die sippenechte erhaltung entomophiler pflanzen · darunter freisetzungsflächen für transgene...
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DIE SIPPENECHTE ERHALTUNG ENTOMOPHILER PFLANZEN
K. Hammer (1), D. Seibt (2)
(1) ehem. Prof. GhK Universität Gesamthochschule Kassel, Fachbereich 11, Steinstr. 11 D-37213 Witzenhausen
(2) ehem. Mitarb. Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), D-06466 Gatersleben, Corrensstraße 3
Der Einsatz von Insekten zur Bestäubung
von Fremdbefruchterkollektionen
Das IPK Gatersleben, AG Evaluierung und Reproduktionsbiologie, hat unter an-
deren die Aufgabe, die Fremdbefruchterkollektion (entomophile Pflanzen) der
Genbank sippenecht zu erhalten. Das erfordert umfassendes Fachwissen und
jahrelange Erfahrung sowie eine sehr gute Abstimmung aller Beteiligten, wie die
Kollegen der Arbeitsgruppe Ressourcengenetik und Reproduktion sowie der
Arbeitsgruppe Versuchsfeld und Gärtnerei. Eine wöchentliche Bonitierung (bei großer
Sonneneinstrahlung und Wärmeentwicklung öfter) aller sich im Anbau befindenden
Sippen ist für eine optimale Bestäubung mit Insekten, Voraussetzung.
Da die Samenträger der Kohlarten auch im Winter, wenn es in der Natur noch keine
Bestäuberinsekten gibt, blühen, ist eine Zucht dieser Insekten im IPK notwendig.
Etabliert hat sich nach umfassenden Untersuchungen, die in der Promotionsarbeit
von Dr. Thomas Gladis (1989) beschrieben werden, die Züchtung der Wild-
bienenart Osmia rufa (L), im deutschsprachigen Raum „Rote Mauerbiene“ genannt
und die Zucht der Schwebfliegenart Eristalis tenax (L. ), im Sprachgebrauch als
Mistbiene bekannt. Diese beiden Arten haben sich in der genbanktechnischen
Praxis schon einige Jahre bewährt, stellen aber bei der unerschöpflichen Vielfalt
des Genbanksortimentes nur eine akzeptable,aber nicht ausreichende Lösung dar .
Viele unterschiedliche Pflanzenarten bedeuten auch viele unterschiedliche Be-
stäubungsmechanismen, die sich die Natur ausgedacht hat, zur Arterhaltung. Es
zeigt uns auch, wie wenig wir doch noch darüber wissen.
Größeres Augenmerk möchten wir in den nächsten Jahren einer Kombination von
Insekten, die sowohl biologischen Pflanzenschutz als auch die Bestäubung von
Fremdbefruchterkollektionen ermöglichen, geben (Siehe Dokumentation Insek-
tenzuchten) .
Sehr wichtig für die sippenechte Reproduktion der auf Isolierstellen im Feldanbau
(siehe Skizze 1) stehenden Kulturen ist der Schutz und die Pflege aller wildlebenden
Bestäuberinsekten. Dazu gehören die Wildbienenarten, die Schwebfliegenarten,
Schmetterlinge, Hummeln u. v. a., die wir noch auf dem Gelände des IPK, dank der
sorgfältigen Pflege und des Wissens um die Arterhaltung dieser Nutzinsekten (von
denen viele schon in der Roten Liste stehen) finden. Somit trägt die Genbank
Gatersleben und das Institut in Gatersleben mit ihren zugehörigen Arbeitsgruppen
nicht nur zur Erhaltung unserer Kulturpflanzenvielfalt, sondern auch zur Erhaltung
ihrer Bestäuberinsekten bei.
Insektenzuchten sind wichtige Hilfsmittel zur Bestäubung von Fremdbefruchterkollektionen in Genbanken
und bieten auch die Möglichkeit des integrierten biologischen Pflanzenschutzes
Literatur KORMANN, K. Schwebfliegen Mitteleuropas, Handbuch des
Umweltschutzes 1988
GLADIS, T. Nutzung von Insekten zur Bestäubung, Kulturpflanze, 1989
HAMMER, K. Die Genbank Gatersleben, KRAUT & BÜBEN, 1997
HINTERMEIER, H. u. M. Bienen, Hummeln, Wespen im Garten ...., Obst u. Gartenbauverlag
München, 1997
sehr wichtig für die sippenechte Arterhaltung bei Fremdbefruchtern sind
insektendichte Kleingewächshäuser und Isolierkabinen
Legende
K5
K5
K4
K4K3 K2
K3 K2
K1
AlliumDG
GenbankDG
K8
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K6
K6
K7
K7
K8K9
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K10K11
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Skizze 1
1 2 3 4 5 6 7
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9
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„Fremdbestäubung ist Plan und Absicht der Natur“ (Christian Conrad Sprengel, 1750-1816)
Bienenstand im IPK-Gatersleben
Hummelnistkästen im IPK-Gatersleben
wildlebende Insekten im IPK-Gatersleben
1. Baumhummel auf Lupinus sp. (L.)
2. Wildbiene Osmia rufa (L.) auf Oreganum (L.)
3. Schwebfliege Eristalis tenax (L.) auf Salvia sp. (Salbei)
4. Schwebfliege (Eristalis sp.) auf Carthamus
5. Schwebfliege (Eristalis sp.) auf Löwenmäulchen
6. Florfliege (auf Schmuckkörbchen)
7. Gemeine Winterschwebfliege Episyrphus balteatus (Degeer, 1776) beim Pollensammeln
(die Larven dieser Schwebfliegenart finden wir als Blattlausfresser im freien Gelände des
IPK zuerst im Getreidesortiment, dann wandert die nächste Generation mit der Wanderung der
Läuse, in das allgemeine Sortiment. Dort befinden sich Kohl, Erbsen, Bohnen u. v. m.)
8. Eiablage der Eristalis tenax (L.)
9. Zuchtkäfige der Eristalis tenax (L.)
10. Handbestäubung bei schlechten Witterungsverhältnissen
11. Larvenstadium der Eristalis tenax (L.)
12. Eristalis tenax (L.) auf Allium sp.
13. Puppenstadium
14. Bestäubung mit Eristalis tenax (L.)
15. Schwebfliegenlarve (Episyrphus balteatus) saugt Blattlaus aus
Artenvielfalt der Pflanzen bedingt auch eine Artenvielfalt der
Bestäuberinsekten
Fotos 1-3, 9, 10, 12, u. a. - H. ERNST
8, 11, 13 - U. Freytag,
4-6 - D. Seibt
Beispiel der Anpflanzung in einigen
Kleingewächshäusern
BETA 188 (var. vulg.)
K 5838
Raph.
K 8212
Br.
16
WK 1 Topf
BETA Comatogora
1258
BRA
272
K 8024
RA
17
K 9779
CICH
BETA 154 (var. vulg.)
RA
80
18
K 8058
Brass.
sp.
BETA 239 (var.
K 8272
RA
20
K 9543
CICH
BETA 199 (var. cicla)
SIN
72
19
BRA
395
WK
BETA 256 (maritima)
DAU
216
einj.
21
PHY
K 9985
(5 Pfl.) BRA
1541
Genbanknummern (Bspl.) Deutsche Bezeichnung
BRA 892 Samenträger (Strg.) Kohl
BETA 231 Samenträger Rübe (Wild-, Futter-, Zuckerrübe und
Rote Beete)
DAU 188 Samenträger Mohrrübe
SIN 72 Senf
PHY (K 9985) Erdkirsche
RA 23 Radis
CICH 32 Zichorie
FAB 7 Ackerbohne
BRA 84 Chinakohl
Jede Pflanzenart kommt zu den agrotechnisch günstigen Zeitpunkt in den Boden.
Ende Mai bis Anfang Juni stehen alle Pflanzen an Ort und Stelle.
BETA 231 (cicla)
BRA
892
DAU
188
Strg.
13
BETA 244 (vulg.)
RA
110
Strg.
CICH
K 9680
14
BETA 229 (cicla)
BRA
K3949
Strg.
DAU
190 15
Art Fläche
Gewächshäuser
hochwertige, multivalente Ausstattung, z.B.
- computergesteuerte Klimaregelung
- Wärmedämm-/Schattieranlagen
- Zusatzlichtanlagen für unterschiedliche Beleuchtungs-
stärken und Leuchtmittel unterschiedlicher Spektralbereiche
- CO2-Begasungsanlagen
- technische Kühlungssysteme
- Luftbefeuchtungsanlagen
- Verdunklungsanlage zur Kurztagsinduktion
- flexible Kulturflächen
3.343 m² NF
Kleingewächshäuser (100 Stück) 1.875 m² NF
Phytokammern 81,7 m² NF
Frühbeetkästen und Lagenquartiere
Doppel- und Einfachkästen
1.460 m² NF
Freilandversuchs- und Reproduktionsflächen,
darunter Freisetzungsflächen für transgene Erbsen und Kartoffeln
19 ha
Bestand Anbau/
Dauerkultur
Getreide und Gräser 41.590 2.932
davon Weizen 17.719 739
Gerste 12.867 1.044
Leguminosen 19.193 1.388
davon Phaseolus 7.646 328
Gemüse und Rüben 11.486 2.545
Kürbisgewächse 2.238 126
Öl - , Faser
-
und Färbepflanzen 4.805 383
Arznei - und Gewächspflanzen 4.382 1.085
induzierte Mutanten 2.554 253
gesamt 86.891 8.777
Sortimentsbestand am Standort Gatersleben 2001
Anbau 2001 Versuchsfeld und Gärtnerei
des IPK Gatersleben
Plan Kastenreihen 2002
Möglichkeiten des biologischen Pflanzenschutzes in Kombination mit der Bestäubung mit Insekten
Hausnummern 13-21