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4/13 Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e.V. Blickpunkt Magazin der Initiative Selbsthilfe MSK e.V. ISSN 2195-0148 In diesem Heft: Medizin: neue MS-Medikamente Therapie: Erfahrungen mit der Fußreflexzonentherapie Ausland: mit MS leben in Amerika

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Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e.V.

Blickpunkt

Magazin der Initiative Selbsthilfe MSK e.V.ISSN 2195-0148

In diesem Heft:Medizin: neue MS-Medikamente Therapie: Erfahrungen mit der FußreflexzonentherapieAusland: mit MS leben in Amerika

Page 2: BlickpunktBlickpunkt 1/14: 17.02.2014 Titelbild: Winterlandschaft Foto: jojjik - Fotolia.com Gestaltung: Agentur Thomas Kallis, Schriesheim Druck: Texdat-Service gGmbH, Weinheim Initiative

Impressum

ImpressumNachdruck oder sonstige Vervielfältigungen aller Art werden nur mit schriftlicher Zustimmung der Redaktion genehmigt. Artikel, die mit Namen oder den Initialen des Verfassers gekennzeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Wir behalten uns eine Kürzung und Bearbeitung der eingesandten Manuskripte vor, ebenso eine Kürzung der Leserbriefe. Eine Rücksendegarantie unverlangt eingesandter Manuskripte wird nicht übernommen. Die in diese Zeitschrift aufgenommenen Beschreibungen von Behand-lungsmethoden und Therapieverfahren bei Multipler Sklerose sind in der Regel nur ein Anriss, sie erheben also keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, da der Gesamtumfang einer medizinischen Behand-lung viel komplexer ist, als dies hier dargestellt werden kann. Auch bitten wir zu bedenken, dass nicht jeder Organismus, also nicht jeder Patient auf ein Medikament oder eine Methode gleich reagieren muss; wir sind Individuen und keine Roboter. Aus diesem Grunde können wir auch keinerlei Haftung für Schäden übernehmen, die dem Patienten aufgrund einer Anwendung entstehen. Die hier vor-gestellten Behandlungsmethoden und Therapieverfahren sollen auf keinen Fall zur Selbstbehandlung anregen. Deshalb wird dringend empfohlen, alle anzuwendenden Maßnahmen mit dem Arzt Ihres Vertrauens durchzusprechen. Nur so kann ein optimaler Nutzen daraus gezogen werden.

Ihre Redaktion

Herausgeber u. Copyright:

Redaktion: Robert Petermann, Richard Grabinski, Christine Druskeit, Dr. Birgitta Hohenester-Pongratz (hop)Redaktions- Redaktion Blickpunktanschrift: Sommergasse 131 69469 Weinheim Telefon 06201 844249 E-Mail: MSKeV.Druskeit@ gmx.de www.multiple-sklerose-e-v.deErscheinung: 1/4 jährlich, jeweils am Ende des QuartalsRedaktionsschlussBlickpunkt 1/14: 17.02.2014Titelbild: Winterlandschaft Foto: jojjik - Fotolia.comGestaltung: Agentur Thomas Kallis, SchriesheimDruck: Texdat-Service gGmbH, Weinheim

Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e.V.

2 MSK e.V. Blickpunkt 4/13

Wir wünschen Ihnen

schöne Festtage und

einen guten Rutsch

ins neue Jahr!

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MSK e.V. Blickpunkt 4/13 3

Editorial und Inhalt

Liebe Mitglieder!Menschen ganz unterschiedlichen Alters sind von Multiple Sklerose betroffen. Viele von ihnen sind bereits in den mittleren Lebensjahren auf Rollstuhl und erhöhten Assistenzbedarf angewiesen. Technische Unterstützung im Bereich der Rehabilitation wird immer ausgefeilter, wie der Bericht über die Fachmesse „Rehacare“ Düsseldorf im vorliegenden Blickpunkt zeigt. Aber das allein reicht bei Weitem nicht aus: Es mangelt an gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Infrastrukturen, jüngere Menschen mit chronischer Erkrankung glückbringend ins Alltagsleben einzubinden. Wie die Betroffene Claudia Heese etwa so anschaulich im hier vorliegenden Beitrag beschreibt, sind viele Pflege- und Unterstützungsleistungen primär auf ältere Menschen und ihre Bedürfnisse abgestimmt. Aber sie stellt auch ein lokales Wohnprojekt vor, das gesunde Menschen und solche mit Beeinträchtigungen zu einer vorbildlichen Gemeinschaft zu verbinden sucht. Kennen Sie vergleichbare Ansätze? Dann berichten Sie uns davon. Wir freuen uns auf Ihre Post!Wieder steht Weihnachten vor der Tür. Haben Sie das Gefühl, das vergangene Jahr sei viel zu rasch vergangen? Der Jahreswechsel ist doch besonders geeignet, sich intensiv an die schönen Momente der vergangenen Monate zu erinnern und sie mit ins nächste Jahr zu nehmen!Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein inniges Fest, Tage voller Licht und alles Gute in 2014.

Ihr Robert Petermann, MSK-Vorsitzender

Impressum ..................................................... 2Editorial ......................................................... 3

Forschung und MedizinNeue Medikamente zur Therapie der MS ..... 4MS: Neuer Therapieansatz regeneriertNervenschäden ............................................. 8Aktuell: Immuntherapie-Register REGIMS ..... 9Preistreiberei bei neuem MS-Medikament ...10

Recht und SozialesSozialgerichtsverfahren ................................11

KurzmeldungenMS World Conference in Berlin ....................14Fachmesse Rehacare: Moderne Technik für mehr Unabhängigkeit 15

Leserbriefe ............................................... 16Erfahrungen MS-BetroffenerMS-Meine Seite: in Bewegung sein ..............18Neue Reihe: Menschen mit MS. Ein Portrait ................................................... 22Ausland: mit MS leben in Amerika - Interview 24

Bessere Infrastrukturen für den Reha-Sport! .................................................... 27Zur Wohnsituation von Menschen mit Be-hinderung und erhöhtem Assistenzbedarf ....28

TherapieWenn Lebensmittel Arzneimittel beeinflussen: Grapefruit ...............................32Erfahrungen mit der Fußreflexzonen-therapie ....................................................... 34Ambulante Reha in Aachen: ein Bericht .......37Alexandra Mangers Naturapotheke: Urlaub auf Balkonien .................................... 40Linolsäurereduzierte Ernährung:Rezept: Lammlachse in Balsamico-Soße ..... 43

BuchtippsHerz öffnen und Verstand einschalten ........ 44

Rätsel ........................................................... 46Gedicht: „Vom Schenken“ ............................47Termine ........................................................ 48Beitrittserklärung ......................................... 50

Inhalt

Editorial

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Forschung und Medizin

In den westlichen Industrieländern ist die Mul-tiple Sklerose (MS) nachwievor die häufigste, nicht unfallbedingte Ursache für eine neurologi-sche Behinderung im jungen Erwachsenenalter. Beginnend mit der schubförmigen MS (RRMS – relapsing remitting MS) geht die MS unbehan-delt in 50 Prozent der Fälle nach etwa 15 Jahren in die sekundär chronisch fortschreitende MS (SPMS - secondary progressive MS) über. Bei der SPMS steht die Zunahme der Behinderung im Vordergrund und sie ist wesentlich schwerer behandelbar.

Frühe und genaue MS-DiagnoseEntscheidend für die MS-Therapie ist die sehr frühe Unterdrückung der entzündlichen

Neue Medikamente zur Therapie der Multiplen Sklerose

Aktueller Stand und Zukunftsperspektiven: Ein Überblick

Von Dr. med. Dieter Wagner

Die Forschung im Bereich der Multiplen Sklerose hat in den letzten Jahren große Fortschritte auf verschiedenen Ebenen gemacht. Neben der Möglichkeit, schneller und genauer zur Diagnose zu kommen, stehen nun auch neue Medikamente zur Verfügung. Was ist derzeit Standard? Und was ist in Zukunft zu erwarten?

Krankheitsaktivität, um das Nervengewebe langfristig zu schützen. Hierfür ist die frühe und sichere Diagnose ausschlaggebend. Die technische Entwicklung im Bereich der Bildge-bung – besonders der Magnetresonanztomo-graphie (MRT) – war entscheidend dafür, dass sich die Diagnosefindung (McDonald-Kriterien) verbessert hat. Die Wichtigkeit der Nervenwas-seruntersuchung (Liquor) hat sich verringert, sie wird aber weiterhin zur Sicherung der Diagnose durchgeführt.

TherapieDie Multiple Sklerose beginnt mit einer Entzün-dungsreaktion an den Nervenhüllen mit unkla-rer Ursache. Getragen wird diese Entzündung

4 MSK e.V. Blickpunkt 4/13

Bild: britta60 - Fotolia.com

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MSK e.V. Blickpunkt 4/13 5

Forschung und Medizin

durch die körpereigenen Abwehrzellen (T- und B-Lymphozyten). Die meisten Medikamente haben zum Ziel, diese Vorgänge zu unterdrü-cken oder zu verändern. Hierdurch entstehen allerdings auch einige der eventuell auftre-tenden Nebenwirkungen der Therapie: Das Abwehrsystem des Körpers wird geschwächt.Alle Aussagen zur Wirkung und eventuellen Nebenwirkungen von Medikamenten beruhen auf Statistik. Das Ansprechen eines einzelnen Patienten kann nur begrenzt vorhergesagt werden. So kann der eine Patient maximal pro-fitieren und keinerlei Nebenwirkungen haben, während man bei dem nächsten kaum Erfolge verzeichnet und sich zudem deutliche Neben-wirkungen einstellen. Zugelassen werden Medikamente, wenn sie im Durchschnitt wirk-sam sind und selten schwere Nebenwirkungen haben.

Therapie des akuten SchubesIm akuten Schub ist die Gabe von hochdo-siertem Kortison Standard. Bei Patienten, die nach wiederholten, gesteigerten Behandlungen keine Besserung zeigen, sollte nach maximal sechs Wochen je nach Ausprägung der Symp-tome eine Plasmapherese (Blutwäsche) erfol-gen − sofern das Verfahren zur Verfügung steht.

BasistherapieDie Langzeit-Basistherapie wird derzeit mit verschiedenen Interferon-beta-Präparaten (IFNbeta, Avonex, Betaferon, Extavia, Rebif) und Copaxone durchgeführt. Diese Präparate sind häufig eingesetzte MS-Medikamente mit relativ wenigen Nebenwirkungen und lange vorliegender Erfahrung.Vergleichsstudien haben gezeigt, dass die unterschiedlichen IFNbeta-Präparate und Copaxone in der Wirksamkeit gleichwertig sind. Sie verhindern etwa 30 Prozent aller Schübe. Ca. 30 Prozent der behandelten RRMS-Patienten profitieren von der Therapie. Ob die MS-bedingte Behinderung, die langfristig vor allem in der chronisch fortschreitenden Phase weiter zunimmt, durch diese Basistherapie

verzögert wird, ist noch nicht erwiesen, aber wahrscheinlich.Ganz aktuell wurde jetzt Teriflunomid (Aubagio) zur Basistherapie der RRMS zugelassen. Der große Vorteil zu den bisherigen Medikamenten besteht in der Einnahme als Tablette – einmal täglich. Die Vorbehalte gegen Injektionen hatten bei manchen Patienten den Beginn der wichtigen Frühtherapie verzögert. In den Zulas-sungsstudien führte Teriflunomid im Vergleich zu Placebo zu einem Rückgang der Schubrate von 30 Prozent. Mögliche Nebenwirkungen der Therapie können Durchfall, Übelkeit und Haarverlust sein.

EskalationstherapieFür Patienten, bei denen die Basistherapie die MS-Krankheitsaktivität nicht reduzieren kann oder die diese Therapien nicht vertragen, stehen Medikamente für die Eskalationsthera-pie zur Verfügung. Hierfür sind Mitoxantron, Natalizumab und Fingolimod zugelassen. Diese Substanzen zeichnen sich einerseits durch eine höhere Wirksamkeit und andererseits durch potentiell stärkere Nebenwirkungen aus, oder das vollständige Nebenwirkungsprofil kann aufgrund fehlender Erfahrungswerte noch nicht abschließend beurteilt werden.

MitoxantronMitoxantron (Novantron, Ralenova) erhielt bereits vor mehr als zehn Jahren die Zulas-sung für die Eskalationstherapie der Multiplen Sklerose. Es ist die einzige Substanz, für die eine Hemmung des Krankheitsfortschrittes bei der sekundär chronischen Verlaufsform der Erkrankung nachgewiesen und die hierfür zugelassen ist.Mitoxantron hat eine Reihe von Nebenwirkun-gen, die aber bei den in der MS-Therapie ver-wendeten Dosierungen meist gut beherrschbar sind. Haarausfall, Übelkeit und leichte Infektio-nen sind behandelbar oder von selbst rückläu-fig. Abhängig von der Dosis können allerdings Nebenwirkungen am Herz auftreten oder es kann Krebs entstehen (bei 0,4 Prozent bzw. 0,8 Prozent der Patienten). Dies hat dazu geführt,

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Forschung und Medizin

dass man die im Laufe des Lebens verabreichte Gesamtdosis begrenzt.Zudem kommt es bei 17 Prozent der mit Mito-xantron behandelten Patienten zum Stillstand der Regelblutung oder Spermienproduktion. Regelmäßige Sicherheitsuntersuchungen wie EKG, Herzecho und Blutbild sind bei der Behandlung notwendig.

NatalizumabNatalizumab (Tysabri) ist ein Antikörper und gehört ohne Zweifel zu den effektivsten Mit-teln, die derzeit zur Behandlung der Multiplen Sklerose zur Verfügung stehen. Trotz seiner hohen Wirksamkeit wird diese Substanz ledig-lich zur Eskalationstherapie eingesetzt, da sie mit einer relativ seltenen, aber möglicher-weise tödlichen Komplikation verbunden ist. Es handelt sich um eine durch den JC-Virus verursachte Gehirnerkrankung – die PML (Pro-gressive Multifokale Leukenzephalopathie). Mit einem kürzlich eingeführten Test lässt sich mittlerweile das Risiko, eine PML zu entwickeln, für den einzelnen Patienten abschätzen, um das Mittel dementsprechend nicht zu verwenden.

FingolimodIn den USA in Tablettenform schon zur Basis-therapie zugelassen, wirkt Fingolimod (Gile-nya) nicht nur hemmend auf die Lymphozyten; neuere Ergebnisse sprechen auch dafür, dass das Medikament die Produktion von Nerven-hüllen fördern könnte. Aufgrund von möglichen Herzrhythmusstörungen und der Gefahr von Virusinfektionen sind Herz- und Blutunter-suchungen beim Einsatz des Medikamentes äußerst wichtig.

Künftige TherapienDimethylfumaratFumarsäuren sind seit etwa 50 Jahren aus der Therapie der Schuppenflechte bekannt. In Zulassungsstudien zur MS-Behandlung wurden die Erwartungen mit einer Schubreduktion um mehr als 50 Prozent und einer Verminderung der MS-Aktivität im MRT um etwa 80 Pro-zent eher noch übertroffen. Dimethylfumerat (Tecfidera) gibt es ebenfalls in Tablettenform. Aufgrund der guten Verträglichkeit und der langjährigen Erfahrung bei der Therapie der

Bild: Andrea Damm / pixelio.de

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Forschung und Medizin

Quelle:MMW 22.08.2013 „MS – Was leisten die neuen Medikamente“ von Dr. med. Aiden Haghikia, Neurologische Klinik der Ruhr-Universität Bochum

Schuppenflechte wurde es zur Zulassung emp-fohlen. Endgültig ist damit in der täglichen Dosierung von 480 Milligramm (2x240) voraus-sichtlich Ende 2013 zu rechnen.

Weitere SubstanzenBei einer weiteren Substanz in Tablettenform, Laquinimod, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis die Zulassung erfolgt. In einer fortgeschrittenen Studie führt es vor allem zu einer Abnahme der Krankheitsaktivität im MRT, hatte allerdings nur einen geringen Effekt auf die Schubrate. Eine vielversprechende Wirkung könnte der schützende Effekt auf die Nerven-zellen sein.Weitere künftig zu erwartende Therapien mit Alemtuzumab, Rituximab und Daclizumab werden aufgrund der möglichen Nebenwirkun-gen vermutlich eher in der Eskalationstherapie zum Einsatz kommen.

Individualisierte TherapienBei MS-Patienten finden sich erhebliche indi-viduelle Unterschiede bezüglich des Krank-heitsverlaufes, der Nebenwirkungen und der Wirkung von Medikamenten. Eine auf den einzelnen zugeschnittene Therapie ist daher

eines der Ziele, das derzeit intensiv erforscht wird. Dabei helfen klinische Studien mit langen Beobachtungszeiten, in denen jegliche Neben-wirkungen und die Umstände, unter denen sie auftreten, registriert werden. Zusätzlich sind jetzt genetische Untersuchungen an größeren Gruppen möglich. Zum anderen wird gezielt nach Maßstäben gesucht, mit denen die Pati-enten bereits vor der Therapie eingeschätzt werden können.

Neuroprotektion (Nervenschutz)Ein weiterer Schwerpunkt der künftigen MS-Therapie ist die Neuroprotektion bzw. Regeneration. Bisher besteht die nervenschüt-zende Therapiestrategie bei Multipler Skle-rose vorwiegend darin, die unterschiedlichen Bestandteile des Abwehrsystems, die für die Entzündungsherde und damit die Zerstörung von Nerven verantwortlich sind, frühestmög-lich zu unterdrücken. Allerdings schreitet der Gewebsabbau im Gehirn trotz der positiven Beeinflussung dieser Prozesse fort. Die Her-ausforderung besteht nun darin, die rück-bildenden Prozesse, die die MS begleiten, besser zu verstehen und lokal therapeutisch anzugehen.

Dr. med. Dieter Wagner ist hausärztlich tätig in einer Gemeinschaftspraxis im Raum Heidelberg.

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Forschung und Medizin

Nervenzellen Myelinscheiden bildeten. Schließ-lich testeten die Forscher den Wirkstoff an Mäusen, bei denen eine der Multiplen Sklerose ähnliche Krankheit ausgelöst worden war. Die Behandlung mit Benzatropin allein hatte eine ähnliche Wirkung wie der Einsatz von Beta-Interferon oder Fingolimod, die das Immun-system unterdrücken. Aber eine kombinierte Behandlung verstärkte den Effekt erheblich: Es wurde weniger Myelin zerstört und gleichzeitig die Neubildung gefördert. Bei Mäusen führte die Therapie zu einer deutlichen Linderung von Krankheitssymptomen. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte Benzatropin noch nicht zur Behandlung von Multipler Sklerose eingesetzt werden, da es starke Nebenwir-kungen hat und die optimale Dosis erst noch

MS: Neuer Therapieansatz regeneriert Nervenschäden

Benzatropin lindert Krankheitssymptome

Bild: Oligodendrozyt, wikipedia.de

Aufwendiges Screening zum Test von chemischen Verbindungen„Während eines Krankheitsschubs sind zwar Vorläuferzellen vorhanden, aber aus unbekann-ten Gründen entwickeln sie sich nicht zu reifen funktionsfähigen Oligodendrozyten“, sagt Luke Lairson vom Scripps Research Institute in La Jolla, einer der leitenden Forscher des Teams. Oligodendrozyten zählen zu den Gliazellen des Gehirns und haben die Aufgabe, geschädigte Myelinhüllen auszubessern. Lairson und seine Kollegen setzten sich das Ziel, Wirkstoffe zu finden, die dafür sorgen, dass sich aus vorhan-denen Vorläuferzellen mehr Oligodendrozyten entwickeln. In einem aufwendigen, automati-sierten Screening testeten sie dazu den Einfluss von 100.000 chemischen Verbindungen auf Kulturen von Vorläuferzellen, die aus Ratten gewonnen worden waren.

Benzatropin beschleunigt Reifung von Vorläuferzellen zu OligodendrozytenNeben einigen anderen, noch nicht näher unter-suchten Substanzen erwies sich die Zugabe von Benzatropin in das Nährmedium als besonders effektiv: Es entstanden Zellen, die Myelin-Protein produzierten und in Gegenwart von

Von Joachim Czichos

La Jolla (USA): Bei der Multiplen Sklerose greift das Immunsystem Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark an. Das führt zum Verlust der isolierenden Hülle der Nervenfasern – der sogenann-ten Myelinscheide – und beeinträchtigt die Signalübertragung. Derzeit verfügbare Therapien unterdrücken Immunreaktionen, um das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen. Jetzt haben amerikanische Forscher einen Wirkstoff gefunden, der eine völlig neue Behandlungsstrategie ermöglicht: Das zur Parkinson-Therapie bereits zugelassene Medikament Benzatropin fördert im Tierversuch die Regeneration der Myelinscheide. Das geschieht dadurch, dass sich aus speziellen Vorläuferzellen vermehrt myelinbildende Hirnzellen entwickeln, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal „Nature“. Benzatropin linderte typische Krankheitssymptome bei Mäusen. Erste klinische Studien mit Patienten sollen schon bald beginnen.

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Forschung und Medizin

Optimierung der PatientenversorgungKernstück von REGIMS ist der Aufbau eines bundesweiten Immuntherapieregisters. In ihm sollen Häufigkeit, Art, Charakteristika und Effekte von Nebenwirkungen bei der Behand-lung von Patienten mit Multipler Sklerose gesammelt werden. „Diese Daten ermög-lichen es, unbeabsichtigte und unbekannte Folgen etablierter und neuer MS-Medikamente besser erforschen und voraussehen zu können. REGIMS soll individuelle Therapieentscheidun-gen erlauben und damit die Qualität in der Patientenversorgung sichern und verbessern“, so der münstersche Uni-Mediziner und Vize-Vorstand des KKNMS Prof. Heinz Wiendl.

Biomarker ermitteln und Patientensicht berücksichtigenIn der Studie dokumentieren die Ärzte alle sechs Monate den Krankheitsverlauf und die Medikation sowie auftretende Nebenwirkun-gen. Mit einem arztunabhängigen Fragebogen zur Lebensqualität und Therapiezufriedenheit wird zudem die Sicht der Patienten einbezo-

Neues Immuntherapie-Register REGIMSRisiken von MS-Medikamenten besser bewerten

gen. Um Anhaltspunkte zu finden, warum sich bestimmte Nebenwirkungen überhaupt entwi-ckeln, können die Patienten der Biobank zusätz-lich Blut zur Verfügung stellen. Anhand dieser Proben sollen Biomarker ermittelt werden, mit denen sich das Ansprechen auf eine Therapie oder ihre Folgen vorhersagen lassen. „Gelingt uns die Identifikation von Biomar-kern, könnten unerwünschte Nebenwirkungen in Zukunft besser verhindert oder verringert werden“, sagt Prof. Heinz Wiendl. „Der Aufbau eines Immuntherapieregisters ist daher ein bedeutender Schritt zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit in der MS-Versorgung“, ergänzt Prof. Klaus Berger, Leiter von REGIMS und Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster, an dem die Studie für das KKNMS durchgeführt wird.

Quelle:http://campus.uni-muenster.de/campus-news.html?&newsid=1596&cHash=52905a6dbc44f22e28be761fe0fd1690

ermittelt werden muss, sagt Lairson. Auf welche Weise Benzatropin die Reifung der Vorläufer-zellen zu Oligodendrozyten beschleunigt, ist noch nicht genau bekannt. Möglicherweise lassen sich durch eine Veränderung der che-mischen Struktur die gewünschten Wirkungen weiter verstärken und die Nebenwirkungen verringern. Außerdem wollen die Forscher noch andere Substanzen testen, die sich in ihrem Screening als wirksam erwiesen haben.

Quelle: „A Regenerative Approach to the Treat-ment of Multiple Sclerosis“, Vishal A. Deshmukh et al.; Nature, DOI: 10.1038/nature1264Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Wissenschaft aktuell: www.wissen-schaft-aktuell.de

Patienten mit Multipler Sklerose sind auf sie angewiesen: Immuntherapeutika, also Arzneimittel, die in ihrer Wirkung am Immunsystem ansetzen. Deren hoher Nutzen kann jedoch mit teilweise schweren Nebenwirkungen verbunden sein. Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) befasst sich daher in seinem neuen Projekt REGIMS mit der Erforschung von unerwünschten Therapiefolgen. Ziel ist es, die Risiken von aktuellen und neuen MS-Medikamenten besser bewerten zu können.

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Forschung und Medizin

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Strategisch geplanter GoldrauschLemtrada gegen Multiple Sklerose kommt für das 29.000-fache des Goldpreises neu in den Handel: Eine Injektionsflasche zu 12 Milligramm kostet 10.653,50 Euro, entsprechend 888 Euro pro Milligramm. Erst vor einem Jahr hat Sanofi-Aventis das Alemtuzumab-haltige Mabcampath, das der Behandlung von chronisch lymphatischer Leukämie vom B-Zell-Typ (B-CLL) diente, aus dem Handel gezogen. Damals kostete Alem-tuzumab noch „lediglich” 21,07 Euro pro Milli-gramm (1.897 Euro für drei mal 30 Milligramm Infusionskonzentrat). Die Strategie der Firma, nämlich der Verzicht auf Zulassung gegen B-CLL, bei dem Sanofi-Aventis damals durchaus einen unternehmerischen Aspekt einräumte sowie die Neuetablierung als vierzigfach teureres Mittel gegen MS war und ist durchsichtig. Sanofi will zudem ein neues Hoch-preisniveau für Mittel gegen Multiple Sklerose etablieren. Konnte man im vorigen Jahr noch von einem zu erwartenden Preisniveau für Lemtrada etwa in Höhe der teureren MS-Mittel ausgehen, wie beispielsweise für Fingolimod (Gilenya: 2.325 Euro für vier Wochen), sind für Lemtrada jetzt pro vier Wochen rechnerisch 3.278 Euro aufzuwenden, also 41 Prozent mehr. Experten trauen Sanofis Medikament Lemtrada bis 2017 einen Jahresumsatz von 650 Millionen Dollar zu.

Alemtuzumab (Lemtrada) gegen Multiple Sklerose 29.000 Mal teurer als Gold

Pharmakonzern treibt Preis für MS-Arzneimittel in die Höhe – Zulassung auf-grund von Gesundheitsrisiken zudem infrage gestellt

Der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis wartet auf die Zulassung für Lemtrada, ein neues Mittel gegen Multiple Sklerose auf der Basis des Antikörpers Alemtuzumab, in das große Hoffnungen gesetzt werden. Der unabhängige Informationsdienst arznei-telegramm, der Ärzte, Apotheker und andere Heilberufe über Nutzen und Risiken von Arzneimitteln informiert und ausschließlich über Abonnenten – und nicht über Werbung oder andere Geldgeber−finanziert wird, weist in einem aktuellen Artikel auf eine strategisch vorbereitete, gigantische Verteuerung des Wirkstoffs hin. Das Wirtschaftsmagazin Handelsblatt berichtete zudem im November, dass die Zulassung auf dem ame-rikanischen Markt aufgrund von erheblichen Nebenwirkungen des Medikaments infrage gestellt ist.

Sicherheitsbedenken beim MS-MedikamentOb es überhaupt zum lancierten Goldrausch kommen wird, bleibt abzuwarten. Denn der französische Pharmakonzern muss um die Markt-zulassung seines wichtigen Hoffnungsträgers in den USA bangen. Die dortige Arzneimit-telbehörde FDA meldete Anfang November Sicherheitsbedenken beim MS-Medikament an. Die Risiken des Mittels könnten zu groß sein, um es in den USA zuzulassen, hieß es in einem FDA-Bericht. Eine Genehmigung könne es nur geben, wenn das Medikament einen „erheblichen klinischen Nutzen“ aufweise. Bei der Verabreichung von Lemtrada bestehe die Gefahr von Bluterkrankungen, Infektionen und Krebs. Ein Beratergremium wird nun für die FDA eine Empfehlung abgeben. An diese Empfeh-lungen hält sich die Behörde üblicherweise. Ihre Entscheidung in diesem Fall wird im Laufe des Jahres erwartet.

Redaktion

Quellen:arznei-telegramm® 2013; Jg. 44, elektro-nische Veröffentlichung am 13. Oktober 2013 sowie Handelsblatt online vom 8.11.2013

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Recht und Soziales

SozialgerichtsverfahrenKeine Angst vor den Sozialgerichten

Von Rechtsanwältin Anja Bollmann

Bild: Sozialgericht Berlin - Thomas Kümmerle / pixelio.de

MSK e.V. Blickpunkt 4/13 11

Viele Menschen haben regelrechte Angst vor den Sozialgerichten, wenn auch unbegrün-det: Im Grundgesetz ist verankert, dass die Bundesrepublik Deutschland ein Rechts- und Sozialstaat ist. Das bedeutet, dass die Gerichte für die Bürger da sind und sich um ihre Anlie-gen kümmern. Das gilt insbesondere für die Sozialgerichte.

Die ZuständigkeitDie Sozialgerichtsbarkeit ist zum Beispiel zuständig für Streitigkeiten über Leistungsan-sprüche der Versicherten. Das betrifft unter anderem Entscheidungen » der Krankenkasse über beantragte Hilfs-

mittel

Aus aktuellem Anlass, wegen eines bestimmten Falles aus meiner Kanzlei, halte ich es für wich-tig, das Sozialgerichtsverfahren zu verdeutlichen und auf Fristen hinzuweisen. Egal um welches materielle Recht es geht, ist die Kenntnis des Verfahrensablaufes wichtig. Man kann nicht oft genug darauf aufmerksam machen, dass jeder Betroffene das Recht hat, eine Entscheidung zu hinterfragen. Wer es nicht tut und nach zu langer Zeit dann doch noch anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen möchte, hat den Nachteil, denn dann sind oft irreversible Fakten geschaffen:

» der Pflegekasse über Leistungen aus der Pflegeversicherung

» der Berufsgenossenschaft über die Aner-kennung eines Arbeitsunfalls

» der Agentur für Arbeit über Arbeitslosen-geld

» der Arbeitsgemeinschaft beziehungsweise Gemeinde über Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe

» der Rentenversicherungsanstalt über die Rente

» des Versorgungsamtes über den Grad einer Behinderung und Zuerkennung von Merkzeichen.

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12 MSK e.V. Blickpunkt 4/13

Recht und Soziales Sozialgerichtsverfahren

Das WiderspruchsverfahrenVorher ist allerdings das Widerspruchsverfahren durchzuführen. Wer eine ablehnende Entschei-dung des Leistungsträgers, beispielsweise Kran-ken- oder Pflegekasse, Berufsgenossenschaft, Versorgungsamt etc. erhält, kann zunächst versuchen, mit einem informativen Gespräch bei der Behörde weiterzukommen. Vielleicht lag der Ablehnung nur ein Missverständnis zu Grunde, das schon im Gespräch ausgeräumt werden kann. Kommt man damit nicht weiter, sollte Widerspruch gegen die Ablehnung der beantragten Leistung eingelegt werden. Wichtig ist, dass der Widerspruch an eine Frist von einem Monat ab Bekanntgabe des Beschei-des gebunden ist.Damit diese Frist nicht versäumt wird, empfiehlt es sich, zunächst nur Widerspruch einzulegen und eine Begründung zu einem späteren Zeit-punkt anzukündigen. So kann beispielweise formuliert werden:

“Gegen die Entscheidung vom ........ lege ich Widerspruch ein. Ich bin der Ansicht, dass mir ............. doch zusteht. Die Begrün-dung werde ich nachreichen. Ich bitte um Eingangsbestätigung.”

Damit wird erreicht, dass sich die Behörde noch einmal mit dem Anliegen des Bürgers befasst. Der Widerspruch kostet nichts und ist auch ohne jedes Risiko. Für die Begründung können z. B. weitere medizinische Befundbe-richte vorgelegt werden, die den Anspruch untermauern. Um überzeugend begründen zu können, empfiehlt es sich, auch sachkundige Beratung, etwa durch einen Sozialverband, Selbsthilfegruppe oder Anwalt in Anspruch zu nehmen. Das Anliegen wird von der Behörde noch einmal geprüft. Tut sie das nicht ausrei-chend, kann bei Klageerhebung das Gericht die Behörde verpflichten, das nachzuholen. Ist die Behörde nach erneuter Prüfung der Ansicht, dass der Anspruch tatsächlich bestand, hilft sie dem Widerspruch ab. Das bedeutet, dass sie die beantragte Leistung gewährt. Über-zeugt die Behörde auch bei nochmaliger Prüfung

und weiterer Begründung die Argumentation nicht, wird sie den Widerspruch zurückweisen. Das Verfahren ist durch Erlass des Widerspruchs-bescheides dann abgeschlossen.

Die KlageerhebungJetzt kann nur noch Klage erhoben werden. Die Klage muss innerhalb der Frist von einem Monat ab Bekanntgabe des Bescheides beim Sozialgericht eingegangen sein. Man kann sie selbst führen. Es reicht zunächst ein formlo-ses Schreiben an das Gericht. Am Ende des Widerspruchsbescheides steht, wo die Klage zu erheben ist und welche Adresse das Gericht hat. Das Schreiben kann sinngemäß lauten:

“Gegen den Bescheid der ........... vom ............ und den Widerspruchsbescheid vom ................., mit dem mein Antrag abgelehnt wurde, erhebe ich Klage. Ich meine, dass mir der Anspruch zusteht und bitte, den/die .............................. entsprechend zu ver-urteilen. Eine weitere Begründung werde ich nachreichen.”

Die Sozialgerichte haben auch eine Rechtsan-tragstellung. Sie gibt Hilfe bei der Formulierung und Begründung der Klage. Die Prozessführung kann durch einen Rechtsanwalt oder zugelas-senen Rechtsbeistand, Gewerkschaften oder sozial- oder berufspolitische Verbände erfolgen.Das Gericht bestätigt den Eingang der Klage und gibt der Klageschrift ein Aktenzeichen, unter dem der Vorgang geführt wird. Alles Weitere veranlasst dann das Gericht.Das Gericht ist nach dem Gesetz zur Aufklä-rung des Sachverhalts verpflichtet. Natürlich kann das nicht ohne Mithilfe der Beteiligten geschehen. So wird zu Anfang eines Klageverfahrens in der Regel ein Fragebogen verschickt, mit dem der Kläger gebeten wird, Angaben zu den behandelnden Ärzten zu machen und sie von der Schweigepflicht zu entbinden. Dann kann das Gericht dort Befundberichte anfordern, und sich so ein Bild darüber machen, ob der Anspruch zusteht oder nicht.

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Sozialgerichtsverfahren Recht und Soziales

Werden Befundberichte eingeholt und sind sie nicht aussagekräftig, kann das Gericht ein Sachverständigengutachten einholen. Solche Gutachten werden durch neutrale, bei Gericht bekannte Ärzte oder Pflegefachkräfte erstellt. War das Gutachten für den Kläger nicht posi-tiv, kann er bei Gericht beantragen, dass ein Gutachten von einem Arzt seines Vertrauens eingeholt wird. Hat das Gericht den Sachverhalt ausreichend ermittelt, kann es einen Termin zur Erörte-rung des Sachverhaltes (Erörterungstermin) ansetzen. Er kann kombiniert werden mit einer Beweisaufnahme, etwa der Vernehmung von Zeugen zu einem bestimmten Thema. In einem Erörterungstermin legt das Gericht die Erfolgsaussichten der Klage dar. Die Beteiligten haben die Möglichkeit, in diesem Termin die Sache ausführlich zu besprechen. Danach kann der Anspruch von der Gegenseite anerkannt oder die Klage vom Kläger zurückgenommen werden. In der Regel endet ein Erörterungster-min aber mit dem Abschluss eines einvernehm-lichen Vergleichs.Eine andere Möglichkeit zur Beendigung des Verfahrens ist der Erlass eines Gerichtsbeschei-des. Dieser Weg wird gewählt, wenn kein Erör-terungsbedarf besteht, der Sachverhalt geklärt ist und auch keine rechtlich problematischen Fragen anstehen. Endet das Verfahren weder durch Erörterungs-termin noch auf schriftlichem Weg, lädt das Gericht zu einem Verhandlungstermin.In der Verhandlung sind ein Berufsrichter und zwei Laienrichtern anwesend. Die Laien-richter sind ehrenamtliche Richter, die unter

anderem aus dem Kreis der Versicherten, der Versorgungsberechtigten und der Arbeitgeber stammen. Sie üben das Amt mit genau den Rechten aus, wie sie auch der Berufsrichter hat. Der Berufsrichter und die ehrenamtlichen Richter entscheiden unabhängig nach Recht und Gesetz. Sie sind weisungsungebunden und zur Unparteilichkeit verpflichtet. Am Ende der Verhandlung ergeht ein Urteil.Ebenso wie der Ablehnungsbescheid und der Widerspruchsbescheid, ist auch das Urteil mit einer Rechtsmittelbelehrung versehen. Aus ihr ergibt sich, ob gegen die Entscheidung des Gerichts ein Rechtsmittel eingelegt werden kann und wenn ja innerhalb welcher Frist und bei welcher Stelle das geschehen muss

Die KostenWer als Versicherter, Leistungsempfänger oder behinderter Mensch am Verfahren beteiligt ist, muss vor dem Sozialgericht keine Gerichtsko-sten zahlen. Wer im Prozess unterliegt, muss auch nur seine eigenen Kosten zahlen, falls er sich einen Rechtsbeistand auserwählt hat. Wer weder rechtsschutzversichert ist, noch über die finanziellen Mittel verfügt, einen Anwalt selber zu bezahlen, kann Prozesskostenhilfe beantragen.

Verfasst von:Rechtsanwältin Anja Bollmann

Jakobstraße 11351465 Bergisch Gladbach

E-Mail: [email protected]

Tel.: 02202/29 30 60Fax: 02202/29 30 66

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MSK e.V. Blickpunkt 4/13 13

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14 MSK e.V. Blickpunkt 4/13

Kurzmeldungen

Los Cristianos (Tenerife) gutes Klima für MS-Betroffene

Ein Aufenthalt im Süden hat zum großen Teil schon durch das dortige Klima vielen Kranken und Behinderten Erholung gebracht.REHABILITATION und GESUNDHEIT werden bei uns groß geschrieben.

Auf einer kleinen Anhöhe gelegen und nur 5 Min. vor der ca. 6 km langen Strandpromenade entfernt, finden Sie das unter deutscher Leitung stehende

Kurhotel Mar y Sol Behindertenfreundlich und rollstuhlgerecht • 2 Pools (mit Lift), einer permanent auf ca. 32 °C temperiert

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Vom 4. Bis 6. Oktober fand die „MS World Conference“ in Berlin statt, anlässlich des 60jährigen Bestehens der DMSG. Die Tagung wurde von der DMSG in Zusammenarbeit mit der Multiple Sclerosis International Federation (MSIF) organisiert. Aus vielen Ländern der Welt kamen die Teilnehmenden nach Berlin zu Vorträgen, Workshops, Informationsaustausch. Themen waren unter anderem: » neue Medikamente (Alemtuzumab, Fingoli-

mod, Mitoxantron, Natalizumab, Terifluno-mid, Zulassung von Fumaraten)

» neue Therapieformen (Forschungsan-sätze, Strategien zum Behandlungsbeginn, immunmodulatorische und symptomatische Therapien)

» Zusammenarbeit von Forschern und MS-Gesellschaften

» spezielle Themen: Fatigue, sexuelle Funkti-onsstörungen, Verlust der Blasenkontrolle, Sport, Berufsberatung, Selbsthilfe

MS World Conference in BerlinAnlass: 60jähriges Bestehen der DMSG

» Lebenssituation von MS-Erkrankten in aller Welt

» was Familien mit an MS erkrankten Kindern benötigen

» Fortbildung von MS-Schwestern und -Pfle-gern (stieß bei Gästen aus dem arabischen Raum auf besonderes Interesse).

Diskutiert wurden weiterhin die Gegenwart und Zukunft von MS-Medikamenten, der Weg der Immunmodulation bei MS, die Rolle der mono-klonalen Antikörper in der MS-Therapie und therapeutische Ausblicke zu Schutz und Repa-ratur. Der Tenor der Experten und der Ausblick in die Zukunft waren positiv: Viel sei erreicht worden in den letzten Jahren, viel bliebe noch zu tun, erklärte Prof. Dr. med. Alastair Comp-ston aus Großbritannien im Leitvortrag.Auch Christian Wulff, Schirmherr der DMSG, hielt einen Vortrag. Die internationale Resonanz war groß, wie die DMSG in ihrem Resümee festhält.

(Quelle: www.dmsg.de)

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Kurzmeldungen

MSK e.V. Blickpunkt 4/13 15

Robert Petermann, MSK-Vorstandsvorsitzender aus Heidelberg, war selbst vor Ort und hat sich ein Bild vor allem von den technischen Neue-rungen gemacht. Wir stellen die wichtigsten Innovationen vor, die vom Rollstuhl bis zum komplexen Assistenzsystem reichen.

Rollstuhl-Scooter und Dreirad-Fahrzeug für mehr mobile EigenständigkeitMit dem Rollstuhl-Scooter „Pendel“ sorgt der niederländische Aussteller Huka für einen echten Hingucker, wie auch unser Foto mit Robert Petermann zeigt. Gedacht ist das Fahr-gerät für Menschen, die ihren Rollstuhl aus eigener Kraft nicht verlassen können und gerne auch längere Strecken komfortabel zurück-legen möchten. Der Rollstuhl wird einfach in den Scooter hineingefahren und angedockt, ganz ohne Hilfestellung. Den Rest erledigt ein Elektromotor.Tünkers aus Ratingen zeigt mit „MoVi“ ein wendiges Dreirad-Fahrzeug mit Nabenmotor für Menschen mit Geh-Einschränkungen, die vor allem auf kurzen Strecken, also im Wohnumfeld, in Innenstädten und Einkaufszentren mobil sein wollen. Mit bis zu 18 km/h geht es mit MoVi zügig durch große Gebäu-dekomplexe und Außenanlagen. Eine auf 6 km/h gedrosselte Variante kommt ohne Straßen-zulassung aus. Lasten bis zu 50 kg können direkt auf dem Fahrzeug oder auf einem kleinen Anhänger mitgeführt werden.

Moderne Technik für mehr UnabhängigkeitNeuheiten auf der Fachmesse REHACARE in Düsseldorf

Die internationale Fachmesse REHACARE 2013, die Ende September in Düsseldorf stattfand, erwartete Betroffene, Angehörige und internationale Branchenprofis mit vielen Neuheiten rund um Rehabilitation und Pflege. 43.500 Besucher informierten sich über Hilfen für ein selbstbe-stimmtes Leben und neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung, die 750 Aussteller aus 37 Ländern präsentierten.

Mit Falt-Rollator, Mini-Funkmaus und Lese-Software den Alltag gestaltenDer neue Track-Rollator findet in jeder kleinen Wohnung und sogar im Pkw Platz. Dafür sorgt ein doppeltes Faltsystem, das ihn in der zweiten Stufe fast auf die Größe eines Regenschirms reduziert. Zur Basisausstattung der Gehhilfe gehört eine Fülle von Zubehör: Schultertasche, Gehstockhalter, Beleuchtung, Reflektoren, Feststellbremse, Tablett und eine Transport-tasche für die Mitnahme im Auto. Eine Kommunikationshilfe für Menschen mit motorischen Einschränkungen an Armen und Händen ist „Quha Zono“, eine Computer-Funkmaus, die durch Bewegungen der Glied-maßen oder des Kopfes gesteuert wird. Die Mini-Maus, die gerade einmal 20 Gramm wiegt, kann an einem Stirnband oder auch mit einem Clip an einem Brillengestell befestigt werden. Die Maus ist mit unterschiedlichen Rechnern, Tablet-PC‘s und Betriebssystemen kompatibel.

Gut für Menschen mit Sehbehinde-rungen: Die Software VOX mobil von Reinecker Vision macht aus einem

Handy ein mobiles Vorlesesystem. Sie erkennt nach dem Scannen einer Vorlage den Text und zeigt die Worte farbig hervorgehoben

an oder liest sie vor. Auch klein gedruckte Medikamentenbeilagen

können so schnell und einfach lesbar gemacht werden.

red

Quelle und weitere Infor-mationen: www.rehacare.de

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16 MSK e.V. Blickpunkt 4/13

Leserbriefe

LESER: REAkTIoNEN - MEINUNGEN - STATEMENTS

Ausflug der MS-Selbsthilfe-Gruppe Mannheim – wenig Gastfreund-schaft bei der Fahrgastschifffahrt SpeyerAm Dienstag, 10.09.2013, traf sich unsere MS-Gruppe zu einem geplanten Ausflug. Pünktlich um 12.30 Uhr kam unser gemieteter, behin-dertengerechter Omnibus des Unternehmens Holger Tours GmbH aus Viernheim. Ein sehr netter, kompetenter Fahrer, dies stellten wir im Laufe des Tages fest, packte sofort mit an und verstaute mehrere Rollstühle fachgerecht. Wir fuhren nach Speyer an die Anlegestelle „Alter Speyerer Hafen“. Von dort aus wollten wir mit der „MS Sealife“, Fahrgastschifffahrt Speyer, eine Altrheinfahrt machen.Nachdem wir nur 13 Personen, statt wie gemel-det 15 waren, teilte uns eine Mitarbeiterin der „Sealife“ in einem mehr als unfreundlichen Ton mit, dass wir nicht losfahren könnten.Andreas, unser Busfahrer, erklärte sich bereit, mitzufahren. Kurz darauf kam der Kapitän laut schreiend zur Anlegestelle. Es wären fünf Personen an Bord, die alle auf uns warteten und er wolle nun endlich losfahren. Andreas, unser Fahrer, verbat sich diesen schroffen Ton, worauf der Kapitän unseren Fahrer als „A...loch“ bezeichnete. Dies bekamen zwei Mitglieder unserer Gruppe mit. Nachdem wir ziemlich mühsam, mit einem Strick um den Rolli

festgebunden, an Bord gehievt wurden, unter tatkräftiger Mithilfe unserer Begleiter, fuhren wir dann los.Kaum hatten wir unsere Plätze eingenommen, wurden wir ziemlich unfein von bereits erwähn-ter Mitarbeiterin angemeckert, wir sollten den Mittelgang gefälligst freihalten, dies wäre ein Notausgang. Dies war nicht gekennzeichnet noch sonstwie ersichtlich.Hierbei sei zu erwähnen, dass unsere Gruppe aus drei Rollis (festsitzend), zwei Rollis (Umset-zer) und zwei Fußgängern (verlangsamt) samt Begleiter bestand. So schnell, wie vom Personal gewünscht, konnte niemand zur Seite springen.Eine Rolli-Fahrerin unserer Gruppe fragte nach der Speisekarte und wurde daraufhin ange-schnauzt, es wäre auf jedem Tisch eine Karte und sie könne nichts dafür, wenn diese geklaut worden sei. Warum, liebe Gisela, bist Du auch nicht aus deinem Rolli gesprungen und hast den Kartendieb verfolgt? Trotz alledem gelang es uns noch, die Fahrt zu genießen.Jeder, der sich mit Behinderten auskennt oder selbst betroffen ist, weiß, wie schwierig es ist, solch einen Ausflug in der Gruppe zu planen und für viele ist dies ein Highlight.Wir finden, wir müssen andere vor einer Schiff-fahrt mit besagtem Unternehmen warnen, es sei denn, Ihr seid schnell genug, den Anordnun-gen des Personals ohne vorherige Einweisung

zu folgen. Zu erwähnen sei noch, dass die „MS Sealife“ in ihrem Flyer wirbt „Rollstuhlfahrer sind bei uns willkommen“.Das Busunternehmen werden wir jederzeit wieder in Anspruch nehmen.

Es grüßen die MSK-Mitglieder Katharine Justen, Brigitte Duran,

Helga und Albert Kunkel, Heike Miehm

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MSK e.V. Blickpunkt 4/13 17

Leserbriefe

Rollstuhlfahrer bitte den Nebenein-gang benutzenDas Beste im Leben begegnet uns selten auf den Wegen, die alle benutzen

Mein Rollstuhl mit allem drum und dran ist nun wirklich oft genug Ursache von Frust und Wut. Manchmal aber verdanke ich ihm auch Erlebnisse besonderer Art, die ich nicht missen möchte.Jeder Rolli-Fahrer kennt das: Man will eine Kirche, ein Museum, ein Theater oder sonstwas besuchen, und wird durch ein Schild auf den besonderen Eingang für Rollstuhlfahrer hinge-wiesen. Dieser Eingang befindet sich dann an einer Seite oder an der Rückseite des Gebäudes.Wir machen uns auf den Weg dorthin. Mal über schräge Abfahrten in das Tiefgeschoss zum Lastenaufzug, mal über holprige Gartenwege Richtung Sakristei, mal über wackelige Bohlen zum Schloss usw., bis wir die Klingel erreichen und weisungsgemäß warten.Nach durchschnittlich zehn Minuten erscheint dort meist tatsächlich jemand. Der Hausmei-ster oder seine Frau, der Küster, der Sohn des Organisten, eine Museumsangestellte oder andere. (Ich bin auch mehrmals schon von freundlichen Helfern zum gewünschten Ziel getragen worden).Dann folgt meistens – die Lastenaufzüge sind langsam – die Frage, warum denn der Rolli notwendig sei. Ich beantworte das immer freundlich und geduldig und erfahre dann, dass der Gesprächspartner einen solchen (oder ähnlichen) Fall auch in der Bekanntschaft oder Verwandtschaft habe und daher von den entsprechenden Problemen wisse. Nachdem das Eis gebrochen ist, erfahre ich nun Dinge aller Art, die ich beim Gang über den Haupt-eingang niemals erfahren hätte. Obwohl der Besuch dadurch eine individuelle Bereicherung erfährt, wäre das ja nun eigentlich noch nichts Besonderes; aber manchmal passiert doch Unerwartetes:Ich wollte mir z. B. in einem Museum irgendwo im Ruhrgebiet die Ausstellung „Echsen der Urzeit“ (oder so ähnlich) ansehen. Der Zugang zum Museum erfolgte über das Tiefgeschoss

und dort wurde bereits an der nächsten Aus-stellung gearbeitet; diesmal sollte es um kleinere Tiere gehen, nämlich um bestimmte Käferarten. Auf der Fahrt durch das Untergeschoss betrach-tete ich, kurz anhaltend, fasziniert das Modell eines Feuerkäfers, als ein anwesender Insek-tenforscher mein Interesse bemerkte und mir freundlich einiges über das sonderbare Wesen erzählte. Einmal im Fluss, gingen wir zum näch-sten Exponat – und schließlich genoss ich eine private Führung durch die gesamte Ausstellung. Ich empfand das wie ein Geschenk, denn niemals vorher habe ich mich mit der Schönheit von Bock-, Pracht- oder Waldlaufkäfern beschäftigt, geschweige denn persönlich so Fachkundiges dazu gehört. Die Urzeit-Echsen habe ich mir an dem Tag gar nicht mehr angesehen.Vielleicht schreibe ich über meine Erlebnisse jenseits der langweiligen Haupteingänge eines Tages ein Buch, denn eigentlich ist das Thema ja ein Beispiel für das Leben mit Rollstuhl schlechthin: Das Beste im Leben begegnet uns selten auf den Wegen, die alle benutzen, sondern es erschließt sich bei der Bewältigung und Über-windung der holprigen Neben- und Umwege! Und die Christenmenschen wissen es sowieso: Nur der schmale, beschwerliche Weg führt zur Erkenntnis und Seligkeit. ;-)

Frohe Weihnachten und schöne Festtage wünscht Ihnen

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Meine Seite

Die Krankengymnastin zeigte sich beeindruckt von meinen vielen Aktionen, die ihrer Meinung nach manchmal etwas ungewöhnlich für jeman-den mit körperlichen Einschränkungen sind. „Mann, du bewegst dich aber viel und bewegst gleichzeitig ‘ne Menge für andere“, waren ihre Worte.Super! Damit war die Idee für diesen Blick-punktartikel geboren. Ich wollte irgendetwas zum Thema Bewegung schreiben. Zu Hause angekommen, habe ich mich gleich an die Arbeit begeben und ein bisschen recherchiert. Als mir dann der Briefträger noch den brand-neuen Blickpunkt (3/13) in die Hand drückte, fühlte ich mich in meiner Themenwahl bestärkt. Gleich auf der ersten Seite las ich nämlich in dem Editorial von Robert Petermann etwas über „Rehabilitationssport und regelmäßige Bewegung“ und weiter hinten im Heft den Text

In Bewegung sein Menschen motivieren und inspirieren

Als ich bei einem meiner regulären Physiotherapietermine auf der Behandlungsliege lag, erzählte ich meiner Therapeutin so im Redefluss von verschiedenen Aktivitäten, die ich in der letzten Zeit gemacht hatte. Wir kamen dann − wie auch immer − auf den Begriff der Bewegung zu spre-chen. Was liegt näher, als sich mit einer Person aus diesem Berufsstand über solch ein Thema zu unterhalten?

„Bewegung tut gut“. Dieses Wort scheint also derzeit in aller Munde zu sein.

Was kann Bewegung bedeuten? Wenn man den Begriff googelt, kommt auf Anhieb so etwas wie:

„Im Allgemeinen wird Bewegung definiert als jede Form der Bewegung, die eine Anspannung der Muskeln erfordert und den Energieverbrauch im Vergleich zum Ruhezustand erhöht.“

(aus: www.bag.admin.ch)Oder:

„Zu den körperlichen Bewegungen gehö-ren Alltags- und besonders auch anstren-gende berufliche Tätigkeiten, aber eben-falls Freizeit- und Sportaktivitäten.“

(aus: definition-online.de)

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MSK e.V. Blickpunkt 4/13 19

InBewegungsein Meine Seite

Oder:„Körperliche Bewegung ist notwendig für die Gesundheit. Sie stärkt das Herz-Kreis-lauf-System, die Durchblutung, Muskeln, Knochen und das Immunsystem, dient als Ausgleich bei Stress und psychischer Bela-stung und verhindert durch den höheren Energieverbrauch Übergewicht. Bewe-gungsmangel ist eine der Hauptursachen für die meisten sogenannten Zivilisations-krankheiten wie Wirbelsäulenerkrankung, Zuckerkrankheit oder Bluthochdruck.“

(aus: sing-lang.uni-hamburg.de)

So, jetzt aber Schluss mit irgendwelchen Defini-tionen, die irgendwer mal ins Netz gestellt hat. Mir fällt allerdings auf, dass es hier bei all diesen Begriffsbeschreibungen vorrangig darum geht, was man körperlich messen kann.Aber das Wort Bewegung hat noch viel mehr zu bieten, wenn man genauer hinschaut. Zum Beispiel: » ein bewegtes Leben führen (mit vielen Aufs

und Abs) » etwas bewegen (durch eine gute Tat) » etwas wieder in Bewegung bringen (nach

Stillstand) » jemanden bewegen (im Sinne von eine

Person emotional berühren) » aber auch jemanden dazu bewegen, etwas

zu tun (mit gutem Beispiel vorangehen) » durch eine Situation selbst bewegt werden

(emotional, den Tränen nah sein) » etwas in Bewegung setzen (als Vorbild,

Vorreiter, auf größerer Ebene) » sich selbst bewegen (sich in neue Situatio-

nen hinein begeben) » jemand bewegt mich etwas zu tun (was ich

sonst vielleicht nie getan hätte) » jemanden zum Bleiben bewegen » ...

Wen oder was möchte ich im Leben be-wegen? Zuerst einmal mich! Ganz klar! Und wie? Noch vor zehn Jahren hätte ich auf diese Frage geantwortet, dass das mit viel körperlicher Aktivität zu tun haben muss. Also joggen (ich bin zwei Marathons gelaufen), Sport treiben (ich war ausgiebig mit dem Rad unterwegs), rumfahren (ich bin mit Rucksack quer durch ganz Europa gereist). Heute mache ich lieber Rollstuhltanz, japanisches Trommeln oder gehe - seit Neuestem - auch zum „Biodanza“ (kommt aus dem Spanischen und heißt so viel wie „Tanz des Lebens“, sich entfalten durch Musik, Tanz, Gesang und Begegnungen in der Gruppe). Anstatt also durch die Weltgeschichte zu sprin-ten, bevorzuge ich es jetzt eher moderat. Halt anders als vor der Erkrankung.„In Bewegung sein“ finde ich wichtig. Nur auf dem Sofa sitzen und den Tag irgendwie rum-bringen, das ist nichts für mich, ist mir langwei-lig und eintönig. Außerdem möchte ich gern andere Menschen bewegen. Zum Beispiel mit meinen Texten, durch Worte, die ich sage, oder Aktionen, die ich mache. Auch dadurch, dass ich mich immer wieder in Situationen begebe, die nicht unbe-dingt typisch sind für jemanden mit einem MS-Handicap. Beim japanischen Trommeln zum Bei-spiel ist es ja auch eher ungewöhnlich, dass eine Frau, die im Rolli sitzt, da fröhlich mitmacht. Ich habe noch die ältere Zuschauerdame von dem Schülerfest unserer Trommelschule (Blickpunkt 3/13) vor Augen, die sich bei mir bedankte, weil ich sie inspiriert hatte. Inspiriert dazu, den Mut zu finden, auch einmal Dinge auszuprobieren, die sie eigentlich für nicht machbar hält. Ich habe übrigens ganz viel positives Feedback von meinen Mittrommlerinnen und Mittromm-

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Meine Seite InBewegungsein

lern bzgl. meines letzten Artikels bekommen. Auch Monika Baumgartl (die Leiterin der Trom-melschule) zeigte sich sehr bewegt von meinen Ausführungen. Sie hat sich liebevoll bei mir bedankt.Das ist genau das, was ich in meinem Leben gern erreichen möchte. Menschen berühren, inspirieren, motivieren, bewegen. Bewegung kann nämlich so viel mehr sein, als ständig um den Block zu rennen!

Allerdings ist das bei mir mit diesem „bewegten Leben“ auch nicht tagtäglich so. An manchen Tagen möchte ich weder mich noch andere bewegen. Besonders, wenn sich das Wetter grau in grau zeigt und es notwendig wird, wieder die dicken, wasserfesten Klamotten aus dem Schrank zu holen. Dann hänge ich schlus-sendlich in meiner Wohnung rum, während sich Lustlosigkeit (wegen des schlechten Wetters), Motivationslosigkeit („Was soll denn das Ganze? Drinnen ist es auch schön.“) und Allerweltsfrust („Alles ist doch blöd!“) allmählich breitmachen. Und dann ist Bewegung in jeglicher Form gerade das Letzte, woran ich denken will. Gott sei Dank hält eine solche Phase nie sehr lange an und ich gehe wieder raus in die Welt.

Sich hoch hinaus bewegenSeit Jahren war ich letztens wieder auf einer Kirmes, weil ich mir gemeinsam mit einem Freund das große Kirmes-Abschlussfeuerwerk anschauen wollte. Als wir Zwei dann so über das Gelände schlenderten bzw. schoben, kamen wir an einem Kettenkarussell vorbei. Nicht auf modern getrimmt, sondern so antiquiert wie vor 35 Jahren. Jugenderinnerungen blitzten in mir auf. „Oh, was wäre es schön, mal wieder mit so einem Fahrgeschäft durch die Lüfte zu

fliegen. Genau wie früher.“ Schnitt! Damals war der Rollstuhl noch nicht mit an Bord. Ich konnte mich seinerzeit allein die Stufen zur eigentlichen Plattform hochbewegen und mich selbstständig auf einen Kettenstuhl setzen. Und dann ging es los. Hoch hinaus. „Aber heute klappt das ja wegen des Rollis nicht mehr. Wie soll ich auf dieses Karussell denn draufkommen? Schade!“ So waren meine Gedanken, als ich mir das flie-gende Spektakel ansah. Und weil es für mich klar war, dass da mitzufahren sowieso nicht funktionieren könnte, wollte ich an diesem Fahrgeschäft einfach vorbeirollen. Ich kam überhaupt nicht auf die Idee, dass es vielleicht doch eine Lösung geben könnte, um mir dieses Jugendgefühl für kurze Zeit zurückzuholen. Aber ich hatte die Rechnung ohne meinen lieben Freund gemacht. Der schien meine trüben Hirngespinste erraten zu haben, weil er nämlich, ohne sich mit mir abzusprechen, losflitzte und mit einem kräftigen Kirmesbuden-mitarbeiter zurückkam. Dieser muskulöse junge Mann hob mich wortlos aus dem Rolli, trug mich die Treppenstufen zum Kettenkarussell rauf, um mich schließlich auf einen Hängestuhl zu platzieren. Mein Freund hatte gleich zwei Fahrgeschäftsmarken gelöst und sich hinter mich gesetzt. Und dann ging es wirklich los! Hoch hinaus! Es war toll! Anfangs war mir noch etwas schlecht, weil ich solche Dreh-und Schaukelbewegungen gar nicht mehr gewohnt bin. Aber dieses Unwohl-sein ist dann schnell wieder verflogen. Ich habe mich auf diesem Karussell völlig frei gefühlt, hoch oben in der Luft. Hätte ich mir nie träu-men lassen, dass ich noch einmal im Leben in so einem Ding sitzen würde. Ich hatte mich überrumpeln lassen, und mir wurde unmög-lich Scheinendes möglich gemacht. Weil alles so schnell ging und ich damit ja auch über-haupt nicht gerechnet hatte, haben wir diesen geschichtsträchtigen Moment leider nicht auf einem Foto festgehalten.Immer offen bleiben für Neues. Auch das kann Bewegung sein. Nicht von Anfang an denken:

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MSK e.V. Blickpunkt 4/13 21

InBewegungsein Meine Seite

„Ach, das klappt ja wegen irgendwelcher Ein-schränkungen sowieso nicht mehr. Weil viele Dinge nämlich doch funktionieren, auch wenn man es anfangs nicht für möglich hält.“

Ein ganzer Tag in BewegungIm September dieses Jahres machte ich mich mit dem Zug in Richtung Mannheim auf; hin und zurück am selben Tag. Ich beabsichtigte, an einem der monatlichen Zusammenkünfte der MSK teilzunehmen und mir die Chance nicht entgehen zu lassen, die Verantwortlichen des Blickpunktes endlich einmal persönlich ken-nenzulernen. Für dieses Treffen stand nämlich (außer geselligem Beisammensein) auf dem Programm, dass sich die Zeitschriftenredaktion den Vereinsmitgliedern vorstellen wollte. Für mich ein kompletter Tag in Bewegung also. Meine Anreise dauerte von Düsseldorf aus mehrere Stunden. Ein Freund (der zufällig in Mannheim wohnt) hatte mich dort am Bahnhof eingesammelt, einige Zeit mit mir am schönen Neckar verbracht und mich dann zum MSK-Treffen chauffiert, wo ich von den Anwesenden sehr freundlich begrüßt wurde. Ich konnte sogar ein paar Komplimente einheimsen, was meine Texte in den vielen Blickpunkten über die Jahre betrifft. War echt schön das zu hören. Vielen Dank.Als dann die Redaktionsverantwortlichen Christine Druskeit und Dr. Birgitta Hohenester-Pongratz sowie der Grafiker Thomas Kallis mit ihrem Vortrag an der Reihe waren, konnte ich viel Interessantes über die vierteljährliche Ent-stehung des Blickpunktes erfahren. Ist ja ganz schön aufwendig in der Herstellung, unsere Vereinszeitschrift. Hut ab!Nachdem mich mein Freund nach kurzweiligen, informativen und netten zwei Stunden vom „MSK-Vortragsstammdomizil“ dann wieder abgeholt hatte, verbrachten wir noch eine angenehme Zeit im Restaurant des Mannhei-mer Funkturms mit einem leckeren Abendessen inklusive Nachtisch. Während dieser Zeit hatte sich die Panorama-Plattform der Gaststätte dreimal gedreht. Durch den ständigen Rich-

tungswechsel konnte ich einen wirklich schönen Rundumblick über die Stadt bekommen. Um 21:30 Uhr saß ich schließlich wieder im Zug. Was für ein langer Tag! Und soll ich Ihnen mal was sagen? Ich war zwar müde und froh, dass ich schließlich um 1:00 Uhr wieder friedlich in meinem Bett lag. Aber ich fühlte mich bei Weitem nicht so kaputt, gerädert und kraftlos wie nach manch einem „ganz gewöhnlichen“ Tag zu Hause. Wie konnte das sein? Ich glaube, ich kenne die Antwort. Ich hatte mich bewegt, in unbekannte Gefilde mit vielen neuen Eindrücken. Ich hatte mich getraut, eine Tagesreise an einen mir unbekannten Ort, mit mir unbekannten Bedin-gungen zu machen. Im Vorfeld waren es allerdings nicht wenige Einwände, mit denen ich mir mein Unterneh-men „Mannheim“ ausreden wollte: zu lang, zu zeitaufwendig, zu energieraubend. Was ist mit Toilettengängen? Was ist mit baulichen Gegebenheiten, z. B. in einem Restaurant? Alles und überall rollstuhlgeeignet? Klappt der Mobilitätsservice der Deutschen Bahn? Das waren berechtigte mögliche „Gefahrenquellen“ für einen Tag, der mich komplett überfordern könnte. Ganz klar.Ich habe mich von meinen Ängsten aber nicht einwickeln lassen. Gott sei Dank, denn sonst wäre mir ein wirklich beschwingter, bewegter Tag entgangen!Ein „Leben in Bewegung“ ist schon was ganz Tolles und Wertvolles. Nicht nur für einen selbst, sondern auch für die vielen Menschen, mit denen wir tagtäglich zu tun haben. Und die gute Nachricht dabei ist, dass wir hierbei tatsächlich nicht unbedingt ausschließlich um den Block rennen müssen. Also, lasst uns was bewegen! Uns natürlich auch …

Ich wünsche Ihnen allen einen guten Übergang in 2014 und ein wunderbar bewegtes neues Jahr!

Herzlichst Ihre Petra Orben

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22 MSK e.V. Blickpunkt 4/13

Erfahrungen MS-Betroffener

Von Birgitta Hohenester-Pongratz

Beim Stichwort „Tauchen“ glänzen Sandra Meixners Augen. „Tauchen war mir wichtiger als alles andere auf der Welt“, sagt sie. „Selbst mit Neoprenanzug und Sauerstoffflasche: Diese Leichtigkeit unter Wasser, dieses Gefühl von Freiheit – einfach großartig!“ Sandra Meixner schöpft viel Kraft aus ihren Erinnerungen. Durch die Multiple Sklerose kann sie zwar ihr geliebtes Hobby inzwischen nicht mehr ausüben, aber die wunderbaren Unterwasser-Erlebnisse hütet sie wie einen Schatz.

Menschen mit MS – zukünftig möchten wir im Blickpunkt Betroffene vorstellen, Menschen wie du und ich, auch auf ausdrücklichen Wunsch der Leserschaft. Wie gehen andere mit ihrer Erkran-kung um, mit welchen Hindernissen kämpfen sie, welche ungeahnten Chancen haben sich seit der Diagnose eröffnet?

Sandra Meixner, die im November 40 Jahre alt wurde, hat seit Ende 2000 Multiple Sklerose. Sie ist seit etwa zehn Jahren MSK-Mitglied; ihr Mann Bernd engagiert sich aktiv im Vorstand des Vereins. Die beiden leben in Walldorf

in der Nähe von Heidelberg. Als sie damals zunehmend schlechter sehen konnte, suchte die Industriekauffrau einen Neurologen auf. Der Experte erkannte dieses Symptom zwar nicht auf Anhieb als beginnende MS, aber die anschließende MRT-Untersuchung brachte traurige Gewissheit. „Oh Gott, kann ich dann niemals wieder tau-chen?“ Im Alter von etwa 20 Jahren hatte Sandra Meixner mit diesem Sport angefangen – und nichts erschien ihr schlimmer, als ihn nicht mehr ausüben zu können.

Bilder: Sandra Meixner, hopFischschwarm, Harald Schottner / pixelio.de

Auftauchen in einer anderen WeltMenschen mit MS. Ein Portrait von Sandra Meixner

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AuftauchenineineranderenWelt Erfahrungen MS-Betroffener

Alternativmedizinischer Behandlungs-ansatzSie startete „klassisch“ mit der Basistherapie, brach sie aber nach einem halben Jahr ab, weil sie sich mit der „Medikamentierung ihres Lebens“ nicht identifizieren konnte. Stattdessen ließ sie sich von einer Heilpraktikerin Symptom-bezogen homöopathisch behandeln, ein Weg, den sie bis heute geht. Zusätzlich nutzt sie alle zwei Wochen die Bioresonanztherapie, ein bio-physikalisches Verfahren, das auf der Behand-lung körpereigener elektromagnetischer Schwingungen basiert. Hinzu kommt einmal im Jahr ein vierwöchiger Aufenthalt in einer neu-rologischen Klinik, wo sie sehr von Massagen, Krankengymnastik und Ergotherapie profitiert.Sandra Meixner ist fest überzeugt von ihrer naturheilkundlichen Herangehensweise an die Erkrankung, die einen sekundär-progredienten Verlauf nimmt: „Ich habe Copaxane gar nicht gut vertragen. Und ich befürchte, dass die Pro-fitmaximierung in der Pharmaindustrie einen höheren Stellenwert einnimmt als die Gesund-heit des Menschen.“ Sie hat sogar selbst eine Ausbildung zur Heilpraktikerin absolviert, nachdem sie ihren Job als Industriekauffrau bei einem größeren Unternehmen gekündigt hatte. Der 40-Jährigen ist aber auch bewusst, dass der alternativmedizinische Weg seine eigenen Stolpersteine birgt. Sie setzte zwei Jahre mit der homöopathischen Behandlung aus, um sich ganz auf eine ayurvedische The-rapie einzulassen. Wie gut taten ihr die regel-mäßigen Kuren im Ayurveda-Zentrum in Bad Schönborn, bei denen warme Öle über den Kopf fließend auf den Körper gelangen! Die Entfernung jeglichen Amalgams in den Zähnen sollte zudem eine weitere Verbesserung brin-gen − aber das Gegenteil trat ein: Ihr Zustand verschlechterte sich zunehmend und sie war fortan auf einen Rollator angewiesen. Da die Ayurveda-Kuren jedoch so wohltuend gewe-sen waren, hat sie zusammen mit ihrem Mann die Beschwerlichkeiten einer Reise nach Indien auf sich genommen, um sich mehrere Monate vor Ort behandeln zu lassen. Die Kur in Indien zeigte eine deutliche Verbesserung, zu Hause

ging es ihr aber schlechter als zuvor, ein Schub setzte ein – Klimaänderung und Flug hatten ihr zu sehr zugesetzt.

Engagement im MSK-VereinAber Sandra Meixner gibt nicht auf − sie inte-griert die Krankheit in ihr Leben. Sie hat lie-bevolle Unterstützung im Alltag durch Familie und Freunde, erfahrene Haushaltshilfen und vor allem ihren Mann Bernd. Mit ihm zusammen hat sie in der MSK ein Tätigkeitsfeld gefunden, das auch ihre Ehe bereichert. Während Bernd Vorstandsarbeit leistet, kümmert sie sich um die Grußkarten und die Organisation der Vorträge. Erstere verschickt sie zu Geburtstagen und zu anderen Anlässen an die Mitglieder: „Durchs Zittern meiner Hände landen die Briefmarken und Adressaufkleber oft schief und krumm auf den Umschlägen, das ärgert mich dann immer ganz arg“, sagt die Perfektionistin. Der telefo-nische Kontakt zu den Referenten, mit denen sie Detailabsprachen für deren MSK-Vorträge führt, macht ihr ebenfalls viel Freude. „Es ist schön, mit engagierten Experten, Betroffe-nen und ihren Angehörigen eine gemeinsame Sache voran zu bringen“. Die MSK ist für sie dabei genau der richtige Ort, schätzt sie doch besonders die Unabhängigkeit des Vereins von unterschiedlichen Lobbyisten.Und das Tauchen? Natürlich vermisst sie die Zeiten, als sie die Unterwasserwelten vom Hemsbacher See über das Rote Meer bis nach Thailand erkundete. Aber sie musste nicht gleich zu Beginn der Erkrankung auf ihr Hobby verzichten, denn MS und Tauchen passen prinzi-piell zusammen: „Ich suchte einen Tauchmedizi-ner auf, der mir grünes Licht fürs Weitermachen gab. Ich nahm ihn beim Wort und absolvierte sofort eine Ausbildung zur Tauchlehrerin.“ Und es funktionierte: Sie arbeitete noch eine ganze Zeit an der Hemsbacher Tauchschule. Das war ein unverhofftes Geschenk und versöhnte sie ein Stück weit mit ihrem Schicksal. Vergangenes loszulassen und sich Neuem zu öffnen: Eine Erfahrung, die das Leben von Menschen mit und ohne gesundheitliche Einschränkungen gleichermaßen prägt.

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Christine Druskeit: Würden Sie uns etwas über sich und Ihre persönliche Lebenssituation erzählen?

Mein Name ist Kevin Ansley. Ich bin 44 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei energiege-ladenen Jungs, 8 und 10 Jahre alt. Wir leben in der Nähe von Philadelphia, Pennsylvania im Nordosten der Vereinigten Staaten (ungefähr

MS-betroffen in AmerikaKevin Ansley erzählt

Dokumentiert von Christine Druskeit

Hintergrund: Eine Freundin, die einige Jahre in Amerika lebte, berichtete mir von Carolyn und Kevin Ansley. Kevin ist MS-Betroffener. Für die Blickpunktleserinnen und Blickpunktleser hat er einige Fragen beantwortet und berichtet aus seinem Leben.

100 Meilen bzw. 160 Kilometer südlich von New York).Ich war Rettungshubschrauber-Pilot der mili-tärischen Küstenwache und Anwalt. Seit 1998 lebe ich mit MS. Während des letzten Jahres kam ich in das Stadium der sekundär progre-dienten MS, weshalb ich ganz auf die Hilfe des elektrischen Rollstuhls angewiesen bin.

Bild: Kevin Ansley (im Rollstuhl) und seine Familie Carolyn Ansley und die beiden Söhne (vorne knieend) mit Freunden bei der jährlichen Fahrradtour, mit der sie Spendengelder für die MS-Forschung sammeln: Dieses Jahr kamen über 100.000,- Dollar zusammen.

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MS-betroffeninAmerika Interview

Meinen linken Arm und mein linkes Bein kann ich nicht mehr bewegen. Mein rechter Arm verschlechtert sich langsam ebenfalls immer mehr. Ich habe Probleme beim Schlucken, mein Sprechvermögen ist beeinträchtigt und mein Konzentrations- und Denkvermögen nimmt ab. Trotz dieser ganzen Schwierigkeiten empfinde ich jeden Tag Segen durch meine Frau, meine Jungs und meine Freunde, die eine grandiose Quelle der Hoffnung und der Inspiration für mich sind.

Wie ist das Leben mit MS in Amerika nach Ihrer persönlichen Erfahrung?In Amerika gibt es nur ein begrenztes Wissen darüber, was MS eigentlich genau ist und wie sie im Körper wirkt. Dieser Mangel an Ver-ständnis wird vergrößert durch die vielfältig unterschiedlichen Auswirkungen der MS, die von Mensch zu Mensch so weit variieren. Wenn die Leute, die ich im Alltag treffe, erst einmal verstanden haben, dass ich MS habe, ist die nächste Frage üblicherweise gleich: „Wie kann ich helfen?“, was wirklich für die Menschen um uns herum spricht. Es gibt viele Internet-seiten (z. B. www.lotsofhelpinghands.com), die ins Leben gerufen wurden, um hilfsbedürftigen Menschen eine Möglichkeit zu geben, Hilfe zu erfragen und anderen die Möglichkeit zu geben, zu antworten und zu helfen.In Amerika gibt es besondere Rechte und Bestimmungen, die Unternehmen dabei unter-stützen zu verstehen, welche Voraussetzungen sie schaffen müssen, um Personen mit Ein-schränkungen beschäftigen zu können. Die mei-sten Orte sind für Behinderte zugänglich. Oft brauchen wir nur zu fragen und das Gewünschte wird ziemlich rasch entsprechend organisiert.

Welche speziellen Therapien gibt es?Was spezielle Therapien betrifft fokussiert die medizinische Fachwelt darauf, Myelin-Schäden zu reparieren, das Fortschreiten der Krankheit zu stoppen und mehr Arzneimittel-Möglich-keiten für die sekundär progrediente MS zu finden. Es gibt einige Behandlungen von Injek-tionen bis zu Medikamenten in Tablettenform,

welche die schubförmig remittierende MS gut in den Griff zu kriegen scheinen. Das Streben geht nun danach, mehr Optionen für Patien-ten mit sekundär progredienter MS zu finden. Unglücklicherweise sind die Krankenkassen sehr zurückhaltend dabei, auch für alternative Therapien zu bezahlen, wie Chiropraktik, Mas-sage, Akupunktur, Stammzellentherapie oder Bienenstich-Therapie.

Welche Therapien machen Sie bzw. welche Medikamente nehmen Sie?Als ich die Diagnose Multiple Sklerose bekam, war ich Angehöriger der Armee, was für mich ein Segen war, den die meisten Amerikaner mit MS nicht haben. Die Armee hat sich seit meiner Diagnose vorbildlich um mich gekümmert. Wir wären nicht in der Lage gewesen, in unserem Zuhause zu bleiben, wenn die Armee nicht viele Ausgaben für uns übernommen hätte. Sie haben die Kosten übernommen für die meisten Medikamente, Therapien, Umbauten im Haus, die ich benötigte als Folge meiner Erkrankung. Einige der Therapien, die ich gemacht habe, oder Medikamente, die ich genommen habe, sind beispielsweise:

» Baclofen gegen Spastik » Methylphenidate für die Stärkung der Ener-

gie am Morgen » Temazepam, um beim Einschlafen zu helfen » Tysabri Infusionen, Rebif, IV/IG und Copa-

xone, um das Fortschreiten zu verlangsamen » Dalfampridine für das Gehvermögen » Physiotherapie und kinetische Therapie

kombiniert mit elektrischer Stimulation zur Muskelkräftigung und um neue Verbindun-gen für das Nervengeflecht bilden

» Ernährungstherapien mit viel Gemüse und Früchten in Kombination mit mineralischen Ergänzungen, wie Mariendistelextrakt, Cranberry, Vitamin D etc., basierend auf dem Buch von Dr. Terry Wahls: „Minding Your Mitochondria“

» Chiropraktik

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Interview MS-betroffeninAmerika

» ätherische Öle „Raindrop technique“ (ver-bindet Aromatherapie mit den Techniken von Vita Flex und Massage)

» häusliche Gesundheitspflege als Hilfe bei-spielsweise morgens beim Anziehen.

Was würden Sie sich wünschen, das sich ändern sollte?Können Sie mich heilen? Davon abgesehen kümmert man sich ausgezeichnet um mich.

Wie feiern Sie Weihnachten?Wir haben immer einen „Elf on the Shelf“ („Elf auf dem Regal“), dessen Besuch am Tag nach Thanksgiving (Erntedankfest) beginnt und der uns am Heiligen Abend wieder verlässt. Er erstattet dem Weihnachtsmann Bericht, ob die Jungs brav waren oder nicht. Der Elf wechselt jede Nacht seinen Platz – die Jungs lieben es, ihn jeden Morgen zu suchen und sein neues Versteck zu finden. Abgesehen von dem Elf gibt uns unser Adventskalender jeden Tag Gele-genheit, um über den „Christ“ in „Christmas“ nachzudenken. Wir feiern Weihnachten, indem wir am Heiligen Abend mit der ganzen Familie und den Schwiegereltern in die Christmette gehen. Anschließend gehen wir aus essen und öffnen einzelne Geschenke. Den nächsten Tag verbringen wir zuhause und meine Jungs und meine Frau öffnen die restlichen Geschenke. Wenn das Wetter gut ist, machen wir einen Ausflug nach „Longwood Gardens“ (Gärten von Longwood), wo wir die Weihnachtsausstellung mit Zügen und Lichterschmuck anschauen.

An die Leserinnen und Leser:Bitte bedenken Sie, dass die Krankheit nicht leicht zu ertragen ist, dass aber die einzigartige, größte Quelle der Stärke für mich die Liebe ist: die Liebe Gottes, die Liebe meiner Frau und meiner Familie, die Liebe meiner Freunde und die Liebe von Menschen, die ich nicht einmal kenne. Es ist einfach, sich in der negativen Situation hoffnungslos zu verfangen und sich dadurch zu verschließen und zu isolieren. Wenn Sie das tun, leidet Ihr Leben noch mehr und alle Personen in Ihrem Umfeld. Jeder hat wirklich schlechte Zeiten, aber ich finde es am besten, hart daran zu arbeiten, sich auf die positiven Dinge zu konzentrieren, um von dem Sog des Negativen so schnell wie möglich wegzukom-men. Ich hoffe und bete dafür, dass Sie dazu in der Lage sind oder sein werden und Ihr Herz in der Weihnachtszeit öffnen für die Liebe, die überall um Sie herum ist.Frohe Weihnachten wünschen Ihnen

Kevin und Carolyn Ansley!

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Erfahrungen MS-Betroffener

Für ihren Sport ist den Teilnehmerinnen und Teilnehmern kein Weg zu weit – unabhängig davon, wie gravierend die gesundheitlichen Einschränkungen sind. Denn die meisten Mannschaften setzen sich aus gesunden und kranken oder behinderten Menschen zusam-men – Inklusion ist beim Hallenboccia eben gelebte Wirklichkeit! Manche der 80 Sportler, darunter 15 Rollstuhlfahrer, mussten dabei fast den ganzen Weg von Nord nach Süd auf sich nehmen: Die Bocciaspieler des Integrativen Treffs aus Rostock und ihre Betreuer hatten die gut 700 Kilometer nach Weinheim schon am Vortag der Meisterschaft hinter sich gebracht. Hallenboccia eignet sich für den Rehabilitati-onssport besonders gut, denn es zählen vor allem Gefühl, Zielgenauigkeit und Konzen-tration – Fähigkeiten, die trotz Gesundheits-beeinträchtigung trainiert werden können. Darauf, und auf den gemeinsamen Spaß am Spiel kommt es eigentlich an, so Monika Rödels Resümé zum Verlauf der Meisterschaft für die Weinheimer Mannschaft. Der badische Vizemei-ster wurde am Ende der beiden Wettkampftage letzter; Landesmeister BSG Hemsbach holte einen erfreulichen vierten Platz. Alter wie neuer Deutscher Meister wurde VSG Gelsenkirchen, Platz zwei belegte BRS Gersweiler und auf Platz drei kam BVS Weiden; Rostock wurde zehnter.

Reha-Sport braucht mehr institutionelle Unterstützung!Die Deutsche Meisterschaft wurde vorbild-lich im Sportpark AC Weinheim betreut. Das

Bessere Infrastrukturen für den Reha-Sport!Weinheimer Sportgruppe war Gastgeber

der Deutschen Meisterschaft im Hallenboccia

behindertengerecht ausge-stattete Gebäude erleichtert hier vieles – so auch das Credo auf der abschließen-den Abendveranstaltung, bei der die Siegerehrung vorgenommen und viele freundschaftliche Kontakte geknüpft wurden. Doch in Rich-tung „Barrierefreiheit“ gibt es noch viel zu tun, wie Monika Rödel betont. Der Rehasport nimmt die Vereine immer mehr in Anspruch, doch die ehren-amtlichen Übungsleiter können längst nicht alle Sportler so betreuen, wie sie das gerne würden. Ein Beispiel: Der Abholservice für Mitglieder aus Weinheim erleichtert die Fahrten zum Training. Spieler aus benachbarten Orten aber müssen mit dem Taxi zum Training kommen – ein teures „Vergnügen“, kostet eine einfache Fahrt doch zwischen 15 und 25 Euro. Während Fahrten zur Therapie von den Krankenkassen mitgetragen werden, werden Rollstuhlfahrer, die therapeutischen Sport im Verein betreiben, nicht unterstützt. Rödel unterstreicht: „Die eigentliche Behinderung ist nicht die körper-liche, sondern die, dass die Leute erst einmal herkommen können.“ Bleibt zu hoffen, dass die gesellschaftliche Sen-sibilität durch mehr Aufklärung steigt und sich dies längerfristig in besseren Infrastrukturen für den Rehabilitations- und Behindertensport niederschlägt.

Von Birgitta Hohenester-Pongratz

Am 13. und 14. September war die Reha-Sportgruppe des Athletikclub 1892 Weinheim e.V. Aus-richter der 9. Deutschen Meisterschaften im Hallenboccia. Im letzten Blickpunkt berichteten wir in der Titelgeschichte über das große Engagement für diesen Sport von Abtei-lungsleiterin Monika Rödel und Co-Trainerin Silke Fischbeck, die selbst an Multiple Sklerose erkrankt ist. Insgesamt 12 Mannschaften aus sieben Landesverbänden kämpften um die begehrten Pokale und den Titel „Deutscher Meister“.

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Erfahrungen MS-Betroffener

Hilfe zuhause: wie findet man passende Assistenzkräfte?Da wir bereits in den letzten Wochen, als mein Mann noch lebte, die Pflege zuhause mit einer osteuropäischen Betreuerin organisiert hatten, ging das nahtlos weiter. Ich bin in der glückli-chen Lage, das finanziell stemmen zu können und habe eine entsprechend große Wohnung. So hat sich lange nicht die Frage nach einem

Zur Wohnsituation von Menschen mit Behinde-rung und erhöhtem AssistenzbedarfWelche Möglichkeiten gibt es für jüngere Pflegebedürftige?

stationären Wohnen für mich gestellt. Nach dreieinhalb erfolgreich so organisierten Jahren, wurde es dieses Jahr erstmals schwierig eine neue Betreuerin zu finden, nachdem im ver-gangenen Jahr eine Kraft ihre Arbeit bei mir nach einem Jahr beendet hatte. Das ständige Anlernen neuer Betreuungskräfte fällt mir mitt-lerweile sehr schwer und die Vermittlungsagen-tur deutete an, dass möglicherweise für mich niemand zu finden ist.

Bild: Diakonische Hausgemeinschaften e.V. / Mehrgenerationenhaus Heidelberg

Von Claudia Heese

Aufgrund meiner eigenen Lebenssituation möchte ich auf die Problematik dieser betroffenen Menschen aufmerksam machen:

Bis vor vier Jahren lebte ich in einer Partnerschaft, wurde das ein oder andere Mal von anderen alleinstehenden Betroffenen auf die Problematik hin angesprochen, hatte aber das Gefühl, dass das nicht mein Thema ist. Nun, nachdem mein Mann gestorben ist, hat sich meine Lebenssitua-tion radikal verändert. Da meine Krankheit rasant fortschreitet, war ich eigentlich schon direkt nach seinem Tod auf Assistenz angewiesen.

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MSK e.V. Blickpunkt 4/13 29

ZurWohnsituationvonMenschen... Erfahrungen MS-Betroffener

Daraus ergibt sich das erste Problem: Möchte ich zuhause leben (was mir laut UN Menschen-rechtskonvention zusteht und die notwendige Assistenz selber organisieren (entweder aus privatem Vermögen finanziert oder eventuell über das persönliche Budget), dann stellt sich die Frage, woher ich die Assistenzkräfte bekomme. Ich habe bis jetzt noch niemanden gefunden, der hier hilft, entsprechende Men-schen zu finden. Der Rückgriff auf die vielen Agenturen, die 24 Stunden Betreuung für Seni-oren organisieren, erscheint mir mittlerweile aufgrund eigener Erfahrung nicht geeignet. Die Betreuung eines alten Menschen unter-scheidet sich unter Umständen erheblich von der Assistenz eines körperbehinderten, in der Regel jüngeren Menschen. Da ist einmal der gesamte Tagesrhythmus (wir gehen nicht so früh schlafen, wollen vielleicht auch einmal in ein Konzert oder ins Kino) und möglicherweise auch eine ständig erforderliche Präsenz (zu trinken geben, Nase putzen, sitzen korrigieren). Also bleibt mir nur das Suchen in entsprechen-den Internetbörsen, bei normalen Arbeitsver-mittlungsagenturen oder über Zeitungsinserate übrig. Findet man überhaupt Menschen, muss man Vorstellungsgespräche durchführen und trägt ein erhebliches Risiko bei der Einschät-zung dieser fremden Menschen, die später eine absolute Vertrauensstellung im Haushalt einnehmen sollen. Hier würde ich mir den Aufbau eines Netzwerks für Assistenzkräfte wünschen. Wenn es eine anerkannte Organisation (einer der vielen Ver-bände, Selbsthilfeorganisationen oder Vereine) betreiben würde, könnte diese die Assistenz-kräfte vielleicht vorab bewerten, um das Risiko für die Betroffenen etwas zu minimieren.

Pflegedienst oder Pflegeheim?Da ich keine Chance habe, alleine zu leben und auf eine 24-Stunden-Betreuung angewiesen bin, hat mich etwas die Panik ergriffen und ich habe begonnen, nach Alternativen Umschau zu halten. Zunächst einmal engagierte ich einen deutschen Pflegedienst (siehe Leserbrief im Blickpunkt 3/13) und knüpfte erste Kontakte

zu Pflegeheimen hier im Landkreis (Konstanz). Was es im Prinzip bedeutet, von einem selbst-ständigen Wohnen in ein Heim zu gehen, war mir durchaus bewusst. Letztlich stellte sich heraus, dass es im gesamten Landkreis nur stationäre Einrichtungen für wirklich sehr alte, demente, schwer erkrankte Pflegefälle oder geistig behinderte Menschen gibt. Natürlich kann man sich in gewisser Weise in ein solches Umfeld integrieren, vor allen Dingen, wenn man noch etwas mobil ist. Aber die straffe Organisation und die Personalsituation machen es erforderlich, dass die Menschen auf einer Station ähnlich behandelt werden. Das betrifft vor allem Dinge wie zu Bett gehen am Abend. Die Nachtschicht beginnt um 21.00 Uhr und ist so dünn besetzt, dass sie keinen aufwändig zu versorgenden Menschen noch spät ins Bett bringen kann.

Wenig spezielle Einrichtungen für jüngere PflegebedürftigeIch begann mich weiter umzusehen. Es gibt unter dem Stichwort „junge Pflege“ durchaus Einrichtungen, die den Bedürfnissen von jün-geren Pflegebedürftigen gerecht werden. Das geht natürlich nur, wenn alle Bewohner ähnlich zu behandeln sind. Diese Einrichtungen sind aber sehr rar und haben zwei Nachteile: Zum einen gibt es sehr lange Wartezeiten und zum anderen bedeutet es häufig, dass man seinen sozialen Kontext verlassen muss und quasi auf die grüne Wiese zieht. Aber machen wir uns nichts vor, auch bei einem stationären Wohnen braucht es die Kontakte nach außen.Das führt zum zweiten Problem: Ich habe fast das Gefühl, dass die Existenz von jüngeren körperbehinderten Menschen, bei denen die Erkrankung nicht das Zentrum ihres Lebens ist, sondern die sich ein Leben wünschen, das so normal wie möglich ist, nicht wahrgenommen wird. Wie lässt es sich sonst erklären, dass es so wenig spezielle Einrichtungen gibt? In Baden-Württemberg gibt es etwa 500 Pflegeeinrich-tungen, nur bei etwa 50 von ihnen werden körperbehinderte Menschen als Zielgruppe angegeben. Schaut man sich dann einzelne

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Einrichtungen näher an, stellt man fest, dass viele von ihnen die speziellen Abteilungen nicht mehr betreiben (weil angeblich kein Bedarf da ist) oder eben lange Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen.Hier wünsche ich mir mehr Engagement der Gesellschaften, die entsprechend Erkrankte vertreten (Multiple Sklerose-Erkrankte, Quer-schnittsgelähmte, Schlaganfallbetroffene, et cetera). Denkbar wäre auch die Unterstützung bei der Gründung einer Wohngemeinschaft (Stichworte: große, entsprechend rollstuhlge-rechte Wohnung, Kosten teilen für gemeinsame Betreuungskräfte).

Interessant wäre es auch einmal zu erheben, wie viele dieser Menschen notgedrungen in ganz normalen Pflegeheimen leben und im Grunde genommen tief unglücklich sind. Ich hatte ver-sucht, an solche Daten zu kommen, bin aber am Hinweis auf den Datenschutz gescheitert. Damit kann ich eigentlich nur alle Menschen

in diesen Heimen oder deren Angehörigen auffordern, sich zu rühren und zu melden (bei-spielsweise bei der Redaktion).Ich bin der Meinung, dass man mittel- bis langfristig das Wohnen in Deutschland wieder anders organisieren muss. Heute separieren wir die verschiedenen Bevölkerungsgruppen; es gibt Wohnungen für Familien, für Studen-ten, für Singles, für Arme, für Reiche, für Alte, für Behinderte usw. Das größte Lebensziel ist ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung. Die Menschen schotten sich zunehmend von ihren Nachbarn ab, man braucht sich ja nicht mehr (Geschäfte haben bis Mitternacht oder die ganze Nacht offen). Hinzu kommt, dass die sozialen Strukturen (Familie, Nachbar-schaft) mehr und mehr wegbrechen. Dafür muss Ersatz geschaffen werden. Da heute die Unterstützung durch professionelle Organisa-tionen (Sozialstationen, Nachbarschaftshilfe) geleistet wird, entstehen Kosten, die sich viele schon heute nicht leisten können. Aber schon bald werden es deutlich mehr sein, die sich die Kosten für Betreuung und Pflege nicht mehr leisten können (sowohl der einzelne wie auch die Kommunen und der Staat).

Generationenübergreifendes, inklusives Wohnen der ZukunftWir werden wieder mehr aufeinander zugehen und uns gegenseitig unterstützen müssen. Daher schwebt mir ein generationenübergrei-fendes, inklusives Wohnen der Zukunft vor. An vielen Orten in Deutschland hat man das bereits erkannt und es gibt solche Initiativen. Wir haben in Radolfzell eine solche Initiative gegründet (WiR e.V., www.wohneninradolfzell.de). In Gegenden, die nicht so eine hohe Wohnqua-lität haben und damit günstigere Wohnungen bereitstellen können, ist ein solches Vorhaben sicher einfacher umzusetzen. Das Problem ist vor allen Dingen, dass wir keine Lobby haben. Auch hier wäre es eben dringend notwendig, die Unterstützung der entsprechenden Ver-bände im Rücken zu haben. Ich erlebe immer wieder, dass wir als idealistische Spinner abge-tan und nicht ernst genommen werden.

Erfahrungen MS-Betroffener ZurWohnsituationvonMenschen...

Bild: Albrecht E. Arnold, pixelio.de

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ZurWohnsituationvonMenschen... Erfahrungen MS-Betroffener

Nun kommen wir zu einem weiteren Problem: Wer hilft den Betroffenen oder deren Ange-hörigen, die richtige Wohnform und Hilfe für die jeweilige Situation zu finden? Hier gab es viel Hoffnung auf die eingeführten Pflege-stützpunkte. Der Pflegestützpunkt Konstanz zum Beispiel kommt allerdings nicht richtig zum Laufen und eine gute private Einrichtung, die kompetent beraten hat, musste die Arbeit einstellen, mangels Finanzen und fehlender Unterstützung. Hier wünsche ich mir Beratungsstellen, welche die Betroffenen kompetent durch den Dschun-gel der Möglichkeiten führen können.

Zeitig Hilfe ins Haus holenIch würde gerne noch ein paar Tipps all denje-nigen geben, die in einer familiären Umgebung leben. Ich glaube, man sollte sich schon relativ zeitig Hilfe mit ins Haus holen, um die pflegen-den Angehörigen zu entlasten. Irgendwie glau-ben die Familien immer, dass sie es aus eigener Kraft schaffen können. Dabei gehen aber alle Seiten Kompromisse ein und das führt zu immer mehr Belastungen und Missverständnissen. Genießen Sie doch die guten Zeiten miteinan-

Literatur zum Thema:„Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen in Baden-Württemberg. Ein Wegweiser“, herausgege-ben vom Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg„Stationäre Kurzzeitunterbringung für Menschen mit Behinderung in Baden-Württemberg. Ein Weg-weiser“, herausgegeben vom Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg e.V.Zu barrierefreien Wohnungen: Ulrike Jocham: „Universell designte Wohnungen - für alle!“, Ori-entierung 04/2012 S. 24 – 28.Zur generellen Wohnungsmarktsituation: „Alle Zahlen unter Dach und Fach - Wohnungsmarkt-beobachtung“, herausgegeben von der L-Bank (Staatsbank für Baden-Württemberg)

Claudia Heese, geb. 1956 in Darmstadt, ist Diplom-Informatikerin. Ihre berufliche Laufbahn führt sie nach Konstanz an die Universität, später arbeitet sie bei AEG und als selbstständige Softwareentwicklerin. Seit sie verwitwet ist, setzt sich die an MS Erkrankte verstärkt mit dem Pro-blem der Wohnsituation von jüngeren Pflegebedürftigen auseinander und engagiert sich in der Initiative „WIR e. V.- Wohnen in Radolfzell“.

Claudia Heese

der! Wie schön ist es, noch in einem familiären Umfeld leben zu dürfen! Insbesondere die gesamte Organisation des Lebens rundherum kann von den Familienangehörigen bewältigt werden. Aber von Dingen, die zum Beispiel ein ambulanter Pflegedienst übernehmen könnte, sollte man die Angehörigen entlasten.

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Therapie

Wechselwirkungen mit GrapefruitGrapefruitsaft schmeckt nicht nur lecker, son-dern enthält auch viel Vitamin C und Folsäure. Bei gesundheitsbewussten Menschen sind die Vitamin-C-reichen Grapefruits (Pampelmusen) bzw. deren Saft sehr beliebt. Dass die kalorien-arme Zitrusfrucht, die auch häufig im Rahmen von Diätkuren empfohlen wird, in Verbindung mit zahlreichen Medikamenten gefährlich sein kann, wissen die meisten Menschen jedoch nicht. Bei 85 Wirkstoffen sind inzwischen Wechselwirkungen nachgewiesen, die zu ern-sten Gesundheitsproblemen führen können. Grapefruits (egal ob als Saft oder ganze Frucht eingenommen) beeinflussen die Wirkungsweise von Arzneimitteln verschiedenster Kategorien: Darunter sind Antibiotika, Herzmedikamente, Immunsuppressiva, Schmerzmittel, Blutdruck-

Wenn Lebensmittel Arzneimittel beeinflussenMedikamente und Grapefruitsaft

Von Sabine Sell

Speisen und Getränke können die Wirkung auf Medikamente in unterschiedlichster Weise beein-flussen. Die Wirkung kann dabei erhöht, herabgesetzt oder ganz ausgeschaltet werden. Es gibt mehr als 300 Arzneistoffe – also rund 50.000 Medikamente –, bei denen Wechselwirkungen mit Lebensmitteln auftreten können.

senker, Krebsmittel, Antidepressiva, Potenzmit-tel und die Anti-Baby-Pille. Besonders gefähr-lich ist die Kombination etwa mit Cholesterin-senkern und Antiallergika, hier kann es sogar lebensbedrohlich werden. Verantwortlich dafür ist das sogenannte Isoenzym Cytochrom P 450 3A4 (CYP 3A4). Dieses Enzym verstoffwechselt im menschlichen Organismus einen Großteil körperfremder Stoffe, wozu auch Arzneistoffe gehören. Auch die Grapefruit wird über CYP 3A4 verstoffwechselt (metabolisiert) und blo-ckiert dieses Enzymsystem, welches zur „Ver-arbeitung“ der eingenommenen Arzneimittel benötigt wird. Folge ist ein erhöhter Blutspiegel mit dem Wirkstoff. Der Organismus kann dann mit diesem Wirkstoff überversorgt sein und mit zum Teil starken Nebenwirkungen reagieren.Deshalb sollten sich Menschen, die regelmäßig

Bild: Photographee.eu - Fotolia.com

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WennLebensmittelArzneimittelbeeinflussen Therapie

Medikamente einnehmen, vor dem Verzehr der beliebten Zitrusfrüchte über mögliche Wechsel-wirkungen informieren. Besonders zu beach-ten ist, dass in Lebensmitteln wie Marmelade oder Multivitaminsäften Grapefruit enthalten sein kann, ohne dass dies auf der Zutatenliste erwähnt wird. Auch ein zeitlicher Abstand zwi-schen der Einnahme von Medikamenten und dem Konsum von Grapefruit- Produkten schützt nicht unbedingt vor Neben- oder Wechsel-wirkungen. Studien haben gezeigt, dass nach einem Zeitintervall von 10 Stunden zwischen Medikamenteneinnahme und Grapefruitgenuss die Beeinflussung untereinander noch 50 Pro-zent des Maximaleffektes betragen kann, selbst nach 24 Stunden noch 25 Prozent.

Nicht alle Beipackzettel warnen vor KombinationIn den USA müssen inzwischen alle neuen Präparate vor der Zulassung auf ihre Wech-selwirkungen mit der Zitrusfrucht geprüft werden. Experten raten, die Beipackzettel von Medikamenten immer sorgfältig zu studieren. Jedoch warnen nicht alle Packungsbeilagen betroffener Medikamente vor der gefährlichen Kombination. Fragen Sie deshalb zur Sicherheit zusätzlich Ihren Arzt oder Apotheker um Rat.Medikamente, die Sie nicht mit Grapefruitsaft konsumieren sollten: » Die Wirkung von Caliumkanalblockern wird

durch den Saft der Grapefruit erhöht und kann bei Überdosierung zu Herzrasen sowie Kopfschmerzen führen. Darunter zählen zum Beispiel Medikamente wie Bluthochdruck-mittel und Nifedipin-Derivate wie Felodipin.

» Kopfschmerzmittel können in Kombination mit Pampelmusen zu akutem Herzrasen führen.

» Cholesterinsenker wie Statine (z. B. Sim-vastatin) und Bitterstoffe der Grapefruit erzeugen in einigen Fällen unangenehme Muskelschmerzen.

» Bei Schlafmitteln kann als Nebenwirkung nicht selten das Gefühl eines Vollrausches auftreten.

» Medikamente gegen Allergien (Antihist-aminika) können in der Kombination Saft-Medikament lebensbedrohliche Herzrhyth-musstörungen auslösen.

» Der Saft der Pampelmuse ist auch bei der Einnahme von Hormonpräparaten (z. B. der Antibaby-Pille) riskant, da die Wirkung her-abgesetzt werden kann.

» Bei dem Konsum von Potenzmitteln gilt Gra-pefruitsaft als absolutes Tabu.

Bei Antibiotika ist ebenso Vorsicht geboten Immunsuppressiva (z. B. Ciclosporin) gehören ebenso zu den Arzneimitteln, bei denen man auf den Saft der Pampelmuse verzichten sollte. Auch bei homöopathischen Mitteln sollte die Kombination mit der Südfrucht möglichst unterbleiben.

Gesunde AlternativenZum Glück gibt es gesunde und wohlschme-ckende Alternativen: So sind zum Beispiel Orangen- oder Apfelsaft unbedenklich, was die Abbauprozesse von Arznei-Wirkstoffen im Körper angeht. Als gesunde Vitaminlieferanten eignen sich zudem auch heimische Früchte wie Hagebutte oder Sanddorn. Beide enthalten einen wahren Vitamin-Cocktail. Allein der Vit-amin-C-Gehalt der Hagebutte ist rund 30 Mal höher als der der Grapefruit. Für die Einnahme von Medikamenten eignet sich im Übrigen ein großes Glas Wasser am besten. Wasser löst die Wirkstoffe in ausreichendem Maße, verdünnt sie und sorgt gleichzeitig dafür, dass sie pro-blemlos den Verdauungstrakt erreichen bzw. passieren.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin Sabine Sell und der Redaktion des Magazins der BKK.

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Therapie

RahmenbedingungenZuwendung und wache Aufmerksamkeit des Therapeuten für den Patienten äußern sich auch in den Rahmenbedingungen, unter denen eine solche Fußreflexzonentherapie ausgeführt wird. Der Patient sollte sich im wahrsten Sinne des Wortes „wohlfühlen“, d. h. der Behandlungs-raum sollte nicht nur gut belüftet und tempe-riert sein, sondern auch Ruhe ausstrahlen.Um ein Auskühlen des Patienten während der Behandlung zu vermeiden, sollte der Patient mit einer Decke, wenn möglich aus Naturfasern zugedeckt sein. Patient und Therapeut sollten mit ihrer Aufmerk-samkeit am Ort des Geschehens – also bei den Füßen – sein und sich nicht durch Gespräche oder Umgebungsgeräusche, z. B. einer Dauer-berieselung durch Musik ablenken lassen. Der Patient sollte während der Behandlung völlig entspannt liegen und ruhig und gleichmäßig durch die Nase atmen. Um die Therapie nach-wirken zu lassen, sollte er nach der Behandlung noch eine Weile zugedeckt nachruhen und nicht gleich zur nächsten Anwendung, zum Einkaufen oder Ähnlichem eilen.

Harmonisierung der Energiebilder am FußBehandelt wird in der Fußreflexzonentherapie der Mensch in seiner Gesamtheit mit all seinen Problemen, also Körper, Geist und Seele. Die eigentliche Therapie besteht in der Behand-lung der Energiebilder, die einer Störung unterliegen. Gestörte Energiebilder äußern sich in der Regel während der Behandlung als Schmerzreaktionen, die unter Umständen sehr

Erfahrungen mit der FußreflexzonentherapieEin bewährtes Naturheilverfahren

Von Joachim Bräutigam

Durch die Fußreflexzonentherapie werden die Harmonisierungs- und Selbstheilungskräfte über das Gewebe der Füße angeregt. Diese Therapie ist eine Behandlung im wahrsten Sinne des Wortes. Das heißt: Sie wird ausschließlich mit den Händen des Behandlers ohne Geräte oder Gerätehilfs-mittel durchgeführt. Der Patient erfährt hier eine wirkliche Zuwendung des Therapeuten.

heftig sein können. Das erwünschte Ziel ist eine Harmonisierung dieser Zonen am Fuß, wodurch gleichzeitig die gestörte Funktion des betref-fenden Organs beseitigt wird. Empirisch hat sich aber gezeigt, dass auch neurologische Patienten mit Sensibilitätsstörungen, z. B. Taubheitsgefühl an den Füßen, erfolgreich behandelt werden können.Die Grundlagen der Fußreflexzonentherapie erlernt der Therapeut unter anderem durch topografische Hilfsmittel. Schnell wird dem Ler-nenden dadurch klar, dass die zu behandelnden Energiebilder am Fuß nicht willkürlich angeord-

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Abbildung: Querzonen am Fuß

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ErfahrungenmitderFußreflexzonentherapie Therapie

net sind, sondern einer Logik folgen, die sich durch die topografischen Darstellungen der Längszonen von Dr. William Fitzgerald aus den USA und der Querzonen von Hanne Marquardt ins Bewusstsein des Lernenden einprägen.Zum Verständnis: Teilt man, wie Dr. Fitzgerald, den menschlichen Körper in zehn Längszonen und zusätzlich, wie Hanne Marquardt, in drei Querzonen ein, projiziert diese auf die Füße und hält beide Füße zusammen, hat man das Abbild des Menschen im Fuß vor sich und eine gute Orientierung, wo welche Organe zu finden sind. Diese Einteilung auf den menschlichen Körper übertragen, ergibt folgende Zuordnung: Kopf: alle zehn Zehen oberhalb der ersten Querlinie, Brustkorb: alle zehn Mittelfußknochen zwischen der ersten und zweiten Querlinie, Becken: alle Fußwurzelknochen unterhalb der zweiten Querlinie.Hanne Marquardt gilt als Pionierin der Fußre-flexzonentherapie und hat ihr Leben mit viel Hingabe und Intuition den menschlichen Füßen und ihrer Behandlung gewidmet. Sie gründete die erste Schule für diese Therapie in Königs-feld-Burgberg im Schwarzwald. Später folgten weitere Ausbildungszentren in europäischen und außereuropäischen Ländern.

Geschichte der Reflexzonentherapie am FußBereits vor etwa 5000 Jahren war in Indien und China eine Behandlung mittels Druckpunkten bekannt. Vor allem hat sich das Wissen über die Behandlung eines sogenannten Mikrosystems bei verschieden Indianerstämmen Nord- und Mittelamerikas jahrhundertelang bewahrt und wird heute noch teilweise in den Reservaten zur Schmerzlinderung angewendet. 1582 veröffent-liche der Arzt Dr. Ball in Leipzig eine Schrift über organferne Behandlung durch Druckpunkte. Der große florentinische Bildhauer Benvenuto Cellini (1500-1571) ließ seine Schmerzen am ganzen Körper durch starken Druck an Fingern und Zehen erfolgreich behandeln.Wissenschaftlich setzte sich Dr. med. Fitz-gerald aus USA (1872-1942) Anfang des 20.

Jahrhunderts erstmals mit den Möglichkeiten organferner Behandlung durch Druckpunkte auseinander und veröffentlichte 1917 mit dem Arzt Dr. Bowers ein Buch mit dem Namen „Zone Therapy“. Darin werden für praktische Ärzte, Zahnärzte, Gynäkologen, HNO-Ärzte und Chiropraktiker Krankengeschichten und Therapievorschläge bekannt gegeben. Fitz-gerald führte Lehrkurse durch und sammelte einen regen Kreis von Praktikern um sich. Auch die amerikanische Masseurin Eunice Ingham beschäftigte sich mit Fitzgeralds Grundlagen. Aufgrund dieser Erfahrungen hat E. Ingham einen Teil der Zonentherapie im wörtlichen Sinne „auf die Füße gestellt“. Sie entwickelte damals eine spezielle Griffart, die sie die „Ingham-method of compression massage“ nannte, und die in ihrer 1938 erschienen Schrift: „Geschichten, die die Füße erzählen können“ („Stories the feet can tell“) beschrieben wird.

Quelle: Hanne Marquardt, Reflexzonenarbeit am Fuß, 24. Auflage 2012

Wirkungsnachweis der Reflexzonen-therapie am FußDurch die Durchführung einer Placebo-kon-trollierten, doppelblinden Studie im Jahr 1999 erbrachten Ärzte der Universitätsklinik Innsbruck mit der Untersuchung der Blutströmungsge-schwindigkeit der rechten Niere mittels Doppler-sonographie einen eindeutigen Wirkungsnach-weis der organassoziierten (organbezogenen) Reflexzonentherapie am Fuß. Das Ergebnis der Studie an 32 gesunden Menschen zeigte, dass während der Behandlung der rechten Nierenzone am Fuß der Gefäßwiderstand an drei Arkadenarterien der rechten Niere bei 88,2 Prozent der Probanden sank und dadurch eine Mehrdurchblutung zur Folge hatte. Die Placebo-Gruppe, die an den Kopfzonen des Fußes behandelt wurde, zeigte hingegen während der Behandlung eine unveränderte Blutströmungs-geschwindigkeit der rechten Niere.Heilende Wirkungen jeglicher Art erfährt empi-risch jeder Therapeut, der diese Behandlung anwendet und jeder Patient, der seine Probleme mit dieser Methode behandeln lässt. Der The-

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Therapie ErfahrungenmitderFußreflexzonentherapie

rapeut wird dadurch vom glaubend Lernenden zum Staunenden und Wissenden, ebenso auch der Patient.So ist es auch mir ergangen. Ich erlernte die Fußreflexzonentherapie 1978 bei Hanne Mar-quardt in Königsfeld-Burgberg und sammelte später meine ersten praktischen Erfahrungen in der „Neurologischen Klinik Sorpesee“ (früher Klinik Dr. Evers) mit der Behandlung von Mul-tiple Sklerose erkrankter Menschen mit ihren verschiedensten Begleiterscheinungen wie z. B. Obstipationen (Stuhlverstopfung), Rü-ckenschmerzen, Kopfschmerzen und anderen Symptomen. Die in der Regel eindeutig guten Ergebnisse der Behandlung überraschten mich immer wieder, ebenso die behandelten Patien-ten. Diese sichtbaren und spürbaren Erfolge überzeugten mich von der Richtigkeit und Wirk-samkeit dieser Methode.Die Fußreflexzonentherapie dient auch häufig als Diagnosehilfsmittel, das heißt, dass gestörte, schmerzhafte Zonen Rückschlüsse auf eine Funktionsstörung (Erkrankung) im entsprechend zugeordneten Organ zulassen. Zu voreiligen Schlüssen ohne Kenntnis der Hintergrundzonen darf man sich dabei aber nicht verleiten lassen. Beispiel: Ein Patient mit Blasenstörungen rea-giert in der Regel auch sehr empfindlich in den Augenzonen, weil sich die Augenzone auch als Hintergrundzone der Blase darstellt.

Meine Erfahrungen mit akuten Problemen der PatientenKürzlich behandelte ich in meiner Privatpraxis eine junge Frau mit akuten Rückenschmerzen mit-tels einer Schlingentischtherapie und entsprechenden Gymnastik-ballübungen. Die Patientin war aber so schmerzhaft blockiert, dass sie weder schmerzlindernd sitzen noch liegen konnte. Selbst in der Rückenlage im Schlingen-tisch konnte sie sich nicht sinken lassen. Resigniert wollten wir die Behandlung abbrechen. Die Pati-entin hatte schon begonnen, ihr

rechtes Bein vom Gymnastikball zu nehmen, als ich intuitiv nach beiden Füßen griff, die sehr schmerzhaft gestörte Zone am Fußinnenrand lokalisierte und sanft und intensiv behandelte. Erstaunliches geschah: relativ schnell und überraschend wurde durch meine Behandlung die Zone am Fuß und gleichzeitig auch die Rü-ckenmuskulatur nahezu schmerzfrei. Patientin und Therapeut waren glücklich und zufrieden. Solche und andere immer wiederkehrenden positiven Erfahrungen machen mich dankbar und überzeugen mich von der Richtigkeit der Methode.Ebenso lassen sich, so ist es meine Erfahrung, auch psychische Erschwernisse und Probleme altersunabhängig durch eine sanfte Zuwendung über die Füße positiv beeinflussen. So kann man z. B. psychisch „aufgelöste“ Menschen sehr gut über die Füße beruhigen.

KontraindikationenEs gibt aber auch Befunde oder Krankheiten des Menschen, bei denen die Fußreflexzo-nentherapie nicht angewendet werden sollte, also sogenannte Kontraindikationen, wie z. B. infektiöse und hochfieberhafte Erkrankungen, akute Schübe chronischer Erkrankungen, akute Entzündungen im Venen- und Lymphsystem, Morbus Sudeck am Fuß, Gangrän und groß-flächige Nekrosen, Risikoschwangerschaft, Schizophrenie und manische Depressionen.

Der Autor: Joachim Bräu-tigam ist Masseur und medizinischer Bademei-ster, Kneippbademeister, Lymphdrainagetherapeut, Dorntherapeuth, Schlin-gentischtherapeut und Fußreflexzonentherapeut: Private Physiotherapie, Joachim Bräutigam, Vor der Hermecke 18, 57368 Lennestadt.

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Erfahrungen MS-Betroffener

Die Ambulante Neurologische Rehabilita-tionsklinik (NRK) AachenIch überlegte, wie es wohl wäre, eine solche Kur von daheim durchführen zu lassen: Ein Fahrdienst würde mich abholen und wieder nach Hause fahren, es bliebe die gewohnte Umgebung, das eigene Bett, der Rechner vor Ort und abends: „Halligalli“? Dennoch war ich noch etwas skeptisch und fuhr zu der Klinik, um mir vor Ort einen eigenen Eindruck von

Ambulante Reha in AachenEs hätte doch so schön werden können…

Von Thomas Wefing

…denn die Krankenkasse hatte mir meinen Reha-Antrag genehmigt und mein Neurologe die Anträge zur Notwendigkeit einer Reha-Maßnahme für mich ausgefüllt. Nun galt es aus meiner Sicht nur noch, eine geeignete Reha-Klinik ausfindig zu machen. Und genau zu dieser Zeit traf ich auf einen Bekannten aus der Gemeinde, mit dem ich schon zuvor in Hilchenbach einen stationären Aufenthalt in der dortigen Klinik erleben durfte. Er hatte das Glück nach seinem Schlaganfall an einer weiteren ambulanten „Nachfolge-Reha-Maßnahme“ in der neurologischen Rehaklinik in Aachen teilzunehmen. Voller Begeisterung berichtete er von jener Klinik in Aachen: „Die dortigen Übungen haben viel mehr gebracht als der viele Leerlauf in Hilchenbach. Ich kann wieder ohne Rollator laufen und viel besser schreiben als vorher. Und wenn ich eine Reha-Klinik empfehlen würde, dann wäre es diese Klinik in Aachen.“

den Gegebenheiten zu verschaffen. Da waren Räume für Ergotherapie, ein großer Raum für Krankengymnastik, Räume für Logopädie und Hilfsmittelberatung, Ruheräume, eine Behin-dertentoilette, eine Mensa und vieles mehr. Alle Räume waren in dem Neubau in einem guten Zustand und ich hatte ein rundum gutes Gefühl. Ich habe mich beim Fahrdienst nach einem rollstuhltauglichen Fahrzeug erkundigt. „Alles kein Problem“, war die lapidare Antwort und so habe ich mich schließlich dort angemel-

Bild: Arno Bachert - pixelio.de

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Erfahrungen MS-Betroffener AmbulanteRehainAachen

det. Und damit habe ich aus meiner Sicht alles getan, damit die Reha doch noch so schön hätte werden können.Das Desaster begann bereits am ersten Tag, als der Fahrdienst vorfuhr, um mich abzuholen. Das Fahrzeug, etwa „Ford Transit-Format“, war nicht zur Aufnahme von Rollstühlen vorgesehen und der Fahrer wusste auch nichts von einem zu transportierenden Rollstuhlfahrer. Vom Fahrer und den mitfahrenden noch etwas „fitteren“ Rehapatienten wurde ich schließlich ins Auto gehievt. Das gehörte jedoch nicht zu deren Aufgaben und war auch nicht Bestandteil von deren Therapie ☺. Da war die Verspätung schon vorprogrammiert. Während der halbstündigen Fahrt erzählten die Mitfahrer nur zu gern von den nicht „immer idealen“ Zuständen in der Klinik. Na, das fing ja gut an. Das Aussteigen aus dem „Transporter“ war nicht minder kom-pliziert und umständlich.

Große Enttäuschung: mangelhafte TherapienBei der Anmeldung herrschte das normale Chaos bei der Abholung des „Tages-Stunden-plans“ und schon ging es los. Aber so richtig habe ich keine Worte dafür, was mich dort erwartete. Nehmen wir als Beispiel die für mich so wichtige Krankengymnastik. Der Thera-peutin war es nicht möglich, mir mal die Beine durchzubewegen, für andere Übungen war ich zu schwach, also blieb für mich nur noch die „Fango-Wärmepackung“ zur Muskellockerung. Dabei sollte ich jedoch die Behandlungsdauer selbst im Auge behalten, weil sie nach der Behandlung Pause hatte und mir dann nicht mehr beim Umsetzen in den Rollstuhl helfen könnte. Ich überlegte noch, wie gut ich das finde, die Patienten bei diesen Behandlungen mit in die Verantwortung zu nehmen. Im Gegensatz dazu war die Vojta-Therapeutin richtig kompe-tent und hat mir wirklich geholfen. Es blieb der einzige Lichtblick während meines gesamten Aufenthalts dort. Im weiteren Verlauf wurde ich schließlich an die „Bodybuilding“-Maschinen gesetzt. Damit waren die Patienten beschäftigt und die Therapeuten hatten ihre Ruhe.

Anderes Beispiel: Ergotherapie. Zu meinen Vormittagsterminen kam die Therapeutin zeit-gleich zu Therapiebeginn ins Gebäude. Doch dann musste sie zuerst ihren Tee kochen und die Therapie-Utensilien bereitstellen. Da war knapp die Hälfte der Therapiezeit bereits um. In der verbliebenen Zeit wurde ich umfang-reich von der Therapeutin über ihre Situation informiert: z. B über Wohnort, Geburtsstadt, Umzüge, bisherige Tätigkeit, Familienstand, bla, bla, bla. Und ich konnte im Rollstuhl nicht mal weglaufen, was für eine Qual. Die durchzu-führenden Handgriffe der Ergotherapie waren für mich nicht das eigentliche Problem, mir fehlt (nur!) die Kraft und Beweglichkeit in den Beinen.Da freute ich mich schon auf die Mittagspause mit dem dazugehörigen (Frust-?)Essen. Aber zuvor war noch ein Toilettengang angesagt. Es konnte allerdings niemand vorhersagen, dass in dieser Klinik mehr als ein Rollstuhlfahrer mit entsprechenden Toilettenzeiten unterwegs sein würden, die für einen gewissen Stau vor dieser begehrten Tür sorgten. Schließlich sind solche Örtchen wegen des großen Platzangebots in der Nähe zu den Therapieeinrichtungen bei allen (!) Patienten sehr beliebt. Das Essen in der Mensa war übrigens so knapp dimensioniert, dass es nicht einmal einen Nachschlag gab. Aber so gut war der Mittagstisch nun auch nicht, dass so etwas erstrebenwert gewesen wäre. Es gab noch einige Gespräche mit der mich betreuenden Neurologin zur Therapiean-passung, aber eine wirkliche Verbesserung trat danach auch nicht ein.

Katastrophaler Fahrdienst und fehlende BehindertenparkplätzeAm zweiten Morgen wurde ich bereits vom Fahrdienst vergessen und bin schließlich an diesem wie auch an den folgenden Tagen mit dem eigenen Auto gefahren. Die Fahrtko-sten wurden der Klinik in Rechnung gestellt. Anscheinend ist diese Rehaklinik bundesweit die einzige Klinik ohne Behindertenparkplatz. Kaum zu glauben, aber wahr. An die Einrichtung eines Rollstuhlparkplatzes hat zu meinem Leid-wesen keiner gedacht. In der dritten und letzten

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AmbulanteRehainAachen Erfahrungen MS-Betroffener

Woche wurde mir endlich auf mein ständiges Drängen hin ein rollstuhltaugliches Fahrzeug, das bis dato angeblich in der Werkstatt war, für mich allein (!) bereitgestellt. Es war eine abenteuerliche Fahrt, weil der Rollstuhl in der Mitte vom Fahrzeug mit Gurten mehr schlecht als recht befestigt wurde, ich jedoch zu weit von den Haltegriffen entfernt saß und in den Kurven entsprechend hin und her wippte. Dazu hatte der Fahrer während der Fahrt ein großes Kom-munikationsbedürfnis, allerdings nicht mit mir, sondern mit seinen Handy-Gesprächspartnern. Schließlich haben wir uns darauf geeinigt, dass er entweder telefoniert oder das Auto fährt. Und so haben wir die Fahrt während der Telefo-nate (kurz?) unterbrochen. Hätte mir der Fahrer das Handy gegeben, so hätte ich während der Fahrt die Rolle des „Vermittlers und Lautspre-chers“ übernehmen können, aber dazu waren meine Persisch-Kenntnisse zu gering.

ResümeeNach meinem Eindruck wurden viele der Patien-ten von der Rentenversicherung in diese Reha geschickt, um deren Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen, doch viele hatten darauf „einfach keinen Bock mehr“ und verhielten sich genauso lustlos wie einige Therapeuten. Am Ende gab es von mir eine bitterböse Rückmeldung an die Rehaklinik; die Gleiche hat übrigens auch meine Krankenkasse bekommen. Schließlich bezahlt sie ja das „ganze Theater“. Diese Reha liegt nun schon einige Zeit zurück und ich habe mich wieder etwas beruhigt, wenngleich es bei mir beim Schreiben dieser Zeilen wieder innerlich „zu brodeln“ begann.Wie immer mit lieben Grüßen

Ihr Thomas Wefing

Behindertengerecht umgebauter PKW für Rollifahrer zu verkaufenOpel Meriva: Gas als Ring im Lenkrad, Fußbremse als Handbremse rechts neben dem Lenk-rad, Ladeboy im Kofferraum, um Rolli einzuladen (auch für emotion-Antriebsräder geeig-net), Erstzulassung 2003, TÜV 09/2014, Stärke: kW 74 (101 PS), Benziner, 140.000 km, grüne Umweltplakette, VB: 3.500,- Euro.Tel.: 08841 90373

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Therapie

ZitronenthymianZitronenthymian gehört zur Gattung der Lip-penblütler. Er sieht dem Echten Thymian ähnlich und ist genau wie dieser eine Gewürz- und Heil- sowie aber auch Teepflanze. Diese Thymi-ansorte ist eine Kreuzung aus Gartenthymian und dem Großen Thymian, welche zwischen Juli und August hellviolette Blüten austreibt. Nachdem er dieses Jahr auf meinem Balkon noch recht klein war, reichte er genau für dieses Rezept für eine Person:

Urlaub auf Balkonien Ein etwas anderer Weihnachtsartikel

Bereits Ende des Sommers dachte ich an den kommenden Winter und überlegte mir, dass es schön wäre, etwas von der Sommerstimmung in den Winter hinein zu retten. Da dieses Jahr ein Umzug anstand, bin ich im Urlaub nicht weggefahren, sondern habe einen wunderschönen Urlaub „auf Balkonien“ verbracht. Auf dem Balkon habe ich viele Kräuter angepflanzt, wie z. B. Knoblauchgras, Tulbaghia violacea „Variegata“, Zitronenthymian oder Salbei. Davon möchte ich Ihnen berichten − ich hoffe, ich bringe Sie auf die oder andere Idee fürs nächste Jahr!

Lachsfilet mit ZitronenthymianDazu einfach ein Lachsfilet wie gewohnt säu-bern, säuern, salzen und mit Pfeffer würzen.Dann ein Stück Alufolie mit je zwei in Scheiben geschnittenen Tomaten, Kartoffeln und Cham-pignons belegen, das Fischfilet darüber geben und mit reichlich Zitronenthymian bestreuen.Das Ganze zu einem Paket einschlagen und 20 bis 25 Minuten bei 200 Grad in den Ofen geben.

Bild: Alwin Gasser, pixelio.de

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UrlaubaufBalkonien Therapie

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Im nächsten Jahr gibt es hoffentlich mehr, dann möchte ich dieses Rezept ausprobieren:

Zitronenthymianessig » 1 große Zitrone, unbehandelt » 3 Zweige Zitronenthymian » 1/2 Liter Essig (Weißweinessig)

Die Zitrone heiß waschen und sehr dünn schälen, mit den Kräutern in ein Glasgefäß geben und mit Essig übergießen. Das Gefäß verschließen und den Essig etwa drei Wochen ziehen lassen. Danach die Zitronenschale und die Kräuter entfernen.

„Elefantenkraut“ Gotu ColaBesonders freue ich mich auch über Gotu Cola, das „Elefantenkraut“, welches angeblich bei den Tieren für ein langes und gutes Gedächt-nis zuständig ist. Gotu Cola gehört zur Familie der Doldengewächse und hat die botanische Bezeichnung „Centella asiatica“.Man nimmt einzelne Blätter pur, zu Salaten, oder bereitet einen Tee daraus.Regelmäßig verzehrt wirkt es verjüngend auf die Gehirnzellen, es beruhigt bei Stress, wobei es aber kein Beruhigungsmittel ist.

CurrykrautAuch Currykraut, Helichry-sum italicum, gedeiht hier sehr gut. Die Blätter mit dem milden Curryaroma würzen Suppen und Soßen, Gemüse-, Reis- und Fleisch-gerichte. Man kann ganze Zweige kurz mitkochen und sie dann wieder herausneh-men oder man verwendet sie kleingeschnitten, z. B. in einem Kräuterquark. Das Currykraut eignet sich auch gut zum Trocknen und ist ideal für die indische Küche.

ErdbeerspinatSehr schön finde ich auch den Erdbeerspinat, Blitum virgatum, Syn. Chenopodium foliosum, eine alte Gemüsesorte, die man in früheren Jahrhunderten auch wegen der kleinen roten Beeren (ungiftig, aber nicht wirklich schmack-haft) als Zierde auf den Tisch legte.Er gehört zur Familie der Fuchsschwanzge-wächse. Verwendet werden hier die Blätter in Salaten, oder als Spinat.

Konservieren für den WinterInzwischen ist Winter, aber viele Kräuter kann man ja auch im Supermarkt kaufen, oder hat sie getrocknet daheim. Eine Möglichkeit ist, die Kräuter zu konservieren, beispielsweise als Kräuterbutter zum einfrieren oder verarbeitet als Kräuteröle oder Kräuteressige.

Kräuterquark oder KräuterbutterIn 250g Quark bzw. Butter gebe ich eine Handvoll frische Kräuter, die ich möglichst vor der Mittagssonne sammle, ausschüttele und klein schneide. Außerdem kommt eine klein

Bild: chocolat01, pixelio.de

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Therapie UrlaubaufBalkonien

geschnittene Zwiebel hinein. Die Butter lässt sich wunderbar einfrieren.Eine besondere Hilfe hierbei ist mir der Quick Chef und der Turbo Chef von Tupper (Nach-ahmerprodukte gibt es mittlerweile überall zu kaufen, bzw. ein Blick ins Internet mit den gängigen Adressen lohnt sich). Für mich „dank“ meiner Feinmotorik zum Gemüse Schneiden ein absolut unentbehrlicher stromfreier Haus-haltshelfer.

KräuteröleToll finde ich auch Kräuteröle. Das geht ganz einfach, ist schnell und preiswert. In dekorative Flaschen gefüllt, lässt sich so im Nu ein kreatives wie persönliches Präsent herstellen. Kräuter verleihen Öl eine zusätzliche geschmackliche Note, die zu vielen Fisch- und Fleisch-, aber auch zu Gemüse- und Pastagerichten passt.

Rosmarin-Öl » 0,5 l Olivenöl, 2-3 Rosmarinzweige » 0,5 TL schwarze Pfefferkörner

Estragon-Öl » 0,5 l Sonnenblumenöl » 1-2 Estragonzweige » Zitronenmelisse

Thymian-Öl » 0,5 l Sonnenblumenöl » 1 großer Thymianzweig » 1 TL schwarze Pfefferkörner » 2-3 Lorbeerblätter » 2 Pfefferschoten, 3-4 Knoblauchzehen

Zubereitung:Die Kräuter und Gewürze bei Bedarf säubern, aber nicht waschen und trocken in die Flasche mit dem Öl geben. Diese anschließend gut verschließen. Kühl und dunkel lagern. Nach etwa ein bis zwei Wochen erhält das Öl die

erwünschte Kräuternote. Für lange Haltbarkeit die Flaschen bitte immer gut verschließen und kühl lagern.

KräuteressigKlasse finde ich Kräuteressige. Ein paar Kräuter-zweige in die Flasche geben, diese verschließen und zwei Wochen auf der Fensterbank ziehen lassen. Und auch selbstgemachte Salze sind ein tolles Geschenk, das wunderbar schmeckt:

Mediterranes Salz » 500 g Meersalz » 1 Bund Thymian » 1 Bund Basilikum » 1 Bund Lavendel » 1 Bund Rosmarin » 1 Bund Salbei » 4 schwarze Oliven (ganz fein hacken)

Die Kräuter waschen und in der Salatschleuder oder in einem Handtuch trocken schleudern. Die Blättchen und Nadeln abzupfen. Kräuter und Oliven im Mixer fein durchmixen, Salz zufügen und nochmal kurz mixen.Den Backofen auf 150°C vorheizen und bei erreichter Temperatur ausschalten. Das Salz auf einem Blech verteilen und im Ofen bei leicht geöffneter Tür circa 20 Minuten trocknen lassen.Das Salz in Gläsern mit Schraubdeckel bei Zimmertemperatur aufbewahren und ein paar Tage ziehen lassen. Je länger das Salz steht, desto mehr Aroma bekommt es. Dieses Salz hält Jahre. Egal ob man es zu Fleisch, Fisch, Kartoffel oder Gemüse genießen möchte, es ist wunderbar.Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und ein glückliches gesundes neues Jahr wünscht Ihnen allen

Alexandra Manger

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Zutaten

Menge in g Zutaten/

Lebensmittel

Linolsäurein m

g

Fettin g

Energiein KJ

500 Lammrücken aus-gelöst (Lachse)

300 17,00 2380,0

Rosmarin, Thy-mian, je 1/2 TL

0 0,00 0,0

70 10 EL SUN-Vi-tal-Öl

0 66,15 1509,2

300 Tomaten 285 0,60 219,0

100 Zwiebeln 95 0,30 137,0

200 Zuckerschoten 200 2,40 750,0

250 Erbsen (TK) 0 1,00 725,0

Salz, Pfeffer 0 0,00 0,0

1 Prise Zucker 0 0,00 0,0

200 Fleischbrühe 100 12,00 1194,0

3 EL Balsami-co-Essig

0 0,00 0,0

1 TL Speisestärke 0 0,00 0,0

20 1 EL Johannis-beergelee

8 0,04 28,8

450 Salzkartoffeln 135 0,45 1327,5

Gesamtinhalt: 1123 99,94 8270,5

Inhalt pro Person: 374 33,31 2756,8

Linolsäurearme/entzündungshemmendeDiät Therapie

Lammlachse in Balsamico-SoßeUnser Menüvorschlag (für 3 Personen)

ZubereitungDas Fleisch waschen, trockentupfen und in eine flache Schale legen. Die Kräuter waschen, grob hacken, den Knoblauch schälen, vierteln, beides zum Fleisch geben. Öl darauf geben und circa 12 Stunden kühlstellen. Die Tomaten waschen und kreuzweise einritzen. Zwiebeln schälen und fein würfeln; Zuckerschoten putzen und waschen. Das Fleisch herausnehmen, mit Salz und Pfeffer würzen und in einer Pfanne ohne Fett rundherum circa 10 Minuten braten. Den Knoblauch aus dem Würzöl und die Tomaten circa 2 Minuten mitbraten.1 Esslöffel von dem Würzöl erhitzen und die Hälfte der Zwiebeln darin andünsten. Zucker-schoten und 100 ml Wasser zufügen. Mit Salz, Pfeffer und Zucker würzen, dann aufkochen und zugedeckt circa 3 Minuten dünsten.Lamm, Tomaten und Knoblauch warm stellen. Den Rest der Zwiebeln im Bratfett dünsten, dann mit Fleischbrühe und Essig ablöschen. Aufkochen und circa 3 Minuten köcheln lassen. Stärke mit 1 Esslöffel Wasser verrühren und den Fond damit binden. Mit Gelee, Salz und Pfeffer abschmecken und mit den Salzkartoffeln anrichten.Guten Appetit!

Bild: Lammlachse, Rainer Sturm / pixelio.de

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Buchtipps

Fest im katholischen Glauben verwurzeltElisabeth Lücking-Salim wird in einem kleinen Ort in Ostwestfalen-Lippe geboren. Sie wächst auf einem Bauernhof auf, inmitten einer Großfa-milie, wo alles „seine Ordnung hat“. Das Leben ist strikt geregelt, die Erziehung streng katho-lisch. Besonders prägt sie der gute Einfluss ihres Großvaters Lorenz, den sie als gerechten und noblen Ehrenmann erlebt, der ihr Geschichten erzählt und Geborgenheit gibt. Er lebt ihr vor, das Leben zu gestalten nach seinem Leitsatz „Herz öffnen und Verstand einschalten“, der als roter Faden die gesamte Schilderung ihrer Erlebnisse durchzieht.

Der katholische Glaube, in dem sie fest verwur-zelt ist, spielt eine zentrale Rolle in ihrem Leben: Katholische Ordensfrauen begleiten ihren Weg. Im katholischen Krankenhaus wird sie gepflegt, als sie krank ist; als Heranwachsende pflegt sie dort selber im Rahmen eines Schulpraktikums. Ihre Schulzeit verbringt sie in einer Kloster-schule. Später wird sie Pfarrjugendleiterin und Pfarrgemeinderatsmitglied einer katholischen Gemeinde. Bei ihrer Arbeit in einem katholischen Kindergarten sammelt sie erste Erfahrungen mit dem Leben von Migranten in Deutschland.In Paderborn studiert Elisabeth Lücking-Salim Sozialpädagogik und kümmert sich im Rahmen von Deutschnachhilfe um spanische und ita-lienische Kinder. Ihren zukünftigen Ehemann, Mahmud Salim aus Eritrea, lernt sie in Hannover kennen. Die Begegnung mit ihm erschließt ihr neue, fremde Welten. Ihr Mann ist Moslem, für

die katholische Heirat beantragen und erhalten sie eine schriftliche Erlaubnis vom Bischof. Die Umstände der Partnerschaft sind nicht einfach, aber sie bewältigen die Herausforderungen. Ihr Sohn, David-Johannes, wird katholisch getauft.

Diagnose Multiple Sklerose1989 verändert sich ihr Leben, „eine große, schwere, gesundheitliche Einschränkung“ über-fällt sie: „Ich konnte nicht mehr laufen, nicht mehr gehen, mich nicht mehr fortbewegen. Einfach alles fiel mir schwer. Ich konnte von gleich auf jetzt nichts mehr. Alles war anders als je zuvor. Keinen klaren Gedanken konnte ich fassen – Angst, Not, Depressionen – alles traf auf mich zu.“ In der neurologischen Klinik wird MS diagnostiziert. Wieder findet sie Halt und Stütze bei den katholischen Ordensfrauen, vor allem bei Schwester Marisstella, der ehe-maligen Leiterin der Klosterschule. Elisabeth Lücking-Salim kämpft sich wieder zurück in ihr Leben, wird aber von da an immer wieder von schweren Krankheitsschüben heimgesucht, die sie teilweise lähmen und ans Bett fesseln.Trotz der Krankheit verfolgt sie ihr Engagement als Bildungspädagogin für die UNICEF und den Weltkindertag weiter, ist auf der Expo 2000 Pressesprecherin für die Vereinigten Arabischen Emirate, begibt sich auf Reisen, beispielsweise nach Spanien – wo sie später in Andalusien eine zweite Heimat findet – oder Italien, öffnet sich immer wieder neuen Situationen und Menschen nach ihrem Lebensmotto „Herz öffnen und Verstand einschalten“.

Elisabeth Lücking-SalimHerz öffnen und Verstand einschalten

Vom Dorfkind zur Weltbürgerin − eine Autobiografie in Schlaglichtern

Elisabeth Lücking-Salim ist die Präsidentin des Weltkindertages Hannover, den sie seit 33 Jahren organisiert und leitet. 1999 wurde ihr für die ehrenamtliche Bildungsarbeit für das Kinderhilfswerk UNICEF das Bundesverdienstkreuz verliehen; 2010 folgte der Niedersächsische Verdienstorden am Bande. Die inzwischen 60-jährige Pädagogin engagiert sich bereits ihr ganzes Leben in helfenden Projekten. Obwohl sie mit Mitte 30 schwer an Multipler Sklerose erkrankt und von da an wiederholt schwere Krankheitsschübe durchleidet, behält sie ihr Engagement bei. „Der Motor läuft weiter, wenn auch langsamer“, immer nach ihrem Lebensmotto „Herz öffnen und Verstand einschalten“.

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HerzöffnenundVerstandeinschalten Buchtipps

LeseeindrückeDas Buch ist von der Autorin authentisch ver-fasst. Elisabeth Lücking-Salim lässt den Leser an ihrer Geschichte teilhaben, möchte die vielen im Leben gesammelten Erfahrungen weitergeben, wie sie zu Beginn ihrer Autobiografie schreibt. Beim Lesen entsteht der Eindruck, dass die Autorin ihre Erlebnisse und Erinnerungen für sich zusammentragen und sortieren wollte. Sie hat aufgeschrieben, was für sie wichtig und wesentlich war bzw. ist, welche Personen eine bedeutende Rolle für sie gespielt haben und spielen. Sie bedankt sich bei vielen Helferinnen und Helfern für ihre Unterstützung und würdigt ihren Beistand.Sie erzählt ihre Geschichte nicht vollständig und chronologisch, sondern wählt einzelne Bereiche, Erlebnisse aus, stellt für sie wichtige Daten und Ereignisse zusammen. Die Autorin wirft Schlag-lichter auf Teile ihrer Biografie, wobei es in der Natur der Sache liegt, dass die Auswahl und Gewichtung sich nach ihrem subjektiven Empfin-den von Bedeutung richtet. Für den Leser macht es insbesondere das Springen zwischen den Zeiten manchmal schwer, das Geschehen nach-zuvollziehen und sich zurechtzufinden. Als Leser wünscht man sich teils mehr Hintergrundinfor-mationen und chronologische Struktur, um die „Lücken“ zwischen den berichteten Gescheh-nissen füllen zu können. Über die ausgelassenen Teile und Bereiche ihres Lebens, die manchmal in Andeutungen oder kurzen Bemerkungen anklingen, würde man gerne mehr erfahren.Die lebendig geschilderten Einzelszenen, die Offenheit der Autorin und ihr Interesse anderen gegenüber, ihre beeindruckende Geschichte machen ihren Lebensrückblick zu einer doch packenden Lektüre. C. D.

Elisabeth Lücking-SalimHerz öffnen und Verstand einschalten1. Auflage 2013 im Machtwortverlag erschienenISBN 978-3-86761-129-9Taschenbuch, 164 Seiten, 13,90 Eurowww.machtwortverlag.de

Weltkindertag

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen beauftragte 1954 das Kinder-hilfswerk UNICEF mit der Ausrichtung eines Weltkindertages (Universal Children‘s Day). Jeder Staat soll einen Tag zum soge-nannten Weltkindertag erklären. Damit soll ein weltweites Zeichen für Kinderrechte gesetzt werden. Laut UNICEF ist der Welt-kindertag „Anlass für Informationen, Dis-kussionen und Gedanken über die Situation aller Kinder dieser Welt.“Der Weltkindertag wird heute national an unterschiedlichen Tagen in mehr als 145 Län-dern gefeiert. Deutschland und Österreich begehen diesen Tag am 20. September.

(Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Kin-dertag, Stand 12.10.13)

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Rätsel WerkenntdiesePersönllichkeit?

Unsere gesuchte Person ist:

Martin Luther King„Wenn wir nicht lernen, miteinander als Brüder zu leben, werden wir als Narren miteinander untergehen.“Martin Luther King kam am 15. Januar 1929 in Atlanta, Georgia, zur Welt. Auch wenn er als eines der wenigen schwarzen Mittel-standskinder aufwuchs, kannte er Rassismus von Kindesbeinen an. Durch das Gesetz der Segregation waren Schwarz und Weiß strikt getrennt. King durfte weder die gleiche Toi-lette benutzen noch vom gleichen Wasser-spender trinken wie die Weißen. Christliche Grundsätze und Bürgerrechte spielten nicht nur für den Pfarrer, sondern auch für seinen Sohn Martin eine wichtige Rolle. Schule und Studium meisterte er mit Bravour. 1948 schloss er sein Soziologie-studium ab, 1951 das der Theologie. 1954 übernahm Martin Luther King in Montgomery seine erste eigene Gemeinde. „Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne frü-herer Sklaven und die Söhne früherer Sklaven-halter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.“ Diese berühmte Rede hielt Martin Luther King 1963 auf dem Höhepunkt seiner Popularität. 250.000 Menschen, die friedlich in Washington DC gegen Rassismus und Armut demonstrierten, lauschten seinen Worten.Am 4. April 1968 hielt sich King in Memphis auf, um an der Seite schwarzer Müllarbeiter für besseren Lohn zu kämpfen. Als er den Balkon seines Hotels betrat, hallten zwei Schüsse über den Parkplatz. Der Bürger-rechtler, in Hals und Nacken getroffen, brach zusammen und starb - im Alter von gerade einmal 39 Jahren.

Auflösung des Personenrätsels aus dem Blickpunkt 3/13

Unsere gesuchte Persönlichkeit wurde 1927 in Bayern geboren; sie hat zwei Geschwi-ster. Bereits in den ersten Schuljahren fiel die besondere Begabung in geisteswis-senschaftlicher Richtung auf. Durch die Wirren des Krieges kam es erst nach dem Kriege zum Abitur und zum Studium, das sich von 1946 bis 1951 erstreckte. Im Jahre 1963 promovierte unsere Persönlichkeit, wurde dann Dozent und später zum Pro-fessor berufen. In den Jahren 1962 bis 1965 arbeitete die gesuchte Person als Berater in weltweit beachteten Konferenzen. Danach folgte die Berufung in hohe bis zuletzt höchste Ämter. Erst vor kurzem setzte sich die gesuchte Person zur Ruhe.

Auflösung im nächsten Heft

Wer kennt diese Persönlichkeit?

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Joachim Ringelnatz …… wird in der Nähe von Leipzig als Sohn des Jugendschriftstellers Georg Bötticher 1883 geboren. Ohne Wissen der Eltern wird Hans Bötticher, wie er eigentlich heißt, Schiffsjunge und Matrose bei der Marine. 1906 bis 1909 absolviert er eine kaufmännische Lehre in Hamburg, um dann aber in einer Dachpap-penfabrik und in einem Münchner Reisebüro zu arbeiten. 1909 wird er zum „Hausdichter“ des Künstlerlokals „Simplicissimus“ und rezi-tiert dort eigene skurrile Verse. 1912 bis 1914 werden erste autobiographische Geschichten und grotesk-komische Gedichte veröffent-licht. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich nun als Bibliothekar, Fremdenführer und Schaufensterdekorateur in München. 1919 erfolgt die Umbenennung in Joachim Ringel-natz, nach dem seemännischen Namen für das glückbringende Seepferdchen. 1920 nimmt seine Karriere Fahrt auf: Ver-öffentlichung der Balladen vom „Seemann Kutteldaddeldu“ und der „Turngedichte“; Engagement an der Berliner Kleinkunst-bühne „Schall und Rauch“. Von 1920 bis 1933 tourt Ringelnatz durch die Kabaretts in ganz Deutschland. In diesen Jahren erscheinen u.a. „Als Mariner im Kriege“ sowie seine Erinne-rungen „Mein Leben bis zum Krieg“. 1933 erhält der Künstler von den Nationalsoziali-sten Auftrittsverbot. Am 16. November 1934 stirbt Joachim Ringelnatz verarmt an einer Lungenkrankheit in Berlin. Gemäß seinem letzten Wunsch wird er unter den Klängen des Seemannsliedes „La Paloma“ zu Grabe getragen.

Vom Schenken

Schenke groß oder klein,aber immer gediegen.Wenn die Bedachten die Gabe wiegen,sei dein Gewissen rein.

Schenke herzlich und frei.Schenke dabei,was in dir wohntan Meinung, Geschmack und Humor,so dass die eigene Freude zuvordich reichlich belohnt.

Schenke mit Geist ohne List.Sei eingedenk,dass dein Geschenk - Du selber bist.

Joachim Ringelnatz

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Gedicht

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Termine

Bild 01

TREFFpUNKT IN MANNHEIMGEMEINDEZENTRUM ST. CLARA IM HOF DER ST. AEGIDIUSKIRCHESTENGELSTRASSE 4, 68239 MANNHEIM-SECKENHEIM, INFO: MSK E.V.-GESCHäFTSSTELLE, TELEFON UND TELEFAx 06203-65831

UND So ERREICHEN SIE DIE ST. AEgIDIUS KIRCHE

MIT DEM AUTO:Aus Richtung Heidelberg:Von der A5 kommend auf die A656 Rich-tung Mannheim fahren und die Ausfahrt Seckenheim nehmen. Nach ca. 1,5 km erreichen Sie Seckenheim und kommen direkt auf die Seckenheimer Hauptstrasse. Geradeaus weiterfahren, die Kirche liegt auf der rechten Seite, Anhaltspunkt ist ein großer Parkplatz (siehe Bild 01), in den Sie bitte einbiegen. Durch das Tor (Schild: St. Clara Gemeindehaus) (siehe Bilder 02 und 03) kann man mit dem Auto in den Kircheninnenhof hineinfahren. Biegt man an der Kirche rechts ab, so sieht man einen Parkplatz, der benutzt werden kann. Der Eingang zum Vortragssaal befindet sich auf der rechten Seite (siehe Bild 04).Aus Richtung Mannheim:Von der A5 kommend auf die A656 Rich-tung Heidelberg fahren und die Ausfahrt Seckenheim nehmen, siehe oben.

MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRS-MITTELN:Aus Heidelberg:Mit der OEG Rundfahrt Linie 5 oder 5R in Richtung Mannheim bis Haltestelle „Rat-haus“ in Seckenheim. Zu Fuß ca. 100m zurücklaufen. Die Kirche liegt auf der glei-chen Straßenseite.

Von Mannheim Hbf: Mit der OEG Rundfahrt Linie 5 oder 5R (weitere Zusteigmöglichkeiten in Mann-heim) in Richtung Heidelberg bis Halte-stelle „Rathaus“ in Seckenheim. Zu Fuß ca. 200m weiterlaufen. Die Kirche liegt auf der anderen Straßenseite.Die Züge verkehren im 10-Minuten-Takt

Bild 02

Bild 03

Bild 04

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Termine

JEDEN MoNTAg 15.30 - 17.30 UHRSPORT FüR MS-BETROFFENE IN WEINHEIMIN DER HALLE DES AC-SPORTPARK, WAIDALLEE 8 IN 69469 WEINHEIM

Angebote im Rehabilitationssport bei MS und Sport bei Störungen des zentralen und periphe-ren Nerven systems. Motivation und Bewegungsförderung statt Isolation und Vereinsamung für Betroffene, Angehörige und Helfer. Weitere Informationen durch speziell ausgebildete Übungsleiter im Behinderten- und Rehabili-tationssport: 0 62 01-6 55 78 (Monika Rödel) und 0172 72 22 338 (Robert Petermann)

JEDEN DoNNERSTAg 14.00 - 16.00 UHRSPORT FüR MS-BETROFFENE IN MANNHEIM

Rehabilitationssport bei Multipler SkleroseZu Sport, Spiel und Spass sind alle willkommen, egal mit welchem Grad der Behinderung. Aber auch Gesunde sind herzlich eingeladen, denn wir brauchen auch Hilfe.Ansprechpartnerinnen: 06 21-30 63 96 (Katharina Justen) und 0174-16 29 606 (Brigitte Duran)

Änderungen vorbehalten

08. FEBRUAR 2014, 15.00 UHRDISKUSSIONSRUNDE üBER ERFAHRUNGEN MS-BETROFFENER MIT MS-MEDIKA-MENTEN (Z. B. FAMPyRA)

15. MÄRZ 2014, 15.00 UHRROLLSTUHL- UND BEWEGUNGSTRAINING MIT HOLGER KRANZ - ACHTUNG: IN HEIDELBERG!

ApRIL 2014 - KEIN VORTRAG

Zu jedem Medikament gibt es als generelle Informationen Studienergebnisse, mögliche Neben-wirkungen gemäß Beipackzettel und vieles mehr. Die MS ist aber eine sehr individuelle Krankheit und es ist uns wichtig, dass Betroffene zu Wort kommen, sie miteinander diskutieren und ihre Erfahrungen austauschen können. Hierfür möchten wir an diesem Termin einen Rahmen schaffen.

Holger Kranz hat bereits im Oktober letzten Jahres einen MSK-Vortrag zur Erhaltung der Mobilität gehalten. Aufgrund der Resonanz wird er ein Rollstuhltraining für MSK-Mitglieder anbieten. Das Training wird in den Räumen von ARC stattfinden, unter der Anleitung von Holger Kranz. Aktiv-Reha-Center (ARC), Am Taubenfeld 39, 69123 HeidelbergTreffpunkt: ARC-Bistro

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MSK e.V., Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose KrankerGeschäftsstelle: MSK e.V., Schelmengrubweg 29, 69198 Schriesheim, Telefon 0 62 03 / 6 58 31, Telefax 0 62 03 / 6 58 31

BeitrittserklärungIch bitte um Aufnahme in die Selbsthilfeorganisation der MSK e.V.

.......................................................................................................................................................................................................................................Name Vorname Geburtsdatum

.......................................................................................................................................................................................................................................Straße PLZ Ort Bundesland

.......................................................................................................................................................................................................................................Telefon Telefax Beruf

Ich bin: ❏ MS Betroffene/er ❏ Angehörige/er ❏ Förderer

Geworben durch: ❏ Eintrag im Internet ❏ Zeitungsinserat ❏ sonstige ...................................................

❏ Kontaktstelle ........................................................... ❏ das Mitglied .............................................

Ich möchte: ❏ die MSK e.V. aktiv unterstützen

Begleitpersonen können an allen Veranstaltungen der MSK e.V. kostenfrei teilnehmen; sie haben, sofern sie nicht persönlich Mitglied der MSK e.V. sind, kein Stimmrecht.Ein Austritt aus der MSK e.V. muss zwei Monate vor Jahresende schriftlich erfolgen!Ich bin damit einverstanden, dass meine Daten bei der MSK e.V. gespeichert und nurfür vereinsinterne Aufgaben verwendet werden.

Der jährliche Mitgliedsbeitrag im Inland mindestens 25,- Euro/10,- Euro*beträgt z. Zt.: im europäischen Ausland mindestens 33,20 Euro/18,20 Euro*

*Ermäßigter Beitrag für SozialhilfeempfängerInnen und EmpfängerInnen der Grundsicherung, bitte Nachweis beifügen!

.......................................................................................................................................................................................................................................Ort Datum Unterschrift

Sparkasse Rhein Neckar Nord, BIC: MANSDE66XXX, IBAN: DE66670505050066003434Die Überweisungs- oder Einzahlungsquittung von Ihrer Bank oder der Post wird bis zu einem Betrag von 200,– Euro vom Finanzamt als Spendenquittung anerkannt. Bei höheren Spenden senden wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zu.

EinzugsermächtigungDurch Benutzung dieser Einzugsermächtigung können Sie Ihre regelmäßigen Zahlungen vereinfachen und uns durch Kostenersparnis und Arbeitserleichterung zusätzlich helfen.

Bitte Buchen Sie meinen JAhrESMITGLIEDSBEITrAG bis auf Widerruf in höhe von

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Name und Sitz der Bank: ........................................................................................................................................................................................

.......................................................................................................................................................................................................................................Ort Datum Unterschrift des Kontoinhabers

Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e.V.

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Mitdenken – Mitreden – Mitentscheiden

Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e.V.

E-Mail: [email protected]: www.multiple-sklerose-e-v.de

MSk e.V.-Geschäftsstelle:Schelmengrubweg 2969198 Schriesheim0 62 03 / 6 58 31 (Telefon und Telefax)