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Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung Gegen den Strich – Karikaturen zu zehn Themen 3/4-2005 E 4542 Politik & Unterricht

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Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung

Gegen den Strich –Karikaturen zu zehn Themen

3/4-2005

E 4542

Politik & Unterricht

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Politik & UnterrichtZeitschrift für die Praxis der politischen Bildung

Politik & Unterricht wird von der Landeszentrale für po litische Bildung Baden-Württemberg herausgegeben.

Herausgeber und ChefredakteurLothar Frick, Direktor der LpB Baden-Württemberg

Geschäftsführender RedakteurDr. Reinhold Weber, LpB Baden-Wü[email protected]

RedaktionJudith Ernst-Schmidt, Studienrätin, Werner-Siemens-Schule(Gewerbliche Schule für Elektrotechnik), Stuttgart Ulrich Manz, Rektor der Schillerschule (Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule), EsslingenHorst Neumann, Ministerialrat, Umweltministerium Baden-Württemberg, StuttgartAngelika Schober-Penz, Erich-Bracher-Schule (Kaufmännische Schule), Kornwestheim Karin Schröer, Reallehrerin i. R., Reutlingen

Anschrift der RedaktionStaffl enbergstraße 38, 70184 StuttgartTelefon: 0711/164099-45; Fax: 0711/164099-77Redaktionsassistenz: [email protected]

GestaltungMedienstudio Christoph Lang, Rottenburg a. N., www.8421medien.de

VerlagNeckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, 78050 Villingen-SchwenningenAnzeigen: Neckar-Verlag GmbH, Anzeigenleitung: Peter WalterTelefon: 07721/8987-0; Fax: 07721/8987-50; [email protected] gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2 vom 01.05.2005.

DruckPFITZER DRUCK GMBH, Benzstraße 39, 71272 Renningen

Politik & Unterricht erscheint vierteljährlichPreis dieser Nummer: Euro 5,60Jahresbezugspreis: Euro 11,20Unregelmäßige Sonderhefte werden zusätzlich mit je Euro 2,80 in Rechnung gestellt.

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder.Nachdruck oder Vervielfältigung auf elektronischen Datenträgern sowie Einspeisung in Datennetze nur mit Genehmigung der Redaktion.

Titelblatt-Karikatur: Gerhard Mester

Aufl age dieses Heftes: 23.000 ExemplareRedaktionsschluss: 15. September 2005ISSN 0344-3531

Editorial 1Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport 2Die Autoren dieses Heftes 2

Einleitung 3–6

Unterrichtsvorschläge und Materialien 7–63Thema A: Alltag in modernen Zeiten 8Thema B: Elternhaus und Schule 14Thema C: Massenmedien 20Thema D: Mobilität 25Thema E: Unser Planet: Umwelt und Nachhaltigkeit 30Thema F: Leben in der demokratischen Gesellschaft 36Thema G: Parlamentarische Demokratie 41Thema H: Soziale Marktwirtschaft 46Thema I: Die Zukunft Europas 52Thema J: Frieden für die eine Welt 58

Literaturhinweise @

Einleitung: Horst Neumann (federführend) Themen A, B, D, E und H: Horst NeumannThemen C, F, G, I und J: Wolfgang Schütze

www.lpb-bw.de/puu/3_4_05/karikaturen.htm Unter dieser Adresse sind die Literaturhinweise im Internet abrufbar.

Hinweis der Redaktion: Trotz intensiver Recherche konnte nicht zu jeder Karikatur der Urheberrechteinhaber ermittelt werden. Bitte wenden Sie sich bei nachträglichen Forde-rungen an die Redaktion.

Inhalt

www.lpb-bw.de/puu

Heft 3/4–20053./4. Quartal31. Jahrgang

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EditorialKarikaturen sind stumme Impulse. Sie müssen zum »Spre-chen« gebracht werden und geben Redeanlass. Schon allein deshalb sind sie für den Einstieg in ein Thema oder in eine Unterrichtseinheit besonders geeignet. Von Lehrerinnen und Lehrern aller Schularten, aber auch im außerschulischen Bildungsbereich, werden sie so auch als eines der häufi gsten Mittel politischen Lernens genutzt, weil sich an ihnen die drei klassischen Stufen der Hermeneutik geradezu paradear-tig nachvollziehen lassen: Verstehen, Auslegen, Anwenden.Im aktualitätsbezogenen und handlungsorientierten Unter-richt werden Karikaturen fast selbstverständlich verwendet. In der Didaktik sind sie seit geraumer Zeit etabliert, und in Zukunft kann – je nach Schulart – die selbstständige Analyse einer Karikatur in den Fächern Gemeinschaftskunde und Geschichte wohl auch prüfungsrelevant werden. Wenn dabei noch auf dem Gesicht des einen oder anderen Lernenden ein Schmunzeln erscheint, so kann politische Bildung durchaus auch Spaß machen.

Karikaturen spitzen zu, übertreiben, verfremden und po-larisieren auch. Sie widersprechen damit im Grunde dem Überparteilichkeitsgebot der politischen Bildung. Dennoch sind sie ein geradezu perfektes Medium mit außergewöhnli-cher Motivationskraft, weil sie auf sinnlich-konkret erfass-bare Weise Anlass zu kontroversen Diskussionen schaffen. Zum zweiten Mal nach 1978 legt Politik & Unterricht nun ein Themenheft zum Unterrichtsmedium Karikatur vor. Es

Lothar Frick Direktor der LpB

Dr. Reinhold WeberGeschäftsführender Redakteur

präsentiert ausgewählte Karikaturen zu zehn politischen Themen, die bildungsplanrelevant, aber auch im außerschu-lischen Bildungsbereich von hoher Bedeutung sind. Dabei werden nicht vorzugsweise stringente Unterrichtseinhei-ten angeboten – auch wenn Teile des Heftes so zu nutzen sind –, sondern vielfältige Zugänge zu bestimmten Lernfel-dern, die in allen Schularten und in jedem Lernalter ange-wendet werden können.

Namhafte Politiker aus dem deutschenSüdwesten haben zwischen der Reichs-gründung 1870/71 und der Gründungder Bundesrepublik die GeschickeDeutschlands beeinflusst. AusgewieseneExperten porträtieren in diesem 316Seiten starken Buch 30 Zeitzeugen undAkteure zweier Jahrhunderte, die aufReichs- bzw. Bundesebene nachhaltigeSpuren hinterlassen haben – als Abge-ordnete, Minister, Kanzler, Präsidentenund als Protagonisten des Widerstandsgegen das NS-Regime.

Die Beiträge belegen das Verdienst„politischer Köpfe“ aus Südwestdeutsch-land bei der Parlamentarisierung desDeutschen Reiches, bei der Begründungund Verteidigung der ersten deutschenDemokratie von Weimar, im Widerstandgegen die Hitler-Diktatur sowie beimWiederaufbau der deutschen Demokratienach 1945 und in der BundesrepublikDeutschland.

Das Buch ist gegen eine Schutzgebührvon 5.- EUR (zzgl. Versandkosten) beider Landeszentrale für politische Bildungoder [email protected] zubestellen.

Reinhold Weber/Ines Mayer (Hrsg.):Politische Köpfe aus Südwestdeutschland.Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs Bd. 33, Stuttgart 2005.

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Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und SportIm schwarzen Anzug und mit trauriger Miene legt ein Herr ein Buch mit der Aufschrift »EU-Verfassung« in ein Drei-sternegefrierfach, das die Form eines Sarges hat. Die Ver-fassung wird »auf Eis gelegt«, vielleicht wird sie sogar für immer beerdigt: Wenige Tage nach dem Scheitern der Referenden über die EU-Verfassung in Frankreich und in den Niederlanden erschien diese Karikatur in der Stuttgarter Zeitung. Sparsame Striche scheinen in schnellem Zug auf das Papier geworfen, mit leichter Hand skizziert. Vieles ist nur angedeutet, und dennoch trifft die Zeichnung zielsicher ins Schwarze.

Es braucht mehr Worte als Pinselstriche, um diese Karika-tur zu beschreiben. Die unmittelbare, simultane Sprache des Bildes erreicht uns schneller als das Nacheinander der Wortsprache. Was das Auge innerhalb weniger Sekunden erfasst, verlangt dem Gehirn bei einem Text vergleichbaren Inhaltes hochkomplexe Leistungen ab. Was die Karikatur mit bildlichen Mitteln direkt und scheinbar einfach vermittelt, bedarf, in Worte gesetzt, der Erklärung.

Genau dies sei ihre Schwäche: Plakativ, zugespitzt und ver-einfacht sei der dargestellte Sachverhalt, könnte man der Karikatur vorwerfen. Das aber ist gerade das typische Merk-mal einer Karikatur. Sie will nicht umfassend informieren oder gar erörtern. Sie will einen Sachverhalt aufdecken, sie will hinterfragen und kritisieren, sie will eine Meinung äußern. Die spitze Feder wird zum spitzen Finger, der auf Missstände hinweist – fragend, anklagend, mahnend. Und doch ist die Karikatur auch mit dem Witz verwandt und will belustigen und erheitern. Im überraschten Schmunzeln oder Lachen über eine Karikatur liegt oft ein Moment der Entspannung und Befreiung, auch wenn einem bei manchen Karikaturen in schreckenvollem Erkennen das Lachen im Halse stecken bleibt.

Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württem-berg legt nun ein Heft vor, in dem zahlreiche Karikaturen zu mehreren Themenbereichen vorgestellt werden, die mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen in verschiedenen Fächern eingesetzt werden können. Die übertriebene Darstellung in der Karikatur fordert zur Stellungnahme heraus und eignet sich daher besonders als Einführung in ein Thema oder als Einstieg in eine Diskussion. Aber auch ganze Unterrichtsein-heiten können, wie die Vorschläge zeigen, mit Karikaturen geplant werden. Das bringt methodische Abwechslung in den Unterricht und fördert die Motivation der Schülerinnen und Schüler. Und wer gelernt hat, Karikaturen zu entschlüs-seln, sieht nicht nur die dargestellten Probleme, sondern auch den Witz. So wird auch die Fähigkeit geschult, den Unzulänglichkeiten der Menschen und den Schwierigkeiten des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.

Johanna SeebacherMinisterium für Kultus, Jugend und Sport

DIE AUTOREN DIESES HEFTESHorst Neumann leitet im Umweltministerium den Bereich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Praktische Tipps gibt er in einem Lehrauftrag an der Hochschule für Verwal-tung und Finanzen in Ludwigsburg an Studenten weiter. Als langjähriges Redaktionsmitglied von P&U übernahm er besonders gern die Federführung bei »Gegen den Strich«.Wolfgang Schütze ist Diplompolitologe und Leiter des Inter-nationalen Forums Burg Liebenzell/Akademie für politische Bildung und internationale Jugendbegegnung. Er arbeitet vor allem im Bereich politische Willensbildung (Parteien, Ver-bände, Medien, Kommunalpolitik und politische Rhetorik).

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Gegen den Strich –Karikaturen zu zehn Themen

●●● EINLEITUNG

Was ist eine Karikatur?Karikaturen können gewinnbringend in allen Phasen des Un-terrichts eingesetzt werden. Von ihrem Wesen her eignen sie sich besonders dazu, einen Gesprächsanlass zu schaffen und einen Prozess in Gang zu bringen. Karikaturen erfüllen damit wie kaum ein anderes Medium die didaktischen Forderungen an einen gelungenen Einstieg in ein Gesamtthema oder in einen Teilbereich. Hermann Giesecke, einer der großen Didaktiker der politischen Bildung, hat das zeitlos in seiner Didaktik der politischen Bildung (München 1972, S. 199 ff.) formuliert und damit indirekt ein Plädoyer für den Einsatz von Karikaturen im interaktiven Unterricht gehalten:

»Ein guter Einstieg sollte immer vom Gehalt und von der sprachlichen und ästhetischen Form her so gut sein, dass es sich von der Sache her lohnt, sich mit ihm zu beschäftigen. Der Einstieg muss spontan interessieren, sonst wird auch meistens für seine Ausdeutung kein Interesse zu gewinnen sein; er darf nicht so umfangreich sein, dass er nicht mehr als Ganzes bzw. in der Vorstellung behalten werden kann. Er muss unvollständig, ›imperfekt‹ sein, nur dann bietet er genug Anreiz, ihn so vollständig wie möglich zu machen. Der Einstieg muss verfremden; wenn er im Vergleich zu dem, was man sowieso schon denkt, meint und fühlt, nichts Un-gewöhnliches und Neues enthält, kann er schwerlich auch zu neuen Erfahrungen führen und kaum zum Lernen motivieren. Der Einstieg, der verfremdet, ruft immer auch vorgefasste Meinungen und Urteile, vielleicht sogar regelrechte Vorur-teile hervor. Einstieg ist also niemals nur die Sache, sondern auch das Bündel an Vorurteilen und Affekten, das er hervor-lockt, das aufzuarbeiten ist.«

Jedoch dürfen Karikaturen in ihrer Funktion und Bedeutung für das Unterrichtsgeschehen nicht überschätzt werden. Sie sind kein methodisches Zauber- und Allheilmittel. Von daher muss auch vor didaktischer Euphorie nach dem Motto »Die Karikatur ist die Wundertüte für den Unterricht, provozie-rend und lustig wie der ideale Lehrer« gewarnt werden (vgl.: Julia Voss: Mit spießiger Feder angespitzt. Müssen Schüler Karikaturen in Schulbüchern lieben?, in: Frankfurter Allge-meine Sonntagszeitung vom 23. Juni 2002).

Eine Karikatur ist die bewusst übertriebene und auch ver-zerrende Darstellung von Personen, Tatsachen und Handlun-

gen. Die eingesetzten Mitteilungsformen sind Humor, Ironie, Satire, eine kritische Aussage und deren Bezogenheit auf bestimmte Adressaten. »Die Karikatur ... sowie deren prak-tisches Gegenstück: die Entlarvung, richten sich gegen Per-sonen und Objekte, die Autorität und Respekt beanspruchen, in irgendeinem Sinn erhaben sind. ... Wenn nun Verfahren zur Herabsetzung des Erhabenen mich dieses wie ein Ge-wöhnliches vorstellen lassen, bei dem ich mich nicht zusam-mennehmen muss, ersparen sie mir den Mehraufwand des feierlichen Zwanges.« (Sigmund Freud, Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten, Frankfurt 1958, S. 163).

Karikaturen »bürsten gegen den Strich«, spitzen ein Problem zu, kommentieren wohlwollend oder bösartig, verkürzen, unter- oder übertreiben. Stilmittel sind dabei in der Regel Übertreibung, Paradoxie, Ironie, Komik, Parodie, Witz und Sarkasmus. In jedem Fall sind sie anregend, da sie offen Meinung machen, Stellung nehmen und damit auch individu-elle Stellungnahmen provozieren. Karikaturisten zerbrechen sich, wie ein Großer dieser Zunft, Jupp Wolter, schreibt, den Kopf, wie sie die letzte politische Meldung in eine verkaufbare Karikatur umwandeln können. »Umwandeln in eine politische Stellungnahme, von denen wohlgesonnene Redakteure behaupten, dass die manchmal einen Leitartikel ersetzen können« (vgl. Politik & Unterricht, Heft 2/1978, Karikaturen, S. 2).

Eine demokratisch verfasste Gesellschaft lebt von Trans-parenz und Sichtbarmachung politischer Zusammenhänge. Karikaturen sind geeignet, Fehlentwicklungen direkter als andere Meinungsäußerungen auszusprechen, weil ihnen eine dem früheren Hofnarren ähnliche Rolle zukommt. Sie halten der Gesellschaft den Spiegel vor, sind »sanktionierte Kritik« und dürfen die Wahrheit ungeschminkt und ungestraft beim Namen nennen. Karikaturen dürfen sich der Schattenseiten der Gesellschaft und ihrer »Schmuddelkinder« annehmen. Die Bürgerinnen und Bürger einer demokratischen Gesell-schaft wollen keine sich gegen sie abschirmende Verwal-tung, keine im Verborgenen handelnde und sie (lediglich) mit den Ergebnissen konfrontierende Obrigkeit, sondern sie verlangen nach einer politischen Führung, die sich kritisch hinterfragen lässt und ihre Handlungsmotive nachvollzieh-bar darzulegen vermag.

Karikaturen nutzen eine breite Palette bildsprachlicher Ele-mente, die aus Geschichte, Literatur und Alltag zur Ver-fügung stehen. Den Reiz einer guten Karikatur macht das Spannungsverhältnis aus den bekannten Zeichen und der überraschenden, zunächst irritierenden Montage aus, die

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fragen lässt: »Was steckt dahinter?«. Karikaturen geben An-stöße, die weitergedacht werden müssen, sie spitzen Sach-verhalte zu und erhöhen damit das kontroverse Potenzial eines Themas. Die Verfremdung (ital. caricare = überladen) kann sogar Tabus in Frage stellen und fordert in besonderem Maße eine persönliche Stellungnahme.

Karikatur will – wie die Satire – zunächst informieren, wenngleich der Sachverhalt immer auch »geistreich-gewalt-sam« vereinfacht wird. Damit regt die Karikatur zu selbst-bestimmter Meinungs- und Urteilsbildung an. Sie weitet den Freiheitsraum der Meinungsäußerung aus oder hält ihn zumindest. Karikaturen sind ein demokratisches Regulativ und damit feine Messinstrumente, an denen sich der Grad der Freiheit einer Gesellschaft ablesen lässt. »Überall hat die Karikatur zwar ihren Platz in den Gazetten, aber es ist ein Unterschied, ob sie den Großmächtigen als Alibi dient, oder ob sie Hand auch an die Großmächtigen legt. Karikaturen sind untrügliche Marken auf der Wetterkarte eines Landes.« (Otto. E. Ifl and, in: Manfred Oesterle: Zwischen Scherz und Schock, Hannover 1971, S. 7).

an einem Beispiel erarbeitet wird. Die ersten Fragen werden immer sein: Was sehe ich? Was fällt mir an der Darstellung besonders auf? Wer oder was wird angesprochen? Wie rea-giere ich spontan auf die Karikatur? Welche Absicht verfolgt wohl der Zeichner?

Zur Intention dieses HeftesFür dieses Heft wurden zehn zum Teil sich wechselseitig ergänzende Themen ausgewählt, die zu wichtigen Fragestel-lungen schulischer und außerschulischer Bildung gehören. Entscheidend war dabei, die neuen Bildungspläne zu berück-sichtigen und Bereiche anzubieten, die dort zur Behandlung empfohlen werden. Innerhalb der ausgewählten Themen mussten wiederum Schwerpunkte gesetzt werden, für die dann mosaikartig bis zu 13 Karikaturen vorgestellt werden. Bei der Auswahl wurden folgende Kriterien berücksichtigt:◗ über das Tagesgeschehen hinausgehend, möglichst »zeit-

lose« Problemstellung,◗ keine starke Bindung an bestimmte Personen oder Tages-

ereignisse, da sonst zu schnell veraltet,◗ Betonung des bildnerischen, nicht des sprachlichen Mo-

ments,◗ »Redlichkeit!« der Zeichnung, also keine Demagogie oder

Agitation,◗ Realitätsnähe und Verständlichkeit trotz reduzierter Kom-

plexität.

Jedem Themenbereich wird in einem einleitenden Teil eine kurze inhaltliche Abgrenzung vorangestellt. Diese Hinweise sind zwangsläufi g nur eine erste Hinführung zum Thema und müssen intensiv ergänzt und aufgearbeitet werden. Den inhaltlichen Vorbemerkungen folgt jeweils eine kurze thematische Aufl istung der ausgewählten Karikaturen mit methodischen Vorschlägen für deren Einsatz im Unterricht. Die Karikaturen können entweder einzeln zur Thematisierung einzelner Aspekte eingesetzt werden oder gleichsam als in-haltlich zusammenhängende Bildergeschichte, deren Inter-pretation verschiedene Facetten eines Themas ausleuchtet, wie z. B. beim Thema »Alltag in modernen Zeiten«.

Nach dem bereits 1978 erschienen Heft »Karikaturen« von Politik & Unterricht wird jetzt mit »Gegen den Strich« erneut ein attraktives Begleitmaterial für verschiedene Themen vor-gelegt. Wenn es dabei auch gelingt, alle am Unterrichts-geschehen Beteiligten für das Medium Karikatur – und da-mit auch für verwandte Bereiche wie den politischen Witz, das politische Lied, das politische Kabarett, die Satire usw. – zu sensibilisieren, wäre der Wunsch der Autoren erfüllt, den Lehrerinnen und Lehrern Beispiele anzubieten, um den Unterricht mit Karikaturen attraktiv gestalten zu können. Dieser Intention trägt auch die Hinzunahme ein-zelner ergänzender Textbeiträge (Aphorismus, Fabel, Glosse usw.) zum jeweiligen Thema Rechnung, die gleichermaßen als Anregung verstanden werden wollen. Darüber hinaus können die Schülerinnen und Schüler durch den Gebrauch dieses Heftes dazu angeregt werden, selbst Karikaturen bzw. glossierende oder satirische Texte zu sammeln und in den Unterricht einzubringen.

Einleitung

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur fi ndet nicht statt.

(2) Diese Rechte fi nden ihre Schranken in den Vor-schriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

Art. 5 des Grundgesetzes: Freiheit der Meinung, Kunst und Wissenschaft

Karikaturen im UnterrichtEine Karikatur betont meist einen Aspekt eines Zusammen-hangs, lässt dafür andere aus, verkürzt einseitig, ist häufi g sogar »Kampfmittel« im politischen Alltag. Der Zeichner will Partei nehmen, nicht abstinenter Beobachter sein. Karika-turen können damit also bei einseitiger Betrachtung beste-hende Vorurteile bestärken. Der Betrachter muss wissen, dass eine Karikatur keine umfassende Information liefert, sondern immer »nur« eine pointierte Meinung des Zeichners oder des Auftraggebers.

Methodische HinweiseBei der Analyse einzelner Karikaturen empfi ehlt sich die Anwendung eines Fragenkatalogs, der entweder vorgelegt oder aber – was natürlich der günstigere Fall ist – gemeinsam

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Einleitung

MERKMALE

Verdichtung … … in den bildlichen und sprach-lichen Mitteln.

Damit werden die realen Verhält-nisse übersteigert.

Tendenz: Karikaturen sind einseitig und nehmen Partei.

Lustquelle: Das durch die Karikatur ausgelöste Lachen ist ein Akt der Befreiung – wenn auch nur für einen Augen-blick!

Sozialer Charakter: Auf ein Publikum gerichtet. Karikaturen sind in höchstem Maße zustimmungsbedürftig und suchen einen Sympathisantenkreis.

CHARAKTERISTIK EINER KARIKATUR

QUELLENWERT

Schnelle Reaktion auf Ereignisse und Prozesse

Teil der (politischen) Öffentlichkeit: Karikaturen verweisen auf

streitende und strittige Interessen.

Karikaturen bringen Ereignisse auf den Punkt und auf den Begriff: Sie sind Vorstellungshilfe für

schwierige Zusammenhänge.

Lehrstücke für den Umgang mit Werturteilen: Karikaturen werten und emotiona-

lisieren. Deshalb muss der Umgang mit karikierenden Wertungen geübt werden.

Aus: Hans-Jürgen Pandel / Gerhard Schneider (Hrsg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts., 2. Aufl . 2001, S. 259 f.

MÖGLICHE FRAGEN ZUR ANALYSE VON KARIKATUREN

Was? • Was ist zu sehen? • Welches Thema/Problem ist dar-

gestellt? • Welche handelnden Personen

sind dargestellt?

Wie? • Welche Auffälligkeiten gibt es? • Wie werden Personen dargestellt? • Welche Stilmittel verwendet die

Karikatur?

Wer? • Wer hat die Karikatur gezeich-net?

• In wessen Auftrag? • Was ist über Zeichner und Auf-

traggeber bekannt?

Wann? • Wann ist die Karikatur ent-standen?

• Was wissen wir über diese Zeit?

Warum? • Was will der Zeichner erreichen? • Wer oder was wird thematisiert? • Warum?

Wirkung? • Welche Emotionen löst die Karikatur aus?

• Wie wirkt sie auf Betroffene? • Wie auf den Betrachter? • Wie auf andere?

Verbreitung? • Wie wird die Karikatur ver breitet? • Gibt es Rückmeldungen?

Nach: Herbert Uppendahl: Die Karikatur im historisch-politischen Unterricht, Freiburg/Würzburg 1978, S. 47.

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P&U: Herr Mester, wie kommen Sie auf die Themen Ihrer Karikaturen? Gibt es thematische Vorlieben und ein »Spe-zialistentum«, oder werden Sie immer öfter von tagesak-tuellen Vorgängen inspiriert?

Die Themen ergeben sich durch das aktuelle politische Geschehen. Bedeutsame Ereignisse und wichtige Perso-nalentscheidungen sind ein Muss für einen politischen Karikaturisten, wenn er will, dass seine Arbeiten auch ge-druckt in der Zeitung erscheinen. Es gibt aber auch Spiel-räume für eigene Vorlieben, persönliche Themen, sofern sie eine gewisse allgemeine Relevanz haben. Grundsätz-lich gilt: Je aktueller und je mehr an bekannten Köpfen orientiert eine Karikatur daherkommt, umso größer ist die Chance auf Nachdruck.

P&U: Sie arbeiten ja immer wieder mit bestimmten »Topoi«, mit wiederkehrenden Bildern und Metaphern. Die werden immer wieder variiert: Irgendetwas wird gemolken oder ausgesaugt, irgendjemand steht »dumm« da, ein ande-rer ist (scheinbar) überlegen. Wie kommen Sie zu diesen menschlichen Urphänomenen? Müssen Sie sich diese »erar-beiten« oder entstehen sie spontan? Oder kurz formuliert: Wie kommt der Witz, die Pointe in die Karikatur, ohne dass Sie ein »zuviel« an Text benötigen?

Wir Karikaturisten haben einen mehr oder weniger großen Koffer voller Metaphern, die wir in immer neuen Kombina-tionen benutzen und variieren, um einen sonst recht tro-ckenen Sachverhalt möglichst zutreffend zu beschreiben und – zumindest auf den ersten Blick – leicht verdaulich zu machen. Der Perspektivenwechsel, dieses »das-ist-so-als-ob ...«, lässt eine Sache meist leichter und heiter erscheinen. Das ist humorvoll, nicht unbedingt witzig. Der Umfang des erwähnten Koffers hängt zusammen mit Erfahrung und Fantasie. Nicht zu unterschätzen ist auch die rein zeichnerische Qualität einer Karikatur. Eine gute Idee lässt sich auch totzeichnen. Ein guter Witz muss schließlich auch gut erzählt werden.

P&U: Die Zeiten sind schlecht: Politikverdrossenheit, Ar-beitslosigkeit, leere Staatskassen, kurz: Die Probleme sind groß. Frei nach Erich Kästner: Herr Mester, wo bleibt das Positive?

Ich bin nicht zuständig für das Positive. Satire und Ka-rikatur befassen sich naturgemäß mit dem Unperfekten, mit Missständen, mit den Abweichungen vom Ideal. Grob gesagt: Je größer die Diskrepanz zwischen (propagier-tem) Ideal und (kaschierter) Realität, umso leichteres Spiel hat der Karikaturist. Wäre die Wirklichkeit ideal, gäbe es keine Satire.

P&U: Kurt Tucholsky hat geschrieben: »Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: Er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.« Mit

einer Karikatur kann man glossieren, didaktisieren, mo-ralisieren oder eine politische Botschaft vermitteln. Herr Mester: Inwieweit fl ießen Ihre persönlichen Überzeugun-gen und Einstellungen in Ihre Arbeit ein? Was wollen Sie mit Ihren Karikaturen erreichen?

Natürlich würde ich gerne die Welt verbessern, sonst wäre ich wohl nicht in diesem Beruf gelandet. Da geht es mir ähnlich wie Sozialarbeitern, Pfarrern und vielen Lehrern. Gleichzeitig bin ich realistisch und egoistisch genug, um nicht wegen mangelnden Erfolges depressiv zu werden. Natürlich fl ießt meine Überzeugung in meine Arbeit ein. Wenn ich die Wirklichkeit mit dem Ideal konfrontiere, ist das auch immer eine Bewertung; wenn die Abweichung vom Ideal ein Gesicht hat (Merkel, Westerwelle oder Schröder), dann ist das automatisch Parteinahme. Ich habe allerdings nicht das Gefühl, dass ich die Geschicke Deutschlands mitbestimmen könnte, selbst wenn meine Bilder täglich hunderttausendfach gedruckt werden. Mein Ehrgeiz liegt daher eher darin, so weit wie möglich ehr-lich zu bleiben. Ich wäre zufrieden, wenn ich mich an meinem Lebensende für keine meiner Zeichnungen schä-men müsste.

P&U: Und nochmals Tucholsky; der sagte, Satire dürfe alles. Was darf Karikatur, Herr Mester? Wo sind die – morali-schen – Grenzen Ihres Schaffens?

Tucholskys berühmter Satz war gut und richtig für seine Zeit, in der es gefährlich sein konnte, die eigene Mei-nung offen zu sagen. Auf die heutige Zeit bezogen ist er billig. Heute darf Satire ja wirklich fast alles, jedenfalls muss niemand fürchten, Ärger mit der Justiz zu kriegen; höchstens mit dem Intendanten oder dem Chefredakteur. Ich sehe ein anderes Problem. Das, was heute unter Satire oder auch Comedy läuft, hat oft kein moralisches Rück-grat. Für mich werden moralische Grenzen überschrit-ten, wenn Satire so verstanden wird, dass sie nicht auf eine Sache oder auf den Repräsentanten einer Sache zielt, sondern sich an der Demütigung eines Menschen als Menschen delektiert. Ich nenne hier nur das Beispiel »Maschendrahtzaun«.

P&U: Wer mit einer Karikatur positiv berührt, motiviert oder wachgerüttelt wird, wird sich vielleicht seltener bei Ihnen rückmelden. Wer sich ärgert, schon eher. Wie gehen Sie mit solchen Rückmeldungen um, wenn sich zum Beispiel ein Politiker bei Ihnen beklagt?

Politiker beklagen sich nicht. Die sind vermutlich eher geschmeichelt, wenn sich ein Zeichner – wie auch immer – mit ihnen befasst. Gut die Hälfte der Rückmeldungen kommt von Neurotikern und Eiferern jeglicher Herkunft. Darauf antworte ich nicht. Wenn ich das Gefühl habe, jemand ist ehrlich betroffen oder persönlich verletzt, dann erkläre ich, was mich zu der Zeichnung bewogen hat.

EIN INTERVIEW MIT DEM KARIKATURISTEN GERHARD MESTER

Einleitung

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Gegen den Strich –Karikaturen zu zehn Themen

Thema A Alltag in modernen Zeiten (A 1 – A 10) 8

Thema B Elternhaus und Schule (B 1 – B 13) 14

Thema C Massenmedien (C 1 – C 10) 20

Thema D Mobilität (D 1 – D 10) 25

Thema E Unser Planet: Umwelt und Nachhaltigkeit (E 1 – E 12) 30

Thema F Leben in der demokratischen Gesellschaft (F 1 – F 10) 36

Thema G Parlamentarische Demokratie (G 1 – G 10) 41

Thema H Soziale Marktwirtschaft (H 1 – H 11) 46

Thema I Die Zukunft Europas (I 1 – I 13) 52

Thema J Frieden für die eine Welt (J 1 – J 10) 58

Texte und Materialien für Schülerinnen und Schüler

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A • Alltag in modernen ZeitenKarikaturen A 1 – A 10

Eine verantwortungsvolle Beschäftigung mit der Zukunft wird verschiedene Szenarien berücksichtigen und nicht nur Antworten geben, wie wir – aller Voraussicht nach – morgen leben werden, sondern auch die Frage stellen, wie wir morgen leben wollen. Nicht alles, was machbar ist, ist auch wünschenswert. Und nicht alles, was möglich wäre, ist auch realistisch.

In diesem thematischen Teil des Heftes soll es nicht um wirt-schaftliche oder technologische Entwicklungen und Optio-nen gehen, auch nicht um große, gar revolutionäre Verände-rungen oder um die Welt in Atem haltende Krisen. Vielmehr geht es hier um zehn verdichtete Bestimmungsfaktoren, die schon heute auf unser Alltagsleben einwirken und unsere Zukunft in den kommenden Jahren stetig, aber eben nicht spektakulär, beeinfl ussen werden. Diese Trends, der Umgang und die Reaktion auf diese Merkmale des Alltags entscheiden letztlich, ob wir uns zurechtfi nden, uns wohl fühlen oder aber am Alltag leiden und letztlich sogar scheitern.

Wenn es auch kaum möglich ist, sich dem Einfl uss der bei zunehmender Internationalisierung und Globalisierung weltweit wirkenden Kräfte der modernen Zeit zu entziehen, so ist es doch wichtig, die Rahmenbedingungen zu kennen, um unseren – ganz normalen – Alltag, wo immer es geht, bewusst zu gestalten. Ob es sich um den privaten Wohn-bereich, die persönlichen Beziehungen, den täglichen oder den besonderen Konsum handelt, ob es um das Klima und die Erfolge an unserem Arbeitsplatz, um unsere Vorlieben und Aktivitäten in unserer Freizeit geht oder um unsere Ge-sundheit: Noch nie zuvor waren wir Menschen einem solchen Angebot ausgesetzt wie heute. Permanent müssen wir uns entscheiden, ob wir etwas machen, haben, selektiv nutzen oder ganz darauf verzichten wollen.

Die Schülerinnen und Schüler können mit den ausgewählten Karikaturen ernsthaft über ihre persönliche Lebensagenda nachdenken und die Karikaturen als motivierende Einstiege in die Behandlung spannender Fragen nutzen (vgl. hier und im Folgenden bei der Aufl istung der Charakteristika unserer Zeit: Horst Opaschowski: Wir werden es erleben. Zehn Zu-kunftstrends für das Leben von morgen, Darmstadt 2002). Opaschowskis Anliegen ist auch der didaktische rote Faden dieses Thementeils: Wir müssen uns heute überlegen, wie wir in zehn oder zwanzig Jahren leben, wohnen, konsumie-ren und mobil sein wollen.

DIE KARIKATUREN UND IHRE THEMEN

Die ausgewählten Karikaturen ergeben ein Mosaik von zehn miteinander korrespondierenden Trends und Bestimmungs-faktoren der Zukunft. Ein Foto aus Charlie Chaplins Film »Modern Times« (USA, 1936) und ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry stehen als Zusatzmedien am Anfang und eröffnen eine Diskussion über Möglichkeiten, den Alltag und sein Leben zu »bauen«: auf der einen Seite eingebunden in das Räderwerk der täglichen Abläufe, auf der anderen Seite steht die Chance zur verantwortungsvollen Gestaltung der Zukunft.

Im Zeitalter der Globalisierung wird die Arbeit für den Ein-zelnen immer intensiver, zeitlich und physisch belastender, dafür aber auch häufi g produktiver und effektiver, als sie es früher war. Der neue »Selbstständige« ist gefragt, der diesen Spagat aushält – am Arbeitsplatz und im privaten Bereich. Jeder ist gleichsam als »Unternehmer« gefordert, der seine private Individualität vor dem Hintergrund der globalen Zusammenhänge erhalten und austarieren muss. A 1 führt in dieses Spannungsverhältnis ein.

Leistung und Lebensgenuss sind heute keine Gegensätze mehr. Vor allem die jüngere Generation erkennt, dass es ohne vorherige Leistung im Leben nicht geht und dass anderer-seits Genuss nicht mehr automatisch von Leistung ablenkt. A 2 kann deutlich machen, dass der Mensch darauf angelegt ist, um sein Überleben zu kämpfen. Lust ohne Anstrengung führt zu Langeweile oder gar zu Apathie.

Prognosen gehen davon aus, dass wir im Jahr 2030 – so wie bisher auch – eher in einer Leistungs- und Konsumgesell-schaft als in einer Informations- und Wissensgemeinschaft leben werden. Das Internet wird das private Leben nicht revolutionieren, sondern nur optimieren helfen. A 3 macht deutlich, dass die mediale Entwicklung zwar unaufhaltsam voranschreitet, dass aber unser menschliches Kommunikati-onsbedürfnis und das Interesse an Büchern und Zeitschrif-ten nicht nachlassen. Auch in Zukunft werden die meisten abends müde nach Hause kommen, sich vor den Fernseher setzen und (eventuell) mit der Partnerin oder dem Partner kommunizieren.

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Statistiken zeigen es: Heute ist jede Kindergeneration zah-lenmäßig um ein Drittel kleiner als die Elterngeneration. Wenn sich alle in der Welt so verhielten wie heute schon jeder dritte, zeitlebens kinderlos bleibende Deutsche, dann wäre die Erde in 120 Jahren menschenleer. In einer Zeit, in der Flexibilität als höchste Tugend gilt, fallen individuelle Festlegungen offensichtlich schwer. Andererseits: Wer keine feste private Beziehung wagt, der wird in Zukunft wohl auch keine soziale Geborgenheit mehr erwarten können. A 4 regt dazu an, über Gründe der Kinderlosigkeit zu disku-tieren. Dabei sollte auch die Idee des Generationenvertrags eine Rolle spielen, der soziale Gerechtigkeit und Sicherung verspricht.

Der Anteil der zugewanderten Bevölkerung wird bis zum Jahr 2050 in Deutschland im Durchschnitt rund ein Drittel und in den Großstädten über fünfzig Prozent erreichen. In Zukunft werden Regionen und Städte um junge, qualifi zierte und mo-tivierte Nachwuchskräfte aus dem Ausland wetteifern. Dazu müssen sie mehr bieten als »harte« Faktoren wie Einkommen und Karriere. A 5 motiviert dazu, über Möglichkeiten und Schwierigkeiten der notwendigen Integration nachzuden-ken: Heimat ist für Einwanderer dort, wo sie sich nicht mehr abgrenzen, erklären und legitimieren müssen.

Die Lebenserwartung steigt weiter an. Bis zum Jahr 2040 wird sich der Anteil der über 60-Jährigen in Deutschland ver-doppeln. Die weitergehende Alterung unserer Gesellschaft ist vorprogrammiert. A 6 lässt – in vielen Politikbereichen – nach den Gründen und Konsequenzen der alternden Ge-sellschaft fragen. Wie wird der Alltag der heutigen Schü-lerinnen und Schüler bei gleich bleibender demografi scher Entwicklung aussehen, wenn sie fünfzig oder siebzig Jahre alt sind?

In einem Mosaik des modernen Lebens spielt die Mobilität eine große Rolle (vgl. das gesonderte Thema »Mobilität«).

Weder der Drang ins Grüne noch der Wunsch nach Orts- und Tapetenwechsel motivieren die Menschen am meisten zu massenhafter und permanenter Mobilität, sondern – wie Untersuchungen immer wieder bestätigen – die »Angst, etwas zu verpassen«. A 7 regt dazu an, nach Gründen für die steigende Mobilität zu fragen. Was erhoffen wir uns? Was erleben wir, wenn wir »outdoor«, weit weg und »fern der Heimat« sind?

Der Konsument unserer Zeit lebt nach dem Motto: »Ich will. Ich will es haben. Ich habe es mir verdient.« Die entschei-dende Motivation scheint nicht der Bedarf, sondern der Wunsch nach »Etwas-erleben-und-sich-verwöhnen-wollen« zu sein. Die heutige Erlebnisgeneration ist durch ein aus-geprägtes Anspruchsdenken geprägt. Westliche Gesellschaf-ten müssen zunehmend mit dem Armut-Wohlstand-Paradox leben: Im gleichen Maß, wie sich Armut und Arbeitslosigkeit ausbreiten, entstehen neue Konsumwelten und expandieren ganze Erlebnisindustrien (A 8).

A 9 und A 10 illustrieren zwei – wenn auch unzureichen-de – Antworten auf die Frage nach Sinn: Resignation, Lethar-gie und Depression auf der einen, Ablenkung durch bunte Bilder, »Brot und Spiele« auf der anderen Seite. Die Frage nach Alternativen führt zu einer aktuellen Feststellung: Die Suche nach Halt und inhaltlicher Heimat nimmt zu. Im Vergleich zu früheren Jahrzehnten interessieren sich die Menschen wieder mehr für eine »bessere Gesellschaft« und wollen mithelfen, diese zu schaffen. Wie kann ein Gleich-gewicht zwischen Wohlstand und Wohlbefi nden gefunden werden? Konsequenzen und »Ratschläge für ein persönliches Wohlbefi nden« schließen das Zukunftsmosaik ab.

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Eine Szene aus dem Film »Modern Times« mit Charlie Chaplin (USA, 1936).

»Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen – denn Zukunft kann man bauen.«Antoine de Saint-Exupéry

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Die Zukunft gestalten

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B • Elternhaus und SchuleKarikaturen B 1 – B 13

Bildung ist ein sozialer Vorgang, der für die Entwicklung jedes Einzelnen, aber auch für die gesamte Gesellschaft von großer Bedeutung ist. Von daher ist es angebracht, diesem Thema im Unterricht verschiedener Fächer die notwendige Beachtung zu geben. In einer frühkindlichen Sozialisations-phase lernen wir die Sprache, die Sitten, Werte und Regeln einer gewachsenen Gesellschaft. Dabei übernehmen und entwickeln wir auch grundlegende Muster für unser (späte-res) soziales Verhalten. Dieser Prozess wird in der Regel von den Eltern und anderen (wenigen) Personen begleitet, die als »Erziehungsberechtigte«, aber auch als personale Vor-bilder Einfl uss ausüben. In der nächsten Phase erfolgen die Weiterentwicklung und die Variation von Verhaltensmustern, wobei zunehmend auch Personen außerhalb der Familie an Bedeutung gewinnen. In der Schule und im Freundeskreis werden Kenntnisse, Interpretationen und Fertigkeiten ver-mittelt, die im Leben und am Arbeitsplatz notwendig und hilfreich sind, die die eigene Persönlichkeit formen und qualifi zieren. Dabei bereiten unterschiedliche Schulformen und Ausbildungsgänge auf unterschiedliche Aufgaben und spätere Karrieren vor.

Bildung ist für jeden Einzelnen unerlässlich, um frei ent-scheiden, selbstständig leben und erfolgreich arbeiten zu können. Eine demokratisch verfasste Gesellschaft ist auf informierte, gut ausgebildete und urteilsfähige Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Bildung und Ausbildung sind daher verständlicherweise zentrale Themen der politischen Aus-einandersetzung. In der Diskussion stehen dabei besonders die anzustrebende Chancengleichheit, die Bereitstellung von Ausbildungs- und Studienplätzen und die generelle Zer-splitterung staatlicher Zuständigkeiten. Daneben geht es immer wieder darum, für alle Schulformen neue Strukturen, Inhalte und Methoden zu erarbeiten, die Jugendliche und auch Erwachsene optimal auf das moderne Wirtschafts- und Arbeitsleben vorbereiten.

Bildung und Ausbildung auf internationaler Ebene kon-kurrenzfähig zu halten, ist ein aktuelles Anliegen der bil-dungspolitischen Diskussion. Im Zeitalter der Globalisie-rung erhält der in Deutschland häufi g zitierte Satz seine grundlegende Bedeutung und seine motivierende Brisanz: »Unsere Rohstoffe sind in den Köpfen der Menschen.« Wer die Vorbereitung auf das Leben ernst nimmt, wird in diesem Zusammenhang auch an die Herzen denken und neben fach-licher auch soziale und emotionale Kompetenzen erwarten.

DIE KARIKATUREN UND IHRE THEMEN

Um die Zukunft kann man nicht »betteln«. Die Zukunft be-kommt niemand geschenkt. B 1 soll als Einstieg in ein Thema dienen, das die Schülerinnen und Schüler direkt betrifft. Welche persönlichen Voraussetzungen sind für eine lebens-werte Zukunft wünschenswert, von Vorteil, von Nachteil? Dabei werden neben Gesundheit, persönlicher Sicherheit und Freundeskreis schnell auch Bildung und Ausbildung im Elternhaus und in der Schule genannt werden.

Im Elternhaus erfahren wir die ersten Spielregeln des menschlichen Zusammenlebens. Hier lernen wir u. a. Mög-lichkeiten zu Rücksicht, Toleranz, Interessenausgleich und Konfl iktlösung kennen und üben diese »Sozialtugenden« ein. B 2 zeigt die Bedeutung des persönlichen Vorbilds durch die Eltern und das Elternhaus. Wenn das Klima so ist, wie es der Zeichner karikiert und kritisiert, muss man sich nicht wundern, wenn sich am Ende sogar die Fische aggressiv im Wasser gegenüberstehen.

B 3 weist auf eine weit verbreitete Verhaltensweise hin. Man entlastet sich durch Schuldzuweisung an andere. Die Verant-wortung für Bildung und Ausbildung wird hier in Richtung Schule oder Bildungspolitik geschoben. Das dargestellte häusliche Szenario zeigt allerdings, dass vor der eigenen Haustür und in den eigenen vier Wänden auch nicht alles »in Ordnung« und vorbildlich ist: Eine rauchende, frustriert in der Tasse rührende Mutter, ein unkommunikativ dabeisit-zender und Zeitung lesender Vater, der auf das Schulsystem fl ucht, ein Kind, das sich allein eine Sex- und Revolverge-schichte im Fernseher ansieht.

B 4 thematisiert ein anderes Extrem. Mit der Zielsetzung »Unser Kind soll es einmal besser haben als wir« setzen viele Eltern ihre Kinder regelrecht unter Leistungsstress. Förderkurse, Zusatzangebote, sportliche, musische und kul-turelle Aktivitäten führen bereits im frühen Jugendalter zu vollgestopften Terminkalendern und zu regelrechten Über-forderungssyndromen, die dann wieder mit autogenem Trai-ning, mit Tranquilizern und mit anderen Pharmaka behandelt werden müssen.

B 5 lenkt den Blick auf verschiedene Erwartungen an die Schule. Soll die Schulausbildung eine umfassende Bildung und Erziehung anstreben, oder soll Schule auf den späteren

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Arbeitsplatz und die Interessen der Wirtschaft und des Mark-tes vorbereiten? Bei dieser Diskussion empfi ehlt es sich, zu-nächst Begriffe wie Bildung, Erziehung, Markt und Effi zienz mit konkreten Beispielen zu füllen und damit in ihrer Bedeu-tung und Tragweite erfahrbar zu machen. Die Karikatur zeigt eine spielerische Übungssituation, einen »Sandkasten«, der auf das »draußen« vorbereiten soll. Zu fragen ist, wie die Schülerinnen und Schüler eine solche Vorbereitung auf das Leben beurteilen, was sie sich darüber hinaus wünschen und welche Vorschläge sie machen, um den Mitschüler, der nicht mitmachen kann oder will, zu integrieren.

B 6 macht auf eine Entwicklung aufmerksam, über die immer häufi ger und immer spektakulärer berichtet wird. In den Schulen nehmen Konfl ikte, Disziplinmangel, Gewalt gegen Sachen und Personen zu. Die Schüler können sicher von eigenen Erlebnissen berichten und dabei auch Möglichkeiten und Strategien der »Befriedung« vorschlagen. Klar ist aber auch hier, dass die Schule nicht zurechtrücken kann, was andernorts »schiefgelaufen« ist.

B 7 leitet eine Diskussion über den allgemeinen und den the-menspezifi schen Leistungsstand in Schule und Gesellschaft ein. Die PISA-Studien haben die Gesellschaft aufgeschreckt. Berichte aus anderen Ländern, aber auch Klagen der heimi-schen Wirtschaft, der Hochschulen usw. zeigen, dass bei Ausbildung und Leistungsstand der deutschen Schülerin-nen und Schüler offensichtlich Defi zite vorhanden sind. In Zusammenhang mit B 8 kann über eigene Erfahrungen mit neuen Rezepten, Methoden und Standards berichtet werden, wobei das Wort »Elite« sicherlich für weiteren Diskussions-bedarf sorgt.

Wer die Schule verlässt, hat eine Menge an Fachkenntnissen, an kommunikativen und sozialen Kompetenzen erworben. Neben dem Elternhaus war es vornehmlich die Schule, die auf das weitere Leben vorbereiten sollte. B 9 lässt ahnen, dass

es aber außerhalb des Schonraums »Schule« auf zusätzliche Qualifi kationen ankommt. Nach dem »Praxis-Schock« geht es darum, eigene Lebenserfahrungen – Siege und Niederla-gen, Gewohnheiten und Alltagserfahrungen – zu sammeln, diese in das bisher erworbene Koordinatensystem einzuord-nen und dann die eigene Zukunft bewusster zu gestalten.

B 10 und B 11 sprechen mit dem Freundeskreis eine weitere »Sozialisationsagentur« an. Untersuchungen zeigen, dass der Einfl uss der Peergroups sehr bedeutend ist und nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Besonders bestimmte mo-dische Verhaltens- und Konsumweisen (Kleidung, Rauchen, Freizeit, Ausgehen usw.) sind stark von den Ansichten und dem Druck des Freundeskreises bestimmt.

B 12 rundet diesen Thementeil ab und zeigt den Wandel der Berufs- und Karrierewünsche im Laufe des letzten Jahrhun-derts. Dabei wird deutlich, dass sich mancher Wunsch schon durch die Weiterentwicklung der Technik, manch jugendli-cher Traum aber auch durch den Druck der Verhältnisse in der Gesellschaft und am Arbeitsmarkt verändert haben. Eine anschließende Umfrage in der Klasse ergibt sicherlich eine interessante Momentaufnahme der eigenen Wünsche.

Zusammen mit der Zeichnung B13 und dem Zitat von Sokra-tes aus dem Jahr 399 v. Chr. (!) kann eine Abschlussdiskus-sion geführt werden, die auch darauf eingehen sollte, was zu einem guten Start in das Leben und in den Beruf gehört, wie man dafür sorgen kann, dass die »grundlegenden« Spros-sen der eigenen Lebensleiter nicht fehlen, und dass die Elterngeneration offensichtlich zu allen Zeiten Probleme mit »der Jugend« gehabt hat. Offensichtlich hat die Jugend schon immer die ältere Generation aufgeregt, in Sorge ge-bracht – und dann doch letztendlich mit einem erfolgreichen und in der Regel auch glücklichen Leben »überrascht« und zufriedengestellt.

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»Ein Skandal, die Versäumnisse in unserem Schulsystem!«

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»Die Schule konnte euch nur vorbereiten; den Schritt ins Leben müsst ihr jetzt selbst tun.«

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Jugendträume

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»Unsere Jugend liebt den Luxus; sie hat schlechte Manieren, missachtet die Autorität und hat keinen Respekt vor dem Alter. Die heutigen Kinder sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, schlürfen beim Essen und tyrannisieren ihre Lehrer.«Sokrates, 399 v. Chr.

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C • MassenmedienKarikaturen C 1 – C 10

Massenmedien sind Vermittler von Informationen und Mei-nungen sowie Anbieter von Unterhaltung an ein großes Publikum, eine »Masse«. Sie sind grundsätzlich für jeden zugänglich. In Deutschland erscheinen täglich rund 27 Mil-lionen Zeitungsexemplare und 1,9 Millionen Wochenzeitun-gen, 122 Millionen Publikumszeitschriften und 17 Millio-nen Fachzeitschriften. Zur »Normalausstattung« deutscher Haushalte gehören mehr als 30 deutschsprachige Fernseh- und über 250 Rundfunkprogramme. Knapp ein Fünftel der Bevölkerung informiert sich darüber hinaus über den PC im Internet.

Unser demokratisches System wäre ohne die Medien nicht funktionsfähig. Sie verbreiten Informationen, tragen zur Meinungsbildung der Bürger bei und kontrollieren politische Institutionen und politisch Handelnde. Darum werden die Medien gerne auch als »vierte Gewalt« bezeichnet. Aller-dings besteht immer mehr die Gefahr, in der Informationsfl ut zu versinken: Täglich können wir uns entscheiden zwischen mehr als tausend Stunden Radio- und Fernsehprogramm sowie hunderten von Zeitungen und Zeitschriften. Das Inter-net umfasst derzeit mehr als eine Milliarde Seiten.

Das Fernsehen ist und bleibt das Leitmedium für Jugendliche und Erwachsene. Sie sehen täglich im Durchschnitt rund drei Stunden fern. Kaum ein anderes Medium begleitet die Menschen so intensiv vom Kindes- bis ins Seniorenalter. Inwieweit Print- oder Fernsehbotschaften Rezipienten in ihrem Denken und Handeln beeinfl ussen, ist immer noch nicht abschließend geklärt, weil zu viele verschiedene Fak-toren hineinspielen. Ziemlich sicher ist, dass während der Sozialisation geprägte Meinungen und Einstellungen wenig durch neue Informationen verändert werden. Nach wie vor ist das Fernsehen die beliebteste Freizeitbeschäftigung für Jugendliche und Erwachsene. Die Fülle der unterschiedli-chen Programmangebote hat diese Entwicklung maßgeblich verstärkt. Allerdings hat sich nicht bewahrheitet, was von vielen Medienforschern prophezeit wurde, dass das Lesen von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften schon bald der Vergangenheit angehören würde.

Je stärker und härter die Konkurrenzsituation auf dem Me-dienmarkt wird, umso mehr neigen Verlage, Fernsehanstalten, Journalisten und Redakteure dazu, spektakuläre Ereignisse groß aufgemacht in den Vordergrund ihrer Berichterstattung zu stellen. Nicht selten werden dabei Personen oder Gruppen

infolge dieser Art von »Sensationsjournalismus« in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt und diffamiert.

Während 1995 noch 60 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren angaben, gern oder besonders gern zu lesen, waren es 2003 nur noch 47 Prozent. Die Neuen Medien, insbesondere das Internet, rücken in den Vordergrund des Interesses. Damit gehen Veränderungen von Verhaltenswei-sen und der Kommunikationsfähigkeit einher. Die Medien-landschaft hat sich rasant verändert. Noch vor nur etwas mehr als zehn Jahren gab es weder Internet noch digitales Fernsehen. Heute sind Millionen von Menschen über ihre Computer weltweit vernetzt. Dabei darf nicht übersehen werden, dass sich diesbezüglich eine Kluft zwischen den rei-chen Industrieländern und denen der Dritten Welt auftut.

DIE KARIKATUREN UND IHRE THEMEN

C 1 weist auf die Informationsfl ut hin, die nach Einführung von privaten Rundfunk- und Fernsehanbietern sowie des In-ternets dramatisch zugenommen hat. Mit den Schülerinnen und Schülern lässt sich erörtern, nach welchen Kriterien sie ihre Auswahl aus dem riesigen Angebot treffen. Dabei ist zu fragen, ob wir nicht alle aufgrund der notwendigen Selektion immer nur teilinformiert sind.

Das Fernsehen versorgt uns mit Informations- und Unter-haltungsbeiträgen. Dass diese immer Angebote »aus zweiter Hand« darstellen, kann mit C 2 erarbeitet und problema-tisiert werden. Anhand des zugehörigen Zitats kann dis-kutiert werden, welche Bedeutung und möglichen Auswir-kungen die Nutzung von Informations- beziehungsweise Unterhaltungsangeboten hat. Medien- und insbesondere die Fernsehnutzung fi ndet vielfach im kleinen Kreis der Familie oder auch allein statt. Dies kann der angenehmen Ablenkung dienen, kann aber auch – wie in C 3 überspitzt dargestellt – zu sozialer Isolation führen. Die Aussage von C 4 ist gut geeignet, eigene Erfahrungen mit der Wirkung von Medienbotschaften zu diskutieren. Dabei muss der Aspekt »Werbung« nicht ausschließlich im Fokus der Betrachtung stehen. So können zusätzlich Beeinfl ussungen hinsichtlich »Outfi t«, Sprache, Gepfl ogenheiten und Einstellungen erör-tert werden, die von Sendungen (z. B. »daily soaps«) oder einzelnen Akteuren ausgehen. Die Zunahme der Fernseh-anstalten und Programmangebote hat dazu beigetragen,

C • Massenmedien

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dass Fernsehkonsum »rund um die Uhr« stattfi nden kann. C 5 dient als Impuls für die Refl exion der eigenen und für den Vergleich mit anderen Nutzungsgewohnheiten.

Dass vor allem Presse und Fernsehen aufgrund der Konkur-renz zwischen vielen verschiedenen Anbietern dazu neigen, mit »Sensationsjournalismus« Aufl agenhöhen und Einschalt-quoten zu steigern, ist bekannt und nachvollziehbar. Mit C 6werden Erwartungen, Neugier und Interesse der Mediennut-zer hinsichtlich dieser Art der Berichterstattung hinterfragt. »Fallbeispiele« dafür werden nahezu täglich geliefert.

Jugendliche wachsen mit den Neuen Medien auf. Gleichzeitig lässt die Bereitschaft zum Lesen immer mehr nach. Beides zusammen kann, wie in C 7 karikiert, zu Veränderungen des Sprachschatzes und der Sprachkompetenz führen. Die Kari-katur bietet den Anlass, im Unterrichtsgespräch mögliche weitere Entwicklungen und Konsequenzen zu erörtern.

Die Zeit des Briefeschreibens ist besonders bei Jugendlichen längst passé. Heute erfolgt die Kommunikation entweder per Handy oder mit SMS-Botschaften. Zudem nutzen immer mehr Internet»user« das World Wide Web zur privaten Kommuni-kation. Welche weiteren Entwicklungen zukünftig möglich und vorstellbar sind, lässt sich mit C 8 diskutieren.

Die in C 9 gezeigte Ausstattung eines Kinderzimmers ist sicherlich nicht repräsentativ. Aber die Möglichkeit zum Internetzugang und zur Internetnutzung nimmt gerade bei Jugendlichen ständig zu. Vor dem Hintergrund dieser Ent-wicklung ist die Frage zu diskutieren, inwieweit die Neuen Medien das Informationsverhalten und die Mediennutzung verändert haben und in Zukunft weiter verändern werden. Die Karikatur C 10 kann ein abschließendes Gespräch über die Vor- und Nachteile der sich verändernden Kommunikati-onsgewohnheiten einleiten.

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»Hallo, mein kleines Fenster zur Welt. Was gibt‘s Neues an Schrecken und Katastrophen?«

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Man verkauft uns schöne Träume nur damit wir nicht erwachen, denn mit aufgeweckten Leuten wäre manches nicht zu machen.Liselotte Rauner

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»Blödsinnig, diese Werbung.«

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»Eines Tages war dann auch die Klasse 1 B nur noch über E-Mail zu erreichen ...«

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»Das Problem der Zeitungsbericht-erstattung liegt darin, dass das Normale uninteressant ist.«Saul Bellow

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D • MobilitätKarikaturen D 1 – D 10

Unsere moderne Gesellschaft, das ist Begegnung von Men-schen, Austausch von Informationen und Waren, Reisen und Transportieren, kurzum: beweglich sein. Alle wollen frei, mühelos und sicher von einem Ort an den anderen gelangen: geschäftlich, aber auch privat, selbstverständlich zu jeder Zeit und auch noch möglichst schnell. Der Verkehr stößt aber auch Schadstoffe und Lärm aus, er verbraucht endliche Rohstoffe und natürliche Flächen, er zerschneidet Biotope und er verschärft das Klimaproblem durch die Erzeugung von Treibhausgasen. Die Probleme des Verkehrs drohen uns inzwischen über den Kopf zu wachsen. Angesichts unbe-streitbarer ökologischer Belastungen, die insbesondere vom motorisierten Individualverkehr und vom Güterverkehr aus-gehen, stellt sich die existenzielle Aufgabe, die Verkehrs-entwicklung in Bahnen zu lenken, die ökologisch tragfähig sind und auch in Zukunft ein qualitatives Wachstum ermög-lichen.

Dabei geht es um verschiedene Ziele, die oft nicht leicht miteinander in Einklang zu bringen sind. Wir müssen die wirtschaftliche Leistungskraft als Grundlage für andere an-stehende Aufgaben erhalten. Völlig unbestritten ist aber, dass dies nicht auf Kosten der Umwelt gehen darf, da wir andernfalls die Lebensgrundlagen für uns selbst, besonders aber für die kommenden Generationen zerstören oder zu-mindest gefährden. Eine realistische Politik wird bei diesem Zielkonfl ikt auch das große Bedürfnis unserer Gesellschaft nach Individualität und Mobilität nicht aus dem Auge verlie-ren. Schließlich muss dafür gesorgt werden, dass Menschen und Waren pünktlich und sicher an ihr Ziel kommen. Mobil bleiben in einer lebenswerten Umwelt: Diesen hohen An-spruch werden wir nur dann erreichen, wenn möglichst viele Bürgerinnen und Bürger über die vernetzten Zusammenhänge informiert sind und sich verantwortungsvoll verhalten.

DIE KARIKATUREN UND IHRE THEMEN

Industrie und Verkehr – die privaten Haushalte als einer der Hauptverursacher sind hier nicht dargestellt – greifen das in D 1 thematisierte noch erkennbare Paradies zwischen großem und kleinem Uhrzeiger an. Es ist »fünf vor zwölf«. Die CO2-Belastung beeinträchtigt das globale Klima mit allen Konsequenzen. Wichtig ist hier der Hinweis auf die inter-nationale Verantwortung und auf die drohende Gefahr bei

fortschreitender Automobilisierung in Ländern, die bisher noch keine hohe Automobildichte haben, wie z. B. China.

D 2 zeigt die globale Rohstoffproblematik. Lebensstile, Wirt-schaftsweise und Energiehunger der Industrieländer gehen mit einem hohen Verbrauch an Rohstoffen – für die Aufrecht-erhaltung und Steigerung der Mobilität besonders von Erdöl – einher. 20 Prozent der Menschheit verbrauchen 60 Prozent aller Energie, emittieren 60 Prozent aller CO2-Emissionen und besitzen 80 Prozent aller Automobile.

D 3 macht auf das Spannungsverhältnis zwischen Ökonomie und Ökologie aufmerksam. Zwischen notwendiger und zum modernen Leben gehörender Mobilität und einem hohen Lebensstandard in einer intakten Umwelt darf kein un-überbrückbarer Gegensatz entstehen. Die Schülerinnen und Schüler fi nden in der tagespolitischen Berichterstattung leicht eigene Beispiele für die in der Zeichnung dargestellte Argumentation.

D 4 und D 5 thematisieren Bedürfnisse und Verhaltensweisen der modernen Gesellschaft, die neben anderen Aspekten (Individualisierung, Zunahme von Single-Haushalten, Mobi-lität bis in das hohe Alter usw.) zu einer ständigen Zunahme des Verkehrs geführt haben und weiter führen werden. An-spruchsvolle Konsumgewohnheiten führen inzwischen dazu, dass »just in time« durch ganz Europa Lastkraftwagen fahren, um uns mit Waren zu versorgen, von denen uns die Werbung – offensichtlich – erfolgreich einen »Mehrwert« verspricht.

D 6 bis D 9 nehmen Antworten auf Probleme der überborden-den (Auto-)Mobilität aufs Korn. Die Antwort des Vaters auf die Frage, was man denn gegen die Klimaerwärmung machen kann (D 6), karikiert das weit verbreitete, (ausschließlich) an Technik orientierte Denken: Wenn wir ein Problem haben, werden wir schon eine technische Lösung zu dessen Behe-bung fi nden.

Wir müssen es uns klar machen: Viele Wege im Alltag sind unter drei Kilometer lang – die ideale Strecke zu Fuß oder mit dem Fahrrad. In D 7 wird einem solchen Verhalten Lob gezollt – allerdings von einem Autofahrer, der wie viele Zeitgenossen zwar von den anderen eine Änderung des Mobilitätsverhaltens erwartet, sich selbst aber wie schon immer verhält und weiterhin Auto fährt. Das eigene Verhal-ten zu ändern ist eine andere Möglichkeit, die aber oft nicht

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leichtfällt und gerade bei unseren Mobilitätsgewohnheiten manchmal auch etwas unrealistisch wirkt. »Öfter mal Bus und Bahn fahren« ist ein notwendiger und verantwortungs-voller Vorsatz, der aber oft auch nicht so leicht umzusetzen ist – wie D 8 zeigt.

In der verkehrspolitischen Diskussion der letzten Jahre wurde immer wieder auch zwischen notwendigen und unnö-tigen Autofahrten unterschieden. D 9 kann eine Diskussion über folgende Fragen anregen: Wer soll denn festlegen, was notwendig ist und was nicht? Warum fühlen sich denn viele Menschen eingeschränkt, wenn es an die (Auto-)Mobilität geht?

Eingeleitet durch einen Aphorismus von Blaise Pascal führt die Zuspitzung »Zahnersatz oder Mobilität« in D 10 – gerade in Zeiten knapper Kassen – zu brisanten und aktuellen

Fragestellungen: Wie teuer darf Mobilität denn sein? Und wie kann bei steigenden Preisen der soziale Aspekt – neben Ökonomie und Ökologie – nachhaltig berücksichtigt werden, so dass am Schluss nicht nur diejenigen mobil sind, die es sich leisten können?

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»Hör auf, hier rumzulabern, und fahr endlich los, du verdammter Miesmacher!«

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»Alles Elend der Welt kommt daher, dass die Menschen nicht fähig sind, eine Stunde allein in einem Zimmer zu sitzen.«Blaise Pascal (1623–1662)

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E • Unser Planet: Umwelt und NachhaltigkeitKarikaturen E 1 – E 12

Der wachsende Ressourcenverbrauch endlicher Rohstoffe und die zunehmende Belastung des Klimas durch weltweit expandierende Volkswirtschaften zwingen zu international abgestimmtem Handeln. Die Konferenz für Umwelt und Ent-wicklung hat im Jahr 1992 in Rio de Janeiro die »Agenda 21« formuliert: Eine Zielvereinbarung für eine nachhaltige Entwicklung, die weit über das bisherige Selbstverständnis des Umwelt- und Naturschutzes hinausging. Das Zieldreieck »Ökologie, Ökonomie und sozialer Frieden« soll verantwor-tungsbewusst und ausgewogen gestaltet und Ressourcen sollen so sparsam und effi zient genutzt werden, dass die natürlichen Lebensgrundlagen auch künftig erhalten blei-ben. Die kommenden Generationen sollen – in Frieden und Freiheit – die gleichen Entwicklungschancen wie die heutige Generation haben.

Grundsätzlich geht es um drei Politikbereiche, die teilweise in Konkurrenz zueinander stehen, die aber mit Blick auf eine lebenswerte Zukunft zusammen gesehen werden sollten:◗ Ökonomie: Neue Technologien und effi ziente Produktions-verfahren müssen in Zeiten der Globalisierung und unter zu-nehmendem Konkurrenzdruck innovative Lösungen fi nden, die sozial und ökologisch verträglich sind.◗ Ökologie: Umweltbelastungen und Ressourcenverbrauch müssen weiter reduziert werden, damit weder die Stabilität der Wirtschaft gefährdet ist noch soziale Diskrepanzen ent-stehen, etwa durch steigende Arbeitslosigkeit.◗ Soziales: Trotz steigender Bevölkerungszahlen und zuneh-mender Verstädterung muss globale Gerechtigkeit geschaf-fen und zugleich ökologische Belastung gesenkt werden – und das bei steigenden ökonomischen Ansprüchen.

Eine ökologisch und sozial orientierte Marktwirtschaft soll qualitatives Wachstum fördern. »Mehr für weniger« heißt die Idee: den wirtschaftlichen Erfolg verdoppeln und gleichzei-tig den Naturverbrauch halbieren. Eine ganz entscheidende Rolle kommt dabei den Technologien von morgen zu. Einfach ist es nicht: Die ökologischen Herausforderungen und Be-dürfnisse sind weltweit sehr unterschiedlich und werden in den einzelnen Ländern oft unterschiedlich wahrgenommen. Bei allem Engagement: Ein Land allein kann die Probleme, die ja oft vor den Grenzen nicht Halt machen, nicht lösen. Aber es kann einen Anfang machen und eine zukunftswei-sende Botschaft formulieren: Umwelt ist Zukunft! Inhaltlich sollte deutlich werden, dass jeder Einzelne eine Menge dafür tun kann, dass zwischen Lebensqualität und Erhalt unserer

Umwelt kein unüberbrückbarer Gegensatz entsteht. Unsere Erde ist ein faszinierender Planet – eine tragfähige Lebens-grundlage für viele Menschen, die aber auch leicht störbar und aus dem Gleichgewicht zu bringen ist. Wir müssen behutsam und vorsichtig mit unserem Planeten umgehen. Dabei wird es darauf ankommen, dass die Menschen bereit sind, selbst etwas zu tun, ihr eigenes Verhalten zu überden-ken und – wenn es nötig ist – auch zu ändern. Das kann aber in einer pluralistischen Demokratie nicht per Befehl verordnet werden; dafür muss man werben und ständig Über-zeugungsarbeit leisten.

DIE KARIKATUREN UND IHRE THEMEN

E 1 macht drastisch darauf aufmerksam, dass die Menschheit nur mit der Natur leben und überleben kann – nicht aber gegen sie. Die Karikatur wirft erste Fragen einer nachhal-tigen Entwicklung auf: Wie viel Natur darf genutzt und verbraucht werden? Gibt es nur die beiden dargestellten Alternativen? Wie wollen wir in 20 oder 30 Jahren leben, wohnen, wirtschaften?

E 2–E 5 bilden exemplarisch umweltpolitische Herausforde-rungen ab, mit denen sich die Menschheit konfrontiert sieht. Örtliche und regionale Probleme konnten in der Vergangen-heit vielerorts gelöst oder zumindest minimiert werden. Die Schülerinnen und Schüler werden im Anschluss an E 2 aus den Medien einige Beispiele ihrer Umgebung zusammentra-gen und deren aktuelle Aufarbeitung diskutieren können.

Die Umwelt darf nicht »unter den Hammer« kommen und »ausverkauft« oder »versteigert« werden. E 3 zeigt stell-vertretend einen derzeitigen umweltpolitischen Schwer-punkt in Deutschland. Neben Luftreinhaltung und Lärm-bekämpfung geht es verstärkt auch um ein verbessertes Flächenmanagement, denn täglich wird die Fläche mehrerer Fußballfelder versiegelt – mit allen Folgen für das ökologi-sche Gleichgewicht. Welche Gründe gibt es für den hohen Flächenverbrauch und welche Vorschläge können zur Abhilfe gemacht werden?

Mit E 4 ändert sich die Dimension. Viele Umweltprobleme sprengen den bisher bekannten Rahmen und machen vor der Haustür oder den Landesgrenzen nicht Halt. Weltweit haben z. B. Wetterextreme immer häufi ger Katastrophen zur Folge.

E • Unser Planet: Umwelt und Nachhaltigkeit

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Wasser, Boden, Luft – unsere natürlichen Lebensgrundlagen sind in Gefahr. Nur durch abgestimmtes Handeln kann einer problematischen Entwicklung begegnet werden. Eine gute Gelegenheit, die (noch nicht überzeugende) Geschichte der Umwelt- und insbesondere der Klimakonferenzen zu thema-tisieren.

E 5 deutet auf ein anderes Problem hin: Fast ein Sechstel der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trink-wasser. Die Zahl der Länder mit dramatischem Wassermangel wird sich in den nächsten 50 Jahren auf 38 verdoppeln. In diesem Zusammenhang könnte ein Zitat von Klaus Töpfer, Direktor der UN-Umweltorganisation, diskutiert werden: »Ich verstehe globale Umweltpolitik – insbesondere die Po-litik einer nachhaltigen Entwicklung – als den Kernpunkt einer vorsorgenden Friedenspolitik.«

E 6 macht auf einen die internationale Dimension noch ver-schärfenden Aspekt aufmerksam: Die Länder der Dritten und Vierten Welt, die Schwellenländer und die Großmächte der Zukunft, wie z. B. China und Indien, haben einen großen Nachholbedarf an industrieller und individueller Entwick-lung. Hier werden Umweltprobleme oft nur sekundär oder noch gar nicht wahrgenommen. Wie kann ein Ausgleich zwischen dem berechtigten Streben nach Teilhabe und Le-bensstandard auf der einen und dem Schutz der globalen Umwelt auf der anderen Seite erreicht werden?

E 7 darf als inzwischen klassische Karikatur nicht fehlen, wenn es um das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung geht: Wir dürfen den Ast, auf dem wir bequem sitzen, nicht absägen. Wir müssen von den Zinsen leben, nicht von der Substanz. Wie könnten »Wege aus der Gefahr« aussehen?

E 8 setzt beim individuellen Verhalten an. Jede und jeder Einzelne – nicht nur die Politik, die Wirtschaft oder die Verwaltung – kann eine Menge dazu beitragen, dass zwi-schen hohem Lebensstandard und Umweltschutz kein un-überbrückbarer Gegensatz entsteht. Allerdings sollte das Verhalten nach Möglichkeit konsequenter und nachhaltiger sein, als es der Zeichner karikiert.

E 9 nimmt stereotype Verhaltensweisen der Bürger, aber auch der Politiker aufs Korn. In vielen Sitzungen wird dis-kutiert, werden Appelle – meist an die anderen – formuliert und Resolutionen verfasst. Die konkrete Umsetzung lässt dann allerdings oft auf sich warten oder unterschreitet die gesteckten Ziele. Das wiederum drückt auf die notwendige Motivation, Gedanken der Nachhaltigkeit in das moderne Leben zu integrieren.

E 10 bildet die radikale Auffassung mancher Kritiker der in-dustriellen Wirtschafts- und Lebensweise ab. Hier kann eine grundsätzliche Diskussion über die Ziele einer nachhalti-gen Entwicklung und einer ökologisch orientierten sozialen Marktwirtschaft begonnen werden.

Die Zeichnung »Macht euch die Erde untertan« und das mo-tivierende Zitat aus der Rede des Indianerhäuptlings Seattle (1855) in E 12 sollen abschließend noch einmal den Blick für unsere Zukunftsfähigkeit schärfen. Dabei können andere Betrachtungsweisen und Feststellungen, wie z. B. der den Amish People zugerechnete Spruch in E 11, sehr hilfreich sein: Eine nachhaltige Entwicklung ist im Interesse der nachfolgenden Generationen ohne Alternative.

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E • Unser Planet: Umwelt und Nachhaltigkeit

»Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde. Ihr müsst eure Kinder lehren, dass der Boden unter ihren Füßen die Asche unserer Großväter ist. Damit sie das Land achten, erzählt ihnen, dass die Erde erfüllt ist von den Seelen unserer Vorfahren. Lehrt eure Kinder, was wir unsere Kinder lehren: Die Erde ist unsere Mutter. Was die Erde be-fällt, befällt auch die Söhne der Erde. Wenn Menschen auf

die Erde spucken, bespeien sie sich selbst. Denn das wissen wir, die Erde gehört nicht den Menschen, der Mensch gehört zur Erde – das wissen wir.«

Aus der Rede des Häuptlings Seattle vor dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1855: »Wir sind ein Teil der Erde«.

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»Ich jedenfalls verleih‘ nie wieder etwas.«

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F • Leben in der demokratischen GesellschaftKarikaturen F 1 – F 10

Auch wenn es vielen Menschen nicht bewusst ist: »Nicht alles ist Politik, aber Politik ist in allem« (Alfred Grosser). Viele sind mit staatlichem Handeln, mit den Parteien und mit den Politikern unzufrieden und äußern Kritik, die in der Demokratie nicht nur legitim, sondern auch wichtig ist. Aber nur wenige sind zu irgendeiner Form von politischer Beteili-gung und Engagement bereit. Dabei ist es wichtig, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger an der Gestaltung der demokratischen Gesellschaft beteiligen.

Eine der wichtigsten Spielregeln in der Demokratie ist das Mehrheitsprinzip. Danach entscheidet bei Abstimmungen und Wahlen die Mehrheit, die Minderheit anerkennt die Mehrheitsentscheidung. Sie kann danach darauf hinarbeiten, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt bei neuen Abstimmun-gen die Mehrheit erringt. Um das Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft für alle möglichst erträglich und konfl iktfrei zu gestalten, gilt es, sich auf gemeinsame grundlegende Werte zu verständigen und diese auch einzu-halten. In Deutschland basiert ein großer Teil dieser Werte auf dem Grundrechtekatalog.

In jüngster Zeit mehren sich Berichte über eine zunehmende Politikverdrossenheit bei weiten Teilen der Bevölkerung. Verschiedene Untersuchungen weisen jedoch nach, dass es eine allgemeine Politikverdrossenheit nicht gibt. Die Kritik richtet sich eher gegen einzelne Politiker und Einrichtun-gen der politischen Willensbildung wie zum Beispiel die Parteien.

Kommunalpolitik wird gerne auch als »Politik vor der Haus-tür« bezeichnet. Bei Wahlen zu den Kommunalparlamenten können die Bürgerinnen und Bürger Einfl uss darauf nehmen, wer in der folgenden Legislaturperiode die Angelegenheiten der Gemeinde mitgestaltet. Damit entscheiden sie darüber, wie die Kommunalpolitik in der nächsten Wahlperiode ge-staltet wird.

Die zu lösenden Aufgaben und Probleme für die politisch Handelnden nehmen eher zu, als dass sie weniger würden. Vor diesem Hintergrund erscheint es notwendig, rechtzei-tig auch junge Menschen für Politik zu interessieren, denn sie werden die Aufgaben der Zukunft bewältigen müssen. Die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre ist eine von vielen Maßnahmen, die dazu beitragen könnten, Interesse und Engagement besonders bei Jugendlichen zu fördern.

Das Hineinwachsen in die demokratische Gesellschaft ist für viele Jugendliche nicht einfach. Erleichtert werden kann es durch ein möglichst frühzeitig entwickeltes Interesse, sich an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen, etwa durch Mitgestalten des Schullebens oder durch die Mitwirkung in Jugendorganisationen, Jugendforen und -parlamenten.

Schon der ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss war davon überzeugt: »Demokratie lebt vom Ehrenamt.« Die eh-renamtliche Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger in vielen gesellschaftlichen Bereichen trägt maßgeblich zur Gestal-tung der gesellschaftlichen Entwicklung bei und macht unsere Demokratie zukunftsfähig.

DIE KARIKATUREN UND IHRE THEMEN

F 1 zeigt, dass Demokratie als Herrschaft des Volkes nur dann gewährleistet ist, wenn sich möglichst viele Menschen am politischen Meinungs- und Willensbildungsprozess beteili-gen. Dabei wird gar nicht erwartet, dass dies ausschließlich in politischen Parteien geschieht, denn für die Bürgerbe-teiligung gibt es in der demokratischen Gesellschaft viele weitere Möglichkeiten und Handlungsfelder.

Wer sich in demokratischen Prozessen engagiert, muss wissen – und gegebenenfalls auch ertragen –, dass als tra-gendes Element der Demokratie das Mehrheitsprinzip gilt. Die in F 2 etwas bedrohlich dargestellte Situation kann unter zwei Gesichtspunkten differenzierend erörtert werden: Zum einen kann und sollte man rechtzeitig lernen, mit Sieg oder Niederlage als etwas Normalem umzugehen, zum anderen besteht immer auch die Möglichkeit, nach einer Niederlage zu einem späteren Zeitpunkt die Mehrheit zu erringen. Mit der Karikatur kann aber auch das Thema Mehrheitsprinzip und Minderheitenschutz diskutiert werden.

Anhand von F 3 lässt sich ein »Wertekatalog« zusammen-stellen und ergänzen. Zudem stellt sich die Frage nach der Bedeutung und Gewichtung der »Tugenden« und »Werte« für das Zusammenleben in der demokratischen Gesellschaft. Schließlich wäre zu hinterfragen, warum Anspruch und Wirk-lichkeit nicht selten auseinanderklaffen.

F • Leben in der demokratischen Gesellschaft

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Folgt man der Aussage von F 4, dann scheint es um die ge-genseitige Einschätzung von »Volk« und »Politikern« nicht gut zu stehen. Dem mögen sowohl negative Erfahrungen wie auch unzureichende Kenntnisse oder Vorurteile zugrunde liegen. Vor diesem Hintergrund bietet sich – um die Proble-matik nicht nur theoretisch anzugehen – ein Gespräch mit einer Politikerin oder einem Politiker an.

F 5 karikiert die auf der einen Seite oftmals schwerver-ständliche Fachsprache der Politikerinnen und Politiker, auf der anderen Seite aber auch das mangelnde Verständnis insbesondere von Jugendlichen für das, was »in der Politik abgeht«. Während sich in der Konsequenz die politisch Han-delnden bürgernäher und verständlicher präsentieren soll-ten, hängt ein fruchtbarer Dialog zwischen Politik und Volk aber natürlich auch von der informierten Bürgerschaft ab.

Das Wahlsystem bei Kommunalwahlen in Baden-Württem-berg ist für viele Wählerinnen und Wähler nicht ganz einfach nachzuvollziehen, wie F 6 zuspitzend zum Ausdruck bringt. Andererseits gibt es bei keiner anderen Wahl derart viel eigenständigen Gestaltungsspielraum für die Wähler. Dieser wird insbesondere durch die Möglichkeit zum Kumulieren und Panaschieren gewährleistet.

F 7 macht auf die Möglichkeiten bürgerschaftlichen Engage-ments außerhalb der politischen Parteien oder geschlossener Interessengruppen aufmerksam. So können sich Bürgerinnen und Bürger in Initiativen zusammenschließen, um beispiels-weise Planungen zu beeinfl ussen oder zu verhindern, die ihre Interessen tangieren oder ihnen zuwiderlaufen. Ebenso

gut können Bürgerinitiativen aber auch die Realisierung von Projekten vorantreiben und realisieren, denen die Politik zu wenig oder gar keine Aufmerksamkeit schenkt.

F 8 bietet die Möglichkeit, die dargestellten Problemfelder in ihrer jeweiligen Bedeutung für die Gesellschaft zu erörtern. Sie sind gegebenenfalls leicht um weitere aktuelle Beispiele zu ergänzen. Sicherlich ist es reizvoll, Lösungsvorschläge aus der Sicht von Jugendlichen zu erarbeiten und diese auf ihre Realisierungsbedingungen und -chancen hin zu überprüfen.

F 9 macht deutlich, dass das »Hineinwachsen« in die Gesell-schaft nicht immer ganz einfach ist. Bei der Beschäftigung mit dieser Aussage können die Schülerinnen und Schü-ler ihre eigenen Erfahrungen einbringen und diskutieren, warum dieses »Hineinwachsen« oftmals mit Schwierigkeiten verbunden ist: Ist man selber noch zu klein oder strengt man sich zu wenig an, »hängt die Klinke zu hoch« oder fehlt die Unterstützung von Älteren und Erfahrenen?

Für viele Bürgerinnen und Bürger ist das ehrenamtliche En-gagement ganz selbstverständlich. Sie leisten damit einen wichtigen Dienst für das Gemeinwohl und erfahren gleichzei-tig eine persönliche Befriedigung. F 10 macht deutlich, dass viele allerdings eher die Passivität bevorzugen. In einem Unterrichtsgespräch, in das auch eigene Einschätzungen und Erfahrungen einfl ießen werden, können diese unterschiedli-chen Sichtweisen und Einstellungen gegenübergestellt und bewertet werden. Die zusätzlichen Zitate in F 10 können in dieses Gespräch einbezogen werden.

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Wir tragen die Demokratie

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»Der Staat ist für die Menschen und nicht die Menschen für den Staat da.«Albert Einstein

»Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann, sondern fragt, was ihr für euer Land tun könnt.«John F. Kennedy

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G • Parlamentarische DemokratieKarikaturen G 1 – G 10

Demokratie heißt wörtlich übersetzt Volksherrschaft. Dieser Anspruch ist in Artikel 20 des Grundgesetzes aufgenommen, in dem es heißt: »Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.« Die Ausübung der Herrschaft durch das Volk kann in unterschied-lichen Formen geschehen. Da in modernen Großstaaten die Form direkter Demokratie kaum praktikabel ist, überträgt das Volk die Herrschaftsausübung auf gewählte Vertreter, seine Repräsentanten. In Deutschland sind dies die gewähl-ten Abgeordneten des Bundestages, der Landtage und der kommunalen Parlamente.

Um die Vielfalt demokratischer Prozesse zu stärken, haben die Väter und Mütter des Grundgesetzes die staatlichen Aufgaben und Befugnisse auf Bund und Länder verteilt. Die Länder wirken im Bundesrat bei der Gesetzgebung mit. Auch das Prinzip der Gewaltenteilung will eine zentrale und schwer kontrollierbare Machtausübung verhindern. Deshalb legt das Grundgesetz in Artikel 20 fest, dass die Staatsgewalt durch »besondere Organe der Gesetzgebung (Legislative), der vollziehenden Gewalt (Exekutive) und der Rechtspre-chung (Judikative)« ausgeübt wird.

In der modernen Massendemokratie spielen die politischen Parteien die zentrale Rolle im politischen Willensbildungs-prozess. Parteien fungieren als »Mittler« zwischen Bürgern und Verfassungsorganen. Sie erarbeiten Programme und Problemlösungen, bieten Plattformen für politische Betei-ligung und präsentieren Kandidatinnen und Kandidaten für die Volksvertretungen in Bund, Ländern und Kommunen. Auch im Rahmen der parlamentarischen Arbeit spielen Par-teien eine wichtige Rolle: Die einen organisieren die Regie-rungsmehrheit, die anderen eine möglichst schlagkräftige Opposition. Für alle gewählten Abgeordneten gilt, dass sie sich nicht ausschließlich auf parlamentarische Arbeit fo-kussieren können. Die jeweilige Partei, für die sie in das Parlament eingezogen sind, fordert von ihnen Einsatz und Engagement auf verschiedenen anderen Ebenen. Zudem wird ihr öffentliches Auftreten sowohl von den Medien als auch von den Wählerinnen und Wählern kritisch begleitet.

Wahlen sind ein wesentliches Merkmal und ein zentraler Bestandteil der repräsentativen Demokratie. Durch sie ent-scheidet das Volk über die Machtverteilung im Staat. Die Wählerinnen und Wähler schaffen mit ihrem Votum die Le-gitimität für die Regierungsparteien. Sorgen bereitet den Parteien jedoch die immer größer werdende Gruppe von

Nichtwählern. Ihr Anteil beträgt inzwischen bei Bundes-tagswahlen über 20 Prozent, bei Kommunal-, Landtags- und Europawahlen rund 50 Prozent.

Die Verfassungsgeber haben sich aufgrund der negativen Erfahrungen in der Weimarer Republik für ein reines Reprä-sentativsystem entschieden. In den letzten Jahren mehren sich jedoch die Forderungen nach mehr direkter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an politischen Entscheidungen. Neben den politischen Parteien gibt es in der pluralistisch verfassten Demokratie eine Vielzahl von Interessengruppen, auch »Verbände« genannt. Die rechtliche Grundlage für die Bildung und das Wirken von Verbänden ist der Artikel 9 des Grundgesetzes.

Die öffentliche politische Kommunikation wäre ohne die Medien nicht denkbar. Sie wird geprägt durch eine Art ge-genseitiger Abhängigkeit: Die Medien sind daran interes-siert, so viel wie möglich von und über Politikerinnen und Politiker zu erfahren; diese wiederum benötigen die Medien für ihre Selbstdarstellung und als Informationsquelle.

DIE KARIKATUREN UND IHRE THEMEN

G 1 dient als Impuls für die Erörterung der Idee, der Grund-lagen und der Prinzipien der parlamentarischen Demokratie. Gegebenenfalls sind andere Verfassungsmodelle zum Ver-gleich heranzuziehen, wie etwa das der Weimarer Republik. Anhand von G 2 lässt sich die Kontrollfunktion des Bundes-rates gegenüber Bundestag und Bundesregierung erörtern. Dabei kann auch darauf verwiesen werden, dass diese ebenso zusammenwirken und sich gleichzeitig gegenseitig kontrol-lieren (vertikale Gewaltenteilung).

G 3 weist auf das wichtige Prinzip der Gewaltenteilung hin, mit dem eine zentrale Machtballung verhindert werden soll (»checks and balances«). In diesem Zusammenhang kann darauf verwiesen werden, dass die Trennlinie zwischen Le-gislative und Exekutive nicht mehr – wie in der klassischen Parlamentarismustheorie – zwischen Parlament und Regie-rung verläuft, sondern zwischen Parlamentsmehrheit und Regierung auf der einen und der Opposition auf der anderen Seite.

G • Parlamentarische Demokratie

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So bedeutend die Rolle der Parteien für den politischen Willensbildungsprozess auch ist – ihr Ansehen bei den Bürgerinnen und Bürgern hat in den vergangenen Jahren immer mehr abgenommen. Dies hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass lediglich knapp zwei Prozent der Bürger Mitglied in einer politischen Partei sind. G 4 thematisiert das Glaubwürdigkeitsdefi zit der politischen Parteien. In diesem Zusammenhang können aktuelle Umfrageergebnisse herangezogen werden, die immer wieder von Meinungsfor-schungsinstituten veröffentlicht werden.

Abgeordnete sind gemäß Art. 38, Abs. 1 des Grundgesetzes Vertreter des ganzen Volkes und an Aufträge und Weisungen nicht gebunden. Sie haben ein »freies Mandat« und sind nur ihrem Gewissen unterworfen. G 5 weist darauf hin, dass es zu Konfl iktsituationen kommen kann, wenn dem eigenen Ge-wissen Fraktionsbeschlüsse gegenüberstehen. In den Frak-tionen werden Parlamentsbeschlüsse so vorberaten, dass es zu einem geschlossenen Abstimmungsverhalten kommen kann. Dies ist grundsätzlich wichtig, um stabile Regierungs-mehrheiten zu sichern. Nur in besonderen Situationen wird das Abstimmungsverhalten den Abgeordneten und ihrem eigenen Gewissen überlassen.

G 6 verweist auf den in der Öffentlichkeit immer wieder kritisierten Umstand, wenn Politiker in enger Verbindung zu Wirtschaftsunternehmen stehen, in manchen Fällen sogar ohne erkennbare Gegenleistungen Gehalt von Firmen be-

ziehen. Die Karikatur gibt den Anstoß zur Diskussion über eventuell daraus entstehende Abhängigkeiten und Interes-senverfl echtungen.

Während fast alle Landesverfassungen Bestimmungen über Volksbegehren und Volksentscheide enthalten, wurde auf der Bundesebene auf die Aufnahme von Elementen direkter Demokratie in das Grundgesetz aufgrund der Erfahrungen in der Weimarer Republik verzichtet. G 7 gibt Anlass zur kontro-versen Diskussion über Volksabstimmungen.

Die Karikatur und das Zitat in G 8 machen deutlich, dass die Parteien in ihren Wahlkämpfen alles Mögliche unternehmen, um die Bürgerinnen und Bürger zum Wählen zu animieren. Ergänzend kann erörtert werden, dass Nichtwähler auf ihr ureigenes demokratisches Recht verzichten, sich durch ihre Stimmabgabe an einer Überprüfung und Bewertung der bis-herigen Arbeit von Regierung und Opposition zu beteiligen und gegebenenfalls an dem Zustandekommen anderer, von ihnen gewollter Mehrheitsverhältnisse mitzuwirken.

Mit G 9 können die Bedeutung der Interessengruppen, ihre Arbeitsweisen und ihre Einfl ussnahme auf die politische Willensbildung in der Demokratie untersucht werden. Die gegenseitige Abhängigkeit von Politik und Medien wird in G 10 thematisiert. In diesem Zusammenhang wäre auch die zunehmende Bedeutung der »Personalisierung« von Politik darzustellen und zu erörtern.

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»Wer in der Demokratie schläft, erwacht in der Diktatur.«Hermann Glaser

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H • Soziale MarktwirtschaftKarikaturen H 1 – H 11

Im »Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachs-tums der Wirtschaft«, dem sogenannten Stabilitätsgesetz von 1967, ist der Politik aufgetragen worden, sich um die entscheidenden Ziele einer Sozialen Marktwirtschaft zu be-mühen: »Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts- und fi nanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten.« Die Maßnahmen sind so zu treffen, dass sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu hohem Beschäftigungsstand und zu außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und an-gemessenem Wirtschaftswachstum beitragen.

Diese wirtschaftspolitischen Ziele des »Magischen Vierecks« der Wirtschaftspolitik sollen im Sinn bestimmter gesell-schaftspolitischer Vorstellungen angestrebt werden. In den meisten Demokratien sind die Bürgerinnen und Bürger heut-zutage überwiegend der Meinung, dass politisches Handeln generell darauf gerichtet sein soll, mehr Freiheit für die eigene Lebensgestaltung, größere Sicherheit vor den Wechselfällen des Lebens, eine Mehrung des Wohlstands für den Einzelnen und die Gemeinschaft sowie insgesamt mehr Gerechtigkeit zu erreichen. Staatliche Eingriffe sollen sozial unerwünschte Folgen korrigieren oder abfedern. Die Wirtschaft soll so frei und sozial wie möglich sein. Das wird u. a. mit folgenden Maßnahmen versucht: Wettbewerb und Chancengleichheit von Unternehmen, Absicherung der sozial Schwachen und Vermeidung extremer Konjunkturschwankungen.

Gerade die Aufgabe, Vollbeschäftigung zu schaffen, bereitet zunehmend Sorge. Wie in den meisten europäischen Staa-ten ist die Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren auch in Deutschland stetig gestiegen. Die Struktur der Arbeitsnach-frage hat sich entscheidend verändert. In den industriell fortgeschrittenen Staaten geht die Nachfrage nach einfa-cher Arbeit drastisch zurück. Wirtschaftspolitische Ziele wie gerechtere Eigentumsverteilung, Weiterentwicklung zur öko-sozialen Marktwirtschaft und damit umweltverträgliche Entwicklung (vgl. den Thementeil E »Unser Planet: Umwelt und Nachhaltigkeit«), gerechtere Verteilung der vorhan-denen Arbeit sowie die fortschreitende Globalisierung ge-winnen zunehmend an Bedeutung und erschweren damit den wirtschaftspolitischen Kurs. Aus der Vielfalt möglicher Themen wurden für diesen Thementeil einige besonders mar-kante Fragestellungen aufgegriffen und mit exemplarischen Karikaturen versehen.

DIE KARIKATUREN UND IHRE THEMEN

Wirtschaftliches Handeln will Bedürfnisse nach Gütern und Dienstleistungen befriedigen. Die Leitidee der Sozialen Marktwirtschaft zielt dabei auf eine Mehrung des allgemei-nen Wohlstands unter Wahrung der menschlichen Würde des Einzelnen. H 1 regt zum Nachdenken über eine Defi nition von Wohlstand, über den Wunsch nach einem bequemen Automatismus und über die Notwendigkeit von Eigenverant-wortung und persönlicher Leistung an. Konkrete Beispiele und die Lektüre des Zitats von Ludwig Erhard, einem der Väter der Sozialen Marktwirtschaft, können erste Eckpunkte dieses erfolgreichen Orientierungsrahmens für Staat, Gesell-schaft und Wirtschaft markieren.

H 2 zeigt unterschiedliche Interessen und Forderungen. Wenn bei Aktionären die Dividende oberstes Ziel ist, werden alle Vorhaben auf den Prüfstand gestellt, bei denen die Sach- und Lohnkosten den Ertrag übersteigen. Auf der an-deren Seite stehen die Forderung und das Recht nach Arbeit und damit nach Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft steht damit plastisch vor Augen und zwingt zum Nachdenken über mögliche Kon-sequenzen.

H 3 zeigt eine mögliche Antwort der Arbeitgeber, die hier – traditionell – mit Hut und Zigarre dargestellt werden, wenn die heimische Wirtschaft nicht (mehr) rund läuft: die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Warum sind die Produktionskosten in Deutschland hoch (Stichwort: Lohn-nebenkosten) und warum produzieren andere Volkswirt-schaften deutlich preiswerter? Welche Auswirkungen hat es auf andere Politikbereiche, wenn Arbeitsplätze abwandern?

Die Sorge um den Arbeitsplatz und die Sicherung der per-sönlichen Zukunft kann zu einem gesellschaftlichen Klima führen, das von Lethargie und Rückzug gekennzeichnet ist. Wer kein Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung hat, investiert nicht und hält sein Geld – sofern solches über die Existenzsicherung hinaus vorhanden ist – zurück, um z. B. für seine Altersvorsorge zu sparen. H 4 soll motivieren, eine mögliche Kettenreaktion nachzuzeichnen: keine Nachfrage – kein Umsatz – keine neuen Arbeitsplätze – keine Produk-tion – geringeres Angebot – kein Gewinn – keine Investi-tionen – keine Gewerbesteuer – weniger Steuereinnahmen – weniger Mittel für Sozialausgaben usw.

H • Soziale Marktwirtschaft

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Was die Wirtschaft nicht erwirtschaftet, kann auch nicht ausgegeben werden, mögen die Aufgaben und Anlässe dafür noch so wünschenswert sein. Die Soziale Marktwirtschaft hat in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass schwächere Wirtschaftsteilnehmer durch ein soziales Netz (z. B. Arbeits-losenversicherung, Sozialhilfe, Kinder- und Erziehungsgeld, öffentliche Bildungseinrichtungen) aufgefangen werden. H 5 macht jedoch die »Last des Sozialstaates« deutlich. Was geschieht, wenn einerseits der Sozialstaat »untragbar« wird und andererseits das soziale Netz größere Löcher be-kommt?

Die Finanzierung des gewohnten Lebensstandards und des sozialen Netzes stößt zunehmend an Grenzen. Einfach die Steuerschraube weiter anziehen und die Bürgerinnen und Bürger weiter belasten zu wollen, macht grundsätzlich keinen Sinn. H 6 zeigt nicht von ungefähr eine »gemolkene Kuh«, die am Ende ihrer Kräfte ist.

H 7 zeigt ein Leben am Existenzminimum. Zu fragen ist nach den gesellschaftspolitischen Reaktionen derer, die täglich »über die Runden kommen müssen«. Depression, Sozialneid, Politikverdrossenheit und andere Denk- und Ver-haltensweisen sind einer sozialverträglichen Zukunft nicht gerade zuträglich.

H 8 und H 9 zeigen weitere Reaktionen im Berufs- und Ar-beitsalltag, mit denen versucht wird, sich an veränderte Rahmenbedingungen und Zukunftsaussichten anzupassen. Es sollte herausgearbeitet werden, dass die Soziale Markt-wirtschaft – wie keine andere Leitidee – bei aller Notwen-digkeit einer prosperierenden Wirtschaft ein Höchstmaß an Menschlichkeit – auch am Arbeitsplatz – garantiert. H 8macht dabei auf eine »Bedrohung« aufmerksam. Die zuneh-mende Technisierung und der profi torientierte Einsatz von Maschinen und Robotern haben dazu geführt, dass vor allem ältere Arbeitnehmer oft ausgemustert und gemobbt werden.

H 9 greift die häufi g als Allheilmittel erhobene Forderung nach »Eigenverantwortung« und »weniger Anspruchsden-ken« auf (vgl. das Eingangszitat von Ludwig Erhard). Unbe-schadet der Notwendigkeit macht die Karikatur einen gra-vierenden Unterschied deutlich: Der in der Tradition einer Unternehmerfamilie lebende Chef tut sich natürlich leichter, wenn es um individuelle Kraft, Stärke und Durchhaltevermö-gen im täglichen Leben geht.

Fachleute weisen zu Recht immer wieder darauf hin, dass Wirtschaft viel mit Psychologie zu tun hat. Experten sind sich einig: Permanentes Jammern (auf hohem Niveau) wird nicht zu einem Klima führen, das zu Verbesserung, Auf-schwung und zu einer positiven Entwicklung führt. H 10macht deutlich, dass positives Denken und Optimismus zwar nötig sind, dass aber letztlich die realen Bedingungen und Ergebnisse den Alltag der Menschen und ihre Ansichten bestimmen.

H 11 soll zusammen mit der Fabel »Die Stachelschweine« eine zusammenfassende Diskussion über die Soziale Marktwirt-schaft anregen. Unterschiedliche Interessen der verschie-denen Gruppen müssen zum Ausgleich gebracht werden. Die wirtschaftspolitische Realität ist – gerade in den Zeiten der Globalisierung – härter geworden (»Stacheln«). Die sozialen Abfederungen (»Wärme«) sorgen soweit nur eben möglich für ein menschliches Maß. Interessant ist zum Schluss, was die Schülerinnen und Schüler in diesem Zusammenhang zu »Höfl ichkeit« und »feiner Sitte« sagen und ob sie eine Chance für die Einhaltung dieser Spielregeln in der Gesell-schaft sehen.

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feld »Nanu? Hier war doch immer

ein Fahrstuhl?«

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H • Soziale Marktwirtschaft

Staat und SelbstverantwortungDas berechtigte Verlangen, dem Individuum größere Si-cherheit zu geben, kann meines Erachtens nur dadurch erfüllt werden, dass wir über eine Mehrung des allge-meinen Wohlstandes jedem Einzelnen das Gefühl seiner menschlichen Würde und damit auch die Gewissheit ver-mitteln, dass er von jedweden Gewalten unabhängig ist. Das mir vorschwebende Ideal beruht auf der Stärke, dass der Einzelne sagen kann: »Ich will mich aus eigener Kraft bewähren, ich will das Risiko des Lebens selbst tragen, will für mein Schicksal selbst verantwortlich sein. Sorge du, Staat, dafür, dass ich dazu in der Lage bin.« Der Ruf dürfte nicht lauten: »Du, Staat, komm mir zu Hilfe, schütze mich

und helfe mir«, sondern umgekehrt: »Kümmere du, Staat, dich nicht um meine Angelegenheiten, sondern gib mir so viel Freiheit und lass mir von dem Ertrag meiner Arbeit so viel, dass ich meine Existenz, mein Schicksal und dasjenige meiner Familie selbst zu gestalten in der Lage bin.«

Ludwig Erhard: Wohlstand für alle, Düsseldorf 1957, S. 151.

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Schwacher Konsument.»Will er nich – oder, hm, kann er nich mehr ...?«

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die Vereinfachung der Melkmaschine nach!«

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H • Soziale Marktwirtschaft

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Familienplanung

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»Ich glaube, wir brauchen ihn nicht mehr ...«

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H • Soziale Marktwirtschaft

Von den StachelschweinenEine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um durch die gegen-seitige Wärme sich vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder voneinander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wieder-holte sich jenes zweite Übel, so dass sie zwischen beiden

Leiden hin- und hergeworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten. Und diese Entfernung nannten sie Höfl ichkeit und feine Sitte.

Arthur Schopenhauer

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Im Namen des Eigennutzes ...

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I • Die Zukunft EuropasKarikaturen I 1 – I 13

Nach ihrer Gründung im Jahre 1957 hat die Europäische Gemeinschaft schnell eine eigene Dynamik entwickelt, die sie zum Motor der wirtschaftlichen und zunehmend auch po-litischen Integration Europas werden ließ. Schon bald führte ihre Attraktivität zu Beitrittsgesuchen anderer Länder: 1995 war das »Europa der 15« entstanden; bis heute hat sich die Zahl der EU-Mitgliedstaaten auf 25 vergrößert. Die Mit-gliedsländer mit ihren sie jeweils prägenden Eigenarten und Fähigkeiten haben EU-Europa zu einem Bündnis mit unterschiedlicher und vielfältiger Zusammensetzung werden lassen. Dadurch ist es nicht immer einfach, gemeinsame EU-Politik so zu betreiben, dass die fundamentalen nationalen Einzelinteressen gewahrt bleiben. Gemeinsames Ziel war und ist es, grenzüberschreitende Herausforderungen durch die Schaffung einer supranationalen europäischen Handlungs-ebene gemeinsam zu bewältigen.

Über die ganzen Jahre hinweg war und ist die Europäische Gemeinschaft durch permanente Veränderungen geprägt. Die EU ist ein historisch einzigartiges Gebilde, weil sie weder Staat noch Staatenbund noch internationale Orga-nisation und doch von allem etwas ist. Ebenso einzigartig sind Aufbau und Funktionsweise ihrer Organe (Ministerrat, Europäischer Rat, Kommission, Parlament und Gerichtshof), die eine Klammer zwischen den drei Säulen der europäischen Einigung bilden. Diese sind: Europäische Gemeinschaft, Ge-meinsame Außen- und Sicherheitspolitik, Zusammenarbeit in der Rechts- und Innenpolitik.

Nach der Erweiterung ist es sicherlich schwieriger geworden, gemeinsame europäische Politikfelder zu gestalten. Aber zahlreiche und vielfältige Probleme, etwa im Bereich der Währungspolitik, der Umweltpolitik oder der Außen- und Sicherheitspolitik, können von Nationalstaaten europäischen Zuschnitts nicht mehr bewältigt werden. In der Vergangen-heit hat die Gemeinschaft – trotz ihrer Unvollkommenheit und mancher Rückschläge – bewiesen, dass die europäische Problemlösungsebene bei weitem effektiver ist als die ein-zelstaatliche Ebene.

Durch die Erweiterung der EU wird die Verteilung der Fi-nanzmittel schwieriger und umstrittener. Der schon immer schwelende Konfl ikt zwischen Nettozahlern und Empfänger-staaten wird sich weiter verschärfen, weil die bisher Begüns-tigten fi nanzielle Einbußen befürchten und die Nettozahler, allen voran die Bundesrepublik Deutschland, an die Grenzen

ihrer Belastbarkeit gekommen sind. Deutschland, England und Frankreich gehören nicht nur aufgrund ihrer Größe, Be-völkerungszahl, Wirtschaftskraft und außenpolitischen Be-deutung zu den wichtigsten Ländern der EU. Diesen Ländern kommt deshalb auch im Rahmen des Prinzips des »Europa unterschiedlicher Geschwindigkeiten« eine besondere Be-deutung zu. Danach sollen Staaten, die ein Mehr an Integ-ration verwirklichen wollen und können, vorangehen. Nach der Ablehnung der EU-Verfassung durch die Bevölkerung Frankreichs und der Niederlande sowie der Absetzung der Volksbefragung in Großbritannien ist die EU in eine ernst-hafte Krise geraten. Offenbar »bringt Europa die Menschen nicht mehr zum Träumen«, so Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker.

Über das europäische »Bürokratiemonster« wird immer wieder geklagt. Neuerdings wird der »EU-Regelungswut« offen der Kampf angesagt. So sollen beispielsweise Regelungen ab-gebaut werden, wonach einem zweiseitigen EU-Formblatt eine zweihundertseitige Ausfüllanleitung beigefügt wird. Erschwert werden die Bemühungen um Bürokratieabbau si-cherlich durch eine Konsequenz der Erweiterung: Sollten 2007 Bulgarien und Rumänien der EU beitreten, so müsste die Union dann in 22 Amtssprachen arbeiten.

Mit der im Jahr 2004 vorgenommenen Erweiterung um zehn Beitrittsländer – Bulgarien und Rumänien werden voraus-sichtlich folgen, wegen der möglichen Aufnahme der Türkei gibt es noch gravierende Meinungsverschiedenheiten – will die EU die Demokratie, die Menschenrechte, politische Sta-bilität und wirtschaftliche Prosperität nach Süd- und Ost-europa ausdehnen. Die Kommission will für den Zeitraum von 2004 bis 2006 für die Erweiterung 40 Milliarden Euro bereitstellen. Neben diesen enormen Kosten machen vielen »alten« Mitgliedsländern auch die Auswirkungen auf die jeweiligen Arbeitsmärkte und die damit verbundene wirt-schaftliche Entwicklung Sorgen.

DIE KARIKATUREN UND IHRE THEMEN

I 1 zeigt, dass sich in der EU viele Länder mit sehr unter-schiedlichen geschichtlichen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Hintergründen und Ausprägungen zusammengeschlossen haben. Zusätzlich lässt sich erar-beiten, welche Beweggründe und Motive den Zusammen-

I • Die Zukunft Europas

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schluss beförderten: Friedenssicherung, Zugehörigkeit zu einer Wertegemeinschaft, Steigerung des wirtschaftlichen Wohlstandes, mehr Einfl uss durch eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und größere Erfolge bei der Lösung grenzüberschreitender Probleme, wie zum Beispiel dem Um-weltschutz.

Der Weg von der Europäischen Gemeinschaft (EG) bis zur Europäischen Union (EU) führte über viele Etappen und Sta-tionen. I 2 kann als Impuls dafür eingesetzt werden, diese Entwicklungsgeschichte nachzuvollziehen. Darüber hinaus kann deutlich gemacht werden, dass der Entwicklungspro-zess weitergeht – die Europäische Union ist ein »System im Werden« (Beate Kohler-Koch).

I 3 regt zu einer Erörterung der Aufgaben und Rechte der Organe der EU an: Europäischer Rat, Rat der Europäischen Union (Ministerrat), Europäische Kommission, Europäisches Parlament, Europäischer Gerichtshof. In diesem Zusammen-hang kann auch das oft beschriebene und beklagte Demo-kratiedefi zit der Union diskutiert werden.

I 4 macht deutlich, dass die weitere Entwicklung der EU mit nunmehr 25 Mitgliedsländern nicht einfach vonstatten gehen wird. Unter Umständen können die mit I 1 angespro-chenen Beweggründe und Motive mit einbezogen werden. Je mehr Länder mit ihren jeweiligen nationalen Eigeninteres-sen Mitglied der Europäischen Union sind, desto schwieri-ger gestalten sich naturgemäß die Einigungsprozesse – vor allem hinsichtlich der Verteilung der Eigenmittel (I 5).

Im Zusammenhang mit der Aussage von I 6 sollte auf das im Vertrag von Amsterdam fi xierte Prinzip eines »Europa unter-schiedlicher Geschwindigkeiten« hingewiesen werden, nach dem diejenigen Mitgliedstaaten, die den Integrationspro-zess schneller vorantreiben wollen und können, bei diesem Prozess vorangehen. Nach der Ablehnung der EU-Verfassung

in Frankreich und in den Niederlanden sowie der Abset-zung der geplanten Volksbefragung in Großbritannien (I 7)können die aktuellen, mittel- und langfristigen Probleme der weiteren europäischen Integration erörtert werden.

Um eine Vorstellung von der oft zitierten »EU-Bürokratie« zu vermitteln, die mit I 8 angesprochen wird, ist die Beschäfti-gung mit entsprechenden Dokumenten der EU-Kommission (Verordnungen, Richtlinien, Euro-Normen usw.) hilfreich. Auf der Grundlage von I 9 und I 10 können sowohl die Motive und Interessenlagen der EU-Mitgliedsländer wie auch die der beitrittswilligen Staaten erörtert werden. I 11 macht deutlich, dass durch die Aufnahme neuer Länder aus Ost- und Südosteuropa neue Herausforderungen auf die Arbeitsmärkte und Sozialsysteme der »Alt-Mitgliedsländer« zukommen.

Die »Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik« stößt immer wieder an Grenzen, wenn einzelne Länder besondere Interessen verfolgen. Als aktuelle Beispiele dafür können der Irak-Krieg (Rolle Englands) und die sehr unterschied-lichen Positionen in Bezug auf das Waffenembargo für die Volksrepublik China herangezogen werden (I 12).

Viele Bürgerinnen und Bürger stehen der Europäischen Union zunehmend skeptisch oder sogar ablehnend gegenüber. Dies kam unter anderem durch die in I 13 thematisierte extrem niedrige Beteiligung bei den Wahlen zum Europäischen Par-lament zum Ausdruck. Wenn es die Unterrichtssituation zu-lässt, können die Schülerinnen und Schüler eine Umfrage in ihrer Schule oder Gemeinde durchführen, deren Ergebnisse sie mit Daten aus Erhebungen im Internet (»Eurobarome-ter«) vergleichen und diskutieren können.

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Mutter Europa und ihre Kinder

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»Die Europäische Union ist wie ein Fahrrad: Wenn es nicht vorangeht, fällt es um.«Guy Verhofstadt

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Der Wasserkopf

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Kindersegen

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Europäische Begeisterung

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J • Frieden für die eine WeltKarikaturen J 1 – J 10

Nach dem Fall der Mauer und dem Ende der Ost-West-Kon-frontation hofften viele Menschen in der Welt auf ein neues Zeitalter des Friedens und der Demokratie. Insbesondere von den internationalen Organisationen, allen voran den Vereinten Nationen, wurde erwartet, dass sie den Regierun-gen souveräner Staaten und Institutionen der regionalen Integration bei ihrer weiteren Entwicklung helfen würden. Die UNO, so die Hoffnung und Erwartung, könne nun endlich die Aufgaben ihrer Charta erfüllen und eine friedlichere, gerechtere Welt schaffen.

Inzwischen ist die Hoffnung der Ernüchterung, Enttäuschung und teilweisen Angst vor immer weiteren kriegerischen Kon-fl ikten gewichen. Dazu haben die vielen blutigen Auseinan-dersetzungen in verschiedenen Regionen wie dem ehemali-gen Jugoslawien, Tschetschenien, im Kaukasus und in Teilen Afrikas beigetragen. Während der Zeit des Kalten Krieges wurde nicht nur die Sicherheitspolitik der nördlichen Halb-kugel durch die Bipolarität zwischen den Blöcken geprägt. Vielmehr wurde der Ost-West-Konfl ikt auch in der Südhälfte, der sogenannten »Dritten Welt«, ausgetragen (»Stellvertre-terkriege«). Nach dem Ende des Kalten Krieges gewannen vielfach lokale und regionale Macht- und Stammesinteressen die Oberhand, wodurch immer wieder gewaltsame Konfl ikte ausgelöst wurden und werden.

Die wichtigsten Aufgabenstellungen für die Vereinten Na-tionen sind die Friedenssicherung und Streitschlichtung. So war die UNO seit ihrer Gründung in hunderten von Aus-einandersetzungen als »Streitschlichter« aktiv. Aber die UNO ist mehr als nur ein »Konfl iktmanager«. Es gibt kaum ein globales Problem, bei dem sie nicht mit Lösungsversuchen beteiligt ist, sei es bei der Hilfe für arme Länder, beim Umweltschutz, beim Kampf gegen die Verbreitung gefährli-cher Waffen, bei der Weiterentwicklung der Menschenrechte u. v. a. Dennoch wird immer öfter eine Reform der Weltorga-nisation eingefordert, weil sie aufgrund ihrer Struktur und Entscheidungsprozesse nicht so handlungsfähig ist, wie es wünschenswert wäre.

Die Grenzen der Handlungsspielräume der Vereinten Natio-nen sind nicht nur durch die Besetzung des Sicherheitsrates und durch das Vetorecht seiner ständigen Mitglieder eng gesteckt. Im Übrigen spiegelt der Sicherheitsrat mit seinen seit Bestehen fünf ständigen Mitgliedern – China, Frank-reich, Großbritannien, Russland, USA – schon lange nicht

mehr die politische Machtkonstellation des 21. Jahrhunderts wider. Immer wieder geschieht es, dass Großmächte ihre politischen Interessen auch gegen den Mehrheitswillen der UNO-Vollversammlung durchsetzen.

Eines der größten weltpolitischen Probleme ist die Kluft zwi-schen reichen und armen Ländern. 1,2 Milliarden Menschen müssen von weniger als einem US-Dollar pro Tag leben. Weitere 1,6 Milliarden müssen mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Insgesamt leben also 2,8 Milliarden Menschen, das sind 45 Prozent der Weltbevölkerung, in ab-soluter Armut. Um den Ländern der »Dritten Welt« effektiver helfen zu können, haben sich die Industrieländer bereits vor über 30 Jahren öffentlich und offi ziell darauf verständigt, 0,7 Prozent ihres jeweiligen Bruttosozialprodukts für die Entwicklungsländer zur Verfügung zu stellen. Deutschland bildet mit gegenwärtig 0,27 Prozent eines der Schlusslichter in dieser Reihe.

DIE KARIKATUREN UND IHRE THEMEN

Die Karikatur J 1 und das Gedicht von Helder Camara als zusätzliches Textangebot (Seite 59) regen dazu an, eine Übersicht über die aktuellen »Brennpunkte« der Welt zu-sammenzutragen und sich mit der Idealvorstellung von Frieden für »alle Völker und alle Rassen« zu beschäftigen. Anschließend können Organisationsstruktur, Aufgaben und Möglichkeiten der Vereinten Nationen, bei den weltweiten Krisen und Konfl ikten einzugreifen, erörtert werden. Indi-viduen, Gruppen, Staaten und Gesellschaften müssen damit umgehen, dass sie immer wieder neuen Unsicherheiten und Bedrohungen ausgesetzt sein können, was im »Normalfall« dazu führt, dass geeignet erscheinende Abwehrstrategien und -mechanismen entwickelt werden. Mit J 2 kann über Ursachen für diese Entwicklungen und mögliche Lösungsan-sätze diskutiert werden.

J 3 beschreibt die UNO als einen »gefesselten Riesen«, den sein Generalsekretär durch Reformen zu befreien versucht. Eines der angestrebten Reformziele ist eine Veränderung der Zusammensetzung und der Abstimmungsmodalitäten im Sicherheitsrat. In diesem Zusammenhang lässt sich die Frage stellen, ob der von der Bundesregierung angestrebte Sitz im Sicherheitsrat wünschenswert ist.

J • Frieden für die eine Welt

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Die in J 4 karikierte Dominanz der USA auf der internationalen Bühne gibt einen Impuls für die Erarbeitung von Szenarien zur Zukunft der internationalen Ordnung. Ein Gesichtspunkt der Erörterung können mögliche – oder wahrscheinliche – Konsequenzen für die Friedensfähigkeit des Weltsystems sein. In diesem Zusammenhang sollten neben der Rolle der UN sowie ausgewählter Einzelstaaten, wie etwa Russland oder China, auch die weiteren supranationalen Systeme wie NATO und EU berücksichtigt werden.

Die Bekämpfung der Armut in der »Dritten Welt« ist ein übergeordnetes Ziel aller Entwicklungspolitik. In einer ge-meinsamen Erklärung der vier wichtigsten internationalen Institutionen – UNO, Internationaler Währungsfond, Welt-bank und OECD – zum Jahrtausendwechsel wurden sieben Entwicklungsziele formuliert, die bis 2015 erreicht sein sollen: Halbierung des Anteils der in extremer Armut le-benden Menschen, Senkung der Müttersterblichkeit um drei Viertel, elementare Schulbildung für alle Kinder, Zugang zu reproduktionsmedizinischen Leistungen (z. B. Empfängnis-verhütung), Reduzierung der Säuglings- und Kindersterb-lichkeit um zwei Drittel, Überwindung der Ungerechtigkeitenzwischen den Geschlechtern sowie Strategien zur nachhalti-gen Entwicklung. Aus diesen Zielvorstellungen ergeben sich zwei mögliche zentrale Arbeitsaufträge im Zusammenhang mit J 5. Erstens: Die Schülerinnen und Schüler erstellen eine Rangfolge dieser Ziele. Zweitens: Sie versuchen durch Quer-verbindungen herauszufi nden, in welcher Weise die verschie-denen Ziele miteinander zusammenhängen oder voneinander abhängig sind.

J 6 ermöglicht eine Refl exion des Stellenwertes der Ent-wicklungspolitik sowie der persönlichen Bewertung dieser Problematik. In diesem Zusammenhang können auch die bisherigen und die zugesagten Entwicklungshilfeleistungen der Bundesrepublik Deutschland einbezogen werden.

Eine besondere Qualität haben die Beziehungen zwischen den Industrieländern und den rohstoffexportierenden Län-dern. J 7 weist auf die gegenseitige Abhängigkeit hin. Bei der Beschäftigung mit diesem Themenaspekt sollte darauf hingewiesen werden, dass die Karikatur insbesondere auf die gegenseitige Abhängigkeit im Hinblick auf Rohöl hinweist – bei vielen anderen Rohstoffen wie zum Beispiel Kakao oder Kaffee sind es eher die Industrieländer, die die Preise be-stimmen. Abschließend kann hinterfragt werden, inwieweit Staaten oder auch einzelne Bürgerinnen und Bürger durch ihr Verhalten regulierend eingreifen könnten (Stichwort: »Fairer Handel«).

J 8 macht deutlich, dass die Globalisierung, wenn ausschließ-lich die Interessen der Industrieländer zum Tragen kommen, an den Bedürfnissen der Entwicklungsländer vorbeigeht oder sogar ihren Interessen zuwiderläuft. Die Karikatur kann da-rüber hinaus zu einer Auseinandersetzung über die Frage-stellungen führen, was den Ländern der Dritten Welt im Zusammenhang mit der Globalisierung nutzen kann, was ihnen eher schadet und wie sie sich möglicherweise auf die Gefahren der Globalisierung einstellen und damit umgehen

können. Ergänzend wäre zu untersuchen, welche Herausfor-derungen und Chancen die Globalisierung für die sogenann-ten »Schwellenländer« mit sich bringt.

Die oben angesprochene Erörterung kann fortgesetzt werden mit der Frage, welche Folgen die Globalisierung für Regionen hierzulande, aber vor allem auch in der »Dritten Welt« haben wird (J 9). Sind es die Ausweitung von Investitionen und Handel, die Öffnung der bevölkerungsreichsten Regionen der Welt für den internationalen Handel, die immer schnellere Verbreitung von Informationen, technologische Neuerungen sowie die Zunahme qualifi zierter Arbeitsplätze, die als Merk-male der Globalisierung zu erheblich mehr Wohlstand führen – so eine Aussage während des Treffens der Staats- und Regierungschefs der G7-Länder im Jahr 1996 –, oder führt die Öffnung der Wirtschaft für ausländische Investitionen zum Abbau von Arbeitsplätzen, so dass es für viele Menschen immer schwieriger wird, ihren Lebensunterhalt zu bestrei-ten – so die Prognose des Evangelischen Missionswerkes/Misereor im Jahre 1999?

J 10 dient zur Einleitung einer den Themenblock abschlie-ßenden Diskussion über die Frage, welche Rolle im Zusam-menhang mit der Globalisierungsentwicklung die Wirtschaft, welche die Politik spielt und welche beide möglicherweise in der kommenden Zeit spielen werden.

J • Frieden für die eine Welt

Wenn ich könnte,gäbe ich jedem Kind

eine Weltkarte ...Und wenn möglich,einen Leuchtglobus,

in der Hoffnung,den Blick des Kindes

aufs Äußerste zu weitenund in ihm

Interesse und Zuneigung zu weckenfür alle Völker,alle Rassen,

alle Sprachen,alle Religionen!

Helder Camara

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J • Frieden für die eine Welt

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J • Frieden für die eine Welt

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»Ist dir klar, dass ich dich in der Hand habe?«

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Page 66: 3_4_05/karikaturen - Politik & Unterricht

Selten haben wir die Fragen anunser Land so anschaulich for-muliert gefunden wie in diesemWerk. Süddeutsche Zeitung

Darf man sein Land lieben?

Wie weit sind die beiden Teile Deutschlands bis heute zusammengewachsen? Wie haben sich

die Lebensbedingungen in Ost und West verändert? Sind die Bildungschancen überall gleich?

Wie halten wir es mit Umwelt- und Naturschutz? Gibt es Gegenden, in denen die Menschen

älter werden als in anderen? Die Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie im

Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Unser Land in Karten, Texten und Bildern

„Dieses Werk gehört in die Hand der politischen Entscheidungsträger. Seine Aussagen ersetzen nicht

etwa Politik, aber sie ermöglichen bessere Entscheidungen.“ Südkurier

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Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung

Politik & Unterricht

Heft 1-2005

Bilderwelten und WeltbilderEditorial 1Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport 2Die Autoren dieses Heftes 2

UNTERRICHTSVORSCHLÄGE 3–16Einleitung(Holger Meeh) 3Baustein A: »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte« – Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung (Dorothea Fogt) 7Baustein B: »Fakten, Fakten, Fakten?« – Gestaltungsmöglichkeiten mit Datengrafi ken (Holger Meeh) 9Baustein C: »Die Wahrheit ist irgendwo da draußen« – Verschwörungstheorien im Internet (Martin Mai) 12Baustein D: Mit dem Internet unterrichten – Informationen für Lehrerinnen und Lehrer

(Holger Meeh) 16

Literaturhinweise U 3Internetseiten zum Thema @

TEXTE UND MATERIALIEN 17–47Baustein A: »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte« – Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung @ 18Baustein B: »Fakten, Fakten, Fakten?« – Gestaltungs- möglichkeiten mit Datengrafi ken @ 27Baustein C: »Die Wahrheit ist irgendwo da draußen« – Verschwörungstheorien im Internet @ 36Baustein D: Mit dem Internet unterrichten – Informationen für Lehrerinnen und Lehrer @

www.lpb.bwue.de/aktuell/puu/1_05/bilderwelten.htm Unter dieser Adresse sind Zusatztexte und -materialien zu den mit @ gekennzeichneten Bausteinen sowie der ge-samte Baustein D abrufbar.

Heft 2-2005

MenschenrechteEditorial 1Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport 2Autorin und Autor dieses Heftes 2

UNTERRICHTSVORSCHLÄGE 3–14Einleitung 3Baustein A: Menschenrechte im Alltag – speziell Kinderrechte 11

31. Jahrgang2005

Baustein B: Verletzungen und Schutz der Menschenrechte weltweit 12Baustein C: Menschenrechtsengagement in der Praxis 13

Literaturhinweise U 3Internetseiten zum Thema @

TEXTE UND MATERIALIEN 15–55Baustein A: Menschenrechte im Alltag – speziell Kinderrechte @ 16Baustein B: Verletzungen und Schutz der Menschenrechte weltweit 30Baustein C: Menschenrechtsengagement in der Praxis @ 44

(Einleitung: Michael Krennerich, alle Bausteine: Gertrud Gandenberger/Michael Krennerich)

www.lpb.bwue.de/aktuell/puu/2_05/menschenrechte.htm Unter dieser Adresse sind Zusatztexte und -materialien zu den mit @ gekennzeichneten Bausteinen sowie die Inter-netseiten zum Thema abrufbar.

Heft 3/4-2005

Gegen den StrichEditorial 1Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport 2Die Autoren dieses Heftes 2

Einleitung 3–6

UNTERRICHTSVORSCHLÄGE UND MATERIALIEN 7–63Thema A: Alltag in modernen Zeiten 8Thema B: Elternhaus und Schule 14Thema C: Massenmedien 20Thema D: Mobilität 25Thema E: Unser Planet: Umwelt und Nachhaltigkeit 30Thema F: Leben in der demokratischen Gesellschaft 36Thema G: Parlamentarische Demokratie 41Thema H: Soziale Marktwirtschaft 46Thema I: Die Zukunft Europas 52Thema J: Frieden für die eine Welt 58

Literaturhinweise @

Einleitung: Horst Neumann (federführend) Themen A, B, D, E und H: Horst NeumannThemen C, F, G, I und J: Wolfgang Schütze

www.lpb-bw.de/puu/3_4_05/karikaturen.htm Unter dieser Adresse sind die Literaturhinweise im Internet abrufbar.

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Politik & UnterrichtZeitschrift für die Praxis der politischen Bildung

POLITIK & UNTERRICHT IM INTERNETAktuelle, ältere und vergriffene Hefte zum Downloaden:www.lpb-bw.de/puu

EINZELHEFTE UND ABONNEMENTS FÜR INTERESSENTEN AUSSERHALB BADEN-WÜRTTEMBERGSNeckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, 78050 Villingen-Schwenningenwww.neckar-verlag.de

THEMA DER NÄCHSTEN HEFTE

P&U aktuell: LandtagswahlenHeft 1-2006: Fußball und Politik

BESTELLUNGENaller Veröffentlichungen (Zeitschriften auch in Klassensätzen) bitte schriftlich an: Landeszentrale für politische Bildung, Marketing, Staffl enbergstraße 38, 70184 Stuttgart, Fax: 0711/[email protected] – oder im Webshop: www.lpb-bw.de/Shop

DIE ZEITSCHRIFTEN AUF CD-ROMDie Texte vergriffener Hefte auf den Jahrgangs-CD-ROMs „Zeit-schriften und Dokumentationen“, Ausgabe 1997/99, Ausgabe 1999/2000 und Ausgabe 2002, zu je 2,50 EUR zzgl. Versandkosten.

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1 ZENTRALER SERVICE – QUERSCHNITTSABTEILUNG

11 Grundsatzfragen: Günter Georgi (Abteilungsleiter) -10 12 Haushalt und Organisation: Gudrun Gebauer -12 13 Personal: Ulrike Hess -13 14 Information und Kommunikation: Wolfgang Herterich -14

2 MARKETING – QUERSCHNITTSABTEILUNG

21 Marketing: Werner Fichter (Abteilungsleiter) -63 22 Öffentlichkeitsarbeit: Joachim Lauk -64

3 DEMOKRATISCHES ENGAGEMENT – ABTEILUNG

31* Geschichte und Verantwortung: Konrad Pfl ug (Abteilungsleiter) -31 32 Frauen und Politik: Beate Dörr, Christine Herfel -75, -32 33* Freiwilliges Ökologisches Jahr: Steffen Vogel -35 34 Jugend und Politik: Wolfgang Berger -22 35* Schülerwettbewerb des Landtags: Monika Greiner -26

4 MEDIEN – ABTEILUNG

41 Neue Medien: Karl-Ulrich Templ (stellvertretender Direktor, Abteilungsleiter) -20 42 Redaktionen Der Bürger im Staat / Didaktische Reihe: Siegfried Frech -44 43 Redaktion Deutschland und Europa: Jürgen Kalb -43 44 Redaktionen Politik & Unterricht / Landes- kundliche Schriftenreihe: Dr. Reinhold Weber -42

Staffl enbergstraße 38, 70184 StuttgartTelefon: 0711/164099-0 – Fax: [email protected] – www.lpb-bw.de

Direktor: Lothar Frick -60Referat des Direktors: Dr. Jeannette Behringer -62Controlling: Christiane Windeck -11

* Bürositz in 70178 Stuttgart, Paulinenstraße 44–46Fax: 0711/164099-55

5 REGIONALE ARBEIT – ABTEILUNG

51 Außenstelle Freiburg: Dr. Michael Wehner 0761/20773-77 Bertoldstraße 55, 79098 Freiburg, Fax: -99 52 Außenstelle Heidelberg: Dr. Ernst Lüdemann (Abteilungsleiter) 06221/6078-14 Plöck 22, 69117 Heidelberg, Fax: -22 53* Außenstelle Stuttgart: Dr. Iris Häuser 0711/164099-52 Peter Trummer -50 54 Außenstelle Tübingen: Rolf Müller 07071/200-2996

Herrenberger Str. 36, 72070 Tübingen, Fax: -2993

6 HAUS AUF DER ALB – ABTEILUNG

Tagungsstätte Haus auf der Alb Hanner Steige 1, 72574 Bad Urach Telefon: 07125/152-0 – Fax: -100 61 Natur und Kultur: Dr. Markus Hug (Abteilungsleiter) -146 62 Zukunft und Bildung: Robert Feil -139 63 Europa – Einheit und Vielfalt: Dr. Karlheinz Dürr -147 64 Frieden und Entwicklung: Wolfgang Hesse -140 66 Modernisierung in Staat und Wirtschaft: Eugen Baacke -136 67 Bibliothek/Mediothek: Gordana Schumann -121 68 Hausmanagement: Erika Höhne -109

LPB-SHOPS / PUBLIKATIONSAUSGABEN

Bad Urach Hanner Steige 1, Telefon: 07125/152-0 Montag bis Freitag, 8.00–16.30 Uhr

Freiburg Bertoldstraße 55, Telefon: 0761/20773-10 Dienstag und Donnerstag, 9.00–17.00 Uhr

Heidelberg Plöck 22, Telefon: 06221/6078-11 Dienstag, 9.00–15.00 Uhr Montag und Donnerstag, 13.00–17.00 Uhr

Stuttgart Staffl enbergstraße 38, Telefon: 0711/164099-66Montag und Donnerstag, 14.00–17.00 Uhr

Tübingen Herrenberger Straße 36, Telefon: 07071/200-2996 Mittwoch und Freitag, 9.15–11.45 Uhr Dienstag, 9.15–15.00 Uhr