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Page 1: Intelligenztest für die Fabrik

► Die Informationsflutin der Fertigung nimmt zu.

► Produktionsabläufe lassensichoft effizienter gestalten.

Anja SteinbuchHamburg

In der Fertigungshalle des Me-tallverarbeitungsbetriebsTMSin der NähevonTrier läuft fastalles automatisch.EinLaserge-rät schneidet Metallstufen für

eine Baumaschine zu, danebentrennteinGerätHalterungenfürdenFassadenbau auseinem Blech. EinedritteMaschine fertigtAntirutschgit-ter, die für Außentreppen benötigtwerden.DieProduktionsautomatenwerden laufend mit Konstruktions-datengefüttert, fertigeTeile schickensie selbsttätig an ein angebundenesHochregallager.

Eine automatisierte und vernetzteFabrikwie diese erzeugt eine regel-rechte Flut an Informationen: Sen-sorenüberwachendie Arbeitsschrit-te. Maschinen kommunizieren mitanderen Maschinen. Der Datenberg,der dabei anfällt, ist ein kostbaresGut:Wer die einzelnen Infohappenmiteinander verknüpfen kann unddaraus Schlussfolgerungen zieht,kann Prozesseeffizienterund flexib-ler gestalten sowie aussagekräftigePrognosen treffen. Mittelständlernfällt es aberoft schwer,denWissens-vorsprung zu nutzen.

Laut einer Studie der Beratungs-firma Pierre Audoin Consultants(PAC) sehen zwei Drittel der Produk-tionsleiter im industriellen Mittel-standdieWelle an Informationen als„sehr große IT-Herausforderung“.Über den Handlungsbedarf sindsich die meisten bewusst: „Das ra-sante Datenwachstum wird insbe-

sondere in der Produktion zuneh-mend als drängendes Problem er-kannt“, sagt PAC-Berater KarstenLeclerque.Vor allem fertigungsnahePrüfdatenundQualitätskennzahlensowie Datenmengen aus der Lager-und Transportlogistik müssten mitgeeigneten IT-Lösungen bewältigtwerden.

„Die Vernetzung der Produktionund der Logistik ist die Grundlagefür die Verbesserung bestehenderFertigungsabläufe“, sagt Klaus Bau-er, Entwicklungsleiter für Basistech-nologien bei demWerkzeugmaschi-nenhersteller Trumpf. Um dieseIdee einer intelligenten Fabrik, dieunterdem Schlagwort Industrie 4.0diskutiertwird, in der Praxis umzu-setzen sei die Verarbeitung großerDatenmengen „von zentraler Be-deutung“, meint Berater Leclerque.

In einer Fabrikhalle von SiemensinderOberpfalzwirddie Herausfor-derung des Phänomens Big Datadeutlich: 1995 wurden hier täglich5 000 Datenerhoben, heute sindesmehr als 50 Millionen. Alle Maschi-nen sind online, für die Qualitäts-kontrolle gibt es mehr als 1 000 Sen-soren, fürdie Logistik imWerk mehrals 1 000 Scanner.

Um die Daten zu ordnen, auszu-werten und so aufzubereiten, dasssie dem Management als Entschei-dungsgrundlagedienen können, be-darf es einer leistungsstarken Analy-setechnik. Konzerne wie SAS, SAP,IBM, BlueYonder,T-Systems, Fujitsuund Hewlett-Packard haben sich indem neuen Marktsegment mit ent-sprechenden Softwareangebotenpositioniert.

DasVersprechender IT-Dienstleis-ter: Je mehr Daten erfasst, gespei-chert und analysiert werden, destodetaillierterwirddas Bilddavon,wiekleinste Elemente innerhalb einesProduktionsprozesses miteinanderzusammenhängen.

Produktionsleiter erhalten so einFrühwarnsystem. Es weist auf be-vorstehende Ausfälle einzelner Ma-schinen oder drohenden Qualitäts-verlust hin – und zeigt gleichzeitig,was anwelcher Stelle zu tun ist, umden Prozesswieder ins Lot zu brin-gen. „Der Fertigungsleiter weiß zujedem Zeitpunkt,wie seine Produk-tionderzeit läuftundwie sie morgenund übermorgen voraussichtlichlaufenwird“, sagtGerhard Altmann,der beim IT-Konzern SAS fürden Be-reich Produktionverantwortlich ist.

In einer Studie, die SAS in Auftraggegeben hat, zeigt sich, dass Mittel-ständler hohe Erwartungen an Big-Data-Lösungen haben:Über 80 Pro-zent gehen davon aus, dass die Ana-lyse von Maschinendaten für dieeigene Firma weiter an Bedeutunggewinnen wird, ergab die vom Mei-nungsforschungsinstitut Forsaunter200 Unternehmen durchgeführteUmfrage.

Dass die Datenmengen für den in-dustriellenMittelstand eineChancedarstellen, steht auch für NorbertGronau, Lehrstuhlinhaber am Insti-tut für Wirtschaftsinformatik derUniversität Potsdam, außer Frage.Die Betriebe sollten die Möglichkei-ten nutzen, an zusätzliche Informa-tionen zu kommen, „um fitter undintelligenter zu werden“, rät Gro-nau. Doch er weiß, dass den Unter-nehmen nocheinweiterWeg bevor-steht: Einer Studie seiner Hochschu-le zufolge,wertet erst ein Drittel derFertigungsbetriebe im deutschspra-chigen Raum Maschinen- und Sen-sordaten aus. Das Urteil der For-scher fällt ernüchternd aus: Analyse-software für die Optimierung derProduktionwird laut ihren Erkennt-nissen nur spontan, einzelfallbezo-gen und wenig strategisch einge-setzt.

Die systematische Analyse von Produktionsdaten erhöht dieWettbewerbskraft der Industrie.

Intelligenztest für die Fabrik

Handelsblatt Nr. 040 vom 26.02.2014 Seite 052

Specials Der deutsche Mittelstand

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► Die Informationsflutin der Fertigung nimmt zu.

► Produktionsabläufe lassensichoft effizienter gestalten.

Anja SteinbuchHamburg

In der Fertigungshalle des Me-tallverarbeitungsbetriebsTMSin der NähevonTrier läuft fastalles automatisch.EinLaserge-rät schneidet Metallstufen für

eine Baumaschine zu, danebentrennteinGerätHalterungenfürdenFassadenbau auseinem Blech. EinedritteMaschine fertigtAntirutschgit-ter, die für Außentreppen benötigtwerden.DieProduktionsautomatenwerden laufend mit Konstruktions-datengefüttert, fertigeTeile schickensie selbsttätig an ein angebundenesHochregallager.

Eine automatisierte und vernetzteFabrikwie diese erzeugt eine regel-rechte Flut an Informationen: Sen-sorenüberwachendie Arbeitsschrit-te. Maschinen kommunizieren mitanderen Maschinen. Der Datenberg,der dabei anfällt, ist ein kostbaresGut:Wer die einzelnen Infohappenmiteinander verknüpfen kann unddaraus Schlussfolgerungen zieht,kann Prozesseeffizienterund flexib-ler gestalten sowie aussagekräftigePrognosen treffen. Mittelständlernfällt es aberoft schwer,denWissens-vorsprung zu nutzen.

Laut einer Studie der Beratungs-firma Pierre Audoin Consultants(PAC) sehen zwei Drittel der Produk-tionsleiter im industriellen Mittel-standdieWelle an Informationen als„sehr große IT-Herausforderung“.Über den Handlungsbedarf sindsich die meisten bewusst: „Das ra-sante Datenwachstum wird insbe-

sondere in der Produktion zuneh-mend als drängendes Problem er-kannt“, sagt PAC-Berater KarstenLeclerque.Vor allem fertigungsnahePrüfdatenundQualitätskennzahlensowie Datenmengen aus der Lager-und Transportlogistik müssten mitgeeigneten IT-Lösungen bewältigtwerden.

„Die Vernetzung der Produktionund der Logistik ist die Grundlagefür die Verbesserung bestehenderFertigungsabläufe“, sagt Klaus Bau-er, Entwicklungsleiter für Basistech-nologien bei demWerkzeugmaschi-nenhersteller Trumpf. Um dieseIdee einer intelligenten Fabrik, dieunterdem Schlagwort Industrie 4.0diskutiertwird, in der Praxis umzu-setzen sei die Verarbeitung großerDatenmengen „von zentraler Be-deutung“, meint Berater Leclerque.

In einer Fabrikhalle von SiemensinderOberpfalzwirddie Herausfor-derung des Phänomens Big Datadeutlich: 1995 wurden hier täglich5 000 Datenerhoben, heute sindesmehr als 50 Millionen. Alle Maschi-nen sind online, für die Qualitäts-kontrolle gibt es mehr als 1 000 Sen-soren, fürdie Logistik imWerk mehrals 1 000 Scanner.

Um die Daten zu ordnen, auszu-werten und so aufzubereiten, dasssie dem Management als Entschei-dungsgrundlagedienen können, be-darf es einer leistungsstarken Analy-setechnik. Konzerne wie SAS, SAP,IBM, BlueYonder,T-Systems, Fujitsuund Hewlett-Packard haben sich indem neuen Marktsegment mit ent-sprechenden Softwareangebotenpositioniert.

DasVersprechender IT-Dienstleis-ter: Je mehr Daten erfasst, gespei-chert und analysiert werden, destodetaillierterwirddas Bilddavon,wiekleinste Elemente innerhalb einesProduktionsprozesses miteinanderzusammenhängen.

Produktionsleiter erhalten so einFrühwarnsystem. Es weist auf be-vorstehende Ausfälle einzelner Ma-schinen oder drohenden Qualitäts-verlust hin – und zeigt gleichzeitig,was anwelcher Stelle zu tun ist, umden Prozesswieder ins Lot zu brin-gen. „Der Fertigungsleiter weiß zujedem Zeitpunkt,wie seine Produk-tionderzeit läuftundwie sie morgenund übermorgen voraussichtlichlaufenwird“, sagtGerhard Altmann,der beim IT-Konzern SAS fürden Be-reich Produktionverantwortlich ist.

In einer Studie, die SAS in Auftraggegeben hat, zeigt sich, dass Mittel-ständler hohe Erwartungen an Big-Data-Lösungen haben:Über 80 Pro-zent gehen davon aus, dass die Ana-lyse von Maschinendaten für dieeigene Firma weiter an Bedeutunggewinnen wird, ergab die vom Mei-nungsforschungsinstitut Forsaunter200 Unternehmen durchgeführteUmfrage.

Dass die Datenmengen für den in-dustriellenMittelstand eineChancedarstellen, steht auch für NorbertGronau, Lehrstuhlinhaber am Insti-tut für Wirtschaftsinformatik derUniversität Potsdam, außer Frage.Die Betriebe sollten die Möglichkei-ten nutzen, an zusätzliche Informa-tionen zu kommen, „um fitter undintelligenter zu werden“, rät Gro-nau. Doch er weiß, dass den Unter-nehmen nocheinweiterWeg bevor-steht: Einer Studie seiner Hochschu-le zufolge,wertet erst ein Drittel derFertigungsbetriebe im deutschspra-chigen Raum Maschinen- und Sen-sordaten aus. Das Urteil der For-scher fällt ernüchternd aus: Analyse-software für die Optimierung derProduktionwird laut ihren Erkennt-nissen nur spontan, einzelfallbezo-gen und wenig strategisch einge-setzt.

Die systematische Analyse von Produktionsdaten erhöht dieWettbewerbskraft der Industrie.

Intelligenztest für die Fabrik

Handelsblatt Nr. 040 vom 26.02.2014 Seite 052

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► Die Informationsflutin der Fertigung nimmt zu.

► Produktionsabläufe lassensichoft effizienter gestalten.

Anja SteinbuchHamburg

In der Fertigungshalle des Me-tallverarbeitungsbetriebsTMSin der NähevonTrier läuft fastalles automatisch.EinLaserge-rät schneidet Metallstufen für

eine Baumaschine zu, danebentrennteinGerätHalterungenfürdenFassadenbau auseinem Blech. EinedritteMaschine fertigtAntirutschgit-ter, die für Außentreppen benötigtwerden.DieProduktionsautomatenwerden laufend mit Konstruktions-datengefüttert, fertigeTeile schickensie selbsttätig an ein angebundenesHochregallager.

Eine automatisierte und vernetzteFabrikwie diese erzeugt eine regel-rechte Flut an Informationen: Sen-sorenüberwachendie Arbeitsschrit-te. Maschinen kommunizieren mitanderen Maschinen. Der Datenberg,der dabei anfällt, ist ein kostbaresGut:Wer die einzelnen Infohappenmiteinander verknüpfen kann unddaraus Schlussfolgerungen zieht,kann Prozesseeffizienterund flexib-ler gestalten sowie aussagekräftigePrognosen treffen. Mittelständlernfällt es aberoft schwer,denWissens-vorsprung zu nutzen.

Laut einer Studie der Beratungs-firma Pierre Audoin Consultants(PAC) sehen zwei Drittel der Produk-tionsleiter im industriellen Mittel-standdieWelle an Informationen als„sehr große IT-Herausforderung“.Über den Handlungsbedarf sindsich die meisten bewusst: „Das ra-sante Datenwachstum wird insbe-

sondere in der Produktion zuneh-mend als drängendes Problem er-kannt“, sagt PAC-Berater KarstenLeclerque.Vor allem fertigungsnahePrüfdatenundQualitätskennzahlensowie Datenmengen aus der Lager-und Transportlogistik müssten mitgeeigneten IT-Lösungen bewältigtwerden.

„Die Vernetzung der Produktionund der Logistik ist die Grundlagefür die Verbesserung bestehenderFertigungsabläufe“, sagt Klaus Bau-er, Entwicklungsleiter für Basistech-nologien bei demWerkzeugmaschi-nenhersteller Trumpf. Um dieseIdee einer intelligenten Fabrik, dieunterdem Schlagwort Industrie 4.0diskutiertwird, in der Praxis umzu-setzen sei die Verarbeitung großerDatenmengen „von zentraler Be-deutung“, meint Berater Leclerque.

In einer Fabrikhalle von SiemensinderOberpfalzwirddie Herausfor-derung des Phänomens Big Datadeutlich: 1995 wurden hier täglich5 000 Datenerhoben, heute sindesmehr als 50 Millionen. Alle Maschi-nen sind online, für die Qualitäts-kontrolle gibt es mehr als 1 000 Sen-soren, fürdie Logistik imWerk mehrals 1 000 Scanner.

Um die Daten zu ordnen, auszu-werten und so aufzubereiten, dasssie dem Management als Entschei-dungsgrundlagedienen können, be-darf es einer leistungsstarken Analy-setechnik. Konzerne wie SAS, SAP,IBM, BlueYonder,T-Systems, Fujitsuund Hewlett-Packard haben sich indem neuen Marktsegment mit ent-sprechenden Softwareangebotenpositioniert.

DasVersprechender IT-Dienstleis-ter: Je mehr Daten erfasst, gespei-chert und analysiert werden, destodetaillierterwirddas Bilddavon,wiekleinste Elemente innerhalb einesProduktionsprozesses miteinanderzusammenhängen.

Produktionsleiter erhalten so einFrühwarnsystem. Es weist auf be-vorstehende Ausfälle einzelner Ma-schinen oder drohenden Qualitäts-verlust hin – und zeigt gleichzeitig,was anwelcher Stelle zu tun ist, umden Prozesswieder ins Lot zu brin-gen. „Der Fertigungsleiter weiß zujedem Zeitpunkt,wie seine Produk-tionderzeit läuftundwie sie morgenund übermorgen voraussichtlichlaufenwird“, sagtGerhard Altmann,der beim IT-Konzern SAS fürden Be-reich Produktionverantwortlich ist.

In einer Studie, die SAS in Auftraggegeben hat, zeigt sich, dass Mittel-ständler hohe Erwartungen an Big-Data-Lösungen haben:Über 80 Pro-zent gehen davon aus, dass die Ana-lyse von Maschinendaten für dieeigene Firma weiter an Bedeutunggewinnen wird, ergab die vom Mei-nungsforschungsinstitut Forsaunter200 Unternehmen durchgeführteUmfrage.

Dass die Datenmengen für den in-dustriellenMittelstand eineChancedarstellen, steht auch für NorbertGronau, Lehrstuhlinhaber am Insti-tut für Wirtschaftsinformatik derUniversität Potsdam, außer Frage.Die Betriebe sollten die Möglichkei-ten nutzen, an zusätzliche Informa-tionen zu kommen, „um fitter undintelligenter zu werden“, rät Gro-nau. Doch er weiß, dass den Unter-nehmen nocheinweiterWeg bevor-steht: Einer Studie seiner Hochschu-le zufolge,wertet erst ein Drittel derFertigungsbetriebe im deutschspra-chigen Raum Maschinen- und Sen-sordaten aus. Das Urteil der For-scher fällt ernüchternd aus: Analyse-software für die Optimierung derProduktionwird laut ihren Erkennt-nissen nur spontan, einzelfallbezo-gen und wenig strategisch einge-setzt.

Die systematische Analyse von Produktionsdaten erhöht dieWettbewerbskraft der Industrie.

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► Die Informationsflutin der Fertigung nimmt zu.

► Produktionsabläufe lassensichoft effizienter gestalten.

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In der Fertigungshalle des Me-tallverarbeitungsbetriebsTMSin der NähevonTrier läuft fastalles automatisch.EinLaserge-rät schneidet Metallstufen für

eine Baumaschine zu, danebentrennteinGerätHalterungenfürdenFassadenbau auseinem Blech. EinedritteMaschine fertigtAntirutschgit-ter, die für Außentreppen benötigtwerden.DieProduktionsautomatenwerden laufend mit Konstruktions-datengefüttert, fertigeTeile schickensie selbsttätig an ein angebundenesHochregallager.

Eine automatisierte und vernetzteFabrikwie diese erzeugt eine regel-rechte Flut an Informationen: Sen-sorenüberwachendie Arbeitsschrit-te. Maschinen kommunizieren mitanderen Maschinen. Der Datenberg,der dabei anfällt, ist ein kostbaresGut:Wer die einzelnen Infohappenmiteinander verknüpfen kann unddaraus Schlussfolgerungen zieht,kann Prozesseeffizienterund flexib-ler gestalten sowie aussagekräftigePrognosen treffen. Mittelständlernfällt es aberoft schwer,denWissens-vorsprung zu nutzen.

Laut einer Studie der Beratungs-firma Pierre Audoin Consultants(PAC) sehen zwei Drittel der Produk-tionsleiter im industriellen Mittel-standdieWelle an Informationen als„sehr große IT-Herausforderung“.Über den Handlungsbedarf sindsich die meisten bewusst: „Das ra-sante Datenwachstum wird insbe-

sondere in der Produktion zuneh-mend als drängendes Problem er-kannt“, sagt PAC-Berater KarstenLeclerque.Vor allem fertigungsnahePrüfdatenundQualitätskennzahlensowie Datenmengen aus der Lager-und Transportlogistik müssten mitgeeigneten IT-Lösungen bewältigtwerden.

„Die Vernetzung der Produktionund der Logistik ist die Grundlagefür die Verbesserung bestehenderFertigungsabläufe“, sagt Klaus Bau-er, Entwicklungsleiter für Basistech-nologien bei demWerkzeugmaschi-nenhersteller Trumpf. Um dieseIdee einer intelligenten Fabrik, dieunterdem Schlagwort Industrie 4.0diskutiertwird, in der Praxis umzu-setzen sei die Verarbeitung großerDatenmengen „von zentraler Be-deutung“, meint Berater Leclerque.

In einer Fabrikhalle von SiemensinderOberpfalzwirddie Herausfor-derung des Phänomens Big Datadeutlich: 1995 wurden hier täglich5 000 Datenerhoben, heute sindesmehr als 50 Millionen. Alle Maschi-nen sind online, für die Qualitäts-kontrolle gibt es mehr als 1 000 Sen-soren, fürdie Logistik imWerk mehrals 1 000 Scanner.

Um die Daten zu ordnen, auszu-werten und so aufzubereiten, dasssie dem Management als Entschei-dungsgrundlagedienen können, be-darf es einer leistungsstarken Analy-setechnik. Konzerne wie SAS, SAP,IBM, BlueYonder,T-Systems, Fujitsuund Hewlett-Packard haben sich indem neuen Marktsegment mit ent-sprechenden Softwareangebotenpositioniert.

DasVersprechender IT-Dienstleis-ter: Je mehr Daten erfasst, gespei-chert und analysiert werden, destodetaillierterwirddas Bilddavon,wiekleinste Elemente innerhalb einesProduktionsprozesses miteinanderzusammenhängen.

Produktionsleiter erhalten so einFrühwarnsystem. Es weist auf be-vorstehende Ausfälle einzelner Ma-schinen oder drohenden Qualitäts-verlust hin – und zeigt gleichzeitig,was anwelcher Stelle zu tun ist, umden Prozesswieder ins Lot zu brin-gen. „Der Fertigungsleiter weiß zujedem Zeitpunkt,wie seine Produk-tionderzeit läuftundwie sie morgenund übermorgen voraussichtlichlaufenwird“, sagtGerhard Altmann,der beim IT-Konzern SAS fürden Be-reich Produktionverantwortlich ist.

In einer Studie, die SAS in Auftraggegeben hat, zeigt sich, dass Mittel-ständler hohe Erwartungen an Big-Data-Lösungen haben:Über 80 Pro-zent gehen davon aus, dass die Ana-lyse von Maschinendaten für dieeigene Firma weiter an Bedeutunggewinnen wird, ergab die vom Mei-nungsforschungsinstitut Forsaunter200 Unternehmen durchgeführteUmfrage.

Dass die Datenmengen für den in-dustriellenMittelstand eineChancedarstellen, steht auch für NorbertGronau, Lehrstuhlinhaber am Insti-tut für Wirtschaftsinformatik derUniversität Potsdam, außer Frage.Die Betriebe sollten die Möglichkei-ten nutzen, an zusätzliche Informa-tionen zu kommen, „um fitter undintelligenter zu werden“, rät Gro-nau. Doch er weiß, dass den Unter-nehmen nocheinweiterWeg bevor-steht: Einer Studie seiner Hochschu-le zufolge,wertet erst ein Drittel derFertigungsbetriebe im deutschspra-chigen Raum Maschinen- und Sen-sordaten aus. Das Urteil der For-scher fällt ernüchternd aus: Analyse-software für die Optimierung derProduktionwird laut ihren Erkennt-nissen nur spontan, einzelfallbezo-gen und wenig strategisch einge-setzt.

Die systematische Analyse von Produktionsdaten erhöht dieWettbewerbskraft der Industrie.

Intelligenztest für die Fabrik

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► Hohe Kupons sind kaumdurch Mieten zu decken.

► Vorsicht bei Anleihen zurFinanzierungvon Projekten.

Reiner ReichelDüsseldorf

Sparbuchzinsen: nichtmessbar. Tagesgeld-Zin-sen:umeinProzent. Zehn-jährige Bundesanleihen:imSchnitt 1,4 ProzentRen-

dite. Anleihen deutscher Immobi-lienunternehmen sind viel verlo-ckender, rentieren siedochbis zu 16Prozent.Das Zinsniveau ist zwar niedrig.

Dochdass die Renditemit demRisi-ko steigen muss, gilt immer. Daswissen auch Anleger – und nicht al-le wollen offenbar am oberen Risi-ko- und Renditeende kaufen. Des-halb hatten die beiden Unterneh-menTAG ImmobilienundDICAssetauch mit einer Fünf vor dem Zins-komma keineMühe, imVorjahr be-gebene Anleihen im Februar aufzu-stocken, und zwar zu höheren Aus-gabekursen als 2013 (siehe Grafik).Doch Kupons von fünf Prozent

undmehr sollten Anleger eigentlichstutzigmachen.Warum finanzierensichdie Firmen nichtwesentlich bil-liger bei einer Bank?Eine Antwort:VomKapitalmarkt

gibt es schneller Geld als von einerBank. Das gilt jedenfalls für Unter-nehmen, die am Kapitalmarkt ein-geführt sind – etwa börsennotierte

Gesellschaften, zu denen auchGrandCity, Adler und Estavis gehö-ren. Die Bank prüft nämlich sehraufwendig,was sie finanzieren soll.Das kostet Zeit. Der Anleihegläubi-ger hingegenmuss sich ohne eigenePrüfung daraufverlassen, dass seinGeld so investiert wird, dass es dieZinsen verdient.Die zweite Antwort: Der Emittent

bekommt schlicht kein Geld vonder Bank oder höchstens zuschlechteren Konditionen als aufdem Anleihemarkt.

Die Immobilienmarktforscher Bul-wienGesaundder Kapitalmarktbe-rater Flatow Advisory Partners ha-ben in einer Umfrage festgestellt,dass Kreditinstitute zurzeit Gebäu-de im Schnitt bis zu 70 Prozent be-leihen und Bestandsgebäude fürfünf Jahre zu drei Prozent finanzie-ren.Will eineGesellschaft etwa einImmobilienpaket mit nur 20 Pro-zent Eigenkapital kaufen, könnteein Fonds die über die Bankfinan-zierung hinausgehenden zehn Pro-zent übernehmen. Erwürdewahr-scheinlich eine zweistelligeVerzin-sung verlangen. Dieses Darlehenwäre nachrangig. Gerät das Unter-nehmen in Schieflage, bedient sichzuerst die Bank. Eine Anleihe miteinemeinstelligen Kupon ist für dasUnternehmen günstiger. Die Anle-ger übernehmendas gleiche Risikozu einem geringeren Preis.Sicher ist, dass sich aus Mietren-

diten nach BewirtschaftungskostenKupons von mehr als fünf Prozentkaum bezahlen lassen, schon garnicht bei Wohnungen. Deswegen

sollten Anleger auf die durch-schnittliche Zinslast über die kom-plette Fremdfinanzierung schauen.DieTAG gibt eine durchschnittlicheZinslast von 3,7 Prozent an. Dieschnell wachsende Adler RealEstate,wieTAGeinWohnungsinves-tor, nennt auf Anfrage fünf Prozent.Für Projektentwicklungen seien

Kredite sogar zu 2,75 Prozent zu be-kommen, berichtet FAP-PartnerCurth-C. Flatow. Das klingt para-dox, denn Bauvorhaben zu finan-zieren ist riskanter, als vermieteteGebäude zu beleihen. Die Auflö-sung: Neubauten, die innerhalbvonzwei bis drei Jahren bezugsfertigsind, werden mit variablen Zinsenfinanziert. Trotz höherer Margender Banken sind die Konditionengegenwärtig günstiger als für einefünfjährige Zinsbindung.TrotzdemwarbenundwerbenGesellschaftenwie Cloud No. 7, Euroboden, Sternund Timeless Home zurzeit überAnleihen Gelder für ihre Projektebei privaten Anlegern ein.

Banken schauen besonders genauhin, bevor sie Projekte finanzieren.Alswichtige Kriterien für die Kredit-vergabe nennt Andreas Pohl, Vor-standssprecher der Deutschen Hy-po, Bonität, die Leistungsbilanz frü-herer Objekte, Lage der Grund-stücke undVorvermietungsquote.Für Privatanleger seiendiese Kri-

terien schwer zu beurteilen, genau-sowie das Risikoverspäteter Fertig-stellung und steigender Kosten,meint Kapitalmarktexperte Flatow.Er hält Anleihen aus einem weite-

ren Grund für ungeeignet zur Pro-jektfinanzierung. „Es fließen keineregelmäßigenMieteinnahmen, ausdenen die Anleihe bedientwerdenkann.“ Die Anleihe zum Bau desHotel- undWohnkomplexes CloudNo. 7 war trotzdem ein Erfolg, derdemnächst Nachahmer finden soll.Der ProjektentwicklerGewawill aufgleicheWeise seinenWohnturm inStuttgart-Fellbach finanzieren.Angesichts derunterschiedlichen

Risikoprofile und Renditen seiensolche Anleihen für Privatanlegernur bedingt geeignet, meint Wolf-gang Kubatzki, Immobilienexperte

beim Analysehaus Feri. „Eine ein-gehende Analyse ist unerlässlich.“Dazu müssen die Prospekte stu-

diert werden.Wer dies tut, erfährtbeispielsweise, dass er die Anleihevon Estavis kündigen kann, wennderWohnungsspezialist von einemanderen Unternehmen übernom-men wird. Es könnte bald so weitsein, denn Adler hat ein Übernah-meangebot für Estavis abgegeben.Angesichts der hohen Verzinsunghätten Anleger keinen Grund zukündigen, findet Estavis-Chef Jaco-po Mingazzini.

Manche Prospekte enthalten auchWunderliches – wie der von Time-less Home, die zudem nicht bereitsind, das platzierte Volumen zunennen, aber „fest“ davon ausge-hen, die Anleihe bis Ende Juni vollzu platzieren. Doch wer zahlt denvollen Emissionspreis, wenn dieAnleihe zum Kurs von 70 Prozentan der Börse notiert. Das Kernge-schäft habe sich positiv entwickelt,unddurchdieVergabevonMarken-lizenzen über den Immobilienbe-reich hinaus habeman gute Erfolgeerzielt und eine zusätzliche Einnah-mequelle geschaffen, auch durchdie Präsentation einer 18-Meter-Lu-xusjacht. Ob Zweifel an diesemKonzept als negative Berichterstat-tung gelten? Die Anleger sind auf je-den Fall gewarnt. Im Prospektsteht: „Die Reputationder Emitten-tin könnte aufgrund negativer Be-richterstattung – selbstwenn dieseungerechtfertigtwäre – oder sonsti-ger Faktoren Schaden nehmen.“

Immobilienunternehmen begebenderzeit vor allem Anleihen,um ihrWachstum zu finanzieren.

GefährlichhoheVerzinsung

Anbieter Neben den Großender Branche, Standard &Poor’s, Moody’s und Fitch, ha-ben sich Creditreform undScope auf die Benotung vonMittelständlern spezialisiert.

Skala Die Bestnote ist „AAA“,die schlechteste je nach An-bieter „C“ oder „D“. „A-“ at-testiert eine gute Bonität undein geringes Ausfallrisiko. Mit„BBB“ bewegt sich ein Unter-nehmen im Bereich stark be-friedigender Bonität und ei-nem geringen bis mittlerenAusfallrisiko, woraus mit „BB“eine nur noch befriedigendeBonität und eine mittlere Aus-fallwahrscheinlichkeit wird.

ANLEIHENDIE NOTEN

Handelsblatt Nr. 042 vom 28.02.2014 Seite 028

Finanzen & Börsen

© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten.Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].

► Hohe Kupons sind kaumdurch Mieten zu decken.

► Vorsicht bei Anleihen zurFinanzierungvon Projekten.

Reiner ReichelDüsseldorf

Sparbuchzinsen: nichtmessbar. Tagesgeld-Zin-sen:umeinProzent. Zehn-jährige Bundesanleihen:imSchnitt 1,4 ProzentRen-

dite. Anleihen deutscher Immobi-lienunternehmen sind viel verlo-ckender, rentieren siedochbis zu 16Prozent.Das Zinsniveau ist zwar niedrig.

Dochdass die Renditemit demRisi-ko steigen muss, gilt immer. Daswissen auch Anleger – und nicht al-le wollen offenbar am oberen Risi-ko- und Renditeende kaufen. Des-halb hatten die beiden Unterneh-menTAG ImmobilienundDICAssetauch mit einer Fünf vor dem Zins-komma keineMühe, imVorjahr be-gebene Anleihen im Februar aufzu-stocken, und zwar zu höheren Aus-gabekursen als 2013 (siehe Grafik).Doch Kupons von fünf Prozent

undmehr sollten Anleger eigentlichstutzigmachen.Warum finanzierensichdie Firmen nichtwesentlich bil-liger bei einer Bank?Eine Antwort:VomKapitalmarkt

gibt es schneller Geld als von einerBank. Das gilt jedenfalls für Unter-nehmen, die am Kapitalmarkt ein-geführt sind – etwa börsennotierte

Gesellschaften, zu denen auchGrandCity, Adler und Estavis gehö-ren. Die Bank prüft nämlich sehraufwendig,was sie finanzieren soll.Das kostet Zeit. Der Anleihegläubi-ger hingegenmuss sich ohne eigenePrüfung daraufverlassen, dass seinGeld so investiert wird, dass es dieZinsen verdient.Die zweite Antwort: Der Emittent

bekommt schlicht kein Geld vonder Bank oder höchstens zuschlechteren Konditionen als aufdem Anleihemarkt.

Die Immobilienmarktforscher Bul-wienGesaundder Kapitalmarktbe-rater Flatow Advisory Partners ha-ben in einer Umfrage festgestellt,dass Kreditinstitute zurzeit Gebäu-de im Schnitt bis zu 70 Prozent be-leihen und Bestandsgebäude fürfünf Jahre zu drei Prozent finanzie-ren.Will eineGesellschaft etwa einImmobilienpaket mit nur 20 Pro-zent Eigenkapital kaufen, könnteein Fonds die über die Bankfinan-zierung hinausgehenden zehn Pro-zent übernehmen. Erwürdewahr-scheinlich eine zweistelligeVerzin-sung verlangen. Dieses Darlehenwäre nachrangig. Gerät das Unter-nehmen in Schieflage, bedient sichzuerst die Bank. Eine Anleihe miteinemeinstelligen Kupon ist für dasUnternehmen günstiger. Die Anle-ger übernehmendas gleiche Risikozu einem geringeren Preis.Sicher ist, dass sich aus Mietren-

diten nach BewirtschaftungskostenKupons von mehr als fünf Prozentkaum bezahlen lassen, schon garnicht bei Wohnungen. Deswegen

sollten Anleger auf die durch-schnittliche Zinslast über die kom-plette Fremdfinanzierung schauen.DieTAG gibt eine durchschnittlicheZinslast von 3,7 Prozent an. Dieschnell wachsende Adler RealEstate,wieTAGeinWohnungsinves-tor, nennt auf Anfrage fünf Prozent.Für Projektentwicklungen seien

Kredite sogar zu 2,75 Prozent zu be-kommen, berichtet FAP-PartnerCurth-C. Flatow. Das klingt para-dox, denn Bauvorhaben zu finan-zieren ist riskanter, als vermieteteGebäude zu beleihen. Die Auflö-sung: Neubauten, die innerhalbvonzwei bis drei Jahren bezugsfertigsind, werden mit variablen Zinsenfinanziert. Trotz höherer Margender Banken sind die Konditionengegenwärtig günstiger als für einefünfjährige Zinsbindung.TrotzdemwarbenundwerbenGesellschaftenwie Cloud No. 7, Euroboden, Sternund Timeless Home zurzeit überAnleihen Gelder für ihre Projektebei privaten Anlegern ein.

Banken schauen besonders genauhin, bevor sie Projekte finanzieren.Alswichtige Kriterien für die Kredit-vergabe nennt Andreas Pohl, Vor-standssprecher der Deutschen Hy-po, Bonität, die Leistungsbilanz frü-herer Objekte, Lage der Grund-stücke undVorvermietungsquote.Für Privatanleger seiendiese Kri-

terien schwer zu beurteilen, genau-sowie das Risikoverspäteter Fertig-stellung und steigender Kosten,meint Kapitalmarktexperte Flatow.Er hält Anleihen aus einem weite-

ren Grund für ungeeignet zur Pro-jektfinanzierung. „Es fließen keineregelmäßigenMieteinnahmen, ausdenen die Anleihe bedientwerdenkann.“ Die Anleihe zum Bau desHotel- undWohnkomplexes CloudNo. 7 war trotzdem ein Erfolg, derdemnächst Nachahmer finden soll.Der ProjektentwicklerGewawill aufgleicheWeise seinenWohnturm inStuttgart-Fellbach finanzieren.Angesichts derunterschiedlichen

Risikoprofile und Renditen seiensolche Anleihen für Privatanlegernur bedingt geeignet, meint Wolf-gang Kubatzki, Immobilienexperte

beim Analysehaus Feri. „Eine ein-gehende Analyse ist unerlässlich.“Dazu müssen die Prospekte stu-

diert werden.Wer dies tut, erfährtbeispielsweise, dass er die Anleihevon Estavis kündigen kann, wennderWohnungsspezialist von einemanderen Unternehmen übernom-men wird. Es könnte bald so weitsein, denn Adler hat ein Übernah-meangebot für Estavis abgegeben.Angesichts der hohen Verzinsunghätten Anleger keinen Grund zukündigen, findet Estavis-Chef Jaco-po Mingazzini.

Manche Prospekte enthalten auchWunderliches – wie der von Time-less Home, die zudem nicht bereitsind, das platzierte Volumen zunennen, aber „fest“ davon ausge-hen, die Anleihe bis Ende Juni vollzu platzieren. Doch wer zahlt denvollen Emissionspreis, wenn dieAnleihe zum Kurs von 70 Prozentan der Börse notiert. Das Kernge-schäft habe sich positiv entwickelt,unddurchdieVergabevonMarken-lizenzen über den Immobilienbe-reich hinaus habeman gute Erfolgeerzielt und eine zusätzliche Einnah-mequelle geschaffen, auch durchdie Präsentation einer 18-Meter-Lu-xusjacht. Ob Zweifel an diesemKonzept als negative Berichterstat-tung gelten? Die Anleger sind auf je-den Fall gewarnt. Im Prospektsteht: „Die Reputationder Emitten-tin könnte aufgrund negativer Be-richterstattung – selbstwenn dieseungerechtfertigtwäre – oder sonsti-ger Faktoren Schaden nehmen.“

Immobilienunternehmen begebenderzeit vor allem Anleihen,um ihrWachstum zu finanzieren.

GefährlichhoheVerzinsung

Anbieter Neben den Großender Branche, Standard &Poor’s, Moody’s und Fitch, ha-ben sich Creditreform undScope auf die Benotung vonMittelständlern spezialisiert.

Skala Die Bestnote ist „AAA“,die schlechteste je nach An-bieter „C“ oder „D“. „A-“ at-testiert eine gute Bonität undein geringes Ausfallrisiko. Mit„BBB“ bewegt sich ein Unter-nehmen im Bereich stark be-friedigender Bonität und ei-nem geringen bis mittlerenAusfallrisiko, woraus mit „BB“eine nur noch befriedigendeBonität und eine mittlere Aus-fallwahrscheinlichkeit wird.

ANLEIHENDIE NOTEN

Handelsblatt Nr. 042 vom 28.02.2014 Seite 028

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