theorie i – bildtypen und analyseverfahren fabian helm
Post on 06-Apr-2016
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Theorie I – Bildtypen und AnalyseverfahrenFabian Helm
Inhalt• Warum brauchen wir eine intensive Auseinandersetzung mit
Bildern?• Arten von Bildern• 3 Stufen der Bildinterpretation• Bildbeschreibung• Bildanalyse• Bildinterpretation
• Interpretationshilfsmittel• Stärken und Schwächen von Bildern• Eigene Interpretationen
Warum brauchen wir eine intensive Auseinandersetzung mit Bildern?• Ständiger Kontakt mit Bildern in sämtlichen Medien (Film,
Fernsehen, Internet, Printmedien)• Ständiger Konsum führt schnellem und flüchtigem
Wahrnehmen• Bilder werden verwendet, da Texte alleine nur ungenaue
Bilder in den Köpfen entstehen lassen• Bilder erwecken der Eindruck, die Wirklichkeit abzubilden• Voraussetzung für eine intensive Auseinandersetzung ist ein
langes Betrachten• Intensität statt Quantität –> dem schnellen Konsum
entgegenwirken
Arten von Bildern• 2 grundlegende Bildtypen: • Zeitgleiche Bilder: nehmen das Dargestellte aus der Gegenwart
• Personenbilder• Ereignisbilder• Alltagsbilder• Landschafts- und Stadtbilder• Plakate• Karikaturen• Zeichnungen und Malerei
• Geschichtsbilder: stellen Thematik der Vergangenheit dar• Historienbilder• Rekonstruktionszeichnungen• Historische Comics
3 Stufen der Bildbeschreibung
• Verfahren entwickelt von Panofsky in 30ger Jahren• Gibt einen methodisch abgesicherten Leitfaden
und begründete Regeln • Schärft den Blick, sensibilisiert die
Wahrnehmung, erhöht die Kritikfähigkeit• Relativiert das Konsumverhalten beim
Betrachten von Bildern• Bewusste Verlangsamung der Bildwahrnehmung
Stufe I: Bildbeschreibung
• Wahrnehmen und erkennen von Gegenständen, Motiven und Figuren• Erkennen von Ausdrücken und Posen bei
Personen• Wahrnehmen und beschreiben der Atmosphäre
eines Bildes• Beschreibung von Eindrücken und Gefühlen
sowohl beim Dargestellten als auch beim Betrachter
Bildbeschreibung - Hilfsmittel• Gattung bzw. Darstellungstechnik: Skulptur, Münze, Gemälde, Foto• Inhaltlicher Bildtypus: Personenbild, Landschaftsbild, Reklame,
Plakat• Größe und Präsentationsform: Einzelbild oder Reihe, privat oder
öffentlich• Komposition: Bildaufbau, Vorder-, Mittel-, Hintergrund,
Anordnungsschemata, hervorstechende Einzelelemente• Perspektive: Frosch- oder Vogelperspektive, Zentralperspektive,
Blickrichtung der Personen • Proportionen der Bildelemente• Lichtführung: Hervorhebung durch besondere Beleuchtung• Farbigkeit: dominante Farben, Farbkontraste oder Ton-in-Ton,
Farbflächen, Muster
Beschreibung - Beispiel
Stufe II - Bildanalyse
• Enthüllung von Themen und Vorstellungen, die mit bestimmten Motiven oder Allegorien gemeint sind• Dazu sind Vorkenntnisse der Kulturwelt und der
Zeit vonnöten• Erschließen von Thema und Inhalt• Identifikation von Personen• Untersuchung der Darstellungsmittel
(Komposition, Technik, Perspektive, Farben, Symbole, etc.)
Bildanalyse - Beispiel
Stufe III - Bildinterpetation
• Eigentliche Bedeutung des Kunstwerkes wird erschlossen• Zusammenfassende Bildaussage im
Entstehungskontext• Interpretationen müssen nicht vom Künstler
intendiert sein der kann von der eigenen Intention abweichen
Interpretation - Hilfsmittel• Herkunft: Woher stammt das Bild? Wo und in welchem
Rahmen ist es veröffentlich worden? • Hersteller: Wer hat das Bild angefertigt? Wer ist der
Auftraggeber? Warum wurde das Bild gemacht?• Kontext: Was lässt sich herausfinden über die
Begleitumstände der Anfertigung des Bildes und über die Veröffentlichung?
• Adressaten/Rezeption: Welche Gruppen waren als Adressaten des Bildes beabsichtigt? Wie haben Zeitgenossen das Bild beurteilt? Wurde über das Bild in anderen Medien diskutiert? Hat sich die Rezeption über einen längeren Zeitraum hin verändert?
Beispiel - Hersteller
Beispiel - Kontext
Beispiel - Adressatenkreis
Motivanalyse – Zeichentheorie• Zeichentheoretisch semiotische Analyse: konzentriert sich auf
den Code und die Rhetorik eines Bildes; einzelne Bildelemente werden allgemein bekannten Bildrepertoires, Zeichenvorräten oder Bildsprachen zugeordnet (z. B. dem Repertoire des Vaterländischen, des Femininen oder der Werbung) Welche bildrhetorischen Figuren (z. B. Metaphern) kann man in Anlehnung an die Rhetorik der Sprache identifizieren? Im Mittelpunkt steht die Frage: Wofür argumentiert das Bild und wie tut es das?
Motivanalyse - Ikonographie• Ikonographisch-ikonologische Motivanalyse: Identifizierung
von Bildgegenstand, vorliegenden Symbolen und Allegorien; Einordnung des Bildes in den Kontext seines Entstehungszusammenhanges; Klärung des symbolischen Gehalts des Bildes. Welche Einstellungen, Werte und Prinzipien lassen sich aus dem Bild herauslesen? In welchem Bezug stehen sie zu durch andere Quellen bekannten Einstellungen und Werten des Entstehungszeitraumes? Was kann uns das Bild sagen zum Denken, Fühlen und Handeln der Menschen dieser Periode?
Motivanalyse - Funktionalistisch• Funktionalistische Motivanalyse (diskursanalytische und
systemtheoretische Methoden): Im Mittelpunkt stehen der Bildbetrachter und sein „Blick“. Welche Funktion hat das Bild im Hinblick auf den Betrachter und die Gesellschaft? Wie reproduzieren Bilder gesellschaftliche Diskurse, wie beeinflussen oder generieren sie diese? Wie wird die Ordnung der Gesellschaft abgebildet? Häufig verwendet bei Untersuchungen zur Darstellung von Rasse, Klasse, Geschlecht und Körper.
Stärken von Bildern• Bilder halten die Zeit an. Sie konservieren flüchtige
Augenblicke. Dadurch liefern sie Existenzbeweise.• Bilder überwinden Sprachbarrieren. Das Lesen von Bildern ist
zwar kulturabhängig, jedoch nicht an Sprache gebunden. • Bilder füllen abstrakte Begriffe mit Anschauungen. Durch die
Darstellung von Begriffen im konkreten Raum und in Verbindung mit Umwelt und Kontext werden Begriffe inhaltlich gefüllt und sogar erweitert.
• Bilder machen das imaginäre sichtbar, vor allem in Zeichnungen.
„Der Verrat der Bilder“ von René Magritte
Schwächen von Bildern• Bilder erwecken den Anschein, die Realität exakt zu zeigen,
dennoch bleiben sie lediglich Abbilder. • Bilder sind nicht-narrativ, d.h. sie sind zeitlos. Vorher und
danach gibt es nicht. Prozesse werden zu Zuständen und Handlungen zu Posen.
• Bilder zeigen nur konkrete Dinge. Eine Darstellung von abstrakten Dingen ist nicht möglich. Das wir trotzdem Begriffe zu Bildinhalten bilden, verdanken wir unserem Verstand.
• Bilder können keine Negationen ausdrücken. • Ein Bild kann keine Aussage über die Häufigkeit der Ereignisse
machen. • Bilder verzerren die wahren Größenverhältnisse der Realität.• Bilder reduzieren die Realität auf Linien, Flächen und Farben.
Arbeitsaufgaben • Erscheinungssinn: Beschreibt das Bild! Nennt nur das, was ihr
sehen könnt. Lasst euren besonderen Vorwissen beiseite. Wer die dargestellten Personen sind, lässt sich nicht aus dem Bild ablesen.
• Bedeutungssinn: Analysiert das Bild! Jetzt könnt ihr euer Vorwissen einbringen. Analysiert die Bildsemantik.
• Dokumentensinn: Das Bild ist ein historisches Dokument. Wofür steht es? Warum wird gerade das, was ihr seht, dargestellt? Welche besondere Bedeutung und welche Wirkung hat das Dargestellte?
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