chemie • labor • biotech • pharma · kehrt und bin in die medien gegangen. die neue aufgabe...

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1. 2009 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Verlagspostamt: 2760 Pernitz / P.b.b./ 03Z035165 M CHEMIE REPORT CHEMIE • LABOR • BIOTECH • PHARMA DAS BRANCHENMAGAZIN .at Erschöpfte Minen oder Licht am Ende des Tunnels? Erschöpfte Minen oder Licht am Ende des Tunnels? Seltene, aber strategisch bedeutsame Elemente wie Indium, Gallium oder die Platin- metalle könnten knapp werden. Ein kluger Umgang und das Denken in Alternativen sind gefragt. Seltene, aber strategisch bedeutsame Elemente wie Indium, Gallium oder die Platin- metalle könnten knapp werden. Ein kluger Umgang und das Denken in Alternativen sind gefragt. © lorenzo puricelli – iStockphoto.com, Fabrizio Zanier – Fotolia.com (4)

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Page 1: CHEMIE • LABOR • BIOTECH • PHARMA · kehrt und bin in die Medien gegangen. Die neue Aufgabe bietet mir nun Gelegenheit, die beide Stränge meines bisherigen Be-rufslebens miteinander

1. 20092.3.4. 5 .6 .7.8.

Verlagspostamt: 2760 Pernitz / P.b.b. / 03Z035165 M

CHEMIEREPORTC H E M I E • L A B O R • B I O T E C H • P H A R M A

DAS BRANCHENMAGAZIN.at

Erschöpfte Minen oder Licht am Ende des Tunnels?

Erschöpfte Minen oder Licht am Ende des Tunnels?

Seltene, aber strategisch bedeutsame Elemente wie

Indium, Gallium oder die Platin-metalle könnten knapp werden.

Ein kluger Umgang und das Denken in Alternativen sind gefragt.

Seltene, aber strategisch bedeutsame Elemente wie

Indium, Gallium oder die Platin-metalle könnten knapp werden.

Ein kluger Umgang und das Denken in Alternativen sind gefragt.

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Aus dem Inhalt WIRTSCHAFT

US-Töchter von Lyondell Basell insolvent | Rottapharm steigt in die Biotechnologie ein |Kapazitätserweiterung bei Saltigo | Pfizer übernimmt Wyeth | Forscher fordern Einhaltung desForschungspfades | Übernahmegelüste bei Roche | Flexible Arbeitszeitmodelle bei BASF undBayer | Dionex eröffnet neue Räumlichkeiten | Neues von Bayer Crop Science. . . . . . . . . . 6

Die besten Sager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

SELTENE ELEMENTE

So manches strategisch bedeutsame, aber seltene Element, wird im Zuge seiner techni-schen Verwendung derart fein verteilt, dass die ökonomisch nutzbaren Reserven konti-nuierlich weniger werden. Hier wäre ein Aspekt von nachhaltigem Wirtschaften gefragt, der nur selten im Fokus steht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

CHEMIE IN ITALIEN

Die chemische Industrie hat in Italien eine große Vergangenheit. Durch den Strukturwandelder vergangenen Jahre haben die diversifizierten Großkonzerne ihre Strukturen bereinigt undPlatz für kleinere Unternehmen geschaffen, die spezialisiert, wendig – und oft in Familien-besitz sind. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

FORSCHUNG & ENTWICKLUNG

Der Bayer-Konzern präsentierte der Fachöffentlichkeit seine „Innovationsperspektive“. DerChemiereport war in Leverkusen mit dabei und informierte sich über Neuigkeiten aus derPharma-Pipeline, Strategien zur landwirtschaftlichen Ertragssteigerung und umweltfreund-liche Baumaterialien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

RECHT

Seit nunmehr einem Jahr sind die neuen Strafbestimmungen gegen Korruption undAmtsmissbrauch in Kraft. Die Regelungen werfen eine Menge Fragen auf. . . . . . . . . . . 24

INTERVIEW

Menschen der Industrie. Karl Zojer im Gespräch mit Rainer Wiesböck, F&E-Leiter der Donau Chemie AG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

PROTEOMIK

Die Seefelder Proteomik-Tagung zwischen Euphorie und Skepsis. . . . . . . . . . . . . . . . . 30

LIFE SCIENCES

Erweiterung des Vienna Biocenters | Smart Med entwickelt Blutzucker-Sensor | Nano-technologie in der Medizin | Mab Thera in der Leukämie-Behandlung | MagnetischeNanopartikel gegen Tumore | Akkreditierung von Quantas Analytics. . . . . . . . . . . . . . . 32

ANALYTIK

MS-Analysatoren in der Chromatographie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

VERFAHREN

Tribologie-Zentrum in Wiener Neustadt | CD-Labor für Brennstoffzellensysteme |Rohstoffe aus Ölsanden | Alternative Synthesewege für Chemikalien | OrganischeElektronik an der JKU. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

Für Sie gelesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45Neue Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 G r a m b a c h / G r a z · W i e n · L i n z

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Ein neues Gesicht begrüßt Sie an dieserStelle – ich habe mit Jahreswechsel dieChefredaktion des Chemiereports über-nommen. Und was ich dabei vorgefundenhabe, ist eine in Konzeption und Ausfüh-rung professionell gemachte Zeitschrift, dieein Niveau der journalistischen Ausein-andersetzung erreicht hat, das heute imBereich der Fachzeitschriften selten ist.Danke dafür an dieser Stelle an meinenVorgänger Markus ZwettlerFür mich persönlich ist dieser Schritt eineArt von Rückkehr. Ich habe nach dem Stu-dium der Chemie dieser den Rücken ge-kehrt und bin in die Medien gegangen. Dieneue Aufgabe bietet mir nun Gelegenheit,die beide Stränge meines bisherigen Be-rufslebens miteinander zu verbinden, wor-auf ich mich sehr freue.Der Chemiereport ist an der Schnittstellevon Wissenschaft und Wirtschaft, von for-schender Beschreibung der Natur, techni-scher Umsetzung und gesellschaftlicherRelevanz angesiedelt. Diese Position ge-stattet, Zusammenhänge zu betrachten,die allzu oft in ihre Teilaspekte zerfallen. Esgehört zum größten Unfug, der in der öf-fentlichen Diskussion rund um Wissen-schaft und Technik zuweilen verbreitetwird, Theorie und Praxis gegeneinanderauszuspielen. Das Herabsehen einer sichpragmatisch gebenden Haltung auf alleFormen der „Grundlagenforschung“, dienicht schon morgen in ein verkaufbaresProdukt münden, ist dabei ebenso zu beob-achten wie die Überheblichkeit einer „heh-ren Wissenschaft“ gegenüber allen Ansät-zen, die dem handelnden Menschen Bilderund Lösungen für seine Aufgabenstellun-gen in die Hand geben wollen.Als ob es eine Theorie gäbe, die nicht auseiner Praxis sublimiert wäre. Und als ob eseine Praxis gäbe, die nicht nach Prinzipienvorgehen würde. Aufgabe eines richtigverstandenen Wissenschaftsjournalismusmüsste es ja gerade sein, ein Verständnisfür den Zusammenhang der beiden zu er-zeugen und dieses der Öffentlichkeit anzu-bieten.Die Wissenschaft erzeugt Bilder der Welt,sie schafft Begrifflichkeiten und Regelwer-ke, die uns ein Stück Wirklichkeit auf eine

bestimmte Art zugänglich machen. DieseBilder sind gesellschaftlich wirksam, wennviele Menschen ihr Weltbild daraus formen,wenn sie diese Bilder als Orientierungs-punkte ihres eigenen Handelns verwenden.Menschliches Handeln ist technisch ver-mittelt. In unseren technischen Möglichkei-ten manifestiert sich ein wissenschaftlicherGedanke, wird in die Funktionalitäten undAbläufe des Alltags übersetzt, erhält einegesellschaftliche Position. Der Umgang mitIdeen aus der Wissenschaft in den Formender Technik lässt bestimmte Typen vonUnternehmen entstehen, erzeugt bestimm-te Märkte, bildet berufliche Rollenbilderheraus. Die technisch-wirtschaftliche Pra-xis wirkt wiederum auf die Wissenschaftzurück, indem sie Leitbegriffe, gesell-schaftliche Bedürfnisse, Sehnsüchte, Visio-nen bereithält, an denen sich die wissen-schaftliche Idee entzündet und orientiert.Die viel beschworene Innovation ist nichtsanderes als eine gelungene Koevolutiondieser beiden Pole.Chemiewirtschaft ist also das Handeln inFormen einer Technologie, die ihre Prinzi-pien der Wissenschaft Chemie entnimmt.Chemiewirtschaft ist gelebte Quantentheo-rie, gelebte organische Synthese, gelebteMolekulargenetik, gelebte Kinetik der Ma-kromoleküle.

Ich wünsche mir, dass der Chemiereportzum Verständnis dieses Angelpunkts bei-trägt und hege die Hoffnung, dass auf die-se Weise zwischen Wissenschafts- undWirtschaftsjournalismus kein wesentlicherUnterschied zu bestehen braucht.

Eine anregende Lektüre wünscht IhnenGeorg Sachs

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Chemiereport.at – Chemiereport.at – Das Magazin für Chemie, Labor und Biotechnologie. Internet: www.chemiereport.at / Medieninhaber,Verleger, Herausgeber Josef Brodacz, Kitzberg 6, 2761 Waidmannsfeld, Tel.: 06991/967 36 31, E-Mail: [email protected] /Chefredaktion: Mag. Georg Sachs / Redaktion: Dipl. Chem. Carola Hanisch, Harald Jung, Inge Kracht, Dr. Horst Pichlmüller, Dipl. Ing.Wolfgang Schweiger, Dr. Karl Zojer / Anzeigenleitung: Dipl. Ing. Martin Sellner, media sell Verlagsvertretungen, 1070 Kellermanngasse5/7, [email protected], Tel. 01 526 42 21 / Lektorat: Mag. Gabriele Fernbach / Layout, DTP: creativedirector.cc lachmair gmbh /Druck: Bauer Druck, Wien / Erscheinungsweise 8 x jährlich, Druckauflage 8.800 / Anzeigenpreisliste gültig ab 1. 1. 2006

EditorialWer neu ist, darf sich etwas wünschen.

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Medieninhaber (Verleger): Josef Brodacz, Kitzberg 6, 2761 Waidmannsfeld, Tel.: 06991/967 36 31, Blattlinie: Chemiereport.at versteht sich als unabhängige Plattform für Chemiewirtschaft, Forschung undBiotechnologie in Österreich und orientiert sich am Nutzen für die berufliche Praxis von Entscheidungsträgern in Wirtschaft,Wissenschaft und Politik.

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Lyondell Basell: Insolvenz nach US-Recht

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Am 6. Jänner beantragten die US-Niederlassungen des welt-weit drittgrößten Chemiekonzerns Lyondell Basell Gläubiger-schutz nach Chapter 11. Etwas Verwirrung herrschte im Gefolgedarüber, inwieweit die operativen Einheiten in Europa von dieserEntwicklung betroffen sind, da neben den amerikanischen Toch-terunternehmen auch die deutsche Basell Germany HoldingsGmbH in das Verfahren miteinbezogen wurde.

Der Konzern mit Headquarters in Rotterdam sah sich darauf-hin veranlasst, in einer Aussendung vom 8. Jänner festzuhalten,dass keinerlei Aktivitäten außerhalb der Vereinigten Staaten vondem Insolvenzverfahren betroffen seien. Die deutsche Gesell-schaft sei nur deswegen in das Chapter 11-Verfahren mit hinein-genommen worden, um von dem Finanzierungspaket, über dasmit den Gläubigern verhandelt wird, zu profitieren, und nicht,weil Insolvenz nach deutschem Recht bestehen würde.

Mit Chapter 11 wird die Möglichkeit nach US-amerikani-schem Insolvenzrecht bezeichnet, eine gerichtlich überwachteReorganisation und Restrukturierung der Verbindlichkeiten einesUnternehmens einzuleiten, während das operative Tagesgeschäftweiterlaufen kann.

Lyondell Basell war erst Ende 2007 durch die Übernahmeder amerikanischen Lyondell durch Basell, einer ehemals ge-meinsamen Tochter von BASF und Shell, entstanden. Der Kon-zern erzielte 2008 einen Umsatz von 55 Milliarden US-Dollarund steht im Eigentum der Access Industries Beteiligungsgesell-schaft.

In Channelview, Texas, sind zwei von Lyondell Basells Olefin-Werken angesiedelt –

das Unternehmen hat Insolvenz für seine amerikanischen Töchter beantragt.

Rottapharm steigt in die Biotechnologie einDer in Monza beheimatete Pharmahersteller Rottapharm hat von der

Lay Line Genomics SpA in Triest die Sparte Biotechnologie übernommen.Laut Firmenauskunft handelt es sich um die Vorbereitung einer strategi-schen Umorientierung, die die Einrichtung eines eigenen Geschäftszweigsin diesem Bereich vorsieht. Zu diesem Zweck ist vor Kurzem die Rotta-pharm Biotech Srl gegründet worden, die Forschungszentren am Stammsitzin Monza und im Laboratorium von Basovizza bei Triest umfasst. NachWorten von Vizepräsident Lucio Rovati konzentrieren sich die Anstrengun-gen vor allem auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-Apparats, an denenbereits seit Längerem auf traditionellem Wege geforscht wird. Jetzt gehe esdarum, einen Qualitätssprung herbeizuführen und in zwei Jahren innovati-ve Moleküle als Wirkstoffe für neue Therapieansätze zu entwickeln.

Auf dem Weg zum großen Pharma-Player. Die im Jahre 1961 von Lui-gi Rovati gegründete Rottapharm SpA hat seit der Übernahme der deut-schen Madaus Pharma im Jahre 2007 eine neue Dimension erreicht. Inzwi-schen verfügt das Familienunternehmen über 2.500 Mitarbeiter, 300Patente (Rheumatologie, Gynäkologie, Urologie, Gastroenterologie, Pneu-mologie, Psychiatrie, Onkologie) und eine kommerzielle Präsenz in welt-weit 85 Ländern. Neben dem Pharmabereich gibt es Aktivitäten in denSparten Köperpflege und Ernährung. Im abgelaufenen Geschäftsjahr warenein Umsatz von mehr als 600 Millionen Euro und ein Rohgewinn von 151Mio. Euro erzielt worden. Rund 10 % der Einnahmen werden regelmäßigfür Forschungs- und Entwicklungszwecke verwendet. Die Ziele für diekommenden fünf Jahre sind bereits gesteckt: Notierung an der MailänderBörse und Erreichung von 1 Mrd. Euro Jahresumsatz. Dazu sind Zukäufein Frankreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten geplant.

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Die Rottapharm Biotech Srl unterhält nun Forschungszentren am Stammsitz in

Monza und in Basovizza bei Triest.

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Die Saltigo GmbH, eine hundertprozentige Tochter des Spezialchemie-Konzerns LanxessAG, hat bei laufender Produktion die Kapazität einer Wirkstoffvorstufe für einen bedeuten-den Pharmahersteller erweitert. Dazu wurde eine Anlage in Leverkusen von 30 auf die drin-gend benötigten 50 Jahrestonnen ausgebaut. Die Maßnahmen beinhalteten Prozess- und An-lagenoptimierungen sowie eine Beschleunigung der prozessbegleitenden Analytik und führtennahezu zur Verdopplung der Kapazität.

Dr. Carsten Hesse, Leiter Manufacturing Strategy in der Business Line Pharma, betont:„Für unseren Kunden war es wichtig, dass die Versorgung während der Erweiterung gewähr-leistet war. Da es sich um eine komplexe mehrstufige Synthese mit sehr engen Spezifikations-grenzen und hohen Qualitätsanforderungen handelt, bedurfte dieses Projekt einer besondersexakten Planung. Umschlüsse und Einbindungen von Apparaten wurden so präzise vorberei-tet, dass der Output der Gesamtkette nicht unterbrochen wurde.“

Am Saltigo-Standort in Leverkusen stehen 15.000 m2 Produktionsfläche zur Verfügung.

Kapazitätserweiterung bei Saltigo

Pfizer übernimmt Wyeth

Die Saltigo GmbHDie Saltigo GmbH ist ein Anbieter auf dem Gebiet der Kundensynthese. Die 100-prozentigeTochter des Spezialchemie-Konzerns Lanxess AG gehört zu dem Segment Advanced Inter-mediates, das im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von 1,204 Milliarden Euro erzielte.Saltigo, mit Unternehmenszentrale in Langenfeld und Produktionsstätten in Leverkusen undDormagen, beschäftigt rund 1.400 Mitarbeiter weltweit. In Redmond,Washington, USA,betreibt die Lanxess Corporation einen weiteren Standort für Saltigo.

Pfizer wird seinen bisherigen Konkurrenten Wyeth im Rahmen eines 68 Millionen-Dollar-Deals übernehmen. Mit der Fusion wird Pfizer, schon bisher das weltgrößte Phar-maunternehmen, seinen Abstand gegenüber Mitbewerbern wie Glaxo Smith Kline oderSanofi-Aventis weiter ausbauen.

Branchenkenner analysierten, dass die Übernahme eine Reaktion auf den zunehmendenDruck auf Pfizer durch Generika-Hersteller – gerade auf dem amerikanischen Markt – unddas Auslaufen des Patentschutzes für den Cholesterin-Senker „Lipitor“ sein könnte. WieWyeth-CEO Bernard Poussot in einem Video-Statement festhielt, ist das Unternehmen vorallem wegen seiner führenden Stellung auf dem Gebiet der Biotechnologie und seiner Impf-stoff-Kompetenz für Pfizer interessant geworden. Pfizer-CEO Jeffrey Kindler sprach voneiner spannenden Chance, kündigte aber auch personelle Einschnitte an. Die beiden Unter-nehmen gehen davon aus, dass in dem nunmehr breiteren Portfolio der fusionierten Unter-nehmen kein einzelnes Medikament mehr als 10 % des Umsatzes ausmachen wird. Der ent-stehende Konzern würde in allen wichtigen Pharma-Märkten vertreten sein und mehr als130.000 Mitarbeiter beschäftigen.

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DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER +++ DIE BESTEN SAGER

„Es wäre diefalscheste Ent-scheidung, inwirtschaftlich

schlechten Zeitenweniger in F&E zu

investieren.“Wissenschaftsminis-

ter Johannes Hahn bei

einer Pressekonferenz

zur Erweiterung des Vienna Biocenter

am 18. Dezember 2008

„Ich brauche einfach mehr Geld. Heißt:Dass wir zumindest den seinerseits in der

alten Regierung beschriebenen Forschungs-pfad, also zusätzliche Gelder, nicht verlas-

sen sollten.“Derselbe im Interview mit www.chilli.cc

am 2. Dezember 2008

„Die Journalisten haben ja oft Fragen,über die wir gar nicht nachgedacht haben.

Ich finde: Das ist sehr gut. Denn so müssen

wir die Dinge auf einfache Weise beschreiben.“

Fatima Ferreira, Leiterin des Christian-Doppler-Labors

für Allergiediagnostik und -therapie und

Wissenschaftlerin des Jahres 2008, im Interview mit der

Wochenzeitung „Die Furche“

„Die Lage ist weiterhin angespannt undschwer einzuschätzen. Wir rechnen in denkommenden Monaten nicht mit einer kon-

junkturellen Besserung.“ Jürgen Hambrecht, Vorstandsvorsitzender BASF

in einer Presseaussendung vom 19. Jänner 2009

„In den meisten Fällen wird mehr fossileEnergie für die Erzeugung einer Einheit

Biotreibstoffe aufgewendet, als sie selbsterbringt. Das führt dazu, dass die USA mehrÖl und Gas importieren, um Biotreibstoffe zu

erzeugen.“David Pimentel, Cornell University

„Die Energiebilanz von Biotreibstoffenist grundsätzlich positiv und hängt von der

Art des erzeugten Kraftstoffes ab. Die USAfördert Biotreibstoffe unter dem Aspekt der

Versorgungssicherheit, in Europa stehthingegen der Umweltaspekt durch die er-

hoffte Verminderung der Treibhausgas-Emissionen im Vordergrund.“

Ronny Winkelmann, Fachagentur Nachwachsende

Rohstoffe

„„Vielleicht kann man diese Krise nutzen,um den Leuten beizubringen, dass Wissen-schaft und Forschung Teil der Kultur sind.

Sportereignisse undOpernball sind aufden Titelseiten der

Zeitungen, aberwann ist dort ein

Wissenschaftler zusehen?“

Giulio Superti-Furga,

wissenschaftlicher Direk-

tor des Instituts für Molekulare Biotechnologie, Wien,

auf einer Pressekonferenz zu drohenden Engpässen

in der Forschungsfinanzierung am 26. Jänner 2009

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Forscher fordern Einhaltung des ForschungspfadesAuf anhaltende „Gerüchte“ über einschneidende Kürzungen im

Wissenschaftsbudget der Bundesregierung reagierten vier österrei-chische Spitzenwissenschaftler auf einer Pressekonferenz am 26.Jänner 2009. Anton Zeilinger, Josef Penninger, Giulio Superti-Fur-ga und Rainer Blatt sprachen sich vehement für ein Verbleiben aufdem sogenannten „Forschungspfad“ aus.

Im Regierungsprogramm der 2007 frisch angetretenen Regie-rung Gusenbauer-Molterer war eine schrittweise Erhöhung des For-schungsbudgets bis 2012 vorgesehen, um Österreich an das Lissa-bon-Ziel einer Forschungsquote von 3 % des BIP heranzuführen,was als „Forschungspfad“ bezeichnet wurde. 2,3 Milliarden Euro anzusätzlichem Budget für die heimische Forschung sollte das insge-

samt bedeuten. Im Laufe der Regierungsverhandlungen Faymann-Pröll wurde diese Summe von der entsprechenden Arbeitsgruppesogar auf 3,58 Mrd. Euro erhöht. Doch in den letzten Tagen vor derEinigung waren plötzlich nur mehr 350 Millionen davon übrig. ImLaufe des Jänners verdichteten sich dementsprechend die Gerüchte,welche fördernde Stelle mit welchen Kürzungen zu rechnen habe.

Der Rahmen des Forschungspfads sei aber als ein Minimum an-zusehen, um die Stellung Österreichs in der Wissenschaft zu halten,meinte Josef Penninger, Leiter des Instituts für Molekulare Biotech-nologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften(ÖAW).

Denn von dieser Stellung zeigten sich die heimischen For-schungsspitzen durchaus überzeugt. Allein, dass manche von ihneneine gut laufende wissenschaftliche Karriere im Ausland unterbro-chen hätten, um nach Österreich zu kommen, zeige dies. In denvergangenen Jahren sei hier viel Aufbauarbeit geleistet worden, de-ren Früchte nun in Gefahr seien.

Ein Ruf ist schnell dahin. Besonders zu tun war es den For-schern hierbei um den Ruf Österreichs als Wissenschaftsstandort,der mühsam aufzubauen, aber schnell verloren sei. Giulio Superti-Furga, der das am AKH Wien angesiedelte „Forschungszentrum fürmolekulare Medizin“ leitet, sprach von einer „Forschungsstim-mung“ im Land, die wie eine Muse zu betrachten sei und wesent-lich zur Motivation junger Leute beitrage, Spitzenleistungen zu er-bringen.

Auch Rainer Blatt, geschäftsführender Direktor des Instituts fürQuantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der ÖAW argu-mentierte gegen eine Stop-and-go-Politik, die davon ausginge, dassein vorläufiger Finanzierungsstopp unbeschadet überstanden wer-den könne.

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Österreichische Wissenschaftler wollten ein Zeichen setzen und warnten vor drasti-

schen Kürzungen des heimischen Forschungsbudgets; v. l. n. r.: Anton Zeilinger, Josef

Penninger, Giulio Superti-Furga, Rainer Blatt.

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Stabile Familienverhältnisse und Übernahmegelüste bei Roche

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Die Nachkommen des Roche-Firmengründers Fritz Hoffmann-La Roche haben ihren Aktionärbindungsvertrag verlängert. Damitwerden die Familien Hoffmann und Oeri auch in Zukunft dieMehrheit an den Aktien des Unternehmens halten. „Diese Pool-Verlängerung stellt für Roche eine wichtige Bestätigung des langfris-tigen Bekenntnisses unserer Mehrheitsaktionäre zu einer unabhän-gigen und eigenständigen Entwicklung des Unternehmens dar“,kommentiert Franz B. Humer, Verwaltungsratspräsident der Ro-che-Holding. „Wir schätzen uns gerade in dieser überaus turbulen-ten wirtschaftlichen Zeit sehr glücklich, uns auf ein derart stabiles,am langfristigen Erfolg von Roche interessiertes Aktionariat stützenzu können“, betont Franz B. Humer weiter.

Eine der Fronten, an denen Roche derzeit stabile Verhältnissebrauchen kann, ist der Konflikt um die geplante Übernahme desUS-Biotechnologie-Unternehmens Genentech. Roche plant, nach-dem das ursprüngliche Offert vom 21. Juli 2008 (damals wurden 89US-Dollar pro Titel geboten) von einem Ausschuss des Verwal-tungsrates von Genentech abgelehnt worden war, nun ein öffentli-ches Kaufangebot zur Übernahme aller ausstehenden Aktien vonGenentech zu 86,50 US-Dollar je Titel zu stellen. Roche, schon bis-her Eigentümer von 55,8 % der Genentech-Anteile, hat sich ange-sichts des fehlenden Fortschritts in den bisherigen Gesprächen, ent-schieden, den Aktionären von Genentech direkt ein Angebot zu un-terbreiten.

Roche möchte Innovationskultur von Genentech erhalten.Franz B. Humer zu dem Angebot: „Wir sind enttäuscht, dass dieGespräche zwischen Roche und dem unabhängigen Verwaltungs-ratsausschuss von Genentech während der letzten sechs Monatenicht zu einer Vereinbarung geführt haben.“ Und Severin Schwan,CEO der Roche-Gruppe, ergänzt: „Das öffentliche Kaufangebotverändert unseren ursprünglichen Plan nicht, wie wir die beiden

Unternehmen zusammenführen und weiterentwickeln. Wir habengroßen Respekt für das, was die Genentech-Mitarbeitenden erreichthaben, und wir werden die notwendigen Maßnahmen ergreifen, umdie spezielle Innovations-Kultur von Genentech weiter zu erhalten.“

Sollte die Zusammenführung beider Unternehmen klappen,wird Genentech auf dem bereits bestehenden Standort in South SanFrancisco ein unabhängiges Forschungszentrum innerhalb der Ro-che-Gruppe bilden, das auf die Forschung und frühe Entwicklungfokussiert ist. Dabei sollen nach den Vorstellungen von Roche mitden derzeitigen Mitarbeitern die Kultur und der Ansatz von Genen-tech, neue Moleküle zu entdecken und zu entwickeln, gewahrt blei-ben. Die US-Vertriebsorganisation von Roche Pharma wird vonNutley zum Genentech-Standort in South San Francisco verlagert.Die Pharma-Vertriebsorganisation des neu strukturierten Unter-nehmens in den USA wird unter dem Namen Genentech am Marktauftreten, um die hohe Anerkennung von Genentech im US-Marktwirksam nutzen zu können.

Umfangreiche Umsiedlungen geplant. Die Forschungs- undEntwicklungsaktivitäten des Bereichs Virologie von Roche in PaloAlto werden nach South San Francisco verlagert. Gleichzeitig wirdder derzeit in Palo Alto angesiedelte Bereich Entzündungskrankhei-ten in die Forschungs- und Entwicklungsorganisation von Roche inNutley, New Jersey, integriert. In Nutley werden somit zwei soge-nannte Disease Biology Areas – Onkologie und Entzündungskrank-heiten – sowie Schlüsselfunktionen des Bereichs Stoffwechselerkran-kungen zusammengefasst. So wird Nutley weiterhin ein wichtigerPfeiler der US- und globalen Organisation von Roche bleiben. Dieneue Struktur erlaubt eine Vielfalt von Ansätzen in der Forschungund frühen Entwicklungsphase. Gleichzeitig wird der gegenseitigeWissenstransfer beider Unternehmen gefördert, was zu einer Stär-kung der gruppenweiten Innovationskraft führen wird.

Franz B. Humer, Präsident des Verwaltungsrates, und Severin Schwan, CEO von Roche, sind enttäuscht darüber, dass die Gespräche mit Genentech nicht vorankommen.

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Der Schweizer Healthcare-Konzern Roche wird auch längerfristig einen stabilen Mehrheitsaktionär besitzen. Genentech hat schon einen, möchte sich aber nicht weiter vereinnahmen lassen.

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Flexible Arbeitszeitmodelle bei BASF und Bayer

Dionex Austria eröffnet neue Räumlichkeiten

Aufgrund der enttäuschenden Geschäftsentwicklung in den Mo-naten Dezember und Jänner setzt BASF konkrete Maßnahmen: Anmehreren europäischen Standorten wird Kurzarbeit eingeführt.Darüber hinaus kommt es zu Anlagenschließungen in Nordameri-ka und Asien.

Weltweit wurde seit Mitte November 2008 an den sechs Ver-bundstandorten der BASF die Auslastung chemischer Großanlagenzurückgenommen. Durchschnittlich sind zurzeit weniger als 75 %der Produktionskapazität der BASF-Gruppe ausgelastet. Einzig dieNachfrage nach Pflanzenschutzmitteln und Produkten für die Nah-rungsmittelindustrie ist weiterhin hoch.

Seit Beginn der Produktionsdrosselungen setzt die BASF so weitwie möglich flexible Arbeitszeitinstrumente ein. Um die Auswir-kungen der Produktionskürzungen aufzufangen, reichen diese abernicht überall aus. Betroffen sind vorwiegend Standorte, die für dieAutomobilindustrie produzieren. So werden im Februar am BASF-Coatings-Standort Münster rund 1.500 Mitarbeiter und am Stand-ort Schwarzheide 180 Mitarbeiter mit Kurzarbeit beginnen.

Auch der Bayer-Teilkonzern Material Science steuert den Aus-wirkungen der Wirtschaftskrise entgegen, verzichtet aber bis aufWeiteres auf Kurzarbeit. Nach einer zwischen dem Gesamtbetriebs-

rat, der IG BCE und der Unternehmensleitung erarbeiteten Lösungsoll stattdessen eine im Flächentarifvertrag für die Chemiebranchevereinbarte Öffnungsklausel angewandt werden. Sie ermöglicht ei-ne befristete Reduzierung der Arbeitszeit um 6,7 % bei entspre-chender Absenkung der Tarifentgelte.

Am 20. Jänner 2009 bat Dionex zur Besichtigung seiner erwei-terten Räumlichkeiten in die Laxenburger Straße in Wien 23.Durch die Erweiterung ist es dem Team um Geschäftsführer ClaudioUmile nun möglich, Vertriebs-, Service-, Seminar- und Laborräumeunter einem Dach zu versammeln. Das Unternehmen ist die Öster-reich-Tochter des in Kalifornien ansässigen Dionex-Konzerns, derals Pionier auf dem Gebiet der Ionenchromatographie gilt, sich inden vergangenen Jahren aber auch eine starke Position auf demMarkt für HPLC- und Extraktions-Equipment erarbeitet hat. Einzukunftsträchtiges Geschäft sieht man bei Dionex auch in der Inli-ne-Analytik, bei der die im Labor erprobten Technologien zur kon-tinuierlichen Überwachung industrieller Prozesse eingesetzt werden.

Dionex macht bereits 43 % seines Umsatzes in Europa, gefolgtvon 29 % im Raum Asien/Pazifik und 28 % in Nordamerika.Hauptzielgruppen des Unternehmens sind die Umweltanalytik unddie Pharma- und Biotechnologie-Branche, in steigendem Maße

aber auch Industrien wie Chemie, Petrochemie, Lebensmittel oderElektronik.

BASF-Chef Jürgen Hambrecht (links) und Bayer Material Science-Arbeitsdirektor

Tony van Osselaer steuern den Auswirkungen der Auftragsrückgänge entgegen.

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xIn Wien 23 hat Dionex nun erweiterte Räume für Service, Demonstrationen und Se-

minare zur Verfügung.

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Einen Rucksack voll mit Argumenten (und anderen nützlichenDingen) rund um das Thema Pflanzenschutz, bietet Bayer CropScience den österreichischen Landwirten im Rahmen der vom Un-ternehmen ins Leben gerufenen Initiative „Pflanzenschutz – Abersicher“. Gerade in Österreich habe die Diskussion um biologischeLandwirtschaft einen hohen Stellenwert und Landwirte, die Pflan-zenschutzmittel einsetzten, stünden unter hohem Rechtfertigungs-druck, meinte Marketingleiter Rudolf Purkhauser anlässlich derVorstellung der Initiative vor Vertretern der Fachpresse. DiesemRechtfertigungsdruck („am Stammtisch und am Feldrand“, wie esin den Unterlagen zur Initiative heißt) könne der Landwirt nur be-gegnen, wenn er gut informiert sei. Dabei soll durchaus zu einer kri-tischen Auseinandersetzung mit der Thematik angeregt, aber auchdie Bedeutung aufgezeigt werden, die Pflanzenschutz für die Erzeu-gung von Nahrungsmitteln hat.

Information sei aber auch für den verantwortungsvollen Um-gang des Landwirts selbst mit den eingesetzten Pflanzenschutzmit-teln notwendig, damit er sich dieses und die Umwelt nicht gefähr-de. Immerhin betrifft ein hoher Prozentsatz aller Fälle von Konta-mination mit Pflanzenschutzmitteln den Bauern selbst, etwa beimAnfüllen der Spritze. Derzeit wir die Aktion unter ÖsterreichsBauern bekannt gemacht. Ein persönlicher Brief und entsprechen-de Information in der von Bayer herausgegebenen Feldbau-Broschüre stellen die Initiative vor, auf der zugehörigen Website www.pflnazenschutz-aber-sicher.at kann man sich registrieren undPartner der Initiative werden. Ein Rucksack, der den Partnern inFolge zugeschickt wird, enthält ein Plakat, Informationsblätter undein Unkraut-Leporello zur persönlichen Information, aber auch Ar-tikel wie Kappen und Plaketten mit der Aufschrift „Pflanzenschutz– Aber sicher“, die zeigen sollen, dass der Landwirt sich nichtverstohlen der entsprechenden Produkte bedient, sondern sich dazuoffen bekennt und gründlich damit auseinandergesetzt hat.

Beteiligung an der gesellschaftlichen Diskussion. Die Initiati-ve „Pflanzenschutz – Aber sicher“ ist ein Akt gezielter Öffentlich-keitsarbeit, mit der sich Bayer Crop Science über das Anbieten vonProdukten hinaus an der gesellschaftlichen Diskussion beteiligenmöchte. Das passe zu einem Unternehmen, meint Purkhauser, dasauch in seinen Investitionen in Forschung und Entwicklung sehrlangfristig ausgerichtet sei. 12 % des Umsatzes werden in dem Bay-er-Teilkonzern für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Bayerist nach eigener Einschätzung – gemeinsam mit Syngenta undBASF – unter den Top 3 auf dem weltweiten Pflanzenschutzmarktund beschäftigt in diesem Bereich rund 17.000 Mitarbeiter. Dieösterreichische Tochter von Bayer Crop Science ist für Vertrieb,Marketing, Registrierung und Logistik hierzulande zuständig. Ver-trieben wird über ein mehrstufiges System, das den Landwirt alsEndanwender über Groß- und Detailhandel erreicht.

Neue Produkte für Wein-, Getreide- und Gemüsebau. Anneuen Produkten bietet Bayer Crop Science mit „Flint Max“ einneues Fungizid zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten im Weinbau.Das Produkt hat die nationale Zulassung gegen den Echten Mehl-tau erhalten, besitzt durch das breite Spektrum der Wirkstoffe Tri-floxystrobin und Tebuconazol aber auch eine Zusatzwirkung aufRoten Brenner, Phomopsis, Botrytis, Schwarzfäule und Peronospo-ra. Eine neue Formulierungstechnologie verbessert das Getreideher-bizid „Husar“. Dadurch werden eine bessere Spritzbrühenhaftungund eine verbesserte Blattbenetzung miteinander kombiniert undgroße Mengen an Netzmittel eingespart. Das Produkt ist in allenGetreidearten außer Hafer und Wintergerste zugelassen. Als dritteNeuigkeit präsentiert Bayer mit „Movento“ ein sogenanntes „dop-peltsystemisches“ Insektizid für den Gemüse- und Hopfenanbau.

Am Stammtisch und am FeldrandBayer Crop Science bietet Landwirten Argumentationsunterstützung bei Diskussionen rund um den Einsatz von Pflanzen-schutzmitteln an. Neue Produkte verbessern die Ergebnisse im Getreide-, Gemüse- und Weinbau oder liefern Strategien gegen hartnäckige Schädlinge.

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Bayer Crop Science hat ein neues Fungizid zur Bekämpfung von Echtem Mehltau im

Weinbau auf den österreichischen Markt gebracht.

Beim Rapsglanzkäfer sind großflächige Resistenzen gegenüber Pyrethroiden aufgetreten.

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Das bedeutet, dass der Wirkstoff Spirotetramat sowohl im aufstei-genden als auch im absteigenden Saftstrom transportiert wird undsich dadurch auch im Neuzuwachs und in der Wurzel verteilt.

Bekämpfung von Rapsglanzkäfer undMaiswurzelbohrer. Kritisch ist die Situati-on beim Rapsglanzkäfer. Die Bekämpfungmit Pyrethroiden hat zu großflächigenResistenzen geführt, wie umfangreiche Mo-nitoringprogramme auch in Österreichnachgewiesen haben. Eine Alternative stel-len Schädlingsbekämpfungsmittel aus derGruppe der Neonicotinoide dar, die nichtso schnell, aber dafür dauerhaft wirken.

Bei der Bekämpfung des Maiswurzel-bohrers mittels Beizung des Saatguts kam es2008 im deutschen Rheingraben zur Schä-digung von 11.000 Bienenstöcken, was zuheftigen Diskussionen über diese Methodegeführt hat. Untersuchungen haben abergezeigt, dass Saatguthersteller nicht ausrei-chend Haftmittel beim Beizen eingesetzthaben, der Wirkstoff daher schlecht amSaatgut gehaftet ist und durch die pneuma-tisch betriebenen Sämaschinen ausgeblasenund in andere Kulturen vertragen wurde.Bayer hat darauf reagiert und mit den Saat-gutherstellern die Verwendung eines be-stimmten Haftmittels vertraglich verein-bart. Außerdem setzt man sich für die Um-

rüstung von Sägeräten ein, die Saugluft bodennahe ableiten. InÖsterreich wurden allerdings nie Bienenschäden aufgrund der Be-kämpfung des Maiswurzelbohrers nachgewiesen.

Das Getreideherbizid „Husar“ erzielt durch eine neue Formulierungstechnologie verbesserte Blattbenetzung.

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Gibt es chemische Elemente, die vom Aussterben bedroht sind? Im Prinzip natürlich nicht, doch so manches strategischbedeutsame, aber seltene Element wird im Zuge seiner technischen Verwendung derart fein verteilt, dass die ökonomischnutzbaren Reserven kontinuierlich weniger werden. Hier wäre ein Aspekt von nachhaltigem Wirtschaften gefragt, der nurselten im Fokus steht. Von Georg Sachs

Indium-Zinn-Oxid ist eine bemerkenswerte Substanz. Es ver-bindet die Eigenschaften relativ hoher elektrischer Leitfähigkeit und– zumindest in dünnen Schichten – optischer Transparenz mitein-ander. Die Zusammensetzung muss dabei genau austariert sein:Zinnoxid, das üblicherweise mit einem Anteil von 10 % vertretenist, dotiert Indiumoxid mit Ladungsträgern – eine höhere Ladungs-trägerdichte würde zu höherer Leitfähigkeit führen, die optischeDurchlässigkeit aber vermindern.

Die Kombination seiner Eigenschaften macht Indium-Zinn-Oxid zu einem begehrten Rohstoff für die Herstellung von LCD-Bildschirmen, organischen Leuchtdioden oder Touchscreens, wo esin dünnen Schichten als Elektrodenmaterial zum Einsatz kommt.Weil im Gegensatz zu sichtbarem Licht Infrarot-Strahlung von In-dium-Zinn-Oxid reflektiert wird, wird es auch als großflächigeWärmeschutz-Beschichtung auf Glasscheiben verwendet. AufKunststofffolien verhindern Indium-Zinn-Oxid-Schichten die elek-trostatische Aufladung.

Indium in jedem Flachbildschirm. Ein Material mit vielenMöglichkeiten also, das angesichts des Booms von LCDs undOLEDs stark nachgefragt wird und bereits einen hohen Prozentsatz(der US Geological Survey spricht von 84 %) des weltweiten Ver-bauchs an Indium ausmacht. Indium ist aber nicht gerade ein häu-

figes Element. Sein Anteil an der kontinentalen Kruste der Erde be-trägt nur etwa 0,05 ppm. Es gibt zwar einige ausgesprochene Indi-um-Minerale, wie die sulfidischen Verbindungen Indit (FeIn2S4)und Roquésit (CuInS2), diese spielen aber für die wirtschaftlicheGewinnung des Metalls keine Rolle. Für gewöhnlich wird Indiumaus dem Zinkerz Sphalerit (ZnS) als Nebenprodukt der Zinkpro-duktion aus Rückständen und Stäuben gewonnen und elektroly-tisch aufbereitet.

Die weltweit produzierte Menge an aufbereitetem Indium be-trug 2008 nach Angaben des US Geological Survey 568 Tonnen,der Verbrauch wird um einiges höher geschätzt, manche Quellensprechen von über 800 Tonnen. Vor einigen Jahren noch wurdendie weltweit ökonomisch ausbeutbaren Reserven auf nicht mehr als2.500 Tonnen geschätzt und aus diesem Grund wurde vorhergesagt,Indium könnte als eines der ersten strategisch bedeutsamenElemente für die menschliche Nutzung versiegen. In den vergangenenJahren wurden aber in China größere Vorkommen an Indium-hal-tigem Erz nachgewiesen, sodass die Versorgung für die nächstenJahre sichergestellt sein sollte. China hat in jüngerer Zeit auchKanada als Hauptproduzenten von reinem Indium überholt. Vonmehr als 11.000 Tonnen an weltweiten Reserven sprechen aberauch aktuelle Schätzungen nicht.

Dabei gäbe es noch weitere interessante Anwendungen für dasseltene Metall. In der Photovoltaik setzt man seit geraumer Zeit aufKupfer-Indium-Gallium-Diselenid oder Kupfer-Indium-Disulfid(oft zusammengefasst als Gruppe mit „CIGS“ bezeichnet) als Solar-zellen-Material. Aus diesen sogenannten I-III-VI-Halbleitern lassensich Dünnschicht-Solarzellen aus polykristallinem Material herstel-len, die verglichen mit anderen Dünnschichttechnologien relativhohe Wirkungsgrade erzielen.

Vorsicht bei absoluten Zahlen. Armin Reller ist Professor fürFestkörperchemie an der Universität Augsburg und Experte für dieStoffflüsse, denen unsere Rohstoffe unterworfen sind. Reller rät zuVorsicht, was genaue Zahlenangaben zu einem bestimmten Vor-kommen betrifft. Er selbst hat schon schlechte Erfahrungen damitgemacht, mit Aussagen zu einem bestimmten Ressourcen-Engpasszitiert worden zu sein, damit könne man Spekulationswellen auslö-sen. Das Problem sei oft auch nicht das Vorhandensein eines Ele-ments in absoluten Zahlen, sondern vielmehr die starke Verdün-nung, in der es natürlich auftritt. Gerade bei Indium seien das oftja nur Spuren, die nur schwer ökonomisch nutzbar gemacht werdenkönnten.

Der Indiumpreis sei aber sehr volatil (Anfang 2007 betrug er be-reits 835 US-Dollar pro Kilogramm, im Jahr 2008 war er bei 685US-Dollar annähernd konstant), bei steigenden Preisen rentieresich auch das Nutzen schlechter Deposite.

Größeres Augenmerk sollte man nach Meinung Rellers aber aufdas legen, was mit einem seltenen Metall nach dessen Gewinnung –

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Indium ist vor allem wegen der interessanten Eigenschaften von Indium-

Zinn-Oxid ein gefragtes Element.

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also während und nach der Nutzung – passiert: „Wenn in jedemHandy ein paar Milligramm Indium stecken, dann ist es nach derNutzung verdünnter als in der Mine“, gibt der Experte für Ressour-cen-Fragen zu bedenken. Ein Paradoxon zeigt sich: „StrategischeMetalle werden mit hohem Aufwand gewonnen, um sie dann feinzu verteilen.“

Gallium in Chips und LEDs. Ein weiteres Beispiel für ein sol-ches strategisches Element ist Gallium – wie Indium in der drittenHauptgruppe des Periodensystems zu finden. Vor allem zwei Ver-bindungen des Metalls sind es, die für den weltweiten Verbrauch anGallium verantwortlich sind: Galliumnitrid und Galliumarsenid.Galliumarsenid findet vor allem für Hochfrequenzbauteile in inte-grierten Schaltkreisen Verwendung, etwa 66 % des in den USA ver-brauchten Galliums finden sich in solchen Chips. Besonders in derOptoelektronik ist Galliumnitrid von Bedeutung: Aufgrund seinerEigenschaften eignet es sich zur Herstellung von LEDs und Laser-dioden, die blaues bis violettes Licht emittieren. Die Werkstoffwis-senschaft weiß aber immer noch neue Phänomene an dem Materi-al zu entdecken. Beispielsweise könnte die Möglichkeit bestehen,

durch Dotieren mit Mangan magnetische Halbleiter herzustellen –eine Art von Material, mit der sich die sogenannte „Spintronik“ be-schäftigt und von dem man sich interessante Möglichkeiten für dieInformationsverarbeitung verspricht. Zukünftige Anwendungensind aber nur dann ökonomisch interessant, wenn sich das dafür be-nötigte Gallium auch wirtschaftlich gewinnen lässt.

In den vergangenen Jahren ist kein Engpass an Gallium aufgetreten.Ein steiler Preisanstieg im zweiten Halbjahr 2007 hing jedoch miteiner höheren Auslastung der Produktionskapazitäten zusammen.Die Einschätzung der weiteren Marktentwicklung lässt Galliumdarüber hinaus zu einem Kandidaten für Knappheit werden. Mobil-telefone der dritten Generation und andere schnelle drahtlose An-wendungen ließen das Marktvolumen für Galliumarsenid-Kompo-nenten 2007 auf 3,6 Milliarden US-Dollar anwachsen. Eine Steige-rungsrate von 17 % wird beobachtet. Auch die Fabrikation vonGalliumnitrid wird immer weiter verbessert. Neben der Züchtungauf Saphir und Siliziumcarbid werden auch Versuche mit Diamant-und Glassubstraten gemacht, um die Kosten der Produktion zu sen-ken. Analysten schätzen, dass der für die Nachfrage an Galliumni-trid entscheidende LED-Markt jährlich um 12 % wächst.

Indium-Zinn-Oxid kommt in Flachbildschirmen als transparentes Elektroden-

material zum Einsatz.

Gallium wird zumeist aus Bauxit gewonnen, worin es aber nur in geringen

Mengen enthalten ist.

Solarmodule aus Kupfer-Indium-Diselenid zeigen vielversprechendeEigenschaften.

In jedem Computer sind ca. 40verschiedene Metalle in unterschied-

lichen Funktionen enthalten.

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Gallium wird hauptsächlich als Nebenbestandteil aus dem Alu-miniummineral Bauxit, daneben auch aus Zinkerzen gewonnen.Die Gesamtmenge des weltweit in Bauxit vorkommenden Galliumswird zwar auf über eine Million Tonnen geschätzt, doch ist nur sehrschwer einschätzbar, wie viel davon wirtschaftlich gewonnen wer-den kann. Ist es nur ein geringer Prozentsatz, ist der Wert wenigerTausend Tonnen an Reserven schnell erreicht.

Vielseitig, aber selten: Platin. Und noch ein Beispiel gibt unsArmin Reller: Unter den Platinmetallen sind vor allem Platin selbstund Palladium für technische Anwendungen von Interesse. Zwarwerden die weltweiten Reserven an Platinmetallen insgesamt auf et-wa 80.000 Tonnen geschätzt, doch kommen diese selbst in Platin-minen nur in starker Verdünnung und noch dazu oft untereinanderverschwistert vor. Kommerziell gewonnen wird Platin auch als Ne-benprodukt der Buntmetallgewinnung, weltweit größte Produzen-ten sind Südafrika, Russland und Kanada.

Eine unüberschaubare Vielzahl an Anwendungen, die vielfachdie ausgezeichneten katalytischen Eigenschaften des Edelmetallsnutzen, hat trotz der aktuell guten Verfügbarkeit zu einem beträcht-lichen Preisanstieg zwischen 2000 und 2008 geführt. Aufgrund ei-ner Energiekrise in Südafrika, die die vorübergehende Schließungbedeutender Minen zur Folge hatte, erreichte der Platinpreis in denersten Monaten 2008 seinen Allzeit-Höchstpreis von 2.275 US-Dollar pro Feinunze (ca. 31,1 Gramm), fiel in den Sommermona-ten aber deutlich und steht heute bei etwa 1.000 US-Dollar.

Derartige Preisentwicklungen werden nicht unbeträchtlich vonSpekulationsgeschäften verstärkt – für Armin Reller ein zuweilenfataler Effekt. Gerade kleineren Unternehmen, die auf eine vonstrategisch wichtigen Elementen abhängige Zukunftstechnologiesetzen, werde eine vernünftige Planung der Rohstoffpreise dadurcherheblich erschwert.

Auch bei Platin besteht das Problem der äußerst feinen Vertei-lung im Laufe der Anwendung des Edelmetalls. Beispielsweise wer-den bei jeder Autofahrt geringe Mengen des im Abgaskatalysatorenthaltenen Platins ausgestoßen und so jährlich wahrscheinlichmehrere Tonnen in äußerst feiner Verteilung in die Umgebung ge-bracht.

Produktdesign berücksichtigt Wertschöpfungskette. Um derProblematik technisch Herr zu werden, müsste man schon in derDesignphase jener Produkte ansetzen, die von den vielfältigen Ei-genschaften strategischer Elemente profitieren möchten, ist RellersÜberzeugung. Die Planung von Funktionseinheiten könnte dem-nach so stattfinden, dass eine Wiederverwertung bereits auf Bauteil-Ebene stattfinden kann. Ist das nicht möglich, sollte nach Ansichtdes Experten die stoffliche Wiederverwertbarkeit von Anfang anstärker mitbedacht werden.

Im Fall von Indium haben die Bemühungen um eine Rezyklie-rung des wertvollen Materials in den vergangenen Jahren Früchtegezeigt. Kritisch ist hier, kurze Recycling-Prozesszeiten zustande zubringen, da im Zuge der Wiederverwertung viel Kapital gebundenist und Preisschwankungen daher ein hohes Risiko darstellen. Eben-so wird versucht, den Stoffeinsatz der angewendeten Beschichtungs-verfahren effizienter zu machen.

„Wichtig ist das langfristige Absichern der Wertschöpfungsket-te“, meint Armin Reller. Neben der technischen Eignung eines Ma-terials müssten beim Produktdesign immer auch mögliche Engpäs-se betrachtet und die dahinter liegende logistische Kette entworfenwerden.

Und schließlich geht es darum, ökonomisch schwierig zugängli-che Ressourcen durch Alternativen zu ersetzen. Für Indium, wo dasProblem schon als einigermaßen drängend erachtet wurde, hat manverschiedene Wege beschritten: So kann Indium-Zinn-Oxid inLCDs möglicherweise durch Beschichtungen aus Antimon-Zinn-Oxid ersetzt werden, Kohlenstoff-Nanoröhrchen kämen als Alter-native bei flexiblen Displays und Touchscreens in Frage, Graphit-Quantum-Dots als alternatives Elektrodenmaterial in Solarzellen.Rellers eigene Forschungsgruppe beschäftigt sich mit der Rückge-winnung von Leuchtstoffen und der Entwicklung neuer Keramikenfür die Solartechnik.

Ausgestorben ist noch keines der chemischen Elemente. Die fei-ne Verteilung wichtiger, aber seltener Rohstoffe setzt aber der Nut-zung wirtschaftliche Schranken. „Es geht darum“, meint Reller zu-sammenfassend, „dass wir spannende Möglichkeiten für die Zu-kunft nicht verunmöglichen.“ War das nicht eine der Definitionenvon Nachhaltigkeit ?

Strategische Elemente: wichtig, aber selten.

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Italiens Chemieindustrie im Umbruch: Mittelklasse statt Alleskönner

Italiens chemische Industrie hat mit ihren 126.200 Beschäftigtenund einem Jahresumsatz von 58 Mrd. Euro nach wie vor eine her-ausragende Bedeutung für die gesamte Wirtschaft des Mittelmeer-landes. Immerhin umfasst sie 4,3 % des verarbeitenden Gewerbesund 2,7 % der Beschäftigten insgesamt. An der Wertschöpfung jeMitarbeiter gemessen steht sie ganz oben in der sektoriellen Rangliste,und bei der Produktion von Zwischenerzeugnissen für die Pharma-industrie gilt sie sogar als weltweit führend. „Am Sterben ist sienicht. Sie ist nur anders als früher“, hat der Vorsitzende des Bran-chenverbandes Federchimica, Giorgio Squinzi, den Zustand der ita- lienschen Chemieindustrie wiederholt beschrieben. Zum Ausdruck

kommt der bereits in den 90er-Jahren begonnene Strukturwandelvor allem durch die kontinuierliche Verlagerung von der Grund-chemie zur Fein- und Spezialchemie. Vorbei sind auch die Zeiten,in denen als Alleskönner und Verlustbringer bekannte Großkon-zerne für Löhne und Gehälter sorgten. Das Rückgrat des strategi-schen Wirtschaftszweiges bildet inzwischen eine Vielzahl von klei-nen und mittleren Unternehmen, die zwei Drittel der Herstellerausmachen und 57 % der Beschäftigten auf sich vereinigen.Zusammen erwirtschaftet die „Chemie im Taschenformat“ mehr

„Unser größtes Hindernis ist die Zähflüssigkeit der italienischen Bürokratie.“Giorgio Squinzi,

Vorsitzender des Fachverbandes Federchimica

„Italien kann seine Wettbe-werbsfähigkeit durch neueEntwicklungsmodelleverbessern.“Bastioli, Hauptgeschäftsführerin der Novamont SpA

Die chemische Industrie hat in Italien einegroße Vergangenheit, die nicht nur mir demNamen von Nobelpreisträger Giulio Nattaverknüpft ist. Durch den Strukturwandel derletzten Jahre haben die diversifiziertenGroßkonzerne ihre Strukturen bereinigt undPlatz für kleinere Unternehmen geschaffen, die spezialisiert, wendig – und oft in Familien-besitz sind.

Von Harald Jung

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als die Hälfte des Branchenumsatzes und zwei Drittel der Export-erlöse.

Familienunternehmen als Spartenweltmeister. Familienunter-nehmen wie ACS Dobfar (Antibiotikavorprodukte), Bracco (Kon-trastmittel), Isagro (Pflanzenschutz), Mapei (Baukleber), Mossi &Ghisolfi (PET-Flaschen), Radici (Kunststoffe, Fasern) und Zambon(Pharma) bestimmen das Produktionsgeschehen. Viele unter ihnensind Weltmeister in ihrer Sparte und kleine Multis zugleich. DianaBracco, Hauptgeschäftsführerin der Bracco SpA und Vorsitzendeder Mailänder Industriellenvereinigung Assolombarda, benenntklar, worauf diese Erfolge beruhen: „Forschung und Innovationkönnen unser Land stärker machen“, sagt sie. Auch Vittorio Ghisol-fi, Vorsitzender der Mossi & Ghisolfi SpA, hat ein definiertes stra-tegisches Konzept für sein Unternehmen: „Wir haben es geschafft,uns auf ein zukunftsreiches Marktsegment zu konzentrieren und dieMarktführerschaft zu erobern.“

Ein weiteres Merkmal bildet die massive Standortkonzentrationauf Oberitalien (72 %) mit deutlichem Schwerpunkt in der Lom-bardei (40 %), die branchenweit in Europa die zweitgrößte Firmen-dichte und die zweitgrößte Arbeitnehmerschaft (95.950 Beschäftig-te) hinter Nordrhein-Westfalen aufweist.

Doch an Wermutstropfen fehlt es kaum: Als besonders nachtei-lig erweist sich laut Giorgio Squinzi, der auch Inhaber der MapeiSpA ist, die „Arbeitsweise“ der italienischen Behörden, die Neuin-vestitionen und Ausbauprojekte erheblich erschwert. Squinzi wört-lich: „Unser größtes Hindernis ist die Zähflüssigkeit der italieni-schen Bürokratie.“ Während Genehmigungsverfahren in andereneuropäischen Ländern einige Monate in Anspruch nehmen, verge-

hen auf der Apenninhalbinsel in der Regel drei bis fünf Jahre. AlsHemmschuh empfunden wird zudem das Fehlen einer zeitgemäßenTransport- und Logistikinfrastruktur sowie die um 30 % über demEU-Durchschnitt liegenden Energiekosten. Wenig Genugtuunghinterlässt auch das zu mehr als 80 % von der Grundchemie verur-sachte traditionelle Handelsbilanzdefizit (zuletzt mehr als 10 Mrd.Euro), mit dem Italien neben Spanien als westeuropäisches Land al-leine steht. Allerdings werden beachtliche Exportüberschüsse in denSparten Lacke/Kleber (716 Mio. Euro) und Detergenzien/Kosmetika(1,2 Mrd. Euro) erzielt.

Käufer und Verkäufer. Viele der zu den Großkonzernen gehö-renden Firmen haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihren Be-sitzer gewechselt oder ihre ursprüngliche Identität verloren. Dazugehören vor allem die nicht zum Energiebereich passenden Ge-schäftsfelder des ehemaligen Mailänder Mischkonzerns Montedison(heute Edison), die im Anschluss an den finanziellen Zusammen-bruch des Ferruzzi-Imperiums und den durch die neue HausmachtItalenergia (Fiat/EdF) betriebenen Kurswechsel abgestoßen wurden.

Nachdem bereits 1993 mit der Farmitalia Carlo Erba ein wichti-ges Stück italienischer Pharmageschichte an die schwedische KabiPharmacia verloren ging (die später mit Upjohn fusionierte und 2003

von Pfizer erworben wurde) und 1997 die Anteile an dem Polypro-pylen-Jointventure Montell an Shell zurückgegeben worden waren,wurde 2001 auch die in der Fluorchemie tätige Ausimont an die bel-gische Solvay abgetreten. Im Folgejahr kam die auf Pharmazwischen-produkte spezialisierte Antibioticos hinzu. Inzwischen beschäftigtsich Edison nur noch mit Elektrizität und Erdgas, nachdem auch deragrarindustrielle Bereich unter Führung der Eridania Béghin-Say(Zucker, Speiseöl, Stärke, Tierfutter) gekappt worden ist.

In italienischer Hand geblieben ist hingegen die von ehemaligenMontedison-Managern übernommene Novamont (bekannt durchden Biokunststoff „Mater-Bi“). Hauptgeschäftsführerin Catia Bas-tioli war EU-Forschungspreisträgerin des Jahres 2007 und sieht dieEntwicklung von Novamont als durchaus vorbildlich für die Bran-che an: „Italien kann seine Wettbewerbsfähigkeit durch neue Ent-wicklungsmodelle und umweltgerechte Standards verbessern“,meint sie.

Auf immer verknüpft bleiben wird der Name „Montedison“wohl mit dem italienischen Nobelpreisträger Giulio Natta, der inden 60er-Jahren den Kunststoff Polypropylen erfunden hatte. EinenAusstieg aus dem Chemiegeschäft betreibt seit nunmehr zehnJahren auch der halbstaatliche Eni-Konzern, der sich nach Jahr-zehnten als Branchenriese mit Sozialaufgaben (durch ihn wurdendie Arbeitsplätze im Polyurethan- und PVC-Bereich gerettet) nun-mehr ganz auf das Kerngeschäft (Erdöl, Strom, Gas) konzentrierenwill. Weiterhin in italienischer Hand bleibt die zur Orlando-Grup-pe gehörende Montefibre, die als Weltmarktführer bei der Herstel-lung von Acrylfasern bekannt ist.

Daten zur italienischen Chemieindustrie

Wichtige Produktionsstandorte

Marghera (Grundchemie, Kunststoffe, Dünger, Fasern)Val D' Ossola (Grundchemie, Klebstoffe)Ferrara (Kunststoffe, Gummi)Ravenna (Grundchemie, Kunststoffe)Mantua (Kunststoffe)Livorno (Grundchemie, Kunststoffe)Terni (Grundchemie, Bioplastik, Fasern)Brindisi (Grundchemie, Kunststoffe)Priolo (Grundchemie, Kunststoffe)Porto Torres (Grundchemie)Nuoro (Fasern, Kunststoffe)

Gliederung nach Sektoren

Verbrauchsgüterchemie 17,5 %Fein-/Spezialchemie 36,8 %Grund-/Faserchemie 45,7 %

„Wir haben es geschafft, unsauf ein zukunftsreiches Marktsegment zu konzentrierenund die Marktführerschaft zuerobern.“Vittorio Ghisolfi, Vorsitzender der Mossi & Ghisolfi SpA

„Forschung und Innovationkönnen unser Land stärkermachen.“

Diana Bracco, Hauptgeschäftsführerin der Bracco SpA

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Marghera als Drehscheibe der Chemieproduktion. Klarheitgeschaffen worden ist inzwischen über das Schicksal des für die ita-lienische Chemieindustrie lebenswichtigen Standortes von Marghe-ra bei Venedig, von dem 70 % der landesweiten Chemieproduktionabhängt und bei dessen Ausfall die Tätigkeit an fast allen oberitalie-nischen Standorten zum Erliegen käme. Häufig verglichen wird dasim Jahre 1917 entstandene Industrieareal mit einem großen Kon-dominium, in dem Dienstleistungen gemeinsam genutzt und Ge-genstände getauscht werden. Nachdem das 1998 verabschiedeteProgramm zur Bodensanierung und Beseitigung von Altlasten nachmehrfachem Aufschub endlich in Angriff genommen werden konn-te, hatten sich die Kommunal- und Provinzialverwaltung mit demitalienischen Umweltministerium auf eine Lösung über den Fortbe-stand der auf dem 2.200 Hektar großen Areal tätigen Betriebe geei-nigt.

Danach sollte die Eni-Tochter Syndial (früher Enichem) ihrePhosgen-Anlage stilllegen und die Chlorsodafabrik im Hinblick aufdie geplante Abtretung an die Ineos Vinyls Italia von Quecksilber-kathoden- auf Membranzellentechnik umstellen. Außerdem solltesie die gewünschte Gleichgewichtung der Produktion von CVMund PVC herbeiführen. Infolge von Zwistigkeiten zwischen Syndi-al und Ineos (der PVC-Multi wird sich ganz aus Italien zurückzie-hen) stand diese Lösung bis vor Kurzem erneut auf der Kippe. AufBetreiben des italienischen Industrieministeriums ist die Chlorsoda-Anlage jetzt von dem venezianischen Industriellen Fiorenzo Sartorüber dessen Finanzholding Safi übernommen worden. Die Eni-Restbestandstochter Syndial wird sich zur Hälfte an der geplantenUmstellung auf Membranzellen (die dazuhörige ministerielle Ge-nehmigung kam acht Jahre nach Antragstellung) beteiligen und dieEntsorgung der alten Anlage übernehmen.

Ungewisse Gegenwart. Ein „sauberes Gesicht“ erhalten soll derinfolge von Umweltskandalen in Verruf geratene Industriehafendurch den Bau eines 12-MW-Kraftwerks, das in dem benachbartgelegenen Hydrogen Park entstehen und ausschließlich mit Wasser-stoff betrieben werden soll. Genutzt werden dabei die Wasserstoff-mengen, die bei der Chlorsoda-Produktion der Safi und in denCrackeranlagen der Polimeri Europa (Eni-Konzern) anfallen. Aus

der Kohlevergasung will die Enel zusätzlich5.000 t Wasserstoff zur Versorgung des innova-tiven Kraftwerkes hinzugewinnen. Damitscheint der Niedergang von Marghera endgültiggestoppt. Während im Jahre 1965 dort noch 23Chemieunternehmen mit mehr als 14.200 Be-schäftigten tätig waren, sind es heute nur nochzehn Firmen mit 2.800 Mitarbeitern. Vor zweiJahren hatte Dow Chemical ihren Rückzug be-kanntgegeben, indem sie im Anschluss an not-wendige Wartungsarbeiten auf eine Wiederinbe-triebnahme der in den 70er-Jahren von Monte-dison übernommenen TDI-Anlage verzichtete.

Wie die mehr als 1.700 Firmen zählende ita-lienische Chemieindustrie die mit der aktuellenWeltwirtschaftskrise verbundenen Probleme inden Griff bekommt, ist derzeit kaum absehbar.Vertreter der Branchengewerkschaft Filcem ge-hen aufgrund der Auftragseinbrüche jedenfallsdavon aus, dass im Zeitraum Dezember 2008bis Januar 2009 rund 15.000 Beschäftigte ihremArbeitsplatz fernbleiben müssen und weitere5.000 auf Kurzarbeit gesetzt werden. Hinsicht-

lich der Emissionsauflagen aus dem Kyoto-Protokoll hat die italie-nische Chemieindustrie nach Worten des VerbandsvorsitzendenGiorgio Squinzi bereits ihren Beitrag geleistet. Durch den Ausstiegaus der Petrochemie und Teilen der Grundchemie sei der CO2-Ausstoß im Vergleich zum Referenzjahr 1990 um 46 % zurückge-gangen.

Top-Ten-Unternehmen nach Jahresumsatz

(Angaben 2006; in Mrd. Euro)

Unternehmen Umsatz weltweit Umsatz Italien

Polimeri Europa 6,92 5,33

Mossi & Ghisolfi 1,86 0,46

Mapei-Gruppe 1,57 0,69

Radici-Gruppe 1,08 0,72

P&R-Gruppe 0,65 0,43

Polynt 0,58 0,52

Bracco-Gruppe 0,57 0,45

Colorobbia Italia 0,49 0,26

Coim-Gruppe 0,46 0,29

Sol-Gruppe 0,43 0,27

Sektorielle Kenndaten (Stand 2007)

Kenndaten Chemie Chemie+Pharma

Produktion (in Mrd. Euro) 57,4 80,8

Export (in Mrd. Euro) 22,1 34,0

Import (in Mrd. Euro) 32,7 47,2

Handelsbilanz (in Mrd. Euro) – 10,6 – 13,2

Beschäftigte 126.200 194.100

Porto Marghera nahe Venedig ist der wichtigste Standortder chemischen Industrie in Italien.

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Im Gespräch mit dem Chemiereport erzählt VWR Österreich-Geschäftsführer Robert Schöls über das beratungsintensiveGeschäft des Laborvollversorgers VWR, Erfolge in der Region CEE und neue Märkte wie Arbeitsschutz oder Clinical Health-care. Trotz unsicherer Wirtschaftslage erwartet er für 2009 ein weiteres Umsatzplus.

Wir wachsen stärker als der Markt

Das Angebot des international tätigen Laborausstatters VWR istbreit: Neben einer großen Palette an Artikeln für den klassischenLaborbedarf finden sich spezielle Produkte für Mikrobiologie undLife Sciences ebenso wie diagnostische Hilfsmittel für den klini-schen Bereich oder Reinraum- und Arbeitsschutzprodukte.

Gerade die letzten beiden Segmente sind dabei noch jung imPortfolio, stellen aber große Wachstumshoffnungen dar, wie RobertSchöls, Geschäftsführer der auch für CEE verantwortlichen VWRÖsterreich, erklärt: „Wir haben den Reinraum- und Arbeitsschutz-bereich aufgebaut, weil wir einen entsprechenden Bedarf bei unse-ren bestehenden Kunden gesehen haben. Nun, da wir diese Produk-te im Angebot haben, eröffnen sich dadurch aber auch neue Kun-dengruppen.“ Und diese kommen oft aus Bereichen, die neu für dasHandelsunternehmen sind, das seit vielen Jahren als Partner von La-bors, Chemie- und Pharmaunternehmen fungiert, seine Arbeits-schutzprodukte aber heute ebenso an Industriekunden ohne chemi-sches Labor verkauft.

Ebenfalls neu aufgebaut wird derzeit der Bereich „ClinicalHealthcare“, wo etwa diagnostischer Bedarf – Equipment und Ver-brauchsmaterial – für die Histologie, Zytologie und Hämatologieoder ein großes Sortiment an Probenbehältern angeboten wird. DieIntegration eines niederländischen Unternehmens hat diesen Marktfür VWR eröffnet. In Österreich wurde ein eigener Spezialist fürdiesen Bereich eingestellt, berichtet Schöls.

Webshop hat das Geschäft verändert. Die wichtigsten Kun-dengruppen sind aber nach wie vor die Labors von Pharma- und In-dustrieunternehmen sowie Forschungs- und Untersuchungsanstal-ten der öffentlichen Hand. In all diesen Märkten setzt man auf ei-ne Kombination von Webshop und intensiver Kundenberatung.„40 % des Geschäfts werden heute über unseren Webshop bezie-hungsweise eine B2B-Anbindung abgewickelt“, erzählt Schöls, vorallem Routine-Bestellungen könnten auf diese Weise unbürokra-

tisch abgewickelt werden. Darüber hinaus gäbe es aber viel bera-tungsintensives Geschäft, und kaum ein Kunde würde ausschließ-lich online bestellen.

Diese Entwicklung hat bei VWR auch zu Veränderungen in derPersonalstruktur geführt, da es heute beim Kundenkontakt kaummehr darum gehe, einfach Bestellungen zu administrieren. „Wir ha-ben heute 30 gut ausgebildete Mitarbeiter im Innendienst beschäf-tigt“, verrät Schöls eines der Erfolgsrezepte des Unternehmens. Undweiter: „Wir haben in den letzten Jahren keinen Mitarbeiter mehreingestellt, der nicht einen entsprechenden fachlichen Hintergrundhatte.“ Die laufende Weiterbildung des Vertriebs- und Innendienst-personals übernehmen indes die im Sortiment vertretenen Lieferan-ten selbst, die Referenten zu monatlichen VWR-Schulungen sen-den oder etwa im deutschen Willingen eine eigene Messe exklusivfür VWR-Mitarbeiter veranstalten würden.

Einbindung in internationales Netzwerk. Neben der kompe-tenten Beratungsmannschaft sieht Robert Schöls vor allem in derEinbettung von VWR Österreich in ein internationales Netzwerkdie größte Stärke des Laborausstatters. In drei europäischen Lagernstehen 50.000 der insgesamt 750.000 Katalog-Artikel für eine euro-paweite Auslieferung innerhalb von 48 Stunden bereit. Eine für dengesamten Kontinent einheitliche IT und die zentrale logistischeAbwicklung halten der Mannschaft vor Ort den Rücken für ver-triebliche Aktivitäten frei. Schöls: „Wir sind wahrscheinlich der ein-zige unter unseren Mitbewerbern, der sowohl auf ein internationa-les Netzwerk zurückgreifen als auch eine starke lokale Organisationaufbieten kann.“

Dieses Konzept hat jedenfalls zu großen Erfolgen in den vergan-genen Jahren geführt: Auch 2008 konnte der Umsatz in Österreichwieder um mehr als 10 %, im gesamten CEE-Raum sogar um 20 %gesteigert werden, was nach Schätzungen von VWR deutlich überdem Marktwachstum von ca. 5 % liegt. Als besonders erfolgreichhat sich dabei das Konzept der Eigenmarke „VWR“ erwiesen, dieum 60 % gewachsen ist und bereits 10 % des Umsatzes ausmacht.In der Regel werden unter der Eigenmarke Produkte namhafterHersteller, zum Teil mit leicht reduzierter Funktionsvielfalt, zu güns-tigeren Preisen angeboten, was dem Markt augenscheinlich sehrentgegenkommt.

Innerhalb Österreichs möchte Schöls sein Engagement vor allemim Westen und in der Steiermark verstärken, wo er viel Potenzialsieht und daher zusätzliche Vertriebsmitarbeiter eingestellt hat.

Eigenen Erfolg nicht an Marktwachstum binden. Angesprochenauf seine Umsatzerwartungen für 2009, meint Schöls angesichts einesCEE-weiten Umsatzes von 46 Millionen Euro im abgelaufenen Jahr:„Die 50 sollte fallen.“ Demnach würde VWR trotz unsicherer Kon-junkturlage eine beträchtliche Umsatzsteigerung anstreben. DazuSchöls: „Wenn wir nur wachsen, wenn der Markt wächst, wären wirschwach. Viele geben sich ja damit zufrieden. Ich meine aber, einMarkt, dessen Volumen um einige Prozent fällt, ist ja immer noch da.Man muss einfach nur besser sein als die Konkurrenz.“

Robert Schöls, Geschäftsführer von VWR Österreich (links), erläutert im Gespräch mit

dem Chemiereport das Geschäftsmodell des Unternehmens.

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Wenn der Bayer-Konzern der Fachöffentlichkeit seine „Innovationsperspektive“ eröffnet, tritt die Kompetenz Tausender F&E-Mitarbeiter auf den Gebieten Gesundheit, Pflanzenschutz und Materialien gebündelt zu Tage. Der Chemiereport war inLeverkusen mit dabei und informierte sich über Neuigkeiten aus der Pharma-Pipeline, Strategien zur landwirtschaftlichenErtragssteigerung und umweltfreundliche Baumaterialien. Von Inge Kracht

12.000 Forscher und die Probleme der Welt.Bayer gibt Einblicke in seine F&E-Aktivitäten

Trotz aktueller Finanz- und Wirtschaftskrise setzt der Bayer-Konzern weiter auf den Ausbau seiner Entwicklungs- und For-schungsaktivitäten. „2008 betragen die Aufwendungen für For-schung und Entwicklung in den drei Unternehmensbereichen Ge-sundheit, Ernährung und hochwertige Materialien 2,8 MilliardenEuro, sprich 5 Prozent der Forschungsausgaben der gesamten deut-schen Wirtschaft“, verkündete Konzernchef Werner Wenning imRahmen der „Bayer-Innovationsperspektive 2008“, die am 12. De-zember in Leverkusen stattfand, mit sichtlichem Stolz.

„Nur durch Innovationen kann jenes Wachstum gesichert wer-den, das unerlässlich ist, um den nachhaltigen Erfolg unseres Unter-nehmens zu sichern – kurzfristige Einsparungen würden langfristigvieles zerstören“, meinte Wenning, um allerdings gleichzeitig fürden schwächelnden Konzernbereich Bayer Material Science vor-übergehende Stilllegungen und Kurzarbeit im kommenden Jahr an-zukündigen. „Insgesamt jedoch wollen wir bezogen auf den Kon-zern sowohl in diesem Jahr als auch im nächsten Jahr wachsen unddas bereinigte EBITDA verbessern. Diese Aussagen sind mir im ge-genwärtigen, von Unsicherheit geprägten Umfeld wichtig. Mehrmöchte ich dazu heute nicht sagen“, verlautete der Konzernchef.

Vor 130 Journalisten aus 22 Ländern präsentierte die Bayer AGihre neuen Entwicklungen, Technologien und Produkte unter demMotto „Science For A Better Life“ als Antworten auf die drängen-den Fragen unserer Zeit und die globalen Herausforderungen derZukunft.

Pharma-Forschung dort, wo Innovationen dringend ge-braucht werden. Auf der Grundlage der wachsenden Weltbevölke-rung und steigenden Lebenserwartung widmet Bayer Health Care,und hier insbesondere die 2006 entstandene Bayer Schering Phar-ma AG, ihre Forschungsschwerpunkte, neben den KernbereichenFrauengesundheit und Diagnostische Bildgebung, vor allem derEntwicklung neuer Diagnose- und Therapiemöglichkeiten fürKrebs, Herz-Kreislauf- oder Demenzerkrankungen, die vermehrtim Alter auftreten. „Der Schwerpunkt unserer Forschung liegt alsoauf Gebieten, wo echte Innovationen dringend gebraucht werden“,betonte Wolfgang Plischke, Vorstandsmitglied der Bayer AG: „DerBedarf an neuen Medikamenten zur Therapie von Krebs oder le-bensbedrohlichen Herzerkrankungen ist nach wie vor hoch. Zudemeröffnet das immer besser werdende Verständnis molekularer Vor-gänge neue Möglichkeiten, innovative Arzneimittel für den Men-schen zu entwickeln.“

Im September verstärkte Bayer Schering Pharma die Biologika-Forschungskompetenz mit der Akquisition des Kölner Biotech-Un-ternehmens Direvo. Die Integration des mit Forschung und Ent-wicklung beschäftigten Personals von Direvo Biotech in dem Be-reich Global Drug Discovery von Bayer Schering Pharma soll bis

Ende des ersten Quartals 2009 abgeschlossen sein. Zu den Direvo-Kompetenzen gehören eine Hochdurchsatz-Optimierungsplattformfür Proteine und Antikörper und eine proprietäre Antikörper-Bi-bliothek. „Die Plattform kam bereits bei einer Vielzahl von Protei-nen erfolgreich zum Einsatz, so bei therapeutischen Antikörpernund Proteasen, die in die präklinische Entwicklung von Bayer Sche-ring Pharma übernommen werden“, erklärte Hanno Wild, Leiterder Pharmaforschung von Bayer Health Care Europa. Wert derTransaktion: 210 Millionen Euro.

Gut gefüllte Pipeline. Im Bereich der Krebsforschung schlossdie Bayer AG Ende 2008 eine strategische Allianz mit dem Deut-schen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Innerhalb der nächs-ten zwei Jahre will man zu gleichen Anteilen insgesamt 3,5 Millio-nen Euro in die Krebsforschung investieren.

„Die Pharma-Pipeline ist mit derzeit 50 Entwicklungsprojekten,davon 14 allein im Bereich der Onkologie, in klinischen Phasen Ibis III gut gefüllt“, meinte Werner Wenning. Als Beispiele hob erdie Marktzulassung des Gerinnungshemmers „Xarelto“ durch dieEuropäische Kommission im Oktober 2008, die Untersuchungenmit dem seit zwei Jahren gegen fortgeschrittene Nieren- und Leber-zellkarzinome eingesetzten Medikament „Nexavar“ zum Einsatz beianderen Tumorarten sowie das in der III. klinischen Phase befindli-che Biopharmazeutikum VEGF-Trap-Eye zur Behandlung derfeuchten altersbedingten Makula-Degeneration hervor. BayerHealth Care beschäftigt 6.600 Mitarbeiter in F&E und schluckt 66Prozent des Forschungsbudgets.

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Bayer-Vorstandsvorsitzender Werner Wenning (links) und Innovations-Vorstand

Wolfgang Plischke (rechts) informierten in Leverkusen über die Entwicklungsfron-

ten des Konzerns.

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Ertragssteigerung und Stresstoleranz bestimmen die CropScience-Forschung. Steigender Bedarf an Nahrung, Futtermittelnund Energie sind der Motor für den Bereich Bayer Crop Science,in dem 3.800 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung tätigsind. Geforscht wird in den Bereichen: Wirkstoffe für den Pflan-zenschutz, Lösungen zur Schädlings- und Unkrautbekämpfung so-wie Saatgut mit verbesserten Eigenschaften. „Neben den bisher ge-nutzten Pflanzenmerkmalen wie Insektenresistenz und Herbizidto-leranz werden in Zukunft verstärkt Ziele wie Ertragssteigerung undStresstoleranz in den Mittelpunkt der Forschung rücken“, betonteWolfgang Plischke. Zwischen 2008 und 2012 sollen zehn neuePflanzenschutz-Wirkstoffe mit einem Spitzenumsatzpotential von

mehr als einer Milliarde Euro auf den Markt gebracht werden. LautPlanung werden bis 2012 rund 750 Millionen Euro in die Ent-wicklung neuer Lösungen im Bereich Saatgut und Pflanzenbio-technologie fließen.

Innovative Konzepte der Energieeinsparung und Ressour-censchonung. Der Verknappung von Ressourcen widmet sich dieForschung des Unternehmensbereichs Bayer Material Science, dermit 1.900 Mitarbeitern im Bereich F&E acht Prozent des For-schungsbudgets verbraucht. Dabei geht es zum Beispiel um innova-tive Konzepte der Energieeinsparung und Ressourcenschonung,auch im Unternehmen selbst, wie die Prozessoptimierung durchumweltschonende Produktionsmethoden und das konzernweiteBayer-Klimaschutzprogramm zeigen.

Ein eigenes Verwaltungsgebäude nach dem Bayer-eigenen Kon-zept für Bauten, die keine Emissionen verursachen, wird gerade inIndien errichtet. „Das Besondere an diesem neuartigen Gebäude-konzept ist, dass es auf der Kombination von verschiedenen techni-schen Lösungen beruht: Bayer-Materialien spielen dabei eine großeRolle, etwa thermoplastisches Polyurethan für die Solarzellen, einMakrolon-Dach und energieeffiziente Dämm-Materialien aus Po-lyurethan“, erklärte Dr. Plischke.

Wenning fordert die Unterstützung der Politik und Behörden.Angesichts der 11.800 Bayer-Forscher, von denen 6.300 allein inDeutschland tätig sind, fordert Werner Wenning die Unterstützungder Politik und Behörden hinsichtlich der steuerlichen Förderungvon Forschung und Entwicklung, eines besseren Patentschutzes,weiterer Anstrengungen in der Bildungspolitik sowie einer höherenTechnologieakzeptanz im eigenen Land. „Gerade die politischenDiskussionen müssen bei der Akzeptanz für industrielle Tätigkeitund für Innovation zu Antworten führen, die den StandortDeutschland nicht schwächen, sondern nachhaltig stärken. Wirdürfen nicht immer nur über die Risiken neuer Technologien dis-kutieren und dabei die Chancen vollkommen vergessen“, so das Re-sümee des Konzern-Chefs.

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Die Akquise von Direvo verschafft Bayer Zugang zur Protein-Plattform des

Biotech-Unternehmens.

Bis 2012 sollen rund 750 Millionen Euro in die Bereiche Saatgut und Pflan-

zenbiotechnologie fließen.

Das Bayer-Klimaprogramm setzt bei Produkten und Prozessen auf die Verringerung des

ökologischen Fußabdrucks.

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Geregelt sind die Anti-Korruptionsbestimmungen im Strafgesetz-buch. Eine Deliktsgruppe stellt dabei die Bestechung von Bedienste-ten oder Beauftragten privater Unternehmen für die pflichtwidrigeVornahme oder Unterlassung von Rechtshandlungen unter Strafe,eine andere pönalisiert die Bestechung bzw. die Geschenkannahmedurch Amtsträger auch für pflichtgemäße Handlungen. Amtsträgersind dabei nicht nur Beamte, sondern jeder, der mit öffentlichenAufgaben betraut ist, besonders in öffentlichen Unternehmen. Öf-fentliches Unternehmen ist jedes, das von einer Gebietskörperschaftselbst betrieben wird oder an dem eine Gebietskörperschaft mit min-destens 50 % beteiligt ist, jedenfalls aber jedes Unternehmen, das derÜberprüfung durch den Rechnungshof unterliegt.

Die Trennung in zwei Deliktsgruppen ist durchaus bedeutsam. Be-stechung und Geschenkannahme im Bereich privater Unternehmen

bis 5.000 Euro können nur vom Verletzten (wer ist das?), von Mit-bewerbern oder von Verbänden, wie z.B. der Arbeiterkammer, ver-folgt werden, während bei höheren Beträgen und im öffentlichenBereich die Staatsanwaltschaft zuständig ist, bei der sogar eigeneAnti-Korruptionsstaatsanwälte eingesetzt werden sollen.Die Strafen für Korruption sind beachtlich. Es sind keine Geld-,sondern nur Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren (in schwerenFällen auch mehr) vorgesehen. Zum Vergleich: Eine „einfache“Körperverletzung wird mit einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe biszu einem Jahr bedroht.

Was aber ist Korruption? Die Gewährung geringfügiger Vorteileist jedenfalls dann keine, wenn nicht auf eine konkrete Amtshand-lung eingewirkt werden soll. Als geringfügig gelten nach den Geset-zesmaterialien Vorteile bis zu einem Wert von 100 Euro. Das ist je-

Walzer CorruptiDie Anti-Korruptionsgesetze:

Zwischen Strafgesetzbuch und ArzneimittelgesetzSeit nunmehr einem Jahr sind die neuen Strafbestimmungen gegen Korruption und Amtsmissbrauch in Kraft. Die Folgen derstrengen Regelung zeigten sich erstmals zur EM 2008, als Sponsorenplätze aus Furcht vor gerichtlichem Nachspiel leer blie-ben. Aber auch kulturelle Veranstaltungen hatten mit der allgemeinen Unsicherheit zu kämpfen: Den Salzburger Festspielendrohten sogar Sponsoren abzuspringen. Tatsächlich werfen die Regelungen eine Menge Fragen auf.

Eine Betrachtung von Rainer Schultes

Bestechung oder Geschenkannahme im öffentlichen Bereich sind ein Fall für den Staatsanwalt.

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ner Betrag, den die Gerichte für die Entwendung entwickelt haben,die für bestimmte Diebstähle von geringwertigen Sachen eine gerin-gere Strafdrohung vorsieht. Dem Gesetz selbst lässt sich diese Gren-ze nicht entnehmen. Das Heranziehen der Geringwertigkeitsgrenzeder Entwendung ist nicht zwingend. Vorteile, die innerhalb einesJahres gewährt werden, sind aber jedenfalls zusammenzurechnen(„Anfüttern verboten!“). Die Gewährung von Vorteilen kann wohl auch dann nicht strafbarsein, wenn sie gar nicht geeignet ist, die Amtsführung eines be-stimmten Amtsträgers zu beeinflussen. Bei kleinen Weihnachtsge-schenken und Essenseinladungen kann man das annehmen; auchbeim Sponsoring von Veranstaltungen oder kulturellen Einrichtun-gen in aller Regel, weil davon in erster Linie der Veranstalter bzw.die Einrichtung und nicht der Gast profitiert, zumindest solangeder Sponsor keinen Einfluss darauf nimmt, wer zur Veranstaltungeingeladen wird. Die gezielte Verteilung von Sponsor-Freikartenkann daher sehr wohl strafbar sein. Eine Entschärfung der strengenRegelung ist bereits im Gespräch: „Gesellschaftlich anerkannte Vor-teile“ und Vorteile „im Zusammenhang mit kulturellen, sportli-chen, sozialen oder wissenschaftlichen Veranstaltungen“ sollen vonder Strafbarkeit ausgenommen werden, sofern sie nicht auf pflicht-widrige (!) Handlungen gerichtet sind.

Doch ist alles, was das Strafrecht verbietet, tatsächlich verboten?Das Arzneimittelgesetz erlaubt etwa ausdrücklich, was das Strafge-setzbuch (noch) verbietet: So dürfen gemäß § 55a AMG die Reise-und Aufenthaltskosten, sowie die Teilnahmegebühren für die Teil-nahme von Ärzten an wissenschaftlichen Veranstaltungen übernom-

men werden, wenn der Repräsentationsaufwand auf den wissen-schaftlichen Hauptzweck der Veranstaltung begrenzt ist. Als zuläs-sig gilt nach dem AMG auch die (begrenzte) Abgabe von Ärztemus-tern, also Vorteilen, die ebenfalls die Geringfügigkeitsgrenze desStrafrechts überschreiten können. Was gilt? Grundsätzlich geht das spezielle Gesetz dem allgemeinenvor, aber auch das jüngere dem älteren. Hier ist aber das speziellereGesetz gleichzeitig das ältere. Man wird um eine sorgfältige Abwä-gung nicht umhin kommen. Besondere Vorsicht ist etwa bei derGewährung von Geldrabatten für Ärzte oder Apotheker geboten,die bisher nach dem AMG nicht verboten war, aber auch nicht ex-plizit erlaubt.Solange die Rechtsprechung keine Grundsätze entwickelt hat, wird ent-scheidend sein, ob man sich auf eine vertretbare Rechtsansicht stützenkann. Ein nicht vorwerfbarer Rechtsirrtum ist ein Entschuldigungs-grund, der die Strafbarkeit einer Tat ausschließt. Der Rechtsirrtum

muss aber für den Vorteilsgeber undden Empfänger entschuldbar sein.

Mag. Rainer Schultes istRechtsanwalt bei der Wienere|n|w|c Natlacen WalderdorffCancola Rechtsanwälte GmbHTel: +43 1 716 55-0 [email protected], www.enwc.com

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In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen ist der Leiter vonForschung und Entwicklung sicherlich stark gefordert?

Der F&E-Bereich eines Industrieunternehmens ist eher langfris–tig orientiert. Aber Sie haben recht. Diese ungewöhnlich großenSchwankungen der Rohstoffkosten und die massiven Veränderun-gen auf den Märkten erfordern zusätzlich eine ganze Reihe vonÜberlegungen: Energieeinsparungen, alternative Rohstoffe sowieAnpassungen der Produktionsverfahren sind die Themen der Zeit.

Sie haben aber schon in der Vergangenheit und da insbesondere inIhrem Werk in Brückl entscheidende Änderungen vorgenommen.Ist das in der jetzigen globalen wirtschaftlichen Lage hilfreich?

Unbedingt! Bleiben wir beim Beispiel Brückl: Dort haben wirnach dem Amalgamverfahren Natronlauge und Chlor und in derFolge chlorierte Kohlenwasserstoffe produziert. Damals wurde be-sonders in Österreich von manchen Gruppierungen der Ausstiegaus der Chlorchemie gefordert. Das hätte auch das Aus für dieNatronlauge und somit für das Werk Brückl bedeutet. Wir habendurch eine mutige Entscheidung unseres Eigentümers die damalsgrößte Investition in der Geschichte des Unternehmens getätigt unddie Produktion auf das moderne, energiesparende und quecksilber-freie Membranverfahren umgestellt. Gleichzeitig gelang es, statt desAusstiegs aus der Chlorchemie den „Umstieg auf die Chloridche-mie“ zu verwirklichen. Gerade diese Produkte, die überwiegend imUmweltbereich verwendet werden, sind weniger von der aktuellenWirtschaftskrise betroffen.

Was waren da die wichtigsten Veränderungen?Zum Beispiel der Aufbau einer Anlage zur Herstellung von Ei-

senchloriden. Davon stellen wir mehr als 70.000 t her. Eisen ist un-verzichtbar zur Bindung von Phosphaten in Abwasseraufbereitungs-anlagen. Aber es geht nicht nur um die Herstellung einer Chemika-lie, sondern auch um den Aufbau eines Teams von Experten in derWassertechnik. Heute sind wir nicht nur Chemikalienhersteller,

sondern mit einer Vielzahl von abgeleiteten und ergänzenden Pro-dukten Problemlöser für unsere Kunden. Der jüngste Schritt wardie Entwicklung von Polyaluminiumchlorid (PAC) für die Trink-wasseraufbereitung und der Aufbau der ersten Anlage in Österreichzu dessen hydrothermaler Herstellung. Und wie immer bei einerneuen Anlage: Eine Reihe von Folgeprojekten führt zu einer abge-leiteten Produktfamilie, deren Anwendung in der Papierindustrieauf großes Interesse stößt.

Auf welche der Neuerungen sind Sie besonders stolz?Eigentlich ist man immer auf die jüngsten Kinder der Entwicklung

stolz. Dazu muss ich ausholen und hier erklären, dass die Donau Che-mie auch zu den großen europäischen Aktivkohleproduzenten gehört.Es werden zwar die Standardprodukte heute überwiegend in Asien ge-fertigt, aber die Reaktivierung der gebrauchten Aktivkohlen sowie dieHerstellung von Aktivkohlen mit ganz speziellem Wirkstoffprofil ge-schehen in unseren Anlagen in Frankfurt/Main und in Pischelsdorf inNiederösterreich. Hier haben wir eine Anlage zur Modifikation derchemischen Eigenschaften der inneren Oberfläche in Produktion ge-nommen. Wir erreichen damit katalytische Effekte, die die Umwand-lung und Bindung bestimmter Schadstoffe stark verbessern. SolcheAktivkohlen werden heute als Innenraumfilter in Autos eingesetzt. Ei-ne ganz andere Wirkung erzielt man mit „versilberter“ Aktivkohle beider Behandlung von Trinkwasser. Geringe Mengen von Silberionenwirken bakteriostatisch, die Kunst ist es, durch die Partikelgröße unddie Einbettung in die Kohlematrix die Löslichkeit so zu beeinflussen,dass über die Lebenszeit des Filters eine definierte Menge an Silberio-nen frei wird.

Aber die wirklich jüngsten Kinder haben wir in unserer Tochterfir-ma Donau Kanol entwickelt. Sie sind erst seit wenigen Tagen im Han-del: Eine Kosmetikserie, zu 100 Prozent basierend auf biologisch her-gestellten, natürlichen Rohstoffen und eine Produktlinie von Haus-haltsreinigern, ebenfalls auf Basis rein natürlicher Rohstoffe.

Ja, und sehr erfolgreich sind unsere Entwicklungen für Form-trennmittel im Metalldruckguss.

Das sind hochtemperaturbeständige Trenn- und Schmiermittel.Der Erfolg dieser Produktlinie liegt darin, dass auf den damit her-gestellten Formkörpern herkömmliche Lacke haften bleiben.

Umweltrelevante Maßnahmen sind für einen Konzern wie dieDonau Chemie wichtig. Wo setzen Sie hier Akzente?

Die hohen Standards für Emissionen und Abfälle zu erfüllen, istselbstverständlich. Moderne Verfahren und technisches Geschick er-möglichen uns heute aber weitgehend die Vermeidung von Emissio-nen. Zum Beispiel ist es kürzlich gelungen, wasserstoffhaltige Ab-luftströme so zu behandeln, dass wir den Wasserstoff als Brennstoffzur Energieerzeugung verwerten können. Für dieses Projekt erhieltenwir übrigens den Umweltpreis der Österreichischen Wirtschaft undsind für den EEP-Award (Anm. d. Red.: Ein europäischer Umwelt-preis, der von der „European Environmental Press“ vergeben wird)nominiert. Zurzeit errichten wir eine neue Salzsäureanlage, bei der esmöglich sein wird, die bei der Reaktion von Wasserstoff und Chlorfreiwerdende Energie zur Gänze als Dampf dem Energieverbund desWerkes zuzuführen. Einen ähnlichen Weg haben wir auch bei der

Erfolgreicher Umstieg auf die ChloridchemieMenschen der Industrie. Karl Zojer im Gespräch mit Rainer Wiesböck, F&E-Leiter der Donau Chemie AG über mutigeEntscheidungen der Vergangenheit, umweltfreundliche Produktion und die jüngsten Kinder der Produktentwicklung.

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Rainer Wiesböck: „Abwärme wird nicht mehr weggekühlt, sondern zur Substitution

von Primärenergie verwendet.“

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Herstellung von Schwefelsäure beschritten: Der anfallende Dampfwird seit Kurzem in einer Gegenstromturbine verstromt. Damit dek-ken wir den Bedarf an elektrischer Energie in unserem Werk Pi-schelsdorf. Aber auch andere Abwärme wird nicht mehr „wegge-kühlt“, sondern auf allen möglichen Temperaturniveaus zur Substi-tution von Primärenergie verwendet. In all diesen Fällen heißt diesauch: CO2-freie Energiegewinnung!

Die Einführung der EU-Chemikalienverordnung REACH hat si-cherlich enorme Auswirkungen gehabt. Wie gehen Sie damit um?

Die Donau Chemie AG als großer Produzent von Chemikalien istseit Jahren in internationalen Gremien engagiert, um dort gemeinsammit anderen europäischen Produzenten die vorgeschriebenen Anforde-rungen zur Registrierung umzusetzen. Zentrales Thema ist hierbei dieErarbeitung von erforderlichen Datensätzen für die Dossiereinrei-chung bei der ECHA (Anm. d. Red.: European Chemicals Agency).Als Chemiker verstehe ich aber, ehrlich gesagt, nicht immer, warumdieser Aufwand für einfache, ungefährliche Stoffe wie zum BeispielAktivkohle wirklich notwendig ist.

Neben der Mitarbeit in REACH-Konsortien fällt ein nicht un-wesentlicher Arbeitsaufwand bei der Tochterfirma Donauchem an.Diese ist der zweitgrößte Chemikalien-Distributeur und Formuliererin Österreich mit einer starken Präsenz in unseren östlichen Nach-barländern. Als Importeur muss hier die Registrierpflicht befolgtwerden. Hauptaugenmerk wird bei der Donauchem auf die Er-fassung der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Chemika-lien bei den Kunden gelegt. Anwender dürfen Stoffe nur mehr imRahmen der angegebenen Verwendungszwecke benützen. Umunseren Kunden Beratung, Schulungen und Handlungskonzepteliefern zu können, haben wir in unserer REACH-Stabstelle dasKonzept „EASY-2-REACH“ gestartet.

Für uns als Entwicklungschemiker ist REACH aber auch eineChance, unser Chemikalienportfolio gründlich zu durchforsten,Stoffe selbst besser kennenzulernen und auch gegebenenfalls Substi-tutionsvorschläge zu unterbreiten.

Auf welchen Märkten ist die Donau Chemie präsent, und wo,glauben Sie, gibt es die meisten Chancen für die Zukunft?

Unsere traditionellen, in großen Mengen erzeugten Grundche-mikalien – das sind Schwefelsäure, Calciumcarbid, Salzsäure, Na-tronlauge, Natriumhypochlorit und Gips – werden von eine Vielzahlvon industriellen und gewerblichen Weiterverbeitern benötigt. Einesehr große Rolle spielt auch der Export ins benachbarte Ausland, vorallem italienische Kunden sind langfristige Geschäftspartner.Die Produkte der Business Unit Wassertechnik (Eisenchloride, Po-

lyhydroxialuminiumchloride, Flockungsmittel etc.) finden ihre An-wendung in Kläranlagen, bei der Trinkwasseraufbereitung, aberauch überall dort, wo es gilt, Partikelladungen zu neutralisieren, al-so zum Beispiel in der Zellstoff- und der Papierindustrie.

Ein ganz großer Teil unserer Gruppe ist unsere Tochterfirma Do-nauchem. Sie verteilt Chemikalien und Formulierungen in allen Ge-bindegrößen vom Kanister bis zum Tankwagen. Hier haben unsereNiederlassungen in Polen, Tschechien, der Slowakei, in Ungarn undRumänien ihre Geschäftsfelder stark erweitert. In diesen Ländernsehen wir auch künftig ein hohes Wachstumspotenzial.

Wenn Sie einen neuen Mitarbeiter in Ihr Team aufnehmen,welches Anforderungsprofil definieren Sie für ihn?

Wir erwarten von einer künftigen Kollegin oder einem Kollegenin der F&E-Abteilung eine möglichst breite Grundausbildung inTechnischer Chemie, insbesondere auch Grundkenntnisse der Ver-fahrenstechnik. Andere Stellen im Bereich der Donau Chemie-Grup-pe erfordern neben der Kenntnis der Chemie auch kaufmännischesoder organisatorisches Geschick. Aber gerade berufseinsteigende Che-miker finden im Pool der Aufgaben einer F&E-Abteilung ideale Vor-aussetzungen, viele Teile des Unternehmens kennenzulernen und sichbei Schwerpunkten vertieftes Wissen und Erfahrung anzueignen. Wirhaben eine sehr flache Organisationsform, sodass der Kontakt mitProduktion, Verkauf und Kunden auch selbstverständliche Aufgabeeines Entwicklungsmitarbeiters ist.

Sie sind schon sehr lange Forschungs- und EntwicklungsleiterIhres Konzerns. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass es immer wieder gelingt, die Ideen und Anregungen, die ineinem solchen großen Team vorhanden sind, erfolgreich umzusetzen.Das ist nicht nur persönlich befriedigend, sondern auch eine der Not-wendigkeiten, um ein Unternehmen weiterzuentwickeln.

Im Industriepark Pischelsdorf sind alle vier Business Units Donau Chemie, Donau-

chem, Donau Kanol und Donau Carbon aktiv.

Im Werk Brückl ist der Umstieg vom Amalgam- auf das Membranverfahren zur

Chlorerzeugung gelungen.

Das Unternehmen Donau Chemie

Die Donau Chemie, deren Wurzeln 170 Jahre zurückreichen, istseit 1997 nach einem Management-Buyout durch Generaldirek-tor Alain de Krassny wieder ein Familienunternehmen – eineUnternehmensform, die nach dem Selbstbekenntnis de Krass-nys die Kombination von langfristigem Denken und Flexibilitäterlaubt.Der Konzern ist heute gegliedert in die Business Units Chemie,Donau Carbon, Donauchem und Donau Kanol und erwirtschaf-tete im Geschäftsjahr 2007/2008 mit mehr als 700 Mitarbei-tern einen Umsatz von 257 Millionen Euro. Der Sitz des Kon-zerns befindet sich in Wien. www.donau-chemie.at

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Die Suche nach Biomarkern gestaltet sich schwieriger, als manche in der Anfangsphase der Proteomik erwartet hatten.Ungebrochen sind aber die Hoffnungen und Erwartungen in diesen Bereich, besonders von Seiten der Pharmaindustrie undder Gesundheitsbehörden. Dies wurde auf dem diesjährigen Symposium der Österreichischen Proteomik Plattform (APP)deutlich, die vom 18. bis 21. Jänner in Seefeld stattfand. Von Carola Hanisch

Seefelder Proteomik-Tagung: Zwischen Euphorie und Skepsis

Biomarker sind Moleküle, oder Muster von Molekülen, die für ei-nen biologischen Vorgang charakteristisch sind. Es kann sich umDNA, RNA, Proteine oder Stoffwechselprodukte handeln. BesondereErwartungen knüpfen sich an die Proteine, denn sie sind im Gegen-satz zu den Genen die eigentlichen Akteure, die die Lebensvorgängeausführen. Daher gibt das Proteinmuster, also die Art und Menge vor-handener Eiweiße, den aktuellen Zustand eines biologischen Systemswieder, auch einer sich entwickelnden Krankheit.

Die personalisierte Medizin braucht – BiomarkerDas Blut ist eine besonders begehrte Quelle für Biomarker, denn es

ist im Gegensatz zu den meisten Körpergeweben leicht und relativschmerzfrei zugänglich. Allerdings ist es auch das denkbar schwierigsteMedium, um Marker zu finden. Im menschlichen Blutplasma gibt eseine Million oder mehr verschiedene Eiweißmoleküle. Sie sind in äu-ßerst unterschiedlichen Konzentrationen vorhanden, die sich ummehr als ein Billionenfaches, also um zwölf Zehnerpotenzen, unter-scheiden können. Gerade die seltenen Moleküle sind aber in der Re-gel die interessanten – sie zu finden ist eine enorme technische Her-ausforderung.

Die Massenspektrometrie macht es heutzutage möglich, kom-plexe Gemische von Proteinen zu untersuchen. Mit ihrer Hilfe wer-den Proteine auch in kleinsten Mengen aufgespürt, identifiziert undquantifiziert. Auch wird deutlich, ob sie chemisch modifiziert wor-

den sind oder nicht. Letzteres gibt Aufschluss über ihre Aktivität inder Zelle, die über das Anhängen chemischer Gruppen, beispiels-weise Phosphat, gesteuert wird. Blutproben sind allerdings für dieheutigen technischen Möglichkeiten zu komplex und müssen vorder Analyse vorbereitet werden, meistens durch Anreicherung ein-zelner Proteingruppen.

Friedrich Lottspeich vom Max-Planck-Institut für Biochemie inMünchen versucht, Biomarker für Darmkrebs zu finden. Das Pro-blem dabei: So unterschiedlich die Menschen, so verschieden sindauch ihre Proteinmuster. Die Unterschiede zwischen zwei Individu-en sind in der Regel viel größer als zwischen Gesundheits- undKrankheitszustand. Ein weiteres Problem besteht darin, dass sichdie Proteinzusammensetzung einer Blutprobe ändert, je nachdem,wie sie nach der Abnahme behandelt wird. Lottspeich versucht, bei-de Probleme in den Griff zu bekommen, indem er die Daten langjäh-riger Blutspender auswertet. Wenn einer von ihnen später Darmkrebsbekommt, existieren eine Menge Vergleichsdaten aus Zeiten, in de-nen er noch gesund war. Da es sich immer um dieselbe Person han-delt, fallen zwischenmenschliche Unterschiede nicht ins Gewicht.Hinzu kommt der Vorteil, dass die Blutproben für die Blutbank nachstandardisierten Bedingungen abgenommen werden. Wie Lottspeichin Seefeld berichtete, ist es aber noch nicht gelungen, ein charakteris-tisches Muster für Darmkrebs ausfindig zu machen.

Die Forscher brauchen – Geduld Denis Hochstrasser von der Universitätsklinik Genf plädierte dafür,

zunächst nach Biomarkern in Geweben zu suchen. Eine Möglichkeitist, nach Krebsoperationen Proben aus krankem Gewebe zu sammelnund darin nach gemeinsamen Mustern Ausschau zu halten. Ein sol-cher Gewebe-Biomarker könne anschließend leichter im Blut gefun-den werden, weil man wisse, wonach man suche. Hochstrasser ist da-

110 Forscher und Forscherinnen aus aller Welt nahmen am 6. Symposium

der Österreichischen Proteomik-Plattform teil.

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Lukas Huber, Medizinische Universität Innsbruck, war einer der Leiter der Seefel-

der Proteomik-Tagung.

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von überzeugt, dass für therapeutische Entscheidungen die Betrachtung der Proteine mindes-tens so entscheidend ist wie die der Gene. Gen-Chips, wie sie heute zum Teil bereits auf demMarkt sind, gäben häufig kein umfassendes Bild eines Krankheitsgeschehens.

Wirkt das Medikament – oder nicht? Biomarker können nicht nur Krankheiten anzeigen:Besonders vielversprechend sind solche, die den Erfolg oder Misserfolg einer zielgerichtetenTherapie rechtzeitig sichtbar machen. Lukas Huber, Direktor des Biozentrums in Innsbruck,wies auf die Bedeutung solcher Biomarker für die personalisierte Medizin hin. ZielgerichteteMedikamente wirken auf ganz spezifische molekulare Krankheitsursachen ein – sind diese beimPatient nicht vorhanden, hilft das Medikament nicht. „Ein Ziel der Proteomik ist, zusammenmit der klinischen Wirkstoffentwicklung Biomarker zu finden, die die richtige Therapie für denPatienten anzeigen“, so Huber. Dies sei auch eines der Kernthemen von Oncotyrol, dem Zentrumfür personalisierte Krebsmedizin in Innsbruck, dessen wissenschaftlicher Leiter Lukas Huber ist.Oncotyrol ist ein internationaler Verbund von Partnern aus Industrie und Wissenschaft mitdem Ziel, personalisierte Krebstherapien sowie diagnostische Tests beschleunigt zu entwickeln.

Ein Fortschritt bei der Suche nach derartigen Biomarkern ist Giulio Superti-Furga ,Direktordes Forschungszentrums für Molekulare Medizin, CeMM, in Wien, und seinen Mitarbeiterngelungen. Sie haben durch eine Kombination von genomischen und proteomischen Metho-den einen Biomarker-Kandidaten gefunden, der geeignet erscheint, die Wirkung eines zielge-richteten Leukämie-Medikaments frühzeitig anzuzeigen.

Von Seiten der Pharmaindustrie gehen intensive Anstrengungen in die Entwicklung vondiagnostischen Tests für Medikamentenwirkung. So präsentierte Scott Patterson von Amgeneinen – allerdings genetischen, nicht proteomischen – Biomarker, der eine Genmutation an-zeigt. Bei Darmkrebspatienten, die diese Mutation tragen, kann ein bestimmtes zielgerich-tetes Medikament nicht wirken. Der Gentest ist in Europa gemeinsam mit dem Medika-ment zugelassen worden.

Cristiano Migliorini von Roche stellte einen systembiologischen Ansatz vor, mit demdas akademisch-pharmazeutische Forschungskonsortium „Systems biology of the B-cell“ inZusammenarbeit mit dem „Center of Competence of Systems Physiology and MetabolicDiseases“ der ETH Zürich nach Biomarkern und neuen Drug Targets für Diabetes Typ IIsucht. Mehrere erfolgversprechende Kandidaten werden derzeit eingehender geprüft.

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Friedrich Lottspeich, Günther Bonn und Giulio Superti-Furga vergnügen sich nach getaner Arbeit beim Curling.

Proteomik in Österreich

Das 6. Symposium der Österreichischen Proteomik-Plattform (Austrian Proteomic Platform– APP) fand vom 18. bis 21. Jänner in Seefeld, Tirol, statt. 110 Forscher und Forscherin-nen aus aller Welt nahmen teil. Die Tagung wurde von Prof. Günther Bonn, UniversitätInnsbruck, Prof. Lukas Huber, Medizinische Universität Innsbruck, und Prof. Giulio Super-ti-Furga, CeMM, Forschungszentrum für Molekulare Medizin, Wien, geleitet und von derCEMIT, Center of Excellence in Medicine and IT, koordiniert.Die österreichische Proteomik Plattform APP ist ein Forschungsnetzwerk, das im Rahmendes österreichischen Genomforschungsprogramms GEN-AU von der Bundesregierung geför-dert wird. APP wurde im Jahr 2003 gestartet und ist mittlerweile als ÖsterreichischeProteomik Plattform II wiederaufgelegt. Sie wird von Prof. Dr. Lukas Huber, MedizinischeUniversität Innsbruck, geleitet.

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Bund und Stadt Wien haben der Finanzierung des nächsten Erweiterungsschritts am Campus Vienna Biocenter zugestimmt.Damit kann Wirklichkeit werden, was die Forschungsgruppen und Unternehmen vor Ort als ihre „Vision 2020“ für dieEntwicklung des Life Sciences-Standorts formuliert haben.

Ein großer Sprung vorwärts. Die Erweiterung des Vienna Biocenter ist fix

18. Dezember 2008, Dr. Bohr-Gasse 3 im dritten Wiener Ge-meindebezirk: Am Campus Vienna Biocenter herrscht Feierstim-mung. Unter Anwesenheit zahlreicher VertreterInnen der am Cam-pus ansässigen Organisationen verkünden Wissenschaftsminister Jo-hannes Hahn und die Wiener Vizebürgermeisterin undWirtschafts-Stadträtin Renate Brauner, dass ein 52 Millionen Euro-Paket von Bund und Stadt Wien den weiteren Ausbau des heute welt-weit renommierten Standortes ermöglicht.

Harald Isemann, Obmann des Vereins Campus Vienna Bio Cen-ter und kaufmännischer Direktor des Forschungsinstituts für Mole-kulare Pathologie (IMP), das am Standort ansässig ist, kann Genaue-res erzählen: Geplant ist die Errichtung einer Service Facility, an dermodernste Forschungsinfrastruktur für alle Institutionen und Unter-nehmen am Campus gemeinsam zur Verfügung stehen soll. DieserSchritt setzt eine Erfolgsgeschichte fort, die aus kleinen Anfängen voretwa 20 Jahren einen führenden Life Sciences-Standort hat wachsenlassen, der 1.200 Menschen – mit StudentInnen sogar 1.600 – be-schäftigt und vier Forschungseinrichtungen (die Max F. Perutz Labo-ratorien, das Institut für molekulare Pathologie, das Institut für Mo-lekulare Biotechnologie, das Gregor Mendel Institut für Molekula-re Pflanzenbiologie) sowie sechs Unternehmen beherbergt.

Wunschliste und Zukunftsvision. Bei der Planung der neuen In-frastruktureinrichtung gingen die am Biocenter vertretenen Institu-tionen gemeinsam vor und formulierten in ihrer „Vision 2020“ Wün-sche zur Zukunft des Standorts. Darin ist auch festgelegt, dass eine ei-gene Gesellschaft gegründet werden soll, die die neuen Einrichtungengleichsam als Dienstleister für die Forschungseinheiten und Unter-nehmen betreiben wird. Nicht nur in Maschinen und Equipment solldabei investiert werden, sondern auch in entsprechende Fachleute –50 bis 60 sollen es im Endausbau sein, die bei der neu einzurichten-den Servicegesellschaft angestellt sein werden.

„Das Vienna Biocenter steht heute im weltweiten Wettbewerb mitSpitzenstandorten der Biowissenschaften“, spricht Harald Isemann

das Umfeld an, in dem man sich bewegt, „wenn man Spitzenforschernach Wien bringen will, muss man ihnen auch State-of-the-Art-Equipment bieten.“ Das Konzept wurde den Vertretern von Bundund Stadt Wien vorgelegt, die im Anschluss LISA Vienna Region be-auftragten, einen Evaluierungsprozess mit internationalen Fachexper-ten zu organisieren

Die international besetzte Jury zeigte sich angetan von den Ideenund folgte in ihren Empfehlungen dem Konzeptpapier weitgehend.Besonders die geplanten organisatorischen und sozialen Rahmenbe-dingungen fanden bei den JurorInnen Anerkennung, etwa der Auf-bau einer eigenen Gesellschaft zum Betreiben der neuen Facilitiesoder ein Kindergarten am Campus, der mithelfen soll, einen Job inder Spitzenforschung mit dem Familienleben zu verbinden. In einemvon allen Jury-Mitgliedern unterzeichneten Protokoll einer Jurysit-zung heißt es: „Die Jury ist sehr enthusiastisch, was die Vision 2020betrifft und empfiehlt die Förderung nachdrücklich.“

Programmieren für die Biologie. Eine Schlüsselrolle in der künf-tigen Entwicklung des Life Sciences-Standorts Wien werden die Ka-pazitäten auf dem Gebiet der Bioinformatik spielen. Die Datenmen-gen, die in der Biologie heute produziert werden – man denke bei-spielsweise an Aufgaben der Genom-Sequenzierung – sindbeträchtlich, die Anforderungen an das Programmieren von Softwaresteigen. Im Rahmen der Max F. Perutz-Laboratorien gibt es bereitsEinrichtungen der Bioinformatik, vor allem das von Arndt von Hae-seler geleitete „Center for Integrative Bioinformatics Vienna (CI-BIV)“, das sich aber selbst als Forschungsinstitut versteht und damitbeschäftigt ist, die Grundlagen dieser noch jungen Wissenschaft vor-anzutreiben. „Das Problem ist“, erzählt Haeseler, „dass wir immermehr Anfragen bekommen, die nicht zu unseren Forschungsinteres-sen passen, sondern einen bioinformatischen Service benötigen wür-den.“ Aus diesem Grund wurde in der Vision 2020 die Einrichtung

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Bund und Stadt Wien finanzieren die nächsten Erweiterungsschritte am Campus

Vienna Biocenter.

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Harald Isemann, kaufmännischer

Direktor des IMP, freut sich über die

gemeinsame Konzeption durch die am

Campus ansässigen Institutionen.

Arndt von Haeseler, Bioinformatiker an

den Max F. Perutz-Laboratorien, erwar-

tet sich regen Austausch mit der künfti-

gen Einrichtung BiSPU.

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einer „Bioinformatics and Scientific Programming Unit (kurz Bi-SPU)“ vorgeschlagen, die künftig als Dienstleister auf diesem Gebietfungieren soll und auf diese Weise das CIBIV für dessen genuine For-schungsarbeit freispielen kann. Neuartig ist, dass die dort eingesetztenFachleute nicht an ihrem wissenschaftlichen Output, sondern an derZufriedenheit ihrer „Kunden“, also der am Vienna Biocenter ansässi-gen Organisationen gemessen würden.

Haeseler hat aber auch eine darüber hinausgehende Erwartung andie neu zu gründende Einrichtung: „Wir werden dann Leute hier amCampus haben, mit denen man Informatik und Mathematik intensi-ver diskutieren kann.“ Umgekehrt würden die Informatik-Dienstleis-ter von der Verankerung des CIBIV in der Theorie profitieren, ein re-ger Austausch also beide Seiten bereichern.

Aber nicht nur die akademische Forschung hat Interesse am Bi-SPU. „Wir arbeiten schon jetzt viel mit Bioinformatikern zusammen,weil bei der Impfstoffentwicklung die Genom-Sequenzierung von pa-thogenen Organismen oder die Strukturanalyse von Proteinen vonBedeutung ist“, erzählt etwa Andreas Meinke. Meinke war bis vor

Kurzem Leiter der Antigen-Entwicklung bei Intercell und ist nundort für Alliance und Grant Management zuständig. Die geplanteAusrichtung der Bioinformatik-Einheit gefällt ihm gut, „weil wir da-mit einen besseren Service bekommen, als bei einem Wissenschaftler,der andere Prioritäten hat“. Käme eine derartige Ausweitung der IT-Kapazitäten nicht, müsste sich Intercell anderweitig umschauen:„Wir haben die Auswertung eines Genoms schon einmal auswärtsmachen lassen“, erzählt Meinke.

Bildgebung im molekularer Auflösung. Ebenfalls auf Interessebei zahlreichen ansässigen Institutionen stößt die in der Vision 2020konzipierte Einrichtung auf dem Gebiet der bildgebenden Verfahren.„Imaging Support Group (IMAS)“ soll sich die Gruppe nennen undmit den neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet hochaufgelösterMikroskopie Schritt halten.

„Fluoreszenzmethoden haben sich in der Biologie durchgesetzt,um bis in den Bereich molekularer Strukturen vorzustoßen“, erzähltKatrin Heinze vom Institut für Molekulare Pathologie, die federfüh-rend an der Konzeption des IMAS beteiligt war. Es gebe nicht vieleMethoden, mit denen man nichtinvasiv in lebende Zellen hinein-schauen könne – ein alter Traum der Biologen. Die Fluoreszenzme-thoden würden sich hierzu einiger „Tricks“ aus der Physik bedienen,um Dinge sichtbar zu machen, die mit herkömmlicher Lichtmikro-skopie schlechterdings nicht mehr sichtbar seien.

Die Idee des IMAS ist nun, nicht einfach die besten kommerziellverfügbaren Geräte auf diesem Sektor zur Verfügung zu stellen, son-dern so viel technisches Know-how am Vienna Biocenter zu versam-meln, dass der Eigenbau von Prototypen hier erfolgen kann. Die Bio-logen vor Ort müssten dann nicht darauf warten, dass neue, aus derPhysik kommende Ansätze von einem Hersteller in ein Standardpro-dukt umgesetzt werden. Vielmehr könnte durch die hier arbeitendeGruppe von Physikern und Technikern ein Innovationsvorsprung ge-genüber anderen Life Sciences-Standorten erarbeitet werden.

Auf dem Weg zur Alzheimer-Diagnostik in vivo. Dass dies nichtnur für eine große Zahl der wissenschaftlichen Arbeitsgruppen vonBedeutung ist, sondern auch für die mittlerweile hier entstandenenSpin-off-Unternehmen, bestätigt ein Gespräch mit Frank Mattner,Chief Scientific Officer von Affiris. Das Unternehmen, das erst imvergangenen Herbst einen hochdotierten Vertrag mit Glaxo SmithKline abgeschlossen hat, beschäftigt sich mit der Entwicklung vonVakzinen gegen Krankheiten wie Arteriosklerose oder Alzheimer.

Den Verlauf einer neurologischen Erkrankung wie Alzheimer inhoher Auflösung verfolgen zukönnen – und das am lebendenTier – das würde auch für Affi-ris neue Möglichketen eröffnen.So könnte man die Effizienz ei-nes neuen Impfstoffs in vivountersuchen, was nicht nur dieZahl der notwendigen Tierver-suche reduzieren würde, son-dern auch darüber hinausge-hende Perspektiven eröffnet.Mattner: „Mit diesen Metho-den könnte die Grundlage fürdie Diagnose von Alzheimerbeim Menschen geschaffen wer-den“, ein Problem, das bis datonicht zufriedenstellend gelöstist.

Frank Matter, Chief Scientific Officer bei

Affiris, hat große Erwartungen an die

Kompetenz in der Bildgebung, die hier

aufgebaut werden soll.

Andreas Meinke, Alliance und Grant

Management bei Intercell, kann Aus-

wertung von Genomanalysen künftig

am Standort machen lassen.

Katrin Heinze, Physikerin am IMP,

war federführend an der Konzeption

der geplanten Imaging-Einrichtung

beteiligt.

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Übersicht über den Standort St. Marx:

Grün: Bestehende Fläche des Campus Vienna Biocenter

Gelb: Marx Box (Labor- und Bürogebäude; geplante Fertigstellung Ende 2010)

Hellblau: Gebäude „Solaris“ (u.a. Sitz von Affiris, Biocenter-Kindergarten)

Dunkelblau: Potenzielle Erweiterungsfläche für den Campus (derzeit andere Nutzung)

Orange: Media Quarter Marx

Braun: Karree St. Marx (Wohnen, Büro, Dienstleistung)

Rot: die adaptierte Rinderhalle

Pink: Gebäude von T-Mobile

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Eine Forschergruppe rund um Martin Ellmerer von der Medizin-Uni Graz gründete das Unternehmen Smart Med, um ein auf Glukose hochspezifisches Sensorprinzip zu einem Serienprodukt weiterzuentwickeln.

Smart Med entwickelt Blutzucker-Sensor für die Intensivstation

2001 erschien im New England Journal of Medicine eine Publika-tion, in der auf ein bisher wenig beachtetes Phänomen hingewiesenwurde: In der Stresssituation einer intensivmedizinischen Betreuungentwickeln Patienten – auch solche, die keine Diabetiker sind – vor-übergehend erhöhte Blutzuckerwerte. Könnte man den Blutzuckerkontinuierlich exakt kontrollieren und entsprechende Maßnahmensetzen, sei es möglich, die Sterblichkeitsrate um 40 % zu senken.

Martin Ellmerer, heute CEO der Smart Medical Solutions

GmbH, arbeitete zu jener Zeit als ausgebildeter Medizintechnikerin der Forschungsgruppe von Thomas Pieber an der MedizinischenUniversität Graz. Gemeinsam mit Forschern der TU Graz und Jo-anneum Research griff man dort die Herausforderung auf und ent-wickelte einen Sensor, der spezifisch auf die Glukosekonzentrationim Blut ansprechen sollte.

Dabei nutzte die Arbeitsgruppe ein Zwei-Sensor-Prinzip, das imLabor von Ingo Klimant, dem Leiter des Institutes für AnalytischeChemie und Radiochemie der Technischen Universität Graz ent-wickelt wurde: Beide Sensoren messen optisch die Konzentrationvon Sauerstoff im Blut, aber einer ist mit einem Enzym beschichtet,das Glukose oxidiert und deswegen Sauerstoff an dieser Stelle ver-braucht. Die Differenz der beiden Messwerte ist proportional zurGlukose-Konzentration.

Im Rahmen eines groß angelegten EU-Projekts, das Martin Ell-merer wissenschaftlich leitete, wurde dieses Messprinzip mit ande-ren Glukosesensoren verglichen und zeichnete sich durch seinehohe Spezifität gegenüber dem Zuckerspiegel aus.

Projekt abgeschlossen – Unternehmen gegründet. An dieserStelle stand für Ellmerer eine wichtige Entscheidung an: Sollte erder universitären Wissenschaft treu bleiben (was bedeutet hätte, sichnach dem Ende des Projekts wieder einer anderen Thematik zuzu-wenden) oder die Idee, wie er sagt, „selbst zu einem Ende zu brin-gen“ und die Entwicklung eines Serienprodukts vorantreiben. Erentschied sich für den zweiten Weg und gründete gemeinsam mitseinen Kollegen Hans Köhler, Lukas Schaupp, Johannes Plank undThomas Pieber das Unternehmen „Smart Med“ als Spin-Off derJoanneum Research GmbH, der Technischen Universität Graz undder Medizinischen Universität Graz.

Martin Ellmerer und Hans Köhler setzen mit ihrem Unternehmen Smart Med eine

Sensoridee kommerziell um.

Das Unternehmen arbeitet derzeit am Aufbau einer Serienproduktion. Die technische Herausforderung: Automatisierung ohne Qualitätsverlust.

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Heute hat das Unternehmen bereits einige Schwellen der An-fangsphase überschritten – Hürden, die neu für jemanden sind, derwie Ellmerer und Köhler aus der Wissenschaft kommt. „Man hat javom Unternehmertum nicht viel Ahnung“, meint Ellmerer unum-wunden, „hier heißt es, Erfahrungen sammeln.“

Zu Beginn war vor allem das Zentrum für angewandte Techno-logie des Landes Steiermark eine gute Unterstützung, wie Ellmerererzählt. Dort erhielt Smart Med die erste Beratung beim Aufbau dernotwendigen Infrastruktur, in rechtlichen Fragen sowie eine Startfi-nanzierung, damit man überhaupt beginnen konnte. Schrittweisetastete man sich zu Institutionen vor, die bei den nächsten Schrit-ten halfen: SFG, AWS. „Vom AWS“, berichtet Ellmerer, „erhältman dabei nicht nur Finanzierung, sondern auch sehr gute Projekt-beratung: Worauf kommt´s an bei der Partnersuche, wie erstelltman einen Business Plan, wie erreicht man ein Niveau, mit demman an einen potenziellen Kapitalgeber herantreten kann.“

Auf dem Weg zum Serienprodukt. Heute ist man bei SmartMed soweit, dass man sich die Frage stellen kann, von welcher Seitedie weitere Finanzierung kommen soll: Wird ein Venture Capital-Geber einsteigen oder verstärkt man die Zusammenarbeit mit dembestehenden Industriepartner. Dass es diesen mit B. Braun Melsun-gen schon gibt, schätzt Ellmerer als großen Vorteil in dieser frühenPhase der Entwicklung ein.

Das erleichtert auch die Arbeit am Aufbau einer Serienfertigung,die allen Kriterien der Zulassung von Medizinprodukten standhält.

„Wir arbeiten mit diesem Produkt in einer hohen Sicherheitsstufe“,gibt Ellmerer zu bedenken, „die Zulassung ist hier auch ein enormerfinanzieller Aufwand.“ Technisch geht es nun darum, eine hochau-tomatisierte Fertigungsanlage für 100.000 bis 200.000 Stück imJahr aufzubauen. Auf diesem Weg steckt Smart Med viel an Kapa-zitäten in die Qualitätssicherung. „Es muss sichergestellt sein, dasskein Automatisierungsschritt die Qualität des Produkts beeinträch-tigt“, erzählt Ellmerer.

Für Anfang 2012 rechnet man bei Smart Med damit, dass alleHürden der Zulassung genommen sind und die Serienproduktionbeginnen kann. Ob angesichts solcher Vorlaufzeiten nicht zu be-fürchten ist, dass ein Konkurrent früher auf dem Markt ist, wollenwir von Ellmerer wissen. „Aufgrund des EU-Projekts kennen wirdie verschiedenen technischen Ansätze recht gut“, meint er. Im Ver-gleich mit diesen kann Ellmerer ein besonderes Ass ausspielen: „Wirsind von Anfang an nicht davon ausgegangen, was technologischmöglich ist, sondern von den Bedürfnissen der Intensivmediziner.Das ist leider bei vielen Medizinprodukten nicht so.“

Info&Kontakt:Smart Medical Solutions GmbH

Ragnitzstraße 14, 8047 GrazTel.: 0316/228 788 10Fax: 0316/228 788 99

[email protected]

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Am 26. und 27. Jänner fand an der Donau-Uni-versität Krems der Kongress „Bio Nano Med 2009“statt. 150 Teilnehmer aus Österreich, Deutschland,der Schweiz und den USA versammelten sich zu dervom Department für Klinische Medizin und Bio-technologie (Leitung: Dieter Falkenhagen) getrage-nen Veranstaltung, um sich über die Anwendung derNanotechnologie in Medizin und Biotechnologieauszutauschen. Zur Sprache kamen Themen wieTissue Engineering, Zelltherapien oder neuartigeDiagnosemethoden.

Für die besten wissenschaftlichen Forschungsarbei-ten wurden Studenten der Universität für Veterinär-medizin Wien, der FH Technikum Wien und derUniversität Genua ausgezeichnet. Mehrere Themenwurden in Podiumsdiskussionen aufgegriffen, so Aus-wirkungen der Nanotechnologie auf Umwelt, Ge-sundheit und Sicherheit, sowie die Anwendungen derNanotechnologie in der medizinischen Diagnostik.

„Biotechnologie wie auch die Querschnittstechno-logie Nanotechnik sind stark wachsende Wirtschafts-zweige mit großem Zukunftspotenzial“, sagt Technopolmanager Rupert Körber. „Es freut mich, dass der Technopol Krems mit dieser Veran-staltung wieder im Zentrum des internationalen Interesses steht. Bei dem Kongress wurde aufgezeigt, was heute bereits an modernsten The-rapien auf Basis der Nanotechnologie in der Medizin möglich ist, welche wissenschaftlichen Forschungsrichtungen in Europa existieren.“

Die „Bio Nano Med“ kann sich in eine Reihe einschlägiger Veranstaltungen einreihen, mit der der Technopol Krems rund um die Donau Universität von sich reden gemacht hat. Beispiele sind die jährlichen Fachtagungen wie der Arthrose-Fachkongress, die Kremser Zell-therapiegespräche oder der „Life Science Tag“ der IMC FH Krems.

Mehr zum Kongress in der nächsten Ausgabe des Chemiereports

Kongress in Krems: Nanotechnologie in der Medizin

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Trafen in Krems zusammen: Jörg Vienken, Fresenius Medical Care, Dieter Falkenhagen, Donau-Uni

Krems, Uwe B. Sleytr, BOKU Wien, Peter Ertl, Austrian Research Centers, Rupert Körber, Ecoplus.

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Roche hat bekannt gegeben, dass der EU-Ausschuss für Huma-narzneimittel (CHMP) eine positive Stellungnahme zu Mab Thera(Wirkstoff Rituximab) abgegeben hat. Die Empfehlung bezieht sich

auf Mab Thera in Kombination mit jeder beliebigen Chemothera-pie als Erstbehandlung der chronischen lymphatischen Leukämie(CLL), der häufigsten Leukämieform bei Erwachsenen.

Der Zulassungserweiterung liegen signifikante Ergebnisse derländerübergreifenden CLL8-Studie zugrunde. In der Studie konntegezeigt werden, dass bei einer Behandlung mit Mab Thera in Kom-bination mit einer Chemotherapie die mediane Zeit bis zum Fort-schreiten der Krankheit, Rückfall oder Tod 40 Monate betrug, imVergleich zu 32 Monaten bei Patienten, die ausschließlich mit Che-motherapie behandelt wurden. Mab Thera ist zur Behandlung vonNon-Hodgkin-Lymphomen (NHL) bereits zugelassen. Sobald dieEU-Behörden ihre endgültige Zulassung erteilt haben, werden dieÄrzte in der Lage sein, Patienten mit einer chronischen lymphati-schen Leukämie Mab Thera in Kombination mit ihrer bevorzugtenChemotherapie zu verschreiben.

Mab Thera: Chancen in der Leukämie-Behandlung

Die 2006 durch einenFördervertrag vom LandNiederösterreich gestifteteUniversitätsprofessur fürBioanalytik und Organi-sche Spurenanalytik konntemit 1. Dezember 2008durch die Berufung vonRudolf Krska an der Uni-versität für BodenkulturWien umgesetzt werden.Krska (44) ist seit 1996 Lei-

ter des Analytikzentrums am Interuniversitären Department fürAgrarbiotechnologie – IFA Tulln der Universität für BodenkulturWien.

Der wissenschaftliche Werdegang des Wissenschaftlers ist engmit den Leistungen des IFA-Tulln verbunden. So hat Rudolf Krskasich 1999 für das Fach Analytische Chemie an der TU-Wien habi-litiert und konnte im Jahr 2005 die stellvertretende Departmentlei-tung am IFA-Tulln übernehmen. Seine Kernkompetenz liegt in dermodernen Analyse von Lebens- und Futtermitteln mittels chroma-tografischer, spektroskopischer und immunoanalytischer Metho-den. Dabei liegt ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt im Bereichder Mykotoxinforschung.

Rudolf Krska erhält Stiftungsprofessur an der BOKU

In einer Studie konnten Erfolge in der Leukämie-Behandlung mit Mab Thera

in Kombination mit einer Chemotherapie erzielt werden.

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Mykotoxin-ExperteRudolf Krskaleitet dasAnalytikzen-trum am IFATulln.

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Rituximab ist ein biotechnologisch hergestelltes Medikament,das im lymphatischen System gezielt eine spezielle Untergrup-pe von B-Zellen ausschaltet. Das Produkt wird von Roche aufdem europäischen Markt unter dem Handelsnamen Mab Theraangeboten.

Die Merck KGaA und ihre Sparte Merck Serono ha-ben heute die Unterzeichnung einer Forschungs-, Ent-wicklungs- und Vermarktungsvereinbarung mit Apito-pe Technology Ltd. (Bristol, Großbritannien), einerhundertprozentigen Tochtergesellschaft von ApitopeInternational NV, bekannt gegeben. Im Rahmen dieserVereinbarung gewährt Apitope Merck Serono die welt-weiten Exklusivrechte zur Entwicklung und Vermark-tung seines Produkts ATX-MS-1467. Mit diesem Pep-tid-Therapeutikum wurde bereits eine erste klinischeStudie bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) abge-schlossen. Es ruft in den körpereigenen T-Zellen immu-nologische Toleranz gegenüber solchen Autoantigenenhervor, die eine Schlüsselrolle bei der Entstehung vonMS spielen.

Zusammenarbeit zwischen Merck und Apitope

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konnten interessante

Ergebnisse bei Patienten

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Künftig könnten von magnetischenPartikeln transportierte MedikamenteKrebszellen gezielter bekämpfen. ImTierversuch konnten Ärzte der Univer-sitätsklinik Erlangen nachweisen, dasseine solche Chemotherapie nahezu oh-ne Nebenwirkungen möglich ist. Es ge-lang, mit einem Fünftel der üblichenMedikamentendosierungen einen Tu-mor komplett und ohne Nebenwirkun-gen zu bekämpfen, weil die Wirkstoffewesentlich gezielter verabreicht wur-den. Forscher von Siemens CorporateTechnology (CT) unterstützten die

Versuche durch den Bau eines besonders kleinen und leistungsfähigen Magneten. Für dasProjekt „Lokale Chemotherapie mit magnetischen Nanopartikeln“ erhalten die beteiligtenWissenschaftler PD Dr. Christoph Alexiou vom Universitätsklinikum Erlangen und Dr.Heinz-Werner Neumüller von CT jetzt den Medizinpreis des Vereins Gesundheit & Medi-zin in Erlangen.

Kleiner Elektromagnet lenkt Partikel an den Zielort. Bei Tumoren, die operativ nichtentfernt werden können, etwa weil sie nahe bei Blutgefäßen liegen oder Metastasen gebil-det haben, bleibt als Mittel fürdie Therapie nur die Gabe vonMedikamenten, die oft schwereNebenwirkungen haben. Ärztewollen daher so wenig Wirk-stoff so gezielt wie möglich ein-setzen, um gesunde Zellen zuschützen. Ein Ansatz ist das so-genannte Magnetische DrugTargeting, bei dem magneti-sche, etwa 100 Nanometer gro-ße Partikel mit einem Wirkstoffbeladen sind. Mit Hilfe einesstarken Magneten werden sievon außen in die Zielregion desTumors gelenkt und entfaltenerst dort ihre toxische Wirkung?

Dazu braucht es Magnetemit stark inhomogenen Fel-dern. Diese wurden bislangmeist von großen Elektroma-gneten erzeugt, die gut 1,5 Ton-nen schwer sind. Wegen desGewichts sind solche Magnetefest installiert. Siemens-Forscher konstruierten und bauten daher einen kleinen undschwenkbaren Elektromagneten mit leicht zugänglicher Polspitze, der einen hohen Feldgra-dienten aufweist. Das weltweit einzigartige Gerät wiegt nur 47 Kilogramm. Gelungen istihnen dies durch den Einsatz geeigneter Materialien und mithilfe einer simulationsbasier-ten Designoptimierung.

Beim Magnetic Drug Targeting werden in Nanopartikel verpackte Wirkstoffe miteinem starken Magneten von außen in die gewünschte Zielregion gelotst. An derUni-Klinik Erlangen gelang das mit einem kleinen, aber starken Elektromagneten.

Magnetische Nanopartikel kämpfen gegen Tumore

Der in Erlangen verwendete Magnet wiegt nur 47 kg und

muss nicht fest installiert werden.

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Bei Tumoren, die nicht operativ entfernt werden können,versuchen Ärzte, Wirkstoffe gezielt an den Wirkungsort zulenken.

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Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit hat QuantasAnalytics nach ISO 17025 akkreditiert. Das Unternehmen hat imVorfeld einen aufwendigen Akkreditierungsprozess durchlaufen, indem sich die Gutachter persönlich ein Bild von den Abläufen imLabor, der Arbeitsweise der Mitarbeiter und der durchgeführtenDokumentation machen konnten. Das Zertifikat bezieht sich auf

die Bestimmung der relevantesten Pilzgifte in Getreide und Getrei-deprodukten.

Analyse auf unwerwünschte Kontaminationen. Quantas Analy-tics wurde 2005 als Spin-off des Interuniversitären Departments fürAgrarbiotechnologie (IFA) Tulln gemeinsam mit Romer Labs, einemführenden Unternehmen auf dem Gebiet der Mykotoxindiagnostik,gegründet. Mit sechs Mitarbeitern bietet das am TechnologiezentrumTulln ansässige Unternehmen Analysenservice im Bereich der Lebens-und Futtermittelsicherheit an. Neben der Bestimmung von Schim-melpilzgiften werden Lebens- und Futtermittel auch auf uner-wünschte Kontaminationen mit genetisch veränderten Organismenund Allergenen untersucht. Quantas führt auch die Analytik von Me-lamin durch, jener Substanz, die im letzten Jahr für einen großen Le-bensmittelskandal gesorgt hat, als in China Baby- und Kleinkinder-milchprodukte mit dem Gift versetzt wurden.

Was heute Standard ist. Internationale Vergleichbarkeit undlückenlose Rückverfolgbarkeit haben in den vergangenen Jahren invielen Bereichen an Bedeutung gewonnen, so auch in der analyti-schen Chemie. Für Prüf- und Kalibrierlaboratorien sind die Anfor-derungen in der internationalen Norm EN ISO 17025 festgelegt.Sämtliche Arbeitsschritte, von der Probennahme bis zur Auswer-tung der Messergebnisse, werden durch sogenannte Standardar-beitsanweisungen nach einheitlichen Kriterien geregelt. Auch wirdsichergestellt, dass die Geräte bestimmte Kriterien erfüllen und dieEinhaltung dieser Kriterien regelmäßig überprüft wird. Alle Abläu-fe im Labor sind lückenlos zu dokumentieren. Prüfpläne legen fest,wie Prüfungen ablaufen, die anschließend in Prüfberichten doku-mentiert werden.

Ein Labor, dass sich akkreditieren lassen will, muss zeigen, dasses diese Norm in jeder Hinsicht einhält und für sein Fachgebiet dieentsprechende Kompetenz hat. Zu diesem Zweck wird das Labordurch eine Expertengruppe einer unabhängigen Akkreditierungs-stelle (als die in Österreich das Bundesministerium für Wirtschaftund Arbeit fungiert) begutachtet und durch meist jährliche Bege-hungen kontinuierlich überwacht. Da die Akkreditierung auf einerweltweit gültigen Norm beruht, ist sie auch international anerkannt.

Dienstleister in der Lebensmittelanalytik. Für die Analytikvon Lebens- und Futtermitteln werden 1 bis 2 kg einer repräsenta-tiven Probe benötigt. Im Normalfall beträgt die Zeitspanne zwi-schen Probeneingang und Erstellung des Analysenzertifikats sechsArbeitstage, werden Analysenergebnisse schneller benötigt, kannauch ein Express-Service angeboten werden.

Info & Kontakt:Dr. Elisabeth Pichler

Technopark 1, 3430 TullnTel.: 02272/615 33 30

Fax: 02272/615 33 [email protected]

www.quantas-analytics.com

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Im Labor von Quantas Analytics werden Pilzgifte und andere Kontaminationen in

Lebens- und Futterrmitteln nachgewiesen.

Technopol Tulln: Akkreditierung von QuantasDer Biotechnologie-Standort am Technopol Tulln wächst. Mit der Akkreditierung des aus dem IFA und Romer Labshervorgegangenen Analytik-Dienstleisters Quantas Analytics nach ISO 17025 wurde ein weiterer Erfolg verbucht.

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Das am Niederösterreichischen Technopol Wiener Neustadt imTechnologie- und Forschungszentrum (TFZ) angesiedelte und seitmehr als sechs Jahren erfolgreich tätige Tribologe-Forschungskom-petenzzentrum AC2T Research GmbH zeigt keine „Abnutzungser-scheinungen“: Nach solider Vorplanung während der letzen Mona-te bewarb sich AC2 T um eine Fortsetzung der F&E-Tätigkeit imRahmen des COMET-Programmes (Competence Centers for Ex-cellent Technologies) als Exzellenzzentrum in der K2-Kategorie(Spitzenforschungszentren). Unter der Arbeitsbezeichnung „eXac2t“soll so ein „European Excellence Centre of Tribology“ entstehen.Das Projektvolumen beträgt rund 63,5 Mio. Euro in fünf Jahren. Indieser Variante der „Strukturförderungen“ stehen – im Falle der Ge-nehmigung nach einem internationalen Gutachterverfahren – biszu 60 % öffentliche Förderung und ein Budgetrahmen von etwa 12bis 15 Millionen Euro pro Jahr zu Verfügung.

Partner aus Industrie und Wirtschaft. Basis für die weiterenPläne von AC2T, das mittlerweile in Europa zu einem der größtenaußeruniversitären und staatlich unabhängigen Forschungs- undEntwicklungsdienstleister im Fachgebiet Tribologie herangewach-sen ist, sind umfangreiche nationale und internationale Kontakteund entsprechende Interessensbekundungen von mehr als 100 Part-nern aus Industrie und Wissenschaft. Wesentliche Partner im wis-senschaftlichen Bereich sind die Technische Universität Wien unddas Technologiezentrum V-Research in Vorarlberg. IndustriellePartner kommen vor allem aus den Bereichen Werkstoffe (ein-schließlich Schmierstoffe), Maschinenbau, Antriebstechnik, Moto-ren und KFZ-Zulieferer, Anlagen- und Verkehrswegbau.

Wissenschaftliche Ziele sind die Realisierung von neuartigenWerk- und Schmierstoffen, beispielsweise „smarte“ Werkstoffe undOberflächen mit funktionalen Eigenschaften. Molekulardynami-sche Modellbildung und Simulation und der Entwurf von De-

signkonzepten und Technologien haben stets die Optimierung desReibungsniveaus und die Reduktion von Verschleiß, Materialein-satz und Energiebedarf im Auge.

Tribologische Experimente mit moderner Infrastruktur. DieArbeiten sollen schwerpunktmäßig in fünf thematischen „Areas“durchgeführt werden, wobei die interdisziplinäre Vernetzung – vonden Werkstoffeinflüssen bis hin zu tribologisch relevanten Prozessenin der Technologie – durch die bereits etablierte Poolstruktur mitspezialisierten Mitarbeitern und Geräten sichergestellt ist. WichtigeBasis ist die verfügbare Geräteinfrastruktur auf dem neuesten Standder Technik in einem Reinraumlabor (FAC2TS), die eine optimaleDurchführung tribologischer Experimente bis zur Analyse des che-misch-physikalischen Zustandes der Verschleißzonen ermöglichtund noch weiter ausgebaut werden soll. In dem Vorhaben wird der-zeit ein Budgetrahmen von 12,7 Mio. Euro pro Jahr (Durchschnittfür fünf Jahre) angestrebt, was ein Aufstocken des Personalstandesvon derzeit 75 auf etwa 160 bis 180 Wissenschaftler am StandortWiener Neustadt bedeutet. Das gesamte TFZ wird 2009 um3.000m2 Büro- und Laborfläche erweitert.

Wiener Neustadt ist einer der drei Technopole Niederösterreichsund wird durch die Mitarbeiter der Ecoplus, NiederösterreichsWirtschaftsagentur GmbH, aktiv betreut, die die Vernetzung derAkteure und Nutzung der vorhandenen Synergien unterstützen undausbauen.

Info & Kontakt:Dr. Andreas Pauschitz, Univ.- Prof. Friedrich Franek

AC2T Research GmbHViktor-Kaplan-Straße 2, 2700 Wiener Neustadt

Tel.: 02622 [email protected], www.ac2t.at

Technopol Wiener Neustadt: AC2T bewarb sich als K2-Center eXac2tDas etablierte Tribologie-Forschungszentrum AC2T am Technopol Wiener Neustadt hat sich um die Förderung als K2-Zentrumbeworben. Das würde einen Budgetrahmen von etwa 12 bis 15 Millionen Euro pro Jahr bedeuten.

Mithilfe der Röntgen-Photoelektrone-Spektroskopie (XPS) wird bei AC2T chemische Oberflächenanalyse betrieben (im Bild das Modell Theta Probe).

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Die Chromatographie arbeitet mit hohem Druck bzw. Flüssig-keitsstrom, während die Massenspektrometrie Hochvakuum benö-tigt und nur sehr geringe Massenströme verarbeiten kann. Die viel-fältigen Interface-Varianten haben die schwierige Aufgabe dieseKluft zu überwinden. Im Folgenden eine Beschreibung der übli-chen Massenanalysatoren (weniger verbreitete wie Sektorfeld-MS,FT-ICR-MS und Orbitrap etc. werden aus Platzgründen nicht er-läutert).

Quadrupol. Ein Quadrupol-MS (abgekürzt Q-MS) nutzt viermeist hyperbolisch geschliffene Elektroden, die im Quadrat ange-ordnet sind (Abb. 1). An den jeweils gegenüberliegenden Stäbenliegt Gleichspannung (DC) gleicher Polarität und Wechselspan-nung (Hochfrequenz RF; um 180° phasenverschoben) an. Es ent-steht ein zweidimensionales Wechselfeld, das die Ionen im elektri-

schen Feld in Abhängigkeit ihrer Verhältnisse Masse zu Ladung(m/z) auftrennt. Durch Varianten des DC/RF-Verhältnisses gelingtes, alle Ionen mit einem bestimmten m/z auf einer stabilen oszillie-renden Bahn durch das Quadrupol zum Detektor zu leiten. Leich-tere und schwerere Ionen gelangen durch instabile Flugbahnen aufdie Stäbe und werden entladen. Die zeitlich exakt gesteuerteDC/RF-Variation erlaubt die gezielte Aufnahme kompletter Spek-tren („Scan“). Werden jedoch nur bestimmte Ionen ausgewählt,entsteht der wesentlich empfindlichere SIM-Modus („Selected IonMonitoring“), da die „Sammlungszeiten“ dieser selektierten Ionenentsprechend stark ansteigen. Dieser Modus ist die Basis für die sehrgute Eignung der Quadrupole zur Quantifizierung.

Ionenfalle (3D-Ion Trap). Die dreidimensionale Ion Trap (auchPaul-IT) kann Ionen in einer zur Mitte hin verjüngten Ringelektro-

Massenweise Informationen. MS-Analysatoren in der ChromatographieWas in der GC längst selbstverständlich ist, etabliert sich auch in der HPLC zunehmend als Routinedetektor: Das Massen-spektrometer. Je nach Sichtweise ist es der optimale, aber kostspielige Superdetektor für die Chromatographie, oder GC bzw.LC sind ein vergleichsweise billiges Einlasssystem für das Massenspektrometer (MS). Die Kopplung von Chromatographieund MS vereint in idealer Weise Hochleistungstrenntechniken mit sehr selektiven und sensitiven Detektionsmechanismen,obwohl beide Welten eigentlich nicht zusammenpassen. Wolfgang Brodacz, AGES Kompetenzzentrum Cluster Chemie Linz

Abb. 1: Funktionsweise eines Quadrupols.

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Abb. 2: Dreidimensionale Ionenfalle.

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de, die durch zwei hyperbolische Endkappen verschlossen wird, ein-fangen (Abb. 2). Im Gegensatz zum linearen Hochfrequenzfeld desQ-MS arbeitet die IT mit einem dreidimensionalen Hochfrequenz-feld (RF und DC zwischen Endkappen und Ringelektrode erzeugeneinen „rotierenden Sattel“). Durch gezielte Destabilisierung der Be-wegungsbahnen (Erhöhung der Wechselspannung an der Ringelek-trode) bzw. Anregung zur Resonanz mit einem zweiten Wechselfeldan den Endkappen, können die Ionen mit steigenden m/z ausgele-sen werden („Scan“).

Da die Ionen-Kapazität der IT begrenzt ist, treten bei Überfül-lung Raumladungseffekte auf, die insbesondere die Quantifizierungstark beeinträchtigen. Auf der anderen Seite besteht bei der IT dieMöglichkeit von MSn-Experimenten („Tandem in Time“) durchCID („Collision-Induced Dissociation“). Dabei werden gefangeneIonen durch Energiezufuhr zu Kollisionen mit eingespeisten He-Atomen angeregt, wodurch sie weiter fragmentieren. Obwohl theo-retisch beliebig oft wiederholbar, ist diese Isolations- und Fragmen-tierungsabfolge praktisch maximal sechsmal möglich (MS6). Haupt-einsatzgebiete sind Strukturaufklärung und Forschung.

Lineare Ionenfalle (LIT). Die LIT ähnelt im Aufbau dem Qua-drupol (in drei Segmente geteilt) und in der Funktionsweise der3D-IT (Abb. 3). Im Gegensatz zum Quadrupol liegt am vorderenund hinteren Ende der LIT ein höheres Potential an und durch den„RF-only-Modus“ können Ionen gefangen werden. Es existiert je-doch nur ein zweidimensionales Hochfrequenzfeld mit axialer Io-nenbewegung. Durch das größere Volumen und die bessere axialeVerteilung können in der LIT mehr Ionen eingefangen werden undes treten auch kaum Raumladungseffekte auf. Sie ist nachweisemp-findlicher als eine 3D-IT, kann jedoch nur einmal fragmentieren.Ihre Vorteile kann die LIT am besten als Q3 in Triple-Quadrupol-Systemen ausspielen, wo sie sowohl als Ionenfalle als auch als Ionen-filter fungiert. Sie steigert dort die Empfindlichkeit im Scan und er-möglicht zusätzliche Anwendungsmodi (Information DependentAcquisition etc.).

Flugzeit-MS oder Time-of-Flight (TOF). Das Prinzip desFlugzeitmassenspektrometers ist so einfach wie dessen technischeRealisierung aufwendig ist. Entsprechend ihres m/z-Verhältnissesbenötigen Ionen unterschiedlich lange zur Bewältigung einer be-stimmten feldfreien Flugstrecke. Leichtere Ionen werden stärker be-schleunigt und sind daher schneller. Die Trennung erfolgt nach derFlugzeit. Dadurch können in kürzester Zeit komplette Spektren im„Full Scan“ bei hoher Empfindlichkeit (gute Transmission) aufge-nommen werden.

Weitere Vorteile sind der kaum eingeschränkte Massenbereich,und durch die hohe Genauigkeit der Massenbestimmung (Zeitenkönnen sehr exakt gemessen werden) ist oft die Berechnung derSummenformel möglich. Reflectron-Typen verlängern durch „Io-nen-Spiegel“ die Flugbahn und verbessern so die Auflösung. Elek-trostatische Reflektoren reduzieren auch die Energiedispersion derIonen, da schnellere Ionen tiefer in das Reflektorfeld eindringenund damit etwas längere Laufwege aufweisen. TOF-MS sind sehrgut geeignet für schnelle Chromatographie und typische „Non-Tar-get-Screening“-Aufgaben.

Kopplungsmöglichkeiten. Als GC-Detektor wird hauptsäch-lich das einzelne Quadrupol und manchmal auch die 3D-IT einge-setzt. An die HPLC gekoppelt findet man ebenfalls Quadrupol-bzw. 3D-IT-Analysatoren in einfachen Systemen. Der Vorteil singu-lärer 3D-Ionenfallen beschränkt sich auf mehrstufige Fragmentie-rungsexperimente.

Quadrupole finden zunehmend mehr in verschiedenen Kombi-nationen in Tandem-Massenspektrometern Anwendung. In solchenMS/MS-Geräten ist praktisch immer ein Quadrupol als erste MS-Stufe (Q1) und ein weiterer als Kollisionszelle (Q2; q) im Einsatz.Wird auch ein dritter Q verbaut, handelt es sich um ein sogenann-tes Triple-Quadrupol-System (Q-q-Q), das sich in der Target-Ana-lytik durch besonders hohe Nachweisstärke auszeichnet (Spezialfall:Q-q-LIT). Die Kombination Q-q-TOF punktet als HPLC-Detek-tor meist durch hohe Massengenauigkeit.

Abb. 3: Lineare Ionenfalle. Abb. 4: Time-of-Flight.

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Seinem vollständigen Namen ist das „Christian-Doppler-Laborfür Brennstoffzellensysteme mit flüssigen Elektrolyten“ nicht ganztreu geblieben. 2001, als man die Gründung des Labors eingereichthat, stand eine mit Methanol betriebene Brennstoffzelle für auto-mobile Anwendungen hoch im Kurs; für diesen Typus sollten flüs-sige Elektrolytsysteme ausprobiert werden. Seither hat sich abernicht nur der Stand der Technik weiterentwickelt, auch die politi-schen Rahmenbedingungen haben sich geändert. Und in der politi-schen Diskussion hat sich Wasserstoff als Treibstoff der Zukunftdurchgesetzt, Methanol ist nur noch für portable Anwendungen wieelektronische Geräte im Gespräch.

Aus diesem Grund drängte Industriepartner AVL auf einenSchwenk. Die Brennstoffzellen, die man nun in dem von ViktorHacker geleiteten und an die TU Graz angegliederten CD-Laboruntersucht hat, werden durchwegs mit Wasserstoff betrieben und ver-wenden ionenleitende Polymermembranen als Elektrolyten.

Zwei Aspekte standen bei der Arbeit der letzten sieben Jahre imVordergrund: Alterungsprozesse, die die Lebensdauer einer Brennstoff-zelle im automobilen Einsatz verringern (Industriepartner AVL) unddie dem Einsatz der elektrochemischen Stromquelle vorgelagerte Gas-chemie zur Gewinnung des Wasserstoffs, bei der die OMV als Indus-triepartner fungierte. Nach sieben Jahren endet heuer die Laufzeit desCD-Labors. Es ist also Zeit, auf die Ergebnisse zu blicken.

Die Alterung einer Brennstoffzelle. Sehr intensiv hat sich dasTeam um Viktor Hacker mit Degradationsprozessen beschäftigt.Für die Alterung einer Brennstoffzelle kommen Vorgänge an ver-schiedenen Teilen des Systems infrage: die Membran kann sich ver-ändern, der Katalysator, mit dem die Elektroden der Brennstoffzel-le beschichtet sind, kann Veränderungen unterworfen sein und das

Elektrodenmaterial selbst (meist Kohlenstoff ) kann korrodieren.Um diese Degradationsprozesse näher untersuchen zu können,muss man die Bedingungen wie Druck, Temperatur, H2-Versor-gung, elektrisches Potential abstecken, unter denen sie auftreten.Besonderes Augenmerk widmete man in Hackers Doppler-Labordem Elektrodenpotential. Während man nach außen nämlich stetseine Spannung von rund 1 Volt misst, kann das Potenzial an einereinzelnen Elektrode durchaus größer sein, wenn diese nicht ausrei-chend mit Wasserstoff versorgt ist. Das wiederum beschleunigtDegradationsprozesse. Gemeinsam mit AVL entwickelte man dahereine Lösung, mit der es möglich ist, lokale Potentiale messbar zumachen.

Genauer sahen sich die Grazer auch das Material der Elektrodenan und entwickelten Elektroden aus nanostrukturierten Kohlen-stoff-Fasern, von denen man sich eine höhere Lebensdauer erwartet.Nanofasern sind korrosionsbeständiger als herkömmlicher Kohlen-stoff, an der großtechnischen Umsetzung wird gerade gearbeitet –Schwierigkeiten macht derzeit noch die Abscheidung des Katalysa-tormaterials Platin auf dem neuartigen Werkstoff.

Die vorgelagerte Gaschemie. Das zweite große Thema, das vomChristian-Doppler-Labor für Brennstoffzellensysteme in Graz behan-del wurde, ist die Gastechnik, die jenen Wasserstoff erzeugt, der inder Brennstoffzelle elektrochemisch zu Wasser umgewandelt wird.Dabei hat man sich vor allem mit der Umsetzung von Kohlenwas-serstoffen zu Wasserstoff und den nachgelagerten Reinigungsprozes-sen beschäftigt. Die Reformersysteme, die das leisten sollen, müssenfür mobile Anwendungen kompakt gehalten werden und dürfennur minimale Mengen an Kohlenmonoxid erzeugen, das als Kataly-satorgift wirken würde. Die besten Ergebnisse erzielte man mithilfeeines Metalloxids, das zunächst durch Synthesegas (einer Mischungvon Kohlenmonoxid und Wasserstoff ) reduziert und im zweitenSchritt mit Wasserdampf oxidiert wird, wodurch Wasserstoff vonhohem Reinheitsgrad entsteht. Derartige Verfahren werden im Raf-finerie-Maßstab schon angewendet, die Arbeiten der Gruppe umViktor Hacker konzentrieren sich auf die Weiterentwicklung inRichtung kompakte Systeme. Am sinnvollsten erscheint Hacker da-bei eine dezentrale Anwendung „in Tankstellengröße“, bei denenein Brennstoffzellenauto dann den so erzeugten Wasserstoff „tan-ken“ könnte.

Viele Hindernisse stellen sich, wie Hacker erzählt, einer breitflä-chigen Anwendung der Brennstoffzelle in Kraftfahrzeugen derzeit

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In Polymerelektrolytbrennstoffzellen wird die Reaktion von Was-serstoff und Sauerstoff dazu benützt, elektrische Energie zu erzeu-gen. Als Elektrolyt dient dabei eine ionenleitende Polymermem-bran, beispielsweise aus sulfoniertem Polytetrafluorethylen. DieElektroden bestehen meist aus Kohlenstoff (als Stromabnehmer),der mit einem Katalysator (Platin oder ein Gemisch von Platin mitanderen Metallen) beschichtet ist. An der Anode wird Wasserstoff-gas zugeführt, an der Kathode Luft; der Katalysator dient zum Auf-brechen der Bindung der H2- bzw. O2-Moleküle.

Sieben Jahre lang beschäftigte sich das Team um Viktor Hacker an der TU Graz mit der Optimierung derBrennstoffzelle im Hinblick auf deren automobile Anwendung. Heuer endet die Laufzeit des CD-Labors.Zeit, um Rückschau zu halten.

Um die Brennstoffzelle auf automobile Anwendungen hin zu optimieren, müssen

Degradationsprozesse verstanden werden.

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Die Brennstoffzelle einsatzfähig machen

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noch entgegen. Setzt man etwa auf Wasserstoff als Treibstoff, müss-te erst eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden. Ein grö-ßeres Problem liege derzeit aber darin, dass die Bemühungen inEuropa nicht gerade politischen Rückenwind bekämen. Viel stärke-res Gewicht hat hierzulande die Entwicklung eines Batterie-betrie-

benen Autos. Weiter fortgeschritten auf dem Gebiet der Brennstoff-zelle ist dagegen Japan, wo die Bemühungen um mobile und statio-näre Anwendungen (Brennstoffzellen-Kleinkraftwerke, die Gebäu-de mit Strom und Wärme gleichzeitig versorgen) stärker parallellaufen.

Erfahrungen eines CD-Laborleiters. Nicht immer einfachsei nach Aussage Viktor Hackers die Balance zwischen den Inter-essen der öffentlichen und der industriellen Geldgeber, besonderswenn es, wie in seinem Fall, zu einer Änderung der Ausrichtungdes CD-Labors kommt. In festgelegten Abständen wird von ei-nem Evaluator die wissenschaftliche Qualität der Arbeit über-prüft, und diese hätten oft wenig Verständnis für einen inhaltli-chen Schwenk, auf den der Industriepartner aber vielleicht be-steht. Zudem hat die öffentliche Hand Interesse anentsprechenden wissenschaftlichen Publikationen, der Industrie-partner aus Geheimhaltungsgründen mitunter aber weniger.Hackers Resümee: Im Rahmen der Christian-Doppler-Gesell-schaft zu arbeiten ist nicht immer einfach für den Laborleiter, hataber einen guten Ruf und ist eine tolle Sache.

Gemeinsam mit AVL entwickelte man ein Messsystem für lokale Potentiale in

Brennstoffzellen. BMWA: CDG:Abteilung C1/9 Dr. Judith BrunnerAL Dr. Ulrike Unterer Tel.: 01/5042205/11DDr. Mag. Martin Pilch www.cdg.ac.atTel.: 01/71100/8257www.bmwa.gv.at/technologie

Die Reserven an schweren Ölen, die in kanadischen Ölsanden ver-borgen sind, werden auf rund 178 Milliarden Barrel geschätzt. Seitden 1960er-Jahren wurden nur etwa drei Prozent ausgebeutet, weil dieGewinnung sehr kapitalintensiv ist. Steigende Ölpreise könnten denAbbau aber rentabler machen.

Die Gewinnung von Öl aus Sanden benötigt viel Wasser und Ener-gie. Bei der In-situ-Methode leiten die Ölunternehmen beispielsweisebis zu 300 Grad heißen Wasserdampf unter hohem Druck in das Re-servoir ein und bedampfen es wochenlang. Auf diese Weise löst sichmit Wasser vermischtes Bitumen und fließt in eine Drainage. Nachdem Fördern muss die zähe Masse vom Wasser getrennt und zu syn-thetischem Rohöl verarbeitet werden.

Eine neue Methode von Forschen der Siemens Corporate Techno-logy aus Erlangen könnte das In-situ-Verfahren jedoch wesentlich ef-fektiver machen. Im Labor-Sandkasten funktioniert es bereits: Feuch-ter Sand lässt sich allein mit elektromagnetischer Induktion erwärmen.

In der Praxis würde in der Erde parallel zur Dampfleitung ein arm-dicker Induktor verlaufen, der aussieht wie ein Kabel. Durch Einleitungvon Strom entsteht um den Induktor ein magnetisches Wechselfeld.Dieses erzeugt im leitfähigen Sand Wirbelströme, die das mineralisier-te Wasser an den Ölsandkörnern aufwärmen. So lösen sich die Bitu-mentröpfchen von den Körnern und fließen in das Drainagerohr. InKombination mit der herkömmlichen Dampfeinleitung könnte man

so in derselben Zeit je nach Reservoirbedingungen mehr als 20 Prozentzusätzlich fördern. Außerdem sinkt der Wasserverbrauch. Norma-lerweise müssen vier Barrel Wasser verdampft werden, um ein Bar-rel Bitumen zu produzieren. Das neue Verfahren würde nur dieHälfte benötigen.

Bei bestimmten Reservoirs könnte die Induktion sogar ganz ohneDampfinjektion funktionieren, was die Umweltverträglichkeit radikalverbessern würde. Inzwischen wurden Induktoren größerer Länge ge-testet. 2009 soll ein Test in sandigem Gelände in Deutschland derenEignung zeigen, 2010 eine Pilotanlage in der kanadischen Provinz Al-berta errichtet werden.

Schonende Gewinnung von Rohstoff aus ÖlsandenForscher von Siemens Corporate Technology arbeiten an einem neuen Verfahren, mit dem Bitumen aus Ölsanden wesentlichenergie- und wassersparender gewonnen werden könnte. Sie wollen mithilfe des Induktionseffekts ölhaltige Sande aufheizen.

Feuchter Sand lässtsich allein mit elek-tromagnetischer In-duktion erwärmen.

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In den Bemühungen, die Herstellung von Chemikalien unab-hängig von der Verfügbarkeit von Erdgas und Erdöl zu machen,rückt Synthesegas immer stärker ins Zentrum des Interesses. NachBASF (der Chemiereport berichtete in Ausgabe 7/2008) haben nundie US-Firma Dow Chemical Company (kurz Dow) und die deut-sche Süd-Chemie AG ihre Kapazitäten gebündelt, um Katalysato-ren für die alternative Rohstoffumwandlung zu entwickeln.

Synthesegas ist eine Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmon-oxid, die über Vergasungs- und Reformierungsprozesse aus einerVielzahl von häufig vorkommenden Rohstoffen wie Kohle, Petrol-koks, Biomasse oder Erdgas gewonnen werden kann. Es dient alsvielseitiges Ausgangsprodukt, für die Erzeugung von Grundchemi-kalien, Kunststoffen oder Treibstoff. Die Forschungskooperationvon Dow und Süd-Chemie zielt nun darauf ab, die derzeit noch mithohen Kosten verbundenen Umwandlungsprozesse durch entspre-chende Katalysatoren effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten.

Direkte Umwandlung in Olefine. Dow und Süd-Chemie wer-den den Rahmen der gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungs-arbeit innerhalb der nächsten Monate festlegen. Die Initiierung desProgramms ist für April 2009 geplant. Das gemeinsame For-schungsprogramm, das seinen Fokus auf der Entwicklung und Her-stellung von Katalysatoren für die Umwandlung von Synthesegas in

Chemikalien sowie dessen direkte Umwandlung in Olefine legt,wird am Dow-Standort Terneuzen in den Niederlanden und in denForschungs- und Entwicklungszentren für Katalysatoren der Süd-Chemie in Deutschland und den USA durchgeführt.

Alternative Synthesewege für Chemikalien Die Effizienzsteigerung der Prozesse bei der Herstellung von Chemikalien aus Synthesegas hat eine Forschungskooperationvon Dow Chemical Company und Süd-Chemie zum Ziel. Diese Synthesewege sollen die Industrie weniger abhängig vomRohstoff Erdöl machen.

Elektronischen Bauteilen auf der Grundlage von organischen Poly-oder Oligomeren werden Anwendungen zugetraut, für die die her-kömmliche Silicium-Elektronik nicht infrage kommt. IntelligenteVerpackungen, gedruckte Transistoren, flexible Displays, aufrollbare

Solarzellen, Einwegdiagnosegeräte, flexible Batterien oder elektroni-sche Spiele als Zeitungsbeilage sind nur einige Schlagwörter, die ge-nannt werden.

Das Forschungsnetzwerk „Functionalised Organic Films“, an demdie Physik, die Chemie und die Informatik an der JKU und drei wei-tere Universitäten (TU Graz, Universität Graz, Montanuniversität Le-oben) beteiligt sind, beschäftigt sich im Besonderen mit dünnen Fil-men aus Materialien wie Para-Sexiphenyl, die man epitaktisch auf kris-talline Substrate aufbringt. Diese Strukturen können als Bausteinesowohl für großflächige als auch mikroskopisch kleine Bauelementewie Solarzellen oder chemische Sensoren fungieren.

Interdisziplinäres Team am Werk. Weitere 3,2 Millionen Eurogenehmigte der FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichenForschung) den Wissenschaftlern rund um Projektleiter Helmut Sitternun und ermöglicht dadurch, dass weitere organische Strukturen imDetail untersucht sowie Prototypen entwickelt werden können. Auf-grund des vernetzten Forschungscharakters erwartet sich das JKU-Team einen Brückenschlag von der Oberflächenphysik bis zur Bauele-mentherstellung.

JKU: Förderung für Organische ElektronikEin Forschungsnetzwerk rund um Helmut Sitter von der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz beschäftigt sich mit Grund-lagenforschung auf dem Gebiet der organischen Elektronik. Nun hat der FWF ein weiteres Förderungspaket zugesagt, mitdem die nächsten drei Jahre Forschungsarbeit finanziert werden können.

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Die Süd-Chemie AG (im Bild eine Vielzahlder von ihr hergestellten Katalysatoren) ko-operiert mit Dow Chemical auf dem Gebietder Weiterverarbeitung von Synthesegas.

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Das Forschungsnetzwerk rund um Helmut Sitter untersucht dünne Filme aus

leitenden organischen Materialien.

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Als vor mehr als 30 Jahren Fred Sanger die erste „entschlüsselte“DNA publizierte, legte er damit den Grundstein für eine der erfolg-reichsten molekularbiologischen Anwendungen. Hunderte Organis-men von wissenschaftlicher oder wirtschaftlicher Relevanz sind bisheute mit dieser Methode analysiert worden. An Weizen und Maismit ihren riesigen Genomen wird Sanger jedoch mit großer Sicher-heit scheitern. Die weltweit wichtigsten Nutzpflanzen werden dieMesslatte einer Reihe neuer Technologien sein, deren gemeinsameTechnik sich so grundlegend vom Sanger-Sequenzieren unterschei-det, dass man sie schlicht mit „Next-Generation Genome Sequencing(NGS)“ umschreibt.

Das ist auch der Titel eines eben bei Wiley-Blackwell erschienenen Bands, der Theorie undAnwendungspotenziale der neuen Technologienvorstellt. Gemein haben alle, dass das Auslesenvon Sequenzabschnitten wesentlich weniger Zeit

in Anspruch nimmt, weil u. a. der Zwischenschritt,die zerstückelte DNA erst in einer bakteriellen „Bi-bliothek“ abzuspeichern, weggelassen wird. DNA-Fragmente werden immobilisiert und so analy-siert, dass kein Strangabbruch wie bei der Sanger-Methode notwendig ist.

Die größte Herausforderung wird die Auswertung der Datendarstellen. Die Autoren stellen einige bioinformatische Anwendungenvor, weisen aber auch darauf hin, dass die Analyse und Interpretationvon Terabytes weit mehr an Daten braucht als heute vorhanden.

Von Plant-Pathogen-Warfa-re ist die Rede, wenn man dieInteraktionen zwischen Pflan-zen und Schädlingen meint.Nicht zu Unrecht. Pilze ent-wickeln „Druckkammern“auf der Pflanzenoberfläche,durch die sie mikrosko-pisch kleine Rammböckedurch die Pflanzenzell-

wand treiben. Pflanzen reagieren mitdem Aufbau einer zweiten Zellwand dahinter,pumpen Nährstoffe aus den befallenen Berei-chen, informieren umliegende Artgenossen überden Befall und hilft alles nichts, drücken sie denSelbstzerstörungsknopf, um ein weiteres Ausbrei-ten des Schädlings einzudämmen. In den letztenJahren ist viel über die molekularen Mechanis-men pflanzlicher Krankheitsresistenz in Erfah-rung gebracht worden. Dem noch jungen Wis-senschaftsfeld widmet nun die Reihe „AnnualPlant Reviews“ seine 34. Ausgabe „MolecularAspects of Plant Disease Resistance“. Ein Haupt-aspekt der zusammengestellten Reviews ist diekontinuierliche evolutionäre Auseinandersetzungzwischen Parasit und Pflanze. Der Band richtetsich in erster Linie an Pflanzenbiotechnologenund -genetiker, empfiehlt sich mit seiner optischgelungenen Aufmachung aber auch interessiertenStudenten.

Jane Parker (Hg.): Molecular Aspects of Plant DiseaseResistance (Annual Plant Reviews, Volume 34), Wiley

Blackwell 2008, 380 Seiten, Hardcover

FÜR SIE GELESEN Von Wolfgang Schweiger

Der Krieg imGemüsebeet

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Sequenzdaten vom Fließband?

Hg. Michal Janitz (Hg.): Next-Generation Genome Sequenzing, Wiley-Blackwell 2008, 260 Seiten, Hardcover

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Mit einem Vortrag von Dr. Markus Hengstschläger, Leiter derAbteilung für Medizinische Genetik an der Medizinischen Univer-sität Wien, zum Thema ,Die Macht der Gene: Halb von meinerMutter und halb von meinem Vater‘ starteten am 20. November2008 die „Wiener Science Lectures“, eine Veranstaltungsreihe für 7-14-jährige Schüler und Schülerinnen.

Die „Wiener Science Lectures“ sind ein Projekt des Stadtschul-rates für Wien in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Techni-kum Wien, der Festo GmbH und der Akademie der Wissenschaf-ten. Ziel der Veranstaltungsreihe, die heuer bereits zum zweiten Malstattfindet, ist es, Kinder und Jugendliche für die Wissenschaft zubegeistern. Anhand ausgewählter Themenbereiche wird das Interes-se für Naturwissenschaft, Technik, Geisteswissenschaft, Musik undMedizin geweckt. Im vergangenen Jahr haben an den „ScienceLectures“ 750 Kinder teilgenommen.

Was Mathematik und Musik gemeinsam haben. Eine weitereVeranstaltung widmete sich am 3. Dezember 2008 dem Thema„Sind Zahlen musikalisch? Mit Tönen rechnen“, bei dem RobertMichael Weiß (Stellvertretender Leiter des Josef Matthias HauerKonservatoriums der Stadt Wiener Neustadt) und Emil Simeonov(Leiter des Studiengangs Intelligente Transportsysteme, FH Techni-kum Wien) gemeinsam vortrugen. Bei der etwas unwahrscheinlichklingenden Kombination ging es um einen Brückenschlag zwischen

Musik und Mathematik, um Strukturen, die in beiden Bereichenvorkommen und um die Überwindung der Scheu vor der Mathe-matik, die vielfach verbreitet ist. Unter dem Titel „Kipferl & Kara-jan. Was Wien und den Orient seit Jahrhunderten verbindet“,brachten Mihailo Popovic und Johannes Preiser-Kapeller (beide tätigim Institut für Byzanzforschung, Zentrum Mittelalterforschung, Öster-reichische Akademie der Wissenschaften) dann am 11. Dezember un-erwartete Wurzeln der heimischen Kultur aufs Tapet.

Luft, die sich zusammendrücken lässt. „Können Maschinenatmen?“ fragte am 13. Jänner 2009 Peter Krösl (Leiter des Studien-gangs Biomedical Engineering Sciences, FH Technikum Wien),„Wächst neues Gewebe im Labor?“ wollte Dominik Rünzler (Leiterdes Studiengangs Technisches Umweltmanagement, FH Techni-kum Wien) nicht unbeantwortet lassen. Und dass „Luft nicht nixist“, sondern diese ein Gewicht hat, man sie zusammendrücken unddurch Schläuche schicken kann, führte Hermann Studnitzka (Lei-ter Didactic, Festo GmbH) am 21. Jänner vor. So mancher „Nach-wuchs-Forscher“ staunte nicht schlecht, als bei den selbst durchge-führten Experimenten Schläuche wild zischend durch die Luft tanz-ten. Später wurde dann selbst ein Zylinder zusammengebaut,gelernt, wie ein Ventil funktioniert und alles auch gleich auspro-biert, ein Prinzip, dass Studnitzka als besonders wichtig erachtet,um Kindern etwas näherzubringen.

Wissenschaft für die JüngstenMit dem Wintersemester ist auch ein Durchgang der „Wiener Science Lectures“ zu Ende gegangen. Die Veranstaltungsreihemöchte Themen aus Wissenschaft und Technik der Zielgruppe der 7- bis 14-Jährigen näherbringen.

Nach einer Studie des deutschen Branchenverbands „Bitkom“ su-chen 94 Prozent der Unternehmen in Deutschland im Internet nachneuen Mitarbeitern. 59 Prozent würden dafür Online-Jobbörsen wieStepstone, Jobscout oder Monster nutzen, Bitkom-Sprecher MauriceShahd spricht bereits von einem Trend. Bereits ein Fünftel der Unter-nehmen nutzt Business-Plattformen wie Xing oder Social-Networ-king-Seiten wie StudiVZ für die Mitarbeitersuche. Shahd rät daher

zur Vorsicht bei Preisgabe persönlicher Informationen oder Fotos aufsolchen Websites. Er weist darauf hin, dass es Personalverantwortlichegebe, die Daten zu einem Bewerber online nachrecherchieren.

Nichtsdestotrotz bleiben die Stellenmärkte in den klassischenPrintmedien ein wichtiges Instrument zur Rekrutierung neuen Perso-nals. Derzeit suchen 85 Prozent der Unternehmen Mitarbeiter überStellenanzeigen in Zeitungen und Fachmagazinen.

Unternehmen nutzen Online-Dienste beim Recruiting

Mädchen wie Buben hatten ihren Spaß am Spiel mit der Druckluft.

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Wenn man im Labor die Dichte misst, entscheidet unter ande-rem der Füllprozess über die Qualität der Messergebnisse. Nurwenn vollständig und blasenfrei gefüllt worden ist, sind die Ergeb-nisse verlässlich, unabhängig vom verwendeten Messprinzip. Inder Vergangenheit mussten die Anwender die Messzelle manuellbefüllen, wofür sie viel Geschick und Konzentration brauchten.Die Verantwortung für die Füllqualität mussten sie selbst über-nehmen, weil es kein automatisches Überwachungssystem gab.

Anton Paar hat an einer Lösung gearbeitet, die dem Anwendermehr Komfort bietet und zu den Dichtemessgeräten der DMA-Serie in der neue Generation M Funktionen entwickelt, die derQualitätskontrolle der Messung dienen. Eine dieser Funktionenheißt „Filling Check“ und überwacht den Füll- und den Messpro-zess automatisch. Dabei wird eine tatsächliche Messung dazu ver-wendet, die Füllqualität zu überprüfen. Auf diese Art könnenFüllfehler in der gesamten Messzelle – nicht nur an einzelnen Stel-len – erkannt werden. Im Fall eines Füllproblems wird der An-wender anhand eines Warnsymbols in der Ergebnisliste alarmiert.

Die Funktion „Filling Check“ wird von der Funktion „U-View“ unterstützt: Mithilfe einer digitalen Kamera werdenBilder der gesamten Messzelle und der eingefüllten Probe gespei-chert. Sobald „Filling Check“ eine Warnmeldung ausgibt, kannder Anwender das Bild prüfen, das die mögliche Fehlerquellezeigt, und entscheiden, ob das entsprechende Messergebnis in dieErgebnisliste aufgenommen wird oder nicht.

Was ist an der Generation M sonst noch neu? Weitere neueFeatures der Generation M sind die automatische Bestimmungder lokalen Luftdichte, ein großes, kontraststarkes Farb-Displaymit Touchscreen-Funktion und zusätzliche Funktionstasten fürraue Anwendungsbedingungen. Vier USB-, zwei RS-232- undeine Ethernet-Schnittstelle erlauben universellen Daten-Transferund ermöglichen sicheres Arbeiten innerhalb der Normen fürGLP/GMP- und 21-CFR-part-11-Applikationen. Anschlüsse fürPC-Monitore jeder Größe sind vorhanden, damit Messergebnisseauch aus großer Entfernung gut lesbar sind. Einfach anschließba-re und Platz sparende automatische Probenfüllsysteme könnenMessproben mit einer Viskosität von bis zu 35.000 mPa.s bewäl-tigen. www.anton-paar.com

Dichtemessgeräte: Neue Funktionen für das automatische Befüllen

Die Generation M der Dichtemessgeräte-Serie DMA ist mit neuen Funk-

tionen für die Qualitätskontrolle ausgestattet. ©

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Pneumatik-Anbieter Festo präsentiert mit der neuen VentilreiheVB12 eine robuste Ventillösung, die durch ihr gutes Preis-Leis-tungs-Verhältnis überzeugen will. Der Installationsaufwand derPneumatikschläuche ist mithilfe der integrierten QS-Steckanschlüs-se optimiert. Mit nur einer Schraube lässt sich das Ventil schnell aufder Metall-Anschlussleiste für bis zu 35 Ventilplätze montieren. DieVentile sind einzeln oder als komplett montierte und geprüfte Ein-heit erhältlich und versprechen hohe Lebensdauer. Das Polymerge-häuse und die gewichtsoptimierte Anschlussleiste der neuen Ventil-reihe reduzieren Gewicht und Platzbedarf. Die VB 12 ist als Baukas-ten, Komponente oder Multipolinsel erhältlich und bietet auf dieseWeise Spielraum für die Realisierung individueller Konfigurationen.

www.festo.at

Wirtschaftliche Pneumatik-Ventilreihe

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Rainin, ein Unternehmen der Mett-ler-Toledo-Gruppe, hat die Einführungeiner neuen Generation von ergonomi-schen Pipetten unter dem Namen E-Man Hybrid angekündigt. Die Produktesollen die Eigenschaften manueller Pi-petten mit den Möglichkeiten von Echt-zeit-Messtechnologie und integriertenGLP-Funktionen verbinden.

Die neuen Pipetten gestatten, dieKolbenposition und das Volumen derdispensierten Flüssigkeit kontinuierlichzu überwachen und sollen auf dieseWeise zuverlässiges Titrieren und Teil-

dispensieren gestatten. Die Position des Kolbens wird dabei lau-fend aktualisiert und auf dem LCD-Display in Echtzeit angezeigt,eine Funktion, die hochpräzise, vierstellige Volumeneinstellungenverspricht. Gespeicherte Kalibrierdaten und der Hinweis auf erfor-derliche Servicemaßnahmen erlauben nach Angaben des Herstel-lers die Einhaltung der entsprechenden gesetzlichen Vorschriften.

Die neue Pipettengeneration wird darüber hinaus über eineoptische Warnfunktion verfügen, die fehlerhaft ausgeführtePipettierzyklen anzeigt. Die manuelle Handhabung wird durchdas schon bewährte LTS Lite-Touch-System unterstützt, daskonstante Probenaufnahme bei geringem Kraftaufwand ermög-licht. www.rainin.com

Pipetten mit integrierter MesstechnikBei Stecknippel-

Fittings, die typi-scherweise bei wei-chen Rohren wie Ty-gon, Silikon oderNorpren zum Ein-satz kommen, kannein zu starkes An-zugsdrehmoment dasRohr komprimieren,einen gleichmäßigenFluss der Flüssigkeitunterbrechen und zu Lecks führen. Diba Industries hat aus diesemGrund die Anschlussfitting-Produktreihe „Click-N-Seal“, die bis-her nur für verbördelte und Ferrule-Anschlüsse verfügbar war, auchum eine Ausführung für Stecknippel-Anschlüsse erweitert.

Das vormontierte „Click-N-Seal“ verhindert ein zu starkes oderzu schwaches Anziehen des Fittings in IVD- und wissenschaftli-chen Instrumenten. Ist das korrekte Anzugsdrehmoment erreicht,entsteht ein Klickgeräusch, das der Monteur fühlen und hörenkann, und das verhindert physikalisch ein weiteres Anziehen überdiesen Punkt hinaus. Unzureichende Fließverbindungen und Leckswerden so verhindert, ohne auf Werkzeuge oder Vermutungen an-gewiesen zu sein. Das Fitting kann gelöst und wiederverwendetwerden und stoppt auch bei wiederholter Anwendung jedes Malbeim korrekten Anzugsdrehmoment. www.dibaind.com

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Die Zentrifugalmüh-le ZM 200 (Drehzahlenvon 6.000 bis 18.000min-1), die Retsch für dieanalysenneutralen Pro-benvorbereitung anbie-tet, ermöglicht dieschnelle Zerkleinerungeiner großen Vielfalt vonMaterialien und trägt zueiner Erhöhung des Pro-bendurchsatzes bei. Der

zweistufige Zerkleinerungsprozess durch Scher- und Prallwirkungermöglicht eine schnelle und trotzdem schonende Vermahlungauf Endfeinheiten, die in der Regel zwischen 100 und 500 Mi-krometer liegen. Umfangreiches Zubehör mit verschiedenen Ro-toren, Ringsieben und Kassetten gestattet die Anpassung an vieleunterschiedliche Zerkleinerungsaufgaben.

Die Mahlwerkzeuge können schnell und einfach gereinigtwerden, sodass Cross-Kontamination durch häufig wechselndesProbenmaterial vermieden wird. Motorraum und Elektronik sindvor Staub und Materialeintrag geschützt. Das patentierte Kasset-tensystem ist auf die Verhinderung von Materialverlust hin kon-zipiert. Anwendung findet die Rotormühle in vielen Industrien,in denen pulverförmige Materialien verarbeitet werden, beispiels-weise in der Futtermittel- oder Pulverlackbranche. www.retsch.de

Rotormühle für die Probenvorbereitung

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Stecknippel-Fittings mit Klickgeräusch

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Flir stellt zwei neue Infra-rotkameramodelle für ther-mografische Untersuchun-gen, beispielsweise in derProzessüberwachung, vor.Als kleinere und größereSchwestern der Flir i50 ver-fügen auch die FLIR i40und die FLIR i60 über eineAuswahl spezieller Mess-funktionen. Die Kamerasrichten sich mit einem Preiszwischen ca. 4.000 und7.000 Euro (je nach Ausstattung und Modell) sowohl anEinsteiger wie auch an erfahrene Thermografen. Die Infra-rotauflösung des Modells i40 beträgt 120x120 Bildpunkte,die FLIR i50 bietet 140x140 Pixel und die FLIR i60180x180 Pixel – bei guter thermischer Empfindlichkeit undeinem Messbereich von -20 °C bis 350 °C. Außerdem besit-zen die Kameras eine 2,3 Megapixel-Digitalkamera fürscharfe Aufnahmen im Tageslichtbereich. Kombinierbarwerden Infrarot- und Realbild mit der Fusion-Bild-im-Bild-Funktion: Ein Tageslichtbild wird in hoher Auflösung durchdas radiometrische Infrarotbild zeitgleich überlagert. So las-sen sich Probleme schneller erkennen und kritische Bereichepräzise lokalisieren. www.flir.de

Erweiterte IR-Kamera-Palette

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lir

Seit Ende 2008 hat der OsnabrückerSchlauchhersteller Rundriemen aus thermoplasti-schen Polyurethan- und Polyesterelastomeren inseine Produktpalette aufgenommen. „Die hoch-wertige Materialbeschaffenheit garantiert beson-dere Langlebigkeit und damit eine hohe Wirt-schaftlichkeit der Produkte“, erklärt Polyvanced-Vertriebsleiter Matthias Strehl. Zur Anwendungkommen die verschweißbaren Rundschnürehauptsächlich als Antriebselemente sowie zuTransportzwecken. Die potenziellen Schlüssel-märkte finden sich in der Nahrungs- und Genuss-mittelindustrie, der Verpackungsindustrie sowiein der Textil-, Holz- und Keramikindustrie und

der chemischen Industrie.Der schnelle Einbau mit einem mobilen Schweißgerät direkt in der Anlage re-

duziert die Maschinenstillstandszeiten. Ein einfaches Ablängen des Bedarfs von derVorratsrolle gewährleistet eine wirtschaftliche Lagerhaltung. Das Produkt zeichnetsich durch seine gute Beständigkeit gegen Öl, Fett, Wasser, Lebensmittel sowie ge-gen eine Vielzahl von Chemikalien aus.

Die hohe Flexibilität der Rundriemen ermöglicht beliebige Umlenkrichtungensowie einen geringen Umlenkdurchmesser, damit Einbau und Funktion auch beibeengten Raumverhältnissen möglich sind. Die Rundriemen werden in verschie-denen Farben und Härtegraden (zwischen 80 Shore A bis 55 Shore D) angeboten.Der Standardaußendurchmesser reicht von 3 bis 20 Millimeter. Die Lieferung er-folgt wahlweise in Form von Rollenmaterial oder Schneidteilen. www.polyvanced.com

Rundriemen aus thermoplastischem Kunststoff

Chemtura bringt neue flüssige Mischmetall-Stabilisatoren für PVC der Marke „Mark“ auf denMarkt. Die Additive sind frei von Para-tert-Butyl-Benzoesäure, Nonylphenol und 2-Ethyl-Hexan-säure. Die verwendeten Substanzen wurden bereitsnach REACH vorregistriert und enthalten keinekarzinogenen, mutagenen oder reprotoxischenKomponenten. Zwei Serien an Additiven (Mark800 und Mark 900) werden angeboten. Die neuenStabilisatoren ersetzen im Rahmen von ChemturasProgramm „Greener is Better“ bestehende Produk-te wie Mark OBS, Mark EZ und Mark CZ mitdem Anspruch, ein höheres Maß an Nachhaltigkeitzu liefern als die ersetzten Additive. www.chemtura.com

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Yokogawa bietet seinen Wirbeldurch-flussmesser „Digital Yewflow“ mit inte-grierter Nennweitenreduktion an, wo-durch zusätzlich angepasste Einlauf- undAuslaufstrecken entfallen können. Wäh-rend der Prozessanschluss dem Rohr-durchmesser entspricht, ist der Durchlassfür die zu messenden Medien reduziertund hat eine um bis zu zwei Stufen gerin-gere Nennweite. Das erlaubt die Anpas-sung an kleinere Durchflussbereiche.Wirbeldurchflussmesser sind zuverlässige

und im praktischen Einsatz bewährte Messgeräte für Dämpfe, Gase undFlüssigkeiten mit geringer Viskosität. Optional decken sie einen großenTemperaturbereich ab, der mit -196 °C beginnt und bei +450 °C endet.Auch ist der Betrieb bei hohem Prozessdruck bis 160 bar möglich. Fürden Betrieb jedes Wirbeldurchflussmessers ist jedoch eine Mindest-Strö-mungsgeschwindigkeit erforderlich, die von der Viskosität und Dichtedes Mediums abhängt. Unterschreitet die Strömungsgeschwindigkeit denerforderlichen Wert, entstehen keine Wirbel mehr. Dann ist die Messungnicht mehr möglich. Ohne besonderen Aufwand bei Ein- und Auslauf er-reichen die Geräte im spezifizierten Bereich eine Genauigkeit 1 % v.M. –die Messergebnisse bleiben also stabil und zuverlässig. Der FMEDA Re-port bescheinigt dem DY eine Safe Failure Fraction (SFF) von 84,5 %was die Verwendung in SIL-Applikationen (SIL = Safety Integrity Level)ermöglicht. www.yokogawa.com

Durchflussmesser mit Nennweitenreduktion

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„Grüne“ Mischmetall-Stabilisa-toren für PVC

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Termin Veranstaltung / Ort Koordinaten

26. 2. Tagesschulung Kunststoffgerechte Formteilauslegung, Wr. Neustadt www.clusterland.at

5. 3. Quality Austria Forum, Salzburg www.qualityaustria.com

10. 3. GIG Karasak Kundenseminar „Thermische Trenntechnik“, Weihenstephan www.gigkarasek.at

16.–18. 3. REACH Multiplikatoren-Lehrgang, Wien http://wko.at/up

17.–20. 3. Apteka, Moskau www.apteka-moscow.info

31.3.–2. 4. European Coatings Show, Nürnberg www.european-coatings-show.com

14.–16. 4. Logichem, Düsseldorf www.wbresearch.com/logichemeurope

11.–15. 5. Achema, Frankfurt www.achema.de

27.–29. 5. Helsinki Chemicals Forum, Helsinki www.helsinkicf.eu

Quality Austria Forum in Salzburg

Am 5. März 2009 lädt Quality Austria Kunden und Partnerins Hotel Renaissance in Salzburg ein. Der schon traditio-nelle „Qualitätstag“ wurde zum 15. Geburtstag umbe-nannt und heißt ab nun „Quality Austria Forum“. Expertenpräsentieren die neuesten Erkenntnisse, sowie Lösungenund Trends aus der Welt der Normen und Standards.

Die Korrelation von Qualität und Wert steht im Mittelpunktdes „1. Quality Austria Forums“. Das Motto „Werte schaffen,Werte sichern, Werte schätzen“ zieht sich durch die Referate undBest-Practice-Beispiele. Konrad Scheiber, Geschäftsführer derQuality Austria: „Unser Ziel ist es, eine Diskussion in Gang zusetzen, die sich mit der Wertigkeit von Qualität im Zusammen-hang mit dem wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen ausein-andersetzt. Welche neuen Standards könnte es in Zukunft geben,um den Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehntegerecht zu werden?“ Branchen- und Produktmanager der Quali-ty Austria und Qualitäts-Experten aus der Wirtschaft referierenund diskutieren neue Ansätze und Entwicklungen.

Als Referent konnte Alois Czipin gewonnen werden (CzipinConsulting GmbH), der in einer aktuellen Studie die Produkti-vität österreichischer Unternehmen untersucht hat. Die Ergeb-nisse zeigen, dass in den vergangenen Jahren die unproduktivenArbeitstage in Österreichs Unternehmen deutlich zugenommenhaben. Eine Reihe von Potenzialen zur Produktivitätssteigerungkonnte identifiziert werden. Doch inwieweit spielt „Qualität“ indiesem Zusammenhang eine Rolle ? Die Antwort wird Czipin inseinem Referat am Vormittag der Veranstaltung liefern.

Ein Autozulieferbetrieb managt à la Wikipedia – einewertvolle Lösung?

Hirschmann Automotive GmbH, Autozulieferer mit Haupt-sitz in Rankweil (Vorarlberg) und Werken in Tschechien undRumänien, hat Anfang 2008 mit dem Umbau seines integriertenManagementsystems nach ISO-TS 16949:2002 und ISO

14001:2004 zu einem dynamischen, Wikipedia-basierten Sys-tem begonnen. In nur vier Monaten wurde dieses transparenteTool umgesetzt und eingebaut. Das Ergebnis: Geringere Kostenals bei einer „normalen“ Softwarelösung, mehrsprachige An-wendbarkeit, Steigerung der Akzeptanz und Transparenz einesintegrierten Managementsystems im gesamten Unternehmen.Samuel Neuhauser von Hirschmann Automotive präsentiert dasProjekt und gibt Einblick in die Entwicklung und Verwirkli-chung dieses außergewöhnlichen Tools.

Konrad Scheiber zur Veranstaltung: „Wir möchten Vorstän-de, Geschäftsführer, Qualitätsmanager und alle Gäste zu einerkritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Qualität einla-den. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wollen wir ei-nen Kontrapunkt setzen. Es gilt, verloren gegangenes Vertrauenwieder aufzubauen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, dieden Schritt in eine erfolgreiche Zukunft erleichtern.“

GIG Karasek lädt zum Kundenseminar

Die richtige Mischung von Fachvorträgen und Branchentalkzum Thema „Thermische Trenntechnik – Innovative Systeme“verspricht das zweite Kundenseminar von GIG Karasek am 10. März 2009 in Weihenstephan. Angesprochen sind Kunden,Interessenten und Geschäftspartner, die die Chance nutzen wol-len, über Unternehmensgrenzen hinweg Erfahrungen zu sam-meln und ihr Netzwerk zu erweitern. GIG Karasek vertritt dieAnsicht, dass es neben dem notwendigen Grad an Spezialisierun-gen auch genügend Platz für auffrischende und fächerübergrei-fende Aktivitäten braucht. Wertvolle Erfahrungen lassen sichnicht selten im Fachgebiet des anderen finden.

Mit diesem Event installiert der österreichische Anlage- undApparatebauer für das interessierte Fachpublikum eine Möglich-keit, sich sowohl über den Einsatz der mechanischen Brüdenver-dichtung in Eindampf- und Destillationsanlagen als auch überausgewählte Kapitel der Rektifikation, Dünnschicht- und Kurz-wegdestillation zu informieren.

Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten zu demSeminar finden Sie unter www.gigkarasek.at.

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