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Post on 12-Dec-2015
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Lohngleichheit für Frauen: Der kleine Unterschied
Am „Equal Pay Day“ wird alle Jahre wieder die Einkommenskluft zwischen Männern und Frauen beklagt.
Dabei haben es Frauen selbst in der Hand, die Verdienstlücke zu schließen - schließlich haben sie es auch
größtenteils selbst verschuldet.
20.03.2015, von Sven Astheimer
Es gibt Debatten, die kehren im Jahresrhythmus wieder. Die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen
ist so ein Thema. Denn an diesem Freitag ist wieder „Equal Pay Day“ […]. Das Statistische Bundesamt ist
deswegen zu Wochenbeginn mit der Meldung herausgekommen, dass die Einkommenskluft zwischen den
Geschlechtern mit 22 Prozent unverändert groß geblieben ist. Wenn Männer ein Fünftel mehr verdienen als
Frauen, klingt das zunächst nach einer himmelschreienden Ungerechtigkeit, was wiederum den
Regulierungsdrang der Politik entfacht. Kein Wunder, dass Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig
gerade an einer Vorlage für ein „Entgeltgleichheitsgesetz“ arbeitet. […] Ein Großteil des Lohnunterschieds
lässt sich durch verschiedene Einflussfaktoren gut begründen. Bündelt man diese Erklärungen, kommt man
unweigerlich zu einem Schluss: Frauen haben sich diese Verdienstlücke größtenteils selbst eingebrockt. Im
Umkehrschluss heißt das aber auch: Sie haben es selbst in der Hand, daran etwas zu ändern.
Frauen lassen sich schwer für Technikberufe begeistern
Da wäre vor allem die Wahl von Branchen und Berufen. Denn die Entgelte variieren zwischen den einzelnen
Wirtschaftsbereichen enorm. […] Theoretisch könnte man natürlich das Gehaltsgefälle zwischen den
Branchen einfach verbieten. Ein derart tollkühner Frontalangriff auf die Tarifautonomie fiele aber wohl selbst
der großen Koalition nicht ein. Also heißt die Antwort: Wenn Frauen besser bezahlt werden wollen, müssen
sie häufiger dort arbeiten, wo Männer es schon tun.
Es ist auch nicht so, dass Arbeitgeber in der Industrie etwas gegen Mitarbeiterinnen hätten. Im Gegenteil, seit
Jahren versucht die Wirtschaft gerade Mädchen für Technikberufe zu begeistern. Doch der Erfolg von Girls
Day & Co. stellt sich nur langsam ein. Der beliebteste Ausbildungsberuf war in diesem Jahr der für
Bürokaufleute. Frauenanteil: 74 Prozent. Wenn es junge Frauen überhaupt in die Industrie zieht, dann auch
dort nur an den Schreibtisch. In den klassischen Lehrberufen hat sich nichts verändert. Angesichts marginaler
Frauenanteile würden wohl selbst die politisch Korrektesten von „Industriemechaniker“ (6 Prozent),
„Kraftfahrzeugmechatroniker“ (5) und „Elektroniker“ (2) sprechen.
Auch an den Hochschulen gestaltet sich der Wandel zäh. Männer wählen noch immer wesentlich häufiger die
techniklastigen Studiengänge als Frauen. […] Einige Entwicklungen lassen aber hoffen. So meldet der
Branchenverband Bitkom, dass sich mittlerweile 23 Prozent der Mädchen vorstellen können, später einmal
im IT-Bereich ihr Geld zu verdienen – unter den Jungen sind es 27 Prozent.
Selbstbewusst die eigenen Interessen vertreten
Daneben gibt es einen weiteren wichtigen Grund für die Gehaltskluft: Frauen tragen in der Familie nach wie
vor den Großteil der Kosten für die Kindererziehung. Mit dem ersten Kind kommt der große Einschnitt, weil
die Rückkehr in den Beruf meist bloß in Teilzeit erfolgt. […] Mit 20 Stunden in der Woche lässt sich
bestenfalls der Besitzstand wahren. Die nächste Stufe auf der Karriereleiter wird unendlich hoch. […] Mehr
Kinderbetreuungsangebote und Teilzeitmodelle in Richtung 30-Stunden-Woche helfen aber, den Spagat
zwischen Kindern und Karriere künftig besser zu bewältigen.
Bereinigt um diese Faktoren, schrumpft der große Unterschied zwischen den Geschlechtern zum kleinen. Etwa
7 Prozent Verdienstunterschied bleiben. Hier heißt es kämpfen. Von den Männern können die Frauen lernen,
selbstbewusst über das eigene Gehalt zu verhandeln, statt bescheiden darauf zu setzen, dass die eigenen
Qualitäten schon erkannt und honoriert werden. […]
Zugegeben: Es wäre eine andere Gesellschaft, in der zunehmend Mädchen in Overalls in Werkstätten an Autos
herumschrauben, Programmiererinnen mit ihren Einstiegsgehältern den Personalmanagern die Tränen in die
Augen treiben und Männer nicht mehr selbstverständlich davon ausgehen können, dass die Sozial- und
Pflegedienste auch ohne ihr Zutun geleistet werden. Doch es ist das gute Recht der Frauen, darauf
hinzuarbeiten. Dafür gibt es kein Gesetz.
Gekürzt und leicht verändert aus http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/equal-pay-day-2015-
lohngleichheit-fuer-frauen-13486883.html
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