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Dipl. med. Kerstin AbeDipl. med. Kerstin Abe
Vom Defizit zur RessourceVom Defizit zur Ressource
Systemisches Arbeiten mit Systemisches Arbeiten mit
psychiatrischen Diagnosen und diepsychiatrischen Diagnosen und die
Sprache der MedizinSprache der Medizin
Dipl.med. Kerstin Abe
Sprache der MedizinSprache der Medizin von Symptomen und Beschreibungen von von Symptomen und Beschreibungen von
krankhaften Veränderungen geprägtkrankhaften Veränderungen geprägt Aufzählung von Defiziten und SchädenAufzählung von Defiziten und Schäden Diagnosen als Beschreibung von Zuständen, die Diagnosen als Beschreibung von Zuständen, die
sich im und um den menschlichen Körper sich im und um den menschlichen Körper abspielenabspielen
Kommunikationsmittel innerhalb der helfenden Kommunikationsmittel innerhalb der helfenden BerufeBerufe
verschiedene genormte Instrumentarien der verschiedene genormte Instrumentarien der Kommunikation z. B. ICD 10, DSM III oder IV, Kommunikation z. B. ICD 10, DSM III oder IV, ICFICF
Dipl.med. Kerstin Abe
Die Diagnose als RessourceDie Diagnose als Ressource Symptome sind Symptome sind Zuschreibungen,Zuschreibungen, die einen Zustand beschreiben, die einen Zustand beschreiben,
keine keine WesenseigenschaftenWesenseigenschaften SymptomeSymptome sindsind Wahrnehmungen, die verschieden gedeutet werden Wahrnehmungen, die verschieden gedeutet werden
könnenkönnen Symptome machen nur einen Teil des Verhaltens aus.Symptome machen nur einen Teil des Verhaltens aus. Symptome können evtl. auch auf etwas hinweisen, „einen Sinn Symptome können evtl. auch auf etwas hinweisen, „einen Sinn
machen“machen“ Symptome treten in einem Kontext aufSymptome treten in einem Kontext auf Es gibt immer Es gibt immer AusnahmenAusnahmen „„Immer“ stimmtImmer“ stimmt in Zusammenhang mit einem Symptom in Zusammenhang mit einem Symptom nienie Der Mensch ist NICHT die DiagnoseDer Mensch ist NICHT die Diagnose Der Mensch bleibt ein eigenverantwortliches Individuum mit Der Mensch bleibt ein eigenverantwortliches Individuum mit
seinen Stärken, Ressourcen, Zielen, Vorstellungen, seinen Stärken, Ressourcen, Zielen, Vorstellungen, Hintergründen, Geschichten und ZukunftsideenHintergründen, Geschichten und Zukunftsideen
Dipl.med. Kerstin Abe
Dipl.med. Kerstin Abe
Dipl. med. Kerstin AbeDipl. med. Kerstin Abe
Historische Wurzeln Historische Wurzeln Anfang des 19.Jh. fehlte noch jede Übereinstimmung für eine diagnostische Ordnung seelischer Anfang des 19.Jh. fehlte noch jede Übereinstimmung für eine diagnostische Ordnung seelischer
KrankheitenKrankheiten GriesingerGriesinger oder oder NeumannNeumann lehnten Einteilungsversuche völlig ab: „…dass wir nicht eher an einen lehnten Einteilungsversuche völlig ab: „…dass wir nicht eher an einen
wirklichen Fortschritt in der Psychiatrie glauben werden, als bis man sich entschlossen haben wird, wirklichen Fortschritt in der Psychiatrie glauben werden, als bis man sich entschlossen haben wird, die ganze Klassifikation über Bord zu werfen. Es gibt nur eine Art von Seelenstörung. Wir nennen sie die ganze Klassifikation über Bord zu werfen. Es gibt nur eine Art von Seelenstörung. Wir nennen sie das Irresein…“ (Neumann 1859)das Irresein…“ (Neumann 1859)
KahlbaumKahlbaum beschrieb 1874 eher klinisch empirisch die Krankheitserscheinungen beschrieb 1874 eher klinisch empirisch die Krankheitserscheinungen WernickeWernicke (1848-1905) versuchte die Symptomatologie der Geisteskrankheiten aus den damals (1848-1905) versuchte die Symptomatologie der Geisteskrankheiten aus den damals
bekannten Eigenschaften des Gehirns abzuleitenbekannten Eigenschaften des Gehirns abzuleiten KleistKleist (1879 – 1960) verfolgte die von Wernicke vorgezeichnete hirnpathologisch- (1879 – 1960) verfolgte die von Wernicke vorgezeichnete hirnpathologisch-
psychopathologische Forschungsrichtung weiter –diese Ergebnisse sind besonders im Lichte der psychopathologische Forschungsrichtung weiter –diese Ergebnisse sind besonders im Lichte der modernen morphologischen und funktionellen Hirnforschung sehr interessant, aber leider in modernen morphologischen und funktionellen Hirnforschung sehr interessant, aber leider in Vergessenheit geratenVergessenheit geraten
KraepelinKraepelin unterschied 1896 die „Verblödungsprozesse“ (Dementia praecox, Katatonie, Demetia unterschied 1896 die „Verblödungsprozesse“ (Dementia praecox, Katatonie, Demetia paranoides) als durch Stoffwechselstörungen erworbene Geisteskrankheiten von den manisch-paranoides) als durch Stoffwechselstörungen erworbene Geisteskrankheiten von den manisch-depressiven Krankheiten und der Verrücktheit (Paranoia) als durch krankhafter Veranlagung depressiven Krankheiten und der Verrücktheit (Paranoia) als durch krankhafter Veranlagung entstandenen Geistesstörungenentstandenen Geistesstörungen
BleulerBleuler führte den Schizophreniebegriff an die Stelle der Dementia praecox ein – er folgte auch eher führte den Schizophreniebegriff an die Stelle der Dementia praecox ein – er folgte auch eher einer klinischen Beschreibungeiner klinischen Beschreibung
Kurt Schneider schuf als Erster ein operationales KlassifikationssystemKurt Schneider schuf als Erster ein operationales Klassifikationssystem Leonhard erfand vielseitige Beschreibungen, die kaum operationalisierbar waren und so in breiter Leonhard erfand vielseitige Beschreibungen, die kaum operationalisierbar waren und so in breiter
Praxis und Forschung nicht angewendet wurdenPraxis und Forschung nicht angewendet wurden
Dipl. med. Kerstin AbeDipl. med. Kerstin Abe
Neuzeitliche EinteilungenNeuzeitliche Einteilungen 1840 erstmals im Rahmen einer Volkszählung in der USA Daten über 1840 erstmals im Rahmen einer Volkszählung in der USA Daten über
psychische Krankheitenpsychische Krankheiten 1917 Entwurf der American Psychiatrist Association (APA) zur 1917 Entwurf der American Psychiatrist Association (APA) zur
Erhebung einheitlicher statistischer Daten in allen NervenklinikenErhebung einheitlicher statistischer Daten in allen Nervenkliniken 1933 erste Auflage der Standard Classified Nomenclatur of Diseases1933 erste Auflage der Standard Classified Nomenclatur of Diseases Erste Ausgabe des DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Erste Ausgabe des DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental
Disorders) 1952, DSM III 1980Disorders) 1952, DSM III 1980 1948 WHO erste Überarbeitung der ICD, erst in der ICD 6 Kategorien 1948 WHO erste Überarbeitung der ICD, erst in der ICD 6 Kategorien
für psychische Störungenfür psychische Störungen In der ICD 10 wurde der Begriff der Krankheit durch den Begriff der In der ICD 10 wurde der Begriff der Krankheit durch den Begriff der
„Störung“ ersetzt, mit der Begründung, dass man dadurch „den „Störung“ ersetzt, mit der Begründung, dass man dadurch „den problematischen Gebrauch von Ausdrücken wie Krankheit und problematischen Gebrauch von Ausdrücken wie Krankheit und Erkrankung vermeiden wollte“ Erkrankung vermeiden wollte“
Dipl. med. Kerstin AbeDipl. med. Kerstin Abe
KommunikationsschnittpunkteKommunikationsschnittpunkteFür die Psychiatrie sind die Diagnoseschlüssel der ICD Nummer F00.0 bis F 99 Für die Psychiatrie sind die Diagnoseschlüssel der ICD Nummer F00.0 bis F 99
relevantrelevantHierüber erfolgt die Kommunikation mitHierüber erfolgt die Kommunikation mit- KostenträgernKostenträgern- RententrägernRententrägern- KrankenhäusernKrankenhäusern- AmbulanzenAmbulanzen- GesundheitsämternGesundheitsämtern- Hilfssystemen wie Sozial-, Familien-, JugendhilfeHilfssystemen wie Sozial-, Familien-, Jugendhilfe- VersorgungsämternVersorgungsämtern- SozialgerichtenSozialgerichten- VersicherungenVersicherungen- Vor- und NachsorgeeinrichtungenVor- und Nachsorgeeinrichtungen- RehabilitationseinrichtungenRehabilitationseinrichtungen- BeratungsstellenBeratungsstellen- Medizinischen Diensten der Arbeitsämter und JobzentrenMedizinischen Diensten der Arbeitsämter und Jobzentren- etc.etc.
Die Genehmigung vieler sozialer Leistungen hängt unter anderem von der Die Genehmigung vieler sozialer Leistungen hängt unter anderem von der richtigen Wahl der Diagnose und der richtigen Beschreibung der so genannten richtigen Wahl der Diagnose und der richtigen Beschreibung der so genannten „Schwere des Krankheitsbildes“ ab.„Schwere des Krankheitsbildes“ ab.
Diagnosen sind also auch ein wichtiges Kommunikationsmittel, welches Diagnosen sind also auch ein wichtiges Kommunikationsmittel, welches nutzbringend für den Menschen eingesetzt werden kann.nutzbringend für den Menschen eingesetzt werden kann.
Dipl. med. Kerstin AbeDipl. med. Kerstin Abe
Medikamente als Medikamente als KommunikationsschnittpunktKommunikationsschnittpunkt
Menschen, die auf Psychopharmaka eingestellt worden sind, Menschen, die auf Psychopharmaka eingestellt worden sind, äußern häufig:äußern häufig:
„„Das hat mir geholfen“Das hat mir geholfen“Ein guter Ansatz, um ein Ressourcen erforschendes Ein guter Ansatz, um ein Ressourcen erforschendes
Gespräch zu beginnenGespräch zu beginnenMedikamente haben geholfen Medikamente haben geholfen was nochwas noch was nochwas noch was nochwas noch was nochwas noch ……………………..
KrankheitsbegriffeKrankheitsbegriffeEndogene PsychosenEndogene Psychosen
GemütskrankheitenGemütskrankheiten Bipolare affektive PsychosenBipolare affektive Psychosen
manisch-depressive Psychose(Störung) - Zyklothymiemanisch-depressive Psychose(Störung) - Zyklothymie
Unipolare affektive PsychoseUnipolare affektive Psychose
DepressionDepression
ManieManie MischzuständeMischzustände z.B. rapid cycler-tageweiser Wechsel zwischen den z.B. rapid cycler-tageweiser Wechsel zwischen den
PhasenPhasen
Dipl.med. Kerstin Abe
GeisteskrankheitenGeisteskrankheiten Schizophrenie (schizophrene Psychose)Schizophrenie (schizophrene Psychose) paranoid- halluzinatorische Schizophrenieparanoid- halluzinatorische Schizophrenie
katatone Schizophreniekatatone Schizophrenie
HebephrenieHebephrenie
Schizophrenia simplexSchizophrenia simplex
schizophrenes Residuumschizophrenes Residuum
MischpsychosenMischpsychosen schizoaffektive Psychoseschizoaffektive Psychose
sowohl Anteile an affektiven als auch an sowohl Anteile an affektiven als auch an
schizophrenen Symptomenschizophrenen Symptomen
Dipl.med. Kerstin Abe
Angst- und PanikstörungenAngst- und PanikstörungenPhobienPhobienPosttraumatische BelastungsstörungenPosttraumatische BelastungsstörungenPsychosomatische ErkrankungenPsychosomatische ErkrankungenSuchterkrankungenSuchterkrankungen stoffgebundene Süchtestoffgebundene Süchte Alkohol, Drogen, MedikamenteAlkohol, Drogen, Medikamente
nicht stoffgebundene Süchtenicht stoffgebundene Süchte Spiel-, Computer-, Kauf-, Arbeits-,Stehl-, Spiel-, Computer-, Kauf-, Arbeits-,Stehl-, usw. suchtusw. sucht
PersönlichkeitsstörungenPersönlichkeitsstörungenSexuelle StörungenSexuelle Störungen
Dipl.med. Kerstin Abe
Psychosen bei anderen Erkrankungen-Psychosen bei anderen Erkrankungen-hirnorganisch begründbare Psychosenhirnorganisch begründbare Psychosen
Hirnorganische Veränderungen, die zu Hirnorganische Veränderungen, die zu Psychosen führen könnenPsychosen führen können
MinderbegabungMinderbegabung
Schwachsinn-OligophrenieSchwachsinn-Oligophrenie
DemenzenDemenzen Morbus AlzheimerMorbus Alzheimer
Morbus PickMorbus Pick
MultiinfarktdemenzMultiinfarktdemenz
vaskuläre Demenzvaskuläre Demenz
Dipl.med. Kerstin Abe
GehirnerschütterungGehirnerschütterung Comotio cerebriComotio cerebri Contusio cerebriContusio cerebri
drogeninduzierte Psychosedrogeninduzierte Psychose
IntoxikationspsychoseIntoxikationspsychose
epileptische Psychoseepileptische Psychose
Psychose bei DelirPsychose bei Delir Alkohol- oder DrogenentzugsdelirAlkohol- oder Drogenentzugsdelir
Dipl.med. Kerstin Abe
Psychosen durch äußere Einflüsse – Psychosen durch äußere Einflüsse – symptomatische Psychosensymptomatische Psychosen
ausgelöst durch:ausgelöst durch:
MedikamenteMedikamente z. B. Lithium, Beta-Blocker, Säureblockerz. B. Lithium, Beta-Blocker, Säureblocker
MangelerscheinungenMangelerscheinungen z. B. Vitamin B 12, Kalium, Flüssigkeitz. B. Vitamin B 12, Kalium, Flüssigkeit
Schwangerschaft und WochenbettSchwangerschaft und Wochenbett
HormoneHormone z. B. Schilddrüsenhormonez. B. Schilddrüsenhormone
Operationen mit NarkoseOperationen mit Narkose
Dipl.med. Kerstin Abe
TherapieoptionenTherapieoptionen
medikamentöse Therapiemedikamentöse Therapie
●●Antidepressiva/ThymoleptikaAntidepressiva/Thymoleptika
●●AntipsychotikaAntipsychotika
●●TranquilizerTranquilizer
●●HypnotikaHypnotika
●●Medikamente zum Drogen- Medikamente zum Drogen- und Alkoholentzugund Alkoholentzug
nicht-medikamentösenicht-medikamentöse
TherapieTherapie
●●PsychotherapiePsychotherapie -tiefenpsychologisch-tiefenpsychologisch
-verhaltenstherapeutisch-verhaltenstherapeutisch
-systemisch-systemisch
-Gesprächspsychotherapie-Gesprächspsychotherapie
●●HypnotherapieHypnotherapie
●●EntspannungstechnikenEntspannungstechniken
●●kognitive Therapienkognitive Therapien
●●ErgotherapieErgotherapie
●●Katatymes BilderlebenKatatymes Bilderleben
●●GestalttherapieGestalttherapie
●●PsychoeduktaionPsychoeduktaion
●●Hipotherapie usw. usw. Hipotherapie usw. usw.
Dipl.med. Kerstin Abe
Wie kommen die Medikamente in die Psychiatrie?Die Anfangsgeschichte ist klinische Empirie
Erste Versuche der Behandlung von psychischen Auffälligkeiten waren-wegsperren und absondern-festbinden-unterkühlen-Zuckerschockses gab vor ca. 50 Jahren noch keine PsychopharmakaErste Medikamente wurden aus Antihistaminika(Mittel gegen Allergien) und Aniemetika(Mittel gegen Erbrechen) entwickeltEine weitere Möglichkeit sah man in den Schlafmitteln – hier als erstes Chloralhydrat Ein großer Fortschritt war dann die Entwicklung des Clozapins, welches heute noch eingesetzt wirdWeltweit werden noch heute die „typischen Antipsychotika“ eingesetzt zu einem hohen PREIS -Massive Nebenwirkungen auf die Motorik (Einwirkung auf eine Bindungsstelle des Dopamins, welches auch für die normale Funktion gebraucht wird)
Dipl. med. K. Abe
Wie könnte sich die Entwicklung darstellen lassen?
Alte Regeln der PsychiatrieAufbewahrung der chronifiziertennach der Meinung der Öffentlichkeitnicht zumutbaren Patientenin „Anstalten“
Neue Regeln der SozialpsychiatrieErmöglichen des Lebend außerhalb der Anstaltsmauernpharmakologiekritische Standpunkte
Einführung der Medikamente
Verantwortungsanerkennung der psychisch Kranke für sich selbst, die Wahl ihrer Behandlung und ihrer Lebensqualität
Einflussnahme der verschiedenen Behandlermentalitäten
Was geschieht eigentlich in den Hirnen-soweit es erforscht ist… oder
wie wirken Psychopharmaka???
Die meisten aktuellen Theorien haben mit Synapsen zu tun unter der Annahme, dass man auch krankhafte Synapsen annimmt.
Serotonerge Synapsen Noradrenerge Synapsen Dopaminerge Synapsen
AntipsychotikaAntidepressiva
Beteiligung an der Wirkung an Beteiligung an der Wirkung an
Dipl. med. K. Abe
Wie wirkt nun eigentlich Psychotherapie?
2000 Nobelpreis für Medizin an 3 Neurowissenschaftler: Arvid Carlson, Paul Geengard und Eric Kandel
E. Kandel: „ Soweit Psychotherapie oder Beratung effektiv sind und lang dauernde Veränderungen hervorrufen, geschieht dies, indem Veränderungen der Genexpression induziert werden“
Was soll das heißen?????????????????????
Die Mehrzahl der Gene eines Organismus ist nicht aktiv und wird durch spezielle Faktoren aktiviert(„eingeschaltet“), dadurch kommt es zur Bildung spezieller Eiweiße, die für neue Funktionen verantwortlich sind – wir lernen
Lernen ist ein wichtiger Mechanismus der Psychotherapie und dieser spezielle Faktor hat wiederum eine Rückwirkung auf die „Einschaltfunktion“
Dipl. med. K. Abe
Und wie ist es mit unserem eigenen Willen???
• Wer reagiert eigentlich zuerst- unser Wille oder unsere Biochemie?Durch bildgebende Untersuchungen (PET-Positronenemissionstomographie) und
funktionelle Kernspintomographie(fMRI) können Aktivitäten des menschlichen Gehirns dargestellt werden.
An vielen Untersuchungen von verschiedenen psychischen Krankheitsbildern (z. B. PTBS, Depressionen, generaliseirte Angst, Borderline Störungen) konnte dargestellt werden, dass alles Psychische aufs Engste mit spezifischen Vorgängen in bestimmten Hirnregionen verbunden ist
Wichtige Zentren des Einflusses auf psychische Veränderungen(das implizit-emotionale Gedächtnis) sind:
-die Amygdala – negative Gefühle- Der Nucleus accumbens - positive/negative Gefühle-der Hippocampus - Gedächtnisorganisation-das Vorderhirn, Locus coeruleus, Thalamus – Aufmerksamkeits- und
Bewußtseinssteuerung- Hyphathalamus – vegetative Funktionen
Dipl. med. K. Abe
Wie kann man sich vorstellen, das Psychotherapie aus neurowissenschaftlicher Sicht wirkt???
1. Stärkung der Ebene der Willensbildung Einfluss der spezifischen Kortexanteile auf die Amygdala und damit Impulskontrolle verstärkt Mildern der „falsch verdrahteten Netzwerke“ auf das Verhalten
2. Auflösen der „verknoteten Netzwerke“Umlernen3. Erleben andersartiger, positiver emotionaler Erfahrungen
anlegen von „Ersatzschaltungen“ in der Amygdala einkapseln der negativen Schaltungen eigener Zugang zu Handlungssteuerung
Therapie wäre damit die Induktion der Bildung von kompensatorischen Netzwerken.
Wenn die Therapie gut läuft, werden im Gehirn „Ersatzschaltungen“ angelegt und eine fragile Balance hergestellt (Roth u. Welzer 2006)
Dipl. med. K. Abe
Wie kann die Therapie in den Lernprozess eingreifen?Lernen kann als Reorganisation neuronaler Netzwerke angesehen
werden„Alle therapeutischen Veränderungen beruhen letztlich auf Veränderungen synaptischer
Übertragungseigenschaften. Die Übertragungseigenschaften können durch Bahnung verstärkt, durch Nichtbenutzung geschwächt werden. (Grawe 2004)
Therapie als Anregung von Kontextänderungen
Hemmung vondominanten Potentialen
„Bekanntes“„Benutztes“„weniger desselben“„alte Lösungsangebote“
Aktivierung/Bahnung von alternativen Potentialen
„Neues“„Verwirrendes“„Mehr des anderen“„neue Lösungsangebote“
LernenVerlernenDipl. med. K. Abe
Was ist, wenn alles schon vorher im Gehirn und der Biochemie vorgeschrieben ist??
Entscheidungen werden im gewissen Sinne unbewusst angebahnt, ABER sind noch nicht endgültig gefallen. (Soon et al 2008)
Man kann annehmen, dass in bestimmten Situationen (auch Krankheiten) die Fähigkeit, so zu entscheiden, wie es nützlich wäre, fehlt.
Eine Idee wäre es, diese Fähigkeit durch Maßnahmen zu schulen und somit eine nützliche Entscheidung zu treffen „Das Hirn muss nur offen für Bedeutung, für Gründe und Argumente sein, dann ist es in der Lage, über Kommunikation auf sich selbst zurückzuwirken, ein Feedback zu kreieren…“ (H.R. Fischer 2009)
Dipl. med. K. Abe
Wie wird es zukünftig alles verknüpft werden können???
• Enge Zusammenarbeit zwischen Neurowissenschaften, Psychotherapeuten und Pharmakoforschung
• Anerkennung der jeweiligen Erkenntnisse und Umsetzung in den jeweiligen Bereichen
• Systemische Therapie als Initiator von Bedeutungen, Gründen, Argumenten, die für das Gehirn die nützlichen Entscheidungen bahnen
• Systemische Therapie als Unterstützung der Menschen, den noch nicht selbst bestimmten Willen oder die sich noch anbahnenden Entscheidungen selbst bestimmt und nützlich zu gebrauchen
• Medikamente als Zugang und Balance der biochemischen Übertragungsprozesse
Dipl. med. K. Abe
Welche zukunftsträchtigen Fragen sollten wir diskutieren
Wie verhalten wir uns, wenn man Neurotransmitterspiegel quantitativ messen kann?-soll es mehr Medikamente geben-soll es mehr Psychotherapie geben-soll es beides mehr geben und in welcher „Dosis“-wird es noch eine ganz andere Lösung geben?Welche Auswirkungen hätten dann screening-Methoden, wie derzeit schon beim Diabetes mellitus?- Werden wir hier eingreifen- Werden wir früher oder später eingreifen- Wovon werden wir die Bedeutungsgebung abhängig machen- Werden wir nach Aufforderung messen oder arbeitenWie könnte dann ein Psychotherapie-setting aussehen- Helme mit fMRI- Vor der Therapie Blutentnahme- Willensbildung eingeteilt in 1. und 2. Ordnung- Klassisch, wie bisher- Noch was ganz anderesWelche Auswirkungen hätten zeitige oder späte Interventionen
Dipl. med. K. Abe
Wo wird unser Platz als Therapeuten und Berater sein???
Dipl. med. K. Abe
Dipl. med. Kerstin AbeDipl. med. K. Abe - isft Magdeburg
Wie sollten wir miteinander sprechen
??????????
Wertschätzung
• Was kann das andere Hilfesystem anbieten?• Womit hat man selber schon gute Erfahrungen
gemacht?• Was zeichnet den Gegenüber aus?• Von welchen Angeboten kann der Mensch
profitieren?• Welche Spezialisten will man ansprechen?• ……………………………..
Kompetenz
• Welche Kompetenzen sind im anderen Hilfesystem vorhanden?
• Wie kann eine Zusammenarbeit aussehen?• Welche Ideen bringen die Anderen ein?• Welche Verfahren/Therapie/Angebote
unterscheiden sich von meinen Angeboten?• ………………………………..
Vielseitigkeit
• Wie können die verschiedenen Angebote dem Betroffenen nützlich sein?
• Wie viel kann wer von wem bekommen?• Wofür sind die einzelnen System zuständig?• Wo sind die Grenzen?• Wo sind die Möglichkeiten?• Wo sind die Schnittpunkte?• Wer soll die Vielfalt im Blick haben?• …………………………………
Eigenverantwortlichkeitdes Klienten
• Was kann der Mensch beitragen?• Welche Vorstellungen hat er?• Was will er von wem, wie lange?• Was will er nicht?• Wann ist die Hilfe nicht mehr nötig?• Was will er lernen?• Wenn er eine Enttäuschung erlebt, welchen Nutzen hat er
davon?• Wie kann man Wünschen üben?• Wie zeigt sich jemand, dass er gerade diese oder jene
Hilfsangebote bekommt
Eigenverantwortlichkeit des Helfers
• Wie lasse ich mich einladen, meine Hilfe anzubieten?• Wann entscheide ich, andere Hilfssysteme mit zu
beteiligen?• Welche Hypothesen verfolge ich beim Kontakt mit
anderen Hilfssystemen?• Bleibe ich transparent und wertschätzend?• Wie gestaltet sich mein Blick auf das Nebeneinander,
Miteinander, Füreinander,.. Der Hilfssysteme?
Übung
• Wertschätzung
• Kompetenz
• Vielseitigkeit
• Eigenverantwortlichkeit des Klienten
• Eigenverantwortlichkeit des Helfers
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