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Branchenreport 2016 Pflanzenanbau WZ-Code 01.1, 01.2 S Finanzgruppe Branchendienst

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Branchenreport 2016PflanzenanbauWZ-Code 01.1, 01.2

S FinanzgruppeBranchendienst

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Branchenreport1 Branche in Kürze 3

2 Branchenbeschreibung 4

3 Branche in Zahlen 6

3.1 Volkswirtschaftliche Kennzahlen 6

3.2 Branchenspezifische Kennzahlen der Sparkassen-Finanzgruppe 14

4 Branchenwettbewerb 21

4.1 Wettbewerbssituation 21

4.2 Bedeutende Unternehmen 25

5 Rahmenbedingungen 27

6 Trends und Perspektiven 30

Glossar 34

Inhalt

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Sparkassen-Finanzgruppe Branchenreport | WZ 01.1, 01.2 | Bund

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1 Branche in KürzeAngesichts der weiterhin angespannten wirtschaft-

lichen Lage der Betriebe musste der Pflanzenanbau

2015 im dritten Jahr in Folge erneut ein Umsatzmi-

nus hinnehmen. Zudem verringerten sich die Erträ-

ge durch ungünstige Witterungsbedingungen im

letzten Jahr.

Erzeugerpreise im Aufwärtstrend

Die teilweise schlechten Vegetationsbedingungen

und daraus resultierende verminderte Hektarerträ-

ge bescherten den Landwirten 2015 insgesamt nur

durchschnittliche bzw. teilweise sogar geringere

Erntemengen: Die Ernte von Weizen, Roggen und

Wintermenggetreide, Hafer, Triticale und Körner-

mais/Corn-Cob-Mix fiel aufgrund niedrigerer Hek-

tarerträge kleiner aus als im Vorjahr. Lediglich die

Gerstenernte lag über Vorjahresniveau. Die Ern-

teergebnisse bei Erbsen und Ackerbohnen war

ebenfalls zufriedenstellend, während die Erträge

bei Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben, Sonnenblumen,

Silomais, Obst und Gemüse sowie Weinmost san-

ken. Die Erzeugerpreise für pflanzliche Produkte

sind 2015 insgesamt gestiegen. Als Folge der EU-

Agrarreform ist die Branche zudem den teilweise

kräftigen Preisschwankungen des Weltmarktes

ausgesetzt.

Strukturwandel im Pflanzenanbau setzt sich fort

Zwar ist die Branche nach wie vor von kleinbetrieb-

lichen Strukturen geprägt, diesen stehen aber

Großbetriebe mit teilweise über 500 ha Land ge-

genüber. In der Regel wachsen nur noch Letztere,

während die Zahl der kleineren Höfe abnimmt. So

halten gut 44% der Betriebe mit bis zu 20 ha gerade

einmal etwas über 7% der landwirtschaftlich ge-

nutzten Fläche, während nur 13% der Betriebe mit

100 und mehr ha gut 58% der Felder bewirtschaf-

ten.

Die Umsatzrentabilität im Anbau einjähriger Pflan-

zen ließ 2014 gegenüber dem Vorjahr nach – be-

dingt durch den höheren Material-, Personal- und

Mietaufwand. Im Anbau mehrjähriger Pflanzen

stieg sie aufgrund des gesunkenen Material- und

Personalaufwands. Die Kostenbelastung insge-

samt nahm entsprechend bei einjährigen Pflanzen

zu, bei mehrjährigen Pflanzen war sie rückläufig.

Die Eigenkapitalquote im Pflanzenanbau ist im Ver-

gleich zu der in vielen anderen Branchen relativ

hoch. Die Gesamtkapitalverzinsung in beiden Teil-

branchen hätte vor dem Hintergrund des sehr nied-

rigen Ausfallrisikos ein befriedigendes Investment

ergeben; dies relativiert sich allerdings vor dem

Hintergrund staatlicher Direktzahlungen/Zuschüs-

se und der starken Wetterabhängigkeit.

Chancen durch Spezialisierung und Kooperation

Chancen im Pflanzenanbau ergeben sich für Betrie-

be, die sich auf Nischen-/Bioprodukte spezialisie-

ren und die Wertschöpfungskette durch Eigenver-

marktung selbst erzeugter Produkte verlängern.

Darüber hinaus gewinnt die Branche durch Koope-

rationen an Stärke – horizontal bei Einkauf, Erzeu-

gung und Absatz, vertikal mit Großabnehmern. Ri-

siken bergen neben ungünstigen Vegetationsbe-

dingungen auch die noch starke Abhängigkeit ins-

besondere des Ackerbaus von staatlichen Direkt-

zahlungen und die hohe Volatilität der Erzeuger-

preise.

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2 BranchenbeschreibungPflanzenanbau ist der Zweig der Landwirtschaft, der

sich mit der Erzeugung von Pflanzen beschäftigt.

Die Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008)

unterscheidet zwischen dem Anbau ein- und mehr-

jähriger Pflanzen und dem Betrieb von Baumschu-

len sowie Anbau von Pflanzen zu Vermehrungszwe-

cken (Zimmer-, Beet- und Balkonpflanzen) (B Abbil-

dung 1, S. 5 ) . Der vorliegende Branchenbericht be-

fasst sich mit dem Anbau ein- und mehrjähriger

Pflanzen.

Der Anbau einjähriger Pflanzen (inkl. Anbau von

Pflanzen zum Zwecke der Erzeugung von Saatgut),

d.h. von Pflanzen mit einer Lebensdauer von nicht

mehr als zwei Wachstumsperioden, umfasst nach

Definition des Statistischen Bundesamtes die fol-

genden Erzeugnisse:

B Getreide (unter anderem Weizen, Körnermais,

Sorghum, Gerste, Roggen, Hafer, Hirse und Tri-

ticale), Hülsenfrüchte (unter anderem Bohnen,

Linsen, Lupinen, Erbsen) und Ölsaaten (unter

anderem Sojabohnen, Erdnüsse, Baumwollsaat,

Rizinussamen, Leinsamen, Senfkörner, Niger-

saat, Rapssamen, Saflorsaat, Sesamsamen,

Sonnenblumenkerne; Erdnüsse, Baumwolle, Ri-

zinussamen)B ReisB Gemüse und Melonen (Blatt- und Stängelgemü-

se, Fruchtgemüse, Pilze, Trüffel, Gemüsesamen,

Zuckerrüben)B Kartoffeln und sonstige Wurzeln und Knollen

(unter anderem Kartoffeln, Süßkartoffeln, Bata-

ten, Maniok, Kassava, Yamswurzeln)B ZuckerrohrB TabakB Faserpflanzen (unter anderem Baumwolle, Jute,

Kenaf, Flachs, Hanf, Sisal, Abaca, Ramie)B sonstige einjährige Pflanzen: Zierpflanzen zum

Schnitt (Blumen, Schnittblumen, Blütenknos-

pen), Blumensamen und Sonstige (unter ande-

rem Steck-, Futterrüben, Klee, Luzerne, Espar-

sette, Futtermais, Futterkohl, Buchweizen, Sa-

men von Rüben und Futterpflanzen).

Unter den Anbau mehrjähriger Pflanzen, d.h.

Pflanzen, die mehr als zwei Wachstumsperioden

überleben, sowie Pflanzen zum Zwecke der Saat-

guterzeugung fallen die folgenden landwirtschaft-

lichen Erzeugnisse:

B Wein- und TafeltraubenB tropische und subtropische Früchte (unter an-

derem Avocados, Bananen, Datteln, Feigen,

Mangofrüchte, Papayafrüchte, Ananas)B Zitrusfrüchte (unter anderem Pampelmusen,

Pomelos, Grapefruits, Zitronen und Limetten;

Orangen, Tangerinen, Mandarinen, Clementi-

nen)B Kern- und Steinobst (unter anderem Äpfel, Ap-

rikosen, Kirschen, Pfirsiche und Nektarinen, Bir-

nen und Quitten, Pflaumen und Schlehen)B sonstiges Obst und Nüsse: Erdbeeren und sons-

tiges Obst und Nüsse (unter anderem Beeren,

Obstsamen, essbare Nüsse, sonstiges Baum-

und Strauchobst)B ölhaltige Früchte (unter anderem Kokosnüsse,

Oliven, Ölpalmen)B Pflanzen zur Herstellung von Getränken (unter

anderem Kaffee, Tee, Mate, Kakao)B Gewürzpflanzen, Pflanzen für aromatische, nar-

kotische und pharmazeutische Zwecke: ein- und

mehrjährige Gewürz- und Duftpflanzen (unter

anderem Pfeffer, Paprika, Muskatnüsse, Anis-

und Fenchelfrüchte, Zimt, Gewürznelken, Ing-

wer, Vanille), Hopfen und Pflanzen zur Gewin-

nung von Arzneimitteln und DrogenB sonstige mehrjährige Pflanzen (unter anderem

Gummibäume zur Gewinnung von Latex, Weih-

nachtsbäume, Bäume zur Gewinnung von Pflan-

zensäften wie z.B. Ahorn- oder Walnussbaum,

Pflanzen von der vorwiegend als Flechtwerk-

stoff verwendeten Art wie z.B. Weiden, Schilf,

Binsen).

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Abbildung 1:Der Pflanzenanbau und seine Branchen

WZ-Code2008

Bezeichnung

01 Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten

01.1 Anbau einjähriger Pflanzen

01.11 Anbau von Getreide (ohne Reis), Hülsenfrüchten und Ölsaaten

01.12 Anbau von Reis

01.13 Anbau von Gemüse und Melonen sowie Wurzeln und Knollen

01.13.1 Anbau von Gemüse und Melonen

01.13.2 Anbau von Kartoffeln sowie sonstigen Wurzeln und Knollen

01.14 Anbau von Zuckerrohr

01.15 Anbau von Tabak

01.16 Anbau von Faserpflanzen

01.19 Anbau von sonstigen einjährigen Pflanzen

01.19.1 Anbau von Zierpflanzen zum Schnitt

01.19.2 Erzeugung von Blumensamen

01.19.9 Anbau von sonstigen einjährigen Pflanzen a.n.g.

01.2 Anbau von mehrjährigen Pflanzen

01.21 Anbau von Wein und Tafeltrauben

01.22 Anbau von tropischen und subtropischen Früchten

01.23 Anbau von Zitrusfrüchten

01.24 Anbau von Kern- und Steinobst

01.25 Anbau von sonstigem Obst und Nüssen

01.25.1 Anbau von Erdbeeren

01.25.9 Anbau von sonstigem Obst (ohne Erdbeeren) und Nüssen

01.26 Anbau von ölhaltigen Früchten

01.27 Anbau von Pflanzen zur Herstellung von Getränken

01.28 Anbau von Gewürzpflanzen, Pflanzen für aromatische, narkotische und pharmazeutische Zwecke

01.29 Anbau sonstiger mehrjähriger Pflanzen

Quelle: Statistisches Bundesamt

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3 Branche in ZahlenB Pflanzenanbau 2015 mit knapp 54.700 Betrie-

ben und mit 136.600 Arbeitskräften.B Während Großbetriebe weiter wachsen, sind

Klein- und mittlere Betriebe rückläufig.B Insgesamt leichtes Umsatzminus um 0,8% auf

geschätzt 12,4 Mrd. € für 2015.B Aufgrund ungünstiger Vegetationsbedingun-

gen nur durchschnittliche Ernten.B Gestiegene Materialkosten, Personalaufwand;

nur bei mehrjährigen Pflanzen gesunken.B Umsatzrendite bei einjährigen Pflanzen gesun-

ken, bei mehrjährigen Pflanzen gestiegen.

3.1 Volkswirtschaftliche Kennzahlen

Die Branche – Marktentwicklung

2015 waren in Deutschland im Pflanzenanbau ge-

schätzt rund 53.500 Betriebe 1 (ohne Verbundbe-

triebe) mit insgesamt rund 136.500 Arbeitskräften

tätig (B Abbildung 2, S. 6 ) . Auf den Anbau einjäh-

riger Pflanzen entfielen dabei über 35.000 Betriebe

und rund 70.400 Arbeitskräfte, auf den Anbau

3.1 Volkswirtschaftliche Kennzahlen mehrjähriger Pflanzen rund 19.300 Betriebe und

mehr als 68.000 Arbeitskräfte. Gegenüber dem Vor-

jahr nahm die Zahl der Betriebe im Pflanzenanbau

und die Zahl der Arbeitskräfte jeweils um 1,4% ab.

Der Umsatz des Pflanzenanbaus dürfte 2015 ge-

genüber dem Vorjahr leicht um 0,8% auf rd. 12,4

Mrd. € gesunken sein (B Abbildung 3, S. 7 ) . Dabei

war der Umsatz des Anbaus einjähriger Pflanzen um

1,1% auf knapp 10,2 Mrd. € rückläufig, während der

Umsatz des Anbaus mehrjähriger Pflanzen leicht

um 0,6% auf etwas über 2,2 Mrd. € zunahm. Vergli-

chen mit den Rekordergebnissen des Vorjahres fie-

len die Erträge/ha und mengenmäßigen Ernteer-

gebnisse des Jahres 2015 insgesamt vergleichs-

weise nur durchschnittlich bzw. größtenteils nied-

riger aus, wobei die Erzeugerpreise für Getreide

(+0,4%2), Kartoffeln (+61,1%3), Gemüse (+10,8%4)

und Pflanzen und Blumen (+1,0%5) gegenüber dem

Vorjahr anstiegen, während sie bei Handelsge-

wächsen (-0,6%6) und Obst (-6,4%7) sanken.8

1 Mit einem SO bzw. Standard-Output (s. Glossar) ab 25.000 €. Das hier verwendete Konzept des Testbetriebsnetzes des BMELerfasst die Betriebe nach SO bzw. nach ihrer geldwerten Bruttomarktleistung landwirtschaftlicher Produkte. Die Landwirt-schaftszählung und die Agrarstrukturerhebung dagegen erheben die landwirtschaftlichen Betriebe nach der landwirtschaft-lich genutzten Fläche. Insofern ergeben sich jeweils unterschiedliche Betriebszahlen.

2 Darunter: Brotweizen: +0,4%, Brotroggen: -4,9%, Futterweizen: +1,0%, Braugerste: -0,7%, Körnermais: +5,1%.3 Darunter: Speisekartoffeln: +62,9%.4 Darunter: Blumenkohl: +8,7%, Tomaten: +21,5%, Gurken: +34,6%, Champignons: +2,7%, Spargel: +1,5%, Eissalat: +1,5%.5 Darunter: Schnittblumen: +0,6%, Topfpflanzen. +5,7%, Baumschulerzeugnisse. -4,4%.6 Darunter: Raps: +11,2%, Zuckerrüben: -26,5%.7 Darunter: Tafeläpfel: -24,2%, Erdbeeren: +27,5%.8 Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Preise, Preisindizes für die Land- und Forstwirtschaft, Dezember 2014 und Dezember 2015,

Wiesbaden, 11.2.2015 bzw. 12.2.2016.

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Die Umsatzentwicklung des Pflanzenanbaus blieb

im Betrachtungszeitraum (2011 bis 2015) mit Aus-

nahme des Jahres 2011 in ihrer Dynamik unterhalb

des Niveaus des Wirtschaftswachstums insgesamt

(gemessen am BIP). 2015 trug dabei der Pflanzen-

anbau mit etwas über 0,4% zum BIP bei (B Abbildung

3, S. 7 ) .

Nach ihrer Rechtsform waren die Pflanzenanbau-

Betriebe 2014 zu 67% landwirtschaftliche Haupt-

erwerbsbetriebe (Einzelunternehmen und Perso-

nengesellschaften ab 50.000 € SO und mindestens

einer AK), gut 31% Klein- und Nebenerwerbsbe-

triebe (Betriebe unter 50.000 € SO oder weniger als

einer AK) und zu gut 1% juristische Personen

(GmbH, AG, eG etc.). Der überwiegende Anteil der

Arbeitskräfte entfiel dabei mit gut 78% auf die

Haupterwerbsbetriebe, gefolgt von den Klein- und

Nebenerwerbsbetrieben mit gut 11% und den ju-

ristischen Personen mit knapp 10%.

Der Produktionswert der pflanzlichen Erzeugung

zu Erzeugerpreisen9 betrug 2015 geschätzt 26,4

Mrd. € (B Abbildung 4, S. 8 ) . Davon entfiel der größ-

te Teil auf Getreide mit etwas über 29%, gefolgt von

Futterpflanzen (knapp 24%), Gemüse (gut 12%),

Ölsaaten und Raps (8%), Blumen, Zierpflanzen und

Baumschulerzeugnissen (gut 7%), Weinmost/Wein

(fast 6%) und Kartoffeln (gut 4%), Zuckerrüben

(fast 4%) und Obst (gut 3%). Der Anteil der pflanz-

lichen Erzeugung am Produktionswert der Land-

wirtschaft insgesamt (inkl. Dienstleistungen) lag

damit 2015 bei etwas über 50%.

Agrarland wird zunehmend teurer. Die Preise je ha

LF stiegen allein im Zeitraum von 2010 bis 2014 um

gut 52% auf 18.102 € je ha. Allerdings gibt es deut-

liche regionale Unterschiede: In Westdeutschland

nahm der Preis für Agrarflächen im o.g. Zeitraum um

durchschnittlich knapp 52% auf 28.428 € je ha, in

Ostdeutschland um gut 65% auf 12.264 € zu. Je

nach regionaler Lage, Bodengüte und Nutzungsart

gibt es erhebliche Preisunterschiede. 60% der Ag-

rarflächen sind zugepachtet, in Westdeutschland

55%, in Ostdeutschland 71%.10

Agrarstrukturerhebung

Nach der letzten Agrarstrukturerhebung, der eine

weiter gefasste Definition der Betriebe (Erfassung

von Betrieben auch unter 5 ha) zugrunde liegt, wa-

ren in der Landwirtschaft 2015 insgesamt rund

280.800 Betriebe tätig. Davon waren 2015 ge-

schätzt11 über 35% (ohne Verbundbetriebe) bzw.

etwa 99.100 im Pflanzenanbau12 tätig (B Abbildung 5,

S. 9 ) .

9 Betriebe mit der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung Ackerbau, Gartenbau, Dauerkulturen und Pflanzenbauverbund. DieseAbgrenzung des Pflanzenanbaus geht insofern über die WZ 01.1 und 01.2 hinaus und berücksichtigt unter anderem auch dieBaumschulen sowie Betriebe mit einem SO unter 25.000 €.

10 DBV (Hrsg.): Situationsbericht 2015/16, Trends und Fakten zur Landwirtschaft, Berlin, Dezember 2015.11 Auf Basis des Jahres 2010.12 Betriebe mit der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung Ackerbau, Gartenbau, Dauerkulturen und Pflanzenbauverbund, s.o.

Fußnote 1.

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Abbildung 4:Produktionswert der pflanzlichen Erzeugung zu Erzeuger-preisen1)

Erzeugnisse 20153)

Mrd. €

Veränd.2015/14

in %

Getreide 7,7 -6,1

Futterpflanzen 6,3 -16,0

Blumen, Zierpflanzen, Baumschu-lerzeugnisse

2,0 -9,1

Ölsaaten, Raps 2,1 -4,5

Gemüse (inkl. Champignons) 3,3 57,1

Weinmost/Wein 1,5 0,0

Kartoffeln 1,2 9,1

Obst 0,9 28,6

Zuckerrüben 1,0 42,9

Sonstige pflanzliche Erzeugnisse2) 0,4 -20,0

Pflanzliche Erzeugnisse gesamt 26,4 -0,4

1) ohne Produktsubventionen, inkl. Produktsteuern, ohne MwSt.2) Tabak, Hopfen, Eiweißpflanzen3) geschätzt (Stand: Dezember 2015)

Quelle: Deutscher Bauernverband (Situationsbericht 2015/16), AMI, eigeneBerechnungen

Von den Einzelunternehmen – rund 91% der land-

wirtschaftlichen Unternehmen13 – wirtschafteten

201014 laut Agrarstrukturerhebung die Hälfte der

Betriebe mit einem Anteil von 74% an der landwirt-

schaftlich genutzten Fläche im Haupterwerb und

die andere Hälfte der Betriebe mit 26% Anteil an der

Fläche im Nebenerwerb.15

Die für den Pflanzenanbau genutzte landwirtschaft-

liche Fläche (ohne Dauergrünland) betrug 2015

knapp 12,1 Mio. ha, rund 72% der LF insgesamt.

Davon entfiel der größte Teil auf Ackerland mit über

98%. Der Rest verteilt sich auf Dauerkulturen (Frei-

land) mit fast 2% und Haus- und Nutzgärten (Gar-

tenland) mit 0,02%. Nach Anbauflächen pflanzli-

cher Produkte bzw. Fruchtarten dominierte 2015

Getreide zur Körnergewinnung mit etwas über 54%

(darunter Weizen: 27%, Gerste: gut 13%, ) der im

Pflanzenanbau genutzten Fläche (ohne Dauergrün-

land), gefolgt in weitem Abstand von Pflanzen zur

Grünernte (knapp 23%, darunter Silo-/Grünmais:

gut 17%), Handelsgewächsen (gut 11%, darunter

Raps und Rübsen: knapp 11%), Hackfrüchten (gut

4%, darunter: Zuckerrüben: gut 2%, Kartoffeln:

knapp 2%), Dauerkulturen (knapp 2%) und Hül-

senfrüchten zur Körnergewinnung (etwas über 1%,

unter anderem Erbsen, Ackerbohnen) (B Abbildung 6,

S. 10 ) .16

Einen in den letzten Jahren wieder gewachsenen

Anteil an der LF nehmen Nutzpflanzen zur Energie-

gewinnung und für die industrielle Verarbeitung

ein. Deren Anbaufläche betrug 2015 gut 20% der

für den Pflanzenanbau genutzten Fläche (ohne Dau-

ergrünland) Deutschlands. Von dieser entfielen et-

was über 89% ihrer Anbaufläche auf Energiepflan-

zen – Pflanzen für Biogas (Mais, Getreide), Biodiesel

(Pflanzenöl, Raps), Bioethanol (Zuckerrüben, Ge-

treide) und Sonstiges (Agrarholz, Miscantus etc.) –

und knapp 11% auf Industriepflanzen – Faserpflan-

zen, Arznei- und Färbepflanzen, Pflanzen zur In-

dustriezucker- und Stärkegewinnung und Ölpflan-

zen.17

Anhaltender Strukturwandel in der

Landwirtschaft

In Deutschland war die Zahl der landwirtschaftli-

chen Betriebe (ab 5 ha LF) im Zeitraum von 2007 bis

2014 weiter um knapp 11% rückläufig, was einer

jährlichen Abnahmerate von 1,6% entspricht. Da-

bei nahm die Zahl der Betriebe im genannten Zeit-

raum in Westdeutschland mit jährlich 1,7% stärker

ab als in Ostdeutschland mit nur 0,2%. Insgesamt

hat sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft

damit verlangsamt. In den Jahrzehnten zuvor lag

die jährliche Abnahmerate der Betriebe noch bei

3%. Der größte Anteil an landwirtschaftlichen Be-

trieben (gut 91%) und LF (rd. 67%) entfällt heute

auf den Westen. Hier existieren aber mit einer

durchschnittlichen Betriebsgröße von knapp 43 ha

wesentlich kleinere Betriebseinheiten als in Ost-

deutschland mit fast 230 ha pro Betrieb – Letzteres

ein Ergebnis, das aus der Zwangskollektivierung

und Bildung von LPGs in der ehemaligen DDR her-

rührt.18

13 Ohne Personengesellschaften und juristische Personen.14 Diese Angaben werden nur in der (zuletzt 2010 durchgeführten) Landwirtschaftszählung erhoben.15 Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Land- und Forstwirtschaft, Ausgewählte Zahlen aus der Landwirtschaftszählung/Agrar-

strukturerhebung 2010, Fachserie 3, Reihe 1, Wiesbaden, 10.4.2012.16 Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Landwirtschaftliche Bodennutzung, Anbau auf dem Ackerland, Land- und Forstwirtschaft,

Fischerei, Fachserie 3, Reihe 3.1.2., 2015 (Vorbericht), Wiesbaden, 3.8.2015.17 DBV (Hrsg.): Situationsbericht 2015/16, Trends und Fakten zur Landwirtschaft, Berlin, Dezember 2015.18 Ebenda.

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Abbildung 5:Landwirtschaftliche Betriebe und Bodennutzung

Kulturart Einheit (ha) 2010 2013 2014 2015

Landwirtschaftliche Betriebe insgesamt1) 1.000 297,7 282,2 283,0 280,8

- im Pflanzenanbau tätige Betriebe2) 1.000 105,0

Landwirtschaftlich genutzte Fläche insgesamt 1.000 16.704,0 16.699,6 16.724,8 16.730,7

- Ackerland 1.000 11.885,1 11.875,9 11.869,2 11.846,4

- Dauergrünland 1.000 4.683,3 4.621,0 4.650,7 4.677,1

- Haus- und Nutzgärten (Gartenland) 1.000 2,9 2,1

- Dauerkulturen im Freiland, davon: 1.000 199,9 199,7 202,7 204,7

- Obstanlagen (Baum- und Beerenobst inkl. Nüsse) 1.000 66,8 63,4 63,8 64,1

- Baumschulen 1.000 19,2 20,7 20,8 19,9

- Rebland 1.000 97,8 98,9 99,4 99,6

- Weihnachtsbaumkulturen, Korbweiden-, Pappelanlagen 1.000 16,7 17,9 20,1

1) Landwirtschaftliche Betriebe ab 2 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche und mehr bzw. mit einer Mindestgröße an Erzeugniseinheiten2) ohne Verbundbetriebe

Quelle: Statistisches Bundesamt, BMEL

Der Pflanzenanbau wird seit Jahrzehnten immer ef-

fizienter: So konnten die Hektarerträge laut Statis-

tischem Bundesamt in Deutschland seit Anfang der

1950er-Jahre aufgrund des technischen Fort-

schritts – Einsatz arbeitssparender hoch effizienter

Produktionsmittel, innovativer Pflanzenschutz – bis

2015 bei Weizen um gut 195%, bei Roggen um fast

136%, bei Kartoffeln um knapp 88% und bei Zu-

ckerrüben um 105% gesteigert werden. Dabei er-

zeugen immer weniger Landwirte immer mehr

Pflanzenanbauprodukte.

Ökologischer Landbau

Im ökologischen Landbau waren 2014 knapp

23.400 Betriebe mit einer LF von insgesamt etwas

über 1 Mio. ha tätig. Die durchschnittliche Betriebs-

größe lag bei 44,8 ha.19 Die für den Pflanzenanbau

genutzte Fläche (ohne Dauergrünland) betrug

472.000 ha. Der Hauptanteil dieser Anbaufläche

entfiel dabei auf Ackerland (etwas über 93%), ge-

folgt von Streuobstflächen und Dauerkulturen (gut

7%). Auf der Ackerlandfläche dominierte Getreide-

anbau (45%), gefolgt von Futterbau/Ackerfutter

(knapp 34%) und in weitem Abstand von Hülsenf-

rüchten (knapp 6%) sowie Gemüseanbau (etwas

über 2%), Handelsgewächsen und Flächenstillle-

gungen/Gründüngung.20

Die ökologische Landwirtschaft ist seit den 1980er-

Jahren stetig gewachsen. Die regionalen Schwer-

punkte liegen in den Bundesländern Bayern (öko-

logisch bewirtschaftete Fläche 2014: gut 20%),

Brandenburg (knapp 13%), Baden-Württemberg

(knapp 12%) und Mecklenburg-Vorpommern (gut

11%). Die Verkaufserlöse des ökologischen Land-

baus auf Erzeugerebene lagen laut Berechnungen

des DBV 2014 bei geschätzt 1,6 Mrd. €.21

Etwas über 53% der Ökobetriebe sind einem der

Öko-Anbauverbände angeschlossen. Der größte

Anbauverband war 2014 Bioland mit über 5.900 Be-

trieben, gefolgt von Naturland (über 2.600 Betrie-

be) und Demeter (knapp 1.500). Angesichts seiner

rasanten Entwicklung tritt der Ökolandbau zuneh-

mend aus seiner Nischenrolle in der deutschen

Landwirtschaft heraus.

Für die Entwicklung der wichtigsten pflanzlichen

Agrarmärkte in Deutschland lässt sich Folgendes

feststellen (B Abbildung 6, S. 10 ) :

Getreide

Die wichtigste Getreideart in Deutschland ist der

Winterweizen, dessen Anteil an der gesamten Ge-

treidefläche bis 2015 auf knapp über 49% ange-

stiegen ist. Danach folgen in weitem Abstand Win-

tergerste (19%, überwiegend als Futtermittel ver-

wendet), Roggen/Wintermenggetreide (gut 10%),

Körnermais/Corn-Cob-Mix (7%), Triticale (etwas

über 6%) und Sommergerste (über 5%).

19 Eine Differenzierung in Pflanzenanbau und Tierhaltung ist hier nicht möglich.20 DBV (Hrsg.): Situationsbericht 2015/16, Trends und Fakten zur Landwirtschaft, Berlin, Dezember 2015.21 Ebenda.

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Abbildung 6:Erzeugung ausgewählter pflanzlicher Produkte

FruchtartAnbauflächen (1.000 ha) Erträge (dt/ha) Erntemenge (1.000 t)

2013 2014 20152) 2013 2014 20152) 2013 2014 20152)

Getreide gesamt, davon: 6.526 6.461 6.545 73 81 74 47.757 52.010 48.233

- Weizen 3.128 3.220 3.288 80 86 80 25.019 27.785 26.378

- - Winterweizen (inkl. Dinkel und Einkorn) 3.066 3.159 3.216 80 87 81 24.634 27.415 25.987

- Roggen und Wintermenggetreide 785 630 623 60 61 54 4.689 3.854 3.345

- Gerste 1.570 1.574 1.629 66 74 72 10.344 11.563 11.701

- - Wintergerste 1.211 1.228 1.258 69 77 77 8.398 9.496 9.670

- - Sommergerste 359 346 371 54 60 55 1.946 2.067 2.031

- Triticale 397 418 405 66 71 64 2.609 2.972 2.588

- Körnermais, Corn-Cob-Mix 497 481 459 89 108 78 4.387 5.142 3.572

Erbsen (ohne Frischerbsen) 38 42 79 34 37 35 139 155 278

Ackerbohnen 16 21 38 36 43 35 61 88 130

Silomais/Grünmais 2.003 2.093 2.100 390 473 404 78.249 99.204 84.938

Kartoffeln 243 245 234 398 474 436 9.670 11.607 10.205

Zuckerrüben3) 357 339 289 639 810 708 22.829 30.294 20.454

Raps und Rübsen 1.466 1.394 1.288 40 45 39 5.784 6.247 5.027

Körnersonnenblumen 22 20 19 21 23 20 63 46 37

Gemüse im Freiland, davon: 112 115 117 286 307 3.214 3.541 3.400

- Spargel (im Ertrag) 20 20 53 57 103 114 112

- Möhren/Karotten 10 10 573 603 584 609

- Speisezwiebeln (Trockenzwiebelninkl. Schalotten)

10 10 419 490 406 500

Gemüse unter Glas (inkl. Kulturpilze) 1 1 1 190 194

Obst im Marktobstbau, darunter: 68 1.109 1.375 1.250

- Äpfel 32 31 254 355 804 1.116 885

- Erdbeeren (Freiland, im Ertrag) 15 16 14 95 108 143 159 155

Weinmost1) 99 100 85 92 8.432 9.202 8.788

Hopfen 17 17 17 22 28 38 28

Industrie- und Energiepflanzen 2.261 2.490 2.472

1) Ertrag in hl/ha und Erntemenge in 1.000 hl2) zum Teil vorläufig oder geschätzt3) Ertrag und Erntemenge lt. Rübenanlieferung an Zuckerfabriken

Quelle: Statistisches Bundesamt, BMEL, Verband deutscher Hopfenpflanzer, FNR, Proplanta, eigene Berechnungen

Die Getreideernte insgesamt fiel 2015 über 7%

niedriger aus als im Vorjahr. Dies war auf die un-

günstigen Vegetationsbedingungen 2014/15 zu-

rückzuführen – zu warmer und trockener Herbst

2014, Frühjahr 2015 zu warm und trocken, im Jah-

resverlauf vermehrtes Auftreten von Extremwette-

rereignissen mit Trockenheit, Hitzeperioden und

regionalen Unwettern. Die Getreideernte führte,

wie schon im Vorjahr, zu einem Preisdruck. Das et-

was später einsetzende Exportgeschäft ließ dann

die Preise etwas anziehen. Insgesamt lagen die Er-

zeugerpreise für Getreide somit nur wenig über

dem Vorjahr (B Abbildung 7, S. 13 ) .

Die Weizenernte fiel um etwa 5% niedriger aus als

im Vorjahr, der Hektarertrag sank um fast 7%. Die

Roggen- und Wintermenggetreideernte war auf-

grund der kleineren Anbaufläche (-1,1%) und des

niedrigeren Hektarertrages (gut 12%) um über

13% gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Die Gers-

tenernte dagegen nahm auf einer leicht vergrößer-

ten Anbaufläche (gut 3%) bei leicht gesunkenen

Hektarerträgen (über 2%) gegenüber dem Vorjahr

um etwas über 1% zu. Die Körnermaisernte sank

2015 trotz rückläufiger Anbaufläche (gut 4%) und

deutlich niedrigerer Hektarerträge (knapp 28%)

um gut 30% gegenüber dem Vorjahr.

Im laufenden Jahr 2016 hängt die Preisentwicklung

bei Getreide unter anderem von der Entwicklung

des Exportgeschäfts ab. Für das Wirtschaftsjahr

2016/17 zeichnet sich laut Internationalem Getrei-

derat (IGC) wegen des überwiegend trockenen Wet-

ters auf der nördlichen Erdhalbkugel ein Rückgang

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der globalen Weizenproduktion von 3% ab.22 Die

Preise für Futtergetreide dürften durch das knappe

Maisangebot gestützt werden. Der Erzeugerpreis

für Weizen dürfte im Wirtschaftsjahr 2015/16 nach

Schätzungen von AMI um etwas über 2% pro Tonne

zunehmen, der für Mais um etwas über 8% pro Ton-

ne. Der Erzeugerpreis für Brotweizen wird ge-

schätzt um mehr als 2% pro dt und der für Brotrog-

gen um 0,6% pro t zunehmen.23

Silomais

Die Silomaisernte fiel 2015 aufgrund gesunkener

Hektarerträge um gut 14% niedriger aus als im Vor-

jahr. Im Zuge der Energiewende und der zunehm-

enden Investitionen in Biogasanlagen hat die An-

baufläche für Silomais in den letzten Jahren zuge-

legt. 2015 betrug sie 2,1 Mio. ha.

Kartoffeln

Die Kartoffelernte fiel 2015 um 12% niedriger aus

als im Vorjahr. Dies war insbesondere auf 8% nied-

rigere Hektarerträge wegen ungünstiger Witte-

rungsbedingungen zurückzuführen. Insofern stieg

der Erzeugerpreis für Kartoffeln (inkl. Pflanzkartof-

feln) um 61% gegenüber dem Vorjahr (B Abbildung 7,

S. 13 ) . Für 2016 prognostizieren die Experten im

Kartoffelmarkt gute Aussichten. Insofern dürften

die Erzeugerpreise weiter steigen.24

Zuckerrüben

Die Anbauflächen für Zuckerrüben sind aufgrund

der hohen Ansprüche der Zuckerrübe an Klima, Bo-

den und Pflege auf nur wenige Regionen in

Deutschland konzentriert. Hohe Erntemengen in

der EU sind für die Zuckerindustrie problematisch,

da ein Zuckerexport aufgrund von WTO-Verträgen

nur eingeschränkt möglich ist. Die Erntemenge für

Zuckerrüben nahm 2015 aufgrund einer um knapp

15% verkleinerten Anbaufläche (wegen der Einhal-

tung der Lieferkontingente) und ungünstiger Wit-

terungsverhältnisse um gut 32% gegenüber dem

Vorjahr ab, der Hektarertrag lag um gut 12% unter

dem des Vorjahres. Damit könnte der rückläufige

Preis zum Stillstand kommen.

Die Bedingungen für die Rübenbauern haben sich

durch die Reform der Marktordnung in den vergan-

genen Jahren vollkommen verändert. Die Export-

möglichkeiten wurden beschränkt, die Quoten re-

duziert und der Mindestpreis für Zuckerrüben stetig

gesenkt. Einkommensverluste durch die Absen-

kung des Zuckerrüben-Mindestpreises werden

durch Direktzahlungen an die Landwirte ausgegli-

chen. Seit dem Jahr 2000 wurden über 60% der EU-

Zuckerfabriken geschlossen. Die derzeitige Quo-

tenregelung für Zucker wird zum 1.10.2017 auslau-

fen. Damit wird der Wettbewerb unter den Zucker-

erzeugern zunehmen. Auf der anderen Seite aber

wird die Marktmacht der Landwirte gegenüber den

Verarbeitern und dem Lebensmittelhandel über

verpflichtende Branchenvereinbarungen über die

Bedingungen für den Kauf von Zuckerrüben sowie

Lieferverträge gestärkt.25

Raps und Rübsen

Das Angebot an Ölsaaten in Deutschland be-

schränkt sich hauptsächlich auf Raps und Rübsen.

Daneben besteht noch ein kleines Angebot an Son-

nenblumenkernen. Die weltweit bedeutendste Öl-

saat Soja, mit einem Anteil an der gesamten Welt-

ölsaatenerzeugung von über 50%, spielt in

Deutschland derzeit keine Rolle.

Die Winterrapsernte fiel 2015 um gut 19% niedri-

ger aus als im Vorjahr. Die Gründe lagen in widrigen

Witterungsbedingungen, einer um gut 7% verklei-

nerten Anbaufläche und in einem um über 13%

niedrigeren Hektarertrag. Insgesamt gestaltete

sich das Rapsjahr 2015 aufgrund gesunkener Prei-

se (umfangreiches Ölsaatenangebot, international

rückläufige Ölsaatennotierungen, die zu sinkenden

Preisen im heimischen Markt führten) erneut

schwierig.

In Deutschland wurden die Winterrapsanbauflä-

chen im laufenden Jahr um insgesamt über 4% aus-

geweitet. Insofern dürfte die Ernte im laufenden

Jahr 2016 entsprechend höher ausfallen. Der Er-

zeugerpreis dürfte im Wirtschaftsjahr 2015/16 nach

Schätzungen der AMI um 10,7% pro Tonne zulegen.

Die Gründe dafür liegen in einem Rückgang deut-

scher Einfuhren aufgrund ungünstiger Witterungs-

bedingungen in europäischen Lieferländern.26

22 „Getreidemarkt: IGC erwartet Rückgang der globalen Weizenproduktion“, in: proplanta (www.proplanta.de), Agrar-Nach-richten vom 24.1.2016.

23 „Erneut reichliches Weizenangebot“, in: AMI (Hrsg.), AMI Markt Report, Fakten und Trends 2016, Bonn, 27.11.2015.24 „Flopp im Süden, Topp im Norden“, in: AMI (Hrsg.), AMI Markt Report, Fakten und Trends 2016, Bonn, 27.11.2015.25 „EU-Zuckermarkt und seine Zukunft“, in: AMI (Hrsg.), AMI Markt Report, Fakten und Trends 2016, Bonn, 27.11.2015.

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Obst, Gemüse, Weinmost, Hopfen

Die Obsternte (Obst im Marktanbau) fiel 2015 auf-

grund ungünstiger Witterungsbedingungen (Tro-

ckenheit in Kombination mit einer lang anhalten-

den Hitzeperiode) um rund 9% niedriger aus als im

Vorjahr. Zudem kam es teilweise zu Beeinträchti-

gungen bei der Qualität. Die Erträge bei Baumobst

(Äpfel, Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen) lagen

durchweg unter dem Vorjahresergebnis. Das galt

auch für Erdbeeren. Trotz der niedrigeren Ernten

sanken die Erzeugerpreise bei Obst um ungefähr

2% (B Abbildung 7, S. 13 ) . Die Ernte von Gemüse im

Freiland fiel trotz erweiterter Anbauflächen (1%)

2015 um 4% niedriger aus. Die Gemüseimporte

nahmen zu. Geringere Gemüseabsatzmengen bei

im Durchschnitt gestiegenen Preisen führten im

deutschen Erzeugermarkt zu einer Umsatzsteige-

rung um über 10%.27 Bei Weinmost fiel die Ernte-

menge um gut 4% niedriger aus als im Vorjahr. Als

Tiefwurzler kamen die Reben mit der Trockenheit

bzw. dem Wassermangel besser zurecht als andere

Kulturen. Andererseits konnten die Reben von dem

sehr sonnigen und trockenen Sommer überwie-

gend profitieren, sodass man mit der Qualität der

Trauben sehr zufrieden ist. Für die Hopfenbauern

war 2015 aufgrund der Hitze und extremen Tro-

ckenheit, die die Menge und Qualität der Erträge

senkte, ein schlechtes Jahr. Die Erntemenge lag

bundesweit um fast 28% unter dem Vorjahr.

Im laufenden Jahr werden die weiteren Aussichten

für Gemüse und Obst außer durch die Witterungs-

bedingungen durch die Ernten im Süden und Osten

Europas maßgeblich beeinflusst. Für die Hopfen-

bauern war 2015 ein Ausnahmejahr; insofern gehen

sie im laufenden Jahr wieder von besseren Erträgen

aus.

Pflanzliche Bioerzeugnisse

Die Bioernte 2015 ist nur durchschnittlich ausge-

fallen. Die Biogetreideernte fiel mit 647.000 Ton-

nen um 5% niedriger aus als im Vorjahr. Die Bio-

dinkelernte war mit 53.000 Tonnen 7% unter dem

Vorjahresergebnis. Auch bei Weizen waren Ertrags-

rückgänge zu verzeichnen. Die Haferernte fiel um

8% kleiner aus. Das gilt auch für Gerste. Die Ernte-

menge bei Triticale war um 7% auf 91.000 Tonnen

rückläufig. Bei Roggen mit 173.000 Tonnen wurde

die Vorjahresmenge leicht überschritten. Die Kar-

toffelernte fällt im besten Fall nur durchschnittlich

aus. Insgesamt betrachtet konnte das Angebot an

Bioerzeugnissen aus Deutschland auch weiterhin

die gestiegene Nachfrage nicht decken. Noch im-

mer muss der Handel viele Bioerzeugnisse im Aus-

land einkaufen, wie etwa Biokartoffeln oder Obst

und Gemüse. Vor dem Hintergrund kleinerer Ernte-

mengen verteuerten sich im Handel in den ersten

zehn Monaten des Jahres 2015 laut AMI-Erhebun-

gen zahlreiche Warengruppen für Öko-Frischepro-

dukte – Gemüse um 6,9%, Kartoffeln um 5,3% und

Obst um 1,8%.28

In der Landwirtschaft ist eine Umstellung für kon-

ventionell wirtschaftende Betriebe im laufenden

Jahr aufgrund der weiter gewachsenen Preisunter-

scheide zwischen Bio und konventionellen Produk-

ten einfacher geworden. Allerdings eignen sich

auch im laufenden Jahr nicht alle Betriebsstruktu-

ren für eine Umstellung.

Außenhandel mit Erzeugnissen des

Pflanzenanbaus

Im Außenhandel mit ausgewählten Produkten des

Pflanzenanbaus nahm der Import 2015 (Januar bis

November) gegenüber dem Vorjahr um knapp über

10% auf 32,1 Mrd. € zu. Die stärksten Warengrup-

pen waren dabei „genießbare Früchte und Nüsse,

Schalen von Zitrusfrüchten“ mit 26%, gefolgt in

weitem Abstand von „Gemüse, Pflanzen, Wurzeln,

Knollen, zu Ernährungszwecken“ (knapp 16%), „Öl-

samen und ölhaltige Früchte; Samen; Stroh und Fut-

ter“ (gut 13%), „Kaffee, Tee, Mate, Gewürze“ (knapp

über 12%), „Kakao und Zubereitungen aus Kakao“

(12%), „lebende Pflanzen und Waren des Blumen-

handels“ (gut 7%), „Getreide“ (gut 7%) und „Tabak

und verarbeitete Tabakersatzstoffe“ (knapp 6%).

Die höchsten Zuwachsraten entfielen auf „genieß-

bare Früchte und Nüsse, Schalen von Zitrusfrüch-

ten“ (knapp 20%) und „Kakao und Zubereitungen

aus Kakao“ (gut 13%).

26 „Weniger Raps, viel mehr Soja 2015/16“, in: AMI (Hrsg.), AMI Markt Report, Fakten und Trends 2016, Bonn, 27.11.2015.27 „Umsatzsteigerungen im Gemüseanbau“, in: AMI (Hrsg.): AMI Markt Report, Fakten und Trends 2016, Bonn, 27.11.2015.28 „Discounter beflügeln den Biomarkt 2015“, in: AMI (Hrsg.): AMI Markt Report, Fakten und Trends 2016, Bonn, 27.11.2015.

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Der Export konnte 2015 (Januar bis November) um

knapp über 11% auf fast 18 Mrd. € zulegen. Stärkste

Warengruppen waren dabei „Kakao und Zuberei-

tungen aus Kakao“ (24%) und „Tabak und verar-

beitete Tabakersatzstoffe“ (etwas über 22%), ge-

folgt von „Getreide“ (16%), „Kaffee, Tee, Mate, Ge-

würze“ (etwas über 13%), „genießbare Früchte und

Nüsse, Schalen von Zitrusfrüchten“ (über 9%), „Öl-

samen und ölhaltige Früchte; Samen; Stroh und Fut-

ter“ (knapp 6%), „Gemüse, Pflanzen, Wurzeln, Knol-

len, zu Ernährungszwecken“ (5%) und „lebende

Pflanzen und Waren des Blumenhandels“ (gut 4%).

Die höchsten Zuwachsraten hatten „genießbare

Früchte und Nüsse, Schalen von Zitrusfrüchten“

(gut 22%), „Tabak und verarbeitete Tabakersatz-

stoffe“ (über 20%) und „Kaffee, Tee, Mate, Gewür-

ze“ (knapp 12%) zu verzeichnen.29

Fragmentierung

Die Fragmentierung ist im Pflanzenanbau stark aus-

geprägt. Zum einen besteht der Pflanzenanbau un-

ter Berücksichtigung der Fruchtarten und Anbau-

methoden aus einer Vielzahl einzelner Branchen, in

denen es recht unterschiedliche Betriebsformen

gibt. Zum anderen gibt es hinsichtlich der bewirt-

schafteten landwirtschaftlichen Flächen sehr un-

terschiedliche Betriebsgrößenstrukturen (B Abbil-

dung 8, S. 14 ) . Dies spiegelt sich auch in der Vertei-

lung der Betriebe in der Landwirtschaft nach Grö-

ßenklassen wider: 2015 hielten gut 44% der Be-

triebe mit einer Betriebsgröße von bis unter 20 ha

gerade einmal etwas über 7% der landwirtschaft-

lich genutzten Fläche, während auf nur 13% der Be-

triebe mit Betriebsgrößen von 100 und mehr ha gut

58% der landwirtschaftlich genutzten Fläche ent-

fielen. Damit prägen zwar kleinbetriebliche Struk-

turen den Wirtschaftszweig, diese stehen aber wirt-

schaftlich starken Großbetrieben mit weit über

100 ha Betriebsflächen gegenüber. Der Trend zu

größeren Betrieben hält weiter an: Die sogenannte

Wachstumsschwelle, unterhalb der die Zahl der Be-

triebe ab- und oberhalb derer die Betriebszahl zu-

nimmt, steigt stetig an: So ist die Zahl der Betriebe

mit einer LF von unter 100 ha rückläufig, während

die mit 100 ha und mehr zunimmt. Letztere Betriebe

wuchsen im Zeitraum von 2007 bis 2014 um über

11%. Allerdings fällt das Niveau der Wachstums-

schwelle regional recht unterschiedlich aus.30

Insolvenzrisiko

Das Ausfallrisiko des Anbaus einjähriger bzw. mehr-

jähriger Pflanzen wurde für 2015 mit 0,8 bzw. 0,7%

als sehr gering eingestuft (B Abbildung 9, S. 15 ) . Der

Risiko-Indikator des Pflanzenanbaus lag damit

deutlich unter dem der Gesamtwirtschaft (1,6%,

geringes Ausfallrisiko). Damit ist das Ausfallrisiko

des Anbaus einjähriger Pflanzen gegenüber dem

Vorjahr leicht gesunken, während das des Anbaus

mehrjähriger Pflanzen stabil auf Vorjahresniveau

geblieben ist.

29 Eigene Berechnungen auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes (Fachserie 7, Reihe 1, 11/2015).30 DBV (Hrsg.): Situationsbericht 2015/16, Trends und Fakten zur Landwirtschaft, Berlin, Dezember 2015.

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Insolvenzen in der Landwirtschaft sind zahlenmä-

ßig eher von untergeordneter Bedeutung. Die Li-

quiditätslage des Pflanzenbaus spiegelt sich zum

einen in einer hohen Eigenkapitalquote wider, die

2015 bei knapp 61% (Anbau einjähriger Pflanzen)

bzw. 59% (Anbau mehrjähriger Pflanzen) lag. Zum

anderen lag die kurzfristige Liquidität über der

Quote der kurzfristigen Verschuldung. Zudem be-

trug die Selbstfinanzierungsquote in beiden Bran-

chen weit über 100%.

Nach Umsatzgrößenklassen entfiel die höchste In-

solvenzquote 2015 im Anbau einjähriger Pflanzen

auf die Gruppe der Unternehmen mit Umsätzen

über 5 Mio. € pro Jahr, im Anbau mehrjähriger Pflan-

zen auf Unternehmen der Umsatzgrößenklasse

größer gleich 500.000 € bis 1 Mio. € pro Jahr. In der

Gruppe der Unternehmen mit den höchsten Umsät-

zen (5 Mio. € und mehr) waren beim Anbau mehr-

jähriger Pflanzen keine Ausfälle feststellbar, wäh-

rend sich beim Anbau einjähriger Pflanzen ein CRI

von 2,4% ergab.

Nach Unterbranchen des Anbaus einjähriger Pflan-

zen hatte der Anbau sonstiger einjähriger Pflanzen

(1,6%) – Zierpflanzen zum Schnitt, Blumensamen

und Sonstige (unter anderem Steck-, Futterrüben,

Klee, Luzerne, Esparsette, Futtermais, Futterkohl,

Buchweizen, Samen von Rüben und Futterpflanzen)

– das höchste Ausfallrisiko zu verzeichnen, das

niedrigste entfiel auf den Anbau von Getreide, Hül-

senfrüchten und Ölsaaten (0,6%). Beim Anbau

mehrjähriger Pflanzen war der Anbau von ölhalti-

gen Früchten (40,0%) und der von Gewürzpflanzen

und Pflanzen für aromatische, narkotische und

pharmazeutische Zwecke (3,6%) mit dem höchsten

Ausfallrisiko behaftet, während das niedrigste Aus-

fallrisiko auf den Anbau von Wein- und Tafeltrauben

(0,6%) entfiel.

Für das laufende Jahr 2016 wird dem Anbau ein-

jähriger Pflanzen ein auf dem Vorjahresniveau sta-

bil bleibendes, sehr geringes Ausfallrisiko und dem

Anbau mehrjähriger Pflanzen ein etwas niedrigeres

Ausfallrisiko, das ebenfalls sehr gering ist, prog-

nostiziert.

3.2 Branchenspezifische Kennzahlen der

Sparkassen-Finanzgruppe

Die Umsatzrentabilität des Anbaus einjähriger

Pflanzen sank 2014 gegenüber dem Vorjahr um 2,1

Prozentpunkte auf 20% (B Abbildung 11a, S. 16 ) . Die

mittlere Streuungsbreite lag dabei zwischen 7,4

und 34,4%. Die Umsatzrentabilität des Anbaus

mehrjähriger Pflanzen stieg dagegen 2014 um 2,7

Prozentpunkte auf 18,9%, wobei die mittlere Streu-

ungsbreite zwischen 7,6 und 28,8% lag. In beiden

Fällen ergaben sich damit akzeptable Werte. Die

hohe Schwankungsbreite in den beiden Teilbran-

chen ist unmittelbar auf die jeweilige Umsatzgröße,

die unterschiedlichen Betriebsformen bzw. Unter-

branchen, die differenzierten Bodenqualitäten und

Erträge sowie die jeweils vorherrschenden unter-

schiedlichen Witterungsbedingungen bei Wachs-

tum und Ernte zurückzuführen.

3.2 Branchenspezifische Kennzahlen der Sparkassen-Finanzgruppe

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Nach den einzelnen Unterbranchen entfielen die

höchsten Umsatzrenditen 2014 beim Anbau ein-

jähriger Pflanzen auf den Anbau von Getreide, Hül-

senfrüchten und Ölsaaten mit 23,4% und beim An-

bau mehrjähriger Pflanzen auf den Anbau von Kern-

und Steinobst mit 20,5%31.

Zunehmend zeigen sich die Folgen der EU-Agrarre-

form, durch die die Landwirtschaft nun den teilwei-

se kräftigen Preisschwankungen des Weltmarktes

stärker ausgesetzt ist. Angesichts der Zunahme der

Volatilität der Preise auf den Agrarmärkten ist das

Preisrisiko erheblich gestiegen.

Einen negativen Einfluss auf die Umsatzrentabilität

hatten 2014 vor allem die rückläufigen Einnahmen

aus Ausgleichszulagen und Agrarumweltmaßnah-

men, aber natürlich auch die auf hohem Niveau be-

findlichen Aufwendungen für landwirtschaftliche

Betriebsmittel insgesamt, die allerdings 2014 ge-

genüber dem Vorjahr sanken. Dabei sanken die Auf-

wendungen für Saat- und Pflanzgut, Düngemittel

und Energie. Gestiegen sind die Aufwendungen für

die Instandhaltung von Maschinen/Material und die

bei landwirtschaftlichen Investitionen angefalle-

nen Aufwendungen für Bauten und Material (B Ab-

bildung 10, S. 15 ) .

31 Die Kennzahl ist allerdings bislang nur eingeschränkt repräsentativ.

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Die Personalaufwendungen im Anbau einjähriger

Pflanzen, die die Lohnnebenkosten mit einschlie-

ßen, nicht aber den (kalkulatorischen) Unterneh-

merlohn, stiegen 2014 gegenüber dem Vorjahr nur

leicht. Im Anbau mehrjähriger Pflanzen war 2014

dagegen ein immerhin um 1,1 Prozentpunkte ge-

sunkener Personalaufwand festzustellen. Der ge-

nerell wesentlich höhere Personalaufwand beim

Anbau mehrjähriger Pflanzen im Vergleich zum An-

bau einjähriger Pflanzen liegt im Wein- und Obst-

bau begründet, der keinen so hohen Maschinen-

einsatz zulässt wie beispielsweise bei Getreide,

Hack- und Hülsenfrüchten sowie Ölsaaten.

Der Materialaufwand nahm 2014 gegenüber dem

Vorjahr sowohl im Anbau einjähriger Pflanzen als

auch im Anbau mehrjähriger Pflanzen zu, was, wie

oben schon erwähnt, in erster Linie auf rückläufige

Einnahmen aus Ausgleichszulagen und Agrarum-

weltmaßnahmen und daneben auch auf gestiegene

Aufwendungen für landwirtschaftliche Betriebsmit-

tel zurückzuführen ist. Der wesentlich höhere Ma-

terialaufwand beim Anbau einjähriger Pflanzen ist

auf den höheren Einsatz großer Landmaschinen zu-

rückzuführen.

Die Mietaufwendungen stiegen 2014 sowohl im An-

bau einjähriger als auch im Anbau mehrjähriger

Pflanzen ebenfalls gegenüber dem Vorjahr. Die

durchschnittlich höhere Zahl an großen Landwirt-

schaftsmaschinen im Anbau einjähriger Pflanzen

bedingt eine im Vergleich zum Anbau mehrjähriger

Pflanzen höhere Mietaufwandsquote. Der Zinsauf-

wand nahm im Anbau einjähriger Pflanzen etwas zu,

während er im Anbau mehrjähriger Pflanzen ge-

ringfügig abnahm.

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Die Abschreibungsaufwandsquote, die anzeigt,

welcher Anteil der Gesamtleistung durch planmä-

ßige Abschreibungen verbraucht wird, nahm im An-

bau einjähriger Pflanzen etwas zu, während sie im

Anbau mehrjähriger Pflanzen rückläufig war.

Die Belastung durch die hier angesprochenen Kos-

tenfaktoren insgesamt nahm 2014 gegenüber dem

Vorjahr im Anbau einjähriger Pflanzen um 2,7 Pro-

zentpunkte auf 75,3% zu, was auf einen gestiege-

nen Aufwand bei allen aufgeführten Kennzahlen zu-

rückzuführen ist. Im Anbau mehrjähriger Pflanzen

dagegen sank die Kostenbelastung um 1,2 Prozent-

punkte auf 56,3%, was auf gesunkene Quoten bei

Personal- und Abschreibungsaufwand zurückzu-

führen ist. Die Möglichkeiten zur Verbesserung der

Aufwand-Ertrag-Relation durch eine Stabilisierung

oder Senkung der Kosten sind in allen Fällen recht

begrenzt, da nur die Betriebsmittelpreise für Saat-

und Pflanzgut, Düngemittel und Energie- und

Schmierstoffe in der Tendenz sinken. Auf jeden Fall

stellt sich mit der eingeleiteten Trendwende in der

Agrarreform im Jahr 2005, die unter anderem zu

rückläufigen Direktzahlungen führt, die Frage, ob

und welche Wachstumschancen sich zukünftig er-

öffnen.

Die Cashflow-Rate nahm 2014 gegenüber dem Vor-

jahr im Falle des Anbaus einjähriger Pflanzen ab,

während sie im Anbau mehrjähriger Pflanzen deut-

lich zulegte. In beiden Teilbranchen ist die Cash-

flow-Rate mit einer Höhe von über 30% (Anbau ein-

jähriger Pflanzen) bzw. 29% (Anbau mehrjähriger

Pflanzen) als gut zu bezeichnen. Zu beachten ist

dabei aber, dass die nachhaltig gute Ertragskraft in

der Branche insbesondere auf staatlichen Direkt-

zahlungen und Zuschüssen beruht, die allerdings

von Jahr zu Jahr weiter abnehmen.

Die Eigenkapitalquote im Pflanzenanbau nahm so-

wohl im Anbau einjähriger als auch im Anbau mehr-

jähriger Pflanzen auf 59,0 bzw. 60,7% zu (B Abbil-

dung 12a, S. 17 ) und (B Abbildung 12b, S. 18 ) . Die

Höhe der Bankverbindlichkeiten war 2014 in beiden

Teilbranchen – verglichen mit anderen Branchen –

eher niedrig; sie waren dabei im Anbau einjähriger

Pflanzen niedriger als im Anbau mehrjähriger Pflan-

zen. Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich im Anbau

mehrjähriger Pflanzen eine Abnahme der Bankver-

bindlichkeiten, im Falle des Anbaus einjähriger

Pflanzen blieb sie nahezu konstant. Die theoreti-

sche Schuldentilgungsdauer (dynamischer Ver-

schuldungsgrad) wäre übrigens im Anbau mehrjäh-

riger Pflanzen mit rund drei Jahren kürzer als im

Anbau einjähriger Pflanzen mit dreieinhalb Jahren.

Die Kreditorenlaufzeit des Pflanzenanbaus, d.h. das

Zahlungsziel, das durchschnittlich in Anspruch ge-

nommen wurde, sank 2014 im Anbau mehrjähriger

Pflanzen gegenüber dem Vorjahr um mehr als 11

Tage auf rund 66 Tage. Beim Anbau einjähriger

Pflanzen dagegen nahm sie um 3 Tage auf 60,4 Tage

zu (B Abbildung 13a, S. 18 ) und (B Abbildung 13b,

S. 19 ) .

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Die Debitorenlaufzeit als Kennzahl, wie lange sich

die Kunden Zeit lassen, ihre Rechnungen zu beglei-

chen, nahm in beiden Teilbranchen zu – im Anbau

einjähriger Pflanzen um 1,5 Tage auf rund 14 Tage

und im Anbau mehrjähriger Pflanzen um gut 3 Tage

auf fast 24 Tage.

Die Lagerdauer nahm 2014 im Anbau einjähriger

Pflanzen gegenüber dem Vorjahr um gut 12 Tage

auf rund 39 Tage ab, während sie im Anbau mehr-

jähriger Pflanzen dagegen stark um knapp 87 Tage

auf fast 224 Tage zulegte. Letztere war aber damit

wesentlich höher als im Anbau einjähriger Pflanzen,

was auf den hier enthaltenen Dauerkulturbau –

Obst-, Wein-/Tafeltrauben- und Hopfenanbau – zu-

rückzuführen ist. Im Dauerkulturbau ist die Lage-

rung integraler Bestandteil des Produktions- und

Reifungsprozesses. Eine höhere Lagerdauer kann

hier zu einer Stabilisierung oder Erhöhung der Qua-

litäten führen, wie es z.B. bei Wein und Kernobst,

teilweise aber auch bei Kartoffeln der Fall ist. In den

übrigen Unterbranchen können hohe Lagerdauer-

werte aber zunächst einmal auf Absatzstockungen

hindeuten. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass

moderne Lagerverfahren heute eine längere Lager-

dauer ohne merkliche Qualitätsverluste ermögli-

chen.

Die BNuV Laufzeit im Pflanzenanbau nahm 2014

gegenüber dem Vorjahr im Anbau mehrjähriger

Pflanzen deutlich um mehr als 100 Tage zu. Im An-

bau einjähriger Pflanzen sank die BNuV Laufzeit um

rund 13 Tage. Anzumerken ist, dass die Kapitalbin-

dung im Anbau mehrjähriger Pflanzen um ein Viel-

faches höher ist als im Anbau einjähriger Pflanzen.

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Der Anlagendeckungsgrad war 2014 in beiden Teil-

branchen mit einer Höhe von unter 100% nur un-

zureichend (B Abbildung 14a, S. 19 ) und (B Abbildung

14b, S. 20 ) . Die Streuungsbreite der Anlagende-

ckung bewegte sich im Falle des Anbaus einjähriger

Pflanzen zwischen gut 69 und 104% und im Anbau

mehrjähriger Pflanzen zwischen knapp 78 und

114%. Die kurzfristige Verschuldung sank in bei-

den Teilbranchen leicht, im Anbau einjähriger

Pflanzen auf 12,9% und im Anbau mehrjähriger

Pflanzen auf 11,2%.

Bezieht man in die Betrachtung noch die kurzfristi-

ge Liquidität mit ein, die 2014 gegenüber dem Vor-

jahr nur leicht auf 29,0% im Anbau einjähriger

Pflanzen bzw. auf 22,5% im Anbau mehrjähriger

Pflanzen anstieg, könnte es zumindest im Anbau

mehrjähriger Pflanzen bei vielen Betrieben Liquidi-

tätsengpässe ergeben, wenn kurzfristige Schulden

nicht rechtzeitig bedient werden können. Damit be-

steht zumindest bei einem Teil der Betriebe die Ge-

fahr, dass langfristiges Vermögen veräußert wer-

den muss, um kurz- oder mittelfristige Verbindlich-

keiten zu decken. Für 2014 ergab sich damit insge-

samt keine oder nur eine bedingt befriedigende Fi-

nanzierungsstruktur.

Die Selbstfinanzierungsquote ist im Anbau einjäh-

riger Pflanzen 2014 gegenüber dem Vorjahr kräftig

um 24,9 Prozentpunkte auf 153,7% gesunken, wäh-

rend sie im Anbau mehrjähriger Pflanzen stark um

50,6 Prozentpunkte auf 238,8% gestiegen ist.

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Die Entwicklung der Finanzkraft ist auf die rückläu-

fige bzw. gestiegene Cashflow-Rate bzw. die selbst

erwirtschafteten Finanzmittel zurückzuführen. Die

Höhe der Quoten sieht auf den ersten Blick zwar

zufriedenstellend aus. Zu bedenken ist allerdings,

dass die wirtschaftliche Situation des Pflanzenan-

baus zu einem nicht geringen Teil noch immer von

staatlichen Direktzahlungen und Zuschüssen ab-

hängt, ohne deren Zuführung die notwendigen

Sachinvestitionen nicht getätigt werden könnten.

Der für den Pflanzenanbau ermittelte Return on In-

vestment-Wert ist 2014 gegenüber dem Vorjahr im

Anbau einjähriger Pflanzen auf 6,7% gesunken,

während er im Anbau mehrjähriger Pflanzen auf

8,4% gestiegen ist.

Die Gesamtkapitalverzinsung war 2014 im Anbau

mehrjähriger Pflanzen mit 9,6% besser als im An-

bau einjähriger Pflanzen mit 8,3%. Im Anbau ein-

jähriger Pflanzen nahm sie gegenüber dem Vorjahr

ab, im Anbau mehrjähriger Pflanzen dagegen zu.

Die Gesamtkapitalverzinsung des Pflanzenanbaus

wäre unter Berücksichtigung des sehr niedrigen

Ausfallrisikos zwar noch ein als befriedigend zu be-

urteilendes Investment, dies relativiert sich aber

spürbar unter Berücksichtigung der staatlichen Di-

rektzahlungen und Zuschüsse sowie der hohen Ab-

hängigkeit von den jeweils wechselnden Vegetati-

onsverhältnissen.

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4 BranchenwettbewerbB Der Wettbewerb geht insbesondere zulasten

kleiner und mittelständischer Betriebe.B Großbetriebe haben Wettbewerbsvorteile auf-

grund von Größen- und Verbundvorteilen.B Insgesamt aber nur beschränkter Wettbewerb

wegen Direktzahlungen/Zuschüssen.B GAP-Reform: Förderung in der 1. Säule durch

Basis-, Greening-, Umverteilungsprämie und

Junglandwirtezuschlag, in der 2. Säule Förde-

rung ländlicher Räume.B Verlängerung der Wertschöpfungskette durch

Direktvertrieb und Kooperationen.

4.1 Wettbewerbssituation

Im Pflanzenanbau stehen viele kleine Betriebe, die

nur über Flächen von weniger als 50 ha verfügen,

mit sehr großen Betrieben mit Flächen von mehre-

ren 1.000 ha im Wettbewerb. Der Konzentrations-

grad nimmt in der Branche seit Jahren stetig zu (s.

Kap. 3.1, Fragmentierung). Der Wettbewerbsgrad

ist insofern als sehr hoch zu klassifizieren und geht

zulasten kleiner und mittelständischer Betriebe.

Dabei wird sich der Trend zu größeren Betriebsein-

heiten auch zukünftig fortsetzen, hat sich aber in

den letzten Jahren verlangsamt.

Gleichwohl ist der Wettbewerb im Pflanzenanbau

beschränkt, da viele Wettbewerbsregeln des freien

Marktes (bisher noch) nicht existieren. Vielmehr

wird der Wettbewerb durch Subventionen und

Stützungen eingeschränkt. Mit Umsetzung der

Landwirtschaftsreformen, die eine Trendwende in

der Förderpolitik weg von der Marktintervention hin

zu absatzorientierten Maßnahmen einleiteten, sind

die Landwirtschaftsbetriebe aber zunehmend ge-

zwungen, sich dem freien Markt und damit einem

verstärkten Wettbewerb zu stellen, der sich nicht

auf Deutschland beschränkt, sondern schon lange

europa- und weltweit abläuft.

Wirtschaftspolitische Maßnahmen

Ohne staatliche Direktzahlungen und Zuschüsse ist

auch heute ein nicht unbeträchtlicher Teil der land-

wirtschaftlichen Betriebe in Deutschland nicht

überlebensfähig. Allein die Direktzahlungen und

Zuschüsse machten im Wirtschaftsjahr 2014/15 bei

4.1 Wettbewerbssituation den Haupterwerbsbetrieben des Ackerbaus insge-

samt 14,6% und bei Haupterwerbsbetrieben des

ökologischen Landbaus im Ackerbau sogar 22,0%

der betrieblichen Erträge pro ha LF aus. Bei den Di-

rektzahlungen und Zuschüssen wiederum entfiel

im (konventionellen) Ackerbau der größte Teil da-

bei auf die entkoppelte Betriebsprämie mit einem

Anteil von gut 83% bzw. im Ackerbau des ökologi-

schen Landbaus mit gut 57%. Dagegen betrug der

Anteil von Direktzahlungen und Zuschüssen an den

betrieblichen Erträgen in Haupterwerbsbetrieben

des Gartenbaus nur noch 1,0%, im Weinbau 2,4%

und im Obstbau 4,2% je ha LF.32 Die Möglichkeiten

zur Verbesserung der Gewinne durch eine Reduzie-

rung der gestiegenen Betriebsaufwendungen (BAbbildung 10, S. 15 ) waren insofern stark einge-

schränkt.

Ohnehin ist zu berücksichtigen, dass die Einkom-

men (Gewinn- und Personalaufwand) pro Arbeits-

kraft bei landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrie-

ben im Wirtschaftsjahr 2014/15 mit durchschnitt-

lich 25.158 € im Gartenbau (50.660 € Gewinn/

Unternehmen) und mit 28.883 € im Weinbau

(63.335 € Gewinn/Unternehmen) nicht gerade üp-

pig ausfielen. Ausgenommen hiervon ist der Acker-

bau mit 39.378 €/Arbeitskraft bzw. 67.663 € Gewinn

pro Unternehmen.33

Auch im Geschäft der Erzeuger mit dem Groß- und

Einzelhandel herrscht ein überaus harter Wettbe-

werb auf Bundes- und Europaebene. Was die Qua-

lität der Pflanzenanbauprodukte angeht, so ernten

viele EU-Länder wie beispielsweise Frankreich

schon aufgrund besserer Böden und vorteilhafterer

Vegetationsbedingungen oft höhere Qualitäten.

Insgesamt hat der Wettbewerb im Pflanzenanbau in

nahezu allen Teilmärkten in den letzten Jahren zu-

genommen. Dazu tragen je nach Fruchtart Importe

– sowohl Erzeugnisse, die auch in Deutschland an-

gebaut werden, als auch solche wie Zitrus- und exo-

tische Früchte, die mit dem heimischen Angebot

konkurrieren – aus EU- und Drittländern bei, wobei

das ausländische Wettbewerbsangebot teilweise je

nach Ernteertrag auf gesättigte oder übersättigte

Inlandsmärkte trifft.

32 BMEL (Hrsg.): Die wirtschaftliche Lage der landwirtschaftlichen Betriebe im Wirtschaftsjahr 2014/15.33 Ebenda.

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Bei der Analyse des Wettbewerbs ist natürlich die

Agrarreform zu beachten. Seit Anfang der 1990er-

Jahre hat die Agrarpolitik eine Kehrtwende vollzo-

gen. Für die meisten Produkte wurden bis heute von

der Nachfrage losgelöste Produktionsanreize be-

seitigt. Die Landwirte bekommen seit 2015 anstelle

der bisherigen einheitlichen Betriebsprämie eine

Basisprämie, die bundesweit 2015 bei durch-

schnittlich 264 €/ha lag und bis 2019 auf 176 €/ha

sinkt, eine an Bedingungen geknüpfte Greening-

Prämie von bundeseinheitlich 85 €/ha (d.h. eine

Zahlung für den Klima- und Umweltschutz förderli-

che Landbewirtschaftungsmethoden), eine Umver-

teilungsprämie34 und für Junglandwirte einen Prä-

mienzuschlag. Kleinerzeuger (d.h. Landwirte mit

bis zu 1.250 € Direktzahlungen) können in ein ver-

einfachtes Antragsverfahren wechseln, wobei da-

mit eine Freistellung von Cross Compliance, Gree-

ning und dem Regime der Zahlungsansprüche ver-

bunden ist. Die Gesamtsumme aller Direktzahlun-

gen an den Betriebsinhaber ist in diesem Fall auf

einen jährlichen Höchstbetrag von 1.250 € be-

grenzt.

Die Gewährung von Zahlungen hängt damit nicht

mehr davon ab, welches Produkt in welcher Menge

erzeugt wird. 2004 wurden Tabak, Oliven, Baum-

wolle und Hopfen in die EU-Agrarreform einbezo-

gen und die Roggenintervention fiel weg, 2005 wur-

de die Reform der Zuckermarktordnung und 2007

die Marktordnung für Obst und Gemüse beschlos-

sen, 2008 wurde der sogenannte „Health Check“

eingeführt (Anhebung der Modulation, weitere Ent-

kopplung bzw. weitgehender Wegfall der Teilkopp-

lung seit 2012 bzw. 2010 etc.), 2009 erfolgte die

Reform der Marktordnung für Wein, 2013 lief die

Modulation aus und ab 2014 wurden die Direktzah-

lungen von vornherein um die Modulationsmittel

gekürzt. Seit 2015 existieren nun, wie schon oben

angeführt, anstelle der bisherigen einheitlichen Be-

triebsprämie eine neue Basisprämie und eine Gree-

ning-Prämie sowie weitere Zuschläge. Ende März

2015 lief die EU-Milchquotenregelung aus und für

Ende September 2017 ist das Auslaufen der Zucker-

und Isoglucose-Quotenregelung geplant.

Zwischen 2013 und 2019 verringern sich die Di-

rektzahlungen aus der 1. Säule der GAP (Direktzah-

lungen und Agrarmarktausgaben) für deutsche

Landwirte nominal um fast 8%. Auch die Mittel aus

der 2. Säule (unter anderem ELER) der GAP werden

gekürzt: Deutschland wird im Zeitraum von 2014

bis 2020 ein ELER-Mittelvolumen von insgesamt

knapp 8,3 Mrd. € erhalten, gut 9% weniger als noch

in der vergangenen Förderperiode von 2007 bis

2013. Durch die Umverteilung von 4,5% der Direkt-

zahlungsmittel in die 2. Säule entsteht aber in der

neuen Förderperiode im Vergleich zur vergangenen

Förderperiode ein nominaler Zugewinn von gut 4%

auf knapp 9,5 Mrd. €.

Die Gewährung von Direktzahlungen ist überdies

seit 2005 auch an die Einhaltung von Vorschriften

unter anderem in den Bereichen Umwelt- und Le-

bensmittelsicherheit (s. im Glossar „Cross Compli-

ance“) gekoppelt. Die neuen Ziele der GAP sind

wettbewerbsfähige landwirtschaftliche Betriebe,

ein marktwirtschaftliches und umwelt- und natur-

verträgliches Verhalten sowie die Beseitigung von

Preisstützungen und Mengenregulierungen. Die

Preisstützungen in den einzelnen Produktberei-

chen (z.B. bei Milch) wurden schrittweise abgebaut.

Die verbliebenen Stützungsmaßnahmen wurden in

einer „Gemeinsamen Marktordnung“ zusammen-

gefasst. Exporterstattungen spielen im Pflanzen-

anbau praktisch keine Rolle mehr.

Die Kürzung von Direkt- und Ausgleichszahlungen

führt, wie oben schon angesprochen, zu nicht un-

erheblichen Einbußen bei den Betrieben. Damit er-

gibt sich eine zunehmende Verschärfung des Wett-

bewerbs im Pflanzenanbau – insbesondere im

kleinbetrieblichen und mittelständischen Bereich.

Größeren Betrieben bietet sich dagegen die Chan-

ce, durch Übernahme von Produktionskapazitäten

zulasten des klein- und mittelständischen Bereichs

zu günstigen Konditionen weiterzuwachsen und

damit zur Sicherung und Stabilisierung ihrer Ein-

kommen beizutragen.

Markteintrittsbarrieren

Für die Gründung oder Übernahme eines Pflanzen-

anbaubetriebes ist zwar keine Ausbildung in einem

landwirtschaftlichen Beruf erforderlich, für die er-

folgreiche Führung eines solchen Betriebes ist al-

lerdings eine praktische und theoretische Mindest-

qualifikation unerlässlich. Einige Fördermaßnah-

men, insbesondere die investive Förderung, setzen

zudem eine abgeschlossene landwirtschaftliche

Berufsausbildung voraus. Für die Durchführung

34 Zuschlag für die ersten Hektare: etwa 50 €/ha für die ersten 30 ha und etwa 30 €/ha für 31 bis 46 ha.

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von Maßnahmen des Pflanzenschutzes müssen

Personen, die keine landwirtschaftliche Ausbildung

haben, eine Sachkundeprüfung ablegen. Bei Grün-

dung oder Kauf eines Betriebes in einer fremden

Umgebung sind ebenso soziale Barrieren zu be-

rücksichtigen.

Hinsichtlich der gesetzlichen Vorschriften zum

landwirtschaftlichen Pflanzenanbau sind eine Rei-

he von Auflagen zu beachten: So soll unter anderem

die Düngeverordnung helfen, Nährstoffverluste zu

begrenzen und Nährstoffeinträge in Gewässer und

Luft zu reduzieren. Anzuführen sind weiterhin die

Vorschriften des Pflanzenschutzgesetzes, die

Rückstands-Höchstmengenverordnung für Le-

bensmittel, die Verordnung über genetisch verän-

derte Lebensmittel und Futtermittel und darüber

hinaus die Futtermittelverordnung. Weiterhin sind

beispielsweise bei Rückständen von Schädlingsbe-

kämpfungsmitteln entsprechende Höchstgrenzen

einzuhalten.

Für die landwirtschaftliche Betätigung im Pflanzen-

anbau ist aus Rentabilitätsgründen zudem eine

ausreichend große Fläche erforderlich, die entwe-

der gepachtet oder gekauft wird. Pacht- und Kauf-

verträge bei Flächen, die größer als 1 ha

(10.000 qm) sind, unterliegen der Genehmigungs-

pflicht der Landwirtschaftskammer. Hinzu kommt

ein Mindestbestand an Maschinen bzw. die Mit-

gliedschaft in einem Maschinenring. Es ist insofern

eine nicht unbeträchtliche finanzielle Ausstattung

notwendig. Unter Finanzierungsaspekten sind da-

bei mindestens 30% des Gesamtfinanzierungsbe-

darfs als Eigenkapital erforderlich.

Eine nicht unerhebliche Markteintrittsbarriere ist

die zunehmende Dominanz von Großbetrieben zu-

lasten von kleinen und mittelständischen Betrie-

ben. Letzteren ist deshalb eine Kooperation in den

Bereichen Einkauf, Arbeitsdurchführung und Ab-

satz mit anderen Betrieben anzuraten, um die ei-

gene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Insgesamt betrachtet sind die Markteintrittsbarrie-

ren jedoch als – theoretisch – eher niedrig zu beur-

teilen.

Wertschöpfungskette

Die Wertschöpfungskette, in die der Pflanzenanbau

eingebunden ist, beginnt mit seinen Lieferanten –

den Saatgut-, Düngemittel-, Pflanzenschutzmittel-

und Futtermittelherstellern oder -großhändlern so-

wie den Produzenten landwirtschaftlicher Maschi-

nen und Geräte und dem Landmaschinenhandel.

Hinzu kommen Lohnunternehmen, die gegebenen-

falls Tätigkeiten für den Pflanzenanbau im Lohn-

auftrag übernehmen (B Abbildung 15, S. 24 ) .

Eine wirtschaftliche Abhängigkeit der Pflanzenan-

baubetriebe von ihren Lieferanten ist dabei zumin-

dest teilweise gegeben, z.B. im Falle der Zugehö-

rigkeit zu Einkaufsgenossenschaften oder -koope-

rationen wie Raiffeisen oder BayWa, die ihre Mit-

gliedsbetriebe beliefern.

Der Pflanzenanbau selbst liefert seine Produkte

zum einen an die nachgelagerten Branchen der Er-

nährungsindustrie wie Obst- und Gemüseverarbei-

tung, Hersteller von pflanzlichen Ölen und Fetten,

Mahl- und Schälmühlen, Stärkeproduzenten, Fut-

termittelhersteller, Backwaren- und Zuckerprodu-

zenten etc., die wiederum mit ihren be- und verar-

beiteten Produkten den Lebensmittelhandel, Groß-

verbraucher und die Gastronomie/Hotellerie belie-

fern.

In der Regel ist keine wirtschaftliche Abhängigkeit

des Pflanzenanbaus von seinen Abnehmern er-

kennbar. In Einzelfällen jedoch kann bei landwirt-

schaftlichen Betrieben, die Lieferanten von Groß-

abnehmern wie z.B. Kartoffelchips-Herstellern,

Schnellrestaurants oder Lebensmitteldiscountern

sind, eine hohe Abhängigkeit bestehen.

Im Direktvertrieb setzt der Pflanzenanbau seine

Produkte z.B. über Ab-Feld-/Hof-Verkauf, Hofladen,

Lebensmittel-/Milch-Automaten, Wochen-/Bauern-

märkte, an gewerbliche Großabnehmer, über Abo-

Kisten-Vermarktung und Haustür-Service, Ver-

sandhandel, Internetangebot und diverse Formen

der Kooperation zwischen mehreren Erzeugern ab.

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Die landwirtschaftliche Direktvermarktung wird in

Deutschland von rund 60.000 Agrarbetrieben aus-

geübt; darunter sind etwa 14.000 Unternehmen, für

die diese Vermarktungsform der Hauptabsatzweg

ist. Im Vordergrund stehen hier vor allem Obst, Ge-

müse und Spargel. Auch in diesen Fällen ist aber in

der Regel keine starke Abhängigkeit der Pflanzen-

anbaubetriebe von ihren Abnehmern feststellbar.

Zusätzliches Wertschöpfungspotenzial im Pflan-

zenanbau liegt im Anbau nachwachsender Rohstof-

fe. Hier bieten sich Energiepflanzen wie Mais, Ge-

treide, Raps oder Zuckerrüben zur Erzeugung von

Strom aus Biogasanlagen oder zur Produktion von

Biodiesel und Bioethanol an. Auch für die Herstel-

lung von biologisch abbaubaren Werkstoffen aus

Faserpflanzen werden pflanzliche Rohstoffe benö-

tigt.

Hinsichtlich von Kooperationen im Pflanzenanbau

gibt es zum einen auf der Großhandelsstufe Dienst-

leistungsgenossenschaften, die den Bezug von be-

nötigten Produkten, den Absatz/die Vermarktung

der erzeugten Produkte (an die Industrie, den Groß-

oder Einzelhandel) und/oder die Lagerhaltung

übernehmen. Zum anderen bestehen Erzeugerge-

meinschaften oder Produktionsgenossenschaften,

die die Produktion fördern und/oder übernehmen

(gemeinsames Pflanzen, Dreschen etc.), sowie Ver-

arbeitungsgenossenschaften für Wein und Mehr-

zweckgenossenschaften, die verschiedene Funkti-

onen erfüllen. Zu den Kooperationen gehören auch

die Maschinenringe.

Ersatzprodukte

Ersatzprodukte zu Produkten aus konventionellem

Pflanzenanbau sind Produkte aus ökologischem

Landbau bzw. Bioprodukte und Produkte höherer

Qualitäten, die bislang oft aus angrenzenden EU-

Ländern kommen. Dazu gehören aber auch Produk-

te bzw. Entwicklungen der Lebensmittelchemie, wie

z.B. der Ersatz natürlicher durch künstliche Aromen,

genmodifizierte Pflanzen bzw. Feldfrüchte (GVO),

die Eliminierung definierter Substanzen (z.B. Nit-

ritgehalt von Gemüsesäften, Zuckergehalt von

Frucht- und Gemüsesäften und Konfitüre), die Sub-

stitution von Lebensmittelkomponenten (z.B.

Light-Produkte mit reduziertem Gehalt an Zucker

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und Kalorien) sowie Functional Food bzw. Lebens-

mittel mit hinzugefügten (angeblich) gesundheits-

bezogenen Wirkkomponenten. Aus Verbraucher-

sicht werden zwar genveränderte Pflanzen bzw.

Feldfrüchte derzeit in Deutschland nicht akzeptiert,

allein aber der Umsatz mit Functional Food beträgt

in Deutschland laut Marktforschungsinstitut AC

Nielsen jährlich über 5 Mrd. €.

Eine interessante Alternative ist die Verwertung

von pflanzlichen Erzeugnissen als nachwachsende

Rohstoffe statt zur Nahrungsmittelproduktion. Die

Preisentwicklung fossiler Energieträger hat Bio-

masse als Energiequelle attraktiv gemacht, wenn

diese Entwicklung am aktuellen Rand auch abge-

flacht ist. So wollen die Landwirte nach letzten ver-

öffentlichten Umfragen des Konjunktur- und Inves-

titionsbarometers Agrar35 aus dem Dezember 2015

im Zeitraum von Januar bis Ende Juni 2016 immer-

hin noch 2% ihrer Investitionen (ohne Landkauf) –

wie schon im Vorjahr – in erneuerbare Energien

(EE), und zwar in Fotovoltaik, Biogas, Windkraft und

Blockheizkraftwerke investieren. Das geplante In-

vestitionsvolumen deutscher Landwirte fällt aber

für das laufende Jahr erheblich niedriger aus als

noch im Vorjahr: Betrug das Investitionsvolumen

laut Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar

im 1. Halbjahr 2015 noch 1,0 Mrd. €, so sind für das

laufende 1. Halbjahr nur 0,4 Mrd. € geplant.

Die Anbauflächen nachwachsender Rohstoffe in

Deutschland verringerten sich laut FNR 2015 ge-

genüber dem Vorjahr leicht um 0,7% auf knapp 2,5

Mio. ha. – 2014 wuchsen sie noch um mehr als 3%.

Davon entfielen etwas über 89% der Fläche auf den

Anbau von Energiepflanzen und knapp 11% auf

Pflanzen zur stofflichen Nutzung.36

Was den Einsatz von Getreide zur Erzeugung er-

neuerbarer Energien betrifft, so ist seine Verwer-

tung relativ eng begrenzt: Zum einen führt die hohe

Preisvolatilität dazu, dass Getreide deutlich weni-

ger attraktiv für eine thermische Nutzung ist. Zum

anderen ist Getreide seit 2010 zwar ein gesetzlich

zugelassener Regelbrennstoff geworden, die Ab-

gaswerte sind aber sehr streng nach oben hin be-

grenzt. Zudem sind Getreidefeuerungen nur land-

wirtschaftlichen Betrieben und der agrargewerbli-

chen Wirtschaft – Landhandel und Mühlen – erlaubt.

Das Spektrum der Energie aus nachwachsenden

Rohstoffen reicht von der Wärme- über die Strom-

erzeugung bis hin zu Biokraftstoffen. Allerdings

gibt es hier schon seit geraumer Zeit Diskussionen

über das Thema „Nahrungsmittelerzeugung versus

Energieerzeugung“, inwieweit insbesondere Roh-

stoffe für Nahrungsmittel – z.B. aus ethischen Grün-

den – zur Energiegewinnung genutzt werden dür-

fen und ob dies sinnvoll ist (Verknappung, höhere

Rohstoff- und damit Lebensmittelpreise etc.). Ins-

gesamt besteht in der Landwirtschaft ein Wettbe-

werb um Anbau- und Futterflächen, der regional zu

einer Verknappung dieses Flächenangebotes und

zu einem Anstieg der Boden- und Pachtpreise füh-

ren kann.

Weiterhin gibt es eine Substitutionskonkurrenz

zwischen pflanzlichen und tierischen Fetten, bei-

spielsweise zwischen Margarine und Butter. Zudem

konkurrieren Produkte aus Soja/Tofu sowohl mit

Fleisch/Fleischprodukten als auch mit Fisch.

4.2 Bedeutende Unternehmen

Bedeutende Unternehmen der Branche Pflanzen-

anbau sind in Abbildung 16 aufgeführt.

4.2 Bedeutende Unternehmen

35 Repräsentative vierteljährliche Umfrage im Auftrag des DBV, des VDMA Fachverbandes Landtechnik und der Landwirtschaft-lichen Rentenbank.

36 DBV (Hrsg.): Situationsbericht 2015/16, Trends und Fakten zur Landwirtschaft, Berlin, Dezember 2015.

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Abbildung 16:Wichtige Player im Bereich Pflanzenanbau- in alphabetischer Reihenfolge -

BB Brandenburger Obst GmbH, Sitz: Altlandsberg

Mitarbeiter 30 (2014), 132 (2013)

Umsatz 60,0 Mio. € (2013), 65,1 Mio. € (2012)

Produkte/Dienstleistungen

Produktion und Transport von Obst u.a. landwirtschaftlichen Erzeugnissen

Deutsche Saatveredelung AG, Sitz: Lippstadt

Mitarbeiter 388 (2015)*, 385 (2014)*

Umsatz 158,0 Mio. € (2014)*, 152,8 Mio. € (2013)*

Produkte/Dienstleistungen

Saatzucht, Saatgutvermehrung, Reinigung und Vertrieb von Futterpflanzen und Rapssaatgut sowieGetreide

Elbe-Obst-Erzeugerorganisation r.V., Sitz: Hollern-Twielenfleth

Mitarbeiter 191 (2014), 188 (2013)

Umsatz 74,0 Mio. € (2013), 72,0 Mio. € (2012)

Produkte/Dienstleistungen

Anbau von Kern-, Stein- und Beerenobst sowie deren Bündelung, Sortierung, Aufbereitung und Ver-packung

Europlant Pflanzenzucht GmbH, Sitz: Lüneburg

Mitarbeiter 210 (2015)*, 209 (2014)*

Umsatz 120,0 Mio.€ (2014)*, 111,7 Mio. € (2013)*

Produkte/Dienstleistungen

Züchtung, Vermehrung und Vertrieb von und Handel mit Kartoffeln sowie mit landwirtschaftlichenProdukten/Betriebsmitteln

Heinz Funken GmbH & Co. KG, Sitz: Kempen (Niederrhein)

Mitarbeiter 130 (2014), 129 (2013)

Umsatz 64,7 Mio. € (2014), 64,5 Mio. € (2013)

Produkte/Dienstleistungen

Produktion von und Großhandel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen (u.a. Germüse, Salate)

Marktgemeinschaft Bodenseeobst eG, Sitz: Friedrichshafen

Mitarbeiter 12 (2014), 12 (2013)

Umsatz 62,0 Mio. € (2013), 60,3 Mio. € (2012)

Produkte/Dienstleistungen

Obstabsatz-Förderung der Mitglieder (vor allem Äpfel, aber auch Erdbeeren, Zwetschgen, Kirschen,Johannis-, Stachel-, Heidel- und Himbeeren)

Obstland Dürrweitzschen AG, Sitz: Grimma

Mitarbeiter 663 (2014)*, 661 (2013)*

Umsatz 63,0 Mio. € (2014)*, 49,7 Mio. € (2013)*

Produkte/Dienstleistungen

Erzeugung, Lagerung, Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte inkl. der Erbrin-gung damit verbundener Serviceleistungen

Stader Saatzucht eG, Sitz: Stade

Mitarbeiter 423 (2015), 420 (2014)

Umsatz 297,6 Mio. € (2014), 295,3 Mio. € (2013)

Produkte/Dienstleistungen

Kerngeschäft: Erzeugung/Vermehrung und Handel mit Getreide, Raps, Kartoffeln, Saaten und Säme-reien, Silomais, Viehvermarktung

Strube GmbH & Co. KG, Sitz: Sölling

Mitarbeiter 161 (2014), 158 (2013)

Umsatz 99,4 Mio. € (2014), 90,4 Mio. € (2013)

Produkte/Dienstleistungen

Vertrieb und Züchtung landwirtschaftlicher Kulturen mit Schwerpunkt in Zuckerrüben, Weizen undSonnenblumen

Vereinigte Saatzuchten Ebstorf - Rosche eG, Sitz: Ebstorf

Mitarbeiter 185 (2015), 181 (2014)

Umsatz 116,7 Mio. € (2014), 111,6 Mio. € (2013)

Produkte/Dienstleistungen

Herstellung und Vertrieb von Futter-, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie Saaten, Sämereien,Kartoffeln, Getreide und Raps

* Konzern

Quelle: Hoppenstedt: Großunternehmen 2/2015

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5 RahmenbedingungenB Wachsende Anforderungen durch Umwelt-, Kli-

ma-, Verbraucher- und Tierschutz.B Staatliche Direktzahlungen und Zuschüsse tra-

gen noch wesentlich zum Einkommen bei.B Positive wirtschaftliche Effekte im Pflanzenan-

bau durch wachsende Bevölkerung.B Digitalisierung und Vernetzung im Pflanzenan-

bau bringt Produktivitätssteigerungen.B Verbrauchertrend zu mehr Sicherheit, Qualität,

regionaler Herkunft und Bioprodukten.B Pflanzenanbau stark abhängig von wechseln-

den Vegetationsbedingungen.

Politische Rahmenbedingungen

In politischer Hinsicht wird der Pflanzenanbau, wie

auch die Tierhaltung, durch die Reformen der GAP

maßgeblich beeinflusst. Der schrittweise Abbau

von Außenhandelsschutz37, Preisausgleichszahlun-

gen und Quotenregelung sowie verschärfte Pro-

duktionsauflagen haben zu einer erheblichen Ver-

schärfung des Wettbewerbs im Pflanzenanbau ge-

führt. Gleichwohl tragen in den nächsten Jahren

weiterhin staatliche Eingriffe wie Interventionen,

Direkthilfen und Zuschüsse teilweise noch wesent-

lich – insbesondere im konventionellen und ökolo-

gischen Ackerbau – zum Einkommen aus dem Pflan-

zenanbau bei. So wird die Zuckerquote bis zum

30.9.2017 verlängert.

Der Umwelt-, Verbraucher- und Tierschutz mit sei-

nen Richtlinien im Rahmen von Cross Compliance

stellt an die Landwirtschaft wachsende Anforderun-

gen, die mit steigenden Kosten und sinkenden Mar-

gen verbunden sind. Das Konzept der EU umfasst

dabei auch die Sicherheit von Lebensmitteln vom

Acker bis hin zum Verbraucher. Beim Saatgut sind

hohe Qualitätsanforderungen einzuhalten, die

durch den Staat vorgegeben sind.

Bei der pflanzlichen Produktion sind die Vorschrif-

ten des Pflanzenschutzgesetzes zu beachten, die

unter anderem die Durchführung von Pflanzen-

schutzmaßnahmen sowie Anforderungen an die

hierbei tätigen Personen betreffen. So ist für die

Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ein Sach-

kundenachweis erforderlich. Zu nennen ist hier

auch die seit 2000 geltende EU-Wasserrahmen-

richtlinie, die den Gewässerschutz von der Quelle

bis zur Flussmündung sowie über Landesgrenzen

hinweg sicherstellen soll (Verhinderung/Reduzie-

rung der Einbringung von Pflanzenschutzmitteln,

Nitraten etc.). Ebenso ist die Düngemittelverord-

nung anzuführen, die hohe Anforderungen an die

Wirksamkeit und Schadstofffreiheit von Handels-

düngern stellt, Risikomaterialien von der Düngung

ausschließt und die Kennzeichnung im Interesse

von Anwendern und Verbrauchern verbessert hat.

Außerdem ist die Düngeverordnung zu nennen, die

die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstof-

fen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln re-

gelt. Zudem ist die Anfang 2009 verabschiedete

Pflanzenschutz-Novelle zu beachten, die verschärf-

te Regeln über Produktion, Zulassung und Einsatz

von Pflanzenschutzmitteln enthält.

Förderungen einzelbetrieblicher Agrarinvestitio-

nen in langlebige Wirtschaftsgüter werden seit dem

1.1.2015 nur noch genehmigt, wenn sie die beson-

deren Anforderungen des Verbraucher-, Umwelt-

oder Klimaschutzes erfüllen.

Wechselkursänderungen (Dollar zu Euro) können

den Außenhandel mit pflanzlichen Erzeugnissen

stark beeinflussen.

Auch das EEG beeinflusst den Pflanzenanbau. Hö-

here Preise für fossile Energieträger können Bio-

masse – vor allem Holz und pflanzliche Reststoffe –

als Energiequelle attraktiv machen. Die Regelun-

gen der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien se-

hen unter anderem eine Nachhaltigkeitszertifizie-

rung für Biokraftstoffe und flüssige Brennstoffe als

Voraussetzung staatlicher Förderbarkeit vor. Es soll

nachgewiesen werden, dass diese nicht von Flächen

stammen, die 2008 Waldflächen oder Naturschutz-

gebiete waren. Zudem muss der Nachweis eines

ausreichenden Beitrags zur Treibhausgasminde-

rung erbracht werden. Wie der weitere Ausbau der

erneuerbaren Energien ablaufen soll, erläutert die

BMU-Leitstudie „Deutschland 2050“. Danach kann

heimische Biomasse ihren Beitrag an der Deckung

37 Exporterstattungen spielen unter den EU-Marktordnungsausgaben seit dem 2. Halbjahr 2013 keine Rolle mehr. Mittlerweilewurden bei allen relevanten Produkten die Exporterstattungen abgeschafft oder auf null gesetzt.

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des Energieverbrauchs von derzeit gut 9% bis 2020

auf rd. 12% und bis 2050 auf 20% steigern.

Hinsichtlich gentechnisch veränderter Pflanzen ist

das Gesetz zur Neuordnung des Gentechnikrechts

zu beachten, das das Nebeneinander von konven-

tioneller, ökologischer und GV-Produktion regelt.

Danach sind gentechnisch veränderte Organismen

und gentechnisch veränderte Lebens- und Futter-

mittel nur dann zur Vermarktung zugelassen, wenn

keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesund-

heit und die Umwelt zu erwarten sind. Das Gesetz

sieht unter anderem eine Vorsorgepflicht der Per-

sonen vor, die mit zugelassenen GVO umgehen.

Zu beachten ist auch das Bundes-Bodenschutzge-

setz. Zur Verbesserung des Bodenschutzes wurden

zusätzlich zu den bestehenden rechtlichen Instru-

menten eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, zu

denen die Umsetzung der Bodenschutzvorgaben

im Rahmen von Cross Compliance (d.h. die Kopp-

lung der Gewährung von Direktzahlungen an die

Einhaltung von Vorschriften unter anderem in den

Bereichen Umwelt, Futtermittel- und Lebensmittel-

sicherheit) und die Arbeiten an der Düngeverord-

nung gehören. Im Rahmen der Pflanzenschutzpoli-

tik geht es um die Umsetzung eines Reduktions-

programms Chemischer Pflanzenschutz, Fragen

des Pflanzenschutzes im ökologischen Landbau

und Schutz vor Einschleppung nicht heimischer in-

vasiver Pflanzen und Tiere, die Schäden in der Land-

wirtschaft hervorrufen können.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

In ökonomischer Hinsicht prägen den Pflanzenan-

bau neben den im Rahmen der GAP gewährten Di-

rektzahlungen und Zuschüssen unter anderem die

Absatzbedingungen. So hat der Absatz von in Le-

bensmitteldiscountern angebotenem Obst, Gemü-

se und Wein, in konventioneller wie auch in Bioqua-

lität, zulasten anderer Vertriebskanäle stark zuge-

nommen. Inzwischen haben die Lebensmitteldis-

counter in Deutschland einen Marktanteil von über

40%. Die Endverbraucherpreise für Lebensmittel

werden dadurch auf Minimalniveau gehalten, was

unmittelbar zulasten der Erzeuger geht.

Allerdings hat die immer wieder aufflammende Dis-

kussion um Verbraucherpreise gezeigt, dass die

Zeiten unterproportionaler Preissteigerungen bei

Lebensmitteln eher vorbei sind und der Verbrau-

cher sich zukünftig an höhere Preise gewöhnen

muss. So gab es 2013 mit einem Plus von 4,4% ge-

genüber dem Vorjahr den bis dahin stärksten Ver-

braucherpreisanstieg bei Nahrungsmitteln seit

2008 (+6,4%), der beispielsweise bei Obst mit ei-

nem Plus von über 7% und bei Gemüse mit über 6%

gegenüber dem Vorjahr zu Buche schlug. 2015 nah-

men die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel

nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes

dagegen nur um 0,8% gegenüber dem Vorjahr zu,

wobei Obst und Gemüse mit einem Plus von 5,0

bzw. 5,3% deutlich teurer gegenüber dem Vorjahr

waren.38

Soziale Rahmenbedingungen

In sozialer Hinsicht beeinflusst die demografische

Entwicklung den Verbrauch von Lebensmitteln aus

pflanzlicher Produktion. Nach Bevölkerungsvo-

rausberechnungen des Statistischen Bundesamtes

wird die Einwohnerzahl Deutschlands von 80,8 Mio.

Ende 2013 bis 2060 auf 67,6 Mio. (Annahme: kon-

tinuierliche Entwicklung bei schwächerer Zuwan-

derung) bzw. 73,1 Mio. (Annahme: kontinuierliche

Entwicklung bei stärkerer Zuwanderung) abneh-

men. Unter den Stand von 2013 sinkt die Bevölke-

rungszahl aber frühestens 2023. In den nächsten

Jahren wird sie insofern je nach Ausmaß der Netto-

zuwanderung voraussichtlich noch fünf bis sieben

Jahre steigen. Daraus ergeben sich in den nächsten

Jahren positive wirtschaftliche Effekte für den

Pflanzenanbau. Zudem wird die weltweit steigende

Nachfrage angesichts einer wachsenden Weltbe-

völkerung und zunehmenden Wohlstands in den

Schwellenländern für Absatzmöglichkeiten von

Produkten aus dem deutschen Pflanzenanbau sor-

gen. Insofern wird die Bedeutung des Exports von

Erzeugnissen des Pflanzenanbaus weiter steigen.

Im Konsumentenverhalten gibt es seit Jahren einen

sich verstärkenden Trend zu mehr Sicherheit und

Qualität, regionaler Herkunft und ökologisch er-

zeugten Produkten. Kaufentscheidend ist bei der

Mehrheit der Deutschen aber nach wie vor bei Nah-

rungsmitteln der Preis.

38 Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Preise, Verbraucherpreisindizes für Deutschland, Eilbericht, Dezember 2015, Fachserie 17,Reihe 7, Wiesbaden, 19.1.2016.

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Technische Rahmenbedingungen

In technischer Hinsicht wird der Pflanzenanbau

auch vor dem Hintergrund des Abbaus von Direkt-

zahlungen und Marktstützungsmaßnahmen weiter

aufrüsten. Modernere Maschinentechnik eröffnet

hohe Einsparpotenziale z.B. bei Kraftstoff und dem

Einsatz von Arbeitskraft und erhöht die Produktivi-

tät des Betriebes. Die Digitalisierung im Pflanzen-

anbau schreitet fort. Satellitengestützte GPS-Tech-

nik ermöglicht ein zentimetergenaues Pflügen und

eine exakte Düngung. Der Einsatz eines geografi-

schen Informationssystems (GIS) und GPS, gekop-

pelt mit Luftbildern (Drohnen), Infrarotaufnahmen

und Bodenproben vor Ort, macht die Erfassung von

Informationen über die unterschiedlichen Stand-

ortverhältnisse im Ackerbau und deren Weitergabe

an entsprechende Maschinen („Precision Farming“)

möglich. Der Trend zur weiteren Automatisierung,

verbunden mit intelligenten Datenmanagement-

Systemen, die die Optimierung der Steuerung von

Maschinen, Logistik, Dokumentation, Qualitätssi-

cherung und Rückverfolgbarkeit beinhalten, setzt

sich fort. Die Digitalisierung und Vernetzung der

Wertschöpfungskette im Pflanzenanbau hat zuneh-

mend an Bedeutung gewonnen, wie auf der Agri-

technica 2015 in Hannover zu sehen war.

Da sich oft nur die größeren Betriebe entsprechen-

de Investitionen leisten können, ist zu prüfen, ob

die Mitgliedschaft in einem Maschinenring, in dem

diese Investitionen dann gemeinsam mit anderen

Betrieben getätigt werden, hier Abhilfe leisten

kann.

Vegetationsbedingungen

Einen starken Einfluss auf die Ernteerträge und

-mengen haben die Witterungs- und klimatischen

Verhältnisse. Wärme, Licht und Wasser sind die

wichtigsten Elemente, die das Pflanzenwachstum

bewirken. Dabei gibt es Temperaturober- und -un-

tergrenzen und einen Temperaturbereich, in dem

die maximale Netto-Fotosynthese stattfindet bzw.

der höchste Ertrag erwirtschaftet werden kann.

Letzterer liegt für die meisten Pflanzen der mittle-

ren Breiten zwischen 18 und 25 Grad Celsius, für

Winterweizen beispielsweise zwischen 17 und 23

Grad Celsius, für Mais zwischen 25 und 30 Grad Cel-

sius und für Kartoffeln und Sojabohnen zwischen 15

und 20 Grad Celsius. So ist der Anbau von Weizen in

Norddeutschland hinsichtlich der Temperatur opti-

mal, während sich der Maisanbau unterhalb des

Temperaturoptimums bewegt. Eine Temperaturer-

höhung würde im letzteren Fall bei ausreichender

Wasser- und Mineralversorgung auch zu einer Er-

höhung der Ernten führen. Es bleibt abzuwarten,

welche Auswirkungen der Klimawandel mittel- und

langfristig auf den Pflanzenanbau haben wird.

Klima und Witterung erzeugen bei den zumeist im

Freiland angebauten Produkten zyklische Ange-

bots- und Preisschwankungen, die sich entspre-

chend auf die Ertragslage der Branche auswirken.

Je nach Klima und Witterung schwanken die Erträge

pro ha bzw. die Erntemengen. Auch Schädlingsbe-

fall oder Pflanzenkrankheiten können die Ernte im

Einzelfall erheblich beeinflussen.

Neben den oben schon angeführten klima- und wit-

terungsbedingten zyklischen Schwankungen gibt

es im Pflanzenanbau jahreszeitliche verkaufssai-

sonbedingte Zyklen bzw. Schwankungen – z.B. in

der Weihnachtszeit mit Tannenbäumen, im Früh-

jahr mit Spargel – und Fruchtfolge-Zyklen, d.h. die

zeitliche Aufeinanderfolge verschiedener Pflanzen

auf demselben Feld, um Schäden durch Monokul-

turen vorzubeugen.

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6 Trends und PerspektivenB Differenzierungspotenzial vor allem in Qualität,

regionaler Herkunft und Frische.B Chancen insbesondere durch Spezialisierung,

in Marktnischen, mit ökologischem Landbau,

der Verlängerung der Wertschöpfungskette un-

ter anderem durch Hofladen und Webshop.B Horizontale und vertikale Kooperationen bieten

gute Chancen.B Risiken insbesondere durch ungünstige Vege-

tationsbedingungen, hohe Erzeugerpreis-Vola-

tilität und Abhängigkeit von staatlichen Direkt-

zahlungen/Subventionen.

Differenzierungspotenzial

Im Pflanzenanbau liegt das Differenzierungspoten-

zial vor allem in der Qualität, einer nachhaltigen

Produktion (aus biologischem Anbau), Sicherheit

(regionale Herkunft) und bei vielen Produkten in

der Frische des Angebots. Dies zeigt unter anderem

eine TNS-Emnid-Umfrage im Auftrag des BMEL39

über das Einkaufs- und Ernährungsverhalten in

Deutschland: Danach gaben 95% der Befragten an,

frisches Obst und Gemüse mindestens einmal pro

Woche zu essen, wobei sich 47% bzw. 15% min-

destens einmal pro Woche vegetarisch bzw. vegan

ernähren. Rund ein Viertel bzw. ein Fünftel der Ver-

braucher gaben an, häufig oder fast immer auf dem

Wochenmarkt bzw. direkt beim Bauern einzukau-

fen. Dabei legen 57% der Verbraucher zumindest

häufig Wert auf die Herkunft der gekauften Lebens-

mittel, bei Frauen sind es sogar 64%. Über 40% der

Verbraucher legen häufig Wert auf eine zertifizierte

nachhaltige Produktion bzw. auf Lebensmittel aus

biologischem Anbau. Von der überwiegenden

Mehrheit der Befragten wird die Sicherheit von Le-

bensmitteln in Deutschland mit der Note „befriedi-

gend“ bewertet. Für 91% der Verbraucher ist zu-

dem eine gesunde und ausgewogene Ernährung

wichtig. Insofern trägt auch der Beitritt zu Erzeu-

gergemeinschaften bzw. -verbänden des ökologi-

schen Landbaus wie Bioland, Naturland, Demeter,

Biokreis, Biopark, Gäa, Ecovin, Verbund Ökohöfe

oder Ecoland gegenüber den Verbrauchern zu einer

klaren Differenzierung bei.

Weitere Differenzierungsmöglichkeiten liegen in

einer Spezialisierung bzw. in Marktnischen wie bei-

spielsweise im Gartenbau in einer Spezialisierung

auf mediterrane Pflanzen, Palmen, Heil-, Würz- und

Duftkräuter, auf die beliebten Nordmanntannen

oder im Weinanbau auf Ökoweine. Voraussetzung

dieser Spezialisierung sind aber natürliche Stand-

ortfaktoren wie ein geeigneter Boden und ein ent-

sprechendes Klima, wie auch beispielsweise die

Weinanbaugebiete in Deutschland zeigen.

Auch der Aufbau einer Hausmarke – z.B. in Koope-

ration mit anderen Betrieben – kann ein hohes Dif-

ferenzierungspotenzial bieten, wie z.B. das Label

„Obst vom Bodensee“ zeigt. Die Einführung alter-

nativer Vertriebsformen wie die Direktvermarktung

von Produkten über einen Bauernhofladen, eine

vertikale oder horizontale Kooperation in Einkauf,

Absatz (z.B. die Zusammenarbeit mit einem Groß-

kunden), Produktion oder eine gemeinsame Nut-

zung von Betriebsmitteln (z.B. Maschinenring) sind

ebenfalls Maßnahmen, sich vom Wettbewerb ent-

sprechend abzusetzen.

Der Preis allein wäre hingegen im Pflanzenanbau

kein geeignetes Differenzierungsmerkmal. Er

hängt im Pflanzenanbau eng von der jeweils er-

zeugten Produktqualität und der Ubiquität des Pro-

duktangebots ab. Je höher die Qualität bzw. je sel-

tener ein Produkt ist, desto höher kann der erzielte

Preis sein. So sind Bioprodukte im Vergleich zu kon-

ventioneller Ware teilweise um mehr als 60% teu-

rer.

In Deutschland bieten Boden und Klima in vielen

Regionen nicht unbedingt die besten Vorausset-

zungen für einen globalen Wettbewerb. Die Exis-

tenzsicherung erfordert deshalb eine möglichst

kostengünstige Erzeugung pflanzlicher Produkte.

Insofern sollten grundsätzlich die bestehenden

Strukturen auf den Prüfstand gestellt werden. Die

Nutzung von Marktchancen bedeutet auch eine

konsequente weitere Optimierung der Betriebs-

strukturen. So gibt es oft Immobilien, deren Nut-

zung bzw. Umnutzung ertragssteigernd wirken

könnte. Tragfähige Betriebszweige müssen mo-

dernisiert, nicht mehr rentable Produktionen ein-

gestellt werden.

39 BMEL (Hrsg.): Einkaufs- und Ernährungsverhalten in Deutschland, TNS-Emnid-Umfrage des BMEL, 17.1.2014.

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Chancen und Risiken

Chancen auf verbesserte Absatzmöglichkeiten er-

geben sich durch eine Konzentration auf den Anbau

von Nischenprodukten, Spezialitäten oder Biopro-

dukten – beispielsweise durch Züchtung exotischer

oder alter, vom Aussterben bedrohter Obst- und

Gemüsesorten oder im Weinbau durch Anbau be-

sonderer Rebsorten, die geschmacklich und durch

ihre Resistenz gegen Krankheiten/Schädlingsbefall

überzeugen (B Abbildung 17, S. 31 ) . Bioprodukte

haben eine höhere Wertschöpfung als konventio-

nell erzeugte Produkte.

Auch die Erweiterung bzw. Verlängerung der Wert-

schöpfungskette durch Integration von Weiterver-

arbeitung und Konfektionierung/Verpackung und

Vermarktung (über Hofladen und Webshop) selbst

erzeugter Produkte im eigenen Betrieb bietet Chan-

cen. Potenziale ergeben sich auch weiterhin durch

den Anbau nachwachsender Rohstoffe bzw. durch

Investitionen in erneuerbare Energien (insbeson-

dere Fotovoltaik, Biogas, Windkraft) als ergänzen-

den Betriebszweig. Verwiesen sei auf die im Rah-

men des EEG angebotenen Förderprogramme. Bei

zusätzlichem Betrieb von Forstwirtschaft kann das

dort anfallende Holz zu Pellets für Kaminöfen/Pelle-

theizungen aufbereitet werden. Allerdings sind auf-

grund der Diskussion um Feinstaubbelastungen

sämtliche Holzheizungsarten in die Kritik geraten,

sodass zurzeit nicht absehbar ist, ob der Gesetzge-

ber (zusätzliche) Auflagen entwickelt.

Chancen können sich auch über die Nutzung des

eigenen Maschinenparks z.B. für die Durchführung

von Auftragsarbeiten von Kommunen, privaten Un-

ternehmen und Haushalten ergeben wie einen Win-

terdienst, Grünflächenpflege und Transporte für

private Unternehmen oder den Fremdeinsatz/

Verleih von Maschinen über Maschinenringe.

Je nach Region und Standort des Betriebes bietet

sich als zusätzliche Einkommensquelle die Einrich-

tung eines Pensionsbetriebes unter dem Motto „Ur-

laub auf dem Bauernhof“ an. Investitionen in den

Bereichen Urlaub auf dem Bauernhof, Direktver-

marktung und in sonstige landwirtschaftsnahe

Dienstleistungen werden zudem staatlich geför-

dert. Bei rund 20.000 landwirtschaftlichen Betrie-

ben in Deutschland kann man Urlaub auf dem Bau-

ernhof machen. Die Zahl der Gäste liegt jährlich bei

etwa 4,5 Mio. Der Umsatz mit Übernachtung und

Verpflegung auf Bauernhöfen liegt jährlich bei rund

1,1 Mrd. €.40

Abbildung 17:Chancen und Risiken des Pflanzenanbaus

Chancen Risiken

Konzentration bzw. Spezialisierung auf Nischen-/Bioprodukte

Abhängigkeit von staatlichen Direktzahlungen/Subventio-nen

Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit durch steigende Betriebs-größe

Unerwartete Änderungen der Agrarpolitik/Rahmenbedin-gungen

Verlängerung der Wertschöpfungskette (selbst erzeugte Pro-dukte, Hofladen, Webshop, Freizeitangebote)

Ungünstige Vegetationsbedingungen (ungenügende Bo-denqualität, Dauernässe, Frühjahrskälte, extreme Hitzeetc.); Auswirkungen des Klimawandels

Horizontale Kooperationen bei Einkauf, Erzeugung und Absatzdurch Erzeugerabsatzgemeinschaften und -genossenschaften

Nachfragerückgänge durch Skandale (Bakterien/Pestizide/Chemikalien in Obst und Gemüse, Weinpanscherei etc.)

Vertikale Kooperationen mit Großabnehmern (Handelsketten,Gastonomie etc.)

Zu geringe Betriebsgöße im Wettbewerb

Erh. der Wettbewerbsfähigkeit durch steigende Betriebsgröße Hohe Volatilität der Erzeugerpreise

Erneuerbare Energien (Biogas, Fotovoltaik, Windkraft) Steigende Preise bei Betriebsmitteln

Kostenersparnis/Produktivitätsgewinn durch Smart Farming Wechselkursschwankungen zwischen Euro und US-Dollarim Außenhandel

Importrestriktionen in Drittländern (z.B. Russland)

Haftungsrisiken (verschuldete Umweltschäden)

Überkapazitäten im Markt

Pflanzenkrankheiten, Schädlingsbefall

Quelle: eigene Recherchen

Insbesondere für Existenzgründer lohnt es sich, In-

formationen über die vielfältigen Förderungsmög-

lichkeiten im Rahmen des Pflanzenanbaus und der

Vermarktung seiner Erzeugnisse einzuholen. Ver-

40 DBV (Hrsg.): Situationsbericht 2015/16, Trends und Fakten zur Landwirtschaft, Berlin, Dezember 2015.

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wiesen sei unter anderem auf die ELER-Förderung,

die Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe,

Niederlassungen von Junglandwirten, die Verarbei-

tung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeug-

nisse etc. bezuschusst, oder die Förderung im Rah-

men von Cross Compliance.

Chancen insbesondere für kleine und mittelständi-

sche Betriebe liegen auf jeden Fall in Kooperatio-

nen bei Einkauf, Erzeugung und Absatz (z.B. Erzeu-

gerverkaufsgemeinschaften, Erzeugergenossen-

schaften/genossenschaftliche Vermarktung). Eine

Kooperation z.B. mit Großverbrauchern kann eine

gewisse Stabilität im Absatz bieten. Die Mitglied-

schaft in einem Maschinenring kann mit einer Kos-

tenentlastung bei den Betriebsmitteln verbunden

sein.

Risiken liegen zunächst einmal in der noch vorhan-

denen, nicht unbeträchtlichen Abhängigkeit von Di-

rektzahlungen/Subventionen, deren schrittweiser

Abbau nun dazu führt, dass aufgrund der ohnehin

eher geringen Margen die Überlebensfähigkeit vie-

ler Betriebe auf dem Prüfstand steht. Davon betrof-

fen sind insbesondere klein- und mittelständische

Pflanzenanbaubetriebe.

Marktrisiken ergeben sich zudem aus den Wechsel-

kursschwankungen zwischen Euro und US-Dollar

beim Export in Drittländer oder aufgrund von Billi-

gimporten nach Deutschland.

Weiterhin besteht ein nicht zu unterschätzendes

Preisrisiko, das unter Umständen Investitionen

bremst. Hier stehen auf der einen Seite sowohl Mis-

sernten aufgrund von schlechten Klima- und Witte-

rungsbedingungen als auch Schädlingsbefall/

Pflanzenkrankheiten und auf der anderen Seite

kräftige Preisschwankungen aufgrund der weitgeh-

enden Öffnung der Agrar-Binnenmärkte für den

Weltmarkt im Vordergrund. Die Volatilität der Er-

zeugerpreise für Agrarprodukte und damit das

Preisrisiko der Landwirte hat erheblich zugenom-

men, wobei es aber schon möglich ist, sich gegen

sinkende Preise für einige Erzeugnisse bei Spar-

kassen und Banken abzusichern.

Nicht abzuschätzen sind ungünstige Vegetations-

bedingungen sowie die Auswirkungen des Klima-

wandels: Geänderte Temperaturen oder Änderun-

gen der Wasserversorgung ziehen andere Wachs-

tumsbedingungen nach sich. Mehr Wetterextreme

führen zu Ertragsschwankungen und Ernteausfäl-

len. Auf jeden Fall zieht der Klimawandel auch eine

stärkere Nachfrage nach erneuerbaren Energien

und nachwachsenden Rohstoffen nach sich.

Risiken können in den Anforderungen von Cross

Compliance liegen, wenn die Verpflichtungen nicht

eingehalten werden. Dies kann mit bis zu 125% der

Greening-Prämie des Betriebes sanktioniert wer-

den.

Ein weiteres Risiko ist die Haftung für verschuldete

Schäden wie bspw. von Nitrateinträgen in Binnen-

gewässer oder aus Bodeneinträgen von Schwerme-

tallen, Dünger etc. Entsprechende Regelungen fin-

den sich in der Düngemittelverordnung, der Dün-

geverordnung und dem Gentechnikrecht (Vorsor-

gepflicht). Generell ist von einer weiteren Verschär-

fung der Haftung auszugehen.

News, Trends, Prognosen

Der DBV lehnt eine Halbzeitüberprüfung der Agrar-

reform von 2013 im kommenden Jahr ab. Er erwarte

bis 2020 Verlässlichkeit und Stabilität der be-

schlossenen Reformen. Der Erhalt einer flächen-

deckenden Landwirtschaft in der EU wie auch die

Beibehaltung einer einheitlichen entkoppelten Flä-

chenprämie bleiben eine wichtige agrarpolitische

Zielsetzung. Allerdings lehnt der DBV produktions-

gekoppelte Beihilfen, wie sie in den meisten ande-

ren EU-Ländern zumindest noch teilweise ange-

wandt werden, ab. Die Landwirtschaft ist aber laut

DBV gegenüber Veränderungen, die praxistauglich

sind, einen Nutzen für Verbraucher, Landwirtschaft

und Ressourceneffizienz bringen sowie die Wett-

bewerbsstärke der deutschen Landwirtschaft nicht

infrage stellen, aufgeschlossen.41

Produkte aus dem Pflanzenanbau erfreuen sich bei

den Deutschen einer ungebrochenen Beliebtheit:

Wie Untersuchungsergebnisse des vom BMEL in

Auftrag gegebenen Lebensmittelreports 2016

„Deutschland wie es isst“ zeigen, sind Obst und Ge-

müse nach wie vor die am häufigsten verzehrten

Lebensmittel. 65% der Bundesbürger essen täglich

und 11% sogar mehrmals täglich Obst und Gemüse.

An zweiter Stelle folgen Milchprodukte und an drit-

ter Stelle Fleisch oder Wurst.42

41 „Ruckwied lehnt Abschaffung von EU-Direktbeihilfen ab“, in: proplanta (www.proplanta.de), Nachrichten vom 4.2.2016.

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Der Umsatz der Naturkostläden legte 2015 trotz

wachsender Konkurrenz durch Biosortimente in

klassischen Supermärkten und Discountern um gut

11% auf rund 3 Mrd. € zu. Das geht größtenteils auf

das Konto der weiter gestiegenen Nachfrage nach

Biolebensmitteln. Dabei blieb die Zahl der Läden im

vergangenen Jahr relativ stabil. Bei den Neueröff-

nungen geht der Trend zu immer größeren Biola-

denflächen von jeweils über 100 qm.43

Laut Statistischem Bundesamt und BMEL haben die

Landwirte in Deutschland auf knapp 5,5 Mio. ha

Wintergetreide für das Erntejahr 2016 ausgesät;

damit liegt die Aussaatfläche nur geringfügig um

0,2% über der Anbaufläche des Vorjahres. Von der

gesamten Aussaatfläche für Wintergetreide entfal-

len auf die bedeutendste Getreideart, Winterweizen

(inkl. Dinkel und Einkorn), gut 58%, was gegenüber

2015 0,3% mehr sind. Auf Wintergerste kommen

gut 23% (+3,8%). Die Aussaatfläche für Winterraps

hat ebenfalls einen Anteil von gut 23% (+0,7%).

Winterroggen und Wintermenggetreide belegen

gut 10% (-5,7%), Triticale wenig mehr als 7%

(-2,9%) und Getreide zur Ganzpflanzenernte 1,7%

(-12,4%).44

Nach weltweit guten Ernteergebnissen in 2015 wer-

den auch in der kommenden Saison hohe Produk-

tionsmengen bei Getreide und Ölsaaten erwartet.

Der Internationale Getreiderat schätzt aktuell die

weltweite Weizenproduktion auf 731 Mio. Tonnen.

Bei gleichen Verbrauchs- bzw. Konsumzahlen neh-

men die Weizenüberhänge damit auf 213 Mio. Ton-

nen zu. Die weltweite Maisproduktion wird auf 959

Mio. Tonnen geschätzt, die Überhänge hier auf 196

Mio. Tonnen. Für die Sojabohnenbestände ergeben

sich weltweilt 44 Mio. Tonnen, wobei die Produktion

voraussichtlich 322 Mio. Tonnen beträgt. Die glo-

balen Getreideüberhänge sind auf das höchste Ni-

veau seit 30 Jahren gestiegen. Unsicherheitsfakto-

ren der Schätzung sind neben dem Wetter die Ab-

satzentwicklung in China, das Abnehmer für den

größten Teil der Mais- und Bohnenexporte ist.45 Bei

Raps ist die neue Ernte preiswerter als Ware aus der

laufenden Ernte. Die Gründe dafür liegen in hohen

Produktionsmengen und der Unsicherheit über die

Absatzentwicklung in China.46 Niedrige Rohölpreise

erzeugen auch auf Öle aus Soja, Raps und sonstige

ölhaltige Pflanzen einen Preisdruck, da diese Öle

nicht nur in der Ernährung Verwendung finden, son-

dern auch für eine Reihe technischer und sonstiger

Anwendungen – unter anderem zur Herstellung von

Biodiesel, Anstrichfarben, Spachtelmassen und in

Kosmetik- und Körperpflegemitteln – genutzt wer-

den. Die Preise bleiben niedrig oder sinken weiter.47

Der Branchendienst der Sparkassen-Finanzgruppe

prognostiziert für das laufende Jahr 2016 sowohl

im Anbau einjähriger als auch mehrjähriger Pflan-

zen jeweils ein leichtes Umsatzplus gegenüber dem

Vorjahr. Nähere Informationen und Daten dazu ent-

halten die beiden BranchenPrognosen des Bran-

chendienstes der Sparkassen-Finanzgruppe.

42 „Obst und Gemüse sind am häufigsten verzehrte Lebensmittel“, in: proplanta (www.proplanta.de), Nachricht vom 4.2.2016.43 „Naturkostläden erreichen Drei-Milliarden-Umsatzmarke“, in: proplanta (www.proplanta.de), Nachricht vom 5.2.2016.44 „Vorläufige Herbstaussaatflächen für die Ernte 2016“, in: Statistisches Bundesamt, BMEL, Pressemeldung vom 21.12.2015.45 „Hohe Bestände belassen Preise im Keller“, in: Syngenta, Maintal, Pressemitteilung vom 27.1.2016.46 „Raps wird zur neuen Ernte billiger“, in: Syngenta, Maintal, Pressemitteilung vom 3.2.2016.47 „Rohölmarkt schlägt Wellen“, in. Syngenta, Maintal, Pressemitteilung vom 20.1.2016.

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GlossarB Ackerbaubetriebe: Auf Getreide, Hülsenfrüch-

te, Kartoffeln, Zuckerrüben, Handelsgewächse,

Feldgemüse, Futterpflanzen, Sämereien und

Hopfen spezialisierte Betriebsform (Anteil der

aufgeführten Produkte am gesamten SO [s. un-

ter „SO“] des Betriebes größer als zwei Drittel).B Agrarstrukturerhebung: Die Agrarstrukturer-

hebung wird abwechselnd als Vollerhebung und

Stichprobenbefragung durchgeführt. 1999 und

2010 wurden die Merkmale der Agrarstruktur-

erhebung im Rahmen der umfangreicheren

Landwirtschaftszählung mit erhoben.B AK: Die Arbeitskräfte setzen sich aus den nicht

entlohnten AK (nAK) und den Lohnarbeitskräf-

ten zusammen. Eine AK entspricht einer vollbe-

schäftigten Person.B Baumobst: Ertragsfähige und noch nicht er-

tragsfähige Flächen mit Obstbäumen, wobei

Baumobst die Hauptnutzung darstellt. Hierzu

zählen unter anderem Äpfel, Birnen, Kirschen,

Zwetschgen und Pflaumen, Pfirsiche, Mirabellen

und Renekloden, Aprikosen. Walnüsse werden

ab 2010 unter der Position „Nüsse“ nachgewie-

sen.B Betriebsformen: Einteilung der Landwirtschaft

nach ihrem erwirtschafteten Einkommen durch

Ermittlung der Anteile landwirtschaftlicher Er-

zeugnisse am Standard-Output (siehe „SO“), die

als geldwerte Bruttomarktleistung landwirt-

schaftlicher Erzeugnisse definiert sind. Die Pro-

duktionszweige des Pflanzenanbaus grenzen

sich insofern wie folgt ab:

B Ackerbau (Getreide, Hülsenfrüchte, Kartof-

feln, Zuckerrüben, Handelsgewächse, Feld-

gemüse, Futterpflanzen, Sämereien, Hop-

fen): >2/3 des SOB Gartenbau (Gartenbauprodukte ohne Baum-

schulerzeugnisse): >2/3 des SOB Dauerkulturen (Rebanlagen und Obstanla-

gen): Wein- und Obstbau: >2/3 des SO, sons-

tige Dauerkulturen (Hopfen, Spargel): ≤2/3

des SO.B BLE: Bundesverband Lohnunternehmen e.V.,

Suthfeld-Riehe.B BMEL: Bundesministerium für Ernährung und

Landwirtschaft, Berlin und Bonn.B Corn-Cob-Mix: Amerikanische Bezeichnung für

ein Mais-Spindel-Gemisch, das mit dem Pflück-

drescher geerntet und danach im Silo eingela-

gert wird.B Cross Compliance: Die Verknüpfung von Prä-

mienzahlungen mit der Einhaltung von Umwelt-

standards (im weiteren Sinne). Entfallen sind

unter anderem die Klärschlamm-Richtlinie oder

Teile der Vorgaben für Natura 2000 (Schutzge-

biete innerhalb der EU nach Maßgabe der Fau-

na-Flora-Habitat- bzw. FFH-Richtlinie), neu auf-

genommen wurden unter anderem die Wasser-

rahmenrichtlinie, die Pflanzenschutz-Anwen-

dungsrichtlinie und Mindestvorgaben zur In-

standhaltung von Flächen.B Dauergrünland: Dauergrünland, auch Grund-

futterflächen genannt, sind Flächen, die eine

kurzrasige Vegetation als Dauerkultur tragen,

die auf mindestens fünf Jahre angelegt ist. Man

unterscheidet in Wiesen und Weiden, ertrags-

armes Dauergrünland (z.B. Hufungen, Weiden)

und aus der landwirtschaftlichen Erzeugung ge-

nommenes Dauergrünland.B Dauerkulturbetriebe: Auf Weinbau (Rebanla-

gen), Obstbau und sonstige Dauerkulturen

(Hopfen, Spargel) spezialisierte Betriebe. Nach

der EU-Typologie sind auch Baumschulen Dau-

erkulturbetriebe.B DBV: Deutscher Bauernverband, Berlin.B dt: Gesetzliche Einheit „Dezitonne“. Sie ent-

spricht 100 Kilogramm.B EEG: Das am 1.4.2000 in Kraft getretene Erneu-

erbare-Energien-Gesetz.B EGE: Die europäische Größeneinheit ist ein

Maßstab für die Betriebsgröße eines landwirt-

schaftlichen Betriebs. Eine EGE entspricht der-

zeit einem Produktionswert von 1.200 € je ha

landwirtschaftlich genutzter Fläche.B ELER: Der Europäische Landwirtschaftsfonds

für die Entwicklung des ländlichen Raums bildet

die Grundlage für die Förderung der ländlichen

Räume durch die EU. Er ergänzt unter anderem

die Instrumente der GAP. Ziele des Fonds sind

die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der

Landwirtschaft, die Gewährleistung der nach-

haltigen Bewirtschaftung der natürlichen Res-

sourcen und des Klimaschutzes sowie die aus-

gewogene räumliche Entwicklung der ländli-

chen Wirtschaft und der ländlichen Gemein-

schaften, einschließlich der Schaffung und des

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Erhalts von Arbeitsplätzen. Schwerpunkte der

ELER-Förderung sind bis 2020 in Deutschland

unter anderem insbesondere die Themen För-

derung land-/forstwirtschaftlicher Ökosysteme

(knapp 46% der Mittel), Arbeitsplatzförderung

und ländliche Entwicklung (knapp 26%) und

Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit land-

wirtschaftlicher Betriebe (knapp 15%).B Energiepflanzen: Raps/Pflanzenöl zur Gewin-

nung von Biodiesel/Pflanzenöl, Zuckerrüben

und Getreide für Bioethanol, Mais und Getreide

für Biogas u.a. Agrarholz und Miscanthus für

Festbrennstoffe (s. auch „Industriepflanzen“).B Esparsette: Die Saat- oder Futter-Esparsette

findet insbesondere als Trockenfutterpflanze

oder als Pflanze zur Bodenverbesserung Ver-

wendung.B FNR: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe

e.V., Gülzow-Prüzen.B GAK: Die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe

„Verbesserung der Agrarstruktur und des Küs-

tenschutzes“ als das zentrale Instrument der

nationalen Agrarstrukturpolitik gibt für viele

Maßnahmen den nationalen Förderrahmen vor

und bildet den inhaltlichen und finanziellen

Kern vieler Länderprogramme. Ziel der Förde-

rung ist eine leistungsfähige, auf künftige An-

forderungen ausgerichtete und wettbewerbsfä-

hige Land- und Forstwirtschaft, vitale ländliche

Räume sowie die Verbesserung des Küsten-

schutzes. Die breite Palette der Agrarstruktur-

und Infrastrukturmaßnahmen deckt in weiten

Teilen den Anwendungsbereich der ELER-Ver-

ordnung ab. Die meisten GAK-Maßnahmen kön-

nen mit ELER-Mitteln aus Brüssel verstärkt wer-

den.B GAP: Gemeinsame Agrarpolitik.B Gartenbaubetriebe: Auf Gemüse, Erdbeeren im

Freiland und unter Glas, Blumen und Zierpflan-

zen im Freiland und unter Glas und Baumschu-

len spezialisierte Betriebsform (Anteil der auf-

geführten Produkte am gesamten SO [s. unter

„SO“] des Betriebes größer als zwei Drittel).

Baumschulen sind nach EU-Typologie Dauer-

kulturbetriebe.B Greening: Greening besteht aus 3 Maßnahmen

bzw. Verpflichtungen: der Anbaudiversifizie-

rung (mind. 3 Ackerkulturen; Hauptkultur max.

75% pro Jahr), dem Dauergrünlanderhalt (ab-

solute Veränderungssperre in FFH-Gebieten,

d.h. in speziellen europäischen Natur- und

Landschaftsschutzgebieten; allgemeine Ge-

nehmigungspflicht für Grünlandumwandlung;

in der Regel Pflicht zur Wiederanlage an anderer

Stelle) und den ökologischen Vorrangflächen

(mind. 5% aller Ackerflächen, ausgenommen

Dauergrünland und Dauerkulturen; der Land-

wirt wählt aus einer Liste von Anwendungsmög-

lichkeiten). Rund 30% der Direktzahlungen ent-

fallen auf die Greening-Prämie (etwa 85 €/ha).

Eine Freistellung vom Greening kann erfolgen,

wenn der Anteil von Grünland und Leguminosen

auf dem Acker mehr als 75% der Ackerfläche

beträgt. Ökolandbau ist „green by definition“.

Die Verpflichtung zur Anbaudiversifizierung be-

zieht sich grundsätzlich nur auf Ackerflächen,

nicht auf Dauerkultur- und Dauergrünlandflä-

chen.B GVO: Gentechnisch veränderter Organismus.B ha: Hektar = 10.000 qm.B Handelsgewächse: Handelsgewächse sind Ölf-

rüchte (Raps und Rübsen, Öllein, Körnerson-

nenblumen, andere Ölfrüchte wie Körnersenf,

Sojabohnen u.a.), Hopfen, Tabak, Rüben und

Gräser zur Samengewinnung, Heil- und Gewürz-

pflanzen und andere Handelsgewächse (Zicho-

rie, Hanf, Hirse, Buchweizen, Kanariensaat, Roll-

rasen u.a.).B Haupterwerbsbetrieb: Landwirtschaftlicher

Betrieb als Einzelunternehmen oder Personen-

gesellschaft mit 16 und mehr EGE bzw. ab

50.000 € SO und mindestens einer Voll-Arbeits-

kraft (AK). Das Einkommen des Betriebsinha-

bers (und gegebenenfalls seines Ehegatten) aus

betrieblichen Quellen ist im Haupterwerbsbe-

trieb höher als das Einkommen aus außerbe-

trieblichen Quellen. Das Gegenstück ist der Ne-

benerwerbsbetrieb. Die Typisierung in Haupt-

und Nebenerwerb erfolgt nur für Betriebe in der

Rechtsform eines Einzelunternehmens.B Haus- und Nutzgärten: Gartenflächen, auf de-

nen für den eigenen Bedarf Gartenbauerzeug-

nisse (Obst, Gemüse, Zierpflanzen) oder Kartof-

feln angebaut werden, auch Grabeland auf dem

Acker außerhalb der Fruchtfolge. Nicht zu den

Haus- und Nutzgärten rechnen die Flächen des

Feldgemüsebaus und des Erwerbsgartenbaus

sowie private Parkanlagen, Rasenflächen und

Ziergärten.B hl: Hektoliter = 100 l.B Industriepflanzen: Raps (zur Gewinnung von

technischem Rapsöl), Kartoffeln (Industriestär-

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ke), Zuckerrüben (Industriezucker), Lein (Lein-

öl), Sonnenblumen (Sonnenblumenöl), Heilstof-

fe (Arznei/Medikamente, Tee etc.), Pflanzenfa-

sern (Textilien) sowie Farbstoffe (z.B. Textilfar-

be) (s. auch „Energiepflanzen“).B Juristische Person: Betrieb in der Hand einer

juristischen Person (unter anderem GmbH, eG).B Klein- und Nebenerwerbsbetrieb: Betrieb mit

8 bis 16 EGE oder weniger als einer Arbeitskraft

(AK) bzw. ein Betrieb unter 50.000 SO oder we-

niger als einer Voll-Arbeitskraft (AK).B Landwirtschaftlicher Betrieb: Ein landwirt-

schaftlicher Betrieb liegt erst vor, wenn eine Ab-

grenzung von einer Freizeitbetätigung klar er-

kennbar ist. Dabei muss die Betätigung in einem

solchen Betrieb eindeutig auf eine Gewinner-

zielung gerichtet sein. Für die landwirtschaftli-

che Betätigung ist unter anderem eine Ausstat-

tung mit ausreichender Fläche erforderlich.B LF: Landwirtschaftlich genutzte Fläche: Summe

aus landwirtschaftlicher Ackerfläche, Dauer-

grünland, landwirtschaftlicher Dauerkulturflä-

che (Wein, Obst, Hopfen), Grundfläche Garten-

gewächse und sonstiger LF.B Luzerne: Luzerne ist eine der wichtigsten und

ertragsstärksten Futterpflanzen, die als Frucht-

folgeglied zur Bodenverbesserung und als Fut-

terpflanze angebaut wird.B Marktobstbau: Der Marktobstbau umfasst

Obstanlagen bzw. Obstflächen, auf denen

Baumobst in Hauptnutzung angebaut ist. In der

Regel wird die Ernte ganz oder zum überwie-

genden Teil zum Verkauf kommen.B Miscanthus: Miscanthus, auch Chinaschilf oder

Elefantengras genannt, findet als nachwachsen-

der Biorohstoff Verwendung unter anderem im

Gartenbau als Torfersatz, bei der Energieerzeu-

gung als Brennstoff, in der Bauindustrie

(Dämmplatten/Schüttdämmung, Windschutz-

matten, Dachdeckung, Beimischung im Lehm-

bau für Wände) und in der Zellstoffindustrie als

Verpackungsmaterial.B Modulation: Seit der EU-Agrarreform von 2003

bestand bis 2013 eine obligatorische Modulati-

on (Kürzung) der EU-Direktzahlungen – die Mit-

gliedstaaten waren verpflichtet, eine Modulati-

on der Direktzahlungen durchzuführen. Ab dem

laufenden Jahr bleiben die Direktzahlungen von

vornherein um die Modulationsmittel gekürzt.B Obstanlagen: Als Obstanlagen zählen die er-

tragsfähigen und noch nicht ertragsfähigen An-

lagen von Obstbäumen und Beerensträuchern

sowie Nüssen ohne Unterkultur oder mit Unter-

kultur, wenn Obst die Hauptnutzung darstellt.

Nicht zu den Obstanlagen rechnen reine Erd-

beeranlagen, Obstanlagen auf Äckern, Wiesen

und Weiden, bei denen die Hauptnutzung die

landwirtschaftlichen Feldfrüchte oder der Fut-

terertrag (Gras, Heu) bilden, sowie der Obstbau

in Haus- und Kleingärten für den Eigenbedarf

der Gartenbesitzer.B Ökologischer Landbau: Hierzu werden alle

landwirtschaftlichen Betriebe gezählt, die als

Ganzes oder mit einem abgegrenzten Betriebs-

teil dem Kontrollverfahren der EU-Öko-Verord-

nung unterliegen. Mit der „Verordnung (EG) Nr.

834/2007 des Rates vom 28.6.2007 über die

ökologische/biologische Produktion und die

Kennzeichnung von ökologischen/biologischen

Erzeugnissen und zur Aufhebung der Verord-

nung (EWG) Nr. 2092/91“ sowie deren Durch-

führungsverordnungen werden die Mindestan-

forderungen für Erzeugung und Kontrolle von

Ökoprodukten festgelegt. Die EU-Öko-Verord-

nung schreibt genau vor, wie Erzeugnisse, die

als „ökologisch“ oder „bio“ vermarktet werden

sollen, produziert werden müssen und welche

Stoffe dabei zulässig sind. Auch die Kennzeich-

nung der Produkte ist vor dem Hintergrund der

Transparenz für die Verbraucher genau defi-

niert.B Prämienzuschlag für Junglandwirte: Gewäh-

rung eines Prämienzuschlags für alle Landwirte,

die im Antragsjahr nicht über 40 Jahre alt sind

und die erstmals einen landwirtschaftlichen Be-

trieb übernommen haben, für max. fünf Jahre

nach Betriebsübergabe.B Silomais: Mais, der zur Bereitung von Maissila-

ge als Futtermittel oder Biogassubstrat ange-

baut wird (Energiemais).B SO: Die bisher im BMEL-Testbetriebsnetz ver-

wendeten Standarddeckungsbeiträge (SDB)

wurden ab dem Wirtschaftsjahr 2010/11 durch

Standard-Outputs (SO) ersetzt. Wesentlicher

Unterschied ist, dass die in den SDB in Ansatz

gebrachten variablen Kosten bei den SO-Wer-

ten nicht mehr berücksichtigt werden. Die SO

sind definiert als geldwerte Bruttomarktleis-

tung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Infolge

der Umstellung auf SO gibt es teilweise deutli-

che Veränderungen bzw. Verschiebungen zwi-

schen den verschiedenen Betriebsformen. Auch

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die Abgrenzung zwischen Haupt- und Nebener-

werb hat sich verändert. So gelten jetzt alle Be-

triebe ab 50.000 € SO (vorher 16 EGE) und min-

destens einer Vollarbeitskraft als Vollerwerbs-

betriebe.B Triticale: Triticale ist eine Getreidesorte aus der

Kreuzung von Weizen und Roggen, die die An-

spruchslosigkeit und Robustheit von Roggen

mit der hohen Qualität von Weizen verbinden

soll.B VDMA Landtechnik: Verband Deutscher Ma-

schinen- und Anlagenbau, Fachverband Land-

technik, Frankfurt/M.B Wirtschaftsjahr (WJ): Wirtschaftsjahr in der

Landwirtschaft (jeweils 1. Juli bis 30. Juni).B WTO: Word Trade Organization (Welthandels-

organisation), Genf/Schweiz.B Zuckermarktordnung: Der EU-Zuckermarkt

wird seit 1968 durch eine gemeinsame Markt-

ordnung geregelt, die 2006 reformiert wurde.

Ziel der Maßnahmen ist es, die hohe Volatilität

auf dem Weltmarkt nicht auf die heimischen Er-

zeuger und Verbraucher durchschlagen zu las-

sen. Dafür wurde zum einen ein Quotensystem

geschaffen, das die Gemeinschaftserzeugung

mengenmäßig regelt, zum anderen werden Ein-

fuhren zu niedrigen Preisen mit Zöllen belegt.

Die Zuckermarktordnung verpflichtet die Zu-

ckerhersteller, den Rübenanbauern für Rüben,

die zur Quotenzucker-Herstellung benötigt

werden, mindestens den vom Agrarministerrat

festgelegten Rübenmindestpreis zu zahlen. Der

sogenannte Referenzpreis für Zucker ist im Ge-

gensatz zum Rübenmindestpreis kein Garantie-

preis, sondern gibt das Binnenmarktpreisni-

veau an, das aus Sicht der Kommission nicht un-

terschritten werden sollte. Fällt der Binnen-

marktpreis dennoch unter dieses Niveau, kann

die Kommission bestimmte Maßnahmen zur

Preisstützung ergreifen. Die Quotenregelung

für Zucker läuft 2017 aus.B „Zweite Säule“ der GAP: Neben der „ersten Säu-

le“ der GAP gibt es die Förderung aus dem Eu-

ropäischen Landwirtschaftsfonds für die Ent-

wicklung des ländlichen Raums (ELER). Ziel ist

es, mit der Förderung von Investitionen in der

Landwirtschaft die Wettbewerbsfähigkeit zu

verbessern, den Strukturwandel abzufedern

und daneben die nachhaltige Bewirtschaftung

natürlicher Ressourcen über Agrarumweltmaß-

nahmen und die Ausgleichszulage für benach-

teiligte Gebiete zu honorieren. Fördermittel

kommen seitens der EU aus dem ELER-Fonds (s.

„ELER“), vom Bund aus der GAK (s. „GAK“) und

aus Ländermitteln.

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