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Professor Dr. Dr. h.c. Rudolf Lenz ∙ Restaurierungsprojekte in Schlesien
Restaurierung des Portals des Rybisch-Hauses in Breslau
(Beginn: 1997 / Fertigstellung: 1997)
Über das Projekt berichtet ein Aufsatz, der in: Orbis Linguarum, 7 (1997) S. 167‐196, erschienen ist.
Zur Restaurierung des Portals des Rybisch
Hauses in Breslau von Rudolf Lenz
Fotografien aus dem Jahre 1986, dem Jahr unseres zweiten Aufenthaltes an der Universitätsbibliothek Breslau[1] [...] das Renaissance‐Portal des Rybisch‐Hauses in der ehemaligen Junkernstraße, die heute ul. Ofiar Oswiecimskich heißt und die Schweidnitzer Straße (ul. Swidnicka) mit der Schloßstraße (ul. E. Gepperta) verbindet. Fehlinformationen aus der Vor‐kriegszeit folgend, stellte uns der polnische Stadtfüh‐rer das Rybisch‐Haus irrtümlich als Lessing‐Haus vor, da hier Gotthold Ephraim Lessing während seiner Zeit als Sekretär von General Friedrich Bogislaw von Tauentzien gewohnt habe. Unberührt von diesem his‐torischen Irrtum schlug uns das ansehnliche und reich geschmückte Portal in seinen Bann, das ein sehr frühes Kunstwerk der Renaissance in Breslau, wenn nicht in tota Silesia gewesen sein dürfte, wie uns ne‐ben dem Eingang die in der Konche hinter dem wap‐penhaltenden Löwen eingemeißelte Jahreszahl 1530 verriet.
Das Portal befand sich in einem beklagenswerten Zu‐stand: Aufgrund der Umweltbelastungen war es voll‐ständig mit einer falschen Patina aus Ruß, Schmutz und Staub überzogen. Erhabene Stücke der Kannelie‐rung waren herausgebrochen, allenthalben konnten wir Kreideschmierereien feststellen, das Portraitme‐daillon des Erbauers im linken Arkadenzwickel muß‐te erst kurz zuvor abgeschlagen worden sein, wie die noch frische Bruchstelle bezeugte. Der rostende Ring im Maul des Löwens verfärbte durch die vom Regen ausgelösten Korrosionspartikel den unteren Teil des Körpers. Die kleine Öffnung rechts unten neben dem Portal, früher wohlverschlossen[2], war geöffnet und mit Unrat gefüllt. Kurzum: Das Portal erwies sich als Spiegelbild des desaströsen Zustandes, in dem sich die Stadt Breslau, ja die gesamte Region Niederschle‐sien zu jener Zeit befand.
Trotz der Fülle der Arbeit, die unser in der Universi‐tätsbibliothek harrte, versuchten wir noch vor Ort erste Informationen zu dem Portal, dem Gebäude und seinem Erbauer zu erhalten. Rasch ermittelten wir, dass Heinrich Rybisch, Königlicher Rat und Rent‐meister für Schlesien und die Lausitz, das Haus zwi‐schen 1526 und 1531 hatte errichten lassen. Eine Lei‐chenpredigt hingegen, die seinen Lebensweg nachge‐zeichnet hätte, fanden wir weder in Breslau noch in anderen schlesischen Archiven und Bibliotheken.
Während der folgenden Archiv‐ und Bibliotheksrei‐sen nach Breslau und Schlesien von 1988 bis 1991 führte in der Regel der erste Weg nach der Ankunft in Breslau in die ehemalige Junkernstraße zum Haus von Heinrich Rybisch, zu dem und vor allem zu des‐sen Portal sich in all diesen Jahren ein ganz besonde‐res Verhältnis der Verantwortung zu entwickeln be‐gann. Bedrückend war zu sehen, dass bei jedem Be‐such das Portal weitere Beschädigungen aufwies, dass die das Portal flankierenden Pilaster als Fahr‐radständer dienten, wodurch die filigranen Darstel‐lungen an ihrem unteren Teil in Mitleidenschaft gezo‐gen wurden, und dass Erosionsprozesse die oberen Schichten der Sockelteile abzulösen begannen, die auch noch zu Formenverlusten führten. Wenn nicht Abhilfe geschaffen würde, stand zu befürchten, dass dieses Bauwerk, das "zu den schönsten Portalen nicht nur Breslaus, sondern Deutschlands"[3] zählte und einst "ohne Frage an Reichthum und Schönheit unter allen gleichzeitigen bürgerlichen Privatbauten Deutschlands ohne Gleichen"[4] gewesen war, dem allmählichen Zerfall preisgegeben sein würde.
1989 fand ein erstes Gespräch mit der damaligen Lei‐tung der Universität Breslau statt, während dem der Rektor, Herr Professor Mieczyslaw Klimowicz, und die Prorektorin für Internationale Zusammenarbeit, Frau Professor Bronislawa Morawiecka, ihr großes Interesse an einer Sicherung und Restaurierung des Portals äußerten, solche Arbeiten aber in die Zustän‐digkeit der Stadt verwiesen, in deren Besitz sich das Gebäude zu jener Zeit befand. In der nun folgenden
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Phase des demokratischen Umbruchs in Polen mit all seinen Implikationen war es ‐ trotz zahlreicher Ver‐suche ‐ nicht möglich, das Stadtpräsidium zu einem Gespräch über die Restaurierung des Portals zu ge‐winnen. Die Tagespolitik ‐ die hohe Inflationsrate, die beginnende Massenarbeitslosigkeit, die zu einer Ver‐armung weiter Schichten der Bevölkerung führte, so‐wie die ersten halbdemokratischen Wahlen ‐ überla‐gerte 1989 und 1990 alle Anstrengungen, das in Breslau noch vorhandene deutsche kulturelle Erbe den Stadtoberen nahezubringen. Erst die am 17. Juni 1991 bevorstehende Unterzeichnung des Vertrages "über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zu‐sammenarbeit" durch den deutschen Bundeskanzler und den polnischen Ministerpräsidenten ebnete den Weg zu einem Gespräch mit den stellvertretenden Stadtpräsidenten Obremski am 6. Juni desselben Jah‐res. Auch der Vizepräsident anerkannte die dringend notwendige Restaurierung des Portals, dessen Exis‐tenz und kulturhistorische Bedeutung ihm durchaus bekannt waren. Jedoch konnte er aufgrund fehlender Mittel keine Unterstützung gewähren.
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands hatte auch das ehemalige Generalkonsulat der DDR in Breslau einen neuen Hausherrn erhalten: Als erster bundes‐deutscher Generalkonsul war zum Jahresende 1990 Bruno Weber nach Breslau entsandt worden. Auf‐grund der häufigen Aufenthalte in Breslau, die sich mit dem Beginn unseres umfangreichen Sicherungs‐verfilmungs‐Projektes an der Universitätsbibliothek im Oktober 1992 noch vermehrten, entwickelte sich sehr bald ein freundschaftliches Verhältnis zu ihm und seinen Mitarbeitern im Generalkonsulat. Ge‐währte der Generalkonsul nicht nur freundliche Hil‐festellung bei der Einrichtung des Verfilmungsprojek‐tes, das damals in seinem finanziellen Volumen das größte vom Bundesministerium des Innern geförder‐te Einzelprojekt in den Ostblocknachfolgestaaten dar‐stellte, trug er durch einen Empfang im Konsulat und durch ein solennes Dinner im Breslau benachbarten malerischen Schlösschen Wohnwitz nachhaltig zu seiner feierlichen Eröffnung im März 1993 bei. Diese Zugewandtheit des ersten Mannes im deutschen Ge‐neralkonsulat für das kulturelle Erbe im historischen deutschen Siedlungsgebiet Schlesien ermunterte da‐zu, auch ihn mit dem Problem der Restaurierung des Rybisch‐Hauses ‐ vornehmlich seines Portals ‐ zu be‐
fassen. Es bedurfte nicht vieler Argumente, um Bruno Weber von der kulturhistorischen Bedeutung des Portals zu überzeugen und ihn für dieses Vorhaben zu gewinnen. Da es während eines Aufenthaltes im Frühsommer 1993 ‐ wie so häufig ‐ in Breslau regne‐te, gab es keine rechte Gelegenheit, ihn vor Ort ‐ vor dem Portal ‐ mit der Problematik vertraut zu machen. Während einer Regenpause bei einem Abendessen auf der Terrasse seiner Residenz schlug er trotz der hereinbrechenden Dunkelheit vor, das Portal zu be‐sichtigen. Vor dem Rybisch‐Haus angekommen, stell‐te er seinen Wagen senkrecht vor das Portal und leuchtete es mit den Scheinwerfern aus. Nach einge‐hender Besichtigung war auch der Diplomat faszi‐niert von dem Kunstwerk. Trotz aller Bemühungen des Generalkonsulates war jedoch auch 1993 kein Fortschritt in der Sache zu erzielen, da die städti‐schen Behörden die Restaurierung des Portals dilato‐risch behandelten.
1994 hielt sich der Autor zur Wahrnehmung einer Gastprofessur für ein halbes Jahr in Breslau auf und las neben schlesischer Landesgeschichte auch Bres‐lauer Stadtgeschichte. Auf historischen Stadtrund‐gängen wurden die Hörer der Vorlesung und die Teil‐nehmer der Seminare mit der Geschichte Breslaus vertraut gemacht, wozu auch unabdingbar die Be‐sichtigung des Portals des Rybisch‐Hauses gehörte. Auf Einladung des Verfassers besuchte am Fronleich‐namstag 1994 der Chef des Bundeskanzleramtes, Bundesminister Friedrich Bohl, Breslau zu einem Vortrag. Auch ihm und seiner Entourage wurde auf einem kurzen Rundgang die Altstadt und natürlich auch das Rybisch‐Haus vorgestellt. Friedrich Bohl war ‐ ebenso wie seine Begleiter ‐ von dem Renais‐sance‐Portal in höchstem Maße angetan, obwohl die auf dem Gebäude lagernde Schicht aus Ruß, Schmutz und Staub stärker geworden war und die Zahl der Be‐schädigungen zugenommen hatte. Noch vor Ort ver‐sprach der Chef des Bundeskanzleramtes, seinen Ein‐fluss für die Restaurierung in Bonn geltend zu ma‐chen und jede Initiative in dieser Richtung nachhaltig zu unterstützen. Mit dem ministerialen Rückhalt und unmittelbar nach den politischen Gesprächen des Mi‐nisters mit dem Stadtpräsidenten und dem Woiwo‐den war einem neuerlichen Versuch Erfolg beschie‐den, die städtischen Behörden Breslaus endlich für eine Restaurierung zu gewinnen.
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Bereits im November 1994 lag dem Generalkonsulat in Breslau ein neunzehnseitiges Gutachten vor. Er‐stellt von dem Diplom‐Konservator Mgr. Marek Deli‐mat von der Breslauer Firma Artcons s.c., enthält es zudem 15 Fotografien des Restaurierungsobjektes (Abb. 1). Sowohl Gutachten als auch Aufnahmen do‐kumentieren die schlechte bauliche Substanz des Ry‐bisch‐Hauses, die den sofortigen Einsatz erfahrener Restauratoren notwendig macht. Delimat geht auch auf die kunsthistorische Bedeutung des Portals ein und bezeichnet es als "eines der ersten und gleichzei‐tig bedeutendsten Beispiele der reinen italienischen Renaissance in Schlesien"[5]. In seiner Analyse des Erhaltungszustandes stellt er fest, dass nicht zuletzt der Zweite Weltkrieg große Zerstörungen an Haus und Portal verursacht habe. Davon seien vor allem bedeutende Teile der Steinmetzarbeit betroffen ge‐wesen, die in den fünfziger Jahren jedoch wieder er‐setzt worden wären. Diese Rekonstruktionen mach‐ten heute rund 30 Prozent der erhaltenen Fassade des Erdgeschosses aus. Unter anderem handelt es sich dabei um die linke Türsäule, die Kapitelle, fast al‐le Kragsteine, beträchtliche Schaftteile des äußeren Pilasterpaares und darüber hinaus um den Segment‐giebel[6], der allerdings bereits um die Jahrhundert‐wende entfernt worden war. Bestätigt werden die Feststellungen des Konservators auch durch eine Fo‐tografie von Krystyna Gorazdowska aus dem Jahre 1945[7], die die beschädigten Gebäude in der Jun‐kernstraße Richtung Alte Börse/Schloßstraße (ul. E. Gepperta) zeigt. Damit ist zugleich erwiesen, dass ‐ entgegen den Ausführungen von Gerhard Scheuer‐mann[8] ‐ das Rybisch‐Haus "während des Festungs‐krieges" keineswegs "in einen Trümmerhaufen ver‐wandelt" worden ist. Zumindest muss die Fassade und damit auch das Portal erhalten geblieben sein. Dies belegen nach Delimat wiederum "eine ganze Rei‐he von kleinen Ergänzungen, geflickte und gekittete Stellen, die oft sehr nachlässig und unter Außeracht‐lassung konservatorischer Anforderungen ausgeführt wurden"[9]. Bei dieser sicher berechtigten Kritik an den in den Jahren zwischen 1956 und 1958 durchge‐führten ersten Restaurierungsarbeiten am Portal sollte doch bedacht werden, dass zur damaligen Zeit Breslau noch immer weitgehend zerstört war und selbstverständlich die Schaffung von Wohnraum al‐lerhöchste Priorität genoss.
Hatte der Krieg dem Portal Wunden geschlagen und
war ‐ wie bereits erwähnt ‐ der Segmentgiebel be‐reits früher demontiert worden[10], sollte das Ry‐bisch‐Haus in den der ersten Restaurierung folgen‐den Jahrzehnten weiteren massiven Beeinträchtigun‐gen ausgesetzt sein, die es in höchstem Maße gefähr‐deten: Auch diese Beeinträchtigungen führt Delimat im einzelnen auf, wobei hier nur auf die hohe Um‐weltbelastung durch die bis 1993 festzustellende au‐ßergewöhnliche Luftverschmutzung hingewiesen werden soll, die nachhaltig zur Ausbildung schwarzer Schichten, sogenannter "falscher Patina"[11], vor‐nehmlich auf den noch erhaltenen Originalteilen des Portals beigetragen habe. Delimat macht diese Schichten für die Zerstörung der Steinstruktur ver‐antwortlich, die sogar zu Formenverlusten geführt habe. Bedingt wurde die Umweltverschmutzung durch Qualm und Abgase, die infolge der Verbren‐nung fester Brennstoffe (Kohle und Torf) und flüssi‐ger Brennstoffe (Heizöl, Benzin und Erdöl) entstehen. Beschleunigt wurde der Prozess durch den Standort des Gebäudes in der Nähe von drei Straßen. Das Ry‐bisch‐Haus steht fast an der Kreuzung ul. Ofiar Os‐wiecimskich (Junkernstraße) und ul. E. Gepperta (Schloßstraße), dahinter verläuft heute eine der ver‐kehrsreichsten Straßen Breslaus, die ul. Kazimierza Wielkiego, die aus der ehemaligen Schlossohle und der Karlstraße und in ihrer Verlängerung aus der Karlstraße und der Siebenradeohle gebildet wird. Aus 1993 durchgeführten Untersuchungen der staat‐lichen Hygiene‐Inspektion (Panstwowa Inspekcja Sa‐nitarna) geht hervor, dass die Emissionsnormen von SO2 und NO2 in der Nähe des Rybisch‐Hauses zur da‐maligen Zeit beträchtlich, im Fall der Staube um das 50‐fache, überschritten wurden[12]. Diese Ausfüh‐rungen lassen nur allzu deutlich werden, dass eine durchgreifende Sanierung und Restaurierung des Portals zwingend notwendig war, sollte es nicht dem völligen Verfall preisgegeben werden. Beigegeben sind dem Gutachten zwei Sanierungs‐ bzw. Restaurie‐rungsvorschläge, deren umfassender eine vollständi‐ge Sanierung des Portals mit seiner anschließenden Restaurierung vorsieht. Der zweite hingegen sollte ohne allzu großen restauratorischen Aufwand einer Bestandssicherung dienen. Die Kosten für die weiter‐gehende Maßnahme wurden mit rund 30.000,‐ DM beziffert, von denen die Denkmalspflege der Woi‐wodschaft Breslau ein Drittel zu tragen sich bereit er‐klärt hatte. Der deutsche Partner dagegen hatte über das Generalkonsulat mitteilen lassen, dass er willens
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sei, den restlichen Betrag in Höhe von 20.000,‐ DM zu übernehmen.
Alle Personen und Institutionen, die auf deutscher Seite mit diesem Sanierungsvorhaben befasst gewe‐sen waren, sei es der Generalkonsul in Breslau mit seiner Dienststelle, sei es das Auswärtige Amt und das Bundesministerium des Innern sowie das Bun‐deskanzleramt mit seinem Chef Friedrich Bohl und letztlich auch der Autor, waren sich sicher, dass nun die bisherigen Hemmnisse im Stadtpräsidium Bres‐laus beseitigt wären und die Arbeiten am Portal in nächster Zukunft beginnen könnten, zumal von den städtischen Behörden eine alsbaldige Ausschreibung der notwendigen Sanierungs‐ und Restaurierungsar‐beiten angekündigt worden war. Dennoch endete das Jahr 1994, ohne dass es irgendwelche Fortschritte ge‐geben hätte. Die Stadtverwaltung Breslaus hüllte sich in Schweigen und auf deutscher Seite war es zu‐nächst nicht möglich, den zugesagten Anteil an den Restaurierungsarbeiten einzuwerben. Nahezu ähn‐lich verlief das nächste Jahr: In zahllosen Gesprächen im Generalkonsulat in Breslau und in verschiedenen Bundesministerien sowie in einem umfangreichen Schriftverkehr, der auch die Stiftung für Deutsch‐Polnische Zusammenarbeit und die Europäische Kommission mit ihrem Programm Raphael ein‐schloss, wurde vergeblich versucht, die Restaurie‐rungsmittel zu beschaffen. Die Denkmalpflege der Woiwodschaft wie auch das Stadtpräsidium in Bres‐lau zeigten keine zielgerichtete Gesprächsbereit‐schaft. Allenthalben verspürte man eine gewisse "Rybisch‐Haus‐Müdigkeit", wie es ein Angehöriger des Generalkonsulats gegen Ende des Jahres formu‐lierte. So verwunderte es auch nicht, dass nach fast zweijährigem Bemühen um das Restaurierungsvor‐haben im November 1995, als der Wechsel in der Lei‐tung des Generalkonsulates feststand, das Auswärti‐ge Amt einen Bericht über die Förderungswürdigkeit der Maßnahme anforderte, obzwar gerade dieses Mi‐nisterium von Anbeginn mit dem Vorhaben befasst gewesen war.
Während eines Aufenthaltes des Autors im Januar 1996 in Breslau zeigten sich zusätzliche Verfallser‐scheinungen am Portal: Weitere Kannelierungen wa‐ren aus den Säulenschäften herausgebrochen, die Formenverluste der bildlichen Darstellungen hatten sich vermehrt, allenthalben war das Portal mit Krei‐
deschmierereien verunziert und zu allem Überfluss sogar mit Flugblättern beklebt. Die kleine Öffnung unten rechts neben dem Portal war noch immer nicht mit einem Türchen verschlossen und bis zu Rande mit Unrat gefüllt. Ein sofortiger Besuch im General‐konsulat erbrachte einerseits die hinlänglich bekann‐te Information, dass es keine neuen Erkenntnisse gä‐be, das Stadtregiment hülle sich in Schweigen, ande‐rerseits konnte aber für den im Mai anstehenden Auf‐enthalt in Breslau ein Gespräch mit dem Nachfolger von Bruno Weber, Generalkonsul Dr. Roland Kliesow, vereinbart werden. In diesem Gespräch zeigte sich Dr. Kliesow ausgezeichnet über den Sachverhalt in‐formiert und sicherte zu, die "Angelegenheit nach‐drücklich zu verfolgen"[13]. Bereits im Mai lag ein Bericht des Generalkonsulats vor, in dem mitgeteilt wurde, dass es gelungen sei, die Verwaltungsorgane der Stadt Breslau zu einer Ausschreibung der Restau‐rierungsarbeiten des Portals des Rybisch‐Hauses zu bewegen. Eine Kommission, in der sich auch ein Ver‐treter des Generalkonsulats befinden würde, sollte die bis zum 22. Mai eingegangenen Restaurierungs‐ und Kostenvoranschläge begutachten. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, dass sich die Stadt entschlossen ha‐be, auch die Fassaden der dem Rybisch‐Haus benach‐barten Gebäude zu renovieren[14]. Bereits im Juli war dieser euphorische Bericht durch die Realität überholt: Bei einem Besuch im Generalkonsulat wur‐de der Autor informiert, dass die Stadt Breslau die Ausschreibung durchgeführt und den Zuschlag für die Restaurierungsarbeiten erteilt habe, den Zuschlag aber habe zurückziehen müssen, da es sich um ein fachfremdes Unternehmen gehandelt habe, das sol‐che Restaurierungen nicht durchführen könne. Wel‐che weiteren Schritte die Stadt plane, sei nicht be‐kannt[15]. Bei den nachfolgenden Besuchen im Sep‐tember und November wusste man im Generalkonsu‐lat nur zu berichten, dass die Vorbereitungen zum Eucharistischen Weltkongress, der im Frühjahr 1997 in Breslau stattfinden würde, die städtischen Behör‐den vollständig absorbiere, so dass für das Restaurie‐rungsvorhaben keine Gesprächsbereitschaft zu we‐cken sei.
Eine überraschende Wendung zum Positiven nahm das Restaurierungsvorhaben während eines Ge‐sprächs am 3. Dezember 1996 zwischen dem stellver‐tretenden Stadtpräsidenten Grell, Generalkonsul Dr. Kliesow und dem Autor, in dessen Verlauf eine hinzu‐
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gebetene Mitarbeiterin des Amtes für Denkmalpflege ein neues ‐ im November erstelltes ‐ Baugutachten ei‐nes Gleiwitzer Unternehmens nebst fotografischer Dokumentation und koloriertem Fassadenaufriss vorstellte. Diese Unterlagen seien zur Genehmigung der Restaurierungsmaßnahme bereits beim Bauamt eingereicht worden. Des weiteren informierte sie über die Absicht der Stadt, nicht nur das Portal und die Fassade des Rybisch‐Hauses zu restaurieren, son‐dern das gesamte aus drei Häusern bestehende, an der Kreuzung der ul. E. Gepperta (Schlossstraße) und ul. Ofiar Oswiecimskich (Junkernstraße) gelegene En‐semble[16]. Der diesem Gespräch folgende Bericht des Generalkonsulats löste in der Vorweihnachtszeit des Jahres 1996 eine rege Betriebsamkeit zwischen dem Bundeskanzleramt, dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium des Innern aus, da unter den damaligen Umständen lediglich das Bundesmi‐nisterium des Innern nach dem Bundesvertriebenen‐gesetz und seinem § 96 als Förderinstitution in Frage kommen konnte. Bereits am 11. Dezember reagierte das entsprechende Referat im Bundesministerium des Innern und teilte lakonisch mit, dass aufgrund des geringen Haushaltansatzes nicht abzusehen sei, ob die Restaurierung des Rybisch‐Hauses mittelfris‐tig in die Förderung aufgenommen werden könne. Wieder einmal stockte das Vorhaben und es bedurfte intensiver Einflussnahme des Bundeskanzleramtes, um das Bundesministerium des Innern schließlich doch für das Projekt zu gewinnen. Eine zusätzliche Behinderung erfuhr es dadurch, dass die Stadtver‐waltung Breslaus den angekündigten Kostenplan für die Restaurierungsarbeiten kurzfristig nicht zur Ver‐fügung stellen konnte. Endete das Jahr 1996 noch, oh‐ne dass sich weitere Fortschritte für das Vorhaben ergeben hätten, sollte es zu Beginn des folgenden Jah‐res durch den herannahenden Eucharistischen Welt‐kongress, aus dessen Anlass die Altstadt um den Ring und den Salzplatz einer durchgreifenden Sanierung und Restaurierung unterzogen wurde, eine besonde‐re Dynamik erfahren.
Zu Beginn des Monats März leitete das Bauamt der Stadt Breslau dem Generalkonsulat einen Vertrags‐entwurf zu, der die Restaurierung des gesamten Ge‐bäudekomplexes vorsah und nicht nur die des Portals des Rybisch‐Hauses. An den recht hohen Kosten soll‐te sich der deutsche Partner ‐ den bisherigen Vor‐schlägen folgend ‐ mit zwei Dritteln beteiligen. In ei‐
nem Gespräch am 7. März erläuterte Generalkonsul Dr. Kliesow dem städtischen Baudezernenten, dass ‐ wie in den vergangenen Jahren ‐ das deutsche Inte‐resse ausschließlich der Restaurierung des Portals des Rybisch‐Hauses gelte, an deren Kosten man sich wie vereinbart beteiligen wolle. Sollte eine deutsche Beteiligung an den Restaurierungskosten in Frage kommen, dürften die Arbeiten erst nach Erhalt einer Bewilligung aufgenommen werden, die wiederum nur auf der Basis eines verbindlichen Kostenplanes möglich sei. Der Baudezernent wiederum wies nach‐drücklich darauf hin, dass es sehr im Interesse der Stadt läge, die Baumaßnahme und damit die Restau‐rierung des Portals bis Ende Mai, dem Beginn des Eu‐charistischen Weltkongresses, abzuschließen[17]. Nach einigen Gesprächen waren das Bundeskanzler‐amt und das Bundesministerium des Innern auf die sich anbahnende positive Entwicklung des Sanie‐rungsvorhabens eingestimmt. Am 21. März schließ‐lich erreichte den Verfasser ein Fax des Generalkon‐suls in Breslau, in dem Dr. Kliesow mitteilte, dass sich "die Stadt [Breslau] sehr kurzfristig und wohl nicht zuletzt aufgrund unseres Drängens zu der Restaurie‐rung des genannten Gebäudekomplexes" und damit auch zur Restaurierung des Portals des Rybisch‐Hauses entschlossen habe. "Die Stadt legt größten und verständlichen Wert darauf, die Arbeiten bis zum eucharistischen Weltkongress abzuschließen. Wir sollten daher um dieser guten Sache Willen alle An‐strengungen unternehmen, innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Vereinbarung zustande zu bekom‐men", schloss er seine Ausführungen. Beigefügt war dem Schreiben der Kostenplan für die ins Auge ge‐fasste Maßnahme.
"Alle Anstrengungen zu unternehmen" bedeutete für den Verfasser, der das Fax am Freitag, dem 21. März, um 12.24 Uhr erhalten hatte, dass er am gleichen Ta‐ge auf der Basis des Kostenplanes einen entsprechen‐den Antrag an das Bundesministerium des Innern zu richten hatte, da er am 22. März einen seit geraumer Zeit geplanten längeren Auslandsaufenthalt antreten wollte. Am Montag, dem 24. März, konnte der um‐fangreiche Antrag, der eine kultur‐ und kunsthistori‐sche Begründung für die Notwendigkeit der Restau‐rierung des Portals nebst einem detaillierten Kosten‐plan enthält, an das Bundesministerium des Innern gerichtet werden. Zur Unterrichtung des Bundes‐kanzleramtes, das diesen Vorgang bislang nicht nur
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mit Wohlwollen, sondern auch mit nachdrücklicher Unterstützung begleitet hatte, wurde auch ihm eine Kopie des Antrages zugeleitet. Nach einer ungewöhn‐lich kurzen Bearbeitungszeit bewilligte das Bundes‐ministerium des Innern mit Schreiben vom 9. April die beantragten Mittel und stellte sie zur Geschäfts‐vereinfachung direkt dem Auswärtigen Amt und da‐mit dem deutschen Generalkonsulat in Breslau zur selbständigen Bewirtschaftung zur Verfügung, so dass noch im April die Restaurierungsarbeiten (Abb. 2) am Portal des Rybisch‐Hauses beginnen konnten.
Wer war nun dieser Heinrich Rybisch, Dr. iur. ut. Heinrich Rybisch, Henrich Ribsche, Heinrich Ribisch oder auch Heinrich von Rybisch ‐ wie er sich selbst gelegentlich nannte, der und vornehmlich dessen Hinterlassenschaft in Form des Portals seines Wohn‐hauses in Breslau mehr als 450 Jahre nach seinem Tode über Jahre die Leitung der Universität Breslau, das Präsidium der Stadt Breslau, das Generalkonsulat in Breslau, das Auswärtige Amt, das Bundesministeri‐um des Innern, das Bundeskanzleramt und ganz be‐sonders die Forschungsstelle für Personalschriften an der Philipps‐Universität Marburg und zahlreiche wei‐tere Institutionen beschäftigt hatte?
Geboren wurde Heinrich Rybisch wahrscheinlich am 24. März 1485[18] in Büdingen, der kleinen Resi‐denzstadt der Grafen von Ysenburg. Sein Vater, dem noch eine namentlich nicht bekannte Tochter und ein namentlich nicht bekannter Sohn geboren wurden[19], war der Bürger Siegfried Rybisch (Sifret Rib‐sche, Syffert Rebes, Syffart Ribsen), ein vielbeschäf‐tigter Steinmetz und Maurer in Büdingen und seinem Umland. An zahlreichen Büdinger Gebäuden, wie der Marienkirche, der Schlosskapelle, dem Rathaus und dem Steinernen Haus, lassen sich seine Steinmetzzei‐chen nachweisen[20]. Ein Jahr vor der Geburt seines Sohnes Heinrich finden wir ihn bei Arbeiten an der Kirche des nahe Büdingens gelegenen Klosters Ma‐rienborn. Einen Teil seines dort verdienten Lohnes stiftet er für die neuen Altartafeln[21]. Zehn Jahre später, 1494, erhält Syffert Ribssen 17 Tournosen Vergütung für das Verlegen von Platten in der Ma‐rienkirche zu Büdingen[22]. In der um 1490 erlasse‐nen Feuer‐ und Alarmordnung seiner Vaterstadt er‐scheint Siegfried Rybisch an dritter Stelle unter den Armbrustschützen[23], ein sicheres Indiz dafür, dass er zu den wohlhabenderen Bürgern Büdingens und
wohl auch zu der dortigen Oberschicht zu zählen ist[24]. Rybisch war offensichtlich nicht "armer Leute Kind"[25], wie Foerster im ersten Teil seiner Unter‐suchung zu Kindheit und Jugend Rybisch festhielt, ein Lebensabschnitt, für den 1907 im Büdinger Archiv keine Quellen festzustellen waren[26]. In seiner 1509 erschienenen Schrift "Disceptatio An uxor sit ducen‐da"[27] bezeichnet sich Rybisch selbst als "den glück‐lichen wenn auch armen Ribschius" ‐ "felicem me er‐go quamvis pauperem Ribischium estimo"[28] ‐ , ein Diktum, das wohl eher als ein gedankliches Spiel mit dem Gegensatzpaar "arm und glücklich" und "reich und unglücklich" zu werten ist, denn als ernstzuneh‐mende Aussage. Bestimmt war sie wohl auch von der Weltläufigkeit und dem Reichtum des Handelszent‐rums Leipzig, seinem Studienort und der daran ge‐messenen Enge und Bescheidenheit seiner Vater‐stadt. In dieser Disceptatio benennt er aber auch den Freundeskreis seiner Jugendjahre, seinen Lehrer und seine gräflichen Gönner, denen er dankbar gedenkt.
Zum Wintersemester 1501 bezieht Heinrich Rybisch gemeinsam mit Georgius Schemeler, der ebenfalls aus Büdingen stammt, die Universität Leipzig und wird unter die bayerische Nation eingeschrieben[29]. Ry‐bisch wird Beflissener der artes liberales, der bonae artes und widmet sich außerdem dem Studium der Rechte. Im Sommersemester 1503 erreicht er das Baccalaureat[30], um bereits am 25. Januar 1507 zum Magister artium zu promovieren[31]. Im Früh‐sommer 1509 hält sich Rybisch "einige Wochen zur Erholung"[32] in Büdingen auf und besucht bei die‐ser Gelegenheit auch den Ysenburgischen Hofkaplan Johannes Walter, mit dem er freundschaftlich ver‐bunden ist. Während eines gemeinsamen Essens, an das sich ein Spaziergang im Freundeskreis an‐schließt, wird die Frage diskutiert, "ob es weise sei, eine Frau heimzuführen" ‐ "an uxor sit ducenda sa‐pienti". Dieses Problem scheint den Vierundzwanzig‐jährigen so beschäftigt zu haben, dass er im Sommer des gleichen Jahres in Leipzig eine "öffentliche quod‐libetanische Disputation"[33] über dieselbe Frage führt. Deren Ergebnis wiederum publiziert er im Ok‐tober in Form der bereits erwähnten Disceptatio. Die Streitschrift kann von ihrem Inhalt nur bedingt unser Interesse wecken, ist sie doch in überwiegenden Tei‐len eine Kompilation anderer ‐ klassischer und christ‐licher ‐ Autoren. Selbst eine erst 1506 erschienene Schrift, die dasselbe Thema zum Inhalt hat, scheut
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Rybisch sich nicht, abschnittsweise in Anspruch zu nehmen[34].
Wesentlich informativer sind dagegen die Stellen der Untersuchung, in denen Rybisch sich und seine Bü‐dinger Freunde erwähnt: Humanistischer Tradition folgend, nennt er sich hier erstmals im Titel und in der Widmung des Werkes "Henricus Ribsch Philoca‐los Budingius", der Beiname "Freund des Schönen" wird ihn zeitlebens begleiten. Die Arbeit weist die en‐gen freundschaftlichen Beziehungen zu Büdingen aus: Sie ist dem in würzburgischen Diensten stehen‐den Petrus Trach gewidmet, der wiederum in einem Schlusswort dem "beredeten Manne" Heinrich Ry‐bisch, Magister der schönen Künste, seine Ehrfurcht versichert. Namentlich nennt und grüßt Rybisch sei‐nen Lehrer, den Schulmeister Richard Rüfflin, einen Verwandten des Hofkaplans, Tilmann Winneker, den gräflichen Sekretär Andreas (Endres) Trach, den Bü‐dinger Amtmann Georg Reiprecht und dessen Bruder Johann, Amtmann im benachbarten Rödelheim, den Ysenburgischen Rat Ludwig Löw aus Steinfurt, den Priester und Notar Heinrich (von) Bellersheim "und weitere Geistliche wie Johann Faber und Johannes Rüfflin und unter den Söhnen des regierenden Grafen hebt er den ihm besonders verbundenen Johann her‐vor"[35]. Diese freundschaftlichen Beziehungen zu seiner Vaterstadt, die ihre Ergänzung in den ver‐wandtschaftlichen finden, wird Rybisch bis an sein Lebensende beibehalten, wie er bei anderer Gelegen‐heit und in seinem Testament bezeugt.
Zwar bezeichnete sich Rybisch in der Disceptatio als "bonarum artium professor"[36], er las in Sommer‐ und Wintersemester 1509 Grammatik, doch währte sein Dasein an der Universität Leipzig nicht mehr all‐zu lange. Am Ende des Jahres geriet er aus unbekann‐ten Gründen in Gegensatz zur Fakultät, die ihn aus‐schloss, aber im Februar 1510 wieder aufnahm. Der Streit schwelte weiter und wurde sogar Herzog Georg vorgetragen, der ihn schließlich 1511 durch die Exe‐kutoren der Universität beilegen ließ[37]. Diese Aus‐einandersetzung mit der Fakultät und vielleicht auch die Einsicht in sein wissenschaftliches Unvermögen, das die Disceptatio nur zu deutlich offengelegt hatte, mögen den sechsundzwanzigjährigen Rybisch 1512 bewogen haben, als Stadtschreiber in die Dienste Bautzens, der führenden Stadt des lausitzischen Sechstädtebundes, zu treten. Rybischs zweijähriges
Wirken in Bautzen lässt sich nicht fassen, da die Quel‐len nicht fließen. Selbst die sonst so quellengesättigte Untersuchung Foersters[38] handelt diesen Rybisch sicherlich qualifizierenden Lebens‐ und Berufsab‐schnitt mit drei wenig aussagenden Zeilen ab. Die Be‐stallungsurkunde Rybischs lässt sich nicht ermitteln. Eine aktenkundige Überlieferung seiner Wahl und Anstellung durch den Rat ist nicht nachzuweisen, da die Ratsprotokolle erst 1573 bzw. 1623 einsetzen. Auch die Kämmereiakten müssen schweigen, da sie erst im Jahre 1606 beginnen. Ebenfalls ist sein Aus‐scheiden im Frühsommer 1514 nicht dokumentiert. Hingegen findet sein späteres Wirken als Rentmeister für Schlesien und die Lausitz im Bautzener Stadtar‐chiv sowie im Domstiftsarchiv reichen Niederschlag[39].
1514, am Montag nach Johanni, am 26. Juni, finden wir Heinrich Rybisch im Alter von 29 Jahren als einen der damaligen drei Stadtschreiber, der höchsten Ver‐waltungsbeamten, im Dienste der Stadt Breslau[40], dem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Schle‐siens. Rybisch war aus der größeren Mittelstadt Baut‐zen mit ihren rund 4.000 Einwohnern, in der er sich offensichtlich reiche Anerkennung erworben haben muss, die ihn für sein Breslauer Amt prädestinierte, in die prosperierende Großstadt europäischen Zu‐schnittes gewechselt. In Breslaus Mauern lebten zu dieser Zeit rund 20.000 Einwohner, "mehr als damals in Krakau und Wien, Frankfurt am Main oder Basel, etwas weniger als in Nürnberg"[41]. Obwohl Breslau keine freie oder gar Reichsstadt war, sondern als Hauptstadt des gleichnamigen immediaten Erbfürs‐tentums unter der Oberherrschaft des Königs von Böhmen stand, befand es sich doch "auf dem besten Wege, eine eigene politische Potenz mit beinahe reichsstädtischer Geltung zu werden"[42]. Diese poli‐tische Macht, an deren Vermehrung Rybisch in den nächsten Jahren nachhaltig mitwirkte, resultierte aus den wirtschaftlichen Gegebenheiten der Stadt, die im Schnittpunkt zweier Fernhandelsstraßen gelegen war: der Hohen Straße, die das Reich über Leipzig und Breslau mit Krakau und Südosteuropa verband, und der Bernsteinstraße, die die Transversale zwi‐schen den Territorien der östlichen Ostsee über Po‐len und Breslau mit dem Adriatischen Meer ‐ Triest und Venedig ‐ bildete. Welche Bedeutung Breslau im internationalen Handel zukam, illuminiert zum einen das Faktum, dass in der zweiten Hälfte des 15. Jahr‐
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hunderts zahlreiche oberdeutsche Handelshäuser Angehörige nach Breslau entsandten, die hier sehr bald in die Führungselite, in die Oberschicht, integ‐riert wurden, zum anderen, dass 1487 die Augsbur‐ger Fugger in Breslau eine Niederlassung einrichte‐ten, um an dem Breslau und Schlesien querenden Fernhandel zu partizipieren. 1517, drei Jahre nach Dienstantritt Rybischs, erhoben die Fugger ihre Bres‐lauer Niederlassung in den Rang eines Kontors[43]. Möglicherweise war Rybisch hieran bereits beteiligt, denn in seinem Testament hinterlässt er "einen Ru‐bin so mir der Fugger gegeben"[44]. In jedem Falle spricht das hochwertige Geschenk für das vorzügli‐che Einvernehmen zwischen dem Handelshaus und Rybisch. Wie ausgebildet und selbstbewusst das Breslauer Stadtregiment, das aus acht Ratsherren, deren Senior Landeshauptmann des Fürstentums war, und elf Schöffen bestand, zu denen sich die Stadtschreiber als höchste Diener der Stadt gesellten, sich empfand, dokumentiert nur zu deutlich das 1504 fertiggestellte prachtvolle spätgotische Rathaus, der Dienstort Heinrich Rybischs. Die Stadt befand sich seit mehreren Jahrzehnten in einem wirtschaftlichen und politischen Aufschwung, den Petry als das golde‐ne Zeitalter[45] Breslaus erklärte und Weiß als "Blüteperiode seiner Geschichte" benannte[46]. Fer‐dinand I. scheute sich nicht, im Jahre 1560 Breslau als die reichste Stadt seiner habsburgischen Erblande zu bezeichnen[47].
Über Breslau als Ort und Hort der Renaissance und des Humanismus in der ersten Hälfte des 16. Jahr‐hunderts muss hier nicht gehandelt werden. Namen wie Turzo, Roth, Rehdiger, Heß und Moiban kenn‐zeichnen sie genügend. Heinrich Rybisch Philocalos wird auch diesen Umstand bei der Wahl seines Dienstverhältnisses bedacht haben. Neben ihm ver‐richteten noch der deutlich ältere ‐ bereits 1518 ge‐storbene ‐ Gregorius Morenberg und Lorenz Rabe, bekannt unter seinem Poetennamen Laurentius Cor‐vinus, den Dienst als Stadtschreiber. Vertraut man den von Foerster präsentierten Quellen, scheint Ry‐bisch alsbald die ihm durch das Alter Morenbergs und die Poeterey Corvinus' zugewachsenen Freiräu‐me im Dienste voll ausgefüllt zu haben, sicherlich auch gestützt durch Jacob Rothe, den Ratssenior und zugleich Landeshauptmann des Fürstentums Breslau. Es hat in den folgenden Jahren wohl kaum eine be‐deutende Verhandlung der Stadt mit anderen Städ‐
ten, Fürsten oder dem König von Böhmen gegeben, an der Rybisch nicht maßgeblich und zumeist auch erfolgreich teilgenommen hat, was wiederum seine Reputation erhöhte. Ist sein dienstliches Tun reich dokumentiert, erfahren wir über sein Privatleben, das möglicherweise im Dienste aufging, bis zum Jahre 1518 nichts. Am 19. August 1518 überreicht er seiner Frau Anna[48], die aus der vermögenden Patrizierfa‐milie Rindfleisch stammt, die Morgengabe in Höhe von 1000 ungarischen Gulden[49]. Dieses Faktum gestattet zwei Schlüsse: zum einen war Rybisch of‐fensichtlich wohlhabend geworden, und dies erlaubte dem nunmehr Dreiunddreißigjährigen andererseits in das Breslauer Patriziat einzuheiraten. Wenige Tage vor der Eheschließung, am 2. Juni 1518, hatte er auf das Kanonikat am Breslauer Dom verzichtet, das er seit dem 31. Juli 1516 mit einer wohldotierten Pfrün‐de innegehabt hatte. Im selben Jahr kaufte er am Ring ein Haus, das er mehrere Jahre in seinem Besitz hatte[50]. Bereits ein Jahr später tritt Rybisch ein weiteres Mal als Immobilienkäufer auf: Er erwirbt in der Jun‐kerngasse, der nachmaligen Junkernstraße, einer "bevorzugten Wohngegend der Breslauer Patrizier, Ratsherren und wohlhabenden Kaufleute"[51] ein Haus, das er 1525 auf dem Namen seiner Frau eintra‐gen lässt[52], aus deren Erbe wahrscheinlich auch der Kaufpreis entrichtet worden ist. Rybisch hatte seit seinem Weggang aus Büdingen im Jahre 1501 ei‐ne glanzvolle Karriere erfahren, deren Höhepunkt noch nicht erreicht war, und diese mit dem sozialen Aufstieg in das Breslauer Patriziat, mit der Heirat der Rindfleisch‐Tochter, gekrönt, ein Vorgang, der in den oberdeutschen Reichstädten dieser Zeit nicht denk‐bar gewesen wäre. Foerster, auf dessen Untersu‐chung die zu Rybisch erschienene Literatur zumeist basiert[53], charakterisiert Rybisch als "einen Mann von viel wunderlichen Anschlegen", ausgestattet mit "Klugheit, Scharfblick und Rednergabe", aber auch mit "Eigenliebe"[54]. Seine Portraits zeigen ihn als ei‐nen "stattlichen Mann von vornehmen Äußeren" und ausgeprägtem Selbstbewusstsein, der sich sehr wohl auf Repräsentation verstand. Rybisch war ganz offen‐sichtlich ein homo politicus, der im Dienste seiner Wahlheimat Breslau aufging, hierbei sein eigenes Fortkommen nicht vergaß und sich neben Freunden wohl auch Neider und Feinde schuf.
Welchen Anteil Rybisch an der Einführung der Refor‐mation in Breslau hatte, läßt sich ebenso wenig ein‐
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deutig bestimmen wie sein Ausscheiden aus städti‐schen Diensten. Da er für Breslau das Verfahren der Vertreibung der Bernhardiner 1523 zu einem positi‐ven Ende gebracht hatte und zu dem am 20. Mai 1523 vom Rat an die Kirche Maria‐Magdalena berufenen Johannes Heß wie auch zu Ambrosius Moiban, dem nachmaligen Pfarrherrn der Elisabethkirche (9. April 1525), ein freundschaftliches Verhältnis unterhielt und beide in seinem Testament bedachte, wird man davon ausgehen dürfen, dass Rybisch von Anbeginn der lutherischen Lehre zugeneigt war. Verstärkt wird dieser Eindruck durch den Umstand, dass Rybisch der Elisabethkirche, dem Ort seines Grabmals und seines Begräbnisses, ebenfalls testamentarisch ein reiches Legat aussetzte[55]. Foerster vermutet, dass Rybisch nach dem 18. Oktober 1525 als Syndicus der Stadt Breslau resignierte[56], nachdem er ihr etwas länger als elf Jahre gedient hatte. Welche Gründe ihn zu diesem Schritt bewogen haben mögen, lässt sich nicht ermitteln. Ebensowenig läßt sich präzise fest‐stellen, zu welchem Zeitpunkt Rybisch in den Dienst Ferdinands von Österreich getreten ist, der nach dem Tod Ludwigs von Ungarn in der Schlacht von Mohács am 26. August 1526 nicht nur die Böhmische, son‐dern auch die Ungarische Krone erlangen konnte. Die erste belegte Nachricht, die Rybisch im Dienste des Königs erwähnt, datiert aus dem Jahr 1527. Am 14. Februar dieses Jahres richtet er ein Schreiben aus Krakau an einen Bekannten, das er als "Rat und Die‐ner" Ferdinands unterzeichnet[57].
Es ist müßig, zu mutmaßen ‐ wie von Foerster ge‐schehen ‐ , ob Rybisch unmittelbar nach seinem Aus‐scheiden aus dem Amt des Syndicus 1525 Königlicher Rat wurde oder ob er eine dienstliche Vakanz einleg‐te, um ein Projekt in Angriff zu nehmen, das damals wie heute den Einsatz und die Aufmerksamkeit des Betreffenden erfordert. Rybisch hatte sich entschlos‐sen, sich und seiner Familie ein Haus zu errichten. Zu diesem Behufe ließ er das 1518 in der Junkerngasse erworbene gotische Haus abbrechen und begann 1526 mit dem Neubau. Über den Bau, der bis in das Jahr 1531 währte, sind wir ausführlich unterrichtet, da Rybisch den Beginn wie auch den Fortgang des Baues dadurch dokumentierte, indem er datierte Ta‐feln an verschiedenen Teilen des Baukörpers bzw. der Gebäude anbringen ließ, deren Originale jedoch bis auf eines verlorengegangen sind. Hingegen exis‐tieren bzw. existierten Abschriften dieser Tafeln, die
zum größten Teil wohl von Rybischs Sohn Siegfried angefertigt wurden[58]. Eine der Inschriften lautete:
Anno domini MDXXVI Romanorum Imperatore Carolo V Interege Lud. II Ungar. Boh. rege
Sigismundo Polonie Rege Henricus Ribisch sibi et liberis suis extruxit
Ist mit dieser Inschrift der Beginn des Baues auf die Zeit vor den 26. August 1526 zu datieren, da König Ludwig in der Schlacht von Mohács fiel, lassen sich über die bauausführenden Künstler nur Spekulatio‐nen und Vermutungen äußern, da die Literatur kein einheitliches Bild, keine klaren Erkenntnisse vermit‐teln kann. Foerster, der sich wie kein anderer Autor in einer ebenso umfangreichen wie quellengesättig‐ten Untersuchung 1907, der hier weitgehend gefolgt wird[59], um Heinrich Rybisch und seinen Sohn Sieg‐fried bemühte und in einer weiteren Darstellung[60] das Haus Rybischs, sein Portal und schließlich auch Rybischs Grabmal in der Elisabethkirche kunsthisto‐risch untersucht, kommt zu dem Schluss, " 'welsche Mäurer', wie A. Schultz und Ernst Lübke meinten, brauchen es nicht gewesen sein, welche das Haus bauten. Aber italienischer Geschmack, 'mos italicus' ... ist in der Dekoration unverkennbar"[61]. Für das Grabmal stellt er fest, dass "zwar der Aufbau und die Anordnung des Denkmals jenen 'mos italicus' bekun‐det, die Ausführung aber die Feinheit italienischer scarpellini vermissen und die Derbheit nordischer Steinmetzen erkennen lässt". Hieraus folgert er, dass die Fassade, das Portal des Hauses und das Grabmal von der Hand desselben Künstlers stammen, nämlich von dem Breslauer Steinmetzen Michael Fidler dem Älteren[62], da "welsche Männer" erst nach 1545 in Breslau nachzuweisen wären[63].
Haupt[64] argumentiert 1914 ähnlich: "Die sichere Meisterschaft der Komposition [des Portals], die gut verteilten und fein ausgeführten Ornamente, die reich variierten Kapitelle, namentlich das mit den Si‐renen, die Akanthusranke im Fries, das alles würde man fast für italienische Arbeit halten können, wenn nicht die ... dieser Richtung so nahestehenden Görlit‐zer Bauten uns eines Besseren belehrten"[65]. Haupt schließt aus, dass Wendel Roßkopf, der Görlitzer Stadtbaumeister (1518‐1555), als Steinmetz des Por‐tals in Betracht kommt, und deutet vorsichtig an, dass
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ebenso wie für die Görlitzer Renaissancebauten auch für das Portal der Meister Benedix zu Böhmen (Benedikt von Ried) in Anspruch genommen werden könne, um alsbald seine Aussage zu relativieren: "Es muß abgewartet werden, ob die archivalische For‐schung nicht noch den Namen des richtigen großen Künstlers zutage fördert, der auch der Schöpfer des Rybisch‐ ... Grabmals, wie des Hauses in der Junkern‐gasse zu Breslau sein dürfte"[66]. Kurt Bimler[67] wiederum ordnet 1934 Portal und Grabmal dem Breslauer Künstler Andreas Walther I. zu, der mit dem Prachtportal am Haus Zur Goldenen Krone de‐bütiert habe. "Die hinreißende Schönheit und Wucht der neuen Ausdrucksformen Meister Walthers bewog[en] den kgl. Rentmeister und Freund südlicher Kunst und Sprache, den Breslauer Heinrich Rybisch, ihm die Fassadenausstattung seines neuen, von 1526 bis 30 in einzelnen Abschnitten neu erbauten Hauses in der Junkernstraße zu übertragen"[68].
In seiner Dissertation aus dem Jahre 1935 verweist Heinz Günther Meinert[69] die Ergebnisse von Bim‐ler in den Bereich der Phantasie[70]. Meinert konsta‐tiert, dass das Rybisch‐Haus, insbesondere seine Fas‐sade, sich "am meisten dem italienischen Ideal"[71] annähere, aber auch Einflüsse mitteldeutscher Prove‐nienz enthalte, wie das aus "Sachsen stammende Mo‐tiv der Sitznische vor dem abgeschrägten Gewände des Portals".[72] Meinert schreibt das Portal des Ry‐bisch‐Hauses einem welschen "Wanderkünstler [zu], der trotz der Anpassung an deutsche Verhältnisse sein italienisches Formgefühl nicht verbergen kann"[73]. In dem von Burgemeister und Grundmann 1933 herausgegebenen Standardwerk "Die Kunst‐denkmäler der Stadt Breslau"[74] finden wir weder für das Portal des Rybisch‐Hauses noch für das Grab‐mal den Künstler genannt. Lediglich die große Ähn‐lichkeit in der Architektur beider Kunstwerke, die dieselbe Hand vermuten ließe, wird angemerkt[75].
Prüft man nun die neuere polnische Literatur[76], die sich mit dem Zeitalter der Renaissance in Breslau auseinandersetzt, überrascht der Befund nicht, dass in den angezogenen Werken nicht der Versuch unter‐nommen wird, das Portal ‐ die Fassade ‐ des Rybisch‐Hauses einem oder mehreren Künstlern zuzuschrei‐ben. Vielmehr will es scheinen, als seien die frühe und mittlere Phase der Renaissance nahezu aus‐schließlich von oberitalienischen Bildhauern und
Steinmetzen ‐ den Comasken[77]‐ geprägt gewesen. Stefan Kozakiewicz[78], der 1959 das Auftreten von Comasken, Tessinern und Graubündnern in Polen un‐tersucht, kommt zu dem Ergebnis, dass die erste Re‐gion, in der die Baumeister und Architekten aus dem Tessin aufgetreten seien, Schlesien gewesen wäre[79]. Die ersten Namen italienischer Künstler in Bres‐lau seien in das Jahr 1518 zu datieren. Manche Bres‐lauer Portale seien zweifellos mit dem Auftreten der Tessiner in Zusammenhang zu bringen. Als ein sol‐ches nennt Kozakiewicz das Portal des Hauses Zur Goldenen Krone aus dem Jahre 1528[80], nicht je‐doch das zwei Jahre später entstandene des Rybisch‐Hauses. In dem von Tadeusz Broniewski und Miec‐zyslaw Zlat herausgegebenen Werk "Sztuka Wrocla‐wia"[81] findet man neben umfangreichen Ausfüh‐rungen zur Renaissance in Breslau, die fast aus‐schließlich bürgerlich geprägt sei, auch den Hinweis, dass bereits früh im 16. Jahrhundert ‐ 1518 ‐ die Breslauer Quellen den ersten italienischen Baumeis‐ter namens Vincenzio da Parmatara (Parmentaria) verzeichnen. "Wären in den Archivmaterialien nicht so große Lücken vorhanden (vor allem im ersten Viertel des Jahrhunderts und in den dreißiger Jahren des Jahrhunderts), hätten wir mit Sicherheit auch Na‐men anderer Meister gefunden, die nicht wesentlich später, ihrem Landsmann folgend, hier angekommen sein müssten. Zeugnisse dafür liefert eine ganze Rei‐he von Werken, die in Breslau entstanden sind, mit zahlreichen italienischen Spuren"[82]. Bedeutsam scheint die Erkenntnis, dass zu beobachten sei, dass sich die Comasken in Breslau assimilieren und später sogar niederländische Einflüsse aufnehmen. Auf drei Seiten wird die Baugeschichte des Rybisch‐Hauses ausgebreitet, verbunden mit Interpretationen der bildlichen Darstellungen im Portal[83]. Einen Hin‐weis auf dessen Künstler sucht man vergebens. Auch der von Zygmunt Swiechowski[84] 1978 herausgege‐bene Sammelband enthält im Beitrag "Wohnarchitektur vom XVI. bis zur Mitte des XVII. Jahrhunderts" eine ‐ wahrscheinlich Broniewski fol‐gende ‐ Beschreibung des Rybisch‐Hauses[85] nebst einigen Abbildungen. Indes fehlen Hinweise auf den oder die Künstler. Kwasniewski[86] kommt in sei‐nem 1995 vorgelegten Beitrag zu dem Schluss, "die zahlreich in Breslau tätigen norditalienischen Maurer und Steinmetzen beherrschten in der Mitte des 16. Jahrhunderts die wichtigsten Bauten in der Stadt und popularisierten die Ziermotive und Kompositions‐
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prinzipien der italienischen Renaissance. Die ersten Renaissancebauten Breslaus und gleichzeitig Schle‐siens waren die Patrizierhäuser Zur Goldenen Krone (1521‐1528) und das Rybisch‐Haus (1526‐1531). In kompositioneller Hinsicht und in der Fassadengestal‐tung brachen sie mit der mittelalterlichen Traditi‐on"[87]. Scheint die ältere deutsche Literatur ‐ bis auf wenige Ausnahmen ‐ den Künstler des Rybisch‐Hauses vornehmlich unter deutschen Steinmetzen zu suchen, wobei Michael Fidler und Andreas Walther I. genannt werden, befleißigt sich die polnische Litera‐tur einer deutlichen Zurückhaltung und sieht für sei‐ne Erbauungszeit vornehmlich Comasken die bürger‐liche Bautätigkeit in Breslau beherrschen, so dass die Überlegung naheliegt, dass die Realisierung des rei‐nen mos italicus am Portal des Rybisch‐Hauses eher einem namentlich nicht ‐ noch nicht ‐ bekannten Co‐masken zuzuordnen ist als einem Steinmetzen einer deutschen Schule.
Henricus Philocalos, wie Rybisch gelegentlich ge‐nannt wird oder sich selbst nennt[88], Humanist, der Renaissance in ihrer reinen italienischen Ausformung verhaftet, baute keine domus im Sinne von Haus als dem ausschließlichen Sitz, der Wohnung der Familie, sondern im klassisch‐antiken Sinne von domus als Palast, Palais, Residenz, bestehend aus mehreren Ge‐bäuden. So ließ er in der Junkerngasse ein schmales, 15 Ellen (9 Meter) breites, dreistöckiges Gebäude er‐richten mit je drei Fenstern zur Straßenfront. Be‐krönt wurde es nicht durch einen hohen Giebel, son‐dern seinen Abschluss bildete ein Flachdach, im Ver‐ständnis des mos italicus ein Belvedere, umrahmt von einer Galerie. Inmitten des Belvedere erhob sich ein Aussichtsturm, den eine Wetterfahne zierte[89]. Dieses Gebäude, das die benachbarten weit überrag‐te, bezeichnet Rybisch in der unter dem mittleren Fenster des ersten Stockes angebrachten Inschrift selbstbewusst als monumentum, indem er die In‐schrift sagen lässt:
Henricus Rybisch Doct. Monumentum hoc sibi posuit [90]
Auch hier wird der Rückgriff auf die Antike durch den beabsichtigten Anklang auf Horaz Oden III, 30, 1 "Exegi monument(um) aere perennius" deutlich. De‐tailgetreu abgebildet findet man das gesamte Rybisch‐Anwesen auf dem von Barthel Weyner 1562 gezeich‐
neten und kolorierten Stadtplan[91], der als eine "Draufsicht angelegt"[92] ist. Dem mos italicus eben‐so folgend wie dem klassischen domus‐Verständnis schloss sich an das Vorderhaus ein Hof an, der von ei‐nem zweiten dreistöckigen Gebäude ‐ dem Hinter‐haus ‐ begrenzt wurde, auf das ein zweiter Hof folgte, wiederum abgeschlossen durch ein drittes, dreistö‐ckiges Gebäude ‐ das Sommerhaus ‐, das an das Ufer der Ohle grenzte, die hier den inneren Stadtgraben bildete. Die Ohle überspannte ein Steg, der Zutritt zu einem großen "Obst‐ und Blumengarten"[93] ge‐währte, "welchen ich stugkweise zu mir gebracht und mit einer mauren umschrenkt habe"[94], wie Rybisch in seinem Testament festhielt.
Rybisch hatte sich unzweifelhaft eine standesgemä‐ße, repräsentative Residenz geschaffen, die in Bres‐lau ihresgleichen suchte. Standesgemäß auch deswe‐gen, weil er im zweiten Jahr seines Hausbaues als Doctor iuris signiert, wie eine Urkunde vom 14. Okto‐ber 1527 ausweist[95], nachdem er ein halbes Jahr zuvor noch mit Magister gezeichnet hatte. Hieraus folgt auch, dass die oben genannte Inschrift "Henricus Rybisch / Doct. Monumentum / hoc sibi posuit" wahrscheinlich nach dem 14. Oktober 1527 ange‐bracht worden sein dürfte. Einen weiteren Höhe‐punkt seiner Karriere erreichte er mit seiner am 1. August 1529 erfolgten königlichen Bestallung zum Rentmeister für Schlesien, der bereits zum 9. Januar 1530 auch die Ernennung zum Rentmeister für die Lausitz folgte. Zu diesem gesellschaftlich wie finan‐ziell herausragenden Amt gesellte sich auch im priva‐ten Bereich weiterer Wohlstand, wie das seit 1525 durch Erbschaft aus der Familie seiner Frau an ihn gefallene "Schloß und Städtlein Freiwaldau nebst vier dazugehörigen Gütern" beweist, die Rybisch bis 1536 besaß[96]. Der mit seinem Haus so offen dargestellte Wohlstand musste natürlich auch Neider auf den Plan rufen: Unmittelbar nach seinem Dienstantritt als Rentmeister für Schlesien hielt sich Rybisch in Wien auf und erlebte vom 22. September bis zum 16. Okto‐ber 1529 die Belagerung der Stadt durch die Türken, vor deren Gefahr er bereits früher ‐ 1527 ‐ gewarnt hatte. Die hier gewonnenen Einsichten und Erlebnis‐se für Leib und Leben legte Rybisch in einem Bericht nieder, der 1530 in Leipzig gedruckt und in mündli‐cher Form sicherlich auch dem Rat der Stadt Breslau noch im Oktober 1529 vorgetragen wurde. Hatte der Rat bereits am 14. Oktober angesichts der heraufzie‐
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henden Türkengefahr die Mönche des auf dem Elbing vor der Stadt gelegenen Vinzenzklosters gezwungen, in das Jakobskloster innerhalb der Stadtmauern um‐zusiedeln, mag Rybischs eindringlicher Bericht den Ausschlag für den Abbruch des Klosters gegeben ha‐ben, das keinesfalls dem Feind als Stützpunkt dienen sollte. Vox populi brachte den Abbruch des Klosters in Zusammenhang mit dem Hausbau Rybischs: Ry‐bisch habe sein Haus mit Hilfe der Steine des abge‐brochenen Klosters errichtet. Foerster überliefert ei‐nen Spottvers, der wahrscheinlich zu dieser Zeit in Breslau kursiert sein dürfte:
Heinrich von Rybisch wäre er nicht gewesen so diebisch
und hätte Ihm der Kayser nicht getraut so hätte er wol kein Haus gebaut
Foerster vermag aber diesen Vorwurf der Bereiche‐rung zu entkräften: Am 5. Juli 1531 habe der Rat die klösterlichen Trümmer von den Prämonstratensern erworben und die Steine zur Pflasterung des Neu‐marktes[97] verwendet. Zu dieser Zeit war das Haus bereits fertiggestellt[98]. Dieser Vorgang mag Ry‐bisch bewogen haben, unter dem dritten Fenster des ersten Stockes eine weitere Inschrift ‐ die einzige heute erhaltene ‐ anbringen zu lassen:
Es kömmert sich mancher vmb diss vnd vmb das: vnd weiss nit was: Bistdu aber from ane neid vnd has:
So baw ein besseres vnd las mir das[99]
Deutet man die Jahreszahl 1530 in der Konche hinter der Pranke des wappenhaltenden Löwen richtig, dürfte in diesem Jahr die künstlerische Gestaltung des Portals, der Fassade unterhalb des ersten Stock‐werkes, abgeschlossen worden sein. Der "Meister aus Norditalien", wie der bislang anonyme Künstler in der polnischen Literatur genannt wird[100], hatte seine prachtvolle Schöpfung im reinen mos italicus beendet. Die domus des Rentmeisters jedoch scheint noch nicht fertiggestellt gewesen zu sein, denn im fol‐genden Jahr ‐ 1531 ‐ lässt Rybisch "ganz oben unter der Gallerie"[101] die Inschrift "Vanitas Vanitatum et omnia Vanitas" und direkt unter ihr die Jahreszahl "MDXXXI" anbringen. Dieses Datum markiert nach den bisherigen Erkenntnissen das Ende der Bautätig‐keit Rybischs in der Junkerngasse.
In der fast fünfjährigen Bauzeit seiner Residenz hatte Rybisch die Obliegenheiten als Quaestor per Silesiam et per Lusatiam keineswegs vernachlässigt. Foerster weiß ein facettenreiches Bild dieser Tätigkeiten über‐wiegend aus Quellen des ehemaligen Staatsarchivs Breslau zu zeichnen.[102] Aber auch das Stadtarchiv Bautzen gibt beredt Zeugnis über sein Wirken als kö‐niglicher Steuereinnehmer: In wenigstens 30 Urkun‐den ist sein Name zu finden, wie die Kurzregesten ausweisen. So am 10. September 1528: "Doctor Hein‐rich Rybisch quittiert den Sechstädten über 3000 Mark einer Kaiserlichen Steuer", und am 5. Dezember desselben Jahres "quittiert er über 2000 Mark Hilfs‐gelder". Ebenso finden wir ihn im folgenden Jahr zweimal den Sechsstädten Steuer quittierend. Am 15. Juni 1532 "bekennt Heinrich Rybisch, Generaleinneh‐mer der Königlichen Steuer ein Hilfsgeld oder Steuer zu Widerstand des Türken von den Städten Budissin und Camenz erhalten zu haben als Anteil an der Ge‐samtsteuer der Oberlausitz von 10000 Mark"[103]. Aber auch in seiner Eigenschaft als Königlicher Rat wurde er immer wieder in Anspruch genommen, wie in den religiösen Streitigkeiten in Breslau im Jahr 1534, die zu untersuchen der König Rybisch aufgetra‐gen hatte. Oder er setzte in diesem und den folgenden Jahren die Rechte des Königs auf die Oberherrschaft des Klosters Leubus durch[104].
Hatte sich Rybisch mit seiner domus bereits ein mo‐numentum erbaut, begann er 1534 im Alter von 49 Jahren, sich ein weiteres Denkmal zu setzen, ein Grabdenkmal (Abb. 3), das ebenfalls im mos italicus gefertigt werden sollte und möglicherweise auch von der Hand desselben Meisters stammte, der vier Jahre zuvor das Portal in der Junkerngasse errichtet hatte. Als Ort seines Grabmals wählte er die Elisabethkir‐che, zu deren Kirchspiel er und seine Familie gehör‐ten, war sie doch 1525 das Gotteshaus der lutheri‐schen Patrizier Breslaus geworden. 1539 war dieses Denkmal fertiggestellt, "vielleicht das vollendetste der Renaissance in Schlesien", wie Foerster und an‐dere Autoren[105] urteilen. In seinem Zentrum ruht Rybisch als ganze Figur ausgebildet auf einem sarko‐phagähnlichen Aufbau, der in der Mitte sein Brustbild zeigt. Rybisch versäumte es nicht, in einem Medaillon noch einmal sein Portrait und in einem benachbarten das seiner Frau anbringen zu lassen. Kurze Zeit nach seiner Fertigstellung bestrich ein unbekannter Täter das Epitaph mit Wagenschmiere[106]. Es überstand
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die Jahrhunderte, den Zweiten Weltkrieg ebenso wie die Brandkatastrophe, die 1976 die Elisabethkirche zur Ruine werden ließ. Nach mehr als zwanzig Jahren des Wiederaufbaues ist die Elisabethkirche seit dem Eucharistischen Weltkongress zugänglich und damit auch das kunstvoll restaurierte Epitaph Heinrich Ry‐bischs[107].
Zeigte sich Rybisch einerseits als feinsinniger Huma‐nist, wie auch die Ausstattung seines Hauses belegt, die er in seinem Testament detailliert aufführte, verstand er sich als General‐Steuereinnehmer (quaestor generalis), Königlicher Rat und Doctor bei‐der Rechte als selbstbewußter Realpolitiker, der im Interesse der Leobschützer Gewürzkaufleute ‐ die seit 1534 ihr Monopol im Gewürzhandel mit den dor‐tigen Juden teilen mussten ‐ auch vor der Beihilfe zum Justizmord nicht zurückschreckte. Denn 1535 erstellte er im Prozeß gegen den Ältesten der Leob‐schützer Judenschaft, Abraham Hirsch, der der Zau‐berei verdächtigt wurde, ein Rechtsgutachten, das Hirsch auf den Scheiterhaufen brachte[108]. Viel‐leicht ist in diesen Jahren der Vater Rybischs, Sieg‐fried, in Büdingen gestorben. Sein Todesdatum ist un‐bekannt, möglicherweise erinnerten die Arbeiten an seinem eigenen Epitaph Rybisch an den verstorbenen Vater, der als angesehener Baumeister und Steinmetz in Büdingen, Hanau und der Wetterau gewirkt hatte.[109] 1536 lässt er seinem Vater in Büdingen ein Epi‐taph aus Sandstein errichten, das zum einen die ver‐wandtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Bü‐dinger Baumeister und dem Breslauer Humanisten eindeutig klärt, das zum anderen nachdrücklich vor Augen führt, dass Heinrich Rybisch über die Jahre hinweg die Beziehungen zu seiner Vaterstadt nicht hat abreißen lassen. Das Epitaph, das 1993[110] bei Kanalbauarbeiten in Büdingen entdeckt wurde, in zwei Teile zerschlagen ist und heute in der dortigen Remigiuskirche steht, trägt die nicht sonderlich kunstvoll gearbeitete Inschrift:
EPITAPHIVM • HENRICI • AB • RIBISCH • IVRISDOC
TORIS • IN • LAVDEM • SIFRI DI • RIBISCH • PATRIS • SVI DI
L[E]CTI • ERECTVM SIFRIDO • RIBISCH HENRICVS • AB RIBISCH • IVRISCONSVLTVS •
FERD[INA]NDI • REGIS • ROMANOR[VM]
CONSI[LIARI]VS: OVESTOR • PER • S[ILE] SIAM • P[ER L]VSACIAM • GENITORI •
SVO CH[AR]ISSIMO IN MEMO RIAM • HVNC • LAPIDEM • HVCVIVV
STATVIT • ANNO • MDXXXVI
Das Epitaph[111], das Rybisch zum Ruhm und zur Er‐innerung an seinen teuren Vater und sehr berühmten Erzeuger zu seinen eigenen Lebzeiten hat errichten lassen, birgt neben Fehlern in der Inschrift zwei Auf‐fälligkeiten: Den größeren Teil der Inschrift benötigt Rybisch, um sich, seine Titulaturen und Ämter vorzu‐stellen, darüber hinaus legt er sich das Adelsprädikat "von" zu. Attestierte Foerster Rybisch "Eigenliebe"[112], wurde davon gesprochen, dass Ry‐bisch selbstbewusst sei, darf man sicherlich anneh‐men, dass die glanzvolle Karriere, der offen zur Schau gestellte Reichtum Rybisch haben hochmütig und selbstgefällig werden lassen. Darauf deuten die zahl‐reichen Portraits, die er von sich auf Medaillen, Bil‐dern, am Portal des Hauses und auch auf seinem Epi‐taph hat anbringen bzw. fertigen lassen. Selbst im Knopf der Wetterfahne auf dem Türmchen des Belve‐dere seines Palais fand man bei ihrem Abbruch im 17. Jahrhundert sein Portrait in Silberblech gestochen. Darauf deuten aber auch die Inschrift auf dem Epi‐taph seines Vaters hin und das dort in Anspruch ge‐nommene Adelsprädikat, das er vielleicht aus dem vorübergehenden Besitz des Gutes Striese, das er 1536 für zwei Jahre übernommen hatte, ableitete. In dieser Zeit bezeichnete er sich als "dieses Guts Strisse freyer Pfandsherr"[113].
In den letzten Jahren seines Lebens scheint es etwas ruhiger um Heinrich Rybisch geworden zu sein, oder die Quellen fließen nicht mehr. Seinem Epitaph in der Elisabethkirche kann man entnehmen, dass seine Frau Anna, eine geborene Rindfleisch, 1540 gestor‐ben ist. In der 22 Jahre währenden Ehe wurden ihnen fünf Kinder[114] geboren, darunter auch Siegfried (Seyfried), genannt nach seinem Büdinger Großvater, später als Vater der neueren Ikonographie und Vater der schlesischen Altertumskunde und Geschichts‐schreibung[115] bezeichnet. Der älteste Sohn Hein‐rich scheint seinem Vater große Sorgen bereitet zu haben, denn in seinem Testament gewährt er ihm "nicht mehr dann seine legitima"[116], er setzt ihn auf den Pflichtteil. 1542 geht Rybisch mit Katharina von Gelhorn eine zweite Ehe ein, der zwei Kinder ent‐
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springen[117]. Wohl unmittelbar nach der Eheschlie‐ßung muss die Familie die Stadt wegen der 1542 und 1543 grassierenden Pest, die in den beiden Jahren mehr als 10.000 Opfer forderte[118], verlassen. Zwei Jahre hielt sich Familie Rybisch in Görlitz auf. Kurze Zeit nach der Rückkehr nach Breslau stirbt Heinrich Rybisch am 10. November 1544[119], nachdem er am 7. November[120] sein Testament aufgesetzt hat‐te.
Dieses Testament, das Foerster in der von Klose ge‐fertigten Abschrift publizierte, da das Original nicht mehr erhalten ist[121], erheischt aus dreifachem Grund unsere Aufmerksamkeit: Zum einen teilt es de‐tailliert das Interieur der Residenz des Patriziers Ry‐bisch mit, und zum anderen zeigt es die noch immer vorhandene Verbundenheit zu seiner Vaterstadt Bü‐dingen, zu seiner dort lebenden Verwandtschaft und zum dritten vermacht Rybisch sein "wohnhauß auf der Jungkherrn gasse zusambt dem Garten uber der Olaw ... allen meinen Sohnen"[122]. Neben allerlei Le‐gaten an das gemeine Almosen, an die Pfarrer Heß und Moiban sowie an die Elisabethkirche[123], in der er bestattet sein möchte, vererbt er seine Bibliothek seinen Söhnen "Seiffried und Gothfried ... so ferne sie Studieren werden"[124]. Sollten sie jedoch nicht stu‐dieren, vermacht er die Bücher "meines Brudern Soh‐nen", die später namentlich als Heinrich und Seifried genannt werden. "Meiner Schwester zu Budingen", fährt er fort, "sollen meine Erben alle Jar so lang sie lebet geben zwelff Gulden Reinisch, Ihrem Sohne Hansen sol man geben nach meinem tode einmal ze‐hen Gulden reinisch".[125]
Gedachte Rybisch seines Vaters 1536 mit der Errich‐tung eines Epitaphs, bedenkt er seine noch lebende Schwester, ihren Sohn sowie die Söhne seines ‐ mög‐licherweise bereits verstorbenen ‐ Bruders. Ob Ry‐bisch in all den Jahren Büdingen noch einmal aufge‐sucht hat, wissen wir nicht. Festhalten können wir je‐doch, dass er zumindest die verwandtschaftlichen Be‐ziehungen in der Familie gepflegt hat.
Das "Haus" auf der Junkerngasse, dessen Bau Rybisch fünf Jahre beschäftigt hat, dessen Portal zu restaurie‐ren mehr als 450 Jahre später fast doppelt so viele Jahre benötigte, fiel nach seinem Tode an seine Söh‐ne. Nach der brüderlichen Erbteilung ging es in den Besitz des Rybisch‐Sohnes Gottfried über, der es 1567 seinem Bruder Heinrich verkaufte[126]. 1573
übergibt Heinrich das Haus mit allen Rechten an sei‐nen Bruder Seyfried. Wie lange dessen Erben es be‐sessen haben, ist unbekannt. 1699 ist es in den Besitz von Gottfried von Riemer und Riemberg übergegan‐gen, der es renovieren und das Belvedere beseitigen lässt. 1715 verkauft Riemer das Gebäude an Otto Heinrich von Reichel, der es völlig umgestaltet, indem er das Hinterhaus abbrechen lässt und das benach‐barte Gebäude in der Junkerngasse in das Rybisch‐Haus integriert. 1724 erwirbt der polnisch‐sächsische Feldmarschall Reichsgraf von Fleming das derart erweiterte Haus, das seine Erbin 1764 an den Gouverneur von Breslau, General Friedrich Bogislaw von Tauentzien, verkauft. Um die Wende des Jahr‐hunderts ‐ nach 1791, dem Todesjahr Tauentziens ‐ befindet sich das Haus im Eigentum des Kaufmanns August Friedrich Lübbert, der die Fassaden der bei‐den Häuser vereinheitlicht ‐ jedoch unter Beibehal‐tung des Portals. "So ist von dem ursprünglichen Bau nur das Portal nebst dem zugehörigen rechts befind‐lichen aus drei Pilastern bestehenden Teile der Fas‐sade, welches heut den Eingang zur Konditorei von vorm. Perini bildet, erhalten", beklagt Foerster 1907 den Zustand des Gebäudes[127]. Die Aufnahme des Portals (Abb. 4) ‐ vor 1907 entstanden ‐ zeigt das Portal in seinem inneren oberen Teil und den inneren Seitenteilen abgedeckt durch das Firmenschild und durch Firmenmedaillons. Beseitigt ist der zwischen dem linken Fenster und dem Portal ehemals vorhan‐dene Segmentgiebel, in dessen Mitte sich das Wappen Rybischs befand. Ebenfalls entfernt sind die Portrait‐medaillons von Rybisch und seiner Frau Anna sowie die Inschrifttafel unter dem rechten Fenster, Details, die während der ersten Restaurierung zwischen den Jahren 1956 und 1958 wieder angebracht worden sind. Die Aufnahme zeigt auch, dass die von Foerster beschriebene Eingangstür zwischen den rechten Pi‐lastern noch nicht gebrochen war. Von Perini ging die Konditorei auf die Hofkonditorei S. Brunies, die spä‐tere Konditorei S. Brunies, über, die bis 1945 hier zu finden war. Das Gebäude gehörte zu dieser Zeit wohl der Allianz‐Lebensversicherung und der Stuttgarter Lebensversicherungs‐Bank AG, Berlin[128].
Während des Zweiten Weltkrieges nahm das Gebäu‐de, das schon lange nicht mehr die domus des Hein‐rich Rybischs gewesen war, erheblichen Schaden. Das Portal ‐ erfreulicherweise nur leicht beschädigt ‐ wurde restauriert, und die Fassade unterhalb des ers‐
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ten Stockwerkes wurde mit zum Teil unzulänglichen Mitteln wieder annähernd in den Zustand von 1530 versetzt. Die durchgreifende Sanierung und Restau‐rierung des Jahres 1997 lassen das Portal und die Fassade unterhalb des ersten Stockes wieder in der Schönheit des mos italicus von Heinrich Rybisch Phi‐localos und seinem anonymen Meister erstrahlen. Wieder kann trefflich darüber gemutmaßt werden, warum Rybisch sein Portrait mehrfach am Portal hat anbringen lassen, ob die auf den Pilastern des Portals zu sehende Geburtsszene (Abb. 5) die Geburt seines Lieblingssohnes Seifried darstellen soll, der im Jahr der Fertigstellung des Portals geboren wurde, und ob die Szene als Apotheose der Mutterschaft, als die na‐türliche Berufung der Frau verstanden werden soll?[129] Oder ist sie schlicht eine Geburtsszene der Re‐naissance, wie sie auf italienischen Majoliken der Zeit durchaus begegnet?[130] Will das abgebildete Füll‐horn auf den Segen Gottes aufmerksam machen, der auf dem Tun Rybischs lag, oder ist es ein Symbol für seinen Wohlstand? Bedeuten die abgebildeten anti‐ken Waffen dem Eintretenden, dass hier der Schutz des Hauses über die Familie beginnt, oder sind sie nur als Rückgriff auf die Antike zu verstehen ‐ mit den entsprechenden italienischen Vorbildern? Fra‐gen, denen sich die Renaissance‐Forschung anneh‐men bzw. nochmals annehmen sollte. Der Betrachter jedoch, der die ehemalige Junkerngasse ‐ Jun‐kernstraße, die heutige ul. Ofiar Oswiecimskich, ent‐langgeht, wird von der Schönheit des vorzüglich res‐taurierten Portals (Abb. 6) angetan sein.
Festakt am 15. Oktober 1998
Am 15. Oktober 1998 wurde das Rybisch‐Haus in ei‐nem feierlichen Akt vom damaligen Chef des Bundes‐kanzleramtes, Bundesminister Friedrich Bohl, in An‐wesenheit des Präsidenten der Philipps‐Universität Marburg, Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Schaal, des Stadt‐präsidenten von Breslau, Bogdan Zdrojewski, und des Generalkonsuls der Bundesrepublik Deutschland in Breslau, Dr. Roland Kliesow, der polnischen Öffent‐lichkeit übergeben. Der Autor dieses Aufsatzes hielt die Festrede.
Endnoten:
[1] Vgl. dazu Rudolf Lenz, Schlesische Impressionen, in: Orbis Linguarum, 5 (1996) S. 281‐292 sowie ders., Schlesische Impressionen ‐ Folge 2, in: ebd. 6 (1997) S. 289 ‐ 296.
[2] Richard Foerster, Heinrich und Seyfried Ribisch und die Kunst in Schlesien, in: Jahrbuch des Schlesi‐schen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer, 4 (1907) S. 88‐112, hier: Abbildung S. 89.
[3] Ebd., S. 92. Vgl. Artur Kwasniewski, Dom mieszc‐zanski we Wroclawiu w okresie renesansu (Das Bür‐gerhaus in Breslau in der Zeit der Renaissance), Wroclaw 1995, S. 110: "... fasada domu Rybischa zry‐wa z tradycja gotyku, zapoczatkowujac na Slasku nieznany dotychczas typ artykulacji." (... die Fassade des Rybisch‐Hauses durchbrach die gotische Traditi‐on und schuf einen in Schlesien bisher unbekannten Typus der [baulichen] Artikulation.), S. 113: "Takze belweder domu Rybischa byl we Wroclawiu dzielem odosobnionym." (Auch das Belvedere des Rybisch‐Hauses stellte in Breslau ein vereinzeltes Kunstwerk dar.)
[4] Wilhelm Lübke, Geschichte der Renaissance in Deutschland, 2 Bde., Stuttgart 21882, S. 166f. (= Ge‐schichte der neueren Baukunst 2 u. 3). Vgl. Tadeusz Broniewski, Mieczyslaw Zlat, Sztuka Wroclawia (Die Kunst Breslaus), Wroclaw‐Warszawa‐Krakow 1967, S. 202: "Jeszcze i w nastepnych stuleciach podziwiano ten okazaly dom ..." (Man hat auch noch in den nach‐folgenden Jahrhunderten das prächtige Haus bewun‐dert ...).
[5] Marek Delimat, Zarys problematyki konserwa‐torskiej portalu i elewacji pateru domu Henryka Ry‐bischa we Wroclawiu, Wroclaw 1994; zitiert wird nach der deutschen Übersetzung, die dankenswerter‐weise Mgr. Krzysztof Ruchniewicz anfertigte, hier: S. 9. Vgl. Kwasniewski (wie Anm. 3), S. 109: "Druga pre‐kursorska budowla renesansowa we Wroclawiu byl dom Rybischa ..." (Der zweite richtungsweisende Re‐naissancebau in Breslau war das Rybisch‐Haus ...), Broniewski/Zlat (wie Anm. 4), S. 201f.: "Ten zbudo‐wany w latach 1526‐1531 dom, a wlasciwie palacyk miejski, nie mogl miec zadnych wzorow po tej stronie Alp." (Das in den Jahren 1526‐1531 erbaute Haus, das eigentlich ein kleines Stadtpalais war, konnte auf
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dieser Seite der Alpen kein Vorbild gehabt haben.)
[6] Delimat (wie Anm. 5), S. 11.
[7] Abgedruckt als Abb. 21 in: Marzena Smolak, Zer‐störung einer Stadt ‐ Breslau 1945, Wroclaw 1995.
[8] Gerhard Scheuermann, Das Breslau‐Lexikon, 2 Bde., Dülmen 1994, hier: Bd. 2, S. 1414.
[9] Delimat (wie Anm. 5), S. 11.
[10] Aufnahme aus der Zeit der Jahrhundertwende, siehe Abb. 4.
[11] Delimat (wie Anm. 5), S. 12.
[12] Ebd.
[13] Gespräch am 28.3.1996 im Generalkonsulat zu Breslau.
[14] Bericht des Generalkonsulats vom 25.5.1996.
[15] Gespräch am 12.7.1996 im Generalkonsulat zu Breslau.
[16] Bericht des Generalkonsulats vom 3.12.1996.
[17] Fax des Generalkonsulats vom 10.3.1997.
[18] Das Geburtsdatum ist weder im Stadtarchiv Bü‐dingen noch im dortigen Fürstlichen Archiv zu ermit‐teln. Das hier angegebene stellte Foerster durch eine Rückrechnung fest: Auf einem Bildnis Heinrich Ry‐bischs ist sein Todesdatum mit dem 10. November 1544 und sein Sterbealter mit 59 Jahren, 7 Monaten und 17 Tagen in der Bildumschrift angegeben, siehe Foerster (wie Anm. 2), S. 106.
[19] Ders., Heinrich und Seyfried Ribisch, in: Zeit‐schrift des Vereins für Geschichte Schlesiens 41 (1907) S. 181‐240, hier: S. 237.
[20] Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Klaus Pe‐ter Decker, Archivar des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen; die Steinmetzzeichen ermittelte dankens‐werterweise der Stadtarchivar von Büdingen, Herr Hans‐Velten Heuson.
[21] Archiv des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen: Klosterrechnungen 1484, Ausgaben, BüdA Rechnun‐gen Fasz. 1.
[22] Archiv des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen:
Kirchenbaurechnung Marienkirche 1494 p. 5. Vgl. auch Magnus Backes (Bearb.), Hessen, (=Georg Dehio ‐ Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler), Mün‐chen 21982, S. 114.
[23] Archiv des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen: BüdA StuL 36/291, Feuer‐ und Alarmordnung für Bü‐dingen, um 1490, Stück I, p. 3 vo. Eine systematische Erforschung der Herkunft Heinrich Rybischs hat bis‐lang noch nicht stattgefunden. Die hier angeführten Daten sind Zufallsfunde aus dem Archiv des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen, freundlicherweise von Herrn Dr. Decker zur Verfügung gestellt.
[24] Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Klaus Pe‐ter Decker, Archivar des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen.
[25] Foerster (wie Anm. 19), S. 183.
[26] Ebd., Anm. 20.
[27] Vorhanden im Archiv des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen, o. Sig.
[28] Ebd., A II v.
[29] Georg Erler (Hg.), Die Matrikel der Universität Leipzig (Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae), Bd. 1, S. 444: Georgius Schemeler de Budingen, Hinricus Rippesch de Budingen.
[30] Erler (wie Anm. 29), Bd. 2, S. 394.
[31] Ebd., S. 427.
[32] Klaus Peter Decker, Neue Erkenntnisse zur alten Büdinger Schloßkapelle, Vortrag (mit Dias), Büdinger Geschichtsverein, 18. Januar 1994, S. 16, (ungedrucktes Manuskript). Siehe auch Gustav Bauch, Beiträge zur Litteraturgeschichte des schlesi‐schen Humanismus. I., in: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens, 26 (1892) S. 213‐248, hier: S. 239.
[33] Foerster (wie Anm. 19), S. 184. Quodlibetanische Disputation bezeichnet ein öffentliches Streitge‐spräch über ein beliebiges Thema. Vgl. Broniewski/Zlat (wie Anm. 4), S. 203: "... apoteoze [macierzynstwa] przedstawil w publicznym wyklad‐zie na uniwersytecie w Lipsku, a potem opubliko‐wal." (... die Apotheose [der Mutterschaft] stellte er in einem öffentlichen Vortrag, der später publiziert
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wurde, an der Universität in Leipzig vor.)
[34] Vgl. Foerster (wie Anm. 19), S. 186.
[35] Decker (wie Anm. 32), S. 16.
[36] Erler (wie Anm. 30), S. 445.
[37] Ebd., S. 467.
[38] Foerster (wie Anm. 19), S. 187.
[39] Freundliche Mitteilungen von Frau Grit Laug‐witz, Leiterin des Stadtarchivs Bautzen, vom 21.7.1997.
[40] Vgl. Foerster (wie Anm. 19), S. 187. Vgl. Bro‐niewski/Zalt (wie Anm. 4), S. 188: "Mecenat mieszc‐zanski reprezentowaly przede wszystkim wielkie rodziny kupieckie ..., zwlaszcza zas Henryk i Seifried Rybischowie ... Henryk Rybisch (zm. 1544), syndyk rady miejskiej i radca dworu cesarskiego ..." (Das städtische Mäzenatentum wurde vorwiegend durch große kaufmännische Familien repräsentiert ..., be‐sonders durch Heinrich und Seifried Rybisch ... Hein‐rich Rybisch (gest. 1544), Syndikus des Stadtrates und Rat des kaiserlichen Hauses ...). Vgl. Zygmunt Swiechowski (Hg.), Wroclaw. Jego dzieje i kultura (Breslau. Seine Geschichte und Kultur), Warszawa 1978, S. 209: "... mecenasi sztuki i kolekcjonerzy: Henryk i Seyfried Rybisch" (... Kunstmäzen und Sammler: Heinrich und Seyfried Rybisch).
[41] Norbert Conrads, Schlesiens frühe Neuzeit (1469‐1740), in: Ders. (Hg.), Schlesien (=Deutsche Ge‐schichte im Osten Europas), Berlin 1994, S. 194. Die in der älteren Literatur für diese Zeit zu findende Ein‐wohnerzahl von 30.000 wird in neueren Darstellun‐gen nicht mehr angenommen.
[42] Ludwig Petry, Reformation in Schlesien, in: Ul‐rich Hutter, Hans‐Günther Paplies (Hgg.), Martin Lu‐ther und die Reformation in Ostdeutschland und Süd‐osteuropa (=Beiheft zum Jahrbuch für schlesische Kirchengeschichte 8), Sigmaringen 1991, S. 59‐66, hier: S. 59. Vgl. Swiechowski (wie Anm. 40), S. 208: "W wiek XVI wchodzil Wroclaw jako jedna z glow‐nych metropolii Europy Srodkowej, zawdzieczajac swa pozycje posrednictwu handlowemu i tranzytowi towarow miedzy wschodnimi i zachodnimi krajami kontynentu." (Breslau schritt in das XVI. Jahrhundert als eine der Hauptmetropolen in Mitteleuropa. Diese
Position verdankt es den Handelsvermittlungen und den Transportstraßen zwischen den östlichen und westlichen Ländern des Kontinents.)
[43] Conrads (wie Anm. 41), S. 196.
[44] Foerster (wie Anm. 19), S. 237.
[45] Ludwig Petry, Breslau in der frühen Neuzeit ‐ Metropole des Südostens, in: Zeitschrift für Ostfor‐schung 33 (1984), S. 162‐179, hier: S. 179.
[46] Friedrich Gustav Adolf Weiß, Chronik der Stadt Breslau von der ältesten bis zur neuesten Zeit, Bres‐lau 1888‐1906, S. 779.
[47] Ludwig Petry, Breslau in der schlesischen Städ‐telandschaft des 16. Jahrhunderts, in: Ders., Dem Os‐ten zugewandt. Gesammelte Aufsätze zur schlesi‐schen Geschichte, Sigmaringen 1983, S. 315.
[48] Foerster (wie Anm. 19), S. 210, bezeichnet Peter Rindfleisch auf Raßlawitz als ihren Vater. Oskar Pusch, Die Breslauer Rats‐ und Stadtgeschlechter in der Zeit von 1241 bis 1741, (=Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund B/38), Dortmund 1988, S. 389‐391, dage‐gen sieht dessen Bruder Christoph als ihren Vater. Bestätigt wird dieser Sachverhalt durch das Testa‐ment Rybischs, in dem er von der "Großmutter Chris‐toph Rindfleisch" spricht (Foerster, S. 236). Wie Pusch mitteilt, war die Familie Rindfleisch zwar sehr wohlhabend, das Geschlecht gehörte zu den bedeu‐tenden der Stadt und genoß großes Ansehen im Pat‐riziat, war aber in der Stadt höchst umstritten wegen Jahre zurückliegender ehrenrühriger Händel. So ge‐hörte kein Rindfleisch dem Rat der Stadt an (S. 390).
[49] Foerster (wie Anm. 19), S. 210, Anm. 3.
[50] Ebd., S. 210.
[51] Scheuermann (wie Anm. 8), Bd. 1, S. 713.
[52] Foerster (wie Anm. 19), S. 211.
[53] Bauch (wie Anm. 32), S. 238‐240. Ders., Beiträge zur Litteraturgeschichte des schles. Humanismus. III. S. 162‐164. Wilhelm Hans Braun, Der Bildhauer von Düren und der Steinmetz Siffrit Ribsche von Büdin‐gen, in: Wetterauer Geschichtsblätter 3 (1954) S.63‐70. Wilhelm Dersch, Mainzer und Wormser Kleriker als Breslauer Domherren im 14., 15. und 16. Jahrhun‐
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dert, in: Mainzer Zeitschrift, 35 (1940) S. 43‐49. Christian Günder, Rybisch ‐ Vater der schlesischen Kunstgeschichte, in: Heimat im Osten vom 5. April 1961. Hans‐Velten Heuson, Die zwei Platten im Kanal gehörten zum Grabmal des Büdinger Steinmetzen Seyfrit Ribisch, in: Heimat im Bild 23 (1996). Ein ver‐gessener Büdinger Gelehrter, in: Gießener Anzeiger, 285 (1907). Ulrich Lampert, Ribisch, in: Hessische Fa‐milienkunde, 16 (1982) S.10‐14. Broniewski/Zlat, (wie Anm. 4), S. 183‐217.
[54] Foerster (wie Anm. 19), S. 188.
[55] Ebd., S. 240.
[56] Ebd., S. 199f.
[57] Ebd., S. 201.
[58] Foerster (wie Anm. 2), S.110.
[59] Foerster (wie Anm. 19).
[60] Foerster (wie Anm. 2).
[61] Ebd., S. 93.
[62] Ebd., S. 98 und 102.
[63] Ebd., S. 93 Anm. 4. Broniewski/Zlat, (wie Anm. 4), S. 190 und 206f. Kwasniewski (wie Anm. 3), S. 119. Heinz Günther Meinert, Das Auftreten der Re‐naissance in Breslau, Diss. phil., Breslau 1935, S. 12.
[64] Lübke (wie Anm. 4) Bd. 2, 3. Auflage, neu bear‐beitet von Albrecht Haupt, Eszlingen a.N. 1914, S. 145 u.179.
[65] Ebd., S. 145.
[66] Ebd., S. 178f.
[67] Kurt Bimler, Die schlesische Renaissanceplastik, Breslau 1934.
[68] Ebd., S. 46.
[69] Meinert (wie Anm. 63).
[70] Ebd., S. 86, Anm. 108.
[71] Ebd.
[72] Ebd., S. 71.
[73] Ebd.
[74] Ludwig Burgemeister und Günther Grundmann (Hgg.), Die Kunstdenkmäler der Stadt Breslau, (=Die Kunstdenkmäler der Provinz Niederschlesien, 1: Die Stadt Breslau, T. 2), Breslau 1933.
[75] Ebd., S.118.
[76] Vorhanden im Herder‐Institut e.V. und in der Universitätsbibliothek Marburg.
[77] Comasken ‐ Comacini ‐ magistri comacini: Bau‐meister, Bildhauer und Steinmetzen aus den Regio‐nen Como und Varese, vornehmlich im 16. Jahrhun‐dert. Die Herkunftsbezeichnung weitet sich später auf das gesamte oberitalienische Seengebiet aus.
[78] Stefan Kozakiewicz, Poczatek dzialalnosci Ko‐maskow, Tessynczykow i Gryzonczykow w Polsce. Okres Renesansu (1520‐1580) (Die Anfänge der Tä‐tigkeit von Comasken, Tessinern und Graubündnern in Polen in der Zeit der Renaissance (1520‐1580)), in: Biuletyn Historii Sztuki, Jg. XXI, Nr. 1, Warszawa 1959, S. 3‐29.
[79] Ebd., S. 11.
[80] Ebd.
[81] Broniewski/Zlat (wie Anm. 4).
[82] Ebd., S. 190.
[83] Ebd., S. 201‐204.
[84] Swiechowski (wie Anm. 40).
[85] Broniewski/Zlat (wie Anm. 4), S. 202‐204.
[86] Kwasniewski (wie Anm. 3), S. 136f.
[87] Ebd., S. 136.
[88] Foerster (wie Anm. 19), S. 188, Anm. 1.
[89] Kwasniewski (wie Anm. 3), S. 110; Foerster (wie Anm. 2), S. 90ff.
[90] Foerster (wie Anm. 2), S. 90.
[91] Hans Vollmer (Hg.), Allgemeines Lexikon der bil‐denden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Bd. 35/36, München 1992, S. 484.
[92] Scheuermann (wie Anm. 8), S. 1905.
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[93]Foerster (wie Anm. 2), S. 90.
[94] Foerster (wie Anm. 19), S. 234.
[95] Ebd., S. 201. Der Ort seiner Promotion ist nach Durchsicht einschlägiger Matrikelverzeichnisse nicht festzustellen. Foerster äußert die Vermutung, dass er bullatus war, also die Doktorwürde vom Kaiser ver‐liehen bekommen habe.
[96] Ebd., S. 211.
[97] Conrads (wie Anm. 41), S. 221.
[98] Ebd., S. 205. Dieser Vorwurf findet sich auch noch in dem 1994 erschienenen Breslau‐Lexikon von Scheuermann (wie Anm. 8), S. 1414. Ob Rybisch das romanische Portal des 1529 abgebrochenen Vinzenz‐klosters hat retten und 1546 ‐ zwei Jahre nach sei‐nem Tode ‐ in die Südseite der Maria‐Magdalena‐Kirche einbauen lassen, konnte nicht überprüft wer‐den.
[99] Autopsie des Verfassers. Vgl. Abschrift bei Foerster (wie Anm. 2), S. 91.
[100] Janusz Keblowski, Renesansowa rzezba na Slasku 1500‐1560 (Die Renaissance‐Plastik in Schle‐sien 1500‐1560), Pozna( 1967, S. 200. Vgl. Delimat (wie Anm. 5), S. 8.
[101] Foerster (wie Anm. 2), S. 90.
[102] Foerster (wie Anm. 19), S. 201‐210.
[103] Freundliche Mitteilung von Frau Grit Laugwitz, Leiterin des Stadtarchivs Bautzen, vom 21.7.1997.
[104] Foerster (wie Anm. 19), S. 207.
[105] Foerster (wie Anm. 2), S. 96. Werner Güttel, Breslau, Berlin 1929, S. 65. Janusz Keblowski, Mar‐murowe plyty nagrobne Stanislawa Sauera i Henryka Rybischa we Wroclawiu (Die Marmorgrabplatten von S. Sauer und H. Rybisch in Breslau), in: Biuletyn Historii Sztuki, Jg. XXI, Nr. 2, Warszawa 1959, S. 234‐236. Lübke (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 164f. Swiechowski (wie Anm. 40), S. 226f.
[106] Foerster (wie Anm. 19), S. 214, Anm. 1.
[107] Autopsie des Verfassers.
[108] Conrads (wie Anm. 41), S. 231f.
[109] Friedhelm Wilhelm Fischer, Die spätgotische Kirchenbaukunst am Mittelrhein 1410‐1520, (=Heidelberger Kunstgeschichtliche Abhandlungen N.F. 7), Heidelberg 1962, S. 135, sieht Siffrit Ribsche (Siegfried Rybisch) gar als Begründer einer Büdinger [Bau‐]Schule und weist ihm den Bau der Marienkir‐che zu Büdingen als Baumeister und Steinmetzen zu, der stil‐ und schulbildend für andere Kirchenbauten in diesem Raum gewirkt habe. Klaus Peter Decker, Pfarrgeschichte und Kirchenpolitik. Zum Kirchenwe‐sen zwischen Mittelalter und Reformation, in: 1491‐1991. 500 Jahre Marienkirche Büdingen, Büdingen 1991, S. 14‐45, bezeichnet Rybisch zurückhaltender als einen "begabten Künstler der Spätgotik" (S. 32).
[110] Der Stein ist zwischen 173 cm und 175 cm hoch, 100 cm breit und 23 cm tief. Er wurde fast ge‐nau in der Mitte gespalten. Die Beschädigungen in der Inschrift wurden durch [ ] kenntlich gemacht. Der Verfasser dankt dem Stadtarchivar von Büdingen, Herrn Hans‐Velten Heuson, für den freundlichen Hin‐weis auf das Epitaph des Siegfried Rybisch und für die liebenswürdige Überlassung weiteren Materials zu Vater und Sohn Rybisch.
[111] Über der Inschrift hat Rybisch sein Wappen und das seines Vaters anbringen lassen. Das Wappen seines Vaters zeigt das Werkzeug des Steinmetzen, das Winkeleisen und die Fläche und ist bis auf dieses Vorkommen nicht bekannt. Vielleicht hat es Heinrich Rybisch ebenso entworfen wie auch die Inschrift.
[112] Foerster (wie Anm. 2), S. 88.
[113] Foerster (wie Anm. 19), S. 212. Ein Adelsprädi‐kat ist für Rybisch nicht belegt, obzwar Ernst Hein‐rich Kneschke (Hg.), Neues allgemeines Deutsches Adels‐Lexicon, 9 Bde., Leipzig 1859‐1870, die Familie fälschlich als altes, schlesisches Adelsgeschlecht be‐zeichnet (Bd. 7, S. 496). Auch Christian Gottlieb Jö‐cher (Hg.), Algemeines Gelehrten‐Lexicon, 11 Bde., Leipzig 1750‐1897, sieht ihn bürgerlich (Bd. 3, Sp. 2331), ebenso Johann Heinrich Zedler, Grosses voll‐ständiges Universal‐Lexikon, 68 Bde. Halle‐Leipzig 1732‐1754, hier: Bd. 32, Sp. 2070, und Pusch (wie Anm. 48), S. 419.
[114] Ebd., S. 420f.
[115] Foerster (wie Anm. 19), S. 227.
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[116] Ebd., S. 239.
[117] Pusch (wie Anm. 48), S. 422f. Foerster (wie Anm. 19), S. 216, bezeichnet die zweite Ehe als kin‐derlos, obgleich im Testament auf die Kinder der zweiten Ehe hingewiesen wird.
[118] Heinz Stoob, Peter Johanek (Hgg.), Schlesisches Städtebuch, (=Deutsches Städtebuch 1), Stuttgart‐Berlin‐Köln 1995, S. 26.
[119] Vgl. Anm. 18.
[120] Foerster (wie Anm. 19), S. 231.
[121] Ebd., S. 231‐240.
[122] Ebd., S. 234.
[123] Vielleicht schimmert hier noch der alte Glaube an die Kraft der guten Werke für das Seelenheil durch.
[124] Foerster (wie Anm. 19), S. 236.
[125] Ebd., S. 237. Die folgenden Angaben zur Ge‐schichte des Hauses nach Foerster (wie Anm. 2), S. 91.
[126] Die folgenden Angaben zur Geschichte des Hau‐ses, ebd., S. 91.
[127] Ebd., S. 92.
[128] Scheuermann (wie Anm. 8), S. 1414.
[129] Broniewski/Zlat (wie Anm. 4), S. 203.
[130] Foerster (wie Anm. 2), S. 93. Für die Überset‐zung der polnischen Texte dankt der Verfasser seiner Mitarbeiterin Frau Katarzyna Jochemczyk.
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Professor Dr. Dr. h.c. Rudolf Lenz Philipps‐Universität Marburg / Universität Breslau Bunsenstrasse 3 D‐35032 Marburg Tel.: +49 ‐ (0)6421 ‐ 28‐24040 / ‐23800 E‐Mail: [email protected]‐marburg.de
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Professor Dr. Dr. h.c. Rudolf Lenz ∙ Restaurierungsprojekte in Schlesien
Die Restaurierung des Rybisch‐Hauses in Breslau
Das Portal des Rybisch-Hauses vor der
Restaurierung (Aufnahme Marek Delimat
1994).
Portal und Fassade während der Restau-rierungsarbeiten im Juli 1997 (Aufnahme des Verfassers).
Das Grabmal (1534-1539) Heinrich Rybischs in der Elisabethkirche nach ihrer Wiedereröff-
nung im Jahr 1997 (mit freundlicher Genehmi-gung des Bildarchivs des Herder-Instituts,
Marburg).
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Professor Dr. Dr. h.c. Rudolf Lenz ∙ Restaurierungsprojekte in Schlesien
Die Restaurierung des Rybisch‐Hauses in Breslau
Portal und die Fassade des Rybisch-Hauses um die Jahrhundertwende (mit freundlicher Genehmigung des Bildar-chivs des Herder-Instituts, Marburg) .
Geburtsszene auf dem rechten äußeren Pi-laster nach der Restaurierung (Aufnahme Eva-Maria Dickhaut)
Portal und Fassade nach der Restaurie-rung im Oktober 1998 (Aufnahme des
Verfassers)
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Professor Dr. Dr. h.c. Rudolf Lenz ∙ Restaurierungsprojekte in Schlesien
Die Einweihung des restaurierten Rybisch‐Hauses am 15. Oktober 1998 in Breslau
Friedrich Bohl, der Chef des Bundeskanz-leramtes, kommt auf dem Breslauer Flug-
platz an
Der Autor dieses Aufsatzes während seiner Rede anlässlich der Enthüllung der Ge-denktafel im Rybisch-Haus; rechts der Breslauer Oberbürgermeister Bogdan Zdrojewski
Friedrich Bohl während seiner Rede im Rybisch-Haus; links der damalige Generalkonsul Dr. Ro-
land Kliesow, rechts der damalige Präsident der Philipps-
Universität Marburg, Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Schaal
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Professor Dr. Dr. h.c. Rudolf Lenz ∙ Restaurierungsprojekte in Schlesien
Die Einweihung des restaurierten Rybisch‐Hauses am 15. Oktober 1998 in Breslau
Besichtigung des in der Restaurierung befindlichen Rybisch-Epitaphs in der Elisabeth-Kirche zu Breslau; rechts der Beauftragte für Kultur des deutschen Generalkonsulats in Breslau, Rai-
ner Sachs, daneben die Restauratorin Mgr. Jolanta Marosik
Projektleiter Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Lenz zeigt dem Chef des Bundeskanzleramtes Friedrich Bohl, den ehemaligen Blücher-
platz, den heutigen Salzplatz.