geografie - stat4u · geografie 3 2 verkehrssicherheit 2.1 ausgangspunkt projekte sind eines der...
TRANSCRIPT
Geografie
1
GEOGRAFIE
GEOGRAFIE
1 Einleitung
Das Fach Geografie und Wirtschaftskunde bedient sich schon seit langem verschiedener
statistischer Hilfsmittel und Inhalte. Diese enge Zusammenarbeit verwundert nicht,
wenn man die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in den verschiedenen Bereichen der
Geografie betrachtet – in beinahe allen Gebieten werden Daten erhoben, verarbeitet,
dargestellt und präsentiert.
Besonderer Wert wird im Zusammenhang von STAT 4 U auf den handlungsorientierten
Ansatz im Unterricht gelegt. Auch hier finden sich eine Menge Parallelen zur Geografie,
wo im Lehrplan immer wieder eine Vielfalt der didaktischen Methoden empfohlen wird.
Deutlich zeigt sich die Bedeutung der Statistik in Projekten. Die meisten Themen
werden unter anderem mit statistischen Hilfsmitteln erarbeitet und Erkenntnisse
anhand von Analysen gewonnen.
Zum Thema Geografie und Statistik wurden aus der Fülle der Möglichkeiten Beispiele
ausgewählt, die exemplarisch für eine mögliche Zusammenarbeit zwischen den beiden
Gebieten stehen sollen. Im Anschluss an die Beispiele befindet sich eine Übersicht, die
weitere Vorschläge für die Einbettung statistischer Inhalte in verschiedene Stoffgebiete
enthält.
Besonders soll bereits hier auch auf die statistischen Module von STAT 4 U, Datenanalyse
mit Excel, Statistische Grafiken, Stichproben und Umfragen sowie Regression
hingewiesen werden. In diesen wird zwar nur selten auf konkrete geografische
Themenstellungen eingegangen, sie enthalten jedoch eine Reihe für den Geografie-
unterricht relevanter Stoffgebiete, die leicht für verschiedenste Themen adaptierbar
sind.
Geografie
2
Shaw Gareth, Wheeler Dennis: Statistical Techniques in Geographical Analysis; David
Fulton Publ.; 2. Aufl; 1996; London; ISBN 1-85346-229-2
Stiens Gerhard: Prognostik in der Geografie; Westermann Schulbuchverlag; 1. Aufl.;
1996; Braunschweig; ISBN
Der Mensch in Raum und Wirtschaft 3; Westermmann Verlag; 1. Aufl; 2000; Wien; ISBN
3-7034-8602-1
Horizonte; öbv; 1. Aufl; 1994; Wien; ISBN 3-85116-946-8
Raum Gesellschaft Wirtschaft 5; öbv&hpt; 2. Aufl.; 1999; Wien; ISBN 3-85116-143-2
Geografie
3
2 Verkehrssicherheit
2.1 Ausgangspunkt
Projekte sind eines der Haupteinsatzgebiete für statistische Inhalte im Geografie-
unterricht. Viele Themen eignen sich sehr gut dazu, die gesamte Bandbreite
statistischer Arbeit von der Planung einer Datenerhebung bis zur Präsentation sinnvoll
einzusetzen. Anhand eines Beispiels sollen verschiedene Möglichkeiten der Integration
statistischer Inhalte demonstriert werden.
Es gibt viele durchaus divergierende Ansichten über die Definition eines Projektes. Eine
sehr brauchbare liefert Ch. Fridrich in Band 12 der Materialien zur Didaktik der
Geografie und Wirtschaftskunde:
„Projektunterricht ist planvolle, selbstorganisierte, interdisziplinäre Auseinander-
setzung mit realen Problemen in gemeinsamen Zusammenwirken von Schülern,
Lehrern und sonstigen Beteiligten mit dem übergeordneten Ziel, durch Präsentation
von Ergebnissen einen Beitrag zur Demokratisierung der Gesellschaft zu leiten.“
Diese Definition soll im folgenden nur insofern diskutiert werden, als die Themen und
Inhalte von STAT 4 U bzw. des folgenden Beispiels betroffen werden.
Planvoll: Ein strukturiertes Ablaufschema ist für die statistische Arbeit unerlässlich und
somit wesentlicher Bestandteil jedes Projekts, das sich mit statistischen Fragestellungen
beschäftigt.
Selbstorganisiert: Dem handlungsorientierten Ansatz wird besonders entsprochen, wenn
die Beteiligten ihre Ziele selbst definieren können, daraus die Fragestellungen ableiten
und die Arbeit selbst durchführen sowie ihre Ergebnisse präsentieren.
Interdisziplinär: Die meisten Projektinhalte werden eine Reihe von Fächern betreffen,
die konkrete Beteiligung mehrerer Fächer an einem Projekt ist aber nicht zwingend
notwendig.
Auseinandersetzung: Die Beschäftigung mit einem aktuellen Problem aus dem
Interessensbereich der Beteiligten hilft mit, eine Reihe von Inhalten und Fähigkeiten auf
eine Art und Weise zu vermitteln, die einen leichteren Eingang ins Langzeitgedächtnis
verspricht.
Reale Probleme: Ein besonderer Bonus eines Projekts ist dann gegeben, wenn dieses ein
reales Problem im Interessensbereich der Teilnehmer behandelt. Möglicherweise kann
am Ende sogar ein messbarer Erfolg in Form der Behebung eines Missstandes oder der
Verbesserung einer Situation erzielt werden.
Geografie
4
2.2 Organisation
Die Organisation eines Projekts enthält viele Dimensionen, eine umfassende Diskussion
würde den hier gegebenen Rahmen ebenfalls bei weitem überschreiten.
Aus diesem Grund soll hier nur auf die im folgenden relevante Themenwahl näher
eingegangen werden.
Eine sinnvolle Vorgangsweise bei der Themenfindung besteht in der Veranstaltung eines
Brainstorming, in dessen Verlauf Ideen für Themen, möglicherweise in Übereinstimmung
mit einem gewissen Rahmenthema, gefunden werden. Zur Konkretisierung der einzelnen
Themen werden die Ideen diskutiert, potentielle Fragestellungen und denkbare
Antworten überlegt und schließlich eine Liste von einzelnen Gebieten angefertigt.
Eine grundsätzliche Entscheidung bei der Wahl eines Projektthemas ist die thematische
Breite und Tiefe.
Ein umfassendes Thema ermöglicht eine Vielzahl verschiedener Fragestellungen,
Methoden und Inhalte, am Ende steht ein grober Überblick über ein weites Thema. Die
Chance, konkrete Probleme einer Lösung zuzuführen, ist allerdings denkbar gering,
wenn eine umfassende Behandlung des Themas angestrebt wird. Im Zusammenhang mit
dem vorliegenden Beispiel wäre das Thema „Verkehr“ ein solches breites Thema. Es
bieten sich eine beinahe unüberschaubare Vielfalt an denkbaren Fragestellungen, eine
kompakte Abdeckung aller relevanten Themenbereiche erscheint aber kaum möglich.
Mit der Wahl eines Teilaspektes wird die organisatorische Breite verringert, es besteht
aber die Gelegenheit, mehr in die Tiefe vorzudringen. Im Beispiel wurde das
Rahmenthema „Verkehrssicherheit“ gewählt. Ein Brainstorming zu diesem Thema
könnte etwa folgende Inhalte ergeben.
Schulweg: Welche verkehrstechnischen Einrichtungen werden von vielen Schülern auf ihrem Schulweg genutzt? Wo könnten potentielle Gefahren lauern? Können diese Gefahren beseitigt werden (vielleicht sogar ohne viel Aufwand)? Wie verhalten sich Autofahrer an einem Fußgängerübergang?
Alkohol: Wie sehen die gesetzlichen Bestimmungen aus? Gibt es Unfallstatistiken, die die Rolle des Alkohols im Straßenverkehr belegen? Haben sich Gesetzesänderungen ausgewirkt und wenn ja, wie? Wie ist die Einstellung von Autofahrern zum Thema Alkohol am Steuer? Wie wirkt sich Alkohol im chemischen, biologischen bzw. psychologischen Zusammenhang auf den Körper aus?
Sicherheit im Auto: Wie viele Autofahrer bzw. Beifahrer halten sich nicht an die Gurtenpflicht? Wie ist die Einstellung der Autofahrer zu Sicherheitsgurten? Gesetzliche Grundlagen, Physikalische Grundlagen, Medizinische Grundlagen
Auto + Kind: Gesetzliche Grundlagen zum Thema Kindersitze, Verwendung von Kindersitzen, Verhalten am Schulweg, etc.
Fahrrad: Verhalten der Fahrer, Gesetzliche Grundlagen, Physikalische Grundlagen, Technische Grundlagen, etc.
Tabelle 9
Geografie
5
Aus der Darstellung in Tabelle 9 kann man entnehmen, dass selbst dieses Thema noch
relativ umfangreich ist und durchaus noch in einzelne Unterthemen geteilt werden
kann.
Dies soll hier auch getan werden unter der Annahme, dass ein möglichst eng gewähltes
Thema ein Höchstmaß an persönlichem Engagement und Gestaltungsmöglichkeiten
verspricht.
Für das folgende Beispiel wurde das Thema „Mit dem Fahrrad unterwegs“ gewählt.
2.3 „Mit dem Fahrrad unterwegs“
Das Thema „Fahrrad und Verkehrssicherheit“ hat eine Reihe von Vorzügen, die es für
den Einsatz im Unterricht relevant machen.
• Praxisbezug und Aktualität: Jeder Schüler ist sowohl auf dem Schulweg als auch in
der Freizeit Verkehrsteilnehmer und somit vom Thema selbst betroffen. Die
Relevanz des Themas wird unter anderem auch dadurch verdeutlicht, dass die
Verkehrserziehung als eigenes Bildungsziel betont wird.
• Altersgemäß: Das Thema Fahrrad und Verkehrssicherheit betrifft alle Schüler jeder
Altersklasse und bleibt durch die große Bedeutung des Fahrrads als Freizeitgerät
immer ein interessantes Thema.
• Ein Fach – Fächerübergreifend – Projekt: Das Thema Fahrrad und Verkehrssicherheit
betrifft die Inhalte vieler verschiedener Fächer und eignet sich aus diesem Grund
hervorragend für fächerübergreifenden Unterricht oder Projektunterricht.
• Für STAT 4 U ist dieses Thema von besonderem Interesse, da der gesamte
statistische Arbeitsablauf in verschiedenen Facetten in ein solches Projekt einfließen
kann und gewinnbringend zur Anwendung gelangen kann.
Kurz gefasst kann gesagt werden: Ob einzelne Stunden auf ein Fach beschränkt oder
eine Projektwoche der gesamten Schule – Verkehrssicherheit ist immer ein lohnendes
Thema!
Geografie
6
2.4 Ablaufschema
2.5 Planung
Für das Musterbeispiel wurde das Thema „Mit dem Fahrrad unterwegs“ ausgewählt. Die
Rolle des Fahrrads und des Radfahrers soll aus verschiedensten Gesichtspunkten
betrachtet und mit dem Thema Verkehrssicherheit in Zusammenhang gebracht werden.
In einer zusammenfassenden Darstellung sollen die Ergebnisse der Analysen
verschiedener behandelter Aspekte präsentiert, auf mögliche Verbesserungen und
Missstände hingewiesen und Lösungswege diskutiert und umgesetzt werden.
Tabelle 10 zeigt eine Übersicht von interessanten Aspekten, die betroffenen Fächer,
damit verbundene Möglichkeiten für Fragestellungen sowie die relevanten statistischen
Inhalte.
Planung Vorbereitung Definition der Ziele Fragestellungen
Datenerhebung Messen Befragen Beobachten Recherchieren
Darstellung/Analyse Tabellen Diagramme Texte Bearbeiten der Aufgaben
Präsentation Ergebnisse
Rahmenbedingungen & Ressourcen Themengebiete: Auflistung – Auswahl Planung der Datenerhebung, Präsentationsmöglichkeiten
Gesamtes Spektrum der Datenerhebung möglich und sinnvoll
Darstellung der Daten je nach Art und Kenntnissen Vergleiche verschiedener Ergebnisse Zusammenfassung für Präsentation
Darstellung der Erkenntnisse Herausarbeiten von Gestaltungs-möglichkeiten Anregungen bzw. Forderung von Verbesserungen
Geografie
7
Fragestellungen Fächer Statistische Inhalte
Geschichte des Fahrrads Seit wann gibt es das Fahrrad? Wofür wurde es früher eingesetzt? Hatte es früher dieselbe Bedeutung wie heute?
GWK, GSK Recherche historischer Daten; Darstellung und Gegenüberstellung zu aktuellen Daten
Aufbau und Funktionsweise des Fahrrades
Welche Bestandteile? Wartung und Instand-haltung?
(PH) -
Fahrradtest: Bremsen, Be-leuchtung, Schutz, etc.
Wie groß ist der Bremsweg? Welche Kräfte wirken bei Unfällen?
PH Messen, Befragen
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Rechte und Pflichten der Radfahrer
GWK
Das Fahrrad als Teil des Verkehrs
Wofür wird das Rad genutzt? Werden Sicher-heitsbestimmungen ein-gehalten?
GWK Beobachten, Befragen, Darstellen, Vergleichen, Präsentieren
Tabelle 10
2.6 Datenerhebung
Im Rahmen des vorliegenden Themas können alle Aspekte der Datenerhebung
ausführlich eingesetzt werden. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen.
2.6.1 Beobachten
Das Beobachten ist die aufmerksame und zielgerichtete Wahrnehmung verschiedener
Merkmale an einem Untersuchungsobjekt, ohne diese zu beeinflussen.
Die zu beobachtenden Merkmale müssen bereits in der Planungsphase sorgfältig
ausgewählt werden, damit die geplanten Fragestellungen auch beantwortet werden
können. Im Vordergrund der Planung stehen sicherlich die Fragen: Was, Wann und Wie.
„Was?“
Zentrale Frage, die in der Planung geklärt werden muss, ist „Was soll eigentlich erhoben
werden?“
Im Zusammenhang mit dem konkreten Thema sind hier eine Reihe von Merkmalen
denkbar. Anhand der Auswahl der Merkmale lassen sich dann auch die Fragen nach dem
Wann und Wie behandeln.
Jedenfalls ist für die Formulierung der Fragestellung anzuraten, sich mit den
Rahmenbedingungen der Materie auseinander zu setzen, um zu wissen, welche Fragen
im gegebenen Zusammenhang eigentlich relevant sein können.
Schematisch lassen sich Arten von Fragen auf verschiedene Art unterscheiden.
Geografie
8
Direkte Fragen Indirekte Fragen
Beispiel: „Trägt der Radfahrer einen Sturzhelm?“ ist eine Frage, die direkt beantwortet
werden kann.
Beispiel:
Für die Beantwortung der Frage „Hält sich der Radfahrer an die gesetzlich
vorgeschriebenen Sicherheitsnormen?“ muss man diese zuerst einmal kennen. Auch
wenn inhaltlich möglicherweise dasselbe Ergebnis herauskommt, empfiehlt es sich, die
Fragestellungen zunächst möglichst einfach und direkt zu gestalten.
Offene Fragen Geschlossene Fragen
Bei geschlossenen Fragen sind alle Antwortmöglichkeiten vorgegeben, bei offenen
Fragen ist die Antwort beliebig.
2.6.2 Messen
Unter Messen versteht man experimentelles Bestimmen des Messwertes einer
physikalischen Größe im Zuge einer Messung. Das Skalenniveau von Messergebnissen
ermöglicht den quantitativen Vergleich.
Im Rahmen des Themas Fahrrad und Verkehrssicherheit finden sich eine Reihe
interessanter Möglichkeiten. So könnte etwa ein gemeinsamer Sicherheitscheck an den
Fahrrädern der Schüler, aber auch anderer freiwilliger Teilnehmer zeigen, ob die
Fahrräder gut gewartet und richtig eingestellt sind.
• Bremsweg: Gute Bremsen sowie das richtige Einschätzen des Bremsweges sind
wichtige Voraussetzungen für die Teilnahme am Verkehr.
• Beleuchtung: Richtig eingestellte Lampen sowie ausreichende Leuchtkraft bedeuten
höhere Sicherheit
• Helm: Um wie viel sicherer fährt man mit Helm?
2.6.3 Befragen
Im Arbeitsheft STICHPROBEN UND UMFRAGEN wird dieses Thema vorgestellt und eingehend
diskutiert. Grundsätzlich kann man festhalten, dass Befragungen immer dort eingesetzt
werden, wo eigene Messungen oder Beobachtungen aufgrund von Art oder Umfang der
Fragestellung nicht möglich sind.
Geografie
9
2.6.4 Recherchieren
In jeder Untersuchung werden bereits veröffentlichte Ergebnisse miteinbezogen, müssen
Rahmenbedingungen und Grundlagen beachtet werden oder kann man auf bereits
erhobene Daten zurückgreifen. Im Zuge der Recherche ist es dann notwendig
herauszufinden, welche brauchbaren Materialien vorhanden sind und inwiefern man die
enthaltenen Informationen für die eigene Untersuchung verwenden kann. Eine Quelle
von unschätzbarem Wert ist in diesem Zusammenhang natürlich das Internet, wobei man
auch hier bei speziellen Themen durchaus mit längeren Suchzeiten rechnen muss.
Immerhin findet man aber, vor allem durch immer umfangreichere und komfortabler
gestaltete Linklisten, zu sehr vielen Themen geeignetes Material.
2.7 Darstellung und Analyse
Je nach Fragestellung und Untersuchungsziel verschiedene Darstellungsformen möglich
(vgl. DAME)
2.8 Links
ÖAMTC
www.oeamtc.co.at
ARBÖ
www.arboe.or.at
Kuratorium für Verkehrssicherheit:
www.kfv.or.at
Helmi
www.helmi.at
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
http://www.bmv.gv.at/
Bundesministerium für Inneres
http://ln-inter1.bmi.gv.at/
Geografie
10
3 Mind Maps & Stumme Karten
3.1 Ausgangspunkt
In der Psychologie versteht man unter einer Mind Map die Organisation und
Strukturierung von Ideen und Gedanken anhand der bildlichen Darstellung auf Papier.
In diesem Beispiel wird der Begriff jedoch wörtlicher genommen, hier geht es zwar auch
um eine Ansammlung von Assoziationen, es soll aber vielmehr eine „richtige“ Karte aus
dem Geiste ohne Zusatzinformationen, dafür aber unter Zeitbegrenzung gezeichnet
werden. Anhand der Auswertung der Arbeiten wird ersichtlich, welche Merkmale mit
dem vorgegebenem Gebiet präsent sind bzw. wie gut die Lage der diversen
Örtlichkeiten bekannt ist. Der Mind Map wird die konventionelle Stumme Karte
gegenübergestellt, wobei vor allem die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede in
Darstellung und Auswertung dieser beiden Formen diskutiert werden.
Geografie
11
3.2 Ablaufschema
3.3 Planung
Wie bereits im Ausgangspunkt beschrieben, wird hier unter einer Mind Map eine Karte
verstanden, die ohne Hilfsmittel nur aufgrund des eigenen Wissens gezeichnet wird.
Erforschen Überprüfen
Eine Mind Map kann als Ausgangspunkt eines Themas eingesetzt werden. Dann zeigt sie,
was die Schüler bereits aus topografischer Hinsicht über ein Gebiet wissen bzw. welche
Merkmale sie zuerst mit einem gewissen Bereich assoziieren. Auch der Einsatz zur
Kontrolle, Wiederholung bzw. Festigung bereits erworbenen Wissens ist möglich.
Zeitfaktor
Der Zeitfaktor spielt klarerweise eine wichtige Rolle beim Anfertigen einer Karte. Wenn
herausgefunden werden soll, was die Schüler als erstes mit einem Gebiet assoziieren,
Planung Vorbereitung Definition der Ziele Fragestellungen
Datenerhebung Messen Befragen Beobachten Recherchieren
Darstellung/Analyse Tabellen Diagramme Texte Bearbeiten der Aufgaben
Präsentation Ergebnisse
Stumme Karte Mind Map Vorbereitung Wissensüberprüfung Gebiet
Zeichnen der Karten
Tabelle der Häufigkeiten einzelner Landschaftsmerkmale Gruppierung von Merkmalen
Geografie
12
ohne Wert auf „Vollständigkeit“ zu legen, wird die Zeit sehr kurz gewählt (etwa 2-3
Minuten). Das andere Extrem besteht darin, den Zeichnern sehr viel Zeit zu lassen,
damit sie in Ruhe nachdenken können und ihre Zeichnung auch noch überdenken und
eventuell ausbessern können. Eine Zeitspanne von über 15 Minuten ist aber jedenfalls zu
lang, da ja jeder für sich arbeiten soll und sonst eher Langeweile aufkommen wird. Die
notwendige Zeitspanne hängt natürlich vom Gebiet und den Kenntnissen der meisten
Teilnehmer über dieses Gebiet ab, ein Richtwert beträgt etwa 5-10 Minuten.
Eine Kombination von mehreren Zeitintervallen kann erzielt werden, indem man etwa
drei verschiedene Buntstifte zur Durchführung verwenden lässt. In den ersten zwei, drei
Minuten wird mit rot gezeichnet, danach 5 Minuten mit blau und dann nochmals 5
Minuten mit schwarz. So kann man sowohl die ersten Assoziationen als auch die gesamte
Kenntnis über ein gewisses Gebiet im Nachhinein auswerten.
Gebiet
Der vorgegebene Umfang der Mind Map ist grundsätzlich beliebig und kann von einem
kleinen Gebiet rund um die Schule oder das Stadtzentrum bis zu einem ganzen
Kontinent reichen.
Vorausgesetzte Fähigkeiten und Kenntnisse
Um eine sinnvolle Durchführung zu garantieren, sollten die Teilnehmer gewisse
Vorkenntnisse über das Gebiet haben. Grundlegende Kenntnisse im Kartenzeichnen und
das in Verbindung damit erforderliche Abstraktionsniveau sind ebenfalls notwendig.
3.4 Durchführung
Für die Durchführung benötigt jeder Teilnehmer lediglich ein leeres Blatt Papier und
einen Stift.
Ein Gebiet und die zur Verfügung stehende Zeit werden angegeben und das Zeichnen
kann beginnen.
Geografie
13
Folgende Aufzählung zeigt einige Vorschläge für das Thema einer Mind Map
• Nahumgebung der Schule
• Schulbezirk
• Wohnbezirk
• Wien
• Österreich
• Europa
• USA
• Spezialthemen: Autobahnen in Österreich, Gewässer in Europa, ...
3.5 Auswertung
Häufigkeit
Die Auswertung der fertigen Mind Maps erfolgt am besten gemeinsam an der Tafel.
Reihum wird gefragt, welche Merkmale eingezeichnet wurden. Gleichzeitig wird auch
die Häufigkeit des Vorkommens der Merkmale erhoben. So entsteht an der Tafel eine
Strichliste aller vorkommenden Merkmale (vgl. Tabelle 11).
Merkmal Häufigkeit
Donau 27
Bezirke 27
Stephansdom 20
Schule 15
Riesenrad 10
... ...
Tabelle 11
Die Strichliste kann nun nach der Häufigkeit des Vorkommens sortiert werden. Anhand
der sortierten Tabelle ist auf den ersten Blick ersichtlich, woran sich die Verfasser der
Mind Maps hauptsächlich orientiert haben.
Zur Unterstützung der Auswertung sowie der grafischen Präsentation können die
Ergebnisse in eine Tabellenkalkulation eingegeben werden. Abbildung 25 zeigt eine
übersichtliche Excel-Tabelle, in der alle vorkommenden Landschaftsmerkmale in Zeilen,
Geografie
14
die Teilnehmer in Spalten aufgelistet wurden. Mittels einer Summenspalte am rechten
Rand kann man das Diagramm aus Abbildung 26 leicht herstellen.
Abbildung 25
Mind Map von Wien: Häufigste Assoziationen
Don
au
Bez
irke
Step
hans
dom
Schu
le
Rie
senr
ad
Don
auka
nal
Tang
ente
Woh
nung
Alte
Don
au
Schö
nbru
nn
0
5
10
15
20
25
30
Donau
Bezirk
e
Stephan
sdom
Schule
Riesen
rad
Donauka
nal
Tangen
te
Wohnung
Alte Donau
Merkmal
Häu
figke
it
30 Teilnehmer aus der 5A
Abbildung 26
Da mehrere Merkmale pro Teilnehmer möglich bzw. sogar üblich sein werden, ist ein
Tortendiagramm für die Darstellung der Anteile nicht geeignet!
Geografie
15
Gruppierung
Die oben genannten Einzelmerkmale werden nun in Gruppen zusammengefasst. Die
Gruppierung dient einerseits der übersichtlichen Zusammenfassung einer großen Zahl
verschiedener einzelner Merkmale, andererseits werden so die Resultate von Mind Maps
aus verschiedenen Gebieten erst vergleichbar.
Beispiel: Bei einer Mind Map von Wien hat sich herausgestellt, dass Wiener zuerst an
die Einteilung in Bezirke, die Donau und den Stephansdom denken. Wenn dieses
Ergebnis mit den Resultaten einer anderen Stadt verglichen werden soll, sind diese
Einzelmerkmale nicht zu gebrauchen, in einer anderen Stadt gibt es weder Donau noch
Stephansdom, vielleicht nicht einmal Bezirke. Eine Zusammenfassung in die Gruppen
„Gewässer“, „Wahrzeichen“ und „Verwaltungseinheiten“ macht die Mind Maps
vergleichbar.
Die Definition von Kategorien sowie die Zuteilung der einzelnen Merkmale zu diesen
Kategorien erfolgt am besten gemeinsam, da in manchen Zweifelsfällen nur die
Verfasser selbst wissen, welcher Kategorie ein Merkmal zugeordnet werden soll.
Abbildung 27 zeigt die Zusammenfassung von Merkmalen in Gruppen.
Abbildung 27
Donau, Donaukanal, Alte Donau, Wien-Fluss
Ring, Gürtel, Tangente
Stephansdom, Riesenrad, Schönbrunn
Westbahnhof, Nordbahn, U-Bahn, Straßenbahn
Bezirksgrenzen, Stadtgrenzen
Gewässer
Wahrzeichen
Straßen
Öffentlicher Verkehr
Verwaltungseinheiten
Geografie
16
Ein noch weitergehender im Zusammenhang mit Mind Maps interessanter
Abstraktionsschritt wäre die Unterscheidung in Punkte (einzelne Gebäude, Plätze o.ä.),
Linien (Straßenzüge, Flüsse, Bahnlinien) und Flächen (Bezirke, Erholungsgebiete).
Mit der Excel-Funktion DATEN-TEILERGEBNISSE kann die Anzahl der einzelnen Gruppen
elegant dargestellt werden. In der Übersichtstabelle wird dazu eine Spalte mit den
verschiedenen Kategorien eingefügt (Abbildung 28). Danach werden die Daten nach den
Gruppen sortiert (Abbildung 29). Schließlich wird der Befehl „Daten-Teilergebnisse“
aufgerufen und die Dialogbox entsprechend ausgefüllt (vgl. Abbildung 30).
Abbildung 28
Abbildung 29
Kategorienspalte
Sortieren nach: Gruppe
Geografie
17
Abbildung 30
Das Resultat ist in Abbildung 31 als Tabelle dargestellt.
Abbildung 31
Aus obiger Tabelle kann einfach ein Diagramm gefertigt werden, indem die
Einzelmerkmale durch die „Minus“-Kästchen am linken Rand ausgeblendet werden. Nun
sind nur noch die summierten Teilergebnisse sichtbar und können leichter markiert
werden.
Geografie
18
Mind Maps: Gruppierte Assoziationen
Gew
ässe
r
Wah
rzei
chen
Verk
ehr
Verw
altu
ng
Arb
eit
Woh
nen
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
Gewässer Wahrzeichen Verkehr Verwaltung Arbeit Wohnen
Gruppe
Häu
figke
it
Abbildung 32
Mind Maps: Assoziationen
05
101520253035404550
Wahrze
ichen
Verkeh
r
Verwalt
ung
Arbeit
Wohne
n
Gruppen
Häu
figke
it
Abbildung 33
Geografie
19
Eine kombinierte Darstellungsform zeigt Abbildung 33. Hier wurden die Merkmale zwar
in Gruppen zusammengefasst, die Information bleibt aber in der Darstellung durch die
unterschiedliche farbliche Zusammensetzung der Säulen zumindest zum Teil erhalten.
So kann man sehen, ob eine Gruppe nur aus einigen oder vielen verschiedenen
Merkmalen aufgebaut ist.
3.6 Alternativen: Stumme & „Sehr stumme“ Karten
Zunächst erscheint eine „sehr stumme Karte“ nur eine geringe Veränderung gegenüber
einer Mind Map zu beinhalten. Das vorgegebene Blatt Papier ist nun nicht mehr ganz
leer sondern enthält einige wenige vorgegebene Merkmale (etwa zwei bis drei allgemein
bekannte Landschaftspunkte oder Gebäude). Diese Karte dient wieder als
Ausgangspunkt für eine etwas abgewandelte Mind Map, wieder sollen die Schüler
innerhalb einer gewissen Zeitspanne so viele Merkmale wie möglich einzeichnen. Die
Aussagen, die über die Mind Maps im Abschnitt Planung gemacht wurden, gelten auch
hier.
Zusätzlich ergibt sich aber noch eine zentrale Veränderung: Durch die Angabe
mindestens zweier Punkte ist der Maßstab der Karte vorgegeben. Das bedeutet auch,
dass man gegenüber einer „echten“ Mind Map besser überprüfen kann, ob Entfernungen,
Flächen, Himmelsrichtungen, etc. gegenüber den vorgegebenen Punkten korrekt
dargestellt sind. Bei einer „sehr stummen Karte“ kann nach Fertigstellung eine
Overheadfolie mit allen oder den wichtigsten eingezeichneten Merkmalen angefertigt
und über die Karte gelegt werden. Somit kann man leicht feststellen, inwiefern die
Karte mit der Wirklichkeit übereinstimmt.
Werden zusätzlich bestimmte einzuzeichnende Punkte vorgegeben, gelangt man
allmählich zur stummen Karte, bei der klassischen stummen Karte sind ja meist
Verwaltungsgrenzen angegeben.
Bei der stummen Karte sind die freien Assoziationsmöglichkeiten gänzlich ausgeschaltet,
die Überprüfung jedoch um vieles leichter, da etwa eine Overheadfolie bereits im
Voraus angefertigt werden kann.
Geografie
20
3.7 Übersicht
Die drei vorgestellten Alternativen sind für verschiedene Einsatzzwecke gedacht.
Die Mind Map ist eine sehr freie Karte, die vor allem zur Veranschaulichung von
Assoziationen eingesetzt werden kann. Man kann ablesen, was die Schüler mit einem
bestimmten Gebiet verbinden und grobe Aussagen über die Korrektheit der Karten
treffen. Da die Karten kaum exakt zu bewerten sind, eignen sich Mind Maps in
Überprüfungsszenarien kaum, sondern eher zur Vorbereitung, aber auch zur
Wiederholung und Festigung eines Stoffgebietes.
Die „sehr stumme Karte“ kann zusätzlich zum Einsatzgebiet der Mind Map recht gut
beurteilt werden und bietet deshalb ein etwas breiteres Einsatzspektrum, wobei die
freie Assoziationsmöglichkeiten erhalten bleibt. Problematisch bei der Bewertung ist
natürlich, dass eben keine einzutragenden Merkmale vorgegeben sind. Aus diesem
Grund kann weniger das „Was“ sondern nur das „Wie“ der eingetragenen Merkmale
beurteilt werden.
Die „stumme Karte“ gibt die einzutragenden Merkmale vor, freie Assoziationen sind
demnach gänzlich ausgeschaltet. Auf der anderen Seite kann durch die Vorgabe des
Themas bzw. der konkreten Merkmale das Wissen besser abgefragt und bewertet
werden.
Der Übergang zwischen Mind Map und stummer Karte ist fließend. So kann etwa nur ein
Thema vorgegeben werden, aus dem die Einträge stammen müssen – zum Beispiel das
Stoffgebiet der letzten Woche, etc.
Kombination: Eine Kombination der drei vorgeschlagenen Karten erscheint aufgrund
ihrer strukturellen Unterschiede durchaus sinnvoll. Zu Beginn eines Themas könnte etwa
eine Mind Map angefertigt werden, deren Inhalte nur kurz ausgewertet und
zusammengefasst werden. Am Ende des Themas ist zur Wiederholung eine stumme
Karte anzufertigen, anhand der Auswertung kann man ablesen, was hängen geblieben ist
bzw. wo noch Schwächen bestehen.
Mind Map - nur Gebiet
vorgegeben - Erforschen - Bewertung nur in
groben Zügen möglich
Sehr stumme Karte - Gebiet + mind. 2
Merkmale gegeben - Erforschen+Überprüfen- Bewertung
eingeschränkt möglich
Stumme Karte - Gebiet + vorgegebene
Merkmale + einzutragende Merkmale gegeben
- Erforschen+Überprüfen Bewertung gut möglich
Geografie
21
4 Warenkorb & Inflation
4.1 Ausgangspunkt
Die Inflation ist ein wichtiger ökonomischer Begriff, der als einer der bedeutendsten
Anzeiger für die Lage der Wirtschaft eines Landes verwendet wird. Für die Messung der
Inflation können verschiedenste Indizes verwendet werden, der gebräuchlichste ist
hierbei der Verbraucherpreisindex (VPI). Der Berechnung des Verbraucherpreisindex
liegt ein Warenkorb zugrunde, der typische Güter und Dienstleistungen des allgemeinen
Bedarfs enthält. Von der Entwicklung des VPI hängen eine Reihe wichtiger politischer
und wirtschaftlicher Entscheidungen ab. Die Berechnungsmethode des VPI und die
Zusammensetzung des Warenkorbs stellen somit einen wichtigen Bestandteil amtlicher
Statistik dar. Im vorliegenden Beispiel sollen sich die Schüler auch im Rahmen des
handlungsorientierten Ansatzes von STAT 4 U mit den Begriffen Inflation, Verbraucher-
preisindex und Warenkorb auseinandersetzen. Im ersten Abschnitt des Beispiels werden
die theoretischen Rahmenbedingungen geboten, die Begriffe erklärt und die offiziellen
Berechnungsmethoden vorgestellt. Im eigentlichen Beispiel geht es darum, dass die
Schüler selbst einen Warenkorb zusammenstellen und dessen Preisentwicklung über
einen längeren Zeitraum verfolgen. Somit können sie einen eigenen Preisindex
berechnen und diesen dann mit dem offiziellen VPI vergleichen.
4.2 Theoretische Grundlagen
Obwohl die theoretischen Grundlagen hier dem praktischen Teil vorangestellt werden,
bedeutet das nicht, dass alle Begriffe vor Beginn des Beispiels genau erklärt werden
müssen. Da dieses Beispiel über einen längeren Zeitraum hinweg durchgeführt werden
muss, können bei Bedarf immer wieder Fachbegriffe in die Diskussion einfließen.
4.3 Begriffserklärung
4.3.1 Inflation
Unter Inflation versteht man im wirtschaftlichen Zusammenhang die Veränderung der
Preise durch verschiedene Faktoren. Mit der Preisveränderung geht bei gleichem
Lohnniveau eine Verringerung der Kaufkraft einher.
4.3.2 Verbraucherpreisindex
Der Verbraucherpreisindex (kurz: VPI) zeigt die Preisentwicklung eines Warenkorbs an,
der typische Güter und Dienstleistungen, die ein Haushalt üblicherweise benötigt,
beinhaltet. Die Veränderung wird in Prozent gegenüber einer Bezugsperiode, meist
Geografie
22
gegenüber dem Vormonat oder demselben Monat im Vorjahr gemessen. Der
Verbraucherpreisindex gilt als der „offizielle Anzeiger“ für die Inflation.
4.3.3 Warenkorb
Ein Warenkorb enthält Güter und Dienstleistungen, die eine Gruppe von Personen oder
Haushalten typischerweise benötigt. Dabei ist zu beachten, dass für unterschiedliche
Personengruppen durchaus sehr verschiedene Warenkörbe gelten können.
4.4 Offizielle Berechnung
4.4.1 VPI
Der Verbraucherpreisindex wird nach der Methode von Laspeyres berechnet. Dies
bedeutet den Bezug des Preises einer Ware zum Zeitpunkt t auf den Preis einer Ware
zum Zeitpunkt 0, wobei die Mengen der Waren im Warenkorb (i.e. die Gewichtung)
konstant gehalten werden.
Weitere von der Statistik Austria berechnete Indizes sind der Pensionistenindex, der
Baupreisindex, der Energieindex, der Großhandelspreisindex und der Tariflohnindex.
4.4.2 Warenkorb
Der offizielle Warenkorb der Statistik Austria, der der Berechnung des VPI zugrunde
liegt, umfasst etwa 800 einzelne Positionen, die in Gruppen und Untergruppen
zusammengefasst sind. Die verschiedenen Hauptgruppen sind im folgenden aufgelistet.
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke
Alkoholische Getränke, Tabakwaren
Bekleidung und Schuhe
Wohnung, Wasser, Strom, Gas u.a. Brennstoffe
Einrichtungsgegenstände und Geräte
Gesundheitspflege
Verkehr
Nachrichtenübermittlung
Freizeit, Unterhaltung, Kultur
Bildungswesen
Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen
Andere Waren und Dienstleistungen
Geografie
23
Die Gewichtung der einzelnen Positionen im Warenkorb erfolgt aufgrund von
Konsumerhebungen. Eine Reihe privater Haushalte führt freiwillig ein sogenanntes
Haushaltsbuch, in dem alle Ausgaben genau eingetragen werden. Aufgrund des
Konsumverhaltens dieser Haushalte können Rückschlüsse auf die Wichtigkeit einzelner
Posten und Gruppen gezogen werden.
Die Ermittlung der Preise erfolgt monatlich durch die Meldung von 20 Städten an
Statistik Austria.
4.5 Beispiel
4.5.1 Planung
Zu Beginn muss man sich auf die Art des Warenkorbs einigen. Folgende Alternativen
erscheinen sinnvoll:
Allgemeiner Warenkorb
Es wird versucht, den VPI nachzuvollziehen. Dazu wird ein allgemeiner Warenkorb
benötigt, der in Zusammensetzung und Gewichtung dem offiziellen Warenkorb
zumindest nahe kommt. Für die Zusammenstellung eines solchen Warenkorbes ist
entweder eine Menge Abstraktionsvermögen notwendig, bei Bedarf kann aber auch die
Information über die Zusammensetzung des offiziellen Warenkorbs verwendet werden.
Spezieller Warenkorb
Eine interessante Alternative besteht in der Zusammenstellung eines Warenkorbs für
eine spezielle Personengruppe. Die Klasse kann etwa versuchen, einen „Klassen-
preisindex“ zu berechnen, oder bei höherem Abstraktionsniveau einen allgemeineren
„Schülerpreisindex“.
Bei der Zusammenstellung eines Warenkorbes treten fast notwendigerweise einige
Schwierigkeiten auf, die gelöst werden müssen.
Welche Posten?
Sinn und Zweck der Zusammenstellung eines Warenkorbs ist die Komplexitätsreduktion,
da es unmöglich ist, die Preisentwicklung aller auf dem Markt befindlicher Güter und
Dienstleistungen dauernd zu beobachten. Aus diesem Grund wird ein Warenkorb
zusammengestellt, der typische Waren bzw. Dienstleistungen enthalten soll. Doch was
ist „typisch“. Diese Frage kann natürlich umso leichter beantwortet werden, je mehr
die Schüler dem Adressatenkreis des Warenkorbs entsprechen. Wenn ein Warenkorb für
die Klasse erstellt werden soll, wird ein Brainstorming hilfreich sein, in dem
herausgefunden wird, wofür die Schüler der Klasse ihr Geld ausgeben. In diesem Fall ist
Geografie
24
auch eine anonyme Umfrage möglich, es ist ja nicht notwendig zu wissen, wer wofür
wie viel ausgibt.
Schwieriger ist natürlich die Zusammensetzung eines allgemeineren Warenkorbs. Hier
muss auf einem höheren Abstraktionsniveau überlegt werden, wofür typische Adressaten
des Warenkorbs ihr Geld ausgeben könnten. Hierbei erscheint ebenfalls ein
Brainstorming sehr nützlich, es kann natürlich auch wieder auf die Information über die
Zusammensetzung des offiziellen Warenkorbs zurückgegriffen werden.
Gewichtung
Hat man sich auf die Zusammensetzung des Warenkorbs geeinigt, müssen die Gewichte
der einzelnen Positionen festgelegt werden. Hierbei sollte man sich wiederum am
typischen Kaufverhalten der Adressaten des Warenkorbes orientieren.
Beispiel: A gibt jedes Monat die Hälfte seines Taschengelds bzw. Einkommens für
Computerspiele aus. In seinem persönlichen Warenkorb hätte der Posten „Computer-
spiele“ ein Gewicht von 50%.
Auch die Wahl der Gewichte ist in der Praxis nicht so einfach, es muss wieder ein
„typischer Wert“ gefunden werden, der möglichst allen durch den Warenkorb
repräsentierten Personen gerecht werden sollte.
Bestimmung der Gewichtung anhand einer Umfrage
Für einen „Klassenpreisindex“ können die Gewichte auch im Rahmen einer (anonymen)
Umfrage ermittelt werden. Dazu wird zunächst gemeinsam überlegt, wofür überhaupt
Geld ausgegeben wird. Auf dem Fragebogen ist dann nur eine Frage zu beantworten:
„Wie viel Geld gibst Du im Durchschnitt pro Monat für folgende Produkte/ Dienst-
leistungen aus?“
Zur Auswahl stehen alle zuvor ermittelten Positionen. Für die Auswertung interessiert
nur der jeweilige Anteil der einzelnen Positionen an den Gesamtausgaben. Für jede
Position wird nun der Mittelwert der Anteile aller Personen berechnet. Dies ergibt das
Gewicht der Einzelposition im Warenkorb.
Abbildung 34, Abbildung 35 und Abbildung 36 illustrieren die Vorgangsweise.
Geografie
25
Abbildung 34
Abbildung 35
Für die Auswertung ist nur der Anteil/Monat von Interesse. Da man Absolutbeträge aber leichter abschätzen kann, ist auch die Beantwortung dieser Frage möglich. Aus den Absolutbeträgen kann der Anteil ja leicht berechnet werden. Jedenfalls muss nur eine Spalte ausgefüllt werden!
Im ersten Fragebogen wurden die Ausgaben in Absolutbeträgen eingegeben. Diese werden lediglich zur Berechnung des Anteils herangezogen und sind sonst nicht von Bedeutung.
Im dritten Fragebogen wurden gleich die Anteile in % ausgefüllt. So lange die Summe 100% ergibt, ist dies natürlich genau so gut.
Geografie
26
Abbildung 36
Umgehen mit Veränderungen
Ein großes Problem bei der Auswahl geeigneter Produkte stellt die rasche Entwicklung in
verschiedenen Bereichen dar. In der Computer- oder Kommunikationsbranche sind etwa
so rasche Generationenwechsel zu beobachten, dass die Aufnahme einzelner Posten
sehr problematisch sein kann.
Beispiel: Man verfolgt die Preisentwicklung eines Prozessors mit 300 Mhz. Der Preis
dieses Topmodells aus dem Jahre 1999 ist zwei Jahre später völlig irrelevant, da sich
niemand mehr einen solchen Prozessor neu kauft, falls er überhaupt noch auf dem
Markt sein sollte.
Wie mit derartigen Produkten umgegangen werden soll, ist auch im Rahmen der
offiziellen Berechnung immer wieder Gegenstand von Diskussionen.
Als Ausweg bietet sich an, entweder solche Posten gänzlich wegzulassen oder im
Rahmen der Betrachtung nicht ein konkretes Modell, sondern ein Standardgerät aus der
betreffenden Kategorie zu betrachten. Als Position hätte man dann eben nicht einen
ganz bestimmten Prozessor, sondern einen „Standardprozessor“ zum Betrachtungs-
Die einzelnen Anteile des Punktes Bekleidung betragen 28%, 36%, 30%, 10% und 10%. Der Mittelwert dieser fünf Werte beträgt 23%. Dieser Wert wird als Gewicht für den Posten Bekleidung im gemeinsamen Warenkorb der fünf Befragten verwendet.
Geografie
27
zeitpunkt. Natürlich ist dann wiederum sorgfältig zu klären, was „Standard“ ist,
entsprechende Kriterien sollten am besten im Vorhinein festgelegt werden.
4.5.2 Datenerhebung
Sobald man sich auf die Zusammenstellung und die Gewichtung eines Warenkorbs
geeinigt hat, werden die Preise der einzelnen Posten ermittelt. Dabei empfiehlt es sich,
dort zu recherchieren, wo die Adressaten des Warenkorbs auch typischerweise ihre
Waren bzw. Dienstleistungen beziehen.
Beispiel: Der Preis des Postens „Wurstsemmel“ sollte nur dann am Schulbuffet
ermittelt werden, wenn die Schüler ihre Semmeln auch hauptsächlich dort und nicht
beim Supermarkt ums Eck einkaufen.
Jedes Monat werden die Preise aller Posten zu einem Stichtag erhoben und in einer
Tabelle eingetragen. Ein Erhebungszeitraum über einen längeren Zeitraum, etwa 6
Monate, ist anzustreben.
Warenkorb.XLS
Zur Erleichterung der Arbeit steht die Excel-Tabelle WARENKORB.XLS zur Verfügung.
Diese bietet eine Vorlage für bis zu 100 Einzelpositionen in bis zu 12 Hauptgruppen für
einen Zeitraum von 6 Monaten (Abbildung 37).
Abbildung 37
Geografie
28
Auf dem Tabellenblatt ÜBERSICHT werden alle Eintragungen vorgenommen:
Produktgruppen, Einzelposten und Gewichte. Abbildung 38 zeigt ein Musterbeispiel.
Abbildung 38
Im Laufe der Monate wird jeweils zu einem bestimmten Stichtag der Preis jedes Postens
erhoben. Schon bei der Planung muss berücksichtigt werden, ob diese Erhebungen
möglich sein werden.
Am Tabellenblatt ÜBERSICHT werden die für alle Gruppen zusammengefassten
Preisindizes jeweils gegenüber dem ersten Monat (Gesamt) sowie gegenüber dem
Vormonat angezeigt (Abbildung 39).
Für die Gruppe Essen wurden drei typische Produkte ausgewählt. Insgesamt soll das Gewicht der Gruppe Essen 13% betragen.
Geografie
29
Abbildung 39
4.5.3 Darstellung und Analyse
Zur Berechnung des Preisindex werden die Preisänderungen in % der einzelnen
Positionen mit den Gewichten multipliziert und anschließend addiert. Das Resultat ist
die Preisänderung des Warenkorbs in % (Abbildung 40).
Preisindex in % (gegenüber Monat 1)
100% 101,17% 98,94% 99,79% 100,10% 101,02%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
120%
Monat 1 Monat 2 Monat 3 Monat 4 Monat 5 Monat 6
Abbildung 40