die kunst der schrift
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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UNES O
Die
Kunst der
Sehr·
•
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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Die Kunst
der Schrift
UNESCO Ausstellung in ünfzig
Tafeln
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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Herausgegeben von der
Staatlichen
Kunsthalle
Baden-Baden
Verlag Dr. Ernst Hauswedell Co. Harnburg Baden-Baden
9bLf
Kunst ur d
u s e u m s i l i t h ~
de
r Shadt
Köln
~ ~ f o
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oesc enk
Druck- und Verlagshaus P. W. Wesel Baden-Baden
©UNESCO 1964 · Printed in Germany
Jedes Wesen mödlte sich ausdrüCken und mitteilen
die Schrift ermöglicht uns
den Zeitgenossen unsere Gedanken mitzuteilen
und
sie den kommenden Generationen weiterzugeben.
Seit
dem frühesten Altertum
bis beute
bemüht sich der Mensch
an
verschiedenen Orten unserer Erde
seine Gedanken in Zeichen zu übertragen
wenn
er einem
fernen
Freund
etwas mitteilen
oder für die Nachkommen ein Erlebnis verewigen will
in
den 5 000 Jahre alten Höhlen
auf den Mauern unserer modernen Städte
und auf den unzähligen Papieren
welche die DruCkereien an allen Enden
der Welt
zu
Tausenden über
die
neugierigen
Bürger ausschütten
In den letzten 5000 Jahren haben sich die Zeichen entwiCkelt
die abgebildeten Gegenstände (Sach-Zeichen) sind immer
abstrakter geworden
zu allererst stellen die Zeichen statt der Gegenstände
Gedanken dar
dann Lautgruppen (Silben-Zeichen)
und schließlich vor 3000 Jahren einen einzigen Laut
Diese
letzte Etappe war
entscheidend
die Zahl der Zeichen konnte auf einmal auf 25 beschränkt
werden
unsere moderne Schrift geht auf jene geniale Erfindung
der
Phönizier zurüCk
Später fand man in Indien
ein
Zeichen für null
(eine Methode die schon die Mayas benutzt hatten)
und diese Erfindung
durch die Araber verbreitet
bahnte der
Mathematik
und allen Wissenschaften
die auf ihr gründen
den
Weg
Während die arabischen Ziffern zum überstaatlichen
Kommunikationsmittelgeworden sind
bat
die Schrift in dem Moment wo sie sich an Laute band
ihren internationalen Charakter verloren
sie Ist zum Träger einer einzigen Sprache geworden
Am Anfang konnten
nur
einige Eingeweihte dieses
Kommunikationsmittelnutzen
beute kommt es in manchen Ländern
der
gesamten
Bevölkerung zugute
Schuld daran sind besonders auch
immer wirksamere Methoden
die sich in den letzten 500 Jahren entwickelt
haben
um das gesprochene
Wort
zu vervielfältigen
diese Entwicklung
steht
in engem Zusammenbang
mit
religiösen, politischen
und
sozialen
Verhältnissen
Diese Ausstellung befaßt sich mit der Geschichte der Schrift
seit ihren
frühesten
Anfängen bis zu ihrer heutigen
Verbreitung
natürlich kann eine
Zusammenstellung
die eine
allgemeine
EntwiCklung verbildliche n will nicht vollständig sein
Die Schriftbeispiele die wir zeigen
sind nicht allein wegen ihrer bistorisehen Bedeutung
gewählt worden
sondern auch auf ihren Inhalt bin
die wertvolle Aussage die ihnen innewohnt
Der Wert dieser Aussage hält nicht nur von ihrem Inhalt ab
sondern auch von der Art und Zahl der Menschen
die sie aufnehmen können
Jetzt wo das
Diktaphon
dabei
ist
die Feder zu überbieten
wo die diskotheken sich immer mehr vergrößern zum Schaden
der Bibliotheken
wo Radio und Fernsehen versuchen dieZeitungen zu
ersetzen
jetzt wo das Analphabetentum nah dran ist zu verschwinden
kommt eine Ausstellung über die Schrift gelegen
Die Schrift
war
eines der nachhaltigsten Mittel
um dem Menschen aus seiner Primitivität herauszuhelfen
Sandberg
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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Danksagung
UNESCO
dankt
allen, die mit
der
bedeutenden Aufgabe der
Organisation
und Vorbereitung
dieser Ausstellung
betraut
waren.
Besonderer Dank gebührt W. J. Sandberg, vormals Direktor
des Stedelijk Museums in Amsterdam,
der
die Verantwortung
für die Planung, Zusammenstellung
und
das
äußere
Bild
der Ausstellung trug: Dr. Marcel Cohen, Professor emeritus
des Lehrstuhls für moderne Orientalische Sprachen
an
der
Sorbonne, der die Grundidee der Ausstellung schuf: der
verstorbenen Claire
Levy,
Assistentin von
Professor
Dr. Cohen und Dr. Dietrich Mahlow, Direktor der Staatlichen
Kunsthalle Baden-Baden;
sowie Ferdinand Anton, Godula Buchholz, Professor
Dr. Arnold M. Goldberg, Professor Dr.
Hans
Jensen,
Dr. Franz Löffelholz, Professor Dr. Julius Rodenberg,
Frau Irmtraud Sdlaarsdunidt-Ri<hter.
Die Herstellung der Tafeln wurde von der Firma Enderberg,
A.msterdam, übernommen.
ur
usstellung
Die Sdlrift könnte, wie die Sprache .Ä.sops
als
das schlimmste
oder beste aller Mensdlenwerke bezeidlnet werden,
dennO(h bleibt sie die Stütze unserer Kultur und sidlert
deren Zukunft. Selbst wenn man - angesichts des
Mißbrauchs,
der
oft mit dieser menschlichen Errungenschaft
getrieben wird - dazu neigte, die Trauer des chinesischen
Dichters
Wou
Wei-ye zu teilen,
der
in einem "wehmütigen
Lied" an seinen Freund Wou Ki-tseu schrieb,
der
sagen
umwobene Erfinder der Schrift, Ts'ang Kie, weine des
Nadlts und er habe dazu Grund genug"; selbst wenn
die Sdlrift lediglich dazu diente, jahrhundertelang die Lügen
der Tyrannei oder die Albernheiten der billigen Presse
zu verbreiten, bliebe es dabei, daß alle Kul turen schon bei
der Entwicklung dieses Informationsmittels Kunstwerke
damit schaffen wollten
und
konnten. Schon deshalb wurde
die Schrift zu Recht erfunden und kann vor unserem Urteil
bestehen.
Diese Ausstellung macht sich in dreifacher Hinsicht verdient:
sie zeigt, daß einerseits zwisdlen den
versmiedeneu
Schrifttypen und dem Schönen eine uralte und sozusagen
angeborene Verwandtsdlaft besteht, daß sich andererseits
die Schrift oft mit der Malerei (in China), mit der Bildhauer
kunst
(in manChen Siegeln), mit
der Ardlitektur
(in
der
mohammedanisChen Kunst) verbunden hat und daß drittens
die moderne Kunst dazu neigt, einen Teil der
bildenden Künste unter der BezeiChnung K a
11
i g r a p h i e
zusammenzufassen. Aus all di esen Gründen ist die Aus
stellung kostbar und verdient aufmerksame Besudler.
•
Gibtes denn etwas Sdlulmeisterlidteres, etwasLangweiligeres
als eine Ausstellung über die Sdlrifn Nun, sehen Sie sidl um
Wenn
sie
audl
mit ihren zugleidllogisdl
und
dlronologisdl
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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geordneten Tafeln (wobei ein kurzer Text
jedes
Bild
erhellt
und einige gedrängte Zeilen
jede
thematische Einheit
erläutern) zunächst zwar instruktiv sein sollte, wünschte
man
sie sich doch auch anziehend. Diese beiden Forderungen
sind von den Veranstaltern so glücklich
vereint
worden,
daß der Besucher
sehr
rasch entdeckt, wie
sehr gerade
die
Schrift ein Kunstwerk ist, das mit dem Nützlichen
stets
und
untrennbar das Angenehme zu
verbinden
weiß.
Mehrere hundert gut ausgewählte
und
sinnvoll besprochene
Bilder,
von
den
immer
noch
geheimnisvollen Steinen des
Mas d'azil bis zur modernen Linotype, sind zu
einer Art
illustrierter Geschichte
der
Schrift zusammengefaßt, die
zugleich ein kleines Museum
jener
schönen Formen
sein
kann, welche die Schreiber, Kalligraphen
oder
die
Gründer
von Alphabeten in Sumer wie bei den Mayas,
in
Rom
und
in
Bagdad,
in
China
und in
Indien erfunden haben.
Nicht, daß die
ersten
Piktogramme aus Sumer alle schön
wären oder daß die
ersten
Buchstaben
der ersten
phönizischen
Alphabete das Auge voll
und
ganz befriedigen
könnten;
aber
wie vermöchte man nicht
in
jenen,
wenn
auch unvoll
kommenen Schriftzeichen etwas
ahnen oder
fühlen,
woraus
bald Schönes entstehen wird? Schon im dritten
Jahrtausend
vor
Christus stimmt im Industal die Schrift
von
Mohenjo-daro,
die wir trotz größter Bemühungen noch nicht entziffern
konnten, harmonisch mit den schönen Tierformen
überein
und ist
in
ihrer eigenen Vollkommenheit so ausgeglichen,
daß man darin schon manche Schriftzüge
der
späteren,
verfeinerten chinesischen Kalligraphie
ahnen und bewundern
kann: Schriftzüge, die mit dem Sinn des Textes, den sie
darstellen und mit dem Ton des Bildes, dem dieser
Text
zugehört, übereinstimmen.
Wenn man jene Wunderwerke
betrachtet, versteht man, weshalb die Chinesen bis zur
T'ang-Dynastie
von
den Kalligraphen
viel mehr als von
den
Malern halten.
Ob die Schrift,
wie
die ägyptischen Hieroglyphen,
bei denen
der
Naturwissenschaftler mühelos die
Vögel erkennt, eine
gewissenhafte Abbildung gibt; ob sie, wie die dlinesischen
Schriftzeichen, wo steh Abbildungen, Symbole,
ordnende
Schlüsselzeichen, phonetische Hinweise mischen
und
mandlmal
nebeneinander
erscheinen, Begriffsbilder gibt; ob Silbenschrift,
wie
die japanischen Kana; oder ob schließlieb
alphabetlsdl
wie
das cyrilliscbe
oder
das römische Alphabet; ob man
diese
Schrift tief in
den Stein
eingemeißelt
oder
als Flachrelief
hervorgehoben, mit
schwarzer
Tinte
nachgezogen
oder
mehrfarbig
wie ein Fresko oder eine Tempera
gemalt
hat;
ob sie
sich im
naivsten
Piktogramm an die lehrhafte Malerei
der
predigenden
Religionen
anlehnt
oder ob
sie
wie die
konsonantischen
Sduiften der
Semiten
zu
reiner
Abstraktion
neigt;
ob
sie
zur
Kurzschrift
oder wie in gewissen
quadrati
schen kufischen Schriften zu geometrischen Figuren führt,
denen wiederum
gewisse Bilder
Monddans verwandt
sind;
ob sie wie
einzelne, hier gezeigte, schöne Keilschriftzeichen
in die bloße Erde eingedrückt
oder
mit dem
Pinselleicht
auf
dem
Blatt des Palmbaumes
oder
des Reispapiers nach
gezogen
ist
- immer gilt von der Schrift, daß sie nicht nur
aussagt, mitteilt
und
belehrt,
sondern
auch nach
der
Schönheit strebt.
Man könnte
befürchten, -
und man hat
früher sicher
befürchtet - daß die
Buchdrucktechnik
dieser
Berufung
ein
Ende
bereite oder sie zumindest gefährde.
Die
ausgestellten
Werke zerstreuen unsere
Befürchtungen.
Von der karolingi
schen
Majuskel
zur
Antiqua, von der
gotischen
Minuskel
zur Bodoni,
von der Bastarda
zur Didot-Antiqua,
von der
Capitalis
quadrata
zur Baskerville,
von der
Schrägschrift zur
Garamond machen
die Tafeln deutlich,
daß
alle Jahrhunderte und
alle Druckverfahren
den
Gründem wie den
Schreibern
erlaubt
haben, die
Iibido
sclendi
und die
Iibido
cupiendi, unser
zweifaches Bedürfnis
zu
lernen und
zu
bewundern, gleichermaßen
zu
befriedigen.
,.Blütenblätter des
Wissens
und des
Verlangens ,
diese
Deutung Supervielles für die menschlichen Lippen
läßt
sich
auf die
Verdienste der
Schriften
übertragen, die uns hier in
solcher Fülle
dargeboten werden.
Wenn
man
in der ersten
Bibel Gutenbergs
blättert
(eines Gutenberg,
der
von
der
damals
gebräudllidlen gotisdlen
Schrift
ausging und dessen
Typographie
und
Umbruch
von
vomherein über allen Tadel
erhaben
waren), wie könnte man sieb dann nicht
daran
erinnern, daß die Bibliophilen aus China der Ansicht sind,
die
Vollkommenheit der ersten Drucker Song sei nie
übertroffen worden? Dem Besucher wird dabei klar, daß die
Mechanik das Schöne nicht unbedingt erschlägt,
und
er
wünsdlt
sieb, daß es immer so sei.
Ebenso gibt die Ausstellung zu erkennen, daß dieses Streben
nach Schönheit
in
der Schrift nicht das Vorrecht
einer
Rasse
oder einer
Nation
ist.
Vom
Knoten
am
Taschentuch, das
uns
an
etwas
erinnern soll, bis zu den Verkehrstafeln, die uns
mahnen, den
einen oder anderen
Fehler nicht zu
begehen
-
alles ist kunstgerecht erdacht, um unsere Aufmerksamkeit
zu wecken: die Tifinagh-Zeicben
der
Tuaregs ebenso wie die
mongolische Schrift; vom berühmten Liebesbrief
einer
Yonkaghir bis zu den kretischen Schriften,
von
den Knochen
zeichnungen
unter
der Schang-Dynastie bis zu den Setzkästen
der
chinesischen Druckereien
von
heute. All das will besagen,
daß Menschen
jeder
Farbe, Arme
oder
Reiche, Christen
oder
Heiden, Buddhisten
oder
Mohammedaner, Polytheisten
oder
Monotheisten zum großen
Werk
beigetragen haben.
Es
ist
zum Beispiel
in
Europa nicht
genug bekannt, daß
die
130 000
Seiten
des Tripitaka, des buddhistischen Kanons
zwischen
971 und 983 in
China gedruckt
und
daß im
11. Jahr
hundert
die beweglichen Lettern aus Keramik dort erfunden
wurden, daß Pelliot
in
Touen Houang eine Auswahl
von
beweglichen Lettern aus dem Uigurischen (sie stammen
etwa
aus
dem
Jahre
1300 entdeckte, daß
man
in
Korea
am
Ende
des 14.
Jahrhunderts
Bücher mit beweglieben Metallettern
druckte. Der dritte Guß koreanischer Lettern stammt aus dem
Jahre 1434; Gutenberg druckt seine
ersten
Bücher
etwa
um
1450. Die Ein fälle der Mongolen
hatten
bei uns die chinesische
Buchdruckerkunstverbreitet. Marco Polo
ist
nicht
der
einzige,
der den
Europäern vom Papiergeld Kubilai Khans berichtet.
Geschriebene Zauberformeln, Banknoten, .,himmlische
Buchstaben der Betrüger, die sich auf den Taoismus beriefen,
und
Neon-Reklame, alles
vermag
schöne Formen zu zeitigen:
die
hier
ausgestellten Beispiele beweisen
es mehr
als einmal .
Ganz mit Recht zeigen die
Veranstalter
einige Fotografien
von
den Festen, die
in
Bulgarien zu Ehren des heiligen Cyrill
und
des heiligen Methodius gefeiert
werden und
an
denen
die Gläubigen Standarten mit cyrilliscben Buchstaben tragen.
Man hätte
ebenso
gut an jene
.,Sammlungen
von
Schrift
zügen
erinnern
können,
in
denen die Chinesen ehrfurchtsvoll
die Reste geschriebener Zeichen, auch die verwaschensten
Spuren
alter
Begriffsbilder zusammentrugen.
Wenn
man bei
allem Elend
und
Unrecht, bei
aller
Grausam
keit und
Tyrannei Gefahr läuft, am Menschen zu verzweifeln,
so kann einem eine Ausstellung wie diese
wieder etwas
Hoffnung geben. Daß die Schrift, halb magisch, halb nützlich,
seit sechs
Jahrtausenden stets
gleichzeitig auch Schönes
hervorgebracht hat -
und
dies
in
reichster Abwandlung -
das
legt
uns den Gedanken nahe, daß,
wenn
die Sprache
wirklieb den Menschen für immer zur Ehre gereicht
und
den
Menschen verpflichtet,
ihn
die Schrift nicht
weniger ver
pflichtet. Mögen
wir
der Lehre,
oder der
Lehren dieser
Ausstellung eingedenk
bleiben.
Professor Etiemble
Ubersetzung
aus dem
Französischen:
Jeanne
Moll,
Baden-Baden
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ie eschichte der Schrift
Als Teilgebiet und Antrieb der Mensroheitsgesdrlrote ist
die Gesroirote der Schrift, und zwar teils unter ihrem
wirtsroaftllchen, teils ästhetischen, immer aber sozialen
Aspekt ungeheuer vtelsroirotlg.
Man kann ihr nirot einfaro m Ablauf der Zeit folgen; sie hat
sehr oft und mancherorts angefangen; will man verstehen
was sich bis zur Geburt unseres Alphabets und seither
zugetragen hat, so muß man sich
in
verschiedene Länder
versetzen und die Dinge
von
versrotedenen Blickwinkeln aus
sehen,
und zwar
auf Grund
besonderer
Umstände, vielseitiger
Anlagen einzelner Völker, und auf Grund dessen, was die
Erhaltung und die Deutung alter Urkunden uns zu kennen
erlaubt.
Deswegen wird der Leser einer Geschichte der Schrift,
die freilich bebildert
sein
muß,
und der
Besuroer
einer
Ausstellung, wie wir sie hier sehen, ebenfalls dauernd von
einem Bild zum anderen gehen müssen und dabei versuchen,
einer gemeinsamen Linie durro die Vielfalt der einzelnen
Srorlftäußerungen zu folgen.
Die vorgesdlirotllroe Sirot ist notwendig, denn die eigenturoe
Geschirote hat erst beginnen können nachdem slro die
Schrift so weit entwickelt hatte daß die Mensroen Zeugnisse
ihres Tuns hinterließen.
Wir
müssen folglich mehr oder
weniger
hypothetisro mit
Hunderten von Jahrtausenden
rechnen.
Nach
den
neuesten
Entdeckungen
kann man
sagen,
daß es seit fünfhunderttausend Jahren Mensroen gibt,
Mensroen mit Werkzeugen Waffen, besonderen Geräten
aus Stein oder aus pflanzliroen Stoffen, von denen siro
letztere srowerliro bis heute erhielten.
Am Ende einer langen Linie von
Vormensroen
ohne jede
Industrie, d. h. ohne die entspreroenden Gelstesfähigkeiten,
haben siro diese Wesen sehr langsam entwickelt, in Etappen,
die uns großenteils entgehen. Vor sroätzungswelse .hörostens
4
000
Jahren
- also von uns relativ
nur
wenig
entfernt -
findet man einen Menschen, so wi e er heute ist (mit der
Hirngröße als Kriterium), der nicht nur über ziemlich
vielseitige und vervollkommnete Werkzeuge verfügt,
sondern auch - wenigstens bei gewissen Völkern -
Darstellungen von lebendigen Wesen auf eine Art einritzen,
formen
und malen
kann, die uns
heute
noro einen ästhetischen
Genuß bereiten. Für jene Menschen war höchstwahrschelnlidt
schon das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. Der
Nutzen bestand vermutlich für sie darin, unter bestimmten
Voraussetzungen Darstellungen zu schaffen und sidt Ihrer
in geeigneter Weise
(Beschwörungsformeln, Berührungen,
Stiche
usw
zu bedienen, um die Vermehrung
und den
Fang des Wildes zu begünstigen. Die Freude ergab sich
sicherlich aus dem Schaffen selber und dem Betrachten
- man bedenke, bei welchem rußigen Licht in den Höhlen
dies geschah Wir müssen auch denken, daß es sich nidtt
allein um
dieMaleret
handelte: so wie dieMenschenSchmuck
trugen, gab es auf den Gebrauchsgegenständen schmückende
Linien, ga,nz gleirogültig, welroes der Wert ihrer magischen
Wirkung war. Man fand sicher auch schon kleine Bauten,
wenigstens Laubhütten, vielleicht mit Tierfellen bedeckt,
also eine Andeutung der Baukunst; andererseits existierte
sicher auch Instrumental-, Vokalmusik und Tanz.
Wäre es denkbar, daß diese
Handwerker und
Künstler keine
Lautsprache gehabt hätten1 Widerspruchsvolle Köpfe haben
sich ausgedacht, daß Im Laufe der Jahrtausende die not
wendigen Mitteilungen für die gemeinsamen Arbeiten, für
die Völker-
und
Herdenwanderungen, für die
Jagden
usw.
nur
mit Gesten gemacht
worden
seien, das Zeidtnen sei
sogar
dem Wort vorausgegangen. Es wäre recht eigentümlich,
wenn die Vormenschen mit ihrenverschiedenen Krelsdtlauten
-
nadt
dem Belspiel unserer Affen, ganz zu schwelgen von
allen anderen Säugetieren mit Ihren mehr oder weniger
starken Kehllauten - am Ende ihrer Stammlinie eine
unbestimmte Zeit lang stumm geblieben wären, bevor sie
in
wenigen Jahrtausenden eine organisierte Lautspradte
entwickelt hätten. Umgekehrt ist die Behauptung, daß eine
Gebärdensprache
in
den Höhlen nicht von Nutzen gewesen
sei, lächerlich, da d as Höhlenleben sicher sehr besdtränkt
gewesen sein muß,
und
da
abtastende
Gesten in der Dunkel
heit möglich blieben. Höchstwahrscheinliro - und darüber
sdteint jede Diskussion erhaben zu sein - haben siro die
handfertigen Menschen schon am Anfang ihrer Entwick-
lung ihrer Kehle u n d der Gebärdenspradte bedienen
können, da si e ein bewegliches Gesicht hatten. Bei der Dauer
der Entwicklung (sagen wir
etwa 3
Jahre) darf man
vermuten, daß
eine
Grundsprache mit sdtlecht differenzierten
und verteilten Lauten und srolecht gekennzeidtneten Wörtern
sich zu
der
uns
bekannten
Sprache entwickelt hat, die
siro mit Ihrer Kompliziertheit und ihren unbewußten Aus
geglichenheilen zwischen den Bestandteilen bei allen
Menschen heute auf der Erde findet, sel bst bei denen, deren
Handfertigkeit am größten ist.
Wahrsroeinlich sind im Laufe der Entwicklung, die die
Sprache verbesserte, Mittel aufgetaucht, um sie materiell zu
ersetzen
und mehr
oder weniger haltbar zu machen. Hierher
gehört das große Kapitel der Z e 1c h e n (im weiten Sinne
des Wortes), die der Sdtrift vorausgegangen sind und neben
Ihr mit besonderen Anwendungen weiter bestanden haben.
Man findet alle die geritzten und als Abgrenzung gedaroten
Striche: von den mit den Fingerspitzen im Sand gezogenen
Linien bis zu
den
mannigfaltigsten Kerben, einschließlidt der
Schlitze in den Tierohren als Besitzzeichen, oder denTätowie
rungen. Man findet da Gegenstände, die man mehr oder
weniger lange beiseite gelassen hatte: Steine oder trockenen
Kot zum Abzählen bei Spielen
oder
ernsthaften Beredtnungen.
Man
findet
da
alle
Knoten-
auch
den aus mehreren
Zweigen
oder aus einem biegsamen Zweig - die bedeuten daß
jemand entweder vorbeigekommen ist oder dies tun will.
Wenn wir das Entsprechende in unserem Kulturkreis suchen,
können wir alles, von den Goldmünzen bis zu den Straßen
verkehrszeichen anführen. Aber wir müssen vor allem an
die Elemente der versrotedenen Zahlensysteme denken, die
wie Sdtriftzeiroen aussehen, aber ganz anders gehandhabt
werden. Hier herrsdtt ganz unnachsirotlg die Nützlidtkeit;
die
Kunst äußert sich in
einem
Mindestmaß.
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Auf der anderen Seite steht die Kunst,
oder
stattdessen
wenigstens eine
graphisdle
Geschicklidlkeit, am
Ursprung
aller Systeme, die das sidltbar madlen wollen, was im
Wort
ausgedrückt werden kann. Oberall trifft man zuerst die
Piktographie (aus der lateinischen Wurzel .,malen und
der
griedlisdlen .,Stridle ziehen, sdlreiben ).
Der Piktographie
begegnet
man
zuerst
in den verschiedenen
Äußerungen der Ursdlrift, die sidl als Bruchstück bildhafter
Rede wohl
an
den Sdlauenden ridltet, ohne
daß sie
in
Wörter
zerfällt, folglich
keine tatsädllidle Verbindung
mit
einer
bestimmten
Spradle
aufweist. Im
allgemeinen hat
man
es mit versdliedenartigen Sadlzeidlen für die Formen und
Sitten in Gesellsdlaften zu tun, die sich ihrerseits unter
sdleiden,
aber alle
auf
einer
materiell
niedrigen
Stufe
geblieben sind, Gesellsdlaften
der Jäger,
Fisdler, einfacher
Bauern in Afrika, Nordasien, Amerika, Ozeanien. Daneben
bestehen Signale - Piktogramme, die sidl für den Betrachter
nidlt
auf
besdlreibende
Einzelheiten beziehen,
sondern dazu
bestimmt sind, Formeln auszulösen
und
dabei
dem
geübten
Besdlwörer als Gedädltnisstütze zu dienen: das Gezeichnete
ist hier ein Hilfsmittel und nidlt, wie es immer mehr wurde,
ein Ersatz des
von
Berufs
wegen geübten Gedädltnisses.
Sobald
der gesprodlene Text selber
aufgebaut, rhythmisch
geordnet und gesungen wird, ist eine äußerlidle Ver
bindung zur Kunst hergestellt. Bei den Cuna-Indianern
in Mittelamerika (Panama) findet
man Gesänge als
aneinandergereihte Piktogramme, die hübsdl
gezeidlnet und
gefärbt und
gut
geordnet sind. Ein Grundelement, das fast
überall auftritt, muß
man
dabei festhalten,
nämlidl die
Stilisierung, die
bei der graphisdlen
Darstellung
der
Gegen
stände auswählt
und
vereinfacht. Man muß
außerdem
festhalten, daß es auf
ähnlidlen
Kulturstufen deshalb
zu Gesängen kam, weil Gegenstände, deren
Symbolwert
audl eine geistige Stilisierung bedeutet, da
waren und
gehandhabt wurden (Stöcke mit oder ohne Kerben,
Fledltwerk). Man
bat
geglaubt, daß die Sdlrift der Täfeldlen
von der
Osterinsel aus Piktrogramm-Signalen
bestehen
könne,
aber
die
neuesten
Entzifferungsversudle
sdleinen dodl eine
piktographische
Sdlrift ans Lidlt
zu
bringen.
Die
Zeidlen
Piktogramme
können
unter
anderem
dazu dienen, eine
Botsdlaft mitzuteilen, die aus Mangel
an
einem
Boten
mehr
oder
weniger ausdrückliche Zeichen erforderlich macht:
so bringen die Eskimos beim
Verlassen
ihrer
Wohnstatt
auf
deren
Tür Reihen von
Figürchen
an, die die
Dauer
und das
Ziel
ihrer
Reise kundtun.
In
diesem
Fall
findet
man eine
mandlmal eingerahmte Anordnung auf
einer streng
horizontalen Linie. Die Aufteilung der Botsdlaft in
getrennte
Figürchen
bedeutet eine
Analyse
der vermutlichen
Erzäh
lungen
oder
Reden
in
Sach-Zeidlen
und
Umstands-Zeichen.
In
Amerika besonders findet
sidl eine
ähnliche,
aber
anders
und
weniger regelmäßig zergliederte Aufteilung
in
bebilderten Erzählungen auf Bisonfellen, die als
Mantel
dienen:
Bruchstück aus
dem
Lebenslauf eines Häuptlings,
Erinnerung an
widltige Ereignisse;
am
Rande
beachte man
dabei
eine
Ornamentik des Kostüms.
In
derselben Kultur
findet
man nodl
stilisiertere Bilder auf geflodltenen
Schärpen.
Hier wird die Aufgabe
der
sidltbaren
Figuration,
die darin besteht, die Erinnerung
an
gewisse Ereignisse
aufredlt
zu erhalten, auf'einfadle
Art
gemeistert.
Eine wirklidle Sdlrift, die
der
Zergliederung
der
Sätze
in
nebeneinander
gezeichnete
Wörter entspridlt, eine
Schrift
also als
neues Zeichen
der
Beobadltung
und der
Abstraktion,
erscheint
erst
in höher entwickelten Kulturkreisen mit
Städten;
der
Städtebau nämlidl setzt verwickelten und
regelmäßigen Verkehr
besonders
wegen der
Ernährung
der
Städter
durdl
das Land
und vor
allem die Entwiddung
der
Baukunst als handwerklidles
und
künstlerisdles Schaffen
voraus.
Das
beweist übrigens, daß mandle materiellen
Fortsdlritte
an der
Schwelle
der
historischen Zeiten wie in
der
ferneren Vorgesdlidlte
ohne Gebraudl der
Sdlrift
erreidlt
werden
konnten.
Ein einziges Beispiel eines organisierten Staates, der
eine
Verwaltung ohne Sdlrift besaß, ist der Staat der Inkas in
Südamerika vom 12. bis
zum
16.
Jahrhundert. Sie entbehrten
auch des Rads für
den Verkehr.
Dagegen
hatten sie die
Systeme
der
Knotenschnüre
sehr
entwickelt, um Remnungen
zu machen
und
sich
an
sie zu erinnern. Man
kann
zwar
einige Beispiele
von
einzelnen Menschen in Afrika und
Amerika
anführen,
die eine
Schrift
erfunden hatten; aber es
sind Zivilisationsspritzer , da die Erfinder um die Existenz
der
europäischen Schrift wußten. In
der
Tat erlaubt keine
archäologische Entdeckung
von
schriftlichen Urkunden,
weiter
als
höchstens
ungefähr
bis zum
Jahr
4000 zurück
zugehen; grob gesagt hat also
die Schrift, die für das Leben
nicht
unbedingt notwendig
ist,
nur
eine
Geschichte
von
etwa
6000 Jahren. Und am Ende dieser Zeitspanne ist sie nicht
zu einem allgemeinen Gebrauch gelangt: man kann sagen,
daß
beinahe die
Hälfte
der Mensdlen
sich
ihrer
nicht
bedient.
Eine wahre, vollkommen piktographische Sdlrift würde
verlangen, daß jedes Wort
durch
eine erkennbare,
spezielle
Zeichnung dargestellt wird - so verfährt das Bilderrätsel
(lateinisch r e b u s .,durch die Dinge ), das
heute
noch
als
Spiel mit verschiedenen
weiteren
Regeln ge
braucht
wird
. Man sieht zum Beispiel
eine
Kreissc
he
i
be
mit
Strahlen, die Sonne bedeutet, eine Kopfbedeckung
für .,Hut , verschiedene Tiere, die durch ihre Abbildung
gemeint sind
(so Katze ). Die Sach-Zeichen sind zugleich
Wort-Zeichen;
da sie Inhalte
aussagen,
ohne
die Laute
zu bemühen
und
im einzelnen abzugrenzen, ist ihr Gebrauch
ideell und
man kann
sie Ideogramme heißen (aus dem
griedlischen
idea
.,Idee ).
Was
das Gezeichnete
anbelangt,
so
kann
man, solange es sich um realistische Abbildungen
handelt,
von
Hieroglyphen
(Bilderschrift) i m
weiten
Sinne
sprechen, nach
der
Bezeidlnung
der
Griedlen für die Zeichen
der alten
ägyptisc hen Sdlrift (hieros .,heilig , .,glyph
bilden).
Wenn es sidl
um ganze,
nidlt
zergliederte
Wörter
handelt,
kann
ein
soldles System ohne
Rücksidlt
auf
die
Ausspradle
gehraurot
und
folglich in versmiedeneo Sprachen
gelesen
werden.
Wenn man über
mannigfaltige Dinge sdlreiben will,
muß
man eine
Vielzahl
von versmiedeneo Zeichnungen
voraussetzen. Wenn man
von
dem
eben
beschriebenen
Verfahren nicht abgeht, tauchen unüberwindlidle Schwierig
keiten bei der
Darstellung aller abstrakten
Wörter
auf (zum
Beispiel .,Glück ) und aller, die in den Reden eine verbindende
Funktion haben z. B. die
Präpositionen).
Tatsädllich
scheint
dieses
System
in keinem Land eine feste
und
dauerhafte
Existenz gehabt zu haben. Es wurde möglicherweise jedodl
auf
leimt
vergänglichen Stoffen in Gegenden angewandt,
wo die Geschichte der Schrift mit vervollkommnetereD
Mitteln anfängt
(so
in
Ägypten). Als
Hauptbeispiel können
die ältesten mesopotamischen
Urkunden
gelten,
die
dank
ihres festen Materials - Stein
oder vor
allem gebackener
(gebrannter)
on
erhalten blieben; es sind Handels
urkunden: Waren-
oder
Tiernamen
und
Ziffern:
man
weiß
nicht, in welcher
der
beiden Sprachen, die
sidl
in dieser
Gegend
noch entwickeln
sollten
- s um er is ch
oder
akkadisch- ie zu lesen sind. Die ältesten elamitischen
und kretischen (minoische Hieroglyphen) Urkunden zeigen
anscheinend
dieselben Verhältnisse.
Die nächste Erfindung
gehört in den
Zeitabschnitt,
wo die
Laute niedergeschrieben werden, wo die Schrift
aber
zuerst
nur
teilweise phonographisch wird (aus dem griechischen
phonos .,Laut ). Dies wird erreicht, ohne daß man die
Pikto-ldeographie aufgibt,
und zwar
durch
das
Verfahren
des übertragenen Bilderrätsels, das genaue Beobadltungen
bei einer bestimmten Spradle voraussetzt: man
kann
nämlidl
bei kurzen Wörtern
beobachten, daß
es Homophone
(Gleichlaute) gibt (aus dem griechisdlen homos gleidl
und phonos .,Laut ) - ein Begriff,
der genauer ist
als
Homonym mit
dem gleidlen Namen
(onoma
oder
onyma)
-
und so wird man ein Zeidlen sparen, i ndem man
-
um ein
Beispiel aus
dem
Französisdlen zu nehmen -
einen
.,pot
zeidlnet
und
dabei eine .,peau meint.
Wenn
man einen Schritt weitergeht
und Wörter
aufteilt,
wird man mehrsilbige
Wörter
zerlegen können; so
kann man
.,dlapeau mit den gekoppelten Zeidlen
einer
<hat
und
eines
pot darstellen. Dieses Beispiel
gilt natürlldl nur für
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 8/67
das Französisdle:
hier
dedd
sidl
das, was an
der
Sdlrift
nodl ideographisdl ist, mit den Lauten der Sprache.
Die folgenden Beispiele
sind
einer amerikanisdlen
Sdlrift
entnommen. Ungeadltet der
Chronologie pflegt
man die
Sdlriften
Zentralamerikas
in der Gesdlidlte
der
Sdlrift an
den Anfang zu stellen. Dies wird durdl die
anderswo
nidlt
bekannte Entwicklung der piktographisdlen oder
hiero
glyphischen
Zeidlnung
geredltfertigt, ohne
daß
es zu einer
Sdtematisierung kam.
Aus
diesem
Grund könnte
diese
empirisdle Einteilung weiterbestehen, selbst wenn
die
gegenwärtigen
Bemühungen, Maya- und Azteken-Urkunden
zu entziffern, Misdlungen
von
ideographisdlen
und
phono
graphisdlen Verfahren enthüllen sollten, wie man sie in
älteren Sdlriften
der
alten
Welt
sieht. Diese
alten
Sdlriften
sollen im folgenden
summarisdl
besdlrieben werden.
In
Zentralamerika
kam es zum Gehraum der
Sdlrift
im
Stadium des
Städtebaus.
Das Reim
der
Mayas
sdleint
im
4
Jahrhundert
nadl Christus existiert zu haben; es mußte
nadlher vieles durdlmadlen; sdlon vor der spanisdlen
Eroberung
im
16.Jahrhundertwar
es
praktisdl versdlwunden.
Wie sehr
sidl die Baukunst
besonders
mit
Pyramiden
und
Riesentreppen entwickelt
hatte,
wird durdl Ruinen bestätigt;
nun aber stand
die
Sdlrift in
Zusammenhang
mit der Bau
kunst:
die Stufen
einer
soldien Treppe
waren
mit großen,
gemeißelten
Hieroglyphen
verziert. Man kennt audl Stuck
figuren, und man hat Fresken festgestellt. Bei der Ver
fertigung
von
Pergament-
und Papieralben mit mehr oder
weniger großen
Figürdlen
in sorgfältig
aneinandergereihten
Vierecken wurde audl die Farbe gebraudlt. Viele Figürdlen
waren zum Teil phantastisdl stilisiert und ließen allerlei
Sagen
und
mythisdle Interpretationen aufkommen. Bekannt
Um war
bei den Mayas
die Kenntnis der Sdlrift
auf Priester
und Adelsfamilien besdlränkt. Aber die Skulpturen auf den
Bauwerken standen vor aller Augen und sollten erklärlidl
sein,
genau
wie
die
Statuen und die Glasmalereien unserer
romanisdien
und
gotisdten
Kathedralen.
Auf weldlen praktisdlen Nutzen hin ergab
sidl
diese große
graphisdle Entwicklung?
Eine
Frage, die für jeden Kulturkreis
gestellt
werden
muß. Der Inhalt
der
Texte
oder Tafeln, den
die nodl in den Anfängen steckenden Entzifferungen
erkennen lassen, betrifft hauptsächlich den Kalender.
Bekanntlich herrschte in
dieser
Kultur
der
Glaube
an
die
regelmäßige
Wiederkehr derselben Ereignisse.
Gegebenheiten
festzulegen,
die Vorhersagungen
ermög
lichten, schien also höchst nützlich.
Die
Azteken, die
sich
im
14. Jahrhundert
in
Mexiko
nieder
gelassen haben und deren Kultur
von
den Mayas beeinflußt
wurde,
haben
auch Denkmäler gehabt; nach
der
spanischen
Eroberung
ist davon
nur sehr
wenig
übriggeblieben.
Während man nur drei
echte
Maya-Handschriften kennt,
beläuft sich glücklicherweise die Zahl
der
erhaltenen
aztekischen Manuskripte auf etwa
dreißig bis vierzig.
Man unterscheidet darin Religiöses, Historisches und
Geographisdles; unter dem letzteren liefern Städtenamen
Beispiele
für übertragene Bilderrätsel.
So wird
der Name
der Stadt
COATIAN
durch eine Schlange und darunter zwei
Zähne mit ihrem Zahnfleisdl dargestellt, es bedeutet Ort der
Schlangen . COATL ist das Wort
für
Schlange, und um den
Ort
anzuzeigen, wurde
die Präposition
Tlan
( in )
durdl
tlantli ( Zähne ), dessen
Endung
wegfällt,
ersetzt.
Die phonetisdle Analyse
kam
zur Identität
der
beiden
Wörter, und
die Zeichnung zeigt zugleich
die
Aussprache
und die
Bedeutung.
Wenn wir hier das Chinesische, und zwar
vor
den am
frühesten belegten Schriften, behandeln - obwohl es
wahrsdleinlich nur
bis
zur Mitte des dritten Jahrtausends
zurückgeht -
o
auch wegen des Schriftvorganges.
Das
chinesische System ist der idealen Piktographie nahe,
insofern als
es prinzipiell
eine Zeidlnung, d. b. einen
Buchstaben
für jedes
Wort gibt,
wobei das
Wort einsilbig
und unveränderlich ist. Dieses ist wahr, obwohl es den
Sprachgelehrten gelungen ist, zu erkennen, daß die
Wörter
nicht immer
einsilbig
gewesen sind
und
obwohl
sehr
oft
zwei
Elemente
in einer Art zusammengesetzter Wörter
verbunden sind. Daraus ergibt sidl,
daß
die Buchstaben in
die Tausende gehen.
Das gewöhnlidle
Lesen
erfordert
die Kenntnis von
3000
Buchstaben;
Wörterbüdler
für die Gelehrten
enthalten
mehr
als 40 000 und mit den seltenen Wörtern noch mehr.
Aber
es
sind keine Hieroglyphen mehr. Die nähere
Prüfung
erlaubt
-
wenn der Sinn bekannt
ist -
die
ursprünglichen
Zeichnungen zu
erkennen. Man
nimmt
an,
daß
einzelne von
ihnen nicht direkt Gegenstände oder Haltungen darstellten,
sondern vereinbarte Gesten einer ziemlich
entwickelten
Mimensprache. Diese Zeichnungen sind
in
mehr
oder
weniger
verwickelten
graphischen Zusammensetzungen schematisiert
worden, und zwar seit den ältesten uns bekannten
Texten,
die
vor
allem auf Schildkrötenschalen
gezeidlnete,
prophetische Aussagen enthalten.
Nun sind
diese
Bumstaben aber nicht
ideell verbunden,
sondern zu bestimmten Lautgruppen der dlinesischen Sprache
vereinigt (Konsonant und Vokal und teilweise noch ein
Konsonant
am
Schluß);
es
sind
also
Silbenphonogramme.
Ohne Veränderung sind viele dahin gelangt, mannigfaltige
Gegenstände
zu
bezeichnen. Erst nachher hat man, um
die
verschiedenen Bedeutungen auseinander zu
halten,
mehr
oder weniger
komplizierte
Striche (von einem einzigen
bis
zu
17
Strichen) innerhalb der Buchstaben eingeführt, um
also
ideographische
Lautgruppen zu unterscheiden. Es gibt
deren
214 in der klassisdlen Schrift; sie werden
Sdllüssel genannt.
Das
hier sehr
kurz dargelegte System
ist
ideographisch
und
phonographisch
zugleidl. Trotz der Schwierigkeit, das
Zeichnen und
Lesen zu
erlernen, hat es
bis
heute bestanden.
Seit kurzem
wird
die lateinische Schrift gebraucht,
um
das
Lesen
zu
lernen, ehe man die alten, zum Teil vereinfachten
Buchstaben selbst lernt.
Im allgemeinen sind ja diese Buchstaben kompliziert, sie
bestehen aus vielen kleinen geraden Strichen, die mit der
Pinselspitze gezeidlnet werden. Der Gebrauch
der
Schrift,
der einst den gebildeten Kreisen der Beamten und Reimen
vorbehalten war (heute existieren Schulen fast
überall),
verrät Sinn
für Ästhetik. Jeder kleine Buchstabe füllt
ein
gedachtes Viereck aus, steht vereinzelt in der streng
geradlinigen Rubrik mit ihrerseits gleich großen Zwischen
räumen
(Interpunktion ist
dazu da, auf
die
nötigen
Gruppierungen hinzuweisen),
und ist
so
ein kleines Kunst
werk. Die guten Schreibmeister,
ob
beruflidl
dazu
ausgebildet
oder nicht, sind gleich Zeichnern und Malern berühmt
geworden. Der
Gebrauch
der Sdlrift als Verzierung ist
häufig.
Im
alten
Ägypten
läßt sidl
-
dank der erhaltenen
Ruinen
und der wiedergefundenen Urkunden - sch on
vor dem
Jahr
3000 das
Bestehen
organisierter Staaten mit großen Städten
nadlweisen, wo die Schrift
mit
Hieroglyphen als kleinen
und
doch
erkennbaren und eleganten
Zeichen
im
Gebrauch
war; einige von ihnen veranschaulichten zweifellos alther
gebrachte Gesten.
Auf dem Gebiet der monumentalen Kunst - dazu gehören
kleine Stelen
mit
Inschriften und Malereien als Innen
ausstattung
der
Grabkapellen -
haben
sich eingeritzte
oder
gemalte Zeichnungen bis zur christlichen Zeit etwa erhalten.
Dann sind sie der alphabetischen Schrift gewichen, die von
den Griechen
in der
Form entliehen war, welche
man wie die
weiterentwickelte Sprache, die bis beute in der christlichen
Liturgie lebt, koptisch nennt.
Auf
den schriftlichen
Urkunden werden kleine
Redltecke (prinzipiell
sind es
Vierecke), die von einem großen oder zwei bis drei
gruppierten kleinen Zeichen ausgefüllt werden, entweder
senkredlt oder
waagrecht
sorgfältig
aneinandergereiht
Die Zeichen muteten ästhetisch an und hatten außerdem in
den Augen der Leute, die zum größten Teil nicht
lesen
konnten, eine mehr
oder
weniger magische Bedeutung:
n gewissen Fällen wurden die Zeichen verstümmelt und
Abbildungen von lebenden
Wesen in
ihrer Ganzheit
gemieden.
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 9/67
Das Sdueiben wurde zahlreichen Schreibern anvertraut die
einen ziemlich hohen Rang
in der
Gesellschaft einnahmen;
außerdem mußte die Schrift
wenigstens einem
Teil
der
oberen Stände
vertraut
sein. Das
Gravieren und Malen
erforderte ebenfalls eine genügende Zahl von künstlerisch
begabten Handwerkern.
Nach etwa 1000 Jahren gesellte sich zu
der
Schrift der
Denkmäler eine im allgemeinen mit
Tinte
festgehaltene
Kursivschrift,
deren
Zeichnungen
um der
Schnelligkeit
willen
schematisiert
und reduziert wurden und somit
aufhörten,
erkennbar zu sein: das ist das erste erwähnenswerte Beispiel,
wo das Bedürfnis nach schnellem Schreiben wichtiger
wurde als die Klarheit für das Lesen.
Aber in dieser
Kursiv
schrift, deren Zeichnungen (zuerst hieratisch,
dann
demotisch
genannt) sich je nach den Epochen geändert haben, ist das
System als solches das gleiche geblieben.
Es
war ein verwic:keltes System, was, nachdem die Tradition
verloren gegangen war, die Entzifferung für die Gelehrten
die
an
das alphabetische System gewöhnt waren schwierig
machte. Nach
dem
ideographischen Prinzip
umfaßte es
vor
allem Wort-Zeichen; sie waren ursprünglich Sach-Zeichen in
direkten Bilderrätseln oder in übertragenen ungeteilten
Bilderrätseln für Wörter mit ähnlichem Inhalt (Erscheinungs
form der Polyphonie), wobei die
Ubertragung
für Wörter
mit
gleicher
oder
ähnlicher Lautung (Erscheinungsform
des
Polysemantismus) psychologischwar.
Dank dieser
beiden Verfahren konnte
die Zeichenzahl
auf
einige Hundert herabgesetzt werden, wodurch die
Zeichnungen besser zu erlernen
und
zu behalten waren aber
das Lesen unsicherer wurde. Infolgedessen
wurden
zwei
zusätzliche, nicht-ausgesprochene Ergä nzungen angenommen
die das Lesen erleichtern sollte n. Es
waren
zunächst Zeichen
(aus dem ideographischen Bereich), um
Sinnkategorien
zu
bestimmen (menschliche
Wesen und deren
Handlungen,
Tiere, Geräte usw.), Ideogramme von Kategorien, die
den
chinesischen Schlüsseln ähnlich waren. Zweitens gab es als
Hilfsmittel für die Aussprache der Zeichen Laute
oder
Lautzeichen, die für die Konsonanten (und nur Konsonanten)
kurzer
Wörter
standen; es kam ihnen
nicht auf
den
Sinn,
sondern
nur
auf die Aussprache an. In dem häufigsten
Fall,
nämlich im
Sy
s
tem
der
Wörter mit einem Konsonanten
,
hat man die Entsprechung dessen was später der Buchstabe
sein wird. Diese phonographischen Mittel, die auf
eine
fortgeschrittene
Gliederung
des
Wortes
in
seine
Grund
bestandteile
schließen lassen,
sind
nur
dazu
da, Nach-
und
Vorsilben
zu
notieren während die Wort-Zeichen
Stammwörter
bezeichnen. So
verfügte man
über
ein
gemischtes System, das ideographisch und phonographisch
zugleich war.
Es mußte ursprünglich praktische Anwendungen geben die
aus Mangel
an hartem
Material
nicht erhalten blieben. Schon
die ältesten erhaltenen Urkunden zeigen
den Wunsch,
zeitgenössische Ereignisse festzulegen. Nachher findet man
Zeugnisse aus dem Alltag in zahlreichen Gedenkschriften.
Bilder
mehrerer
Schreiber, die anscheinend diktierte
Texte
gleichzeitig schreiben, zeigen die
Anfänge
von
verviel
fältigter Schrift,
anders gesagt
von Büchern.
Erwähnenswert
sind dabei Käfer mit
gravierten Buchstaben;
sie dienten als
Siegel
: dies
ist m
Hinblick
auf die Funde verschiedener
Kulturkreise einschließlich der Städtekultur am lndus die
zeitlich etwa mit
den Anfängen
der ägyptischen Königreiche
zusammenfällt
und wo
man nur
Siegel als
Schriftträger
(in
einer
noch nicht entzifferten Schrift) gefunden hat
eine der ältesten Anwendungen der Schrift.
In Ägypten blieb die Schrift an die
Ardlitektur
und die
monumentale Kunst gebunden; auf den Obelisken vor allem
waren die Hieroglyphen genug vergrößert daß
sie
von dem
Lesekundigen
gelesen
werden
konnten.
In
einer
anderen Gegend
des
von
uns
so genannten Nahen
Ostens ist ungefähr zur
gleichen Zeit ein Schriftsystem
entstanden das
in
seiner Auffassung dem ägyptischen
verwandt
war aber sieb
in
der Ausführung sehr unterscbied.
Es
liegen
fast 1000 Jahre zwischen
den
Zahlenpiktogrammen
(gegen 3500), von
denen
wir
oben
gesprochen haben,
und der
klassischen Keilschrift, Ausdruck
jener beiden
Sprachen,
die
in
dieser Gegend eine große
religiöse
und
literarische Rolle
spielten: das Sumerische, dem bis jetzt keine Sprach
verwandtschaft zugeschrieben werden konnte, und das
Akkadische (assyrisch-babylonisch), das als ost-semitisch
anzusprechen ist.
Die eher grobschläcbtigen Zeichnungen, ohne künstlerischen
Wert
haben
sich allmählich
in jene
Zusammenstellungen
von
Strichen verwandelt die an einem Ende
ein
kleines
Dreiec:k
haben und so
die Bezeichnung Nägelu
verdienen
und
von Dreiecken mit zwei
kleinen Ve
rlängerungen,
für die die Bezeichnung KeUU paßt (daher der Name
Keilschrift). Diese Striche und Dreiecke wurden gezeichnet,
indem
man eine
zugeschnittene Schilfspitze mehr oder
weniger
tief
in eine
noch nichtgebrannteTontafeleindrückte;
dieses
Material
hat sich durcb seine Dauerhaftigkeit
verdient
gemacht.
Wir müssen erwähnen daß die vielen mesopotamischen
Schreiber, die sich bekanntlieb vielen Studien hingaben
(vor
allem
grammatikalischen Vergleichen zwiscben
den
beiden benutzten
Sprachen),
es
mit
ihren
winkligen Schrift
elementen zu
einer
richtigen Schreibkunst brachten, in der
es
an
gekonnten Anordnungen
des Umbruchs, an über
raschenden
Konzentrierungen auf kleinen Flädlen und
geschickt
eingefügten
weißenu
Formen
nicbt fehlt.
Ein interessantes Beispiel bildet jene Art von Kursivsduift
auf weichem Material die von geschickten Stecbem
in
kleinen
Denkmälern, vor
allem Stelen
(jenen Mauem
im Kleinen),
auf Stein übertragen
wurde,
jenen kleinen
Denkmälern die
zu der majestätiscben mesopotamischen
Arcbitektur mit ihren oft riesenhaften Skulpturen gehören.
Die meisten Zeicben (500 etwa in
der alten
sumeriscben
Spracbe) sind, wie
die
ägyptiscben, Wort-Zeicben,
die
sieb
aus
ehemaligen Sacb-Zeicben herleiten. Viele sumeriscbe Wörter
sind einsilbig - mit einem Konsonanten vor und nach
einem Vokal -
andere
sind kürzer (Vokal,
oder Vokal
und
Konsonant)
oder
länger. Im Akkadischen
überwiegen
die
Stämme mit
drei
Konsonanten
wie überhaupt im
Semitischen.
Im
Sumerischen
wie
auch
im
Akkadischen haben
dieselben
Zeichen,
dank einer
großzügigen, psychologisch zu
erklärenden Ubertragung mehrfache Bedeutung.
In den beiden Sprachen vollzog sich die phonographiscbe
Ubertragung sowohl für
kurze
Wörter
wie
auch für Teile
langer
Wörter wo e i im Gegensatz zum Ägyptischen -
immer
ein Vokal dabei sein
mußte. Da
das
Akkadiscbe
sumerische Werte
behielt und andere
durch
Zerlegung
der
semitiscben Stämme gewann
ist
es besonders reich an
Zeichen mit mehrfachen Bedeutungen, die man oft nur durcb
den
Zusammenhang voneinander unterscheiden kann.
Der
Gebrauch entspricht dem des Ägyptischen;
Stämme
werden meistens mit Hilfe eines Ideogramms dargestellt.
Die Gattungsideogramme sind weniger zahlreim als m
Ägyptischen,
aber
im Akkadischen reichlicher als m
Sumerischen. Der Gebrauch
der
phonographischen Zeicben
ermöglicht das Lesen;
sie werden
für Wort-
Endungen
und
-Anfänge, nicht nur für Affixe, sondern für Stammteile mit
oder ohne
zusätzlichem Affix gebraucht. Sowieso war
das
Lesen immer eine komplizierte Sache
und erforderte
im
vorhinein ein ernsthaftes
Uben,
um die verschiedenen
Bedeutungen eines und desselben
Zeichens
kennen
zu
lernen.
Wenn
man die
sehr
reiche Literatur prüft, die sieb dank
der harten
Stoffe erhalten hat
sieht
man, wie verscbiedent
lich
der
phonographische Teil
des Systems gebraucbt wurde.
Vor allem gibt es Unterscbiede je nadl der Art der Texte:
es gibt zum Beispiel mehr Ideogramme in den historisdlen
Texten und
Verträgen
weniger in
den Gesetzessammlungen.
Die
moderne
Entzifferung hat glüdillcberweise aus
den
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 10/67
Hilfsmitteln, welcher sich die
ehemaligen
Schreiber
bedienten,
Nutzen ziehen können; man
hat
ziemlich viele Grammatik
täfelchen wiedergefunden, wo die sumerischen und
akkadischen
Wörter
zergliedert
und
in Lautgruppen
erklärt
sind.
In der Keilschrift
haben
sich Ideogramme und Silbenphono
gramme als
Instrumente
der Kultur gegen Süd-Osten nach
Elam verbreitet, wo eine ehemalige Bilderschrift sich nicht
weiterentwickelt hatte. Um 2500 wurde die Keilsduift
übernommen,
vor
allem
ihre
Lautgruppen. Im
Nord-Westen,
m Land der Hethiter, bestanden um 1500 eine Bilderschrift
und die Keilschrift
nebeneinander,
deren zahlreiche Ideo
gramme zur Entzifferung verhalfen, weil sie den Inhalt
der
Texte in großen Zügen verdeutlichten.
Das Verfahren, mit Hilfe
einer
Schilfspitze Nägel zu
zeichnen, wurde wenigstens zweimal rein phonographisch
gebraucht, einmal für das Ugaritische um die Zeit, als das
Alphabet in
der
syrisch-palestinensischen
Gegend
seinen
Anfang nahm,
und
zum andern für das alt-persische Silben
alphabet, als die Perser zur Herrschaft gelangten. Diese
beiden Schriften waren
aber
nicht von Dauer; das Alphabet
mit Gebrauch der Tintenschrift drang überall durch.
In der Inselwelt
der
.Ä.gäis, auf Kreta und Zypern
haben
sich
eigenmächtige Kulturen entwickelt, wo die Schrift anfänglich
ebenfalls eine Bilderschrift war. Es kam anscheinend ziemlich
sdmell zu einer Lautschrift, da die Wörter systematisch
in
Silben (vom Typ Konsonant
und
Vokal)
zergliedert wurden.
Die Zeichen mit mäßig komplizierter Ausführung sind immer
viel weniger zahlreich als in den deo-phonographischen
Systemen 80 im B-Linearen auf Kreta, 55 im Zyprischen).
Urschriften in Sprachen, die vor den indo-europäischen
Einwanderungen nach Hellas lagen, sind noch nicht entziffert
worden. In den Silbenschriften ist es auf Kreta und in
Mykene auf dem Festland gelungen, griechisch aus der Zeit
etwa
zwisdJ.en 1450 und 1200 vor Christus zu lesen,
ehe die
Griechen das Alphabet übernommen hatten,
und um
500
vor
Christus auf Zypern, als die Griechen dann
anderswo
sdJ.on
längst das
Alphabet
benutzten.
Das letztere
ist
unter gewissen Umständen und an einer
bestimmten Stelle,
die
sich unserer Kenntnis entziehen,
am
Ostufer des Mittelmeeres entstanden. Ursprünglich
war
es
sicher piktographisch
wie
die
anderen
Schriften.
Aber es war
unmöglich,
eine
Beziehung zu bestimmten hieroglyphischen
Urkunden
aus
Phönizien zu finden;
es
ist fraglich, ob
es
zu
einigen geritzten, auf Sinai entdeckten Urkunden
vielleicht
aus der
Zeit zwischen 1800
und
1500
vor
Christus,
mit
wenigen, grob
ausgeführten Zeichen
in Beziehung steht.
Eins ist sicher:
neben den
großen Schriften
aus den
Kulturen
des
Nahen
Ostens und 2000 Jahre danach
kam
es
- unseres Wissens
ein
einziges
Mal
-
zur
Bildung
einer
phonographischen SChrift, die
auf der
Gliederung
der
Wörter in ihre kleinsten Teile beruhte
und
infolgedessen
aus sehr
wenigen
(kaum mehr
als zwanzig) einfachen,
nicht-abbildenden Zeichen
bestand:
so
kam es
zur Herrschaft
der
Laut-Zeichen
oder
Buchstaben.
Es
war ein
echtes "Zeichen
der Zeit ,
nämlich
der
Augenblick,
wo der
nachsinnende Mensch
den
eigentlichen Bau
seiner
Sprache
klar
einsah
und daraus
praktische Schlüsse zog.
Dies geschah in
einer
Gegend
von kleinen
Stadt-Staaten,
wo der Fernhandel über die Meere und die Wüsten zum
Wohlstand beitrug
und wo
die Bürger zweifellos
in
weitem
Maße
an der
Verwaltung teilnahmen. Die
vielen
Leuten
zugängliche Schrift sollte
dann
die Weiterentwicklung
der
Kultur immer
mehr
erleichtern.
Die GesChichte des Alphabets,
von den
Ursprüngen bis heute,
ist
verwickelt. Zu berücksichtigen sind: die Frage
der
Aus
dehnung in verschiedene Richtungen im Zusammenhang
mit sozialen
Ereignissen;
nationale Untersmeldungen
der
geschriebenen ZeiChen,
mehr oder
weniger im Zusammenhang
mit
ästhetisChen
Typen;
versChiedene Arten, die LautsChrift zu ergänzen (vor allem
bei der
Notierung der Vokale);
verschiedene Arten, die
Wörter
zu begrenzen, wobei das
IdeographisChe berücksichtigt werden mußte.
So überrasChend es audt scheinen mag, es ist nachgewiesen,
daß das Alphabet zum erstenmal auf den in der Bibliothek
von Ugarit (im Norden von Phönizien) entdeckten Täfelchen
gebraucht wurde, und
diese Keilschrift (von links nach rechts
zu lesen)
ist etwa
auf die Zeit zwischen 1600 und 1200
vor
Christus
festzulegen.
Ihre
Sprache
ist eine Abart
des
Westsemitischen, die dem Kananäischen und Aramäischen
nahe
verwandt
ist. Sicherlich sind spätestens gegen 1000
vor
Christus (1300 meinen manche Archäologen auf Grund von
bestimmten phönizischen Denkmälern) die Zeichnungen, die
zu unserem
Alphabet
führen sollten,
in
Phönizien
und
den
benachbarten
Gebieten
sowohl für das Kananäische
wie
auch für das Aramäische aufgetaucht. Es
war
ein Alphabet
von
22 Buchstaben, alles Konsonanten: man schließt daraus,
daß die Vokale
nidtt unbekannt
sein konnten,
aber
vernach
lässigt wurden, und daß die Buchstaben in
der
Tat Silben
mit nicht notiertem Vokal darstellten: ein Stadium zwischen
der
Silbenschrift und
dem vollständigen
Alphabet. Die
Buchstaben
waren
in
der
Größe verschieden, und manche
gingen
über
die gewohnte Doppellinie
der
kleinen Zeichen,
entweder
nach oben (Stiel) oder nach unten. Von vornherein
gab
es eine Kursivschrift und eine mit getrennten Buchstaben,
die
dann auf den harten
Stoff
der Sarkophage oder der
Grabmäler übertragen
wurde.
In den alten Inschriften, so
wie in der
einzig
bekannten
Inschrift aus dem Moabitischen
(einer
anderen
kananäischen
Sprache) sind die
Wörter
im
allgemeinen durch Punkte getrennt. Es wird von rechts
nadt
links gesdtrieben.
Das Aramäische, eine
andere
west-semitische Spradte,
hatte
in seinen Anfängen (gegen 1000 vor Christus?) fast dieselben
Buchstaben und wurde audJ. von rechts nach links gelesen.
Daß die Griechen, vielleicht gegen 1000 vor Christus,
von
den Phöniziern das semitische Konsonantenalphabet direkt
borgten und es übernahmen, als es sidJ. in Kleinasien
verbreitete, hat bedeutsame Folgen gehabt.
Die erste Folge war, daß das alphabetische System mit
Buchstaben als Konsonanten
und
Bumstaben als Vokale
vollendet
wurde. Um ihre Sprache
klar
zu
notieren, konnten
die Griechen es
nidtt unterlassen,
die Vokale
darzustellen;
sie benutzten dafür einfadJ. die im Gri echischen
nidtt
existierenden Konsonanten aus dem Semitisdten. So
wurde
das phonographische Prinzip bis zu Ende geführt. Da die
Griechen die aufeinanderfolgenden
Bumstaben
lasen,
ohne
etwas hinzufügen zu müssen, um die Wörter zu erraten,
haben
sie (nach
der
arebaisehen Periode) auf die Trennungen
der Wörter verzichtet. Erst nach einigen Jahrhunderten
haben sich die Gelehrten damit beschäftigt, die Schrift durch
ZeiChen zu
vervollständigen, besonders durdt
die Betonung
oder
den Wortakzent, dessen Verschiebung
in
dieser
Spradte
Schwierigkeiten zur Folge hat. Später
haben sie
die deutlidte
Physiognomie der
Wörter
wiederhergestellt,
trennten
sie
durch Abstände und schrieben sozusagen gruppierte Wörter,
eine für uns unerläßliche Gewohnheit.
In
ihrer Schreibweise (nach anfänglichem Zögern:
von
links
nadt
rechts) haben sich die Griechen für das,
was
wir große
Buchstaben nennen, an deutlieb viereckige Formen gewöhnt,
wobei
diese weder nach
oben
noch nach
unten
ragen
und
sehr
oft symmetrisch sind, was ohne Zweifel ästhetisch wirkt.
Später bildeten sich für die schnelle Handschrift kleine
Buchstaben.
In
Indien ist
die Schrift wahrscheinlieb im
5
Jahrhundert vor
Christus erschienen, wurde dem semitischen Konsonanten
alphabet ziemlich sicher entliehen, aber für die meisten
Buchstaben schon
von Anfang an mit einer
solchen Schreib
weise versehen, daß die
Entlehnung nidtt
unbedingt nach
gewiesen ist. Eines
steht
fest: daß die Vokale ganz anders als
bei den Griechen festgehalten wurden
und
daß dieses System
zu der Bildung eines Silbenalphabets führte. Die bloßen Buch
staben werden
wie ein von dem
Vokal A
gefolgter Konsonant
gelesen. A findet sich nämlich am häufigsten. Zeichen (und
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 11/67
nicht Lettern), die nach, vor, über oder unter dem Schrift
zeichen stehen, kennzeichnen kurze oder lange Vokale mit
verschiedenem Klang. Im Satz, dessen Ende seinerseits
gekennzeichnet ist, sind die
Wörter
nicht getrennt.
Es
gibt nicht eine indische Schrift, sondern verschiedene
Formen mit mannigfaltigen Kalligraphien von links nach
rechts geschrieben).
Es
ist
sehr
aufregend, in
den
verschiedenen Gegenden
der
Welt, wo die Schrift mehr oder weniger eindrang und
verschieden gebraucht wurde, die wechselvolle Geschichte
des Alphabets zu verfolgen und zu sehen, wie es sich über
die Wege des Handels und der religiösen Beeinflussung
verbreitete; wie sich
außerdem
die Schriftformen
mit anders
geartetem Material ändern; in welcher Beziehung die
Schreibkunst zu
anderen
Künsten steht;
wie
unterschiedlich
sich der spradtlidte Ausdrud{
an
die Rechtschreibung anpaßt
usw
.• Wir
können hier nur einen äußerst begrenzten
Uberblid{ geben.
Aus der alten semitisdten Urform entwid{elten sidt
nidlt nur
das Kananäisdte und das Aramäische; im Süden gibt es einen
eigenen Zweig,
vor
allem auf süd-arabischen Inschriften mit
symmetris dt geformten Schriftzeichen wahrscheinlich unter
griechisdtem Einfluß); und
wenn
vor allem bei
den
großen
lnsduiften auf Gebäuden die Zeilen abwechslungsweise
von
redlts
nadt
links und von links nadt
redtts
angeordnet sind,
so zeugt dies
von
dem
Wunsdt
dem vor
der
Fassade hin
und hergehenden Besudter ein ununterbrodlenes Lesen zu
erlauben. Die
daraus abgeleitete
äthiopische Sdlrift
wird von
links
nadt
redlts gesdtrieben.
Ein westlidter Zweig ist das Lybisdl-Berberisdle,
dessen
Gehraum besdlränkt geblieben ist und dessen ebenfalls
symmetrisdl geformte, aber originelle Sdtriftzeidlen auf
alten
Stelen
von
unten nadl oben
in
Reihen angeordnet sind.
Die
aramäisdle
Sdlrift
hat m semitisdlen
Gebiet,
wo
sidl
das
Aramäisdle seinerseits auf Kosten des Kananäisdlen des
Ugaritisdlen, das Akkadischen und des Sumerischen)
ausgebreitet
hat mannigfaltige
Sonderformen
gebildet, die
von
rechts nach links gelesen werden. Daher das viered{ige
Hebräische, dem ein unbestimmtes Los zuteil werden sollte
und das heute die Amtsschrift des israelischen Staates
ist; das Syrische des kleinen Staates Edessa, das noch als
religiöse Schrift
überlebt; das
Palmyrische,
das
in Palmyrien,
ebenfalls einem kleinen Staat
sehr
kurzlebig war nachdem
es die
ersten
Beispiele an
gebundenen
Buchstaben entwickelt
hatte die in dem anderen kleinen Zentrum
am
Rande
Arabiens wo das Habaleische gebraucht wurde
häufiger
waren.
Außer dem Semitischen
verbreitete
sich die aramäisdte
Sdtrift gegen Norden über
einen
großen Teil Asiens bei
Völkern
iranischer, türkischer und mongolischer
Spradle.
Im
Süden
des semitischen
Gebiets selber
haben die Beduinen
aus Arabien die Sdtrift
von den Nabatheanern
entliehen.
Zusammen mit dem
Aufsdlwung des
Islams sollte diese
Tatsachebedeutende Folgen in
der
Schrift haben. Die arabische
Schrift war eine schnelle, gebundene Kursivschrift, besonders
wenn man es
unterließ die
Vokalzeidten
über oder unter die
Bumstaben zu setzen, wie
man es
für
den
Koran und für
die Schule madlte. Sie w r teilweise
stilisiert-fürallerlei
kalligraphische Ubungen
und
Spiele geeignet
aber
sie wurde
auch als Ornament sowohl auf Gegenständen wie auf Denk
mälern
vor
allem auf
deren
Stuckteilen, reichlich gebraudlt.
Sie wurde außer von
den
Arabern audl von den anderen
Mohammedanern angewandt und
verbreitete
sidt so in
Vorder- und Zentralasien
in
einem Teil Indiens und lndo
nesiens, sowie in manchen afrikanischen Gegenden.
Die
indisdle Sdlrift umfaßte den Bereidl
der
indo-arisdlen
Spradlen - bis nach Nepal und das Gebiet der dravidisdlen
Spradlen m
Süden, aber auf
den Spuren
des Buddhismus
der
sidl in
Indien selbst
nidlt halten
sollte) hat
sie
im
Norden Tibet und m Süd-Osten
einen
Teillndodlinas und
den größten
Teil
lndonesiens erreldlt.
Die
Sdlriftzeidlen
mit
ihrem
Silbengehalt zeigen nicht wie im Arabischen leichte
Abwandlungen sondern bilden zahlreiche Schriften wirklich
verschiedenen Typs, und es
wäre
interessant, sie mit den
Abwandlungen
der
Ornamentik zu vergleichen.
Die griechische Schrift, die bis
heute in ihrer
klassischen
Form auf
ein
kleines Gebiet beschränkt blieb, hat in diesem
Rahmen verschiedene Ausdehnungen erfahren und sich dabei
zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Richtungen
mehr oder weniger stark verändert.
Im Osten muß man in
der
Antike
gewisse Sprachen Klein
asiens
die
nicht fortlebten,
wie
das Phrygische, beachten.
Aber diese Sprachen hatten - wen ig st en s zu m Te il - d ie
semitische Schrift gleichzeitig mit dem Griechischen, vielleicht
sogar vor ihm übernommen).
In der
christlichen Missions
zeit wurde das Griechische in Afrika für das Koptische
und das Alt-Nubische gebraucht, eine Zeitlang nördlich des
Sdlwarzen Meeres für das Germanisch-Gotische, dann für
die slawischen Sprachen mit einer bis heute gültigen, zwar
eigenen aber nah verwandten cyrillisch genannten Schreib
form; es folgte also dem Schid{sal der östlichen Kirdte.
Abwegige Nachahmungen mit Bestandteilen fremder Herkunft
findet man
in
Armenien und Georgien. Da sichheutzutage das
sowjetisdle Rußland einheitlidl für die cyrillische Schrift
entsdllossen
hat ersetzt diese zum Teil die arabisdie Schrift
und wird
bei
verschiedenen finnisdt-ugrischen, türkisdten,
mongolischen und anderen Spradten angewandt.
Gegen
Westen hat sich die alphabetische Schrift in der
Antike durdt Berührung der Kulturen, anscheinend jedodl
ohne
besondere
religiöse Absicht,
verbreitet
besonders
in
Italien sowohl bei den Etruskern, deren Sprache noch
unverstanden und unbekannter Herkunft ist, wie - mit oder
ohne
deren
Zutun -
bei
den italischen Völkern indo
europäischer Sprachen,
vor
allem bei den Lateinern.
Ansmeinend hat eine besondere Form des Nordens
in
den
Alpen
zu den Runen geführt, die in
den
skandinavisdlen
Ländern eine originelle Form gehabt haben und zum Teil
aus der Magie herzuleitende Anwendungen erhielten.
Die lateinisdte Schrift mit großen
Bumstaben
hat wie die
griechische meist symmetrische, sehr klare Formen
bekommen. Sie
war
zu monumentalen Zwecken geeignet,
konnte nach Bedarf größer werden so daß man sie von
ziemlich weit lesen konnte. Zum alltäglichen Gebrauch und
für die Anwendung in Büchern hat sie allerlei Formen mit
einer eigenen Geschichte angenommen, zum Teil mit
ästhetischen, zum
andern
mit praktischen Gesichtspunkten
der Schnelligkeit und Lesbarkeit verbunden.
Aus dem 16
Jahrhundert
kann
man die
gotische Buchsdtrift
erwähnen die auffällig an
den
gotischen Baustil
erinnert
und die man n den letzten Handschriften und in verschiedenen
Inkunabeln zusammen mit einer besonders schlechtgeformten
Kursivsdtrift findet; darauf folgte die
besonders
nüchterne
und klare humanistische Schrift, die bis
in
die heutigen
Drucke nachwirkt.
Die lat einische SChrift
hat
sich
in
Europa verbreitet zuerst
durch die römische Verwaltung dann mit der allmählidlen
Ausbreitung
des Christentums bis zu den Gebieten der
cyrillischen Sdtrift.
Während
der Entded{ungsfahrtenund
Kolonisation durch die Europäer hat sie
einen
großen Teil
der Welt erobert,
vor
allem den amerikanisdlen Kontinent.
Heute ist sie die am weitesten verbreitete Schrift.
Dank der Missionsschulen wurde die lateinisdle SChrift auf
Madagaskar dem Madegassisehen und in lndochina dem
Vietnamischen angepaßt. Die jetzige indonesisdle Republik
und
die Republik
der
Philippinen
haben sie
für
ihre National
sprachen übernommen. In
der
chinesisdlen Volksrepublik
wurde sie den Minderheiten gegeben, die keine Schrift
hatten und man lehrt sie jetzt audl die Chinesen siehe
oben). Sie hat auch angefangen,
den
afrikanisChen und
Indianismen Spradlen zu dienen.
Systematisdl vervollständigt, dient sie dazu, andere Systeme
zu umsdlreiben und die AusspraChe sdtriftlidl festzuhalten.
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 12/67
In ihrer Entwicklung ist die SChrift an die Herstellung
von
Sdlreibunterlagen, -geräten und -flüssigkeiten
gebunden; sie war lange von der
Handfertigkeit
der
Kalligraphen und anderer SChreiber abhängig. Eine
bedeutsame Wende
war
die Vervielfältigung
von
SChriften
durCh Druckverfahren, der hrerseits nocheine Papierindustrie
vorausgehen mußte. Die Geschichte der Kupferstiche beginnt
in China im 2 Jahrhundert naCh Christus. Die Kunst der
Holzdrucke wurde im 6 Jahrhundert betrieben. Die beweg
lichen Bumstaben in China und Korea gehen auf das
11 Jahrhundert zurück. In Westeuropa hat nach einem
besChränkten Gebrauch der Holzdruckkunst die Herstellung
bewegliCher
Bumstaben
und der Druckpressen im 15 Jahr
hundert
den AufsChwung des Buches und der Flugschrift
erlaubt:
es wurde nun in
beträchtliCh erweiterten Kreisen
gelesen, ohne
daß die Erziehung jedoCh
verallgemeinert
worden wäre. Die BuChdruckerkunst verlangte natürlich ganz
neue Arten von Technikern es sei hier nur die Schreib
masChine und ihr Gefolge von Bürokräften erwähnt . Im
19 Jahrhundert kam es dann in den entwickelten Industrie
ländern mit den Tageszeitungen unter Ausnützung immer
mehr
vervollkommneter
Maschinen) zum Massendruck und
gleiChzeitig
zur
allgemei nen SChulpflicht.
Die
gesteigerten
FortsChritte der Industrie, zu
denen die
SChrift als geistiges Hilfsmittel weitgehend beigetragen hat,
haben eben dieser Schrift im Zeitalter der Elektrizität viele
Konkurrenten erstehen lassen, die die gleichen Beditrfnisse
wie
sie befriedigen: erleiChterte Nachrichtenübermittlung
das Telegramm), Registrierung, Ubertragung und allgemeine
Verbreitung der Nachrichten, Unterricht, Propaganda
einsChließliCh Reklame), Ze rstreuung . Tel efon, Kino,
Radio, Fe111sehen, Tonband
übernehmen
die Rolle sowohl des
BriefsChreibens wie auCh der Zeitung,
der
Schul- und Unter
haltungslektüre.
Die Bedeutung der SChrift sCheint auf einem Teilgebiet ihrer .
ursprüngliChen Anwendungen unangefochten, nämliCh dort,
wo sie dem BuCh vorausgeht, das uns erst in zweiter Linie
als eigentliCher Ausdrum der SChrift ersCheint. Zuerst galt sie
der
Bestätigung
im weiten Sinne des Wortes: die beglaubigte
Mitteilung, der Vertrag, das feierliche Gedenken,
das
Edikt
oder
das
Urteil,
die religiösen Texte,
bei deren
Wieder
holung es auf wortgetreues
Hersagen
ankam. Dazu das
Testament das nicht immer holographisch, d. h. eigenhändig
geschrieben war) und
der
authentische Bericht legislativer
und geriChtlicher Uberlegungen. Unter den späteren An
wendungen sCheinen von Dauer zu sein: der vertrauliche
BriefweChsel, die persönlichen Memoiren, die Notizen und
Konzeptniederschriften
für
spätere literarisChe oder er
zieherisChe Werke.
In welchem Maße wird die mechanische Registrierung des
Wortes alle
diese
Anwendungen verdrängen? Inwiefern
wird andererseits
die
Schrift mit der Hand oder
mit
der
Maschine zu
Papier
gebracht)
für die
Vorbereitung eben
dieser verschiedenen Registrierungen
in
Gebrauch bleiben?
Ein
Problem
der Zukunft .-
Die nunmehr 6000 Jahre alte Geschichte war
mannigfaltigem
Wandel
unterworfen. Die Erscheinung des Alphabets
gegen
1500 vor Christus
war von
entscheidender Bedeutung.
Das Auftauchen
der
Buchdruckerkunstim 15.
Jahrhundert
in
Europa
war ein neuer Wendepunkt
für die
in
der ganzen
Welt
immer größer werdende Bedeutung
der
Schrift.
Wir
stehen mitten in einem neuen Wandel; wird
er
zu einem
endgültigen Niedergang der Schrift zugunsten anderer
Erfindungen führen, die die Sprache
von
Generation zu
Generation erhalten und weitergeben
Marcel Cohen
Ubersetzung aus dem Französischen:
Jeanne
Moll,
Baden-Baden
ie Tafeln
1 Die
Funktion der
Schrift
im
tägliChen Leben
2 SChreiben, für wen?
3 Elementare ZeiChen
4 SpreChende Bilderschriften
5 Marken und Symbole
ie
ntwicklung
der
Schrift
Ostlimes
Mittelmeer
6 Frühe Schrifterfinder in Sumer
7 Die Ausbreitung der KeilsChrift
8 Altmitt elmeerisch e SChriften
9 Die ägyptische n Hieroglyphen
10 Idem
11 Der
semitisChe Stamm
12
Aramäische ToChterschriften
13 Hebräisch
14 Die arabisChe SChrift
Indien und Ostasien
15 SChriften in Indien,
Tibet
und Ostturkestan
16 SChriften
in
Hinterindien
und
lndonesien
17 Die chinesisChen SChriftzeiChen
18 ldem
19 Einfluß der ChinesisChen SChriftzeiChen
20 ChinesisChe Schreibkunst
21 JapanisChe Schreibkunst
22 OstasiatisChe SChriften im tägliChen GebrauCh
Mittel-
und
Südamerika
23 BildersChrift im me:rlkanisdlen Raum
ie Kunst der Schrift
24 Die SChrift der Maya-Völker
25 Material und Werkzeug
Europa
26 Das Alphabet kommt nach Europa
27 Das Alphabet der Etrusker, Römer und Germanen
28 Die slawisChen SChriften
29 Handschriften des
Mittelalters
30 Papier, BiombuCh und bewegliChe Lettern
31 Die Inkunabelzeit 1450--1500)
32 Die gebrochenen SChrifttypen
33 Die runden Schrifttypen
34 Die vier Familien der runden SChrifttypen
35 Die
vielen
Gestalten
eines
Buchstabens
36 Die
beiden großen
Schriftbereiche
37 Die Ziffern
und die
Erfindung der
Null
er Gebrauch
der
Schrift
38 Lesen- und SChreibenlernen
39 Lesende
40
Modeme
DrumteChnik
41
Die Verbreitung der SChrift
42 Zeitung
und Plakat
43 Propaganda im zweiten Jahrhundert
44 Publizität auf
der
Straße
45 PersönliCher Ausdrum und Standardisierung
46 Die Handschrift
47 SChrift als Kunst
48 SChriftelemente n der bildenden
Kunst
49 Kunst
als
SChrift
50 Stufen der
Kommunikation
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 13/67
Die Vielzahl der Bilder auf den Tafeln 6 12 15 16 21, 22, 26 und 48 machte eine Wiedergabe aller auf den
Textseiten des
Kataloges
genannten
Vorlagen nicht möglich.
Fotonadlweis:
Albek, Azis, Istambul 7 a; 26 c
American Embassy, Bad Godesbe rg 40 a, e
Anton, Ferdinand, München Tafel 23, 24 25
Arntz, Kunstarchiv Stuttgart 12 k; 6 e; 7 f; 271;
29
c, i, k
Associated Press GmbH, Frankfurt d; 12 b
Associated Press Ltd., London 12 a, c
Aufsberg, Lala, Sonthofen 3 i; 39 c, d
Bernisches Historisches Museum 4 c
British Museum, London 13 e
Casse Nationale des Monnments Historiqu es, Paris 6 d; 11 e
Chuceville, M., Paris 6 a, g; 7 e, g; 10 c, d, e; 11 h
Coll. F. Vannotte 201
Colombo
J.-Gerard
Paris 27 e
Deutsche Presse Agentur GmbH, Harnburg 26
e;
40 g
Deutsches Ardlaeologisdles Institut, Rom 43 c, d, e, f g, h,
i k, 1
Goldberg, Dr. A. M. 13 d, f
Hammerhh Co., Hamburg 37
Handke Historisches Bildarchiv, Bad Derneck m; 26 b; 27 f
29
e; 31
a,
d, f
Huber Max, Milano 1; 3 b; 44
Kunstinstitut Marburg 9 a; 10 a; 11 d; 27 k; 39 h
Le Directeur de la Mission Archeologique
r a n ~ a i s e
7 h
Leve, Manfred, DUsseldorf 44
Löffelholz, Irmgart, Frankfurt 3 a, c, g,
k;
4 b, d, k;
a, f g, k; 7 c; 8 a, b, c, d; 9 b, c; 10 g; 11 b, c; 26 a i; 27 g;
31 c,
1
k; 32 d, e, f h, i, k; 33 a, b, c, d, e, f h
Martin-Luther Universität
Halle
15 a, b, c, d
Musee de
l Homme,
Paris
3d
e,
f;
4 a,
f
g,
h;
b, I; 16 b, n
Monotype Corporation Ltd. 40 i, h, k
Musee Guimet, Paris 15 h, I m, o; 16
e;
17 cz
ht
z; 21 i
National Museum of Finland, Helsinkt h, 1
Pragher Willy
Freiburg
20 g
Shan, Ben, Gem. Museum van Amsterdam 1
Staatlimes Museum, Berlin 2 c
VIIstein GmbH Bilderdie nst, Berlin 8
e;
26 d; 44 e
Vigneau Andre Paris 7 b;
11 f
Wlschnitzer,
R. 13
b
ieTafeln
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 14/67
Die Funktion er Schrift im täglichen Leben
Wir
sind
von
Schrift
umgeben
zu Hause beim Erwachen
aui
der
Straße
bei der Arbeit
und
der
Entspannung
Die Schrift läßt sich aus unserem Leben
nicht
mehr wegdenken
Wie ist sie
dahin
gekommen?
Dies z beantwortenversucht die Ausstellung
··
IW P il
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 15/67
Schreiben für wen
a für
die
Zeitgenossen
in
Briefen
und Zeitungen.
b Für die Nachkommen
auf ägyptischen Reliefs und im Testament.
c Für sich selber
als
kritzelnde
Kinder, im
Journal und
Notizbuch
hier notiert Gauguin seinen
Gemäldetausch mit van
Gogh)
.
a
b
-
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t.
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3
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 16/67
Elementare Zeichen
Die Abbildungen dieser Tafel zeigen
Beispiele frühester
Zeichen,
aus denen sich
unter bestimmten kulturellen Bedingungen
eine
Schrift
entwickeln kann. So wird aus
dem Bild der Wellenlinie (a) im semitischen
Kulturbereich der Buchstabe .,M",
nach
dem
phönizischen
Wort
für .,Wasser , von dem
auch
der griechische und
lateinische
Buchstabe M abgeleitet
ist. Die
Motive zur
frühesten Zeichenbildung
entstammen
dem
leben der Jäger - und Hirtenvölker: Wege
markieren, Eigentum kennzeichnen, Tausch
und Abgaben
fixieren,
Abwesendes ver
gegenwärtigen, die Erinnerung wachrufen,
Geister beschwören. Sie dienen nicht immer
der Mitteilung,
sondern
sind
oft
Ausdruck
der eigenen Welterfahrung und -deutung.
Moderne Künstler (h) können daher wieder
an ihren Formenschatz anknüpfen.
Die Zeichen
lehnen sich an die Gestalt der
Dinge an, auf die sie
sich
beziehen. Gelegent
lich sind
sie
jedoch auch abstrakt und nur
für den verständlich, der ihre Bedeutung
schon
kennt, und
daher
heute kaum mehr
zu deuten (a, c, g). Sie haben ihre Konven
tion,
sind also
Besitz
einer bestimmten
Gruppe von Menschen,
die
ihre Formen
überliefern an die nächste Generation. So
e rgibt sich eine gewisse Stabilität der
Formen, wie
sie für
eine ausgebildete
Schrift
dann unentbehrlich ist. Die
Bildzeichen
aus
Kreta
(k)
sind mit denen
der
spanischen
Felswände (a) nahezu
gleichzeitig,
doch
werden sie in e iner
hochentwickelten
Kultur
verwandt und haben
schon
den
Schritt
zur
Schrift
getan.
a
Prähistorische Felsmalerei
aus
Spanien.
Rechte Reihe: Dämonische Regengeister
sitzen auf den Zeichen für .,Wasser
(Wellenlinien), die Hän de
über den
Kopf
erhoben.
Daneben eine
menschliche
Gestalt
mit Kopf und
ausgebreiteten
Armen, in
den Händen zwei
Gestirne, ihre
Füße aus
Regenwolkenzeichen. l inke Reihe: Ab
strakte
Gestalten mit der
Figur des
Mondes, 2. Jahrtausend v. Chr. Bronzezeit.
Nach Kühn,
Die Felsbilder
Europas,
Stuttgart 1952.
b
Die
Lust
am
Kritzeln,
Straßenbild aus
Mailand.
Foto
Max Huber.
c
Abstrakte
Zeichen auf Kiesel gemalt,
gefunden bei
Maz d'
Azil,
Südfrankreich.
Mittlere Steinzeit.
Nach
Diringer, The Alphabet,
New York 1948.
d Tänzer mit Maske , Malerei auf Stein,
Sudan.
Musee de l'Homme, Paris .
e
Tänzer mit Antilopenmaske
,
Malerei
auf
Stein, Sudan.
Musee
de l'Homme, Paris .
Afrikanische Felswandmalerei in
Bandiagara, Nigeria.
Musee de l'Homme, Paris.
g Figuren
von
südamerikanischen
Fels
gravierungen . Bedeutung nicht
bekannt.
Nach Koch-Grünberg, Südamerikanische
Felszeichnungen, Berlin 1907.
h Miro, Illustration aus .,a toute
epreuve
von Paul Eluard, Ed. G. Cramer, Genf.
Kreuze,
Wappen
und Jagdszene,
Freskomalerei auf
einer Kirchenwand,
Genhofen Allgäu (Deutschland).
Foto lala Aufsberg.
k Bilderschriftzeichen
von
Siegelabdrücken
aus
Kreta. Bilder
von Lebewesen
und
Gegenständen, aber auch abstrakt
ornamentale
Zeichen
dienen als früheste
Schriftzeichen.
Minoische Kultur um
2000-1900 v. Chr.
-
ach Evans , Scripta Minoa, Oxford 1909.
b
Obr:J
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> J) flllllb> ( ) ®
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 17/67
Sprechende
ilderschriften
Die Niederschriften durch Bildzeichen
~ i e n e n
meist
als Gedächtnishilfen
zur U n t e r s t ~ t z u n g
d
mündlichen Uberlieferung. Ihre
Zeichen
er . .
sind
stark
vereinfacht
und
erreichen
emen
Grad von Abstraktion, wie er
auch ~ e n
Worten der Sprache
eigen
ist, d. h . Sie
s ~ e l l e n
nicht einen individuellen Gegenstand, d1esen
Baum dar, sondern Baum überhaupt ,
und
die
besonderen Umstände,
die im
speziellen Fall gelten,
müssen aus
dem
Zu
sammenhang hervorgehen.
Bildergeschichten
wandeln
sich so zur Bilderschrift (Pikto
graphie), und
es
kann
das
.Stadium e r ~ e i c h t
werden, daß ein
Zeichen mcht mehr emen
Gegenstand (wie
in
a und
c
sondern
dessen
Namen,
also
ein Wort, repräsentiert.
So
enthält
z. B. die aztekische Inschrift (b)
neben den bildhaften Szenen bereits Wort
zeichen (für die
Stammesnamen)
und
ist
damit auf dem
Weg
zu
einer
leistungs
fähigeren Schrift, die auch schwierigere
Zusammenhänge
wiedergeben kann . In der
aztekischen Inschrift gelten noch die
kompo
sitorischen
Re
geln
e
ines
Bildes; in der
Cuna
Schrift (f)
dag ege
n
ist
nur noch die sprachliche
Reihenfolge der angedeuteten Liedteile
maßgebend: Die Zeile zeichnet sich ab, hi er
noch
in
der uralten Weise
der
wechselnden
Richtung
(Rustrophedon: wie
der Pflug
geführt wird). J e mehr sich Schrift
im
eige
ntlic
hen
Sinne
herausbildet,
des to
unanschaulicher sind die bildmäßigen
Elem
en
te. Die
Tafel
von der Ost
eri
n
se
l läßt
das Piktographische
nur noch in
Spuren
erkennen. Bei Analphabeten (h) hält sich
die Bilderschrift jedoch bis in un se r
Jahrhundert.
a Eskimozeichnung. Szenenfolge zur Er
innerung an e
inen
Jagdzug, auf einen
Knochen
geritzt.
Musee de I'Homme, Paris.
b Az tekische Bilderschrift über ein wichtiges
Ereignis. Von links nach rechts: Vier
wandernde aztekische Stämme (Fuß
spur en )
mit
ihren
Namenszeichen
über
den Köpfen. Zusammentreffen an einem
Ort nam ens Tamoanchan
die
Stelle des
Herabkommens
(durch einen
gefällten
Baum
und
einen
Altar gek
ennzeichnet)
mit
8 anderen
Stämmen.
Abschied der
Stämme
voneinander:
die
beiden Häuptlinge
rechts oben,
von denen
der eine weint
(das Zeichen für Wasser
unter seinem Auge).
Darüber
die Namen
der
8
Stämme und das Zeichen für den
gestirnten
Himmel:
die
Szene
findet nachts
statt.
Die
Stämme selbst feiern ein
kultisches Fest
(rechts
unten).
Aus
dem Codex Boturini.
c
Bemaltes
Bisonfell der Hidatsa-
Indianer.
Obere
Hälfte: Fünf Kämpferpaare
, bei
denen
immer
der
rechte Krieger Sieger
ist.
Die Gewehre daneben sind durch
eine
Hand als Beutestücke gekennzeichnet.
Die Zeichen der unteren
Hälfte
können
die Zahl
der getöteten
Feinde, vielleicht
aber auch die der Geschenke
darstellen.
Auch
die
Schützen sind soweit
schemati
siert, daß sie
nur noch
als
Zeichen,
nicht
mehr als individuelle Personenerscheinen.
Derart bemalte Felle dienten
als
Mäntel
und demonstrierten den
auf kriegerischer
Leistung
beruhenden
Rang
ihres
Besitzers.
Be rn . Histor. Museum, Ethnographische
Abteilung,
Sammlung
Schoch.
d Verordnung
des
Gouverneurs von
Tasmanien an die leseunkundigen Ein
geborenen.
1.
Reihe:
der
erwünschte
Friedenszustand
zwischen
Europäern
und Eingeborenen;
2.
Reihe: der offizielle Friedensvertrag;
3. Reihe:
tötet ein
Schwarzer
einen Weißen,
wird er gehängt;
4.
Reihe : lötet ein Weißer einen Schwarzen,
wird
er
gehängt.
e Nsibidi-Schrift,
Süd-Nigeria. Ursprung
nicht bekannt.
Stark konventionalisierte Bildzeichen, vor
allem
von einem
Geheimbund benutzt,
auch als Zaubermittel:
1) Mann und Frau
lieben sich innig
und umarmen
sich gern
(ausge streckte Hände). Sie sind reich,
denn
sie besitzen
3
Kissen
und je einen
Tisch
auf
jed er
Seite. (2)
Ehepaar
des
Egbo-Stammes, de
sse
n Zeichen die Feder
ist. (3) Streit zwischen Mann und Frau.
Sie haben
ein Kissen zwischen
sich und
zeigen
sich den Rücken.
(4)
Mann und
Frau
durch einen Fluß (Kanus
')
g
etrennt.
Kreuze·
sie haben bereits Nachrichtend w
a u s g e t ~ u s c h t . Nach Talbot, In
the
Sha
0
of
the
Bush, London 1912. ma
Bilderschrift der
Cuna-Indianer,
a ~ a ·
. Z .
hen dienen
Ursprung unbekannt.
D1e elc ·nes
als
Gedächtnisstütze
für
den Sanger elh
rituellen Gesanges über die Suche
nac
der entwichenen Seele
eines
Kranken
.
Die Zeilen verlaufen abwechselnd von
recht
s
nach
links und umgekehrt (sog.
Bustrophedon).
. eichen
g Holztafel mit unbekannten Schnftz.
.
k) D
Schnft
der Oster-Inseln (Paz1h · le . um Teil
besteht
aus
etwa 500 Zeichen, d1e
z .
Tiere
Gegenstände und Menschen m n
' d Hanlieru -
erschiedenen Stellungen un f
gen darstellen.
Jede 2. Zeile steht
au
dem
Kopf, so
daß
die
Tafel beim
L e ~ e ~
gedreht werden
muß
. Alter der Schnf
nicht bekannt.
Musee de I'Homme, Paris. d st·
h Brief
eines
Yukaghi-Mädchens (Nor
0
Sibirien) an ihren fernen Liebhaber:
1
.,Ich bin allein in meinem
Heim. Du h : ~ -
mich verlassen und bist
weit
weg
geg
gen. Du liebst eine
Russin
(mit w e i t e ~ e l l
Rock )· du hast sie geheiratet (unter el
' . . ht
Dach
mit
ihr), aber
eure Ehe
1st
mc
glücklich
(gekreuzte
Striche zwische? h
ihnen)
.
Du
wirst Kinder haben, und
. c k ·
werde traurig (gekreuzte Striche)
zuru
bleib
en. Ich werde dich immer l i e ? e ~ der
obwohl
es
einen anderen Mann
g1b
'
mich
liebt.
Musee de l 'Homme, Paris. . vo ll
Gaunerzinken. Mordbrennerzeichen •
JeS
Ende des
17. Jhs.: in Richtung d
es
Pf
1
e
1
ten
das
4.
Haus wird in der
Nacht
des
näc
15
le tzten Mondviertels überfallen . s·
Nach Gross, Handbuch für Untersuchun
richter Band
1,
München 1904.
·1 er
k
Ein Weber
(a) ist
verhaftet
(b), wel d r
einen Fleischer (c) berauben
wollte
, e
dab ei verwundet wurde (d). Der Weber
wurde überwältigt (e) und mußte ge·
stehen (f). Er hat
früher
einen Pferde ··nen
händler
(g)
ermordet (h) und bittet s e ~ a
Kameraden, davon nichts auzusagen,
er diesen
Fall
leugnen
will
(i).
d
b
II II
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 18/67
arken und Symbole
Der
Knoten
im Taschentuch
(a) ist das
alltägliche Beispiel für einfache Gedächtnis
stützen, wie sie der eigentlichen Schrift
vorausgehen und sie begleiten. Die Inkas
in Peru
hatten
aus Knoten e
in
kompliziertes
System gebildet, wichtige Dinge, vor all
em
Zahlenangaben, festzuhalten (1, m). Da diese
konkrete Schrift keine
Bilder
verwend et,
muß
der
Empfänger bereits wissen, um
welchen Sachbereich
es sich handelt, wenn
er sie
richtig
lese n will. Zur seihen Gruppe
gehören
die in der
bäuerlichen Arbeitswelt
vieler Völker üblichen Kerbhölzer (h, i).
Sie helfen
nicht nur über
die Unkenntnis
d
er
Schrift
hinweg,
sondern dienen
auch als
Quittung
für
Leistungen,
die nicht gefäl
sc
ht
werden
kann,
wenn je
der
Partner
eine Hälfte
de s Holzes bes itzt (h).
Die
Kerbhölzer
zeigen
gelegentlich auch mit
einer Marke an, auf wen sie sich beziehen (i) .
Unabhängig von dem Gebrauch einer Schrift
verweisen
Haus-
und Viehmarken (f),
Handwerkerzeichen (g), Wappen (c) und
Signets aller
Art
in abgekürzter Form auf
den Besitzer e ines Gegenstandes, auf
di
e
Herkunft oder den Namen
des Trägers.
Oft sind s ie viel einprägsamer als der
geschriebene Name und sagen in ihrer
Symbolik etwas aus über
di e Rolle,
den Rang
und die Bedeutung ihres Trägers (b , c).
Wo
Sprache
und Schrift versagen
müssen,
dienen
Wappen
oder Flaggen auch
heute
noch
zur
Identifizierung.
In gefahrbringenden
Situationen, wo keine Zeit bleibt zum Lesen
eines ums tändlichen Textes, sind prägnante,
bildhaft
andeutende Warnsymbole ge radezu
unentbehrlich (d, e). Hier stößt uns e re
ausgebildete Schrift an ihre
Grenze.
a
Eine alltägliche Gedächtnisstütze:
der
Knoten im Taschentuch.
Foto lrmgart
Löffelholz.
b
Herr
sc
haftszeichen: ein Häuptlings
insignium aus Dahomey, Afrika.
Musee de l'Homme , Paris.
c Wimpel und Wappen.
Einschiffung
der
Ritter vom Orden
zum
Heiligen Geist
zum Kreuzzug. Mit den
Wappen
des
Papstes, des Kai se rs, von
Frankreich,
England, Anjou-Sizilien, Tarent u . a.
Miniatur aus dem Ordens-Statut, 14. Jh.
Louvre, Paris.
Foto
Historisches
Bildarchiv
Lolo Handke.
d Verkehrszeichen an einem Engpaß.
Foto
Associated Press.
e
Warnzeich
en bei
Lebensgefahr
:
der
Totenkopf.
Aus Sandberg ,.nu,
die
kunst und ihre
funktion im leben , Hilversum.
Hausmarken aus Anatolien, Türkei.
Nach Gelb,
Von
der
Keilschrift
zum
Alphabet, Stuttgart
1958.
g Steinmetzzeichen von den Basaltquadern
der
Rheinbrücke bei
Koblenz.
Die Nr.
1-108 stammen von
dem Bau
der
Brücke
1340--1348. Die übrigen be
finden sich auf
später erneuerten
Steinen.
Vielfach sind
Andeutungen
der typischen
Handwerkszeuge: Hammer, Meißel,
Winkelmaß, zu
erkennen.
Jeder Steinmetz
geselle erhielt ein solches Zeichen von
seinem Meister. Es
war
aus
der
Mutter
figur der Bauhütte, bei der er frei
gesprochen war, abgeleitet. Uberall, wo er
arbeitete, hinterließ
er
sein
Zeichen.
Nach Hohmeyer, Die Haus -
und
Hof
marken,
Berlin
1870.
h Kerbholz. Im 19. Jh . von finnischen
Gutsbesitzern gebraucht. Links
wurden
die
Tagedienste von
Pferden,
rechts
die
Tagedienste der Leute eingekerbt.
Kansallis-Museum, Helsinki.
Kerbhölzer aus Finnland. Einfachster Typ.
Auf
ihnen wurden Abgaben
usw. ver
merkt.
Die Zeichen nahe der
Durchbohrung
geben
die
Hausmarke
od er das Namens
zeichen an.
Kan sa llis-Museum, Helsinki.
k
Bauernkalender
aus der Steiermark,
Osterreich, für
den
Monat
September 1398.
Die Buchstaben bez eichnen die Wochen
tage, die
Strichzeichen darunter
die
Zahlen.
Diese sind vermutlich von
den
Zeichen
der
Kerbhölzer abgeleitet.
Nach Menninger,
Zahlwort
und Ziffer,
Göttingen 1958.
Knotenschrift, sog
. Quipu,
aus Peru.
An
einen Hauptstrang
sind
zahlreiche
Einzelschnüre geknüpft. Sie
dienten
vor
allem
dazu,
Zahlen
von
Vieh ,
Abgaben
usw. festzuhalten . Daneben konnten sie
auch historische Ereignisse, Briefe u.
a.
mitteilen. Die Färbungen der Schnüre, die
Art der
Knoten
und ihr Abstand von
der
Hauptschnur helfen
die
Bedeutungen
unter
sc
heiden
. Die Quipus
dienten der
Organisation des Inka-Reiches.
Jn
jedem
Ort gab es kundige Beamte, die die
Aufzeichnungen
herstellten und
in die
Hauptstadt schickten .
Musee de l'Homme, Paris .
m
Ein Inka läßt
sich
von
einem Beamten
an
Hand eines Quipu Kassenbericht
erstatten.
Darstellung in
einer zeit
genössischen spanischen
Hand
schrift
von
Poma de Ayala.
Foto Historisches Bildarchiv, Handke
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 19/67
arken
und Symbole
Der Knoten im Taschentuch
(a)
ist das
alltägliche
Beis
piel
für
einfache Gedächtnis
stützen, wie sie der eigentlichen
Schrift
vorausgehen und sie begleiten. Die Inkas
in
Peru hatten aus
Knoten
ein kompliziertes
System gebildet, wichtige Dinge, vor allem
Zahlenangaben, festzuhalten
(I,
m).
Da
diese
.,konkrete
Schrift
keine Bilder
verwendet,
muß der Empfänger bereits wissen, um
welchen Sachbereich
es sich handelt, wenn
er sie richtig
lesen
will. Zur selben Gruppe
gehören die in der bäuerlichen Arbeitswelt
vieler
Völker üblichen Kerbhölzer
(h, i).
Sie
hellen nicht
nur über
die Unkenntnis
der
Schrift hinweg, sondern dienen
auch als
Quittung
für
Leistungen, die nicht gefälscht
werden kann, wenn
jeder
Partner eine
Hälfte
des
Holzes
besitzt (h).
Die Kerbhölzer zeigen gelegentlich auch mit
einer Marke an, auf wen sie sich beziehen (i) .
Unabhängig von dem Gebrauch einer Schrift
verweisen Haus- und Viehmarken (f),
Handwerkerzeichen
(g),
Wappen
(c)
und
Signets aller Art in abgekürzter Form auf
den Besitzer
eines Gegenstandes,
auf die
Herkunft oder den Namen des Trägers.
Oft sind sie viel einprägsamer
als der
ge
s
chriebene Name und
sagen
in
ihrer
Symbolik etwas aus
über
die Rolle, den Rang
und
die Bedeutung
ihres
Trägers
(b, c).
Wo Sprache und Schrift versagen müssen,
dienen Wappen oder Flaggen
auch heute
noch
zur Identifizierung. In gefahrbringenden
Situationen, wo keine Zeit bleibt zum Lesen
eines
umständlichen Textes, sind
prägnante,
bildhalt andeutende Warnsymbole geradezu
unentbehrlich (d, e). Hier stößt unsere
ausgebildete
Schrift an
ihre Grenze.
a Eine alltägliche Gedächtnisstütze: der
Knoten im Taschentuch.
Foto Irmgart
Löffelholz
.
b Herrschaftszeichen: ein Häuptlings
insignium aus Dahomey, Afrika.
Musee de l'Homme, Paris.
c Wimpel
und
Wappen. Einschiffung
der
Ritter vom .,Orden zum Heiligen Geist
zum
Kreuzzug.
Mit den
Wappen
des
Papstes, des Kaisers,
von
Frankreich,
England, Anjou-Sizilien,
Tarent
u. a.
Miniatur aus
dem Ordens-Statut, 14
.
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Louvre, Paris.
Foto Historisches Bildarchiv
Lolo Handke.
d Verkehrszeichen an einem Engpaß.
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Press.
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Warnzeichen bei L ebensgefahr: der
Totenkopf.
Aus Sandberg .,nu, die kunst und ihre
funktion im leben , Hilversum.
Hausmarken aus Anatolien, Türkei.
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Von
der Keilschrift zum
Alphabet, Stuttgart
1958.
g Steinmetzzeichen von den Basaltquadern
der Rheinbrücke bei
Koblenz.
Die Nr. 1-108
stammen
von
dem Bau
der
Brücke
1340-1348. Die übrigen be
finden sich auf
später erneuerten
Steinen.
Vielfach sind
Andeutungen
der typischen
Handwerkszeuge: Hammer, Meißel,
Winkelmaß,
zu
erkennen.
Jeder Steinmetz
geselle erhielt ein solches Zeichen von
seinem Meister . Es
war
aus der Mutter
figur der Bauhütte,
bei
der er
frei
gesprochen war, abgeleitet. Uberall, wo er
arbeitete, hinterließ
er
sein Zeichen.
Nach Hohmeyer, Die Haus- und Hof
marken, Berlin 1870.
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Kerbholz
.
Im
19. Jh. von finnischen
Gutsbesitzern gebraucht. Links wurden
die Tagedienste
von
Pferden, rechts die
Tagedienste
der Leute
eingekerbt.
Kansallis-Museum, Helsinki.
Kerbhölzer
aus
Finnland.
Einfachster Typ.
Auf ihnen
wurden Abgaben
usw. ver
merkt.
Die Zeichen nahe der
Durchbohrung
geben
die Hausmarke oder das Namens
zeichen an.
Kansallis-Museum, Helsinki.
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Bauernkalender
aus der Steiermark,
Osterreich, für den Monat September 1398.
Die Buchstaben bezeichnen die Wochen
tage, die Strichzeichen
darunter
die Zahlen.
Diese sind vermutlich von den
Zeichen
der
Kerbhölzer abgeleitet.
Nach Menninger, Zahlwort und Ziffer,
Göttingen 1958.
Knotenschrift, sog. Quipu,
aus
Peru.
An
einen Hauptstrang
sind zahlreiche
Einzelschnüre
geknüpft.
Sie dienten vor
allem dazu, Zahlen von Vieh, Abgaben
usw
. festzuhalten. Daneben
konnten
sie
auch historische Ereignisse, Briefe
u. a.
mitteilen. Die
Färbungen der
Schnüre, die
Art der
Knoten
und ihr
Abstand
von der
Hauptschnur helfen die Bedeutungen
unterscheiden. Die Quipus
dienten der
Organisation
des Inka-Reiches.
Jn
jedem
Ort gab es kundige Beamte, die die
Aufzeichnungen
herstellten und
in
die
Hauptstadt schickten.
Musee de l'Homme,
Paris.
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Ein Inka läßt
sich
von
einem Beamten
an
Hand
eines
Quipu
Kassenbericht
erstatten. Darstellung
in einer zeit
genössischen spanischen Handschrift von
Poma de
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Ostliebes
Mittelmeer
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 20/67
rühe Schrifterfinder n Sumer
Die Sumerer im
unteren Mesopotamien
sind
neben
Ägyptern, Kretern und
Chinesen
die
frühesten Erfinder
eines
leistungsfähigen
Schriftsystems.
Die
Organisation ihrer
um
einen
Tempel
angelegten Stadtstaaten
machte
es erforderlich,
Einzelheiten
über Abgaben
und
Verträge zu notieren.
Die sumerischen
Schriftzeichen
entstehen aus den Bedürfnissen
der
Tempelwirtschaft. Zunächst
benutzt
man
dazu bildhafte
Zeichen,
die unmittelbar an
den Gegenstand selbst erinnern
(b, c). Sie
lassen deutlich ablesen, welche Sachbereiche
in
dieser
allen
Kultur
eine
Rolle
gespielt
haben
(c).
Auch der
Wille
des Herrschers,
wichtige
Staatsakte
zu
dokumentieren
und
vor dem Vergessen zu bewahren, beginnt
sich niederzuschlagen. Das sog. Familien
relief
eines
Königs von
Lagasch
zeigt
Bild
und
Schrift
in der
für diese archaischen
Zeiten charakteristischen
Verbindung:
die Figuren
reihen
sich wie Lettern
auf der
Fläche,
jede
mit ihrem
Namen
beschriftet, so daß Schrift und
Gestall
als
Einheit
erscheinen,
wie
auch
die
Schriftzeichen
selbst noch bildhaft sind. Bild und Schrift
unterstützen
sich gegenseitig (a). Die Schrift
zeichen sind bereits auf die Worte bezogen,
nicht
mehr unmittelbar
auf die Gegenstände,
so daß genauer
unterschieden
werden kann,
z.
B.
ob ,.Pferd
oder
,.Roß gemeint ist.
Zu
dieser Phonetisierung der ursprünglich
piktographischen Zeichen trieb vermutlich
die Notwendigkeit,
Namen
eindeutig wieder
zugeben: Worte, die schwer
durch
ein
Bildzeichen
wiederzugeben
sind,
werden
durch das Zeichen eines gleich
oder
ähnlich Iaulenden Wortes bezeichnet, so
etwa wenn
,.Sonne (engl. ,.sun ) für Sohn
(engl.
son )
geschrieben wird. Man
spricht
dabei von Lautrebus. Mit
seiner
Hilfe werden
alle sprachlich formulierten Zusammenhänge
schreibbar
.
Allerdings ist das
Verfahren
noch
sehr
unhandlich . Die Keilschriftsysteme
haben es nur bis zur Silbenschrift gebracht,
bei
der
80 und mehr Schriftzeichen
verwendet
werden
müssen - immerhin ein
gewaltiger
Fortschritt,
wenn
man
an
die vielen
Hunderle
und Tausende von Zeichen
einer
Ideen- oder Wortschrift z. B. der
chinesischen)
denkt.
Nur
einmal
bringt
es die Keilschrift
zur
Buchstabenschrift: in der sog. Ras Schamra
Schrift
in Ugarit
(Syrien)
aus der Mitte des
2. Jahrtausends.
Louvre, Paris. Foto M. Chuzeville, Paris.
a
Weißer
Tempel
aus Uruk
b Tontäfelchen
aus
Uruk,
archaische
Schicht
111,
um 3300 v. Chr.
Das
frühe piktographische Stadium ist
noch deutlich zu erkennen,
doch
sind die
Zeichen schon
in Reihen senkrecht
unter
einander geordnet. Die Kerben und
Löchet
sind Zahlzeichen. Die Schrift
ist
noch nicht
eindeutig
erschlossen.
Nach
Falkenstein,
Archaische Texte
aus
Uruk, Berlin 1936.
c
Sog. Familienrelief
des
Königs Urnansche
von
Lagasch, geschnitzte Kalksteinplatte,
um2400v.Chr.
Vermutlich
als Weihegabe
im Tempel aufgehängt. Der
König
oben
links im Zottelrock beim Staatsakt des
Mörteltragens
für den
Tempelbau,
daneben eine
Tochter
und vier
Söhne
mit eingeritzten Namen.
Unten der König
mit
berichterstattenden
Beamten,
auch sie
durch ihre Namen gekennzeichnet.
Louvre, Paris,
Foto
M. Chuzeville,
Paris.
d
Frühe piktographische Schriftzeichen von
den Tontafeln aus Uruk
(b),
4. Jahrtaus.
v.
Chr. Die Zeichen lassen noch ihren
piktographischen Ursprung
erkennen,
sind zum Teil
jedoch
bereits erheblich
schematisiert. Vermutliche
Bedeutungen:
1 Kopf, 2
Mund (das Gemeinte ist
schraffiert) , 3 essen, 4
gehen,
Frau,
6
Löwe,
7 Laufhund, 8
Damhirsch,
9 Berg
ziege, 10 Rind, 11
Wildrind,
12 Kuh,
13 Hund,
14 Schwein, 15 Fuchs, 16 Fisch,
17
eine Fischart,
18, 19
Getreide,
20
Garten,
21 Getreide,
22 Bier, 23 Milch, 24 Himmel,
Gott,
25
Gottheil Inanna,
26 Gottheit,
27
Hütte,
Stall, 28 Pflug, 29 Schiff, 30 Pfeil,
Leben,
31, 32
Gottheit.
e Astrologische Tafel in sumerischer
Keilschrift.
Musee de I'Homme, Paris.
Geritzter Stein des
Königs
Eannatum
von
Lagasch.
Um
2400 v.
Chr.
Foto
Vigneau,
Ed. Tel .
g
Kaufvertrag aus Lagasch in
Keilschrift,
um
2400 v. Chr. (Abb
.)
h Sumerische ZylindersiegeL
Oben: Siegel des lbil-Ischtar, Jagdszene,
um
2250 v.
Chr
.
Mille: Heros und
Tiere,
um
2750
v. Chr. Unten:
Befreiung
des
Sonnengottes,
um 2250 v. Chr.
British
Museum,
London,
Foto
Kunstarchiv
Arntz, Haag.
Östliches
Mittelmeer
V
y
v
4
H
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 21/67
Die usbreitung der Keilschrift
Von den Sumerern haben die aufsteigenden
Völker
de
s
Zweistrornland
es ,
die
Babyionier
und Assyrer,
und weiter
die
Hethiter
und
Pe rser das Keilschriftsystem entlehnt und
ihren sprachlichen Gegebenheiten anzupassen
versucht
a, b) .
Dabei
entfernen sich di e
Schriftzeichen imm e r
weiter
von ihrem
piktographischen Ursprung c). Ihr e Elemente
werden bis
auf den
geraden Strich de s
Schr
ei
bgriffels reduziert, der senkrecht,
waagrec
ht
und im Winkel angeordne t wird.
Das Schriftbild gewinnt dadurch eine
geo
metrische Strenge
und
strahlt
die Rationalität
dieser jungen, s
traff
organisierten Staaten
aus. Die zahllosen Tontäfelchen, die gefunden
worden sind, bewe isen, daß
die
Schrift
unentbehrlich für den Organismus der
Staaten geworden ist.
Dem
Leseunkundigen
teilt oftmals e ine bildliehe Darstellung neben
der abstrakten
Schrift
mit
,
worum es
sich
handeil
e, f . Doch liegen Bild und Schrift
jetzt auf gesonderten Ebenen,
sie
verlangen
nicht mehr einander.
Die Schrift ist
in
der
Regel
der Obhut
von
Schreiber-lnnungen d)
anvertraut,
doch ist
die Kunst des Lesens und
Schreibens
auch
sonst vertraut.
König
Assurbanipal
668
626
v. Chr.) ist
der
erste
Herrscher,
von dem
ausdrücklich
überliefert
ist, dall e r
lesen und schreiben gelernt hat g). Sein
Verständnis für den
Wert
de s Geschriebenen
lällt
ihn in
seiner Res
idenz
Ninive eine
umfangreich
e
Keilschriftbibliothek sammeln,
zu der auch die Literaturen benachbarter
Völker ihre Texte beiste
uern.
a Tontafel
mit
assyrischer Keilschrift,
19.-18. Jh. v.
Chr., gefunden
in
Küllepe
.
Der Figurenfries
(oben)
ist mit einem
Stempel eingedrückt.
Foto Aziz Albek.
b Babylonische Keilschrift von der Gesetzes
stele des Königs Harnrnurabi, 18. Jh. v. Chr.
Louvre, Paris,
Foto
Andre Vigneau, Ed.
Tel .
c
Entwicklungsstufen der Keilschrift
(sumerisch,
frühbabylonisch, assyrisch).
Von
oben nach
unten:
Zeichen für
Vogel, Fisch, Esel, Ochse,
Sonne, Ähre,
Obstgarten.
Nach Gelb, Von der Keilschrift zum
Alphabet ,
Stuttgart
1958.
d Assyrische Schreiber eine Liste
von
Gefangenen anlegend
Relief).
Die
Dar
stellung zeigt deutlich wie die Schreib
griffel gehallen
wurden.
e Babylonischer Kudurru, Relief 9. Jh. v . Chr.
Auf
den Kudurrus
wurden Verleihungen
und Schenkungen dokumentiert.
Das
Bild oben) zeigt den Vorgang
der
Schenkung:
den Herrscher
mit der
Tiara
und den Empfänger; daneb en Symbole
der
Götter die zu Zeugen angerufen
werden;
darunter
ein
Schreibgriffel
(außen
links) als Symbol des
Schreibergottes
Nabu
.
Louvre, Paris, Foto M. Chuzeville.
Alabastertafel des Königs Nabu-apal -iddin
von Babyion mit
der
Bauurkunde
für
den
Tempel des Sonnengottes
Scharnasch
in
Sippar. Das Bild zeigt die Anbetung des
Sonnengottes im Symbol
der
Sonnen
scheibe),
9.
Jh. v.
Chr.
British Museum, London, Foto Arntz.
König
Assurbanipal von Assur
mit
einem
Leibwächter, 9. Jh. v. Chr.
Die
Figuren
sind von
einer
Inschrift bedeckt.
Louvre, Paris.
Foto M. Chuzeville, Paris.
h Siegel des Königs von Karkernisch mit
Keilschriftzeichen
und
hethitischen
Hieroglyphen, gefunden
in Ras
Scharnra.
Foto Le
Directeur
de
Ia
Mission
Archaeologique Fran<;:aise.
I
b
d
;:j)
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9
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I
~ ~ ~ ~ ~ ~
l f t r
Ostliches
Mittelmeer
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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ltmittelmeerische Schriften
Im östlichen Mittelme
e
rraum entsteht auf
dem Boden jahrtau se
ndealter
Siedlungen
se
it
2000 v. Chr . die
ägäisch-minoische
Hochkultur mit
Kreta
als Zentrum . Die
Bedürfnisse
einer aufblühenden Zivili
sation
führ
en
alsbald
aus
piktographi
schen
Anfängen
zu ei
ner
brauchbaren Schriit. Die frühen
S
ieg
el a)
verraten ber
e
its
ein
sicheres
Formgefühl in der Art, wie die
Bildzeichen
in da s Siegeloval eingefügt sind. Vorbildlich
mag d ie
hohe
Kunst d
er
ägyptischen
Hiero
glyphen
gewirkt hab en. Doch können sie als
ei
gens tändige Erfindung en d
er
kretischen
Palastbevölkerung
en
von Kno ss os
, Phaisto s
usw. gelten. Die Bedürfnisse de s Alltags
dräng
en auch
hi
er bald
über die bildhalten
Hieroglyphen
hinau
s
zu einer vereinfachten,
lin earen Kursiven, di e wenig bildhalte
Momente me
hr
enthält,
jedoch geläufig
e r
zu
sch
re
iben
ist
e).
Zugleich wird die Anzahl
der be
nötigten
Zeichen dadurch wese ntlich
verringert, daß aus der
Wort-
eine
Silben
sc
hrill wird.
D
er Prozeß
der
Rationalisie rung
se
tzt
sich auch noch in der
Weiter
entwicklung
der Line
ar
schrill
selbst
fort,
die
sc
hli
eßlich
nur no ch 64 s tatt e twa 90 Zeichen verwendet.
Von Kr e ta au s hat sich die Schrilt nach
Griechenland d)
und
in der Ägäis
verbreitet
und ist
von
Kolonisten
auch nach
Zypern
gebracht worden.
Ein
es der
frühesten
Zeug
nisse dieses Vorganges zeigt: Die meisten
zypris
c
hen
In sc
hrillen
s
ind
in
griechischer
S
pra
che
geschrieben. Bestimmt
e
Schwierig
keiten der Schreibung deuten jedoch darauf
hin, daß die
Schrill
ur sprünglich für eine
nichtgri
ec
hische S
prache
entworfen
worden
ist.
Die
Hethiter hab
en n eben d er übernommenen
Keilschriit
s.
Taf
el
7,
h) seit e twa 1500 v.
Chr.
ei
ne
besondere
hi e
roglypi
sche Silbensc
hriit
ausgebilde t, die
von
ähnlichem Typ ist wie
die kretische. Sie
wurde
von
den
Hethitern
als Monumentalschrill
für offizielle In
schrillen
verwendet. Ihr e e indrucksv oll en bildhalten
Zeichen
wirkten
auch auf den, der sie nicht
zu
lese n
ver mo
c
ht
e. Auch ihn e n kam di e
A
nr egu ng vielleicht von den prächtig
en
Hieroglypheninschrillen der Pharaonen, doch
s
ind die
Bildz
eichen unabhängig von den
ägyptischen ausgeformt
f,
g).
Auch zu
dieser
Schriit
hat
sich alsbald eine Kursive für
die
praktischen
Be
dürfnisse entwickelt
h).
a
Hi
e
roglyph
enschrill aus
Kreta, mittel
minoische Epoche, um
2000-1600
v . Chr.
Siegeltäfelchen). Etwa 150 verschiedene
Zeichen, neb en ideographischen - ver
mutlich auch e ine Reihe von phoneti
sch e n .
Nach Evans,
Scripta
Minoa,
Oxford 1909.
b, c
Tonschei
be
mit piktographi
sc
hen
Zeichen,
gefunden im Palast
von
Phai stos, Kreta,
ca. 1700 v. Chr. Vorder-
und
Rückseite).
Die
auf
beiden
Seiten
angebrachten Bild
zeichen
von
Menschen, Tieren
und
Gegen
s tänden sind mit Stempeln eing e drückt.
Insgesamt sind
45 verschiedene
Zeichen
zu unterscheiden, die nicht mit
der
kretischen
Schriit zusammenhängen. Die
Schrillzeichen ähneln den
hethitischen
Hieroglyphen und
waren
bisher
nicht zu
entziifern. Ne
uerdings
hat Professor
S.
Davis von der Universität Witwater
strand in Südafrika
ihren
Inhalt er
s
chlossen: eine Widmung
des Herrsche
rs
von Phai
s
tos Nokeul) , anläßlich der
Einweihung
seines
Palastes, zwischen
1700
und
1800 v.
Chr.
Die spiralförmige Inschriit
wird von außen
nach
innen
gelesen.
Nach Evans,
Scripta
Minoa, Oxford
1909.
d
Lineare In
sc
hrift aus Kreta Klasse
A),
mit einem Schillrohr im Innern einer
Tasse
aufgetragen, aus den
Hi
eroglyph
e n
a)
seit
ca. 16.
Jh.
v .
Chr. entwickelt.
Bestand
aus
ca. 90 Zeichen, also vermutlich
eine Silbenschrift.
Nach Evans, Scripta Minoa, Oxford
1909.
e Inschrift auf einer Tontafel, gefunden in
dem Palast
von
Pylos,
Westküste
Griechenlands.
In
dem
Palast wurde ein Staatsarchiv mit
über
600 Tafeln entdeckt, die
noch nicht
entziffert werden konnten.
Foto Irmgart Löffelholz .
Hethitische
Hieroglypheninschriit aus
Karkemisch am oberen
Euphrat, 9. Jh.
v .
Chr. Basaltrelief).
Bus
trophedonverlauf
der Zeilen.
Innerhalb
einer Zeile werden
die
Zeichen von oben
nach
unten
gelesen. Die Zeichen blicken
zum Zeilenanfang. Ideographische Schrift
mit phonetischen Elementen.
British
Museum ,
London.
g Hethitische
Hieroglypheninschriit
aus
Karkemisch.
British
Museum,
London.
h
Hethitische lmr
s
ive Hieroglyphen
s
chriit,
in Blei
geritzt
er Brief. Zu
sammengerollt
im
Fundament eines Hauses in Assur
gefunden, vielleicht in magischer Absicht
eingemauert.
Lineare Silbenschrill auf
einem
Tontafel
fragment,
ge
funden in Enkomi
auf
Zypern,
letztes
Viertel de s 13 .
Jh
. v. Chr.
Cyprus
Mus e
um.
~ : ~
--
Ostliches Mitte lme er
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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ie ägyptischen Hieroglyphen
Wi e die Sumerer (s. Tafel 6) erfinden di e
Ägypter
schon in
ält
es ter Zeit ein pikto
graphisches Schriftsys tem . Auf
der
bekannten
Schminkpalette des Nam e r (g, a) sind
bildliehe Darstellung (die Ers chlagung des
Feind es, die Ve
rtr
ete r d er
Städt
e
unt
en)
und Schriftzeichen für die Nam en zusamm en
in eine Fläche komponiert. Die Bes tandteile
sind no ch nicht in eine bes timmte, zeile n
mäßig
e L
es
eordnung ge bracht, wie es e
in
e
Schrift erforde rt e
und
wie es sich dann in
de r R e ihung auf den Annale ntäfelchen (g, b)
be re
it
s a b
ze
ic
hn
et.
Di
e
Hi
e
rogl
y
ph
en
reprä
se
nti eren zunä chst ein bestimmt
es Wort,
vor all em
au
ch Nam en, die nicht durch ein
abb ildendes Zeichen wiedergegeben w erd en
könn en. D ie Zeichen tr eten in fes te Ve r
bindung
mit dem Lautwe
rt
und stellen
diese n na ch dem R e
bu
sprinzip auch
unabhängig von der ur sprüngliche n
Bede
utung
dar. Die
au
sgea rb e
it
ete Hiero
glyp
henschrift ist, ähnli ch wie die kr etische
oder h e thitische (s. Tafel 8), eine Silben
schrift. Doch voll zieht sie den Wand el ni cht
mit volle r Kon se qu e nz, sond ern be
hält
dan
eben stets zahllo se ide
ographi
sche
Zeichen b ei und muß ein komplizie
rt
es
Sys tem ausbilden, damit die Mitteilung en
eind eutig werd e n.
Die Bildzeichen lö
se
n sich, s
obald
sie
Schrift charakte r gew inn en, au s jeder Rücksicht
a uf Na turtreue und P e rspe
ktiv
e und liegen
umrillha t in der Fl
äc
he, man chm al in den
Ste in
ve
r
se nkt.
Es e
ntw
ic
kelt sich eine
s tereo ty pe Kon
ve
ntion, die s ich übe r di e
J ahrta use nd e hin kaum mehr veränd ert.
Dabei b ehalt
en di e Zeiche n ein e hoh e
kün
slleri sche
Prägnanz
. Das hä ngt damit
zusammen, da
ll
sie in der Regel fü r monu
m
en
tal e Ge legenh eiten, W eiheinschr iflen,
Gr
abin
sc
hrift
en, K önig s
biographi
en, o
ffi
zielle
Denkm äler ve rwe nde t wurd en,
wä
hr e
nd
sich
für den alltägli chen Schriftve rk ehr in d er
Ve rwallung und im Geschält , der sich auf
l' apyru sblällern, Holzplatt en, Tonscherben
abspielt, handlichere
Sc
hriftfo rmen ein
h ürg ern, die sog. hie
rati
sche
und
schlielllich
die demotische Schrift 10, e und f) . S ie
entstehen ni cht mehr du rch d en M eißel
sond ern
au
s de r Rohrfeder. Die Ägypter
hab en au ch noch d en letzten Schritt ge tan:
sie h
ab
en e
in
Kon s
on
a
nten-A
l
phab
et
von
24 Buchstaben geschaffen,
oh
ne die le tzte
Konse quenz zu ziehen, ein e reine Buch
stabenschrift auszubilden.
Bild
und
Hierog ly phen bleiben für die
Ägypter immer auf e ina n
der
bezogen.
Die über 500 Schriftzeichen der a usgebildeten
Hieroglyphenschrift
er
laub en es immer
wieder, die Zeichen so au szusuchen
und
zu
kombini eren, daß sich auch
in
ihrem Bild
e twas
von
der
Mitt
e ilung
ni
ederschlägt.
Die Darstellungen
aus
dem Grab e der
Kö
nigin
Nefe
rtari
zeigen eindrücklich,
wie
die sy
mbolis
chen
Obj
ekte des Bildes
unter
den Hi erog lyphen als Schriftelemente
wieder kehren (z. B. Falk e, Scheib e, da s
Lebensze ichen in der Hand des Gottes ) 9 f).
Di
e E
ntzi
ffe
rung
der Hi
er oglyph
en, die
jahr
hund
e
rt
el
ang
als rät se
lhaft
e, okkulte Symbo le
angese hen wurden, ge
lang
dem Franz
osen
Champollion 18 22 dank ein er I nschrift, die
gleic
hlaut
e nd in gri echischen
und
ägyptisch en
Zeichen g es chrieben
war
(10 h). Solche
bilingu
en I nsch riften s
ind üb
e rhaupt die
unentb ehrlichen H elfer bei
der
Ent
schlü sse Jung
ve
rg essener Schriften und
Sprachen.
a Schminkpa le
tt
e
des
Königs Narmer
(Rückseite ), um 2750 v. Chr.
Der König er schläg t
ein
en G egn
er
. Rechts
führt
der
Gott Horus,
du rch den
Fa
lken
symbolisier t,
mit
dem de r König ide ntiscll
ist, Unt e rägypten gefangen. Unt erägyp ten
wird durch die
dort
wach
send
en
Papyr
us
st
enge
da
rg
es
tellt. Oben zwi schen den
Gesichtern der Himmels
königin
der Natne
des Königs. G anz unt en Vertre ter b ere
it
s
unterworfene r
Städ
te
mit
ihren Namens
zeichen .
Staatlich
e
Mu
see
n, Be rlin,
Foto
Marb
urg.
b
Annal
entä felchen
de
s
König
s Horus-Dje r
über einen Empfang der Fürs
ten Ober
und
Unte räg y ptens. In d er l Zeile links
der König
in
Gestalt
de
s Horus
-Fa
l
ken,
de r d em G eschehen, da s
im Sinn
e der
Schrift von rechts nach
link
s läuft,
entgegenblickt Frühes piktographisches
Stadium der Hierog lyph enschrift.
Nach Emery , Excavations at Saqqara, 1938.
c Hie
roglypi
sc
he
s Begriffsze ichen .
a) Konkre ta : Mann , Kind, Rind, Haus;
b)
und
c) Ve
rben
: trinl{en, schlagen,
fliegen, we
in
en,
mähen,
schr eib en, hacken,
schneiden;
d)
Zeichen für Substantive
we
rden
auf ve rbale Bedeutungen
über
tragen
:
Aug
e
und
sehen, Ma nn und sitzen,
Schiff
und
fahren, Last und
trag
en;
e) Zeichen für Konkre ta werd en m e ta
phoris
ch zu r
Dar
s tellung von
Ab
strak ta
verwandt : S
onn
e für
Tag
,
Mond
für Monat ,
Stern für Stunde, BiP.n P f
ii
r
Arb
e it .
Nac
h S
oth
e,
Vom
Bilde
zum
Buc
hstaben,
Le
ipzig 19
39.
d Aus den A
nn
alen Tutmosis 111,
Neu es
Reich,
Mitt
e d
es
15. J h. v.
Chr.
Louvr
e,
Pari
s, Foto M.
Chu
ze ville.
e Sc
hreibw
eise des Namens "Ramses II",
20. Dyn as tie, 13 .
Jh
. v . Ch r.
Louvre, Paris, Foto M . Chuzeville.
Der Gott Re Harakthi
und
di e
Göttin
Amentit, mit
hi
e
roglyphi
scher In schrift.
Wandmalerei au s dem Grab d e r K öni gin
Nefertari , 19. Dynastie, 13. Jh . v. Chr.
Na ch Egypt e, Paris 1954.
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tatu
e ein
es
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gypti
schen Schreibe rs.
Louvre, Paris.
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Ostliebes Mittelmeer
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semitische Stamm
Eine
de r folg e
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e
ichst
en
Schriitenlwick
lunge n is t im Gebie t
der
syrisch-palästinen
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hrill
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hrill
e n. Di e Tend enz gehl
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Ve re in
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ntlich h a ndliche r sind. Es ge
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sche id e nd für die semitischen
Sprachformen s in d.
Viel
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Di
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og lyph
en und
de r Ke ilsc
hrill
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nkba
r. Die Sc
hr
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täielchen vo n de r
Halbinsel
Si nal (a)
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iür
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glyph
e n. Doch
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Die
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glichen Phönizier
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he n le icht
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Koloni
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( ) und
de re n Einilullg e
bi
e te (g, i),
s
on d
e
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tr i
eb
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er aramäisch
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und
in
d
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gr iechi
schen
Versio
n
zw
ei
mä
c
htig
e
Zw
eig e ,
di e s ich schlie llli ch üb e r grolle Teile der Erde
ve
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it
e te n.
K
.. . Barrakab
von
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Wandrelie
f d
es omgs
·
um
Sendschirli mit
aramäisch
e r
T n schn
'
750
v. Chr.
.. . . Sc
hr
eiber-
Vor
dem thronend en
Komg
e1n
Vorderasiatisches Museum, Berlin,
Fo to Marburg.
.
snoe
e Kanaanäische Inschrift, gefunden
1
n
a
In
sc
hrift
en
aui
ein em Stei
ntäf
elch en
aus
dem
S
inai
-Gebi
e t,
Vord
e r-
und
Rückseit
e ,
um
1500 v.
Chr. Vorderseite links:
Darleh
en wird
gezahlt im Tempel der
Baclal sechs Teile von Hundert".
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B.
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juden-
persisch). Die hebräischen
Lettern konnten
so
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für das
stehen, was
jüdisch
ist - wie
z.
B. in
einigen
Bildern Chagalls.
Diese
kon servative Tendenz
blieb
für
die
Entwicklung der hebräischen Schrift immer
bes timmend.
Tomrollen
weisen,
selbst wenn
sie
durch
Ze
it und
Raum we
it getrennt
sind,
nur geringe
Unterschiede
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Schriftductus
und in
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Text
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setzt
sich
die
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durch, sie entsteht
aus de r schnell gesc
hriebenen
QuadratschrilL
He ilige
Texte
(Bibel,
Talmud und
Liturgie)
werden
immer
in
der
traditionellen
Quadratschrift
gesc
hrieb
e n (vgl. d
und
g).
Aus
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geht
die
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Masketschrift, auch
,Raschischrift
genannt,
hervor
(vgl. e),
die
schließlich
in die voll
ausg
esc
hriebene
Kursive
mündet.
Die
.,rabbinische Schrift
wird besonders
auch
bei Druc
ken von Kommentaren verwendet.
Räumlich
lassen
sich die
folgenden Grupp
en
unterscheiden: Orient,
hie rzu ge
hören
Agypten, Palästina
,
Syrien und Jemen
sowi e
Babylonien
(vgl. b
und
e); Spanien,
dessen
Schrift
seit der Vertreibung der Juden aus
Spanien im ganzen Mittelmeerraum
verbreitet
ist (vgl. g);
Italien; Deutschland,
d
esse
n
Schrift für Mittel- und Osteuropa
bes timmend ist (vgl. d und k).
Während
sich
in
der
jüdi
schen
Kunst wie
auch im Buchschmuck trotz
eines gewissen
jüdi
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hen Grund
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meistens der
Einfluß
de r Umwelt durchsetzt
und ohne weiteres
zu
erkennen
ist,
ist dieser
Einfluß be i
der
Schrill,
sofern man ihn überhaupt erkennen
kann,
immer
ganz geringfügig: die Schrift
ist ein
Bereich,
der den fremden Umwelt
einflüssen
verschlossen bleibt.
a Brief
auf Tonscherbe (Ostrakon)
aus
Lachisch,
althebräische
Schrift
Anfang des
6. Jhs. v.
Chr.
Aus
H.
Torcziner,
Lachisch
I
b
Dedikationsinschriltder Synagoge
von
Naaran, Palästina 5 Jh.
Aus
.,Die
Kunst der Juden ,
Ner
Tamid
V e
rlag
1962,
Foto R. Wischnitzer.
c Buchstabe
in Quadratschrilt.
d
Bibelhandschrift aus einer
Rolle
für den
liturgischen Gebrauch, unvokali
s
ierte
Quadratschrilt, Niederland
e 18.
Jh.
B
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A. M.
Goldberg,
Foto idem.
e
Autograph des
Mo
ses Maimonides,
sy rische
.,rabbinische Schrift
auf Papi
e r,
12.
Jh.
British Museum or
5519
B
Foto British
Museum.
Brief
des
Rabbi
Menachem Mendel von
Witebsk.
Stark ausgeschriebene Kursive,
2.
Hälfte
des
18.
Jh.
Foto
Archiv A.
M. Goldberg
.
g Blatt
aus einer llibelhandschrilt auf
Pergament, wahrscheinlich aus der
Provence,
130
Det
Kongelige Bibliotek
Kopenhagen,
Cod.
hebr.
li.
h
Rabbiner beim
schreiben.
Darmstädter Haggadah,
geschrieben
von
Rabbi
Meir aus Heidelberg, Anfang
15.
Jh.
Landesbibliothek Darmstadt,
Cod.
or
8.
k
Bibel
mit
Massora magna
et
parva,
geschrieben von Salomon ha Kohen,
132
5.
llibliotheque
Nationale, Paris, r e u V.
Massora, Deutschland, wahrscheinlich
14. Jh
.
Württembergisch
e
Landesbiblioth
e k
Stuttgart, Cod. ms.
hebr. 5
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Ostliebes
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Die arabische Schrift
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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Der Islam ist eine Buchreligion: die Worte
des
Propheten haben das
heilige Buch
der
Mohammedaner, den Koran, g
esc
haiien.
Aus
sei
nen
Worten gewinnen
die
Araber
die Krall, welche
sie befähigt, in ein em
beispiellos
raschen,
an
Alexanders
d. Gr.
Feldzüge gemahnenden Siegeszug, einen
groll en Teil der damaligen Welt zu erobern
und
fremd en
Völkern
den Koran und damit
die arabische Sprache und
vor
allem die
arabische
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chrill zu bringen, die in gewisse
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Sinn e Weltschrift wird. Vor dem Islam
benutzten die
Araber
eine
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infach
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kunstlose
Ge brauchsschrifl, die
wie di e
Schrill
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Semiten von rechts nach
link s Jäull; sie ist uns durch Beispiele aus
dem 6 . Jahrhundert bekannt. Bei der über
ragend e n Bedeutung, die der Koran in der
Religion w ie im Leben
überhaupt
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Gedanke,
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kalligraphisches Gewand zu geben, wie ja
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en Heiligungsprozell mit
e
ingeschlossen
is t, wie z. B. di e 68. Sure di e Oberschrift
"Das Sc
hreibrohr"
trägt, mit dem hier da s
Schreibrohr gemeint ist, das die heilige n
Bücher zum e rs ten Mal niederg eschrieb e n
hat. Dazu kam da s Bilderve rbot, das auller
in Persien s. al streng befolgt wurde. Die
Rolle
der
Buchillu s
tration übernimmt die
Schrift, di e sich se lbst zum
Ornament
enl
wicke ll und dadurch die Schr e ibm eister und
die an wichtigen Plätzen e rrichte ten Schreib
schul en, die ja auller
für
den Koran, der
immer im Mittelpunkt aller kalligraphischen
Ern eue runge n steht,
auch
di e epigraphische
Schrift
und die für Gegenstände
des
Kunst
handw
e rks, de r Gebrauchswaren usw. e
nt
warfen, zu
imm
e r neu en Erfindungen
und
Cestallungen
im Schriftwese n anspornte.
Se hr bald na ch d e r Einführung de s Is lam
ri cht e
te
man da s
Augenmerk
auf di e Pflege
de r Schön schr e ibe kun st, und es ge
hört
mit
zu
de n erstaunlichsten Tal sachen in der Kunst-
und
KuHurgeschichte
der
Welt, wie
bei
A rabern, Persern, Türken, in
Hochasien,
Indien
und im sog. Maghrib,
d. h.
Nord
afrika von
der Tripolis bis Spanien
in
der
Zeit vom 7.-17. Jahrhundert eine kaum
zählbare
Vielheit
von Schri tarten mit
ihren
Verzweigungen
und
Abwandlungen entsteht,
mit einem verschwenderischen Reichtum
von
Formen, wie
sonst
in keinem
anderen
Schriftsystem. Diese grollartige Entwicklung
le
it
en
zwei Schriften ein: das
Kufi,
eine
etwas steife,
eclüge und schwerfällige
Schrift
mit
vielen Abwandlungen, vielleicht
ursprünglich
für Inschri ten
bestimmt,
die
jedoch
den Pergamenthandschriften
des
Korans vom 7. bis 10 . Jahrhundert eine
fe ie rliche Würde
verlieh
vgl. a die Schrift
auf den
Standarten;
b die einzelne Zeile
be im
Ornament;
f, l
Reih
e ; g 20.
Jahrh.,
vielleicht von
unserer
"Grotesk" beeinflulltj.
Neben
dem
Kufi entsteht aus der erwähnten
früharabischen Gebrauchsschrift das runde,
schlanke,
oft
graziöse Naskhi
oder Neschi
a u. f, 3. Re
ihe),
die
Mutter
zahlreicher
a
nder
e r Schriftarten, wie des
sehr
regel
mäßigen, schönen
Tsuluts d;
e: der berühmte
Thronvers, Sure 2 des Korans, v. 256j , u . f,
2.
Re
ihe. Das
Maghribi, die "West"schrifl,
Ieilet
sich
direkt
vom
Kufi
ab und ist, wie
es scheint, im
10.
Jahrhundert in Kaiman
(Tuni
sl
entstanden
bl. -
Wir lwnnten hier
nur
wenige
Beispiele
aus der
Uberfülle der
v
orhandenen
Schriften bringen, wollen
aber
noch das
Schikeste f,
7.
Reihel erwähnen,
eine sehr eigenwillige, ein fast unentwirr
bares Knäuel von Schriftzügen bildende
Schriftart, im 17 .Jahrhundert in I-
Ierat
Pe rsi enl
entstanden,
die an
eine
um die
\.Y
ende vom 13. zum 14 .Jahrhundert auf
komm end e byzantinische Minuskelform ,
den sog. "Fetlaugenstil",
erinnert. Ferner
sei
das Rihani
angeführt
f, Reihe 41, die
"Säbe lklingen-Schrift", weil die Buchstaben
"scharf wie Säbelklingen" abbrechen.
Schlielllich sei noch auf das schöne Eigen
produkt eine
s Schreibkünstlers in
erhabener
Sei trift
auf
einer Fayence
cl hingewiesen.
a
b
c
d
e
f
g
Die
arabische
Schriit
zerfällt in viele,
auch national bestimmte
Schriftarten:
Aus
der Nov
e
llensammlung
des persisch
en
Dichters Hariri oder
el-Hariri
(unter dem
Namen "Makaman" bekanntj,
geschrie
ben
in Nashi, Persien
1237.
Maghribi
, eine
west-arabische
Schrift.
Die Zeile mit Ornament ist geschrieben
in Kuli.
Korantext
auf Fayence 1812.
Monogramm des Sultans Abdul Medschicl
um 1850.
Korantext
in
Tsuluts
1925.
Tabelle
mit arabischen Schriftarten, di e
bis 1928 in
der Türkei benutzt wurden.
Das grundlegende Bekenntnis
zum
Islam
in Kufi (neuere Zeit).
.
. .
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d
f
i j ' , J . ? , : ; l l o i . I ; . ; J Ü ~ ' I J ; . .
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J , & J ~ J d @ ) } t ,
6
Indi
e n
und Ostasien
Schriften
n
Hinterindien
und lndonesien
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 29/67
Indi sc
he Kaufleute
bringen
um Christi
Geburt
ihr e Schriftsysteme in di e Häfen Hinter
indiens. Mit de r
Verbreitung
des Buddhismu s
wird di e Pali-Schrill, in der sei ne he iligen
Sc
hrill
en geschri ebe n sind,
zur Grundlage
auch d
er
e inh eimi
sc
hen Schrillen in Birma,
Laos, Kambodscha,
während
sie in d
er
indi
sche n H e imat mit dem Buddhi smus
völlig verschwindet. Se ine e rst e Blüte auf
hint
e rindischem Boden
er
l
ebte der
Buddhi smu s im südbirmani schen Re ich de r
Mon. Von
dort
wird e r
und
mit ihm di e
Pali-Schrill nach de m Norden,
na
ch Pagan
a m I rawadi ,
ve
rpflanzt (a, b, c). Die
aus
gemeinsamen
Wurzeln
e
nt
s tamm end e n
Schrif
tt
y pen in Laos , Thailand und
Kambodscha erfa
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Geschi cht e er heb li che Diffe re nzi er ung e n
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Auf
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Zeugnis
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Chr. datier
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sind di e Ka wi -Zeichen
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geglättete
Baumrinde
bedingt, we lche
dort als
Schreibmaterial
die nt. Die fe rn st
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irkung
en indonesi
sc
h
er Typen
Iinden sich auf den
Philippin
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(o).
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Steininschrill in Pyu-Schrift,
Südbirma.
Steinabdruck b
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Frankfurt
a. M.
b S
teinin
sc
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en
auf
dem
viersprachigen
c
Pfeiler von Myacidi
, Birma,
Mille de
s
11.
Jh.
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Chr.
b)
Pyu-S
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kanntes Dolm
ment der
Pallava-Sc
hrift.
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Birmani
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Pallava abgeleitet.
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Frankfurt
a. M.
d Magische
Figuren
e in e r Thai-Inschrill
aus
Kia
ng-Mai,
Nordthailand,
zum Schutz
de r
Stadt
b
es
timmt.
Ste
inabdruck nach Miss ion Pavie Indo
Chine
1879- 1895
von
Augus
te
Pavie,
Paris
1898,
Etudes div
e
rses
Bd.
11.
e
Birmanisch es Manuskript auf Palmblätt
e
rn
,
aus
de n Yataka-Erzählungen,
Foto Musee Guimet, Paris.
Manuskript
mit magi
sc
he n
Figuren
und
Besc
hrillung
in der
Sakral
schrift
Mul,
Kambodscha.
Foto Bibliothequ e Nationale, Paris.
g Ma
nuskript
in Thai-Sc
hrill aus
de m
Ramakie n-Epo s Thailand.
Bild links:
de r
Dämon
raubt di
e
Prinzessin.
Bild recht s:
die
Affen bekämpf
en
den
Dämon.
Foto
Bibliotheque National
e ,
Pari
s.
h A
nfang
de r
Erzählung von
de n "Zwölf
Mädchen"
k in h) laotischer, i) kambodschanischer,
k) thailändische r Sprache
und Schrift.
Aus
Mission Pavie Indo-Chin
e
11 79
-
189
5,
Etudes div
e rs
es
I
von Auguste Pavi
e ,
Paris 1898.
Manuskript in
javanisch
e r Schrill aus d
em
Ra
ma ya na-Epos.
Foto Musee de l'Homme,
Pari
s.
m
Manuskript in javani sc
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Schrift und
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Sprache
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que National
e,
Pari
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Manu
s
kript
in Battak-Schrift
auf
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glält €·
te r
Baumrinde, Zentralsumalra.
Foto
Mus ee
de
I'Homm
e ,
Paris
.
o Inschrift
auf
Bambus in Buhil-Scluill,
Philippinen. Foto
Muse
e de
l'Homm
e ,
Pari
s.
Sche
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Tex
t
s tr eifen de r
Tafel:
Entwicklung
der
Schriften in
Südindien,
Ceylon,
Hint
e
rindien und Indones
ien.
d
f
7 Indien und Ostasien
Die
chinesischen Schriftzeichen
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 30/67
Die Bedeutung
des
chinesischen Schrift
zeichens (tze :t ür
die
gesamte
ost-asiatische Kultur ist außerordentlich.
Es ist
nicht nur Mitteilungsträger, sondern
darüber hinaus, da es jeweils ganze Worte,
Begriffe wiedergibt, besitzt
es vom
Inhalt,
wie aber
auch
von seiner
Form her
philosophische und künstlerische Aussage,
gleichnis- und bildhaft.
Darum wird
auch
das
Schreiben
und das Geschriebene
in
Ostasien so hoch geschätzt. Hand
geschriebene
Gedichte zu Neujahr
und
zu
Familienereignissen sind seit alters wertvolle
Geschenke. Zahlreiche Gegenstände von
Eßstäbchen,
über
Schwerter,
Vasen
bis
zu
Felsen in
der Landschaft werden
mit
Schriftzeichen
versehen.
Und
die häufig
berichtete
Tatsache,
daß es in jeder Stadt
und in jedem
Dorf in
China eine
sog.
.,Pagode
des Mitleidens mit den Schrift
zeichen Hsi
tze
T'a gegeben
hat,
in der
jedes
beschriebene
Stück
Papier
verbrannt wurde, damit es
nicht ehrfurchtlos
umkomme, unterstreicht dies anekdotisch
.
Das chinesische Schriftzeichen hat als
Bildzeichen
wie
ideographischen
so
auch
piktographischen
Charakter, doch
ist es
seit
dem
Abschluß
seiner
Entwicklung schon
längst kein abbildendes Zeichen mehr,
sondern konzentriert und stilisiert das
Wiederzugebende auf das
Wesentliche.
Inwieweit es in seinen Uranfängen genaues
Abbild war, ist noch nicht festzustellen,
da
es
dafür
bis jetzt keine Belege gibt.
Die
ersten überlieferten
Zeichen
sind
die
Zeichen auf den sogenannten Orakelknochen
(Chia Ku
W en
ft.:l. )
us der Shang-
oder
Yin-Dynastie
1766-1122
v.
Chr.,
revidie rte Chronologie 1523-1028 v.
Chr.
a
Schriftzeichen auf
Orakelknochen
(Abreibung)
aus den Funden von Anyang,
nach The
Yin-Shang-Site
at Anyang,
Nanldng
1946.
Tierknochen
und
Schildkrötenschalen
werden angebohrt
und
dann über Feuer
gehalten
bis
sich Risse
zeigen. Diese
wurden dann von Orakelkundigen zu
Zeichen formiert
und gelesen.
Noch nahe
dem Gegenständlichen zeigten diese
Zeichen bereits eine abstrahierte, lineare
Konstruktion, bedingt
auch durch
die
vorgegebenen Risse. Deutlich erkennbar
ist das zweite
Zeichen rechts unten
auf
der Abreibung
als
Mond .}j aus dem
später
das
seine Grundstruktur
bei
behaltende Regelzeichen für Mond
}j
(yüeh)
wurde.
b
Zwei Gedichte
in Orakelknochen-Zeichen
von Yeh Yü-seng, zeitgenössischer
Schreibmeister,
Maler und
Dichter (nach
Chiang Yee, Chinese Calligraphy,
London
1938/54 .
Die
moderne Niederschrift zeigt
deutlich
die
lineare Wiedergabe von
Bildern
wie
im Aufriß, besonders deutlich
ist es bei
dem 5
Zeichen
der 3.
Zeile
von oben,
dem
Tiger. Yeh Yü-seng benutzte
die
Orakelzeichen
als ihm
gemäße künst
lerische Form
ohne
zu
historisieren, da
im
Fernen Ostenjede einmal gefundene
Form
ständig
gegenwärtig
ist und benutzt
wird,
auch, sollte
sie
eine Zeitlang
vergessen sein, wieder hervorgeholt
werden
kann,
ohne Nachahmung
zu
werden.
c •
Bronze-Gefäll aus der
Shang-Zeit,
nach
1-Ientze,
Bronzegerät, Kultbauten,
Religion im
ältesten China der Shang
Zeit, Antwerpen
1951.
Erhalten geblieben
als
frühe
Zeugnisse
chinesischer Schriftzeichen
sind als
nächste
Entwicklungsstufe die zahlreichen Bronze
geräte
mit
Inschriften,
meist
an
der
Innenseite.
Auf
diesem
Bronzegefäß
findet man
sie
auch außen als Ornament
verwandt in gleichmäßiger Wiederholung.
c 2
Bronze-Glocke
der Chou -Zeit 1122-255.
Musee
Guimet,
Paris.
Ebenso wie Gefäße und andere Bronze
gegenstände
z. B.
Schwerter,
gibt es
auch
Glocken
mit Textinschriften in diesen
frühen
Zeichen, die eine Weiterentwick
lung
der Knochenzeichen
darstellen.
Diese Zeichen
werden
auch Ku-wen
t i
::.
genannt, eine Bezeichnung,
die
aber auch
gelegentlich
für alle alten Schriftformen
vor den da nn folgenden Siegelzeichen
gebraucht wird, die sich vom Ku-wen
nicht
wesentlich unterscheiden,
aber
docl\
eine Synthese der verschiedenen Varianteh
darstellen. Aus der Chou-Zeit sind auch
bereits Steininschriften bekannt.
d Abreibung einer
Inschrift
auf einem
P'an-Gefäfl von der San-Familie aus der
Chou-Zeit, nach Chiang Yee,
Chinese
Calligraphy, London 1938/54.
Die vergleichsweise einfachen Zeichen
der
Orakelknochen sind
im Laufe
dieser
ersten Entwicklungen bereits durch
Kombination
und Abstraktion
vollständi
ger und zeichenhafter geworden. Wenig
später entwickelte sich daraus die sogen.
große
Siegelschrift
Ta -
chuan
7\ 1<_
Abreibung eines Ausschnittes aus einer
Steintrommel-Inschriftin
Ta-chuan,
nach Chiang Yee, Chinese Calligraphy,
London
1938/54.
Sie
zeigt eine typische
Ta-chuan,
die
die
Linien
bereits elegant gestaltet und aus
ästhetischen Gründen
kompliziert,
vielfach
durch
parallele Doppelung.
Die Stein-
trommelinschriften Sh
i-ku-w
en ;{i
R
aus der
Chou-Zeit
gelten als
die
ältesten
chinesischen
Steininschriften.
Im
Jahre 221 v.
Chr.
beseitigten die
Herrscher
des Ch'in-Reiches
die Chou
dynastie, die
sich
auf
Konfuzius
s tützte.
Der
despotische Herrscher, aber auch
Einiger Chinas, Ch'in
Shih
Huang-
Ti
und
se
in
Beamter Li
Szu
sind
nicht
nur wegen der Verbrennung konfuzia
nischer Bücher
berühmt,
sondern auch
durch die von ihnen angeordnete und
erdachte Vereinfachung der Schriftzeichen
zu
den sogenannten Kleinen
Siegelzeichen
Hsiao-Chuan,
1] . t die, in ein System
von 3000
Zeichen gebracht,
nun
vor allen Dingen durch
Schüler
und
Studenten benutzt werden
sollten.
Li Szu
wird auch
die erste Anwendung einer
Kombinationsmethode von Bildzeichen
mit phonetischen Zeichen zugeschrieben
.
(Forts. --+
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8 Fortsetzung 9 Indien und Ostasien
Einfluß
der chinesichen Schriftzeichen
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 32/67
Grasschrift
aus dem Chang Ts'ao-shu
das
als
Kursive des
Li-shu
zur
Han-Zeit, 206 v. - 220
n.
Chr.
entstand.
Chang bedeutet Essay und Ts'ao Gras,
aber
auch rauh,
so daß Chang Ts'ao
auch
rauhes
Essay
heißen könnte;
dies
und
auch das Ts'ao-shu, dessen Entwicklung
bis in die Wei-Zeit, 220-265 hineinreicht,
sind
weiche ,
rieselnde und ineinander
Bieilende
Schriften.
Eine
zweite
Kursiv
form
is t
das
Hsing-shu
oder
Laulende
Zeichen ~ - J - ' ,
i
e entstand fast
gleich
ze itig mit den
sogenannt
e n
Regelzeich
e n
K'ai-s
hu
. Hsing-shu zu Beginn
der W e i-Zeit
und
K'ai-shu
gegen
Ende
di ese r Period e.
Das Hsing-
s
hu ist ein
e
sogenannte
Halbkursive,
die starke
Verbindung
zum
K'ai-shu aufweist. Diese Regelschrift ist
die
am leichteste n zu identifizierende,
si e gibt
klar und
deutlich die
Strich
zahlen
an und
führt die
Formen exakt
aus. Später
kam
es zu einer gemeinsamen
Entwicklung von 1 sing-shu und K ai-shu,
so
dall fast je des K'ai-shu-Zeichen ein
korrespondierendes Hsing-shu-Zeichen
besitzt. Es
gibt
auch
and
e re
Theorien, die
behaupten,
dall K'ai-shu
sich vor
Hsing
shu
entwickelt
habe; jedenfalls
findet dies
alles in
ziemlich kurzen Zeitabständen
statt.
Im 2. nachchristlichen Jahrhundert
hatte
man
das Papier erfunden, was die
Entwicklung des Schreibens wesentlich
förderte.
b Teile
einer Autobiographie des Mönches
Huai
Su
aus
der T'ang-Zeit, 618-906,
der ein
Spezialist für
Ts'ao-shu gewesen
war, nach Chiang Yee a. a. 0.
Von
Huai
Su
wird
berichtet, dall
er ein
besonderer
Liebhaber des
Weines
gewesen und seine besten Ts'ao-shu
geschrieben habe, wenn er betrunken
gewesen. Arm geworden hatte er bald
kein
Geld
mehr Papier zu
kaufen,
so
pflanzte
er Bananenbäume um seine
Hütte,
um auf
ihre
Blätter schreiben
zu
können.
c Feng Chü-T'ieh, ein
Text von
Wang Hsi
chih,
ein
Hsing-shu-Manuskript, ge
schrieben im
4
Jh. n. Chr., nach Chiang
Yee a. a. 0. Im
Gegensatz
zu Ts'ao-shu,
das
die
einzelnen Zeichen
oft
miteinander
verbindet, stehen hier
die
Zeichen einzeln;
nur
in ihrer
Struktur
sind sie ilüssig
und
weich
geschrieben.
d Teil eines Briefes von Chung Yu von
Wei
in K'ai-shu, nach
Chiang
Yee
a.
a. 0.
Es
zeigt
den
Anfang
der K'ai-shu-Form,
die
jeden
einzelnen
Strich auszählbar
erkennen läßt und
so
für den
offiziellen
Schriftverkehr besonders geeignet war.
Auf
dieser
Form beruhen auch
die
heutigen Druckzeichen.
e
Entwicklungsbeispiele
an den Zeichen
füt
Sonne, Mond,
Tiger und bekommen
(von
rechts nach links), nach Chiang Yee a. a. 0
Dabei
ist
zu erkennen,
daß das
Zeichen
Sonne sich vom unmittelbaren
Symbol,
dem
Kreis mit
dem
konzentrierenden
Punkt, im
Laufe
der Entwicklungen
nur
wenig entfernt hat, während der
Tiger,
anfangs
noch deutlich
als Tier mit Kopf,
Beinen
und
Schwanz
erkennbar, sich abel'
dann rasch durch die lineare Abstraktion
zu
einem bloßen Gerippe verwandelte,
was durch die Drehung um 90° , d. h . durch
die Senkrechtstellung, noch
verstärkt
wird.
g Pinsel,
Reibstein und
Tusche
Das einfachste Werkzeug zum Schreiben
chinesischer Schriftzeichen. In
die Ver
tiefung
des Reibsteins wird etwas Wasser
gegeben,
während
auf
dem oberen Teil
der kleine Tuschestein
mit Hilfe
einiger
Tropfen Wasser verrieben wird. Die
Pinsel
sind aus
Bambus oder
gelacldem
Holz,
mit
Dachshaaren
in
verschiedenen
Dicl,en,
mit Stärke gehärtet oder weich.
h - k Ein
Gedicht in K'ai-shu,
Hsing-shu,
Ts'ao-shu
(von rechts nach links).
Der gleiche Text in den heute gebräuch
lichsten Schriftformen,
wie
sie täglich in
Ostasien verwandt werden, geschrieben
von Dr.
Tsung-tung Chang.
Er
zeigt den
Abkürzungsvorgang
vom Regelzeichen
bis zur vollen Kursive.
Es ist nur verständlich, daß die
bedeutende
geistige Tat
Chinas,
die Entwicklung seiner
Schriftzeichen, auch über
den
chinesischen
Sprachraum hinaus
wirkte.
Eine
ganze
Reihe
fernöstlicher Völker übernahmen
diese
Zeichen im
Ganzen oder
Elemente
daraus
oder ließen sich von ihnen zur Entwicklung
eigener Schriften
anregen.
Das
bedeutendste
Land,
das
chinesische
Schriftzeichen schon
in
sehr früher Zeit übernahm, ist Japan.
Zu welchem
Zeitpunkt
dies geschah, ist nicht
genau bekannt,
wahrscheinlich im
4 Jh.
n. Chr. Denn in chinesischen Annalen jener
Zeit
f indet
man
Berichte
über
Botschaften
japanischer Kaiser,
gerichtet
an den
chinesischen Kaiser, die chinesisch geschrieben
waren
.
Doch ist ein japanisches
Schrift
zeugnis erst aus
dem Jahr
712 n . Chr.
erhalten, das
Kojiki,
das älteste
japanische
Geschichtswerk, wenn auch nur
in
Abschriften. Die einfache
Obernahme
der
chinesischen
Zeichen genügte aber
der,
im
Gegensatz zum monosyllabischen Chinesisch,
polysyllabisch aglutinierenden
japanischen
Sprache
nicht.
Sie
benötigte Silbenzeichen,
die die grammatischen
Veränderungen
phonetisch
andeuten
konnten.
Zunächst
versuchte man es im 8. Jh.
mit
dem
Manyo
gana, das
chinesische Schriftzeichen nach
ihrem Lautwert einsetzte,
so
genannt nach
dem Manyo-shu, der ä ltesten japanischen
Liedersammlung, in der sie verwendet
wurde
.
Im 9. Jahrhundert entwickelte
man
jedoch
aus der chinesischen Grasschrift Ts'ao-shu
(japanisch So-sho) eine . ,phonographische
Silbenschrift",
das
So-gana,
später Hiragana
genannt, die
grammatische
Veränderungen
bezeichnen konnte.
Eine Schriftform, die
später für die spezifisch
japanische
Schreib
kunst von großer Bedeutung wurde.
a
1-liragana-Silbentafel
mit
Entwicklungs
beispielen dreier Silbenzeichen .
Nach
dem Nihon Bunganku
Daijiten
geschrieben von
D.
Nagaya
zeigen
sie
alle
51
Silben nach a, i, u, e, o in
der
Senluechten, und
ka, sa, ta,
na,
ha, ma,
ya,
ra, wa
in
der Waagrechten geordnet.
Die rechte
Spalte
zeigt die Entwicklung
der
Silben a, o, ki
aus
dem
chinesischen
Zeichen: an =
Friede,
yü = mit,
an, auf
und chi
wievieL
b Katakana-Silbentafel mit Entwicklungs
beispielen
dreier Silbenzeichen
Nach dem Nihon Bungaku Daijiten
geschrieben
von
D. Nagaya.
Im
9.
Jahr
hundert wurde dann aus der chinesischen
K'ai-shu
das Katakana
hinzuerfunden,
wahrscheinlich
als eine
Art
Priester
Stenografie, um
den
Schülern
das
Lesen
zu
erleichtern. Es
ist genau
wie das
Hiragana geordnet. Die Zeichen sind
eckiger
und werden heute
meist
für
Fremdwörter
gebraucht.
c Japanisches Kind
übt
Hiragana-Schreiben,
nach
D. Keene,
Living Japan, London.
Das Uben geht auf großem Papier, mit
großem Pinsel
und
wohl auch mit großem
Eifer vor
sich. In
den Schulen wurden
und werden
zumeist als
erstes
die Kana
leichen gelehrt.
Aus der
Kombination
der
Kana-Silbenzeichen mit den chinesischen
Schriftzeichen,
japanisch Kanji genannt,
entwickelte sich
die für die
japanische
Sprache
notwendige
Schreibweise.
Einen ebenfalls
großen
Einiluß
übte
China
auf die Kultur der Koreaner aus. Seit auf
dem Gebiet
des
Koreanischen
Staates
Kokuryo die Chinesen die
blühende
Kolonie Lo-Lang, 108-313 errichtet und
dem Koreanischen
Volk
die Literatur
und das Schreiben gebracht
hatten,
schrieb
man in
Korea Chinesisch.
Koreanisch blieb
als
Umgangssprache, die
sich vom Chinesischen in
Grammatik und
Syntax stark
unterschied. Auch in Korea
versuchte man
deshalb eine
phonetische
Verwendung chinesischer Zeichen
und
erfand die Idu-Schrift; nur wenig ist von
dieser Schreibweise
erhalten.
Erst
zu
Beginn der I-Dynastie,
1392-1910,
wurde
1440
ein
phonetisches Alphabet,
das
sogenannte
Han-gul erdacht, das sich
zwar vom Chinesischen unterscheidet
und
in der Konstruktion keine Ähnlichkeit
aufweist.
Doch
sind in
der linearen
Struktur
und
im
Schreibrhythmus
einige
Beziehungen sichtbar. Später gab es auch
kombinierte
Texte, Koreanische Silben
und
chinesische Zeichen, ähnlich
wie in
Japan. Der Erfindung der Koreanischen
Silbenschrift
war
1403
(als Gutenberg
3 Jahre al t war ) die Erfindung des
Druckes mit beweglichen Metall-Zeichen
vorausgegangen.
d Frühdruck in
koreanischer
Schrift mit
chinesischem Glossar, im
Besitz von
Prof.
Dr.
0 . Karow, Frankfurt.
Er läßt
deutlich
erkennen, daß
diese
Schrift aus einem
Kombinationsspiel mit
Stäbchen,
das dem
König Sejong (1419 bis
1451) zugeschrieben wird,
entstanden
ist,
der
die chinesischen Zeichenformen
wohl
nicht ganz
aus
dem Gedächtnis
bannen
konnte, was sich
vor allem auch in der
senkrechten Anordnung
ausdrückt. Eine
andere Anekdote
berichtet,
daß der
König Sejong durch den Schatten des
Fensterkreuzes
zu
seiner
Erfindung
ange
regt
wurde.
e f g Drei verschiedene koreanische
Schreib
formen, nach Hinweis von Prof.
Dr. 0.
Karow, Frankfurt.
Auch
diese
.,Stäbchenschrift"
entwickelte
rasch sich
unterscheidende
Schriftformen,
die
man als Regelschrift, Halbkursive
und Kursive bezeichnen kann.
Im Süden und
Südwesten Chinas gibt
und
gab
es
Volksgruppen,
von den Chinesen
die südlichen Barbaren genannt, noch
nicht völlig erforscht und auf einer
niederen
Kulturstufe
stehend,
die jedoch,
wenn auch unter mehr oder weniger
chinesischem Einiluß,
eigene
Schriften
entwickelt haben. Da
gibt es die
Lolo
oder Meo, die mit
den
Yao verwandt
sind,
viehzüchtende Bergbauern, ein
sogenanntes
mongolides
Altvolk mit
europidem
Einschlag, ihre Sprache, soge
nanntes
Thai-Chinesisch, soll
im Vokabu
lar mit dem Chinesischen nichts zu tun
haben, doch
sieht
man in der Schrift
eine
Beziehung zur chinesischen Kursiven.
Eine größere Gruppe
bilden
die Lolo
Völker
zusammen mit
den
Lisu, Lahu,
Akha und Moso,
viehzüchtende
Bergbauem im
Süden
Chinas, zum Teil
bis nach
Thailand
und
Hinterindien
hinein wohnend. Eigene Schriften sind
9 Indi
en
und Osta
sien
Einfluß
der
chinesischen Schriftzeichen
--
-
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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Dr. 0. Karow, Frankfurt.
Noch
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Volk, hatte
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in Nord-China und 1126 die
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Indien
und Ostasien
hinesische Schreibkunst
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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enblick an,
von
dem d ie
chinesischen Schriftzeichen ihre volle
Ausprägung
er
fahren hatten, also s
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mit
d
em Ta-chuan,
d
er großen
Siegelschrift,
wurde
sie auch als künst
lerisches
Gestaltungselement empfunden
und benutzt. Texte, einzelne Zeichen
wurden
als
Kunstwerke
geschri
eben,
d
ere
n Bedeutung
mit
dem
Ausdruck ihrer
Form
zu
sa mmenstimmte. Ebenso liebt
man es auf
Bildern,
Texte, Gedichte,
Widmungen
zumeist, zu
schreiben und
wie selbstverständlich
verbinden sich
Schriftzeichenformen mit den Bildformen,
oft
so
gar ineinander übergehend .
Alle
Schriftformen können, einmal entstanden,
zu jeder
Zeit
angewandt
werden. Denn
man bewunder
t
die groß
en
alten Meister,
s
tudi
e rt ihre Werke, empfindet s ie nach,
ohne sie jedo ch
nachzuahm
en. Ein bedeu
tender Zwei g d er Tuschmalerei, die für
die Verbindung von Bildform und Schrift
zeichen
b
eso nd ers wichtig
ist, is t
die
Zen-Malerei, die im Zusammenhang mit
der Zen-Philosophie entsteht.
a
Zen-Pries
t
er Tan-Hsia von
Yin-t o-lo,
Tuschblatt nach
R.
He
mp
el , Zenga,
München
1960. Um 1300,
mit
einer
Aufschrift von Ch'u-shih. Oft stehen
die Schriftzeichen wie selbständig neben
den Bildmotiven,
nicht
selten von zweit
e r
Hand
geschri eben und trotzdem
verbinden
sie
sich
mit ihn
e n
wie ein
kompl ementäres Bildmotiv, auch wenn
die Figuren
fast realistis
ch gegeben sind.
b
,.Fang chang Tempel-Haupthalle",
montier tes W e rk
der
Schreibkunst von
Chang Chi-chih,
nach Bokubi, Kyoto
Der Würd
e
des Themas
e
ntsprechend sind
hier
die Zeichen feierlich und schwer.
Geschrieben im frühen
13.
Jahrhundert
(Südliche Sung-Zeit).
c
Autobiographische Notiz
d
es
be
rühmten
Ts'ao-Meisters Huai-Su, nach Bokubi,
Kyoto.
Hier sind die Schriftzeichen ganz
dynamischer, per sö nlicher Ausdruck,
unabhängig von aller Konvention.
Geschrieben im späten
8. Jh.
(T'ang
-Zeit).
Noch
stärker wird
di e
Verbindung, wenn
die Bildformen frei,
fast
abstrahierend
g
es taltet
sind.
d
Wa
sse rfall am Lu-shan von Yü Chien,
nach
Bokubi,
Kyoto
. Dem
Dunkel der
runden Bergformen werden die hier wie
Ras
ter
wirkenden Zeichen leicht
entgegengesetzt.
Auf vielfache Weise verbinden sich
Bildmotive mit den Schriftzeichen:
e Ein
Blatt
von Tseng
Yen-tung,
nach
Chiang Yee, Chinese Calligraphy, Iondon
1938/54.
Text
und figürliche
Zeichnung
wachs
en
in
e
inander
.
Die
Ze
ichen bilden
den
Raum,
in dem sie, die Figur, dahin zu
schreiten
scheint
und d
er nervös
e
Strich
der
Figur hat
etwas
zeichenähnliches.
Geschrieben
in der
Ch'ing-Dynastie,
1664- 1912.
Au ein Kakemono montiertes Werk d e r
Schreibkunst von Yüeh-chiang
Cheng
-yi n,
nach Bokubi, Kyoto.
Die
weichen aber
kräftigen
K'ai
-
shu
Zeichen
kontrastier
en harmonisch zu d
e1
·
purpurfarbenen, golddurchwirkten
Seide
de
s
Kak
e
monos.
In
der Art wurden
W e
rk
e der Schreibkunst im Zimmer
aufgehängt,
gleich den Landschafts- oder
Blumenbildern.
g Ein
Gedicht (Abreibung) von
Yang Fa,
nach Chiang Yee, a. a.
0.
Ge
schrieben
in
einer
reizvollen Mischung
von
Li-s
hu und Ku-w
e
n-Zeichen
.
h Gedicht von Hsing
T'ung
auf ein
Kakemono
(Häng
e
rolle)
montiert,
im
Besitz de s
Museums für Kunsthandwerk,
Frankfurt.
Flüssiges Ts 'ao-shu (Grasschrift),
rhythmisi
e
rt durch
di e fas t
reg
e
lmäßig
verteilten
schrägen Pinse lzüge.
Geschrieben im 16.
Jahrhund
e
rt
(Ming
-Zeit).
Bambus-Kakemono von Hsiang Sheng-mo,
Samlg. Vannotti, Lugano
.
Hier
scheinen die
Naturformen
des
Bambus
sich
in den
Ts
'ao-shu-Zeichen
fortzusetzen,
aus
ihn en emporzuwachsen
wie
selbst Naturform. Gemalt und
geschrieben im
17.
Jahrhundert.
Vielfältig sind die Möglichkeiten Schrift
und
Bildform zu
verbinden,
fast immer
wachsen
sie
zu
einer
Einheit zusammen,
nicht
so
sehr
weil
die Zeichen
bildhaft
seien,
sondern
wohl noch eher, weil die
ostasiatische
Bildform
sich dem
Zeichen
nähert, das Zeichen aber für sich
gesehen
ebenfalls
eine kün
s tlerische
Form
darstellt.
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Indien und Ostasien
apanische Schreibkunst
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 35/67
Ebenso wie
in
China
halle sich
in Japan
die
Schreibkunst
sehr rasch
entwickelt. Von
China natürlicherweise beeinilußl, land man
doch bald eine eigene ausgeprägte Form und
einen eigenen
Stil,
besonders nach der
Erfindung der Silbenschriiliormen, wie vor
allem des So-gana.
Selbstverständlich stehen
in
Japan ebenfalls
alle
Schrillformen zur
Verfügung und
werden auch geübt, doch die
s
pezifisch
japanische Form
der Schreibkunst ist vor
allem
die
Kursiv
e ,
das
So-Sho im
Zusammen
hang
mit
dem
So -
gana. Wie in China lieble
man
di e
Formen des Kakemono,
wie
des
Makemono, der Hängerollen, wie der
Handrollen. Aui diesen, oit meterlangen
Makemono, schrieb man nicht seilen
di e
großen
Werke japani
sc
her Literatur, mit
zahlreichen Illustrationen sie versehend, die
sich
oil eng
mit dem
Text
zu
einem
Gesamtbild verbanden.
Dall sich auch
eine
grolle Zen-Malerei entwickell halle,
ist in
dem Land, in
dem
die
Zen-Philosophie eine
so
grolle Bedeutung erlangte, selbstverständ
lich.
In japanischen Häusern, auch den
modernen,
die mit ihrer
Inneneinrichtung
so
aui
die
moderne
westliche
Innenarchitektur
gewirkt hab
e
n
findet
man
noch
häufig
di e
Tokonoma-Nische,
in der oil ein Werk der
Schreibkunsl,
japanisch
als Sho bezeichnet,
als
Kakemono hängt. Auch aui Schiebetüren,
dem
Teegerät und vielen anderen Dingen
bringt und
brachte man
Schrillzeichen an.
Und da
Japan
ein Land ist,
das lrolz höchster
industrieller Entwicklung, lrolz
allem
Chaos
der Nachkriegszeit es verslanden hat, seine
Tradition wieder
le
bendig
zu machen und
aus
der
Erstarrung
zu
befreien,
ist
es
möglich, dall die
Kunst
des Sho di e
Sc
hreiblnmsl
in Japan
wieder
be
lebt
hat.
Die modernen Sho-Meisler
knüpfen an
die
Erfahrungen besonders des
17.
Jh.
an,
sie
mit den
Erfahrungen de
s
modern
e n
Menschen bereichernd
.
a
Illustri
e
rte Sutra, die das
Leben
Buddhas
beschreibt,
nach
UNESCO-Sammlung.
Aui dieser Sutra vom vergangeneu und
gegenwärtigen Karma" aus dem
8.
Jh.
wirken die Schriftzeichen
wie
ein Sockel
zu
dem
dargestellten Geschehen.
b
Die Geschichte vom Prinzen Genji
(Genji-Monogatari) nach Moriya,
Japanische
Malerei,
Wiesbaden.
Hier geht der Text eine völlige
Ver
bindung mit
den darunter gelegten
Mustern ein
, die
rieselnden japanischen
So-sho-Zeichen
werden
zu Bildformen
und
die
zarten Ornamentformen werden
zu
Zeichen.
c Das Zeichen
Tod" geschrieben von
dem
grollen Zen-Meister Hakuin,
1865-1768, nach Bakubi, Kyolo.
Hakuin,
für die heutigen
Schreibmeister
ein wichtiger
Lehrer, schrieb
das
Zeichen
Tod"
sehr häufig;
hier versah er
es
mit
einer
Aufschriil:
.,Wenn einer dieses
durchschaut
hat,
ist
er ohne
Gefahr."
In
de r
Zen-Malerei wird
die
Verbindung
von
Schrillzeichen
und Bildform
am
deutlichst
en (Abb.).
d
Reisstampfer von Torei, 1721-1792
Tuschbild, nach
R.
Hempel, Zenga,
München
1960.
Hier
sind Gegenstand, zeichenhall
geworden,
und Zeichen fast eines.
e
Meditierender Mönch
von
Sengai, 1750
bi
s
1837 Tuschbild, nach
R.
Hempel, a. a. 0.
Der
Körper
wurde
mit
de m
Schreibduktus
gegeben,
die
überraschende Grobheit
des Pinsels
ist bewußt
und
gehört
gel egentlich zum Stil
dieser Zen-Malerei.
Pflaumenzweig und
Nachtigall
von
Ha k uin,
1685- 1768
Tuschbild, nach
R.
I-
Iempel,
a. a.
0.
Das Knorrige
als
Wesentliches
des
Pilaumenzweiges kehrt im Stil der
Ze
ichen der Aufschrill auf
di
ese
m
Blatt
e
ines
d
er bedeutendsten Meister dieser
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ganz
leicht schliellen
sich Bild und Zeichen zu
einem zusammen.
g .,Alles
ist
in
diesem
J>iad
enthalten"
-
Religiöse
Worte von
Muso
Soseki, nach
Bokubi, Kyolo.
Dies Werk der
Sho-Kunsl,
geschrieben
im frühen 13. Jh. zeigt,
dall die
elegante
ilüssige Form in
Japan
ebenso beherrscht
wurde.
h Makimono
(Handrolle)
von Sotatsu mit
einer
Aufschrill durch Koetsu,
17. Jahrhundert
nach
L'art
Japanais a
Travers
es
Siecles,
Paris 1958.
Zwei Meister
verbanden sich hier zu
einem Werk
und
die grazilen
Schrift
zeichen
der Gedichte aus dem Shin-Kokin
shu,
einer Gedichtsammlung aus dem
13. Jh. unterstreichen die Anmut der Tiere
.
Text von Gakutei
,
Musee Guimet, Paris.
Geschrieben
im frühen 19.
Jahrhundert
ist es ein gutes
Beispiel
iür die
Möglich
keit
Regelzeichen (japanisch:
Kai-sho)
mit
So-sho
zu verbinden.
Auch
lebenden Meistern stehen alle
Möglichkeiten und Stile, bis zur freien
gelösten Form, zur Verfügung.
Doch
bei
aller Freiheit vergessen sie nicht das
Grundzeichen,
nicht das Kanji:
k
Rückkehr zum
Ursprung-Kau" von
Morita
Shiryu, geschrieben
1961, nach
Sinn und Zeichen, Expos., Darmstadt
1962.
Konzentrierte
Leichtigkeit.
Oder mit den
alten Zeichen
der
chinesischen
Bronzen:
Variation einer Inschriil von Nishikawa
Yasushi
,
geschrieben 1961,
nach
Sinn
und
Zeichen
a. a.
0.
Der
l
ebendige Geist des antiken China.
Oder
die Strenge
der
Regelzeichen
Kai-sho
in
moderner, unabhängiger Gestaltung
:
m
.,Held- Goketsu" von Inoue
Yuichi,
geschrieben
1961,
nach
Sinn und
Zeichen
a. a.
0.: last monumental gewaltig.
Schreiben ist in Ostasien ein ungeheuer
wichtiger Vorgang, und die Schreibkunst
gilt als die höchste aller Künste. Doch
steht sie jedem offen, der die Zeichen
gelernt
hat.
So gibt
es in
China wie
in
Japan schon
für
die Schulkinder Unterricht
in Sho,
in
Schreibkunst
Zahlreiche
Sho-Meister leben vom Unterricht,
der
über die westliche Schönschreibstunde
hinausgehen
mull.
Und die Sho-Meister
schließen sich in
Japan
zu Gruppen
zusammen; viele Zeitschriften belassen
sich allein mit di ese r
Kunst.
Indien
und
Os
ta
sie n
Ostasiatische Schriften im täglichen ebrauch
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 36/67
Im Fern
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Chin a al s Blo c
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Zeil 960- 1227 e twa 1050 fand man ber eits
di e be wegli che n Ze ichen in Ton
und
Holz.
Die bewegli che n Me
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kam
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China e rs t s
pät
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Ming
Zei
t,
1368- 1644. Di e Erfindung
der
be wegli chen Me tallze iche n bl ie b Kor ea
vorb eha lten 1403. Japan üb ern ahm de n
Blockdru ck
von
China im 8. J a
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Er untersche
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Se
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ten mit Buchstaben; hier sind es
Zeichen für Ub
e
rschriften.
b Chine
sische
s Buch.
Im
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en Stil als Blockbuch ge
bund
en.
Daß Schriftzeichen fast
e
inprägsamer
s
ein
können al
s
bildliehe Darstellung
en
kann
man
leicht e
insehen; darum ist die
os
tasiati
sche Reklame in
der
Hauptsache
noch immer auf das Schriftzeichen
abgestellt:
c St r
aß
e
in
Tol{yo Res
taurant-Schilder,
nach
D. Kee n
Living Japan, London.
Ihre
Zeichen we
rden
zu Bildern
und
man
lie s t im
Vorüb
e
rgehen
nicht mehr,
s
ond
e rn
denkt nur
die
ang
e geb e
nen
Begriffe Abb . .
d Straß e in Fusan, Korea, Foto M. Lindenau .
Re
klamefahnen
mit
koreani
scher Schrift
ganz
ähnlich wie in
vi
e
len andern
os tasiatischen Städte n.
Ein e hoh e
Blüt
e e rreichte
in Japan
de r
Farbholzdruck de r
dort
al s
populäre
Kunst ve rstanden, we it v e
rbreit
e
t,
ab e r
nicht so hoch ges chätzt war, doch e
inen
großen Einfluß auf den W esten ausübte .
Auch hier gibt es
di e Ve
rbindung von
Bild
und
Schriftz e iche n.
e
Porträt
des Dichte rs Kakinomoto no
Hitomaro au s de r Moronobu- Schul e
17 18. Jh. nach Sammlung Strauss
Negbauer,
Be
rlin, 1928.
Bis auf
das
Ge sicht ist
der
Dichter
aus
den Zeichen
eines
seiner berühmten
Gedichte
gebildet.
Schauspielerbild
von Tomigawa Fusanobu
18.
Jh . nach
Sammlung Strauss-Negbauer
a. a. 0 .
Die Zeichen umrahmen
das
Bild spüren
den Kontouren nach, sich ihm
so
verbindend.
g
Moderner Siegelstempel von Ikui Shikawa
nach Bokubi,
Kyoto
.
Noch
immer werden
die
alten
Zeichen
ve
rwandt.
h Moderner Buchdruck I Textausgabe
kla ss
is
cher Literatur.
Kanji
mit Hiragana-Zeichen kombiniert,
auch als Les
ungsangaben neben den
Kanji
bei besonders schwierigen Texten,
wie hier
der
Ausgabe eines
berühmten
alt en Märchens,
das T aketori-Monogatari,
des Märchens
vom
Bambussammler,
Ve
rlag Iwanami, Tokyo.
Moderner
Buchdruck II
Sachtexte
Kanji-Hiragana-Katakana
kombiniert in
horizontaler
Anordnung,
gemischt
mit
lateinisch
en Buchs
taben,
in einem Nach
schlagewe r { für Zeitungsjapanisch
Asahi-Shimbun,
Tokyo.
Der Entwurf für mod e rn gebundene
Bücher hat
sich
in letzter
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in Japan
sehr entwick
e
lt und bringt intere
s
sant
e
s
ehr
mod e
rne eb
e
nfalls meist auf
dem
Schriftzeichen
basierende,
Lösungen.
k Mod e rn e Buch e
inband
I mit Titel in Kanji
und Kana.
Frei gestalt
e t
doch lesbar, der Titel
ima no
ningyo, Mode
rne
Puppen,
Verlag Nihon Keizai,
Shimbun-sha, Tokyo.
Mod e
rn
e r Bucheinband II
nur mit
Kanji e
ntworf
e n.
Die
streng
e
hart
e
Form der Kanji wird
hier
auf e
inen raffiniert
en
Grund
gese
tzt
;
di e
arabi
schen Ziffe rn fügen sich de m
gut
an. Es ist de r Titel e
in
e r Z e itschrift für
mod ern e Mu sik
der Ongaku
no tomo sha
de r Mu sikfre
und
e ge se ll schaft in
Tokyo
.
3
Mittel-
und Südamerika
ilderschriften im mexikanischen Raum
Opfer
forderten.
Aus dieser Notwendigkeit,
Die
Azteken,
die
,.parvenus ,
wie H. D. Dissei
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 37/67
Unter
den
vielen Kulturen,
die im
alten
Mexiko teils nebeneinander, teils nach
einander heranreiHen und wieder verblühten,
sind
hierzulande nur
die
Azteken
zu
einem
Begriif geworden. Sie
standen
-
wie
die
Inka
in
Peru
- am Ende einer langen
indianischen Kulturentwicklung, die durch
den
unglücklichen Aufeinanderprall zweier
gegensätzlicher
Welten ihr jähes
Ende
fand.
Das historische Gedächtnis
dieser
als
letzte
in
das fruchtbare Hochtal von Mexiko
eingewanderten , .Barbaren reichte kaum
mehr
als
einige
Jahrhundert zurück.
Die theokratischen
Kulturen
der klassischen
Zeit
sowie der formative
Geist der
vor
klassischen Stämme
lag bereits vor der
Ankunft der
Europäer
im
Nebel der
Vor
geschichte. Nur die unübersehbaren Ruinen
der kultischen Zentren, wie Teotihuacan und
Monte
Alban, widerstanden
den
zerstören
den Mächten
der
Kriege
und der
erbarrnungs
losen Natur. Für
die Azteken waren
die se
Pyramiden die Hinterlassenschaft von
Menschen
einer
der
vier vorangegangenen
Welten.
Erst die Spaten
der
Archäologen
unseres Jahrhunderts
konnten
sich in die
Zeit zurücl{graben. Wissenschaftler legten
das
Gefundene
wie Steinehen zusammen,
bis das
gewaltige
Mosaik
der alten Neuen
Welt
entstand. Schriftlose und
namenlose
Völker
erhielten behelfsmäßige Namen von
Fundplätzen und
heutigen
Provinzen. Große
Flächen
des Mosaiks sind noch unbedeckt
und manche bleiben es vielleicht auch für
immer.
Die
Grundlage
für
die
höhere
Kulturstufe in
Mesoamerika war die Kultivierung der
Maispflanze.
Mais, der zweitgrößte Ernährer
der Menschheit,
setzte
dem
unsteten
Nomadenleben der
Jäger und Sammler
ein
Ende.
Nach
den
letzten
Forschungen
geschah
diese einschneidende
Wandlung
zwischen
5000-3500 v. Chr. Das
Abbrennen und
Roden
der Wälder sowie die Zeit der Aussaat
traten in
den
Vordergrund
des
menschlichen
Denkens. Die unsichtbaren und scheinbar
launischen Kräfte
der
Natur wurden zu
abstrahierten Bildern von Agrargöttern, die
ihren
Kult und zu bestimmten Zeiten
ihre
,.die Götter zu ernähren , entwicl,elte sich
der Kalender und seine Schriftzeichen, beides
von einer
Elite geschaffen, die
den
Schamanen
und Magier
mit
seinen
Zeichen
verdrängte.
Die ältesten Monumente
mit
Schriftzeichen,
die sog. ,.Danzantes (Tänzer) sind etwa
um
das
7
Jh.
v.
Chr. von einem uns unbekannt
gebliebenen Volk
mit
Steinwerkzeugen
in Stein geschnitten worden. Stilistisch
weisen
die Bilder von
Monte Alban
I zur
olmekischen, auch La-Yenta-Kultur genannt,
an der
Golfküste
hin.
In diesem subtropischen
Gebiet
fand sich das
bisher älteste
entzifferte
Datum, das nach
unserer
Zeitrechnung dem
Jahr
31
v. Chr. entspricht. Das Volk, das
es
hinterließ,
verschwand; nicht aber seine
Errungenschaften.
Kalender und Schrift
sowie
Teile
ihrer
religiösen
Vorstellungen
lebten bei anderen Völkern
weiter,
die
ständig versudllen,
das
Gegebene zu ver
bessern.
Sowohl
im Kalender
wie
auch in
der
Schrift
erwiesen
sich die
Maya-Indianer
als die Erfolgreichsten. (Siehe
nebenstehende
Tafel) . Die mexikanischen Völkerschaften,
Zapoteken, Totonaken, Tolteken, Mixteken
und
zuletzt
die Azteken,
konnten
sich niemals
in
ihren
Schriftzeichen ganz vom
Natur
Vorbild
lösen.
Aus älterer
Zeit zeigen
Steinmonumente
meist mythische
oder
halbmythische Bilder
folgen. Sie sind unmittelbare
Vorläufer
- vielleicht
auch Zeitgenossen
-
längst
verwitterter
Bilderschriften.
Aus
der
mixtekischen Kultur sind die
schönsten Faltbücher erhalten geblieben, die
uns
nahezu lückenlos bis in
das
7
Jh.
zurückführen
und
die
Genealogien ihrer
Herrscherhäuser
aufzeichnen. Noch
weiter
zurück verlieren sich die
Uberlieferungen
dieser sowohl
künstlerisch
als auch
kriege
risch so
begabten Bergbauern im
Mythischen
und berichten
von
halbgöttlichen Vorfahren,
die bei
Apoala aus
einer Höhle, in einer
anderen Schrift ist es ein Baum, in die Welt
traten
und das Volk
der Mixteken
zeugten.
hoff sie so treffend bezeichnet, übernahmen
Form und Technik der mixtekischen Bilder
schriften.
Als
arme und nur geduldete kleine
Stammesgruppen wanderten sie
in die
Mesa Central
ein. Sie waren
wie
junger
Wein in alten Schläuchen, und sie verstanden
es,
im Laufe von weniger
als
200 Jahren
teils mit Diplomatie,
teils
mit
Gewalt
fast
alle mexikanischen Völker
unter ihre
Tributhherrschaft
zu bekommen. Die ,.Schrift
wird damit
erstmalig im alten Mexiko in
den
Dienst
der Wirtschaft gestellt, ein
Vorgang, der
sich
in der
,.Alten
Welt
bereits 3000 Jahre v. Chr. vollzog.
Was
bei
den
Bilderschriften
der Mixteken
noch einer
religiösen Partitur,
in schillernden
Farben und
sensiblen,
streng gehaltenen
Formen glich,
zeigt
sich bei
den Azteken
meist
nur
als
eine unkünstlerische Paraphrase.
a, c
Stelen
in
Monte Alban
mit ältesten Schriftzeichen,
um
500 v. Chr.,
wahrscheinlich Kalenderberechnungen.
b, d
Stelen
aus der
klassischen Periode,
500-1000
n. Chr.
Im
Hintergrund Tempelpyramiden.
e Abstammung ausgedruckt durch Fuß
stapfen: , .vier Krokodile Sohn von
,.acht
Hirsch-Tigerklaue und
, .dreizehn
Schlange-Blum
enschlange
(beachte die Zahl der Kugeln).
Häuptling ,.Neunhaus zieht in den Krieg
und
macht
Gefangene.
g Indianische Bilderhandschrift, um
1500.
Der
Eroberer
Cortes
wird mit
Geschenken
empfangen
.
Beischriften
in
aztekischer
Sprache mit
lat
einischen Lettern.
( l
b
d
L
24 Mittel-
und Südamerika
Die Schrift
der
Maya Völker
Fast
2
Millionen Maya-Indianer leben
heute
Dresdener Codex an der Spitze . Seine
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 38/67
noch in
den Republiken
von
Mexiko
(Yucatan, Chiapas),
Guatemala,
in
den
westlich en Teilen von Honduras und
EI Salvador. Ihre Vorfahren waren die
Träger der blühendsten Hochkultur der
Neuen Weil . Seit Jahrhunderten aber
jiegen die
groß
en kultischen Städte der
kla ssischen Zeit (292- 909 n. Chr.) verlassen
in den
unb ewohnten und
schwer
zugänglichen
Regenwäldern von Peten und Chiapas und
si nd
üb
e
rwuch
ert von der gierigen Vegetation
d
es
tropis chen D sc
hungels.
A
rchitektur
, Bild und
Schriftmonumente
s tanden ganz im Di e
nst
theokratischer
Priester-Fürste
n, de r von
ihn
en geprägten
Religion
und
ihr es le
ben
snotwe
ndigen
Kalenders, der an Genauigkeit so gar unse ren
heutigen übe rtraf.
Di
ese
Leute ve
r
wen
den bes
timmt
e Zeichen
oder Buchstaben,
mit
denen
sie
in ihr en
Büchern die
alle
Geschichte
und ihre
Lehren
niederschrieben. Durch di
ese
Lettern sow ie
Zeichnungen und bes timmte F
igur
en ver
s tehen sie die Geschi chte und könn en sie
auch and ere n ve rsländlich machen und lehre iL
Wir fanden e ine grolle A
nzahl
di ese r Bücher,
und
als sie nichts e
nthi
e
lt
en, was nicht den
Abergla
ub
en
und die
Lüg en d
es Teufels
zeigte, ve
rbr
annt
en
wir alle,
zum
großen
Bedauern und Leid die
se
r Leute."
Als Rechtf e rtigung se iner Ausschre itungen
schrieb d er nad1 S
panien
zurü
c
kb
e
ord
e
rt
e
Bischof Diego de Landa 1556 diese Zeilen
in se iner Rel
acion
de
la
s cosas de
Yucatan .
Di
e
Menschen
der
.,Alten
W e
lt ,
die im
Angesicht der dü stere n Dome
und
unt er der
Be
drohung
der fanatischen Inqui sition
heranw uch
se
n,
konnten
den
ung ehe ur
en
Sch
aden
, den die
Bücherverbrennungen und
da s Zers tö rungswerk der
gläubigen
Missionar e
anrichteten, wohl
kaum e rm
esse
n.
Von
der
grollen
A
nzahl Maya-Bücher
e
nt
gingen nur drei d em z erstürende n Klima
der Tropen oder den Flammen der Inquisition
und
fanden ihr en Weg nach Europa. Als
Dok ument, wie als Kunstwerk steht der
Hie roglyphen
berechnen die Umlaufzeit des
Plan eten
Venus,
der durch
seine
doppelte
Funktion
sowohl al
s Morgenstern
wie
auch
als
Abendstern
in
der
altamerikanischen
Religion
eine
wesentliche Rolle spielte.
Wie
wichtig
der
Venus-Umlauf
iür den
Sonnen
Kalender
ist,
ergibt
sich durch
Multiplikation:
8 Sonnenjahre
365
X 8 2920) ergeben
genau 5 Venusjahre (584 X 5 2920). Damit
erreic
ht en die hervorragenden Mathematiker
und Astronomen eine all e
8
Jahre wirksame
Kontrolle
ihres Sonnenkal
enders.
Neben
d
iese
n
beiden
Kal e
ndern
finden sich
aui den
Stelen
noch luneare
Ber
echnungen
sowie
.,die
Zählung
der
Tage
Tzolkin, e ine iür
den
Bauern gebräuchliche Zeitrechnung mit
dem Jahr zu 260 Tagen. Die Kalender
hieroglyphen, e twa ein Drittel der bekannten
Schriitzeidlen, sind bereits seit Jahrzehnten
entschlü sse lt. Sie Iinden sich an vi elen
Tempeln
und Treppen, sind eingeritzt in
Stelen, d en .,Zeitmesse
rn
der Maya, oder
auf lmltische
Geiäße
gemalt . So begegnet
uns in diese r
allen
und
gel
ehrten
Kultur
- di e unabhängig v
on
den Indern
die
abstrakte Zi i e r Null
anwandt
e
und
für die
es
kein
auch noch so
weit
zurückli e
gendes
Datum gab, das nicht berechnet und
nieder
geschrieben werden konnte - e ine zeitliche
Se
qu
enz, die
von
292-909 n. Chr. lückenlos
is
t.
Wir wissen von dieser Kultur
das
WANN
aber wir wissen nicht WER und
WARUM.
'
Wir ke
nn
en nicht eine historische Persönlich
ke
it aus di
ese
r Z eit,
keinen der
alten
Namen
ihrer ver
la
ssenen
Städte,
noch
wissen wir
wie
sie
sich se lbst nannten. '
I 'ast
1000 b
eschrift
e te
Stelen,
geschnitten
mit Feuerstein-
oder
Obsidianm
esse
rn, zeigen
Pries ter bei der
Ausübung ihres
Kultes,
begl eitend e Hi
ero
glyphen geb en die Zeit
wieder.
Tr
epp en und Wandtalein wollen mit
ihr
en Bild-
und Sc
hrillzeichen zu u
ns
reden,
allein
w
ir
verstehen sie nicht, vie lleicht noch
nicht; denn die be r
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tste K ultur
im
Alten
A
merika
so
llt
e auch zu ein
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hw
eig
s
amsten werden
.
Was
uns bleibt,
ist
d
as
Staunen vo r ihr er ar tistisc
hen
wie wisse n
schaftlichen Leistung. Was bleibt, ist
das
Bild
in ihrer
Schrift das
nie leeres
Gebilde ist,
sondern mit
a ~ d e r e n
Zeichen sich zu einem
· ·
gster
elbständigen Kunstwerk formt. In JUn ·
Zeit verkündeten
drei
junge sowjetische
Mathematiker die
Entzifferung
der Maya-
Schrift
mit
Hilie einer elektronischen .. te
Reche
nmaschine. In
40stündiger Arbeit Jos
das Elektronengehirn
die
Aufgabe, von
so mancher
Wissenschaltier träumte und
tur
die die
gesamte Bevölkerung der
Erde mehrere
tau se
nd Jahre benötigt
hätte. Mit
der Ent
zifferung all e in aber ist es noch nicht getan.
Archäologen
und Historil•er müssen nun.
versuchen, der entzifferten Sprache
Wie
der
sowjetische
Gelehrte Soboljew
s ag t -
.,ihre
ursprüngliche
Seele zu geben.
.
TiJ<al,
a Vorder- und
Rückseite
von Stele Ill
Guat
emala,
mit
ältestem
Maya-Da
tum:
8. 12. 14. 8. 15
6 Juli 292 n. Chr.).
b Stele in Honduras aus 782.
c
Zwei ganziigurige
Initialen an der
S p ~ t z e r
von Glyphenserien s tellen Periodentrage '
672 dar.
d
Todesgott und
junger Maisgott l
Detail
Dresdener Codex
,
12.
Jahrhunder
(5mal ve rgrößert). .
e Markierstein mit Ballspieler, 580 n. Chi·
f Farbig bemalte Schale mit Pri
es
teri igur.
g
Kopfzahlen
mit W erten v
on
0-
19,
auch
Punkte und
Balk
en wurden
verwendet:
. = eins, . . . = dre i, - = fünf,
·· siebzehn.
h
Datumsglyph
en aus Stuclc
Türbalken
mit
liegend e r Figur
und
Datums
glyph
en.
'
h
5 Mittel-
und Südamerika
aterial
und Werkzeug
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 39/67
123 verschiedene Sprachfamilien, durch
keine verwandtschaltliehen Bande miteinander
verknüpft, sind uns von den Menschen
bekannt,
die
ein
hislorischer
Irrtum
mit dem
Sammelnamen
Indianer
bedachte. Gegen
Ende
der lelzlen
Eiszeit
vor etwa 15 000
bis
25 000 Jahren
kamen
in
kleinen Gruppen
die Einwanderer von Asien über die Bering
stralle
nach
der Neuen Welt herüber.
Aus
den Minderheiten der
frühen
Jäger und
Sammler si nd grolle Stämme
und Völker
herangewachs en. Aber nur wenigen war die
Enlwicldung zu
einer
I-Iochkullur
beschieden
.
Abhängig von
klimatisch en und geographi
schen B
ed ingung
en entstanden
drei
grolle
Kullurzenlren: im heutigen Mexiko, mit
der
aztekischen Kullur in der Ietzleu Phase, und
e
twa
s weiter südlich die
Kultur
der
Maya.
Die
drill
e I-Iochkullur
bild
ete sich im
zentral
en
Andenraum
und
sollte ihren Abschlull mit
dem gewalligen Imp er ium
der
Inka
haben.
Doch di
ese
gesellschaillich so erfolgreiche
Kullur
kannte keine Schrift. Ihre Auf
zeichnungen si nd
in den Gehirnen der
Quipucamaycoc, den Bewahrern von
Knotenschnüren , festgehallen und von
Genera lion zu Generalion mündlich weiter
gegeben worden. Die farbigen Schnüre
(Quipu)
mit den
eing eknüpften Knoten
dienten
den
slaallichen Beamt
en
als
Ge
dank
ens lülze,
ohne
das
begleitende
Wort
sind sie ein lebloser Gegenstand, wie
der
Knopf im Tasch
en
tuch, der un s an etwas
erinnern
so
llte.
Die
Maya, wie auc
h
die
m
ex ikanischen
Völker, Olmeken, Zapoteken, Tolteken,
Mixteken und zuletzt die Azteken, kannten
das
geschriebene Wort. Es fand sich in Fels
geritzt,
in
Stein
gehauen, gebrannt
in Ton
und gernaH auf
Fres
ken.
Aus
späterer
Zeit
si
nd
met erlange Fallbücher
erhallen,
die
aus
Wildleder oder dem
amatl
auch quauha
mall
genannt,
dem mexikanischen Pflanzen
papi
er bestehen. Auf gekalktem Untergrund
sind mit feinen Pinselstrichen geschichlliche
wie
religiöse
Vorgänge und Ideen festgehal
ten.
Namen und Jahresglyphen begleiten
die
Personen
und nicht se lt en wird auch die
Abs
tammung
der Darg es leiHen
ebenfalls
aufgezeichnet. Die Namensglyphen sind eine
Kombination
von 20 Zeichen
mit
13 Ziffern,
die gleichen
des
mexikanischen Kalenders,
denn der
Tag der
Geburt ist
zugleich der
Name
für das ganze Leben. Die zarten Farben
in den Bilderschriften spielten eine wichtige,
meist symbolische
Rolle. Aus
Min
e
ralien,
pilanzlichen
und
tierischen Stoffen
wurden
sie gewo nnen. Einer kleinen Laus wegen, die
die rote
Eisenfarbe
verstärkte und nach der
blauroten
Seite brachte,
haben
die
Azteken
- so
wenigstens wird
berichtet - die
Zapoteken unterworfen.
In
den Tributlisten
jedenfallserscheint diese Blattlaus
(Cochenille)
neben kostbarsten anderen
Gütern.
Alle
Schriftbemühungen
der
mexikanischen
Völker blieben
mit dem
Bild, das
heillt
mit
dem
Gegenstand verhaftet. Nur den Maya
Indianern gelang
es,
eigenartigerweise ohne
sichtbaren Ubergang, sich
vom
Gegenstand
zu
lösen und selbständige Zeichen zu finden,
bei
denen nur
noch
selten etwas an
das
Vorbild
erinnert. Bei
den
Ziffern, und
nach
dem heutigen Stand der
Forschung kann
man sich mit Sicherheit nur auf Datums
hieroglyphen beziehen, gab es zwei Schreib
arten,
die wahrscheinlich einst eine weltliche
und
eine sakrale Bedeutung
ausdrückten.
Der weltlichen Schreibweise mit dem
abstrakten Zeichen für die Ziffer
0 Punkte
für
die
Einerwerte und
Balken
für die Ziffer 5
steht
die
sakrale
mit
ihren sog. Kopfvarianten
gegenüber.
Ob es
sich dabei
um
Götterbilder
handelt, ist
heute
sc
hwer
zu sagen, jedoch
gut
möglich,
denn
wie im kath. Kalender
beispielsweise der hl. Antonius von Padua
den
13. Juni betreut, so standen bei den
Maya
auch jeder Tag
und jeder
Ze itabschnitt
unter
dem Patronat e
iner
Gottheit.
Die
Anfänge
der Schrift
im
Alten
Amerika,
die sich
vom geometrischen
Ornament und
magischen Zeichen
über
das
Ideogramm
zur
Hieroglyphe entwickelte - der nächste
Schritt wäre das
alphabetische
Zeichen - ,
si
nd am deutlichsten
an den irdenen
Stempeln
sichtbar. Die Aussagen diese r
alten
Druck
werkzeuge sind fragmentarischer Natur und
ausgerichtet auf das
Hervorr
ufen
bestimmter
Assoziation. Mit magischen Bildzeichen
bedruckten sie ihre
Kleidungsstücke
und
daS
einheimische
Papier; und
nicht zuletzt
schmückten sich die Menschen damit
in
ihrer Halbnacktheit
selbst.
Sie rollten über Gefälle schon in frühester
Zeit ihre abstrakten Motive und später ihre
rein
geometrischen
und
gegenständlichen
Muster. Manches Bild, das bereits vor
1
3000 Jahren in einen dieser irdenen
S t e m P ~ d
geschnitten wurde,
erwies sich
als ein
Urbl
des menschlichen
Geistes
und kehrt
in
modernen
Bildern
unsere
s
Jahrhunderts
wieder.
a
Die
Maya
schrieben ihre
Hieroglyphen
auf steinerne Stelen,
b mit Werkzeugen aus Feuerstein
c und
schnitten
ihre Scluift in steinerne
Treppen,
d mit Werkzeugen aus
Obsidian,
e
mit Stein
beschrieben sie
Stein.
Sie schrieben die
Genealogie
ihrer
Herrscherhäuser auf Hirschleder oder
auf Papier,
d
llt
W
ur
e.g
das
aus
Pflanzenfasern
hergesle
h
Die
Gründer von Monte Alban schnitten
ihr e Kalenderzeichen in Becher aus Ton·
Fast alle Bewohner Mittelamerika's .
und der
Küste
von Peru bedruckten mit
Stempeln
ihre
Körper
und Gewe be.
k Die Bewohner der
Golfküste
ritzten ihre
Göttergeschichten in
B
ei
n,
und
die
Mixteken
go
sse n
mit Hilfe
der f
verlorenen Form die Kalenderzeichen au
ihre goldenen Anhänger. . .
1
m Auch
die
Maya malten ihre Schriftze•c e
auf keramische Gefälle.
n Die Inka von
Peru
benutzten
geknote
te
Schnüre,
um
über Untertanen und Wareil
buchzuführ
en.
,
.
26
Eur
opa
Das lphabet kommt nach Europa
c
In
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chrift
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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Evangelientext
Nach Ostromirovo Evangelie,
S. Petersburg 1889.
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in
bulgarischem,
rundem Duktus,
11. Jh., altkirchen
slawischer Evangelientext
Aus "Evangelium Assemani Codex
Vaticanus
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Slavicus glagoliticus"
Pragae 1929.
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eckigem Duktus,
1395,
Evangelientext
Au
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"Evangelia slavice", Paris
1843.
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Kyrillische
Handschrift
mit Neumen,
17.
Jh.
altrussischer Gesangtext der
Altgläubigen.
Bayerische
Staatsbibliothek,
München.
Kyrillische
Kursive, 17.
Jh.
Text aus einer altrussischen
Sammel
bandschrift
Aus Pogodin
"Obrazcy slavjanskago
devlepisanija", Moskau
1841.
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Das Fest der Schrift zu
Ehren
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Kyrill und
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die Schrift brachten,
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1928.
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sche Druckschrift.
Aus Russische A rithme tik, Tit el
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k Kyrilli sche Druckschrift, durch Pe ter de n
Grolle n mod e rni siert. Erster Drucl{ in
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Nach Faulmann, Illustrie rt e Geschichte de r
Schrift,
Wi
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11 80.
b Unterschrift Karl d.
Großen
.
In das
von dem Schreiber
gemalte
Mono
gramm
fügte der Kaiser
mit
eigener Hand
nur den Vollzugsstrich.
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Manuskript in karolingischer Minuskel,
..Wessobrunner
Gebet ,
9.
Jh. Angel
sächsischem Schreibgebrauch
folgend wird
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Gr.
9.
Jh.
Na
ch Mo num e
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pal e
ographica
Vind o
bon e nsia, Leipzig
1910.
g
Urkund
e
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s Spanie n üb e r e in e
Schenkung in visigothi sche r Kursiv e, 989 .
Spanisch
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Variant
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karolingi
schen
Minuske
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in vi
er Kolumnen
di
e
beglaubigt
e n
S
ignatur
e n de r Zeugen.
Nach Villada, Pale
ografia
espaiiola,
Madrid 1923.
h Spanisches
Manu
s
kript
in gothi schen
Mi
nusk
eln.
Au s . Re gla s del
ju
ego de aj e
dr
e z
von
dem Rey Sabio,
1283
(Scha c
hreg
e l-Buch) .
Na
ch V illada, Paleografia espaiiola,
Madrid 1923.
Fr anzösi
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Manu
s
kript
in Bastarda.
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und
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e n.
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Se
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105 n.
Chr. fabrizi
e ren die Chin
ese
n
Papie r. Diese Erfindung wanderte
während e in es Jahrtau se
nd
s we s twärts
und
e rr e ichte Europa im 11. Jh .
b Blockbuch.
Das
Abdrucken
von
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über
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magis
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Formeln
(Japan
770)
zum
e
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e n
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China
868.
c Bew egli che Buchstab en.
Die bede
utendst
e Erfindung: die be we g-
lichen Buchstaben.
Zu
e rs t
in
Keramik, 1050,
dann
in
Zinn,
1150, Holz, 1300,
und
schließlich in Bronze ,
1390.
Se
chzig
Jahr
e s
pät
e r
kam
Gut e n-
be rg s Entdeckung 1450.
(au s : Th e invention of printing in China
and
it s
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wes tward,
by
Thoma s
Fran
ci s C
arter,
revis ed by L
Carrington
Goodrich, se
c. e d., Th e Ronald Press ,
N . Y.
b
3
Eu ropa
Die
Inkunabelzeit 1450-1500)
Die Entwicklung der
Wissenschaften
un
d
der
humanistischen Literatu r läßt bereits vor de r
Erfindung des Buchdrucks
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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ve rvielfältigten Manuskripten b e tr
äc
htlich
ansteigen. Die Schreibergilden der Universi
tätsstädte haben alle Hände
voll
zu tun.
So beschäftigt z. B . der
florentinische
Buch
händ ler Vespasiano da Bisticci
um
1450 bis
zu
50
Kopis
t
en. Erst durch
die
Erfindung
des
Letterngießinstrumentes (a)
durch
Gutenberg
gelangen jedoch die Versuche zur mechani
schen
Vervieliältigung,
die
vom Vorbild des
Stempels her bereits
bis zur Zusammen
setzung von
Holz
lettern gediehen waren, in
ein
Stadium,
wo
sie es
ernsthalt
mit de
n
Kopisten aufnehmen können .
Die Erfindung
des Papiers, die
,
durch die
Araber aus China
vermittelt, auch im Abendland bekannt wird,
liefert
den billigen Schreibs
toff.
Die neue
Technik
des
Buchdrucks, um
1450 von Guten
berg in
Ma
inz erprob t, er lebt
sofor
t einen
ungeheuren Aufschwung. In kürzester Frist
ents t
ehen in ganz
Europa
Druckereien, vor
allem
in den Handelss tädten,
die
das nötige
Kapital
zu investieren vermögen und einen
grollen Bedarf an Druckerzeugnissen haben.
In
den ers ten 50
Jahren werden mehr
als
2000
verschiedene Schriftarten
geschnitten (e).
Die ersten
Drucker
bilden ihre Lettern
genau denen der Handschriften
nach
(s.
Tafel
29).
Sie
erreichen in
ihren Drucken,
den sog. Inkunabeln oder Wiegedrucken
,
sogleich eine technische und künstlerische
Höhe, die ihre Werke
zu
den kostbarsten
Stücken
der Bibliotheken
macht. Auch
den
reichen Buchschmuck der Handschriften
übernehmen
sie. Noch
jahrzehntelang arbeiten
in
den
Druckereien
die Illumina toren und
Rubrikatoren an den handgemalten oder
holzgeschnitzten Initialen,
Zierleis
t
en und
oft auch
den großen Anfangsbuchstaben der
Absätze (b, c, h) . Die Holzschnitt-Illustrationen
verbinden sich zu einer kaum wieder
erreichten graphischen Einheit
mit der
Schrift
(c, i, k).
Reiche
Li t
era
turliebhaber
freilich lassen sich noch
bis ins
17. Jh. hinein
kostbar illuminierte Handschriften ihrer
Lie blingsautoren herstellen und
auf kost
barem Pergament drucken.
Die
Dr
ucktypen
gliedern sich
von
Anfang
an
in zwei
große Stämme:
die
gebrochenen
Typen, die der
gotischen
Minuskel folgen
(s.
Tafel
32),
und die gerundeten Typen der
Antiquaschriften,
die die karolingische
Minuskel
zum
Vorbild haben und antike
Formen wiederbe leben wollen (s.
Tafel
33).
a
Letternguß
mit
einem
Handgiell
instrumen t, wie es
Gutenberg
erfu nd en
h
at.
Foto
Historisches
Bildarchiv Handke.
b Seite aus der
Bibel
, die
Gu
te nberg und
Fust als eines der
ers te
n
Bücher
druck te ,
Ma in z 1453.
Goihisehe
Textursch
rift
c
Zusammenstellung der
M-
Versalien
aus
gothischen
Druckschrifte
n
der
Inkunabe
l
zeit.
Nach
Haeb
l
er,
Typenrepertorium
d
er
Wiegendrucke,
Leipzig
1922.
d
Buchdruckere
i
im ausgehenden
16. Jh .
Stich von Th. Galle
nach
ei ner
Zeic
hnu n g
von J. Stradanus
.
Arbe it am Setzkas
t
en
(links ), Einfärben (hinten ),
Drucke
n
(rech ts), Zusammen trage n der aus
gedruckten
Bogen (
vorne).
e Seite
aus der ältesten niederde
u tschen
Au
sgabe
des
Reinecke
Vos ,
gedruckt in
Lübeck 1498.
Fo
to
Kunstarchiv Arntz.
Buchdr
u
ckerei im
16. Jh.
Aus
Jost
Amman Ständebüchlein .
Foto Historisches Bildarchiv Handke.
g Seite aus den Ep istolae des Gaspari n i
Pergamensis, gedruckt von Gering-Krantz
Friburger in
Paris
um
1470.
Bibliotheque
Na t
ionale,
Paris.
h Seite aus den Fabe ln des Äsop , gedruck t
von William Caxton , London 1483.
Caxton hat den Buchdruck in Eng
l
and
eingeführt.
Er war
Ubersetzer, Ver leger
und
Dr
u
cker in
ei
n
er
Person.
Ti te lblatt von Lilio de Medicina des
Gordonio, gedruckt von Ungut und
Stanislaus, Sevilla 1495,
in Rotunda
Schrift.
k Seite aus den
Schriften
des hl. Hierony
mus , gedruckt von den Brüdern de
Gregoriis, Venedig
1498.
Antiquaschrift und Renaissance
Schmuckleis
t
en.
Druckerpresse des Jodocus
Badit
ts in
Paris,
1498-1535.
Als Druckersignet benutzt, Ho l
zschnitt.
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 46/67
Die ersten Drucker hatten
hauptsächlich die
gotische Schreibschrift zum Vorbild
ihrer
Lettern
genommen
(s. Tafel 29). Dieser
.,gebrochene" Schrif
ttyp setzt
sich
vor
allem
nördlich
der Alpen
durch, während in
Italien
eine
gerundete Form
der
gotischen Schrift,
di
e
sog. Rundgotik,
benutzt wurd
e. Er
findet
seine
eigentlich e
Ausprägung in
de r
Fraktur
(b),
die
sich
zum Teil aus Anregungen
der
kaiserlichen Kanzleikalligraphie
entwickelt . Eine Frühform
der Fraktur
ze igt
die sog. Teuerdanktype, so genannt nach
dem
be
rühmt
en Buch
Kai se
r
Maximilians I.
.
Teue
rdank" (2. Ausg
. gedruckt 1519
in
Augsburg von
de m Hofbuchdrucker
Han
s
Schön spe
rg
e r) - (b).
Charakt
e
ristisch
ist
di e Brec
hung
de r Schäfte, die Schwingung
de r
Kleinbuchstaben,
die
Gabelung
b
es timmt
e r
Oberlängen, ein mehr oder
weniger ausgeprägter Wirbel
in d en
Unterlängen
und
der
.
Elefantenrüsse
l" d
er
Ve rsalien . Die Str e ng e der
gitterartig
en,
ste
ilen
gotischen Schrift
(s.
Tafel
29)
löst
sich
zu oft labyrinthischer Ornamentik
(d),
so
daß
di e Schrift auch dem
dynamisc
h be
wegt
en
Baro ck gemäß bl e ibt. Während di e für
den
Buchdruck ge
bräuchlichen Typen
ke
ine
weitere
E
ntwicklung zeigen, ja
a
llm ählich
degene ri e ren, ne
hmen
sich die
Schreibmeis
te r
di
ese
r Sc
hrift mit
besonderem Vergnügen
an,
da
sie di e v irtu
osen
Künste ihr e r
Federn
zu
de
mon
s tri e ren e
rlaubt
(d, e,
,
h) .
Dem
stereotypen Buchdruck
se tz e n sie die
Variationsbreite und Anpassungsfähigkeit
de r Handschrill en tg
egen
(e, f), de r sie
zugleich e in hoh es Maß an Exaktheit
abzugewinnen
v e
rmög
en.
Für Urkunden und
o iizielle
Sc
hrift
s
tücke
be di e
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man s ich
ihrer
g
esc
hickte n
I'edern bi
s zu Be
ginn
d
es
19.
Jh
.
Im
20. Jh.
weich
t die
Fraktur imm
e r m e
hr
den
rational
e re n Antiqua-Schriften
(s. Tafel 33).
a
Bastard-Schrift von
Mansion,
Brü sse l1484
b Älteste Fraktur-Schrift von Jobamt
Schönsperger.
Aus dem Gebetbuch
Kaiser
Maximilians
1514. '
c Rodonda- (Rotunda-) Schrift.
Aus Juan
de Yciar
.,Arte
s
ubtili ss ima, por
Ia
qual se
e n
seiia
a
escrivir
pe rfecta
mente",
Saragossa
1550.
d
Seite aus
e
iner Nürnbergischen Chronik
von
1591,
Handschrift.
Ge rmanisches
National
-Mus e
um, Nürn
be rg.
e Texturschrift
Schreibvorlagen
aus dem
Sc
hr eib musterbuch des Wolfgang Fugger,
Nürnberg
1553.
Frakturschrift
Schreibvorlagen
aus
dem
Schr eibmusterbuch des
Wolfgang
Fugger,
Nürnberg
1553.
h
Englische Kanzleischrift
.,Courthand".
Aus dem Schreibmusterbuch
von
Ayres,
London 1698.
Eine schwe r le
sba
re, mit Ze iche n aus der
Normannenzeit
durchs
e
tzte Typ
e,
di
e
bis
ins
18. Jh. hinein in
Gebrauch
bleibt.
William
Morris, Kelmscott-Press, im
19.
Jh.
wiederbelebter mittelalterlich
e r
Scluiftcharakter. Seile aus
. ,Historyes of
Troye",
London 1892.
k
Fette "Deutsc
he
Schrift".
Von Rudolf
Koch
1906-1910
e
ntwickelt
e
mod
e
rn
e
Frak tur. Von
de r Schriftgießerei
Kling
s
por
ges
chnitten.
Nach Rodenb e rg, In de r Schmie de
der
Schrift, Berlin 1940.
J»iltc.
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cOo(eG cütt i.
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Europa
Die runden Schrifttypen
Die Humanisten des 15. Jh. wählen für den
Druck der wiederentdeckten antiken
Autoren eine aus der karolingischen
Minuskel hergeleitete Schrift. In der
karolingischen Minuskel waren die
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 47/67
Manuskripte
geschri eben,
in denen di
e allen
Autoren überliefert worden
sind,
und man
hielt
sie
fälschlicherweis
e
für di
e ursprüng
liche antike Schrill. Di
e
Grundformen der
Antiqua werden im 15./16. Jh. festgelegt und
er
fahren
seitdem keine wesentlichen
Anderungen me
hr. Im
Gegensalz
zu
d en
schwing
endb
ewe gten und steilen Züg
en
der
f'raklur-Typen (s. Tafel 32) z
ei
gen sie ein
statisch-harmonisches Bild. Sie sind in
hoh
em
Maße der geometrischen Konstruktion
und
d
er rationalen Analyse ihr
er
Form
e lemente zugänglich (a, c).
Jed
e Le
tter
e rscheint als Individuum für sich, das seine
Schönheil dur ch
da
s ausgewogene Verhältnis
zur Fliiche gew innt.
Als
Schrill
der
humani
s
tischen Literatur
wird
die Antiqua
in
ganz Europa verbreitet.
A n ihr e r
Gestaltung hab
en bed e
utend
e
Schrillkünstl er aus de n verschiedensten
europilischen Nationen teil, vor
allem
die
Franzosen Nicolas Jensen, Claude Garamond,
Firmin
Didot (f), de r Italiener Giamballista
Bodoni (e). de r
Engländer John
Baskerville,
der Deutsche .Johann Michael Fleischmann .
Zu Beginn des 19 . Jh. erscheinen serifenlose
Typen
(g),
di
e
vor allem in der Werbung,
für
Plakate und sac
hliche
Texte
verwendet
werden und in ihr er Sac
hli
chkeil dem Geist
der
mod ernen
W e lt e
ntspr ec
hen .
Aus
der Tradition der humani
s
tis
chen
Schr e ibschrill ent s teht b e reits
im
15. Jh. eine
Kursivschrift:
le ic
ht,
lü
ssig,
fast spielerisch.
Dem
bedeutenden Verleger Aldus Manulius
kommt sie w egen ihr e r Schmalheit zurecht
als Schrift
für
di e
.
Aldinen , die ers ten
kleinformatigen
Tasch
enbü cher, di e e in en
riesig e n Absatz
Iind en. Doch
k.ann sich die
Kursive auf di e Dauer n e ben de r Antiqua
nur als A usze ichnung sschrill hallen.
Die
Bedingtheil
durch
de n t
ec
hnischen
A
pparat
s tabilis
iert die
Drucl{schrill
en und
lällt
nur eine beschränkte Formenentwick
lung zu, im Gegensatz zu der f'ormenfülle
der Ha
ndschrift
e n. Daher Iinden hand
geschri
e
ben
e
Tex
te ,
in sbesondere Urkunden,
diplomati
sc
he
Briefe,
Aklenslücke,
auch
je
tzt
noch Int eres
s
enten.
Bis zum Ende des 18.
Jh
.
i i l t
sich
da
s Gewerbe
der Schönschreiber,
d ie
auch
im runden Schreibstil
oHmals
unüb
e
rlroii
ene Prachtstücke de r
Kalligraphie
liefern (b).
a
Konstruktion lateinischer Versalien
durch
Johann Neudöriier.
b Spanische Cancelleresca-Kursive .
Aus
. Arte
de Escrivir" von f'rancisco
Lucas (1570 geschrieben). Madrid 1608.
c
Konstruktion kursiver
Schrifliormen.
Aus dem Schreibmusterbuch des Spaniers
Aznar de Polanco, Madrid
1719.
d Didols Antiqua, um 1800
in
Paris.
e Aldus-Antiqua.
Seite aus der
.
Hypnero
lomachia
Poliphili , Venedig 1499, von Francesco
Griiio geschnitten
e
Type. Die Antiqua
wird durch Aldus Manutius, einen der
bedeutendsten Verleger,
die je
gedruckt
hab en, zur inte rnational e n
Anerkennung
gebracht.
Bodonis
An tiqua
in
drei
Sc
hrillgröllen
.
Aus d em
.
Manu a le Typograf
ico
, Parma
1818.
g
Griechische
Kursive.
Gedruckt von Estienne, Paris 1551.
h Barocke
kursiv
e Sc
hr
e
ibschrift.
Aus dem Schreibmusterbuch .,Spieghel
d er Schrijfkonste" d
es
Jan van den Velde,
notte rdam 1605.
Moderne Plakatschrift auf
e
in
e r
Haus
wand in
Madrid.
Foto Woll Voslell.
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4 Europa
Die
vier Familien
der runden
Schrifttypen
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garamond
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 48/67
/
Die
vier
Familien
werden
unt e r
schi
eden
na ch den Schraffierungen: dr e ieckig,
lini enhaft quadratisch und
ohne
Schraffi er ung en sa ns ser if).
Die Schr<lffi e rungen leiten da s Aug e von
links na ch rec
ht
s der Zeil e entlang. Die
Entw icklung
hält
Sc
hritt
mit de r
Verfeinerung
d
er
Papi erfabrikation.
Von jede r Familie ex isti e ren
viele Varianten
.
1780 didot bodoni bodoni
8 5
egyptienne rockwen
8 S sans serif
gill grotesk
5
Europa
Die viele
n
Gestalten eines u
hstabens
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 49/67
Der
ßu chstabe kann
un
endli ch v iel e Form en
ann ehm en w ie der M ensch Jede r schafft sich
se
in
e
ig
enes A
lphab
et Da ra
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Gra
phologi
e
6
Europa
ie beiden großen Schriftbereiche
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 50/67
Vor 3000 Jahren gelang es den Bewohnern
einer phönizischen Stadt, die einzelnen
Laute aus der Sprache zu isolieren.
Für jeden Laut fanden sie ein Zeichen.
Die
Griechen
bildeten diese Erfindung weiter
aus. Das römi sche Reich und die christliche
Kirche verbreiteten
die Buchstaben
schrift in
die westliche Welt.
Das
a
wurde vom französischen Dru
cker
Garamon d 1480- 1561) geschnitt en.
In Chin a s
pri
cht man noch heute trotz des
offizi ell
en
Pe
king-Chinesisch
stark
von
einander abweichende Dialekte. Doch
durch
die
Schrift
kann man
sich
verständig
en.
Man braucht zwar Tausende von
Zeichen
und
da s macht
das
Lesen-
und
Schreiben
lern en nicht leicht.
Wer aber auch außerhalb des chinesischen
Reich
es
di e Zeichen
kennt, wird
e
twa
s
von der Bedeutung e ines chinesischen Tex tes
e rahnen.
In
Japan
jedo ch
kann man
chinesische
Texte
auf
japanische Weise
(Syntax)
lese n
und
s
omit
leicht
ver
stehen.
Eine Sc
hrift
also ,
die
für den
ostasiatischen
Kulturbereich trotz
verschiedener Spra ch
entwicklung en eine Gemeinschaft schuf.
Da
s hier abgebildete Zeichen bede ute t .,Held
und wurde vom japanischen Schreibm eiste r
Inoue Yuich i im
Jahr
e 61 geschri eben.
7
E
uropa
Die
Ziffern
und
die Erfindung der
Null
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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Der pythagore ische Le
hrsalz
a) und das
Re che
nbr
e tt b)
hab
en lange ausgeholfen
bis um 500 v. Chr. die
Hindu
s
di
e Null er fand e n
und da s Prinzip der Position der Ziiiern.
Darnil eröiinelen sie der Mathematik ne ue
Wege. Die hindu -a rabischen
Ziii
e rn wurden
zu ei ne r Weltschrift
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Hellas
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5
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8
Der
Gebrauch der
Schrift
Lesen und Schreibenlernen
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 52/67
Les e n- und Schr
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das Einpräg
e n der
Laute,
die mit den Lettern
zu
verbind
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Knaben,
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den Kopi de r Kuh.
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Fib e l
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UNESCO.
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Jh. Wien, Albertina.
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im all
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Japan vor
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Errichtung
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Schulen.
Foto Historisches Bildarchiv Lolo Handk
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 53/67
Frauen aus Nigeria
beim Fibelunterrichl.
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9
Der
Gebrauch
der Schrift
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 54/67
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Der Gebrauch der Schrift
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 55/67
Bis um 1800 änd e rt sich an der im 15. Jh.
e rfund ene n Buchdrucl{lechnik
mit
Handsalz
und hölz
e rn
er Press
e
wenig.
Das
gesteigerte
Bildungs-
und Wissenschaftsbedürfnis weiter
bürgerlicher Schicht en, das Aufldärung und
Liberalismus
geweckt hab en,
ma
cht jedo ch
auch die Druckt echnik für die
vervielfälligle
Leis tung ma schin e ller Produktion reif. 1810
erf ind e t Friedrich König di e
Dampfpr
esse .
Sie druckt s
tatt
der 300 Bog en mit der
Handpresse bis zu 4000 Bog en in der Stunde.
Diese r Fortschritt kommt vor allem der
Zeitungspresse zu gut e, di e sich bald auf
tägli ches Erscheinßn und
hoh
e
Au
flagen
e
inri
cht et. Weitere Fortschrille bringen di e
Letterngiellmaschine zu e rst von William
Church 1822
lwn
s trui e rt, und Giuseppe
Mazzinis Setzmaschin e
von
1843. Di e
he
utig
en Millionenauflagen
mod
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Drucke re ien kommen mit Hilfe ries iger
Rotations
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schin en (e) zustande. Der
H<mdsatz ist he
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typographisch
beso nde rs schwierige oder ästhetisch
anspruchsvolle Arbeiten (Anzeigen,
bibliophil e Drucke) b
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hränkt. Das Feld
behe rrschen di e
Setzmaschinen na
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Linotype-System
das jewe ils ganze
Zeilen
gießt
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ntspr
ec
hend
ra
sch zu
arbeiten
vermag
(g), oder
dem Monotype-System
(i),
da s einzelne Buchslaben zu Ze ilen zusammen
lügt wobei ein Lochstreifen (h) zwischen
Se tz-
und Gießmaschine
vermitteil und auch
komplizierteren Sat
z er
laubt.
Die
jüng
ste
Entwicklung sind die
Filmsetzmaschinen
die die Geschwindigkeit der Sa tzher ste llung
bis
an
die äuß e rs te Grenze he
raufg
eschraubt
haben
(k, 1 . Durch die masc
hin
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Verviel
iälligung
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hrift
in
alle
Bezirke des
menschlichen Das
eins e ing edrungen, und es
gibt kaum mehr ei nen Vorgang uns e res
Lebens, den sie ni cht informierend
koordinierend kontrollierend
r
eg
istriere nd,
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erpr etie
rend begleitet.
a Erste eiserne
Buchdruckpress
e von Lord
Stanhope 1800 e
rfunden.
Ersetzte die
hölzern
en Pressen
und
erlaubte ein
schnelleres und
leichte
res
Drucken.
b Schnellpressensaal der k und k. Staats
dru ck e rei in Wien. Im Vordergrund eine
Setzmaschine
um
1840.
c Der erste Zeitungsrotationsdrucl• 1846
von der
Firma
Ho e in New York gebaut.
Mit
Hilfe des rotierenden
Zylinder
s war
es
zum
e rst en Mal möglich 15 000 bis
20 000 Drucke in der Stunde herz ustellen.
d Moderne
Dru
c
kpress
e.
Foto
USIS.
e Moderne Rotationspresse. Sie kann
400 000 Ze
itungsex
e
mplar
e in
der Stunde
druck
en.
Foto
American
Embassy
Bad Godesberg.
Einlache
Setzmaschine
des 19. Jhs. für
Zeitungssatz.
g An e iner Linotyp
e-Setzmaschine.
Mit
dieser Maschine werden jeweils ganze
Zeilen gesetzt und gegos se n.
Foto dpa
-Bild.
h Getasteter
Lochstreifen
liir den Lettern
guß mit der Monotype-Maschine.
Foto
Monotype
Corporati011 Ltd.
Mit der Monotyp e
-S
e tzmaschine
gegossene
Le tt ern . Die
Monotype
giellt,
im Gegensatz
zur
Linotype, Einzelbuch
staben.
Foto Monotype Corporation Ltd.
k
Monophoto
-Filmselzmaschine. Arbeits
le
istung
etwa 12 000
Buchstaben
in der
S
tund
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Matrizenrahmen für den Satz mit der
Filmsetzmaschine.
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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4 Der Gebrauch der Schrift
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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a die lateinische Schrift
b die kyrillische
c die chinesische
d die banum-Schrift
e die
arabische
f
die
hebräische
g die
indische Schrift
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4 Der
G
ebrauch der
Schrift
Zeitung und
lakat
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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Absolutismu s, da s
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Der
Gebrauch der Schrift
Propaganda im zweiten Jahrhundert
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 59/67
Propaganda im zwe iten Jahrhund ert.
Die Trajansä ule in Rom schilde rt die beiden
Kri ege der Römer g egen di e Dake r
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Kri ege rn
Der Gebrauch
der
Schrift
ublizität auf der Straße
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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Der
Gebrauch
der
Schrift
Persönlicher usdruck und Standardisierung
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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46
Der
Gebrauch der
Schrift
ie Handschrift
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 62/67
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In de r Hand schrift findet die Schrift
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Ausdruck
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Der Gebrauch der Schrill
Schrift als Kunst
In
Asien sind
Schrift und Bild
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das
geschriebene
Zeichen, das
mit dem
angegebenen Gegenstand
gle ichzeitig
Stimmung,
Gedanken
und die
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 63/67
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Erkenntnis
.,bezeichne t". Schon in den
Werken
früher er ostasiatischer Schreibkunst
verdichtet sich eine Weltschau in
den
Linien
eines geschriebenen Zeichen (s. Hakuin,
Tf. 21) wobei es
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its im
17.
Jahrhdt
.
zu
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eien neuen
Chiffren
kam
.
Auch
in
den
Blättern
moderner
japanischer Schreib
mei ster, deren W erk titel nicht in einfacher
Bedeutung zu
verstehen sind, wird
das
Sc
hr
eiben des Schriftzeichens zu
einer
Erfahrung des Ich-Weltverhältnisses, die sich
in meditiere
nder Auswahl
de s
Zeichens,
dem
kontinuierlichen Rhythmu s
der
Linienführung
in der
Konzentration auf
das
Wesentliche
vollzieht. Revolutioniere
nde Berührung
mit
dem
Westen
führte zur Rückbesinnung auf
die Tradition der
Freiheit
früherer Jahr
hunderte.
Außerhalb Asiens erscheint
eine
Art
von
Zeichenmalerei
gegen Mitte des 20. Jh., diesem
zuweil en verwandt. Sie
hat
zwar im
Grunde
nichts mit der asiatischen Kalligraphie zu tun,
da
sie
nicht vom
Zeichen . von
Etwas"
ausgeht,
hat aber
doch hin sichtlich
der
ZeichengeiJung Einflüsse aufgenommen,
wenn
sie
auch fast immer Zei
chen
für etwas
Neues,
noch
nicht
Formuliertes sucht. Be ide
Wege
tr
e
ff
en sich in Malern
wie Mark
Tobey/USA,
Alcopley /USA , Georges Mathieu/Frankreich.
In den Ländern
der
Buchstaben-Schriften
kam man über die Kursiv-Schrift, über
das
Verbinden der
Buchstaben durch den
handschriftlichen . Zug" auch zum Bild.
Im Psychogramm
wurde
es
der
Seele
sozus
ag
en
selbst
üb e rlassen, sich niede r
zuschreiben. Da
die
Seele aber
keine
Buchs tab
en
kennt,
entsteht
eine
neue
.,Schrift", die durch ihr en B
ewe
gungsa usdruck
Bildwirkung e rhält.
a Der französische
Dichter
Mallarme gab
1897
seinem
Werk . Ein
Würfelwurf"
eine
so eigene Form, dall Text
und
Satz zu
einer neuen Einheit wurden.
d
Das
gleiche
tat
en in ganz
origineller
Weise
die Deutschen Vostell und Jürgen
Becl,er, 1960. (Abb. links unten)
k Der Maler Emil Seimmacher fand für
seinen
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igenen
Namen die
pas
se
nde
Schrift.
b Guillaume Apollinaire
greift, ind
em
er
seinen
Gedichten die Form des
behandelten
Gegenstandes
gibt, auf früh e
Vorbilder zurück.
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8
Der Gebrauch der Schrift
Schriftelemente
in
der
bildenden unst
Lettern im Bild
wurden
zum ersten Mal
durch den
Kubi
smus
von
Georges Braque
1913 ve rwendet, dann von Pablo
Picass
o und
Juan Gri s.
Die Buchstaben wurden
entw
eder g emalt
oder
auch al s reale s Material (Zeitungs
au
sschnitt) in da s Bild geklebt (hier haben
die Collagen ihren Anfang).
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 64/67
Bis heule hab en f as t all e bekannten Mal er
immer wieder Bilder mit Buchstab en
geschaffen, von denen man che, wie die
der
Kubisten, die C ollagen von Schwitters
oder
die Villa R von Paul Kl ee be rühmt wurden.
Auch ex is tieren viele Kompositionen mit
Tit eln wi e l'ec riture , Alphab et , ABC ,
Ge heimschrift .
Lette rn inne rhalb des Bildes stellen m eistens
ein graphisches oder räumliches El ement der
Kompo
sition dar; zuweilen wird ein
Buchstabe, d er sich aus ande ren Buchstaben
Bruchslücllen h e rau s als
klar
les bar zu
e rkennen
gibt,
zum Hinweis auf e twa s
Bestimmtes genommen (auf de r Taf el da s
A-Bild von Robe rl Rauschenb e rg/New Yorl1
als Hinweis auf ame rikanische
Ab
s lralde -
dann zusätzli ch vom Lan des muse
um
in
Darms tadt al s Hin we is auf die Auss te llung
benutzt).
Di e I'uluri sten bra chten Bewe gung in die
Le tle
rn;
ihre Bilder rücken in die Na chbar-
schaft der geschri ebenen Zeichnungen, in
denen sich Schrift und freie gra phi sche Linie
ve rmi schen: Buchslab en w e rden zum Bild.
Vorläufer di
ese
r E
ntwi
c
klung
s
ind
die
,.poemes obj ets (Mallanne, Apollinaire) und
auch e inige Arb e iten des Jug endstil s (l'art
nouv eau).
Be
rühmtes
ter Bildlex l: P aul
Kl ees Ge
dicht
Einst d em Grau der Nacht e
ntlau
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Gebild
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komponi
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Bild
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Kubismu
s ver wende t
(Georges
Braque 1913).
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Form
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dem Bild neue Spannung. Der Buchs
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9
Der Gebrauch der Schrift
unst als
Schrift
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8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
http://slidepdf.com/reader/full/die-kunst-der-schrift 65/67
Das Werbebild bedient sich der Schrift
ja mull sich meist der Schrift bedienen, um
verständlich zu
sein.
Trotzdem ist klare
Lesbarkeit nicht immer notwendig. Schwer
Leserliches verführt zum genaueren Hinsehen
und damit wird der Zweck
erreicht.
Oft gehen Lesbarkeit und direkter Bildsinn
eine Synthese ein so wie bei der glücklichen
Lösung des ..musica-viva -Plakates.
Unleserlich - für den Uneingeweihten und
den
nach
klarer
Bedeutung Suchenden
-
sind die Geheimschriften, die magischen
Schriften Liebesnachrichten und frei
erfundene schriftähnliche Zeichen
zusammenstellungen.
Zeichnungen, die quasi geschrieben
sind
finden sich oft
in
der
Moderne, sei
es dall
sie sich aus
schriftähnlichen graphischen
Elementen aufbauen oder
nur
Assoziationen
zu mathematischen Formeln oder zu Noten
schriften hervorrufen.
Die
Handschrift des Künstlers, wie beim
h
Namenszug, wird
zum
Hauptmoment
im
Bild.
a
Van Gogh
b
Eine
Mauer, von Brassal
fotografiert
c
Miro
d Mathieu
e
Arabisches Kalligramm des
neunzehnten
Jahrhunderts
f Klee
g Cuixart
i k Japanische Zeichen
I Alcopley
m Steinberg
5
Der Gebrauch der Schriit
Stufen der ommunikation
8/17/2019 Die Kunst Der Schrift
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Fernsehen
Telefon Grammophon Radio
Telegraf
bewegliche
Buchslab en
die Null - e
in
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ltschrift
die
Lautschrift
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Alphabet
die Begriff
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Ecrilure Wriling
Escrilura
Schrift
Telekommunikation.
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