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AMAZON& DIE

CORONAKRISE

GRUNDLEGENDVERANTWORTUNGSLOS

www.uniglobalunion.org

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“Amazon wird außerordentlich gut gemanagt und ist sehr gut darin, Chancen auszumachen und diese dann durch speziell konzipierte Prozesse zu nutzen. Entsprechend groß ist aber auch der Mangel an Einsicht in die menschlichen Kosten des gnadenlosen Wachstums und der Anhäufung von Vermögen und Macht. Wenn uns manches, was Amazon tut, nicht gefällt, müssen wir gesetzliche Schranken errichten, um dem Einhalt zu gebieten. Wir müssen auch das Rad nicht neu erfinden; eine Kombination aus Kartellrechtsvorschriften und Gesetzen betreffend existenzsichernde Löhne und Arbeitnehmerrechte plus deren rigorose Durchsetzung bieten einen klaren Lösungsweg.”

Tim Bray, ehemaliger Vizepräsident von Amazon, der aus Protest gegen das Gebaren von Amazon

während der Coronaviruspandemie gekündigt hat.

AMAZON & DIE CORONAKRISE: GRUNDLEGEND VERANTWORTUNGSLOS

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AMAZON & THE COVID-19 CRISIS

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EINLEITUNG

Die Coronaviruspandemie hat unermessliche Auswirkungen auf die ArbeitnehmerInnen und die Menschen auf der ganzen Welt. Während die Leute sich im Lockdown befanden, stieg die Nach-frage nach E-Commerce und Cloud-Computing enorm und damit auch der Einfluss von Amazon auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft.

Die Pandemie hatte bereits verheerende Auswir-kungen auf weite Teile unserer Wirtschaft und be-schleunigt möglicherweise Trends, mit denen die Macht in den Händen einiger weniger Tech-Kon-zerne konzentriert wird. Die Krise hat auch den E-Commerce gestärkt, als Ladengeschäfte schlie-ßen mussten, und es wird weithin vorhergesagt, dass zumindest ein Teil der Verlagerung hin zum Online-Shopping dauerhaft sein und damit die urbane Landschaft in den Städten und Gemein-den weltweit verändern wird.

Dank des Erfolgs von Amazon während der Kri-se ist sein Gründer, Jeff Bezos, der ohnehin schon der reichste Mensch auf Erden war, noch erheblich reicher geworden. Zwischen dem 18. März und dem 17. Juni stieg sein Vermögen von $ 113 Mrd. auf $ 156,8 Mrd. und dann auf $ 182,6 Mrd., als die Amazon-Aktie Anfang Juli auf ein Allzeithoch stieg – womit er mit noch größerem Abstand als zuvor der reichste Mann der Welt ist. Amazon hat aber nicht genug für die Beschäftigten getan, die Amazon am Laufen halten.

Amazon hat ihnen kein Gehör geschenkt, als sie Sorge um ihr Leben äußerten. In den Vereinigten Staaten entließ Amazon technisches Personal und Lagerbeschäftigte, die sich für Sicherheit einsetz-ten. In Europa waren ArbeitnehmerInnen in Spa-nien, Italien und Frankreich gezwungen, Amazon entweder über die Behörden oder über Streiks dazu

zu zwingen, ihre Sicherheit zu respektieren. Die Botschaft ist klar: Amazon wird das Richtige tun – aber nur, wenn organisierte ArbeitnehmerInnen, Regierungen und die Zivilgesellschaft den Konzern dazu zwingen. Amazon muss sich verbessern.

Im Kontext seiner sehr bescheidenen sozialen Performance stellt die gestärkte Marktposition von Amazon während und nach der Pandemie eine Bedrohung für unsere Volkswirtschaften und Ge-sellschaften dar. Die Auswirkungen von Amazon gehen weit über den Einzelhandel hinaus. Dieser Technologie-Gigant ist nicht nur eine Größe im E-Commerce, sondern auch führend in den Be-reichen Cloud-Computing, Video-Streaming, virtuelle Beratungsdienste und Medien sowie im stationären Lebensmitteleinzelhandel und bei Apotheken. Daneben gibt es Bestrebungen, sich auch in die Bereiche drahtlose Netzwerke, Ge-sund-heitswesen und Internetdienste hinein zu entwickeln. Amazon ist nicht nur eine Bedrohung für die Beschäftigten, sondern für all diejenigen, die an Privatsphäre und bürgerliche Freiheiten so-wie Markt-vielfalt glauben. Diese Welt gehört uns, nicht Amazon.

Wir müssen sicherstellen, dass die Erholung von der Coronaviruspandemie uns in eine gerechtere, nachhaltigere und demokratischere Welt führt, als wir sie zuvor hatten. Dieser Kampf beginnt jetzt.

Christy Hoffman

Generalsekretär der UNI Global Union

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EXECUTIVE SUMMARY

Amazon war schon vor der Pandemie auf schnelle Expansion gepolt und hat seine marktbeherrschende Stellung bei E-Commerce und Webservices während der Krise noch ausgebaut, um ein unumgänglicher Teil des moder-nen Lebens in vielen Märkten zu werden. Sein politischer und wirtschaft-licher Einfluss ist so schnell gewachsen wie sein Umsatz, und der Aufstieg des Unter-nehmens wirft grundlegende Fragen dazu auf, wie Amazon struk-turiert und reguliert werden sollte.

Amazon kontrollierte bereits 50 % des E-Commerce-Markts in den USA, aber während der Corona-viruskrise stieg der Traffic auf Amazon.com um ganze 20 % und die Nachfrage nach manchen Dienst-leistungen wie Le-bensmittellieferungen nach Hause schnellte sogar um 90 % hoch, während in vielen Ländern der stationäre Handel zeitweilig schließen musste. Etliche dieser traditionellen Einzelhändler werden sich eine mehrmonatige Schlie-ßung nicht leisten können und nicht wiedereröffnen, womit der Wettbe-werb für die E-Einzelhändler weiter abnimmt.

Aber die stationären Einzelhändler sind nicht die einzigen, die gelitten haben, während die Einnah-men von Amazon durch die Decke gingen. Auch Drittanbieter über die Plattform Amazon-Marktplatz wurden ausge-quetscht. Amazon stoppte vorübergehend die Lieferung von Produkten, die nicht unter den Grundbedarf fallen, durch Drittanbieter, lieferte selbst je-doch weiterhin die eigenen Produkte dieser Art aus. Dies schadete den zwei Millionen zugelassenen Anbietern, die für ihren Marktzugang von Amazon abhängen, aber auch direkt mit den Produkten des Unternehmens konkur-rieren. Nur die Anbieter, die entsprechende Infrastrukturen und Kapazitäten hatten, um auch außerhalb des Amazon-Marktplatzes zu verkaufen, konnten

ihre Verluste abfedern. Allerdings sind sie in der Minderzahl.

Da jetzt auch große Anteile von Arbeit, Schule und Unterhaltung zu Hause gestreamt werden, hän-gen wir stärker von Amazon Web Services ab, wo Dienste wie Zoom und Netflix gehostet werden. Ende 2019 wurde der Marktanteil von

AWS bei den Cloud-Diensten auf 33 % geschätzt, also mehr als die Markt-anteile seiner drei größten Wettbewerber zusammen; und sein Absatz stieg im 1. Quartal 2020 um satte 33 %, was auf weiteres schnelles Wachstum hindeutet. Der Marktanteil des Unternehmens ist so groß, dass eine Repor-terin berichtet, sie könne „nicht normal funktionieren“, wenn sie versucht, ohne AWS auszukommen. So wie Amazon.com auf vielerlei Weise zu „dem“ E-Commerce-Markt geworden ist, so ist AWS zum verkörperten Internet geworden.

Angesichts seiner gestärkten Position und der allgemeinen Wirtschafts-krise ist Amazon gut aufge-stellt, um wettbewerbswidrige Übernahmen zu Schleuderpreisen zu tätigen. Und genau das passiert bereits: Der Erwerb

Angesichts seiner gestärkten Position und der allgemeinen Wirtschaftskrise ist Amazon gut aufge-

stellt, um wettbewerbswidrige Übernahmen zu Schleuderpreisen zu tätigen.

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eines Anteils an der Online-Lie-ferfirma Deliveroo durch Ama-zon wurde im Schnellverfahren im April 2020 durchgewinkt, um Deliveroo vor der Insolvenz zu retten. Anfang Mai 2020 wur-de berichtet, Amazon erwäge den Erwerb von AMC Enter-tainment Holdings Inc., dem größten Kinobetreiber weltweit, womit das Filmstudio von Ama-zon einen starken direkten Kanal zu Kinobesuchern in den USA und Europa bekäme. Außer-dem soll Amazon auch über die Übernahme des jetzt bankrotten Einzelhandelsunternehmens J.C. Penny in den USA nachden-ken. In Indien er-wägt Amazon die Erhöhung seines Anteils an der Future Retail Group, deren Aktienpreis aufgrund eines der welt-weit strengsten Lockdowns schwächelt.

Ein zusätzlicher Wettbewerbsvorteil für Ama-zon, das derzeit Marktanteile aufsaugt, besteht in seinen außergewöhnlich aggressiven Steuerver-meidungstaktiken. In den letzten sechs Jahren hat Amazon nur USD 7,8 Mrd. an Körperschaftssteu-ern bezahlt, d.h. 11 Mal weniger als Apple und 4,4 Mal weniger als Microsoft oder Walmart. In Euro-pa bezahlt Amazon praktisch keine Steuern – im Gegenteil: In den letzten zwei Jahren erhielt Ama-zon Europa Steuergutschriften in Höhe von mehr als einer halben Milliarde Euro. Dieses Gebaren trägt direkt zur strukturellen Unterfinanzierung der öffentlichen Dienste, u.a. des Gesundheits-wesens bei, was uns während der Pandemie brutal vor Augen geführt wurde. Dies steht im krassen Kontrast zu etlichen traditionellen Einzelhandels-unter-nehmen und Supermärkten, die ihren ge-rechten Steueranteil entrichten – Steuern, die jetzt unbe-dingt gebraucht werden, wo Regierungen versuchen, Konjunkturprogramme in Reaktion auf die Coronaviruskrise zu finanzieren.

In den letzten Monaten wurden immer mehr Rufe nach Ermittlungen gegen Amazon laut. An-fang 2020 hat die Federal Trade Commission in

den USA Berichten zufolge untersucht, auf welche Weise Amazon seine Produkte und Dienstleistun-gen gegenüber denjenigen von Partnern und Wett-bewerbern priorisiert. Am 23. April 2020 zeigte eine Studie des Wall Street Journals (WSJ), dass Amazon Daten seiner eigenen Drittanbieter nutzt, um Wettbewerbsprodukte auf den Markt zu brin-gen. Durch diese Publikation verstärkte sich der politische Druck auf das Unternehmen: Am 28. April drängte ein US-Senator das Justizministeri-um, eine kartellrechtliche Untersuchung basierend auf den Erkenntnissen des WSJ einzuleiten, und am 1. Mai schickte eine Gruppe aus sieben Abge-ordneten eine Vorladung vor den Kongress an Jeff Bezos, wo er zu vorherigen Stellungnahmen des Unternehmens, wonach Daten von Drittanbietern nicht zur Markteinführung von konkurrierenden Eigenmarken genutzt werden, aussagen soll.

Das reicht jedoch nicht aus. Unsere Welt wird sich nach der Pandemie radikal verändern, und Amazon ebenso. Die Frage, ob das Unternehmen den Würgegriff, in dem es unsere Märkte und Ge-sellschaften hält, noch weiter zuziehen kann, wird seine Antwort darin finden, ob sich Regulierungs-behörden, zivilgesellschaftliche Organisationen, Gewerkschaften und kartellfeindliche AktivistIn-nen dem entschlossen entgegenstemmen.

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BETRIEBSERGEBNIS, IN MIO. USD 2017 2018 2019

Online-Einzelhandel, gesamt -225 5125 5340

Nordamerika 2837 7267 7033

International -3062 -2142 -1693

AWS 4331 7296 9201

Konsolidiertes Betriebsergebnis 4106 12421 14541

Konsolidiertes Nettoergebnis 3033 10073 11588

Abbildung 1: Betriebsergebnis von Amazon

i

MARKTDOMINANZ OR DER KRISE

Die Coronaviruskrise traf Amazon in einer Position der Stärke vor. Über Jahre war der E-Commerce-Gigant in puncto Absatz, Marktabdeckung, Personalbestand und Aktienkurs schnell gewachsen. Das beeindruckende Wachstum des Unternehmens wurde befeuert durch eine Reihe strategi-scher Entscheidungen, die den Profit vor das Wohlergehen der Beschäftig-ten stellten.

Dieser Drang zur stetigen Ausdehnung seines Kuchenstücks hat Amazon zum größten Online-Händler und Amazon Web Services (AWS) zum welt-größten Cloud-Computing-Anbieter gemacht. Von 2013 bis 2019 stieg der Umsatz im Durchschnitt um 46 % pro Jahr – verglichen mit 10,3 % bei Microsoft oder 8,7 % bei Apple. In der Zwischenzeit stieg der Umsatz bei den traditionellen Einzelhändlern nur in kleinen Schritten oder ging sogar zurück. Im selben Zeitraum wuchs der Umsatz von Walmart um 1,7 % pro Jahr, während der von Carrefour sank. In den Vereinigten Staaten ent-fällt die Hälfte des elektronischen Einzelhandels auf Amazon.com und die nächsten Wettbewerber hinken weit hinter-her.1

Teilweise erzielte Amazon dieses Wachstum dadurch, dass verlustträchti-ges Geschäft bewusst hingenommen wurde. Über Jahre kompensierten die Gewinne von Amazon Web Services (AWS) Verluste aus dem Online-Ein-zelhandel. Abbildung 1 zeigt, dass der Geschäftsbereich Internationales auch nach 20 Jahren immer noch Geld verliert: In den letzten drei Jahren belief sich der Nettobetriebsverlust in diesem Segment auf insgesamt USD 6,9 Mrd.

Der Aufstieg von Amazon gründet auch auf den aggressiven Praktiken gegenüber der Konkurrenz, wobei eine Vielzahl wettbewerbsfeindlicher Techniken eingesetzt wird, um sich Marktanteile zu sichern und direkten Wettbewerb auszuschalten. In seiner Rolle als Einzelhändler agiert Amazon sowohl als Händler wie auch als Betreiber einer Marktplatz-Plattform, über die 2 Mio. Drittanbieter ihre Produkte anbieten dürfen.2

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Amazon werden Verdrängungspreise und übermäßige Kontrolle über Drittanbieter, die seine Plattform verwenden, vorgeworfen.3 Den letzteren zwingt Amazon Verträge auf, wonach es ihnen verboten ist, Produkte zu niedrigeren Preisen über Wettbewerbsplattformen zu verkaufen.4 Die Dritt-anbieter sind mittlerweile von der Amazon-Plattform abhängig und gehen horizontale Preisvereinbarungen mit dem E-Com-merce-Giganten ein, womit der Preiswettbewerb de facto ausgehöhlt wird.5 Amazon nutzt auch die rie-sigen Datenmengen auf seinen Webservern, um die Produkte und Dienstleistungen von Wettbewerbern zu kopieren oder sich beim Eintritt in neue Märkte Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.6

Das Wachstum von Amazon geht jedoch über E-Commerce und Cloud-Dienste hinaus. Im Jahr 2017 übernahm der E-Commerce-Gigant die US-amerikanische Lebensmitteleinzelhandels-kette Whole Foods für USD 13,7 Mrd., womit er sich die Kontrolle über eine Vielzahl von Ladengeschäften im städtischen Raum sicherte – und eine riesige Datenbank, die für die Expansion seines Online-Lebensmitteleinzel-handels und seines Eigenmarkenangebots nützlich sein könnte.

ii

COVID-19 STÄRKTE DIE MACHTPOSITION VON AMAZON – ONLINE UND IM STATIONÄREN HANDEL

Die Coronaviruspandemie hat verheerende Auswirkungen auf den traditionellen stationären Einzel-handel und bewirkte eine Verlagerung des Handels ins Netz, als Läden, die keinen Grundbe-darf anbieten, vorübergehend schließen mussten. In den USA schlossen mehr als 90 große Einzel-handels-unternehmen ihre Läden vorübergehend7 und Marktanalysten sagen vorher, dass 2020 über 15.000 Geschäfte schließen werden, viele von ih-nen für immer.8 In den meisten europäischen Län-dern wurden Geschäfte, die keinen Grundbedarf verkaufen, während des Lockdowns per Anord-nung geschlossen.9

Amazon werden Verdrängungspreise und übermäßige Kontrolle über

Drittanbieter, die seine Plattform verwenden, vorgeworfen.

Der Absatz im E-Commerce ist während der Epidemie sprunghaft angestiegen. Gemäß Adobe ist während der COVID-19-Pandemie „das On-line-Shopping zum primären Einkaufsmodus für enorme Bevölkerungsgruppen weltweit, die Social Distancing praktizieren müssen, geworden, denn zu-vor persönlich getätigte Einkäufe wurden ins Netz verlagert.“ Während knapp 1 Milliarde Menschen weltweit zuhause im Lockdown war,10 stieg der Online-Einzelhandel in allen Ländern mit entspre-chender Infrastruktur an. Ein Beispiel dafür ist die Heimlieferung von Online-Einkäufen in Frank-reich, wo der entsprechende Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 90 % sprunghaft angestiegen ist.

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Daten: Nielsen, Statista Abbildung 2: Zunahme bei Supermarkt- und Online-Einkäufen in Frankreich

INCREASE IN SUPERMARKET AND ONLINE SALES IN FRANCE AFTER THE CORONAVIRUS OUTBREAK DURING THE WEEK OF 16 MARCH TO 22 OF MARCH, 2020, COMPARED TO THE

CORRESPONDING MONTH OF LAST YEAR

100%

HypermarketSupermarket Hard

discountsUrban

outletsRural

outletsDrive Home

delivery

80%

60%

40%

20%

0%

18%

35%

21%

62%74% 74%

90%

Allerdings profitierten nicht alle E-Com-merce-Akteure gleichermaßen von der Zunahme. Gemäß einer Umfrage unter 304 Einzelhändlern in den USA erwartet nur eine Minderheit (38 %) ein geringes oder erhebliches Absatzwachs-tum während des Lockdowns.11 Mit zunehmen-dem E-Commerce-Absatz während der Pandemie wechseln Kunden typischerweise nicht von den Ladengeschäften zu den entsprechenden On-line-Stores, sondern eher zu den üblichen Ver-dächtigen wie Amazon, eBay, Cdiscount, bol.com oder den Online-Divisionen von großen Einzel-handelsunternehmen wie Walmart, Target, Au-chan oder Carrefour. Auch wenn der Absatz von kleineren Akteuren durch E-Commerce-Plattfor-men möglicherweise geringfügig zunimmt, kann er den in den Ladengeschäften verlorenen Umsatz nicht ersetzen.

Zwar sind die vollen Konsequenzen der Pande-mie für den Handel noch nicht bekannt, aber es besteht kaum Zweifel daran, dass sie weitreichende Auswirkungen darauf haben wird, wie wir einkau-fen und Medien konsumieren. Es gibt ebenfalls wenig Zweifel daran, dass diese Krise den größe-ren Akteuren wie Amazon nutzen wird, die das Kapital haben, um den Sturm zu überstehen und stärker daraus hervorzugehen.

AMAZON STEIGERT DEN ABSATZ WÄHREND DER CORONAVIRUSPANDEMIE

Während der Lockdown die Verschiebung vom stationären zum Online-Handel beschleunig-te, profitierte Amazon von steigender Nachfrage in praktisch all seinen Geschäftsbereichen: On-line-Shopping, stationäre Ladengeschäfte, Unter-haltung und Cloud-Computing. Dieses Wachstum unter-mauert die Möglichkeiten von Amazon, sei-ne Machtposition gegenüber den Wettbewerbern in diesem neuen Umfeld zu konsolidieren.

Zwischen dem 5. und dem 31. März, d.h. in einem Monat, stiegen die täglichen Zugriffe auf Amazon.com um 9,4 %. In Italien, einem der am schlimmsten von der Coronavirusepidemie betrof-fenen Länder, stieg der Absatz in der ersten März-woche um 9 % und in der zweiten um 21 %.12

Der Absatz von Lebensmitteln auf Amazon.com war in der Woche vom 16. März doppelt so hoch wie in der Woche vom 6. Januar; die Zunahme bei Schönheits- und Pflegeprodukten lag im glei-chen Zeitraum bei 47 %. Zusätzlich dazu wurde die Offline-/Online-Integration verstärkt, denn die Lieferkapazitäten für Lebensmittel wurden während der Pandemie um mehr als 60 % ausge-baut und Abholmöglichkeiten in Geschäften aus-geweitet (von zuvor 80 auf mehr als 150 Lebens-mittel-geschäfte).

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Amazon plant, seinen Be-triebsgewinn von geschätzt USD 4 Mrd. aus dem 2. Quartal auf COVID-bezogene Ausgaben zu verwenden und damit seine große Kapitalbasis zur Zementierung seiner Position zu verwenden, wobei viele seiner Wettbewerber nicht mithalten werden können. Professor Scott Galloway von der Universität New York sagt vor-her, dass Amazon die erste virus-beständige Lieferkette aufbauen, erhebliche Anstrengungen bei persönlichem Schutzmaterial, Tests und Impfungen unter-nehmen und die Erfahrung als Sprungbrett in das Milliarden-geschäft des Gesund-heitssektors nutzen wird.13

Am 21. April, auf dem Höhepunkt der Pande-mie in Europa und als die Bestellungen massiv zulegten, beschloss Amazon, die Kommissionen für Partner-Webseiten drastisch zu senken, wo-mit wiederum anderen Marktteilnehmern zum eigenen Vorteil geschadet und die übermäßige Marktmacht unter Beweis gestellt wurde.14 Zum Hintergrund: Amazon betreibt seit Jahren ein Partner-Werbungs-programm, das Partnern gegen einen Prozentsatz vom Umsatz die Verlinkung zu Amazon-Produkten ermöglicht. Dieses Programm generierte erhebliche Einnahmen für Websites wie BuzzFeed, The New York Times und Vox Media.15

AMAZON KONTROLLIERT DIE PLATTFORM, AUF DER ES SELBST WETTBEWERBER IST UND GEFÄHRDET DAMIT DRITTANBIETER

Am 17. März, bei Eintritt der Pandemie, kün-digte Amazon an, dass seine Lager in den USA vorüber-gehend nicht mehr mit Waren von Dritt-anbietern, die nicht unter den Grundbedarf fallen, beliefert würden. Diese ursprünglich bis 5. April befristete Einschränkung wurde dann bis 13. April verlängert.

Amazon hörte aber nicht auf, solche Waren aus den eigenen Lagern zu liefern. Zahlreiche Berich-te von Beschäftigten und Gewerkschaften legen nahe, dass die Auslieferung dieser Art von Produk-

te weiter-ging.Diese Politik sorgte bei den Drittanbietern für

Verwirrung und Panik. Zehn Tage nach Einfüh-rung dieser Beschränkungen kündigte Amazon an, dass die zur Lieferung in seine Lager zugelassene Produkt-palette auf Einzelfallbasis ausgeweitet würde.

In der Zwischenzeit wiesen unabhängige Be-obachter darauf hin, das Amazon seine eigenen Waren gegenüber denjenigen von unabhängigen Anbietern begünstigte, obwohl letztere kürzere Lieferzeiten anboten. Amazon indessen schob die Schuld auf ein Algorithmus-Problem und ver-sprach dessen Behebung.16

In Frankreich wurde Amazon im April per Ge-richtsbeschluss zur Zusammenarbeit mit den Gewerk-schaften verpflichtet, um Maßnahmen im Hinblick auf den Arbeitsschutz zu evaluieren und einzu-führen. Falls dies nicht erreicht würde, müsste Amazon den Verkauf auf Güter des Grund-bedarfs beschränken. Auf dieses Urteil hin kündig-te Amazon an, dass die gesamte Geschäftstätigkeit in Frank-reich vorübergehend eingestellt würde.17

Während der Lockdown die Verschiebung vom stationären

zum Online-Handel beschleunigte, profitierte Amazon von steigender Nachfrage in praktisch all seinen

Geschäftsbereichen

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Nach wochenlanger Schließung erzielte das Unternehmen schlussendlich eine Einigung mit den Gewerkschaften, aber die einseitige Betriebsschlie-ßung durch das Unternehmen schadete nicht nur Beschäftigten und Kun-den, sondern auch den Händlern auf dem Amazon-Marktplatz.

Ein Absatzverlust auf dem Amazon-Markt-platz, und sei es nur für kurze Zeit, kann für viele Dritt-anbieter fatal sein. So berichtet Mol-son Hart, der Spielwaren über Amazon ver-treibt: „Wenn wir nicht mehr auf Amazon.com verkaufen könnten, dann würde es wahrschein-lich 3-6 Monate dauern, bis wir bankrott wären.

Und wir sind nicht allein. Das ist typisch für kleine bis mittelgroße Betriebe, die heute im Online-Handel sind. De facto würden die meisten Unternehmen wie wir wahrscheinlich noch schneller pleitegehen.“18

Berichten zufolge trifft die Firmenentscheidung, die FBA-Lieferungen (Fulfilled by Amazon) während der COVID-19-Krise auf Eis zu legen, mehr als die Hälfte der Amazon-Drittanbieter.19 Während dieser Zeit erlaubt Ama-zon es den Drittanbietern jedoch nicht, ihre Waren aus den Amazon-Lagern abzuziehen, was in der Praxis bedeutet, dass „angesichts der Lagerkosten für mehr als einen Monat jeglicher zukünftige Profit für einen Verkäufer verunmög-licht wird“.20

Nur die Anbieter, die entsprechende Infrastrukturen und Kapazitäten hatten, um auch außerhalb des Amazon-Marktplatzes zu verkaufen, konn-ten ihre Verluste abfedern. Allerdings sind sie in der Minderzahl. Etliche Anbieter erzielen Berichten zufolge mindestens 90 % ihres Umsatzes über Amazon, was sie hier besonders anfällig macht.21 Manche kleinere Anbieter haben für Beschäftigte, die direkt mit der Abwicklung von Amazon-Liefe-rungen befasst sind, bereits Entlassungen ange-kündigt.

Ein Absatzverlust auf dem Amazon-Marktplatz, und sei es nur für kurze Zeit, kann für viele Dritt-anbieter fatal sein.

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AMAZON WEB SERVICES: DAS WACHSTUM IN DER CORONA-ZEIT VORANTREIBEN

AWS ist für das Unternehmen seit Jahren der Haupttreiber des Cash-Flows, und die Gewinne aus dem Cloud-Computing subven-tionieren Forschung, Übernahmen und internationale Expansion durch verlustträchtige Geschäftstätigkeiten. Die strategische Bedeu-tung von AWS kann gar nicht überschätzt werden. Obwohl es nur 12,5 % des gesamten Umsatzes ausmacht, entfiel 2019 ein Anteil von 63 % am konsolidierten Betriebsergebnis auf das Cloud-Business.22

Ende 2019 wurde der Marktanteil von Amazon bei den Cloud-Ser-vices auf 33 % geschätzt, d.h. mehr als der kombinierte Marktanteil seiner drei größten Wettbewerber, wie man in Abbildung 3 unten sieht.23 Die marktbeherrschende Stellung von Amazon zog Ende 2019 auch die Aufmerksamkeit der US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) auf sich.24 Eine Reporterin, die 2019 versuchte, AWS aus ihrem Leben zu verbannen, schlussfolgerte: „Amazon ist zu-tiefst in meinem Leben verwur-zelt. Ich benutze es mehrfach an jedem einzelnen Tag, bewusst oder unbewusst. Ohne AWS kann ich gar nicht normal funktionieren.“25

CLOUD-SERVICE-PROVIDERMARKTANTEIL IM 4.

QUARTAL 2019JÄHRLICHES WACHSTUM

2019 GGÜ. 2018

AWS 32.4% 33.2%

Microsoft Azure 17.6% 62.0%

Google Cloud 6.0% 67.6%

Alibaba Cloud 5.4% 71.1%

Andere 38.5% 24.4%

Gesamt 100% 37.20%

Quelle: Canalys.comAbbildung 3: Marktanteil von AWS

Da mehr Menschen Videokonferenzdienste für die Arbeit oder das Homeschooling wie auch Videostreaming für die Unterhaltung nutzen, wird COVID-19 wahrscheinlich den Bedarf an Cloud-Com-puting steigern, bis eine Impfung entwickelt ist.26 Obwohl dies zum aktuellen Stand nicht direkt auf die Pandemie zurückzuführen ist, war der Umsatz von AWS im ersten Quartal um 33 % gestiegen, was auf rasches Wachstum im Jahr 2020 hinweist.

Das Internet ist ein öffentliches Gut, doch die zunehmende Konso-lidierung bei den Webdiensten bedroht das Internet in seinem demo-kratischen Wesen. Es muss unbedingt sichergestellt werden, dass die von AWS generierten Gewinne nicht für eine unfaire Subventionie-rung von Verlustgeschäft genutzt werden, mit dem billige Produkte, billige Dienstleistungen und billige Arbeit angeboten wird, und damit dann Wettbewerber zerstört und Monopole aufgebaut werden, die früher oder später die Preise anheben und alle Gewinne abschöpfen.

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STEUERVERMEIDUNG NÄHRT EXPANSION UND SETZT

WETTBEWERBER IN DEN NACHTEIL

iii

Die Langzeitstrategie von Amazon, der zufolge fast der gesamte Cash-Flow in die Expansion sowie in Forschung und Entwicklung reinvestiert wird, produziert magere Gewinne und niedrige Steuern (siehe: Abbildung 4). Große Technologie-Unter-nehmen sind notorisch bekannte Steuervermeider, aber Amazon ist ihr unbestrittener Anführer.

Abbildung 4: Forschungsausgaben gegen Gleichaltrige

Amazon ist sowohl ein Technologie-Unter-nehmen als auch ein Einzelhandelsgigant. Die durch-schnittliche Nettogewinnmarge von Apple und Microsoft in den letzten sechs Jahren betrug 21,9 % bzw. 24,4 %. Amazon hingegen schaffte magere 2,6 %, was eher der Rentabilität eines Ein-zelhändlers wie etwa Walmart (2,7 %) entspricht. Im Zeitraum 2014-2016 war das Nettoergebnis von Amazon (USD 2,8 Mrd.) niedriger als das der französischen Supermarktkette Carrefour (USD 3,4 Mrd.). Alleine 2018 und 2019 hat Amazon eine Nettogewinnmarge von kaum mehr als 4 % erzielt und liegt nach wie vor weit hinter seinen Technologie-Konkurrenten.

FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSAUSGABEN, IN MRD. USD

40

2013

35

30

25

20

15

10

5

0

2014 2015 2016 2017 2018 2019

Amazon Microsoft Apple

Abbildung 5: Amazon Körperschaftssteuern ggü. anderen Unternehmen

KÖRPERSCHAFTSSTEUER, IN MRD. USD

2013

25

20

15

10

5

0

2014 2015 2016 2017 2018 2019

Amazon Microsoft Apple

Carrefour Walmart

Abbildung 6: Steuerzahlungen von Amazon ggü. anderen Unternehmen.

NETTOERTRAG, IN % VOM UMSATZ

2013

25%

30%

35%

20%

15%

10%

5%

0%

2014 2015 2016 2017 2018 2019

Amazon Microsoft Apple

Carrefour Walmart

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In den letzten sechs Jahren hat Amazon nur USD 7,8 Mrd. an US-Körperschaftsteuer be-zahlt, also 11 Mal weniger als Apple und 4,4 Mal weniger als Microsoft oder Wal-Mart im selben Zeitraum (siehe: Abbildung 5). De fac-to zahlte Amazon kaum mehr als das Doppel-te von Carrefour, und das obwohl der Unter-nehmenswert von Amazon fast 37 Mal höher ist als der des französischen Einzelhandels-unternehmens (siehe: Abbildung 6).27

International wurde das Unternehmen wegen illegaler Steuervergünstigungen in Luxemburg belangt. 2017 erfolgte eine Ver-urteilung zu einer Geldstrafe von € 250 Mio. zuzüglich Zinsen, was nicht entrichtete Steu-ern für acht Jahre abdeckt.28 Seit dieser Ent-scheidung der Europäischen Kommission hat sich an Amazons Steuergeba-ren in Europa wenig geändert: Das Unternehmen erklärt weiterhin Verluste und verschafft sich Steuergutschriften. Nach einem Vorsteuerverlust von € 493 Mio. bei Amazon Europa im Jahr 2018 hat sich der Verlust 2019 mit € 983 Mio. mehr als verdoppelt. In der Folge daraus erhielt Amazon Europa in den letzten beiden Jahren Steuergutschriften über mehr als eine halbe Milliarde Euro (€ 241 Millionen für 2018 und € 294 Millionen für 2019).29 Amazon hatte sich noch weiteren Steuerverfahren zu stellen, und stimmte etwa in Frankreich einer Vergleichszahlung über € 200 Mio. und in Italien30 über € 100 Millionen zu.

Abbildung 7: Körperschaftssteuern 2014-2019

Im Dezember 2019 wurde Amazon von Fair Tax Mark an die Spitze seiner Rangliste betreffend miserables Steuergebaren der Silicon Six gesetzt. Hierzu wurde angemerkt: „Die Ertragssteuern betrugen 12,7 % des Gewinns über das Jahrzehnt, und das zu einer Zeit, als die Bundessteuern in den Vereinigten Staa-ten ansonsten für sieben der acht Betrachtungsjahre insgesamt 35 % betrugen.“31

KÖRPERSCHAFTSSTEUER GESAMT 2014-2019, IN MRD. USD

50

Apple

40

30

20

10

2014 - 2016 2017 - 2019

0Microsoft Walmart Amazon Carrefour

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HOHE RISIKEN FÜR DIE AMAZON-BESCHÄFTIGTEN, ANSTRENGUNGEN DES

UNTERNEHMENS UNGENÜGEND

iv

Angesichts der Bestellflut während des Lock-downs gab es für Amazon zwei Herausforderun-gen: Es brauchte mehr Personal, um die gestiegene Nachfrage zu befriedigen, und sollte gleichzeitig ein angemessenes Maß an Schutz für die Beschäf-tigten sicherstellen.

Amazon war bereits einer der größten privatwirt-schaftlichen Arbeitgeber weltweit – und das, bevor im März nochmals 100.000 Beschäftigte einge-stellt und die Einstellung von weiteren 75.000 für April angekündigt wurde.32

Schnell kam es zur Eskalation der Spannungen in den Lagern. Amazon berichtete über die Umset-zung von Maßnahmen wie Wärmekameras,33 die Bereitstellung von Schutzausrüstung und die För-derung von Social Distancing in den Lagerstandor-ten,34 Homeoffice für Verwaltungsangestellte3535 und die Zusicherung von bis zu zwei Wochen be-zahltem Urlaub in den USA für infizierte oder in Quarantäne befindliche Beschäftigte.36

Die Gefahrenzulage von 2 USD/EUR/GBP pro Stunde für „anspruchsberechtigte“ Beschäftigte wäh-rend der Coronaviruskrise steht im Einklang

mit ähnlichen Gefahrenzulagen bei anderen Un-ter-nehmen wie Albertsons, Target, Walmart, Kro-gers oder Safeway – und bewirkte doch wenig für die Belegschaft.37 Ohne bezahlten Urlaub mussten viele Beschäftigte ihre Gesundheit und sogar ihr Leben aufs Spiel setzen, um ihre Familien zu er-nähren.38

Mit steigenden COVID-19-Fallzahlen in den Amazon-Lagern verließen Amazon-Beschäftigte aus Protest ihre Arbeitsplätze an Standorten in Queens, NY,39 Chicago, IL40 und Detroit, MI.41 ArbeitnehmerInnen in Detroit protestierten dage-gen, dass Amazon weiterhin Güter, die nicht unter den Grundbedarf fallen, verschickte, womit sich das Arbeitsaufkommen erhöhte und die Möglich-keiten zur Umsetzung von Social Distancing schwanden.42 Auch Beschäftigte in den Lebensmittel-geschäften der Tochtergesellschaft Whole Foods Market schrit-ten zu Arbeitsniederlegungen.43

Berichten zufolge entließ Amazon mindestens sechs Beschäftigte, die sich vehement gegen die Firmenpolitik in den USA während der Pandemie aussprachen, und mehrere weitere Beschäftigte be-richten von disziplinarischen Maßnahmen durch

Amazon nach Protesten.44 Am 4. Mai reichte einer von Amazons Topingenieuren und Vizeprä-sident Tim Bray aus Protest die Kündigung ein und verurteilte das Verhalten von Amazon in einem öffentlichen Brief.45

Mit zunehmender Verbrei-tung des Virus rief das Verhal-ten von Amazon gegenüber sei-nen Arbeit-nehmerInnen und seine Performance in Sachen Arbeitsschutz die Behörden auf den Plan. Eine Gruppe US-Se-natoren schickte ein Schreiben an den Amazon-CEO Jeff Be-zos und stellte darin fest: „Wenn

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Amazon die Sicherheit seiner Beschäftigten nicht si-cherstellt, besteht dadurch nicht nur eine Gefahr für sein Personal, sondern für das gesamte Land. Das COVID-19-Virus überlebt bis zu 24 Stunden auf Pappe und bis zu drei Tage auf Kunststoff und Edel-stahl.“46 In einem weiteren Schreiben von US-Ab-geordneten an Amazon wird festgestellt: „Sogar vor der schrecklichen globalen Gesundheitskrise gab es an diesen Standorten nachgewiesenermaßen eine hohe Zahl von Verstößen gegen Arbeits-schutzstandards.“47

Auch große Investoren bei Amazon äußerten öffentlich Sorge. Der Pensionsfonds der Stadt New York und der niederländische Asset-Mana-ger APG, die zusammen USD 4,2 Mrd. in Ama-zon investiert haben, schrieben einen öffentlichen Brief an den Vorstand von Amazon betreffend Arbeitsschutz-berichte von Beschäftigten. Sie for-dern vorstandsbeaufsichtigte Investitionen in den Arbeitsschutz, um sicherzustellen, dass dadurch Verbesserungen für die Beschäftigten bewirkt wer-den und versichern, dass sie „Rechenschaft einfor-dern werden“.48

Am 14. April gab es in knapp 75 der 110 La-ger von Amazon in den USA mindestens eine(n) positiv auf das Coronavirus getestete(n) Beschäf-tigte(n). Im Mai weigerte sich Amazon dann, die Gesamtzahl der infizierten Beschäftigten offenzu-legen, aber inoffizielle Zählungen gehen von über 900 Beschäftigten aus.49 In einem diesbezüglichen Bericht schlussfolgerten die Hedge Clippers und die Athena Coalition, dass „das Ausmaß und der Schweregrad der Coronaviruspandemie entschlossenes Vorgehen von Amazon zum Schutz der öffentlichen Gesundheit erfordert. Als einer der größten privat-wirtschaftlichen Arbeitgeber im Land hat Amazon eine Verantwortung gegenüber den 300.000 Men-schen, die sein umfangreiches Lager- und Lieferge-schäft am Laufen halten, sowie gegenüber mehr als einhundert Millionen Kunden, die Amazon-Liefe-rungen in Anspruch nehmen.“50

Amazon-Beschäftigte in ganz Europa protes-tierten wegen der Arbeitssicherheit und hoher Arbeits-belastung, nachdem mehrere Beschäftigte mit COVID-19 diagnostiziert wurden.51 Arbeit-nehmerInnen in Amazon Fulfillment-Centern in der Nähe von Mailand52 und Florenz53 streikten

für verbesserte Sicherheitsmaßnahmen in Reak-tion auf die Coronaviruspandemie.54 In Frank-reich berichteten Beschäftigte an mehreren Stand-orten, dass die Social-Distancing-Maßnahmen in den Lagern unge-nügend sind.55 Ein französisches Gericht urteilte, dass Amazon vorübergehend nur Produkte des Grundbedarfs (Lebensmittel, Hygie-ne- und Gesundheitsprodukte) vertreiben darf, bis Amazon die Risiken im Zusammenhang mit dem Coronavirus zusammen mit Arbeitnehmerver-treterInnen analysiert und entsprechende Sicher-heitsmaßnahmen eingeführt hätte.56 In Reaktion darauf schloss Amazon seine Lager in Frankreich.57 Später erzielten die Gewerkschaften dann eine Ei-nigung mit Amazon Frankreich, dank derer eine si-chere Rückkehr an den Arbeitsplatz möglich war.58 In Deutschland berichteten Beschäftigte den Me-dien, das die Arbeitsmittel nicht ausreichend des-infiziert und Social-Distancing-Maßnahmen nicht immer befolgt werden.59

In Spanien beantragte die Gewerkschaft Comi-siones Obreras (FSC-CC.OO) bei der Arbeitsin-spektion eine Prüfung der Arbeitsschutzmaßnah-men von Amazon im Hinblick auf die Pandemie, nachdem das Unternehmen die ersten drei Co-

ronavirusfälle in zwei spanischen Lagern meldete.60 In San Fernan-do de Henares bei Madrid führte ein Team des Arbeitsministeriums eine 10-stündige Inspektion durch und ordnete die Behebung von Mängeln durch Amazon binnen

Im Mai weigerte sich Amazon dann, die Gesamtzahl der infizierten Beschäftigten offenzulegen,

aber inoffizielle Zählungen gehen von über 900 Beschäftigten aus.

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v

zwei Tagen an.61 Diese Maßnahmen umfassten Vorkehrungen zur Einhaltung der Abstandsregeln zwischen den Beschäftigten, die Desinfektion von Standorten, wo Beschäftigte mit dem Coronavirus diagnostiziert wurden, die Bereit-stellung von per-sönlicher Schutzausrüstung und tägliche Lagebe-richte zu bestätigten und vermuteten Infektions-fällen.62 63

Im Vereinigten Königreich berichteten Vertreter der Gewerkschaft GMB, dass Beschäftigte in meh-reren Fulfilment-Centern von Amazon in Grup-pen von 200-300 Personen zusammenarbeiten und Arbeits-mittel zusammen verwenden müssten, ohne Handdesinfektionsmittel zur Verfügung zu haben.64 Die nationale Geschäftsstelle von GMB schrieb an Amazon und forderte dringende Maß-nahmen zum Schutz der ArbeitnehmerInnen und AuftragnehmerInnen, aber von Amazon erging kei-

WERDEN WIR AMAZON DIE GESTALTUNG DER WELT NACH DER CORONAKRISE ÜBERLASSEN?

ne Antwort, was GMB folgendermaßen quittiert: „Amazon weigert sich, die Gewerkschaften anzu-erkennen und wird nicht mit uns kommunizieren.“65

La Alianza Amazon de UNI Global Union, que Die Amazon-Allianz von UNI Global Union aus Gewerkschaften in 22 Ländern hat das Unter-nehmen aufgerufen, seinen Beschäftigten unbe-fristeten bezahlten Urlaub, notwendige Schutz-ausrüstung, Pausen fürs Händewaschen und den erforderlichen Raum für Social Distancing zu ge-währleisten. Die Allianz stellte ebenfalls fest: „Die Krise kann für Amazon eine Chance darstellen, zu lernen, dass sozialer Dialog und Kollektivverhand-lungen lebenswichtige Instrumente sind, die in mo-dernen Gesellschaften und Unternehmen eingesetzt werden, um die Gesundheit von Beschäftigten zu schützen und Menschenleben zu retten.“66

Schon vor dem Ausbruch der Coronakrise liefen in etlichen Ländern kar-tellrechtliche Ermittlungen gegen Amazon. In Indien eröffnete die Wett-bewerbskommission CCI eine Untersuchung gegen Amazon und Flipkart, nachdem eine Händlergruppe sich beschwerte, die E-Commerce-Giganten „häuften Verluste in Milliardenhöhe an, um hohe Nachlässe zu finanzieren und so kleine Händler zu diskriminieren“.67

In Europa laufen Ermittlungen auf nationaler und transnationaler Ebe-ne. Im Juli 2019 eröffnete die europäische Kommission eine kartellrecht-liche Untersuchung betreffend die Nutzung von Händler-daten auf dem Amazon-Marktplatz.68 Im Februar 2020 wurde berichtet, dass es bei den EU-Wett-bewerbsbehörden Überlegungen in Richtung mehr antizipativer Regulierung bei den Technologie-Giganten gebe, um die Interessen klei-nerer Akteure zu schützen.69 Und am 11. Juni gab es Berichte – und dies könnte zur größten regulatorischen Herausforderung für Amazon bislang werden –, wonach EU-Beamte kartellrechtliche Klagen gegen Amazon we-gen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung im Internethandel vorbereiten. Diesen Berichten zufolge haben die Regulierungsbehörden er-mittelt, dass Amazon den Wettbewerb abwürgt, indem von Drittanbietern erhobene Daten zum Vorteil des eigenen Produktangebots genutzt werden.70

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In Spanien prüft derweil die Markt- und Wettbe-werbskommission, ob Amazon möglicherweise als Postdiensteanbieter eingestuft werden sollte, womit es verstärkter Aufsicht durch die Behörden unter-liegen würde.71

Auch in den USA wurden immer mehr Rufe nach Ermittlungen gegen Amazon laut. Anfang 2020 hat die Federal Trade Commission Berichten zufolge untersucht, auf welche Weise Amazon seine Pro-dukte und Dienstleistungen gegenüber denjenigen von Partnern und Wettbewerbern priorisiert.72 Am 23. April 2020 zeigte eine Studie des Wall Street Journals (WSJ), dass Amazon Daten seiner eigenen Drittanbieter nutzt, um Wettbewerbsprodukte auf den Markt zu bringen.73 Durch diese Publikation verstärkte sich der politische Druck auf das Unter-nehmen: Am 28. April drängte ein US-Senator das Justizministerium, eine kartellrechtliche Untersuchung basierend auf den Erkenntnissen des WSJ einzuleiten,74 und am 1. Mai 2020 schickte eine Gruppe aus sieben Abgeordneten eine Vorladung vor den Kongress an Jeff Bezos, wo er zu vorherigen Stellungnahmen des Unternehmens, wonach Daten von Drittanbietern nicht zur Markteinführung von konkurrierenden Eigenmarken genutzt werden, aussagen soll.75

Im Vereinigten Königreich wird der Erwerb von Anteilen am Online-Lie-ferservice Deliveroo durch Amazon seit Juni 2019 von der Wettbewerbsbe-hörde geprüft und es sollte später in diesem Jahr eine Entscheidung geben, aber die Regulierungsbehörde beschloss am 17. April 2020, grünes Licht für den Deal zu erteilen, da sich die Geschäftsbedingungen für Deliveroo rasch eingetrübt hatten und es die liquiden Mittel des Technologie-Gigan-ten brauchte.76 Der Fall Deliveroo unterstreicht, wie Amazon während des Coronavirus-Lockdown gestärkt wurde – Übernahmedeals, die ansonsten durch die Wettbewerbsbehörden in Frage gestellt waren, wurden durch die Krise erleichtert, während kleinere Akteure sich schwer taten, diese schwie-rigen Gewässer zu durchschiffen.

Anfang Mai gab es Berichte, wonach Amazon den Erwerb von AMC Entertainment Holdings Inc., dem größten Kinobetreiber weltweit, erwägen würde, womit das Filmstudio von Amazon einen starken di-rekten Kanal zu den Verbrauchern erhielte. Bis vor kurzem wäre eine solche Übernahme in den USA wegen des Kartellrechts gescheitert: Gemäß dem „Pa-ramount Consent“ Erlass von 1948 durfte ein Film-studio selbst keine Kinos besitzen. Die Regierung Trump leitete jedoch 2019 eine Revision des Erlasses mit Blick auf dessen Verwässerung ein.77 Die Pandemie machte das potenzielle Geschäft sogar noch attraktiver: Mit zunehmender Ausbreitung des Virus und Zugriff des Lockdowns brach der Aktienkurs von AMC ein, und das Unternehmen tau-melte in Richtung Bankrott.

Diese Fälle zeigen, wie Amazon aufgrund der Wirtschaftskrise seine Marktposition stärken und wettbewerbswidrige Übernahmen tätigen konn-te, die unter normalen Umständen nicht zugelassen worden wären.

... Übernahmedeals, die ansonsten durch die Wettbewerbsbehörden in Frage gestellt waren, wurden durch

die Krise erleichtert ...

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DIE BESCHÄFTIGTEN UND DIE GESELLSCHAFT MÜSSEN IM MITTELPUNKT DER ERHOLUNG STEHEN

Die Coronakrise gestaltet unsere Welt radikal neu und eine der bedauer-lichen Nebenwirkungen ist der beschleunigte Ausbau der Marktdominanz von Amazon und, offen gesagt, seiner Dominanz in vielen Aspekten unseres Lebens – wie wir leben, wie wir Unterhaltung konsumieren, wie wir kom-munizieren.

Bislang hat das Unternehmen seine Macht nicht zugunsten des gesell-schaftlichen Wohls eingesetzt – es hat Steuern vermieden, kleine und mittel-große Unternehmen ausgequetscht, die Arbeits-bedingungen verschlechtert.

Während viele Unternehmen im Zuge der Pandemie leiden, bietet sie für Amazon die Gelegenheit für höheren Umsatz, Cash-Flow, Forschungs- und Entwicklungsbudgets und wahrscheinlich auch Gewinne – sowie für einen beschleunigten Eintritt in die Gesundheitsversorgung. Mit zunehmender Aus-breitung der Krise in unserer Wirtschaft ist der gut mit liquiden Mit-teln ausgestattete Amazon-Konzern vorzüglich positioniert für Übernah-men zum Schleuderpreis oder andere Investitionen, mit denen seine Macht weiter konsolidiert wird. Das Beispiel Deliveroo (bei endgültiger Freigabe der Regulierungsbehörden) und das Interesse an AMC, J.C. Penny und Fu-ture Retail Group zeigen, welches Potenzial und welche neuen Chancen durch die Pandemie für Amazon entstehen.

Die Regulierungsbehörden befassen sich bereits kritisch mit dem Wachs-tum des Unternehmens, aber es braucht mehr Aufsicht, denn kein Unter-nehmen sollte so viel Einfluss haben.

Die jüngsten Entwicklungen zeigen diesbezüglich jedoch auch positive Zeichen: Die Europäische Kommission hat letztes Jahr eine Untersuchung zum Amazon-Marktplatz angestoßen; die Wettbe-werbskommission von Indien hat eine Prüfung wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen das Wett-be-werbsrecht angeordnet; in den USA haben Anwälte Klage wegen markt-beherrschender Stellung im E-Commerce eingereicht und der US-Kongress hat das Bundesjustizministerium zur Eröffnung einer strafrechtlichen Un-tersuchung gegen Amazon und zur Anhörung von Jeff Bezos unter Eid im Kongress aufgefordert.78

Der Regulierungsdruck betreffend Amazon sollte sich jedoch nicht alleine auf Wettbewerbsfragen beschränken. Es ist wichtig, dass die Regierungen angemessene Finan-zierung für das öffentliche Gesundheits- und Bildungs-wesen bereitstellen können. Und sie sollten im Hinblick darauf strengere Steuervorschriften durchsetzen, um den gerechten Anteil von den Umsätzen und Erträgen der Technologie-Giganten zu erheben.

Einfach gesagt: Unsere Welt wird sich nach der Pan-demie radikal verändern, und Gleiches gilt für Amazon. Die Frage, ob das Unternehmen den Würgegriff, in dem es unsere Märkte und Gesellschaften hält, noch weiter zu-ziehen kann, wird seine Antwort darin finden, ob sich Regulierungsbehörden, zivilgesellschaftliche Organisatio-nen, Gewerkschaften und kartellfeindliche AktivistInnen dem entschlossen entgegenstemmen.

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ENDNOTEN

1 Amazon hat jetzt knapp 50 % Marktanteil im E-Commerce der USA, Emarketer, 16. July 2018: https://www.emarketer.com/content/amazon-now-has-nearly-50-of-us-ecommerce-market

2 Jay Clement, Kennzahlen von Anbietern auf dem Amazon.com-Marktplatz in den USA, 2019. 20. Jan. 2020, Statista: https://www.statista.com/statistics/1086637/amazon-com-3p-sellermetrics-Usa

3 Dana Mattioli. Amazon griff Daten seiner eigenen Dritt-anbieter ab, um Wettbewerbsprodukte auf den Markt zu bringen. The Wall Street Journal, 23. April 2020: https://www.wsj.com/articles/amazon-scooped-up-data-from-its-own-sel-lers-to-launch-competing-products-11587650015

4 Amazon wegen Kartellrechtsverletzungen auf Schaden-ersatz von $55 bis $172 Mrd. angeklagt, Law 360, 20. März 2020: https://www.law360.com/articles/1255358/suit-accu-ses-amazon-of-55b-to-172b-in-antitrust-damages

5 Ibid.

6 Michael Addady. Handlern zufolge kopiert Amazon ihre Produkte, Fortune, 20. April 2016: https://fortune.com/2016/04/20/amazon-copies-merchants

7 Bethany Biron. Mehr als 90 große US-Einzelhändler schließen ihre Läden vorübergehend, um der Verbreitung des Coronavirus vorzubeugen, Business Insider, 23. März 2020: https://www.businessinsider.com/13-retailers-announ-ce-temporarily-store-closures-to-fight-coronavirus-2020-3

8 Lauren Thomas. Die Schließungen von Ladengeschäften könnten in den USA wegen Corona explodieren, CNBC, 16. März 2020: https://www.cnbc.com/2020/03/16/retail-store-closu-res-in-the-us-could-explode-because-of-coronavirus.html

9 Eine Liste der geltenden Einschränkungen in verschie-denen europäischen Ländern: https://www.dw.com/en/coronavirus-what-are-the-lockdown-measures-across-euro-pe/a-52905137

10 Knapp 1 Millarde Menschen wegen des Coronavirus zu Hause festgesetzt, Agence France-Presse, 21. März 2020: https://www.voanews.com/science-health/coronavirus-out-break/nearly-1-billion-people-confined-homes-global-ly-due-coronavirus

11 Greg Sterling. Coronavirus und E-Commerce: Es ist kom-pliziert, Marking Land, 12. März: https://marketingland.com/coronavirus-and-e-commerce-its-complicated-277480

12 Siehe Analyse: Topseller in der Coronakrise – Wie die Nachfrage sich verschiebt: https://sellics.com/blog-coronavi-rus-covid-amazon-online-shopping

13 The Four Horsemen Post-Corona (Los Cuatro Jinetes del Post-Corona) (Scott Galloway), DLD Sync, disponible en https://www.youtube.com/watch?v=5-jCse_NAXs

14 Siehe: Amazon kürzt Provisionen für Umsatzbeteiligung von Verlagen, CNBC: https://www.cnbc.com/2020/04/14/amazon-slashes-commission-rates-for-affiliate-program.html

15 Ibid.

16 David Lee. Die Amazon-Drittanbieter von Gütern, die nicht unter den Grundbedarf fallen, sind wieder im Ge-schäft, haben aber noch einen schweren Kampf vor sich. Financial Times, 22. April 2020: https://www.ft.com/con-tent/970597f4-7882-4a72-8560-55fd4a7778ce

17 Liz Alderman. Amazon erzielt Einigung mit französischen Gewerkschaften bei Arbeitsschutzkonflikt im Zusammen-hang mit dem Coronavirus. The New York Times, 16. Mai 2020: https://www.nytimes.com/2020/05/16/business/amazon-france-unions-coronavirus.html

18 Molson Hart. Wie das Geschäftsgebaren von Amazon den amerikanischen Konsumenten schadet: Warum Amazon einen Wettbewerber braucht und weshalb Walmart es nicht ist, Medium: https://medium.com/swlh/amazon-needs-a-competitor-and-walmart-aint-it-5997977b77b2

19 Dave Hamrick. Amazon legt Auslieferung von Produkten seiner FBA-Drittanbieter, die nicht unter den Grundbedarf fallen, auf Eis. Jungle Scout, 6. April 2020: https://www.jung-lescout.com/blog/amazon-freezes-fba-shipments

20 Marketplaces Year in Review 2019 (Jahresbericht 2019 zu verschiedenen Marktplätzen): https://www.marketplacepul-se.com/marketplaces-year-in-review-2019

21 Spencer Soper. Amazon-Fokussierung auf Güter des Grundbedarfs sät Panik und Verwirrung bei Händlern. Seattle Times, 23. März 2020: https://www.seattletimes.com/business/amazon-focus-on-essentials-sows-panic-confu-sion-among-merchants/

22 Kartellrechtliche Ermittlung gegen Amazon wegen Cloud-Business: Bloomberg, Reuters, 15. Dezember 2019: https://www.reuters.com/article/us-amazon-com-cloud-ftc/amazon-faces-u-s-antitrust-scrutiny-on-cloud-busi-ness-bloomberg-idUSKBN1Y9031

23 Siehe: https://www.statista.com/chart/18819/worldwi-de-market-share-of-leading-cloud-infrastructure-service-pro-vidersEstimation

24 Lisa Lacy. Ermittlungen der FTC gegen Amazon sollen auch auf seine Web-Services ausgeweitet werden. Ad Week, 5. Dezember 2019: https://www.adweek.com/digital/ftc-ama-zon-investigation-reportedly-includes-aws/

25 Kashmir Hill. Ich versuchte, Amazon aus meinem Leben zu verbannen. Es war unmöglich: Gizmodo, 22. Januar 2019: https://gizmodo.com/i-tried-to-block-amazon-from-my-life-it-was-impossible-1830565336.

26 Microsoft berichtet über eine 775%ige Zunahme bei An-ruf- und Sitzungsnutzern von Teams im Einmonatszeitraum in Italien während des Lockdowns: https://azure.microsoft.com/en-us/blog/update-2-on-microsoft-cloud-services-continuity

27 Per 22. April 2020 betrug der Firmenwert von Amazon.com USD 1.198 Mrd., wohingegen Carrefour Enterprise mit USD 31,8 Mrd. bewertet war. Siehe: https://www.gurufocus.com/term/ev/AMZN/Enterprise-Value/Amazon.com%20Inc, https://www.gurufocus.com/term/ev/CRRFY/Enterpri-se%252BValue/Carrefour

28 Weitere Details zu dem Fall: https://ec.europa.eu/commis-sion/presscorner/detail/en/STATEMENT_17_3714

29 James Cook. Amazon erhält £ 259 Mio. Steuergutschrif-ten, während europäischer Umsatz auf £ 28 Mrd. steigt. The Telegraph, 21. April 2020: https://www.telegraph.co.uk/technology/2020/04/21/amazon-receives-259m-tax-cre-dits-european-revenue-rises-28bn/ Die Silicon Six und ihr globales 100-Mrd-Steuerloch. Fair Tax Mark, Dezember 2019: https://fairtaxmark.net/wp-content/uploads/2019/12/Sili-con-Six-Report-5-12-19.pdf

30 Reuters News. Amazon muss 100 Mio. Euro zahlen, um Steuerstreit in Italien beizulegen. 15. Dezember 2017: https://www.reuters.com/article/us-amazon-italy-tax/ama-zon-to-pay-100-million-euros-to-settle-italy-tax-dispute-idU-SKBN1E91KM

31 Die Silicon Six und ihr globales 100-Mrd-Steuerloch. Fair Tax Mark, Dezember 2019: https://fairtaxmark.net/wp-con-tent/uploads/2019/12/Silicon-Six-Report-5-12-19.pdf

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32 John Koetsier. Amazon hat letzten Monat 100.000 Leute eingestellt. Und jetzt noch einmal 75.000. Forbes, 13. April 2020: https://www.forbes.com/sites/johnkoet-sier/2020/04/13/amazon-hired-100000-people-last-month-now-its-hiring-another-75000/#3023396a9db4

33 Coronavirus: Amazon nutzt Wärmekameras, um Covid-19 aufzuspüren. BBC News, 20. April 2020: https://www.bbc.com/news/technology-52356177

34 Amazon’s COVID-19-Blog: Täglicher Lagebericht zu unseren Maßnahmen während der Krise, Amazon.com, 9. April 2020: https://blog.aboutamazon.com/company-news/amazons-actions-to-help-employees-communities-and-cus-tomers-affected-by-covid-19

35 Annie Palmer. Amazon fordert alle Beschäftigten auf, von zu Hause zu arbeiten, wenn sie können. CNBC, 12. März 2020: https://www.cnbc.com/2020/03/12/amazon-tells-all-emp-loyees-to-stay-home-amid-coronavirus-fears.html

36 Beth Galetti. COVID-19-Lagebericht: Weitere Maßnah-men, mit denen Amazon Beschäftigte und Auftragnehmer unterstützt. Amazon.com, Inc. Day One Blog, 11. März 2020: https://blog.aboutamazon.com/working-at-amazon/co-vid-19-update-more-ways-amazon-is-supporting-employe-es-and-contractors

37 Catherine Thorbecke. Was man über Gefahrenzulagen wissen muss, wenn man während der Coronaviruskrise zur Arbeit geht. ABC News, 4. April 2020: https://abcnews.go.com/Business/hazard-pay-working-coronavirus-crisis/sto-ry?id=69934888

38 Devin Coldewey. Amazon Lagerbeschäftigte organisierten sich und forderten bezahlten Urlaub, aber das Coronavirus brachte die Bemühungen zur Strecke. Techcrunch, 24, März 2020: https://techcrunch.com/2020/03/24/amazon-wa-rehouse-workers-organized-to-demand-pto-and-coronavi-rus-clinched-it

39 David Lee and Patricia Nilsson. Amazon-Beschäftigte protestieren gegen normale Schichten mit Covid-19-Fällen. Financial Times, 19. März 2020: https://www.ft.com/con-tent/08395e49-0bb1-4f49-a6f5-c6639ce3d719

40 Caroline O’Donovan. Mit zunehmenden Corona-Infizierten unter den Beschäftigten kommt es zu Arbeitsniederlegungen. BuzzFeed News, 31. März 2020: https://www.buzzfeednews.com/article/carolineodonovan/amazon-employees-coronavi-rus-walkout

41 Sarah Rahal: Amazon-Beschäftigte legen die Arbeit im Lager von Romulus während der Covid-19-Krise nieder. Detroit News, 1. April 2020: https://www.detroitnews.com/story/news/local/wayne-county/2020/04/01/amazon-wor-kers-stage-walkout-romulus-warehouse-during-covid-19-cri-sis/5103152002

42 Kim Russell. Die Amazon-Beschäftigten in Romulus protes-tieren gegen die Arbeitsbedingungen, während sich Covid-19 ausbreitet. WXYZ ABC 7 Detroit, 1. April 2020: https://www.wxyz.com/news/coronavirus/romulus-amazon-employe-es-protest-work-conditions-as-covid-19-spreads

43 Mike Snider. Beschäftigte im US-Lebensmitteleinzelhan-del müssen fair bezahlt werden. Proteste bei Amazon Whole Foods beginnen. USA Today, 31. März 2020: https://www.usatoday.com/story/money/business/2020/03/31/corona-virus-workplace-conditions-spur-protests-whole-foods-ama-zon/5093570002/

44 Michael Sainato. Amazon greift hart gegen Protestierende und gewerkschaftliche Organisierung durch, wie Beschäftigte berichten. The Guardian, 5. Mai 2020: https://www.theguar-dian.com/technology/2020/may/05/amazon-protests-uni-on-organizing-cracking-down-workers . Amazon entließ einen Arbeitnehmer, der in einem Fulfillment-Center in Staten Island, NY, eine Arbeitsniederlegung angeführt hatte,

mit der die vorübergehende Schließung des Standorts zur Rei-nigung gefordert wurde, nachdem ein Kollege positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Der Arbeitnehmer wurde wegen vorgeblichen Verstoßes gegen die Quarantäneregeln der Firma nach Kontakt mit einem kranken Arbeitnehmer entlassen. Die Generalstaatsanwältin von New York sagte in einer Stellungnahme: „Es ist eine Schande, dass Amazon einen Mitarbeiter entlässt, der mutig für den eigenen Schutz und den seiner Kolleginnen und Kollegen eintritt,“ und sie appelierte an das National Labor Relations Board, Ermittlun-gen zu dieser Entlassung aufzunehmen. Der Bürgermeister von New York beauftragte die Menschenrechts-kommission der Stadt mit einer zivilrechtlichen Untersuchung.

45 Tim Bray, Leaving Amazon (Tschüß Amazon): https://www.tbray.org/ongoing/When/202x/2020/04/29/Leaving-Amazon

46 U.S. Senator Cory Booker, et al., Brief an Jeff Bezos, CEO von Amazon.com, 20. März 2020: https://www.booker.senate.gov/?p=press_release&id=1091. „Study reveals how long COVID-19 remains infectious on cardboard, metal and plastic“ (Studie deckt auf, wie lange das Corona-virus auf Pappe, Metall und Kunststoff überlebt), Science Daily, 20. März 2020: https://www.sciencedaily.com/re-leases/2020/03/200320192755.htm.

47 Will Evans. Skrupellose Quoten bei Amazon führen zu Gesundheitsschäden bei Beschäftigten. The Atlantic, 5. Dezember 2019: https://www.theatlantic.com/technology/archive/2019/11/amazon-warehouse-reports-show-wor-ker-injuries/602530/. Siehe auch: „Verpackungsschmerzen: Berufsbedingte Verletzungen im Amazon-Imperium. The Awood Center, Make the Road New Jersey, Make the Road New York, National Employment Law Project, New York Com-munities for Change, United for Respect, Warehouse Workers for Justice, Warehouse Worker Resource Center, Dezember 2019: https://www.amazonpackagingpain.org/the-report

48 https://comptroller.nyc.gov/newsroom/comptroller-strin-ger-nyc-funds-and-apg-urge-transparency-from-amazons-in-dependent-directors-regarding-employee-health-and-safe-ty-initiatives-amid-covid-19-pandemic/

49 Steve Kovach, Op-Ed. Amazon, es ist Zeit, dass Du deine Coronavirustoten offenlegst. CNBC, 16. Mai 2020: https://www.cnbc.com/2020/05/16/op-ed-amazon-should-disclo-se-coronavirus-deaths.html

50 Amazon gefährdet Beschäftigte, fördert Ansteckung, heimst Gewinne ein. Sonderbericht: April 2020: http://hedge-clippers.org/wp-content/uploads/2020/04/AmazonWorker-sCoronavirus_FD2.pdf

51 Melissa Heikkilä. Das ist verrückt: An Amazon-Standorten kocht die Wut wegen der Coronavirusrisiken über. Politico, 20. März 2020: https://www.politico.eu/article/coronavirus-ama-zon-employees-rage/

52 Isobel Asher Hamilton and Ruqayyah Moynihan. Ama-zon-Lagerarbeiter in Italien streiken aus Entrüstung wegen der Reaktion des Unternehmens angesichts von 2 Coronavi-rusfällen in der Belegschaft. Business Insider, 17. März 2020: https://www.businessinsider.com/amazon-workers-strike-co-ronavirus-2020-3?r=US&IR=T

53 Francesca Landini. Beschäftigte bei Amazon-Lieferzentrum in Italien treten im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Streik. Reuters, 30. März 2020: https://www.reuters.com/ar-ticle/us-health-coronavirus-italy-amazon/workers-go-on-stri-ke-at-amazon-delivery-site-in-italy-amid-coronavirus-idUSK-BN21H3AN

54 Patricia Nilsson und Dave Lee. Amazon spricht als „das neue Rote Kreuz“ in der Covid-19-Krise vor. Financial Times, 31. März 2020: https://www.ft.com/content/220bf850-726c-11ea-ad98-044200cb277f

55 Caroline Pailliez und Mourad Guichard. Gemäss Frankreich ist der Druck auf die Amazon-Beschäftigten im Lockdown

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Page 23: AMAZON & DIE CORONAKRISE · 2020-07-29 · Online-Shopping dauerhaft sein und damit die urbane Landschaft in den Städten und Gemein-den weltweit verändern wird. Dank des Erfolgs

„inakzeptabel“. Reuters, 19. März 2020: https://www.reuters.com/article/us-health-coronavirus-amazon-france/pressu-res-on-amazons-staff-in-france-unacceptable-minister-idU-SKBN2161A3. Bei einer Arbeitsniederlegung in der Nähe von Orléans äußerten Beschäftigte sich besorgt darüber, dass das Unternehmen Güter verschickt, die nicht zum Grundbedarf zählen.

56 Gaspard Sebag. Amazon darf in Frankreich nur noch Le-bensmittel und Güter der Gesundheitsversorgung verkaufen. Bloomberg, 14. April 2020: https://www.bloomberg.com/news/articles/2020-04-14/amazon-told-to-sell-only-food-he-alth-items-in-france

57 Amazon weitet die Schließung der französischen Lager aus, während der Kampf der Beschäftigten um Sicherheit vor Covid-19 weitergeht. 21. April 2020: https://www.france24.com/en/20200421-amazon-extends-closure-of-french-ware-houses-as-covid-19-worker-safety-fight-continues

58 Liz Alderman. Amazon erzielt Einigung mit den franzö-sischen Gewerkschaften zum Sicherheitsstreit um Corona. The New York Times, 16. Mai 2020: https://www.nytimes.com/2020/05/16/business/amazon-france-unions-corona-virus.html

59 Sören Götz. Schützt Amazon seine Mitarbeiter genug? Zeit Online, 26. März 2020: https://www.zeit.de/wirtschaft/un-ternehmen/2020-03/coronavirus-amazon-covid-19-deutsch-land-mitarbeiter-desinfektionsmittel-streik

60 Jesus Martinez. Amazon bestätigt drei Coronavirusfälle in zwei Lagern, schließt deren Stilllegung jedoch aus. La In-formación, 14. März 2020: https://www.lainformacion.com/empresas/amazon-casos-coronavirus-almacenes-espana-de-scarta-cerrarlos/6551741

61 Fernando Cano. Amazon hat zwei Tage, um Maßnah-men gegen das Coronavirus in seinem Logistikzentrum in Madrid zu ergreifen. El Español, 23. März 2020: https://www.elespanol.com/invertia/empresas/tecnologia/20200323/amazon-tomar-medidas-coronavirus-centro-logisticoma-drid/476953795_0.html

62 Die Arbeitsinspektion wird Amazon auffordern, Maß-nahmen zur Vermeidung von Ansteckungen in seinem Logistikzentrum in Spanien zu ergreifen. El Confidencial Digital, 20. März 2020: https://www.elconfidencialdigital.com/articulo/dinero/inspeccion-trabajo-pide-amazon-to-me-medidas-evitar-contagioscentro-logistico-espa-na/20200320162502141288.html

63 Der größte Amazon-Standort in Madrid bleibt nach der Behebung von Mängeln offen. La Vanguar-dia, 30. März 2020: https://www.lavanguardia.com/vida/20200330/48191789507/la-mayor-planta-de-ama-zon-de-madrid-sigue-abierta-al-subsanarse-deficiencias.html

64 Craig Smith. Amazon-Beschäftigte in Fife gemäß Gewerk-schaftsberichten versteinert vor Angst vor der Ansteckung mit dem Coronavirus. The Courier, 25. März 2020: https://www.thecourier.co.uk/fp/news/local/fife/1218142/amazon-wor-kers-in-fife-petrified-of-contracting-coronavirus-union-says

65 Patricia Nilsson und Dave Lee. Amazon spricht als „das neue Rote Kreuz“ in der Covid-19-Krise vor. Financial Times, 31. März 2020: https://www.ft.com/content/220bf850-726c-11ea-ad98-044200cb277f

66 Globale Gewerkschaftsallianz fordert Amazon auf, drin-gend Maßnahmen gegen COVID-19 zu ergreifen. UNI Global Union, 17. März 2020: https://uniglobalunion.org/news/global-alliance-unions-demands-amazon-take-urgent-mea-sures-address-covid-19

67 Reuters News. India court stalls Amazon, Flipkart antitrust probes -lawyers (Indisches Gericht gebietet Amazon Einhalt, kartellrechtliche Ermittlungen bei Flipkart). 14. Februar 2020.

68 Kartellrecht: Kommission leitet Untersuchung möglicher wettbewerbswidriger Verhaltensweisen von Amazon ein, Pressemitteilung, 17. Juli 2019, Europäische Kommission: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/IP_19_4291. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Ves-tager erklärte hierzu: „Die europäischen Verbraucher kaufen zunehmend online ein. Der elektronische Handel hat den Wett-bewerb im Einzelhandel angekurbelt und zu einer größeren Auswahl und günstigeren Preisen geführt. Wir müssen sicher-stellen, dass große Online-Plattformen diese Vorteile nicht durch wettbewerbswidriges Verhalten aushebeln. Ich habe daher beschlossen, die Geschäftspraktiken von Amazon und seine doppelte Funktion als Verkaufsplattform und Einzelhänd-ler unter die Lupe zu nehmen, um die Einhaltung der EU-Wett-bewerbsregeln zu prüfen.“

69 Reuters News. EU-Wettbewerbshüter planen breit ange-legte Prüfung des Technologie-Sektors. 12. Februar 2020: Dis-ponible en https://www.reuters.com/article/us-eu-antitrust/eu-antitrust-regulators-plan-broad-enquiry-into-tech-sec-tor-idUSKBN2062GA

70 Adam Satariano. Amazon Set to Face Antitrust Charges in European Union (In der EU kommen Kartellrechtsklagen auf Amazon zu). The New York Times, 11. Juni 2020: https://www.nytimes.com/2020/06/11/technology/amazon-antitrust-eu-ropean-union.html

71 Reuters News. Spaniens Wettbewerbshüter unter-suchen Amazon Lieferdienste. 19. Februar 2020: https://www.reuters.com/article/spain-amazon-antitrust/upda-te-1-spains-antitrust-watchdog-investigates-amazon-delive-ry-services-idUSL8N2AJ33Z

72 Jason Del Rey. Warum die kartellrechtlichen Unter-suchungen des Kongresses die Big Tech nervös machen sollten. Vox, 6. Februar 2020: https://www.vox.com/re-code/2020/2/6/21125026/big-tech-congress-antitrust-inves-tigation-amazon-apple-google-facebook & https://techcrunch.com/2020/05/12/in-a-letter-to-amazon-13-ags-call-for-in-creased-transparency-and-stronger-worker-protections/

73 Dana Mattioli. Amazon griff Daten seiner eigenen Dritt-anbieter ab, um Wettbewerbsprodukte auf den Markt zu bringen. The Wall Street Journal, 23. April 2020: https://www.wsj.com/articles/amazon-scooped-up-data-from-its-own-sel-lers-to-launch-competing-products-11587650015

74 Dana Mattioli. Senator drängt DOJ zur Eröffnung einer strafrechtlichen Ermittlung gegen Amazon. The Wall Street Journal, 28. April 2020: https://www.wsj.com/articles/se-nator-pushes-doj-to-open-criminal-investigation-into-ama-zon-11588067701

75 Julia Carrie Wong. US-Abgeordnete laden Jeff Bezos zur Aussage betreffend Amazon’s „möglicherweise strafrecht-lich falsche“ Stellungnahmen vor. The Guardian, 1. Mai 2020: https://www.theguardian.com/technology/2020/may/01/amazon-jeff-bezos-testify-house-antitrust

76 Saloni Sardana. Der lang hinausgezögerte Einstieg von Amazon bei der UK-Liefer-Startup Deliveroo erhält dank CO-VID-19 vorläufig grünes Licht. Business Insider, 17. April 2020: https://www.businessinsider.com/cma-clears-amazon-delive-roo-coronavirus

77 Tomi Kilgore. AMC’s Aktienpreis geht durch die Decke nach Berichten über Fusionsgespräche mit Amazon. Mar-ketwatch, 12. Mai 2020: https://www.marketwatch.com/story/amcs-stock-soars-after-report-amazon-held-merger-talks-2020-05-11

78 Dana Mattioli und Ryan Tracy. Senator drängt DOJ zur Er-öffnung einer strafrechtlichen Ermittlung gegen Amazon. The Wallstreet Journal, 28. April 2020: https://www.wsj.com/ar-ticles/senator-pushes-doj-to-open-criminal-investigation-in-to-amazon-11588067701?mod=lead_feature_below_a_pos1

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