Konventionelle Nationalökonomievs.
Ökologische Ökonomik
LPM-Fortbildung am
10.11.2004
in Dudweiler
von
StR Patrick Brehm (BBZ Merzig)e-mail: [email protected]
Ziel der Ökologischen Ökonomik
• Überwindung der
Isolation der
Einzelwissenschaften
• Beachtung der
irdischen Kapazitäten
zur Erhaltung des
Lebens
Gegenstand derÖkologischen Ökonomik
nach
von
Ökonomische Sektoren Ökologische Sektoren
Ökonomische Sektoren „Konventionelle“
Ökonomik
Neoklassische
Umweltökonomik
Ökologische Sektoren Ressourcenökonomik „Konventionelle“
Ökologie
aus Costanza et al., S. 60.
Zwei Pioniere der Ökologischen Ökonomik
Nicholas Georgescu-Roegen
1906-1994; arbeitete die
thermodynamische Betrachtungsweise
für die Wirtschaftswissenschaften aus
Abb. aus Piper (1996), S. 261
Herman E. Daly
Schüler von Georgescu-Roegen, Träger
des alternativen Nobelpreises
Abb. aus Kucklick (1999), S.159
Weitere Vertreter: Robert Costanza, Hermann Bartmann.
Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik
• Grundlagen der Thermodynamik
• Präanalytische Visionen
• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren
• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen
• Wohlfahrtsmessung
• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem
• Bevölkerung
Das unvermeidbare Chaos
Thermodynamik als Weltgesetz
Die Hauptsätze der Thermodynamik
Definition Physikalische Bedeutung Ökonomische
Bedeutung
Erster
Hauptsatz
(Erhaltungs-
satz)
Energie kann in geschlossenen
Systemen weder geschaffen
noch zerstört werden.
Chemische Energie im
Treibstoff wird in
kinetische (Bewegungs-)
Energie verwandelt plus
Verstreuung von CO2 in
die Atmosphäre etc.
Energetisch ist
Überschußproduktion
nicht möglich.
Tauschprozesse ohne
Gewinn oder Verlust.
Zweiter
Hauptsatz
(Entropie-
gesetz)
Der Zustand größter
Unordnung hat die größte
Wahrscheinlichkeit. Daher
muss die Entropie in
geschlossenen Systemen bei
allen Umwandlungsprozessen
wachsen.
Energie kann nur einmal
zur Arbeit genutzt werden.
Transformation
wertvoller Energie in
wertlose Abluft,
Niedrige Entropie
verwandelt sich in
hohe Entropie.
Vierter
Hauptsatz
(Georgescu-
Roegen)
Der zweite Hauptsatz wird
auch auf Stoffflüsse
ausgedehnt.
Stoffe dissipieren bei der
Nutzung.
Kein vollständiges
Recycling möglich.
nach Altvater (verändert)
Was ist Entropie?
• Entropie ist ein physikalisches Maß für die Unordnung eines Systems.
Lehrbuchbeispiel ist die Diffusion von Gasmolekülen.
Links: zwei Gase durch
Trennwand getrennt
Rechts: Zustand nach Entfernung
der Trennwand
• Ein weiteres Beispiel ist der
Abbau von Lagerstätten
(Öl, Gas, Kohle etc.)!
Abb. aus Hubbert (1993), S. 119, verändert
Abb. aus Christen (1985), S. 280, verändert
Ausdrucksformen des Entropieanstiegs
• Vermischung von Stoffen und Verlust
nutzbarer Ressourcen
• Thermische Abstrahlung und daher
verringerte Qualität von Energie zur
Leistung von Arbeit
• Steigerung der Toxizität der Umwelt
Nach Altvater.
Georgescu-Roegens Sanduhr-Modell
• Beständiger Zufluß an freier (nutzbarer) Energie von der Sonne
• Volumen und Geschwindigkeit nicht beeinflussbar
Abb. aus Daly (1999), S. 49
Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik
• Grundlagen der Thermodynamik
• Präanalytische Visionen
• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren
• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen
• Wohlfahrtsmessung
• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem
• Bevölkerung
Die Schlaraffenlandökonomie
Wirtschaft als Perpetuum Mobile?
Unternehmen HaushalteKreislauf
Güter
Produktionsfaktoren
Die präanalytische Vision derkonventionellen Nationalökonomie
Wirtschaft als
Kreislauf
Abb. aus Daly (1999), S. 72, verändert
• Wirtschaftsprozeß ist isolierter Kreislauf, ohne Einlaß und Ausgang
• Produktion und Konsum ordnen an sich unzerstörbare Bausteine nur neu an
Nach Daly (1999), S. 253.
Wirtschaftskreislauf -Präanalytische „Illusion“
Aus Kelly.
•Niedrige
Entropie
•Hohe Ordnung
•Freie (nutzbare)
Energie
•Ressourcen
•Räumlich eng
umgrenzte
Lagerstätten
•Abbau von Öl,
Gas, Kohle etc.
•Hohe Entropie
•Niedrige
Ordnung
•Gebundene
(nicht nutzbare)
Energie
•Abfall
•Weit im Raum
verteilte
Schadstoffe
•Emissionen von
CO2, NOx, O3,
CH4, FCKW etc.
Die entropische Durchlaufmenge
„Die entropische Durchlaufmenge ist grundlegender als der Kreislauf von Tauschwerten“. Das Kreislaufdiagramm „ist brauchbar für die Analyse des Tausches, aber als Rahmen für die Untersuchung von Produktion und Konsum versagt es vollkommen“ (Daly 1999, S. 254).
Abb. aus Daly (1999), S. 72, ergänzt
Ökologische Wirtschaftsmodelle im Unterricht:
Wirtschaft als OrganismusStaat
Geldkreislauf
Haushalt
Unternehmen
Ressourcen
(aus Quelle)
Abfall (in Senke)
Quelle = Senke
Markt
Zentralbank
Ausland
Ökologische Wirtschaftsmodelle im Unterricht:
Wirtschaft als Subsystem des
Wirtschafts-
system
Quellen
Senken
Materialien
und fossile
Brennstoffe
Abfälle und
Schadstoffe
Nutzbare
Energie
Abwärme
Abb. nach Meadows et al.
Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik
• Grundlagen der Thermodynamik
• Präanalytische Visionen
• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren
• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen
• Wohlfahrtsmessung
• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem
• Bevölkerung
Welchen Wert hat ein Sägewerk
ohne Holz?
Zur Frage der Substituierbarkeit der
Produktionsfaktoren
Substituierbare oder komplementäre
Produktionsfaktoren
Neoklassik:
• Produktionsfaktoren werden als
prinzipiell substituierbar gesehen
(Produktionsfunktion Typ A).
• Bei komplementären
Produktionsfaktoren (limitationale
Produktionsfunktion Typ B) wird
als begrenzender PF idR das
anthropogene Kapital gesehen.
Investitionen in anthropogenes Kapital
Höhere Güterproduktion
Arbeitsproduktivität steigern (A)
zusätzliche Arbeitsplätze zu (B)
Ökologische Ökonomik:
• Kapital und Boden vorwiegend
komplementär.
• Begrenzender Produktionsfaktor ist
(in fortgeschrittenen
Industriegesellschaften) eher der
Faktor Boden (Naturkapital).
Investitionen in Boden:
Regeneration des Naturkapitals
anthropogenes Kapital, um die
Ressourcenproduktivität zu
erhöhen.
Nach Costanza et al., S. 103ff
Gesellschaftliches Ziel: Nachhaltigkeit
• Begriffliche Grundlage in der Forstwirtschaft: Innerhalb eines Zeitraums nur
so viel Holz einschlagen, wie nachwachsen kann. (nach Kaiser/Brettschneider,
S. 363)
• 1987: „Brundtland-Bericht“ "Our Common Future":
„Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die Bedürfnisse der Gegenwart
befriedigt, ohne zu riskieren, daß zukünftige Generationen ihre eigenen
Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ (von Weizsäcker et al., S. 242)
• Formulierung der Nachhaltigkeitsziele auf gesellschaftlicher Ebene:
1) Mehr mit weniger produzieren (erhöhte Ressourceneffizienz, Recycling)
2) Eindämmung der Bevölkerungsexplosion
3) Umverteilung von den Reichen zu den Armen (nach Costanza et al., S. 17)
Nachhaltige Entwicklung
UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992
ÖkologieSchutz der natürlichen Lebensgrundlagen
Ökonomiestabile wirtschaftliche Entwicklung
Sozialesintra- und intergenerationale
Gerechtigkeit
NE
NachhaltigkeitskonzepteFrage der Substituierbarkeit zwischen und innerhalb der Kapitalstöcke
Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft.
Starke Nachhaltigkeit (strong
sustainability):
Natur ist in ihrer Gesamtheit praktisch
unersetzbar.
natürliches Kapital muss konstant
gehalten werden.
Schwache Nachhaltigkeit (weak
sustainability):
• Die „verbrauchte“ Natur kann durch
Investitionen in langlebige
Produktionsgüter, Infrastruktur oder
Wissen substituiert werden.
• Die Natur hat und wird sich immer
verändern, und es kommt zu neuen
Gleichgewichtszuständen.
Nach Rumley, sowie Mildner.
Starke Nachhaltigkeit verlangt, dass kein Teilkapitalstock lange Zeit
abnehmen darf. Schwache Nachhaltigkeit stellt diese Bedingung nur für das
gesamte Kapital.
Die Einschätzung Substitutionsmöglichkeiten hängt stark von der
Einschätzung des technischen Fortschritts ab. Schwache Nachhaltigkeit setzt
Technologieoptimismus voraus.
Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik
• Grundlagen der Thermodynamik
• Präanalytische Visionen
• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren
• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen
• Wohlfahrtsmessung
• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem
• Bevölkerung
Ein kurzes Märchen über das Wachstum
Wachstum ist gut, sagte der Luftballon und platzte.
Wachstum ist schlecht, sagte der Riese und fraß die Zwerge.
Wachstum ist gut, sagte das Feuer und hinterließ nur Asche.
Wachstum ist schlecht, sagte der Tod und lachte.
Ich weiß überhaupt nicht, wovon ihr redet, sagte die Raupe
und wurde zum Schmetterling.
Aus: brand eins Wirtschaftsmagazin (03 / April 2003), S. 47
Thesen derkonventionellen Nationalökonomie
Wachstum ist nötig, um...
... den Wohlstand zu erhöhen,
... ein höheres Güterangebot und damit
eine bessere Güterversorgung zu
gewährleisten,
... Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu
sichern,
... Einkommen und Vermögen leichter
umverteilen zu können
... Staateinnahmen zu erhöhen und
öffentliche Ausgaben zu
finanzieren,
... mehr Umweltschutz betreiben zu
können.
Nach Albers et. al, S. 434, sowie Lippens, S. 201.
Implizite Annahmen:
• BIP ist Wohlstandsindikator
• “Rising tide lifts all boats.“
• Wachstum ist gleichbedeutend mit
mehr Arbeitsplätzen
• Steueraufkommen ist proportional
zum Wachstum
• Umweltschutz ist Kostenfaktor
• Wachstum ist unbegrenzt möglich
Strategien zur Vermeidung des
Widerspruchs:
• „Qualitatives“ oder „nachhaltiges“
Wachstum.
• Glaube an (absolute) Entkopplung
vom Ressourcendurchsatz.
Wirtschaftswachstum:
Leere oder volle Welt? (1)
• „Leere Welt“: der physische
Umfang des Wirtschaftssystems ist
gering im Vergleich zum
umgebenden Ökosystem.
Anthropogenes Kapital
begrenzender Faktor für die
wirtschaftliche Entwicklung.
• „Volle Welt“: der physische Umfang
des Wirtschaftssystems ist größer im
Vergleich zum umgebenden
Ökosystem.
verbliebene Naturkapital ist
begrenzender Faktor für die
wirtschaftliche Entwicklung.
Abb. aus Daly (2001), S. 5, verändert
• Volle Welt: Das physische Ausmaß
des Wirtschaftssystems
(= Bevölkerungszahl mal
Ressourcenverbrauch pro Kopf)
stößt an eine obere Grenze.
• „Wachstum“ = Größenzunahme
relativ zur Umgebung.
Nachhaltiges Wachstum des
Wirtschaftssystems ist unmöglich.
• „Entwicklung“ = gerichtete Folge
qualitativer Veränderungen.
Nachhaltige Entwicklung ist
möglich.
Wirtschaftswachstum:
Leere oder volle Welt? (2)
Grenznutzen und Grenzkosten des Wachstums
• Die Grenznutzenlehre birgt
wichtige Einsichten, wird aber
sowohl auf die Verteilungs-
(Stichwort Verteilungseffizienz)
als auch auf die ökologische
Problematik zuwenig
angewandt.
• Wächst das Wirtschaftssystem,
gelangen wir an einem Punkt,
an dem der Grenznutzen den
Grenzkosten gleichkommt.
• An diesem Punkt angelangt,
wäre weiteres Wachstum
unwirtschaftlich.
Abb. aus Daly (2001), S. 7
Entwicklung statt Wachstum
Die ökologische Ökonomik betreibt Wirtschaftswissenschaften im Sinne der
Nachhaltigen Entwicklung.
Optimale Größenordnung “scale“ (nach ökologischen
Kriterien bestimmt)
Effiziente
Allokation
(marktbestimmt)
Gerechte
Verteilung
(politisch bestimmt)
NE
Nach Costanza et al., S. 96ff
Nachhaltigkeit im Unterricht:Definitionen, Modelle, Strategien
• Erarbeitung des
Nachhaltigkeitsbegriffs
• Anknüpfen an Modell des Öko-
/Wirtschaftssystems („Grenzen des
Wachstums“)
• Abgrenzung zur gesellschaftlichen
Zielsetzung „Wirtschaftswachstum“
• Problematisierung der Ausweitung des
„westlichen Wirtschaftsmodells“
(Stichwort: 3 weitere Erden)
• Nachhaltigkeitsstrategien:
Öko-Effizienz
Öko-Effektivität (Ökologische
Kreislaufwirtschaft)
Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik
• Grundlagen der Thermodynamik
• Präanalytische Visionen
• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren
• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen
• Wohlfahrtsmessung
• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem
• Bevölkerung
Hurra, wieder 2,5% höher.
Quantitative Mängel des BIP
BIP zu niedrig, weil
- Haushaltsarbeit
- Kindererziehung
- Subsistenzwirtschaft
- Schwarzarbeit
nicht berücksichtigt.
BIP zu hoch, weil
- Umweltschäden
- Krankheitskosten
positiv zu Buche
schlagen.
Qualitative Mängel des BIP
BIP trifft keine Aussage über
• Einkommensverteilung
• Umweltzustand
• Soziales Klima
• Arbeitsbedingungen
• Persönliches Wohlbefinden (Stress etc.)
Alternative Wohlstandsindikatoren:GPI (Genuine Progress Indicator)
Berücksichtigt
- Kosten für
... Verkehrsunfälle
... Verschmutzung und dadurch
verursachte Schäden,
... Kriminalität, Scheidungen,
Verlust an Freizeit;
- Zerstörung natürlicher
Ressourcen (Boden,
Feuchtgebiete, Naturwälder,
fossiler Energie und Mineralien)
+ Wert von Hausarbeit,
Ehrenämtern
+ Wert langlebiger Nutzungsgüter.
Nach Cobb et al.
GPI für die USA, 1950-1999
Abb. aus Cobb et al.
Alternative Wohlstandsindikatoren:
ISEW (Index of Sustainable Economics
Welfare)
Abb. aus Costanza et al., S. 158.
Wohlfahrtsmessung im Unterricht:Beziehung BIP-Lebensqualität
Ereignis Auswirkungen auf das
BIP
(steigt/fällt/unverändert)
Auswirkungen auf die
Lebensqualität
(steigt/fällt/unverändert)
Auf Grund eines Kriegseinsatzes werden
mehr Panzer produziert.
Ein kostengünstiges Medikament gegen
eine Krankheit wird erfunden, so dass eine
kostspielige Behandlung überflüssig wird.
Aufgrund gestiegener Lohnkosten steigt der
Anteil an Schwarzarbeit.
Eine neue Generation benzinsparender und
damit schadstoffreduzierter Autos kommt
auf den Markt.
Die Arbeitszeit wird ohne Lohnausgleich
verlängert.
Qualitat ive Entwicklung
1. Nebenstehend findet sich die
Entwicklung des GPI (Genuine
Progress Indicator) in den USA,
eines alternativen Indikators für
die Wohlstandsmessung, der im
Gegensatz zum BIP versucht,
Naturzerstörung und soziale
Kosten der Produktion zu
berücksichtigen. Was lässt sich
daran erkennen?
2. Überlege, welcher Indikator als Messgröße für qualitative Entwicklung in jeweils
einem der acht Hauptzielbereiche der OECD (Organisation for Economic
Cooperation and Development) in Frage kommen könnte. (Bsp.
Alphabetisierungsquote für den Bereich Lernen und Ausbildung:).
Hauptzielbereiche der OECD Soziale Indikatoren (Beispiele)
___________________________
3. Welche Nachteile hat die Wohlstandsmessung durch den GPI oder mehrere soziale
Indikatoren?
Gesundheit ___________________________
Soziale Beteiligungschancen/
gesellschaftliche Einbindung
Persönliche Sicherheit
Physische Umwelt
Freizeit und Zeiteinteilung
Wirtschaftliche Situation und
Kaufkraft
Qualität des Arbeitslebens
Lernen und Ausbildung ___________________________
___________________________
___________________________
___________________________
___________________________
___________________________
___________________________
Wohlfahrtsmessung im Unterricht:Alternative
Indikatoren
Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik
• Grundlagen der Thermodynamik
• Präanalytische Visionen
• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren
• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen
• Wohlfahrtsmessung
• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem
• Bevölkerung
"Free trade is heart-breaking nonsense."George Bernard Shaw
"Free trade is foreign
trade not subject to
regulation by the
nation´s government."John Mathew Culbertson
Aus Lang/Hines, S. 1
Abb. aus Daly (1993), S. 26
Die Freihandelsdoktrin (1)
• „Freihandel“ = unbeschränkterzwischenstaatlicher Güteraustausch. (Das Gegenteil ist nicht die Abwesenheit von Güteraustausch, sondern einen Austausch von Gütern, der von der jeweiligen Region festgelegten Schutzzöllen oder Ein- und Ausfuhrbeschränkungen unterliegt.)
• Die positiven Folgen des Freihandels werden durch David Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile begründet.
• Kann ein Land 1 Gut A relativ billiger herstellen als Gut B und ist das in Land 2 umgekehrt, sollte sich Land 1 auf Gut A und Land 2 auf Gut B spezialisieren.
Abb. aus Daly (1993), S. 26
Die Freihandelsdoktrin (2)
• Spezialisierung auch dann von Vorteil, wenn Land 1 beide Güter jeweils absolut billiger produzieren kann als Land 2.
• Ricardo setzte dabei aber voraus, das Kapital sei international unbeweglich.
• Heutzutage ist es international beweglich, und das Kapital folgt dem absoluten Kostenvorteil.
Folgen des Freihandels (1)
Freihandel steht im Widerspruch zur Preisberichtigung:
• Internalisiert ein Land A externe (soziale und Umwelt-) Kosten und ein Land B nicht, können Firmen aus Land B die gleichen Produkte billiger anbieten als Firmen aus Land A, so daß letztere auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig sind. Das führt zum globalen Standardsenkungswettbewerb.
• Um dem zu entgehen, müßten sich alle „Handel treibenden Nationen auf gemeinsame Regeln für die Definition, die Bewertung und die Internalisierung von externen Kosten einigen“ (Daly 1999, S. 218).
Folgen des Freihandels (2)
Freihandel steht im Widerspruch zur gerechten Verteilung:
• Wie internationale Arbeitsmobilität wird die Kapitalmobilität zum internationalen Lohnausgleich führen, der angesichts des hohen demographischen Wachstums in der „dritten Welt“ nach unten erfolgen wird. -Ricardo ging von Löhnen auf Subsistenzniveau aus!
• Der neoklassischen Freihandelslehre zufolge wird das durch einen allgemeinen Produktionszuwachs im Zuge des Freihandels kompensiert. Diesen allgemeinen Produktionszuwachs kann es aus ökologischen Gründen gar nicht geben (vgl. Daly 1999, S. 218ff.).
• Um auch diesem Problem zu entgehen, müßten alle Länder ihre Bevölkerungszahl und das absolute physische Ausmaß ihrer Wirtschaft kontrollieren.
Folgen des Freihandels (3)
Freihandel steht im Widerspruch zur Gemeinschaftspflege:
• Freihandel verlangt mehr Mobilität und verstärkt „die Trennung von Kapital und Kontrolle“ (Daly 1999, S. 222). „Kurze Versorgungswege und relativ ortsgebundene Kontrolle über den Lebensunterhalt der Gemeinschaft sind einleuchtende Vorsichtsmaßnahmen, die [...] eine gewisse Beschränkung des freien Handels erfordern“ (Daly 1999, S. 221).
• Freihandel unterläuft die demokratische Kontrolle der Wirtschaftsprozesse durch die Bürger mittels staatlicher Rahmensetzung (nach Lang/Hines, S. 107).
• „Freier Handel und freie Mobilität des Kapitals erhöhen den Druck in Richtung einer Spezialisierung, die dem (absoluten) Wettbewerbsvorteil entspricht“ (Daly 2001, S. 19), was die Möglichkeiten der Berufswahl stark einschränkt.
Folgen des Freihandels (4)
Freihandel fördert die Monopolbildung:
• „Die Förderung des globalen Wettbewerbsvorteils dient als Ausrede für die Duldung von Unternehmensfusionierungen und Monopolen in nationalen Märkten“ (Daly 2001, S. 18).
Freihandel widerspricht dem Ziel des optimalen Ausmaßes:
• Die „Beschränkungen, die uns durch die Aufnahme- und Regenerationskapazität der Umwelt auferlegt werden, [...] sind sowohl globaler (Treibhauseffekt, Ozonloch) als auch lokaler Natur (Bodenerosion, Abholzung)“ (Daly 1999, S. 223). Der Import von Umweltleistungen (Abbau-und Aufnahmefähigkeit) ermöglicht es einzelnen Ländern, diese Beschränkungen zu lockern.
Freihandel im Unterricht:Gegenüberstellung Vor-/Nachteile
This lesson is still under construction.
An dieser Unterrichtseinheit wird noch gearbeitet.
Thematische Schwerpunkte derÖkologischen Ökonomik
• Grundlagen der Thermodynamik
• Präanalytische Visionen
• Zum Verhältnis der Produktionsfaktoren
• Ökologisch nachhaltige Größenordnungen
• Wohlfahrtsmessung
• Nachhaltigkeit und Freihandelstheorem
• Bevölkerung
Bevölkerungskontrolle ist notwendig
Es gibt keine rein technische Lösung des Problems:
• Ressourcenverbrauch = Bevölkerung x Pro-Kopf-Konsum x Ressourcenverbrauch pro Konsum-Einheit. (Ehrlich-Gleichung, nach Pimentel).
• Umwelteffizientere Technik ist nötig, kann aber nur den dritten Faktor vermindern und aus rein physikalischen Gründen nicht auf Null setzen (nach Ehrlich et al.).
Der demographische Übergang ist keine Lösung:
• Man kann nicht warten, bis z.B. Indien den Pro-Kopf-Verbrauch von Schweden erreicht, damit dann die Geburtenrate sinkt. Was geschieht dann mit dem indischen Ökosystem? (nach Daly 2001, S. 15)
for your interest shown
and time spared!
Besonderer Dank an Dr. Markus Göker, Universität Tübingen, für
die Bereitstellung zahlreicher Grafiken für diesen Vortrag.