das kesslerloch bei thayngen hausarbeit
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Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-NürnbergInstitut für Ur-und FrühgeschichtePS: Paläolithische und mesolithische Fundplätze Süddeutschlands (Pal/Mesol Süddtl)Dozent: Prof. Dr. Linda Owen
Das Kesslerloch bei Thaingen
Referent: Adrian Apostol
Datum: 31. 05. 2010
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Lage und Aussehen des Kesslerlochs
3. Forschungsgeschichte
4. Stratigraphie und Datierung
5. Funde
5.1. Tierknochen
5.2. Steinobjekte
5.3. Horn- und Knochengeräte
5.4. Zeichnungen und Gravuren
6. Fazit
7. Abbildungsverzeichnis
8. Literaturverzeichnis
2.Lage und Aussehen des Kesslerlochs
*Das Kesslerloch liegt, ca. 430. m über Meeresspiegel, an der Vereinigungsstelle zweier
Tälchen, ungefähr 1 Km von Thayngen entfernt im Kanton Schaffhausen und ist bislang die
reichhaltigste Magdalenien-Station der Schweiz.
Seinen Namen verdankt die Höhle den Jenischen (in der Ostschweiz "Kessler" genannt), die
in der frühen Neuzeit in umliegenden Gemeinden Töpfe und sonstiges Kochgeschirr (=
Kessel) sammelten, in der Höhle reparierten und anschliessend wieder zu Geld machten.
**Die Höhle hat zwei Öffnungen, eine im Süden und die andere im Nordosten.
Der Haupt- oder Nordosteingang ist heute 4 m hoch und unten 12 m breit.
Im Inneren liegt ein 2,5 m hoher Felspfeiler der die Höhle in 2 Teile teilt, einen etwas
grösseren nördlichen und einen südlichen Teil, durch dem man zum südlichen Eingan
gelangen kann.
Der Südeingang ist mit einer Höhe von 3,5 m und einer Breite von 9 m deutlich kleiner als der
Haupteingang, und besitzt einen 2m hohen Pfeiler, der eine ähnliche Raumfunktion hat.
In der nördlichen Höhlenhälfte wurde eine Tiefe von bis zu 15 m gemessen, sie liegt also
wesentlich tiefer als die südliche, dessen maximale Tiefe 7 m beträgt, was an den rasch
emporsteigenden Felsboden und der sich ebenfalls rasch senkende Decke liegt.
Die gesamte Bodenfläche der Höhle beträgt ungefähr 200 m².
3. Forschungsgeschichte
**Die eigentliche erste Untersuchung des Kesslerlochs fand vom 19. Februar bis am 11. April
im Jahre 1874 statt durch den Proffessor A. Heim.
Entdeckt wurde die Höhle jedoch von Konrad Merk, damals Reallehrer in Thayngen, im
Sommer des Jahres 1873, also ein Jahr früher, im Rahmen eines Botanikausflugs. Er hatte das
Gefühl dass es sich dabei vielleicht um eine, wie manche andere, in der Urzeit von Menschen
bewohnte Höhle handeln könnte.
Er verabredete also mit seinem Kollegen Wepf gleich darauf eine Probegrabung, die am 4.
Dezember im selben Jahr mithilfe zweier grösseren Schüler wirklich ausgeführt wurde.
Es war sicherlich eine mühsame Arbeit, in dem schon gefrorenen Höhlenboden einen Graben
aufzuwerden, sie hörten dementsprechend nach einer 3 stündigen Tätigkeit auf. Sie hatten
bereits in 1 m. Tiefe die ersten Knochen entdeckt, es blieb aber jedoch unsicher ob es sich
tatsächlich um einer urzeitlicher Niederlassung handelt.
Sie hatten den Versuch einer weiteren Ausgrabung gewagt, die sich als sehr Erfolgreich
erwies, da mehrere Feuerstein-Objekte und bearbeitetes Rentierhorn gefunden wurde.
So kam es dann zu der ersten ofiziellen Ausgrabung im Februar 1874, bei der zahlreiche sehr
wertvolle Funde wie Knochenwerkzeuge, Zeichnungen und Schnitzereien unter anderem die
berühmte Gravur des Suchenden oder des Weidenden Rentiers, gemacht wurden. Außerdem
wurden noch ca. 12000 Feuerstein-Objekte, Knochen und Horngeräte, Schmuck aus Zähnen
und Kohlenstücke gefunden.
Untersucht wurden dabei nur 2 Schichten, die sogenannte erste graue Schicht, und die zweite
gelbe Schicht in der man wegen dem Grundwasser nicht allzu tief eindringen konnte, sie
musste deswegen teilweise unerforscht bleiben.
**Die nächsten Ausgrabungen fanden durch Dr. J. Nüesch im Jahr 1898 und 1899 statt. Er
grub dann an der nordöstlichen und am südlichen Eingang der Höhle.
Gefunden wurden erneut Zeichnungen, Knochenwerkzeuge, Schmuck aus Zähnen, Muscheln
und Schnecken, mehrere Fragmente von Löchstäben und verschiedenartige
Feuersteinwerkzeuge.
Außerdem wurden noch in einem Schuttkegel am Südeingang in 3 m Tiefe ein großer
Feuerherd, mit viel Asche, Wärmsteinen und angebrannten Knochen vom Mamut, vom
Rhionozeros, vom Rentier und Alpenhasen gefunden.
**Die Vorletzte Ausgrabung fand im Jahre 1902 und 1903 statt, durch Dr. Heierli. Es war die
bisher meist ausfürlichst dokumentierte Untersuchung der Höhle.
Ziel der Ausgrabung war es vor allem in den Tieferliegenden Kulturschichten am
nodröstlichen Eingang einzudringen, was bislang wegen dem Grundwasser nicht möglich
war.
Es gelang ihm mit Hilfe mehrerer Pumpen bis in einer Tiefe von 5,2 unter dem bereits von
früheren Ausgrabungen liegenden Schutt-Oberfläche zu graben.
Gefunden wurden wieder mehrere Feuerstellen, Harpunen, Knochenwerkzeuge und
Feuerstein-Artefakte.
Im Jahre 1980-1982 wurde eine Bohrkampagne am Kesslerloch gestartet, mit dem Ziel die
noch unberührten/ungestörten Sedimente am nordöstlichen Vorplatz zu Untersuchen, um die
bislang ziemlich durcheinander liegende stratigraphische Einordnung, sowohl als auch den
Aufbau und Inhalt der jeweiligen Schichten analysieren zu können.
**Insgesamt wurden 7 Bohrungen durchgeführt, wobei die erste (B1) absichtlich im alten
Ausgrabungsschutt der Grabung Heierli am Nordosteingang abgetieft wurde. B2 in 7 m
Entfernung war als Schnittpunkt mit einer Längsprofil (B4-B6) gedacht.
Es kamen erneut viele Feuerstein-Artefakte zum Vorschein, die meisten aus dem alten
Ausgrabunggsschut B1.
4. Stratigraphie und Datierung
Heierli berichtet dass die erste, sog Graue Schicht wegen den früheren Ausgrabungen im
mittleren Bereich des Nordeingangs fehlt, und dass die zweite, sogenannte Gelbe Schicht eine
Fehlende Einheitlichkeit zeigt weshalb er beschließt diese in drei Abteilung einzuteilen. Es
wird dennoch angedeutet dass alle drei Abteilungen der Gelben Kulturschicht angehören, und
lediglich zum Zweck der bequemeren und genaueren Bestimmung der Fundorte dienen sollte.
Was den Inhalt dieser Kulturschichten betrifft, fanden sich zwar in alle Feuersteine und
Knochengeräte, die aber in den oberen Schichten vorgefundenen Artefakte waren schöner und
vor allem kunstreicher wie die tiefer liegenden.
So waren zB die Magdalenien - charakteristische fein bearbeitete Silexgeräte, Horn und
Knochenwerkzeuge sowie Zahn und Muschelschmuck, Kohlengehänge usw. in der ersten
gelben Schicht viel zahlreicher; in der dritten Schicht traff man dagegen eher auf grobe,
unverzierte Werkzeuge.
Das gleiche merkt man bei den Tierknochen, wobei man von unten nach oben ebenfalls eine
Ungleichheit in der Häufigkeit des Vorkommens gewisser Arten konstatiert. So fanden sich
Pferdereste in den unteren Lagen verhältnissmässig häufiger als oben, ebenso
Elfenbeinstücke. Das Rhinozeros kam dementsprechend auch nur in der letzten Schicht vor.
Man geht jedoch davon aus dass der Faunacharakter während der ganzen Besiedlungszeit
derselbe blieb, es ist dennoch möglich dass einige Tierarten stärker aufgetreten sind oder dass
andere während dieser Zeit verschwunden sein können; letzteres dürfte für das Rhinozeros
nicht unwahrscheinlich sein.
**Die Bohrungen aus den 80-er Jahren haben diese früheren Forschungsergebnisse
größtenteils bestätigt, auch wenn sie, zumindestens was die Resultate der Stratigraphie
betrifft, zum Teil völlig durcheinander sind.
Es kamen in fast allen Bohrungen moderne Störungen vor, was dafür spricht dass die
jeweiligen Stellen bereits ausgegraben wurden zumindestens bis zum Störungspunkt. Davon
betroffen sind, außer B1, die Bohrungen B2, B4, und B5. Bei B4 fand man eine Art
Ziegelsteinfragment in der jungpaläolitischen Fundzone.
Es stellte sich später dann heraus dass diese Störungen allein nicht das größte Problem
darstellen, oder die oft angetroffenden Lücken in den Sedimentsäulen sondern die Tatsache
dass allein die Sedimentordnung zum Teil ziemlich durcheinander war.
Diese Fehler kamen am deutlichsten bie den C-14 Datierungsversuchen zum Vorschein. Es
stand leider wenig Probenmaterial zur Verfügung, man konnte die Datierungsmethode
deshalb nur an wenigen Stellen und nur bei B2 und B3 durchführen. **Die Datierungen
waren bei B2 bis auf die dritte Probe glaubhaft, diese erregte jedoch Zweifel, denn sie ist mit
sicherheit zu jung ausgefallen, und müsste mit den nachgewiesenen Geweihresten vom
Rentier spätglazialen Alters sein. Ein weiteres Argument für die ältere Zeitstellung liefert die
pllenanalytische Untersuchung, welche für diesen Sediment eine Datierung in den jüngeren
Teil der Ältesten Drya (ca. 12500 BP) zuließ.
Schlimmer wird es bei B3, wo die Werte trotz der insgeamt 6 zur verfügung stehenden Proben
völlig durcheinander waren. Untere, ältere Schchichten wurden jünger datiert wie zB. Die
Probe B-3885, die ein erheblich jüngeres c14 Alter aufwies als die etwa 0.80 m
darüberliegende Probe-B3838.
Schuld daran könnte eine Kontamination der Sedimente durch die extremen
Grundwasserverhältnisse sein, oder die Verwechslung oder Vermischung einzelner
Bohrkerne.
Es stehen vergleichsmässig jedoch zwei frühere Ergebnisse zur Verfügung, welche aus
Knochenmaterial der Grabung von Heierli gewonnen wurden. Damit wird die im Liegenden
angetroffene Gelbe Schicht III auf 12.970 +- 180 BP und die hangende graue Kulturschicht
auf 11.220+- BP datiert.
5.Funde
5.1. Tierknochen
Den gößten Teil der Tierknochen werden dem Schnee/Alpenhasen mit über 1000 Individuen,
dem Rentier mit über 500, dem Schneehuhn mit ca. 200 Exemplaren zugeschreiben. Daraus
folgt dass es sich um eine postglaziale Fauna handelt. Einzelne Überreste des Mamuts, des
Rhinozeros und des Löwen wurden ebenfalls entdeckt.
5.2. Steinobjekte
Das wichtigste und fast ausschliessliche von den Höhlenbewohnern benützte Gesteinsmaterial
war der Feuerstein.
Gefunden wurden insgesamt über 30.000 Feuerstein Artefakte, in allen möglichen Farben,
sowie andere Gesteinsarten und Versteinerungen.
Der Feuerstein ist einheimisches Material, er findet sich im Fels der Höhle selbst und in der
Nachbarschaft.
Gelbe und weisse Feuersteine treten sehr häufig auf, rote, grüne, graue dagegen eher seltner.
Die Feuersteinwerkzeuge bestehen aus Schaber, Lamellen, Messer, Sägen, Gravier
Instrumente so wie Spitzen und Bohrer.
**Von den Schaberformen wurden sog. Rundschaber gefunden, allerdings nicht häufig; vor
allem die mit ringsum retouchiertem Rand kamen seltner vor(Taf. IX 1,2.).
Dann wurden noch sog. Breitschaber entdeckt, die eine etwas ältere Form darstellen(Fig 4)
Bei den Feuersteinmessernunterscheiden wir grundsätzlich 2 Formen, Die einschneidigen und
die zweischneidigen Messer.
**Die einschneidigen Messer (Taf.XI) sind meistens ganz gerade, manche haben jedoch eine
leicht geschwungene Scheneide. Die Figur 1 zeigt einen solchen Messer, aus rostgelbem
Feuerstein, das auf dem Rücken eine schön gearbeitete Scharte aufweist (Fig 1) .
Die zweischneidige Messer haben die gleichen Längen-Dimensionen wie die einschneidige,
und sehen manchmal aus wie Reste von Nucle, ihre Rückseite ist jedoch immer durch einen
einzigen Schlag entstanden. (XII, 1, 2)
Zu den Feuersteinspitzen gehören die bei der vorletzten Ausgrabung in den Schichten II und
III gefundenen wenn auch nicht so typische Stücke. Diese gehörten dementsprechen den
ältesten Teil der Kesslerlochfunde an.
Zahlreich kamen dagegen messerartige, in Spitzen endende Lamellen zum Vorschein, die von
Heierli als Speerspitzen bezeichnet werden.
**Zahlreiche Bohrer wurden ebenfalls aus verschieden Schichten ergraben (Taf XVIII),
die aus den unteren waren eher grob(Fig 2,3), die aus den oberen Schichten dagegen sehr fein
bearbeitet.
Zerstreut im Höhlengrund fanden sich außerdem zahlreiche rundliche Steine verschiedener
Grösse **(Taf.VII), die, wie die Unterlagsteine der Herde, aus den benachbarten Moränen
stammen. Manche dieser Steinen mögen zum Werfen oder Schleudern, benutzt worden sein
die grösseren dienten vielleicht als Klopfer, Hämmer, oder zum Erhitzen von Fleisch und von
Wasser, das in Fellen erwärmt wurde.
5.3. Horn-und Knochengeräte
Man fand im Kesslerloch massenhaft Knochensplitter, ganze Knochen kamen jedoch selten
zum Vorschein. Ebenfalls zahlreich sind Ritzen in den Knochen, die vielleicht bei der
Enthautung der erlegten Tiere entstanden sein könnten.
Unter den Knochen-und Hornwerkzeugen finden sich Nadeln, Ahlen oder Pfrieme,
Speerspitzen, Harpunen, Lochstäbe und Wurfstöcke.
Außer den Speerspitzen aus Feuerstein, fanden sich seltner auch solche aus **Knochen oder
Horn (TafXXIII), manche davon mit Kerben und Marken versehen, die vielleicht Stammes
oder Eigentumszeichen sein könnten.
**Harpunen (XXIV) waren ebenfalls selten und fehlten in den unteren Schichten des
Kesslelochs vollständig. Bei der vorletzten Ausgrabung wurden jedoch drei sehr schöne
erhaltene Exemplare in den ersten 2 Schichten gefunden, davon ein vollständiges, ein
Fusstück und ein Spitzenfragment.
Die Harpunen haben die Zähne nur auf einer, oder aber auf beiden Seiten des Schaftes, wir
unterscheiden demnach ein- und zweireihige Harpunen.
Ähnlich wie den Harpunen kamen Lochstäbe vorwiegend auch nur in den oberen Schichten
vor, worunter auch solche mit prächtigen Zeichnungen. Zwei solche Lochstäbe befinden sich
hier unter den Fig. 10 und 11 dargestellt.
**Wurfstöcke kamen ziemlich selten zum Vorschein. Das erste, bei den früheren
Ausgrabungen gefunden Exemplar eines solchen wurde vorerst als Skulptur eines
Schweineköpfchens bzw eines Menschens interpretiert, was womöglich an der
fragmentarischer Erhaltung liegt.
(taf XXV)Bei der vorletzten Ausgrabung wurden dann 3 weitere Wurfstockfragmente
gefunden, die hier dargestellt sind (Fig 2,3,4).
Zu den bevorzugten Schmucksgegenstände der Hölenbewohner gehören außer
Elvenbeinzähnen und sonstige Tierzähnen auch Kohle, von der wir zahlreiche bearbeitete
Beispiele haben(TafXXVI).
**Kohlen-rohmaterial fand sich in allen Schichten, die besseren Funde lagen aber nur in den
oberen Teilen des Schuttes, der den Felsboden des Kesslerlochs bedeckte. Die Große Anzahl
und Varietät des Kohlenschmucks lässt sich durch Leichtigkeit erklären, mit der man Kohle
mithilfe eines Feursteins bearbeiten kann. Wir haben davon also mehrere Exemplare
dargestellt, zB Fig 2, bei der man die vereinzelten mit Feuerstein erzeugten Kritze erkennen
kann. Besonders schön und reichlich verziert ist die nur 2,5 cm lange,unter Fig. 10
dargestellte Kohlengehänge. Man merkt mehrere von links nach rechts verlaufende
wellenartige Striche.
**5.4.Zeichnungen und Gravuren
Einer der ersten im Kesslerloch gefundenen und mit sichercheit eins der wichtigsten Funde
überhaupt war die Zeichnung des Weidenden oder Suchenden Rentiers. Dieses Meisterwerk
blieb jedoch nicht allein, es kamen noch andere zum Vorschein, die meisten davon jedoch
nicht von gleicher Vollendung wie diese.
Eine weitere Zeichnung wär die des Schweines mit einem geringelten Schwänzchen, von dem
leider nur noch der Hinterteil übrig ist. Von den Hinterbeinen ist nur einer deutlich zu
erkennen