die bedeutung der wander- und ausbreitungsphasen von curculioniden für die wiederbesiedlung einer...

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104 W .STEIN : BedeutungderWander-andAusbreitungsphasenvonCurculioniden tis . DieentsprechendenErgebnissebeiBehand- lungdurchinterhaemocoeleInjektionwaren45°/o, 25°/obzw .24,8°/o .DadieDosisindenkorrespon- dierendenFallendiegleichewar(0,05cm 3 einer I°/oigenSuspensiondesselbenBakterien-Prapa- ratesbeijederInsektenartkanngeschlossenwer- den,dal3dieStellederEinwirkungderbakteriel- lenOrganismen,dieinvorliegenderArbeitver- wendetwurden,derInsektendarmist,wahrend dieLeibeshohlevielwenigerinBetrachtkommt . Schlulifolgerungen DieErgebnissevorliegenderArbeiterlauben 2allgemeingultigeSchluifolgerungen : 1 .dal3dieinterhaemocoeleInjektionnichtdie geeigneteMainahmeist,dievoileWirkungdes Pathogenszuerreichen,2 .dal3dieBlattervon Ricinus einen hemmenden Einflul3 auf das Pathogenhabenddrften . BeziiglichdeserstenPunktesandohneRiick- sichtaufdieStellederEinwirkung(wasnoch weitereUntersuchungenerfordert),scheinendie ErgebnisseinUbereinstimmungmitdenenfrtihe- rerAutorenzusein .Z .B .fanden STEINHAUS and JERREL (1954),dal3direkteEinimpfungindieLei- beshohlesowohlsehrempfindlicheralsauchsehr widerstandsfahigerLepidopteren-Arten,vonge- ringemWertzurBestimmungderAngriffsfahig- keitderMikroorganismenist,davieleSaprophi- tenimHaemocoelvorhandenBind .Aufjeden FallistEinverleibungbehandeltenFuttersder einziggangbareWegzurBekampfungvonblatt- fressendenInsekten . ZuPunkt2istanzufiihren,dal3 Ricinus medi- cinalis nuralssekundareNahrungspflanzefur Spodoptera inAgyptenbekanntist,wahrend Trifolium and Gossypium Hauptnahrungspflan- zender3InsektenartenBind .Ricinusblatterwer- denaberinunseremLandmeistensfiirLaborato- riumszuchtender3Artenverwendet .Esistdaher notwendig,diemoglicherweisehemmendeKraft dieserLaubartbeiDurchfiihrungvonEmpfindlich- keitstestenzubeachten .UmzuverlassigeErgeb- nissevonsolchenTestenzuerhaltenwirdvorge- schlagen,dieBlatterderanderenWirtspflanzen zurZiichtungandNahrungsdarreichungzuver- wenden .DiehemmendeWirkungvon Ricinus solltebeiweiterenUntersuchungenklarerbe- stimmtwerden,umdiedirekteWirkungseines DieBedeutungderWander-andAusbreitungsphasenvon Curculioniden fur dieWiederbesiedlungeinerWiesenach Insektizid-Einwirkung Von WOLFGANGSTEIN MiteinerAbbildung Einleitung UntersuchungenfiberdenEinflul3vonBekamp- fungsmal3nahmen auf dieCurculioniden von SaftesaufdieMikroorganismenaul3erhalband innerhalbdesInsektenkorperszuklaren . Zusammenfassung DieReaktionvon Agrotisypsilon Rott., Laphygma exigua Hbn.and Spodopteralittoralis Boisd .auf Bacillus entomocidus subtoxicus,Biospor,bzw .B . thuringiensisthuringiensis 2172wurdebestimmt,wo- beidreiverschiedeneArtenvonNahrunggereicht wurdenandzweiverschiedeneArtenderBehandlung durchgefiihrtwurden .BeiderAufnahmebehandelten FutterswardieSterblichkeitbedeutendherabgesetzt, weanBlattervon Ricinusmedicinalis alsNahrungge- gebenwurden .DieSterblichkeitderbeidenanderen Gruppen,beidenen Grossypiumbarbadense undTrifo- liumalexandrinum alsNahrungverwendetwurde, withnichtmerklichvoneinanderab .Beiden3Insekten- artenwardieSterblichkeitbeideroralenBehandlung auffallendhoheralsbeiderInjektionderselben MengedirektindasHaemocoel . Summary Theresponseof Agrotisypsilon Rott ., Laphygma exigua Hbn,andSpodoptera littoralis Boisd .to Bacil- lusentomocidus subtoxicus,biosporeand B .thurin- giensis thuringiensis 2172respectivelywasevaluated, using3differentdietsforvoluntaryingestionand 2otherdifferentmodesoftreatment .Inthevoluntary ingestionteststhemortalitywasmarkedlyreduced, whenfoliageof Ricinusmedicinalis wasusedasdiet . Themortalitiesintheothertwogroups,where Gossypiumbarbadense and Trifoliumalexandrinum wereusedasdiet,didnotdiffersignificantlyfrom eachother .Inthethreeinsectspeciesthemortality inoraltreatmentswasmarkedlyhigherthanthat resultingfrominjectingthesamedosedirectlyinto thehemocoele. Literaturverzeichnis Afify,A .M.,MahmoudHafezandA .I .Merdan,1969 :Vor- laufigeUntersuchungenfiberdieVirulenzvon13Bacillus-Pra- paratengegenbber3AgyptischenNoctuiden .Anzeigerf. Schadlingskunde,42,54-57 . press) . 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Smirnoff , W.A .,andHatchison,1965 :Bacteriostaticand bactericidaleffectsofextractsoffoliagefromvariousplant speciesonBacillusthuringiensis .J .Invertebr .Pathol .,7, 273-280 . Steinhaus,Ed .A .,andE .A .Jerre1,1954 :Furtherobserva- tionson Bacillus thuringiensis andotherspore-formingbac- teria .Hilgardia,23,1-21 . Wiesen,Klee-andLuzerneflachenwurdenbisher weitgehendnurunterZusammenfassungderTiere zugrol3erenGruppen(Curculionidenodersogar

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W. STEIN : Bedeutung der Wander- and Ausbreitungsphasen von Curculioniden

tis . Die entsprechenden Ergebnisse bei Behand-lung durch interhaemocoele Injektion waren 45 °/o,25 °/o bzw . 24,8 °/o . Da die Dosis in den korrespon-dierenden Fallen die gleiche war (0,05 cm 3 einerI °/oigen Suspension desselben Bakterien-Prapa-rates bei jeder Insektenart kann geschlossen wer-den, dal3 die Stelle der Einwirkung der bakteriel-len Organismen, die in vorliegender Arbeit ver-wendet wurden, der Insektendarm ist, wahrenddie Leibeshohle viel weniger in Betracht kommt .

SchlulifolgerungenDie Ergebnisse vorliegender Arbeit erlauben

2 allgemein gultige Schluifolgerungen :1 . dal3 die interhaemocoele Injektion nicht die

geeignete Mainahme ist, die voile Wirkung desPathogens zu erreichen, 2 . dal3 die Blatter vonRicinus einen hemmenden Einflul3 auf dasPathogen haben ddrften .

Beziiglich des ersten Punktes and ohne Riick-sicht auf die Stelle der Einwirkung (was nochweitere Untersuchungen erfordert), scheinen dieErgebnisse in Ubereinstimmung mit denen frtihe-rer Autoren zu sein . Z . B . fanden STEINHAUS andJERREL (1954), dal3 direkte Einimpfung in die Lei-beshohle sowohl sehr empfindlicher als auch sehrwiderstandsfahiger Lepidopteren-Arten, von ge-ringem Wert zur Bestimmung der Angriffsfahig-keit der Mikroorganismen ist, da viele Saprophi-ten im Haemocoel vorhanden Bind . Auf jedenFall ist Einverleibung behandelten Futters dereinzig gangbare Weg zur Bekampfung von blatt-fressenden Insekten .

Zu Punkt 2 ist anzufiihren, dal3 Ricinus medi-cinalis nur als sekundare Nahrungspflanze furSpodoptera in Agypten bekannt ist, wahrendTrifolium and Gossypium Hauptnahrungspflan-zen der 3 Insektenarten Bind. Ricinusblatter wer-den aber in unserem Land meistens fiir Laborato-riumszuchten der 3 Arten verwendet. Es ist dahernotwendig, die moglicherweise hemmende Kraftdieser Laubart bei Durchfiihrung von Empfindlich-keitstesten zu beachten . Um zuverlassige Ergeb-nisse von solchen Testen zu erhalten wird vorge-schlagen, die Blatter der anderen Wirtspflanzenzur Ziichtung and Nahrungsdarreichung zu ver-wenden. Die hemmende Wirkung von Ricinussollte bei weiteren Untersuchungen klarer be-stimmt werden, um die direkte Wirkung seines

Die Bedeutung der Wander- and Ausbreitungsphasen vonCurculioniden fur die Wiederbesiedlung einer Wiese nach

Insektizid-EinwirkungVon WOLFGANG STEIN

Mit einer Abbildung

EinleitungUntersuchungen fiber den Einflul3 von Bekamp-

fungsmal3nahmen auf die Curculioniden von

Saftes auf die Mikroorganismen aul3erhalb andinnerhalb des Insektenkorpers zu klaren .

ZusammenfassungDie Reaktion von Agrotis ypsilon Rott., Laphygma

exigua Hbn. and Spodoptera littoralis Boisd . aufBacillus entomocidus subtoxicus, Biospor, bzw . B .thuringiensis thuringiensis 2172 wurde bestimmt, wo-bei drei verschiedene Arten von Nahrung gereichtwurden and zwei verschiedene Arten der Behandlungdurchgefiihrt wurden . Bei der Aufnahme behandeltenFutters war die Sterblichkeit bedeutend herabgesetzt,wean Blatter von Ricinus medicinalis als Nahrung ge-geben wurden. Die Sterblichkeit der beiden anderenGruppen, bei denen Grossypium barbadense undTrifo-lium alexandrinum als Nahrung verwendet wurde,with nicht merklich voneinander ab . Bei den 3 Insekten-arten war die Sterblichkeit bei der oralen Behandlungauffallend hoher als bei der Injektion derselbenMenge direkt in das Haemocoel .

SummaryThe response of Agrotis ypsilon Rott ., Laphygma

exigua Hbn, and Spodoptera littoralis Boisd . to Bacil-lus entomocidus subtoxicus, biospore and B. thurin-giensis thuringiensis 2172 respectively was evaluated,using 3 different diets for voluntary ingestion and2 other different modes of treatment . In the voluntaryingestion tests the mortality was markedly reduced,when foliage of Ricinus medicinalis was used as diet .The mortalities in the other two groups, whereGossypium barbadense and Trifolium alexandrinumwere used as diet, did not differ significantly fromeach other . In the three insect species the mortalityin oral treatments was markedly higher than thatresulting from injecting the same dose directly intothe hemocoele.

LiteraturverzeichnisAfify, A . M., Mahmoud Hafez and A. I . Merdan, 1969 : Vor-

laufige Untersuchungen fiber die Virulenz von 13 Bacillus-Pra-paraten gegenbber 3 Agyptischen Noctuiden . Anzeiger f.Schadlingskunde, 42, 54-57 .press) .

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Wiesen, Klee- and Luzerneflachen wurden bisherweitgehend nur unter Zusammenfassung der Tierezu grol3eren Gruppen (Curculioniden oder sogar

W, STEIN : Bedeutung der Wander- and Ausbreitungsphasen von Curculioniden

Coleopteren) ausgewertet (z . B . BoNESS, 1958 ;NEUFFER et al., 1960 ; WENZEL et al ., 1964). DieReaktion der einzelnen Arten wurde nur danngepriift, wenn speziell bestimmte Schadlinge be-kampft wurden, wie z . B. in der Arbeit von BUHLand SCHUTTE (1964) fiber Apion flavipes .Bei Versuchen, die uberwinternden Riisselkafer

in einer Wiese unter Apfelbaumen zu erfassen,bot sick die Gelegenheit, durch Fortfiihren derUntersuchungen fiber das Ende des Wintershinaus die Auswirkung einer Austriebsspritzungauf die Curculioniden festzustellen . Der sehrfrUhe Behandlungstermin (23. Marz) war beson-ders gUnstig, veil sich noch alle Arten in denWinterquartieren befanden and somit ihr Wan-der- and Ausbreitungsverhalten wahrend derganzen Saison beobachtet werden konnte. AuBer-dem waren die wichtigsten Arten zu diesem Zeit-punkt nicht im Ei-, Larven- oder Puppenstadiumin den Blilten (wie es z. B. bei der genannten Ar-beit von BUHL and ScHUTTE der Fall war), Sten-geln oder im Boden vor der Einwirkung desGiftes geschiitzt . Dadurch war die Gewahr gege-ben, daB nach der Behandlung im Bestand auf-tretende Individuen auch wirklich von auBengekommen waren .

Versuchsflache and MethodenDie untersuchte Wiese (Gr6Be etwa 0,7 ha) lag

am Stadtrand von GieBen unter einer Apfelan-lage (I-Ialbstamm). Die Behandlung der Baume mitFolidol-Olspritzmittel (Mineralol + Parathion)erfolgte am 23 . Marz 1967 . AuBer einer Roxion-Spritzung am 19. Mai (die aber keinen EinfluBauf die Fauna der Wiese erkennen lieB) warenin diesem Jahr keine weiteren Insektizidbehand-lungen erforderlich, Fiir Schorfspritzungen wurdeOrthocid eingesetzt . Verwendet wurde bei denBehandlungen jeweils eine Anhangespritze mitPistole . Die Wiese selbst wurde nicht bespritzt,so dali die Begiftung nur indirekt durch verwehteoder abgetropfte Insektizidbriihe erfolgen konnte .

Bei den Untersuchungen wurden aus der Vege-tationsschicht Proben mit Kleepflanzen von15 X 15 cm 2 and einer anhaftenden Erdschichtvon 3-5 cm Dicke ausgestochen and im Auslese-apparat nach Berlese (nahere Beschreibung s .DICKLER, 1968 and WETZEL, 1963) auf den Gehaltan Curculioniden untersucht . Bei diesem Verfah-ren werden die Kafer durch 24-stiindige Bestrah-lung mit einer 100-W-Lampe aus der Probe ge-trieben and fallen durch ein Sieb in ein daruntergestelltes Glas .Der Versuch begann am 19.12. 1966 and dau-

erte bis zum 10 . 8 . 1967 . An 111 Versuchstagenwurden insgesamt 444 Proben untersucht, davon132 vor and 312 nach der Insektizidanwendung .

ErgebnisseIn Abbildung 1 sind die Fangresultate der ge-

samten RSsselkaferfauna and der haufigstenArten eingezeichnet . Jeder Skalenteil auf derAbszisse stellt einen Untersuchungstag dar andreprasentiert somit 4 Einzelproben . Da nicht in

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UItSPsothungszeltr°um

Das Vorkommen von Curculioniden auf einer Wiese vor and nacheiner Insektizid-Einwirkung

Zunachst ergibt sich, daB die hohe Ausbeutevor der Begiftung vom Tage der Behandlungab zunachst fur mehr als 3 Wochen auf Nullsinkt and daB dann in den folgenden 8 Wochennur insgesamt 5 Tiere gefangen werden konnten .Der eigentliche Anstieg beginnt noch wesent-lich spater, namlich erst nach etwa 4 MonatenEnde Juli .Betrachtet man die haufigsten Arten, so sieht

man, daB sie sich recht unterschiedlich verhalten :Apion virens ist wahrend des Winters die

haufigste Art, wird durch die Insektizidbehand-lung restlos vernichtet and taucht erst AnfangJuli, also nach dreieinhalb Monaten, auf derWiese wieder auf. - Die Protapione (Apion assi-mile, apricans and flavipes) sind schon von MitteApril ab bis zum Ende der Untersuchungen regel-maBig zu finden and auch bei Phytonomus nigri-rostris wird das, zwar geringe, Vorkommen inden untersuchten Proben kaum durch die Be-handlung unterbrochen .Die Bekampfungsaktion bedeutet einen erheb-

lichen Eingriff in die Populationsdichte der Sitona-Arten . S. sulcifrons verschwindet bis zum Endedes Versuches ganz aus dem Biotop ; auch S .flavescens kann lange Zeit nicht mehr gefangenwerden, erscheint dann aber in relativ groBerZahl wieder ab Mitte Juli, and ahnlich verhalt essich mit S . hispidulus .

Diskussion and SchluffolgerungDie Ergebnisse zeigen, daB die Auswirkung der

chemischen Behandlung bei den meisten Artenwesentlich langer anhielt als es die reine Gift-wirkung des Mittels erwarten lieB . Entscheidendfur these Tatsache ist, wie eine Analyse zeigte,das Wander- and Ausbreitungsverhalten der ein-zelnen Formen (s . hierzu STEIN, im Druck) . Esspiegeln sich hier dieselben Verhaltnisse wieder,die friiher schon bei Untersuchungen fiber dieErstbesiedlung von Wiesen and Leguminosen-kulturen festgestellt werden konnten (DICKLER,1968 ; STEIN, 1967) .

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alien Monaten eine gleiche Anzahl von Probenentnommen werden konnte, sind die Teilab-schnitte fur die einzelnen Monate nicht gleichgroB .

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Fur die einzelnen im Diagramm behandeltenArten ergaben sich folgende Beziehungen :P . nigrirostris : Nach den bisherigen Untersu-

chungen scheint diese Art mit Teilen der Popula-tion echte Friihjahrs- and Herbstwanderungendurchzufiihren, wahrend ein Teil biotoptreu denWinter im Grunland verbringt . Deswegen konn-ten Kafer dieser Art auch schon bald nach derAusbringung des Mittels wieder auf der Flachefestgestellt werden .

Protapione : Die Vertreter der Arten A . assi-mile, A . apricans and A . flavipes uberwinternnur ausnahmsweise im Grunland . Sie machendeswegen regelmaliige Wanderungen im Frilh-jahr and Herbst. Aus diesem Grunde konntenauch etwa von der 4. Woche ab nach der Behand-lung Tiere erbeutet werden, weil diese aus denUberwinterungsorten kommend die Flache neubesiedelten .A . virens : Die Art besitzt nur eine Ausbrei-

tungsphase nach dem Schliipfen der neuen Gene-ration im Juli (STEIN, 1968) . Sie kann also vordieser Zeit die Vernichtung nicht ausgleichen,was dazu fiihrte, daB fast dreieinhalb Monatelang keine Tiere gefangen werden konnten .Sitona-Arten : Die im Diagramm aufgefuhrten

haufigeren 3 Arten Bind biotoptreu and uberwin-tern im Grunland. Sie werden durch die che-mische Behandlung vernichtet . Die Wiederbe-siedlung setzt wie bei A . virens erst mit derAusbreitungsphase der neuen Generation ein .Diese liegt bei S. sulcifrons so spat im Jahr, dalIsie bis zum AbschluB des Versuches noch nichtregistriert werden konnte . Eine gelegentlich beiS. flavescens beobachtete Ausbreitungsphase imFriihjahr (STEIN, im Druck) ist so unbedeutend,daB sie im Versuch nicht erfaBt wurde .Aus der bier geschilderten Untersuchung lassen

sich folgende Schliisse ziehen :1 . Eine normal durchgefiihrte Insektizidbehand-

lung von Obstbaumen (Halbstamm) kann imUnterwuchs so nachhaltig wirken, daB die In-sektenfauna - soweit sie nicht in bestimmtenStadien im Boden oder in den Pflanzen geschutztist - weitgehend vernichtet wird .

2. Die Wiederbesiedlung ist abhangig von derDauer der Giftwirkung and von den Wander-und Ausbreitungsphasen der vernichteten Tier-arten. Je nachdem, wie weft diese Phasen vomVernichtungszeitpunkt entfernt liegen, kann eineArt mehr oder weniger lange im Biotop fehlen,im ungiinstigsten Fall fast ein Jahr (namlichdann, wenn die Vernichtung unmittelbar nacheiner Ausbreitungs- oder Wanderphase erfolgt1St) .

(Vgl. XLI. Jahrg ., Heft 8/1968, S . 125/126 ds. Ztschr.)(Stand : Mai 1969)

Im AnschluB an den ersten Uberblick fiber die beider EWG in Brilssel (Kommission and Rat) anstehen-den MaBnahmen zur Rechtsangleichung auf dem Gebietdes Pflanzenschutzes, auch in Verbindung mit dem

Informationen aus der EWG

Informationen aus der EWG

3. Arten, die keine ausgepragten jahreszeit-lichen Phasen der Ortsveranderung besitzen, kon-nen eventuell schon bald nach dem Aufhoren derGiftwirkung wieder in den Lebensraum eindrin-gen and moglicherweise bei schneller Genera-tionsfolge in kurzer Zeit die fri here Populations-dichte erreichen .4. Pauschale Betrachtungen grdBerer Tiergrup-

pen, wie Familien oder gar Ordnungen, die geradebei der Beurteilung von Pestizidanwendungenimmer wieder zugrundegelegt werden, habenmeist nur einen geringen Aussagewert, da dieeinzelnen Arten, wie die Untersuchungen gezeigthaben, eventuell sehr verschieden reagieren kon-nen.

SummarySpraying in an apple orchard with "Folidol-Ol"

(mineral oil + parathion) resulted in a total mortalityof the curculionid beetles in a meadow beneath thetrees .The recovery of this curculionid fauna was studied .

It was shown that it depends particularly on thedispersal and migrating behaviour of the single spe-cies. So it may happen that one species is absent fornearly one year in such a biotop, if its migration ordispersal phase had occurred just before the applic-ation. On the other hand, some species may be foundagain shortly after the effect of the insecticide ceased,if their migration or dispersal phase falls into thisperiod.

In Fig. 1 the results of these investigations areshown for the most important curculionids . Whilesome species with a migration phase in spring andearly summer could be found already a few weeksafter application (Apion assimile, A. apricans, A .flavipes and Phytonomus nigrirostris), Sitona-beetlesand Apion virens appeared only 3-4 months later,as a result of the fact that they have their dispersalphase in late summer after hatching of the new gene-ration .

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