evaluation des projekts lärmampeleinsatz in der grundschule · lärms der schüler/innen lärm der...

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Gesundheit und LeistungsfGesundheit und Leistungsfäähigkeit higkeit im Lehrerberuf erhalten und fim Lehrerberuf erhalten und föördernrdern

Projektförderung und fachliche Begleitung:

ö

Evaluation des ProjektsLärmampeleinsatz in der Grundschule

Margarete Kulik, Hans-Dieter Nolting IGES Institut Dr. med. Marianne Zühr-Gäbelein, Lothar Schmidt AMVZ Berlin

2

Übersicht

1. Interventionsziele

2. Material und Methoden2.1 Studiendesigns 2.2 Stichproben2.3 Instrumente und Analysen

3. Ergebnisse3.1 Prozessevaluation 3.2 Belastungsreduktion, Arbeitsfähigkeit, psychische Symptome3.3 Bewertung der Intervention durch die Teilnehmer3.4 Unterrichtsschallpegel

4. Schlussfolgerungen

3

1. Interventionsziele

Interventionsprogramm „Lärmampel“:

Kombination von

• Lärmampeleinsatz im Unterricht(9 Wochen Dauer)

und

• Aneignung didaktisch-methodischer Kompetenzen zur Beeinflussung deslärmrelevanten Schülerverhaltens (2-teiliges Didaktikmodul plus Abschluss-Workshop)

Didaktik-

modul

Workshop

Lärmampel-

einsatz

4

1. Interventionsziele

Wichtigste Interventionsziele und Studienhypothesen:

1 Erweiterung der didaktischen Kompetenzen der Lehrer/innen in Bezug auf Lärm und Lärmreduktion im Unterricht

2 Reduktion der subjektiv empfundenen Lärmbelastung und Beanspruchung des Sprechorgans

3 Reduktion psychischer Symptome und Beschwerden(im Sinne von arbeitsbedingten Stressfolgen)

4 Verbesserung der „Arbeitsfähigkeit“(im Sinne des „work ability“-Konstrukts von Tuomi et al. 2003)

5 Reduktion des messbaren Unterrichtsschallpegels

6 Positive Bewertung des Interventionsprogramms durchdie Teilnehmer/innen

5

Übersicht

1. Interventionsziele

2. Material und Methoden2.1 Studiendesigns 2.2 Stichproben2.3 Instrumente und Analysen

3. Ergebnisse3.1 Prozessevaluation 3.2 Belastungsreduktion, Arbeitsfähigkeit, psychische Symptome3.3 Bewertung der Intervention durch die Teilnehmer3.4 Unterrichtsschallpegel

4. Schlussfolgerungen

6

2.1 Studiendesigns

Interventionsziele:3 Reduktion psychischer Symptome und Beschwerden

(im Sinne von arbeitsbedingten Stressfolgen)4 Verbesserung der „Arbeitsfähigkeit“

(im Sinne des „work ability“-Konstrukts von Tuomi et al. 2003)

Randomisierte und kontrollierte Interventionsstudie

RTeilnehmer-innen

Randomisierung Starter(starten Intervention)

Warter(Kontrollgruppe)

Beginn Intervention

Nachhaltigkeits-Phase

(Follow-up)

Daten t-0(Prä)

Daten t-1(Post)

DatenFollow-up

7

2.1 Studiendesigns

Interventionsziel:

5 Reduktion des messbaren Unterrichtsschallpegels

Prä-post-Messungen der Unterrichtsschallpegel bei 50% der Probanden

RTeilnehmer-innen

Randomi-sierung

Starter

Warter

Prä-Messung

R

R

ohneLärmmessung

mitLärmmessung

ohneLärmmessung

mitLärmmessung

Post-Messung

Prä-Messung

Post-Messung

Nachhaltigkeits-Phase (Follow-up)

Follow-up-Messung

8

2.1 Studiendesigns

Interventionsziele:

3 Reduktion der subjektiv empfundenen Lärmbelastung und Beanspruchung des Sprechorgans

1 Erweiterung der didaktischen Kompetenzen der Lehrer/innen in Bezug aufLärm und Lärmreduktion im Unterricht

6 Positive Bewertung des Interventionsprogramms durch die Teilnehmer/innen

Ergänzende Fragebogenerhebungen:

- Im Zusammenhang mit den Didaktik-Fortbildungen (Prozessevaluation)

- Als Bestandteil der im Design vorgesehenen Datenerhebungen

9

2.2 Stichproben

Einschlusskriterien:• Grundschullehrer/innen, die im Studienzeitraum eine 2. Klasse unterrichten• Jahrgang 1944 oder jünger• (Angabe einer subjektiven Lärmbelastung im Screeningfragebogen)

Grundgesamtheit:• 1.329 Lehrer/innen aus 420 Berliner Grundschulen

Zwei zeitlich versetzte und räumlich getrennte Rekrutierungsphasen:• Mai/Juni 2005 bzw. No./Dez. 2005, jeweils 6 Berliner Großbezirke

Teilnehmergewinnung mit Unterstützung der Senatsverwaltung:• Liste aller Grundschulen• Telefonische Ermittlung der Lehrer/innen, die eine 2. Klasse unterrichten• Zusendung Informationsmaterial und Screeningfragebogen• Einladung der Responder zu Informationsveranstaltungen

10

2.2 Stichproben

EinladungInfo-VeranstaltungInteressenten Teilnehmer

Einschluss-kriterien

Randomi-sierung

N=160 plusReserve

N > 200

EinladungInfo-VeranstaltungInteressenten Teilnehmer

Einschluss-kriterien

Randomi-sierung

N=202(15%) N=188 N=166

Plan

Realität

N = ca. 400 (30%)

11

2.2 Stichproben

Starter

Warter

Daten t-0 (Prä)N = 166

N = 80

N = 86

Lärmampel-Programm

Wartephaseohne Intervention

N = 72

N = 58

Daten t-1 (Post)N = 130

Follow-up-DatenN=66

Nachhaltigkeits-phase

(Follow-up)N = 39

N = 27 Nachhaltigkeits-

phase(Follow-up)

(...)

12

2.2 Stichproben

Charakteristika der Teilnehmer-Stichprobe• 96% Frauen (160/166)

• Altersspanne von 33 bis 61 Jahren, Durchschnitt 47,6 Jahre

• Durchschnittlich 21,7 Jahre im Schuldienst

• 75,9 % Vollzeit-Beschäftigte

13

2.2 Stichproben

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Bin gereizt wegen desLärms der

Schüler/innen

Lärm derSchüler/innen im

Unterricht ist zu groß

trifft nicht zu manchmal oft immer

101 Lehrer/innen (60,8%) werden aufgrund der Prä-Daten als „lärmbelastet“ klassifiziert, 65 (39,2%) als „unbeeinträchtigt“.

14

2.2 Stichproben / Methodik

Messungen des Unterrichtsschallpegels• Ausgangsstichprobe:

80 teilnehmende Lehrer/innen, per Zufall aus der Gesamtstichprobe von166 Teilnehmer/innen gezogen

• Messungen vor und nach dem Lärmampeleinsatz sowie teilweise am Ende der NachhaltigkeitsphaseJede Messung über zwei Unterrichtsstunden (2mal 45 min)

• Standardisierte Bedingungen:gleicher Klassenraum, Schülerzahl, Unterrichtsfach, Unterrichtsmethode

• EDV-gestützte Ereignisprotokollierung während der Messungen:Frontalunterricht, Störgeräusche, Disziplinierungen usw.

• Auswertbare Pegelmessungen:37 Lehrerinnen: 37 Prä-, 37 Post- und 15 Follow-up-Messungen

15

2.3 Instrumente und Analysen

Interventionsziele:3 Reduktion psychischer Symptome und Beschwerden

(im Sinne von arbeitsbedingten Stressfolgen)

4 Verbesserung der „Arbeitsfähigkeit“(im Sinne des „work ability“-Konstrukts)

General HealthQuestionnaire (GHQ-12)

Arbeitsbewältigungsindex(WAI Kurzversion deutsch)

Varianzanalyse mit Messwiederholungen zur Prüfung auf Mittelwertunterschiede innerhalb und zwischen den Untersuchungsgruppen

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2.3 Instrumente und Analysen

Interventionsziel:

5 Reduktion des messbaren UnterrichtsschallpegelsSchallpegelmesser NOR 118

Audio-Aufzeichnung perMikrofon

EDV-unterstütztesEreignisprotokoll

Messung des Schallpegels jede Sekunde; Umrechnung: Leq 45 min dB(A) (energieäquivalenter Dauerschallpegel im Bezugszeitraum 45 min).

Varianzanalysen mit Messwiederholung:

• abhängige Variable: Leq 45 min dB(A) der Unterrichtsstunde

• Analyse 1: 22 Lehrer/innen mit Prä- und Post-Messung

• Analyse 2: 15 Lehrer/innen mit Prä-, Post- und Follow-up-Messung

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Übersicht

1. Interventionsziele

2. Material und Methoden2.1 Studiendesigns 2.2 Stichproben2.3 Instrumente und Analysen

3. Ergebnisse3.1 Prozessevaluation 3.2 Belastungsreduktion, Arbeitsfähigkeit, psychische Symptome3.3 Bewertung der Intervention durch die Teilnehmer3.4 Unterrichtsschallpegel

4. Schlussfolgerungen

18

3.1 Prozessevaluation

Bewertung der Anwendungsmodule Didaktik 1 und 2

1,9

1,8

1,9

2,1

1,9

1,9

1,8

2,0

2,3

1,0 2,0 3,0 4,0 5,0

Theaterstück

Arbeiten mit stummen Signalen

Arbeiten mit Verhaltensanweisungen und Ritualen

Unterrichtsstunde "Wir können auch leise lernen"

5. Stunde: Lärmampel als Konditionierungsinstrument

4. Stunde: Unterscheiden lernen

3. Stunde: Lautstärke als Störfaktor erkennen

2. Stunde: Erkunden der Lärmampel

1. Stunde: Die Ampel als zu entdeckendes Element

Durchschnittsnoten: 1 "sehr gut" bis 5 "mangelhaft

19

3.1 Prozessevaluation

0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% 100,0%

Überprüfungssequenzen

Übungssequenzen

AbgrenzungUnterrichtsphasen

Sonstige Strategien (z.B.Körperübungen)

SituationslernenLautstärkeverhalten

Stumme Signale

Neue Rituale

Neue Verhaltensregeln

Lärmampelphase

Nachhaltigkeitsphase

Anteil Lehrerinnen, der die betreffende Strategie nutzt

20

3.1 Prozessevaluation

21,6%

57,8%

73,8%

37,5%

4,6%

4,7%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Konnte meineKompetenzen im Hinblick

auf Strategien zurLärmreduzierung

erweitern

Diskutiere jetzt häufigermit Kollegen/innen über

Lärmreduzierung imUnterricht

trifft nicht/eher nicht zu trifft eher zu trifft völlig zuFollow-up-Befragung

21

3.2.1 Reduktion subjektive Belastung

49,2%

61,6%

48,4%

41,3%

36,9%

45,3%

9,5%

6,3%

1,5%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Zuversicht bzgl.längerfristig anhaltenden

Erfolgs

Ablauf des Unterrichts istdeutlich strukturierter

geworden

Lehrerin konnteLautstärke im Unterricht

stark reduzieren

trifft nicht/eher nicht zu trifft eher zu trifft völlig zuFollow-up-Befragung

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3.2.1 Reduktion subjektive Belastung

0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% 100,0%

Follow-up

Post-Messung-Starter

Post-Messung-Warter

Prä-Messung

trifft oft zu

trifft immer zu

45,0 %

29,6 %

19,6 %

17,5 %

"Die stimmliche Belastung durch lautes Sprechen in dieser Klasse ist zu hoch."

n.s.

23

3.2.2 Arbeitsfähigkeit

WAI-Summenscores: 7-27: schlecht 28-36: mittelmäßig 37-43: gut 44-49: sehr gut

Starter(N=72)

Warter(N=58)

37,92(6,07)

37,96(4,56)

38,17(6,20)

38,43(5,27)

Prä Post

+ 0,25

p = 0,69

+ 0,47

p = 0,43

p = 0,80

Fazit:

Kein Interventions-effekt feststellbar.

Auch keine Effekte bei Analyse nach den Subgruppen „lärmbelastet“ vs. „unbeeinträchtigt“bzw. <=50 vs. >50 Jahre

24

3.2.3 Psychische Symptome

Dichotomes GHQ-Scoring: Score-Wert zwischen 0 und 12 <= 4: unauffällig > 4: auffällig

Starter(N=72)

Warter(N=58)

1,71(2,66)

2,19(2,77)

1,64(2,97)

1,30(2,11)

Prä Post

- 0,07

p = 0,84

- 0,89

p = 0,02 (*)

p = 0,12

Fazit:

Kein Interventions-effekt feststellbar.

Auch keine Effekte bei Analyse nach den Subgruppen „lärmbelastet“ vs. „unbeeinträchtigt“bzw. <=50 vs. >50 Jahre

25

3.3 Bewertung durch Teilnehmer/innen

9,1%

13,2%

59,1%

59,7%

24,2%

20,9%

4,5%

3,9%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Follow-up (N=66)

Post-Intervention (N=127)

nicht teilweise fast vollständig erreicht

Ziele, die ich mit der Teilnahme am Projekt erreichen wollte, habe ich...

26

3.3 Bewertung durch Teilnehmer/innen

0,0%

0,8%

43,1%

36,2%

56,9%

63,0%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Follow-up (N=65)

Post-Intervention (N=127)

Nein, auf keinen Fall Ja, eventuell Ja, auf jeden Fall

Würden Sie anderen Lehrer/innen empfehlen das Lärmampel-Programm wahrzunehmen?

27

3.4 Unterrichtsschallpegel

Analyse 1(N=22)

Analyse 2(N=15)

66,1 dB(A)(4,1)

66,1 dB(A)(4,7)

63,7 dB(A)(4,2)

64,7 dB(A)(3,8)

Prä Post

- 2,4 db(A)

p = 0,009

- 10,5 dB(A)

p < 0,0001

55,6 dB(A)(11,4)

Follow-up

28

Übersicht

1. Interventionsziele

2. Material und Methoden2.1 Studiendesigns 2.2 Stichproben2.3 Instrumente und Analysen

3. Ergebnisse3.1 Prozessevaluation 3.2 Belastungsreduktion, Arbeitsfähigkeit, psychische Symptome3.3 Bewertung der Intervention durch die Teilnehmer3.4 Unterrichtsschallpegel

4. Schlussfolgerungen

29

4. Schlussfolgerungen

• Die subjektive Belastung durch Lärm im Unterricht ist bei der Hälfte der Teilnehmer/innen zurück gegangen.

• Der Anteil mit hoher Beanspruchung des Sprechorgans ist mehr als halbiert worden.

• Die konzeptionellen Inhalte und die praktische Relevanz der vermittelten Kompetenzen wurden positiv beurteilt.

• Zahlreiche Techniken und Strategien zur Lärmreduktion wurden von den Teilnehmer/innen in die Unterrichtspraxis transferiert.

• Bezüglich der mit Standardinstrumenten gemessenen Konstrukte „psychische Symptome“ sowie „Arbeitsfähigkeit“ lassen sichkeine Effekte feststellen.

30

4. Schlussfolgerungen

• Das Interventionsprogramm und seine Durchführung durch dasAMVZ wurden von den Teilnehmer/innen positiv bewertet.

• Obwohl die Befragten ihre persönlichen Ziele häufig nur teilweiseerreichen konnten, besteht eine sehr hohe Weiterempfehlungs-bereitschaft für das Programm.

• Die Lärmmessungen zeigen bereits unmittelbar nach der Lärmampelphase einen verminderten Unterrichtsschallpegel.

• Die Daten deuten darauf hin, dass sich der Effekt in der Nachhaltigkeitsphase noch verstärkt.

31

4. Schlussfolgerungen

Zur Interpretation der Evaluationsergebnisse:

• Etwa 40 % der Teilnehmer gaben an, dass Lärm, der von den Schülern ausgeht, kein nennenswertes Problem für sie darstellt.

• Sämtliche Prä-Messungen mit den Standardinstrumenten zeigen, dass es sich bei den Teilnehmer/innen um durchschnittlichgesunde Stichproben handelte.

• Bei Gesunden bzw. wenn kein Problem existiert, ist es schwer noch Verbesserungen zu erzielen.

Die Lärmampel-Intervention kann aus unserer Sicht für einen breiten Einsatz in Grundschulen empfohlen werden.

32

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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