mehrere ausge-mauerte Kanäle und in dieselben wur-de das Holz aus dem Tharandter Waldegeflößt. Männer mit spitzen Hakenzogen es hier aus dem Wasser und sta-pelten es auf. Das Holz war anderthalbEllen lang geschnitten, denn dasMetermaß gab es zu der Zeit nochnicht. Auch weiter drinnen standen nurdrei oder vier Häuser. Als wir in dieGegend kamen, wo sich jetzt dieGlasfabrik befindet, sahen wir vonweitem die Eisenbahn angefahrenkommen. Nun stürmte alles mitsamtunserem Lehrer nah dem Übergang derBahn über die Straße. Die heutigeGeneration kann gar nicht ermessen,was für eine große Freude es für uns

Kinder war, das neue Weltwunder -genannt Eisenbahn - schnell an unsvorüberfahren zu sehen. Am Bahnhofvorbei ging es weiter der Stadt zu. Bisan die jetzige Rohrbecksche Kohlen-handlung gab es noch tiefe Straßen-graben, dann kamen wieder einzelneHäuser.

Im Zwingerhofe gab es für uns Kinderaus dem weltabgeschiedenen Dörfernviel zu sehen und zu bewundern. Aufder Brühlschen Terrasse angekommen,staunten wir mit großen Augen dieElbe an. Zur selben Zeit brachten gera-de eine große Anzahl starker Männeran Seilen ein Schiff unter der Brückehindurchgezogen, was sehr langsamging. Als es durch die Brücke kam,setzte man die Masten in die Höhe,spannte Segel auf, die Männer ließendie Seile los und mit des Windes Kraftzog das Schiff seine Bahn aufSachsens größtem Strome weiter. Nachlängerem Aufenthalt wurde demZoologischen Garten zumarschiert.

Unterwegs kamen wir an einerSchänke vorbei mit großem Linden-garten, in dem Tische und Stühle stan-den. Wir waren durstig und kehrtenein. Von jedem Kinde wurde ein GlasBier bestellt. Aber o Schreck, als esdann ans Bezahlen ging, da bekamunsere Reisekasse einen gewaltigen

Stoß. So ein kleines Gläschen Bierkostete einen Groschen, während beiuns zu Hause ein viel größeres Glasvoll nur 4 Pfg. kostete. Ich sehe nochheute unseren guten Schullehrer mittenunter uns, wie er sich die größtenVorwürfe machte, dass er nicht erstgefragt hatte, was ein Glas Bier koste-te. Es half aber alles Lamentierennichts, es musste bezahlt werden. Daswar eine große Lehre für uns, mit unse-rer Reisekasse vorsichtiger umzuge-hen. Der Zoologische Garten war füruns etwas besonderes Schönes. Wirwaren ganz erstaunt, dass es auf derWelt soviel verschiedene Tiere gab.Und dabei bestand der Garten noch garnicht lange. Da waren bei weitem nochnicht so viele Tiere drinnen als jetzt.Hier bekamen wir auch gruppenweiseMittagessen. Es gab Reis, und das warfür uns wieder etwas ganz Neues.Als alles besichtigt war, wurde dieHeimreise angetreten. In Dresden hat-ten wir noch Gelegenheit, Stahlfeder-halter und Stahlfedern zu kaufen. Wasdie Reisekasse noch zuließ, wurde inStahlfedern angelegt, denn in unsererSchule wurde noch mit Gänsefederngeschrieben. Wenn wir Schreibstundehatten, wurden vom Lehrer die Gänse-federn geschnitten und vorgerichtet; erhatte viel Arbeit damit. Als wir einge-kauft hatten, ging es weiter der Heimatzu. Außerhalb der Stadt, wo derStraßengraben anfing, zogen wirSchuhe und Strümpfe aus, um besserlaufen zu können. Aber da kam dasElend zutage. Viele hatten sich die

Ausschnitt aus einer Karte von damals.

Heimatseite im Vierseitenhof von Richters inZöllmen.

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Das Pumpspeicherwerk NiederwarthaTeil 1 - Eine Weltneuheit ging ans Netz

Füße wundgelaufen. Beim Wölf-nitzer Gasthof wurde wieder haltgemacht. Wer noch etwas Geldbesaß, kaufte sich für’n DreierKaffee, die Mehrzahl spülte dasVesperbrot mit Wasser hinter undlöschte den Durst damit, denn es warsehr heiß. Geschlossen und mitGesang wurde dann weitermar-schiert, aber der Zug wurde immerlänger und von der Pennricher Höheab wurden es immer mehr, bei denendie Füße nicht mehr mitmachenwollten. Mehrere Male musste bisKesselsdorf noch Halt gemacht wer-den, damit die Lahmen wieder herankamen. In Scharfes Oberem Gast-hofe erwarteten uns Neukirchnerund Steinbacher Gutsbesitzer mitErntewagen, die uns an großen und

schönen Erfahrungen reicher zu-rückbrachten in unser geliebtesElternhaus. Ich und die wenigen Schulkamera-den, die noch nicht unter dem grü-nen Rasen schlafen, erinnern sichnoch heute aller Einzelheiten dieserSchulreise im Jahre 1863 und den-ken gern und freudig daran zurück.Wir erinnern uns dankbar auch unse-res hochgeehrten Herrn SchullehrersKretzschmar, eines gewissenhaften,gottesfürchtigen und menschen-freundlichen Mannes. Was er unsgelehrt und an gutem Beispiel gege-ben, ruht noch heute in uns. Wennwir Steinbacher nass und erkältet zurSchule kamen, erwartete er uns undhing selbst unsere nassen Kleider anden großen schwarzen Kachelofen.

Im Jahre 1866 ist er dabei vomStuhle gestürzt, so dass er 1867 inden wohlverdienten Ruhestand trat.Er wurde vom Lehrer Werner ab-gelöst. Schon lange ist er in dieEwigkeit abgerufen worden. Unsbleibt er unvergessen.Der Aufsatz und das Vorwort wurdenuns freundlicherweise von FrauChrista Richter aus Zöllmen überge-ben. Die im Aufsatz erwähntenDörfer Neukirchen und Steinbachliegen zwischen Mohorn und Tanne-berg. Wahrscheinlich wurden dieErinnerungen zwischen 1920 und1930 aufgeschrieben.

H. Worms, Ortsgruppe Gompitz des Landesver-eins Sächsischer Heimatschutz e. V.

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Die Aktiengesellschaft „SächsischeWerke“ (ASW) plante schon längerim Zuge des weiteren Ausbaus dessächsischen 110-kV Netzes eingrößeres Umspannwerk mit derProjektbezeichnung „ UmspannwerkDresden-Nord „in der Nähe desLastschwerpunktes der Stadt Dres-den zu errichten. Damittrafen sich die Interes-sen der für den Bau derhydro-elektrischen Spei-cheranlage extra am 24.12. 1926 gegründetenA k t i e n g e s e l l s c h a f tE n e rg i e v e r s o rg u n gGroß-Dresden (Engro)mit der ASW, die einenEinspeiser für den Last-knoten Dresden zur Ent-lastung der 110-kV-Verbindung zwischenden GroßkraftwerkenBöhlen und Hirschfelde wollte undden Interessen der städtischen Elek-trizitätswerke Dresden. Die Versor-gungszuverlässigkeit der Stadt solltedurch eine teilweise vom Landes-netz unabhängige Einspeisung, auchautark gegenüber atmosphärischenStörungen im 110-kV-Netz, erhöhtwerden. Vorgesehen war, die geplan-te Pumpspeicheranlage auch als Re-

serve für Kraftwerksausfälle desDresdner Energieversorgers und fürdie Abnahme von überschüssigemSchwachlaststrom für die hydro-elektrische Speicherung zu verwen-den. Vor allem die Spitzenleistungs-bedarfsdeckung für Dresden und die Abnahme von überschüssigem

Nachtstrom zur gleichmäßigen Be-lastung der Erzeugereinheiten imneu errichteten Westkraftwerk amWettiner Platz in Dresden (späterHeizkraftwerk Mitte) verspracheneine bessere Wirtschaftlichkeit derDresdner Stromversorgung. All die-se Beweggründe führten zur Ent-scheidung, das Pumpspeicherwerk(PSW) nicht zu weit von Dresden zu

errichten und dazu, dass sich dieStadt Dresden und ihr Energiever-sorgungsbetrieb DREWAG (seit1930 städtische Aktiengesellschaft)mit 5 Millionen Reichsmark (RM)am Projekt beteiligte. Den gleich-großen Betrag stellte die ASW zurVerfügung. Ergänzt wurde die

Finanzierung der Inves-tition durch Darlehen inHöhe von ca. 13 Milli-onen RM aus dem Etatder produktiven Er-werbslosenfürsorge desLandes Sachsen. Mitdiesen Mitteln stelltedas Vorhaben Nieder-wartha letztendlich einegewaltige Arbeitsbe-schaffungsmaßnahmedes Landes Sachsen fürfast 2000 Arbeitskräfteder verschiedensten Ge-

werke in schwieriger wirtschaftli-cher Zeit dar.Ein Stab von 30 Ingenieuren war mitBodenerkundungen und Berech-nungen für einen geeigneten Stand-ort beschäftigt. In die engere Wahlkamen die Gelände am Borsberg beiNiederpoyritz, die Höhenlage beider Rehbockschänke bei Meißenund natürlich Niederwartha, für das

Bau des oberen Staubeckens ca. 1929.

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man sich später entschied. Für dasobere Staubecken schien sich deralte Silbergrund, in dem der Lotze-bach hinabführte, besonders gut zueignen. Hier entstand das obereStaubecken mit einer Staufläche von30 ha in dem fast drei MillionenKubikmeter Wasser sich anstauenlassen, knapp zwei Drittel davonwerden zur Pumpspeicherung ge-nutzt. Doch vor dem Bau des Be-ckens musste der Lotzebach neu ver-legt werden, eineBaumaßnahme, dieder CossebauderHaus- und Grund-stücksverein ver-langt hatte. Der da-für 387 m lange,schräg gebohrte,Stollen, dient jedochauch als Notablauffür das obere Stau-becken bei Repara-turen. Ein solchermachte sich nachdem Hochwasser imJahre 2002 nötig, dieSchiebekammer amEinlauf musste er-neuert werden. Über28 Einsprüche hattedie Bauleitung aus dem Weg zu räu-men, ehe im Jahr 1927 mit dem Baubegonnen werden konnte. Im Presse-heim Oberwartha, das eigentlich zubeschaulicheren Dasein für erho-lungsbedürftige Presseleute be-stimmt war, hatte die Bauleitung derEnergieversorgung Groß-DresdenAG ihr Baubüro errichtet. Für 40000 RM hatte es die AG samt demGrundstück vom damaligen Besitzererworben. Von hier aus galt es dieunterschiedlichsten Arbeiten zu ko-ordinieren, um die sehr kurze Bau-zeit von 2 Jahren auch einzuhalten.Für die Bauleitung war Regierungs-rat Dr. Rudolph verantwortlich. Trotz Ausnutzung des natürlich ge-wachsenen Silbersgrundes warenerhebliche Baumaßnahmen für denoberen Stausee erforderlich. EinErddamm von 50 m Höhe sperrteden alten Ablauf des Lotzebachesab. Er erhielt nach der Wasserseitezu eine Lehmauflage von 2,50 m bis6 m Stärke, die bis zu 12 m Tiefe indie brüchige Syenit-Unterlage ein-griff. Von dem mit Fallschützen undDammbalkenverschluss versehenenEinlaufbauwerk führten beim Bau

auf 100 m Länge 2 Rohre in 14 mTiefe durch die Straße Oberwartha -Unkersdorf. Nach Kreuzung derStraße wurden die 3,20 m starkenRohre zu den „Wasserschlössern“geleitet. Diese zylindrischen undnach oben offenen Türme dientenbei einer Absperrung, durch eventu-elle Havarien, als Druckausgleich.Die zwei 1920 m langen Rohrlei-tungen überwanden eine Höhe von138 m, bevor sie im Maschinenhaus

endeten. Schon damals hatte manden Platz von vier Rohrleitungen,für den Fall eines Vollausbaus, frei-gehalten. In dem rund 80 m langenund 28 m breiten Krafthaus waren jevier Maschinensätze mit 15 MWLeistung errichtet wurden.Vorgesehen war ein Ausbau auf achtSätze zu 120 MW Leistung. JederMaschinensatz bestand aus einemDrehstromgenerator von Siemens &Schuckert, der auch bei Pumpbetriebals Motor geschaltet werden konnte.Die auf gleicher Achse sich befindli-chen Francis-Pumpen stammten vonder Firma J. M. Voith. Für den Baudes Maschinenhauses konnte derArchitekt Emil Högg gewonnenwerden, er hatte zusammen mitRichard Müller auch den bekanntenErnemannturm auf der Junghans-straße in Dresden erbaut. Auch fürdas Unterbecken waren zwei Aus-baustufen vorgesehen. In der erstenStufe sollten die alten Kötzschen-brodaer Wiesen, durch Eindeichungdes Geländes mittels Randdämmenauf eine Tiefe von 4 m, das ent-sprach einer Wassermenge von 1,1Millionen Kubikmeter Nutzwasser,

errichtet werden. Heute fasst dasStaubecken 2,5 Mill. KubikmeterWasser, wovon 2,0 Mill. Kubik-meter für die Verstromung genutztwerden können. Der 2450 m langeDamm besitzt eine Höhe von 6 mund umschließt ein 44 ha großesAreal. Im Jahre 1935 errichtete hierdie Cossebauder Gemeinde ein noch heute gern genutztes Freibad.Am 1. 10. 1929 wurde erstmals dasobere Speicherbecken gefüllt, bis

zum 10. 2. 1930waren alle vierPumpspeichersätzein Betrieb genom-men. Im ersten Be-triebsjahr konnten 2 / 3 der erzeugtenelektrischen Arbeitan das Landesnetzder ASW bzw. andas Freitaler Netzabgegeben werden.Ca. 1 / 3 der elektri-schen Arbeit bezogdie DREWAG. Diegleichzeitige maxi-male erzeugte Wirk-leistung von 62 MW erfüllte alleErwartungen.

In den letzten Tagen des zweiten Welt-krieges gab es auch Zerstörungen amPumpspeicherwerk. Durch Artiller-iefeuer erhielten u. a. die 110 kV-Freiluftanlage, das 20-kV-Schaltan-lagengebäude, das Drosselklappenhaus,das Wasserschloss und die untereHangrohrleitung mehrere, z. T.schwere Treffer. Die Folge war Wasser-einbruch bis in die Rohrwanne unddie Maschinenfundamente. Dadurchkam es zum Teil- bzw. Totalstill-stand des Werkes. Trotzdem speistedas Werk Anfang Juli 1945 noch101400 kWh in das Landesnetz, wieaus den Akten des StaatsarchivsDresden zu entnehmen ist.

Tom Henke

Weitere Bilder vom Pumpspeicher-werk Niederwartha finden Sie beiuns im Internet.Wir danken Herrn Edelmann, HerrnProf. Bachmann (†) und der Orts-gruppe Gompitz des LandesvereinsSächsischer Heimatschutz e. V. fürihre Hilfe.Die Fortsetzung folgt in der näch-sten Ausgabe!

Eine Kaltnadelradierung von Heinrich Freytag aus dem Jahr 1929.

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Ob man sichvon Chemnitzher auf der A4 der Lan-deshauptstadtnähert oder siein Gegenrich-tung nachDurchfahren

des Elbtals verlässt, ist ein Orientie-rungspunkt nicht zu übersehen. Seit50 Jahren grüßt den eiligen Auto-fahrer der 153 m hohe Funkturm, derdas Wilsdruffer Land auf derBirkenhainer Höhe krönt.Die zugehörige Kleinstadt Wilsdruffbleibt fast verborgen, bis man sichder Autobahnbrücke nähert, die dasSaubachtal überquert. Wenn der Ge-danke aufkommt, was das eigentlichfür eine Stadt ist, die in früherenZeiten nicht nur einem Stadttor, son-dern auch einer Vorstadt Dresdensden Namen gab, und nach der nochheute eine Straße im Zentrum be-nannt ist, so sollte man die Ausfahrt-beschilderung „Wilsdruff“ als Weg-weiser benutzen. Durch die Straßenführung geleitet,gelangt man rasch zum Marktplatz.Seinen mittelalterlichen Charakterhat er sich bis heute bewahrt. Nurdie beiden bedeutendsten Gasthöfe,der seit 1734 1. Privilegierte Gasthof„Zum weißen Adler“ gegenüber dem

Rathaus und der an der diagonalenMarktecke stehende „Goldene Lö-we“ sind unserer Zeit zum Opfergefallen. Dafür hat die restaurierte

Markt-Postsäule ihren ursprüngli-chen Platz wieder erhalten. Das ebenfalls restaurierte Rathausbeherbergt jetzt das Standesamt undden Sitzungssaal für die Ratsherren.Nachdem es durch den Stadtbrandvon 1744 in Schutt und Asche gefal-len war, wurde es zehn Jahre spätervon 1754 bis 1758 wieder aufgebaut.Den Neubau leitete der General-Akzise-Baudirektor des Churfürs-tentums Sachsen, Samuel Locke, derdas zweigeschossige Gebäude mitSatteldach und Turm entwarf. DieRathausglocke wurde 2003 durchein Glasglockenspiel ergänzt.Wenige Meter neben dem Markt-platz befindet sich die Nikolaikir-che. Die um 1220 erbaute romani-sche Stadtkirche ist nach ver-schiedenen Umbauten 1896 abge-brochen worden. Der im neugoti-schen Stil errichtete Neubau konntebereits am 20. September 1897geweiht werden.Unmittelbar neben ihm befindet sichdie katholische Kirche „St. Piux derX.“, die im September 1956 ihreWeihe erfuhr. Hinter ihr wird derBlick zum ehemaligen Schloss frei.Es hatte seinen Ursprung im 16.Jahrhundert, jedoch wurde der Nord-flügel als der älteste bereits 1819/20abgerissen. Die erhaltenen Süd- undOstflügel stammen aus dem 17.

Jahrhundert. DasSchloss war derWohnsitz der Adels-familie von Schön-berg, die von 1442bis in das 19. Jahr-hundert die Stadt-herren von Wils-druff waren. Nachdem 2. Weltkriegwurde das Schlosszur Betriebsstättedes VEB Spiegel-werk Wilsdruff.1997/98 wurde eszu einem Wohn-haus umgebaut,

dessen seiner Geschichte angepassteFassade den Betrachter erfreut. ImBereich des früheren Nordflügelsentstand 2001 ein Pflegeheim.

Das daneben stehende Fachwerk-haus ist das einzige erhalten geblie-bene Gebäude des früheren Ritter-gutes und das älteste Wohnhaus derStadt. Wir verlassen das Gelände durchden Schlossgarten und gelangen zum Torhaus, einer modernenMarkierung der Stelle, an der sichbis Mitte des 19. Jahrhunderts dasDresdner Tor befand. Die Bezeich-nung Dresdner Vorstadt für die vordem Tor erbauten Häuser ist schonlange nicht mehr in Gebrauch.Wo die Straße nach Dresden erkenn-bar ansteigt, wenden wir uns nachrechts und betreten den Ehrenfried-hof mit der Jakobikirche. Das um1150 errichtete Bauwerk ist das älte-ste der Stadt und belegt deren wirk-liches Alter. Das durch die Erst-erwähnungsurkunde vorgegebeneJahr 1259 wird dadurch beträchtlichunterboten. Die romanische Hallen-kirche gehört zu den ältestenKirchen Sachsens und ist weitge-hend in ihrer ursprünglichen Bau-substanz erhalten geblieben. Dasmacht ihren besonderen Reiz aus,auch wenn sie zur Zeit nicht fürkirchliche Zwecke genutzt wird.1917 wurde vor der Westseite derKirche zur Erinnerung an dieGefallenen des 1. Weltkrieges einEhrenfriedhof angelegt. In einemRondell erinnerten 146 einfacheHolzkreuze an die Gefallenen derStadt. Über deren Erneuerung wirdderzeit nachgedacht.

Wilsdruff, die Stadt am Funkturm,war einst das Tor zu Dresden.

Blick zum Funkturm.

Der Marktplatz mit Postsäule.

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Der Post Telekom Sportverein ver-anstaltete sein „Vereinssportfest 2004“am 10. Juli auf dem Fußballplatz desVereins an der Hebbelstraße. VielKraft war in die Vorbereitung gelegtworden und so wurden die Veran-stalter immer unruhiger, als die Wet-terberichte noch in der Mitte derWoche für Sonnabend reichlich Re-gen vorhersagten. Zum Glück trafder Spruch zu „die Meteorologen -wie üblich“; das Wetter spielte rechtordentlich mit.Natürlich gab es bei einer Veran-staltung auf dem Fußballplatz eingroßes Fußballturnier, zu dem achtMannschaften gemeldet hatten, dar-unter auch eine vom „FreundeskreisCotta“, die mit vollem Einsatz käm-pfte. Dass eine Mannschaft der Post-Fußballer gewann, war unwichtig,die Teilnahme war das entscheiden-de. Auch die Mannschaften der an-deren Sportgruppen, z.B. der Orien-tierungsläufer hatten ihren Spaß. Eswurde auch ein Volleyballturnierdurchgeführt, der Platz bietet jaselbst dafür beste Bedingungen.Leichtathletik gab es an der Sprung-grube.In der Turnhalle der Schule gegenü-ber konnten die Abteilungen Gym-

nastik und Rollkunstlauf ihre Künstezeigen. Hier war es schade, dass sichnicht mehr Zuschauer eingefundenhatten.Die Wanderer zogen mit großer Be-teiligung auf eine 10-km-Tour Rich-tung Zschoner Grund los, an der „Scho-ner Mühle“ wurde dann Zeit einge-büßt, das Bier war zu verlockend.Das wäre aber gar nicht nötig gewe-sen: Auch auf dem Platz war die Ver-sorgung mit Speisen und Getränkengut. Das Sportfest war auch für un-sere Kleinsten ein schönes Erlebnis.Es gab eine Hindernisstrecke, wo paar-weise um schnelle Zeiten gekämpftwurde mit Sackhüpfen, Balancierenauf dem Seil und Zielwurf mit Dart-pfeilen nach Luftballons. Alle Teil-nehmer erhielten kleine Preise. Eineweitere Attraktion war das Bier-kastenklettern, wofür sogar ein Kranfür das Sicherungsseil besorgt wor-den war. 24 Kästen waren derRekord, bei dem Wind ein sehr be-achtliches Ergebnis. Die Schauvor-führung der Taekwon-Do-Sportlerwurde von vielen Zuschauern ver-folgt. Dass jemand mit dem eigenenFuß ein Brett spalten kann, das ersich über den Kopf hält, das istschon beeindruckend.

Gegen 17 Uhr setzte dann der Regenein, aber da war das Programm auchgerade beendet. Glück gehört ebenauch dazu. Die Teilnehmer warenzufrieden und einige neue Inter-essenten haben wir auch gewonnen.

Zum Schluss wieder der Hinweis:Unser Mehrsparten-Verein hat fürfast jeden etwas zum Mitmachen.Auch, wer aktiv im Vorstand mitar-beiten will, ist willkommen. Ein Anruf in der Geschäftsstelle unter 4 71 51 66 schafft den nötigenKontakt.

Vom Friedhof aus wenden wiruns nach links und überquereneinen kleinen Bach, der seinemNamen „Wilde Sau“ nur in Aus-nahmefällen gerecht wird. Überden Neumarkt gelangen wir zumehemaligen Postamt und befin-den uns an der Stelle, an derfrüher das Freiberger Tor dieStadt begrenzte. Von dort auserblicken wir bereits den Markt-platz.Wenn uns noch Zeit zur Ver-fügung steht, nehmen wir denWeg dorthin über die westlichder Freiberger Straße verlaufendeParallelstraße. Sie trägt denNamen Gezinge und erinnert aneine mittelalterliche Schutzan-lage im Vorfeld der Stadtmauer.Das herausragende Gebäude ist

heute eine Mittelschule. 1910 imJugendstil erbaut, gilt sie alseines der schönsten Schulge-bäude der ganzen Region. Siewurde am 10. 10. 1910 um 10.10Uhr eingeweiht. Über demHauptportal begrüßt uns ein bib-lischer Spruch, dessen Weisheitihn alle Zeiten überdauern ließ.„Seid aber Täter des Wortes undnicht Hörer allein“. Im 3. Stockder Schule befindet sich das 1919gegründete Heimatmuseum derStadt Wilsdruff, das seit 1999 derÖffentlichkeit wieder zugänglichist. Zu dessen Besuch laden wirin einem der nächsten Hefte der„Froschpost“ ein.

Dr. Rolf Görner,Museumsleiter

Vereinssportfest 2004des Post Telekom Sportvereins

Die Nikolaikirche.

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Parallel zur Umstellung des DresdnerStraßenbahnnetzes von Pferde- auf elektrischen Betrieb in den letztenJahren des 19. Jahrhunderts, entstandenPläne von zahlreichen schmalspurigenÜberlandlinien. Das bestehende Stra-ßenbahnnetz sollte bis Heidenau, Pirnaund Meißen ausgedehnt werden. Zu-nächst wurden im Jahr 1899 nur dieLößnitzbahn Mickten - Kötzschen-broda (heute Radebeul-West) und die Querverbin-dung Laubegast - Nieder-sedlitz verwirklicht. Biszum 1. Weltkrieg konnteman Kleinzschachwitz,Pillnitz und Cossebaudeerreichen. Da das Umstei-gen zwischen den Fahr-zeugen unterschiedlicherSpurweite lästig war, hatteman die beiden letzterenStrecken in Dresdens übli-cher Spurweite von 1450mm gebaut.Nach dem Krieg erhoben die Rand-gemeinden erneut ihre Stimmen undforderten die längst versprochenenStraßenbahnlinien sowie die Umspur-ung der Lößnitzbahn, um das Umstei-gen in Mickten zu beseitigen unddurchgehenden Verkehr nach Dresdenzu ermöglichen. Nachdem die Streckeder Lößnitzbahn bis Zitzschewig ver-längert war, ließen die Krisen- undInflationsjahre keine weiteren Straßen-bahnbauten zu.Im Jahre 1925 verlangte die sächsischeRegierung den Aufbau eines einheitli-chen Verkehrsnetzes mit Straßenbahn-und Omnibuslinien in dem Gebiet zwi-schen Pirna und Meißen. Daraufhinnahm die Verwaltung der StaatlichenStraßenbahnen die Planungen für dieVerlängerung der Lößnitzbahn wiederauf. Gleichzeitig sollte diese Streckeauf Breitspur umgebaut werden. BeiGleiserneuerungen wurden deshalblängere Schwellen eingebaut, damitspäter nur noch die Schienen auseinan-der gerückt werden mussten.Im Jahre 1926 entstand aus den staatli-chen Straßenbahnlinien und der kommu-nalen Straßenbahn Loschwitz - Pillnitzdie Dresdner Überland-Verkehrs-Gesel-lschaft mbH, kurz DRÜVEG genannt.

In der Konzessionsurkunde hieß es: „... Die DRÜVEG ist auf Verlangender Regierung verpflichtet, neue Lini-en im Umkreise der nahen und weite-ren Umgebung Dresdens zu bauen ...und zu betreiben. Solche Linien sindzunächst folgende: 1. Dresden - Pirnanördlich und südlich der Reichsbahn,2. Dresden - Meißen auf beiden Ufernder Elbe ...“ Zusätzlich beauftragte die

sächsische Regierung der DRÜVEGmit der Ausarbeitung von Plänen fürein Schnellstraßenbahnnetz. Als Vor-bild diente die Köln - Bonner Rhein-uferbahn, die zwar in den Innenstädtenals Straßenbahn geführt wurde, jedochin den Vororten einen eigenen Bahn-körper besaß, der in Gegenden mitschwächerer Besiedlung von Straßennur niveaufrei gekreuzt wurde. Damitwaren wesentlich höhere Fahrge-schwindigkeiten möglich als bei einernormalen Straßenbahn.Die von der DRÜVEG ausgearbeitetenPläne enthielten Strecken nach Pirnaund Meißen, die bis in Heidenau undRadebeul West eine Trasse sowohlnördlich als auch südliche der Eisen-bahn erhalten sollten. Im Stadtzentrumwar wegen der dichten Bebauung eineunterirdische Führung vorgesehen, indie auch Strecken nach anderen dichtbesiedelten Stadtteilen einbezogenwerden sollten. Aus heutiger Sichtinteressant war die Führung derBühlauer Linie: Sie war geplant überJohannstadt und die Waldschlößchen-brücke, für deren Bau damals bereitsVorbereitungen auf der Altstädter Seitevorgenommen wurden. Alle Streckensollten den Einsatz 2,65 m breiter

Fahrzeuge ermöglichen, die gegenüberden bisherigen nur maximal 2,20 mbreiten Fahrzeugen eine größere Be-förderungsleistung aufwiesen.Präzisere Untersuchungen und Kosten-planungen der DRÜVEG zeigten, dassunterirdische Streckenführungen inden nächsten Jahren nicht zu finanzie-ren seien, denn die Weltwirtschafts-krise warf bereits ihre Schatten voraus.

Deshalb sollten die neuenSchnellstraßenbahntrassenzunächst nur in den Außen-bezirken entstehen, in dendichter bebauten Gebietendie vorhandenen Streckennutzen und der Ausbau imStadtzentrum in besserenZeiten erfolgen. Außerdemzeigte sich, dass ein eigen-er Bahnkörper nur dort mit vertretbarem Aufwandhergestellt werden konnte,wo sich keine Bebauungbefand. Da dort auch keine

Menschen wohnten, waren jedochweniger Fahrgäste und damit auchgeringere Einnahmen und eine gerin-gere Verzinsung des Kapitals zu er-warten.Bei der Realisierung bildete die LinieDresden - Heidenau einen Schwer-punkt. Hier gab es günstige Voraus-setzungen. In der Stübelallee lagen dieGleise bereits auf eigenem Bahn-körper. An deren Ende sollte dieStrecke geradeaus fortgeführt werden,Seidnitz nördlich und Tolkewitz -Laubegast südlich tangieren. 1928 wardiese Trasse größtenteils vermessenund abgesteckt, dazu ein Teil der nöti-gen Grundstücke erworben.Zweiter Schwerpunkt war die LinieDresden - Meißen und die Umspurungder Lößnitzbahn. Die DRÜVEG baute1928 den Straßenbahnbetriebshof Cos-wig und die Strecke bis zur HaltestelleJohannisbergstraße der Lößnitzbahn.Der unabhängig von den Straßenführende Bahnkörper war für zweiGleise vorgesehen, doch konnte wegenfehlender Mittel nur ein Gleis gelegtwerden. Im nächsten Jahr begann manvon der Johannisbergstraße aus dieUmspurung der Lößnitzbahn. Am 20.Juli 1929 wurde der normalspurige

Schnellstraßenbahn über die Kaditzer Brücke

Es blieb leider nur beim Projekt

Querschnitt durch die Kaditzer Brücke, wie sie 1930 gebaut wurde. Deutlich zu erkennen sind die beiden Brückenträger, in denen die Versorg-ungslei-tungen verlegt sind, und die angehängten Fußwege.

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Verkehr zwischen Coswig und Köt-zschenbroda (Radebeul-West), wozuman einige Fahrzeuge des Stadtnetzeszum Betriebshof Coswig umgesetzthatte. Am 28. Juni 1930 war die ge-samte Lößnitzbahn umgespurt undeinige Tage später verkehrte die Linie15 durchgehend von Coschütz bis Coswig.Die Führung der Straßenbahn durchdie Leipziger Straße in Dresden unddie Meißner Straße in Radebeul musstewegen der dichten Bebauung beibehal-ten werden, doch machte diese dieVerlegung der Gleise auf einen eigenenBahnkörper unmöglich und war damitfür einen Schnellverkehr ungeeignet.Die DRÜVEG plante daher eine neueTrasse, für die es zwei Varianten gab.Die eine Variante zweigte etwa beiSchloss Wackerbarth von der bestehen-den Strecke ab, umging Altköt-zschenbroda südlich und führte dannetwa parallel zur KötzschenbrodaerStraße zum Riegelplatz. Nach derzweiten Variante sollte die neue Trasseerst zwischen Louisenstraße und derRadebeuler Stadtgrenze abzweigenund über das Industriegebiet Rade-beul-Ost den Riegelplatz erreichen.2,65 m breite Wagen hätte man bei bei-den Varianten einsetzen können, da derAbstand der beiden Gleise in Radebeulstets größer war als in Dresden.Vom Riegelplatz sollte die Schnell-straßenbahn entlang der Washington-straße und über die Flügelwegbrückegeführt werden und dann zunächst dievorhandene Straßenbahn in der Ham-burger und Schäferstraße in RichtungStadtzentrum mit benutzen. Für späterwar der Bau eines eigenen Bahnkör-pers parallel zur Bremer und Magde-burger Straße vorgesehen.Begonnen wurde mit dem Bau dieserneuen Trasse dort, wo aus anderen

Gründen ohnehin gebaut wurde. Soentstand beim Ausbau der Washing-tonstraße zwischen Werft- und Schar-fenberger Straße in der Fahrbahnmitteauch der Bahnkörper. Da sich die Realisierung des gesamten Projekts

wegen der Weltwirtschaftskrise immermehr in die Länge zog, legte man hiernoch keine Gleise, sondern begrüntediesen Streifen.Weitaus interessanter ist die geplanteFührung der Schnellstraßenbahn überdie Flügelwegbrücke. Geplant war eineBlechträgerbrücke. Sie sollte aus vier

nebeneinander liegenden Balken beste-hen, an die außen die Fußwege ange-hängt wurden. Die Fahrbahnbreite soll-te 16 m betragen, die Gesamtbreite mitRad- und Fußwegen 25 m. Die beidenmittleren Balken nahmen die Versorg-ungsleitungen auf. Die Schnellstra-ßenbahn sollte von der Straße in denUntergrund abtauchen und in den bei-den äußeren Balken geführt werden.Sie benötigte somit auf der Brücke kei-nen Platz der Fahrbahn und konnte amFlügelweg niveaufrei auf einen Bahn-körper parallel zur Hamburger Straßegeführt werden.Doch auch hier wurde zunächst nureine Sparvariante gebaut. Es entstan-den nur die beiden mittleren Balken.

Damit war die Fahrbahn nur 11 m, die gesamte Brücke 17 m breit. DieFußwege waren auch hier seitlichangehangen. Ihre Konstruktion war so vorgenommen worden, dass siebeim nachträglichen Bau der beiden

Schnellstraßenbahn-Fahrbalken abge-nommen und an die verbreiterte Brü-cke wieder angehangen werden konn-ten. Auch die beiden Brückenrampenwurden nur provisorisch hergestellt, dasie bei einer Verbreiterung der Brückeohnehin hätten neu gestaltet werdenmüssen. In dieser abgespeckten Form

wurde die Kaditzer Brücke am 1.Oktober 1930 für den Verkehr freigegeben.Im Höhepunkt der Weltwirtschafts-krise ging der weitere Ausbau mehr alsschleppend voran, doch konnte am 14.November 1931 der Streckenteil Cos-wig - Weinböhla eröffnet werden. In-zwischen war es die Linie 15, die vonNiedersedlitz nach Coswig bzw. Wein-böhla kam.Im Jahr 1933 mahnte die Stadt Mei-ßen bei der DRÜVEG die Verlän-gerung der Strecke an. Zwar kam diegleiche Mahnung auch vom Reichsver-kehrsminister, doch war dies heuchle-risch, denn die neuen Machthaber be-trieben eine andere Verkehrspolitik.Sie setzten auf Omnibusse, die imKriegsfall sofort abgezogen und an derFront eingesetzt werden konnten.Dagegen benötigte eine Straßenbahnfür Gleise und Masten Stahl und für dieFahrleitung Kupfer-Materialien, diedringend zur Kriegsvorbereitung ge-braucht wurden. Damit kam das Ausfür jeden weiteren Ausbau der Schnell-straßenbahnen.Auch nach dem 2. Weltkrieg war aneine Weiterverfolgung dieser Projektenicht zu denken. Die Verantwortlichenentschieden sich schließlich zurNutzung der vorhandenen Eisenbahn-strecken für einen S-Bahn-Verkehr,und bei der Erneuerung der KaditzerBrücke wurde keine Straßenbahntrassevorgesehen.

Mario Schatz

Die Dresdner Straßenbahn erwarb im Jahre 1928 Gelenkstraßenbahnwagen, die von mehreren Waggonfabri-ken als Neuheit angeboten wurden. Mit ihrer hohen Geschwindigkeit wären diese Fahrzeuge für eine Schnell-straßenbahn geeignet gewesen, doch waren zu ihrer Bedienung bei dem damaligen komplizierten Tarif zweiSchaffner notwendig und der Instandhaltungsaufwand war hoch, so dass eine weitere Beschaffung unterblieb.

Foto: M. Schatz

Querschnitt durch die Kaditzer Brücke von 1930 im Endausbau. Die Brücke ist durch zwei weitere Trägererweitert, in denen unter der verbreiterten Fahrbahn die Gleise der Schnellstraßenbahn verlaufen. Die vor-handenen Fußwege werden wiederum außen angehängt.

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Das gemeinsame Ortsstatut allerGemeinden des Zweckverbandes fürdas Elektrizitätswerk „Elbthal“ inCossebaude regelt im § 15 „Unter-brechung im Elektrizitätsbezug“ dieHaftung des Stromversorgers so,dass quasi nur „bei Unterbrechung inder Stromzuführung länger als 3Tage“ eine Pauschalrückvergütungbei der Stromabrechnung erfolgenkann. Eine für heute undenkbareKlausel der Energielieferungsbe-dingungen im gleichen Paragraphendes Ortsstatus regelt auch, dass „anden Sonn- und Festtagen für die Zeit von 11 Uhr vormittags bis 3 Uhrnachmittags die Stromabgabe (desKraftwerkes) eingestellt wird“. Dieehrgeizigen Ziele der Verbands-satzung:- Herbeiführung einer genügendenund verhältnismäßig billigen öffent-lichen Straßenbeleuchtung- Abgabe von Elektrizität an dieBewohner zu Beleuchtungszwecken,zur Abwendung der Gefahren undÜbelstände (offenes Licht derPetroleumlampen), welche die seit-herigen Beleuchtungsarten in sichbergen - Abgabe von elektrischer Kraft zurgewerblichen Nutzung konnten in der Anfangszeit der elek-trischen Ära nur diskontinuierlicherfüllt werden. Auch das ursprüngli-che Vorhaben des Gemeindeverban-des, eine Straßenbahnlinie von Cottanach Cossebaude zu bauen und elek-trisch vom Cossebauder Kraftwerkzu versorgen, scheiterten an entspre-chenden Genehmigungen, da dersächsische Staat dieses Projekt selbstrealisieren wollte. Auch die Fehl-bilanzen in der Anfangsphase mach-ten dem Verband zu schaffen.Beispielsweise hatten die Verant-wortlichen nicht damit gerechnet,dass die pauschal abgerechnetenKunden - d. h. Kunden mit ohneElektrizitätszähler ausgerüstetenAnschlussanlagen - in „verschwen-derischer Weise“ Strom bezogen.Die Selbstkosten pro Kilowattstundewurden mit 35 Pfg. ermittelt, derErlös aus den Pauschalanlagen lagdurchschnittlich bei 20 Pfg.

So hatte der Pionier der CottaerStromversorgung - Max Grahl - inden zwei Jahren als er gewählterVorsitzender des Gemeindever-bandes war, neben vielen Erfolgensicher auch so manche persönlicheNiederlage zu bestehen. Seine Wür-

digung erhielt er bei Beendigung sei-nes auf zwei Jahre festgelegtenWahlamtes als Gemeindeverbands-vorsitzender Mitte des Jahres 1901.So dankten die Nachfolger Grahlsausdrücklich für dessen Engage-ment, welches er entfaltet hatte, umdie „immer etwas vernachlässigtenWestvororte von Dresden in ihrerEntwicklung zu heben und zu för-dern“.

Die Stromversorgung Cottas biszur Auflösung des Gemeindever-bandes

Vor dem ersten Weltkrieg stieg derStromverbrauch vor allem durchtechnische Innovationen für An-wendungen der Elektrizität im Haus-halt, bei Gewerbe und im industriel-len Sektor. Vor allem die Erfindungder Metalldrahtlampe und die ver-stärkte Anwendung von Elektro-motoren führte zu erhöhtem Strom-verbrauch im Territorium. ImKohlekraftwerk Cossebaude musstedie Erzeugerkapazität der Bedarfs-entwicklung angepasst werden.Anfang des 20. Jahrhunderts begannim Kraftwerksbau und im Schiffs-bau der Einsatz von Dampfturbinen,

deren rasante Entwicklung zu einerRevolution der Antriebstechnikführte und in Kraftwerken gegenü-ber den bisher üblichen Kolben-dampfmaschinen den Gesamtwir-kungsgrad verbesserte. Folgerichtigerhielt das Kohlen-Kraftwerk„Elbthal“ in Cossebaude im Jahr1912 eine moderne AEG-Dampf-turbine mit einem 600 kW-Generator. Damit erhöhte sich dieinstallierte Leistung des Werkes auf1 000 kW (1 MW).In den Kriegsjahren von 1914 bis1918 erfolgte eine erneute Stei-gerung der Leistungsabnahme durchdie Rüstungsindustrie und die Ein-beziehung aller Wirtschaftszweigein die Kriegslieferungen. Für denprivaten Sektor entstand Kohlennot,Petroleum für häusliche Beleuch-tung wurde Mangelware. Zwangs-läufig sollte Elektrizität die Lückenschließen. Eine Erweiterung desKraftwerkes war auf Grund derangespannten Ressourcen nichtmöglich. Um aber den drohendenÜberlastungen, störungsbedingtenStromausfällen begegnen zu könnenentschloss sich der Gemeindever-band Fremdstrombezug aufzu-nehmen. Für Errichtung von Ver-bindungsleitungen reichten die ver-fügbaren Mittel und Baukapazitäten.Leitungen nach dem Raum Freital,nach dem Gebiet des Elektrizitäts-verbandes Gröba und nach Dresdensicherten ab 1915 die Versorgung beiErzeugungsdefiziten im Cossebau-der Kraftwerk oder bei Störungen.Die teilweise erfolgenden Fremd-stromlieferungen, vorausgesetzt diePartner waren lieferfähig, beendetendie „Inselnetz“-Situation des Ge-meindeverbandes. Erstaunlich ist es,dass trotz der angespannten Lagewährend der Kriegsjahre noch eineGleichstromerzeugung im Kraft-werk „Elbthal“ für die Straßenbahn-versorgung eingerichtet wurde. Seit1916 übernahm das Werk die Bahn-stromversorgung für die seit 1906existierende Staatsstraßenbahn Cotta- Cossebaude, die Linie, die Cottaund die Nachbargemeinden nichtbauen durften.

Geschichte der Stromversorgung CottasTeil 2

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In der Nachkriegszeit gab es weiterSchwierigkeiten in der Strom-versorgung, die ihre Ursachen in denÜberlastungen und im Verschleißder Anlagen während des Kriegeshatten. Notwendige Instandhaltun-gen waren auf Grund des Material-und Personalmangels ausgefallen.Die Lage verschlimmerte sich weiterdurch die Geldentwertung währendder Inflationszeit und die wirtschaft-liche Degression, die alle Rücklagendes Verbandes aufzehrten. Erst nachder Stabilisierung der Währungdurch die Einführung der Renten-mark in Deutschland trat auch imVersorgungsgebiet ein wirtschaftli-cher Aufschwung ein, der mit einemAnstieg des Stromverbrauchs ein-herging. Während die Anfangszeit der öffent-lichen Elektrizitätsversorgung inDeutschland dadurch gekennzeich-net ist, Kraftwerke für Städte undGemeindeverbände mit einem je-weils dazugehörigen Inselnetz zuerrichten, bei steigendem Energie-bedarf diese Kraftwerke durchAufstellung zusätzlicher Maschinenoder Austausch gegen größereErzeugereinheiten zu erweitern, ent-stand während des 1. Weltkriegesaus bereits genannten Gründen derGedanke benachbarte Kraftwerkemit ihren Netzen über Verbindungs-leitungen zu koppeln. Der nach 1922 einsetzende wirt-schaftliche Aufschwung forderteauch von den Stromversorgern grö-ßere Anstrengungen für eine höhereVersorgungssicherheit und wirt-schaftliche Bereitstellung der Elek-

trizität. Die Industrie-, Gewerbe-und Privatkunden verlangten auchauf Grund des verstärkten Elektrifi-zierungsgrades in allen Bereichen -nicht zuletzt ein Ergebnis der Wer-bung durch die Energieversorgerselbst (sehr eindringlich warb derWerbeslogan „Elektrizität in jedesGerät“ für das Medium Elektrizität)- eine stabile Versorgung „rund umdie Uhr“. Um diese Qualitätsan-sprüche kostengünstig zu erfüllen,entschied der Gemeindeverband wieauch so manch anderer Energiever-sorger anstelle des Neubaus einesKraftwerkes oder der Erweiterungdes Elbtal-Werkes in Cossebaudeden „elektrischen“ Zusammen-schluss mit benachbarten Energie-versorgern. Noch im Jahr 1922 tratder Gemeindeverband „ Elbtal“ demZweckverband „Vorortsammel-schiene“ bei. Diese Gemeinschaftbestand damit aus den Kraftwerkenbzw. Netzen von Freital, Coschütz,Niederlößnitz und dem nun beigetre-tenen Werk Cossebaude „Elbtal“.Alle Kraftwerke brachten eine in-stallierte Kraftwerksleistung voninsgesamt 22 800 PS in den Verbandein, das entsprach einer Wirkleistungvon ca. 16,8 MW. Zusätzlich hattedie „Vorortsammelschiene“ nochNetzkupplungen über Cotta zumStädtischen Elektrizitätswerk Dres-den, über das ElektrizitätswerkNiederlößnitz zum Elektrizitätsver-band Gröba und zum entstandenenGroßverband der Sächsischen Elt-Werke (später ASW). Die beteiligtenUnternehmen konnten damit einenökonomischeren Einsatz der Gener-atoren sichern; die Freitaler Kraft-werke AG brachten mit der Leistungihrer Wasserkraftwerke bei entspre-chenden Wasserangebot der Osterz-gebirgsflüsse billigen Strom in dasNetz. Auch die Versorgungssicher-heit war mit dem Zusammenschlusshöher, denn bei Störfällen im Netzoder Kraftwerksausfällen sowie beiInstandhaltungen gelang es besserdie Versorgung wieder aufzubauenbzw. aufrechtzuerhalten. Die Zieleder „Vorortsammelschiene“ sind die„gegenseitige Bereitstellung derBetriebsmittel“, so ist es in denGründungsdokumenten fixiert.In dieser Zeit beginnt auch dieUmstellung von 5 kV- auf 10 kV-Netzspannung im Mittelspannungs-bereich des Verbandes Elektrizitäts-

werk „Elbtal“. Umgestellt wirdbesonders das Gebiet zwischenCossebaude und Cotta. Die DörferMobschatz, Brabschütz, Merbitzund Oberwartha wurden weiterhinüber die 5-kV-Freileitungsnetzebene

vom Kraftwerk in Cossebaude ver-sorgt. Die 10-kV-Netzspannung hat-te den Vorteil, dass einmal bedeu-tend mehr Leistung übertragenwerden konnte und zum andereneine einfachere Netzkopplung zumebenfalls für eine 10-kV-Betriebs-spannung im Aufbau befindlichenDresdner Stadtnetz herstellbar war.Trotz dieser vorausschauenden tech-nischen Vernunft gab es so mancheaus heutiger Sicht schwer verständli-che Lösungen beim Netzaufbau. Sowurden zwar anstelle von Freilei-tungen Erdkabel verlegt, aber diesemit sehr niedrigen Kabelquerschnit-ten. Das beweist keine prognostischeWeitsicht der Netzplaner. Genausounverständlich ist die Ausführungder Niederspannungs-Kabel- undFreileitungsnetze, die als 3-Leiter-Netze mit Betriebsspannungen von 3 x 220 Volt errichtet wurden. Hin-gegen entstanden beim großenbenachbarten Partner, dem DresdnerStädtischen Elektrizitätswerk, mo-derne mit großen Leiterquerschnit-ten ausgerüstete Kabelnetze in derMittelspannungsebene und die heutenoch mit 220 / 380 V Normspan-nung üblichen 4-Leiter-Niederspan-nungsnetze.

Helge Edelmann

Fortsetzung folgt in der nächstenAusgabe der Froschpost!

Links im Bild der Schaltschrank für 10 kV, rechtsder für 20 kV.

Ausschnitt aus dem Schaltplan.

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Von unserem Leser, Herrn Ziesche,bekamen wir dieses Kinderlied zuge-sandt. Wer kennt noch weitere Stro-phen und wann ist es entstanden?

Aus der Cottaer Hymne:

Wir sind die Cotter Schützen,ein ganzes Bataillon,wenn unsre Säbel blitzen, da fliehen die Löbter schon.Halli - hallo, wir Cotter, wir Cotter,wir machen’s eben so.

Mit einem Eimer Wasser scheuern wir das ganze Haus,und wenn wir damit fertig sindda koch’mer Kaffee drausHalli - hallo, wir Cotter, wir Cotter,wir machen’s eben so.

Wir sind die Fußballspielervon Cotta an der Elb,wir tragen schwarze Hosen und unser Dress ist gelb.

Halli - hallo, wir Cotter, wir Cotter,wir machen’s eben so.

Und wenn wir dann gewinnen,da ist die Freude groß,da gehen wir in die nächste Kneipeund saufen uns halb tot.Halli - hallo, wir Cotter, wir Cotter,wir machen’s eben so.

Und wenn wir mal verlieren,dann ist es auch nicht schlimm,dann heißt es eben trainierenund nächstes Mal gewinn.Halli - hallo, wir Cotter, wir Cotter,wir machen’s eben so.

Cottaer Hymne:Halli - hallo, wir Cotter …

Aus Frankfurt am Main schickte unsdie Familie Senkel beistehendesRezept. Für alle, die den Bärlauchauch durch unserem Artikel liebgewonnen haben, ein heißer Tipp.

Wie Sie wissen, jährt sich im näch-sten Jahr das Ende des II. Welt-krieges zum 60. Mal. So auch diesinnlose Bombardierung und Zer-störung Dresdens. Wie vieleMedienvertreter, Rundfunk, Filmund Fernsehen, bereiten auch wir in Zusammenarbeit mit anderenMedien dieses Ereignis auf. Aus die-sem Grunde bitten wir Sie herzlichum die Bereitstellung von Do-kumenten und Bildmaterial und sindnatürlich am meisten interessiert anpersönlichen Erlebnisberichten. Deshalb haben wir hier einen Frage-bogen erarbeitet, der auch imInternet unter www.froschpost.denachgelesen und ausgefüllt werdenkann.Bitte nur ausfüllen als Augenzeugeund / oder aus eigenem Erleben!

Name; (Geburtsname); VornameGeburtsdatum, -ortHeutiger Wohnort, Anschrift, Tele- fonnummerWo waren Sie während der Luft-angriffe?Wie lange dauerte der Alarm / Angriff bis zur Entwarnung aus Ihrer Erinnerung?Wann haben Sie die Schutzräume o. ä. verlassen?Was haben Sie gesehen?Wir wirkte der / die Angriff/e auf Sie?Haben Sie Opfer gesehen, selbst zu beklagen, oder sind Sie dabei ver-letzt worden?Wann waren Sie danach wieder in der Stadt?Wann funktionierte „normales Leben“ wieder?

Wie haben andere (Freunde, Bekannte, Eltern, Geschwister) auf die Angriffe und die Zerstörung rea-giert?Wie funktionierten Stadtverwal-tung, Feuerwehr, Straßenbahn, Ge-sundheitswesen, Krankenhäuserusw.?Wie erlebten Sie nach den Angriffendie Versorgung mit Lebensmitteln,Trinkwasser und Strom?Haben Sie nach den großen Angrif-fen andere erlebt? Haben Sie Er-innerungen an Tieffliegerangriffe?(Wann?, Wo?)

Bitte senden Sie den Fragebogen an:„Freundeskreis Cotta e. V.“, Hebbel-straße 35b, D-01157 Dresden-Cottabzw. elektronisch an [email protected].

Liebe Leserinnen und Leser!Wie erlebten Sie die Bombardierung Dresdens?

Rezept: