5/2010: bologna in wien
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über.morgen - die kritisch-unabhängige StudierendenzeitungTRANSCRIPT
die kritisch-unabhängige Studierenden-Zeitungüber.morgen
Martha Eckl (ak) kOMMEN-tIErt hOchschuldIalOg s.9
Foto: ArbeiterkAmmer
ÖffENtlIchkEIt à la BMWf: POlIzEI BEIM PuBlIc sPacE s. 9
BOlOgNa BurN Out: WENN strEss kraNk Macht s. 8
Foto: SAbine WAreykAFoto: AnnA renner
Jahr 2, Ausgabe 5 | Mi 17.3.2010 | Kostenlos
bologna In WIEnDemonstration und Blockaden bei der Bologna-Jubiläumskonferenz S. 4-5
Foto: mArtin Juen
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Was kostet die Welt?
impressum
Auch wenn‘s keinen interessiert
in kürze
block bologna. Capture the flag im Altstadt-labyrinth
„Gemeinsames netzwerk, gemeinsamer kampf“ Der bologna burns Alternativgipfel.
budapest-Wien-Deklaration der minister_in-nenkonferenz
Der fliehende beamer
über.zitat, über.foto
internationale Vernetzung. nächster Alterna-tivgipfel in madrid
neues institutsgebäude temporär besetzt
bologna burn out. Wenn das Feuer in den Stu-dierenden krank macht
Das schwere, fettige Stress-monster
Öffentlichkeit à la bmWF. Polizeikontrollen beim „public space“
Stimmen des Hochschuldialogs: martha eckl, Ak
kontroverse im Depot. Hitzige Diskussion zwi-schen Studierenden und ministerin karl
bologna reloaded: Heisse Luft aus dem minis-terium
ÖVP im Hochschuldialog: „Schönfärberei“ statt Aufinanzierung
Studie zur Demonstration. breite befürwor-tung, aber geringes engagement
Stimmen des Hochschuldialogs kommentiert: Der einfluss der Wirtschaft (WkÖ)
rund um den Gipfel
Auch die Diagonale brennt. ein Abend, ein ki-no, vier Filme
Gustav mahler zurück in Wien
Geschichten aus dem Audimax: bombtracks
Die Sendung mit dem Graus: beruf Wissen-schaftsministerin
Hertha müller schaukelt im burgtheater über hartem Grund
Hund der Woche,
Sudereck
Impressum
medieninhaber & Herausgeber: Verein zur Förderung studentischer eigeninitiati-ven. 1070 Wien. Hermanngasse 2a/332. tel.: +43664 558 77 84, Homepage: http://un-sereuni.at/morgen; redaktion: Verein zur Förderung studentischer eigeninitiativen. 1070 Wien. Hermanngasse 2a/332; redaktionelle Leitung: Anna renner, Clara Gal-listl; Herstellerin: Druckerei Fiona, www.fiona.or.at; Herstellungs- und erscheinungs-ort: Wien; Layout: jaae, axt; Alle rechte, auch die Übernahme von beiträgen nach §44 Abs. 1 urheberrechtsgesetz: © Verein zur Förderung studentischer eigeninitiativen.
Dem Ehrenkodex der österreichischen Presse verpflichtet.
Was kostet die Welt?Das ist eine Frage, die selbst wir nicht beantworten können. Aber dafür können wir eine andere beantworten und zwar, wie viel eine Zeitung kostet: Sie kostet Geduld, viele Stunden intensives Diskutieren, Schreiben, Flyern, Austeilen. Sie kostet Telefonieren, Anheuern, Raum suchen, Laptops ständig ein und auspacken und den Kaffee mit den Freund_innen absagen.
Und sie kostet Geld, damit sie gedruckt werden und auch über.mor gen noch rauskommen kann: Und zwar in einer Auflage, die garantiert, dass auch ihr eines unserer begehrten Exemplare in die Hände bekommt.
Eure Spende sichert nicht nur das regelmäßige Erscheinen der über.morgen sondern – wir sind ja nicht so – auch ein paar Tipps, die wir euch nicht vorenthalten wollen. Einen dieser Tipps, stellen wir euch nun, kostenlos, gra tis aber hoffentlich nicht umsonst vor:
Nachdem ihr die druckfrische über.morgen gelesen habt, könnt ihr sie auch als Sonnenschutz verwenden. Ist es euch nicht möglich in der angenehm schattigen Bibliothek lernen zu dürfen? Sitzt ihr im Park und verbrennt euch die Frühlingssonne die Stirn? Dann breitet einfach die über.morgen über euch aus und ihr werdet von den Strahlen nicht belästigt werden.
Nun im Sinne des Bolognaprozesses: Lernt brav und fleißig, scheißt auf Freizeit und lest die über.morgen!
Für eure Spende danken wir euch! Hier und jetzt, anonym aber herzlich.
[red]
über.inhalt
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über.graus
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Konto: 00074753235 | BLZ: 60000 (PSK) Zweck: über.morgen Alle Einlagen gehen ausschießlich zugunsten des Vereins (Druckkosten).
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Als über.ich habe ich neben meinem BolognaStudium, meinem Nebenjob und diversen unbezahlten Praktika natürlich auch noch die Aufgabe, allerlei Arten von moralischen Fragen zu beantworten. In meinem tiefen Depressionsloch ist mir mein allumfassender Blick über den Tellerrand allerdings abhandengekommen. Ich weiß nicht weiter, ich kann euch nicht mehr helfen, aber eigentlich ist es mir auch egal.
Im Fernsehen kann man sowieso besser leben als in Echt – alles ist so schön bunt und einfach. Den Arbeitslosen hilft Peter Zwegert, den überforderten Müttern die SuperNanny und um die Dicken kümmert sich Sasha Walleczek. Um mich kümmert sich keiner, dabei bin ich auch überfordert und dick.
Doch ich sitze in meinem dunklen Zimmer alleine auf der alten Couch und kaue an einem Stück SalamiPizza, die aufgewärmt und wieder kalt geworden ist.
Keiner mag mich und ich mag auch keinen. Die Unipsychologin sagt, dass ich damit gar nicht so allein bin. Ganz Vielen macht das Studieren keinen Spaß mehr, weil sie näm
lich von Termin zu Termin hetzen und so viel zu tun haben, dass sie gar nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht und was sie eigentlich studieren wollten. Genau wie ich. BurnoutSyndrom nennt sie das.
Ich hab eigentlich gar keine Lust mehr auf das alles. Ich hab nicht mal mehr Lust, mich dagegen zu wehren. Also schwimm‘ ich wie ein toter Fisch einfach mit der Masse mit – nicht mal auf der großen BolognagipfelDemo am Donnerstag war ich. Die Leute aus der Redaktion haben gesagt, es waren sehr viele Menschen da. Und gebracht haben soll‘s auch was.
Aber was geht’s mich an? Naja, egal. Ich bleib einfach mal hier sitzen auf meiner Couch mit meiner Pizza. Vielleicht les‘ ich diese Ausgabe, damit ich doch ein bissl weiß, worum‘s die letzte Zeit so gegangen ist. Am Campus soll ja ein Gegengipfel zur Minister_innenKonferenz gewesen sein...
auch WEnn‘s kEInEnIntErEssIErt:
Buchpräsentation uni Brennt
Das Buch zur Bewegung „Uni brennt. Grundsätzliches – Kritisches – Atmosphärisches.“ ist da! Präsentiert wird es am 18. März, 19.00 Uhr, im Depot (Breite Gasse 3). Im Anschluss wird eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Sind (unsere) Unis noch zeitgemäß? Alternativen, Visionen, Utopien.“ stattfinden.
italienische Botschaft Blockiert
Am 13. März blockierten italienische Studierende zusammen mit Student_innen anderer Länder die Botschaft ihres Landes. Grund dafür war der Beginn eines Prozesses, bei dem 21 Student_innen angeklagt sind. Sie hatten 2009 an landesweiten Demonstrationen rund um den G8 der Universitäten in Turin teilgenommen.
aBschlusspodium des alterna-tivgipfels
Über 500 Teilnehmer_innen nahmen am ofiziellen Abschlusspodium des BolognaAlternativgipfels teil. Dabei wurde resümiert, Perspektiven für die Zukunft der Protestbewegungen diskutiert und die Notwendigkeit einer transnationalen Vernetzung betont.
kÜrZEIn
über.ich
Blockade-Bilanz i: polizei
Die Rechtshilfe berichtet von fünf bestätigten Verhaftungen bei den Blockaden nach der Demonstration. Die Polizei setzte außerdem bei mindestens zwei Gelegenheiten Pfefferspray gegen die Aktivist_innen ein.
lichtertanz gegen rosenkranz
Donnerstag, 25. März, findet um 19.00 Uhr der Lichtertanz gegen Rosenkranz am Ballhausplatz statt, „weil es keinen Platz für rassistische Politik geben darf“. Informationen auf www.lichtertanz.at.
augartenspitz geräumt
Am 8. März wurde der Augartenspitz nach drei Jahren Besetzung von der Polizei geräumt und mit Bauarbeiten begonnen. Auf dem Gelände soll ein Konzerthaus für die Wiener Sängerknaben gebaut werden.
road map: Brüssel und madrid
Die nächsten Termine der Protestbewegung sind der Alternativgipfel in Brüssel am 25. März (www.spring2010.eu) und der Gegengipfel in Madrid von 8. bis 14. April (www.bolognaburnsmadrid.org).
üBer.morgen sucht dich!
Die über.morgen sucht immer neue Mitarbeiter_innen. Ob Autor_innen, Grafiker_innen oder Layouter_innen, wir brauchen euch alle. Interessierte melden sich bitte unter [email protected].
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block bologna!CAPture tHe FLAG im ALtStADtLAbyrintH„ich weiß, dass es hier draußen kalt ist – aber in euren herzen ist es heiß!“, heizt hubsi kramer vom Bühnentruck aus der men-ge ein. „eure Bildungszukunft ist die von systemtrotteln – wenn ihr euch nicht wehrt! es ist eure zukunft, euer leben – oder euer tod!“, legt er mit sich überschlagender stimme noch ein schäufelchen pathos nach – begeisterte Jubelrufe und freneti-scher applaus sind die antwort.
Rund 3.500 Studierende haben sich gegen 15 Uhr am Westbahnhof eingefunden. Studierende aus Deutschland, Frankreich, Spanien, der Türkei und anderen Teilen Europas sind dabei. Um halb fünf setzt sich der Zug in Bewegung. Das Ziel: Die Hofburg.
Die Menge wird immer größer, an die 10.000 Leute sind sicher nicht zu hoch geschätzt. Gegen halb sieben ein historischer Moment: Die Parlamentsrampe wird erstürmt. Flatternde UniBrenntFahnen neben der Pallas Athene. „Wessen Parlament? – Unser Parlament!“, stimmt die Menge ein. Die Polizei wird nervös: An die 40 weißbehelmte Exekutivbeamt_innen joggen, begleitet von Buhrufen, die Rampe hinauf, um das Parlamentstor zu sichern.
Lautstark bahnt sich der Zug schließlich seinen Weg bis zum Burgtor, wo die BolognaBurnsOrganisation die Demonstration offiziell für beendet erklärt. Es folgt die Ankündigung der BlockadeAktionen: „Wir handeln deeskalativ. Von uns wird keine Aggression gegen die Polizei ausgehen.“
Minister_innen blockieren
Der Plan sieht vor, die 47 BolognaBildungsminister_innen am Einreisen zu hindern. Die Devise: Block Bologna! Dann geht alles ganz schnell: Sechs Blockadegruppen, sechs Fahnenfarben, sechs Ziele. Ich bin in Gruppe 1 in Richtung Innenstadt. Wir spielen mit der Polizei in FollowtheFlagManier Fangen im Altstadtlabyrinth: Gehen, laufen, hastig errichteten Polizeiblockaden auswei
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über.thema
Das Spiel ist aus. Keine zwei Minuten später sind nur noch eine handvoll Demonstrant_innen übrig geblieben. „Baba! Servas!“, scherzen uns die sichtlich erleichterten Polizisten hohnvolllächelnd nach. Darauf dreht sich ein Typ neben mir um, hebt beide Hände zum Abschiedswinken und setzt mit breitem Grinsen gelassen nach: „Gute Nacht und bis zum nächsten Mal!“
e i n d r ü c k eDas rosa Werbebunny vor Tally Weill findet die Demo „Eh ur geil! Die meisten, die da mitgehen haben ja Recht!“
Zwei Verkäuferinnen vor ihrem TchiboLaden: „Es ist zwar laut, aber ihr habts sicher Recht. Angst um unser Geschäft haben wir nicht. Und die Musik gefällt uns auch!“ Da stürmen zwei junge Konsumentinnen aus dem Geschäft an uns vorbei: „Scheiße finden wir das! Das müssen Sie sagen!“ „Gut, dass Sie die nicht gefragt haben, was sie von der Demo halten.“, lächelt mir die Verkäuferin ruhig ins erstaunte Gesicht.
Im McDonald‘s antwortet der Verkäufer auf meine Bestellung: „Weißt, immer, wenn Demo is, muss ich arbeiten!“ „Würdest du mitgehn?“ „Ja natürlich!“ Und während der HipHop Wagen draußen auf der Straße vorbeifährt ruft seine Kollegin, zwei Cheeseburger in der einen Hand, die andere erhoben: „Lauter die Musik!“
chen, stehen bleiben und per Funk Strategien besprechen. Spielregeln: Einkesselung durch Polizei verhindern und Zielpunkt erreichen, sonst: Game over.
Neun Uhr, Schwedenbrücke: FranzJosefsKai besetzt: Ziel erreicht. Weiter hinten in der Autoschlange: „Die sollen doch studieren!“ – „Normalerweise solltest denen allen miteinander in die Goschn haun!“ – „Des interessiert ka Schwein do!“, schreit ein anderer mit hochrotem Kopf in sein Handy – „I bin scho ganz haß oida „ – Polizeisirenen.
Dann ein Motivationstief: Die italienische Delegation aus Bologna – welch Ironie – also fast die gesamte orange Gruppe, beschließt nach Hause zu gehen. Die Blockade löst sich auf. Allein schlendere ich zur Uni – hier wird noch blockiert! Rund 200 Demonstrant_innen mit grünen Fähnchen. Vor der Uni wird ein Clown von der Polizei festgenommen.
Es geht zum Burgtheater. Es gilt die Zufahrt zur Burg zu blockieren. „Kette halten!“, wird hektisch gebrüllt, als gegen 23 Uhr an die 20 Polizeibusse einfahren. Die sichtlich aggressiven WEGALeute stellen ihre Reihen auf. Ein Polizist schreitet die „Schlachtreihe“ ab und gibt letzte Instruktionen. Die Beamten ziehen die Helmvisiere runter.
Wir sind entschlossen, die Kette zu halten. Plötzlich die MegaphonAnsage eines Delegierten: Das Blockadeziel sei erreicht, das BolognaParkett wurde verzögert.
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budapEst-WIEn-dEklaratIon Der miniSter_innenkonFerenzDer Europäische Hochschulraum sei nun wie angestrebt verwirklicht. Mit diesem Statement der nunmehrigen 47 Minister_innen (Kasachstan ist nun offiziell Mitglied des BolognaProzesses) beginnt die BudapestVienna Declaration. In den folgenden Abschnitten wird das Bekenntnis zu den grundlegenden Zielen des BolognaProzesses und jenen, die im Kommunikee von Löwen 2009 festgelegt sind, erneuert.
Die Vereinheitlichung des Hochschulraums habe dazu geführt, dass das europäische Hochschulwesen und die BolognaStrategie, wie 1999 angestrebt („worldwide degree of attractiveness“), internationales Aufsehen und Interesse hervorgerufen hätten.
Die Minister_innen entnehmen den Stellungnahmen der acht beratenden Mitglieder auch, dass „institutions of higher education, staff and students increasingly identify with the goals of the Bologna Process“.
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„gEmEInsamEs nEtZWErk, gEmEInsamEr kampf“
Der boLoGnA burnS ALternAtiVGiPFeL
„Nach diesem Wochenende denke ich nicht zuerst an Ökonomisierung oder Verschulung der Hochschulen, wenn ich das Wort ‚Bologna‘ höre, jetzt denke ich an ein gemeinsames Netzwerk und den gemeinsamen Kampf gegen Bologna.“ So geht es wohl nicht nur den Organisator_innen des Alternativgipfels, sondern auch vielen der über 2000 Alternativgipfel und Workshopteilnehmer_innen.
Die theoretische Auseinandersetzung mit dem BolognaProzess fand vor allem in der Podiumsdiskussion am Freitag Abend Platz, etwas facettenreicher wurde in den Workshops diskutiert.
Die große internationale Beteiligung ermöglichte einen Austausch von Informationen und Erfahrungen und zeigte klar, dass sich die Probleme in den Ländern des europäischen Hochschulraums sehr stark ähneln, und gemeinsame Lösungen erarbeitet wer
den müssen. Genau darauf lag dann auch der Fokus beim Podium am Samstag Abend, bei dem der Aktionismus im Vordergrund stand.
Nach zwei intensiven Tagen im Internationalen Austauschforum war der Wunsch nach einem gemeinsamen Statement groß. So wurde von einigen Alternativgipfelteilnehmer_innen in vier wesentlichen Punkten formuliert, wie es mit der Bewegung Bologna Burns nach dem Alternativgipfel in Wien weiter gehen soll.
Die Kritik an dem BolognaProzess wurde verschriftlicht, gemeinsame europaweite Forderungen formuliert und die Bewegung als eine transnationale, antirassistische und antisexistische Bewegung definiert.
Außerdem wurde auf die nächsten Treffen in Bochum und Madrid hingearbeitet und die Idee eines International Day of Action
laut. Eine gemeinsame Webplattform soll in Zukunft dem (Informations)Austausch und dem Planen von Aktionen dienen.
Alles in Allem ein interessantes und wichtiges Wochenende das jedoch lediglich der Anfang war.
[roro]
Daneben finden aber auch die Studierendenproteste und Probleme der Umsetzung Erwähnung. Die Unterzeichner_innen bekennnen sich: „We will acknowledge and
will listen to the critical voices raised among staff and students“.
Die im Vorfeld formulierte Forderungen der „European Students Union“ als Studieren
denvertretung wurden im Kommunikee relativ stark berücksichtigt. So wird die zentrale Rolle der akademischen Gemeinschaft anerkannt, und deren verstärkte Einbindung bei der Umsetzung der BolognaZiele betont. Außerdem heben die Minister_innen die Wichtigkeit des „studentcentered learning“ hervor und bekennen sich zu einem verstärkten Engagement bei der Umsetzung der sozialen Dimension.
Weiters wird festgehalten, dass Hochschulbildung und damit ihre Finanzierung auch in Zeiten schwieriger Wirtschaftslagen in öffentlicher Verantwortung lägen.
Längerfristig solle es verstärkte Kooperation und Informationsaustausch zwischen den Mitgliedsstaaten geben. Diesbezügliche Methoden zu erarbeiten, wird der BFUG (Bologna Follow Up Group) anvertraut.
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Die andere Hypothese, dass Protestierende den Beamer einfach mitgenommen haben könnten, ist zum einen wegen ihrer Banalität, zum anderen wegen unseres Verdrängungszwanges, jemand könnte tatsächlich auf so eine depperte Idee gekommen sein, verworfen worden.
Daher: Lieber Beamer, ohne dich ist die Vorlesung so fad, komm bitte wieder zurück in den Hörsaal – am Besten noch vor über.morgen, sonst werden wir bös‘.
Die über.morgen verurteilt den Diebstahl des Beamers und möchte sich ausdrücklich von solchen sinnlosen wie eigennüt-zigen Aktionen distanzieren.
dEr flIEhEndE bEamEr oDer Die PSyCHoLoGiSCHe SiCHt Der DinGe
[arr]
über.kurioses
Böse in Person. Dem ist es nämlich gelungen, in die Gänge des Vatikan vorzudringen, und der Kirche zu schaden. Das behauptet zumindest Pater Amorth in der britischen Times.
“ALL eViL iS Due to tHe IntErvEntIon of thE dEvIl, inCLuDinG paEdophIlIa.” „Alles Böse ist verursacht durch den Teufel, einschließlich der Pädophilie.“
[sud]
Noch schweigt der Papst zu den Vorwürfen. Jene Vorwürfe nämlich, welche katholische Priester des Kindesmissbrauchs bezichtigen. Der vatikanische Hauptexorzist Gabriele Amorth hingegen weiß ganz genau, wer schuld ist an allem. Der Teufel nämlich – das
der besagte Beamer ist anscheinend in der nacht vom 10. auf den 11. märz aus dem hörsaal 2 im nig entflohen. Wir vermuten stark, dass er aufgrund von überlastung an einem Burn-out-syndrom zu leiden hatte und deshalb das Weite gesucht hat.
11. März, etwa gegen 21.00 Uhr. Die Blockadegruppe 5 trifft eine weitere Absperrung durch sechs Polizist_innen in der Renngasse.
Die Situation, die zunächst gleich wirkt, wie viele andere Begegnungen mit der Polizei in dieser Nacht, kippt allerdings sehr schnell: Eine Person des Demonstrationszuges zerrt an dem Tretgitter vor den Polizist_innen. Die Demonstrierenden weichen zurück, als ein Polizist die Pfeffersprayflasche zückt und ohne jegliche Ankündigung gezielt einsetzt.
Er trifft vier Aktivist_innen, die selbst nicht provoziert hatten. Ihre Augen schwollen stark an, sehen konnten sie für eine halbe Stunde nichts mehr.
Die Polizei kann ihnen auch nicht helfen. Ein Sanitäter, der bei einem Einsatz zur Stelle sein müsste, befand sich nicht Vorort.
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pfEffErsprayÜber.Foto: vErhaftung
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Sie seien anlässlich der Minister_innenkonferenz 2009 bereits in Löwen gewesen, so Segundo Gonzales, einer der Angereisten. Allerdings sei die Atmosphäre dort ganz anders gewesen. “There was no organization, no big student movement”, erklärt er und fügt schmunzelnd hinzu: “Here it is nicer”.
Sie sind hier, um durch ihr Engagement ihren Unmut über den BolognaProzess auszudrücken. Daneben sei er, Segundo, aber auch gekommen, weil er erfahren habe, dass es hier eine starke Protestbewegung gibt.
Außerdem wollen sie aber auch Kontakte knüpfen, bereits bestehende Netzwerke stärken und Leute aus anderen Ländern für ihre Sache mobilisieren. Denn in der Hauptstadt Spaniens (“We have a movement which is very similar to this one”) ist für April ein Gegengipfel parallel zu jenem der europäischen Bildungsminister_innen geplant.
Die Organisator_innen, laut Segundo um die 200 Student_innen, hofften ähnlich viele Leute mobilisieren zu können wie ihm Jahr davor, als es aufgrund eines von der Regierung verabschiedeten Reformplans (“Plan Bolonia”) zu umfangreichen Demonstrationen und Besetzungen gekommen war. Damals sei es gelungen, um die 10 000 Menschen zu mobilisieren. “It was a very, very big movement”, wie er betont. Zu Beginn dieses Jahres sei die Gruppe der Protestierenden aber merklich geschrumpft. Dennoch ist Segundo optimistisch: “If we work hard we can achieve again the movement of the last year.”
Informationen zum Gegengipfel (8.14. April) gibt es unter www.bolognaburnsmadrid.blogspot.com oder auf Anfrage per Mail: [email protected].
IntErnatIonalE vErnEtZungnäCHSter ALternAtiVGiPFeL in mADriD
Zeitgleich mit der Hörer_innenvollversammlung der Politikwissenschaft wurden am Mittwoch den 11. März gegen 20.00 Uhr im NIG (neues Institutsgebäude) der Hörsaal I im Erdgeschoß und Seminarräume des Instituts Politikwissenschaft besetzt.
Innerhalb kürzester Zeit wurde über Facebook und Twitter mobilisiert sowie ein LiveStream aus dem besetzten Hörsaal organisiert. Während im Hörsaal I ein großes Plenum der Besetzer_innen stattfand, wurden die kleineren Seminarräume mit Musik und Videos bespielt.
Gegen 8.00 Uhr morgens verließen die Aktivist_innen das Gebäude freiwillig, um sich auf dem Campus auf die Demonstration, die Blockaden und den Alternativgipfel vorzubereiten. Einige Besetzer_innen verschliefen
allerdings den Abzug. Sie wurden von Securities geweckt und zum Gehen aufgefordert.
In der Nacht der Besetzung kam es zu kleineren Sachschäden. Außerdem wurde ein Beamer aus dem Institut Politikwissenschaft gestohlen. Durch den frühen Auszug konnten alle Lehrveranstaltungen stattfinden.
Auf den Vereinbarungen mit der Universität Wien über den Alternativgipfel hatte die Aktion keinen Einfluss. Alle Räumlichkeiten am Campus konnten wie geplant genutzt werden. Wegen des großen Andrangs aus dem Ausland wurden sogar zusätzliche Räume von der Universität angefordert und auch genehmigt.
neueS inStitutSGebäuDe tEmporär bEsEtZt
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über.bildung
der protest ist international. so reiste, unter anderen, eine gruppe spanischer stu-dent_innen an, um an den demonstrationen, Workshops und veranstaltungen rund um den alternativgipfel teilzunehmen.
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zeitgleich mit der hörer_innenvollversammlung der politikwissenschaft wurden am mittwoch den 11. märz gegen 20.00 uhr im nig (neues institutsgebäude) der hör-saal i im erdgeschoß und seminarräume des instituts politikwissenschaft besetzt.
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• Nimm deine depressive Blockade ernst. • Gönn’ dir Entlastung. Schalt‘ mal einen Gang zurück. • Analysiere differenzierter: Was kann ich machen und was nicht? • Step by Step. Erledige eins nach dem anderen. • Ein regelmäßiger Lebensrhytmus schafft freie Räume. Aufstehen, Frühstücken, Mittagessen, Abendessen, Schlafen. • Verbring Zeit mit deinen Freund_innen in vertrautem Umfeld. • HUMOR :) • Lass‘ Tränen zu, wenn du noch weinen kannst. Erhaltene Gefühle sind Lebenszeichen im depressiven Vakuum. • Zwing dich nicht zu Neuem. Altbewährtes funktioniert auch.
• Unterbrich aufkommende Zweifel durch verbliebene Interessen: Fernsehen, Lesen, Kochen, Sport, Musik,... • Profitiere von den Erfahrungen anderer Leute. Rede drüber! • Nutze (Tagebuch) Notizen als Hilfe zur Selbstbesinnung. • Tu‘ jeden Tag etwas (irgendetwas) für deinen Körper. Dann spürst du dich wieder. • Iss und trink! Gönn‘ dir mal dein Lieblingsessen und den teureren Pagosaft. • Was teilt mir diese körperliche Botschaft mit? • Was muss sich in meinem Leben ändern, damit ich wieder Spaß an der Arbeit habe? [nach Daniel Hell: Welchen Sinn macht Depressi-on?, rororo 2006]
k o m m e n t a r
Wer viel zu erledigen hat, muss nicht gleichzeitig unter Stress leiden. Zeit haben wir alle. Nur müssen wir entscheiden, wofür wir uns die Zeit nehmen. Stress per se ist nichts Schlechtes. Es gibt den „guten“ Stress, das Adrenalin, das uns zu Höchstleistungen anspornt. Daneben jedoch lauert ganz leise und gemein der Stress, der uns lähmt und fertig macht. Wer im UniAlltag nicht immer wieder zu sich selbst zurückkehrt, erliegt leicht dem schweren, fettigen StressMonster.
Stress ist Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen und der persönlichen Leistungsfähigkeit, heißt es in der BurnOutProphylaxe.
Studierende haben ein großes Problem: Studieren wird weitflächig nicht als Arbeit akzeptiert. „Geht’s was hackeln!“ ist ein häufiger Vorwurf an Mitglieder der unibrenntBewegung. Diese Einstellung führt direkt in den Stress. Wer kennt nicht das Gefühl, ständig zu wenig und nichts richtig zu machen? Das Rad dreht sich immer schneller. Studium, Praktikum, Job. Dann soll da noch irgendwo Zeit für Freunde und Entspannung sein?
Ja, weil es muss. Wenn ich mir meine Freiräume nicht nehme, habe ich keine. Stress kommt von selbst, man muss ihn nicht noch künstlich verstärken. Da lieber mal denken: Fuck it all. Ich fahr‘ jetzt weg.
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bologna burn out: Wenn DAS Feuer in Den StuDierenDen krAnk mACHt
k o m m e n t a r
Könnte man zumindest meinen. Die ewigen Klischees von den „faulen Student_innen“, die nur so vor sich hin in den Tag hineinleben, entsprechen längst nicht mehr der Realität und haben ihr womöglich auch nie entsprochen.
Nicht nur, dass sich die Student_innen von heute gegenüber ihrem Umfeld und auch der österreichischen Politik gegen dieses Klischee zu Wehr setzen müssen, sondern sie haben noch mit ganz anderen Dingen zu kämpfen. Neben Anmelde und Einreichfristen, Prüfungs und Abgabeterminen, ist auch noch monatlich die Miete fällig. Neben Seminararbeiten schreibt man auch Bewerbungen für
großteils unbezahlte Praktika. Diese machen sich zwar gut im Lebenslauf, bringen Erfahrung, jedoch keinen vollen Kühlschrank. Ein Studium ist zum Luxusgut avanciert, das sich nicht einmal genießen lässt. Verschulte Systeme, lächerlich kurze Einreichfristen, intolerante Professoren und Arbeitgeber können einem den Spaß am Studieren und das Interesse am Fach gründlich zunichte machen.
Zeitmangel erlaubt es nicht, sich mit Themengebieten genauer auseinanderzusetzten; Geldmangel erlaubt es nicht, sich die Zeit dafür zu nehmen. Und Freizeit kennen manche Student_innen gar nicht mehr. Die wird nämlich genutzt um sich das Studium zu finanzieren, Arbeiten zu schreiben und zu lernen. UniAlltag ist für viele nur mehr Stress
pur. Sie hetzen zwischen Arbeit, Lehrveranstaltungen und Bibliotheken hin und her um allem und jedem gerecht zu werden. Sie selbst bleiben dabei oftmals auf der Strecke. Kein Wunder, dass heute mehr Studierende als je zuvor unter Versagensängsten leiden und nahe am BurnOut sind. Hinzu kommt noch die Sorge um die Zukunft. Eine Absage nach der anderen ist selbst für die hoffnungsvollsten Optimist_innen nicht leicht zu verkraften und führt schnell zu Selbstzweifel und zum Zweifel an der Studienwahl. Auf der BeSt wird einem sowieso geraten, wenn nicht im Hauptfach, dann doch zumindest nebenbei noch Wirtschaft zu studieren. Ein Unterfangen, dass die Probleme wohl auch nicht lösen wird.
ein neues sommersemester ist angebrochen und bringt auch gleich erste wärmende sonnenstrahlen mit sich. Wie gut, dass die prüfungszeit vorbei ist, die neuen lehrveranstaltungen noch nicht voll im gange sind. so könnten herr und frau student_in zum ausklang des Winterschlafes in aller ruhe diese frühlingsvorboten und das studentenleben genießen.
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[cgal]
1 Der Zwang, sich zu beweisen
2 Verstärkter Arbeitseinsatz; 150 % geben
3Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse
4Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
5Umdeutung von Werten: Nach welchen Prinzipien lebst und arbeitest du?
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Es wird mehr Energie in Arbeit gesteckt, als an Anerkennung etc. wieder herauskommt. Dadurch erlebt man Arbeit als ermüdend, frustrierend
7 Verstärkte Verdrängung von Problemen
8 Sozialer Rückzug
9Emotionale Verhärtung. Du arbeitest nur mehr das Notwendigste und beginnst deine Arbeit zu hassen
10Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit
11Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit sinkt
12 Widerwillen gegen alles.
13Völlige Erschöpfung – Krankheit (Bluthochdruck, Herz)
burnout: das krankhEItsbIld
lass dIr ZEIt! WEgE aus dEr dEprEssIon
DAS StreSS-monSter
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g a s t k o m m e n t a r
Das Positive zuerst: Aus Sicht der Arbeiterkammer (AK) war es höchst an der Zeit, dass die brennenden Probleme im Hochschulbereich endlich unter Einbindung aller Betroffenen sowie Interessengruppen diskutiert werden, und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird.
Diese Strategieänderung des Wissenschaftsministeriums ist eine positive Folge der Studierendenproteste. In den letzten Jahren war es eher üblich, mit den hochschulischen „Stakeholdern“ jeweils getrennt zu kommunizieren. Bei den außeruniversitären Interessenvertretungen wurde erfahrungsgemäß meist nur an die Arbeitgeber_innenseite gedacht.
„vErmIschtE“ EIndrÜckE und anlIE-gEn aus arbEItnEhmEr_InnEnsIcht
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S t i m m e n d e S H o c H S c H u l d i a l o g S : m a r t H a e c K l
Für die AK ist der Hochschuldialog nun eine gute Gelegenheit, zentrale Arbeitnehmer_innenAnliegen wie die Verbesserung der Studienbedingungen von berufstätigen Studierenden, eine stärkere soziale Durchlässigkeit im Hochschulsystem (z.B. mehr Studienchancen für Personen ohne traditionelle Matura, Verbesserung des Stipendiensystems) oder die Beachtung von Berufsperspektiven bei der Studienplangestaltung zu thematisieren.
Allerdings ist diese Aufgabe nicht leicht zu bewerkstelligen: Zum einen prallen verschiedene „Welten“ aufeinander – dies betrifft nicht nur z.B. die unterschiedliche Problemsicht von Studierenden und Rektor_innen (es sind hier die Privatuniversitäten und Fachhochschulen „mitgemeint“,
bei denen es bereits Rektorinnen gibt!), sondern auch jene von Universitäten, Fachhochschulen oder Pädagogischen Hochschulen.
Zum anderen wird zwar vielfach eine „faktenbasierte“ Debatte gefordert, diese tatsächlich zu führen, ist aber schwierig, weil es zu wichtigen Fragen noch gar keine Erhebungen oder Zahlen gibt (z.B. Finanzströme Lehre/Forschung) und das Ministerium bei der Bereitstellung von Unterlagen (z.B. Studien, aktuelle Studierendenzahlen) sehr zögerlich agiert.
Aufgrund der bisherigen „Dialog“Erfahrungen ist es fraglich, ob der Zeitplan, wonach bis Juni bereits Endberichte vorliegen sollen, tatsächlich eingehalten werden kann. Aus AKSicht ist der Dialog aber letztendlich nur
dann als gelungen zu bezeichnen, wenn sich die Politik ernsthaft mit den Ergebnissen auseinandersetzt, und insbesondere notwendige Verbesserungen für die Studierenden (z.B. Maßnahmen zur leichteren Vereinbarkeit von Studium und Beruf) unter Bereitstellung der entsprechenden Ressourcen – bald umsetzt!
Martha Eckl nimmt als Bildungs-expertin der Arbeiterkammer am Hochschuldialog teil.
über.politik
um 13.30 uhr, fünf stunden vor dem offi-ziellen ende, verließen die aktivist_innen der protestbewegung den „public space“ der Bologna-Jubiläumskonferenz in der Wiener hofburg. zuvor hatten sie ent-deckt, dass polizei und securities men-schen ohne offizieller akkreditierung den zutritt verweigert hatten.
„Erst das Polizeiaufgebot und dann die Ausweiskontrollen. Die Veranstaltung war eine reine Farce,“ kritisiert Philipp von der zuständigen Arbeitsgruppe der Protestbewegung.
Christina Kasess vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung führt die Kontrollen auf ein „Missverständnis“ bei der Wachablöse zurück. Sie ist zufrieden mit der Veranstaltung und freut sich über die „angeregte Diskussion“ beim Besuch der Ministerin.
Sowohl die wenigen Besucher_innen als auch Delegierte der Minister_innenkonferenz äußerten sich ihm gegenüber enttäuscht vom
ÖffEntlIchkEIt à la bmWfPoLizeikontroLLen beim „PubLiC SPACe“
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„public space“, sagt hingegen Philipp.
Von Öffentlichkeit war im Schatzkammersaal der Hofburg tatsächlich nicht viel zu sehen. Ein spärlich beschildeter Weg führte zu ei
nem Treppenaufgang mit einer geschlossenen Tür. Dahinter wurde man erst einmal von zwei Polizisten begrüßt.
Der Andrang der „interessierten Öffentlichkeit“ war dementsprechend enden wollend. Wissenschaftsministerin Beatrix Karl diskutierte bei ihrem Auftritt fast ausnahmslos mit den geladenen Expert_innen und Vertreter_innen der ÖVPnahen Aktionsgemeinschaft.
„Der BolognaProzess ist sehr erfolgreich, auch wenn es Probleme bei der Umsetzung gibt“, sagte Karl in ihrem Eingangsstatement. Auf die Frage nach den nächsten zehn Jahren des Europäischen Hochschulsektors hoffte sie, dass er dann „sehr erfolgreich“ sei.
„Die Veranstaltung ist in die Hose gegangen“, sagt Juliane Soyka von der ÖH. Die Lage sei völlig ungeeignet und das Ganze „Augenwischerei“ und eine „Alibiaktion zur Beschwichtigung“ der Bildungsproteste.
10 über.politik
Eigentlich sollte das SemperDepot ein Ort der Zusammenkunft werden. Doch es kam anders. Durch ihr Festhalten an Zugangsbeschränkungen für die Hochschulen sorgte die Ministerin schon im Vorhinein für Unmut bei den Studierenden, welche sie mit Buhrufen und Pfiffen empfingen.
Die Hoffnungen Karls zu einem „konstruktiven Dialog“ ließen die Anwesenden relativ kalt. Sie machten ihrem Unmut Luft und deponierten ihre Kritik am Bolognaprozess
kontrovErsE Im dEpot HitziGe DiSkuSSion zWiSCHen StuDierenDen unD miniSterin kArL
[sud]
Die Aktivist_innen der AG Mittwoch der unibrenntBewegung lehnen das als „statistische Schönfärberei“ ab. Grundsätzlich herrsche aber unter den Teilnehmer_innen des Arbeitsforums der Konsens, dass der tertiäre Sektor zusätzliche Mittel „in beträchtlichem Ausmaß“ benötige.
Daher sehen sie im Arbeitsforum Finanzierung die Möglichkeit, die Forderungen nach zusätzlichen Mitteln „mit einem konkreten Umsetzungsplan zu verbinden“.
In der letzten Sitzung haben sich die Teilnehmer_innen des Arbeitsforums auf eine Empfehlung geeinigt, bis 2020 die Ausgaben für den tertiären Sektor auf 2% des BIP zu erhöhen.
Övp Im hochschuldIalog „SCHÖnFärberei“ StAtt AuSFinAnzierunG
die Wissenschaftssprecherin der Övp, katharina cortolezis-schlager, hat im arbeitsforum finanzierung des hochschuldi-alogs vorgeschlagen, vorhandene ausgaben für Weiterbildung (life-long learning) in das Budget für den tertiären sektor mit einzurechnen. dadurch sollen die angestrebten 2% des Bip er-reicht werden.
Nun sollen die Herkunft der Mittel und weitere Themen wie Studienplatzfinanzierung besprochen werden.
Die Aktivist_innen der AG Mittwoch kritisieren außerdem, dass, trotz Einladung, kein_e Vertreter_in des Finanzministeriums am Arbeitsforum Finanzierung teilnimmt, und fordern Wissenschaftsministerin Beatrix Karl erneut auf, den Hochschuldialog ernst zu nehmen.
“Eine notwendige Voraussetzung für einen etwaigen Erfolg ist, dass der Hochschuldialog auch tatsächlich ernst genommen wird, was im Moment – angesichts der Aussagen der Wissenschaftsministerin nicht der Fall zu sein scheint.”
[jaae]
„bologna rEloadEd“
HeiSSe LuFt AuS Dem miniSterium
k o m m e n t a r
Recht viel mehr als heiße Luft enthält das „10PunkteProgramm“ bei genauerem Hinsehen nicht. Wie üblich ist von „Arbeitsgruppen“ und „TaskForces“ die Rede, deren Ergebnisse am Ende wohl wieder ignoriert werden. Durch „vertiefende Problemanalyse“ und die „Erarbeitung von Richtlinien“ wird eine konkrete Stellungnahme vermieden und wichtige politische Fragen erneut an zahnlose Institutionen ausgelagert.
Interessant ist, dass die heilige Kuh der universitären Autonomie hier offensichtlich nicht die gewünschten Erfolge gebracht hat, wenn dann erst recht wieder Richtlinien und Vorgaben erarbeitet werden müssen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Durch solche Richtlinien wird aber nicht das zugrunde liegende Problem, sondern lediglich das Symptom bekämpft.
Die schlechte Implementierung des BolognaSystems ist nämlich hauptsächlich eine Folge der katastrophalen Unterfinanzierung der Universitäten. So wurde die Reform als Möglichkeit gesehen, Sparmaßnahmen umzusetzen, wie es sich beispielsweise in Studieneingangsphasen und Erweiterungscurricula ausdrückt
Diese Auffassung ist „oben“ leider noch immer nicht angekommen. Dass im neuen Sparpaket der Regierung (das immer mit dem wunderschönen Euphemismus der „ausgabenseitigen Budgetsanierung“ umschrieben wird) das Budget des Wissenschaftsministeriums um weitere 1,3 Prozent gekürzt wird, drückt das vollkommene Unverständnis der Regierung für die Notwendigkeit einer ausreichenden Hochschulfinanzierung aus.
Aus Mangel an konkreten Lösungsvorschlägen für die zahlreichen Probleme an den Universitäten hat Wissenschaftsministerin Beatrix Karl am Freitag dem 12. März in einer Aussendung die schwammigen rhetorischen Ablenkungsmanöver der letzten Wochen zusammengefasst und verkauft sie unter dem Namen „Bologna reloaded“ als vermeintlich neuen Anlauf.
Wir brauchen kein „Bologna reloaded“ sondern eine BolognaRevolution!
[nim]
Wien – am 4. märz fand im semper-depot die „akademische fragestunde“ statt, in welcher sich die Wissenschaftsministerin Beatrix karl den unzufriedenen studie-renden stellte.
und dem Ministerium direkt bei der Verantwortlichen.
Die Forderungen der Ministerin nach Zugangsregelungen und „klaren Empfehlungen für die Studienpläne“ stießen auf harsche Kritik. Nachdem Karl einigen Fragen ausgewichen war, wurde sie von etlichen der anwesenden Studierenden zum Rücktritt aufgefordert.
Aber auch an konkreten Fragen vonseiten der Zuhörer_innen mangelte es. Bei deren Wortmeldungen handelte es sich meist um Anschuldigungen oder Meinungsbekundungen.
Nach 90 Minuten fand das inhaltslose Spektakel ein Ende. Von Seiten der Studierenden wurden weitere Aktionen für eine bessere Hochschulbildung mit fairem Zugang angekündigt.
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te von oben, von Politik und Wirtschaft, vorgegeben werden. Es reicht, wenn wir jungen Menschen alle nötigen Informationen haben, damit wir eigenständig unseren Weg wählen können. Denn, und das müsst ihr uns einfach glauben, auch wir wollen nach unserem Abschluss nicht auf der Straße stehen
Der Gastkommentar von Michael Landertshammer wurde in Aus-gabe 4/2010 veröffentlicht. Nach-zulesen unter www.unsereuni.at/uebermorgen.
nen und den Protesten an sich. So scheint Wissenschaftsministerin Beatrix Karl die konservativen Wähler_innen auf ihrer Seite zu haben, bzw. in ihrem Interesse zu handeln.
Grün und KPÖWähler_innen sind vor Ort am meisten aktiv. Es gibt unter den Studierenden zwar viele Befürworter_innen der Proteste, aber nur eine verhältnismäßig geringe Zahl drückt ihren Unmut öffentlich aus. Die Befürwortung einer Veränderung und der sie vorantreibenden Bewegung allein reicht nicht aus, um eine große Masse zu mobilisieren.
Eine Störung der sozialen Ordnung mitzuproduzieren hält Studierende davon ab, auf die Straße zu gehen. Diese Rechnung geht selbst zugunsten einer Verbesserung (teils unzumutbarer) Studienbedingungen nicht auf.
k o m m e n t a r
Die Wirtschaft muss ein gleichwertiger Partner im Hochschulsektor sein, forderte der Leiter der Abteilung Bildungspolitik der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Michael Landertshammer, in seinem Gastkommentar in der letzten Ausgabe der über.morgen.
In der Broschüre „Die Hochschulentwicklung dynamisch gestalten“ zeigte die WKÖ im Juni vergangenen Jahres, wie ihr konkreter Beitrag aussieht. Das System der Studienplatzfinanzierung mit Kontingenten, also Zugangsbeschränkungen, des Fachhochschulsektors soll auch auf die Universitäten übertragen werden. Warum? Weil es sich wegen seiner „impliziten Planungssicherheit“ bewährt hat.
„Planungssicherheit“ ist etwas, das sich viele wünschen. Minister_innen und Universitätsleitungen. Und vor allem die Wirtschaft, die die Universitäten zu DriveIns umbauen will. Wo man vorfährt, X Absolventen mit dem Qualifikationsprofil XY bestellt und dann, drei bis fünf Jahre später, am Ausgang abholt.
„Planungssicherheit“ ist aber auch etwas, das in der Praxis nicht funktioniert. Bat die ehemalige Bildungsministerin Elisabeth Gehrer noch alle Maturant_innen, auf keinen Fall Lehramt zu studieren, so steuern wir jetzt auf einen massiven Lehrer_innenmangel zu.
Und „Planungssicherheit“ kann schließlich, besonders in Verbindung mit Einflussnahme der Wirtschaft, eine wesentliche Auf
gabe der Universitäten blockieren. Universitäten sind Orte an denen neue, unerwartete Wege gegangen werden sollten. Scheinbar verbindungslose Fächerkombinationen können unerwartete Ergebnisse liefern. Das wird nicht mehr möglich sein, wenn nur mehr jene Absolvent_innen produziert werden, die die Wirtschaft in fünf Jahren zu brauchen glaubt.
Ist Einfluss der Wirtschaft auf Universitäten grundsätzlich abzulehnen? Ich denke nicht. Dieser Einfluss wird auch immer da sein. Denn natürlich denken junge Menschen bei ihrer Studienwahl daran, wie ihre Zukunft nach dem gewählten Studium aussehen wird. Und dabei werden sie auf die Wirtschaft schauen.
Deshalb sollten nicht Kontingen
Stimmen deS HocHScHuldialogS KOMMENTIERT: micHael l andertSHammer
dEr EInfluss dEr WIrtschaft
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über.denken
Im Rahmen einer Studie des Instituts für Soziologie (Wien) wurden anlässlich der gegenwärtigen Protestbewegung 767 Student_innen an Wiener Universitäten per OnlineFragebogen befragt. Dabei zeigte sich, dass Befürwortung alleine nicht ausreicht, um aktiv an Aktionen teilzunehmen. Ein von einer Minderheit erbrachtes aktives Arbeiten für die Bewegung vor Ort muss abgegrenzt werden von einem häufigeren passiven Engagement in Form von darüber reden, oder sich darüber informieren. Es gibt auch Befürworter_innen, die keine Aktionen setzen. Die Be
[jb, sf, sk, cs]
studIE Zur dEmonstratIon: breite beFÜrWortunG, Aber GerinGeS enGAGement
obwohl durch umfangreiche mobilisierungsmaßnahmen gezielt für demonstratio-nen geworben wurde, ging letzten donnerstag, gemessen an der gesamtzahl der studierenden, nur ein relativ geringer teil auf die straße. das schlechte Wetter al-lein kann hierfür keine erklärung bieten.
wegung lebt von Träger_innen, die aktiv sein müssen. Sich vor Ort zu engagieren heißt unleugbar räumlich festgemacht werden zu können und Verantwortung zu übernehmen.
Die Befürworter_innen der Proteste sind demnach keine homogene Gruppe. Ein Blick auf die Parteipräferenzen der Befragten zeigt, dass SPÖWähler_innen eine überwiegend positive Einstellung zur Bewegung haben. Großteils sympathisieren sie mit den Forderungen, nicht aber mit den Besetzer_innen. Sie befürworten zwar die Ziele der Bewegung, nicht aber die Art und Weise, wie diese umgesetzt werden.
Personen mit der Parteipräferenz ÖVP, BZÖ oder FPÖ haben die geringste Beteiligungsrate vor Ort und lehnen die Bewegung als Ganzes in höchstem Maße ab. Ebenso zeigen konservative Wähler_innen die größte Ablehnung gegenüber Forderungen, Besetzer_in
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tralischen Part der Show – die Feuereinlage – kommt es zu einem kommunikativen Missverständnis. Dramatische Musikuntermalung: Eine Flamme … und dann beginnt der Vortragende vermeintliches Benzin im Raum zu verschütten. Alarmstufe ROT! In der nasskalten Nacht stehen die Leute draußen noch beisammen und plaudern. Plötzlich kommen vier Securities über die Wiese gerannt. Hektisch stürmen sie zu den Kolleg_innen, die Verstärkung angefordert hatten. Eine kurze Besprechung der Sachlage – jemand steht auch schon mit dem Feuerlöscher bereit – und da ist die ganze Aufregung schon von allein geklärt. Die Show ist aus, das Benzin nur Wasser und Klaus Werner Lobo hat auch diesmal mit der Feuereinlage Menschen bewegt. Verlegenes Gelächter macht sich breit und amüsiert zunehmend.
In all der RaumChaotik der MehrfachKulturbelegung (C2) haben es die Studierenden verabsäumt bezüglich des burnEffekts Bescheid zu geben. Irren ist menschlich und manche Fehler sind sogar erheiternd. Außer Atem und sichtlich nicht begeistert nehmen es die sportlichen Securities auf. Aufmunternde Worte wie: „Ja, aber g‘schwind warts!“ helfen auch nichts. Tja, und wieder einmal hat sich bestätigt, dass Kommunikation das Um & Auf sein kann... eine Erfahrung innerhalb des Prozesses der UnibrenntBewegung in der Herausforderungen stetige Wegbegleitung bleiben.
über.kitsch&kultur
spaghetti-abseien burns
Nostalgie der AudimaxGarderobe macht sich breit. Das Motto, welches schon in Der Sendung mit der Maus – Basisdemokratie (unibrennt.tv/questions/669) zitiert wurde, wird wieder aktuell: „Jede Revolution beginnt mit einem Auflauf“ (Plakat der AudimaxVokü).
rund um dEn gIpfElVon Der VokÜ unD SPortLiCHen SeCuritieS
[nk]
Ein Abend der Diagonale in Graz wird ganz im Zeichen der Bildungsproteste in Österreich stehen. Am Freitag den 19. März werden ab 22.30 Uhr vier sehr unterschiedliche Filme im KIZ Royal gezeigt.
Wie fühlt sich eigentlich Widerstand an? Am 20.Oktober 2009 wird eine Universität in Wien besetzt. Die Macher_innen von „re*claim your future“ nehmen als Filmemacher_innen hinter der Kamera, sowie als Protestierende vor der Kamera teil. Es ist ein Versuch, fragmentarische Einblicke in die Strukturen und Ideale der Proteste zu gewähren.
„audimax r.i.p. - resistance in progress“ der Arbeitsgruppe Doku des besetzten Au
dimax zeigt eine Auswahl aus 400 Stunden Filmmaterial. Es ist „work in progress“ zu dem 90 minütigen Dokumentarfilm, der mit Hilfe der Filmemacher_innen der coop99 entsteht. Sie wollen einer breiten Masse die Bildungsproteste verständlich machen. Am Ende des Films soll man das Gefühl haben, überall ein bisschen dabei gewesen zu sein.
„das Burgtheater brennt“ war dabei, als eine der berühmtesten Bühnen der Welt Schauplatz der studentischen Anliegen wurde. Die Nervosität davor, der Applaus und die Buhrufe. Ist man mitten drin, fliegt all das vorbei, als wäre man im Delirium.
Zum Abschluss macht Martina Novak in ih
rer Performance „kunst ist schön“ eines ganz klar: „Kunst ist schön, aber viel Arbeit!“
Alle vier Filme laufen außer Konkurrenz und sind gratis anzusehen monetäre Zugangsbeschränkungen werden hier einfach abgeschafft. Im Anschluss wird es die Möglichkeit geben, über die Bildungsproteste und ihre filmische Aufbereitung zu diskutieren miteinander und mit den Filmemacher_innen.
Von Wien sollen zwei Busse nach Graz organisiert werden. Bei Interesse unter [email protected] melden.
Also: Auf ins Kino!
auch dIE dIagonalE brEnntein AbenD, ein kino, Vier FiLme
[red]
Bekannte Gesichter, gute Stimmung, viel Geschnippsel, dampfendes Wasser, ein süßlicher Duft nach veganem Sugo: die absolute LieblingsAG der Protestbewegung ist wieder reaktiviert. Positive Energie fließt bei musikalischer Untermalung – und alle zusätzlichen Herausforderungen des Aufbaus sind vergessen.
Es ist Freitagabend und der Bologna burns!Auftakt ist geschafft. Viele hungrige Gipfelteilnehmer_innen sind kulinarisch versorgt und zufrieden. Essen ist fast fertig, nur noch Nudel abseihen. Vorsichtig schleppen zwei Leute den heißen Nudeltopf zum Kanal – wo sonst könnte ein solch großes Gefäß entleert werden?! Zu dritt gelingt es mit vereinten Kräften. Dampf und heiße Töpfe verbrennen gelegentlich Hände und Gesicht. Aber: Vollbracht! Da erklingt Musik im VoküZelt und ein Freundentanz ist angebracht > Guten Appetit.
Zündendes Missverständnis
Nach der Essensausgabe gesellen sich einige KulinarKreativKöch_innen vor den Hörsaal A um in Ruhe eine Zigarette zu rauchen. In der Zwischenzeit hält Klaus Werner Lobo – Autor, Globalisierungskritiker und Clown (Eigenbezeichnung) – schlussendlich seinen doppelt räumlich verschobenen Vortrag. Das konstruktive Chaos hat doch noch funktioniert – inklusive der Performance. Am thea
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die Backline aufzubauen. Als alles erledigt und soundgecheckt ist, wir schon startklar für den Gig sind, herrscht plötzlich Aufruhr.
Abonnement zwischen ernst und satire?
der baggerwww.derbagger.org
Grabungen in Gesellschaft, Kultur und Politik
frühlingshaftesGustav Mahler, geboren am 7. Juli 1860, war nicht nur Komponist, sondern der berühmteste Dirigent seiner Zeit und von 1897 bis 1907 an der Wiener Hofoper. Zu seinem 150. Geburtstag kehrt er nun wieder zurück nach Wien. Der frisch renovierte erste Stock des Theatermuseums widmet sich in der am 11. März eröffneten Ausstellung diesem Genie des Fin de Siècle.
Die klassischen MuseumsExponate wie Bühnenbildentwürfe, Originalkostüme oder Notenblätter geben
einen Einblick in sein Leben und die Gesellschaft seiner Zeit. Das Spannendste an einem Komponisten sind natürlich seine Werke, aber wie die Musik ausstellen? Hier bieten besonders die drei Videopanoramen von Künstlerin Claudia Rohrmoser ein Fest für Ohr und auch Aug‘. Inspiriert von der Musik Mahlers schickt sie den Besucher auf eine musikalischvisuelle Reise, z. B. in „Das klagende Lied“, das „Adagietto der Fünften“ oder die „9. Symphonie“.
Mach dir selbst ein Bild und lass dich bezaubern von der meisterhaften Musik Gustav Mahlers, bis zum 3. Oktober ist noch Zeit.
„Leider bLeib‘ ich ein eingefLeischter Wiener“ gustav mahlEr zurÜCk in WIEn
[mak]
über.kitsch&kultur
bombtracks Im audImax
Die ersten Tage der Proteste ... am Mittwochabend läutet mein Telefon. Das Telefon läutet oft in diesen Tagen, manche Anrufer_innen wollen wissen, wann ich ins Audimax komme, manche wollen sichergehen, dass ich nicht dort bin. Auch im Freundeskreis sind die Meinungen zum Protest gespalten. Zurück zum läutenden Telefon ... diesmal ist Eyup dran. Er gehört zu ersterer Gruppe und schlägt vor, dass seine (Satory) und meine Band (Sympathy for Strawberry) doch gemeinsam einen Gig im Audimax spielen könnten. Zehn Minuten und zwei Telefonate später rufe ich zurück. Wir sind dabei.
Als wir am nächsten Abend um ca. 21.00 Uhr bei der Uni ankommen, ist noch das Plenum im Gange. Wir nutzen die Zeit, um uns erst mal bei der Volxküche zu stärken. Meine Bandkolleg_innen, die mittlerweile allesamt berufstätig sind und daher die Besetzung vor Ort noch nicht erlebt haben, sind beeindruckt von der Organisation und dem Ausmaß dessen, was hier stattfindet. Als sich das Plenum dem Ende neigt, beginnen wir
mXf erzählt heute vom auftritt seiner Band Sympathy for Strawberry im audimax, Bom-bendrohung inklusive.
Geschichten aus dem Audimax
sich die Zuhörer_innenschaft wahrscheinlich halbiert, als wir gegen 1.30 Uhr mit unserem Set beginnen. Spaß macht es trotzdem, der Auftritt läuft bestens.
Unser Drummer Martin bekommt einen ExtraApplaus für die Tatsache, dass er schon 1989 bei einer AudimaxBesetzung mit seiner damaligen Band hier einen Gig gespielt hat. Wir sind aber nicht alle so alt, ähem ... Wie immer, wenn es schön ist, vergeht die Zeit schnell. Wir spielen nur eine Zugabe, schließlich sind nach uns noch Satory dran. Auch sie sind supermotiviert und ihr PostMetal ist genau das Richtige für die fortgeschrittene Stunde.
Am Ende ihres Sets bittet mich Eyup noch auf die Bühne und wir zocken gemeinsam „Killing in the name of ...“, was noch einmal ALLE aufweckt und zum kollektiven Auszucken im positiven Sinne bringt! Was für ein Abend. Gegen 4 Uhr 30 haben wir das Equipment wieder verladen und fahren Richtung Proberaum. Eine Stunde später fall ich todmüde, aber mit einem fetten Grinsen im Gesicht ins Bett. Danke Audimax.
[MXF + sympathy for strawberry]
Polizist_innen in Zivilkleidung kommen auf die Bühne und informieren uns, dass es eine Bombendrohung gegeben hat. Nach kurzem Schock ist schnell klar, dass es zu 99% eine JuxDrohung war, selbst die Polizist_innen sind dieser Ansicht. Trotzdem muss alles abgesucht werden. Mittlerweile ist es nach Mitternacht. Wir sitzen neben dem Drumkit und warten. Die Menschen im Audimax kooperieren ohne gröbere Widersprüche mit der Polizei, die Stimmung bleibt gelassen. Als das Sonderkommando mit den Spürhunden dann endlich eintrifft, ist die Sache auch sehr schnell erledigt. Einigen Leuten war der Trubel natürlich zu viel, und so hat
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Sie ist eine Befreite. Unter ständiger geheimdienstlicher Beobachtung hat die Schriftstellerin die Militärdiktatur in Rumänien durchlebt. Mit engen Freund_innen, so erzählt sie vor der eigentlichen Lesung, habe sie sich trotz Gruppenbildungsverbot regelmäßig getroffen, um über Literatur und Politik zu reden.
Nun sitzt Herta Müller hier auf der schwarzen Bühne des ruhigen warmlauschenden Burgtheaters. Den Vornamen trägt sie zur Erinnerung an die Freundin der Mutter, die in einem der sowjetischen Gulags verhungert ist. Herta Müller nimmt fasziniert den langen VorwegApplaus entgegen. Selbstbewusst und echt, offenen Auges steht die Mädchenfrisur da, verbeugt sich und erzählt in eine andere Welt hinein. Die andere Welt ist das verhärtete, kalte Rumänien. Ein kleiner Junge in einem Arbeitslager mitten im Winter.
dIE sEndung mIt dEm graus
beruF WiSSenSCHAFtSminiSterin
Wissenschaftsministerin zu sein ist ein Beruf wie jeder andere auch. Und wie bei allen Berufen muss man bestimmte Dinge können, um seine Arbeit gut zu machen.
Zum Beispiel die Frau Karl, die ist Wissenschaftsministerin – Was kann die eigentlich? Sie kann reden. Sie redet, wenn sie von Journalist_innen befragt wird, sie redet beim Hochschuldialog und sie redet im Fernsehen – eine Vielrednerin also.
Auch bei den Feierlichkeiten zu 10 Jahren BolognaProzess in der Hofburg hat die Frau Karl viel geredet. Und weil sie dabei ungestört bleiben wollte, hat sie einfach die Türen zur Hofburg versperrt.
Und dann hat die Frau Karl lustig erzählt, von den guten Seiten des BolognaProzesses. Vom gemeinsamen Hochschulraum, der „ein Eckpfeiler der Zukunft Europas“ sei. Und von den Chancen für junge Menschen, die im Mittelpunkt der BolognaIdee stünden – schöne Worte, verkündet in der schönen Wiener Hofburg.
Bei all der Schönheit fällt aber auf: Die Wahrheit sagt sie nicht. Und weil wir der Frau Karl nicht unterstellen wollen, dass sie lügt, müssen wir annehmen: Sie kann zwar reden, nicht aber Sinn erfassend zuhören!
Denn würde sie das können, hätte sie erkannt, dass die Ergebnisse von 10 Jahre Bologna so toll nicht sind. Und daher kann man leicht glauben, dass die Frau Karl ihren Beruf verfehlt hat – stimmt aber nicht.
Denn auch die anderen Minister und Ministerinnen, die von Frau Karl eingeladen wurden, konnten zwar reden, offensichtlich aber nicht zuhören.
Die Frau Schavan, deutsche Kollegin von Frau Karl, erzählt, dass der europaweite Hochschulreformprozess „enorm viel bewegt“ hat. Und ihr ungarischer Berufskollege plaudert ebenso fröhlich: „Der BolognaProzess hat bedeutend mehr Vorteile gebracht als Probleme verursacht.“
Der Vergleich zeigt: Eine Wissenschaftsministerin muss nur reden können – klingt einfach, ist es auch.
Und daher kann man in Zeiten der Wirtschaftskrise getrost fordern, diesen Arbeitsplatz mit einer RedeMaschine zu besetzen. Per Knopfdruck erzeugt die dann Reden, die, einmal abgespeichert, beliebig oft wiederholt werden können – klingt praktisch, wäre es auch. Und noch dazu billiger. [masc]
hErta mÜllEr SCHAukeLt im burGtHeA-ter Über HArtem GrunD
[cgal]
„Je größer die Angst wird, umso mehr personifizieren sich die Umstände.“, sagt Herta Müller und erklärt damit vielleicht einen Teil ihrer Art die Dinge zu benennen. Wenn sie erzählt, finden sich Formenwandler zusammen. Durch Kippbilder versucht die Nobelpreisträgerin das Fremde im Eigenen und das Eigene im Fremden darzustellen. So nennt sich der ständige Begleiter des Jungen im sowjetukrainischen Lager „Hungerengel“.
Herta Müller trägt in einer fiktiven Einzelgeschichte die Wahrheit über die stalinistische Verfolgung RumänienDeutscher vor. Die befreite Sprache kann ohne Selbstmitleid, ohne Schuldzuweisung, ohne Schrei nach Gerechtigkeit; sie kann einfach so: sagen, wie es war. Wie es noch immer ist. „Mehr als Aufzählen kann ich nicht.“, sagt die schwarz gekleidete Frau auf Keilabsätzen. Und: „Wenn man sein Schicksal aus der Hand gibt, ist man verloren.“
Wie die Geschichte um den 17Jährigen im Gulag ausgeht weiß ich nicht. Wie die Geschichte um Herta Müller ausgegangen ist: Freiheit.
„Atemschaukel“ ist 2009 im Carl Hanser Verlag, München erschie-nen. €19,90.
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Achtung Satire!
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Anstoßes ist diesmal
das Wetter. „Das Wetter“,
könntet ihr sagen, „jeder sudert
übers Wetter, wenns grad sonst nichts zum
Sudern gibt!“ Aber weit gefehlt. Da wir von der über.
morgen nämlich schon fortgeschrittene Suderer sind, sudern
wir nicht übers alltägliche Wetter, oh nein, das würden wir höchstens heim
lich tun. Hier geht es ums Wetter bei Demos. Wenn man sich das nämlich mal genau
anschaut, siehts jedes Mal wieder so aus: Die Demo wird angekündigt – strahlender Sonnen
schein – Tag der Demo: Wolkenbruch. Man sollte meinen, bei Spontandemos könnte man dem entrin
nen, aber nein. Von einer Minute auf die andere: Sturm! Wolkenbruch! Die absolut wettertechnisch verhängnis
vollste Idee aber ist, einen Sitzstreik zu planen (man beachte das vergangene Wochenende): Minusgrade! Schneesturm!
Verderben! Ich bin nun zu dem Schluss gekommen: Da steckt System dahinter. Es ist als hätten die Wissenschaftsminister_innen
nicht nur die Bildung, sondern auch das Wetter in der Hand. Traurige Verhältnisse im verregneten Österreich. su
dereck
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die Singenden Jünglinge ScHaffen die-SeS mal gleicH zwei ereKtionen. zum einen eignen SicH SicH auf penetrie-rende weiSe öffentlicHen raum an. zum anderen ScHeint privater raum in den ScHlafSälen der wunderKinder durcH die BanK eng zu Sein.
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du hast kummEr und sorgEn?
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