2009/2010...4 d ie vorstandsarbeit 2009 und 2010 war geprägt durch ein breit gefächertes...

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Arbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendverbände im Saarland Arbeitsbericht Landesjugendring Saar 2009/2010

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    Arbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendverbände im Saarland

    ArbeitsberichtLandesjugendring Saar2009/2010

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    Inhalt

    Herausgeber:Landesjugendring Saar e.V.Vorstand

    RedaktionGesamt: Georg Vogel, Jugendserver-Saar: Claudia EisensteinGestaltung:Georg VogelManuskript:Doris Burgard, Birgit Rauen-Oberst, Georg VogelFotos:Landesjugendring Saar, Jugendserver-SaarAufl age:750

    Anschrift:Landesjugendring Saar e.V.Eifelstr. 3566113 SaarbrückenTel: 0681/63331Fax: 0681/63344E-mail: [email protected]: www.landesjugendring-saar.de

    Vorwort

    SchwerpunkteQualifi zierung, Vernetzung, BeratungFörderung der Kinder- und JugendarbeitJugendpolitische AktionenDingDeinDorfKreativprojekt „Vielfalt ganz gross“Gedenkstättenarbeit

    Gremien, Gespräche, Servicestation LJRGremienarbeit im LJRJugendpolitische GesprächeServicestation LJR

    Jugendserver Saar10 Jahre Jugendserver-SaarProjektschwerpunkte

    AnhangPressespiegelPositionen

    4

    66

    1014202832

    36364248

    505053

    666678

    Der Druck der Broschüre wird unterstützt aus Fördermitteln des Sozialministeriums

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    Die Vorstandsarbeit 2009 und 2010 war geprägt durch ein breit gefächertes Aufgaben-spektrum der Arbeitsgemein-schaft saarländischer Kinder- und Jugend-verbände.

    Das Alltagsgeschäft der Beratung, Ver-netzung und Qualifi zierung für unsere Mitgliedsverbände und die gesamte saar-ländische Jugendarbeit steht nicht immer in den Schlagzeilen. Aber der Bericht ver-deutlicht, wie wir mit den meist ehrenamt-lichen MitarbeiterInnen in den Gremien und dem Team der Geschäftsstelle die AkteurInnen in der Jugendarbeit unter-stützen, wenn es z.B. rund um die Jugend-leiterInnenausbildung und den Schutz des Kindeswohls geht. Eine Stärke des Landes-jugendrings ist, dass wir vieles gemeinsam organisieren und Synergien herstellen, wie wir es 2010 mit einer noch stärkeren Vernetzung der Juleica-Ausbildung begon-

    nen haben. So werden nun beispielsweise mehr Aus- und Fortbildungsmodule der Verbände untereinander geöff net. Das sorgt nicht nur für eine bessere Auslastung der Veranstaltungen, sondern hilft enorm beim gegenseitigen Kennenlernen, Verste-hen und gemeinsamen Lernen.

    Bei der Vernetzung und Qualifi zierung hilft unser Vorzeigeprojekt „Jugendserver-Saar“, der in 2011 sein 10-jähriges Beste-hen feiert. Mit dem Portal gelingt es uns ebenfalls, JugendarbeiterInnen in Fragen ihres Engagements zu informieren, zu be-raten und zu qualifi zieren. Der Jugendser-ver-Saar bildet auch eine wichtige Brücke der organisierten Jugendarbeit von der Kommunal- bis zur Landesebene und da-rüber hinaus zu allen interessierten jungen Menschen, die sich in ihrem Ort und in unserem Land engagieren möchten. Er dient auch vielerorts nicht organisierten Jugendlichen als Informationsmedium um

    z.B. nach Terminen und Aktivitäten in der Nähe zu recherchieren.

    Der Landesjugendring verbindet dabei die digitale Welt immer mit realen Aktivitä-ten. Und da lag im saarländischen Super-wahljahr 2009 der Schwerpunkt bei einer – wie wir meinen - Beispiel gebenden Reihe von jugendpolitischen Projekten, mit denen wir tausende von jungen Men-schen erreichten, sie auf unser politisches Gemeinwesen neugierig machten und am demokratischen Diskussionsprozess ganz konkret beteiligt haben: sei es bei dem über die Landesgrenzen hinaus beachteten kommunalen Beteiligungsprojekt „Ding DeinDorf“ oder bei den auf die Landtags- und Bundestagswahlen zielenden Aktio-nen „Partyzipation – Mitbestimmung statt Katerstimmung“, „Wahl-O-Mat on tour“ und dem Internetportal „Wahlwutz“.

    Ein weiteres Kerngeschäft der Arbeitsge-

    Vorwort

    Der LJR-Vorstand nach seiner Wahl im Februar 2009: Frank Kettern (BDKJ), Catharina Becker (Juz-united), Mark Harlos (AEJ), Heike Weber (Jugendrot-kreuz) und der Vorsitzende Holger Meu-ler (DGB-Jugend)

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    Vorwort

    meinschaft der saarländischen Kinder- und Jugendverbände kam nicht zu kurz: die Interessensvertretung für Kinder und Jugendliche und die Kinder- und Jugend-verbände im Saarland – also das Lobbying. In unseren jugendpolitischen Positionen zur Landtagswahl forderten wir vor allem gerechtere Bildungschancen und Verbes-serungen bei der Förderung der Kinder- und Jugendarbeit. Mit einer öff entlich-keitswirksamen jugendpolitischen Aktion kurz vor der Landtagswahl in Saarbrücken und in zahlreichen Gesprächen mit den politisch Verantwortlichen warben wir für diese Anliegen.

    Einiges im Bildungsbereich scheint sich zum Positiven zu wenden. Die Studien-gebühren wurden abgeschaff t, die Lehrer-ausbildung soll verbessert und mehr ech-te Ganztagsschulen eingerichtet werden. Weiteres, wie die Gemeinschaftsschule und längeres gemeinsames Lernen stehen nach wie vor auf der Warteliste. Umso mehr freuten wir uns über die Koalitions-vereinbarung der neuen Jamaika-Regie-rung, die 2010 immerhin 1,5 zusätzliche BildungsreferentInnenstellen förderte unddie Handlungsfähigkeit des Landesju-

    gendrings mit einem um 10.000 Euro erhöhten Zuschuss absicherte. Dass dann, begründet mit den Erfordernissen der „Schuldenbremse“, für 2011 gerade beim Netzwerk der Kinder- und Jugendarbeit angesetzt wird und 25.400 Euro kurz nach der Erhöhung wieder weggekürzt werden, hat für viel Kopfschütteln im Land gesorgt und den Landesjugendring bis ins Mark erschüttert. Damit ist vieles was wir in den letzten beiden Jahren neu entwickelt und für die nächste Zeit in Angriff nehmen wollten nun gebremst. Ebenso wurden die Jugendorganisationen mit einer deutli-chen Kürzung der Förderung von Freizeit-maßnahmen direkt vor Ort getroff en.

    Dennoch: Kinder- und Jugendverbände haben einen langen Atem und wir freu-en uns über die große positive Resonanz, die der Protest der Mitgliedsverbände im ganzen Land erfuhr. Mindestens genau so positiv ist das Interesse von jungen Engagierten im nächsten Vorstand mit-zuwirken. Denn immerhin steht mit dem Ausscheiden von drei Personen aus dem Vorstand ein deutlicher Generationswech-sel an. Mit diesem Wind im Rücken sind wir trotz der Kürzung zuversichtlich, eine

    starke Arbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendverbände im Saarland nicht nur zu erhalten, sondern auch weiterzu-entwickeln. Dazu bedarf es allerdings dringend einer besseren fi nanziellen Ausstattung durch das Land! Aber nicht nur das Geld ist ent-scheidend. Jedes Jahr müssen wir erhebli-che zeitliche Kapazitäten aufwenden, um die Finanzierung von Landesjugendring und Jugendserver zu organisieren. Hier gilt es Sicherheit und Ruhe zu schaff en, um so die volle Konzentration im Sinne und zum Wohle der Kinder- und Jugend-lichen sowie ihrer Verbände zu haben.Wir freuen uns aufgrund der in 2010 noch ausreichenden Finanzmittel, diese ausführliche Dokumentation über unser Bemühen um Qualifi zierung, Vernetzung, Beratung, die jugendpolitische Interes-sensvertretung und die Umsetzung von innovativen Ideen für und mit den saar-ländischen Jugendverbänden vorlegen zu können. Wir wünschen uns viele aufmerk-same LeserInnen.

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    Online-Beantragung der Juleica

    Mittlerweile ist die Online-Beantragung der Jugend-leiterInnencard (Juleica) Standard im Saarland und läuft nach einigen Anlaufschwierigkeiten bei der Einrichtung der Administrator-Innen in den Mitgliedsverbänden und beim Upload von Fotos ohne größere Schwierigkeiten. Die Zentralstelle für die Juleica-Online-Beantragung ist nach wie vor das Landesjugendamt. Der Geschäfts-führer des Landesjugendrings unterstützt bei zahlreichen Anfragen von einzelnen

    JugendleiterInnen bis hin zu Mitgliedsver-bänden im Rahmen der gegebenen Mög-lichkeiten. So konnte in einer Informati-onsveranstaltung des LJR in Kooperation mit dem Landesjugendamt und der da-maligen zuständigen Referentin des DBJR Marianne Trede-Beck im Sommer 2009 viele brennenden Fragen bei den Mitglied-sorganisationen geklärt werden.Seminar zur MaßnahmenförderungQualifi zierungsmaßnahmen bietet der Landesjugendring in diesem Bereich vor

    allem in verbandsübergreifenden Th emen an. Neben dem Schutz des Kindeswohls ist dabei auch wiederholt die Beantragung von Maßnahmenförderung auf Kreis- und Landesebene Th ema. Über das Seminar, das im September 2010 stattfand, berich-teten wir wie folgt:„Wie bekomme ich einen Zuschuss zum Sommerzeltlager der Kindergruppe? Wie kann das Juleica-Seminar zur Fortbildung von GruppenleiterInnen gefördert wer-den? Wie fülle ich die Antragsformulare aus? Was wird von einem Maßnahmen-bericht verlangt? Gibt es auch Zuschüsse

    Qual i f iz ierung, Vernetzung, Beratung

    Gemeinsam geht vieles besserDer LJR unterstützt die Juleica und Juleica-Ausbildung der Mit-gliedsverbände

    Rund um die JugendleiterInnen-Ausbildung und den Schutz des Kindeswohls gruppieren sich die Aktivitäten des Landesjugendrings in den ver-gangenen beiden Jahren. Hinzu kommen ein-führende und vertiefende Beratungsangebote für die Mitgliedsverbände und darüber hinaus, alle mit dem Ziel, die verbandliche Kinder- und Ju-gendarbeit zu qualifi zieren, zu vernetzen und zu beraten.

    Schwerpunkte

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    für die Einrichtung unserer Jugendräume? Etwa 25 Verantwortliche aus Jugendor-ganisationen von Orts- bis Landesebene, vom Jüdischen Jugendverband bis zur BUNDjugend nahmen sich am 4. Sep-

    tember einen ganzen Samstag Zeit, um sich in diesen Fragen fi t zu machen. Rolf Fickeis, Dozent der HTW Studiengang „Soziale Arbeit und Pädagogik der Kind-heit“ referierte zunächst die gesetzlichen Grundlagen der Maßnahmenförderung des Landes und ging dann auf die Bedin-gungen ein, die erfüllt sein müssen, um eine Förderung für Freizeitmaßnahmen, Bildungsmaßnahmen, Mitarbeiterschu-lungen und Internationale Begegnungen zu bekommen. In kleinen Arbeitsgruppen spielten die TeilnehmerInnen dann ganz konkrete Maßnahmen mit Programm so-wie Kosten- und Finanzierungsplan durch. Viele Fragen stellten sich, die gemeinsam mit den TeamerInnen des Seminars bear-beitet wurden.Renate Stadtfeld, Landesreferentin des Ju-gendrotkreuzes, erläuterte anschließend die Förderbereiche der Landkreise und des Regionalverbands von den Material-kostenzuschüssen bis zur Maßnahmen-förderung anhand einer Synopse die einen Überblick über alle Kreisförderungen und die Landesebene gibt. Georg Vogel, Ge-schäftsführer vom Landesjugendring, ging dann schließlich auf Projektfördertöpfe des Landes und Vergabe-Richtlinien für Gelder aus Toto-Mittel ein.Das war natürlich viel theoretischer Stoff , der nicht so leicht in einem Rutsch ver-daubar ist und so freuten sich die Anwe-senden über eine dicke Info-Mappe, in der alle Powerpoints, gesetzlichen Regelungen

    Formulare sowie Kontaktadressen noch-mals schriftlich zur Verfügung gestellt wurden. Und wer nicht dabei war, bekam alles übers Internet im Th ema der Woche des Jugendserver-Saar übersichtlich und

    kompakt dargeboten. Eine Serviceleistung mehr, die ohne einen starken Landesju-gendring nicht denkbar ist!

    Dieser Th emenbereich wird ebenfalls 2011 vertieft, da weitere Nachfrage – ins-besondere bei der Dokumentation eigener Maßnahmen in Berichten – geäußert wur-de.

    Vernetzung der Juleica-Ausbil-dungErstmals seit längerer Zeit kam es wieder zu einem intensiveren Aus-tausch der Mitgliedsverbände zur Jugendleiterausbildung. Hier der Bericht dazu:„Ein Klimafrühstück, die kre-ative und wohl schmeckende Bildungseinheit der Natur-freundejugend wird voraus-sichtlich demnächst in der Bildungsarbeit des Jugendrot-kreuz zum Einsatz kommen. Andere Mitgliedsverbände in-teressierten sich für die Ausbil-dungsmodule für Demokratie und gegen Rechtsextremismus des Netzwerkes für Demokra-tie und Courage. Juz-united bietet seine Ausbildungseinheiten zu Öf-fentlichkeitsarbeit, Projektmanagment und Antisexismusarbeit an. Mitgliedsor-ganisationen bilden einen ReferentInnen-

    pool der von allen angefragt werden kann. Andere wiederum stellen Räume für Tag-esseminare zur Verfügung.Dies sind nur einige Ergebnisse des ersten Juleica-Werkstatt-Treff ens, das der Lan-desjugendring am 28. September abends in Saarbrücken organisiert und moderiert hat und das mit 10 Mitgliedsverbänden und 25 Verantwortlichen gut besucht war.Zuvor jedoch gab es in Kleingruppen ei-nen intensiven Austausch über die unter-schiedlichen Konzeptionen der Jugend-leiterausbildung. Denn die kirchlichen Jugendverbände setzen ihre Schwerpunkte anders als die Jugendfeuerwehr oder die THW-Jugend. Und auch die AWO-Ju-gend und die Falken setzen andere Akzen-te als die Karnevalsjugend. Das machte den TeilnehmerInnen auch wiederum deutlich, dass eine Grundausbildung in großen Teilen separat ablaufen muss. Und dennoch: Zur weiteren Fortbildung soll-te man sich gegenseitig Veranstaltungen auch zugänglich machen, was Synergien erzeugt und auch so manche Maßnahme nicht wegen TeilnehmerInnen-Mangel ausfallen lässt.Off en diskutiert wurde noch die gegensei-tige Anerkennung der Juleica, die für die TeilnehmerInnen nicht in Frage gestellt wurde. Klar war aber auch, dass beim Verbandswechsel hier und da noch ver-bandsspezifi sche Module nachqualifi ziert werden müssen, um als Jugendleiter tätig werden zu können.Der Landesjugendring stellte den Rahmen für diese Werkstatt und der Anfang ist viel versprechend.Module, ReferentInnen und gegenseitige Angebote werden nun von ihm gesammelt und auf verschiedenen Wegen – zum Teil

    auch im Internet – publik gemacht. Erste Maßnahmen sind schon gegenseitig an-geboten: so ein Erste-Hilfe-Kurs und ein Spieleseminar. Der Anfang ist gemacht

    Qualifizierung, Vernetzung, Beratung

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    und die Arbeitsgemeinschaft von 21 Kin-der- und Jugendverbänden will für die Nachhaltigkeit dieser Kooperationen sor-gen.“

    Nicht unerwähnt bleiben sollte eine in-terregionale Tagung in der Großregion im Januar 2010, die die Jugendleitercard und ähnliche Ausbildungsstandards zum Th ema hatte. Erfreulich an dieser sehr in-formativen Fortbildung war nicht nur die Teilnahme zahlreicher Verantwortlicher aus saarländischen Mitgliedsverbänden, auch konnten Kontakte nach Luxemburg, Belgien und Frankreich geknüpft werden.

    Information, Unterstützung,BeratungBei den Th emenbereichen rund um „Kin-deswohl“ und „Juleica-Ausbildung“ sind dies nur herausragende Angebote des LJR. Hinzu kommen all die Informations- und Beratungsangebote in Gesprächen, Tele-fonaten und vor allem auf dem Jugend-server-Saar, die die LJR-Geschäftsstelle aufbereitet hat. Die Inhaltsübersicht gibt einen Überblick über die Th emen, zu de-nen wir im Internet informieren sowie im persönlichen Gespräch beraten und un-

    terstützen. Diese werden dann auch im Internet-Angebot des Landesjugendrings abrufbar sein, sobald hierfür eine Finan-zierung gefunden ist.Folgende Th emenblöcke sind abrufbar und enthalten detailliert ausführliche In-formationen für alle ehrenamtlichen Ju-gendleiterInnen im Saarland.

    • Juleica• Pädagogisches• Rechte und Pfl ichten• Finanzielle Förderung• Jugendarbeit & Politik• Freistellung Ehrenamtlicher• Fachveranstaltungen• Mädchenarbeit• Jungenarbeit

    Wichtiger Ratgeber hierbei ist auch unser Juleica-Handbuch, das alle ausgebilde-

    ten saarländischen JugendleiterInnen am Ende ihrer Ausbildung überreicht bekom-men.

    Der Geschäftsführer unterstützt einzel-ne Mitgliedsverbände ebenfalls bei ihrer Juleica-Ausbildung. Dazu gehört auch die regelmäßige Unterstützung der Ausbil-dung der Jugendfeuerwehrbeauftragten im Saarland. Er beteiligt sich zudem jährlich in der Ausbildung der HTW in ihrem Stu-diengang Soziale Arbeit, wo die Erstsemes-ter die Handlungsfelder der Jugendhilfe kennenlernen und somit auch die Kinder- und Jugendverbandsarbeit im Saarland. Hier wird deutlich, dass Studierende der Sozialen Arbeit zu selten die Kinder- und Jugendverbandsarbeit kennen gelernt ha-ben und Kontakte – spätestens im Studi-um – beiden Seiten gut anstehen.

    Hier konnten wir an ein ein-führendes Seminar für unsere Mitgliedsverbände anknüp-fen, das 2008 präventive Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt in den eigenen Verbandsstrukturen zum Th ema hatte. Auch ging es darum Kin-deswohl-Gefährdungen bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen, die im famili-ären Bereich oder anderen Lebensfeldern

    Schwerpunkte

    Schutz des KindeswohlsPräventionsmaßnahmen und Schulungen gegen sexualisierte Gewalt

    ihre Ursache haben. MitarbeiterInnen in den Kinder- und Jugendverbänden soll-ten erkennen, dass Handlungsbedarf für vorbeugende Strukturen bestehen. Seit-dem gilt es, in den eigenen Verbänden die Sensibilität zu wecken, Informationen an-zubieten und in der Qualifi zierung einzu-bauen. Der Landesjugendring unterstützte dies 2009 mit der Herausgabe einer Hand-reichung für ehrenamtliche Mitarbeite-

    rInnen in der Kinder- und Jugendarbeit. Mitherausgeber dieser Orientierungshilfe ist das Landesjugendamt des Saarlandes. Unter der Rubrik „Sehen“ wird aufge-zeigt, was unter Kindeswohlgefährdung und Gewalt gegen Kinder und Jugendli-che zu verstehen ist und wer als TäterIn in Frage kommt. Beim „Erkennen“ geht es um Anzeichen für Anhaltspunkte der Gefährdung. Das „Handeln“ schließlich

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    dieses Angebot in Anspruch genommen. 2011 sind weitere drei Ein-Tages-Semina-re in Kooperation mit der Saarländischen Sportjugend und dem Kreisjugendamt Merzig-Wadern geplant.Ausführlich diskutierte im Juni 2010 auch der Landesjugendring-Hauptausschuss Maßnahmen des präventiven Schutzes von Kindern und Jugendlichen gegen jede Form von Gewalt. Ein derzeit auf Bun-desebene entstehendes Kinderschutzgesetz hat dabei - so die VertreterInnen des LJR-Gremiums die besonderen Bedingungen ehrenamtlicher Jugendarbeit zu betrach-ten. Die Kinder- und Jugendverbände vor Ort sollen, so der Wille der meisten Jugendverbände, vorbeugende Maßnah-men erarbeiten, die die Aufmerksamkeit der Ehrenamtlichen in den Organisatio-nen zum Schutz der Kinder gegen Gewalt jeder Art innerhalb der eigenen Reihen, aber auch von außen sensibilisiert. Dazu gehören neben der Ausbildung z.B. Selbst-verpfl ichtungen der Verantwortlichen, Ansprechpersonen für die Eltern, Präven-tionsbeauftragte und die Unterstützung durch externe Fachkräfte. Einige Verbän-de wie z.B. das Jugendrotkreuz sind hier schon Beispiel gebend vorangegangen.

    Daneben gibt’s für die Kin-der- und Jugendverbände weitere Angebote. So mach-ten wir in einem Workshop, MitarbeiterInnen fi t für Twitter, um MultiplikatorInnen und Entscheidungs-trägerInnen auf einem schnellen unauf-wendigen Weg über das Neueste zu in-formieren. In zwei MultiplikatorInnen Workshops im Juni 2009 referierte der Öff entlich-keitsarbeits-Spezialist Wolfgang Nafroth vor Verantwortlichen der Mitgliedsver-bände über eff ektive Methoden auf An-liegen der Jugendorganisationen – ohne große Finanzmittel – aufmerksam zu machen.Auf der Hauptausschuss-Klausur 2009 referierten das Landesinstitut für Prä-ventives Handeln (LPH) und das NDC über Extremistische Tendenzen in unse-rer Gesellschaft, die Bedrohungen und die Handlungsmöglichkeiten.Schon im April 2009 hatte das LPH im Hauptausschuss die Gelegenheit, seine

    Qualifizierung, Vernetzung, Beratung

    gibt Tipps für die angemessene Reaktion und empfi ehlt den Rat von ExpertInnen in Anspruch zu nehmen. Hierzu werden alle wichtigen Kontaktadressen in den Kreisen, im Regionalverband und landes-weit aufgeführt. 10.000 Handreichungen wurden gedruckt und waren innerhalb eines knappen Jah-res vergriff en. Der Landesjugendring hoff t nun – aufgrund seiner angespann-ten Haushaltslage – mit Hilfe einer Pro-jektförderung diese nochmal aufl egen zu können.Als zweite Maßnahme in diesem Hand-lungsfeld legte der LJR ein Seminarange-bot gemeinsam mit den SOS-Jugendhilfen in Saarbrücken und dem Caritas-Verband für Saarbrücken und Umgebung auf. Re-ferentinnen dieser Einrichtungen (Beate Junker und Stefanie Schmidt) schulen. Im Seminar geht es um die gleichen In-halte wie in der Handreichung, allerdings vertieft und an entsprechenden Praxisbei-spielen aus unterschiedlichen Lebensberei-chen von Kindern und Jugendlichen. Eine Rolle spielt auch eine Kultur des Umgangs in den Gruppen, Freizeiten und Jugend-zentren, die Gewalt ablehnt und das Kin-deswohl schützt. Mittlerweile haben die THW-Jugend und das Jugendrotkreuz

    Arbeitsschwerpunkte vorzustellen. Dabei entwickelte sich ein angeregter Austausch zu den unterschiedlichen Aufgaben und Arbeitsansätzen der Jugendverbände und des Landesinstituts.Mit einem ganz anderen Angebot inner-halb der Mitgliedsverbände wurde im Rahmen der Hauptausschuss-Klausur das Jahr 2010 abgeschlossen. Th ema war „Die Vielfalt der Mitgliedsverbände“. Hier

    konnten neue sowie auch bewährte Mit-arbeiterInnen in methodisch anregender Athmosphäre erleben, wie unterschiedlich die verschiedenen Jugendorganisationen ihre Schwerpunkte setzen und wie jeder Verband seine eigene Jugendarbeitskultur lebt. So wuchs wieder ein Stück weit mehr das Verständnis der Unterschiedlichkeit und die einfache aber wichtige Erkennt-nis, dass Vielfalt gut tut.

    Weitere FortbildungsangeboteVon der Öffentlichkeitsarbeit bis zur Vielfalt der Jugendverbände

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    Förderung der Kinder- und Jugendarbeit

    Bei der Förderung der Kinder- und Jugendverbände erreichten wir in den letzten Jahren einige Verbesserungen, trotz schwieri-ger Haushaltslage. Opfer dieses jugendpolitischen Erfolgs wur-de dann der Landesjugendring selbst, der eine empfi ndliche Kürzung hinnehmen musste.

    Berichte:Die Entwicklung der FörderungJuleica geht online und vernetzt sichSchutz des Kindeswohls in der Jugendarbeit

    Mit nachhaltigem Engagement in fi nanzi-ell kritischen Zeiten war es dem LJR 2010 gelungen, nach Erhöhung der Maßnah-menförderung (Mitarbeiterschulung, Bil-dung, Freizeiten, zentrale Führungsmittel für kleine Verbände), Absicherung der Handlungsfähigkeit des Landesjugend-rings (Steigerung des Budgets um 10.000 Euro), nun auch 1,5 neue Stellen bei den Mitgliedsverbänden zusätzlich gefördert zu bekommen. Das Jugendrotkreuz, die Jugendfeuerwehr (jeweils eine ½ Stelle zu-sätzlich) sowie die AWO-Jugend und Juz-united (jeweils eine ¼ Stelle zusätzlich) profi tierten davon. Dieser letzte Schritt war im Wesentlichen möglich aufgrund • einer klaren Positionierung des Landes-

    jugendrings in diesen Fragen zur Land-tagswahl auf der Vollversammlung 2009,

    Verbesserungen durch Jamaika 2010 ...Mehr BildungsreferentInnen und bessere Förderung für den LJR

    • der engagierten jugendpolitischen Dis-kussion im Hauptausschuss im Juni 2009,

    • dem deutlichen Auftreten der Jugend-verbände bei der jugendpolitischen Ak-tion „Partyzipation“ im August 2009,

    • der rechtzeitigen Einmischung in Brie-fen in die Koalitionsverhandlungen von CDU, FDP und Grünen nach der Landtagswahl

    • den jugendpolitischen Gesprächen mit allen fünf Fraktionen und der Ministe-rin.

    So hieß es im Koalitionsvertrag der bun-desweit einmaligen Jamaika-Koalition von CDU, FDP und Bündnis 90/ Die Grü-nen:„Wir wollen ein generationengerechtes Saarland. Dazu gehört für uns auch die Vernetzung und „Verstetigung“ von Pro-

    jekten der außerschulischen Jugendarbeit sowie die Sicherung der grundsätzlichen Handlungsfähigkeit des Landesjugend-rings. Darüber hinaus werden wir die bereits mit den Mitgliedsverbänden des Landesjugendrings vereinbarte Erhöhung der Zahl der geförderten Bildungsreferent-Innen um 1,5 Stellen im HH-Plan 2010 umsetzen.“ (S.62)

    Wir freuten uns über diesen Erfolg und haben uns bei den politisch Verantwortli-chen dafür bedankt. Die künftige Landesregierung hat off en-sichtlich verstanden, dass Kinder- und Ju-gendverbände als wichtige Bildungsträger im Saarland zu stärken sind.“ Dies erklärte Catharina Becker vom Vorstand des Lan-desjugendrings nach einer ersten Sichtung des Koalitionsvertrags für die neue Lan-desregierung.

    Schwerpunkte

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    für das Engagement der Jugendverbände und bedanken uns für ihre eigenen Ak-zentsetzungen.Der LJR erkennt an, dass die CDU-FDP-Grüne-Koalition ihren Regierungsvertrag im jugendpolitischen Teil umsetzt und noch 2010 – so die Erklärung der Jugend-ministerin Kramp-Karrenbauer – noch 1,5 zusätzliche BildungsreferentInnen-Stellen schaff en wird.“ (…)Der LJR begrüßt, dass mit der Erhö-hung seines Etats um 10.000 Euro dessen grundsätzliche Handlungsfähigkeit, wie im Koalitionsvertrag zugesagt, gesichert werden soll.Der LJR geht davon aus, dass der Koali-tionsvertrag auch 2011 umgesetzt wird. Das heißt zumindest, dass die bisherige Förderung aller Jugendarbeitsmaßnah-men, -strukturen und -projekte gesichert bleiben und entsprechende Haushaltsposi-tionen dem Bedarf angepasst werden. Außerschulische Jugendarbeit ist Bildung

    und muss als Investition in die Zukunft unseres Landes gesichert und gestärkt wer-den.“ (4.5.2010)

    Im September schrieb der Vorstand dann ohne Wissen des anstehenden Haushalts-entwurfs und –beschlusses für 2011:„Der Vorstand ist sich aber auch dessen bewusst, dass aufgrund der beschlosse-nen „Schuldenbremse“ nun harte Spar-maßnahmen 2011 im Land anstehen, bei denen es gilt, das in den letzten Jahren mühsam Erkämpfte im Sinne der ver-bandlichen Kinder- und Jugendarbeit zu sichern. Nicht zuletzt, dass drei Jugendverbände, die bisher in diesem Bereich keine Förde-rung erhalten, dringenden Bedarf an För-derung von BildungsreferentInnen anmel-deten und nun eine Ablehnung erhielten, macht deutlich, dass wir nach wie vor für mehr Ressourcen streiten müssen.“

    Becker begrüßt, dass das Land zusätzlich 1,5 BildungsreferentInnenstellen beiden Jugendverbänden ab 2010 fördern will. „So können wir unsere ehrenamtli-chen MitarbeiterInnen besser als bisher ausbilden, begleiten und beraten.“Auf Erleichterung stößt auch die Zusage, die Handlungsfähigkeit des Landesju-gendrings zu sichern, sowie Projekte au-ßerschulischer Jugendarbeit und der off e-nen Jugendarbeit zu verstetigen und damit dauerhaft abzusichern. (6.11.09)

    Anlässlich des Haushaltsbeschlusses des Landtags für 2010 lobte der LJR erneut: „Der Landesjugendring Saar (LJR) be-grüßt, dass die Koalitionsfraktionen die Anliegen der Kinder- und Jugendpolitik anerkennen und sich bemühen trotz der kritischen Haushaltslage die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit zu sichern. Ebenso erfahren wir bei den Oppositions-parteien die notwendige Unterstützung

    ... und Kürzungen beim LJR 2011Auch die die Förderung der Freizeitmaßnahmen wurde reduziert

    Doch keine drei Wochen später kam dann die „Rechnung“ für den Erfolg des LJR. Im Haushaltsentwurf 2011 wurde sein Ansatz massiv gekürzt. Der Vorstand be-zog Stellung:Der Landesjugendring wird mit den am 7.10. vorgestellten Kürzungsplänen der Sozialministerin in einer bisher nicht da-gewesenen Art in seiner Existenz gefähr-det. 25.000 Euro und somit fast 20% sei-nes Zuschusses sollen gestrichen werden. Damit wird die Koalitionsvereinbarung der Jamaica-Regierung off en gebrochen, in der dem Landesjugendring Saar seine Handlungsfähigkeit zugesichert wurde. Noch vor einigen Monaten hatte der Land-tag, trotz Kenntnis der Schuldenbremse, die Finanznot der Arbeitsgemeinschaft von 21 Kinder- und Jugendverbänden an-erkannt und eine Erhöhung des jährlichen Etats um 10.000 Euro beschlossen. Mit diesem Vorschlag verspielt die Lan-desregierung in der Jugendarbeit jede Glaubwürdigkeit. Erst im August wur-de die Bewilligung von 1,5 zusätzlichen BildungsreferentInnen-Stellen für die Mitgliedsverbände des Landesjugendrings angekündigt, nur wenige Wochen später soll nun eine halbe Stelle beim Landesju-gendring gestrichen werden. Solche politischen Spielchen erzeugen gro-ßes Unverständnis und provozieren den

    Widerstand der saarländischen Kinder- und Jugendverbände.Mit dem Landesjugendring wird das Herz der ehrenamtlichen Kinder und Jugendar-beit im Saarland getroff en. Es stehen nun auf dem Spiel: • Die Interessensvertretung saarländi-

    scher Kinder- und Jugendverbände • Die Unterstützung und Beratung der

    21 Mitgliedsverbände • Die zentrale Servicestation für die Kin-

    der- und Jugendarbeit freier Träger im Saarland

    • Die Unterstützung und Vernetzung der Qualifi zierung ehrenamtlicher Jugend-leiterInnen in Zusammenhang mit der Juleica,

    • Qualifi zierung der ehrenamtlichen

    Förderung der Kinder- und Jugendarbeit

    Spontane Protestaktion des Landesjugendrings vor dem saarländischen Landtag (Foto: Eva Clasen)

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    MitarbeiterInnen bei unterschiedlichs-ten Jugendarbeitsträgern, um Kindes-wohlgefährdungen (Vernachlässigung und sexualisierte Gewalt bei Kindern und Jugendlichen) zu erkennen

    • die bundesweit ausstrahlenden Innova-tionen in der Online-Kommunikation und Medienkompetenz mit und für Ju-gendliche (Jugendserver-Saar, Medien-kompetenz-Projekttage für Jugendliche in sozialen Netzwerken)

    • Partizipationsprojekte für Kinder und Jugendliche in sie betreff enden Fragen („DingDeinDorf“) und

    • die Organisation preisgünstiger Th ea-terabos für junge Menschen über den Kulturring der Jugend

    Das Vertrauen der ehrenamtlichen Ju-gendarbeit in die Jugendpolitik der Ja-maika-Koalition ist im höchsten Maße gestört.Wir fordern alle saarländischen Fraktio-nen im Landtag auf, diesen Plänen, die auf die Zerschlagung einer unabhängigen und unbequemen Interessensvertretung zielen, eine deutliche Absage zu erteilen. Letztlich wird mit diesem Regierungsent-wurf der Wille des Parlaments konterka-riert.Ein Gespräch mit der Ministerin, zu der sie sich kurzfristig bereit erklärte, brachte keine Bewegung.

    Die Mitgliedsverbände antworteten dar-auf vielfältig und eindeutig:• Mit Stellungnahmen• Briefen und Postkarten• Mit 1.000 Unterschriften von Mul-

    tiplikatorInnen in einem Online-Protest

    • Durch Beteiligung an Aktionen in Facebook sowie wer-kennt-wen

    • Und mit einem spontanen Protest-Zelten am Landtag während dessen Haushaltsdebatte am 7. Oktober

    • kurzfristig mit einer öff entlichkeits-

    wirksamen Pro-testaktion.

    Mehr konnte in intensiven Ge-sprächen mit allen Landtags-fraktionen er-reicht werden, die die präkere Lage der Ar-b e i t s g e m e i n -schaft erkannten und sich ent-sprechend ein-

    setzten. Letztlich konnte der Lan-

    desjugendring einen Teilerfolg verkünden:

    Der Landesjugendrings Saar wird nach dem heutigen Beschluss des Landeshaus-halts 2011 um 25.400 Euro in seinen zentralen Führungsmitteln – also knapp 20% - gekürzt. Dies wird das Netzwerk von 21 Kinder- und Jugendverbänden im Saarland empfi ndlich in seiner Un-terstützungs- und Angebotsstruktur zur Beratung, Qualifi zierung und Vernetzung der ehrenamtlichen Jugendverbandsarbeit schwächen. Wir begrüßen daher, dass auf Initiative von jugend- und sozialpoliti-schen SprecherInnen der Koalitionsfrak-tionen ein Fördertopf über 10.000 Euro eingerichtet wurde, der dem Landesju-gendring zumindest für einzelne Projekte zur Verfügung stehen soll. Dies zeigt, dass die Landtagsabgeordneten die Leistungen der Arbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendverbände anerkennen und Mög-lichkeiten eröff net haben, mit denen der Landesjugendring – allerdings mit erheb-lich reduzierten Angeboten und Projekten – 2011 ohne Kündigungen weiter arbeiten kann.

    Diesen Teilerfolg ver-danken wir auch den zahlreichen Organisa-tionen aus allen gesell-schaftlichen Bereichen und den Oppositions-fraktionen im saar-ländischen Landtag, die uns in den letzten Wochen beim Protest gegen die Kürzungsplä-ne unterstützt haben. Dazu zählen vor allem aber auch die 1.000 UnterstützerInnen un-serer Online-Unter-schriftenaktion (www.landesjugendring-saar.

    de) sowie die vielen ehrenamtlichen Un-terstützerInnen aus unseren Mitgliedsver-bänden und weit darüber hinaus. Sie alle haben deutlich gemacht, dass die Jugend-verbände und ihr landesweites Netzwerk sich nicht auseinander dividieren lassen. Für sie ist klar: Wer den Landesjugendring kürzt, kürzt auch wichtige Leistungen für die Kinder- und Jugendverbände!Mehrfach hat der Landesjugendring die Landesregierung dafür gelobt, dass 2008 die Förderung außerschulischer Freizeit- und Bildungsmaßnahmen und Fortbil-dungen ehrenamtlicher MitarbeiterInnen verbessert wurde, sowie 2010 weitere 1,5 neue BildungsreferentInnen-Stellen bei Jugendverbänden bezuschusst werden. Wenn jetzt kurze Zeit später die Förde-rung der Freizeitmaßnahmen wieder be-schnitten wird, müssen wir dies mit aller Deutlichkeit kritisieren. Eine Förderung ehrenamtlicher Jugendarbeit nach nicht planbarer Kassenlage demotiviert und zer-stört die bisher schon knapp bemessene Infrastruktur.Deshalb ist für die Zukunft - gerade an-gesichts weiter drohender Kürzungsrun-den - eine transparente und nachhaltige Landesjugendhilfeplanung mit der Betei-ligung aller Betroff enen gefordert. Dabei muss insbesondere dem Grundsatz der Subsidiarität (Vorrang der freien Träger vor den staatlichen Einrichtungen) Rech-nung getragen werden. Im saarländischen Landtag ist der Landesjugendring bei der Forderung nach einer Landesjugendhil-feplanung in allen Fraktionen auf off ene Ohren gestoßen. Es wird nun im Landes-jugendhilfeausschuss darauf ankommen, den Worten Taten folgen zu lassen, um zü-gig in den Beteiligungsprozess für eine zu-kunftsorientierte Jugendhilfe einzusteigen. Dem gibt es zum Redaktionsschluss dieses Berichts nichts hinzuzufügen.

    Unterstützung kam auch von der Landespolitik: Heiko Maas, Heinz Bierbaum, Ulrich Commercon, Eugen Roth und Reinhold Jost mit LJR-Vorsitzenden Holger Meuler Foto: Andy Narr

    Holger Meuler, Heike Weber und Catharina Becker vom LJR-Vorstand Foto: Andy Narr

    Schwerpunkte

  • 13

    Förderung der Kinder- und Jugendarbeit

  • 14

    Partyzipation - Mitbestimmung statt Katerstimmung – Unter die-sem Motto traten saarländische Jugendverbände auf die Straße, um am 22. August 2009 auf sich und ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Eine Woche vor den saarländischen Landtagswahlenwurde in Saarbrücken gesprayt, gerappt, gemalt und geklettert. Holger Meuler, Vorsitzender des Landesjugendring Saar, erklärte die Ziele der Partyzipation: „Wir wollen Jugendliche mo-tivieren am 30. August wählen zu gehen. Und wir zeigen mit unseren Ak-

    Jugendpolitische Aktionen

    Im Superwahljahr 2009 wiesen der Landesjugendring und die Mitgliedsverbände auf ihre jugendpolitischen Anliegen hin und motivierten junge Menschen, wählen zu gehen.

    Berichte:Jugendpolitische Aktion „Partyzipation“Jugendpolitische Positionen Wahl-O-Mat on tourWahlwutz

    PartyzipationMitbestimmung statt Katerstimmung bei der jugendpolitischen Aktion zur Landtagswahl

    tionen, dass Jugendliche sich für Politik interessieren. Ob Wahlalter 16, Abschaf-fung der Studiengebühren oder bessere Ausbildungsplätze: Die Jugendverbände und ihre Mitglieder wollen mitmischen

    und der jungen Generation eine Stimme geben.“ Und diese Stimme war kaum zu übersehen. Mitten auf der Saar schwamm ein riesiges Transparent, auf großen Papp-würfeln wurde gesprayt, eine Bodenzei-

    tung lud zum Mitma-chen ein, junge Musiker rappten und rockten ihre Vorstellung einer besse-ren Welt.Die Jugend nicht hängen lassen, darauf zielte eine Aktion an der Mauer des Saarbrücker Schlosses hin. Und das nahm die Landtagsabgeordnete der Grünen, Claudia Will-ger-Lambert, auch wört-lich. Sie seilte sich näm-lich höchstpersönlich

    Schwerpunkte

  • 15

    und todesmutig von der Schlossmauer ab, professionell begleitet von der Katholischen Land-jugendbewegung; damit auch nichts schief geht.Und natürlich ging auch nichts schief, nach kurzer Zeit konnte die anschei-nend höhenangst-

    freie Politikerin wieder festen Boden unter ihren Füßen spüren. Persönlicher Einsatz, der gern Schule machen kann. Als weite-re politische Gäste konnten auch Marti-na Engel-Otto von der FDP und Ulrich Commercon von der SPD begrüßt wer-den.So vielfältig die Aktionen auch waren, so vielfältig waren auch die Teilnehmer: AWO-Jugend, Cafe Exodus, Bund der deutschen katholischen Jugend, Arbeits-gemeinschaft der Evangelischen Jugend, Jugendrotkreuz, DGBJugend, juz-united, Die Falken, Jugendfeuerwehr, Jugendser-ver-Saar, THW-Jugend und das Bündnis gegen Studiengebühren zogen bei der Partyzipation an einem Strang und mach-

    ten Saarbrücken ganz schön bunt. Und damit nach der Wahl nicht alles wieder vergessen und grau wird, dafür werden die Organisationen schon sorgen. Denn sie haben gezeigt: Wenn es darauf ankommt, können sie ihre Stimme erheben, und die wird sicher nicht überhört.Gefördert wurde der Aktionstag vom saar-ländischen Bildungsministerium.Er war ein weiteres Highlight neben an-deren, um junge Menschen für Politik zu interessieren und sie zur Teilnahme an der Wahl zu motivieren. Das musikalische Programm wurde unterstützt vom Regio-nalverband Saarbrücken und der Landes-hauptstadt.

    Jugendpolitische Aktionen

    Ein großes schwimmfähiges Transparent, von der THW-Jugend auf die Saar gesetzt, transportierte die Botschaft (oben). Sprayer von Juz-united gestalteten Würfel (links). Claudia Willger-Lambert beim Klettern an der Schlossmauer (links unten). Mit über-großen Zeitungen wurden die PassantInnen auf die Forderungen des LJR aufmerksam gemacht.

  • 16Mit jugendpolitischen Po-sitionen richtete sich der Landesjugendring rund ein halbes Jahr vor der Land-tagswahl auf seiner Vollversammlung an die Parteien. Die Arbeitsgemeinschaft von 21 Kinder- und Jugendverbänden fordert darin gerechtere Bildungschancen in Schule und Studium, eine Stärkung der Jugendverbände als Bildungsorte, die Schaff ung von genügend Ausbildungs-plätzen mittels einer Umlagefi nanzierung und mehr Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendliche u.a. durch die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Dringend gebo-ten hält er ebenso eine bessere Förderung von Projekten, die den demokratischen Gedanken stärken helfen und Rechtsext-remismus bekämpfen. Er appelliert schon jetzt an alle junge Wahlberechtigten, am

    30. August wählen zu gehen und rechtsex-tremistischen Parteien wie der NPD keine Stimme zu geben. Im Vorfeld der Land-tagswahl will er deshalb mit jugendpoliti-schen Aktionen zur Wahlteil-nahme motivieren.Um im Bildungsbereich sozi-ale Benachteiligungen unter den SchülerInnen auszuglei-chen, müssten die LehrerIn-nen besser pädagogisch-di-daktisch ausgebildet, kleinere Klassen eingerichtet und alle SchülerInnen bis zur sechs-ten Klassenstufe gemeinsam unterrichtet werden. Gefor-

    Jugendpolitische Positionen zur LandtagswahlLandesjugendring will Verbesserungen für schulische und außerschulische Bildung

    dert wurde ebenfalls die fl ächendeckende Einführung der "echten" Ganztagsschule. Schulbücher sollten auf Leihbasis kosten-los bereit gestellt und eine bessere materi-elle Ausstattung aller Schulen gewährleis-tet werden. Die generelle Schulzeit von acht Jahren an Gymnasien (G8), lehnt der Landesjugendring nach wie vor ab. Eben-so spricht er sich gegen Studiengebühren aus.Für den Landesjugendring ist Bildung je-doch mehr als Schule. Jugendverbände sei-en wertvolle Lernorte. Um dies zu sichern und noch weiter zu entwickeln, seien - nach ersten Fortschritten 2008 - bessere Freistellungsregelungen für Ehrenamtliche und eine stärkere Ausstattung der Jugend-verbände mit BildungsreferentInnen drin-gend von Nöten.Diskutiert wurden diese Positionen in einer jugendpolitischen Runde vor dem Hauptausschuss im Juni 2009. (siehe Seite 43)

    Schwerpunkte

    Mit der Hörbar machte das Jugendrotkreuz auf seinen Jahresschwerpunkt „Deine Stärken. Deine Zukunft. Ohne Druck.“ aufmerksam.

  • 17

    Der Wahl-O-Mat der Bundes-zentrale für politische Bildung war bundesweit im Internet am Start – den „Wahl-O-Mat on tour“ gab es nur im Saarland. Mit insgesamt 16 Veranstaltungen in Schulen und Jugendeinrichtungen war das bundes-weite Modellprojekt ein voller Erfolg.„Den wollen wir künftig auch nach den Wahlen fortsetzen, mit Diskussionen zwi-schen Schülern und Politikern“, kündigte der Leiter der Landeszentrale für poli-tische Bildung, Dr. Burkhard Jellonnek anlässlich der Auswertung der Aktion an. Über 1.600 Schülerinnen und Schüler dis-kutierten im Vorfeld der Bundestagswahl 2009 auf Einladung der Landeszentrale für politische Bildung, des Landesjugend-rings Saar, der Arbeitskammer des Saarlan-des und der Bundeszentrale für politische Bildung mit Kandidatinnen und Kan-didaten zum Deutschen Bundestag. Mit dem internetgestützten Projekt „Wahl-

    O-Mat“ der Bundeszentrale für politische Bildung, der mit 6,7 Millionen Aufrufen einen absoluten Rekord erreichte, war die Diskussionsreihe in allen saarländischen Wahlkreisen an verschiedenen Schulen, Jugendzentren und in Kirchengemeinden unterwegs.Georg Vogel, Geschäftsführer des Landes-jugendrings Saar betont: „Die Leistung der Veranstaltung besteht vor allem in der Verbindung des technischen Onlinemo-duls mit den eingeladenen Politikerinnen

    und Politikern. Dadurch be-kommt Politik ein Gesicht und wird für die Jugendli-chen greifbar.“ Die Rückmeldungen der Jugendlichen, der Pädagoginnen und Pädagogen sowie der Kan-didatinnen und Kandidaten war durchweg positiv und ermutigt zu einer Wiederho-lung des Angebots.„Wir wollen auf-grund der erfreu-lichen Resonanz, auch unabhängig von anstehenden Wahlen „Wahl-O-Mat on tour“ veranstal-

    ten. Es ist auch außerhalb des Wahlkampfes wichtig zu zeigen, dass Politik spannend sein kann, um Interesse bei den Schülern an Politik we-cken und einen Beitrag zur Verhinderung von größer werdender Politikverdros-senheit zu leisten“, erklärte Wilhelm Off ermanns vor der Arbeitskammer.Der Ablauf der diesjährigen Veranstaltung sah vor, dass in den 90 Minuten zuerst 25 der 38 Th esen des Wahl-O-Mats der Bundeszentrale abwechselnd von den Ver-tretern der fünf Parteien mit

    „Ich stimme zu“, „Ich lehne a b “

    oder „neutrale Haltung“ beant-wortet wurden. Das ganze Th e-senspektrum wur-de vom Ausstieg aus der Atomkraft über die Einfüh-rung eines fl ächen-deckenden Min-destlohnes bis zur Bundeswehr im

    So kann Politik spannend seinÜber 1600 Jugendliche diskutierten mit PolitikerInnen im Projekt „Wahl-O-Mat on tour“

    Innern abgedeckt, ehe im Anschluss dar-an das Publikum, sprich die Schülerinnen und Schüler, ihre Fragen, Kommentare oder Anregungen an die Politikerinnen und Politiker richten durften.Schon vor der Landtagswahl wurde die Aktion in sieben Schulen und einem Ju-gendzentrum durchgeführt. Wahl-OMat on tour ist ein Teil der Kampagne des Lan-desjugendrings Saar, um junge Menschen zu motivieren, sich für politische Th emen zu interessieren und von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Diese wird vom saarländischen Bildungsministerium ge-fördert.

    Jugendpolitische Aktionen

    Diskussion vor großem Forum im Wirtschaftsgymnasium Saarbrücken

    Peter Altmayer, Claudia Beck, die FDP-Vertreterin, Dennis Bard und Ott-mar Schreiner im Juz Wadrill

    Viel Beteiligung der Mitdiskutierenden im Juz Ihn

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    Wahlinfos online von der WahlwutzLJR und Jugendserver-Saar publizierten Wissenswertes im saarländischen Superwahljahr

    Alleine mit Druckmedien lohnt es kaum noch, junge Menschen zu informieren. Schon gar nicht, wenn es um Politik geht. Warum das so ist? Ganz einfach, weil sich ganz viele Leute im Internet informieren. Satte 77% der 18-29-Jährigen nutzen das

    Netz um sich politisch auf dem neusten Stand zu halten. Damit ist das worldwi-deweb in dieser Altersgruppe auf Platz Nummer 1. Bei den Älteren ist es noch nicht soweit. Da sind Fernseher, Tageszei-tungen, Radio und persönliche Gespräche wichtiger als die Online-Medien.Dies war Grund genug für den Landesju-gendring, gemeinsam mit dem Internet-Portal Jugendserver-Saar, seine Informa-tionen zum saarländischen Superwahljahr vor allem online zu präsentieren. Und dass das auch mit etwas Augenzwinkern und Humor sein darf, das versprach schon die neu geschaff ene Internet-Adresse.Der Name „Wahlwutz“ wurde im Krea-tivstudio der Saarbrücker Eifelstraße ent-worfen.Gerüchte, dass „Wahlwutz“ kurz vor ei-nem „Hungerast“ angesichts eines dicken Fleischkäse-Wecks entstanden sei, sind da-bei völlig aus der Luft gegriff en. Die Wutz musste natürlich auch visualisiert werden. Mit Jan-Alexander Huber fanden wir ei-

    nen Grafi kprofi , der das Schwein hervor-ragend ins animierte Bild setzte. Hans Wolf sorgte für den Großteil des Inhalts,

    Schwerpunkte

    SpitzenkandidatInnen bei den Wahlwutzaufnahmen: Heiko Maas, Hubert Ulrich, Christoph Hartmann, Peter Müller.

  • 19

    der zwar locker daher kommt, aber fun-diert recherchiert werden musste. Danke-schön Hans!Aufgeteilt wurde die Seite dann in einen Wissensteil, in dem die wichtigsten Fragen zur parlamentarischen Demokratie und zu den Wahlen auf den unterschiedlichen

    Ebenen erklärt wurden (Hier lieferte Ulla Bohnes ehrenamtlich wertvolle Teile. Dafür herzlichen Dank).In den weiteren Rubriken wurden dann die unter-schiedlichen Wahlen, die dieses Jahr stattfanden, abgehandelt. Nein: „Ab-gehandelt“ ist das falsche Wort. Die Wahlwutz be-richtete von ihren Inter-net-Recherchen, stellte „Seiten“ der zur Wahl stehenden Parteien und KandidatInnen vor und bewertete diese mit „Rüs-seln“, von denen man bis zu fünf erhalten konnte. Aber auch Wahlprogram-me wurden analysiert und

    auf jugendrelevante Aussagen abgeklopft. Vorgestellt wurden auch lustige Online-

    Spiele und Video-clips - alles immer schön ausgewogen, versteht sich.Exklusiv und bun-desweit sicher ein-malig waren die Video-Interviews der Wahlwutz bei den Spitzenkandi-daten zur Landtags-wahl. Dort konnten sie kurz und bün-dig ihre Meinung zu jugendpoliti-schen Th emen wie Wahlalter 16, Stu-diengebühren, G8 zum Besten geben, aber auch private Lese- und Internet-gewohnheiten aus-plaudern.Die Wahlwutz berichtete schließlich eben-so über die jugendpolitische Aktion des Landesjugendrings und die „Wahl-O-Mat on tour“-Termine zur Landtags- und zur Bundestagswahl, die in insgesamt 25 Schulen und Jugendeinrichtungen statt-fanden in Text und Bild.Insgesamt kamen 120 Artikel zusammen.

    Ein enormer „Content“ also, -wie man heute so schön in Neudeutsch zu Inhalten sagt. Und er wurde auch gelesen, wie uns die Abrufstatistik zeigte. Wie die anderen Teile unseres Wahlprojekts wurde auch die Wahlwutz vom saarländischen Bildungs-ministerium gefördert.

    Jugendpolitische Aktionen

  • 20

    Mehrfach hat sich der Lan-desjugendring Saar kritisch zu parlamentarischen Be-teiligungsformen Jugend-licher in saarländischen Städten und Ge-meinden geäußert. Zwar gelang es immer wieder junge Menschen zu begeistern, sich für Kinder und Jugendliche vor Ort ein-zusetzen. Jedoch überzeugten Jugendge-meinderäte auf Dauer nur selten und die meisten Initiativen dieser Art scheiterten letztendlich an geringer Wahlbeteiligung, der Gremienkultur, langwierigen Diskus-sionsprozessen, mangelnden Entschei-dungskompetenzen und/oder fehlendem Budgetrecht. Andererseits entstanden viel-fältige direkte und projektbezogene lokale Beteiligungsformen, die maßgeblich auch vom Landesjugendring mit inspiriert und begleitet wurden. Dies war ein wichtiger Beweggrund für die saarländische Ar-beitsgemeinschaft 2008 einen ersten lan-desweiten Akzent für nachhaltige Beteili-

    gungsprozesse im Saarland zu setzen.Dies erschien uns umso notwendiger, da die Diskussion in den Kommunen stärker denn je auf die Jugendfreundlichkeit und Jugendtauglichkeit zu richten ist. Orte die angesichts des demografi schen Wandels zukunftsfähig bleiben wollen, müssen gute Angebote für junge Menschen vorhalten, die Identifi kation stiften und den Ort für ihre Altersgruppe lebenswert machen.Es entstand daraus die Projektidee, die Jugendfreundlichkeit und Jugendtaug-lichkeit saarländischer Kommunen saar-landweit von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren bewerten zu lassen und in möglichst vielen der 51 saarländischen Kommunen Zeugnisse darüber auszustel-len. Diese sollten breit der Öff entlichkeit bekannt gemacht werden, um Diskussi-onsprozesse in den Gemeinden auszulösen und den Focus auf die Lebensbedingun-gen Jugendlicher im Ort zum Th ema zu machen.

    In 10 ausgewählten Städten und Ge-meinden sollte dann mit interessierten Jugendlichen und den kommunalen Ent-scheidungsträgerInnen Vereinbarungen getroff en werden um konkrete Verbesse-rungen herzustellen.Aus bisherigen Partizipationsmodellen wa-ren dabei besonders folgende Arbeitsprin-zipien wichtig:• Beteiligung der Jugendlichen in den

    einzelnen Projektschritten• Überschaubarer Projektzeitraum• Attraktive und altersgemäße Beteili-

    gungsmethoden• Erkennbarer Ernstcharakter des Pro-

    jekts• Einbindung des Internets als wichtigs-

    tes Jugendmedium• Einbindung der klassischen Lokal-

    medien, um den Bewertungen und Interessen Jugendlicher Öff entlichkeit und Aufmerksamkeit zu verschaff en

    Schwerpunkte

    Ding Dein Dorf

    Wie jugendtauglich ist unser Ort?Verlauf und Bilanz des Beteiligungsprojekts DingDeinDorf

    Mit DingDeinDorf setzte der Landes-jugendring 2008/2009 einen maßgeb-lichen Akzent für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in saarländi-schen Kommunen.

    Berichte:Verlauf und Bilanz des ProjektsDie Zeugnisse für Städte und GemeindenDie Vereinbarungsgespräche

  • 21

    Der ProjektverlaufBei dieser Zielsetzung erschien es sinnvoll, verschiedene Partner mit ins Boot zu neh-men. So gelang es, den Studiengang „So-ziale Arbeit und Pädagogik der Kindheit“ der Hochschule für Technik und Wirt-schaft zu gewinnen, die das Projekt wis-senschaftlich begleitete und insbesondere bei der Fragebogenerstellung und der Aus-wertung der Befragung entscheidend mit-wirkte. Als Medienpartner wurde „103.7 UnserDing“, das Jugendradio des Saarlän-dischen Rundfunks gewonnen, das in al-len Phasen des Projekts Berichterstattung auf altersgemäße Art realisierte. Mit ihm entwickelten wir auch den Projektnamen „DingDeinDorf“, der auf diese Partner-schaft anspielt. Für die Internetbegleitung sorgte das Landesjugendringprojekt „Ju-gendserver-Saar“ mit Unterstützung des Internet-Providers Deepweb. Das damals für die Jugendpolitik zuständige Bildungs-ministerium und das bundesweite Akti-onsprogramm für mehr Jugendbeteiligung des DBJR machten durch ihre fi nanzielle

    Unterstützung die Umsetzung des Vorhabens mög-lich. Anfang 2008 star-tete das Projekt mit einem vorher angeworbenen Ju-gendteam, das die Fragebogenthemen für das Projekt er-arbeitete. In einem ausführlichen Pro-zess entstand ein Fragekatalog zur Freizeitsituation, Mobilität, Konsum-möglichkeiten, Partizipation, Schule und Ausbildung sowie zur Gesamtbewertung der Kinder- und Jugendfreundlichkeit in der Kommune. Zwischenzeitlich wurde ein Projekt-Internetportal geschaltet und dann ab Juni landesweit der Fragebogen bekannt gemacht. Knapp 2.000 12- bis 19-Jährige beteiligten sich. Sie wurden

    DingDeinDorf

    im Wesentlichen in Freizeiteinrichtungen und auf Schulhöfen in Pausen erreicht. Für 23 von 51 Kommunen konnten dann zwar nicht repräsentative aber doch aussa-gekräftige Ergebnisse in Form von Zeug-nissen mit Schulnoten den Bürgermeister-Innen übermittelt werden. Vorab wurde das Zeugnis landesweit präsentiert und die Jugendfreundlichkeit in den saarlän-dischen Kommunen mit der Gesamtnote 3,0 bewertet. Handlungsbedarf, so ergab diese Auswertung, besteht vor allem für stärkere Partizipation, für besser geeig-nete off ene Räume und Plätze sowie ju-gendkulturelle Angebote. Viel spezifi scher fi elen dagegen die Bewertungen in den einzelnen Kommunen aus, wo die Ge-samtnoten von 2,4 bis 3,6 reichten. Noch aussagekräftiger waren die Einzelnoten für die Th emengebiete und Eigenschaf-ten der Kommune, die die Jugendlichen zuschreiben konnten und von „modern“ bis „langweilig“ sehr unterschiedliche As-pekte einer Gemeinde abfragten. Intensiv gestaltete sich die Öff entlichkeitsarbeit zu diesen Zeugnissen, die insbesondere in den Lokalteilen der Tageszeitung und den Anzeigenblättern eine für die Jugendpoli-tik erfreuliche nachdrückliche Resonanz

    Die Förderer

    Jugendliche in Klarenthal einigen sich auf ihre Forderungen

    Die Partner

    OB Reinhold Henz beim Vereinbarungsgespräch in Saarlouis

  • 2222

    Im Februar 2009 erhielten Bürger-meister von 23 saarländischen Kom-munen Zeugnisse. Die Noten ha-ben die Jugendlichen der einzelnen Gemeinden vergeben. Bewertet wurden Jugendfreundlichkeit und Jugendtauglich-keit. Versetzt wurden alle, aber meist gibt es noch viel Potential nach oben, was die Lebensbedingungen Jugendlicher betriff t. Hier in Kürze die Ergebnisse sortiert nach Landkreisen und Regionalverband:

    Landkreis St. Wendel(5 Kommunen)„Jeder kennt einen und alle sind eigentlich wie eine große Familie.“ „Dass es so an-genehm ist, hier zu leben und, dass man es nirgendwohin weit hat.“ Diese Ein-zelstimmen aus Th oley geben Hinweise dafür, warum die Schaumberggemeinde saarlandweit mit am jugendfreundlichsten bewertet wurde. In Th oley gab es mit der Schulnote 2,4 die beste Bewertung. Wie

    Alle haben noch Potential nach obenDie Zeugnisse für 23 Städte und Gemeinden

    fand. Dies provozierte auch entsprechende öff entliche Reaktionen der Lokalpolitik, die die Ergebnisse zum weitaus größten Teil – auch bei weniger erfreulichen Resul-taten – interessiert und z.T. zustimmend zur Kenntnis nahmen.Jugendliche und Jugendorganisationen meldeten dann Bedarf für Vereinbarungs-gespräche zurück, die in 10 Kommunen durchgeführt wurden. Dabei nahmen zwischen 10 und 70 Jugendliche sowie in der Regel die Verwaltungsspitze und GemeindefraktionsvertreterInnen teil. Die Th emen reichten – meist wie in den Zeugnissen schon erkennbar – von Juz-Angeboten über Nahverkehr bis hin zu mangelnden Freizeitangeboten. Ziel war es, an einem Abend meist in zwei bis drei Stunden konkrete Vereinbarungen über mehrere Verbesserungen zu erzielen, was überall gelang. Besonders wichtig: Die Ju-gendlichen standen im Focus und die Mo-deration hatte dafür zu sorgen, dass Poli-tikerInnen klare Antworten abgaben und

    Vereinbarungen trafen. Auch hier war die Medien-begleitungbestens, was sich bei der Verwirkli-chung als wichtig herausstellte, weil anschließende Kontrollbriefe des Landesju-gendrings durch anmahnende Be-richterstattungin der Presse ver-stärkt wurde.

    BilanzVieles an diesem Projekt war nach

    unserer Meinung wegweisend für die Wei-terarbeit, einiges ist zu optimieren. Es sei hier nur stichwortartig aufgeführt und bedarf der Berücksichtigung bei einer Fortführung im Saarland oder anderen vergleichbaren Initiativen:Wegweisend:• die Entwicklung des Fragebogens so-

    wohl mit den Jugendlichen als auch die wissenschaftliche Begleitung dabei;

    • die Nutzung des Internets, die ins-besondere den Jugendlichen den Be-teiligungsprozess näher brachte und nun, zwei Jahre später, mit den Sozi-alen Netzwerken neue Möglichkeiten schaff t;

    • der parallele Prozess in mehreren Kom-munen mit einem Fragebogen und klar identifi zierbaren Bewertungen der Jugendlichen als Vergleichsgrundlage mit der Möglichkeit eines Langzeit-prozesses in dem solche Befragungs- und Beteiligungsprojekte fortgesetzt werden können;

    • die mediale Begleitung, die Öff ent-lichkeit, Aufmerksamkeit und Druck erzeugt. Hierzu sind erhebliche Res-sourcen vonnöten, um genügend Ser-vice für Journalisten zu bieten;

    • die Vereinbarungsgespräche, die so-wohl bei den Jugendlichen als auch bei den KommunalpolitikerInnen – für sie nicht selten unerwartet - meist sehr positive Erlebnisse über die Ernsthaf-tigkeit und Produktivität des Dialogs auslösten

    Optimierungsbedarf• Eine eff ektivere Bewerbung des Fra-

    gebogens kann zu mehr ausgefüllten Bogen führen. Es ist zu prüfen, ob nicht stärker auch Schulen sich in der Unterrichtszeit oder in Arbeitsgruppen beteiligen können;

    • die Realisierung der Vereinbarungsge-spräche bedarf intensiverer Kontakte mit den örtlichen politischen Struktu-ren;

    • Die Kontrolle der Einlösung der Ver-einbarung sollte im Projektverlauf so berücksichtigt sein, dass auch ein Jahr später dafür noch Ressourcen vorhan-den sind. Obwohl es viele positive Vollzugsmeldungen gab, konnte bei DingDeinDorf die Realisierung nicht für alle Vereinbarungen kontrolliert und angemahnt werden.

    Eigentlich wollte der Landesjugendring Saar 2011 das Projekt neu aufl egen und weiterentwickeln. Aktuelle massive Kür-zungen bei der Arbeitsgemeinschaft von 21 Kinder- und Jugendverbänden verhin-dern dies leider, womit man nach einem erfolgreichen und wegweisenden Akzent aus dem Saarland nun wieder auf dem Bo-den jugendpolitischer Mangelverwaltung zurückgeworfen wurde.

    überhaupt im Landkreis St. Wendel über-durchschnittlich gute Schulnoten bei Ding DeinDorf, dem Jugendfreundlichkeitstest vergeben wurden. So können Jugendliche off ensichtlich in Nohfelden (Gesamtnote 2,5) ihre Interessen besser einbringen als anderswo. Relativiert werden die Notendadurch, dass sich im Landkreis St. Wen-del besonders jüngere Jugendlichebeteiligten, die durchschnittlich bessere Noten vergaben als ältere.

    Schwerpunkte

  • 23

    Im Kreis bekamen noch vier wei-tere Kommunen Zeugnisse ausge-stellt:Nohfelden (2,5), Namborn (2,8), St.Wendel (2,8), Freisen (3,1)

    Landkreis Saarlouis(4 Kommunen)„Die große Altstadt, das Jugend-zentrum und der Saaraltarm“ so bringt es einer der 74 Jugendli-chen auf den Punkt, wenn er auf-schreibt, was ihm besonders an Saarlouis gefällt. Da überrascht es auch nicht, dass die heimliche Hauptstadt des Saarlandes mit der Schulnote 2,7 landesweit mit am besten bei dem Jugendfreund-lichkeitstest „DingDeinDorf“ ab-schneidet. Die Stadt wird als weit überdurchschnittlich gemütlich, modern sowie weltoff en und ab-wechslungsreich beschrieben. Zudem ist sie aus Sicht der Heranwachsenden be-sonders locker, sympathisch und so gut wie überhaupt nicht spießig. Im Landkreis Saarlouis bekamen außerdem noch die Städte Dillingen (Schulnote 2,9), Lebach

    (3,3) und die Gemeinde Schmelz (3,1) ein Zeugnis ausgestellt.

    Regionalverband Saarbrücken (7 Kommunen)„Mehr Freizeitangebote, mehr Sicherheit und mehr Sauberkeit“ wünscht sich ein junger Sulzbacher Bürger für die Zukunft.

    „Die Natur , die Umweltfreundlichkeit, die Saarbahn „ fi ndet ein anderer Jugend-licher an Riegelsberg gut. Die Spannbreite der Bewertungen im Jugendfreundlich-keitstest „Ding Dein Dorf“ im Regional-verband ist groß und reicht auch bei den Schulnoten von 2,8 in Riegelsberg bis 3,4 in Heusweiler. Was fast alle gemeinsam haben: Die Jugendlichen wünschen sich mehr Beteiligungsmöglichkeiten.Besonderen Handlungsbedarf scheint es neben Heusweiler auch in Sulzbach zu ge-ben. Die Stadt wird weit überdurchschnitt-lich als langweilig eingestuft und als we-

    Bürgermeister Lothar Christ erhält von Jugendlichen das Zeugnis für Losheim.

    DingDeinDorf

    Zeitungsüberschriften zu DingDeinDorf

  • 24

    niger gemütlich, weniger umweltbewusst und ungepfl egter als andere Kommunen. Sie wünschen sich mehr Freizeitangebote und bessere Einkaufsmöglichkeiten. Im Regionalverband Saarbrücken verteilen sich die Schulnoten wie folgt:, Riegelsberg (2,8), Püttlingen (2,9), Quierschied (3,1), Völklingen (3,1), Landeshauptstadt Saar-brücken (3,2), Sulzbach (3,3), Heusweiler (Schulnote 3,4).

    Landkreis Merzig-Wadern (4 Kommunen)„Wir kommen nur mit dem Bus weg, aber nicht mehr heim.“ meint ein Jugendlicher aus Losheim zur Mobilität. In Beckingen ermahnt ein junger Bürger die Erwach-senen: „Die Jugend nicht nur kritisieren sondern aktiv mit ihr zusammenarbeiten“.Das sind nur zwei kleine Puzzle-Teile aus dem Gesamtbild des Jugendfreundlich-keitstest „DingDeinDorf“ im Landkreis Merzig-Wadern. Vier Gemeindezeugnisse liegen hier vor, deren Bild sich - trotz ähn-licher Noten - recht diff erenziert gestaltet. Die Bewertung in Beckingen steht aller-dings für viele ländliche Gemeinden im Nordsaarland. Dort schätzen die Jugend-lichen die Freundlichkeit der Menschen in ihrem Ort sowie den ländlichen Cha-rakter.Auch die Vereinslandschaft wird als gut beschrieben, wenn auch der Wunsch nachmehr bzw. anderen Angeboten wie Fahrten in Freizeitparks oder allgemein „Events“ geäußert wird. Im Landkreis be-kamen folgende Kommunen ein Zeugnis: Beckingen (2,9), Losheim (3,0), Merzig (3,0), Wadern (3,0).

    Saarpfalz-Kreis (2 Kommunen)„Nicht nur Alte leben im Ort! Auf Junge muss auch Rücksicht genommen worden!“Dieses Statement aus Homburg könnte auch für andere Kommunen im Saarpfalz-Kreis gelten. Jedenfalls ergab das Ergeb-nis des Jugendfreundlichkeitstests „Ding DeinDorf“ für den Kreis insgesamt, dass die Orte von den Jugendlichen als beson-ders gemütlich und umweltbewusst, aber auch als am langweiligsten gelten. Für Homburg und Mandelbachtal konnten nun diff erenziertere Ergebnisse vorge-

    legt werden. Für die Kreisstadt gab es die Schulnote 3,0 für die Gemeinde am Man-delbach nur eine 3,6.An Mandelbachtal kritisierten die Jugend-lichen die eingeschränkte Mobilität und die unzureichenden Angebote an Ein-richtungen und Plätzen. Homburg wird

    entgegen des Kreis-durchschnitts als abwechslungsreich aber auch ein biss-chen ungepfl egt be-wertet. Im Vergleich zum Saarpfalz-Kreis und zum Saarland erzielt Homburg

    in fast allen Einzelbewertungen bessere Noten, lediglich bei Plätzen für Jugendli-che, beim baulichen Zustand der Schulen und im Hinblick auf die Jugendfreund-lichkeit der Erwachsenen insgesamt liegen die Einschätzungen unter dem saarländi-schen Mittel.

    Landkreis Neunkirchen (1 Kommune)Die Gemeinde Eppelborn erscheint als ländliche Gemeinde mit den für jugend-liche Bedürfnisse typischen Defi ziten an Einkaufs- und Konsummöglichkeiten.Dagegen sind die befragten Jugendlichen off ensichtlich überwiegend zufrieden mit

    Die durchschnittlichen Noten für das Saarland, die Landkreise und den Regionalverband

    Schwerpunkte

  • 25

    Wenn heut über die schlim-me Jugend geschimpft wird antworte ich immer: Wir waren früher viel schlimmer“. Mit dieser Aussage konnte Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle in Ottweiler punkten, als er sich mit Jugend-lichen zusammensetzte um zu hören was an der Gemeinde verbessert werden kann. Doch es ging nicht nur ums Zuhören, son-dern vor allem ums Handeln. In insgesamt zehn Gemeinden im Saarland wurden vom Landesjugendring Saar Jugendforen durchgeführt, wo Jugendliche mit Ver-antwortlichen aus der Politik gemeinsam

    das online unter www.dingdeindorf.de ab-gerufen werden kann.

    Die Zeugnisse waren jedoch nur der erste Schritt, viel wichtiger war es den Wunsch der Jugendlichen nach Veränderungen zu erfüllen. Denn was nicht passt kann ja vielleicht passend gemacht werden. Also wurden Vereinbarungsgespräche durchge-führt, und hier sind die Ergebnisse:

    Illingen: Rauchen ab- und Politik ange-wöhnen

    • Es wird überprüft, ob beim Jugendzen-trum für Volljährige Rauchplätze ge-schaff en werden können.

    • Es sollen im Jugendzentrum ein Rau-cherentwöhnungsseminar und eine Suchtpräventionsveranstaltung stattfi n-den.

    • Noch vor den Kommunalwahlen soll im Juz eine Diskussion mit den Lokal-politikerInnen zur „Zukunft Illingens“ stattfi nden

    Losheim: MuFuPla statt Seepferdchen• Ein zentraler Multifunktionsplatz wird

    eingerichtet, mit den Anwohnern sollen Gespräche durchgeführt werden. Bei positivem Ausgang wird der Platz fertig gestellt werden. Als alternativen Stand-ort kann der Skaterplatz in Betracht ge-zogen werden.

    • Ein Getränkeautomat für die Peter-Dewes Gesamtschule könne auf Antrag der Schülervertretung eingerichtet wer-

    Vereinbarungen auf AugenhöheZehn mal Handschlag zwischen Jugendlichen und KommunalpolitikerInnen

    Vereinbarungsgespräch in Ottweiler...

    diskutierten und Lösungen für Probleme gefunden und per Handschlag vereinbart wurden. Die Gespräche waren die Fort-setzung der Kampagne „DingDeinDorf“, bei der knapp 2.000 Jugendliche aus dem ganzen Saarland 2008 abgestimmt haben: Über die Jugendfreundlichkeit und die Jugendtauglichkeit ihrer Gemeinde. So wurden die Busverbindungen bewertet, Plätze für Jugendliche, der Umgang mit den Erwachsenen oder die Ausstattung der Schulen. Als Ergebnis gab es -- fast wie in der Schule -- für viele Orte ein Zeugnis, in dem alles zusammengefasst wurde und

    ihrem Wohnort und wünschen sich ins-besondere eine bessere Anbindung an die vorhandenen Möglichkeiten im Umfeld der Gemeinde.Der Landkreis Neunkirchen insgesamt wird von den dort befragten Jugendlichen(149 Befragte) weitgehend im Durch-schnitt aller Beschreibungen gesehen und lediglich etwas umweltbewusster aber auch ärmer charakterisiert. Auff ällig ist, dass die Jugendzentren besser als im lan-desweiten Durchschnitt bewertet werden.

    Zur Auswertung der FragebogenaktionDie insgesamt 23 Städte- und Gemein-deergebnisse sind vom Projektträger Lan-desjugendring Saar und dem Kooperati-

    onspartner, der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) bekannt gegeben worden. Im Dezember schon wurde die Landesgesamtnote von 3,0 veröff entlicht.Weitere Projekt-Beteiligte waren der Ju-gendserver-Saar mit dem Internetportal www.dingdeindorf.de, wo alle Zeugnisse abrufbar sind, und UnserDing, das die Aktion im Radio begleitete.Rund 1.900 Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren haben sich saarlandweit in denletzten Monaten an dieser Fragebogenak-tion beteiligt. Die Fragen, die von einer Gruppe Jugendlicher wesentlich miterar-beitet wurden, drehten sich um die Frei-zeit-, Konsum- und Bildungsangebote in den Kommunen, die die Befragten mit

    Schulnoten bewerten konnten. „Zwar sind die Ergebnisse trotz der großen landeswei-ten Rückmeldequote insbesondere auf Ge-meindeebene nicht repräsentativ, aberdennoch aussagekräftig“, so Karsten Ries vom Studiengang „Soziale Arbeit und Pä-dagogik der Kindheit“ der HTW, der die Ergebnisse von „DingDeinDorf“ wissen-schaftlich auswertete. „Die Schulnoten al-lein sind für uns nicht ausschlaggebend“, betont Sarah Engels, die für den Landesju-gendring das Projekt begleitete. „Spannend fi nden wir auch, wie der Hei-matort charakterisiert wird und welche Verbesserungsvorschläge in den Fragebö-gen geäußert wurden. All dies ist in den Zeugnissen erfasst.“

    DingDeinDorf

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    den. Es wird geprüft, ob das kleine Hal-lenbad der Grundschulen stärker für den Publikumsverkehr geöff net werden kann.

    • Es wird ein neuer Minigolfplatz eröff -net, ein Beach-Volleyballfeld am Stau-see wird in Betracht gezogen.

    • Es wird wieder ein Gespräch mit Ju-gendlichen an der Schule stattfi nden, um die Fortschritte zu dokumentieren und weitere Ideen zu präsentieren.

    Saarlouis: Nägel mit Köpfen• Vor allem in den Ortsteilen gebe es zu

    wenig Plätze für Jugendliche so die Kri-tik. Die Lösung: Gemeinsam mit der Stadt und interessierten Jugendlichen wird vor Ort nach geeigneten Räum-lichkeiten gesucht und gegebenenfalls neue Jugendtreff s eingerichtet.

    • Jugendliche nehmen an einer Sitzung des Ausschusses Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit (SOS) der Stadt teil, und berichten, was Polizei und Sicherheits-dienst aus ihrer Sicht falsch machen. Gemeinsam mit der Polizei nehmen Jugendliche an einer Nachtschicht mit Streifengang durch die Altstadt teil.

    • Die Busverbindungen sollen in einem Gespräch mit den Kreisverkehrsbetrie-ben verbessert werden. Hierzu beteiligt der Bürgermeister Jugendliche aus der Versammlung.

    Ottweiler: Bild und Ton• Die Nachttaxis am Wochenende sollen

    überprüft und öff entlich besser bekannt gemacht werden. Ein Gespräch mit den Verkehrsbetrieben RSW und NVG sol-

    len überprüfen, ob es Möglichkeiten gibt Busse länger fahren zu lassen.

    • Das fehlende Kino soll durch regelmä-ßige Filmvorführungen ersetzt werden, gemeinsam organisiert von einer Grup-pe Jugend-licher und der Stadt.

    • In einem Gespräch mit Mc-Donalds soll geprüft werden, ob so ein Restaurant in Ottwei-ler eröff net werden kann.

    • Ein Hockey-feld kann errichtet werden, wenn sich genügend Interessierte dafür fi nden.

    Homburg: Bunte Bilder und mehr Mit-bestimmung

    • Zur Steigerung der Akzeptanz des Au-tonomen Jugendzentrums (AJZ) wird in einem Newsletter sowie auf der Webseite der Stadt Homburg auf die Einrichtung hingewiesen. Außerdem kann sich das AJZ an der Kinder- und Jugendmesse beteiligen.

    • In einem Gespräch mit der RSW soll eine Verbesserung der Busverbindun-

    ... in Klarenthal ...

    gen Abends und an Wochenenden er-reicht werden.

    • Bei der Errichtung eines Skaterparks bieten die Jugendlichen ihre Hilfe an, bis zu den Sommerferien soll über die Durchführung informiert werden.

    • Im November fi ndet ein weiteres Ju-gendhearing statt, um dem Wunsch nach mehr Mitbestimmung zu entspre-chen.

    • Die Stadt setzt sich für mehr legale Graffi timöglichkeiten als Ausdruck ei-ner Jugendkultur ein.

    Grügelborn: Nachtschwärmer am Bas-ketballkorb

    • Im zweiten Halbjahr 2009 soll freitags und samstags ein Bus von St.Wendel über Namborn nach Freisen/Grügel-born fahren.

    • In einem runden Tisch mit Jugendli-chen und Politik soll die Benutzung der Mehrzweckhalle für Events geregelt werden.

    • Man will über eine Sperrung einer Stra-ße nachdenken, um z.B. Bobbycarren-nen veranstalten zu können.

    • Bis zum Frühjahrsanfang soll ein neu-er Basketballkorb und ein Handballtor

    aufgestellt werden.• Der Jugendraum am Pfarrzentrum soll

    mit Hilfe von Jugendlichen als off ener Treff eingerichtet werden.

    Mandelbachtal: Ein Blick über den Berg• Alle jugendrelevanten Angebote wer-

    den besser veröff entlicht. Im Gemein-deblatt sollen zukünftig Informationen für Jugendliche bereitgestellt werden, vielleicht wird es sogar eine eigene Ju-gendseite geben wenn daran Interesse besteht

    • Noch 2009 wird in Ommersheim ein

    ... in Mandelbachtal...

    Schwerpunkte

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    Multifunktionsplatz gebaut.• Bliesmengen-Bolchen soll bei entspre-

    chendem Interesse von Jugendlichen wieder einen Jugendtreff bekommen. Nach den Sommerferien sollen in Ab-sprache mit dem Ortsrat eine Jugend-versammlung durchgeführt werden, in der sich die Jugend vor Ort einbringen kann.

    • Es wird geprüft, ob der Festplatz in Bliesmengen-Bolchen soweit hergerich-tet werden kann, dass er für die Jugend nutzbar ist.

    Klarenthal: Schall und Rauch• Eine rechtliche Prüfung soll Möglich-

    keiten erschließen, einen Raucherraum im Jugendzentrum einzurichten.

    • Für Renovierungsarbeiten im Jugend-zentrum werden 65.000 € zur Verfü-gung gestellt, die vor allem für Toilet-ten, Fenster und Fluchtwege investiert werden. Diese Arbeiten sollen bis Ende der Sommerferien abgeschlossen wer-den. Weitere bauliche Maßnahmen sollen in einem Gespräch mit dem Ge-bäudemanagementbetrieb der Landes-hauptstadt Saarbrücken (GSE) geklärt werden, insbesondere was die Eigenbe-teiligung der Juzler angeht.

    • Ein Schwenkplatz im Freien sowie ein Bolzplatz soll mit dem Bezirksbürger-meister angegangen werden.

    Dillingen: Die Wildschweine sind los• Bis zur zweiten Jahreshälfte wird der

    Sportplatz in Dillingen-Dieffl en umge-baut und eine Tartan-Rennbahn errich-tet. Bis dahin wird der bestehende Zaun ausgebessert, damit die Wildschweine nicht immer wieder den Platz verwüs-ten.

    • Mit den Bädern in Lebach und Saarlou-is werden feste Trainingszeiten für die Vereine abgeklärt, bis zur Neueröff nung

    ... in Grügelborn

    des Dillinger Freibades Ende 2009.• In „Überm Berg“ wird ein neuer Multi-

    funktionsplatz gebaut• In den kommenden Wochen werden

    ein Basketballkorb und Schwenkmög-lichkeiten am Lockschuppen entstehen, bis Ende 2010 werden weitere Freizeit-möglichkeiten dazukommen.

    • Der Jugendrat hält seine nächste Sit-zung in Dieffl en ab, um den katholi-schen Jugendtreff zu reorganisieren.

    • In einem gemeinsamen Gespräch mit den Verkehrsbetrieben soll versucht

    werden die Busverbindungen zu verbes-sern.

    Sulzbach: Blau statt Grün• Der Jugendtreff in der Grubenstraße

    soll von den Jugendlichen blau ange-strichen werden können. Außerdem soll innerhalb der nächsten zwei Monate ge-klärt werden, welche Möglichkeiten es gibt Graffi ti im Raum anzubringen.

    • In einem Treff en mit der Polizei soll die Lage am Skaterplatz verbessert werden. Hier kommt es des Öfteren zu Störun-gen durch Erwachsene.

    • Hinter dem Jugendraum wird ein mo-biler Schwenker installiert.

    Zehn Gespräche und viele Vereinbarun-gen: Der Landesjugendring Saar zeigte sich mit der Fortführung des Projektes DingDeinDorf zufrieden: „Wir haben ei-niges erreichen können, aber wir bleiben weiter am Ball. Der Landesjugendring Saar wird nachhaken und überprüfen, ob die Vereinbarungen eingehalten werden und die Politik zu ihrem Wort steht“ so Holger Meuler, Vorsitzender des Landes-jugendrings, zum Abschluss der Gesprä-che.

    DingDeinDorf

    ... in Sulzbach...

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    Vielfalt tut gut“ war das Th ema, und vielfältig war auch die Zusammenstellung der Anwe-senden beim ersten Treff en zur Plakatwandaktion am 2. September 2010. Bunt zusammengemischt aus allen Alters-gruppen, hatte jeder seine ganz persönli-che Motivation, warum er oder sie sich für die Aktion interessiert und engagiert:Anwesend waren Vertreter des Jugendrot-

    kreuzes, der katholischen Jugend und der evangelischen Jugend sowie die Leiter des Projektes vom Landesjugendring Georg Vogel, Catharina Becker und Sofi e Bur-ger. Als Einstieg wurde darüber diskutiert, was für jeden einzelnen Vielfalt bedeutet, was recht schnell in eine Debatte darüber mündete, inwiefern vor allem kulturelle Vielfalt in den Jugendgruppen schon exis-tiert und/oder noch weiter gestärkt wer-

    den kann. Dabei fi el auch auf, wie unter-schiedlich „Vielfalt“ von jedem einzelnen interpretiert wird: Situationen, die von dem einen als gutes Beispiel für Vielfalt

    Kreativprojekt Vielfalt ganz gross

    bewertet werden, stellen für den anderen etwas vollkommen alltägliches und allge-genwärtiges, eben nicht vielfältiges dar. Gemeinsam wurden Zeitplan und Ablauf besprochen: im September und im Ok-tober werden die Gruppen ihre Plakat-wände gestalten, am 23. Oktober wird in diesem Zusammenhang auch ein Graffi ti-Workshop stattfi nden. Die Aktion wird vom Jugendserver und von Fresh-TV be-gleitet: auf dem Jugendserver werden sich die Gruppen selbst präsentieren, und der Entstehungsprozess wird in Bildergaleri-en dokumentiert. Fresh TV wird mit den Gruppen kurze Clips zum Th ema „Vielfalt tut gut“ erstellen, sowohl zur Dokumen-tation als auch zur kreativen Aufarbeitung des Th emas.

    StarttreffenJugendliche und GruppenleiterInnen planen den Projektablauf

    Schwerpunkte

    Mit dem Landkreis Merzig-Wadern und deren Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich sowie dem Bundesprogramm „Vielfalt tut gut“ hatte der Landesju-gendring einen hervorragenden Part-ner und Unterstützer für seine Aktion „Vielfalt ganz gross“ gefunden.

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    Bunt statt braun, Vielfalt statt Ein-falt, und das bitte groß und far-big. Am 23. Oktober 2010 fi el der Startschuss für die Aktion "Vielfalt ganz gross" des Landesjugendring Saar und dem Landkreis Merzig-Wadern im Rah-men des Bundesprogramms "Vielfalt tut gut".Ziel der Kampagne: Jugendliche aus dem ganzen Landkreis sollen Plakatwände zu den Th emen Toleranz und Demokratie ge-stalten, die ab November dann öff entlich zu bestaunen sind.

    Über 30 Jugendliche waren zu dem Eröff -nungsworkshop ins Jugendhaus Merzig gekommen, um von dem professionellen Sprayer Frederick Brockmeyer zu erfahren, wie man richtig mit Sprühdosen umgeht und wie man vor allem die eigenen Ideen auf die große Leinwand bringt. Da wurde viel probiert, gezeichnet, geschnitten und gefachsimpelt. Die 11- bis 18-Jährigen TeilnehmerInnen, die von der Katholi-schen Jugend/BDKJ und dem Jugendrot-kreuz aus Reimsbach-Oppen, Erbringen, Merzig, Losheim und Weiskirchen ange-reist waren, legten sich auch richtig ins Zeug und konnten insgesamt 5 Plakat-wände gestalten. Dabei wurden das Th ema "Vielfalt" ganz unterschiedlich interpre-

    tiert: Neben Bezügen zur aktu-ellen Politik gab es Plakate zur Religionsfreiheit oder zu Men-schen mit Behinderung. Davon konnte sich auch die Landrätin des Kreises Merzig-Wa-dern, Danie-la SchlegelFriedrich,persönlichvor Ort über-zeugen.

    An der Akti-on "Vielfalt ganz groß" beteiligen sich insge-samt 12 Ju-gendverbän-de, u.a. noch die Jugend-feuerwehr,die evangeli-sche Jugend, juz-united und die DGB-Jugend. Begleitend dreht das Team von Fresh-TV Vi-deoclips, und lässt die zu Wort kommen, die mit Spritzigkeit und Sprühdose zu Werke gehen.

    Vielfalt ganz gross startet ganz buntSpray-Workshop half Ideen auf Plakatgroßflächen zu bringen

    Vielfalt ganz gross

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    Ein Plakat mit einer Weltkugel, auf der bunte Strichmännchen stehen, begleitet von den Sprü-chen „Alle für einen“ und „Einer für Alle“: An einer Bushaltestelle in Be-

    ckingen, wo sonst für Handys oder Bier geworben wird, fällt das selbst gemachte Plakat etwas aus dem Rahmen. Die Grup-pe der Katholischen Jugend aus Erbrin-gen hat das Kunstwerk in einem Graf-

    fi ti-Workshop Ende Oktober in Merzig entworfen, um damit für mehr Toleranz untereinander zu werben. An insgesamt zwölf Standorten im Kreis

    Jugendliche sprühen für mehr ToleranzUngewöhnliche Plakatgroßflächen im Landkreis Merzig-Wadern

    Schwerpunkte

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    Merzig-Wadern sind derartige Botschaften zu sehen, bis Ende November sollen sie ein demokratisches Miteinander fördern und gegen rechtsextremistische Orien-tierungen Farbe bekennen. Die Aktion nennt sich „Vielfalt ganz gross“ und wurde vom Landesjugendring Saar ins Leben ge-rufen, unterstützt vom Landkreis Merzig-Wadern, dem Programm „Vielfalt tut gut“ und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zwölf Jugendgruppen haben also Stift und Sprühdose geschwungen, um ganz indi-viduell die Th ematik in Bilder zu fassen. Im Einzelnen sind das die Evangelische Jugend Merzig, die Jugendrotkreuz-Grup-pen von Reimsbach-Oppen sowie Ballern-Fitten/Hilbringen, die Jugendzentren von juz-united aus Losheim, Wadern und Merzig, die DGB-Jugend Merzig und die Jugendfeuerwehr Weiskirchen. Besonde-res Aufsehen und etliche Telefonanrufe bei Gemeindevertretern erregten drei gleiche Plakate der Katholischen Jugend Losheim, Wadern und Weiskirchen, auf denen ganz

    groß „Ausländer raus“ zu lesen war. Man musste schon genau hinsehen, um den Sinn dahinter zu verstehen. Damit wurde aber genau das erreicht, was Ziel der Akti-on ist: Zum Nachdenken anregen.

    Die Plakatwände sind aber nur ein Teil des Projektes „Vielfalt ganz gross“: Auf der Internetseite www.vielfalt-ganz-gross.de sind selbst erstellte Videoclips von Jugend-lichen zu sehen, die sich mit Zivilcourage und Hilfsbereitschaft auseinandersetzen

    oder die Sprüher bei der Arbeit zeigen. Auf der Seite fi nden sich auch Fotos und Standorte der Plakate, damit jeder sich selbst ein Bild machen kann. Oder man wartet bis Anfang 2011, da veröff entlicht der Landesjugendring Saar einen Schüle-rInnen-Kalender mit den schönsten Auf-nahmen der „Vielfalt tut gut“-Projekte aus dem Kreis. Da hat man dann ein ganzes Jahr etwas zum Nachdenken und genau Hinsehen.

    Vielfalt ganz gross

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    Gedenk-stättenarbeit

    Jugendfeuerwehrleute aus fast allen Löschbe-zirken des Regionalver-bands Saarbrücken und weitere Jugendliche aus dem Saarland spendeten diesmal ihre Zeit, um auf der Gedenkstätte „Gestapo-Lager Neue Bremm“ zu buddeln und sich zu bilden. Die Pfl egearbeiten sind fast schon zur Routine geworden, haben aber nochmals beson-deren Reiz dadurch erhalten, da nach und nach die Bara-ckenfl ächen noch sichtbarer als bisher gestaltet werden sollen. Das Gras soll entfernt und durch grauen Schotter ersetzt werden. Eine dritte

    40 engagierte ZeitspenderInnen bei Buddeln und Bilden 2009Workcamp und 72-Stunden-Aktion befruchteten sich gegenseitig

    Schwerpunkte

    Nachhaltiges Engagement über Jahre hinweg führte schon weit über 1000 Ju-gendliche auf die Gedenkstätte „Gesta-po-Lager Neue Bremm“ in Saarbrücken

    Berichte vom Workcamp 2009 (gemein-sam mit der 72-Stunden-Aktion des BDKJ) und 2010

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    An der KZ-Gedenkstätte Neue Bremm er-richteten Jugendliche der Katholischen Ju-gend Christkönig ein Mahnmal für Men-schenrechte. Gemeinsam mit Frauen der türkisch-islamischen Gemeinde Saarbrü-cken (DITIB) legten sie an fünf Orten des ehemaligen Gestapo-Lagers Betonplatten an. Dort hatten die Nationalsozialisten die Menschenrechte in besonderer Weise ver-letzt. Ein Stück Holz verdeckt symbolisch die Inschrift des entsprechenden Men-schenrechtes, das an der jeweiligen Stelle missachtet wurde.

    Fläche konnte demgemäß in dieser Aktion verwirklicht werden.Noch ungewöhnlicher als sonst gestalte-te sich das Workcamp allerdings durch die Kooperation mit einer Gruppe der 72-Stunden-Aktion des BDKJ. Jugendli-che der Katholischen Jugend Christkönig

    bildeten sich gemeinsam mit Frauen der türkisch-islamischen Gemeinde Saarbrücken (DITIB) tags zuvor als Guides aus und führten am folgende-nen Tag die Workcamp-TeilnehmerInnen über das Gelände und klärten sie über das Lager, seine Opfer, die Täter und die Nachkriegsgeschichte der Gedenkstätte auf.Wichtiger Unterstützer dieser Aktion war Horst Bernard, Gedenkstätten-Experte und Vorsitzender der VVN-BdA (Vereini-gung der Verfolgten des Nazi-Regimes/Bund der Antifaschisten), der die Guides ausbildete und auch beim Workcamp noch Rede und Antwort für alle TeilnehmerInnen stand. Die Führung der 72-Stunden-Akteure wur-de mit Applaus und Lob bedacht und war sicher eines der Highlights der

    Denkmal zum Thema Menschenrechte im Rahmen der 72-Stunden-Aktion

    72-Stunden-Aktion in Saarbrücken.Doch zurück zum Workcamp. Auch die eher unspektakulären Pfl egearbeiten wie Unkraut jäten und Info-Tafeln säubern wurden sorgfältig erledigt. Viele fragten schon jetzt danach, ob im nächsten Jahr wieder gebuddelt und gebildet wird. Das

    konnten die Verantwortlichen des Landes-jugendrings und seiner Partner mit Sicher-heit befürworten.Einen ganz besonderen Dank richteten die Veranstalter an die praktische Unterstüt-zung des Hotel Mercure in der Nachbar-schaft, die wie immer kostenfrei den Zu-gang der TeilnehmerInnen zu Toiletten, Wasser und manche spontan benötigte Gerätschaft ermöglichte.

    Gedenkstättenarbeit

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    Auch zum 65. Jahrestag der Be-freiung von den Nazis hält die Landesjugendring-Aktion die Erinnerung an die Folterstätte durch das Workcamp „Buddeln und Bil-den“ wach.

    Insgesamt 25 junge Freiwillige, meist aus den Mitgliedsverbänden des Landesju-gendrings, spendeten am Samstag (8.Mai) ihre freie Zeit, um die Gedenkstätte „Ge-stapo-Lager Neue Bremm“ in Saarbrü-cken zu pfl egen und die Standorte der da-maligen Baracken sichtbarer zu machen. Catharina Becker vom Vorstand des Lan-desjugendring freute sich über die teilneh-menden ZeitspenderInnen: „Das Interesse an unserem Workcamp zeigt uns, dass die Jugendlichen wissen wollen, was in der NS-Zeit konkret im Saarland – direkt vor unserer Haustür – geschah.“ Auf dem Gelände des ehemaligen Lagers gab es dann auch mehr als genug zu tun: die Info-Tafeln mussten gesäubert, jede Menge Unkraut gerupft und der Lösch-teich gereinigt werden. Hinzu kam eine etwa 100 Quadratmeter große Fläche der ehemaligen „Waschbaracke“, die von der Grasnarbe zu befreien war. In den nächs-ten Wochen wird sie vom Grünfl ächen-

    amt der Stadt Saarbrücken mit Schotter gefüllt. Nach und nach sollen so alle Bara-ckenstandorte, die jetzt noch durch Gras-bewuchs fast verdeckt sind, gut sichtbar werden. Es blieb jedoch nicht beim Buddeln. Mit dem sachkundigen Referenten Horst Bernard von der Vereinigung der Verfolg-ten des Naziregimes wurden die Teilneh-merInnen auch mit den Fakten des dama-ligen Tatortes der Nazi-Diktatur vertraut

    2010: Workcamp zum 65. Jahrestag der Befreiung von den NazisJunge Freiwillige pflegten Gedenkstätte

    gemacht. Er berichtete anschaulich und gespickt mit beispielhaften Einzelschicksa-len der tausenden Insassen und hunderten Toten den schlimmen Alltag der Häftlin-ge. Auch die Täter, meist Einheimische aus der Region, blieben nicht unerwähnt. Da blieb die Frage nicht aus, ob sich so et-was heute wiederholen und ob man nicht selbst zum Täter werden könnte. Einfache Antworten darauf sind nicht möglich, aber Horst Bernard löste mit seinen eindrückli-

    Schwerpunkte

  • 35

    chen Schilderungen viel Nachdenklichkeit bei den ZuhörerInnen aus.Diese wurde noch verstärkt durch die be-rührende szenische Lesung „Spiel auf der Grenze“ der Th eaterkompanie von Gab-riele Bernstein, in der, zum Teil aus Ori-ginaldokumenten zitiert, Gefangene und Wärter zu Wort kamen. In fi ktiven Szenen wurde anschaulich konkretisiert, wie im alltäglichen Lager-Leben Menschen die Würde anderer verletzten: von verachten-den Sprüchen bis hin zu körperlicher Fol-ter und Mord. Das Workcamp des Landesjugendrings wurde ganz bewusst zum 65. Jahrestag des Kriegsendes durchgeführt. Holger Meuler, der Vorsitzende: „Für uns ist der 8. Mai ein Grund zum Erinnern und ein Grund zum Feiern: Denn der Sieg der Alliierten bedeutete die Befreiung von der NS-Herr-schaft und bildet damit die Grundlage un-serer Demokratie.“Ein dickes Dankeschön gilt vor allem den ZeitspenderInnen von der Jugendfeuer-wehr Püttlingen, der AWO-Jugend, dem Jugendrotkreuz, den Falken, der DGB-Jugend, Juz-united und weiteren Jugend-lichen. Ein herzliches Dankeschön auch an die Kooperationspartner von der Lan-deszentrale für Politische Bildung und der Initiative Neue Bremm. Bemerkenswert ist ebenfalls die langjährige und bewährte Unterstützung des Grünfl ächenamtes der Landeshauptstadt und des benachbarten Hotels Mercure. Finanziell unterstützt wird das Workcamp vom Landesjugend-amt des Saarlandes.

    Gedenkstättenarbeit