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Ernährungstherapie
Begleitende Ernährungstherapie
Elisabeth Hütterer, DiaetologinUniv. Klinik f. Innere Med. I, Onkologie 6i,
www.onkonetz.at
0699 100 9 24 48
Ernährungstherapie
„Jedes Leben ist ein Kunstwerk – nur der Künstler selbst kann
es vollenden“Prof. Löwy
ErnährungstherapieBedarf versus Bedürfnis
Ethische Entscheidungsfindung
nach Prof. Dr. Erich Loewy
ErnährungstherapieBedarf versus Bedürfnis
Ethik
ist die Lehre vom sittlichen Wollen und Handeln des Menschen in verschiedenen Lebenssituationen
Aus ethischer Sicht soll nicht geklärt werden WAS entschieden wird, sondern WIE entschieden wird.
ErnährungstherapieBedarf versus Bedürfnis
Vorbedingungen für gute Entscheidungen
• genügend Information für alle Beteiligten
• ausreichend Zeit• kein Druck
ErnährungstherapieBedarf versus Bedürfnis
Methodik der Problemlösung
folgende Punkte sind nacheinander zu beantworten:
1. Sachliche Datensammlung der Ist-Situation
2. Zielformulierung
3. Erreichen des formulierten Zieles
Ernährungstherapie
Prioritäten festlegen
• Priorität des Problems
• Prognose (verbleibende Zeit)
• Preis der Intervention (psychisch,…)
• Probabilität (Wahrscheinlichkeit) der Zustandsverbesserung
• Prävention zukünftiger Komplikationen
• Präferenz der Patienten (vs. Angehörigen)
Ernährungstherapie
Generelle Aspekte
• Realistische Ziele mit onkologischen Therapie abstimmen
• keine Zwangsbeglückung• Motivation• keine Mahlzeiten auslassen• physikalisches Training• Reflexion und Evaluierung• Recht auf Rückzug
Ernährungstherapie
Richtige Ernährung bei Krebs
Prävention =
Gesunde Kost
individuelle Ernährungstherapie bei Erkrankung
TerminalphaseDer Patientenwunsch soll im
Mittelpunkt stehen
Ernährungstherapie
Gewichtsverlust
Ernährungstherapie
Mangelernährung
„…stellt die größte Herausforderung in der Ernährungs-therapie dar!“
Ernährungstherapie
Gewichtsverlust von Tumorpatienten in den 6 Monate vor Diagnose
ECOG Dewys et al 1990
Ernährungstherapie
Erhalt der aktiven Körperzellmasse
Ernährungstherapie
BioelektrischeImpedanzanalyse (BIA)
Durch 2 Hand- und 2 Fußelektroden wird nieder-frequenter Wechselstrom appliziert und der Spannungsabfall im Gewebe gemessen
Ernährungstherapie
Körperzusammensetzung
Fearon and Preston 1990
Ernährungstherapie
SARCOPENIC OBESITY
Übergewichtig und Mangelernährt
Ernährungstherapie
Tumorkachexie
Primär Sekundär
Tumorstoff
-wechselMangelnde
Zufuhr bzw.
Resorption!
Ernährungstherapie
Kachexiestadien
H. WatzkeFearon KCH, the lancet, Vol 12, 2011
Ernährungstherapie
DIÄTOLOGISCHEGEWINNZONE
Unlust der Patienten
Desinteresse/Ahnungslosigkeit
der Ärzte
DIÄTOLOGISCHEVERLUSTZONE
Bedarf der Patienten und Angehörigen
Delegation an Diätologen durch
„ratlose“ Ärzte
Kachexiestadien
H. Watzke
Ernährungstherapie
Diätologen als medizinische Therapeuten
Diätologen als „Psycho-
therapeuten“
Kachexiestadien
H. Watzke
Ernährungstherapie
Tumorkachexie• Die Muskelmasse ist für die Prognose
entscheidend
• Das Körpergewicht (BMI) ist hinsichtlich der Prognose irreführend
• „Sarcopenic Obesity“ hat die schlechteste Prognose
• Die tumorassoziierte Inflammation ist die Quelle der Tumorkatabolie und des Anorexie- Syndroms
• CRP ist ein leicht bestimmbarer und prognostisch wichtiger Marker des Anorexie-Kachexie-Syndroms
Ernährungstherapie
Kachexie
• verschlechtert die Lebensqualität
• schwere Kachexie führt zum Tod
• erzeugt Ängste v.a. auch bei Angehörigen
• kann durch Energiezufuhr nicht rückgängig gemacht werden
• muss deshalb möglichst lange hinausgezögert werden
Ernährungstherapie
Informationen zu Symptomen und Therapienebenwirkungen
Ernährungstherapie
Bedarfszahlen
• Energie: 30-35kcal/kgKG/d• Protein: 1,2-2g/kgKG/d• Fett: 1-1,5g/kgKG/d• Kohlenhydrate ~3g/kgKG/d• Flüssigkeit: ~35-40ml/kgKG/d• Mikronährstoffe
Ernährungstherapie
Stufenschema der Ernährungstherapie
Ernährungstherapie
Ernährungsmuster von Patienten mitfortgeschrittener Krebserkrankung
Ernährungstherapie
Energie- undEiweißzufuhr: mittlereReduktionzur üblichen Aufnahme
Ravasco et al. 2004
Ernährungstherapie
Anreicherung mit Proteinen
19314,550g Bergkäse 45%FiT
473,7100ml Sojamilch
32214,61 (80g) Pinze
673,3100ml Voll- /Buttermilch
58750g Topfen (mager)
153,51 EL (4g) Proteinpulver
927,71 Ei
kcalEiweiß/g
Ernährungstherapie
Anreicherung mit Proteinen
19314,550g Bergkäse 45%FiT
473,7100ml Sojamilch
32214,61 (80g) Pinze
673,3100ml Voll- /Buttermilch
58750g Topfen (mager)
153,51 EL (4g) Proteinpulver
927,71 Ei
kcalEiweiß/g
Ernährungstherapie
Energieanreicherung mit Fetten
84950g Soja Cuisine
1591650g Schlagobers
1551720g Butter/Margarine
1852020g Pflanzenöl
kcalFett/g
Ernährungstherapie
Vanillejoghurt versuseiweißreiche Zusatznahrung
Eiw
eiß
in
g
Joghurt Zusatznahrung
Eiw
eiß
in g
/100
g
Ernährungstherapie
Früh- bzw. Rechtzeitig
Es ist zu spät!
Ernährungstherapie
Zytostatika + GewichtG
ew
ich
t
Therapie
nicht ausreichende Zufuhr
PEE
Ernährungstherapie
Fallbeispiel – n. bronchi
• Mann, geb. 1941, N. bronchi met. • Größe 180cm, 66kg, BMI 20, 80kg vor 7
Monaten • dzt. Chemo und Bestrahlung• ambulante Betreuung • „besorgte“ Frau kocht• weitgehend mobil • Laborparameter: weitgehend unauffällig
Ernährungstherapie
Symptome
���� Schmerzen���� Appetitmangel���� Geschmacks-���� Geruchsver.���� Entzündungen/Mund���� Schluckstörungen� Übelkeit� Erbrechen
���� Sodbrennen���� Völlegefühl���� Blähungen� Verstopfung���� Durchfälle���� Diabetes� Dumping� Husten, zäher
Schleim
Ernährungstherapie
spontan Protokoll
• Frühstück: Kipferl, Milchkaffee• Jause: Apfelmus• Mittag: Suppe, Kartoffelpüree• Jause: Butterkekse• Abend: Milchreis
976kcal25g Eiweiß
Ernährungstherapie
spontan Protokoll• Frühstück: Kipferl, Pinze, Butter,
Milch Kaffee mit EZ• Jause: Apfelmus• Mittag: Suppe, Kartoffelpüree, 2Eier,
EZ• Jause: Butterkekse• Abend: Milchreis, EZ
1978 kcal99g Eiweiß
EZ = Eiweißreiche Zusatznahrung
Ernährungstherapie
Pankreaskarzinom
Anmerkung:
Keine fettarme Ernährung (Pankreatitis)
Ernährungstherapie
EnzymsubstitutionMedikament der Wahl:
Kreon Kapseln ® (10.000, 25.000 bzw. 40.000 LIP)nach Magenoperation Kreon Kapseln öffnen
Bei Schweinefleischallergie: Nortase
Einnahme: zu jeder Mahlzeit in ausreichender MengeFaustregel 2.000 LIP pro g Fett
Ziel: Symptomfreiheit
Bündelpackung verordnenKreon 10.000 bzw. 25.000 bzw. 40.000IE OPI BP 10x50 StkS. 2-3 Stück/MahlzeitInd. Exokrine Pankreasinsuff. bei N.pankreas
Ernährungstherapie
„Wir leben nicht von dem, was wir essen, sondern nur von dem, was
wir verdauen“Erich Rauch
Ernährungstherapie
Fallbeispiel – Pankreas
• Mann, geb. 1949, N. pankreas, inoperabel
• geplante Zytostatikatherapie
• 95kg, 194cm, BMI 25kg/m²
• 102kg vor 3 Monaten
• Diagnosegrund: Appetitmangel und Rückenschmerzen
• Symptome: Appetitmangel, Fleischaversion, leichte Übelkeit/Unwohlsein, Völlegefühl, starke Blähungen, mind. 5 Stühle/Tag
Ernährungstherapie
Ernährungsprotokoll
• Frstk: 1 Brot, dünn Butter, Marmelade, Tee
• Mittag: Suppen, Beilagen und Gemüse
• Abend: ev. ein Brot – meistens nichts
Ernährungstherapie
PankreasCA
Geschätzte Zufuhr:~800kcal, ~45g Protein
• Enzymsubstitution!!!• Orale Ernährung steigern
Ernährungstherapie
PankreasCA
• Kontrolltermin 3 Wochen später• 94kg• Enzymsubstitution funktioniert• Symptome: Appetitmangel,
leichte Übelkeit/Unwohlsein (aufgrund der Zytostatikatherapie)
Ernährungstherapie
PankreasCAzusätzlich enterale Ernährung
Je 2 Pack. Fresubin 2 kcal Drink
Provide Xtra Drink
F. Protein energy D.
Energie 400 600 600
Protein/g 40 16 40
Fett/g 31,2 - 26,8
Kh/g 90 134 49,6
mindest.
IE Lipase
62.400 - 53.600
Ernährungstherapie
PankreasCA• 3 Monate später• St.p. 3 Zyklen Zytostatikatherapie
– ohne Respons • 87kg, 194cm, BMI 23kg/m²
95kg vor Therapiebeginn• St.p. Pylorus-Duodenalstent• Portkatheter • Symptome: orale Nahrungs- und
Flüssigkeitszufuhr kaum mehr möglich
Ernährungstherapie
PankreasCAHeimparenterale Ernährung
StruktoKabiven
1477ml EF
+ Soluvit
+ Vitalipid
+ Elotrace
+ Omegaven
StruktoKabiven
1477ml
+ Soluvit
+ Vitalipid
+ Tracitrans
+ Omegaven
Ernährungstherapie
Fallbeispiel - N.mammeseit 12/2007seit 5/2010 hep., pulm, oss. sec..
Ernährungstherapie
Parenterale Ernährung
Ernährungstherapie
16 Tage Dominkanische
Republik
Ernährungstherapie
Wie lange ernähren?• möglichst lange oral• richtig durchgeführte Ernährungs-
therapie kann die Folgen der Mangelernährung hinauszögern, aber keinen begonnen Sterbeprozess stoppen
• solange Betroffene von der Energiezufuhr profitieren
Ernährungstherapie
Zusammenfassung
• Ernährungstherapie kann Symptome lindern und Betroffene unterstützen
• Voraussetzung: rechtzeitig und kontinuierlich
• Helfen wir alle gemeinsam die individuellen Kunstwerke erfolgreich
• zu beenden!
Ernährungstherapie
Literaturauszug
• Diagnose Krebs, Das große Ernährungsbuch, Verband der Diaetologen, Krenn Verlag, 2006
• AKE, Empfehlungen für die parenterale und enterale Ernährungstherapie des Erwachsenen, www.ake-nutrition.at
• DGEM-Leitlinie zur Ernährungstherapie, www.dgem.de
• Stoffwechsel und Ernährung bei Tumorkrankheiten, Holm, Thieme Verlag, 2007