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Thomas Brand Wie interpretiere ich Lyrik? Schritt für Schritt Gedichte und ihre Interpretationsaufsätze Ein epochenbezogenes Kompendium für Lehrer und ein Übungsbuch für Schüler der Mittel- und Oberstufe C. Bange Verlag

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Page 1: 4259 Wie Interpretiere Ich Lyrik Anleitung Und Uebungen.4259

Thomas Brand

Wie interpretiere ich Lyrik?Schritt für Schritt

Gedichte und ihre Interpretationsaufsätze

Ein epochenbezogenes Kompendium für Lehrer und ein Übungsbuch für Schüler der Mittel- und Oberstufe

C. Bange Verlag

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Impressum:1. Auflage 2000ISBN 3-8044-1423-0© 2000 by C. Bange Verlag, 96142 HollfeldAlle Rechte vorbehalten!Layout und Satz: akapit Verlagsservice, (www.akapit.de)Lektorat: C. Bange VerlagPrinted in Germany

Herausgegeben von Thomas Brand, Hartwig Lödige und Thomas Möbius

Autor: Thomas Brand

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Thomas Brand

Wie interpretiere ich Lyrik?Schritt für Schritt

Gedichte und ihre Interpretationsaufsätze

Ein epochenbezogenes Kompendium für Lehrer und ein Übungsbuch für Schüler der Mittel- und Oberstufe

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Hinweise zur Benutzung des Buches 7

Stichwortverzeichnis 8

1 Die Voraussetzungen der Interpretation 12

1.1 Was ist überhaupt ein Gedicht? – Merkmale der Gattung kennen lernen 121.2 Was heißt eigentlich „Interpretieren“? – Die Aufgabe bestimmen 141.3 Was gehört zur Interpretation? – Die Bausteine 16

2 Wie beginnen? – Die Interpretation geordnet angehen 20

2.1 Wie ist das Gedicht inhaltlich aufgebaut? – Den Text erfassen und zusammenfassen 20

2.2 Worum geht es eigentlich? – Die Themafrage bestimmen 232.3 Was will der Text eigentlich bewirken? – Die Aussageabsicht herausfinden 242.4 Was will ich darstellen und belegen? – Eine Arbeitshypothese formulieren 262.5 Wie kann ich mit dem Text „umgehen“? – Das Gedicht optisch bearbeiten 28

3 Die Kategorien der Interpretation 31

3.1 Wer spricht? – Das lyrische Ich erkennen und beschreiben 313.2 Was eigentlich ist an (vielen) Gedichten anders? – Die formalen Merkmale

untersuchen 353.2.1 Was passt wozu? – Die Reimschemata ermitteln 363.2.2 Leiern oder gestalten? – Metrum und Rhythmus unterscheiden 393.2.3 Wie klingt denn das? – Den Klang beschreiben 483.2.4 Wie ist das Gedicht aufgebaut? – Die Strophenform erkennen 533.3 Wie wird gesprochen? – Die sprachlichen Mittel untersuchen 563.3.1 Was wird gesagt? – Wortwahl und Wortfiguren herausstellen 573.3.2 Ist das so korrekt? – Auf Satzbau und Satzfiguren achten 633.3.3 Das ist doch so gemeint? – Gedankenfiguren erkennen und verstehen 673.4 Wie spricht man in Bildern? – Die Metaphorik untersuchen 683.5 Über das Gedicht hinaus? – Außertextliche Komponenten einarbeiten 753.6 Was bedeutet das für uns heute? – Einen aktuellen Bezug herstellen 79

4 Wie ist das zu verstehen? – Besonderheiten moderner Lyrik erkennen 82

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INHALT

Inhalt

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5 „Oberstufen-Special“ – Worauf es bei Klausuren undin der Abiturprüfung besonders ankommt 86

6 Einzelinterpretationen unter bestimmtenGesichtspunkten 91

6.1 Heinrich Heine: Belsazar – Eine Ballade interpretieren* 916.2 Detlev von Liliencron: Der Blitzzug – Rhythmus und Lautung berücksichtigen* 976.3 Andreas Gryphius: Morgen Sonnet – Inhalt und Form aufeinander beziehen* 1026.4 Georg Trakl: Die schöne Stadt – Bildlichkeit erkennen und deuten 1066.5 Hans Magnus Enzensberger: an alle fernsprechteilnehmer – Moderne

Lyrik verstehen 112

7 Gedichtvergleiche 118

7.1 Allgemeines zur vergleichenden Gedichtinterpretation 1187.2 Johann Wolfgang Goethe: Mailied und Ingeborg Bachmann: Freies Geleit – Den

aktuellen Bezug motivgleicher Gedichte bearbeiten; Thema und Aufbau* 1217.3 Eduard Mörike: An die Geliebte und Das verlassene Mägdlein – Zwei

themengleiche Gedichte desselben Autors vergleichen* 1277.4 Georg Heym: Die Gefangenen und Alfred Lichtenstein: Prophezeiung – Epochen-

typische Merkmale erkennen und in den Gedichtvergleich einarbeiten 131

8 Überblick über die poetischen Gestaltungsmittel 139

9 Lösungen 143

zu Kapitel 1 143zu Kapitel 2 146zu Kapitel 3 149zu Kapitel 4 173zu Kapitel 5 176zu Kapitel 6 178zu Kapitel 7 196

Quellennachweise 211

INHALT

* bedeutet: Diese Gedich-te und die dazugehörigen

Aufgaben eignen sichauch für Sek. I.

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Symbole in diesem Buch

Lesetext

Wichtig

Wissenswertes

Übung

Merksatz

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Wie interpretiere ich Lyrik ? – Schritt für Schritt

Dieser Band richtet sich an– alle Schülerinnen und Schüler, die vor einer Klassenarbeit, Klausur oder Prü-

fung stehen, in der ein Gedicht interpretiert oder mit einem anderen vergli-chen werden soll,

– diejenigen, die sich generell mit dem Interpretieren von Gedichten schwertun und wichtige Einzelheiten, z.B. einzelne sprachliche Mittel, möglicher-weise vergessen haben,

– Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Schülern systematisch das Interpretie-ren von Gedichten vorbereiten und erarbeiten wollen.

Es handelt sich in erster Linie um ein übungspraktisches Buch. Für grundlegendeSachinformationen sei verwiesen auf Bernd Matzkowski, Wie interpretiere ichLyrik? Grundlagen der Analyse und Interpretation. Wer sich einen Überblick überGedichte verschiedener Epochen und Vorschläge für eine Interpretation ver-schaffen möchte, greife zu Thomas Möbius, 51 Gedichte und ihre Interpretationen.Beide Bände sind in der Reihe Lernhilfen Deutsch des Bange-Verlages erschie-nen.Dieses Übungsbuch geht im Unterschied zu den anderen beiden BändenSchritt für Schritt vor. So sollen zunächst die wichtigsten Bausteine einer Ge-dichtinterpretation vorgestellt werden. Dann geht es darum, möglichst vielepraxisorientierte Beispiele selbst zu erarbeiten. Dabei stehen viele kleine Schrit-te zur Auswahl, die entweder der Reihenfolge nach bearbeitet oder gezielt aus-gewählt werden können.Der zweite Teil befasst sich besonders mit durchgeführten kompletten Analy-sen und Gedichtvergleichen. Diese sind vor allem für die Oberstufe wichtig,denn für das Abitur werden oft Gedichtvergleiche als Aufgabe gewählt. Aberauch die Einzelinterpretation kann hier noch einmal gelernt werden. Dabeikann man auch lernen, wie man die einzelnen Teile miteinander verbindet, sodass die Interpretation als ein einheitlicher, abgerundeter Text gelesen werdenkann.Da nicht alle Übungen im Buch selbst durchgeführt werden können, ist essinnvoll, sich zur Arbeit mit dem Band einen Hefter oder ein Heft anzulegen.Wenn man die Übungen dann noch dem Band entsprechend nummeriert,wird es kein Problem sein, sich auch später noch in seinen Aufzeichnungen zu-rechtzufinden.Nun hoffe ich, dass das Arbeiten mit diesem Band ebenso viel Spaß macht wieneue Einsichten bringt und alte festigt. Geht man wirklich „Schritt für Schritt“vor, wird sich der Lernerfolg bestimmt einstellen, und die gefürchtete Ge-dichtinterpretation verliert an Schrecken.

HINWEISE ZUR BENUTZUNG DES BUCHES

Hinweise zur Benutzung des Buches

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Abseits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Aichinger, Ilse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71ff, 141, 164ffAlliteration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37, 50, 96, 100f, 109, 116, 136f, 151, 156, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167, 174, 176, 181, 183, 191, 195, 208an alle fernsprechteilnehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112An das Herz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63An die Geliebte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127Anapäst 42, 96, 180Anapher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50, 96, 101, 124, 139, 156, 181, 198f, 203 Anrede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31, 62, 139, 149, 161, 185f Anspielung 54, 78, 159Apostrophe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139Assonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50, 116, 156, 195fasyndetische Reigung (Asyndeton) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66, 159, 162fAuf dem See . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47Aufzählung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65f, 162fAusgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Ausruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28, 63f, 67, 124f, 130, 145, 162, 198f, 202Bachmann, Ingeborg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118ff, 197ffBallade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13, 24, 54, 158, 178ff 190fBecker, Jürgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81f, 175fBelsazar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91Bild, Bildlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18f, 27, 35f, 64ff, 82f, 102ff, 120, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126, 131, 139ff, 141, 150, 160, 164, 168, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176f, 187ff, 193, 198f, 203f 207ffBitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33Chiasmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66, 140, 163Chiffre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69ff, 111, 164fDaktylus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42f, 101, 153, 182Das Fräulein stand am Meere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Das verlassene Mägdlein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127Dem Unendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Der Blitzzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97Die Gefangenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131Die schöne Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106Die zwei Gesellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29, 52Eich, Günter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83ff, 175

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STICHWORTVERZEICHNIS

Stichwortverzeichnis

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STICHWORTVERZEICHNIS

Eichendorff, Joseph von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23f, 28f, 37, 50, 52, 54, 55f, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61, 72, 141f, 147ff, 158, 161, 166fEin Winterabend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74Ellipse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66, 140, 163Endreim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35f, 38f, 143, 150Enjambement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35, 45, 96, 124, 150, 180, 198f, 202Enzensberger, Hans Magnus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112ff, 192ffEpipher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50, 140, 156Euphemismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140Farbsymbolik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136, 208Fels, Ludwig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39f, 147, 151Fluchtweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Fontane, Theodor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24, 34, 37, 50, 62, 149Frankfurt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Freie Rhythmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46, 152Freies Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122Frische Fahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55Gebirgsrand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71Gedankenfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 18f, 56, 67ff, 84, 144f, 163Goethe, Johann Wolfgang: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21f, 23, 26, 28f, 37, 39, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46ff, 54, 62, 65, 67, 121ff, 140f, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .146f, 171, 196ff, 200f, 204

Gryphius, Andreas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24, 26f, 38, 53f, 56, 65, 70f, 73, 89, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .98ff, 140f, 148, 158, 184ffHeine, Heinrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24, 34, 38, 50, 76, 87ff, 148f, 158, 174ffHerwegh, Georg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75ff, 169ffHexameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42Heym, Georg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131ff, 206ffHymne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46, 54Hyperbel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61, 140, 162Im Eisenbahnhofe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Inversion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66, 140, 163, 176Ironie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140Jambus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41ff, 45, 54, 96, 136, 160, 167, 180, 208Kadenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47, 96, 100, 109,130, 136f, 151, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .156, 160, 167, 180, 182, 208

Kaschnitz, Marie Luise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12, 24, 148Kehrreim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37Kerner, Justinus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34, 149Klang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 18f, 35, 42, 45, 48f, 84,96,101, 116f, 120, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144f, 150, 153, 157, 160, 180, 191, 195

Klimax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66, 140, 163Klopstock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46f, 54, 139, 156, 158Kreuzreim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37, 151, 160, 199, 202

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Lautmalerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49ff, 101, 156, 191Lenau, Nikolaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33, 149Lichtenstein, Alfred . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127ff, 207fLiliencron, Detlev von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41, 44, 48ff, 53f 97ff, 152f, 184Litotes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140Lyrik, Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Lyrisches Ich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19, 32, 119, 144, 150, 177Mailied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121Meeresstrand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59Menschliches Elende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70Metapher . . . . . . . . . . . . 69ff, 73, 83, 101, 110f, 114, 116, 141, 164, 186ff, 209fMetonymie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110, 116, 126, 141, 191, 194ff, 200, 203Metrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 18f, 35, 39ff, 41ff, 54, 82f, 100, 126, 143ff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150, 153ff, 160, 176, 180, 195

Meyer, Conrad Ferdinand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Mondnacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72Morgen Sonnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102Mörike, Eduard . . . . . . . . 37, 39, 41, 43, 51, 56, 118, 123f, 151f 153f, 158, 204Motiv . . . . . . . . . . . . . . 13, 78, 83, 86, 89, 105, 117, 121, 167, 176, 182ff, 208fNatur-Gedicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85Neologismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159Ode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46, 54, 159Oxymoron . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67, 141, 191Paarreim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37, 96 100,151, 180Paradoxon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67, 116, 193fParallelismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124, 141, 162, 198f, 203Parataxe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130Parodie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171Patrouille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27, 58Periphrase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62, 141Personifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72, 101, 165Pleonasmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67, 141, 156Pointe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54Prometheus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67Prophezeiung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132Reim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 18f, 26f, 35, 36f, 39, 47, 49, 54, 82, 95f, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101, 103f, 109, 116, 126, 136, 143ff, 149ff,

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170, 180, 185, 195, 199, 202, 208Reimformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36, 150Reinig, Christa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80f, 172fRhetorische Frage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67, 162, 164fRhythmus . . . . . . . . . . . . 16, 19, 35f, 39, 44f, 49, 54, 96f, 100f, 120, 143ff, 140, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154f, 167, 180, 182Rilke, Rainer Maria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41, 50, 152Satzbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 18f, 28, 35, 56f, 63ff, 66, 84, 100, 120, 125,

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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130, 141, 144f, 150, 162, 182, 199, 202Satzfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19, 56, 64ff, 105, 145Senkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18, 36, 40, 43, 47, 145, 150Septembermorgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Sonett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26f, 53f, 104ff, 128, 130, 148, 158, 184f, 187ffStabreim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37, 151Storm, Theodor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40f, 59f, 160fStramm, August . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27, 57f, 158ffStrom der Zuversicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Strophen aus der Fremde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75Strophenform . . . . . . . . . . . . . . 16, 18f, 53ff, 82f, 89, 103f, 120, 126, 130, 145, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148f, 158, 167, 176, 184, 198f, 195Symbol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69, 73, 111, 147, 206syndetische Reihung (Syndeton) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66, 163Synekdoche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142Tautologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142Terzett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54, 128, 148, 184f, 189Trakl, Georg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74f, 102ff, 168, 190ffTraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59Trochäus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42, 55, 109, 137, 153f, 158, 160Umgangssprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68fVergleich . . . . . . . . . . . . . . . . 55,69, 74f, 92, 99, 101, 103, 127, 133f, 142, 160f, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181, 184f, 196f, 199, 201ff, 207

Versmaß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41, 46, 99, 153Volkslied, Volksliedstrophe . . . . . . . . . . . . . . . 54, 109, 118, 131, 157, 160, 167Vor der Abfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80Wald, Bestand an Bäumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80Weihnachten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60Wiederholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37, 49, 67 96, 141, 181, 196, 206, 210Wiegenlied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78Willkommen und Abschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21, 29Wortfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19, 56f, 61f, 116f 130, 145Wortneubildung (Neologismus) 57, 83, 96, 100f, 137, 159, 161, 171f, 199, 203Wortwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, 19, 26f, 35, 56, 57ff, 84, 96, 103, 120, 130, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137, 144, 149f, 160ff 173f, 180, 188, 199, 202

Zeugma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142Zwei Segel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

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1.1 Was ist überhaupt ein Gedicht? – Merkmale der Gattung kennen lernen

Marie Luise Kaschnitz (1901-1974)Frankfurt

Angst, aber auch die geheime Überzeugung, unser Haus trifft es nicht. GroßeAblenkung durch das Kind, das fröhlich war oder, aus dem Schlaf gerissen,verdrießlich und das bei seiner grundlosen Fröhlichkeit erhalten, aus seinerVerdrießlichkeit durch allerlei Späße und Spiele erlöst werden mußte. DieGeräusche, dieses Sausen, Fegen, Dröhnen und plötzliche Krachen, warenschwer zu ertragen, und was haben wir eigentlich dem Kind gesagt? „Komm,wach auf, Herzchen, wir müssen in den Keller, nimm deine Puppe, die Bär-chen“, und keine weiteren Erklärungen, das Ganze wird als eine lästige Pflichthingestellt: „Der Onkel Hauswart wird böse, der Onkel Blockwart schimpft.“„Rum – Bum“, riefen die Kinder, wenn es in der Nähe eingeschlagen hatte,und klatschten in die Hände, und dort, wo die Brisanzbomben gefallenwaren, wurden anderen Kindern Glieder vom Leib gerissen, oder sie wurdenvon stürzenden Gesteinsmassen erschlagen oder erstickt. Dann endlich dieEntwarnungssirene, dieser herrliche ununterbrochene Ton, und die Väter, so-weit sie vorhanden waren, legten sich die Kinder über die Schulter und stie-gen die Treppen hinauf, da baumelten die Köpfe mit geschlossenen Augen,hatten am nächsten Morgen alles vergessen, wußten von nichts.

Übung 1.1 Welche Situation schildert dieser Text?

Übung 1.2 Um was für einen Text handelt es sich? Welcher Literaturform würden Sieihn zuschreiben? Warum handelt es sich nicht um ein Gedicht?

Marie Luise Kaschnitz hat zum gleichen Thema, wenn auch mit etwas ande-rem inhaltlichen Akzent, einen weiteren Text verfasst:

Marie Luise Kaschnitz (1901-1974)Strom der Zuversicht (1943)

Kommt ein Sommer, da das Sensenläuten Und das Korn, das tief in Reihen fällt, Und die Blitze nicht den Tod bedeuten, Der allmächtig seine Ernte hält.

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1.1 DIE VORAUSSETZUNGEN DER INTERPRETATION

Die Voraussetzungen der Interpretation1

Brisanzbombe: Geschossmit Sprengladung

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DIE VORAUSSETZUNGEN DER INTERPRETATION 1.1

Kommen lange Winter wieder, stille Nächte, die kein Feuerlärm zerreißt, Tage, Jahre, die ein sanfter Wille Ruhig dauern, ruhig gehen heißt.

Steht im Westen noch ein rotes Glühen Wie von Untergang und Blutgericht, Glüht es doch für alle Zeiten nicht;

Wind will wehen, Rosen wollen blühen Mit der Hoffnung heiligem Bemühen Wecken wir den Strom der Zuversicht.

Übung 1.3 Erklären Sie zunächst den inhaltlichen Unterschied zwischen beiden Texten.Wodurch wird der zweite Text zum Gedicht?Schreiben Sie in Form einer Tabelle auf, was Ihrer Ansicht nach zu einem Gedichtgehört.

Das Satzbild eines Textes ist natürlich nicht allein ausschlaggebend für die li-terarische Gattung – schließlich lässt sich jeder Text auf originelle Art undWeise „setzen“, ohne gleich zum Gedicht zu werden.Grob lassen sich neben den im Vergleich der beiden Texte herausgefundenenweitere Merkmale für die Lyrik nennen:

– die Knappheit in der Form – selbst eine 35-strophige Ballade wie BürgersLenore ist kurz gegen einen Gesellschaftsroman mittlerer Länge;

– die besondere Entsprechung von Form und Inhalt;– der Ausdruck von bestimmten Gefühlen oder Stimmungen (aber das

lässt sich schon wieder längst nicht für alle Gedichte sagen).

So zeigt sich, dass es vergleichsweise schwer ist, feste Kriterien für lyrischeTexte zu benennen. Vielmehr hängen die Maßstäbe für eine Untersuchungdavon ab, welche Art Gedicht vorliegt. So wird bei manchen Gedichten diebereits erwähnte Entsprechung von Form und Inhalt ein wichtiges Erken-nungsmerkmal sein, andere Texte, die sich an antiken Vorbildern orientieren,werden an einer festen Form und an bestimmten Motiven zu erkennen sein,wieder andere Texte haben ein persönliches Erlebnis bzw. eine Stimmung zumInhalt – das ist die so genannte Gedankenlyrik. Einen Sonderfall stellt diemoderne Lyrik dar, auf die im Grunde kein Kriterium bindend angewendetwerden kann.

Dass sich das Lyrische so schwer definieren lässt, erleichtert die Interpretation,indem es einen größeren Freiraum bei der Arbeit mit den Texten lässt. Derweite Begriff hat aber auch zur Folge, dass recht viele Aspekte zu beachtensind, je nachdem, was für ein Text vorliegt. Diese einzelnen Aspekte werdenSie im Folgenden kennen lernen.

Die Merkmale herauszu-arbeiten ist ein wichtiges

Anliegen jederGedichtinterpretation.

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1.2 Was heißt eigentlich „Interpretieren“? – Die Aufgabebestimmen

Interpretieren ist eigentlich gar nichts Besonderes. Wir alle interpretieren imAlltag regelmäßig. Lesen Sie die folgende Zeitungsmeldung:

Mit 138 km/h im 250-PS-Auto über den Stadtring

Aus dieser Meldung ließen sich beispielsweise folgende Schlussfolgerungenziehen:

„Eine noch stärkere Kontrolle der Geschwindigkeitsbegrenzung ist vonnö-ten.“

„Wer so rast, ist selbst schuld, wenn ihm etwas passiert. Ich hätte dann keinMitleid.“

„Der Führerschein sollte erst ab 25 oder besser noch ab 30 Jahren erteilt wer-den – dann sind die Fahrer ruhiger.“

„Ich fahre lieber mit dem Fahrrad und dem öffentlichen Personennahver-kehr.“

Alle Schlussfolgerungen, so verschieden sie sind, lassen sich auf den Text be-ziehen. Jede Meinung ist in einem eigenen Verständnis des Textes begründet.Ähnlich ist das auch bei literarischen Texten, zu denen neben erzählenden(Epik) und dialogisierten Texten (Dramatik) auch Gedichte (Lyrik) gehören.Allerdings ist die Interpretation literarischer Texte etwas schwieriger als dasVerstehen einfacher Zeitungsmeldungen. Bei diesen kann man davon ausge-hen, dass sie jeder versteht, sofern es sich nicht um komplizierte Fachtextehandelt. Das ist beim literarischen Text nicht unbedingt der Fall. Da literari-sche Texte künstlerische Texte sind, sind sie verschlüsselter und oft auch rätsel-hafter als Gebrauchstexte aus dem Alltag.

Lesen Sie sich das folgende Gedicht Zwei Segel durch:

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1.2 DIE VORAUSSETZUNGEN DER INTERPRETATION

Steglitz (weso). Verlockt von den250 PS seines japanischen Autosraste am Dienstag Abend ein 20-jähriger Neuköllner mit 138 km/hüber die Stadtautobahn, auf der le-diglich 80 km/h erlaubt sind. Aufdem Sachsendamm stoppte ihneine Polizeistreife. Den Polizistenerklärte der schnelle Fahrer, erhabe den Wagen erst seit zweiTagen, und er wollte ihn „mal aus-

fahren“. Gleichzeitig bat er dieBeamten, von einer Anzeige abzu-sehen: „Bitte machen Sie eineAusnahme. Ich bin in Flensburgwegen Raserei bereits vorbela-stet.“ Das lehnten die Beamten ab.Dem Mann drohen nun Bußgeld,Fahrverbot und vier weitere Punk-te.

(Der Tagesspiegel, 21.8.1997, S. 10)

Das Interpretieren einesliterarischen Textes be-steht aus zwei Bestandtei-len:dem Beschreiben desTextes undder Deutung und einerbegründeten Schlussfol-gerung aus dem Text (Au-torenintention).

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Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898)Zwei Segel (1882)

Zwei Segel erhellendDie tiefblaue Bucht!Zwei Segel sich schwellendZu ruhiger Flucht!

Wie eins in den WindenSich wölbt und bewegt,Wird auch das Empfinden Des andern erregt.

Begehrt eins zu hasten,Das andre geht schnell,Verlangt eins zu rasten,Ruht auch sein Gesell.

Übung 1.4 Wovon handelt dieses Gedicht? Entscheiden Sie sich für eine der drei angege-benen Möglichkeiten und begründen Sie Ihre Meinung.– Das Gedicht beschreibt den Eindruck vom Segeln – Schönheit und Ruhe sind die be-

herrschenden Eindrücke.– Das Gedicht beschreibt die Vorstellung einer idealen Partnerschaft, die vollkommene

Harmonie.– Das Gedicht schildert das Hin und Her des Lebens – machmal geht es schneller und

besser voran, manchmal langsamer.

Übung 1.5 Beantworten Sie die folgenden Fragen zu den vorgeschlagenen Deutungen:– Welche Deutung bezieht sich am unmittelbarsten, am direktesten auf den Text?– Welche Deutungen gehen über den Text hinaus?– Inwiefern haben die Deutungen, die über den Text hinausgehen, dennoch einen Bezug

zum Gedicht?– Warum könnte die Deutung, die sich direkt auf den Text bezieht, zu kurz greifen? Wo

gibt es im Gedicht Anhaltspunkte dafür, dass es nicht um einen kurzen Eindruck vomSegeln geht?

DIE VORAUSSETZUNGEN DER INTERPRETATION 1.2

In literarischen Textengenerell, vor allem aber

in Gedichten, geht es sel-ten nur um das direkt

Dargestellte, sondern umdas, was „dahinter“ steht.Um dies richtig zu verste-

hen und zu deuten, sindeinige Voraussetzungen

nötig:– das Wissen darum, wie

bei literarischen TextenBedeutungsübertragung

funktioniert,– die Kenntnis formalerund sprachlicher Mittelund ihrer Bedeutung fürden Inhalt des betreffen-

den Textes,– Kenntnis des Autors

und seines historischenund biografischen

Hintergrundes,– evtl. Kenntnis des fürden Inhalt des Gedichts

wichtigen Zeithinter-grundes.

Diese Dinge sind wenigerschwierig, als sie auf denersten Blick erscheinen.

Sie können sie in den fol-genden Kapiteln Schritt

für Schritt oder nach ein-zelnen Punkten ausge-wählt trainieren, bevor

Sie im zweiten Teil dieserLernhilfe die zusammen-fassende Anwendung aneinzelnen Beispielen mitje verschiedenen Aufga-benstellungen üben kön-

nen.

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1.3 Was gehört zur Interpretation? – Die Bausteine

Übung 1.6 Prüfen Sie, was Ihrer Meinung nach unbedingt zu einer schriftlichen Ge-dichtinterpretation in Aufsatzform gehört:

Einleitung (Titel, Autor, evtl. Jahr, Thema), Auswendiglernen bzw. -können, Inhalts-angabe, Reimschema, Abschreiben, Vortrag, Rhythmus und Metrum, Wortwahl undSatzbau, Klang, Gedankenfiguren, Erklärung des Inhalts, Darstellung der Biografiedes Autors, Beziehung Inhalt–Form–Gesamtaussage, Strophenform, Gesamtaussage.

Die schriftliche Gedichtinterpretation hat das Ziel, das Verständnis eines lyri-schen Textes in Form eines zusammenhängenden Textes zu dokumentie-ren. Dazu gehört neben einer Untersuchung der inhaltlichen Aussage aucheine eingehende Untersuchung der formalen und sprachlichen Merkmale.Dabei ist auf den inhaltlichen Zusammenhang der einzelnen Teile zu achten.Bei der Interpretation ist es sinnvoll (aber nicht vorgeschrieben), vom Allge-meinen zum Besonderen vorzugehen. Durch eine sich steigernde möglicheZuspitzung der Darstellung kommt man der Bedeutung des Textes am nächs-ten. Die Reihenfolge beim Vorgehen ist generell freigestellt: Meistens wirdempfohlen, zuerst die Textbeschreibung (äußerer Aufbau, besondere Mittelformaler und sprachlicher Art) anzufertigen und darauf die ausführliche Deu-tung des Inhalts zu beziehen. Es ist aber auch umgekehrt denkbar: Man um-schreibt zunächst Thema und Inhalt des Gedichts. Bei einer eingehendenUntersuchung werden die einzelnen Strophen auf Thema, Inhalt und Bezugzur vermuteten Gesamtaussage untersucht.

Im Anschluss an die Untersuchung des Inhalts erfolgt die Analyse der sprachli-chen und formalen Mittel. Dies ist insofern sinnvoll, als der Bezug auf denzuvor dargestellten Inhalt sicherstellt, dass die formale und sprachliche Analy-se nicht zum Selbstzweck wird.

Einer der größten Fehler, die Sie bei der Interpretation von Gedichtenmachen können, ist das unreflektierte Ermitteln und Aufschreiben vonBetonungen, Reimschemata oder Stilfiguren, ohne diese auf den Inhalt zubeziehen. Generell gilt: Formale und stilistische Mittel müssen immer inihrem Bezug auf die inhaltliche Aussage eines Gedichts gesehen werden.

Ganz ohne Wiederholungen kommt man bei eine vollständigen Interpretationnicht aus – z.B. in der abschließenden Zusammenfassung der Aussage. Den-noch gilt natürlich: So wenig Wiederholungen wie möglich!

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1.3 DIE VORAUSSETZUNGEN DER INTERPRETATION

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DIE VORAUSSETZUNGEN DER INTERPRETATION 1.3

Eine komplette Interpretation ist ein vergleichsweise umfangreiches Gebilde.Damit man sich nicht in der Vielfalt der Aufgabenstellungen verliert, könneneinige auf die besonderen Aspekte zugeschnittenen Leitfragen eine sinnvolleHilfe sein.

Übung 1.7 Ordnen Sie die Fragen den einzelnen Abschnitten der folgenden Muster-gliederung zu. Übertragen Sie dabei die Fragen noch einmal in der entsprechenden Rei-henfolge.

Lösung s. S. 144

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1.3 DIE VORAUSSETZUNGEN DER INTERPRETATION

Leitfragen

Wer ist der Autor? Wann wurde das Gedicht geschrieben/ist es erschienen?Worum geht es in dem Gedicht?Was könnte eine mögliche Aussage des Gedichts sein?Wer ist der Sprecher/die Sprecherin/das lyrische Ich in dem Gedicht?Gibt es eine nachvollziehbare, gegliederte Handlung oder handelt es sichum die Wiedergabe eines Gedankens oder eines Gefühls?Verschiebt sich die Aussage gegenüber dem anfänglichen Eindruck?Wie ist die Sprache allgemein zu beschreiben – eher leidenschaftlich oderruhig, eher frohgestimmt oder traurig etc.?Ist das Gedicht traditionell gebaut oder verzichtet es auf den Reim, einfestes Metrum und und einen Aufbau in Strophen?

Für den Fall, dass es sich um ein traditionell gebautes Gedichthandelt:

Gibt es eine feste Zahl regelmäßiger Hebungen und Senkungen?Gibt es einzelne Verse im Gedicht, bei denen die feste Abfolge vonHebungen und Senkungen unterbrochen ist?Folgt das Gedicht einer regulären Strophenform?Gibt es ein bestimmtes Reimschema? Wie ist dies (in Buchstabenfolge)zu notieren?Gibt es einen vorherrschenden klanglichen Eindruck, der durch dieVokal- und Konsonantenverteilung sowie durch bestimmte Klangfigurenerreicht wird?Kommen bestimmte Wortarten besonders häufig vor?Kommen bestimmte Wort- und Bedeutungsfelder besonders häufig vor?In welcher Beziehung stehen sie zueinander?Gibt es eine auffallende Häufung von Frage- oder Ausrufesätzen?Gibt es Auffälligkeiten in der Satzlänge?Wie verteilen sich die Sätze auf die Verse und Strophen? Ist dabei einegewisse Regelmäßigkeit zu beobachten?Weist der Satzbau starke Abweichungen von der „normalen“, grammati-schen Syntax auf? Gibt es auffällig kunstvoll gebaute Figuren zum Ausdruck einzelnerGedanken (Gedankenfiguren)?Ist die Bildhaftigkeit des Textes als stark, mittelmäßig oder schwacheinzuschätzen? Welcher Art sind die sprachlichen Bilder?Sind zum Verständnis des Textes außertextliche Kenntnisse, etwahistorischer Art, vonnöten?Lassen sich Bezüge zur Biografie des Autors herstellen?Wie verhält sich die ermittelte Gesamtaussage zum ersten Eindruck vondem Gedicht?

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DIE VORAUSSETZUNGEN DER INTERPRETATION 1.3

Gliederung einer Gedichtinterpretation

1. Einleitung: Titel, Autor, ggf. Entstehungs-/Erscheinungsdatum,Thema, eventuell erster Eindruck zur Aussage

2. Untersuchung des Inhalts2.1 Struktur, äußerer Aufbau (Strophen, Verse etc.)2.2 Einzelne Strophen: Handlungsgang/zentrale Gedanken

oder Gefühle2.3 Lyrisches Ich2.4 Zentrale Aussage

3. Untersuchung der Form und der Sprache3.1 Metrum und Rhythmus3.2 Reim3.3 Vers und Strophenform3.4 Klang, Lautung3.5 Wortwahl, Wortfiguren3.6 Satzbau, Satzfiguren3.7 Gedankenfiguren3.8 Bildlichkeit

4. Außertextliche Bezüge (historisch, biografisch)

5. Zusammenfassung: Gesamtaussage; ggf. Aktualisierung der Aussage

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2.1 Wie ist das Gedicht inhaltlich aufgebaut? – Den Text er-fassen und zusammenfassen

Warum eigentlich soll man etwas zusammenfassen, wenn der Text doch da-steht?Theoretisch sollte die Interpretation in der Lage sein den Text jemandem zu er-klären, der ihn vorher gar nicht oder nur kaum kennt. Die Inhaltsangabe dientdann dazu, dem anderen einen ersten Überblick über den Text zu verschaffen.Nun ist das in der Schule ja nicht der Fall – der Lehrer kennt das Gedicht, umdas es geht, meistens sehr gut. Dennoch ist eine erste knappe Inhaltsangabesinnvoll, denn sie hilft Ihnen, den Text für sich selbst zu strukturieren, ihnübersichtlicher zu machen und dabei vielleicht schon einige Unklarheiten zubeseitigen. Damit ist die Inhaltsangabe selbst schon ein Stück Interpretation.Durch die Inhaltsangabe wird der im Einleitungssatz angeschlagene sachlich-distanzierte Ton fortgesetzt, der für die Interpretation insgesamt bestimmendist.

Was ist für die Inhaltsangabe von Gedichten zu bedenken? Äußerlich müssen Sie die Grundsätze berücksichtigen, die für alle Inhaltsanga-ben gelten:

– Nennen Sie Zentralgedanken und -figuren.– Beschreiben Sie, falls vorhanden, die Entwicklung, die in dem Text statt-

findet.– Schreiben Sie im Präsens.– Benutzen Sie für Zitate die indirekte Rede.– Schreiben Sie in einem sachlichen Stil, in der 3. Person.– Enthalten Sie sich jeder Deutung und jeder Bewertung des Textes.

Was ist für die Inhaltsangabe von Gedichten zu beachten?Die Interpretation wird eingeleitet von einer sehr knappen Inhaltsangabe, dielediglich einen groben Überblick über Handlung und Personen vermittelt. ImVerlauf der inhaltlichen Analyse wird beim Durchgang durch die Stropheneine etwas ausführlichere Inhaltsangabe vonnöten sein. So verschafft mansich und dem Leser Klarheit über den Gegenstand der Betrachtung. Allerdingsist dabei auf Knappheit und möglichst wenige Wiederholungen zu achten.

Viele Gedichte haben keine nach Einleitung, Hauptteil und Schluss aufgebau-te Handlung, sondern sind Ausdruck von Gedanken und Gefühlen. Stattnach einer nachvollziehbaren Handlungsentwicklung wird man für die Inhalts-angabe nach zentralen Gedanken und Gefühlen suchen.

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2.1 WIE BEGINNEN? – DIE INTERPRETATION GEORDNET ANGEHEN

Wie beginnen? – Die Interpretation geordnet angehen2

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