design des todes

31
Design des Todes DESIGNORT

Upload: sergej-lust

Post on 22-Feb-2016

232 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

Akademie für Kommunikationsdesign

TRANSCRIPT

Page 1: Design des Todes

Design des Todes

DES

IGN

ORT

Page 2: Design des Todes

Design des TodesEine Bilderreihe selbstgestalteter Grabmaleaus dem fünften Semester 2010.

IB-Hochschule

Standort Köln 2010

Page 3: Design des Todes

*

Inhalt

Elke Backes

Vorwort Dieter C. Schütz

Alexander Bach

Rudolf Arnheim

Andreas Jungen

Einführung Gert Ressel

Grußwort Oliver Wirthmann

Ariane Lucia Kaminski

Janine Kerber

Alexandra Langen

Laura Lentzen

Timo Ott

24 * 25

10 * 11

22 * 23

16 * 17 * 18 * 19 * 20 * 21

12 * 13 * 14

26 * 27

8 * 9

28 * 29

30 * 31

32 * 33

34 * 35

36 * 37

Page 4: Design des Todes

Pierre Toborowski

Sojen Timpe

Ebru Ulutas

Philipp Volkery

Miriam Weber

Vanessa Weuffel

Iyad Younes

Impressum

44 * 45

42 * 43

46 * 47

48 * 49

50 * 51 * 52 * 53

54 * 55

56 * 57

58

Jana Pütz

Bastian Rothdeutsch

38 * 39

40 * 41

Page 5: Design des Todes

Rudolf Arnheim Das menschliche Bewusstsein empfängt, gestaltet

und deutet sein Bild der Außenwelt mit allen seinen

bewussten und unbewussten Kräften, und der Bereich

des Unbewussten könnte nie in unsere Erfahrung

eindringen, wenn nicht in der Spiegelung sichtbarer

Dinge.

8 * 9

Page 6: Design des Todes

Vorwort

Dieter C. Schütz Beim Design geht es um die »ästhetische Ausstattung

des Lebens« (Thomas Mann). Bei Waffen und Wagen

hatte Goethe Zweifel an der Möglichkeit eines

gestalterischen Eingriffs, weil die Funktion die

Form absolut vorgibt. Der Weimarer Olympier sollte

sich, man denke an Automobil-Design, hier irren.

Ein Mangel an Gestaltung ist zu beklagen bei der

Funebral-Kultur, bei der, wohl aus Gründen der Tabu-

isierung und missverstandener Pietät, Veränderungen

kaum merklich und langsam sich entwickeln. Erst

seit etwa 20 Jahren lassen sich Reformansätze im

Bestattungswesen in der Bundesrepublik beobachten,

nachdem in den Nachbarländern Asche zu Schmuck

verarbeitet werden kann oder eine Trauerfeier eher

etwas von einem Steh-Empfang hat.

Dass sich mithin auch Designer Gedanken ma-

chen um die Urnen und Särge, um kommunikative

Trauerbegleitung oder um Service-Design-Konzepte

rund um die Trauerfeier, ist daher nahe liegend.

10 * 11Eine Studierendengruppe hat sich im Sommer-

Semester 2010 unter der Leitung des Dozenten Dr.

Gert Ressel mit der Frage beschäftigt, wie Gräber und

Urnen designt werden können. Der Tod muss ja nicht

immer verbildlicht werden durch ein Kreuz, einen

Sensenmann oder durch ein Skelett. Schon Lessing

fragte bereits1769 in seiner berühmten Untersu-

chung »Wie die Alten den Tod gebildet«, warum denn

ein Skelett »schlechterdings den Tod, das personi-

fizierte (!) Abstraktum des Todes, die Gottheit des

Todes vorstellen« müsse? Es könne ja auch bloß ein

Skelett vorstellen. Man möchte ergänzen »oder ein

Zeichen, eine Inszenierung«, wenn man die hier vor-

gestellten Arbeiten sieht. Mich freut diese Beschäfti-

gung jenseits der klassischen gestalterischen Entwür-

fe, die stets Absatzvorbereitung im Blick haben, und

ich würde mir mehr solcher Projekte wünschen.

Page 7: Design des Todes

Grußwort

Oliver Wirthmann „Design des Todes“ – eine Wortkombination, die

aufhören lässt! Wer das Wort „Design“ verwendet,

wird unwillkürlich an ästhetische Entwürfe aus der

Automobilbranche, dem Bereich von Bekleidung und

wertigen Alltagsgegenständen erinnert. Es wäre zu

oberflächlich betrachtet und zu wenig dem Tiefen-

gehalt der existenziellen Erfahrungen des Todes und

der Sterblichkeit von Menschen geschuldet, diese

Vorstellungen nunmehr eins zu eins auf den Bereich

von Grabsteinen, Särgen und Urnen zu adaptieren.

Es geht in keiner Weise darum, dem modernen

Mainstream entsprechende Artefakte im Zusammen-

hang mit Bestattung und Tod zu entwerfen. Vielmehr

ist es die Aufgabe von Künstlern, Kunstschaffenden

und Designern, der größten Herausforderung des

Menschseins in einer Formensprache und Ausdrucks-

weise zu begegnen, die nicht nur an alte Deutungs-

muster anknüpft, sondern auch neue hermeneutische

Zugänge zur letzten und entscheidenden Frage des

Menschseins findet. „Wie wir leben, so sterben wir!“

– diese menschliche Grunderkenntnis verifiziert sich

täglich auf unseren Friedhöfen und Trauerhallen in

einer großen Hilflosigkeit und fehlenden Stilsicher-

heit, was die Fragen nach einem adäquaten Abschied

von geliebten oder gelittenen Menschen betrifft.

Oftmals soll eine scheinbare Individualität suggeriert

werden, die auf den zweiten Blick einer vertieften

Betrachtung nicht standhält. Die Arbeiten selbstge-

12 * 13stalteter Grabmale von Studierenden der IB-Hoch-

schule Köln heben sich wohltuend von gängigen

Designmustern ab, die mitunter nicht halten, was sie

versprechen. Dabei ist es nicht relevant, ob die Ent-

würfe jemals einer Realisierung zugeführt werden,

vielmehr ist schon die Art, neu über den Tod zu den-

ken beachtenswert und äußerst respektabel. Das Zi-

tat auf einem der Entwürfe: „Ich will leben!“ spricht

hierzu ebenso Bände wie die interessante Installation

einer Urnenboje oder die neue Akzentuierung der

drei Moiren aus der griechischen Mythologie.

Ein Volk wird so beurteilt, wie es seine Toten bestat-

tet!

Diese Erkenntnis möge über das Semesterthema 2010

bei den Studierenden, wie auch allen anderen Ver-

antwortlichen der IB-Hochschule wachsen und dazu

helfen, das eigene Leben immer wieder unter der

Page 8: Design des Todes

Perspektive der eigenen Endlichkeit zu betrachten.

Dann wurde mehr geschaffen als ein „nettes“ Semes-

terthema, das bald seine Zukunft in den Schubladen

und Archiven der Hochschule fristet. Die historisch

gewachsene Bestattungskultur möge sich durch diese

Publikation und die Arbeit am Thema immer wieder

neu entfalten und entwerfen und somit für die

Zukunft Früchte tragen.

Oliver Wirthmann

Kuratorium Deutsche Bestattungskultur e.V.

14 * 15

Page 9: Design des Todes

Einführung

Wo sonst, wenn nicht bei Grabmälern, treffen ästheti-

scher Anspruch und reine Information so unmittelbar

zusammen? Fehlt die Information, ist es ein bloßes

Artefakt oder ein Ready made der Natur.

In gewisser Weise könnten die meterhohen Licht-

reklamen für Veranstaltungsorte und Produkte mit

Grabmalen konkurrieren. So ist der Schriftzug Coca

Cola in seiner dynamischen Linienführung (line of

beauty and grace) mit jugendlicher Frische konnotiert.

Genau so wie bei dem Sion-Kölsch, das die gleiche

S-Linie zeigt und damit auf den Schöpfer William Ho-

garth verweist. Und die Buchestabennudelsuppe? Ihre

Typografie bedient sich zwar des gesamten Alphabets,

aber der Informationsgehalt ist gleich null.

Und die Beschriftungen aller Art, angefangen bei

den Preisschildern über Kinokarten bis zu den Auto-

kennzeichen, sind allemal temporäre Erscheinungs-

formen und konkurrieren nicht mit den für eine halbe

Ewigkeit geschaffenen Grabmälern.

In der Ausstellung „Zur Hölle“ im Berliner Perga-

monmuseum vor mehr als zwei Jahren war ein antikes

Totengedicht von Hadrian zu lesen: „Seelchen, du

schweifendes, schmeichelndes... das nun an jenem Ort

geht, .. bleich und starr und nackt..“. Es beschreibt das

Jenseits als einen unbestimmten Ort, kalt und dunkel,

nicht vergleichbar mit christlichen Vorstellungen, die

alles enthalten, was zwischen Himmel und Hölle an

süßen Träumen und schrecklichen Szenarien denkbar

Gert Ressel ist. Nachzulesen und anschaulich geschildert bei

Dante, Breughel oder Bosch.

Aber auch die Antike kennt nicht nur das elysische

Paradies der Erinnerung. Auch die vorchristliche Zeit

hatte ihre grausame Unterwelt mit dem Totengott

Pluto und der dreiköpfigen Hekate mit ihren Hunden.

Und es gab die furchtbaren Strafen für den verzwei-

felt sich plagenden Sisyphos und den ewig dürstenden

Thanatos. Nicht zu vergessen den Zerberos, der dieses

Höllenreich bewachte.

Der neuzeitliche ideale Friedhof sucht die Synthe-

se von Natur, Architektur und Kunst, wie ihn das 18.

Jahrhundert mit seiner Vorstellung von Schönheit und

Erinnerung entwickelte. Nicht mehr der Gottesacker,

der schon im Namen die Anspruchslosigkeit trägt, ist

gefragt, sondern die Gartenkunst mit ihren monumen-

talen Grabanlagen.

Der Blick zurück in die Sepulkralkultur lehrt, wie

die historischen Male entdeckt, vergessen und wieder

verwendet wurden: zum Beispiel der Obelisk altägyp-

tischen Ursprungs. Als Herrschaftszeichen und Symbol

ewigen Lebens der Könige kam ihm im Sonnenkult

eine wichtige Funktion zu. Das Mittelalter vergaß

ihn und erst das neu erwachte Interesse für Ägypten

und seine Bauformen im 15. Jahrhundert führten den

Obelisken erneut dem Sepulkralbereich zu.

Auch das 19. Jahrhundert mit seiner Begeisterung

für die Historie revitalisierte die Sonnennadel, wie der

16 * 17

Page 10: Design des Todes

Obelisk auch genannt wurde, mit einer Flut von öf-

fentlichen Ehrenmälern. Ähnliches gilt für die Pyrami-

de, die lange Zeit obsolet war, bis sie der Klassizismus

wieder belebte: als Freigrab und als Wandgrab.

Der häufigste Typus, auch er ein antiker Abkömm-

ling, ist die Stele. Als einfache, aufrecht stehende

Grabplatte ist sie besonders geeignet, Texte aufzuneh-

men. Der obere Abschluss variiert die geometrische

Form und kann auch mit Palmetten oder anderen

vegetabilen Ornamenten geschmückt werden.

Die vorgelegten Entwürfe sind nicht das Ergebnis

einer ganzheitlichen Konzeption, die das weite Umfeld

der Sepulkralkultur zu erfassen suchte. Dazu gehörte

mehr als der kunsthistorische typologische Aspekt, mit

dem wir uns in erster Linie befasst haben und der nur

peripher soziokulturelle und pragmatische Gesichts-

punkte von Trauerarbeit berührt.

Dem Tod ist aufgrund seiner Verdrängung im

öffentlichen Bewusstsein nur mit besonderer Sensibi-

lität zu begegnen. Die Herangehensweise über die ge-

schichtlichen Zeugnisse in Form der unterschiedlichen

Denkmäler und ihrer vielfachen Rückkopplung auf

antike Vorbilder schafft eine sachliche Distanz zu dem

tabuisierten und oft in Ritualen erstarrten Umgang

mit den Verstorbenen. Dieser Weg, über die Auseinan-

dersetzung mit dem vorhandenen Reservoir bekannter

Grabmaltypen, sollte helfen, eigene Vorstellungen für

eine sinnliche Form des Gedenkens zu gestalten.

Die in dieser kleinen Schrift versammelten Objekte

18 * 19versuchen daher weitestgehend die Loslösung von

historischen Vorgaben. Vergleichbar der Künstler-Ne-

kropole Habichtswald bei Kassel, ein von dem Objekt-

künstler Harry Kramer initiierter Künstler-Friedhof, der

ausgewählten Künstler / innen schon zu Lebzeiten die

Gestaltung eines eigenen Grabmals ermöglicht, soll-

ten die Studierenden jegliche Stilvorstellung beiseite

lassen und eigene Ideen zu Papier bringen. Die Mate-

rialfrage durfte dabei genau so vernachlässigt werden

wie der Finanzrahmen. Auch die Berücksichtigung ört-

licher Gegebenheiten wie etwa der Ensemblecharakter

und die Einbindung in einen übergeordneten Kontext

sollten keine Rolle spielen.

Die Begehung des Melaten-Friedhofes, dessen

200-jähriges Jubiläum die Planung des Semin-

arthemas beeinflusste sowie die Beschäftigung

mit ausgewählten Grabsteinen mehr oder weniger

prominenter Verstorbener, sollten, wie die Beispiele

verschiedener Kulturkreise, Orientierung sein für den

eigenen Arbeitsansatz. Und sei es nur, um sich davon

zu distanzieren.

Die vorliegende Auswahl spiegelt oft die Neigung

zur symbolhaften Gestaltung wider. Sie suchte im

beständigen Material wie dem Stein und dem Stahl

als auch in der Zuflucht zur natürlichen Erschei-

nungsform der Bäume die Dauer. Gleichzeitig gibt es

daneben auch das Bekenntnis zur Vergänglichkeit des

Lebens, wenn die Zerbrcchlichkeit zum Thema wird.

In diesem Gedankenkreis ist die sehr aufwändige

Page 11: Design des Todes

Darstellung der Moiren anzusiedeln, die den Lebens-

faden des Menschen spinnen und zu gegebener Zeit

durchschneiden, wenn das Schicksal es bestimmt.

Dass es ein Weiterleben nach dem Tod gibt, wird in

einer Stele anschaulich beschrieben. Sie zeigt zum

einen den Lebensbezug in der genauen Größenbe-

stimmung der irdischen Existenz in der Dimensionie-

rung der Stele, zum anderen in der kontinuierlichen

Zwiesprache durch Körperkontakt mit dem Stein, der

umarmt sein will. Darüber hinaus verweist seine sym-

bolische Kamera darauf zu lächeln. Außerdem können

Briefe hinterlassen werden, die von einer Glasplatte

geschützt werden.

In zwei Arbeiten wird die Beziehung zum Wasser

beschrieben als ein Ort elementarer Verbundenheit,

einmal in Gestalt eines Pfahls, der sich den Wellen

entgegenstemmt, dann als Ruhestätte für eine Urne,

deren Ort von einer Boje markiert wird.

Dem unausweichlichen ENDE, dessen Versali-

en einen morbiden Landschaftsauschnitt wie eine

Szenenanweisung beherrschen, steht ein Grabstein

gegenüber, der als Rampe der unablässigen Bewe-

gungslust von Skatern zu frönen seint. Folglich trägt

dieser Stein das unmissverständliche Bekenntnis: Ich

will leben.

Köln, im Juli 2010, Gert Ressel

20 * 21

Page 12: Design des Todes

22 * 23

Gesamtansicht

Alexander Bach

Mein Grabmal

besteht aus Holz

und Marmor

Detailansicht Inschrift

Mein Grabmal besteht aus Holz und Marmor. Von

einem 2 m hohen Holzbalken quadratischen Quer-

schnitts getragen, ist ein Würfel aus weissem Marmor

Träger der Inschrift: „Alba, 1979, xxxx“. Hierbei steht

„xxxx“ für mein Todesjahr. Auf jeder Seite des Würfels

steht ein Wort, eine Seite bleibt frei.

Der Balken ist riegel- bzw. ziegelartig in quadrati-

scher Form gerillt. Bewusst gewählt ist Anmutung und

Platzierung des Objektes. Da ich mich dem Meer sehr

verbunden fühle, steht mein Grabmal am Strand und

zitiert einen Pfahl jener Wellenbrecher, wie sie an der

Nordsee zu finden sind.

Page 13: Design des Todes

24 * 25

Gesamtansicht

Elke Backes

Mein Grabsteinentwurf

ist eine Urnenboje

Inschrift auf Flagge

Die Gestaltung der Aufbahrung und Trauerfeier ist

für mich von großer Bedeutung. In diesem Zeitraum

findet der wichtigste Abschnitt der Verabschiedung

statt. Ich persönlich lege daher auch keinen Wert

auf eine Grabstätte. Da ich sehr schnell friere, ist es

für mich ein dringendes Bedürfnis nach meinem Tod

eingeäschert zu werden.

Der Anblick einer Einäscherung hat bei mir

nachhaltig einen ästhetischen, beruhigenden Eindruck

hinterlassen. Ich wünsche mir die Beisetzung meiner

Urne auf See, da ich dem Element Wasser sehr stark

verbunden bin. Ich schwimme regelmäßig und gern,

segele und liebe Wasserskifahren.

Mein Grabsteinentwurf ist daher eine Urnenboje,

die die Stelle der Beisetzung markieren soll. Um auch

dort ein Gefühl von Wärme zu vermitteln, soll die

Beisetzung im Atlantik in der Karibik erfolgen.

Page 14: Design des Todes

Skulptur von oben

26 * 27

Draufsicht auf das gesamte Grab

Andreas Jungen

Mein Grabstein —

Ich will leben

Auf einen weiteren Spruch oder Hinweis auf mein

Leben sollte verzichtet werden. Lediglich die Darstel-

lung der Rampe wird beim Betrachter eine Interpreta-

tion auslösen.

Anmutung an Lebensgraph mit Höhen und Tiefen

und Bezug auf glückliche Kindheit. Vermeidung von

Statik, postmortaler Ausdruck von Dynamik. 2-seitige

Rampe: Verbindung / Spiegelung der Lebenskurve als

Inbegriff steter Entwicklung.

Um mein Grab werden bunte Blumen wachsen.

Sie sind das Symbol des Lebens- farbenfrohe Antago-

nisten zum Tod.

Das Fundament wird eine schwere Betonplatte

sein. Der Grund besteht aus glattem Bitumen oder

vergleichbarem Asphalt. Die silberne Gedenktafel

rundet das Gesamtbild ab. Erforderliche Materialien

dürfen weder zu protzig, noch zu neutral wirken.

Inschrift Grabsockel

Page 15: Design des Todes

28 * 29

Gesamtansicht

Ariane Lucia Kaminski

Ein Stern, der

meinen Namen trägt

Detailansicht Inschrift

Mein Grabmal soll so aussehen, dass ich verbrannt

und unter einem Baum eingepflanzt werde. Dazu soll

dann an diesen Baum, wo ich begraben bin, ein Mal

(was als Stern zu erkennen ist) eingeritzt werden,

damit ich nie in Vergessenheit gerate und dieser

Baum unverwechselbar ist.

Ich habe mich für diese Art und Weise der Be-

erdigung entschieden, weil ich aus eigener Erfahrung

nur äußerst ungerne auf Friedhöfe gehe. Meinen

Hinterbliebenen möchte ich hiermit eine angenehme

Atmosphäre verschaffen, wenn sie zu mir an mein

Grab kommen und meiner gedenken möchten.

Page 16: Design des Todes

Janine Kerber Ein Klangspiel kommuniziert durch die Hilfe des

Windes mit dem Trauernden. In das Mobile, welches

provisorisch anmutend aus Besteck besteht, können

der Name und Weiteres eingraviert werden. Die Asche

des Verstorbenen wird an einem unbestimmten Ort

in der Nähe des Windspiels vergraben. Die idyllische

Umgebung bietet einen Ort der Ruhe, aber auch des

Lebens.

30 * 31

Die Trauer

im Einklang

mit der Natur

Page 17: Design des Todes

Alexandra Langen

Minimalismus:

Objektivität

und Klarheit

Bei meiner Konstruktion strebte ich, wie der Mini-

malismus, nach Objektivität, schematischer Klarheit,

Logik und Entpersönlichung. Die Form wurde auf

einfache, übersichtliche und geometrische Grund-

strukturen reduziert.

Der Minimalismus beschäftigt sich mit Gegensät-

zen wie Anfang und Ende, Fülle und Leere. Für mich

stehen diese Gegensätze für das Leben und den Tod,

obwohl vor allem die Entpersönlichung wenig mit

dem individuellen Leben gemeinsam hat.

32 * 33

Breite: 150 cm, Höhe: 100 cm, Tiefe: 25 cm

Page 18: Design des Todes

Laura Lentzen

Schmetterlinge als

Symbol der

Wiedergeburt

Weiß-grau melierter Naturstein, ungeschliffen. Ban-

derole wird geschliffen und die Daten eingraviert. Auf

dem Stein sitzen goldene Schmetterlinge, als Symbol

der Wiedergeburt.

34 * 35

Page 19: Design des Todes

Timo Ott

Nichts wird

wie es war

Mein Grabstein wird aus einem Schriftzug gebildet.

Der Betrachter muss in den selbigen hineintreten,

um die Inschrift lesen zu können. Sie besagt: „Nichts

wird wie es war.“ Dies soll sowohl die Vergänglichkeit

von Zeit, als auch die Schönheit des Lebens selbst

ausdrücken.

36 * 37

Page 20: Design des Todes

Jana Pütz

ENDE

Mein Entwurf besteht aus dem Wort Ende. Die Buch-

staben sind aus Stein gemeißelt und fügen sich in die

Umgebung ein. Entfernt erinnert es an ein Bild von

René Magritte, der das Wort REVE in eine Steinforma-

tion einbindet.

Für viele ist der Tod das Ende des Lebens und der

Übergang in etwas Neues. Dies habe ich versucht

auszudrücken.

38 * 39

Page 21: Design des Todes

Bastian Rothdeutsch

Die Hände stehen zum

einen für meine Arbeit

und mein Leben …

40 * 41Der untere Teil soll den Stamm eines Baumes (Baum

des Lebens) darstellen, der sich nach oben hin in

menschliche Hände verwandelt. Die Hände stehen

zum einen für meine Arbeit und mein Leben, was ich

mit meinen Händen erschaffe und geleistet habe und

zum anderen strecken sich die Hände gen Himmel,

um den Aufstieg zu Gott zu symbolisieren.

Page 22: Design des Todes

Sojen Timpe

Zwischen den

geschwungenen Elementen

ist freier Raum

Der Grabstein hat die Maße 1m x 1m und soll auf

einer Wiese in der freien Natur aufgestellt werden.

Das Material des Grabsteins ist Metall, das farbig

lackiert ist. Die verschiedenfarbig geschwungenen

Elemente, umfasst von einem geschlossenen Kreis,

sollen den Kreislauf des Lebens widerspiegeln. Somit

lässt sich auch begründen, dass der ideale Standort

die freie Natur ist.

Die einzelnen Elemente im Kreis symbolisieren

die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens.

Ebenfalls sollen die sich überlappenden Formen die

verschiedenen (sich bewegenden) Lebenswege dar-

stellen. Zwischen den geschwungenen Elementen ist

freier Raum, um dem Auge die Sicht auf die Umge-

bung zu gewähren und um den Grabstein in die Natur

und seine Umgebung anzupassen.

42 * 43

Page 23: Design des Todes

Pierre Toborowski

Sprich zum Leben

nicht zu mir

Die Grabplatte hat die Form von drei ineinander

kleiner werdenen Kreise. Die Kreise erinnern an ein

griechisches Theater, das nicht nur zum Reden, Singen

oder Spielen gebaut wird, sondern auch dazu einlädt.

Sprich zum Leben nicht zu mir.

Zwei verschiedene Stahlsorten, die durch ihre Be-

schaffenheit an die Vergänglichkeit erinnert.

44 * 45

Draufsicht auf das gesamte Grab

Perspektivische Sicht auf das gesamte Grab

Page 24: Design des Todes

Ebru Ulutas

Ein Gefühl der

Nähe soll

übermittelt werden

An meinem Grab soll man nicht trauern,sondern

lächeln und sich an die gemeinsamen Momente

erinnern. Jeder der mich liebt, kann einen Brief

hinterlassen.

Man kann sich auf die Glasplatte stellen und die

Säule umarmen. Ein Gefühl der Nähe soll übermittelt

werden. Der Grabstein hat die Höhe meiner Körper-

größe. Er soll den Familienmitlgiedern und Freunden

das Gefühl geben, dass ich noch da bin. Eine schwie-

rige Aufgabe wie ich finde, ist es, seinen eigenen

Grabstein zu gestalten. Es war ein komisches Gefühl,

aber dennoch interessant, sich darüber Gedanken

machen zu müssen.

46 * 47

Page 25: Design des Todes

Philipp Volkery

Geschmiedeter,

oxidierter Stahl

Daten

Höhe: 82 cm Breite: 82 cm Tiefe: 82 cm

Material: Geschmiedeter, oxidierter Stahl

Aufschrift: Der Name ist mittels Stanze in das Mate-

rial eingebracht

48 * 49

Page 26: Design des Todes

Miriam Weber Die Moiren sind griechische Schicksalsgöttinnen, die

meist als Dreiergruppe auftreten.

Klotho („die Spinnerin“), die den Lebensfaden spinnt

Lachesis („die Zuteilerin“), die ihn misst, wodurch

alles Zufälligkeiten des Daseins erhält und die das

Lebenslos zuteilt

Atropos (oder Aztopod, „die Unabwendbare“, „Uner-

bittliche“), die den Lebensfaden abschneidet.

Die Moiren werden vor allem mit Geburt und Tod

in Verbindung gebracht. Ursprünglich sollen sie die

Geburt der Menschen beaufsichtigt und ihnen unmit-

telbar danach ihr Lebenslos zugeteilt haben. Späteren

Überlieferungen zufolge sind sie drei Nächte nach

der Geburt eines Kindes erschienen, um den Verlauf

seines Lebens zu bestimmen. Sie werden deshalb

besonders geachtet und geehrt, weil sie gerecht

verteilen. Der Glaube an die Schicksalsfrauen ist in

vielen Kulturkreisen mit verschiedenen Bräuchen bei

der Geburt verbunden.

Andere Göttinnen können und wollen das Wirken

der Moiren nicht vereiteln. Obwohl sie zu den ältesten

der vorhellenistischen Göttinnen gehören, verloren sie

nie ihre Bedeutung. Selbst Zeus kann ihre Entschei-

dung nicht widerrufen.

In letzter Konsequenz sind die Moiren immer todbrin-

50 * 51

Die Moiren:

Klotho, Lachesis

und Atropos

Page 27: Design des Todes

daher zahlreiche Varianten: die germanischen Nornen,

die römischen Parzen, die keltischen Bethen. In der

slawischen Mythologie gibt es Zorya, in der baltischen

die Laima. Auch anderen südosteuropäischen Völkern

sind Schicksalsgöttinnen bekannt. Sie heißen dort

albanisch Fati, rumänisch Ursitori, serbokroatisch

Sudice, slowenisch Rojenice und tschechisch Sudicky.

gend. Griechische Grabgesänge, mit denen die Seelen

der Verstorbenen den Moiren anvertraut wurden, sind

als Moirologia bekannt.

Für gewöhnlich wird das Schicksal von den

Moiren vorbestimmt. Es ist aber nicht unausweichlich.

Nicht alles, was einem Menschen im Laufe seines

Lebens widerfährt, ist Schicksal. Kommt ein Mensch

vor, dessen Schicksal nicht übereinstimmt, so können

ihm die Moiren warnende Gedanken schicken. Diese

werden immer als „innere Stimme“ oder Gewissen

wahrgenommen. Es ist daher gut, dieser Stimme des

Herzens größte Aufmerksamkeit zu schenken. Handelt

ein Mensch ihr entgegen, so ist sein weiteres Schick-

sal selbst verschuldet.

Menschen können auch mit dem Segen der

Moiren ihr Schicksal selbst beeinflussen und zum

Guten wenden. Deshalb arbeiten die Moiren eng mit

den Göttinnen Nemesis, die für Gerechitgkeit und

Vergeltung zuständig ist und Aidos, der Göttin des

Gewissens und der Scham zusammen. Frauen, die ihr

Leben in die Hand nehmen und sich nicht mehr zum

Spielball von anderen Menschen oder Umständen

machen lassen wollen, rufen die Moiren zur Unter-

stützung.

In vielen Kulturkreisen gab es das Bewusstsein,

dass das Leben ein geheimnisvoller Faden sei, der von

Schicksalsfeen gesponnen, gemessen und gehalten

sowie abgeschnitten wird.

Um das Motiv von den drei Schicksalgöttinnen gibt es

52 * 53

Page 28: Design des Todes

Vanessa Weuffel Marmor ist wetterbeständig und außerdem ein Meta-

morphit, auch der Tod ist für mich eine Art Metamor-

phose, eine Umwandlung von einer Form des Seins in

eine andere. Die Kugel ist schlicht und still, ohne laute

Verzierung oder Äußerlichkeiten, die zur Selbstdar-

stellung dienen. Das Weiß des Marmors steht für die

Reinheit der Seele nach dem Tod, die runde Form

symbolisiert die Unendlichkeit. Der Ort, an dem der

Stein liegt, ist das Ufer eines kleinen Flusses im Wald,

einsam und still. Die Auswahl dieses Platzes war mir

sehr wichtig, da die Hinterbliebenen diesen Ort häufig

aufsuchen werden und der Ort, genau wie der

Stein, die Gefühlslage positiv oder negativ beeinflus-

sen kann.

Die Natur und die Einsamkeit des Platzes bringen

den Besucher in Einklang mit sich selbst, das Wasser

wäscht traurige Gedanken weg und bringt Hoffnung.

So gibt der Stein zusammen mit dem Platz, an dem er

liegt, Hoffnung auf die Unendlichkeit des Seins, auch

nach dem Tod. Der Ort ist einer jener Orte, die man

auch viele Jahre nach dem Tod noch gern aufsucht.

Durch die Natur und das Wasser sammelt man neue

Energie und die Gedanken können für eine Weile im

Grün versinken. So schenke ich meinen Hinterblie-

benen eine Oase der Ruhe, die sie im lauten Alltag

aufsuchen können, wann immer sie möchten.

54 * 55

Gravur auf der Kugel

Mein Grabstein ist eine

marmorne Kugel, mit dem

Durchmesser 44 cm.

Page 29: Design des Todes

Iyad Younes Mein Entwurf besteht aus drei langgezogenen, kleinen

Säulen, die zum Himmel zeigen.

Die Säulen sind oben geschweift und bilden

zusammen eine Einheit. Das Grab wurde entworfen

für die Benutzung in einem arabischen Land und hat

deshalb einen Bezug zu der Sprache.

Die drei Säulen sehen wie ein Teil aus, das zu dem

Wort „Gott“ gehört. Wie üblich wird auf die Steine

dann ein Vers des Korans in kleiner Schrift geschrie-

ben. Die Liegefläche ist das Teil im Bild, das mit Erde

überdeckt ist.

56 * 57

Drei langgezogene,

kleine Säulen,

die zum Himmel zeigen.

Page 30: Design des Todes

Köln, im September 2011, Alexander Bach, Sergej Lust,

Maximilian Nilles, Bastian Rothdeutsch, Ingo Staats

Impressum

Design

des

Todes

58 * 59

Page 31: Design des Todes