design des todes
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Akademie für KommunikationsdesignTRANSCRIPT
Design des Todes
DES
IGN
ORT
Design des TodesEine Bilderreihe selbstgestalteter Grabmaleaus dem fünften Semester 2010.
IB-Hochschule
Standort Köln 2010
*
Inhalt
Elke Backes
Vorwort Dieter C. Schütz
Alexander Bach
Rudolf Arnheim
Andreas Jungen
Einführung Gert Ressel
Grußwort Oliver Wirthmann
Ariane Lucia Kaminski
Janine Kerber
Alexandra Langen
Laura Lentzen
Timo Ott
24 * 25
10 * 11
22 * 23
16 * 17 * 18 * 19 * 20 * 21
12 * 13 * 14
26 * 27
8 * 9
28 * 29
30 * 31
32 * 33
34 * 35
36 * 37
Pierre Toborowski
Sojen Timpe
Ebru Ulutas
Philipp Volkery
Miriam Weber
Vanessa Weuffel
Iyad Younes
Impressum
44 * 45
42 * 43
46 * 47
48 * 49
50 * 51 * 52 * 53
54 * 55
56 * 57
58
Jana Pütz
Bastian Rothdeutsch
38 * 39
40 * 41
†
Rudolf Arnheim Das menschliche Bewusstsein empfängt, gestaltet
und deutet sein Bild der Außenwelt mit allen seinen
bewussten und unbewussten Kräften, und der Bereich
des Unbewussten könnte nie in unsere Erfahrung
eindringen, wenn nicht in der Spiegelung sichtbarer
Dinge.
8 * 9
Vorwort
Dieter C. Schütz Beim Design geht es um die »ästhetische Ausstattung
des Lebens« (Thomas Mann). Bei Waffen und Wagen
hatte Goethe Zweifel an der Möglichkeit eines
gestalterischen Eingriffs, weil die Funktion die
Form absolut vorgibt. Der Weimarer Olympier sollte
sich, man denke an Automobil-Design, hier irren.
Ein Mangel an Gestaltung ist zu beklagen bei der
Funebral-Kultur, bei der, wohl aus Gründen der Tabu-
isierung und missverstandener Pietät, Veränderungen
kaum merklich und langsam sich entwickeln. Erst
seit etwa 20 Jahren lassen sich Reformansätze im
Bestattungswesen in der Bundesrepublik beobachten,
nachdem in den Nachbarländern Asche zu Schmuck
verarbeitet werden kann oder eine Trauerfeier eher
etwas von einem Steh-Empfang hat.
Dass sich mithin auch Designer Gedanken ma-
chen um die Urnen und Särge, um kommunikative
Trauerbegleitung oder um Service-Design-Konzepte
rund um die Trauerfeier, ist daher nahe liegend.
10 * 11Eine Studierendengruppe hat sich im Sommer-
Semester 2010 unter der Leitung des Dozenten Dr.
Gert Ressel mit der Frage beschäftigt, wie Gräber und
Urnen designt werden können. Der Tod muss ja nicht
immer verbildlicht werden durch ein Kreuz, einen
Sensenmann oder durch ein Skelett. Schon Lessing
fragte bereits1769 in seiner berühmten Untersu-
chung »Wie die Alten den Tod gebildet«, warum denn
ein Skelett »schlechterdings den Tod, das personi-
fizierte (!) Abstraktum des Todes, die Gottheit des
Todes vorstellen« müsse? Es könne ja auch bloß ein
Skelett vorstellen. Man möchte ergänzen »oder ein
Zeichen, eine Inszenierung«, wenn man die hier vor-
gestellten Arbeiten sieht. Mich freut diese Beschäfti-
gung jenseits der klassischen gestalterischen Entwür-
fe, die stets Absatzvorbereitung im Blick haben, und
ich würde mir mehr solcher Projekte wünschen.
Grußwort
Oliver Wirthmann „Design des Todes“ – eine Wortkombination, die
aufhören lässt! Wer das Wort „Design“ verwendet,
wird unwillkürlich an ästhetische Entwürfe aus der
Automobilbranche, dem Bereich von Bekleidung und
wertigen Alltagsgegenständen erinnert. Es wäre zu
oberflächlich betrachtet und zu wenig dem Tiefen-
gehalt der existenziellen Erfahrungen des Todes und
der Sterblichkeit von Menschen geschuldet, diese
Vorstellungen nunmehr eins zu eins auf den Bereich
von Grabsteinen, Särgen und Urnen zu adaptieren.
Es geht in keiner Weise darum, dem modernen
Mainstream entsprechende Artefakte im Zusammen-
hang mit Bestattung und Tod zu entwerfen. Vielmehr
ist es die Aufgabe von Künstlern, Kunstschaffenden
und Designern, der größten Herausforderung des
Menschseins in einer Formensprache und Ausdrucks-
weise zu begegnen, die nicht nur an alte Deutungs-
muster anknüpft, sondern auch neue hermeneutische
Zugänge zur letzten und entscheidenden Frage des
Menschseins findet. „Wie wir leben, so sterben wir!“
– diese menschliche Grunderkenntnis verifiziert sich
täglich auf unseren Friedhöfen und Trauerhallen in
einer großen Hilflosigkeit und fehlenden Stilsicher-
heit, was die Fragen nach einem adäquaten Abschied
von geliebten oder gelittenen Menschen betrifft.
Oftmals soll eine scheinbare Individualität suggeriert
werden, die auf den zweiten Blick einer vertieften
Betrachtung nicht standhält. Die Arbeiten selbstge-
12 * 13stalteter Grabmale von Studierenden der IB-Hoch-
schule Köln heben sich wohltuend von gängigen
Designmustern ab, die mitunter nicht halten, was sie
versprechen. Dabei ist es nicht relevant, ob die Ent-
würfe jemals einer Realisierung zugeführt werden,
vielmehr ist schon die Art, neu über den Tod zu den-
ken beachtenswert und äußerst respektabel. Das Zi-
tat auf einem der Entwürfe: „Ich will leben!“ spricht
hierzu ebenso Bände wie die interessante Installation
einer Urnenboje oder die neue Akzentuierung der
drei Moiren aus der griechischen Mythologie.
Ein Volk wird so beurteilt, wie es seine Toten bestat-
tet!
Diese Erkenntnis möge über das Semesterthema 2010
bei den Studierenden, wie auch allen anderen Ver-
antwortlichen der IB-Hochschule wachsen und dazu
helfen, das eigene Leben immer wieder unter der
Perspektive der eigenen Endlichkeit zu betrachten.
Dann wurde mehr geschaffen als ein „nettes“ Semes-
terthema, das bald seine Zukunft in den Schubladen
und Archiven der Hochschule fristet. Die historisch
gewachsene Bestattungskultur möge sich durch diese
Publikation und die Arbeit am Thema immer wieder
neu entfalten und entwerfen und somit für die
Zukunft Früchte tragen.
Oliver Wirthmann
Kuratorium Deutsche Bestattungskultur e.V.
14 * 15
Einführung
Wo sonst, wenn nicht bei Grabmälern, treffen ästheti-
scher Anspruch und reine Information so unmittelbar
zusammen? Fehlt die Information, ist es ein bloßes
Artefakt oder ein Ready made der Natur.
In gewisser Weise könnten die meterhohen Licht-
reklamen für Veranstaltungsorte und Produkte mit
Grabmalen konkurrieren. So ist der Schriftzug Coca
Cola in seiner dynamischen Linienführung (line of
beauty and grace) mit jugendlicher Frische konnotiert.
Genau so wie bei dem Sion-Kölsch, das die gleiche
S-Linie zeigt und damit auf den Schöpfer William Ho-
garth verweist. Und die Buchestabennudelsuppe? Ihre
Typografie bedient sich zwar des gesamten Alphabets,
aber der Informationsgehalt ist gleich null.
Und die Beschriftungen aller Art, angefangen bei
den Preisschildern über Kinokarten bis zu den Auto-
kennzeichen, sind allemal temporäre Erscheinungs-
formen und konkurrieren nicht mit den für eine halbe
Ewigkeit geschaffenen Grabmälern.
In der Ausstellung „Zur Hölle“ im Berliner Perga-
monmuseum vor mehr als zwei Jahren war ein antikes
Totengedicht von Hadrian zu lesen: „Seelchen, du
schweifendes, schmeichelndes... das nun an jenem Ort
geht, .. bleich und starr und nackt..“. Es beschreibt das
Jenseits als einen unbestimmten Ort, kalt und dunkel,
nicht vergleichbar mit christlichen Vorstellungen, die
alles enthalten, was zwischen Himmel und Hölle an
süßen Träumen und schrecklichen Szenarien denkbar
Gert Ressel ist. Nachzulesen und anschaulich geschildert bei
Dante, Breughel oder Bosch.
Aber auch die Antike kennt nicht nur das elysische
Paradies der Erinnerung. Auch die vorchristliche Zeit
hatte ihre grausame Unterwelt mit dem Totengott
Pluto und der dreiköpfigen Hekate mit ihren Hunden.
Und es gab die furchtbaren Strafen für den verzwei-
felt sich plagenden Sisyphos und den ewig dürstenden
Thanatos. Nicht zu vergessen den Zerberos, der dieses
Höllenreich bewachte.
Der neuzeitliche ideale Friedhof sucht die Synthe-
se von Natur, Architektur und Kunst, wie ihn das 18.
Jahrhundert mit seiner Vorstellung von Schönheit und
Erinnerung entwickelte. Nicht mehr der Gottesacker,
der schon im Namen die Anspruchslosigkeit trägt, ist
gefragt, sondern die Gartenkunst mit ihren monumen-
talen Grabanlagen.
Der Blick zurück in die Sepulkralkultur lehrt, wie
die historischen Male entdeckt, vergessen und wieder
verwendet wurden: zum Beispiel der Obelisk altägyp-
tischen Ursprungs. Als Herrschaftszeichen und Symbol
ewigen Lebens der Könige kam ihm im Sonnenkult
eine wichtige Funktion zu. Das Mittelalter vergaß
ihn und erst das neu erwachte Interesse für Ägypten
und seine Bauformen im 15. Jahrhundert führten den
Obelisken erneut dem Sepulkralbereich zu.
Auch das 19. Jahrhundert mit seiner Begeisterung
für die Historie revitalisierte die Sonnennadel, wie der
16 * 17
Obelisk auch genannt wurde, mit einer Flut von öf-
fentlichen Ehrenmälern. Ähnliches gilt für die Pyrami-
de, die lange Zeit obsolet war, bis sie der Klassizismus
wieder belebte: als Freigrab und als Wandgrab.
Der häufigste Typus, auch er ein antiker Abkömm-
ling, ist die Stele. Als einfache, aufrecht stehende
Grabplatte ist sie besonders geeignet, Texte aufzuneh-
men. Der obere Abschluss variiert die geometrische
Form und kann auch mit Palmetten oder anderen
vegetabilen Ornamenten geschmückt werden.
Die vorgelegten Entwürfe sind nicht das Ergebnis
einer ganzheitlichen Konzeption, die das weite Umfeld
der Sepulkralkultur zu erfassen suchte. Dazu gehörte
mehr als der kunsthistorische typologische Aspekt, mit
dem wir uns in erster Linie befasst haben und der nur
peripher soziokulturelle und pragmatische Gesichts-
punkte von Trauerarbeit berührt.
Dem Tod ist aufgrund seiner Verdrängung im
öffentlichen Bewusstsein nur mit besonderer Sensibi-
lität zu begegnen. Die Herangehensweise über die ge-
schichtlichen Zeugnisse in Form der unterschiedlichen
Denkmäler und ihrer vielfachen Rückkopplung auf
antike Vorbilder schafft eine sachliche Distanz zu dem
tabuisierten und oft in Ritualen erstarrten Umgang
mit den Verstorbenen. Dieser Weg, über die Auseinan-
dersetzung mit dem vorhandenen Reservoir bekannter
Grabmaltypen, sollte helfen, eigene Vorstellungen für
eine sinnliche Form des Gedenkens zu gestalten.
Die in dieser kleinen Schrift versammelten Objekte
18 * 19versuchen daher weitestgehend die Loslösung von
historischen Vorgaben. Vergleichbar der Künstler-Ne-
kropole Habichtswald bei Kassel, ein von dem Objekt-
künstler Harry Kramer initiierter Künstler-Friedhof, der
ausgewählten Künstler / innen schon zu Lebzeiten die
Gestaltung eines eigenen Grabmals ermöglicht, soll-
ten die Studierenden jegliche Stilvorstellung beiseite
lassen und eigene Ideen zu Papier bringen. Die Mate-
rialfrage durfte dabei genau so vernachlässigt werden
wie der Finanzrahmen. Auch die Berücksichtigung ört-
licher Gegebenheiten wie etwa der Ensemblecharakter
und die Einbindung in einen übergeordneten Kontext
sollten keine Rolle spielen.
Die Begehung des Melaten-Friedhofes, dessen
200-jähriges Jubiläum die Planung des Semin-
arthemas beeinflusste sowie die Beschäftigung
mit ausgewählten Grabsteinen mehr oder weniger
prominenter Verstorbener, sollten, wie die Beispiele
verschiedener Kulturkreise, Orientierung sein für den
eigenen Arbeitsansatz. Und sei es nur, um sich davon
zu distanzieren.
Die vorliegende Auswahl spiegelt oft die Neigung
zur symbolhaften Gestaltung wider. Sie suchte im
beständigen Material wie dem Stein und dem Stahl
als auch in der Zuflucht zur natürlichen Erschei-
nungsform der Bäume die Dauer. Gleichzeitig gibt es
daneben auch das Bekenntnis zur Vergänglichkeit des
Lebens, wenn die Zerbrcchlichkeit zum Thema wird.
In diesem Gedankenkreis ist die sehr aufwändige
Darstellung der Moiren anzusiedeln, die den Lebens-
faden des Menschen spinnen und zu gegebener Zeit
durchschneiden, wenn das Schicksal es bestimmt.
Dass es ein Weiterleben nach dem Tod gibt, wird in
einer Stele anschaulich beschrieben. Sie zeigt zum
einen den Lebensbezug in der genauen Größenbe-
stimmung der irdischen Existenz in der Dimensionie-
rung der Stele, zum anderen in der kontinuierlichen
Zwiesprache durch Körperkontakt mit dem Stein, der
umarmt sein will. Darüber hinaus verweist seine sym-
bolische Kamera darauf zu lächeln. Außerdem können
Briefe hinterlassen werden, die von einer Glasplatte
geschützt werden.
In zwei Arbeiten wird die Beziehung zum Wasser
beschrieben als ein Ort elementarer Verbundenheit,
einmal in Gestalt eines Pfahls, der sich den Wellen
entgegenstemmt, dann als Ruhestätte für eine Urne,
deren Ort von einer Boje markiert wird.
Dem unausweichlichen ENDE, dessen Versali-
en einen morbiden Landschaftsauschnitt wie eine
Szenenanweisung beherrschen, steht ein Grabstein
gegenüber, der als Rampe der unablässigen Bewe-
gungslust von Skatern zu frönen seint. Folglich trägt
dieser Stein das unmissverständliche Bekenntnis: Ich
will leben.
Köln, im Juli 2010, Gert Ressel
20 * 21
22 * 23
Gesamtansicht
Alexander Bach
Mein Grabmal
besteht aus Holz
und Marmor
Detailansicht Inschrift
Mein Grabmal besteht aus Holz und Marmor. Von
einem 2 m hohen Holzbalken quadratischen Quer-
schnitts getragen, ist ein Würfel aus weissem Marmor
Träger der Inschrift: „Alba, 1979, xxxx“. Hierbei steht
„xxxx“ für mein Todesjahr. Auf jeder Seite des Würfels
steht ein Wort, eine Seite bleibt frei.
Der Balken ist riegel- bzw. ziegelartig in quadrati-
scher Form gerillt. Bewusst gewählt ist Anmutung und
Platzierung des Objektes. Da ich mich dem Meer sehr
verbunden fühle, steht mein Grabmal am Strand und
zitiert einen Pfahl jener Wellenbrecher, wie sie an der
Nordsee zu finden sind.
24 * 25
Gesamtansicht
Elke Backes
Mein Grabsteinentwurf
ist eine Urnenboje
Inschrift auf Flagge
Die Gestaltung der Aufbahrung und Trauerfeier ist
für mich von großer Bedeutung. In diesem Zeitraum
findet der wichtigste Abschnitt der Verabschiedung
statt. Ich persönlich lege daher auch keinen Wert
auf eine Grabstätte. Da ich sehr schnell friere, ist es
für mich ein dringendes Bedürfnis nach meinem Tod
eingeäschert zu werden.
Der Anblick einer Einäscherung hat bei mir
nachhaltig einen ästhetischen, beruhigenden Eindruck
hinterlassen. Ich wünsche mir die Beisetzung meiner
Urne auf See, da ich dem Element Wasser sehr stark
verbunden bin. Ich schwimme regelmäßig und gern,
segele und liebe Wasserskifahren.
Mein Grabsteinentwurf ist daher eine Urnenboje,
die die Stelle der Beisetzung markieren soll. Um auch
dort ein Gefühl von Wärme zu vermitteln, soll die
Beisetzung im Atlantik in der Karibik erfolgen.
Skulptur von oben
26 * 27
Draufsicht auf das gesamte Grab
Andreas Jungen
Mein Grabstein —
Ich will leben
Auf einen weiteren Spruch oder Hinweis auf mein
Leben sollte verzichtet werden. Lediglich die Darstel-
lung der Rampe wird beim Betrachter eine Interpreta-
tion auslösen.
Anmutung an Lebensgraph mit Höhen und Tiefen
und Bezug auf glückliche Kindheit. Vermeidung von
Statik, postmortaler Ausdruck von Dynamik. 2-seitige
Rampe: Verbindung / Spiegelung der Lebenskurve als
Inbegriff steter Entwicklung.
Um mein Grab werden bunte Blumen wachsen.
Sie sind das Symbol des Lebens- farbenfrohe Antago-
nisten zum Tod.
Das Fundament wird eine schwere Betonplatte
sein. Der Grund besteht aus glattem Bitumen oder
vergleichbarem Asphalt. Die silberne Gedenktafel
rundet das Gesamtbild ab. Erforderliche Materialien
dürfen weder zu protzig, noch zu neutral wirken.
Inschrift Grabsockel
28 * 29
Gesamtansicht
Ariane Lucia Kaminski
Ein Stern, der
meinen Namen trägt
Detailansicht Inschrift
Mein Grabmal soll so aussehen, dass ich verbrannt
und unter einem Baum eingepflanzt werde. Dazu soll
dann an diesen Baum, wo ich begraben bin, ein Mal
(was als Stern zu erkennen ist) eingeritzt werden,
damit ich nie in Vergessenheit gerate und dieser
Baum unverwechselbar ist.
Ich habe mich für diese Art und Weise der Be-
erdigung entschieden, weil ich aus eigener Erfahrung
nur äußerst ungerne auf Friedhöfe gehe. Meinen
Hinterbliebenen möchte ich hiermit eine angenehme
Atmosphäre verschaffen, wenn sie zu mir an mein
Grab kommen und meiner gedenken möchten.
Janine Kerber Ein Klangspiel kommuniziert durch die Hilfe des
Windes mit dem Trauernden. In das Mobile, welches
provisorisch anmutend aus Besteck besteht, können
der Name und Weiteres eingraviert werden. Die Asche
des Verstorbenen wird an einem unbestimmten Ort
in der Nähe des Windspiels vergraben. Die idyllische
Umgebung bietet einen Ort der Ruhe, aber auch des
Lebens.
30 * 31
Die Trauer
im Einklang
mit der Natur
Alexandra Langen
Minimalismus:
Objektivität
und Klarheit
Bei meiner Konstruktion strebte ich, wie der Mini-
malismus, nach Objektivität, schematischer Klarheit,
Logik und Entpersönlichung. Die Form wurde auf
einfache, übersichtliche und geometrische Grund-
strukturen reduziert.
Der Minimalismus beschäftigt sich mit Gegensät-
zen wie Anfang und Ende, Fülle und Leere. Für mich
stehen diese Gegensätze für das Leben und den Tod,
obwohl vor allem die Entpersönlichung wenig mit
dem individuellen Leben gemeinsam hat.
32 * 33
Breite: 150 cm, Höhe: 100 cm, Tiefe: 25 cm
Laura Lentzen
Schmetterlinge als
Symbol der
Wiedergeburt
Weiß-grau melierter Naturstein, ungeschliffen. Ban-
derole wird geschliffen und die Daten eingraviert. Auf
dem Stein sitzen goldene Schmetterlinge, als Symbol
der Wiedergeburt.
34 * 35
Timo Ott
Nichts wird
wie es war
Mein Grabstein wird aus einem Schriftzug gebildet.
Der Betrachter muss in den selbigen hineintreten,
um die Inschrift lesen zu können. Sie besagt: „Nichts
wird wie es war.“ Dies soll sowohl die Vergänglichkeit
von Zeit, als auch die Schönheit des Lebens selbst
ausdrücken.
36 * 37
Jana Pütz
ENDE
Mein Entwurf besteht aus dem Wort Ende. Die Buch-
staben sind aus Stein gemeißelt und fügen sich in die
Umgebung ein. Entfernt erinnert es an ein Bild von
René Magritte, der das Wort REVE in eine Steinforma-
tion einbindet.
Für viele ist der Tod das Ende des Lebens und der
Übergang in etwas Neues. Dies habe ich versucht
auszudrücken.
38 * 39
Bastian Rothdeutsch
Die Hände stehen zum
einen für meine Arbeit
und mein Leben …
40 * 41Der untere Teil soll den Stamm eines Baumes (Baum
des Lebens) darstellen, der sich nach oben hin in
menschliche Hände verwandelt. Die Hände stehen
zum einen für meine Arbeit und mein Leben, was ich
mit meinen Händen erschaffe und geleistet habe und
zum anderen strecken sich die Hände gen Himmel,
um den Aufstieg zu Gott zu symbolisieren.
Sojen Timpe
Zwischen den
geschwungenen Elementen
ist freier Raum
Der Grabstein hat die Maße 1m x 1m und soll auf
einer Wiese in der freien Natur aufgestellt werden.
Das Material des Grabsteins ist Metall, das farbig
lackiert ist. Die verschiedenfarbig geschwungenen
Elemente, umfasst von einem geschlossenen Kreis,
sollen den Kreislauf des Lebens widerspiegeln. Somit
lässt sich auch begründen, dass der ideale Standort
die freie Natur ist.
Die einzelnen Elemente im Kreis symbolisieren
die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens.
Ebenfalls sollen die sich überlappenden Formen die
verschiedenen (sich bewegenden) Lebenswege dar-
stellen. Zwischen den geschwungenen Elementen ist
freier Raum, um dem Auge die Sicht auf die Umge-
bung zu gewähren und um den Grabstein in die Natur
und seine Umgebung anzupassen.
42 * 43
Pierre Toborowski
Sprich zum Leben
nicht zu mir
Die Grabplatte hat die Form von drei ineinander
kleiner werdenen Kreise. Die Kreise erinnern an ein
griechisches Theater, das nicht nur zum Reden, Singen
oder Spielen gebaut wird, sondern auch dazu einlädt.
Sprich zum Leben nicht zu mir.
Zwei verschiedene Stahlsorten, die durch ihre Be-
schaffenheit an die Vergänglichkeit erinnert.
44 * 45
Draufsicht auf das gesamte Grab
Perspektivische Sicht auf das gesamte Grab
Ebru Ulutas
Ein Gefühl der
Nähe soll
übermittelt werden
An meinem Grab soll man nicht trauern,sondern
lächeln und sich an die gemeinsamen Momente
erinnern. Jeder der mich liebt, kann einen Brief
hinterlassen.
Man kann sich auf die Glasplatte stellen und die
Säule umarmen. Ein Gefühl der Nähe soll übermittelt
werden. Der Grabstein hat die Höhe meiner Körper-
größe. Er soll den Familienmitlgiedern und Freunden
das Gefühl geben, dass ich noch da bin. Eine schwie-
rige Aufgabe wie ich finde, ist es, seinen eigenen
Grabstein zu gestalten. Es war ein komisches Gefühl,
aber dennoch interessant, sich darüber Gedanken
machen zu müssen.
46 * 47
Philipp Volkery
Geschmiedeter,
oxidierter Stahl
Daten
Höhe: 82 cm Breite: 82 cm Tiefe: 82 cm
Material: Geschmiedeter, oxidierter Stahl
Aufschrift: Der Name ist mittels Stanze in das Mate-
rial eingebracht
48 * 49
Miriam Weber Die Moiren sind griechische Schicksalsgöttinnen, die
meist als Dreiergruppe auftreten.
Klotho („die Spinnerin“), die den Lebensfaden spinnt
Lachesis („die Zuteilerin“), die ihn misst, wodurch
alles Zufälligkeiten des Daseins erhält und die das
Lebenslos zuteilt
Atropos (oder Aztopod, „die Unabwendbare“, „Uner-
bittliche“), die den Lebensfaden abschneidet.
Die Moiren werden vor allem mit Geburt und Tod
in Verbindung gebracht. Ursprünglich sollen sie die
Geburt der Menschen beaufsichtigt und ihnen unmit-
telbar danach ihr Lebenslos zugeteilt haben. Späteren
Überlieferungen zufolge sind sie drei Nächte nach
der Geburt eines Kindes erschienen, um den Verlauf
seines Lebens zu bestimmen. Sie werden deshalb
besonders geachtet und geehrt, weil sie gerecht
verteilen. Der Glaube an die Schicksalsfrauen ist in
vielen Kulturkreisen mit verschiedenen Bräuchen bei
der Geburt verbunden.
Andere Göttinnen können und wollen das Wirken
der Moiren nicht vereiteln. Obwohl sie zu den ältesten
der vorhellenistischen Göttinnen gehören, verloren sie
nie ihre Bedeutung. Selbst Zeus kann ihre Entschei-
dung nicht widerrufen.
In letzter Konsequenz sind die Moiren immer todbrin-
50 * 51
Die Moiren:
Klotho, Lachesis
und Atropos
daher zahlreiche Varianten: die germanischen Nornen,
die römischen Parzen, die keltischen Bethen. In der
slawischen Mythologie gibt es Zorya, in der baltischen
die Laima. Auch anderen südosteuropäischen Völkern
sind Schicksalsgöttinnen bekannt. Sie heißen dort
albanisch Fati, rumänisch Ursitori, serbokroatisch
Sudice, slowenisch Rojenice und tschechisch Sudicky.
gend. Griechische Grabgesänge, mit denen die Seelen
der Verstorbenen den Moiren anvertraut wurden, sind
als Moirologia bekannt.
Für gewöhnlich wird das Schicksal von den
Moiren vorbestimmt. Es ist aber nicht unausweichlich.
Nicht alles, was einem Menschen im Laufe seines
Lebens widerfährt, ist Schicksal. Kommt ein Mensch
vor, dessen Schicksal nicht übereinstimmt, so können
ihm die Moiren warnende Gedanken schicken. Diese
werden immer als „innere Stimme“ oder Gewissen
wahrgenommen. Es ist daher gut, dieser Stimme des
Herzens größte Aufmerksamkeit zu schenken. Handelt
ein Mensch ihr entgegen, so ist sein weiteres Schick-
sal selbst verschuldet.
Menschen können auch mit dem Segen der
Moiren ihr Schicksal selbst beeinflussen und zum
Guten wenden. Deshalb arbeiten die Moiren eng mit
den Göttinnen Nemesis, die für Gerechitgkeit und
Vergeltung zuständig ist und Aidos, der Göttin des
Gewissens und der Scham zusammen. Frauen, die ihr
Leben in die Hand nehmen und sich nicht mehr zum
Spielball von anderen Menschen oder Umständen
machen lassen wollen, rufen die Moiren zur Unter-
stützung.
In vielen Kulturkreisen gab es das Bewusstsein,
dass das Leben ein geheimnisvoller Faden sei, der von
Schicksalsfeen gesponnen, gemessen und gehalten
sowie abgeschnitten wird.
Um das Motiv von den drei Schicksalgöttinnen gibt es
52 * 53
Vanessa Weuffel Marmor ist wetterbeständig und außerdem ein Meta-
morphit, auch der Tod ist für mich eine Art Metamor-
phose, eine Umwandlung von einer Form des Seins in
eine andere. Die Kugel ist schlicht und still, ohne laute
Verzierung oder Äußerlichkeiten, die zur Selbstdar-
stellung dienen. Das Weiß des Marmors steht für die
Reinheit der Seele nach dem Tod, die runde Form
symbolisiert die Unendlichkeit. Der Ort, an dem der
Stein liegt, ist das Ufer eines kleinen Flusses im Wald,
einsam und still. Die Auswahl dieses Platzes war mir
sehr wichtig, da die Hinterbliebenen diesen Ort häufig
aufsuchen werden und der Ort, genau wie der
Stein, die Gefühlslage positiv oder negativ beeinflus-
sen kann.
Die Natur und die Einsamkeit des Platzes bringen
den Besucher in Einklang mit sich selbst, das Wasser
wäscht traurige Gedanken weg und bringt Hoffnung.
So gibt der Stein zusammen mit dem Platz, an dem er
liegt, Hoffnung auf die Unendlichkeit des Seins, auch
nach dem Tod. Der Ort ist einer jener Orte, die man
auch viele Jahre nach dem Tod noch gern aufsucht.
Durch die Natur und das Wasser sammelt man neue
Energie und die Gedanken können für eine Weile im
Grün versinken. So schenke ich meinen Hinterblie-
benen eine Oase der Ruhe, die sie im lauten Alltag
aufsuchen können, wann immer sie möchten.
54 * 55
Gravur auf der Kugel
Mein Grabstein ist eine
marmorne Kugel, mit dem
Durchmesser 44 cm.
Iyad Younes Mein Entwurf besteht aus drei langgezogenen, kleinen
Säulen, die zum Himmel zeigen.
Die Säulen sind oben geschweift und bilden
zusammen eine Einheit. Das Grab wurde entworfen
für die Benutzung in einem arabischen Land und hat
deshalb einen Bezug zu der Sprache.
Die drei Säulen sehen wie ein Teil aus, das zu dem
Wort „Gott“ gehört. Wie üblich wird auf die Steine
dann ein Vers des Korans in kleiner Schrift geschrie-
ben. Die Liegefläche ist das Teil im Bild, das mit Erde
überdeckt ist.
56 * 57
Drei langgezogene,
kleine Säulen,
die zum Himmel zeigen.
Köln, im September 2011, Alexander Bach, Sergej Lust,
Maximilian Nilles, Bastian Rothdeutsch, Ingo Staats
Impressum
Design
des
Todes
58 * 59