farben der gesellschaft · farben der gesellschaft eine deutschland- reportage ilker maga...
TRANSCRIPT
Liebe Leserin,
lieber Leser,
wir feiern in diesem Jahr ein Jubiläum:
Vor 50 Jahren kamen erstmals Menschen
aus der Türkei nach Deutschland, um
hier zu arbeiten und zu leben. Die Kultur-
werkstatt westend präsentiert aus diesem
Anlass eine große Foto-Ausstellung mit
einem begleitenden Buch und versucht so, ein Bild der in
Deutschland lebenden Frauen, Männer und Kinder mit tür-
kischen Wurzeln zu zeichnen.
Es war eine große Aufgabe, die der Fotograf Ilker Maga für
dieses Projekt angegangen ist: Er hat Menschen interviewt und
porträtiert – von Busfahrern über Akademikerinnen, von Mo-
dedesignerinnen bis zu Artisten, Komponisten und Geschäfts-
leuten. Ilker Maga zeigt dabei, wie Türkinnen und Türken hier
ihren Platz gefunden haben, wie sie die Gesellschaft sehen, in
der sie leben und wie sie ihren Alltag gestalten.
Mir ist es ein Anliegen, dass diejenigen, die zu uns kommen,
hier nicht nur eine Bleibe, sondern ein Zuhause finden. Heute
haben rund ein Drittel der Bremerinnen und Bremer in der
einen oder anderen Form einen Migrationshintergrund, und
natürlich sind darunter viele türkischstämmige Menschen.
Die Kinder und Enkel dieser einstmaligen Gastarbeiter der
60er Jahre sind oft in Deutschland geboren und aufgewach-
sen, sie bringen ihre kulturelle Identität in unser gesellschaft-
liches Leben ein. Und wer sich umsieht in der Wirtschaft, im
Sport oder in der Kultur, der erkennt schnell: Die Vielfalt der
Kulturen ist etwas Bereicherndes. Dies macht Ilker Maga mit
seiner Ausstellung sichtbar. Damit gibt er dem interkulturellen
Dialog neue Impulse, er leistet er einen Beitrag für mehr Tole-
ranz und Verständnis. Darum zu werben, sich dafür einzusetzen
bleibt gerade für uns Deutsche eine konstante Aufgabe.
Ich wünsche der Ausstellung viel Erfolg und den Besuche-
rinnen und Besuchern anregende Stunden.
Herzlichst, Ihr
Bürgermeister Jens Böhrnsen,Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen
und Senator für Kultur
In Zusammenarbeit mit
Diese Ausstellung wird unterstützt von:
ilker Maga
Farben der gesellschaFtEinE DEutschlanD- rEportagE
ilker Maga
FotograFiEn unD tExtE von
FotograFiEn unD tExtE von
19.10. – 07.11.2011 / täglich 10 – 18 uhruntere rathaushalle · Bremen
Projektkoordinatorin: Nural Akdogan-Peschties
Farben der gesellschaFt EinE DEutschlanD-rEportagE
Es ist so weit: Das Jahr 2011 ist ein bedeutendes Jahr. 50 Jahre
sind seit dem Anwerbeabkommen zwischen der Türkei und
Deutschland vergangen und somit ein halbes Jahrhundert ge-
meinsamen Lebens in Deutschland.
Wie leben türkeistämmige Menschen nach 50 Jahren in
Deutschland? Was machen sie? Welche Berufe üben sie aus?
Wie fühlen sie und was denken sie über Deutschland? Foto-
künstler und Autor İlker Maga hat versucht diese Fragen durch
eine deutschlandweite Fotoreportage zu beantworten. Er hat 40
deutsche Städte bereist und über100 türkeistämmige Menschen
interviewt und fotografiert: Strassenbahnfahrerin, Arbeiter, Aka-
demiker, Klavierbauer, Richter, Beamte, Künstler, Wissenschaftler
und Geschäftsleute. Maga zeigt seine fotografischen und schrift-
lichen Portraits als Erstes in Bremen in der Unteren Rathaushalle.
Farben der gesellschaFtEinE DEutschlanD-rEportagE
19.10. – 07.11. 2011 · täglich 10 – 18 uhruntere rathaushalle · Bremen
„Deutschland ist mein Heimatland. Grün… Ruhig… Ein Land, in dem ich mich sehr wohl fühle… Und ich freue mich, dass ich Deutschland im Ausland vertrete.“
Rana Tokmak, Schülerin, Gymnastikerin, Tänzerin, Wattenscheid
„Bei Ford schaffen es Menschen ver-schiedener Kultur und Herkunft sich gut zu verstehen und in Harmonie auf ein Ziel hinzuarbeiten. Dieses Zusammensein und Miteinander wünsche ich mir für das Deutsch-land außerhalb der Ford-Werke.“
Yasin Gözübüyük, Linienvorgesetzter bei Ford, Köln
„Ich möchte einen professionell guten Dienst anbieten und meine Aufgaben gegenüber meinen Patienten so erfüllen, wie sie es verdient haben.“
Prof. Dr. med. C. Can Cedidi, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Bremen
„Die Wintermonate verbringe ich mit der Veredelung der Obstbäume. Ich habe einige der Apfelsorten, die ich aus der Türkei mitgebracht habe, hier veredelt
und verkauft. Es gibt sogar Deutsche, die nach diesen Sorten fragen..“
Ayhan Aktaş, Baumschuler, Fachmann für Äpfel, Ammerland-Edewecht
„Meine älteste Tochter hat es zunächst abgelehnt. Später haben sie sich daran gewöhnt, jetzt erzählen sie voller Stolz, dass ihre Mutter ihr Geld mit Taxi fahren verdient. Auch für Deutsche ist es fremd, dass eine Frau als Taxifahrerin arbeitet. Aber das ist nicht so wichtig.“
Nazmiye Arabacı, Taxifahrerin, Berlin
„Jeder Mensch muss im Rahmen seiner Möglichkeiten seinen Beitrag für
die Gesellschaft leisten. Er muss sich die Frage nach dem Sinn des Lebens
stellen und etwas dafür tun. Wir sind in dieser Gesellschaft aufgewachsen und wir müssen ihr das geben. Ich möchte
nachhaltige Hilfe leisten.“
Bülent Uzuner, Geschäftsmann, Bremen-Oldenburg
„Eigentlich könnten wir ein schöner Cocktail sein. Wenn von einem Puzzle, an dem wir gerade sitzen, ein Teil fehlt, sinkt der Wert.“
Özlem Sarıkaya, Moderatorin beim Bayerischen Fernsehen, München
ilker MagaFotograFiEn unD tExtE von