In die Glaskugel schauen und von Foresight lernen
Horizon Scanning als Instrument für eine professionalisierte ex ante
Evaluation zum Einsatz von Technikfolgenabschätzung
DeGEval-Konferenz vom 10. bis 12. September 2014 in Zürich
Dr. Sonja Kind
Simone Ehrenberg-Silies
Dr. Marc Bovenschulte
Diego Compagna
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Agenda
• Megatrends bilden sich im politischen Handeln ab.
• Zur Methode des Horizon Scannings
• Beispielergebnis im Bereich Offene Innovationsprozesse (Open
Innovation)
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Megatrends bilden sich im politischen Handeln ab
Beispiele für Megatrends
• Demografischer Wandel
• Neue Stufe der Individualisierung
• Soziale und kulturelle Disparitäten
• Umgestaltung der Gesundheitssysteme
• Wandel der Geschlechterrollen
• Neue Mobilitätsmuster
• Digitale Kultur
• Lernen von der Natur
• Ubiquitäre Intelligenz
• Konvergenz von Technologien
• Globalisierung
• Wissensbasierte Ökonomie
• Business Ökosysteme
• Wandel der Arbeitswelt
• Neue Konsummuster
• Umbrüche bei Energie und Ressourcen
• Klimawandel und Umweltbelastung
• Urbanisierung
• Neue politische Weltordnung
• Globale Risikogesellschaft
Quelle: www.z-punkt.de/megatrendsupdate.Html
• Megatrends weisen auf Entwicklungen, in
globalem Maßstab, die für viele Jahre oder
Jahrzehnte Einfluss ausüben.
• Megatrends sind unscharf und erlauben keine
konkreten Aussagen mit Blick auf kurzfristig
anstehende Ereignisse und
Handlungsoptionen.
• Mit den Megatrends verbundene
Herausforderungen finden sich im politischen
Handeln wieder (Bsp. Enquete-Kommissionen,
TAB, Bedarfsfelder der Hightech-Strategie,
Forschungsagenden von Horizon 2020)
• Das Erkennen von Trends ist wichtig für die
Konzeption strategischer Maßnahmen.
Zukunft muss vorausgesagt werden.
Aber wie?
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• Forecast:
• lineare Extrapolation von der Vergangenheit in die Zukunft
• Foresight:
• „weichere“ Beschreibung möglicher Zukünfte
• Längerfristig
• Aufgreifen sich deutlich abzeichnender Entwicklungen
• Horizon Scanning:
• Komplementäre Aufgabe, erweiterter Fokus
• Kurz- bis mittelfristige Entwicklungen
• Identifiziert schwache Signale entstehender Trends
• Zielt darauf, frühzeitig Handlungsoptionen für politische
Entscheidungsträger zu ermöglichen
• Hierzu werden auch Quellen außerhalb der Scientific Community
gescannt
Verschiedene Methoden zur Vorausschau haben sich
in den letzten 15 Jahren weiterentwickelt
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Aufgabe von Horizon Scanning: Was lässt sich am Horizont
und dahinter erkennen?
Linien-
dienste
Surveys Experten Literatur
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Beispiel für Institutionelle Einbettung des Horizon
Scannings: UK Horizon Scanning Center
Quelle: http://www.bis.gov.uk/foresight/our-work/horizon-scanning-centre
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Vorgehensweise des Horizon Scannings für das TAB
© VDI/VDE-IT 22.09.2014
• Expertenbasierte
Eingrenzung
möglicher Themen
• z.B. 3D-Druck,
Mikroplastik,
Neuroprothetik,
Exoskelette
• Hypothesenbildung
und Bildung von
Codes
Themen eingrenzen
Scanning mit Atlas.ti
Themen Validieren
• Überprüfen der
Hypothesen
• Identifizierung von
Signalen
• Auswertung
verschiedener Quellen
• Filtern scheinbar
ungeordneter
Entwicklungen
• Expertenbasierte
Validierung der Signale
Ist eine Aggregation von
wiederholt gemeinsam
auftretenden Aspekten
vorhanden?
• Auffinden von sich
herausbildenden Mustern
• Themenkonvergenzen, die
sonst nicht erkennbar
wären.
• Aufdecken von
unerwarteten
Ergebnissen
• Unterstützung politischer
Entscheidungsträger
• Ergebnisse nutzbar für
Technikbewertung und
Technikgestaltung
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Verwendete Quellen beim Horizon-Scanning im TAB
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• Fachzeitschriften z.B. Technology Review, Nature, Science, New Scientist, Research Policy, Wired
• Konferenzbände
• Graue Literatur z.B. telepolis, Heise
• Publikationen von Forschungseinrichtungen und Thinktanks z.B. Leopoldina Nationale Akademie der
Wissenschaften, acatech, OECD, JRC-IPTS, Max Planck Gesellschaft, Helmholtz-Gesellschaft
• Forschungsnachrichten von großen Förderorganisationen z.B. Deutsche Forschungsgemeinschaft,
Volkswagen-Stiftung, EU-Kommission, National Science Foundation
• Etablierte Tagespresse und populärwissenschaftliche Zeitschriften z.B. Die Zeit, Frankfurter
Allgemeine Zeitung, GEO, Bild der Wissenschaft
• spezifische Datenbanken, eigene Abfragen, Expertengespräche etc.
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Coding-Kaskade zur Systematisierung des Horizon Scanning
• A) Übergeordnete Themenfelder (Technik-Cluster/ Trends/ Enabling Technologies) z.B. Mensch-
Technik-Kooperation
• B) Einzelne Bereiche der jeweiligen Felder z.B. intelligente Prothesen, Ambient Intelligence
• C) Einordnung der Quelle z.B. Fachliteratur, Minority Report, populärwiss. Darstellung
• D) Jahresangabe der Quelle
• E) Zentrale Aspekte zum Feld z.B. Hirnmapping,
• F) Zuordnung zu zentralen Kategorien einer etablierten und universell
anwendbaren Roadmapping-Matrix: a) Sozioökonomische Einflussfaktoren z.B. demografischer Wandel
b) Enabling Technologies z.B. Hirnmapping
c) Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen z.B. Implantat
d) Wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen z.B. Mensch-
Technik-Teams
• G) Prospektive Verortung (Zeitfenster Prognose), z.B. in 1-5
Jahren
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Vergabe der Codes beim Horizon Scanning
• A) Übergeordnete Themenfelder • B) Einzelne Bereiche der jeweiligen Felder
• C) Einordnung der Quelle • D) Jahresangabe der Quelle
• E) Zentrale Aspekte zum Feld
• F) Zuordnung zur Roadmap-Matrix
• G) Prospektive Verortung
A bis D
Wird i.d.R. für
den gesamten
Text vergeben.
E bis G
Wird für einzelne
Textabschnitte
vergeben.
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Exemplarisches Virtuelles
Ergebnis der Anwendung des
Codierungsschemas
G
A01
B01 B01 B01
F
Heute 2020 2025 2030
E …
Mensch-Technik-Teams
Bidirektionales
Bio-Technik-
Interface
Hirn-
Mapping
Demografischer Wandel
(Biofunktionale
Implantate)
• Zu jedem E-Code wird i.d.R.
ein F- und G-Code vergeben
• Die E-Codes sollten
akkumulieren.
• Die „unteren“ Codes können zu
mehreren „oberen Codes“
zählen z.B. Intelligente
Implantate zu A01 Mensch-
Technik-Interaktion und A02
Gesundheit
Mensch-Technik-Kooperation
intelligente Prothesen
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© VDI/VDE-IT 12
Beispiel “Open Innovation & Cloud Services”
• Auswertung von ca. 200 Quellen
• Co-Ocurrence-Analyse zeigt die Häufigkeit, wie oft zwei Themen miteinander auftreten (C-Index).
• Werte zwischen 0 (keine Co-Ocurrence) und 1 (völlige Co-Ocurrence).
• Bei Kombinationen mit hohem C-Index erfolgt eine tiefergehende Analyse der Textstellen.
Hypothese: Innovationen entstehen vermehrt in hybriden Multiakteursprozessen, in denen professionelle
und nicht professionelle Akteure sowie interessierte Nutzer gemeinsam an Ideen und Entwicklungen
arbeiten.
C-Indizes (0 - 1) Aggregiert:
Spalten Big Data
Cloud
Services
Open
Innovation
Open
Source
Inventions-/
Innovationsfaktor
Forschung &
Entwicklung
Innovationsge-
schwindigkeit
Aggregiert: Zeilen 0,22 0,11 0,12 0,09 0,08 0,11 0,1 0,02
Kooperation 0,12 0,1 0,08 0,13 0,08 0,11 0,08 0,01
Nutzerintegration 0,05 0,04 0,01 0,15 0,04 0,07 0,08 0,01
Onlinecommunity/
soziale Netzwerke 0,04 0,05 0,01 0,1 0,05 0,02 0,03 0,03
Promotor 0,05 0,08 0,03 0,08 0,04 0,05 0,03 0
Arbeitsorganisation/
Berufsbild 0,04 0,04 0,03 0,07 0,03 0,01 0,08 0,02
Datenaustausch 0,04 0,04 0,07 0,02 0,02 0,02 0,04 0,03
Kommunikation 0,04 0,04 0,05 0,03 0,02 0,03 0,01 0,01
Nutzerfreundlichkeit 0,05 0,03 0,08 0,02 0,03 0,02 0,03 0,01
Rote Umrandung
Überdurchschnittlich, häufige Kombination
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Beispiel “Open Innovation & Cloud Services”
• Darstellung einer Netzwerkansicht ausgewählter Code-Paare
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© VDI/VDE-IT 14
Fazit
• Das frühzeitige Erkennen von Trends ist wichtig für die Konzeption strategischer Maßnahmen.
• Horizon Scanning erlaubt die Identifikation schwacher Signale am Horizont, die für zeitnahes Handeln relevant sind.
• Atlas.ti bzw. die Software zur Codierung von Texten wird für die ex-ante Evalution zur Technikfolgenabschätzung verwandt.
• Das Software-basierte System ermöglicht eine professionalisierte und systematische Vorgehensweise und deckt unterwartete Zusammenhänge auf.
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© VDI/VDE-IT 15
Simone Ehrenberg-Silies
+49 30 310078-187
Dr. Sonja Kind
+49 30 310078-283
VDI/VDE Innovation und Technik GmbH
Steinplatz 1 10623 Berlin Deutschland
www.vdivde-it.de
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Die Visual Roadmap als Strukturierungs-Matrix