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Handreichung
zur Sprachförderungin der Grundschulförderklasse
unter besonderer Berücksichtigungdes Migrantenhintergrundes
MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT
Impressum
Herausgeber
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg,Schlossplatz 4 (Neues Schloss), 70173 StuttgartTel.: 0711 279-2835E-Mail: [email protected]
Autorinnen und Autoren
Eleonore Geist, Fachoberlehrerin, Wolfbuschschule (GHS), StuttgartChristine Langner, LiA (Erz.), GHS Ostheim, StuttgartIrmgard Nicolas, LiA (Erz.), Römerschule (GS), StuttgartGari Pavkovic, Integrationsbeauftragter der Stadt StuttgartPetra Schmalenbach, Sonderschullehrerin, LandesarbeitsstelleKooperation Baden-Württemberg beim Oberschulamt StuttgartIrmtrud Stäbler, Ltd. RSD’in, Oberschulamt StuttgartCäcilia Wetzel-Drews, Lehrerin, GHS Frickenhausen
Redaktion (verantwortlich)
Christa Engemann/Roland Hocker, Referat Vorschulische Bildung,Gundschulen, HauptschulenMinisterium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg,Schlossplatz 4 (Neues Schloss), 70173 Stuttgart
Layout
Udo Schwalm, Druckhaus Bräuer
Druck
Druckhaus Bräuer, Weilheim/Teck
Urheberrecht
Dieses Heft darf im Rahmen des Urheberrechts auszugsweise fürunterrichtliche Zwecke kopiert werden. Jede darüber hinausgehendeVervielfältigung ist nur nach Absprache mit dem Herausgeber mög-lich.
Dezember 2003
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1. Kindliche Sprachentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2. Hilfen zur Erfassung von Sprachauffälligkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
3. Informelle Verfahren zur gezielten Beobachtung und Feststellung des sprachlichen Entwicklungsstandes von Kindern in der Grundschulförderklasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
4. Umgang mit der Zweisprachigkeit in der Grundschulförderklasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
5. Sprachvergleich Muttersprache – Deutsch als Zweitsprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
6. Informationen zum Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule, zu Einschulungskriterien, zu Grundschulförderklassen im Rahmen der Arbeit mit Migranteneltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
7. Vorschläge zur Sprachförderung in den Grundschulförderklassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
8. Die Rolle der Fachlehrerin bei der Sprachförderung in der Grundschulförderklasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
9. Vernetzte Förderung – Hilfen innerhalb der schulischen Einrichtungen und außerschulische Hilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
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Nicht erst seit der Pisa-Studie wissen wir, dass„Sprache“ der Schlüssel zu Bildung ist. Dement-sprechend sorgt eine effektive Sprachförderung füreine verbesserte Chancengerechtigkeit. Für jeneKinder, die Verzögerungen in ihrer persönlichenoder sprachlichen Entwicklung aufweisen und diedeutsche Sprache nur unzureichend beherrschen,werden in Baden-Württemberg deshalb schon vorder Grundschule Förderklassen angeboten, in denensie Sprachförderung im Rahmen des Bildungsauf-trags der Grundschulförderklasse erhalten. Dies giltfür Kinder mit und ohne Migrationshintergrund.
Sprachförderung muss, wie wir nicht zuletzt aus denErgebnissen der Hirnforschung wissen, möglichstfrüh ansetzen. Sie muss die Begleitung der sprach-lichen Entwicklung von Kindern durch die Familieund von der vorschulischen Einrichtung beinhalten.Mit dieser Handreichung erhalten Lehrkräfte derGrundschulförderklassen Anregungen zur Intensi-vierung der sprachlichen Förderung. Gleichzeitigsind diese Informationen aber auch für Eltern, Lehr-kräfte der Grundschulen und für Erzieherinnen undErzieher an den Tageseinrichtungen für Kinder inter-essant und hilfreich.
In den bereits veröffentlichten „Leitgedanken undpädagogischen Anregungen für die Arbeit in derGrundschulförderklasse“ nimmt der Bildungsbe-
reich „Sprache und Sprechen“ zu Recht eine zentra-le Stellung ein. Die Arbeit in der Grundschulförder-klasse erstreckt sich sowohl auf die Bildung desGrundwortschatzes als auch auf die Wortschatzer-weiterung in situativen Zusammenhängen. Ebensowird ausdrücklich das Erlernen von Kinderliedern,Versen und Reimen gefordert. Eine dem Alter derKinder angepasste Methodik ermöglicht eine Viel-zahl von Sprechanlässen. Diese Leitgedanken findenin der vorliegenden Handreichung ihre Ergänzung,mit konkreten Umsetzungsvorschlägen sowie Hin-weisen und Tipps zu inner- und außerschulischenFördermöglichkeiten. Die Handreichung regt mitdieser Zielrichtung daher auch zu einer Intensivie-rung der Kooperation zwischen Tageseinrichtungenund Grundschulen an.
Ich danke den Autorinnen und Autoren sowie allen,die an der Entstehung der Handreichung beteiligtwaren, für ihr großes Engagement.
Dr. Annette Schavan MdLMinisterin für Kultus, Jugend und Sportdes Landes Baden-Württemberg
Vorwort
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Die Entwicklung der Sprache vollzieht sich in engerVerknüpfung und in gegenseitiger Abhängigkeit mitkognitiven, sensorischen, motorischen, emotionel-len und sozialen Entwicklungsbereichen. In den ers-ten sieben Jahren im Leben eines Kindes findenwichtige Verknüpfungen und Vernetzungen zwischendiesen einzelnen Bereichen statt, die wiederum alsBasis für komplexe Leistungen des Sprechens, Le-sens und Schreibens gelten. Somit ist das Gehirn alsSpeicher und Integrationsstelle für die Entwicklungder Sprache von hoher Bedeutung
Daneben ist die Intaktheit und Funktionsfähigkeit der„Sprechwerkzeuge“ (Atmung, Stimmgebung, Laut-bildung), aber auch eine anregende und förderndeUmwelt (Familie, Kindergarten, …) Grundvorausset-zung für eine gut verlaufende Sprachentwicklung.
Innerhalb der Sprachentwicklung sind verschiedeneEbenen zu unterscheiden:
• Wortschatz;• Grammatik;• Aussprache;• Kommunikation.
Im Rahmen des sprachlichen Kontakts zwischen El-tern und Kind entwickelt sich der Wortschatz des Kin-
des hin vom Allgemeinen zum Speziellen. Dabei ge-schieht die Begriffsbildung hauptsächlich unter demAspekt der Kategorisierung (zum Beispiel Unterschei-dung von Merkmalsklassen wie Farbe, Form, …). DieErweiterung des Wortschatzes ist stark abhängig vonäußerer Anregung und Förderung. Der aktive Wort-schatz eines vierjährigen Kindes umfasst im Durch-schnitt aber immerhin schon 1500 Wörter, der einessiebenjährigen Kindes etwa 3000 Wörter.
Auf der grammatischen Ebene erlernt das Kind imLaufe seiner Entwicklung die Möglichkeiten der Ge-staltveränderung von Wörtern (Morphologie) sowieder Rede als eine übergreifende sprachliche Einheit(Syntax) kennen und anwenden. Dabei folgt auf Ein-wortäußerungen im ersten Lebensjahr in rasanterEntwicklung bis hin zum siebten Lebensjahr dieMöglichkeit der komplexen Anwendung von Dekli-nation, Konjugation, die Verwendung von Präposi-tionen, Konjunktionen und anderen in Haupt- undNebensätzen.
Auch die lautsprachliche Entwicklung unterliegt ge-wissen Gesetzmäßigkeiten. Je nach der Stelle, andem der jeweilige Laut gebildet wird, unterscheidetman verschiedene Artikulationszonen beziehungs-weise Artikulationsgebiete:
1. Kindliche Sprachentwicklung
Zeitlicher Verlauf (0 – etwa 7 Jahre)
Zone I
(Lippen)
Zone II
(Zähne / Zunge)
Zone III
(Gaumen)
Zone IV
(Rachen / Kehlkopf)
m n l ng nk ch2 („ach-Laut“)
p b d t g k h
f / v w z s sch j ch1 sch r
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Aus dieser Tabelle lässt sich ablesen, dass die Laut-entwicklung sich in der Zeitfolge relativ gleichmäßigentsprechend der Artikulationszonen I – IV vollzieht.Lautbildungsfehler der Kinder könnnen unter diesenAspekten jeweils interpretiert werden. So ist zumBeispiel ein fehlerhaft gesprochenes /s/ eines sechs-jährigen Kindes immer noch als normal zu bewertenwohingegen Probleme oder Auslassungen bei Lau-ten der 1. Artikulationszone (b, m, n, f, w) als gravie-rende Fehler einzustufen wären.
Häufige Störungen der Sprachentwicklung
a) Das Stammeln
Das Stammeln ist die häufigste Aussprachstörungim Kindesalter zwischen vier und acht Jahren. Dabeiist ein Kind nicht fähig, einzelne Laute oder Lautver-bindungen korrekt auszusprechen. Man unterscheidet drei Schweregrade:• leichtes Stammeln (= partielle Dyslalie) – ein bis
zwei Laute; • mittleres Stammeln (= multiple Dyslalie) – zwei bis
fünf Laute;• schweres Stammeln (= universelle Dyslalie) – mehr
als fünf Laute.
Die Erscheinungsformen (auch noch von Grund-schulkindern) zeigen sich in folgender Weise:– Ein Laut kann nicht gesprochen werden und wird
ausgelassen.– Beispiel: schnell – _nell– Ein Laut kann nicht gesprochen werden und wird
durch einen anderen ersetzt.– Beispiel: Kindergarten – Tinderdarten– Ein Laut kann nicht gesprochen werden und wird
falsch artikuliert.– Beispiel: rot – chot
b) Verzögerte Sprachentwicklung
Die verzögerte Sprachentwicklung bezeichnet einKomplex unterschiedlicher Symptome. Erkennungs-merkmale einer verzögerten Sprachentwicklungsind:• Verzögertes Einsetzen vorsprachlicher Aktivitäten
(Lallen);• Verzögerter Beginn und Verlauf der Sprachent-
wicklung (Sprechen des ersten Wortes, des erstenSatzes);
• Verzögerter Verlauf der Lautentwicklung (Ausspra-chefehler oft noch in der Grundschulzeit);
• Verzögerte Entwicklung der grammatischen Fähig-keiten (die Kinder sprechen oft noch im Grund-schulalter auf kleinkindhaftem Niveau, komplexeregrammatische Strukturen können oft nicht ent-schlüsselt und verstanden werden);
• Verzögerter Verlauf der Entwicklung des Wort-schatzes (der aktive Wortschatz ist noch begrenztund wenig differenziert, oft mangelndes Sprach-verständnis).
Kinder mit verzögerter Sprachentwicklung zeigen oftgroße Probleme beim Lesen- und Schreibenlernen.Dies ist nicht verwunderlich, da solche Kinder diePhase der sensorischen Integration noch nicht abg-schlossen haben, die als Voraussetzung für denSchriftspracherwerb gilt. Oft macht man sogar dieErfahrung, dass Lese- und Rechtschreibproblemesogar dann noch bestehen bleiben, wenn die Ent-wicklungsverzögerung in der Lautsprache behobenist. Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerungenbedürfen einer intensiven (vorschulischen) Förde-rung, die neben der direkten sprachlichen Förderungalle Wahrnehmungsfunktionen – mit besonderemSchwerpunkt der auditiven Wahrnehmungsförde-rung – miteinschließt.
Lautgruppe 3,0 3,6 4,0 4,6 5,0 5,6 6,0 Jahre
b,m,n,f,w
l in Verbindungen
pf, t, ch1, ch2,sch
r in Verbindungen
s (stimmlos/-haft)
s in Verbindungen
sch in Verbindungen
g, k
Lautbeherrschung und Lebensalter (Grohnfeldt)
<75% 75 – 90% > 90 %
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die zuerwartende Beherrschung einzelner Laute von drei-bis sechsjährigen Kindern:
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Da Sprachauffälligkeiten in den meisten Fällen in Zu-sammenhang mit der allgemeinen kognitiven, emo-tionalen und sozialen Entwicklung eines Kindes ste-hen, ist eine intensive multidisziplinäre Sprachdiag-nose nur von Experten (Phoniater, HNO-Ärztinnenund -Ärzten, Logopädinnen/Logopäden sowie vonSonderschullehrkräften an Schulen für Sprachbehin-derte) durchführbar.
An dieser Stelle sollen aber der Fachlehrerin derGrundschulförderklasse sowie der Lehrkraft in derEingangsstufe der Grundschule Beobachtungshilfenzur Erfassung von Sprachauffälligkeiten gegebenwerden. Schon bei der Anmeldung eines Kindes fürdie Grundschule können diese Hilfen eingesetzt wer-den. Sie beziehen sich auf die Beobachtung vomKind und auf Gesprächspunkte mit Eltern.
Da oft Sprachauffälligkeiten mit Störungen der audi-tiven Wahrnehmung in Zusammenhang stehen,kann folgende Beobachtungshilfe Hinweise auf Pro-bleme beim Hören geben:• Spricht das Kind extrem leise?• Spricht das Kind extrem laut?• Spricht das Kind stets monoton?• Zeigt das Kind ein lang andauerndes Stammeln?• Fragt das Kind ständig zurück?• Erschrickt das Kind häufig?• Kann das Kind (mehrere) Anweisungen schlecht
befolgen?• Verwechselt es ähnlich klingende Wörter?• (Bus – Nuss, Rose – Hose, Kanne – Tanne, Kirsche
– Kirche, Gaumen – Daumen, Nadel – Nagel, Fisch– Tisch, Vase – Hase, …)
• Fällt es dem Kind schwer, mehrsilbige Wörternachzusprechen?
• (Aluminium, Postkutsche, Waschlappen, Reißver-schluss, …)
• Kann sich das Kind nur schlecht beim Zuhören vonGeschichten konzentrieren?
• Achtet das Kind deutlich auf Mundbewegungenund Mimik des Sprechenden?
• Kann das Kind die Richtung einer Geräuschquelleidentifizieren?
Eine wichtige Grundlage für den erfolgreichen Ab-lauf des Lese- und Schreiblernprozesses ist die kor-rekte Aussprache der Laute. Es ist daher wichtig, sicheinen Überblick über den Lautbestand jedes Kindeszu verschaffen. Die Überprüfung der Laute mittelsder im Folgenden beschriebenen Lautprüfung istebenfalls einfach von jeder Lehrkraft beziehungs-weise von jeder Fachlehrerin durchzuführen.Dabei sollte jedoch bei Kindern, deren Mutterspra-che nicht Deutsch ist, der evenutell abweichendeLautbestand Beachtung finden (zum Beispiel dasfehlende /h/ bei Italienern, …)
Lautprüfung als Vorschlag zur konkreten Erfassung des Lautbestandes (des Wortschatzes)eines Kindes im Alter bis etwa sieben Jahre
Die folgenden Einzelbilder werden dem Kind mit derAufforderung, sie zu benennen, gezeigt. Das Kindsoll beim Sprechen nicht korrigiert werden. Miteinem Stift werden nach aufmerksamem Zuhörendiejenigen Laute unter dem Bild angekreuzt, dienicht korrekt ausgesprochen werden. Die unterstri-chenen Laute sind dabei die jeweils maßgeblichenfür die überprüfte Artikulationszone. Falls ein Kindein Bild nicht benennen kann, sollte dieses ebenfallsauf dem Bogen vermerkt werden. Der Begriff kanndann trotzdem genannt werden und das Kind ihneventuell nachsprechen.
Handelt es sich nach dieser Prüfung bei der Auszäh-lung der fehlgebildeten Laute um eine partielle odermultiple Dyslalie (siehe Kapitel „Häufige Störungender Sprachentwicklung, 1. Das Stammeln“), so sollteeine fachlich kompetente Person hinzugezogen wer-den.
Lautprüfung
2. Hilfen zur Erfassung von Sprachauffälligkeiten
Name, Vorname : ________________________________________
Adresse: ________________________________________
________________________________________
Geburtsdatum/Alter des Kindes: ________________________________________
BesuchteEinrichtung: ________________________________________
Datum derLautprüfung: ________________________________________
Durchgeführtvon: ________________________________________
Ergebnis:
1. Artikulationszone: _________ von 9 Wörtern richtig
2. Artikulationszone: _________ von 18 Wörtern richtig
3. Artikulationszone: _________ von 9 Wörtern richtig
Bewertung:
/
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1. (teilweise 2.) Artikulationszone
Die unterstrichenen Buchstaben sind die entsprechenden Laute dieser Zone
Ball Mond Puppe
Wagen Apfel Löffel
Tisch Daumen Fisch
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Neben der direkten Beobachtung des Kindes können auch durch Elterngespräche aufschlussreiche Hinweiseauf den Sprachstand gewonnen werden.
Der folgende Fragenkatalog für ein Beratungsgespräch mit Eltern soll zu den verschiedenen Entwicklungs-aspekten, die eng mit der Sprache verknüpft sind, Aufschluss geben:
Bei starken Auffälligkeiten oder wenn mehrere Aspekte betroffen sind, sollte der Rat von Fachdiensten in An-spruch genommen werden.
Aspekt Frage
Organe • Welche Krankheiten oder chronische Störungen hat(te) das Kind seit seiner Geburt?
Sinneswahrnehmung • Sind bei dem Kind Seh- oder Hörprobleme festgestellt worden?
Motorik • In welchem Alter begann das Kind mit dem Laufen?• Kann das Kind Treppen steigen, rückwärts gehen, auf einem Bein hüpfen,
springen, … ?
Gleichgewicht • Hat das Kind Probleme in der Koordination von Bewegungen oder beim Gleichgewicht? (Kann es klettern, kann es balancieren, … ?)
Feinmotorik- • Wie malt oder bastelt das Kind? Hand/Auge-Koordination • Wie hält es Stifte oder die Schere?
Sprache
Zwei- oder Mehrsprachigkeit • Welche Sprache sprechen die Eltern (Vater, Mutter)?• Gibt es eine „Familiensprache“? In welchem Ausmaß beherrscht das Kind
diese Sprache?• Welche Sprache sprechen die Geschwister?• Welche Sprache bevorzugt das Kind (in welchen Situationen)? In welchem
Ausmaß beherrscht das Kind diese Sprache?• In welcher Sprache nimmt das Kind Kontakt auf (welche Personen)?
Sprechbeginn • Wann hat das Kind die ersten Wörter gesprochen?
Vorgrammatische Phase • Bis zu welchem Alter sprach das Kind in Einwortsätzen?
Kommunikation • Spielt und spricht das Kind mit Kindern gleichen Alters?
Lautbildung • Hat das Kind Ausspracheprobleme bei Wörtern oder bestimmten Lauten?
Auditives Gedächtnis • Kann das Kind kleinere Verse, Reime, Gedichte oder Geschichten behalten?
Melodische Differenzierung • Kann das Kind emotionale Unterschiede in der Sprache (z.B. bittender Ton,strenge Anweisung, …), erkennbar durch Unterschiede in der Sprechmelodie,erfassen?
• Hat das Kind Spaß am Singen? Kann das Kind einfache Lieder relativ intonationssicher singen?
Rhythmisches Empfinden • Wie bewältigt das Kind Klatsch- oder Tanzspiele?
Konzentration • Ist das Kind leicht ablenkbar?
Sabine MayrhoferDie Hexe Rubina
Ein Bilderbuch zur Sprachdiagnose und Sprach-förderungSprachheilverlag S. Mayrhofer Saal 1996ISBN 3-00-000688-5Begleitheft/Handbuch Edition von freisleben
Zielgruppe:
Kinder im Alter ab 4,0 Jahren bis rund 7,0 JahreAuch für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache geeig-net.Einsatzmöglichkeit:
EinzelsituationDurchführungszeit:
Variabel. Gesamtteil: ca. 1 Stunde, jedoch ist auch je-weils die Bearbeitung nur einer Buchseite möglich(ca. 10 Minuten). Zur genauen Auswertung empfiehltsich die Aufnahme auf Tonband Besonderheiten/Hinweise:
Das Bilderbuch kann ebenfalls als Mittel zur sprach-lichen Förderung, besonders auch für Kinder mitDeutsch als Zweitsprache eingesetzt werden. DasHandbuch gibt dazu vielfältige und gut strukturierteHinweise und Anregungsmöglichkeiten.
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Kurzbeschreibung:
Das Bilderbuch wurde erstmals im Rahmen einerempirischen Untersuchung an Kindern einer schul-vorbereitenden Einrichtung an einer Schule zur indi-viduellen Sprachförderung in Bayern im Alter zwi-schen 4,0 und 6,5 Jahren im Jahr 1996 eingesetzt. Esist als Mittel zur Sprachstandsdiagnose zu verwen-den und bietet eine kindgerechte, natürliche, über-schaubare und damit motivierende Situation für dasKind an. Das Buch ist ideal einsetzbar zur Spontan-sprachüberprüfung. Die diagnostischen Möglichkei-ten richten sich nach dem individuellen Bedarf: Laut-prüfung, Wortschatz, phonematische Differenzie-rung, Merkfähigkeit, Mengenverständnis, Farben-und Formkenntnisse.
Iris Stähr, Michaela WittmannDiagnose von Sprach- und Sprechstörungen,
Der Zauberwald – ein Spiel zur Sprachdiagnose
Veröffentlicht in:Norbert AntonSprechstunde Diagnosegeleiteter Unterricht und Sprach-förderungedition bentheim 1998ISBN 3-925265-73-2
3. Informelle Verfahren zur gezielten Beobachtungund Feststellung des sprachlichen Entwicklungs-standes von Kindern in der Grundschulförderklasse
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Zielgruppe:
Kinder im Alter ab 4,0 Jahren bis ca. 7,0 JahreAuch für Kinder mit Migrantenhintergrund einsetz-bar.Einsatzmöglichkeit:
Einzelsituation oder Kleingruppe (natürliche Spielsi-tuation)Durchführungszeit:
Ca. 30 MinutenBesonderheiten/Hinweise:
Hoher Aufforderungscharakter für die Kinder.Zur genauen Auswertung empfiehlt sich die Aufnah-me auf Tonband oder das Hinzuziehen einer beob-achtenden Person.Kurzbeschreibung:
Die Autoren stellen eine Vielzahl an Materialien fürdie Diagnostik sprachrelevanter Bereiche vor (unteranderem Artikulation, Atmung, Wortschatz, Gram-matik, auditive Wahrnehmung, …). Das sprachdiag-nostische Spiel „Der Zauberwald“ ermöglicht einenÜberblick über die Sprachkompetenz eines Kindes.Die beschriebenen Materialien können leicht herge-stellt beziehungsweise kopiert und nach speziellenBedürfnissen und individuellen Gegebenheiten ab-gewandelt werden. Der Spielablauf ist in eine Rah-menhandlung eingebettet und besteht aus sieben zuabsolvierende Stationen (auditive Wahrnehmung,Mundmotorik, Artikulation, phonematische Differen-zierung, Wortschatz, Sprachverständnis, kinästheti-sche und rhythmische Differenzierung).
Josef PelsterDiagnostik und Therapieplanung
Veröffentlicht in:Gudrun KesperSensorische Integration und Lernenreinhardt München 2002ISBN 3-497-01601-2
Zielgruppe:
Kinder im Alter ab 5,0 Jahren bis etwa 7,0 JahreAuch für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache ein-setzbar.Einsatzmöglichkeit:
Einzelsituation oder Kleingruppe Durchführungszeit:
Rund zehn Minuten pro KindBesonderheiten/ Hinweise:
Ermöglicht Aussagen zur Schulfähigkeit.Bewertung der Leistungen in drei Kategorien möglich.Dient als Grundlage eines Förderplanes.Kurzbeschreibung:
Die vorliegende Diagnostik will eine Prognose zumSchulanfang ermöglichen und wird als Grundlagefür einen Förderplan verstanden. Die einzelnen Auf-gaben überprüfen Fähigkeiten bezüglich Sprache,Wahrnehmung und Motorik, zum Beispiel Sprech-zeichnen, Nachklatschen, Reimwörter, Laute im Worthören, Symbole abzeichnen, Hochsprung, Schluss-sprung, …
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, Berlin 2001„Bärenstark“
Berliner Sprachstandserhebung und Materialienzur Sprachförderung für Kinder in der Vorschul-und Schuleingangsphase Internetadresse: http://www.senbjs.berlin.de/schule/informationen_fuer_Lehrer/baerenstark/baerenstark_web.de
Zielgruppe:
Kinder im Alter ab 5,0 Jahren bis etwa 7,5 Jahre,kurz vor der Einschulung und im ersten Schuljahr.Besonders auch für Kinder mit Migrantenhintergrundgeeignet.Einsatzmöglichkeit:
Einzelsituation Durchführungszeit:
Rund 30 MinutenBesonderheiten/Hinweise:
Es werden Hinweise auf ein komplettes Förderpro-gramm gegeben. Die Eltern sind in die diagnosti-schen Maßnahmen mit einbezogen (Gespräch, Inter-viewbogen).Bewertung der Leistungen mit Punkten auf einementsprechenden Protokollbogen und Bestimmungdes Förderbedarfs möglich.Kurzbeschreibung:
„Bärenstark“ ist ein informelles Verfahren zur Erfas-sung des Sprachstandes sowie zur Ermittlung dessprachlichen Förderbedarfs. Es besteht aus einemtestpraktischen Teil (Erläuterungen, Testdurchfüh-rung, Materialien) und einem Teil mit Hinweisen aufein komplettes Förderprogramm.. Die gesamten Unterlagen sind unter oben genannterInternetadresse zu erhalten.
Karlheinz BarthDie Diagnostischen Einschätzskalen (DES)
Zur Beurteilung des Entwicklungsstandes
und der Schulfähigkeit
reinhardt München 2002ISBN 3-497-01606-0
Zielgruppe:
Kinder im Alter ab 5,0 Jahren bis etwa 7,5 Jahre,kurz vor der Einschulung und zu Beginn des erstenSchuljahres.Einsatzmöglichkeit:
Einzelsituation Durchführungszeit:
Gesamt: Eineinhalb bis zwei Stunden, kann jedoch inAbschnitten in beliebiger Reihenfolge auf einen Zeit-raum von drei bis vier Wochen verteilt werden. Besonderheiten/Hinweise:
Die Ergebnisse können als Grundlage einer Elternbe-ratung dienen. Mittels einer fünfstufigen Skala aufeinem Entwicklungsprofilbogen können die Leistun-gen der Kinder bewertet werden.
alter in der Zweitsprache Deutsch. Durch entspre-chendes Bildmaterial sowie Spielsituationen könnensprachliche Fähigkeiten sowie das allgemeine Ver-halten des Kindes beobachtet und nach vorgegebe-nen Kategorien eingeschätzt werden.
Helmut Breuer, Maria WeuffenLernschwierigkeiten am Schulanfang
Schuleingangsdiagnostik zur Früherkennung und FrühförderungBeltz Weinheim und Basel 2000ISBN 3-407-62170-1
Zielgruppe:
Kinder im Alter ab vier bis sieben JahreEinsatzmöglichkeit:
Einzelsituation Durchführungszeit:
Zehn bis fünfzehn MinutenBesonderheiten/Hinweise:
Konkrete Fördermöglichkeiten noch vor dem Schul-eintritt werden beschrieben.Genaue Auswertung auf Protokollbögen ist möglich.Kurzbeschreibung:
Dieses informelle Verfahren geht davon aus, dassSprachwahrnehmungsleistungen Grundlagen für dasSprechen-, Schreiben- und Lesenlernen sind unddamit als Indikatoren für den schulischen Lernerfolgherangezogen werden können. Die Diagnosemateria-lien sind nach Altersstufen in drei so genannten „Dif-ferenzierungsproben“ unterteilt. Es werden über-prüft: optische, phonematische, kinästhetische, melo-dische und rhythmische Differenzierungsfähigkeit.
Kurzbeschreibung:
Die DES ist eine Diagnosehilfe zur Feststellung derLernausgangslage eines Kindes und dient zur Klä-rung der Frage der Schulfähigkeit. Die DES ist ganz-heitlich orientiert, theoretisch basiert sie auf demAnsatz von Jean Ayres zur sensorischen Integration.Die Skalen umfassen entwicklungspsychologisch re-levante Bereiche wie zum Beispiel Lateralität, Moto-rik, taktil-kinästhetische, vestibuläre, visuelle undauditive Wahrnehmungsverarbeitung, Sprechen undSprache, Köperschema, Konzentration, Affektivitätund Sozialverhalten. Die Reihenfolge der Durchfüh-rung der einzelnen Entwicklungsbereiche ist nichtfestgelegt. Zur schnelleren Einschätzung kann auchdie Kurzfassung der DES herangezogen werden.
Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungs-forschung„Kenntnisse in Deutsch als Zweitsprache erfassen“
Screening-Modell für SchulanfängerKlett 2002ISBN 3-12675099-0
Zielgruppe:
Kinder im EinschulungsalterEinsatzmöglichkeit:
Einzelsituation Besonderheiten/Hinweise:
Besonders als Beobachtungsinstrument bei derSchulanmeldung geeignet.Kurzbeschreibung:
Dieses Beobachtungsverfahren dient zur Ermittlungder Sprachkompetenz von Kindern im Einschulungs-
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Weitergehende Literatur zum Themenbereich informelle Lernstandsbeobachtungen
Helga SinnhuberSensomotorische Förderdiagnostik
Ein Praxishandbuch zur Entwicklungsüberprfungund Entwicklungsförderung für Kinder von vierbis siebeneinhalb Jahrenverlag modernes lernen Dortmund 2002ISBN 3-8080-0469-X
Viktor LedlKinder beobachten und fördern
Eine Handreichung zur gezielten Beobachtungund Förderung von Kindern mit besonderenLern- und ErziehungsbedürfnissenVerlag Jugend & Volk Wien 1994ISBN 3-7100-0129-3
Gerd Ulrich HeuerBeurteilen Beraten Fördern
Materialien zur Diagnose, Therapie und Bericht-/Gutachtenerstellung bei Lern-, Sprach- und Verhaltensauffälligkeiten in Vor-, Grund- undSonderschuleverlag modernes lernen Dortmund 1997ISBN 3-8080-0390-1
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Die Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes undder Aufbau seiner Identität gestaltet sich über dieMuttersprache. Mit der Muttersprache ist die famili-äre und die kulturelle Tradition des jeweiligen Her-kunftslandes verbunden. Sowohl die Erstsprache alsauch die deutsche Sprache sind für das Kind undseine Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen gleicher-maßen wichtig.
Die Zwei- und Mehrsprachigkeit ist eine Bereiche-rung im Lern- und Entwicklungsprozess des Kindes.Zwei- und Mehrsprachigkeit bergen weder Risikennoch Gefahren für die kindliche Entwicklung.
Es ist inzwischen wissenschaftlich belegt, dass Zwei-sprachigkeit an sich keine Belastung für die Kinderdarstellt, wenn beide Sprachen als gleichwertig er-lebt werden. Sich in mehr als einer Sprache verstän-digen zu können, erweitert den Horizont. Zwei- undmehrsprachige Kinder erwerben über die verschie-denen Sprachen unterschiedliche Traditionen, Deu-tungsmuster und Kompetenzen, die ihre Möglichkei-ten im Ausdruck und im Denken erweitern. Dasmehrsprachige Kind sollte sich seinem Alter entspre-chend ausdrücken können. Es ist weder wahrschein-lich noch notwendig, dass das Kind in allen Spra-chen sämtliche Anforderungen erfüllt.
Die Akzeptanz der Muttersprache (Erstsprache, Fami-liensprache) und deren Kultur als gleichwertigeSprache ist eine Grundvoraussetzung für die Arbeitmit Kindern, deren Eltern aus anderen Ländern undKulturkreisen kommen. Es ist wissenschaftlich er-wiesen, dass eine differenzierte Entwicklung derErstsprache erst den Sprachaufbau der Zweitsprache(Deutsch) ermöglicht. Die Eltern sollen deshalb ihrKind in der Erstsprache weiterhin fördern.
Tipps für Eltern zur Förderung ihres Kindes inder Muttersprache
Eltern sollten sprachanregende Situationen gestalten.• Gespräche über die Erlebnisse der Kinder im Alltag;• Spiele;• Lieder;• Vorlesen von Geschichten und Märchen mit der
Nutzung entsprechender muttersprachlichen Me-dien (Bücherei).
Ebenso wie die Akzeptanz der Muttersprache ist dieAkzeptanz der deutschen Sprache und Kultur einenotwendige Voraussetzung für den späteren Schul-erfolg und dem damit verbundenen Platz in der deut-
4. Umgang mit der Zweisprachigkeit in der Grundschulförderklasse
schen Gesellschaft (Chancengleichheit in Schule,Beruf und Gesellschaft).
Wichtig ist dabei der Kindergartenbesuch ab demdritten Lebensjahr, deutschsprachige Kontakte mitanderen Kindern und ihren Familien in der Freizeit.Die Fachlehrerin sollte bei Gesprächen mit den aus-ländischen Eltern darauf hinweisen.
Tipps für Eltern zur Förderung ihres Kindes inder deutschen Sprache
• Kontakte mit Kindern deutscher Eltern fördern undbewusst planen;
• die Nutzung sprachanregender deutscher Medien(zum Beispiel Besuch der Stadtbücherei);
• Kindertheater; • …
In der Grundschulförderklasse wie auch in der Schu-le sollte das Kommunizieren der Kinder in ihrer Mut-tersprache immer dann uneingeschränkt möglichsein und auch akzeptiert werden, wenn es sich umSituationen im freien Spiel, um Pausen oder auchum interkulturelle pädagogische Projekte handelt.
Die gezielte Förderung der deutschen Sprache hatihren Platz bei allen gemeinsamen, strukturierten Ak-tivitäten und Lerninhalten in der Gruppe oder Klasse.Eine wichtige Vorbildfunktion hat dabei die Fachleh-rerin.
Sprachauffälligkeiten und mangelnde Deutschkennt-nisse können verschiedene Ursachen haben (siehedazu auch Kapitel 1 und 2). Wichtig ist eine Abklä-rung der altersgemäßen Sprachentwicklung imDeutschen unter Berücksichtigung der Lebensum-stände unter folgenden Fragestellungen:• Wie wird das Kind zu Hause sprachlich gefördert
und in welcher(n) Sprache(n)? • Werden zu Hause Bücher gelesen?• Kann sich das Kind in der Muttersprache differen-
ziert ausdrücken?• Hat das Kind auch in der Muttersprache Probleme?
(zum Beispiel fehlerhafte Artikulation);• Sprechen die Eltern eine Mischung von deutschen
Wörtern und muttersprachlichem Dialekt? (Diesführt zu einer Halbsprachigkeit in beiden Spra-chen);
• Gibt es Belastungen, die sich auf den Spracher-werb auswirken? (familiäre oder aufenthaltsrecht-liche Probleme, eingeschränkte Wohnverhältnisse)
– (siehe dazu auch Kapitel 1, Fragenkatalog).
Diese Aspekte können eventuell unter Hinzuzieheneines Dolmetschers erfragt werden, um dann dieentsprechenden Hilfsmaßnahmen anzubieten. Gege-benenfalls können auch Fachleute aus der Erzie-hungsberatungsstelle, dem allgemeinen sozialenDienst oder der Frühberatungsstelle der Schule fürSprachbehinderte herangezogen werden.
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Zwischen den Sprachen der Migranten und demDeutschen bestehen oft erhebliche Unterschiede, dieErzieher/innen und Lehrer/innen ansatzweise kennensollten, um den Kindern beim Erwerb der Zweitspra-che Deutsch besser helfen zu können.
Ganz allgemein sollten folgende Punkte berücksich-tigt werden:• Umlaute (ä, ö, ü) sind in den meisten Sprachen
nicht vorhanden (nur im Türkischen);• Die innere Flexion bei der Konjugation und Plural-
bildung sowie bei der Steigerung bereiten oft be-sondere Probleme,
• zum Beispiel: ich sehe – ich sah, der Fluss – dieFlüsse, warm – wärmer, …;
• Verwendung und Deklination der drei Artikel gibtes in den meisten Sprachen nicht (nur im Griechi-schen);
• Die Verwendung der Verbklammer in zusammen-gesetzten Zeiten,
• zum Beispiel: Das Kind hört gespannt der Ge-schichte zu. Meine Mama ist gestern mit mir in denZoo gegangen.
Auftretende mögliche Fehler bei Kindern, die zwei-oder mehrsprachig aufwachsen:
1. Interferenzfehler
Darunter versteht man die Übertragung gelernterStrukturen aus der Muttersprache auf die Zweitspra-che. Dazu gehören meist Aussprachefehler, falscherGebrauch der Artikel, Fehler in der Satzstellung.
2. Regelfehler
Sie treten besonders in Bereichen auf, in denen dieSprachen stark voneinander abweichen.
3. Generalisierungsfehler
Oft treten diese Fehler bei der Konjugation in derTempusbildung auf, zum Beispiel: er fliegt – er ist ge-fliegt, wir essen – ich habe geesst, …
4. Identifizierungsfehler
Sinnverwechslungen durch Wörter wie: wagen – derWagen, er sucht – die Sucht, die Birne (Obst) – dieBirne (Glühbirne), …
5. Sprachvergleich Muttersprache – Deutsch als Zweitsprache
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Sprachvergleich in der Übersicht
Deutsch Türkisch Griechisch Kroatisch Italienisch,
Spanisch,
Potugiesisch
/ts/,
Unterscheidung von
Länge/Kürze von
Vokalen nicht bekannt.
/h/ /h/, /sch/, /kw/, /j/, /ch/,
/pf/,
Harte und weiche
Plosive nicht
unterscheidbar (p, b)
ä,ö,ü ä, ö, ü keine i statt ü keine
au, ei, äu, eu, ai keine keine keine keine
Lautbestand
Unbekannte Laute
Umlaute
Diphthonge (Doppellaute)
Konsonantenhäufung schw, spr, br, str,... Konsonantenhäufungen
unbekannt,
Einfügen von Vokalen
zwischen den
Konsonanten
Häufiges Einfügen von
/e/ zwischen den
Konsonanten
Unbekannte Grapheme ß, w, qu, x, kl, schr, pf,
str, spr,
ß, w, j, pf, st, sp, qu,
sch, tz,
nicht vorhanden
Einzelne kyrillische
Buchstaben ähneln
den lateinischen!
ß, p, qu, x, w, sch
nicht vorhanden
ß, pf, tz, w, j,
nicht vorhanden
Grammatikalische Aspekte
Verben:
Flexion
geben, gab, gegeben Nur regelmäßige
Konjugation durch
Anhängen von Suffixen
Perfekt und Plus-
quamperfekt immer
mit dem Hilfsverb
„haben“ und einer
regelmäßigen Endung
Perfekt und Plus-
quamperfekt immer mit
dem Hilfsverb „sein“.
Das Partizip erhält eine
Endung dem
Geschlecht und der
Anzahl entsprechend.
Konjugation meist mit
dem hilfsverb „haben“
und folgendem Infinitiv
Nomen:
Plural der Hut, die Hüte Pluralbildung mit
Suffixen, z.B.
ev = das Haus,
evler = die Häuser
Pluralbildung durch
Veränderung der
Endsilbe oder durch
Anhängen eines
entsprechenden
Suffixes
Es gibt eine
regelmäßige
Pluralbildung, durch
Endungen
gekennzeichnet
Italienisch:
Pluralbildung durch
Veränderung des
Auslautvokals
Spanisch, Portugiesich:
Pluralbildung durch
Suffix
Artikel der, die, das
einer, eine, eines
Kein bestimmter Artikel Wie im Deutschen 3
bestimmte und
unbestimmte Artikel
Artikel werden durch
Suffixe der Substantive
ausgedrückt
Es gibt maskuline und
feminine Artikel, im
spanischen auch ein
Neutrum
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Die Zahl der eingeschulten Kinder aus Familien miteinem Migrationshintergrund nimmt kontinuierlichzu. Neben Familien ohne deutschen Pass gehörendazu auch eingebürgerte Migranten, binationale Fa-milien und deutsche Spätaussiedler aus Osteuropa.
Viele dieser Familien sind über die schulische Situa-tion in Deutschland nicht genügend informiert.• Sie sind mit den Besonderheiten des deutschen
Schulsystems nicht genügend vertraut. Das gilt ins-besondere für das Angebot der Grundschulförder-klassen (GFK). Diese Form der Förderung gibt es inden meisten anderen Ländern nicht. Auch be-stimmte Schularten sind nicht bekannt. So wird dieFörderschule oft mit der Sonderschule für Geistig-behinderte oder Körperbehinderte gleich gesetzt.
Die Eltern sollten deshalb bei der Schulanmeldungüber Einschulungskriterien, über die verschiedenenSchulformen sowie über Ziele und Arbeitsweisender GFK informiert werden.• Migranten aus den ehemaligen Anwerberländern
haben oft nur eine niedrige schulische und beruf-liche Bildung sowie unzureichende Deutschkennt-nisse. Dies erschwert ihnen unter anderem auchdie Kommunikation über schulische Themen inder deutschen Sprache. Bei Gesprächen in derSchule (zum Beispiel Schulanmeldung oder Infor-mationsgespräche) sollten nach Möglichkeit beideElternteile beteiligt werden. Dies gilt besondersdann, wenn für die Eltern eine Entscheidung be-züglich der Aufnahme ihres Kindes in die GFK an-steht. Empfehlungen an die Eltern sollten in einerklar verständlichen Sprache formuliert und be-gründet werden. Bei Bedarf sollten Dolmetscheroder andere sprachkundige Personen (nach Mög-lichkeit nicht der nur etwas ältere Bruder oder dieSchwester) hinzugezogen werden. Persönlich aus-gesprochene Einladungen zu Elterngesprächenund Elternabenden schaffen mehr Verbindlichkeitals schriftliche Einladungen.
• In vielen Herkunftsländern der Migrantenfamilienhat die Schule einen umfassenderen Bildungs-und Erziehungsauftrag. Eine Mitarbeit der Elternbei der schulischen Förderung ihrer Kinder (Haus-aufgabenbetreuung, gemeinsames Üben des Lehr-stoffes) wird nicht in dem Maße vorausgesetzt, wiees hierzulande der Fall ist. Deshalb müssen dieEltern über die Notwendigkeit ihrer aktiven Mitwir-kung in unserem Schulsystem informiert werden.Dazu gehört auch der Hinweis auf die außerschuli-schen Sprach- und Lernhilfen am Wohnort.
• Kinder aus Migrantenfamilien wachsen zwei- odermehrsprachig auf. Manche von diesen Kindern ler-nen Deutsch erst mit dem Eintritt in den Kindergar-ten. Die Eltern benötigen deshalb auch Tipps imUmgang mit der Mehrsprachigkeit im Elternhaus(siehe auch Kapitel 4).
6. Informationen zum Bildungs- und Erziehungs-auftrag der Schule, zu Einschulungskriterien, zurGrundschulförderklasse im Rahmen der Arbeit mit Migranteneltern
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Die Bedingungen für den Spracherwerb von Kindernund somit auch für die Sprachförderung haben sichin den vergangenen Jahrzehnten dramatisch verän-dert: Erfahrungsräume für Kinder verengen sich,innerhalb und außerhalb von Familien wird wenigermit Kindern gesprochen, die direkte Kommunikation,das lebendige Gespräch verliert an Boden gegen-über der virtuellen Konkurrenz, eine gemeinsameSprache ist nicht mehr selbstverständlich.
In der Grundschulförderklasse sollte Sprachförde-rung kein isoliertes Sprachtraining sein. Vielmehrsollte sie situativ, in kindgemäßer Form bei allen Ak-tivitäten und in allen Bildungsbereichen im ganzenTagesablauf integriert sein.
Die im Folgenden angeführten Fördermöglichkeitengelten in gleicher Weise für Kinder mit Migranten-hintergrund.
1. Sprache erleben und empfinden
Sprache entwickelt sich auf der Grundlage persön-lichen Erlebens und Empfindens. Für die Förderungder kindlichen Sprache ist deshalb die Motivationund die Lustbetontheit eine wichtige Voraussetzung.Nur wenn die Aktivitäten im Rahmen der Förderungfür das Kind interessant sind und ihm Spaß undFreude bereiten, kann der angestrebte Erfahrungsge-winn auch erreicht werden.
Beispiele der Förderung:
• Fingerspiele;• Bewegungslieder;• Handgestenspiele;• Unsinnverse;• Rollenspiele;• Handpuppenspiele;• Erzählen, Berichten und Mitteilen, Gespräche füh-
ren;• Gefühle und Wünsche äußern (tägliche Anlässe
aufgreifen);• Rituale und Regeln für das Miteinander;• Bilderbücher, Geschichten und Märchen (Einbezug
der Eltern).
2. Zusammenspiel von Bewegung und Sprache
Sprache und Bewegung stehen bei der kindlichenEntwicklung in engem Zusammenhang. Bewegungbildet das Fundament für die Erfahrung und für denAufbau körperlicher, personaler und sozialer Struktu-ren, vor allem aber für die sprachliche und geistigeEntwicklung. Kinder bewegen sich, weil es ihnenFreude macht und sie sich körperlich-sinnlich erfah-ren können. Das geordnete Zusammenwirken allerWahrnehmungen und Empfindungen (= sensorischeIntegration) ist Grundlage und Wurzel für die Ent-wicklungsmöglichkeit von Sprache und Sprechen.So ist die Koordination von Bewegung und Wahr-nehmung auch Grundlage der Koordination sprach-licher Strukturen.
Beispiele der Förderung:
• Bewegungs- und Kreisspiele (im Zimmer und imFreien);
• Schaukeln, Klettern, Balancieren, Springen, ...;• Psychomotorische Spiele und Übungen (zum Bei-
spiel Körper- und Raumerfahrung);• Spiele und Übungen zur Förderung der sensori-
schen Integration (zum Beispiel Sprechzeichnen);• Rhythmische Spiele;• Tanz.
3. Erweiterung des Wortschatzes und Differenzierung der Satzbildung
Je vielfältiger und treffender die Begriffswelt desKindes ist, je klarer das Kind die Beziehungen derDinge, Personen und Vorgänge zum Ausdruck brin-gen kann, desto sicherer kann es seine Erlebnisse
7. Vorschläge zur Sprachförderung in den Grundschul-förderklassen
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und die Gegebenheiten seiner Umwelt erfassen, ord-nen, benennen und im Gedächtnis behalten. Die Er-weiterung des kindlichen Begriffsrepertoires und dieFörderung einer Differenzierung der Satzbildung istin die vielfältigen Aktivitäten in der Grundschulför-derklasse eingebettet. Sprachliches Lernen erfolgthier in erster Linie durch Analogiebildung und durchdas Nachahmen der Sprache der Fachlehrerin.
Beispiele der Förderung:
Folgende Lerninhalte sollten kontinuierlich und auf-einander aufbauend in den Tagesablauf eingebettetsein:• Handlungsbezogenes Erweitern des Wortschatzes,• zum Beispiel Benennen von Personen und Tätig-
keiten, von Verhaltensweisen und Gegenständenund andere;
• Handlungsbezogenes Erweitern und Üben derSatzbildung,
• zum Beispiel sicherer Gebrauch von einfach struk-turierten Sätzen, Verknüpfen und Erweitern einfa-cher Sätze.
Sprachtrainingsprogramme sind nur nützlich, wennsie die individuelle Entwicklungslage des Kindes be-rücksichtigen und darauf aufbauen
4. Sprachwahrnehmungsleistungen
Grundlegende Voraussetzungen für das Verstehender Sprache, für richtiges Sprechen und für das spä-
tere Erlernen von Lesen und Schreiben in der Grund-schule sind die Fähigkeit des Kindes zur akustischenUnterscheidung von Lauten und zur optischenUnterscheidung von Formen, eine genaue Artikula-tion sowie motorische Geschicklichkeit, rhythmischeund melodische Wahrnehmungsfähigkeiten. In derGrundschulförderklasse müssen diese Fähigkeitendeshalb kontinuierlich und jeweils eingebettet in an-dere Aktivitäten gefördert werden.
Beispiele der Förderung:
• Spielerische Übungen zum genauen Hören,• zum Beispiel Geräuschquellen orten, Geräusch-
quellen wieder erkennen, Richtungshören, Klang-charakter erkunden, …;
• Spielerische Übungen zum genauen Sehen,• zum Beispiel Körperteile vergleichen (Form,
Größe, …), Mimik, Gestik deuten, Tiere an der imi-tierten Bewegungsart wieder erkennen, Arbeit mitdem Spiegelbild, …;
• Spielerische Übungen zum deutlichen Sprechen,• zum Beispiel Abzählverse, Silbensprechen, Sprech-
zeichnen, Frage-Antwort-Spiele, …• Spielerische Übungen zur Grob- und Feinmotorik,• zum Beispiel Körperteile in der Bewegung erpro-
ben (Finger trifft Finger, Figuren bauen …), Gleich-gewichtsspiele (Balancieren), Bewegungsspiele zuMusik, Fingerspiele, …;
• Übungen zur rhythmischen und melodischenWahrnehmung,
• zum Beispiel Spiellieder, Tanzlieder, Vertonen vonVersen, rhythmische oder melodische Begleitun-gen erfinden, „Hörspiele“, …
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Die Fachlehrerin ist eine wichtige Bezugsperson fürdie Kinder. Ihre Aufgabe ist es, eine Atmosphäre desVertrauens zu schaffen, Ängste und Hemmungen derKinder abzubauen und ihnen eine emotionale Si-cherheit zu geben, die als Basis für eine erfolgreicheSprachförderung notwendig ist.
Jedes Kind sollte sich angenommen fühlen in seinerEinzigartigkeit und in seinen Bedürfnissen. Es sollteihm Respekt, Offenheit und Zuwendung entgegengebracht werden. Eine so gestaltete Beziehung för-dert das Selbstbewusstsein und gibt dem KindOrientierung.
Von maßgeblicher Bedeutung ist auch eine klare, an-schauliche, gut artikulierte Sprache der Fachlehrerin,die das Sprachverständnis der Kinder in der Gruppeberücksichtigt. Sie wirkt anregend auf die Kinder undgibt ihnen Maßstäbe für ihr eigenes Sprechen.
Grundlegende Voraussetzung für einen gelingendenSprachlernprozess und für eine sachbezogene, ziel-gerichtete sprachliche Förderung ist fachliches Wis-sen der Fachlehrerin über die verschiedenen Kom-ponenten des sprachlichen Lernens.
Dieses Wissen umfasst:• Theoretische Grundkenntnisse über Sprachentwick-
lung, über die Zusammenhänge von Sprache undDenken sowie über Sprachförderung;
• Theoretische Grundkenntnisse zum Zweitsprach-erwerb;
• Beobachtungskompetenz und Kenntnisse über in-formelle Diagnoseinstrumente;
• Kenntnisse über Formen der Dokumentation vonBeobachtungen;
• Kenntnisse über differenzierte Förderangebote;• Kenntnisse über Mittel und Möglichkeiten zur
Schaffung einer sprachanregenden Umgebung.
Eine gute Ausbildung und eine vielfältige Fortbil-dung sichern und erweitern diese Kenntnisse.
Des Weiteren ist eine Aufgabe der Fachlehrerin sichüber unterstützende Maßnahmen und außerschuli-sche Hilfen zur Sprachförderung zu informieren unddiese in die Arbeit einzubeziehen.
Bei den regelmäßigen Kontakten mit den Eltern (Ge-spräche, verschiedene Veranstaltungen) erhalten dieFachlehrerinnen Einblicke in die sprachliche Umweltder Kinder. Zusammen mit den Eltern sollten sie dieverschiedenen Fördermaßnahmen besprechen undHilfen seitens des Elternhauses anregen.
Für die Sprachförderung der einzelnen ausländi-schen Kinder ist es notwendig, dass sich die Fachleh-rerin intensiv mit der Sprachentwicklung dieser Kin-der auseinandersetzt. Sie muss sich immer wiederbewusst machen, welche Bedeutung die Mutterspra-che für das Kind hat. Über die Sprache werden emo-tionale Bindungen, Geborgenheit, Zugehörigkeit undkulturelle Werte und Normen vermittelt. Sprache be-einflusst kognitive Prozesse, sie trägt die Denkstruk-tur des Kindes.
Der Erstsprache kommt auch beim Zweitspracher-werb eine wichtige Funktion zu.
Je differenzierter und ausgebildeter die Erstsprachebeherrscht wird, umso leichter können Regeln undSprachaufbau der Zweitsprache erlernt werden.
8. Die Rolle der Fachlehrerin bei der Sprachförderungin der Grundschulförderklasse
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Die Grundschulförderklasse hat die Aufgabe, schul-pflichtige, vom Schulbesuch zurück gestellte Kinderzur Grundschulfähigkeit zu führen. Diesem Ziel dientauch die enge Kooperation mit der ersten Klasse undeine Verzahnung der Arbeit der Fachlehrerin an derGrundschulförderklasse und der Lehrkraft an derersten Klasse.
Geeignete Maßnahmen für eine gezielte Sprachför-derung in der Grundschulförderklasse können dabeisein:• Zusammenarbeit der Fachlehrerin und der Lehr-
kraft der ersten Klasse bei der Sprachdiagnostik.• Absprachen zwischen den beteiligten Lehrkräften
über sprachliche Fördermaßnahmen für Kindermit sprachlicher Entwicklungsverzögerung und fürMigrantenkinder.
• Die Fachlehrerin der Grundschulförderklasse er-wirbt sich oder vertieft – wenn möglich durch Fort-bildung oder im Rahmen regionaler Arbeitskreise –Kenntnisse über die grundlegenden Voraussetzun-gen für den Lese- und Schreiblernprozess.
• Im Hinblick auf eine flexible Schuleingangsstufeprüfen die beteiligten Lehrkräfte, ob einzelne Kin-der der Grundschulförderklasse an Sprachangebo-ten in der ersten Klasse teilnehmen können.
• Kinder mit erhöhtem sprachlichen Förderbedarf inder Grundschulförderklasse können weitergehen-de Unterstützung durch die Frühförderstellen anden Schulen für Sprachbehinderte erhalten (ver-tiefte Sprachdiagnostik, Beratung von Eltern undLehrkräften u.a.).
Neben diesen schulischen Förderangeboten könnenim Bedarfsfall durch folgende außerschulische Hilfs-angebote in Anspruch genommen werden:
Kulturelle Angebote
a) BüchereienÖrtliche Leihbüchereien oder Fahrbüchereienhaben ein gutes und meist auch reichhaltiges An-gebot an Kinderliteratur und Spielen.
b) KindertheaterPuppen- und Marionettenbühnen sowie Theater-stücke für Kinder stellen einen anregenden undsprachfördernden Erlebnisbereich dar.
c) Angebote im Bereich der rhythmisch-musikali-schen Erziehung (zum Beispiel von Musikschulenoder Sportvereinen) wirken sich durch die Förde-rung der sensomotorischen Integration ebenfallspositiv auf die Sprachentwicklung aus.
Medizinisch-therapeutische Hilfen
a) Sozialpädiatrische Zentren (SPZ)Die Sozialpädiatrischen Zentren sind kinderärzt-lich geleitete, interdisziplinäre klinische Einrich-tungen. Sie haben vor allem die Aufgabe der qua-lifizierten Diagnostik von Entwicklungsstörungenund Behinderungen. In besonders schwierigenFällen übernehmen sie auch Therapie und Förde-rung bei behinderten und entwicklungsverzöger-ten Kindern.
b) LogopädieEine logopädische Behandlung ist angezeigt beiKindern mit Sprach,- Sprech- und Stimmstörun-gen.
c) ErgotherapieErgotherapie ist angezeigt bei Kindern mitSprachentwicklungsverzögerungen wenn zusätz-lich Entwicklungsstörungen im Bereich der sen-somotorischen Integration bestehen.
9. Vernetzte Förderung – Hilfen innerhalb der schuli-schen Einrichtungen und außerschulische Hilfen