das pentagram

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  • 7/25/2019 Das Pentagram

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    Das Pentagramm

    Wer heute ein Pentagramm (Abb. 1) sieht, denkt sofort an die Welt der Hexen, der Magie unddes Okkulten. Tatschlich ist das Pentagramm heute eines der am weitesten verbreiteten undwichtigsten Symbole der Esoterik und der Magie. Fr die Wiccas (die neuen Hexen) ist das

    aufrechte Pentagramm ein positives Schutzsymbol, fr die Satanisten ist das auf die Spitzegestellte Pentagramm ein Bild fr den gehrnten Gott, fr den Teufel also. Wenn sich heuteein Laden oder eine Publikation mit dem Pentagramm schmckt, kann man mit gutem Rechtannehmen, dass man es hier mit Angeboten der Esoterik und der Magie zu tun bekommt. DasPentagramm ist heute ein Symbol, das eindeutig in der Esoterik angesiedelt ist. Doch unddas ist die Frage, die immer wieder gestellt wird ist jeder fnfzackige Stern einPentagramm mit esoterischem Hintergrund? Darf man noch fnfzackige Weihnachsterneverwenden, und was ist, wenn solche Sterne als Muster ein Kleidungsstck zieren. Zieht solchein Symbol automatisch dunkle Krfte an?Um hier Klarheit zu schaffen und einen nchternen klugen Umgang mit diesem Symbol zufinden, ist ein Blick in die Herkunft dieses Zeichens hilfreich. Denn so eindeutig bse ist das

    Pentagramm vom Ursprung her nicht. Als eines der Ur- und Natursymbole ist dasPentagramm seit Jahrtausenden in Verwendung und hat die unterschiedlichsten Bedeutungenund Verwendungen erfahren. Auch als ausdrcklich christliches Zeichen fand man dasPentagramm, bevor es vor gar nicht allzu langer Zeit endgltig zu einem Zeichen der Esoterikwurde. Doch davon spter.

    Der Begriff

    Der Begriff Pentagramm kommt aus dem Griechischen (pentagrammos = mit fnf Linien).In Griechenland wird es auch als das Pentalpha bezeichnet, da es fnfmal den BuchstabenAlpha enthlt. Als Universal und Natursymbol findet man es auf allen Kontinenten.

    Bedeutungsvielfalt als Natursymbol

    Das Pentagramm kann als Symbol fr den Menschen gelten, als Zeichen fr Geist (1) undMaterie (4), im fernen Osten als Symbol fr die fnf Elemente (Wasser, Erde, Feuer, Metall,Holz), als Symbol fr Fruchtbarkeit, Weisheit, Wahrheit, Harmonie, ... u. v. m.

    Die frhe Geschichte

    Die frhesten Pentagramme finden sich bereits in der Steinzeit, in Hhlenwnde geritzt. Wasdie Menschen damals damit verbanden bleibt freilich im Dunklen.Um 3500 vor Christus taucht es in der sumerischen Kultur Mesopotamiens auf. Zunchst ist

    es lediglich ein Piktogramm fr Ecke oder Winkel. Spter wird es dort in kniglichenInschriften verwendet und weist auf die imperiale Macht des Herrschers ber alle vierHimmelsrichtungen hin. In der heidnischen Gtterwelt der Antike wird das Pentagramm dergriechischen Jungfraugttin Kore (lat. Ceres) zugeordnet in Bezugnahme auf den Apfel,mit dem diese Gttin dargestellt wurde: das Kerngehuse des Apfels erinnert bei glattemDurchschnitt an ein Pentagramm. Auch fr die Gttin Venus wurde das Pentagramm alsSymbol gewhlt was auf den Umstand zurckzufhren ist, dass der Planet Venus von derErde aus gesehen im Laufe von acht Jahren whrend seines Umlaufs um die Sonne einPentagramm am Sternenhimmel umschreibt. Da man dieses Symbol in einem Zug zeichnenkann, wird es auch verstanden als Symbol fr den Kreislauf des Lebens.

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    Die Pythagorer

    Fr Pythagoras und seine Schler wurde das Pentagramm aufgrund seiner mathematischenQualitten zum wichtigsten, ja zu einem universellen Symbol. Der goldene Schnitt kommtallein darin 10 mal vor. So versuchten die Pythagorer alle wesentlichen geometrischenGesetze aus dem Pentagramm ableiten. Pythagoras war sicher, dass die darin enthaltenen

    Proportionen und Zahlenverhltnisse der ganzen Schpfung zugrunde liegen. Es reprsentiertabsolute Harmonie und Schnheit. Es wird als Zeichen fr die gttliche sthetik gesehen, dieallen Wesen innewohnt. So wurde es zum Symbol fr den Menschen und die geistigeWahrheit. Fr die Schule des Pythagoras wird das Pentagramm zum geheimenErkennungszeichen.Es galt als Zeichen fr das Wort Gesundheit (hygiea) und wurde damit zum SignumSanitatis.Mitglieder dieser Schule setzten es als Wunschformel an den Beginn ihrer Briefe.Das Pentagramm konnte so auch einfach als hygiea benannt werden.

    Das Pentagramm bei den Juden

    Auch bei den Hebrern fand das Pentagramm seine Verwendung. Es wurde als Symbol fr diefnf Bcher Mose verstanden und damit als ein Zeichen fr die gttliche Wahrheit. Bereitsaus der Zeit des ersten Tempels liegen archologische Funde vor, die es zeigen. Zwischen 300und 150 vor Christus taucht das Pentagramm als offizielles Siegel Jerusalems auf. Als solchesschmckte es Waffen und Schilde. Mglicherweise hat dieser Gebrauch des Pentagrammsdazu gefhrt, dass es spter auch als der Stern des Ostens bezeichnet wurde. In den Ruinender Synagoge von Kapharnaum (4. Jhdt. n. Chr.) findet man heute noch ein Pentagramm (inder Form des ewigen Knotens, vgl. Abb. 2) -In der jdischen Mystik wurde es auch als das Siegel Salomos bezeichnet (nachweislich abdem 14. Jhdt. n. Chr.) als solches galt es bereits als okkultes Symbol, dessen Gebrauchmagische Krfte verleihen knne.

    Als Banner und Heilszeichen wurde es schon im 3. Jhdt. v. Chr. von Antiochus Soter imKampf an den Schilden angebracht. Dieser Brauch wurde auch von den byzantinischenKaisern weitergefhrt. Die Verwendung des Pentagramms als Schutzsymbol im Kampfknnte den Hintergrund fr die Verwendung dieser Sternenform zur Kennzeichnungmilitrischer Rnge auch in moderner Zeit bilden.

    Die christliche Bedeutung des Pentagramms

    Whrend die Zahl Fnf in der jdischen Zahlensymbolik von untergeordneter Bedeutungbleibt, erhielt sie im Christentum ein greres Gewicht. Jesus segnet die Fnf Brote, da ist

    die Rede von fnf klugen und fnf trichten Jungfrauen, vor allem aber trgt der Leib desAuferstandenen die fnf Wunden. Von der frhen Christenheit bis in das hohe Mittelalterwurde daher auch das Pentagramm als christliches Symbol verwendet. Es stand zunchst frdie fnf Wunden Christi, denen das Heil der Welt entstrmt (eine interessante Verbindung desallbekannten Heilszeichens mit den Wunden Christi). Kaiser Konstantin hatte dasPentagramm in seinem Siegel, gemeinsam mit dem Chi-Ro Symbol.Whrend das Kreuz als Symbol des Leidens Verwendung fand, stand das Pentagramm alsSymbol fr Wahrheit (Signum Veritatis). So wurde auch der Stern von Bethlehem alsPentagramm dargestellt. Als Symbol der Epiphanie erinnerte das Pentagramm daran, dassdurch diesen Stern die Magier aus dem Morgenland zur Wahrheit gefhrt wurden. Insofern istes auch zu verstehen, wenn heute solche Sterne von Bethlehem (Abb. 3) im Rahmen einer

    Weihnachtsaktion zur Untersttzung der Christen im Heiligen Land verkauft werden.Im europischen Rittertum begegnet das Pentagramm auch als Symbol fr die fnf ritterlichenTugenden Edelmut, Hflichkeit, Reinheit, Tapferkeit und Frmmigkeit.

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    Stilisierte Fnfecke oder fnfstrahlige Elemente finden sich zahlreich in gotischen Kirchen(vgl. Abb. 4). Die Marktkirche von Hannover trgt weithin sichtbar ein Pentagramm auf derAuenfassade des Turmes (vgl. Abb. 5).Im christlichen Mittelalter wird das Pentagramm als unendlicher Knoten und Symbol derWahrheit auch als dmonenabwehrendes Zeichen verwendet. Als solches trgt man es gleich

    einem Amulett oder bringt es an Gebuden, Tren und Fenstern an. Dabei bedeutete dasaufrecht stehende Pentagramm zunchst blo den Sommer, das umgedrehte (mit zwei Spitzennach oben) den Winter.In den deutschsprachigen Lndern ist das Pentagramm auch als Drudenfu bekannt. DieseBezeichnung kommt von dem Glauben, dass die Druden1einen Gnse- oder Entenfu htten,dessen Abdruck dem Pentagramm gleiche.Aber auch als solches wird es zusammen mit christlichen Symbolen gebraucht: EineKinderwiege, die am Fuende das IHS Symbol trgt und am Kopfende dasDmonenabwehrende Pentagramm ist nichts ungewhnliches (vgl. Abb. 6). Ein Ring mit demPentagramm, an dessen Sternspitzen die Buchstaben SALUS zu finden sind ebenso wenig(vgl. Abb 7).

    Von daher ist es auch zu verstehen, wenn Johannes De La Salle den Fnfzackigen Stern alsSignum Fidei zum Siegel des Ordens der Schulbrder erwhlt (vgl. Abb. 8). Im 17.Jahrhundert wurde dieser Stern noch nicht verdchtigt.

    Das Pentagramm als okkultes Symbol

    Aufgrund seiner Bedeutung als Symbol der Weisheit hat das Pentagramm auch in denmeisten esoterischen Traditionen seinen besonderen Stellenwert. Die ersten Verdchtigungendes Pentagramms als Symbol des Bsen sind dann auch nach manchen Vermutungen imZusammenhang mit dem Kampf gegen das Ketzertum des spten Mittelalters zu sehen. DasPentagramm wurde schlielich auch von denen verwendet, die noch dem Pan und anderenheidnischen Gottheiten huldigten. Auerdem fand das Pentagramm auch seinen Platz in denOkkultgesellschaften und Alchemistenkreisen, die ab der Renaissancezeit vermehrtentstanden. Nach und nach taucht das Pentagramm im Zusammenhang mit schwarzer Magieauf. Sowohl Paracelsus, als auch Cornelius Agrippa von Nettesheim nehmen breit Bezug aufdie magische Bedeutung des Pentagramms. Dabei steht es aber vor allem als Symbol fr denMenschen (vgl. Abb 9). Am Beginn des 18. Jhdts. griffen auch die Freimaurer, denen die

    pythagoreische Geometrie sehr wichtig war, dieses Symbol auf.In Bezug auf den magischen Gebrauch dieses Zeichens ist festzuhalten, dass es bis vorwenigen Jahrzehnten als Schutzzeichen gegenHexen oder Dmonen verstanden wurde. Alssolches verwendet es auch Goethes Faust, wenn er Mephisto ruft.Diese Hintergrnde lassen auch verstehen, warum das (durchgezeichnete) Pentagramm in der

    Kirche schlielich immer weniger Verwendung fand.

    Die Deutung des auf die Spitze gestellten Pentagramms als Symbol fr den Teufel (vgl. Abb.10) geht allerdings erst auf Elipahs Levi (1810-1875) zurck und ist damit noch keinezweihundert Jahre alt2. Ausgehend von seinen Schriften fand das Pentagramm seine

    1Druden (auch Truden, von got. Trudan, altnordisch trotha treten, stoen), besonders in Sddeutschland undsterreich verbreitete Bezeichnung fr weibliche dmonische Wesen, die im Schlaf ngisten (wie der Alp) oderbsen Zauber treiben. Das Wort Trud (mittelhochdeutsch Gespenst) wird zu einem Synonym fr Hexe.2 Das Pentagramm, das man in den gnostischen Schulen den flammenden Stern nennt, ist das Zeichen derAllmacht und der geistigen Selbstherrschaft. Es ist der Stern der Magier, das Zeichen des fleischgewordenenWortes, und je nach der Richtung seiner Strahlen stellt dieses Symbol in der Magie das Gute oder das Bse, die

    Ordnung oder die Unordnung, das heilige Lamm des Ormuts und des hl. Johannes oder den teuflischen Bock vonMendes dar. ... Zeigt das Pentagramm mit zwei seiner Strahlen nach oben, so stellt es den Satan oder den Bockdes Sabbat dar, ist nur einer seiner Strahlen nach oben gerichtet, so bezeichnet es den Erlser ... Levi, Eliphas,Geschichte der Magie, Bern 1997, Seite 345

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    Verwendung in der neuen Ritualmagie. Der Magier, der sich vor dem Angriff dunkler Krfteschtzen will, zeichnet mit dem magischen Schwert das Pentakel auf den Boden: einen(Schutz-) Kreis in den das Pentagramm eingeschrieben wird. Der Magier stellt sich in dieMitte dieses Pentakels und fhrt dort seine Rituale aus.In den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts whlte Gerald Gardner (der Begrnder der

    neuheidnischen Wicca Bewegung) das auf der Spitze stehende Pentagramm als Siegel derEinweihung.Schlielich whlte auch Anton Szandor La Vey dieses Pentagramm (oder auch Siegel desBaphomet) im Jahre 1966 als Siegel der Church of Satan. Seit den spten 60er Jahren des20. Jahrhunderts avancierte das Pentagramm zum Siegel aller echten Satanisten und Pseudo-Satanisten. Heute ist das Pentagramm das Symbol der Magie und des Hexentums schlechthin.Mit der Spitze nach oben weit es hin auf weie, mit der Spitze nach unten auf schwarzeMagie.

    Wie geht man um mit dem Pentagramm?

    Symbole erhalten ihre Kraft durch die Bedeutung, die ihnen Menschen beimessen. Diese

    Bedeutung ergibt sich auch aus der Geschichte. So knnen Natur- und Ursymbole die einereiche Geschichte und vielfltige Bedeutungen aufweisen, schlielich doch in einer ganz

    bestimmten Weise verstanden werden. So wie das Kreuz heute mit Christus in Verbindunggebracht wird, die Swastika (Hakenkreuz) aufgrund der jngeren Geschichte mit dem

    Nationalsozialismus und seiner Gruel, weist das Pentagramm heute in die Welt desOkkulten, der Hexen und des Satanismus.Unter dem Pentagramm ist dabei der durchgezeichnete Fnfzack zu verstehen (also jenerfnfzackige Stern, bei dem alle Linen sichtbar sind.) Wo heute dieses Zeichen angebrachtwird, ist Vorsicht geboten (etwa bei Einrichtungen oder Vereinigungen, die dieses Zeichen alsWerbebanner verwenden). Als Christ sollte man diesen Fnfzack mit den durchgezogenenLinien nicht verwenden.

    Dabei wird nicht jeder fnfzackige Stern als Pentagramm im esoterischen Sinne verstanden.Das gilt vor allem bei Sternen, in denen die Linien nicht durchgezeichnet sind. Solche Sternefinden wir als Weihnachtsschmuck, sie finden sich auf der wunderttigen Medaille, in derEuropaflagge (und vielen Wappen), man findet ihn als Ornament auf Kleidungsstcken, etc.Auerdem ist zu bedenken, dass in Kunst- und Andachtsgegenstnden, die lter als 50 Jahresind, das Pentagramm in einer Bedeutung erscheinen kann, die mit Esoterik oder Magie nichtsgemein hat3. Man muss nicht alle Krippendarstellungen, in denen der Stern von Bethlehem alsFnfzack dargestellt ist, beseitigen. Man kann in den alten Kirchen, in denen man denFnfzack oder auch ausdrcklich das Pentagramm sieht, sein Andenken an die Wunden

    Christi richten. Auch wenn dieses Symbol heute von den Neuheiden fast vllig vereinnahmtwurde, drfen wir nicht vergessen, dass es auch eine ltere Tradition gibt, in der es auchchristlich gedeutet wurde.

    P. Dr. Clemens Pilar COp

    Quellen:

    BCHTHOLD-STUBLI,HANS, Handwrterbuch des deutschen Aberglaubens, Berlin 2000BAUER,W.,DMOTZ,I.,GOLOWIN,S., Lexikon der Symbole, Mnchen 1998

    3Es ist bezeichnend, dass in einem Werk ber die Bedeutung der Symbole aus dem Jahre 1961 das Faktum, dassdas Pentagramm von Hexen oder Satanisten verwendet wird, noch nicht bekannt ist (vgl. Forstner, Die Welt derSymbole, Seite 86)

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    BECKER,UDO, Lexikon der Symbole, Freiburg 2002DRURY,NEVILL, Lexikon esoterischen Wissens, Mnchen 1985EDER,ASHER, Der Davidstern, Jerusalem 1982FORSTNER,DOROTHEA, Die Welt der Symbole, Innsbruck 1961HANSMANN,L.,KRISS-RETTENBECK,L., Amulett, Talisman, Magie, Hamburg 1999

    LEVI,ELIPHAS, Geschichte der Magie, Mnchen 1997NETTESHEIM,CORNELIUS AGRIPPA V., Die Magischen Werke, Wiesbaden 1997

    Abbildungen:

    Abb. 1Abb. 2Abb. 3

    Abb. 4: Steinernes Reliefauf der Ummantelung einesTaufbeckens, 13. Jhdt., Split

    Abb. 5. Marktkirchevon Hannover

    Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8

    Abb. 9 Abb. 10