allgemeinmediziner/in: ein beruf mit zukunft? · ferdinand m. gerlach johann wolfgang...
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Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach, MPH
Allgemeinmediziner/in:
Ein Beruf mit Zukunft?
Frankfurt am Main, 13. Oktober 2014
Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach, MPH
Alle Folien zum Download unter:
www.allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
im Bereich „Lehre“
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Themenübersicht
Fragen zur Allgemeinmedizin an Studierende
Allgemeinmedizin im Wandel
Was ist Allgemeinmedizin? – Definition
Allgemeinmediziner, Hausarzt, Praktischer Arzt
Facharzt/-ärztin für Allgemeinmedizin
Bedarf, Weiterbildung
Famulaturbörse, DEGAM-Nachwuchsakademie
Fazit – Zukunftsperspektiven
Allgemeinmedizin im Studium
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
4 Fragen an Studierende:
1. Wer hat(te) eine(n) eigene(n) „Hausarzt/ärztin“?
2. Wer war noch nie bei einem Allgemeinarzt?
3. Wer beabsichtigt, eine Weiterbildung im Fach
Allgemeinmedizin zu absolvieren?
4. Wer könnte sich vorstellen, eventuell eine Weiter-
bildung im Fach Allgemeinmedizin zu absolvieren?
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Der Hausarzt traditionellen Stils
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Der Hausarzt traditionellen Stils
lokale Autorität / „dankbare“
Patienten
Mehrgenerationenbetreuung (Großfamilie, erlebte Anamnese)
umfassende Zuständigkeit („von der Wiege bis zur Bahre“)
24stündige Präsenz
isolierte Tätigkeit in der
eigenen Einzelpraxis
erfahrungsbasiertes Handeln (individueller „Transfer klinischer
Strategien“, Improvisation, Intuition)
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Allgemeinmedizinische Praxis im Wandel
traditionell:
autonome Patienten / kritische
„Konsumenten“
häufiger neue Lebensformen (Singlehaushalte, Patchworkfamilien)
arbeitsteilige Versorgung (Geburtshilfe, Röntgen, Labor)
geregelter Notdienst
kooperative Tätigkeit (Gemein-
schaftspraxis, MVZ, integr. Versor.,
neu: Kombination Klinik und Praxis)
evidenzbasierte Konzepte (Praxisforschung, praxiserprobte
Leitlinien, Disease Management)
heute:
lokale Autorität / „dankbare“
Patienten
Mehrgenerationenbetreuung (Großfamilie, erlebte Anamnese)
umfassende Zuständigkeit („von der Wiege bis zur Bahre“)
24stündige Präsenz
isolierte Tätigkeit in der
eigenen Einzelpraxis
erfahrungsbasiertes Handeln (individueller „Transfer klinischer
Strategien“, Improvisation, Intuition)
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Was ist Allgemeinmedizin?
19. Jahrhundert: Sir Luke Fildes (1843-1927) „The doctor“. Tate Gallery, London
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
20. Jahrhundert: W. Eugene Smith (1948) The Country Doctor
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
21. Jahrhundert: Hausarzt in einer modernen Gemeinschaftspraxis
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Definition “Allgemeinmedizin”
Deutsche Gesellschaft f. Allgemeinmedizin u. Familienmedizin, DEGAM 2002
Arbeitsbereich
Arbeitsweise
Arbeitsgrundlagen
Arbeitsziel
Arbeitsauftrag
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Arbeitsbereich der Allgemeinmedizin
“... beinhaltet die Grundversorgung aller Patienten mit
körperlichen und seelischen Gesundheitsstörungen in der
Notfall-, Akut- und Langzeitversorgung (...)
Allgemeinärztinnen und Allgemeinärzte sind darauf
spezialisiert, als erste ärztliche Ansprechpartner bei allen
Gesundheitsproblemen zu helfen.”
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, DEGAM 2002
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Download:
www.degam.de
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Arbeitsweise der Allgemeinmedizin
“(...) Bei der Interpretation von Symptomen und Befunden
ist es von besonderer Bedeutung, den Patienten, sein
Krankheitskonzept, sein Umfeld und seine Geschichte zu
würdigen (hermeneutisches Fallverständnis).”
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, DEGAM 2002
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Allgemeinmedizin:
> spezialisiert auf den ganzen
Menschen
> den Menschen ganz sehen
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Arbeitsgrundlagen der Allgemeinmedizin
auf Dauer angelegte Arzt-Patienten-Beziehung
erlebte Anamnese
breite Zuständigkeit und Kontinuität der Versorgung
unausgelesenes Patientenkollektiv
abwartendes Offenhalten und
abwendbar gefährliche Verläufe
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, DEGAM 2002
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Abwartendes Offenhalten („watchful waiting“)
Gezielt mit dem Faktor „Zeit“ arbeiten:
Es ist oft besser, über eine Sache nachzudenken
und nichts zu tun,
als etwas zu tun, ohne nachzudenken.
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Arbeitsziel der Allgemeinmedizin
“... ist eine qualitativ hochstehende Versorgung,
die den Schutz des Patienten,
aber auch der Gesellschaft
vor Fehl-, Unter- oder Überversorgung einschließt.”
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, DEGAM 2002
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Arbeitsauftrag der Allgemeinmedizin
primärärztliche Filter- und Steuerfunktion
(Stufendiagnostik)
haus- und familienärztliche Funktion
(Hausbesuch)
Gesundheitsbildungsfunktion
Koordinations- und Integrationsfunktion
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, DEGAM 2002
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Allgemeinmedizin im Wandel
Mehr Kooperationen: Gemeinschaftspraxen, Medizinische
Versorgungszentren, Praxisnetze, interdisziplinäre /
professionsübergreifende Kooperationen
Flexible Arbeitszeiten/modelle: Teilzeit nach Wunsch,
Beschäftigung als Angestellte/r, gut vereinbar mit Familie /
Kindern, organisierter Notdienst, Fahrdienst für Patienten und
Kinder der Beschäftigten, Wohnen in der Stadt und Arbeiten
auf dem Land
Keine / kaum Hierarchien: größere persönliche und fachliche
Unabhängigkeit bzw. Selbständigkeit
Beste Akzeptanzwerte bei Patienten: langdauernde,
befriedigende Hausarzt-Patient-Beziehung
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Steigende Bedeutung des Generalisten
1. Zunehmende Multimorbidität
(Begleitung, Priorisierung, Schutz vor Überdiagnostik/-
therapie)
2. Fortschreitende (Sub-)Spezialisierung
(Koordination, Integration = Reduktion von
Fragmentierung)
3. Kosteneffektivität hausärztlich koordinierter
Versorgung
4. Patientenpräferenz: umfassende, persönliche und
wohnortnahe Betreuung
(Bestnoten für Hausärzte)
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Facharzt/ärztin für Allgemeinmedizin:
fünfjährige Weiterbildung nach Weiterbildungsordnung,
Facharztprüfung, Berechtigung zur Niederlassung
Hausarzt/ärztin:
Begriff aus dem Sozialgesetzbuch,
bisher: Fachärzte für Allgemeinmedizin, Innere Medizin
(und Pädiatrie)
Praktischer Arzt/Ärztin:
„aussterbende Gattung“, bisher: Ärzte/innen ohne
Weiterbildung im Gebiet
Allgemeinmediziner, Hausarzt,
Praktischer Arzt – Wo ist der Unterschied?
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fühlen Sie sich durch folgende Charakteristika angesprochen?
Sie haben Interesse an einzelnen Menschen,
Schicksalen und Geschichten.
Sie können Verantwortung übernehmen.
Sie haben ein bio-psycho-soziales Verständnis vom
ärztlichen Beruf.
Sie verfügen über reichlich Geduld und Toleranz.
Sie lieben ein detektivisches Vorgehen.
Sie pflegen einen kooperativen Arbeitsstil.
Karriere-Planung:
Wäre ich ein/e gute/r Allgemeinarzt/ärztin?
nach Donner-Banzhoff: www.degam.de
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Hausärzte, die (altersbedingt) ihre Praxen abgeben
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Aktuelle Situation
2013: nur 1.112 (9,97%) neue Fachärzte/innen für
Allgemeinmedizin (Bundesärztekammer 2014)
Darunter 704 (63,3%) Ärztinnen (Tendenz steigend)
Nur jede/r zweite Hausarzt/ärztin findet derzeit eine/n
Nachfolger/in
Bedarf an Fachärzten/innen für Allgemeinmedizin
mindestens doppelt so hoch
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
„weitgehende Niederlassungsfreiheit für Hausärzte,
faktische Niederlassungssperre für Fachärzte. “
(Deutsches Ärzteblatt vom 14.10.2011)
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Weiterbildung Allgemeinmedizin (I.) – Deutscher Ärztetag 2010 –
Änderung der (Muster-)Weiterbildungsordnung:
Fünfjährige Weiterbildung zur/m
Facharzt/Fachärztin für Allgemeinmedizin
(Hausarzt/Hausärztin)
36 Monate Innere Medizin
(davon ggf. 18 Monate in Gebieten der unmittelbaren
Patientenversorgung, auch 3-Monatsabschnitte, auch ambulant)
24 Monate in der ambulanten hausärztlichen Versorgung
(davon ggf. 6 Monate Chirurgie, auch 3-Monatsabschnitte)
80 Stunden Kurs-Weiterbildung
zur psychosomatischen Grundversorgung
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Internistische Weiterbildung in Spezialgebieten:
Fachärztin/Facharzt für Innere Medizin und Schwerpunkt
(z. B. Kardiologie)
oder internistische Weiterbildung zur/m
Fachärztin/Facharzt für Innere Medizin ohne Schwerpunkt
(nur für Tätigkeit in Kliniken)
„Für die Niederlassung als Hausarzt ist weiterhin die Ableistung der
vorgeschriebenen zweijährigen Weiterbildungszeit in der hausärztlichen
Versorgung im ambulanten Bereich zwingend erforderlich.“
(Entschließung des 110. Deutschen Ärztetages, Dt. Ärzteblatt, 25.05.2007, A1518)
Weiterbildung Allgemeinmedizin (II.) – Deutscher Ärztetag 2007 –
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
www.degam-famulaturboerse.de
Ferdinand M. Gerlach
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Gerlach
www.degam-famulaturboerse.de
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Deutsche Gesellschaft für
Allgemeinmedizin und
Familienmedizin (DEGAM):
1. Kostenlose Mitgliedschaft
für interessierte Studierende
2. Summerschool Allgemein-
medizin ab 7. (3. klin.) Semester
3. für besonders
Interessierte
(15 Stud./Jahr,
ab 5. Semester)
Infos unter: www.degam.de
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
www.allgemeinmedizinhessen.de
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
„Rundum-Sorglos-Paket“:
Verzahnung von Aus- u. Weiterbildung
Begleitseminare
Mentorenprogramm
Evaluation / Qualitätssicherung
www.weiterbildung-allgemeinmedizin-hessen.de
Kontakt:
Institut für Allgemeinmedizin
Frankfurt am Main
Frau Brust
Telefon: 069-6301-5687
E-Mail: weiterbildung@
allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
m
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Regionale
Weiterbildungsverbünde:
nur einmal bewerben und
Wunschrotation aus
einem Guss durchlaufen
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fazit: Allgemeinmediziner/in ist ein Beruf mit Zukunft!
Allgemeinmediziner sind auf den ganzen Menschen
spezialisiert
Das Berufsbild befindet sich im Wandel
Die Arbeit ist abwechselungsreich, überdurchschnittlich
befriedigend und macht Spaß ...
Ersatzbedarf übersteigt Anzahl weitergebildeter
Fachärztinnen/-ärzte für Allgemeinmedizin
Stärkung auch infolge demographischer Alterung,
Kosteneffektivität, internationaler Entwicklung ...
These: Berufliche Chancen sind bis auf weiteres besser als
in anderen Fachgebieten / Versorgungsbereichen!
Ferdinand M. Gerlach
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Auf ein Wiedersehen: Allgemeinmedizin in Ihrem Studium
Gelegenheiten zum Kennenlernen des Fachs:
Einführung in die Klinische Medizin: 4. Semester
Praktikum der Allgemeinmedizin: Seminare in Lehrpraxen
Blockpraktikum: Allgemeinmedizin 1:1 „live“ erleben
Praktisches Jahr: 4 Monate Allgemeinmedizin als Wahlfach
Darüber hinaus: Querschnittsbereiche (u.a. Prävention und
Gesundheitsförderung), klinische Pharmakologie,
Naturheilverfahren, Evidenzbasierte Medizin ...
Für Interessierte: „Landpartie Fulda“, Wahlfach „Den
ganzen Menschen im Blick“
Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach, MPH
Alle Folien zum Download unter:
www.allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
im Bereich „Lehre“
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