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Rathausplatz 2, 90403 Nümberg Telefon: 0911/231 - Telefax: 0911/231 - E-Mail: [email protected] www.csu-stadtratsfraktion.nuemberg.de FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION IM STADTRAT ZU NÜRNBERG CSU-5tadtratsfraktion Rathausplatz 2 90403 Nürnberg Wolffscher Bau des Rathauses Zimmer 58 Herrn Oberbürgermeister 2907 Dr. Ulrich Maly 4051 Rathausplatz 2 90403 Nürnberg Analyse der Arbeitsmarktsituation in Nürnberg Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, Nürnberg hat sich von einem klassischen Produktionsstandort zu einem High Tech-, Industrie- und modemen Dienstleistungsstandort gewandelt. Dieser Strukturwandel, der noch nicht abgeschlossen ist, wurde bislang erfolgreich bewältigt - dank richtiger Wirtschaftspolitik, die auf Innovation setzt. Während im Zuge des Strukturwandels viele Arbeitsplätze wegfielen, sind zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden. Infolge des Strukturwandels ist Nümberg heute hinsichtlich der Branchen und Betriebsgrößen breiter und vielfältiger aufgestellt als früher. Die Anzahl der wissensintensiven, qualifizierten Arbeitsplätze nimmt zu. Dabei ist zu berücksichtigen: Zwar hat Nürnberg mit derzeit ca. 7,6 % die höchste Arbeitslosenquote in Bayern (landesweit ca. 3,5 %). Zieht man jedoch einen bundesweiten Vergleich der Großstädte, ergibt sich ein anderes Bild: Von den 20 größten Städten in Deutschland hat Nürnberg die viertniedrigste Arbeitslosenquote (nach München, Stuttgart und Frankfurt a.M.). Im Vergleich zu anderen Städten in Deutschland im Strukturwandel steht Nürnberg gut da. Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen gleichsam über Nacht ihren Arbeitsplatz verloren, als sehr robust erwiesen. Viele der ehemaligen Quelle- Beschäftigten konnten zügjg neue Arbeitsplätze finden. Auch wenn die sehr niedrige Arbeitslosigkeit in Bayern Ansporn für Nürnberg sein muss, so ist der Vergleich mit anderen Städten und Regionen Bayerns aufgrund unterschiedlicher struktureller Voraussetzungen nicht immer aussagekräftig. In Teilen des ländlichen Raums in Bayern sind u.a. sinkende Bevölkerungszahlen infolge Abwanderung in die Ballungsräume, aber auch der demographische Wandel 211- A 13012101-Arbeitsmarkt.doc

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Rathausplatz 2, 90403 Nümberg Telefon: 0911/231 -Telefax: 0911/231 -E-Mail: [email protected] www.csu-stadtratsfraktion.nuemberg.de

FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION

IM STADTRAT ZU NÜRNBERG

CSU-5tadtratsfraktion Rathausplatz 2 90403 Nürnberg Wolffscher Bau des Rathauses Zimmer 58

Herrn Oberbürgermeister 2907Dr. Ulrich Maly 4051

Rathausplatz 2

90403 Nürnberg

Analyse der Arbeitsmarktsituation in Nürnberg

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Nürnberg hat sich von einem klassischen Produktionsstandort zu einem High Tech-, Industrie- und modemen Dienstleistungsstandort gewandelt.

Dieser Strukturwandel, der noch nicht abgeschlossen ist, wurde bislang erfolgreich bewältigt - dank richtiger Wirtschaftspolitik, die auf Innovation setzt.

Während im Zuge des Strukturwandels viele Arbeitsplätze wegfielen, sind zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden. Infolge des Strukturwandels ist Nümberg heute hinsichtlich der Branchen und Betriebsgrößen breiter und vielfältiger aufgestellt als früher. Die Anzahl der wissensintensiven, qualifizierten Arbeitsplätze nimmt zu.

Dabei ist zu berücksichtigen:

Zwar hat Nürnberg mit derzeit ca. 7,6 % die höchste Arbeitslosenquote in Bayern (landesweit ca. 3,5 %). Zieht man jedoch einen bundesweiten Vergleich der Großstädte, ergibt sich ein anderes Bild: Von den 20 größten Städten in Deutschland hat Nürnberg die viertniedrigste Arbeitslosenquote (nach München, Stuttgart und Frankfurt a.M.).

Im Vergleich zu anderen Städten in Deutschland im Strukturwandel steht Nürnberg gut da. Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen gleichsam über Nacht ihren Arbeitsplatz verloren, als sehr robust erwiesen. Viele der ehemaligen Quelle­Beschäftigten konnten zügjg neue Arbeitsplätze finden.

Auch wenn die sehr niedrige Arbeitslosigkeit in Bayern Ansporn für Nürnberg sein muss, so ist der Vergleich mit anderen Städten und Regionen Bayerns aufgrund unterschiedlicher struktureller Voraussetzungen nicht immer aussagekräftig.

In Teilen des ländlichen Raums in Bayern sind u.a. sinkende Bevölkerungszahlen infolge Abwanderung in die Ballungsräume, aber auch der demographische Wandel

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mit ursächlich für sinkende Arbeitslosenzahlen. Bei den niedrigeren Arbeitslosenzahlen im Umland Nümbergs müssen auch die Pendlerzahlen berücksichtigt werden. Viele Menschen aus dem Umland pendeln zum Arbeiten nach Nümberg ein. Damit befinden sich zahlreiche Arbeitsplätze für Menschen aus dem Umland in Nümberg.

Die Arbeitslosigkeit ist auf dem niedrigsten Stand seit 18 Jahren. Auch die Beschäftigungssituation in Nümberg hat ein Hoch seit über 15 Jahren erreicht - derzeit sind über 270.000 Menschen in sozialversicherungspflichtjger Beschäftigung und dies bei steigender Bevölkerungszahl.

Geringfügige Beschäftigung (sog. Minijobs oder 400 € bzw. 450 €-Jobs), Teilzeit- und Leiharbeitsverhältnisse sind kein zwingendes Indiz für eine prekäre Situation der Betroffenen.

Sowohl Minijobs als auch Leiharbeit ermöglichen es vielen Arbeitslosen, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Der Zeitarbeitsmarkt ist auf einem hohen Schutzniveau geregelt. Gerade in Nümberg sind viele seriöse Personaldienstleister tätig. Minijobs, Teilzeit- und Leiharbeitsverhältnisse müssen daher vorurteilsfrei betrachtet werden.

Eine Herausforderung für Nümberg bleibt die Langzeitarbeitslosigkeit. Auch hier ist jedoch eine vergleichende Betrachtung mit anderen Großstädten in Deutschland erforderlich.

Um richtige und passgenaue Maßnahmen zur weiteren Senkung der Arbeitslosigkeit und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze zu treffen, ist eine sachgerechte Analyse der Situation und ihrer Ursachen erforderlich. Wichtig ist dabei insbesondere ein Vergleich der Arbeit des Jobcenters Nümberg mit den Jobcentem anderer Großstädte.

Daher stelle ich für die CSU-Stadtratsfraktion zur Behandlung im Stadtrat folgenden

Antrag:

In einer Expertenanhörung im Stadtrat mit Beteiligung der Bundesagentur für Arbeit, der Arbeitgeber- wie der Arbeitnehmerseite, der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer wird die Situation des Arbeitsmarktes beraten. Dabei werden u.a. berücksichtigt

die Arbeitslosigkeit Nümbergs im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten, auch unter Berücksichtigung des Strukturwandels und der Langzeitsarbeitslosigkeit.

Bedeutung und Anzahl der Minijobs und Leiharbeitsverhältnisse in Nümberg im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten.

ein Vergleich der Arbeit des Jobcenters Nümberg mit den Jobcentem anderer deutscher Großstädte unter Berücksichtigung von Zahlen, Maßnahmen (insbesondere zur Qualifizierung und Mobilisierung) und der Ergebnisse.

Mit fre"en Grüßen ? /

/:/. , I~ S~anBrehm Fraktionsvorsitzender

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• SPD [email protected] U1, U11 Lorenzkirche Rathaus Tel 0911/231-2906 STADTRATSFRAKTION www.spd-stadlratsfraktion.nuemberg.de Bus 36, 46. 47 Rathaus 90403 Nümberg Fax0911/231-3895 NORNBERG

SPD Stadtratsfraktion I Rathaus I 90403 NDrnberg

An den Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Dr. Ulrich Maly Rathaus

90403 Nürnberg

Nürnberg, 8. November 2012

Nürnberger Arbeitsmarktsituation und ihre Folgen für die Stadt

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Arbeit bedeutet nicht nur Einkommen, sondern auch Teilhabe an unserer Gesellschaft. Arbeit gibt den Menschen ihre Identität und ihre Würde. Deshalb sind sichere Arbeits­plätze eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche und solidarische Stadtgesell­schaft. Ein Arbeitsplatz muss sicher sein und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh­mern auch die Möglichkeit geben, vom Arbeitseinkommen sich und ihre Familien ernäh­ren zu können. Leih - und Zeitarbeit sollten nur zeitlich begrenzte Ausnahmen sein und dazu dienen, Auftragsspitzen abzudecken. Krankheit und Alter dürfen nicht bedeuten, dass Menschen auf das Abstellgleis des Arbeitsmarktes geraten. Das können und wol­len wir nicht akzeptieren.

Nach Medienberichten liegt in Nürnberger der Anteil der Leiharbeitnehmer fast doppelt so hoch als im Bundesdurchschnitt. Auch ist die zahl der so genannten Mini-Jobs in Nürnberg deutlich höher als in anderen Regionen. Aufgrund dieser Situation verfügen viele der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über kein auskömmliches Erwerbseinkommen und sind auf zusätzliche Leistungen nach dem SGB 11 angewiesen - in der Regel auf kommunale Mittel etwa für die "Kosten der Unterkunft" (KdU).

Anlass zur Sorge bereitet aktuell der deutliche Zuwachs bei den Arbeitslosen, der of­fensichtlich in einem engen Zusammenhang mit der speziellen Beschäftigungssituation in Nürnberg steht. So ist die Zahl der Arbeitslosen, die Leistungen nach dem SGB 11I erhalten, wie den Berichten der BA zu entnehmen ist, von Oktober 2011 bis Oktober 2012 um knapp ein Viertel (1.180 Personen, Steigerungsrate 24,1%) gestiegen und liegt dabei deutlich höher als in anderen Städten. Es muss mit aller Kraft verhindert werden, dass diese Arbeitslosen so lange keinen Arbeitsplatz finden, dass sie auf Sozi­alleistungen angewiesen sein werden.

Diese Entwicklung des Nürnberger Arbeitsmarktes muss detailliert analysiert und disku­tiert werden, um gegebenenfalls rechtzeitig entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Eine intensive Auseinandersetzung mit den Besonderheiten des Nürnberger Arbeits­marktes erfordert auch der immer noch stattfindende Strukturwandel der lokalen Wirt­schaft, der sich mit der Insolvenz der Quelle und der Schließung des AEG-Werkes ext­rem hart offenbarte. Damals wurde versucht, mit speziellen Maßnahmen auf den Ar­beitsplatzabbau zu reagieren. ..E

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• SPD STADTRATSFRAKTION NORNBERG

- 2 ­

Die SPD-Fraktion stellt daher zur Behandlung im Stadtrat folgenden

Antrag:

Es wird bei einer der nächsten Stadtratssitzungen eine Experten-Anhörung durchge­führt, bei der das Thema "die Nürnberger Arbeitsmarktsituation und ihre Folgen für die Stadt" beraten wird. Neben den zuständigen Arbeits- und Sozialbehörclen, sollen auch die Arbeitgeber - und die Gewerkschaftsseite in diese Anhörung eingebunden werden.

Mit freundlichen Grüßen

L~L91' Christian Vogel Fraktionsvorsitzender

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TOP:

I. Anmeldung

Stadtrat

Sitzungsdatum 20.03.2013

öffentlich

Betreff: Analyse der Arbeitsmarktsituation in Nürnberg und ihrer Folgen für die Stadt hier: Antrag der SPD-Fraktion vom 08.11.2012 und Antrag der CSU-Fraktion vom 23.01.2013

Anlagen: Antrag der SPD-Fraktion vom 08.11.2012 und Antrag der CSU-Fraktion vom 23.01.2013 Sachverhalt

Bisherige Beratungsfolge:

Gremium Sitzungsdatum Bericht Abstimmungsergebnis

angenommen abgelehnt vertagt/verwiesen

Sozialausschuss 14.07.2011

Sachverhalt (kurz): Der Bericht beruht auf Anträgen der Stadtratsfraktionen von SPD und CSU zur Situation des Nürnberger Arbeitsmarktes vor dem Hintergrund des stattfindenden Strukturwandels. Differenziert analysiert werden die Beschäftigungssituation in Nürnberg und die verschiedenen Aspekte des Themas "Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit", v.a. die Situation in den Rechtskreisen SGB III und SGB III. Ein Fazit jeweils aus wirtschaftspolitischer sowie aus sozialpolitischer Sicht schließt den Sachstandsbericht ab. Auf Antrag beider Fraktionen wird zu diesem Thema im Stadtrat in der Sitzung am 20.03. eine Expertenanhörung durchgeführt. Herr Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit wird dabei auf die strukturellen Rahmenbedingungen des Nürnberger Arbeitsmarktes und die Beschäftigungssituation eingehen. Eingeladen wurden außerdem - mit der Bitte um kurze Einschätzung der Thematik aus ihrem Blickwinkel - hochrangige Vertreter/Vertreterinnen der IHK Nürnberg für Mittelfranken, der Handwerkskammer für Mittelfranken und des Deutschen Gewerkschaftsbundes Region Mittelfranken. Sozialreferent Reiner Prölß und Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas werden die Arbeitmarktsituation aus Sicht ihrer Geschäftsbereiche erläutern. Beschluss-/Gutachtenvorschlag: entfällt, da Bericht

1a. Finanzielle Auswirkungen:

Nein

Noch offen, weil

Ja

NürnbergNürnberg

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Kosten:

noch nicht bezifferbar

Gesamtkosten € Folgekosten pro Jahr davon pro Jahr X

davon investiv € begrenzter Zeitraum Sachkosten €

davon konsumtiv € dauerhaft Personalkosten €

1b. Haushaltsmittel/Verpflichtungsermächtigungen sind bereitgestellt:

Nein Abstimmung mit Stk (siehe Punkt 4) erforderlich

Ja Betrag: € Profitcenter/Investitionsauftrag:

2a. Auswirkungen auf den Stellenplan:

Nein

Ja im Umfang von Vollkraftstellen (weiter bei 2b)

2b. Deckung vorhanden:

Nein Abstimmung mit OrgA (siehe Punkt 4) erforderlich

Ja Stellen-Nr.

3.a Prüfung der Genderrelevanz durchgeführt:

Nein

Ja

3.b Geschlechterrelevante Auswirkungen:

Nein

Ja siehe Anlagen

4. Abstimmung ist erfolgt mit:

Ref. I / OrgA

Deckungsvorschlag akzeptiert

keine Stellendeckung vorhanden

Einbringung in das Stellenschaffungsverfahren

Ref. II / Stk

Deckungsvorschlag akzeptiert

keine Haushaltsmittel vorhanden

Ein Finanzierungsvorschlag ist noch zu erarbeiten

RA (verpflichtend bei Satzungen und Verordnungen)

001 08.2010

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II. Herrn OBM III. Ref. V / Ref. VII Nürnberg, 01.03.2013 Prölß Dr. Fraas (5500/5700)

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Beilage

Analyse der Arbeitsmarktsituation in Nürnberg und ihrer Folgen für die Stadt

Gliederung

1. Einführung

1.1 Aus sozialpolitischer Sicht

1.2 Aus wirtschaftspolitischer Sicht

2. Beschäftigungssituation

2.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Beschäftigte nach Alters-

gruppen, Pendlerquote

2.2 Atypische Beschäftigung

2.2.1. Geringfügige Entlohnung

2.2.2. Zeitarbeit

2.3 Veränderungen in den einzelnen Wirtschaftszweigen

2.4 Qualifikationsstruktur

2.5 Entlohnung

2.6 Einschätzung der kommenden Beschäftigungsentwicklung unter Befra-

gung von IHK Nürnberg für Mittelfranken und HWK für Mittelfranken

3. Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit

3.1 Bereich ALG I im Städtevergleich

3.2 Bereich ALG II im Städtevergleich

3.3 Unterbeschäftigungsquote

3.4 SGB II-Quoten im Städtevergleich

3.5 Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Städtevergleich

3.6 Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II mit ergänzendem Er-

werbseinkommen

3.7 Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II mit gleichzeitigem Leis-

tungsbezug nach dem SGB III

3.8 Leistungen für Unterkunft und Heizung im Städtevergleich

3.9 Empirische Daten zu Zielindikatoren des Jobcenters Nürnberg-Stadt und

strategische Ausrichtung

3.10 Entwicklung ALG I und II (Vergleich Dezember 2012 zu Dezember 2011)

4. Fazit und Ausblick

4.1 Aus Sicht des Wirtschaftsreferats

4.2 Aus Sicht des Referats für Jugend, Familie und Soziales

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Sachverhaltsdarstellung

1. Einführung

Die Sachverhaltsdarstellung geht auf die Anträge der Fraktionen von SPD und CSU zum

Nürnberger Arbeitsmarkt vor dem Hintergrund des stattfindenden Strukturwandels ein und

soll einen umfangreichen Einblick in die aktuelle Situation bieten. Beide Fraktionen

beantragen eine Experten-Anhörung im Stadtrat, die sich neben der detaillierten Betrachtung

der Arbeitsmarktsituation allgemein und in den Rechtskreisen des SGB III und des SGB II

speziell mit den Themen Zeit- und Leiharbeit und Minijobs beschäftigen soll. Die CSU-

Fraktion beantragt darüber hinaus noch einen Vergleich der Arbeit des Jobcenters Nürnberg

mit den Jobcentern anderer deutscher Großstädte. Für die Sachverhaltsdarstellung wurden

auch Vergleiche mit der Lage in anderen Städten, im Freistaat Bayern und der Bundesrepub-

lik Deutschland gezogen.

Aufgrund der unterschiedlichen Verfügbarkeit der Daten wurden folgende Datenstände

berücksichtigt:

Verwendete Datenstände:

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte inkl. Pendlerdaten

zum Stichtag 30.6.2012; vorläufige Ergebnisse

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Arbeitslose Dezember 2012

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Informationen aus der regionalen Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut) der Hans Böckler Stiftung

Jahreswert 2011

Quelle: WSI

Qualifikation der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich

zum Stichtag 30.6.2011; vorläufige Ergebnisse

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Durchschnittslöhne 2010

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Für die Darstellungen im Bereich des SGB II wurde auf Daten des Statistik-Service der

Bundesagentur für Arbeit und auf Berechnungen des Jobcenters Nürnberg-Stadt zurückge-

griffen.

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1.1 Aus sozialpolitischer Sicht

Sozialpolitik bezeichnet politische und verbandliche Aktivitäten sowie gesetzgeberische

Maßnahmen, die sich auf die Absicherung existenzieller Risiken, die Verbesserung der

Lebenssituation sozial Schwacher, Gefährdeter oder Schutzbedürftiger und die Regelung der

spannungsreichen Interessenunterschiede zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern

beziehen1. Aus diesem Grund steht die Arbeitsmarktintegration von arbeits- bzw. erwerbslo-

sen Personen für das Referat für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg im

Zentrum kommunaler Sozialpolitik. Arbeitslosigkeit verschlechtert die soziale und wirtschaft-

liche Stellung der Betroffenen und führt in Form der Langzeitarbeitslosigkeit oftmals direkt in

Armut, in soziale und gesellschaftliche Benachteiligung und Isolation. „Arbeit bedeutet für

Menschen aber noch mehr als Existenzsicherung: Sie strukturiert den Tagesablauf, vermittelt

Kompetenzen und soziale Kontakte, stiftet Zufriedenheit und Sinn, ist gesellschaftliche

Teilhabe“2.

Die Handlungsfelder des Referates für Jugend, Familie und Soziales liegen dabei vor allem

• in der Entwicklung von Strategien der arbeitsmarktlichen Qualifizierung und sozialen

Integration,

• in der Initiierung und Förderung von Projekten und Maßnahmen, die Jugendliche und

junge Erwachsene ausbildungsreif machen und ihnen Ausbildung ermöglichen,

• in der Initiierung und Förderung von Projekten und Maßnahmen, die Personen im

Rechtskreis des SGB II bestmöglich qualifizieren und in Beschäftigung integrieren

• und in der Organisation eines öffentlich finanzierten und organisierten Arbeitsmark-

tes, da unbestritten viele von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffene aufgrund gesund-

heitlicher Einschränkungen, langjähriger Arbeitslosigkeit oder mangelnder Qualifikati-

on realistischerweise keine Chance mehr auf eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt be-

sitzen.

Diese Handlungsfelder werden mit einer Vielzahl an Maßnahmen und Projekten realisiert.

Dabei tritt das Referat für Jugend, Familie und Soziales entweder selbst als Projektträger

auf, beispielsweise bei dem bundesweit beachteten Modellprojekt „Perspektiven für Familien:

Beschäftigung und Jugendhilfe im Tandem“ oder kooperiert intensiv mit der städtischen

Beschäftigungsgesellschaft Noris-Arbeit (NOA) gGmbH, dem Jobcenter Nürnberg-Stadt und

freien Trägern im Stadtgebiet.

1 Schubert, Klaus/Klein, Martina: Das Politiklexikon, 5. Aktual. Auflage. Bonn: Dietz 2011. 2 Orientierungsrahmen für eine nachhaltige Jugend-, Familien-, Bildungs- und Sozialpolitik in Nürnberg, Referat für Jugend, Familie und Soziales, Leitlinie 5: Beschäftigung ermöglichen.

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Neben den Strukturmerkmalen der Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung in den Rechts-

kreisen des SGB III und des SGB II sind Themenbereiche wie die Struktur der Beschäftigung

(prekäre Beschäftigung, Zeit- und Leiharbeit) bzw. die Entlohnungs- und Qualifikationsstruk-

tur der Beschäftigten in Nürnberg für eine Analyse der Nürnberger Arbeitsmarktsituation von

großer Bedeutung. Desgleichen auch die Frage der „Ergänzer“ und „Aufstocker“. “Ergänzer“

sind Personen, die in Beschäftigung sind und ergänzend Leistungen des Jobcenters

erhalten, da ihr Verdienst unter der Grundsicherungsgrenze liegt. „Aufstocker“ sind Personen

im Leistungsbezug des SGB III (Arbeitslosengeld I), die gleichzeitig ergänzende Leistungen

nach dem SGB II erhalten, da sie mit dem ALG I unter der Grundsicherungsgrenze liegen.

Diese Daten und ihre Aufbereitung sind Voraussetzung für zielgerichtete Strategien,

Maßnahmen und Projekte zur Verbesserung der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungssituation

in Nürnberg.

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1.2 Aus wirtschaftspolitischer Sicht

Kommunale Wirtschaftspolitik hat die Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit des

Standortes zu steigern und hierdurch nachhaltig Wohlstand und Arbeitsplätze zu sichern und

zu mehren. Sie schafft die Rahmenbedingungen für Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft

und Nachhaltigkeit.

Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist die Situation des Nürnberger Arbeitsmarktes vor dem

Hintergrund des Strukturwandels von einem klassischen Produktionsstandort hin zu einem

High Tech-, Industrie- und modernen Dienstleistungsstandort differenziert zu betrachten.

Zum einen wirken noch immer einschneidende Ereignisse des Strukturwandels in der

jüngeren Vergangenheit nach. Die Schließung des AEG-Werkes im Jahr 2007 und die

Insolvenz der Primondo-Gruppe im Jahr 2009, zu der die Quelle GmbH gehörte, haben

mehrere tausend Menschen in die Arbeitslosigkeit geführt. Diese Ereignisse haben das

Tempo des Strukturwandels in Nürnberg erhöht.

Im Rahmen der Quelle-Insolvenz wurden seitens der Stadt Nürnberg Forderungen zu

strukturverändernden und strukturstärkenden Maßnahmen und Investitionen aufgestellt. Der

Freistaat Bayern hat daraufhin das Strukturprogramm für Nürnberg und Fürth mit einem

Volumen von 115 Mio. € aufgelegt. Diese Mittel werden teils zur Zukunftssicherung

verwendet. Beispielhaft ist die Schaffung des Energie Campus Nürnberg, der sukzessive auf

dem ehemaligen AEG-Gelände angesiedelt wird. In dieser Spitzenforschungseinrichtung

wird das Energiesystem in seiner Gesamtheit, d.h. Erzeugung/Wandlung, Netze, Speicher,

Infrastruktur, Energieeffizienz, erforscht – nebst wirtschafts- und gesellschaftswissenschaftli-

cher Begleitforschung. Damit wurde frühzeitig und noch vor der Energiewende auf das

Zukunftsthema Energie gesetzt, für das der Standort Nürnberg dank seiner energietechnolo-

gischen Kompetenz sowohl im Bereich der Unternehmen als auch im Bereich der Wissen-

schaft prädestiniert ist. Ferner wurden aus dem Strukturprogramm arbeitsmarktpolitische

Projekte finanziert, wie das bei der Wirtschaftsförderung Nürnberg angesiedelte „Netzwerk

Zukunfts- und Beschäftigungssicherung in der Region Nürnberg“. In diesem Projekt werden

bis März 2013 die Quelle-Zulieferer und –Dienstleister in der Städteachse betreut. Es konnte

weitere Arbeitsplatzverluste verhindern. Ein anderes Beispiel ist das Modellprojekt „Perspek-

tiven für Familien. Beschäftigung und Jugendhilfe im Tandem“, das beim Referat für Jugend,

Familie und Soziales angesiedelt ist.

Die technologieorientierten Maßnahmen mit dem Ziel, eine breite Basis an Arbeitsplätzen in

zukunftssicheren Bereichen zu schaffen, wirken sich erst zeitlich versetzt auf den Arbeits-

markt aus.

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Trotz des Strukturwandels spielen Unternehmen im produzierenden Sektor weiterhin eine

große Rolle bei der Bereitstellung von Arbeitsplätzen. Fest damit verbunden sind Arbeitsplät-

ze im tertiären Sektor. Insofern verwischt sukzessive die klassische Einteilung der Sektoren.

Laut einer Studie des Prognos-Instituts ist die Trennung in die Sektoren Landwirtschaft,

Industrie und Dienstleistungen aufgrund der hohen Verflechtung nicht mehr brauchbar. Denn

eine Differenzierung zwischen Industrie und Dienstleistungen wird zunehmend schwieriger.

Wertschöpfung entsteht zunehmend im Zusammenspiel. Daher sollte auch kein Gegensatz

zwischen Produktion und Dienstleistungen konstruiert, sondern aufgrund der Verflechtung

die Synergien betrachtet und gehoben werden. Der Ausbau moderner Industrien braucht

hochwertige Dienstleistungen (z.B. Forschung und Entwicklung, Logistik), ein großer Teil der

Dienstleistungswirtschaft wiederum ist ohne starke industrielle Produktion nicht denkbar.

Dies zeigt beispielsweise die digitale Wirtschaft, die heute die virtuelle Welt des Internet mit

der realen Welt der Produktion verbindet.

Daher verfolgt das Wirtschaftsreferat verfolgt die langfristige Strategie, neben Produktion und

den produktionsorientierten Dienstleistungen verstärkt den Bereich der innovativen

Dienstleistungen zu fördern. Nur mit einem Mix an Branchen und Tätigkeitsfeldern wird es

auch in Zukunft möglich sein, für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aller Qualifizierungs-

stufen einen adäquaten Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen. Die im Vergleich unterdurch-

schnittliche Quote an höher qualifizierten Personen soll langfristig mittels verschiedener

Maßnahmen erhöht werden.

Da die klassische Einteilung nach Wirtschaftssektoren verwischt und die wechselseitigen

Abhängigkeiten zunehmen (Beispiel: Die Digitale Wirtschaft u.a. verbindet die virtuelle Welt

des Internet mit der realen Welt der Produktion), ist die Vernetzung der handelnden Akteure

umso wichtiger. Die Handlungsspielräume sind dabei in einem Zusammenspiel von Akteuren

aus den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Sozialpolitik zur Steigerung der Lebensqualität

in der Stadtgesellschaft optimal zu nutzen.

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268 810

264 593

257 074

254 599255 495

262 245264 202

263 654

256 174253.528 252 469

258 039

262 680

268 000

264 324 264 515

270 750

275 210

95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12

SV-Beschäftigtejeweils am 30.06.

2. Beschäftigungssituation

2.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Beschäftigte nach Altersgruppen,

Pendlerquote

Bei der Betrachtung der Beschäftigungsentwicklung seit 1995 fällt auf, dass in 2012 die Zahl

der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) am Arbeitsort Nürnberg auf den

höchsten Wert im Zeitraum, nämlich 275 210 Personen gestiegen ist.

Abb. 1: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Nürnberg

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Nürnberg

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Damit sind 2012 fast 23 000 Menschen mehr als im Jahr 2005 in einem sozialversicherungs-

pflichtigen Beschäftigungsverhältnis tätig. Verglichen mit dem Jahr 1995 beträgt die

Steigerung hingegen 6 400 Arbeitsplätze. Gleichzeitig sank jedoch die Anzahl der sozialver-

sicherungspflichtig Beschäftigten in Vollzeit von Juni 2002 mit 224 693 bis Juni 2011 mit

216 806 um 7 887 Arbeitsplätze (-3,5%). Die Verringerung vollzog sich vor allem im Zeitraum

2002 bis Mitte 20053. Die Anzahl der in Teilzeit Beschäftigten erhöhte sich im gleichen

Zeitraum (2002 bis 2011) von 38 911 auf 53 747 (Zunahme: 14 836 = 38,1%), die der

geringfügig entlohnten Beschäftigten4 von 28 484 auf 56 660 (Zunahme: 28 176 = 98,9%),

die der ausschließlich gering entlohnten Beschäftigten von 28 484 auf 33 301 (Zunahme:

3 Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit. 4 Die geringfügig entlohnten Beschäftigten sind nicht in der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten enthalten.

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149 275; 54%

125 935; 46%

Männer

Frauen 53%47%

Männer

Frauen54%

46%

Männer

Frauen

4817 = 16,9%). Die Steigerungen bei den geringfügig Beschäftigten erfolgte vor allem im

Zeitraum zwischen 2002 und 2004. Das Verhältnis sozialversicherungspflichtig Beschäftigter

zu Einwohnern ist in Nürnberg günstig ausgeprägt, wenngleich der Verlust an Vollzeitstellen

dieses Bild trübt. Darüber hinaus zeigt die Einpendlerquote von 52,4%, dass die Stadt

Nürnberg für die umliegende Region eine enorm wichtige Rolle als Standort für Beschäfti-

gung ausübt (siehe auch Unterkapitel Pendlersaldo), was natürlich für die Beschäftigten und

Arbeitslosen mit Wohnort in Nürnberg zu einer erhöhten Konkurrenz um Arbeitsplätze

innerhalb des Stadtgebietes Nürnberg führt.

Struktur nach Geschlecht

Die Struktur nach Geschlecht zeigt zum 30.06.2012 eine Verteilung von 54% Männern zu

46% Frauen.

Abb. 2: Struktur nach Geschlecht

Stadt Nürnberg Durchschnitt der 20 größten dt. Städte

Deutschland

Struktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten jew. am Arbeitsort zum Stichtag 30.6.2012

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Damit ist Nürnberg ein Abbild des bundesdeutschen Durchschnittes. Im Vergleich mit den 20

größten Städten wird deutlich, dass andere Städte einen geringfügig höheren Anteil an

Frauen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen haben. Trotz aller

Anstrengungen besteht bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch Nachholbedarf.

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10

242 235; 88%

32 854; 12%

Deutsche

Ausländer

90%

10%

Deutsche

Ausländer

92%

8%

Deutsche

Ausländer

Struktur nach Nationalität

Abb. 3: Struktur nach Nationalität

Stadt Nürnberg Durchschnitt der 20 größten dt. Städte

Deutschland

Struktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort zum Stichtag 30.6.2012

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Am Arbeitsort Nürnberg sind 88% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten deutscher

Nationalität, der Anteil der ausländischen SVB liegt bei 12%5. Im Vergleich der 20 größten

deutschen Städte ist die Quote in Nürnberg um ein Fünftel höher, im Vergleich mit dem

bundesdeutschen Durchschnitt sogar um die Hälfte höher.

Struktur nach Altersgruppen

In der Struktur nach Altersgruppen liegt der Anteil der unter 25-Jährigen bei 12%. Zwischen

25 bis unter 50 Jahre alt sind 62% aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, 26%

sind über 50 bis unter 65 Jahre alt. Im Vergleich mit den 20 größten deutschen Städten zeigt

sich, dass gerade bei den unter 25-Jährigen der Anteil in Nürnberg um ein Drittel höher liegt.

Dies drückt sich auch in einer sehr geringen Jugendarbeitslosigkeit aus (1,8% der unter 20-

Jährigen im Dezember 2012). Diese offizielle Quote der Jugendarbeitslosigkeit zeigt jedoch

nicht umfänglich das gesamte Ausmaß der ausbildungs- und arbeitslosen Jugendlichen und

Jungen Erwachsenen, da Personen in staatlich finanzierten Qualifizierungsmaßnahmen

zwischen Schule und Berufsausbildung, jährlich in Deutschland fast 300.000 Jugendliche,

nicht in dieser Arbeitslosenstatistik erfasst werden. Problematisch ist zudem, dass mehr als

die Hälfte dieser Jugendlichen bzw. Jungen Erwachsenen den Status von „Altbewerbern“

5 Erfasst sind hier jedoch nicht die Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit und Migrationshin-tergrund, die beispielsweise nach der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts die deutsche Staatsbür-gerschaft angenommen haben.

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11

31 969; 12%

169 304; 62%

72 553; 26%

unter 25 Jahre

25 bis unter 50 Jahre

50 bis unter 65 Jahre

9%

64%

27%

unter 25 Jahre

25 bis unter 50 Jahre

50 bis unter 65 Jahre

11%

60%

28%

unter 25 Jahre

25 bis unter 50 Jahre

50 bis unter 65 Jahre

haben, deren Schulabgangsjahr ein Jahr und länger zurückliegt6. Ebenfalls nicht in der

Jugendarbeitslosigkeitsstatistik erfasst sind diejenigen Jugendlichen, die nur bei der Berufs-

beratung als Lehrstellen suchend erfasst sind, sich aber nicht gleichzeitig arbeitslos

gemeldet haben.

Abb. 4: Struktur nach Altersgruppen

Stadt Nürnberg Durchschnitt der 20 größten dt. Städte

Deutschland

Struktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten jew. am Arbeitsort zum Stichtag 30.6.2012

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Bei den über 50- bis unter 65-Jährigen liegt der Anteil in Nürnberg dagegen leicht unter dem

Durchschnitt.

6 Spiegel Online: „Schatten auf der Boom-Statistik“. 31. Mai 2012.

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12

186 806

275 210

144 188

55 784

88 404

Beschäftigte am Wohnort

Beschäftigte am Arbeitsort

Einpendler/ Einpendlerinnen

Auspendler/ Auspendlerinnen

Pendlersaldo

Pendlersaldo

Der Pendlersaldo7 der Stadt Nürnberg weist einen hohen Einpendlerüberschuss aus, im Jahr

2012 betrug dieser 88 404 Personen. In Summe pendelten 144 188 Personen ein und

55 784 Personen aus. Damit sind 52,4% der am Arbeitsort Nürnberg Beschäftigten

Einpendlerinnen und Einpendler. Insgesamt sind 275 210 sozialversicherungspflichtig

beschäftigte Personen am Arbeitsort Nürnberg tätig, im Stadtgebiet wohnen 186 806

sozialversicherungspflichtig beschäftigte Personen.

Abb. 5 : Beschäftigte und deren Pendlerverhalten am Wohn- und Arbeitsort Nürnberg

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohn- und Arbeitsort Nürnberg zum Stichtag 30.6.2012

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Vergleicht man die Zahlen für Nürnberg mit denen der umliegenden Städte und Landkreise,

so fällt auf, dass Nürnberg eine zentrale Arbeitsplatzfunktion innehat.

7 Der Pendlersaldo einer Region (Stadt- bzw. Landkreis) gibt an, ob mehr Arbeitskräfte regelmäßig von ihrem Wohnort zum Arbeiten in die Region kommen, oder mehr in der Region Wohnende sie regelmäßig verlassen, da ihr Arbeitsplatz außerhalb der Region liegt.

Wenn mehr Pendler in die Region kommen, spricht man vom Einpendlerüberschuss, oft auch einfach nur vom Pendlerüberschuss; wenn sie mehr Personen zum Arbeiten verlassen als hineinkommen, spricht man vom Auspendlerüberschuss. Die entsprechenden Zahlenwerte tragen die Einheit „Personen“; oft werden sie der besseren Vergleichbarkeit wegen auch in Prozent der Arbeitsplätze der Region ausgewiesen.

Der Pendlerüberschuss steht in engem Zusammenhang mit der relativen Arbeitsplatzdichte und gilt als Indikator für die Wirtschaftskraft einer Region.

Orte mit hohem Auspendlerüberschuss werden als Trabanten- oder Schlafstädte bezeichnet. Quelle: Wikipedia

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13

Tab. 1: Kreise der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN) und deren Pendlersalden sortiert nach der Arbeitslosenquote

Reihenfolge nach

Arbeitslosen-quote

Stadt- und Landkreise der EMN Ein- pendler und

Einpend-lerinnen (Juni 2012)

Aus- pendler und Aus-

pendler-innen

(Juni 2012)

Pendlersaldo absolut

(Juni 2012)

Pendlersaldo bezogen auf Arbeitsort-beschäftigte8

in %

Arbeitslose im Dez 2012 absolut

Arbeits-losenquote Dez 2012

1 Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsh. 6 616 16 510 -9 894 -34,5% 1 198 2,2%

2 Neumarkt i.d.OPf. 9 839 17 600 -7 761 -18,5% 1 612 2,3%

3 Erlangen-Höchstadt 23 418 34 085 -10 667 -25,1% 1 664 2,3%

4 Ansbach 13 051 30 096 -17 045 -31,5% 2 746 2,7%

5 Nürnberger Land 18 503 33 454 -14 951 -31,0% 2 477 2,8%

6 Roth 11 936 27 264 -15 328 -47,0% 1 878 2,8%

7 Amberg-Sulzbach 8 177 22 726 -14 549 -57,3% 1 701 2,9%

8 Bamberg 12 632 38 453 -25 821 -78,7% 2 461 2,9%

9 Forchheim 8 820 28 306 -19 486 -74,0% 2 001 3,1%

10 Weißenburg-Gunzenhausen 5 715 11 631 -5 916 -20,4% 1 563 3,1%

11 Fürth 11 158 33 613 -22 455 -102,8% 1 991 3,2%

12 Kitzingen 8 554 13 585 -5 031 -17,5% 1 548 3,2%

13 Haßberge 5 974 14 776 -8 802 -36,1% 1 653 3,4%

14 Bayreuth 8 806 26 872 -18 066 -78,9% 2 092 3,6%

15 Lichtenfels 9 466 9 013 453 1,7% 1 493 3,9%

16 Coburg 11 650 20 795 -9 145 -34,9% 1 967 4,0% 17 Kronach 6 265 8 620 -2 355 -9,5% 1 556 4,0% 18 Stadt Erlangen 59 703 14 805 44 898 51,5% 2 395 4,0% 19 Neustadt a.d.Waldnaab 9 222 18 796 -9 574 -36,1% 2 163 4,1% 20 Stadt Ansbach 15 777 5 979 9 798 39,5% 926 4,2% 21 Hof 13 100 14 525 -1 425 -4,2% 2 173 4,3% 22 Kulmbach 7 757 10 382 -2 625 -10,2% 1 794 4,4% 23 Stadt Schwabach 9 458 9 625 -167 -1,2% 919 4,4% 24 Tirschenreuth 5 915 11 225 -5 310 -24,4% 1 882 4,7% 25 Wunsiedel i.Fichtelgebirge 7 362 7 071 291 1,1% 1 906 5,0% 26 Stadt Bamberg 33 826 9 060 24 766 50,8% 1 890 5,1% 27 Stadt Amberg 15 212 6 106 9 106 37,8% 1 312 5,7% 28 Stadt Coburg 22 478 5 324 17 154 53,2% 1 229 5,7% 29 Stadt Bayreuth 26 074 6 762 19 312 45,1% 2 187 5,9% 30 Stadt Fürth 26 830 33 175 -6 345 -15,5% 4 325 6,5% 31 Stadt Hof 13 999 5 733 8 266 35,3% 1 544 6,8% 32 Stadt Weiden i.d.OPf. 16 566 5 363 11 203 43,5% 1 643 7,2% 33 Stadt Nürnberg 144 188 55 784 88 404 32,1% 20 586 7,6% Quelle: Bundesagentur für Arbeit. Anmerkung: Die Arbeitslosenquoten wurden in diese Tabelle aufgenommen, um auch tabellarisch und auf die Gebietskörperschaften bezogen den zumeist gegebenen Zusammenhang zwischen positiven/negativen Pendlersaldo und günstiger/ungünstiger Arbeitslosenquote aufzuzeigen (vgl. ebenfalls Kap. 3 Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit).

Die 15 Städte und Landkreise der EMN mit den günstigsten Arbeitslosenquoten haben, mit

Ausnahme des Landkreises Lichtenfels, durchweg einen negativen Pendlersaldo. Sie

entlasten ihre Arbeitsmärkte durch Auspendlerüberschüsse. Abgesehen vom Landkreis

8 Der Pendlersaldo bezogen auf Arbeitsortbeschäftigte in % bezeichnet Einpendler nach Nürnberg im Verhältnis zu allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Nürnberg.

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14

38,8%

38,4%

31,5%

33,7%

33,8%

33,8%

34,0%

35,4%

36,6%

36,9%

37,0%

37,3%

38,5%

38,8%

39,0%

39,3%

39,7%

40,5%

40,9%

42,4%

42,4%

43,2%

0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 40,0% 45,0% 50,0%

Deutschland

Bayern

Frankfurt

Stuttgart

München

Düsseldorf

Dresden

Hamburg

Mannheim

Duisburg

Berlin

Köln

Nürnberg

Bonn

Leipzig

Essen

Region Hannover

Bremen

Wuppertal

Bochum

Dortmund

Bielefeld

Lichtenfels, der Stadt Erlangen und der Stadt Ansbach haben alle die 24 Kreise der Region,

die zum Jahresende 2012 eine „2“, „3“ oder „4“ vor ihrer Arbeitslosenquote führten, mehr

Auspendler als Einpendler (Tabelle 1). Nürnberg hat einen Einpendlerüberschuss von

88.404 und trägt stark zur Entlastung der umliegenden Gemeinden bei. Gleichzeitig wird der

Arbeitsmarkt in Nürnberg als „aufnehmender“ Stadt durch die Einpendler belastet, da die

Beschäftigten mit Wohnort Nürnberg einer erhöhten Konkurrenz um die Arbeitsplätze

ausgesetzt sind und somit ein erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko aufweisen.

2.2 Atypische Beschäftigung

Das Statistische Bundesamt versteht unter einem Normalarbeitsverhältnis ein Beschäfti-

gungsverhältnis, das voll sozialversicherungspflichtig ist, mit mindestens der Hälfte der

üblichen vollen Wochenarbeitszeit und mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag ausgeübt wird

sowie durch die Identität von Arbeits- und Beschäftigungsverhältnis gekennzeichnet ist.

Eine atypische Beschäftigungsform liegt dann vor, wenn eines oder mehrere dieser Kriterien

nicht erfüllt sind. Daher zählen neben der Zeitarbeit, Teilzeitbeschäftigungen mit 20 oder

weniger Stunden Arbeit pro Woche, geringfügige Beschäftigungen sowie befristete

Beschäftigungen zu diesen Beschäftigungsformen. Befristete Arbeitsverhältnisse können

leider nicht ausgewertet werden und werden daher auch nicht von der Datenbank der Hans

Böckler Stiftung erfasst.

Abb. 6: Anteile der atypischen Beschäftigung im Vergleich

Anteil der atypischen Beschäftigung an allen Beschäftigungsverhältnissen am jeweiligen Arbeitsort im Vergleichsjahr 2011

Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung

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15

23,5%

25,0%

16,5%

17,7%

18,5%

19,2%

20,1%

21,6%

22,6%

23,6%

23,8%

24,5%

24,7%

25,9%

26,5%

28,2%

29,9%

30,8%

31,3%

32,2%

35,0%

38,4%

0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 40,0% 45,0%

Deutschland

Bayern

Wuppertal

Duisburg

Bremen

Bochum

Bielefeld

Region Hannover

Hamburg

München

Bonn

Mannheim

Stuttgart

Essen

Nürnberg

Dortmund

Düsseldorf

Berlin

Köln

Leipzig

Frankfurt

Dresden

Der Anteil der Atypischen Beschäftigungsverhältnisse an allen Beschäftigungsverhältnissen

in Nürnberg liegt im Jahr 2011 bei 38,5%. Damit liegt Nürnberg im Mittelfeld der 20 größten

deutschen Städte. Den geringsten Wert hat Frankfurt am Main mit 31,5%, den höchsten

Wert Bielefeld mit 43,2%.

Nürnberg liegt mit 38,4% um 0,1% über dem bayerischen Durchschnitt. Der bundesdeutsche

Durchschnitt dagegen ist mit 38,8% um 0,3% höher als in Nürnberg.

Die Entwicklung von 2005 bis 2011 beinhaltet eine Steigerung der atypischen Beschäfti-

gungsverhältnisse in Nürnberg von 26,5%. Auch hier liegt Nürnberg im Mittelfeld der 20

größten deutschen Städte. Die stärkste Zunahme verzeichnet Dresden mit 38,4%, die

geringste Zunahme Wuppertal mit 16,5%. In Bayern nahmen die atypischen Beschäftigungs-

verhältnisse im Vergleichszeitraum um 25% zu, in Deutschland um 23,5%.

Abb. 7: Entwicklung der atypischen Beschäftigung von 2005 bis 2011 in Prozent

Entwicklung der atypischen Beschäftigungsverhältnisse an den jeweiligen Arbeitsorten von 2005 bis 2011

Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der der Hans Böckler Stiftung

Insgesamt ist dies eine Entwicklung, die die Flexibilität für Arbeitgeber erhöht und für die

betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Unsicherheiten sowie geringe Planbarkeit

mit sich bringt. Dennoch ist ein atypisches Beschäftigungsverhältnis für die Beschäftigten

nicht per se ungewollt. Beispielsweise ermöglichen Teilzeitarbeitsverhältnisse vielen

überhaupt erst die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

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16

42 763

50 419 50 67153 846 54 981 55 967 55 887 56 390 56 660 56 971

28 682 27 436 28 48430 339

33 572 33 153 34 568 34 480 34 241 33 951 34 024 33 301 32 982

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

insgesamt ausschließlich (also kein zusätzlicher Nebenjob; erst ab 2003 erfasst)

2.2.1. Geringfügige Entlohnung (Personen in Minijobs)

Die Zahl der Personen mit geringfügig entlohntem Beschäftigungsverhältnis (Arbeitsverhält-

nisse mit einer Entlohnung von seit 01.01.2013 450 Euro, bis 31.12.2012: 400 Euro) ist im

Jahr 2003 aufgrund der umfangreichen Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen

stark angestiegen. Insgesamt arbeiten im Jahr 2012 in Nürnberg 56 971 Personen in nur

geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnissen, für 32 982 davon war es das einzige

Beschäftigungsverhältnis (57,9%), 23 989 Personen übten mehrere geringfügige Beschäfti-

gungen nebeneinander aus.

Abb. 8: Entwicklung der geringfügig entlohnten Beschäftigung in Nürnberg

Arbeitsverhältnisse mit einer Entlohnung von maximal 400 €/Monat , jeweils am 30.6..

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Hier ist ein Bereich der atypischen Beschäftigung entstanden, in dem Menschen sich mit

mehreren Beschäftigungsverhältnissen ihren Lebensunterhalt sichern müssen. Zu kritisieren

ist hierbei die Umwandlung von klassischen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungs-

verhältnissen in Mini-Jobs.

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17

20,7%

20,6%

13,0%

13,1%

15,8%

15,9%

16,4%

16,7%

16,8%

16,9%

17,3%

17,7%

18,9%

19,0%

19,2%

19,5%

20,1%

20,4%

21,6%

22,6%

22,7%

23,4%

0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0%

Deutschland

Bayern

Frankfurt

Dresden

Berlin

Stuttgart

Hamburg

München

Leipzig

Düsseldorf

Nürnberg

Mannheim

Bonn

Köln

Region Hannover

Bremen

Duisburg

Bielefeld

Essen

Wuppertal

Bochum

Dortmund

Abb. 9: Anteile der Mini – Jobs an der Gesamtbeschäftigung im Vergleich

Anteil der Arbeitsverhältnisse mit einer Entlohnung von maximal 400 €/Monat in Prozent an allen Beschäftigungsverhältnissen am jeweiligen Arbeitsort im Vergleichsjahr 2011

Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung

Der Anteil der Mini-Jobs an der Gesamtbeschäftigung ist in Nürnberg im Vergleich mit den

20 größten deutschen Städte mit 17,3% noch moderat (neunte Position). Frankfurt am Main

hat mit 13% hier den geringsten Wert, Dortmund mit 23,4% den höchsten Wert. Auch der

bayerische und bundesdeutsche Durchschnitt liegen mit 20,6% bzw. 20,7% deutlich über

dem Nürnberger Wert.

Auch bei der Veränderung zwischen 2005 und 2011 liegt Nürnberg mit einer Steigerung um

11,8% an fünfzehnter Stelle. Am geringsten war die Zunahme in Bremen mit 5,2%, am

stärksten in Frankfurt am Main mit 24,1%. Auch in Bayern war die Zunahme mit 16,5%

deutlich stärker, ebenso im Bundesdurchschnitt mit 13,8%.

Diese Werte zeigen, dass der Zuwachs bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-

gungsverhältnissen auch mit einem Zuwachs bei den Mini-Jobs einhergeht. Insgesamt nahm

die Zahl der Beschäftigten also deutlich zu.

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18

13,8%

16,5%

5,2%

8,2%

8,6%

10,1%

10,7%

11,8%

12,1%

12,6%

14,1%

14,6%

15,0%

15,0%

16,0%

16,9%

17,5%

19,4%

20,2%

21,6%

22,7%

24,1%

0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0%

Deutschland

Bayern

Bremen

Wuppertal

Duisburg

Leipzig

Region Hannover

Nürnberg

Hamburg

Bielefeld

Stuttgart

Bochum

Mannheim

Dresden

Düsseldorf

Essen

München

Bonn

Berlin

Dortmund

Köln

Frankfurt

13 760

15 125

12 040

13 961

15 53314 180

-

2 000

4 000

6 000

8 000

10 000

12 000

14 000

16 000

18 000

2007 2008 2009 2010 2011 2012

Abb. 10: Veränderung der Mini – Jobs von 2005 zu 2011

Veränderung der Arbeitsverhältnisse mit einer Entlohnung von maximal 400 € pro Monat in Prozent von 2005 zu 2011

Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung

2.2.2. Zeitarbeit

Die Zahl der Zeitarbeiter schwankt aufgrund der konjunkturellen Lage in einem Korridor

zwischen 12 000 und 16 000 Personen.

Abb. 11: Entwicklung der Zeit- bzw. Leiharbeitsbeschäftigung in Nürnberg

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte der Wirtschaftsabteilung 78 "Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften" am Arbeitsort Nürnberg jeweils am 30.6.; Branchenzuordnung nach WZ 2008

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

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19

115,7%

111,8%

30,4%

56,9%

63,9%

64,1%

68,9%

74,2%

83,9%

87,2%

90,4%

91,3%

91,3%

93,3%

97,9%

105,3%

123,1%

131,5%

139,0%

139,1%

157,4%

178,5%

0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0% 120,0% 140,0% 160,0% 180,0% 200,0%

Deutschland

Bayern

Bochum

Bielefeld

Wuppertal

Mannheim

Bonn

Hamburg

Duisburg

Nürnberg

Essen

München

Köln

Stuttgart

Dresden

Berlin

Frankfurt

Region Hannover

Leipzig

Dortmund

Bremen

Düsseldorf

Im Zeitraum von 2005 bis 2011 nahm die Zahl der Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer

in Nürnberg um 87,2% zu, was allerdings im Vergleich mit den 20 größten deutschen

Städten eine eher moderate Zunahme darstellt. Im gleichen Zeitraum stieg im Freistaat

Bayern die Zeitarbeitsquote um 111,8%, in der Bundesrepublik Deutschland sogar um

115,7%.

Abb. 12: Veränderung der Zeit- bzw. Leiharbeitsbeschäftigung von 2005 bis 2011 im Vergleich

Veränderung der Zeit- bzw. Leiharbeitsverhältnisse von 2005 zu 2011 an den jeweiligen Arbeitsorten in Prozent

Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung

Nichtsdestotrotz liegt der Anteil der Zeitarbeit in Nürnberg an allen sozialversicherungs-

pflichtigen Beschäftigungsverhältnissen mit 4,7% auf einem sehr hohen Niveau, nur Leipzig

hat mit 5,1% einen noch höheren Anteil zu verzeichnen. Den geringsten Anteilswert weist

Essen mit 2,0% auf. Der Bayerische Durchschnitt liegt hier bei 2,1%, der bundesdeutsche

bei 2,3%.

Die Ursache für diesen hohen Anteil der Zeitarbeit in Nürnberg ist eventuell der hohe Besatz

an Call-Centern und Produktionsbetrieben. Teilweise kommt hier der intendierte Ansatz der

Flexibilität zum Tragen, zum Teil werden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aber

auch längerfristig in Zeitarbeitsverhältnissen eingesetzt.

Durch zunehmenden Fachkräftemangel könnten Unternehmen zukünftig verstärkt wieder

dazu übergehen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt einzustellen und so an ihr Unter-

nehmen zu binden.

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20

2,3%

2,1%

2,0%

2,1%

2,1%

2,2%

2,3%

2,7%

2,7%

2,8%

2,8%

2,9%

2,9%

3,0%

3,0%

3,1%

3,4%

3,5%

3,6%

3,8%

4,7%

5,1%

0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0%

Deutschland

Bayern

Essen

Berlin

Bonn

München

Stuttgart

Frankfurt

Köln

Region Hannover

Duisburg

Hamburg

Bochum

Düsseldorf

Wuppertal

Dortmund

Bielefeld

Bremen

Mannheim

Dresden

Nürnberg

Leipzig

Abb. 13: Anteil der Zeit- bzw. Leiharbeitsbeschäftigung im Vergleich

Anteil der der Zeit- bzw. Leiharbeitsverhältnisse an allen Beschäftigungsverhältnissen am jeweiligen Arbeitsort im Vergleichsjahr 2011

Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung

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21

2.3. Veränderungen in den einzelnen Wirtschaftszweigen

Tab. 2: Beschäftigte in Nürnberg nach Wirtschaftszweigen

Wirtschaftsabschnitte Anteile in %

Beschäftigte Veränderung 2011 zu 2012

Juni 12 Juni 11 absolut in %

Insgesamt 100 275 210 270 750 4 460 1,6

A, B Land- und Forstwirtschaft, Fischerei; Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden

0,4 1 017 932 85 9,1

C Verarbeitendes Gewerbe 18,1 49 881 48 461 1 420 2,9

D, E

Energie- und Wasserversorg.; Abwasser- u. Abfallentsorg. u. Beseit. von Umweltverschm.

1,5 4 073 4 067 6 0,1

F Baugewerbe 2,9 7 893 7 804 89 1,1

G Handel; Instandhaltg. und Reparatur v. Kfz 13,0 35 893 35 584 309 0,9

dav. Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (45)

1,6 4 467 4 295 172 4,0

Großhandel (ohne Handel mit Kfz.) (46) 5,0 13 750 13 619 131 1,0

Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz.) (47) 6,4 17 676 17 670 6 0,0

H Verkehr und Lagerei 7,2 19 908 19 409 499 2,6

I Gastgewerbe 2,9 8 045 7 764 281 3,6

J Information und Kommunikation 6,8 18 836 17 879 957 5,4

K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

5,8 15 965 16 478 -513 -3,1

L Grundstücks- und Wohnungswesen 1,0 2 714 2 419 295 12,2

M Erbringung von freiberuflichen, wissenschaft- lichen und technischen Dienstleistungen

6,5 18 010 17 236 774 4,5

N Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen

11,7 32 086 32 617 -531 -1,6

dar. Überlassung von Arbeitskräften (782, 783) 5,2 14 180 15 533 -1 353 -8,7

O, U

Öffentl. Verwaltung, Verteidigung; Sozialvers., Exterritoriale Organisationen u. Körperschaften

6,2 16 929 17 038 -109 -0,6

P Erziehung und Unterricht 1,9 5 297 5 214 83 1,6

Q Gesundheits- und Sozialwesen 9,2 25 426 24 812 614 2,5

R Kunst, Unterhaltung und Erholung 0,7 1 940 1 945 -5 -0,3

S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 3,8 10 499 10 852 -353 -3,3

T Priv. Haushalte mit Hauspersonal; Herst. v. Waren u. Erbringung v. Dienstl. durch priv. Haushalte

0,1 251 238 13 5,5

Keine Zuordnung möglich * * * * *

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Nürnberg jeweils am 30.6.; Klassifikation der Wirtschaftszweige nach WZ 2008

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Der Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Vergleich

Juni 2011 zu Juni 2012 um 4 460 Stellen ist im Wesentlichen auf Arbeitsplatzzuwächse im

Verarbeitenden Gewerbe (+1 420), im Handel (+ 309), Verkehr und Lagerei (+499),

Information und Kommunikation (+957), der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftli-

chen und technischen Dienstleistungen (+774) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen

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22

13,5% 14,9% 12,1% 15,6%

18,4% 15,9% 22,9% 16,3%

57,3% 58,4% 49,5% 55,0%

10,8% 10,8% 16,1% 13,1%

Deutschland Bayern Durchschnitt der 20 größten dt. Städte

Stadt Nürnberg

Hochschul-abschluss

mit Berufs-ausbildung

Ausbildung unbekannt

ohne Berufs-ausbildung

(+614), zurückzuführen. Hingegen gab es Stellenabbau in den Bereichen Erbringung von

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (-513), Überlassung von Arbeitskräften (-1 353),

Erbringung von sonstigen Dienstleistungen (-353) sowie der öffentlichen Verwaltung,

Verteidigung, Sozialversicherung, Exterritoriale Organisationen und Körperschaften (-109).

Den prozentual größten Zuwachs um +12,2% oder 295 Stellen konnte das Grundstücks- und

Wohnungswesen verzeichnen, hier hat die verstärkte Bautätigkeit gerade im Wohnungsbe-

reich positive Auswirkungen. In Zukunft werden – u.a. durch den demografischen Wandel -

Zuwächse auch im Bereich der Haushaltsnahen Dienstleistungen erwartet.

2.4. Qualifikationsstruktur

Abb. 14: Vergleich der Qualifikationsstruktur

Qualifikation der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten; Stand Juni 2011; Vergleichsdurchschnitt: Deutsche Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Die Daten zur Qualifikationsstruktur zeigen, dass 55% der in Nürnberg sozialversicherungs-

pflichtig Beschäftigten eine Berufsausbildung besitzen. Im Vergleich mit den 20 größten

deutschen Städten (49,5%) ist dies ein deutlich höherer Wert. Hingegen liegt der Anteil der

Personen mit Hochschulabschluss bei 13,1%. Hier liegt der Durchschnitt der 20 größten

deutschen Städte höher (16,1%). Unbekannt ist die Ausbildung bei 16,3% aller sozialversi-

cherungspflichtigen Beschäftigten. Dieser Anteil liegt im Durchschnitt der 20 größten

deutschen Städte mit 22,5% deutlich höher, im bayerischen Durchschnitt ist er mit 15,9%

leicht geringer. Insgesamt haben in Nürnberg 68,1% aller sozialversicherungspflichtigen

Beschäftigten eine Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss. Auch dieser Wert liegt

über dem Durchschnitt der 20 größten deutschen Städte mit 65,6%.

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23

13,5%

14,9%

7,9%

8,1%

10,4%

10,9%

11,7%

11,8%

11,9%

12,0%

12,1%

12,5%

12,7%

12,8%

13,4%

14,0%

14,7%

14,9%

15,6%

16,2%

16,4%

17,4%

0,0% 2,0% 4,0% 6,0% 8,0% 10,0% 12,0% 14,0% 16,0% 18,0% 20,0%

Deutschland

Bayern

Dresden

Leipzig

Berlin

Hamburg

Bremen

Düsseldorf

Frankfurt

Region Hannover

Dortmund

Essen

München

Bonn

Köln

Stuttgart

Bochum

Mannheim

Nürnberg

Duisburg

Bielefeld

Wuppertal

Betrachtet man den Anteil der Beschäftigten ohne Berufsausbildung, so liegt dieser in

Nürnberg bei 15,6%. Verglichen mit den 20 größten deutschen Städten ist dieser Wert der

vierthöchste. Nur Wuppertal (17,4%), Bielefeld (16,4%) und Duisburg (16,2%) verzeichnen

einen höheren Wert. Dagegen hat Dresden mit nur 7,9% Beschäftigten ohne Ausbildung

eine bei Weitem geringere Quote.

Der bayerische Durchschnitt liegt mit 14,9% hierbei ebenfalls hoch, der Bundesdurchschnitt

ist mit 13,5% etwas geringer.

Abb. 15: Anteil der Beschäftigten ohne Ausbildung im Vergleich

Anteile der sozialversicherungspfl. Beschäftigten ohne Ausbildung an den gesamten sozialversicherungspfl. Beschäftigten am jeweiligen Arbeitsort im Vergleichsjahr 2011

Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung

Im Zeitraum von 2005 bis 2011 nahm der Anteil der Beschäftigten ohne Ausbildung in

Nürnberg um 6,4% ab. Dieser Rückgang liegt ebenfalls im Mittelfeld der 20 größten

deutschen Städte aber unter dem bundesdeutschen Rückgang (-7,7%). Der Freistaat

Bayern weist insgesamt einen Rückgang um 5,9% auf.

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24

-7,7%

-5,9%

-12,4%

-11,3%

-9,4%

-8,1%

-7,9%

-7,4%

-7,3%

-7,2%

-7,1%

-6,9%

-6,7%

-6,6%

-6,4%

-5,9%

-5,1%

-3,8%

-3,0%

-2,4%

-0,6%

0,2%

-14,0% -12,0% -10,0% -8,0% -6,0% -4,0% -2,0% 0,0% 2,0%

Deutschland

Bayern

Region Hannover

Dresden

München

Berlin

Bonn

Bremen

Wuppertal

Frankfurt

Mannheim

Köln

Leipzig

Stuttgart

Nürnberg

Bochum

Düsseldorf

Essen

Duisburg

Dortmund

Hamburg

Bielefeld

2005-2011Abb. 16: Veränderung der Beschäftigten ohne Ausbildung von 2005 bis 2011

Veränderung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne Ausbildung von 2005 bis 2011 am jeweiligen Arbeitsort in Prozent

Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung

Menschen ohne Ausbildung sind auf dem Arbeitsmarkt ungleich höher von Arbeitslosigkeit

bedroht. Zudem bleiben für sie oft nur atypische Beschäftigungsverhältnisse übrig.

Das Ziel der Stadt Nürnberg, die Bildungsbeteiligung und –qualität, die Ausbildungsquote

sowie die Akademikerquote zu erhöhen, soll deshalb dazu beitragen, vermehrt krisenfeste

Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu erhalten.

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25

2.5. Entlohnung

Tab. 3: Median der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte

Region Insgesamt (Arbeitsort)

davon: darunter: Insgesamt (Wohnort)

Männer Frauen Deutsche Ausländer

ohne Berufs-

ausbildung

mit Berufs-ausbildung (ohne

HS/FHS)

mit Fachhoch-/ Hochschul-abschluss

Deutschland

2 702 2 932 2 312 2 725 2 394 2 331 2 750 X 2 701

Westdeutschland

2 835 3 085 2 379 2 870 2 423 2 377 2 902 4 933 2 838

Bayern

2 823 3 088 2 357 2 860 2 391 2 335 2 836 5 175 2 836

Nürnberg, Stadt 2 971 3 272 2 531 3 059 2 139 2 257 3 009 5 011 2 795

Abweichung zu Deutschland

9,9% 11,6% 9,4% 12,3% -10,7% -3,2% 9,4% . 3,5%

Abweichung zu Westdeutschland

4,8% 6,0% 6,4% 6,6% -11,7% -5,0% 3,7% 1,6% -1,5%

Abweichung zu Bayern

5,2% 5,9% 7,4% 7,0% -10,6% -3,3% 6,1% -3,2% -1,5%

Median (= Mittelwert) der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) nach ausgewählten Merkmalen in Euro; Stichtag 31.12.2010

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Der Median9 der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte am Arbeitsort Nürnberg (sozialversiche-

rungspflichtig Vollzeitbeschäftigte) liegt über dem Mittelwert dessen, was in Deutschland

(+9,9%) und Bayern (+5,2%) verdient wird. Dies trifft sowohl auf Frauen als auch auf Männer

zu. Allerdings werden die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern sichtbar.

Frauen verdienen durchschnittlich 741 Euro weniger pro Monat als ihre männlichen

Pendants. Ursache ist vermutlich der höhere Teilzeitanteil bei Frauen, aber vermutlich auch

geringere Entlohnung für gleiche Leistung.

Der Unterschied zwischen Deutschen und Ausländern in Nürnberg zeigt, dass ausländische

Beschäftigte hier einen deutlich geringeren Mittelwert aufweisen als im Bundesdurchschnitt

bzw. im bayerischen Durchschnitt.

Starke Unterschiede zeigen sich beim Median der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte bei den

Qualifikationsgruppen der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten. So weisen

Beschäftigte in Nürnberg mit einem Hochschul- oder Fachhochschulabschluss einen um

66% höheren Mittelwert der Bruttoarbeitsentgelte auf als Beschäftigte mit Berufsausbildung.

Ähnliche Unterschiede ergeben sich hier auch bei der Betrachtung der Mediane in Bayern

und Westdeutschland.

9 Der Median ist ein Mittelwert für Verteilungen in der Statistik. Der Median einer Anzahl von Werten ist die Zahl, welche an der mittleren Stelle steht, wenn man die Werte (monatliche Bruttoarbeitsentgelte am Arbeitsort oder Wohnort Nürnberg) nach Größe sortiert. Im Vergleich zum arithmetischen Mittel, oft Durchschnitt genannt, ist der Median robuster gegenüber extrem abweichenden Werten (Ausreißern). Quelle: Wikipedia

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2 702 €2 823 €

2 291 €2 450 €2 555 €

2 806 €2 856 €2 883 €2 886 €2 889 €2 971 €2 989 €3 021 €3 048 €3 095 €3 152 €3 203 €3 320 €3 322 €3 504 €3 612 €3 631 €

DeutschlandBayern

LeipzigDresden

BerlinBielefeld

DortmundBochum

Region HannoverWuppertalNürnbergBremenEssen

DuisburgHamburg

KölnBonn

DüsseldorfMannheimMünchen

Frankfurt a. M.Stuttgart

Wie in allen anderen der 20 größten deutschen Städte, ist auch in Nürnberg der Medianlohn

am Wohnort niedriger als am Arbeitsort. In ländlichen „Auspendlerregionen“ ist das

Verhältnis umgekehrt. Das heißt, das Gehaltsniveau der Einpendlerinnen und Einpendler

nach Nürnberg ist höher als das der ortsansässigen Arbeitskräfte.

Abb. 17: Median der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversiche-rungspflichtig Vollzeitbeschäftigten im Vergleich

Median der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) in Euro am jeweiligen Arbeitsort; Stichtag 31.12.2010

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Obwohl der mittlere Verdienst in Nürnberg über den bayerischen und deutschen Medianlöh-

nen liegt, zeigt der Vergleich mit den großen deutschen Städten (Abb. 17), dass die

Nürnberger Arbeitsentgelte eher der unteren Hälfte zuzurechnen sind. Das mittlere

Bruttoarbeitsentgelt am Arbeitsort Nürnberg ist beispielsweise 660 Euro bzw. 18% niedriger

als in Stuttgart.

2.6. Einschätzung der Beschäftigungsentwicklung unter Befragung von IHK

Nürnberg für Mittelfranken und HWK für Mittelfranken

Die Beschäftigungsentwicklung im Handwerksbereich wird von der Handwerkskammer für

Mittelfranken als stabil prognostiziert. Derzeit arbeiten ca. 44.000 Menschen in 6.136

Handwerksbetrieben im Stadtgebiet Nürnberg. Für das lokale Handwerk war das Jahr 2012

ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Maßgebliche Treiber für die positive Entwicklung waren die

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27

Bereiche der energetischen Gebäudesanierung und die Flucht in Sachwerte aufgrund der

Euro-Schuldenkrise. Auch für das erste Quartal 2013 wird von den Nürnberger Mitgliedsbe-

trieben der Handwerkskammer für Mittelfranken eine positive Entwicklung erwartet, so dass

bei den Beschäftigungszahlen von einem stabilen Verlauf mit leicht positivem Trend

ausgegangen werden kann. Zudem beschäftigt das Thema der zunehmend schwieriger

werdenden Fachkräftegewinnung auch die Handwerksbetriebe.10

Ähnlich bewertet die Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken die Lage am

lokalen Arbeitsmarkt. In der jüngsten Umfrage des IHK-Konjunkturklimaindex, der am

07.02.2013 erschienen ist, erwarten die Unternehmen, „… dass das Klima am Arbeitsmarkt

auch 2013 freundlich bleiben wird. Trotz der Wachstumsschwäche zum Jahreswechsel plant

jedes fünfte Unternehmen in Mittelfranken, mehr Personal einzustellen. Denn obwohl der

Arbeitsmarkt etwas schwächer tendiert, wollen sich die Betriebe angesichts des zunehmen-

den Wettbewerbs um Fachkräfte die dringend benötigten Mitarbeiter sichern.“11

3. Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit

Vergleicht man die Entwicklung der Arbeitslosigkeit über einen Zeitraum von 2001 bis 2012

(jeweils Dezember-Zahlen), so fällt auf, dass die Arbeitslosigkeit in Nürnberg zuerst von

24.743 Personen in 2001 auf 31.058 in 2005 gestiegen ist. Im Folgenden fielen die Zahlen

bis auf 19.695 Personen in 2008. Bis 2012 stiegen die Arbeitslosenzahlen wieder leicht an

und standen im Dezember bei 20.586 Personen. Der Rückgang über den Gesamtzeitraum

beträgt 16,8%.

Betrachtet man die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschlechtern getrennt, so zeigt

sich, dass die Anzahl der arbeitslosen Frauen in Vergleichszeitraum von 11.199 auf 9.874

zurück ging (-11,9%).

Bei den Männern sank die Personenzahl im Vergleichszeitraum von 13.544 auf 10.712

(-20,9%). Frauen konnten also nicht so deutlich an der positiven Entwicklung des Arbeits-

marktes partizipieren.

Im Bereich des ALG II-Bezuges zeigt sich seit der Einführung im Jahr 2005 ein Rückgang

von 20.357 Personen auf 14.263 Personen in 2012 (-29,9%). Seit 2008 schwankt diese Zahl

allerdings zwischen 14.000 und 15.000 Personen, so dass hier ein Sockel erreicht zu sein

10 Quelle: Handwerkskammer für Mittelfranken 11 Quelle: IHK-Konjunkturklimaindex vom 07.02.2013 („Mittelfränkische Wirtschaft startet mit vorsichtigem Optimismus in das Jahr“)

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28

scheint. Bei den ausländischen Arbeitslosen konnte ebenfalls ein Rückgang beobachtet

werden. Die Zahlen bewegten sich im Zeitraum zwischen 2001 (8.878 Personen) bis 2004

(10.908 Personen) nach oben und fielen danach bis 2012 auf 7.097 Personen. Dies bedeutet

einen Rückgang über den Gesamtzeitraum um 20,0%.

Tab. 4: Struktur der Arbeitslosigkeit im Stadtgebiet Nürnberg 2001 bis 2012

Monat Unter-

beschäfti-gung

Arbeitslose in

Nürnberg

davon Männer

davon Frauen

davon Ausländer

davon Jugendliche unter 20 J.

davon 55 Jahre und älter

davon Langzeit-arbeitslose

davon SGB II

Arbeitslose

davon ohne

Ausbildung

Dez. 01*) 24 743 13 544 11 199 8 878 454 5 362 6 625 . .

Dez. 02*) 27 993 15 685 12 308 9 716 480 5 461 7 657 . .

Dez. 03*) 30 547 17 232 13 315 10 706 441 4 871 9 605 . .

Dez. 04*) 30 986 16 823 14 163 10 908 426 5 091 12 014 . .

Dez. 05*) 31 058 16 289 14 769 10 825 917 4 242 11 643 20 357 17 366

Dez. 06*) 27 143 13 753 13 390 9 775 666 3 478 10 080 18 548 .

Dez. 07*) 22 207 11 206 11 001 8 150 567 2 376 8 014 16 312 .

Dez. 08*) 19 695 10 089 9 606 7 016 432 2 762 6 292 14 184 .

Dez. 09*) 21 942 11 690 10 252 7 396 457 3 289 6 172 14 464 12 652

Dez. 10 31 280 21 266 11 152 10 114 7 035 481 3 660 6 916 15 380 12 544

Dez. 11 28 925 19 295 9 775 9 520 6 679 390 3 616 6 765 14 250 11 539

Dez. 12 28 755 20 586 10 712 9 874 7 097 387 3 834 7 193 14 263 11 759

Veränderung Dez 2011 zu Dez 2012

-0,6% 6,7% 9,6% 3,7% 6,3% -0,8% 6,0% 6,3% 0,1% 1,9%

Anteil in 2012 (Dez)

100,0% 52,0% 48,0% 34,5% 1,9% 18,7% 34,9% 73,9% 59,8%

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

*)2011 wurden die Arbeitslosenzahlen im Zuge der Einführung einer integrierten Arbeitslosenstatistik von der Bundesagentur für Arbeit geringfügig revidiert. Dies ist rückwirkend in dieser Tabelle bis Dez 2010 berücksichtigt. Die Werte für die Jahre 2001 bis 2009 sind nur ungefähr mit denen ab 2010 zu vergleichen.

Bei den arbeitslosen Jugendlichen unter 20 Jahren ist ein Rückgang von 454 Personen in

2001 auf 387 Personen in 2012 zu beobachten. Auffällig ist, dass diese Zahl im Jahr 2005

auf 917 Personen gestiegen war. Der Rückgang über den gesamten Zeitraum liegt bei

14,8%, die aktuelle Quote beträgt 1,9%. Allerdings wurde bereits im Unterkapitel 2.1.

dargestellt, dass die offizielle Jugendarbeitslosenquote nur eine eingeschränkte Aussage-

kraft besitzt.

Ebenfalls sank die Zahl der Arbeitslosen über 55-Jährigen von 5.362 im Jahr 2001 auf 3.834

im Jahr 2012. Der Rückgang fiel mit 28,5% deutlich aus. Hier müsste aber noch untersucht

werden, welchen Einfluss die bisher geltenden Altersteilzeitregelungen auf den Rückgang

bei den über 55jährigen ausübten.

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29

7,6 %7,2 %

6,8 %6,5 %

6,3 %6,1 %

5,9 %5,9 %5,8 %5,7 %5,7 %

5,5 %5,4 %

5,1 %4,9 %

4,7 %4,6 %4,5 %4,5 %4,4 %4,3 %4,2 %

4,0 %3,6 %

3,3 %

NürnbergWeiden i.d.OPf.

HofFürth

SchweinfurtKaufbeuren

BayreuthAugsburg

AschaffenburgAmbergCoburgPassau

StraubingBambergMünchenLandshut

RosenheimWürzburg

Kempten (Allgäu)SchwabachRegensburg

AnsbachErlangen

MemmingenIngolstadt

Arbeitslosenquoten Dez 2012

Durchschnitt Bayern= 3,6%

Betrachtet man den Bereich der Langzeitarbeitslosen, also der Personen, die 6 Monate und

länger arbeitslos sind, so zeigt sich, dass hier seit 2001 ein Anstieg um 8,5% erfolgt ist.

Angemerkt werden muss in diesem Zusammenhang, dass der Höchststand der Langzeitar-

beitslosen in 2004 bei 12.014 Personen lag und sich seither wieder reduziert hat.

Abb. 18: Arbeitslosenquoten vom Dezember 2012 im Vergleich der bayerischen Städte

Arbeitslosenquoten der kreisfreien bayerischen Städte vom Dezember 2012 bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Die Arbeitslosenquoten der bayerischen Städte im Dezember 2012 verweisen Nürnberg mit

7,6% Quote auf den letzten Platz. Den besten Wert weist Ingolstadt mit 3,3% auf, hier

herrscht fast Vollbeschäftigung. Auch München (4,9%), Augsburg (5,9%), Regensburg

(4,3%), Würzburg (4,5%) und Fürth (6,5%) liegen zum Teil deutlich vor Nürnberg. Allerdings

musste keine der genannten Städte einen ähnlich tiefgreifenden Strukturwandel durchlaufen.

Zudem fehlt in Bayern die Vergleichbarkeit mit einer Stadt gleicher Größe und derselben

Bedeutung als Arbeitsstandort mit enorm hohem Einpendlerüberschuss und dementspre-

chender Sogwirkung auch in die weiter entfernten Landkreise Unter-, Mittel- und Oberfran-

kens sowie der Oberpfalz.

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30

6,7 %

3,6 %

12,6 %

12,3 %

12,3 %

11,9 %

11,6 %

10,8 %

10,2 %

9,6 %

9,0 %

9,0 %

8,8 %

8,4 %

8,0 %

7,6 %

7,2 %

7,1 %

6,7 %

5,9 %

5,9 %

4,9 %

Deutschland

Bayern

Dortmund

Duisburg

Essen

Wuppertal

Berlin

Leipzig

Bremen

Bochum

Köln

Bielefeld

Dresden

Düsseldorf

Region Hannover

Nürnberg

Frankfurt a. M.

Hamburg

Bonn

Stuttgart

Mannheim

München

Abb. 19: Arbeitslosenquoten vom Dezember 2012 im Vergleich der großen deutschen Städte

Arbeitslosenquoten der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Beim Vergleich der Arbeitslosenquoten der 20 größten deutschen Städte liegt Nürnberg auf

Rang 7, die Quote im Dezember 2012 beläuft sich auf 7,6%. Den niedrigsten Wert weißt

München mit 4,9% auf. Direkt vor Nürnberg liegt Frankfurt am Main mit 7,2%, direkt dahinter

die Region Hannover mit 8,0%, hier muss allerdings auf den besonderen Gebietszuschnitt

hingewiesen werden, da auch das direkte Umland mit einbezogen ist.

Nürnberg nimmt zwar bayernweit den letzten Platz ein, ist im Vergleich mit ähnlich großen

Städten jedoch deutschlandweit relativ gut aufgestellt. Dies fällt insbesondere im Vergleich

mit solchen Städten auf, die ähnliche Herausforderungen des Strukturwandels bewältigen

mussten. Betrachtet man Städte im Ruhrgebiet wie Essen oder Dortmund, so ist die

Arbeitslosenquote dort fast doppelt so hoch. Insofern kann zum jetzigen Zeitpunkt von einer

erfolgreichen Bewältigung des Strukturwandels gesprochen werden.

Page 38: FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION IM ...Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen

31

18,4%15,5%15,4%

14,6%14,5%

13,9%13,0%

11,8%11,8%11,6%

9,5%9,4%

8,7%8,0%

7,3%6,9%6,8%6,7%

5,0%5,0%

3,6%2,8%

2,2%1,9%1,7%

ErlangenAmberg

KaufbeurenAschaffenburg

Kempten (Allgäu)LandshutBambergStraubing

Weiden i.d.OPf.Fürth

MemmingenSchweinfurt

HofRosenheimWürzburgNürnbergMünchenBayreuthIngolstadtAugsburgAnsbach

RegensburgCoburg

SchwabachPassau

Durchschnitt Bayern= 8,3 %

Abb. 20: Veränderung der Arbeitslosigkeit in den bayerischen Städten vom Dezember 2011 zu Dezember 2012 in Prozent

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; kreisfreie bayerische Städte

Die Zunahme der Arbeitslosigkeit in den bayerischen Städten von Dezember 2011 bis 2012

zeichnet ein sehr differentes Bild. So beträgt die Zunahme in Passau nur 1,7%, während sie

in Erlangen bei 18,4% liegt. Nürnberg ist mit 6,9% Zunahme im oberen Mittelfeld vertreten

und liegt unter dem bayerischen Durchschnitt von 8,3%, aber über dem Bundesdurchschnitt

mit 2,3%. Die Zunahme belief sich von Dezember 2011 auf Dezember 2012 in Nürnberg auf

insgesamt 1 336 Personen, davon 1 325 Personen im SGB III und 11 Personen im SGB II.

Wie in Unterkapitel 2.2.2. dargestellt, verringerte sich die Zeitarbeit von 2011 auf 2012 um

insgesamt 1 353 Personen. Inwieweit diese in reguläre Beschäftigung oder in Arbeitslosigkeit

wechselten, konnte nicht eruiert werden.

Beim Vergleich der 20 größten deutschen Städte nimmt Nürnberg im gleichen Zeitraum

einen Mittelfeldplatz ein. In Leipzig ging die Arbeitslosigkeit um 4,9% zurück, in Stuttgart

stieg sie um 16,8%.

Page 39: FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION IM ...Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen

32

2,1 %

8,3 %

16,8 %

13,5 %

9,4 %

7,8 %

6,9 %

6,8 %

4,9 %

4,7 %

4,0 %

3,6 %

2,3 %

2,0 %

1,9 %

0,1 %

0,0 %

-0,3 %

-0,7 %

-1,1 %

-3,6 %-4,9 %

Deutschland

Bayern

Stuttgart

Wuppertal

Bonn

Köln

Nürnberg

München

Frankfurt a. M.

Essen

Dortmund

Bochum

Region Hannover

Düsseldorf

Bremen

Duisburg

Hamburg

Dresden

Bielefeld

Mannheim

Berlin

Leipzig

Abb: 21: Veränderung der Arbeitslosigkeit in den großen deutschen Städten von Dezember 2011 zu Dezember 2012 in Prozent

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Die Arbeitslosenquote gibt aber den Umfang der Arbeitslosigkeit bzw. Erwerbslosigkeit nicht

in Gänze wider, da beispielsweise arbeitslose Personen in Maßnahmen der aktiven

Arbeitsmarktpolitik nicht in der Arbeitslosenstatistik abgebildet werden (siehe Teilkapitel

„Unterbeschäftigungsquote“).

Page 40: FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION IM ...Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen

33

2,2 %1,9 %

2,6 %2,4 %2,4 %2,4 %

2,3 %2,3 %2,3 %

2,2 %2,2 %

2,1 %2,1 %2,1 %

2,0 %2,0 %2,0 %

1,9 %1,9 %1,9 %

1,8 %1,7 %

DeutschlandBayern

WuppertalDortmund

BerlinDresdenDuisburg

EssenNürnbergBochumLeipzig

Hamburg Köln

BielefeldBremen

MannheimMünchen

Region HannoverDüsseldorf

Frankfurt a. M.Bonn

Stuttgart

3.1 Bereich ALG I12 im Städtevergleich

Abb. 22: SGB III-Arbeitslosenquoten vom Dezember 2012 im Vergleich der großen deutschen Städte

Arbeitslosenquoten der SGB III-Arbeitslosen der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Die SGB III-Arbeitslosenquoten der 20 größten deutschen Städte im Dezember 2012 weisen

eine sehr geringe Schwankungsbreite auf, die sich zwischen 1,7% (Stuttgart) und 2,6%

(Wuppertal) bewegt. Nürnberg liegt mit 2,3% im unteren Mittelfeld.

Der Prozentwert der SGB III-Arbeitslosen ist generell gering. In Bayern liegt die Quote bei

1,9%, in Deutschland bei 2,2%. Besorgniserregend ist jedoch die Entwicklung der Arbeitslo-

sigkeit im Rechtskreis des SGB III in den vergangenen Monaten ( vgl. Teilkapitel 3.10.:

Entwicklung ALG I und II (Vergleich Dezember 2012 zu Dezember 2011).

12 Anspruch auf Arbeitslosengeld I nach §137 SGB III, d.h. Bezug direkt nach Eintritt der Arbeitslosigkeit

Page 41: FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION IM ...Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen

34

67,4%

49,2%

58,9%

67,0%

69,3%

70,8%

71,4%

72,8%

73,3%

73,4%

76,4%

76,6%

76,7%

77,2%

77,2%

78,6%

79,1%

79,6%

80,1%

81,2%

81,4%

81,5%

Deutschland

Bayern

München

Mannheim

Nürnberg

Hamburg

Stuttgart

Dresden

Frankfurt a. M.

Bonn

Bielefeld

Region Hannover

Köln

Düsseldorf

Bochum

Wuppertal

Leipzig

Berlin

Bremen

Duisburg

Dortmund

Essen

3.2 Bereich ALG II13 im Städtevergleich

Abb. 23: Anteil der SGB II-Arbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen

Anteil der SGB II-Arbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen im Dezember 2012 im Vergleich der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Der Anteil der SGB II-Arbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen lag in Nürnberg im

Dezember 2012 bei 69,3%. Im Vergleich mit den größten deutschen Städten ist dies der

drittbeste Platz, nur Mannheim und München haben eine geringere Quote. Dennoch zeigt

sich, dass ein verfestigter, langfristiger Anteil an Arbeitslosigkeit vorhanden ist, der nur

schwer reduziert werden kann.

13 Anspruch auf Arbeitslosengeld II nach SGB II.

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35

4,5 %1,8 %

10,3 %10,0 %10,0 %

9,4 %9,3 %

8,5 %8,1 %

7,5 %6,9 %6,9 %

6,5 %6,4 %6,1 %

5,3 %5,3 %5,0 %5,0 %

4,2 %4,0 %

2,9 %

DeutschlandBayern

DortmundDuisburg

EssenWuppertal

BerlinLeipzigBremenBochum

KölnBielefeld

DüsseldorfDresden

Region HannoverFrankfurt a. M.

NürnbergHamburg

BonnStuttgart

MannheimMünchen

Abb. 24: SGB II-Arbeitslosenquoten vom Dezember 2012 im Vergleich der großen deutschen Städte

Arbeitslosenquoten der SGB II-Arbeitslosen der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Betrachtet man die SGB II-Arbeitslosenquote im Dezember 2012, so hat Nürnberg hier eine

Quote von 5,3% und liegt an sechster Stelle, direkt hinter Hamburg mit 5,0% und gleichauf

mit Frankfurt am Main. Auch hier zeigen sich in den altindustrialisierten Standorten im

Ruhrgebiet Werte, die fast doppelt so hoch wie in Nürnberg liegen. Die geringste Arbeitslo-

senquote weist wiederum München mit nur 2,9% auf.

Page 43: FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION IM ...Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen

36

36%

25%

31%

33%

35%

40%

38%

42%

41%

41%

41%

42%

42%

43%

43%

43%

45%

45%

44%

42%

44%

45%

31%

24%

28%

34%

34%

31%

33%

31%

32%

32%

36%

35%

35%

34%

34%

36%

34%

34%

36%

39%

38%

37%

67,4%

49,2%

58,9%

67,0%

69,3%

70,8%

71,4%

72,8%

73,3%

73,4%

76,4%

76,6%

76,7%

77,2%

77,2%

78,6%

79,1%

79,6%

80,1%

81,2%

81,4%

81,5%

Deutschland

Bayern

München

Mannheim

Nürnberg

Hamburg

Stuttgart

Dresden

Frankfurt a. M.

Bonn

Bielefeld

Region Hannover

Köln

Düsseldorf

Bochum

Wuppertal

Leipzig

Berlin

Bremen

Duisburg

Dortmund

Essen

Anteil der SGB II Arbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen

Anteil SGB II Männer

Anteil SGB II Frauen

Abb. 25: Anteil der SGB II-Arbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen nach Geschlecht

Anteil der SGB II-Arbeitslosen –unterteilt nach Geschlechtern - an den gesamten Arbeitslosen im Dezember 2012 im Vergleich der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Nürnberg weist einen fast identischen Anteil von Frauen und Männern im Bereich der SGB

II-Arbeitslosenquote auf. In den meisten anderen Großstädten ist das Verhältnis zwischen

männlichen und weiblichen Arbeitslosen im SGB II unausgewogener – in der Regel sind

mehr männliche als weibliche Arbeitslose registriert (Ausnahmen: Mannheim und München).

3.3 Unterbeschäftigungsquote

Die Unterbeschäftigungsquote umfasst neben den registrierten Arbeitslosen, die sich in der

Arbeitslosenquote widerspiegeln, die Personen, die „im weiteren Sinne arbeitslos sind“,

„Personen, die nah am Arbeitslosenstatus sind“ bzw. „Personen, die fern vom Arbeitslosen-

status sind, in Maßnahmen, die gesamtwirtschaftlich entlasten“ (vgl. nachfolgende Tabelle).

Der Arbeitslosigkeit werden konkret die Personen hinzuaddiert, die sich in Aktivierung und

beruflicher Eingliederung sowie vorruhestandsähnlichen Regelungen befinden (Arbeitslosig-

keit im weiteren Sinne). Hinzu werden auch Personen addiert, die nah am Arbeitslosenstatus

sind. Beinhaltet sind dabei berufliche Weiterbildungen, Arbeitsgelegenheiten, Fremdförde-

rung, die Beschäftigungsphase der Bürgerarbeit, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen,

Förderung von Arbeitsverhältnissen, Beschäftigungszuschuss, spezielle vorruhestandsähnli-

che Regelungen sowie kurzfristige Arbeitsunfähigkeit. Diese Summe an Personen bildet die

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37

Unterbeschäftigung im engeren Sinne ab. Um die Unterbeschäftigungsdaten (ohne

Kurzarbeit) zu erhalten, werden Personen hinzuaddiert, die einen Gründungszuschuss

beziehen, Einstiegsgeld in der Variante Selbstständigkeit erhalten oder sich in Altersteilzeit

befinden.

Mit dem Konzept der Unterbeschäftigung wird zweierlei geleistet: (1) Es wird ein möglichst

umfassendes Bild vom Defizit an regulärer Beschäftigung in einer Volkswirtschaft gegeben.

(2) Realwirtschaftliche (insbesondere konjunkturell) bedingte Einflüsse auf den Arbeitsmarkt

können besser erkannt werden, weil der Einsatz entlastender Arbeitsmarktpolitik zwar die

Arbeitslosigkeit, nicht aber die Unterbeschäftigung verändert.

Tab. 5: Komponenten der Unterbeschäftigung in Nürnberg1

Komponenten der Unterbeschäftigung1) Dez 2012

Veränderung zum

Vorjahresmonat2)

Dez 2011)

absolut in %

Arbeitslosigkeit 20 586 1 336 6,9

+ Personen, die im weiteren Sinne arbeitslos sind 2 373 382 19,2

Aktivierung und berufliche Eingliederung 736 121 19,7

Vorruhestandsähnliche Regelung (§ 53a SGB II) 1 637 261 19,0

= Arbeitslosigkeit im weiteren Sinne 22 959 1 718 8,1

+ Personen, die nah am Arbeitslosenstatus sind 4 045 -933 -18,7

Berufliche Weiterbildung inkl. Förd. behinderter Menschen 842 89 11,8

Arbeitsgelegenheiten 609 -402 -39,8

Fremdförderung 739 30 4,2

Beschäftigungsphase Bürgerarbeit 140 88 169,2

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen - - x

Förderung von Arbeitsverhältnissen 8 8 x

Beschäftigungszuschuss 14 -24 -63,2

Vorruhestandsähnliche Regelungen (§ 428 SGB III / § 65 Abs.4.SGB II / § 252 Abs. 8 SGB VI) 922 -666 -41,9

kurzfristige Arbeitsunfähigkeit 771 -56 -6,8

= Unterbeschäftigung im engeren Sinne 27 004 785 3,0

+ Personen, die fern vom Arbeitslosenstatuts sind, in Maßnahmen, die gesamtwirtschaftlich entlasten 1 753 -953 -35,2

Gründungszuschuss 201 -813 -80,2

Einstiegsgeld - Variante: Selbständigkeit 12 -11 -47,8

Altersteilzeit 1 540 -129 -7,7

= Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) 28 757 -168 -0,6

Unterbeschäftigungsquote 10,4 x 10,8

Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung 71,6 x 66,6 1) Für Dez 2012 vorläufige und hochgerechnete Werte. Aufgrund des Hochrechnungsverfahrens

sind rundungsbedingte Abweichungen zu anderen Auswertungen möglich.

2) Bei Quoten und Anteilen werden die entsprechenden Vorjahreswerte ausgewiesen.

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

In Nürnberg sind im Dezember 2012 28 757 Menschen der Unterbeschäftigung zugerechnet.

Dies ergibt eine Unterbeschäftigungsquote von 10,4%. Im Vorjahresmonat lag die Quote

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38

8,8 %5,1 %

16,1 %15,7 %15,5 %

14,6 %14,2 %14,0 %

13,4 %12,3 %12,3 %12,2 %

11,6 %11,5 %

10,6 %10,4 %10,2 %10,2 %

9,3 %9,2 %

7,6 %6,8 %

DeutschlandBayern

DortmundBerlin

DuisburgLeipzig

WuppertalEssen

BremenKöln

BochumDresden

DüsseldorfBielefeld

Region HannoverNürnbergHamburg

Frankfurt a. M.Mannheim

BonnStuttgartMünchen

noch bei 10,8%. Erhöht hat sich der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung, er

steigt von Dezember 2011 bis Dezember 2012 von 66,6% auf 71,6%. Dies ist auf einen

Anstieg der Arbeitslosigkeit um 6,9% und Rückgänge bei den Teilnehmerzahlen an

Arbeitsmarktmaßnahmen zurückzuführen. Eine höhere Unterbeschäftigungsquote deutet auf

Anpassungen aufgrund des Strukturwandels hin. Tendenziell wird aufgrund des sich

verstärkenden Fachkräftemangels mit einem Rückgang der Unterbeschäftigungsquote

gerechnet, da beispielsweise die Angebote zur Frühverrentung deutlich weniger attraktiv sind

als noch vor einigen Jahren.

Abb. 26: Unterbeschäftigungsquoten vom Dezember 2012 im Vergleich der großen deutschen Städte

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; vorläufige Werte

Im Vergleich mit den 20 größten deutschen Städten liegt Nürnberg bei der Unterbeschäfti-

gungsquote an siebter Stelle, direkt hinter Hamburg (10,2%) und vor der Region Hannover

(10,6%). Die Landeshauptstadt München hat den niedrigsten Wert mit 6,8%, Schlusslicht ist

Dortmund mit 16,1%. Der bayerische Durchschnitt liegt bei nur 5,1%, der bundesdeutsche

Schnitt bei 8,8%.

Page 46: FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION IM ...Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen

39

-0,3-0,1

0,1-0,2-0,2

-0,3-0,3

-0,4-0,4

-0,5-0,6-0,6

-0,7-0,7-0,7

-0,9-0,9

-1,0-1,2

-1,4-1,5

-1,6

DeutschlandBayern

DortmundBonnBochumDuisburgFrankfurt a. M.Region HannoverNürnbergMünchenStuttgartMannheimHamburg BielefeldDresdenBremenDüsseldorfKölnWuppertalLeipzigBerlinEssen

Prozent-Punkten

Nürnberg schneidet in diesem Vergleich zwar besser ab als der bayerische Durchschnitt und

etwas besser als der bundesdeutsche Durchschnitt – im Vergleich der größten Großstädte

erweist sich eine Reduzierung der Unterbeschäftigungsquote vom Dezember 2012 zu

Dezember 2011 um 0,4 Prozent-Punkte jedoch als unterdurchschnittlich. Die höchsten

Prozentualen Rückgänge weisen hier Essen (-1,6 Prozent-Punkte), Berlin (-1,5 Prozent-

Punkte) und Leipzig (-1,4 Prozent-Punkte) auf.

Abb. 27: Veränderung der Unterbeschäftigungsquoten zum Vorjahr in Prozent-Punkten

Veränderung der Unterbeschäftigungsquote vom Dezember 2011 zum Dezember 2012 in Prozent-Punkten

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; vorläufige Werte

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40

3.4. SGB II-Quoten im Städtevergleich14

Abb. 28:

Diese Darstellung der SGB II-Quote der deutschen Großstädte zeigt, dass Nürnberg

innerhalb der süddeutschen Großstädte einen hohen Anteil an SGB II-Leistungsbeziehern

aufweist, jedoch bei einer deutschlandweiten Betrachtung zu den „bessergestellten

Großstädten“ zählt (Platz 5 von 20). Dies bedeutet, dass im Beschäftigungsbereich die

süddeutschen Städte vor allem gegenüber vielen Städten in Nordrhein-Westfalen und den

neuen Bundesländern – einschließlich Berlin – einen strukturellen Vorteil aufweisen.

Eine Betrachtung der Entwicklung der SGB II-Quote im Vergleichscluster des Jobcenters

Nürnberg-Stadt zeigt, dass die SGB II-Quote in Nürnberg von 13,3% (Jahresdurchschnitts-

wert 2007) auf 11,8 (Jahresdurchschnittswert 2011) zurückging. München verzeichnete im

selben Zeitraum einen Rückgang um 0,1% auf dann 6,7% im Jahresdurchschnitt 2011.

Weitere Beispiele im gleichen Zeitraum: Hamburg: 14,3% auf 12,9%, Köln: 14,8% auf 13,9%,

Düsseldorf: 13,7% auf 13,5%, Frankfurt/Main: 13,2% auf 12,3% und Stuttgart: 8,7% auf

8,1%.

14 Die SGB II-Quote beschreibt den Anteil der SGB II-Leistungsberechtigten an der Bevölkerung im Alter von unter 65 Jahren.

6,4

7,5

9,8

10,5

11,1

12,0

12,4

12,5

12,6

13,1

13,1

13,5

13,8

16,8

17,1

17,4

17,4

17,5

18,4

20,1

4,1

9,4

München

Stuttgart

Bonn

Mannheim

Nürnberg

Frankfurt am Main

Hamburg

Dresden

Hannover

Bochum

Düsseldorf

Köln

Bielefeld

Bremen

Wuppertal

Dortmund

Duisburg

Leipzig

Essen

Berlin

Bayern

Deutschland Datenquelle: Statistik-Service der Bundesagentur für Arbeit

SGB II-Quoten(Bestand an Leistungsbeziehern SGB II bezogen auf die jew. Bevölkerung unter 65J.)

Sep 12

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41

3.5. Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Städtevergleich15

Abb. 29:

Setzt man die erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Rechtskreis des SGB II im Rahmen

eines Ranking in Relation zur Gesamtbevölkerung, zeigt sich, dass Nürnberg mit knapp über

32.000 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten zu den besser gestellten Großstädten zählt

(Platz 5 im Ranking mit 6,3%). Vor Nürnberg stehen die süddeutschen Großstädte München

(3,7%), Stuttgart (4,4%), Mannheim (6,1%) und der frühere Regierungssitz Bonn (5,4%).

Selbst Städte wie die Bankenmetropole Frankfurt am Main (6,9%), Hamburg (7,2%) oder

Köln (8,0%) weisen schlechtere Vergleichswerte auf. Das Schlusslicht bilden Leipzig

(10,3%), Essen (10,4%) und Berlin (11,9%).

Eine Betrachtung von Strukturmerkmalen der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten des

Jobcenters Nürnberg-Stadt im Vergleich mit anderen Jobcentern des Vergleichsclusters

zeigt beispielsweise beim Indikator „erwerbsfähige Leistungsberechtigte ohne Schulab-

schluss“, dass Nürnberg hier im Vergleichscluster mit 25,6% den höchsten Wert aufweist16.

Danach folgen Köln mit 25,2%, Mannheim mit 23,8% und Frankfurt/Main mit 22,9%. Den

besten Wert weist München mit 16,6% auf.

71,1% der Nürnberger erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sind ohne Berufsausbildung.

Damit liegt Nürnberg im Mittelfeld des Vergleichsclusters. Den höchsten Wert verzeichnet

Frankfurt/Main mit 75,4%, den geringsten München mit 67,6%. 15 Erwerbsfähige Leistungsberechtigte sind nach §7 SGB II Personen, die das 15. Lebensjahr vollendet und die Regelaltersgrenze noch nicht erreicht haben, erwerbsfähig und hilfebedürftig sind und ihren gewöhnlichen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland haben.

16 April 2012.

17.651

19.060

24.597

26.786

28.017

32.219

33.557

38.571

45.344

47.883

48.458

50.973

51.903

54.870

57.633

59.908

80.902

81.733

130.383

418.146

Bonn, Stadt

Mannheim, Universitätsstadt

Bielefeld, Stadt

Stuttgart, Landeshauptstadt

Bochum, Stadt

Nürnberg, Stadt

Wuppertal, Stadt

Dresden, Stadt

Düsseldorf, Stadt

Frankfurt am Main, Stadt

Duisburg, Stadt

München, Landeshauptstadt

Bremen, Stadt

Leipzig, Stadt

Dortmund, Stadt

Essen, Stadt

Köln, Stadt

Region Hannover

Hamburg, Freie und Hansestadt

Berlin, Stadt

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB IISep. 12

Page 49: FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION IM ...Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen

42

Ca. 40% der erwerbsfähigen Leistungsbezieher in Nürnberg haben nicht die deutsche

Staatsbürgerschaft. Hier verzeichnet das Jobcenter Nürnberg-Stadt in den vergangenen

Jahren große Erfolge. So konnten die erwerbsfähigen ausländischen Leistungsberechtigten

von 2006 bis zum 1. Quartal 2012 um 17,4% (von 16.705 auf 13.799 Personen) verringert

werden, der mit Abstand beste Wert im Vergleichscluster. Dem hingegen mussten beispiels-

weise Düsseldorf (+8,5%), Frankfurt/Main (+7,2%) und München (+6,3%) deutliche

Steigerungen hinnehmen.

Abb. 30:

Die Entwicklung der Anzahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLbs) von

September 2011 auf September 2012 bestätigt, dass Nürnberg im Großstadtvergleich eine

positive Entwicklung verzeichnet. So nahm die Anzahl der eLbs im Vergleichszeitraum um

3,4% ab (1.136 Personen). Dies stellt – gemeinsam mit München - das viertbeste Ergebnis

aller deutschen Großstädte dar. Innerhalb der süddeutschen Großstädte nimmt Nürnberg –

nach Stuttgart und gemeinsam mit München – den zweiten Platz im Ranking ein.

Die Großstädte Mannheim (+0,2%), Wuppertal (+1,1%) und vor allem Essen (+3,9%)

verzeichnen hingegen im Vergleichszeitraum Steigerungen bei der Anzahl der

erwerbsfähigen Leistungsberechtigten.

-3,0%

-4,6%

3,9%

1,1%

0,2%

-0,1%

-0,4%

-0,4%

-0,6%

-0,6%

-1,1%

-1,3%

-1,3%

-2,2%

-2,8%

-3,0%

-3,0%

-3,4%

-3,4%

-4,1%

-5,5%

-5,9%

Deutschland: -134.444

Bayern: -13.931

Essen, Stadt: +2.257

Wuppertal, Stadt: +368

Mannheim, Universitätsstadt: +30

Bremen, Stadt: -49

Bonn, Stadt: -65

Bochum, Stadt: -108

Dortmund, Stadt: -323

Duisburg, Stadt: -303

Frankfurt am Main, Stadt: -510

Bielefeld, Stadt: -317

Köln, Stadt: -1.105

Hamburg, Freie und Hansestadt: -2.912

Berlin, Stadt: -12.159

Düsseldorf, Stadt: -1.383

Region Hannover: -2.567

München, Landeshauptstadt: -1.784

Nürnberg, Stadt: -1.136

Dresden, Stadt: -1.652

Stuttgart, Landeshauptstadt: -1.546

Leipzig, Stadt: -3.428

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Entwicklung der Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB II

im VorjahresvergleichSep. 12 / Sep 11

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43

3.6. Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II mit ergänzendem Erwerbs-

einkommen

Abb. 31:

Leistungsberechtigte im SGB II mit ergänzendem Erwerbseinkommen („Ergänzer“) sind

Personen, die erwerbstätig sind und deren Einkommen unter der Grundsicherungsgrenze

liegt. Dies waren in Nürnberg im September 2012 9.381 Personen und damit 29,1% aller

erwerbsfähigen Leistungsberechtigten. Die anderen süddeutschen Großstädte weisen

folgende Quoten auf: Stuttgart: 28,8%, München: 28,3%, Frankfurt am Main: 28,3% und

Mannheim: 27,5%. Den höchsten Anteil verzeichnen Dresden mit 36,8% und Leipzig mit

33,3%, die geringsten Anteile: Essen und Duisburg mit 22%.

4.929

5.248

7.234

7.379

7.712

7.747

9.381

10.674

12.023

13.152

13.531

14.212

14.352

14.443

15.412

18.247

20.941

25.418

36.232

128.673

Bonn, Stadt

Mannheim, Universitätsstadt

Bielefeld, Stadt

Bochum, Stadt

Stuttgart, Landeshauptstadt

Wuppertal, Stadt

Nürnberg, Stadt

Duisburg, Stadt

Düsseldorf, Stadt

Essen, Stadt

Frankfurt am Main, Stadt

Dresden, Stadt

Dortmund, Stadt

München, Landeshauptstadt

Bremen, Stadt

Leipzig, Stadt

Köln, Stadt

Region Hannover

Hamburg, Freie und Hansestadt

Berlin, Stadt

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB II mit

ergänzendem Erwerbseinkommen

(Ergänzer)Sep. 12

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44

Abb. 32:

Nürnberg verzeichnet bei der Entwicklung der „Ergänzer“ im Vergleich September 2012 zu

September 2011 unter den deutschen Großstädten mit einem Rückgang um -4,9%

(479 Personen) eine sehr positive Entwicklung. Nur die Großstädte Leipzig (-8,5%) und

Stuttgart (-5,6%) weisen prozentual bessere Ergebnisse auf. Mehr als die Hälfte der

Großstädte verzeichnete im Vergleichszeitraum eine Zunahme der erwerbsfähigen

Leistungsberechtigten mit ergänzendem Erwerbseinkommen. Diese fiel am höchsten aus in

den Großstädten Mannheim (+3,3%) und Bonn (+3,6%).

-2,5%

-4,9%

3,6%

3,3%

1,5%

1,3%

1,2%

1,0%

0,9%

0,6%

0,5%

0,2%

0,1%

-0,3%

-0,7%

-1,8%

-2,0%

-2,8%

-3,4%

-4,9%

-5,6%

-8,5%

Deutschland: -34.598

Bayern: -4.537

Bonn, Stadt: +170

Mannheim, Universitätsstadt: +170

Dortmund, Stadt: +216

Bremen, Stadt: +194

Köln, Stadt: +241

Düsseldorf, Stadt: +124

Frankfurt am Main, Stadt: +120

Duisburg, Stadt: +63

Berlin, Stadt: +609

Bochum, Stadt: +15

Hamburg, Freie und Hansestadt: +19

Bielefeld, Stadt: -25

München, Landeshauptstadt: -97

Wuppertal, Stadt: -142

Region Hannover: -509

Essen, Stadt: -373

Dresden, Stadt: -496

Nürnberg, Stadt: -479

Stuttgart, Landeshauptstadt: -454

Leipzig, Stadt: -1.689

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Entwicklung der Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB II mit

ergänzendem Erwerbseinkommen

im VorjahresvergleichSep. 12 / Sep 11

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45

3.7. Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II mit gleichzeitigem Leistungsbezug nach dem SGB III

Abb. 33:

Setzt man die Anzahl der „Aufstocker“, also der Personen mit Leistungsbezug nach dem

SGB III (Arbeitslosengeld I) die gleichzeitig ergänzende Leistungen nach dem SGB II

erhalten, da sie mit dem ALG I unter der Grundsicherungsgrenze liegen, ins Verhältnis zu

der Gesamtzahl der Arbeitslosen im SGB III-Leistungsbezug, liegt Nürnberg im September

2012 an 14. Stelle des Großstadtrankings. „Spitzenreiter“ ist Leipzig mit 23,7% vor Frankfurt

am Main mit 16,7% und Bremen mit 16,4%. Schlusslicht sind München mit 7,6% und Bonn

mit 8,3%. Die weiteren süddeutschen Großstädte weisen folgende Quoten auf: Stuttgart:

10,9% und Mannheim 9,8%.

245

286

401

500

517

528

644

645

723

791

858

909

938

1.042

1.117

1.171

1.449

1.486

2.824

6.750

Bonn, Stadt

Mannheim, Universitätsstadt

Bochum, Stadt

Wuppertal, Stadt

Bielefeld, Stadt

Stuttgart, Landeshauptstadt

Düsseldorf, Stadt

Nürnberg, Stadt

Duisburg, Stadt

Essen, Stadt

Dortmund, Stadt

Bremen, Stadt

Dresden, Stadt

Frankfurt am Main, Stadt

München, Landeshauptstadt

Köln, Stadt

Leipzig, Stadt

Region Hannover

Hamburg, Freie und Hansestadt

Berlin, Stadt

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB II mit

gleichzeitigem Leistungsbezug nach SGB III

(Aufstocker)Sep. 12

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46

Abb. 34:

Problematisch erweist sich für Nürnberg hingegen die Entwicklung der „Aufstocker“ im

Vergleich September 2012 zu September 2011. Hier verzeichnet Nürnberg die nach Leipzig

zweithöchsten Steigerungsraten (+22,2%). Diese Steigerung geht einher, wie nachfolgend in

Unterkapitel 3.10 dargestellt, mit einer starken Erhöhung der Arbeitslosenzahlen im SGB III-

Bereich (Steigerung von September 2011 zu September 2012 um 922 Personen bzw.

+18,2% auf 5 966 Personen).

Problematisch ist auch die Entwicklung in Frankfurt am Main mit einer Steigerung um 21,3%.

Dem hingegen weisen die anderen süddeutschen Großstädte München (3,3%), Mannheim

(4,8%) und Stuttgart (7,3%) nur geringe prozentuale Steigerungen auf. Selbst Berlin

verzeichnet hier nur einen Anstieg um 5,3%. Einzig Düsseldorf weist mit -0,2% eine

Verringerung der „Aufstocker“ auf.

13,8%

21,1%

-0,2%

3,3%

4,8%

5,3%

7,3%

8,1%

8,4%

9,3%

9,4%

10,0%

11,0%

12,3%

12,9%

12,9%

13,8%

14,2%

16,9%

21,3%

22,2%

25,8%

Deutschland: +10.241

Bayern: +1.075

Düsseldorf, Stadt: -01

München, Landeshauptstadt: +36

Mannheim, Universitätsstadt: +13

Berlin, Stadt: +337

Stuttgart, Landeshauptstadt: +36

Bochum, Stadt: +30

Köln, Stadt: +91

Dresden, Stadt: +80

Essen, Stadt: +68

Bielefeld, Stadt: +47

Bremen, Stadt: +90

Hamburg, Freie und Hansestadt: +310

Wuppertal, Stadt: +57

Bonn, Stadt: +28

Dortmund, Stadt: +104

Duisburg, Stadt: +90

Region Hannover: +215

Frankfurt am Main, Stadt: +183

Nürnberg, Stadt: +117

Leipzig, Stadt: +297

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Entwicklung der Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB II mit

gleichzeitigem Leistungsbezug nach SGB III (Aufstocker)

im VorjahresvergleichSep. 12 / Sep 11

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47

3.8. Leistungen für Unterkunft und Heizung im Städtevergleich

Abb. 35:

Nürnberg wendete im September 2012 fast 9 Mio. Euro für Leistungen für Unterkunft und

Heizung auf.

Eine Betrachtung der Leistungen für Unterkunft und Heizung pro Bedarfsgemeinschaft zeigt,

dass Nürnberg zu den Großstädten mit den geringsten Ausgaben pro Bedarfsgemeinschaft

zählte (Platz 17 mit 363 Euro). Spitzenwerte weisen hier München (474 €), Frankfurt am

Main (429 €) und Bonn (426 €) auf. Die niedrigsten Ausgaben haben Duisburg (337 €),

Dresden (291 €) und Leipzig (285 €).

5.404.506

5.414.929

6.743.406

7.548.525

8.703.117

8.901.833

8.911.900

9.066.074

11.747.084

12.446.401

13.654.663

14.757.364

15.614.993

15.949.453

15.979.818

18.802.904

22.718.577

24.346.887

40.555.881

117.889.168

Mannheim, Universitätsstadt

Bonn, Stadt

Bielefeld, Stadt

Bochum, Stadt

Stuttgart, Landeshauptstadt

Nürnberg, Stadt

Wuppertal, Stadt

Dresden, Stadt

Duisburg, Stadt

Leipzig, Stadt

Düsseldorf, Stadt

Bremen, Stadt

Frankfurt am Main, Stadt

Dortmund, Stadt

Essen, Stadt

München, Landeshauptstadt

Region Hannover

Köln, Stadt

Hamburg, Freie und Hansestadt

Berlin, Stadt

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Leistungen für Unterkunft und Heizung in EUROSep. 12

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48

Abb. 36:

Positive Ergebnisse weist Nürnberg ebenfalls bei den Veränderungen der Leistungen für

Unterkunft und Heizung im Rechtskreis des SGB II auf. Im Vergleich September 2012 zu

September 2011 verringerten sich die Aufwendungen um 3,1%. Damit liegt Nürnberg nach

Leipzig (-6,2%) und Stuttgart (-4,1%) an dritter Stelle des Großstadtrankings vor München

(-2,7%) und Berlin (-2,4%). Acht Großstädte verzeichnen im Vergleichszeitraum einen

prozentualen Anstieg der Leistungen für Unterkunft und Heizung. Die höchsten Anstiege

erfolgten in Bremen (+2,6%), Mannheim (+2,5%) und Bonn (+2,3%).

-1,3%

-2,3%

2,6%

2,5%

2,3%

1,4%

1,0%

0,6%

0,5%

0,1%

-0,1%

-0,4%

-0,9%

-0,9%

-1,3%

-2,0%

-2,3%

-2,4%

-2,7%

-3,1%

-4,1%

-6,2%

Deutschland

Bayern

Bremen, Stadt

Mannheim, Universitätsstadt

Bonn, Stadt

Bochum, Stadt

Duisburg, Stadt

Essen, Stadt

Dortmund, Stadt

Bielefeld, Stadt

Frankfurt am Main, Stadt

Köln, Stadt

Wuppertal, Stadt

Hamburg, Freie und Hansestadt

Dresden, Stadt

Düsseldorf, Stadt

Region Hannover

Berlin, Stadt

München, Landeshauptstadt

Nürnberg, Stadt

Stuttgart, Landeshauptstadt

Leipzig, Stadt

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Veränderung der Leistungen für Unterkunft und Heizung in EURO

im VorjahresvergleichSep. 12 / Sep. 11

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49

3.9. Empirische Daten zu Zielindikatoren des Jobcenters Nürnberg-Stadt und strategische Ausrichtung

Das Jobcenter Nürnberg-Stadt zählt seit längerem in einer vom Institut für Arbeitsmarkt und

Berufsforschung (IAB) definierten Vergleichsgruppe zu den erfolgreichsten Jobcentern. Zur

Vergleichsgruppe gehören neben Nürnberg die Städte München, Hamburg, Bonn, Mann-

heim, Düsseldorf, Köln, Frankfurt/Main, Mainz, Leverkusen, Stuttgart und Offenbach –

letztere beiden sind zugelassene kommunale Träger.

Im Fokus der Untersuchungen stehen die Zielindikatoren „Langzeitleistungsbezieher“,

„Integrationsquote“ und die „Leistungen zum Lebensunterhalt“.

Abb. 37:

Langzeitleistungsbezieher im SGB II, also Personen, die sich innerhalb der letzten 24

Monate mindestens 21 Monate im Leistungsbezug des SGB II befanden, sind eine der

wichtigsten Zielgruppen der Jobcenter. Jedoch sind diese, aufgrund ihres langjährigen

Leistungsbezugs, nur unter erschwerten Bedingungen ins Arbeitsleben zu integrieren. Das

Jobcenter Nürnberg-Stadt weist hier in seiner Vergleichsgruppe die größten Erfolge auf. So

konnte der Bestand der Langzeitleistungsbezieher im vergangenen Jahr 2012 um -4%

(903 Personen) verringert werden. Dies ist im Vergleichscluster, aber auch im Vergleich der

süddeutschen Städte München, Frankfurt am Main und Mannheim der beste Wert.

Zielindikator Langzeitleistungsbezieher (LZB) JDW

Benchmarkbetrachtung Cluster Typ 1 (ohne zkT: Stuttgart und Offenbach/Main)

Veränderung des Bestands LZB (JDW)

Jobcenter Nürnberg

Berichtsmonat Dezember 2012

-4,0

-3,3

-2,4

-2,0

-1,8

-1,5

-1,2

-0,5

-0,1

0,0

73514 JC Nürnberg, Stadt

12302 JC Hamburg, Freie und Hansestadt

41920 JC Frankfurt am Main, Stadt

64402 JC Mannheim, Universitätsstadt

35702 JC Köln, Stadt

32302 JC Bonn, Stadt

84308 JC München, Landeshauptstadt

33702 JC Düsseldorf, Stadt

52706 JC Mainz, Stadt

31502 JC Leverkusen, Stadt

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50

Abb. 38:

Die erfolgreiche Integrationsarbeit des Jobcenters Nürnberg-Stadt gerade auch bei der

Verringerung der Langzeitleistungsbezieher spiegelt sich auch am Anteil der Langzeit-

leistungsbezieher am Bestand der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten wider. Hier liegt

Nürnberg mit 65,7% (21.421 Personen) im Benchmark seines Vergleichsclusters an dritter

Stelle hinter München (64,0%) und Offenbach (64,3%). Die höchsten Anteile an Langzeit-

leistungsbeziehern verzeichnen im Vergleichscluster Düsseldorf (72,4%), Köln (71,0%) und

Bonn (69,9%).

Zielindikator Langzeitleistungsbezieher (LZB)

Benchmarkbetrachtung Cluster Typ 1

Anteil am Bestand erwerbsfähiger Leistungsberechtigter (eLb)

Jobcenter Nürnberg

Berichtsmonat Dezember 2012

64,0

64,3

65,7

65,9

66,0

66,6

67,2

67,7

69,8

69,9

71,0

72,4

84308 JC München, Landeshauptstadt

45148 JC Offenbach am Main, Stadt

73514 JC Nürnberg, Stadt

52706 JC Mainz, Stadt

31502 JC Leverkusen, Stadt

41920 JC Frankfurt am Main, Stadt

64402 JC Mannheim, Universitätsstadt

67748 JC Stuttgart, Landeshauptstadt

12302 JC Hamburg, Freie und Hansestadt

32302 JC Bonn, Stadt

35702 JC Köln, Stadt

33702 JC Düsseldorf, Stadt

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51

Abb. 39:

Analog der Verringerung der Langzeitleistungsbezieher nimmt Nürnberg – wie bereits in den

Jahren davor – auch im Jahr 2012 mit einer Integrationsquote von 26,5% (8.632

Integrationen17) wieder einen Spitzenplatz im Ranking ein – gemeinsam mit Mannheim und

München auf Platz 1. Die Schlusslichter bilden Bonn (18,4%), Düsseldorf (18,5%) und Köln

(22,1%).

Die Bundesagentur für Arbeit misst zusätzlich die Nachhaltigkeit der Integrationen. Diese ist

gegeben, wenn die betroffenen Personen zwölf Monate nach ihrer Integration in den

Arbeitsmarkt noch sozialversicherungspflichtig Beschäftigt sind. Messdaten zu den

nachhaltigen Integrationen im Bereich des Jobcenter-Nürnberg-Stadt stehen in Kürze zur

Verfügung. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind im Mittel ca. zwei von drei

Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nachhaltig.

17 Als Integrationen gelten im SGB II alle Aufnahmen von sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-gungen, voll qualiifizierende berufliche Ausbildungen oder selbständige Erwerbstätigkeit von erwerbsfähigen Leistungsberechtigten – unabhängig davon, ob die Hilfebedürftigkeit durch die Erwerbstätigkeit beendet wird.

Integrationsquote (IQ)

Benchmarkbetrachtung Cluster Typ 1

IST - IQ 2012

Jobcenter Nürnberg

Berichtsmonat Dezember 2012

26,5

26,5

26,5

24,4

23,9

23,8

23,6

23,5

23,3

22,1

18,5

18,4

64402 JC Mannheim, Universitätsstadt

84308 JC München, Landeshauptstadt

73514 JC Nürnberg, Stadt

45148 JC Offenbach am Main, Stadt

31502 JC Leverkusen, Stadt

12302 JC Hamburg, Freie und Hansestadt

67748 JC Stuttgart, Landeshauptstadt

41920 JC Frankfurt am Main, Stadt

52706 JC Mainz, Stadt

35702 JC Köln, Stadt

33702 JC Düsseldorf, Stadt

32302 JC Bonn, Stadt

Page 59: FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION IM ...Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen

52

Abb. 40:

Hervorragende Werte verzeichnete das Jobcenter Nürnberg-Stadt im letzten Jahr auch bei

der Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (U 25) ins Erwerbsleben. Fast

jede dritte, jeder dritte Erwerbsfähige (1.710 Integrationen) konnte hier in Arbeit bzw.

Ausbildung vermittelt werden. Dies ist nach Stuttgart (39,7%) der zweitbeste Wert der

Vergleichsgruppe vor München (30,7%) und Offenbach (30,5%). Die schlechtesten Werte

weisen Bonn (20,2%), Düsseldorf (22,3%) und Köln (24,4%) auf.

Integrationsquote (IQ) U25

Benchmarkbetrachtung Cluster Typ 1

IST - IQ U25 2012

Jobcenter Nürnberg

Berichtsmonat Dezember 2012

39,7

30,9

30,7

30,5

29,2

29,0

26,1

24,6

24,6

24,4

22,3

20,2

67748 JC Stuttgart, Landeshauptstadt

73514 JC Nürnberg, Stadt

84308 JC München, Landeshauptstadt

45148 JC Offenbach am Main, Stadt

52706 JC Mainz, Stadt

12302 JC Hamburg, Freie und Hansestadt

64402 JC Mannheim, Universitätsstadt

31502 JC Leverkusen, Stadt

41920 JC Frankfurt am Main, Stadt

35702 JC Köln, Stadt

33702 JC Düsseldorf, Stadt

32302 JC Bonn, Stadt

Page 60: FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION IM ...Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen

53

Abb. 41:

Die Erfolge des Jobcenters Nürnberg-Stadt spiegeln sich 2012 ebenfalls im Bereich der

Leistungen zum Lebensunterhalt (Regelleistung ohne Leistungen für Unterkunft und

Heizung18) wider. Hier weist Nürnberg die mit Abstand höchsten prozentualen

Verringerungen (-2,8% = ca. 3,1 Mio. Euro) der Vergleichsgruppe auf, gefolgt von München

(-1,8%) und Hamburg (-0,9%). Dem gegenüber musste die Mehrzahl der Städte in der

Vergleichsgruppe Steigerungen hinnehmen, vor allem Leverkusen mit +2,5% und Mainz mit

+2,3%.

Strategische Ausrichtungen des Jobcenters Nürnberg-Stadt

Neben den bundesweit vereinheitlichten Zielsetzungen

o Reduzierung der Hilfebedürftigkeit

o Steigerung der Integrationsquote

o Reduzierung des Langzeitbezugs

o Verbesserung der Datenqualität

setzte sich das Jobcenter Nürnberg-Stadt für den Zeitraum 2012 bis 2015 zwei regionale,

langfristige Ziele: Einerseits einen Beitrag zur Arbeitskräftesicherung anlässlich einer

alternden und schrumpfenden Bevölkerung für die Metropolregion Nürnberg zu leisten19 und

18 Aktuell 382 Euro als Eckregelsatz, bei Partnern bzw. Kindern ist die Regelleistung vermindert. 19 Aktuell hat die Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN) ca. 3,5 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner. Bis 2030 wird ein Bevölkerungsrückgang in der EMN um -5,4% (-186.000) prognostiziert.

Leistungen zum Lebensunterhalt (LLU) kum.

Benchmarkbetrachtung Cluster Typ 1 (ohne zkT´s)

Reduzierung LLU kum. zum Vorjahr

Jobcenter Nürnberg

Berichtsmonat Dezember 2012

-2,8

-1,8

-0,9

-0,2

0,4

0,6

0,7

0,8

2,3

2,5

73514 JC Nürnberg, Stadt

84308 JC München, Landeshauptstadt

12302 JC Hamburg, Freie und Hansestadt

33702 JC Düsseldorf, Stadt

32302 JC Bonn, Stadt

64402 JC Mannheim, Universitätsstadt

35702 JC Köln, Stadt

41920 JC Frankfurt am Main, Stadt

52706 JC Mainz, Stadt

31502 JC Leverkusen, Stadt

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54

andererseits mitzuhelfen, die Integrationschancengleichheit für Frauen zu verbessern bzw.

herzustellen.

Die geschäftspolitischen Schwerpunktsetzungen für das Jahr 2013 sehen folgende Ziele vor:

o Jugendliche mit ungünstigen Startchancen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integrieren.

o Die Erwerbsbeteiligung der Älteren erhöhen.

o Die Qualifikationspotenziale von Menschen mit Migrationshintergrund besser nutzen.

o Die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Behinderung verbessern.

o Das Qualifikationsniveau Geringqualifizierter erhöhen.

o Die Erwerbsbeteiligung der Frauen steigern und Beschäftigungschancen für Alleiner-ziehende erschließen.

o Potenziale von erwerbsfähigen SGB II-Leistungsbeziehern im Bereich Selbständig-keit erkennen und fördern.

o Die Aufwärtsmobilität insbesondere von geringfügig Beschäftigten fördern.

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55

13,6 %

17,1 %

6,1 %

6,3 %

9,3 %

10,5 %

11,3 %

11,6 %

12,5 %

13,0 %

13,2 %

13,9 %

14,0 %

14,2 %

15,4 %15,9 %

16,8 %

21,1 %23,9 %

26,1 %26,4 %

26,5 %

Deutschland

Bayern

Duisburg

Region Hannover

Leipzig

Bielefeld

Bonn

Berlin

Dresden

München

Essen

Dortmund

Hamburg

Düsseldorf

Frankfurt a. M.

Bremen

Köln

Bochum

Mannheim

Stuttgart

Wuppertal

Nürnberg

3.10 Entwicklung ALG I und II (Vergleich Dezember 2012 zu Dezember 2011)

Der Anstieg der SGB III-Arbeitslosen im Vergleichszeitraum fällt in Nürnberg mit 26,5%

(Dezember 2011: 4 998 Arbeitslose im SGB III – Dezember 2012: 6.323 Arbeitslose im

SGB III) am stärksten unter den 20 größten deutschen Städten aus. Nach Nürnberg folgen

Wuppertal (+26,4%) und Stuttgart (+26,1%). Den geringsten Zuwachs verzeichnen Duisburg

(+6,1%), die Region Hannover (+6,3%) und Leipzig (+9,3%). Der Zuwachs in Nürnberg liegt

auch deutlich höher als in Bayern (17,1%) und Deutschland (13,6%).

Abb. 42: Veränderung der SGB III Arbeitslosenzahlen von Dezember 2011 zu Dezember 2012 in Prozent

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

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56

2,1 %

8,3 %

13,4 %

10,4 %

8,7 %

5,3 %

2,9 %

2,9 %

2,0 %

1,6 %

1,1 %

0,1 %

-0,7 %

-1,0 %

-1,2 %

-1,2 %

-3,7 %

-4,3 %-4,8 %

-6,9 %-8,1 %

-10,0 %

Deutschland

Bayern

Stuttgart

Wuppertal

Bonn

Köln

Essen

München

Dortmund

Frankfurt a. M.

Region Hannover

Nürnberg

Bochum

Bremen

Düsseldorf

Duisburg

Bielefeld

Dresden

Hamburg

Berlin

Leipzig

Mannheim

Abb. 43: Veränderung der SGB II Arbeitslosenzahlen von Dezember 2011 zu Dezember 2012 in Prozent

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Im Bereich SGB II liegt die Quote im Dezember 2012 in Nürnberg bei 5,3%. Nürnberg liegt

damit im Vergleich der 20 größten deutschen Städte auf Rang sechs hinter Hamburg (5,0%)

und gleichauf mit Frankfurt am Main. Die Veränderung der SGB II Arbeitslosenzahlen im

Vergleich zum Vorjahresmonat zeigt einen minimalen Anstieg um 0,1%.

Hier liegt Nürnberg im Mittelfeld der 20 größten Städte. Die größte Abnahme zeigte

Mannheim mit -10%, die größte Zunahme Stuttgart mit 13,4%. In Bayern steigt die Quote im

um 8,3%, in Deutschland um 2,1%.

Die SGB II-Arbeitslosenquote stieg in Nürnberg im Vergleichszeitraum um nur 0,1% (11

Personen) an. Die stärksten Zuwächse verzeichnet Stuttgart mit 13,4%, die größten

Abnahmen Mannheim mit -10%.

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4. Fazit und Ausblick

4.1 Aus Sicht des Wirtschaftsreferats

Die oben beschriebene Datenlage ergibt folgendes Gesamtbild der aktuellen Arbeitsmarkt-

und Beschäftigungssituation am Wirtschaftsstandort Nürnberg:

1. Nürnberg hat seit über 17 Jahren keine so hohe Beschäftigung mehr gehabt wie zum

aktuell verfügbaren Datenstand der Beschäftigtenstatistik, dem Juni 2012 – trotz des

erheblichen Strukturwandels, der noch nicht abgeschlossen ist und trotz steigender

Einwohnerzahl. Das ist ein Zeichen für eine erfolgreiche Entwicklung am Wirtschafts-

standort Nürnberg und die hohe Attraktivität der Stadt als Arbeitsort. Gerade in inno-

vativen und zukunftssicheren Branchen entstehen neue Arbeitsplätze. (Abb.1 und

Tab. 2)

2. Mit einem Einpendlerüberschuss von 88.404 Menschen trägt Nürnberg stark zur

Arbeitsmarktentlastung der umliegenden Gemeinden bei. 52,4% der Personen, die in

Nürnberg arbeiten, wohnen nicht hier, sondern kommen aus den umliegenden Städ-

ten und Landkreisen eingependelt. Die Nürnberger Wirtschaft nimmt daher eine sehr

wichtige Arbeitsmarktfunktion weit über die Stadtgrenzen hinaus für einen großen Teil

Nordbayerns ein. Diese Zentralitätsfunktion des Arbeitsmarktes gilt es weiter – auch

seitens des Freistaats Bayern - zu stärken und zu unterstützen. (Abb. 5 und Tab.1)

3. Im Vergleich zu allen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen, die von

2005 bis 2011 um 7,2% in Nürnberg angewachsen sind (Abb. 1), sind die atypischen

Beschäftigungen deutlich stärker angewachsen. Sie nahmen im gleichen Zeitraum in

Nürnberg um 26,5% zu (Abb.7). Diese zunehmende Flexibilität des Arbeitsmarktes

birgt Vorteile – aber auch Nachteile und Unsicherheiten. Was aus Unternehmenssicht

Voraussetzung für eine flexible Arbeitsplanung in bestimmten Sektoren die Wettbe-

werbsfähigkeit sichert und dazu beiträgt, die Schwarzarbeit in Grenzen zu halten,

kann für die Beschäftigten und für die Sozialsysteme mit Nachteilen verbunden sein.

Erst in der Einzelfallbetrachtung zeigt sich, was davon überwiegt. Formen atypischer

Beschäftigung können von den Beschäftigten durchaus auch absichtlich gewählt sein,

weil sich beispielsweise im konkreten Fall dadurch berufliche und andere persönliche

Interessen besser kombinieren lassen. Die rein zahlenmäßige Betrachtung gibt kei-

nerlei Aufschluss über die individuellen Motive. Festgestellt wurde durch den Städte-

und Landes- und Bundesvergleich, dass die starke Zunahme an atypischer Beschäf-

tigung kein "Nürnberg-typisches-Problem" darstellt. Im Gegenteil: Sowohl der Anteil

als auch die Veränderungsraten an atypischer Beschäftigung in Nürnberg liegen im

Landes-, Bundes- und Städtedurchschnitt. (Abb. 6 und Abb.7).

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4. Einen großen Teil der atypischen Beschäftigung bildet die geringfügige Beschäfti-

gung. Der Anteil dieser Mini-Jobs an allen Beschäftigungsverhältnissen (17,3%) und

deren Zuwachsraten (+11,8%) liegen in Nürnberg deutlich unter dem Durchschnitt

Deutschlands, Bayerns und der meisten der großen deutschen Städte. (Abb. 9 und

Abb. 10)

5. Einen weiteren, verhältnismäßig kleinen Teil der atypischen Beschäftigung bilden die

Leih- bzw. Zeitarbeitsverhältnisse. Deren Anteil an allen Beschäftigungsverhältnissen

liegt mit 4,7% in Nürnberg deutlich über dem Durchschnitt. Dies ist nicht unbedingt

negativ, sondern auch ein Zeichen für die in Nürnberg sehr erfolgreich arbeitenden

Personaldienstleister. Diese "versorgen" die nicht nur die Stadt, sondern auch die ge-

samte Region mit Personal (Abb. 13). Beschäftigte bei Zeitarbeitsunternehmen wer-

den in der Statistik jeweils dem Standort der Zeitarbeitsfirma zugeordnet und nicht

dem jeweiligen Einsatzort. Die Leih- bzw. Zeitarbeit hat seit 2005 in Nürnberg deutlich

geringer zugenommen als im Bund, dem Land oder den meisten anderen großen

deutschen Städten. (Abb. 12)

6. Nürnberg ist im bayernweiten Vergleich den Regionen mit höherer Arbeitslosigkeit

zuzurechnen, nimmt aber im bundesweiten Vergleich, insbesondere der 20 größten

deutschen Städte, eine relativ gute Position ein. Dies gilt um so mehr bei einem Ver-

gleich mit anderen Großstädten, die früher klassische Produktionsstandorte waren

und einen ähnlichen Strukturwandel wie Nürnberg durchgemacht haben. Sowohl für

Bayern als auch für Deutschland zeigt sich: Die Arbeitslosigkeit ist generell in den

Städten und Metropolen höher als im Landes- oder Bundesdurchschnitt (Abb. 18 und

Abb. 19). Daher sind innerbayerische Vergleiche zwischen Nürnberg und Gebieten im

ländlichen Raum, die teilweise zudem Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen ha-

ben, nur bedingt tauglich.

7. Wie in allen bayerischen kreisfreien Städten und den meisten der großen deutschen

Städte sind im Jahr 2012 auch in Nürnberg die Arbeitslosenzahlen leicht gestiegen.

Im bayernweiten Vergleich liegt der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Nürnberg unter

dem der meisten anderen Städte und dem Landesdurchschnitt. (Abb. 20 und

Abb. 21)

8. Differenziert nach Rechtskreisen zeigt die Analyse der Arbeitslosenzahlen, dass über

zwei Drittel (69,3%) der Nürnberger Arbeitslosen dem SGB II-Bereich zuzurechnen

sind (SGB-II-Arbeitslosenquote 5,3%). Dieser Anteil liegt erheblich über dem bayeri-

schen Durchschnitt (49,2%), ist aber gleichzeitig einer der drei niedrigsten Anteile im

Vergleich der 20 größten deutschen Städte (Abb. 23). Ein hoher Anteil SBG-II ar-

beitsloser Frauen und Männer ist demzufolge ein typisches Großstadtphänomen und

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weniger ein individuelles Problem Nürnbergs. Gleichwohl gilt es besonders in diesem

verfestigten und häufig langfristigen Bereich der Arbeitslosigkeit Aktivierungen zu er-

reichen, um Menschen wieder Perspektiven im Erwerbsleben zu geben und die Leis-

tungsaufwendungen der Stadt zu reduzieren. Eine Verbesserung des Matchings wäre

wünschenswert, ebenso eine Erweiterung der Fortbildungs- bzw. Umschulungsmög-

lichkeiten.

9. Der weit geringere Teil der Arbeitslosen wird dem Rechtskreis SGB III zugerechnet.

Allerdings ist in diesem Bereich in Nürnberg ein überdurchschnittlicher Anstieg der

Arbeitslosenzahlen um 26,5% zum Vorjahr zu verzeichnen. Aufgrund des hohen In-

vestitionsgüteranteils der Nürnberger Industriestruktur machte sich die Konjunkturab-

schwächung im 2. Halbjahr 2012 in Nürnberg deutlich bemerkbar. Das zeigt, dass

infolge des Strukturwandels und dessen Auswirkungen auf den Nürnberger Arbeits-

markt weiterhin Handlungsbedarf für die kommunale Wirtschaftspolitik besteht.

(Abb. 42)

Der heutige Arbeitsmarkt ist generell durch Personalengpässe im höher qualifizierten

Bereich sowie Problemen bei der Vermittlung von Arbeitslosen gekennzeichnet (gespaltener

Arbeitsmarkt). Während auf der einen Seite Arbeitsplätze für gering Qualifizierte abnehmen,

weil diese in „Billiglohnländer“ abwandern, erhöht sich auf der anderen Seite, ausgelöst

durch den demografischen und technologischen Wandel, der Bedarf an entsprechend

qualifizierten Arbeitskräften. Dies zeigt der steigende Anteil an sog. wissensintensiven

Beschäftigungen.

Ziel der Wirtschaftspolitik ist hierbei, Maßnahmen zu unterstützen und zu initiieren, die dazu

beitragen, Arbeitslosigkeit zu vermeiden und gleichzeitig die humankapitalorientierten

Standortbedingungen zu verbessern.

Wirtschaftspolitische Handlungsfelder

Kommunale Wirtschaftspolitik hat die Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit des

Standortes zu steigern und hierdurch nachhaltig Wohlstand und Arbeitsplätze zu sichern und

zu mehren. Sie schafft die Rahmenbedingungen für Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft

und Nachhaltigkeit. Beschäftigungspolitik zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen ist

demnach Teil der Wirtschaftspolitik. Alle Maßnahmen der Wirtschaftspolitik zielen darauf ab,

die kommunalen und regionalen Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln so mit zu

gestalten, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen für die Menschen in einer Kommune

positiv beeinflusst werden.

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Die kommunalen Einflussmöglichkeiten auf die Entscheidung der Unternehmen, ob sie

Normalarbeitsverhältnisse, atypische Beschäftigungen oder keine neuen Beschäftigungs-

möglichkeiten schaffen, sind beschränkt. Je stärker sich jedoch die Nachfrage der Wirtschaft

nach Arbeitskräften entwickelt, desto eher dürften die Unternehmen ein Interesse daran

haben, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft anzustellen und über Regelarbeits-

plätze an das eigene Unternehmen zu binden. Die Wirtschaftsförderung Nürnberg arbeitet

mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen daran, zum einen die Wirtschaft und damit

generell die Nachfrage nach Arbeitskräften zu stärken und zum anderen bestimmten

unterstützungsbedürftigen Gruppen am Arbeitsmarkt durch beschäftigungsfördernde

Maßnahmen den Einstieg oder Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Starken Arbeitsmarktbezug weisen die Handlungsfelder Innovationsförderung, Fachkräftesi-

cherung, Qualifizierung und Firmenansiedlung auf.

Durch Innovationsförderung neue Beschäftigungsfelder eröffnen

Für die kommunale Wirtschaftspolitik in Nürnberg kommt es darauf an, den weiter laufenden

Strukturwandel Nürnbergs von einem klassischen Produktionsstandort zu einem High Tech-,

Industrie- und modernen Dienstleistungsstandort weiter zu gestalten. Die in Nürnberg

praktizierte Strukturpolitik setzt daher auf die Stärken und Kernkompetenzen in der Stadt und

der Region. Diese sind Verkehr und Logistik, Automotive, Information und Kommunikation,

Energie und Umwelt, Neue Materialien sowie Automation und Produktionstechnik.

Im Cluster Verkehr und Logistik wird aktuell daran gearbeitet, die hiesige Industrie noch

stärker in Projekte einzubeziehen. Zu nennen ist die gemeinsame Projektinitiierung für

unternehmensübergreifende FuE-Projekte wie z.B. die Hochvolt-Leistungsverteiler der

Unternehmen LEONI und Conti Temic oder auch die Beteiligung und Unterstützung der

Industriepartner am Bundes-Schaufenster "Elektromobilität verbindet", das sich im Jahr 2012

weiter konkretisiert hat und dessen Nürnberger Projekte im Jahr 2013 starten.

Dem Logistiksektor kommt im Übrigen eine besondere arbeitsmarktpolitische Bedeutung zu.

In diesem innovativen Dienstleistungsbereich werden sowohl hochqualifizierte Arbeitsplätze

geschaffen als auch Arbeitsplätze für Menschen mit geringer Qualifikation, die die Chance

erhalten, sich weiterzuqualifizieren.

In Zeiten der Energiewende ist der umweltverträgliche Einsatz von Antrieben aktueller denn

je. Die Unterstützung von Projekten aus Industrie und Forschung aus diesem Themenfeld ist

ebenfalls Aufgabe des Clusters Verkehr und Logistik, insbesondere des in Nürnberg

verorteten Clusters „Bahntechnik in Bayern“. Mit dem Ende 2012 offiziell gestarteten Cluster-

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Leuchtturmprojekt "Hybrid Rangierlokomotiven" wurde hier unter Mitwirken des Clusterma-

nagements und verschiedener Akteure (u.a. DB AG und ALSTOM) ein Meilenstein für die

Region gesetzt. Das Projekt ist zudem der Start zum Aufbau einer Modellregion für Hybrid

Rangierlokomotiven in Franken. Der Cluster Bahntechnik hat sich damit erneut als Innovati-

onsplattform für das Thema Mobilität erwiesen.

Im Bereich Automation und Produktionstechnik hat das Wirtschaftsreferat gemeinsam mit

dem E|Drive-Center erfolgreich Industrie und Forschung vernetzt. Beispielhaft dafür ist,

neben den in 2011 und 2012 gestarteten Innovationsprojekten (direkte Industrieprojekte),

fünf öffentlich geförderten Forschungsprojekten sowie drei erfolgreichen Forschungsanträ-

gen im Rahmen der Elektromobilitätsausschreibungen des Bundes, die Initiierung der

internationalen Kongressreihe "Electric Drives Production Conference" in Nürnberg, die im

September 2011 zum ersten Mal stattfand und im Oktober 2012 mit 500 Teilnehmern

erfolgreich fortgesetzt wurde.

Neben den technologiepolitischen Ansätzen zur Förderung der Industrie ist es auch Ziel des

Wirtschaftsreferates, die Rahmenbedingungen für industrienahe "Innovative Dienstleistun-

gen" so zu gestalten, dass die Dienstleistungsbranchen ihren Beitrag zur industriellen

Entwicklung ausbauen können.

In diesem Bereich wurde dafür explizit gemeinsam mit der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für

Supply Chain Services SCS, dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Friedrich-

Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der IHK Nürnberg für Mittelfranken und den

Unternehmen Insight Innovation und Work Play Experience eine Plattform zur Förderung der

Innovationen und industrienaher Dienstleistungen in Unternehmen initiiert. Die Auftaktveran-

staltung fand im Jahr 2012 statt, im Jahr 2013 werden die Netzwerkaktivitäten fortgesetzt.

Parallel dazu begann im Jahr 2012 die Konzeptionierung einer Service Manufaktur, die im

Jahr 2013 im Herzen Nürnbergs etabliert werden soll. Die Service Manufaktur ist als

Kompetenzzentrum für industrienahe Dienstleistungsinnovationen geplant und soll Bürgerin-

nen und Bürgern sowie Unternehmen die Möglichkeit bieten, gemeinsam Konzepte,

Produkte und Dienstleistungen der Zukunft zu gestalten und zu testen.

Auch im Kompetenzfeld Energie und Umwelt konnten in jüngster Zeit beim Ausbau der

industrienahen Forschung und Entwicklung große Erfolge erzielt werden. So wurde eine

Reihe von Forschungseinrichtungen und Projekten in hoher räumlicher Konzentration in

Nürnberg angesiedelt. Hervorzuheben ist der Energie Campus Nürnberg als bundesweit

einmalige Forschungseinrichtung zu Zukunftsfragen der Energieversorgung. Hier wird das

Energiesystem entlang der gesamten Wertschöpfungskette ganzheitlich erforscht, d. h.

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Erzeugung/Wandlung, Übertragung, Speicherung, Effizienz, aber auch volkswirtschaftliche

und gesellschaftliche Fragen. Viele dieser Einrichtungen wurden in der Nürnberger

Weststadt angesiedelt und damit der Nukleus für einen dynamisch wachsenden Technologie

Campus gelegt.

Ein weiterer Zukunftssektor ist die digitale Wirtschaft. Fachleute sprechen von einer „vierten

industriellen Revolution“, im Rahmen derer die virtuelle Welt des Internets mit der realen

Welt der Produktion verknüpft wird. Hierunter fallen Themen wie „Internet der Dinge“,

„shared economy“, „big data“, smart grids, smart homes sowie Elektromobilitätssysteme.

Gerade im Hinblick auf diese kombinierte Fähigkeiten ist Nürnberg gut aufgestellt. Hierauf

gilt es, aufzubauen.

Fachkräfte sichern

Nach Berechnungen des Instituts zur Zukunft der Arbeit werden in Deutschland bis zum

Jahr 2020 rund 240 000 Ingenieurinnen und Ingenieure fehlen.

Die Wirtschaftsförderung kann lokal Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und –marketing

unterstützen, indem sie

• Arbeitgeber für betriebliche Maßnahmen gewinnt

• unterstützende Dienstleistungen anbietet und

• die Rahmenbedingungen schafft (Netzwerke, Modellprojekte).

Mit dem Ziel, die „stillen Reserven“ zu aktivieren (Ältere, Frauen, Migranten)

• Vereinbarkeit von Familie und Beruf

• Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

• Gesundheitsförderung

• Qualifizierung und Fortbildung

• Arbeitszeitmodelle

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Konkret sind folgende Unterstützungsmöglichkeiten denkbar:

• Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen, die personalpolitische Maß-

nahmen häufig nicht alleine schultern können, in Form von Kooperationen

• Unterstützung bei Modellen von berufsbegleitender Qualifizierung

• Beratung, wie vorhandene Fähigkeiten um spezifische, noch fehlende Kenntnisse

ergänzt werden, wie es z.B. bei fachlich qualifizierten Migrantinnen und Migranten der

Fall ist

• Netzwerke aufsetzen, Modellprojekte initiieren, um die Rahmenbedingungen für die

Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Netzwerke dienen dazu, Unter-

nehmen und Kommunen zusammenzubringen oder auch nur zur Kommunikation der

Handlungsbedarfe

• Aufsetzen von Initiativen und Netzwerken, um mit anderen Akteuren u.a. aus Wirt-

schaft, Kammern und Verbänden sowie Landes- und Kommunalpolitik zusammenzu-

arbeiten

• Suche nach Fördermitteln.

Fachkräftemarketing

• Willkommenskultur schaffen und vermarkten (Hi Potential-Initiative des Wirtschaftsre-

ferats)

• Studierende in der Region halten; u.a. „Ausländische Studenten in der Region halten

- Projekt für die Integration ausländischer Studierender in den deutschen Arbeits-

markt“ durch Coaching und Beratung der Studenten

• Ausländische Studierende für Nürnberg interessieren (Hochschulkontaktbörsen, wie

z.B. Kontaktbörse zwischen Career-Services von Hochschulen mittel- und osteuropä-

ischer Staaten und Unternehmen der Region).

Qualifizierung im Strukturwandel vorantreiben

Um Arbeitslosigkeit zu vermeiden, gilt es, geeignete Maßnahmen des Krisenmanagements

zu entwickeln. Hierbei ist die Aufgabe der Wirtschaftsförderung die neutrale Moderation,

Koordination und Vermittlung bei Unternehmensgefährdungen und –insolvenz. Modelle der

Arbeitsvermittlung sind zu entwickeln. Der Aufbau von Netzwerken mit Arbeitsagentur,

Gewerkschaften, Kammern und Kreditinstituten sichert die schnelle Reaktion auf aktuelle

Arbeitsmarktprobleme.

Betriebsnahe Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte unterstützen Unternehmen bei der

Anpassung an den strukturellen Wandel und bei der Positionierung auf globalen Märkten.

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Die rechtzeitige Auseinandersetzung mit technologischen Umbrüchen oder mit strategischen

Fragen zur Zukunftsfähigkeit ermöglichen ein frühzeitiges Gegensteuern bei Krisenanzei-

chen und eine Umsteuern hin zu zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern.

Raum schaffen für Ansiedlungen und Betriebserweiterungen

Unternehmen brauchen Gewerbestandorte, um am Standort Nürnberg wachsen und

investieren zu können. Daher forciert das Wirtschaftsreferat ein Gewerbeflächenentwick-

lungsprogramm, das der vorausschauenden Bereitstellung bedarfsgerechter und differen-

zierter Gewerbestandorte dienen, den ungesteuerten Abbau von Gewerbeflächen stoppen,

Entwicklungsperspektiven für neue Produktionsformen und Technologien aufzeigen und

geeignete Standorte für klassische Gewerbenutzungen und neue, zukunftsgerichtete

Nutzungen anhand von Nutzungskriterien benennen soll.

Hierbei ist Wert zu legen, dass auch die Voraussetzungen geschaffen werden, dass auch

Unternehmen, die auch gering Qualifizierten Beschäftigung ermöglichen, am Standort

Nürnberg wachsen können. Dazu zählen vor allem auch Logistikunternehmen.

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4.2 Aus Sicht des Referats für Jugend, Familie und Soziales

Die vorliegende Sachverhaltsdarstellung zeigt deutlich die Komplexität des lokalen und

regionalen Arbeitsmarktes und seine vielfältigen Abhängigkeiten. Aus diesem Grunde

verbieten sich einfache Schlussfolgerungen von selbst. Stattdessen bedarf es einer

nüchternen und differenzierten Analyse, die auch gelegentlich unterschiedliche Interpretatio-

nen nach sich ziehen kann.

Das nachstehende Fazit, die Bewertungen der empirischen Daten und die daraus abgeleite-

ten Folgerungen und vorgeschlagenen Handlungsfelder spiegeln die sozialpolitische Sicht

wider. Es geht deshalb nicht in erster Linie um eine differenzierte wirtschafts- und strukturpo-

litische Bewertung der empirischen Analyseergebnisse, sondern um eine Darstellung der

sozialen Folgen für das Individuum und die Gesellschaft, die sich daraus ergeben. „Arbeit“

wird daher in einem umfassenden anthropologischen, soziologischen und demokratietheore-

tischen Sinne verstanden und nicht ausschließlich in seinem wirtschaftspolitischen Kontext

gesehen. Oberste Bewertungsmaßstäbe sind dabei Ziele, die konstitutiv für eine „Gesell-

schaft der sozialen Gerechtigkeit“ sind, nämlich „gute Arbeit für alle!“, „soziale Teilhabe und

Inklusion“ sowie „Verteilungsgerechtigkeit“. Sinnstiftende, gute Arbeit steht somit im Zentrum

von Sozialpolitik und die Frage lautet: Sind wir diesen grundlegenden Zielen in den letzten

Jahren näher gekommen? Dabei gibt es nicht die einfache und umfassende Antwort, denn

diese verändert sich mit dem jeweiligen definierten Referenzrahmen. Die Ergebnisse und

Bewertungen sind in der Regel davon abhängig, was miteinander verglichen wird. Werden

die regionalen bzw. lokalen empirischen Befunde verglichen mit denen anderer Staaten und

Gesellschaftssysteme, mit deutschlandweiten Daten oder Daten innerhalb des Bundeslan-

des Bayern? Weiterhin können die definierten Vergleichszeiträume maßgeblich die

Ergebnisse beeinflussen. Es ist wichtig, den politisch oder legitimatorisch begründeten

Erfolgsmeldungen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik oder ihrer fundamentalen Kritik eine

nüchterne und differenzierte empirische Analyse entgegen zu setzen. So ist beispielsweise

einerseits unumstritten, dass Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeit in Deutschland

erkennbar zugenommen haben. Andererseits ist evident, dass Deutschland im Vergleich zu

anderen OECD-Staaten oder europäischen Staaten die Wirtschafts- und Finanzkrise der

letzten Jahre bisher gut bewältigt hat. Wichtig ist, dass man durch genaue Beobachtung

Entwicklungen frühzeitig erkennt, diese antizipiert und – bei Bedarf – steuernd eingreift.

So führte die gute konjunkturelle Situation der vergangenen Jahre mit einem kräftigen

Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in den Jahren 2010 (+4,2%) und 2011 (+3,0%) auch

im Stadtgebiet Nürnberg zu einer spürbaren Erhöhung der Zahl der sozialversicherungs-

pflichtigen Beschäftigten. Dieses konjunkturelle Wachstum schwächte sich jedoch bereits im

Jahr 2012 ab (+0,7%), im vierten Quartal kam es bereits zu einem Rückgang um 0,6%. Für

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2013 wird mit einem moderaten Wachstum von 0,4% (Bundesregierung) gerechnet. Eine

weitere spürbare Verbesserung der Beschäftigungssituation in nächster Zeit ist nicht mehr zu

erwarten. Zwar ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse im

Zeitraum Juni 2005 bis Juni 2012 um 18.281 Beschäftigte auf 270.750 Beschäftigte

gestiegen (+7,2%), im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtig

Beschäftigten in Vollzeit lediglich um 2,4% auf 216.806. Betrachtet man den längeren

Zeitraum von Juni 2002 bis Juni 2011 so stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtig

Beschäftigten um 7.096 (+2,7%), die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in

Vollzeit sank dagegen um 7.887 Beschäftigte auf 216.806 (-3,5%). Allein die Ergebnisse

dieser unterschiedlichen Vergleichszeiträume machen deutlich, wie relativ Aussagen zur

Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsentwicklung sind und welche unterschiedlichen Bewertungen

vorgenommen werden können.

Erfolge der Arbeitsmarktpolitik stehen einerseits im Kontext zu den vorhandenen Möglichkei-

ten, wie Finanzausstattung, rechtlichen Rahmenbedingungen bzw. Handlungsmöglichkeiten

und arbeitsmarktnahen Förderinstrumenten. Andererseits stellt sich die Frage, wie „Erfolg“

definiert ist. Ist eine Vermittlung, egal ob in Zeit- und Leiharbeit, oder geringfügige Entloh-

nung per se eine erfolgreiche Vermittlung oder werden auch hier stärker qualitative

Maßstäbe angelegt, so dass der Fokus auf der Vermittlung in tarifbezahlte, nicht atypische

Beschäftigungsverhältnisse liegt? Erfolgsdefinitionen der ersten Art eröffnen zwar die

Möglichkeit des Vergleichs, gehen aber nicht auf die Frage ein, ob andere Wege nicht

vielleicht erfolgreicher für die nachhaltige Eingliederung der Betroffenen in die Gesellschaft

sein könnten. Wenn auch für Nürnberg die sehr erfolgreiche Arbeit des Jobcenters im

Clustervergleich (vgl. Kapitel 3 „Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit“) offensichtlich ist, sagt das

lediglich aus, besser zu sein als andere, aber nicht (zumindest im regulärem Auswertungs-

verfahren), ob es dadurch zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen von

bisher (Langzeit-)Arbeitslosen durch eine stabile und langfristig erfolgreiche Integration in

den ersten Arbeitsmarkt gekommen ist und in welche Art von sozialversicherungspflichtiger

Beschäftigung diese Personen vermittelt wurden.

Besonders kompliziert ist es, aus Prognosen für die zukünftige Entwicklung die richtigen

Schlüsse abzuleiten. So sind beispielsweise die starken Steigerungen der Arbeitslosenzah-

len im SGB III-Rechtskreis in Nürnberg vermutlich ein erstes Zeichen für eine “Abkühlung“ im

Beschäftigungsbereich, die wiederum von der Qualität des Arbeitsmarktes und seiner

Beschäftigungsverhältnisse geprägt wird. Für eine „gesunde und gute Beschäftigungsstruk-

tur“ in Nürnberg ist vor allem der Tatbestand problematisch, dass die Anfang des letzten

Jahrzehnts politisch forcierte Öffnung des Arbeitsmarktes zugunsten von geringfügig

entlohnter Beschäftigung – vor allem in Form von Minijobs – und des deutlichen Anstiegs der

Zeitarbeit – auch in Nürnberg - zu starken Unsicherheiten in Bezug auf eine nachhaltige

Berufsperspektive geführt haben. Analog dazu kam es, wie bereits dargestellt, vor allem in

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der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts zu einem nennenswerten Rückgang der Vollzeitstel-

len. Nürnberg weist bei der Zeitarbeit einen bundesweit sehr hohen Anteil aus (4,7%). Aktuell

ist festzustellen, dass Beschäftigte in Zeit- und Leiharbeit generell diejenigen sind, die bei

einer Abschwächung der konjunkturellen Situation als erste ihren Arbeitsplatz verlieren – der

starke Anstieg der Arbeitslosigkeit im SGB III-Bereich könnte dafür in Nürnberg ein Indiz

sein. So verringerte sich die Beschäftigtenzahl in der Zeit- bzw. Leiharbeit von 2011 auf 2012

um knapp 1.400 Arbeitsplätze. Eine Änderung zum Positiven ist hier jedoch nur bundespoli-

tisch durch entsprechende rechtliche Beschränkungen bei den Anteilen von Zeit- und

Leiharbeit in den Unternehmen zu erreichen. Auffallend ist auch die hohe Einpendlerquote

nach Nürnberg. Diese zeigt einerseits die Wirtschaftskraft der Stadt als Oberzentrum, führt

aber andererseits zu einer erhöhten Konkurrenz um die hiesigen Arbeitsplätze und ist damit

problematisch für die Arbeitslosen in Nürnberg. Dieser Tatbestand ist jedoch politisch nicht

beeinflussbar.

Während Nürnberg bei einem Vergleich der Qualifikationsstrukturen gegenüber den anderen

Großstädten einen höheren Anteil von Beschäftigten mit Berufsausbildung aufweisen kann,

ist das Qualifikationsniveau, insbesondere der Anteil der Beschäftigten mit Hochschulab-

schluss, signifikant geringer. Desgleichen ist der Anteil der Beschäftigten ohne Berufsausbil-

dung signifikant höher als in den meisten anderen größten Großstädten, wenn gleich hier in

den vergangenen Jahren – analog dem bundesdeutschen Gesamttrend – eine Reduzierung

erfolgte. Dies bestätigt auch die städtische Politik, die versucht, durch den Ausbau der

Berufsfachschulen oder der Förderung von Schul- und Berufsabschlüssen von benachteilig-

ten Jugendlichen, z.B. durch das Quapo-Projekt der NOA, das Qualifikationsniveau in

diesem Bereich zu erhöhen. Während Nürnberg im Vergleich der bayerischen Städte die

höchste Arbeitslosenquote aufweist, ist sie bei einem Vergleich der großen deutschen Städte

gut aufgestellt. Besorgniserregend ist jedoch der – bereits angesprochene - prozentual hohe

Anstieg im SGB III-Bereich in den vergangenen Monaten und die damit einhergehende

starke Steigerung bei den „Aufstockern“, die zu ihren SGB III-Leistungen noch aufstockend

SGB II-Leistungen beziehen. Hier ist die Agentur für Arbeit gefordert, zeitnah ihre Vermitt-

lungsbemühungen zu forcieren, insbesondere mit ihrer Job-to-Job-Vermittlung, um die

Personen, die in absehbarer Zeit von Arbeitslosigkeit betroffen sein werden, übergangslos

wieder in gute Arbeit zu vermitteln. Die Vermittlung von Personen, die von Arbeitslosigkeit

bedroht sind, oder sich bereits im ALG I-Bezug befinden, soll verhindern, dass diese mit

einer Zeitverzögerung von in der Regel einem Jahr in das SGB II übergehen. Hier zeichnet

sich eine sozialpolitische Gefahr ab, die nur durch sofortiges und konsequentes Handeln der

Agentur verringert werden kann.

Während Nürnberg gegenüber den süddeutschen Großstädten eine höhere SGB II-

Arbeitslosenquote verzeichnet, nimmt sie im bundesweiten Vergleich der Großstädte einen

Platz im vorderen Mittelfeld ein. Dies gilt auch bei einer vergleichenden Betrachtung der SGB

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II-Quoten (Platz 5 unter 20 Großstädten). Dass das Jobcenter Nürnberg-Stadt eine sehr gute

Arbeit leistet, zeigen auch die guten Ergebnisse der verschiedenen Zielindikatoren, wie

beispielsweise die Integrationsquote. Die durchschnittlich niedrige Qualifikation der

erwerbsfähigen Leistungsbezieherinnen und –bezieher – beispielsweise haben über 70%

keinen Berufsabschluss – lässt zumeist nur eine Vermittlung in niedrig qualifizierte Arbeits-

plätze zu. Die strategische Antwort der Stadt Nürnberg war deshalb, im Rahmen ihrer

finanziellen Möglichkeiten in Bildung, Betreuung und Erziehung zu investieren, um das

Qualifikationsniveau zu heben. Dem sind jedoch durch die grundgesetzliche Kompetenzver-

teilung in unserem Staat und den finanziellen Rahmenbedingungen Grenzen gesetzt. Eine

Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft von 2011 sieht bei „Einfachjobs“ noch

nicht erschlossene Beschäftigungspotenziale. Diese Potenziale sollten – neben der weiteren

Förderung und Erschließung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen – ebenfalls forciert und

systematisch erschlossen werden.

Standortpolitik ist dabei nicht nur Ansiedlungspolitik, sondern es geht um die Gestaltung des

Lebensraums Stadt als Wohlfühlraum. Mit den Flächen ist deshalb sorgsam umzugehen.

Gewerbeflächen müssen möglichst viele Arbeitsplätze bieten. Kommunale Flächenpolitik

bedarf einer verantwortungsvollen Balance zwischen Flächennutzungen im Bereich

Wirtschaft, Wohnen, Grün und öffentlicher Infrastruktur. Es sind gerade die sog. weichen

Standortfaktoren, die die Lebensqualität einer Stadt ausmachen, ihre Infrastruktur für

Bildung, Betreuung und Erziehung, Forschung und Wissenschaft, Kultur, Naherholungsmög-

lichkeiten und sozialen Frieden.

Mit Blick auf die Nürnberger Zahlen kann konstatiert werden: Nürnberg hat den Strukturwan-

del von einem traditionellen Industriestandort zu einem modernen Industrie- und Dienstleis-

tungsstandort gut gemeistert. Trotz zahlreicher Rückschläge – wie dem massiven Arbeits-

platzabbau bzw. Standortschließungen bei AEG, Grundig, Quelle oder ADtranz – ist dieser

Prozess ohne allzu große gesellschaftspolitischen Friktionen verlaufen. Aber: Es ist trotz

zahlreicher Anstrengungen nur unzureichend gelungen, minderqualifizierten Beschäftigten

und Langzeitarbeitslosen eine (nachhaltige) Perspektive zu eröffnen. Die kommunalen

Handlungsmöglichkeiten sind durch die Globalisierung der Wirtschaft, durch bundesrechtli-

che Vorgaben und landespolitische Akzentsetzungen eng begrenzt. So haben wir es heute –

trotz der guten Konjunkturlage der letzten Jahre - mit einer verfestigten Langzeitarbeitslosig-

keit von 65,9% der erwerbsfähigen Leistungsbezieherinnen und Leistungsbezieher im SGB II

(knapp über 21.600 Personen, Stand Juli 2012) und einer SGB II-Quote in Nürnberg i.H.v.

11,1% (= Bestand an Leistungsbezieher/Leistungsbezieherinnen auf die jeweilige Bevölke-

rung unter 65 Jahre) zu tun. Aufgrund der multiplen Vermittlungshemmnisse der betroffenen

Personen, inklusive zumeist erheblicher Qualifikationsdefizite, muss davon ausgegangen

werden, dass nur ein kleinerer Anteil dieser Personen – trotz aller Anstrengungen des

Jobcenters – in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden kann. Langzeitarbeitslose

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erwerbsfähige Personen und deren Familien sind dadurch stark von gesellschaftlicher

Ausgrenzung und Armut betroffen. Nürnberg hat eine in der Tendenz gute Jobbilanz und

dennoch die höchste Arbeitslosenrate in Bayern.

Insgesamt waren im Jahr 2011 ca. 19% der Nürnbergerinnen und Nürnberger armutsgefähr-

det (Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth). Armutsgefährdet ist dabei,

so die EU in ihrer Definition, wer nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen nur über

ein laufendes Einkommen von weniger als 60% des mittleren Einkommens der Gesamtbe-

völkerung verfügt. Frauen sind dabei mit 19% häufiger betroffen als Männer mit 16%.

Alleinerziehende und Ausländer waren mit 36% bzw. 40% besonders armutsgefährdet.

Ebenfalls Personen ohne abgeschlossene Schulausbildung (48%), ohne Berufsausbildung

(38%) bzw. Arbeitslose (68%).

Nürnberg investiert in Bildung, Betreuung und Erziehung. Der erste Nürnberger Bildungsbe-

richt belegt die hohe Bildungsbeteiligung in den Kindertageseinrichtungen und den steten

Trend hin zu höheren Bildungsabschlüssen. Die vorgelegten Fakten umschreiben aber auch

unmissverständlich, dass es in Bayerns zweitgrößter Stadt viel nachzuholen gibt und es

noch großer (Aus-)Bildungsanstrengungen bedarf. In Nürnberg, so ein zentraler Befund des

Berichts, besteht ein eindeutiger Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg.

Der Schulerfolg von Nürnberger Kindern und Jugendlichen spiegelt die sozialräumlichen

Ungleichheiten in den jeweiligen Stadtteilen, die noch bestehenden strukturellen Defizite im

Wirtschaftsbereich und die Probleme des Arbeitsmarktes wider. Nürnberg weist außerdem

einen zu hohen Wert für Abgänger ohne Hauptschulabschluss auf. Bedenklich ist auch der

hohe Anteil an jungen Menschen, die nach dem Besuch einer beruflichen Schule ohne

Abschluss bleiben. „Es muss davon ausgegangen werden, dass diese jungen Menschen

kaum Chancen auf dem Ausbildungsmarkt haben, lange Zeit in diversen Angeboten des

Übergangssystems verbleiben und unter Umständen lebenslang auf Transferleistungen

angewiesen sind“ (1. Nürnberger Bildungsbericht 2011, S.166). Trotz beachtlicher Verbesse-

rungen in den letzten Jahren liegt Nürnberg bei den Übergängen auf weiterführende Schulen

nach wie vor am unteren Ende aller größeren kreisfreien Städte in Bayern. Der Übertritt ans

Gymnasium gelingt, so der Bildungsbericht, eher Kindern aus Stadtteilen mit vergleichsweise

hohen Einkommen, während sich Kinder aus benachteiligten Quartieren häufiger in der

Hauptschule wiederfinden. Bedenklich stimmt auch, dass Schülerinnen und Schüler aller

Nürnberger Schulformen im Landes- und Städtevergleich häufiger eine Klasse wiederholen.

Angesichts der besonderen Problemlagen in Nürnberg sind weitere gemeinsame Anstren-

gungen von Bund, Land und Stadt gefordert, zusätzliche Mittel für die frühkindliche und die

schulische Bildung in Nürnberg bereitzustellen. Sozialpolitik (und damit auch Arbeitsmarkt-

und Bildungspolitik) ist auf langfristige Effekte ausgerichtet. Eine nachhaltige Sozialpolitik

muss in Generationenfolgen gedacht und konzipiert sein. Das bedeutet, dass die Bemühun-

gen zur Verbesserung der Bildungssituation in Nürnberg fortgesetzt werden müssen. Es ist

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ebenfalls darauf hinzuwirken, dass die Rahmenbedingungen, die von anderen politischen

Ebenen verantwortet werden, verändert werden.

Das Referat für Jugend, Familie und Soziales sieht aus sozialpolitischer Perspektive

folgende strategischen Handlungsfelder:

1. Wichtig ist, sich nochmals zu vergegenwärtigen, dass wir es in der Arbeitsmarktpolitik

mit zwei unterschiedlichen Systemen, mit einem zum überwiegenden Teil unterschied-

lichen Personenkreis zu tun haben. Einerseits mit dem SGB III, einem Sozialversiche-

rungssystem, und andererseits mit dem SGB II, einem „Fürsorgesystem“. Deshalb ist

es falsch, diese beiden Rechtskreise durch einheitliche Instrumente, Verfahren und

auch organisatorisch immer enger zu verzahnen. Die Arbeitsmarktinstrumente des

SGB III müssen darauf ausgerichtet sein, so schnell wie möglich die kurzzeitig arbeits-

los gewordenen Personen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Arbeitsmarkt-

instrumente des SGB II müssen hingegen stärker individuell ausgerichtet werden, d.h.

die Instrumente müssen längerfristig angelegt sein, um die unterschiedlichen Zielgrup-

pen besser in den Blick nehmen und die regionalen und lokalen Bedingungen und

Möglichkeiten besser berücksichtigen zu können. Erforderlich ist dies vor dem Hinter-

grund, dass die betroffenen Personen im SGB II zumeist schon lange oder sehr lange

arbeitslos sind, überwiegend schlechte Qualifikationsvoraussetzungen aufweisen und

eine Reihe persönlicher Hemmnisse mit sich bringen. Dies erfordert dann in der Regel

langwierige Integrationsbemühungen durch das Jobcenter.

2. Grundsätzlich sind Strategien zu entwickeln, die die unterschiedlichen Bedingungen und

Möglichkeiten der verschiedenen Personengruppen berücksichtigen. An erster Stelle muss

dabei die Frage stehen, ob eine Leistungsberechtigung nach dem SGB II überhaupt

gerechtfertigt ist oder ob Arbeitsbedingungen bzw. andere Sozialleistungssysteme nicht

die Existenz sichern müssten. An zweiter Stelle geht es darum, die Zugänge in das SGB II

zu verhindern. Dabei sind folgende Personengruppen zu unterscheiden:

a. „Nachwachsende“ Jugendliche aus teilweise langjährigen SGB II –

Bedarfsgemeinschaften.

b. Junge Menschen, die im Übergang Schule/Ausbildung/Arbeit scheitern.

c. Arbeitslose Menschen im SGB III, die dort innerhalb eines Jahres nicht

integriert werden konnten.

d. Menschen, die arbeitslos werden, deren SGB III-Ansprüche nicht

Auskömmlich sind und deshalb zusätzlich auf Grundsicherung angewiesen

sind (Aufstocker).

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e. Menschen, die aus dem SGB III heraus wieder in Arbeit vermittelt wurden,

deren Einkommen aber nicht auskömmlich für eine Existenzsicherung für sich

und ihre Familien ist und bei denen die vorgelagerten Systeme (Wohngeld,

Kinderzuschlag) nicht ausreichen.

Drittens geht es darum, zielgruppenspezifische Wege aus der Arbeitslosigkeit zu er-

möglichen. Dabei sind folgende Personengruppen zu unterscheiden:

f. Menschen, die erwerbsfähig sind und ganz oder teilweise einer Arbeit nach-

gehen (Mini-, Midijober, aber auch vollschichtig), deren Arbeitseinkommen

aber nicht auskömmlich zur Beendigung der Bedürftigkeit ist (sog. Ergänzer).

g. Sog. „marktnahe“ Arbeitslose, die noch nicht vermittelt werden konnten.

h. Menschen, die aufgrund ihrer Langzeitarbeitslosigkeit oder aus anderen

Gründen multiple Vermittlungshemmnisse haben (Gesundheit, Sprache, Bil-

dung, Persönlichkeit) und nur durch intensive, längerfristig angelegte Förde-

rung für den Arbeitsmarkt und ein selbstbestimmtes Leben „fit gemacht“ wer-

den können.

i. Menschen, die aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit, Qualifikation und Persönlich-

keit keine oder kaum eine Chance haben, in den regulären Arbeitsmarkt inte-

griert zu werden.

j. Bedarfsgemeinschaften mit Kindern.

k. Selbständige im Leistungsbezug des SGB II.

Ziel muss es sein, Zugänge in (Langzeit-)Arbeitslosigkeit zu schließen und spezifische

Integrationsstrategien für die verschiedenen Gruppen zu entwickeln und die dafür be-

nötigten Arbeitsmarktinstrumente bereit zu stellen.

3. Oberstes Ziel der Arbeitsmarktpolitik muss sein „Gute Arbeit für alle schaffen“. Es sollte

kein Arbeitnehmer, keine Arbeitsnehmerin mehr gezwungen sein, beim Jobcenter er-

gänzende Leistungen aufgrund zu geringer Lohnleistungen beantragen zu müssen

oder bei eintretender Arbeitslosigkeit beim Jobcenter „aufstockende Leistungen“ zu-

sätzlich zum Arbeitslosengeld I beantragen zu müssen. Dies bedeutet auf bundespoli-

tischer Ebene natürlich die Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindest-

lohns und eine Reform der vorgelagerten Systeme, denn niemand darf aufgrund der

Kinderzahl oder des örtlichen Wohnungsmarktes ins SGB II abgleiten oder aufgrund

seiner Stellung in der Bedarfsgemeinschaft benachteiligt werden. Dies bedeutet u.a.

• Individualprinzip statt Bedarfsgemeinschaften,

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• Bündelung der kinderspezifischen Leistungen (Kinderregelsatz, Kinderzuschlag,

Kindergeld und Kinderfreibetrag) zu einer Kindergrundsicherung,

• Eine einheitliche Regelung für das Wohnen (Bündelung des Wohngeldes und der

• KdU zu einer gemeinsamen Leistung für Alle).

4. Für beide Rechtskreise muss oberste Priorität die Integration in „gute Arbeit“ besitzen.

Jeder und Jede muss durch Arbeit über ein auskömmliches Einkommen verfügen. „Gu-

te Arbeit“ heißt aber auch, vorrangige Vermittlung in - falls es die Lebensumstände

zulassen - Vollzeitjobs und nicht in atypische Beschäftigung wie Leih- und Zeitarbeit

oder in Arbeitsplätze mit geringfügiger Entlohnung. Dazu sind gesetzliche Begrenzun-

gen erforderlich.

5. Unter dem Aspekt der Bildungsgerechtigkeit und zur Sicherung des Fachkräftebedarfs

muss bundespolitisch das Recht auf Ausbildung gesetzlich verankert werden. Dieses

muss für die verschiedenen Formen der Ausbildung gelten, beispielsweise auch für die

modulare Ausbildung und auch die Altersgruppe der Über-25-jährigen umfassen.

6. Personen, die aufgrund multipler Vermittlungshindernisse, beispielweise langjährige

Arbeitslosigkeit, fehlender Berufsabschluss und schlechter Gesundheitszustand, auf

absehbare Zeit realistisch keine Chancen auf eine Integration in den ersten Arbeits-

markt haben, müssen über einen längeren Zeitraum hinweg die Möglichkeit erhalten,

im Rahmen eines öffentlich organisierten und finanzierten Arbeitsmarktes einer markt-

nahen Tätigkeit nachgehen zu können, um sich wieder in das Arbeitsleben einzuglie-

dern und andererseits die mit Arbeit verbundenen Selbstwertgefühle zu erleben. Die

Beschäftigungsmöglichkeiten sind konsensual mit den Akteuren (Kammern, Gewerk-

schaften etc.) festzulegen. Dies wird dann, so auch die Erfahrungen des Modellprojek-

tes „Perspektiven für Familien“, in der Regel positive Auswirkungen auf die gesamte

Familie haben. Die finanziellen und rechtlichen Voraussetzungen für einen öffentlich

finanzierten und organisierten Arbeitsmarkt müssen durch die Bundesregierung ge-

schaffen werden. Dazu ist es notwendig, einen Weg zu finden, die passiven Leistungen

zu aktivieren („Arbeit statt Alimentierung!“).

7. Um eine erfolgreiche Politik der Arbeitsmarktintegration zu gestalten, bedarf es

verlässlicher Rahmenbedingungen. An erster Stelle steht dabei eine auskömmliche

Finanzierung und eine mittelfristige Planungssicherheit. Beides ist derzeit nicht ge-

währleistet. Die massiven Kürzungen in den letzten Jahren, das haushaltsrechtliche

Jährlichkeitsprinzip und der stetige Wechsel der Vorgaben (Instrumente, Verfahren)

haben im SGB II die Chancen verringert, die durch eine verbesserte Konjunktur ent-

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standen sind. Die Bundesregierung ist gefordert, ihre Arbeitsmarkt- und Beschäfti-

gungspolitik in diesem Sinne umzuorientieren, um so eine nachhaltige Effizienz der

eingesetzten Mittel zu gewährleisten. Die bayerische Staatsregierung sollte in diesem

Sinne ihren Einfluss in der Bundesregierung geltend machen. Zusätzlich sollte die

Bayerische Staatsregierung sowohl im wirtschafts- als auch im sozialpolitischem Be-

reich weitere Programme zur Stärkung der regionalen Räume auflegen, beispielsweise

ein Programm zur Förderung von Maßnahmen zur verstärkten Schaffung von „Einfach-

jobs“ oder weiterer Maßnahmen – analog dem Modellprojekt „Perspektiven für Fami-

lien“ zur Unterstützung armutsgefährdeter und benachteiligter Familien.

Auf kommunaler Ebene gilt es, den eingeschlagenen Weg in Bildung, Betreuung und

Erziehung zu investieren, fortzusetzen. Im Fokus der kommunalen Aktivitäten stehen dabei

die jungen Menschen in ihrer gesamten biographischen Entwicklung. Diese Aktivitäten

sollen Familien in Fragen von Bildung und Erziehung unterstützen, frühkindliche Bildung in

den Kindertagesstätten fördern, Schülerinnen und Schüler in ihrer „Schullaufbahn“ unter-

stützen und ihnen spätestens im Übergangssystem durch entsprechende Maßnahmen und

Fördermöglichkeiten der Weg zu einer nachhaltigen Berufsperspektive mittels einer

Berufsausbildung eröffnen. Nur durch eine Hebung des Bildungs- und Qualifikationsniveaus

kann mittel- und langfristig Langzeitarbeitslosigkeit und Armut verhindert werden. Dabei

sind vor allem jene in den Blick zu nehmen, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft und dem

Stadtteil, in dem sie leben, benachteiligt sind. Instrumente zu entwickeln, um diese gezielter

zu fördern bleibt eine vorrangige kommunalpolitische Aufgabe, zu deren Umsetzung Bund

und Land ebenfalls entsprechende finanzielle Mittel und Handlungsinstrumente bereitstel-

len müssen. Insgesamt benötigen wir stabile, effiziente und durchschaubare Rahmenbe-

dingungen für eine öffentliche Förderung der Familien.

Nur in Kooperation und Abstimmung der verschiedenen politischen Ebenen und Rechts-

kreise lassen sich die größtmöglichen Erfolge erzielen. Eine eigenständige kommunale

Beschäftigungspolitik nimmt dabei aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse

der Situation vor Ort eine wichtige Rolle im Umsetzungsprozess ein. Die Stadt Nürnberg ist

natürlich gerne bereit, ihre langjährigen Erfahrungen im Bereich der kommunalen Beschäf-

tigungspolitik auch auf Landes- und Bundesebene verstärkt einzubringen.