hl. josef- arbeiter im weinberg des herrn · 2017-09-07 · 2!! wenn wir also über die arbeit...
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HL. JOSEF- ARBEITER IM WEINBERG DES HERRN
Mit besonderen Beispiel des geistlichen Lebens des Karmel nach der Schriften von Edith Stein.
P. Ryszard Dyc
JOSEF - ARBEITER.
Wir erinnern uns noch, dass Papst Benedikt XVI zum Beginn seines Pontifikats gesagt hat: „Ich bin nur
ein einfacher, kleiner Arbeiter im Weinberg des Herrn“ (19.04.2005). Es ist klar, dass der damalige
Papst Benedikt XVI, als Patron den hl. Josef gehabt hat...
Wenn wir soweit den Bezug verstehen können, dass ein Patron auch der Lehrer und Schützer ist, dann
ist es mehr verständlich, dass nicht der Papst zum heutigen Thema inspiriert hat, sondern der Patron
durch den damaligen hl. Vater Benedikt XVI.
Eigentlich wird dadurch mehr klar, dass der Arbeiter nicht nur der ist, der mit seiner Axt und Säge
ständig als Zimmermann arbeitet, sondern besonders der ist, der in seinem Inneren, in der Seele und
dem Herzen arbeitet.
In der Tat ist es so. Unsere äußeren Beschäftigungen sehen so aus, wie unsere innere Einstellung des
Herzens, der Seele ist, z.B. wenn jemand seine Arbeit ehrlich tut oder nicht, da zeigt sich seine innere
Einstellung.
Also die Arbeit ist nicht nur eine rein menschliche Beschäftigung, so wie bei unseren Maschinen mit
verschiedenen Leistungen. Die Arbeit des Menschen hat auch einen inneren Wert und braucht echte
Inspiration.
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Wenn wir also über die Arbeit sprechen, müssen wir eigentlich über die innere Haltung des Arbeiters
sprechen. So ist es bestimmt auch beim hl. Josef.
Der Begriff Arbeiter hat in diesem Zusammenhang viel mehr mit seiner inneren Haltung zu tun, als wir
es gewöhnlich verstehen. Auch wenn wir über den Weinberg reden wollen, geht es hier um einen
Bereich der Arbeit, der mehr die innere Haltung und Einstellung wiederspiegelt, als das äußere Wirken.
Arbeiter im Weinberg des Herrn ist also eine Beschreibung der Person, die beschäftigt ist, in dem
Bereich der zu dem Herrn gehört. Oder noch besser gesagt: in dem Bereich, der zu dem Herrn in seinem,
in Josefs Glauben gehört. Josef hat geglaubt, dass alles was er erfahren hat, eine Gabe Gottes ist.
„Tut eure Arbeit gern, als wäre sie für den Herrn und nicht für Menschen; ihr wisst, dass ihr vom Herrn
euer Erbe als Lohn empfangen werdet. Dient Christus, dem Herrn!” [Kol 3,23-24]
UMGEBUNG.
Sicher gab es in der damaligen, unruhigen Zeit bestimmt viel mehr ähnliche Fälle, wo ein Mädchen ihre
Schwangerschaft verstecken musste.
Es waren auch viele Familien, die zu ihrem Geburtsort gehen mussten, um den kaiserlichen Befehl zu
erfüllen1; „Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.“ [Lk 1,2] Es gab bestimmt auch
viele Menschen, die sich von ihrer Heimat verabschieden mussten, um sich selbst vor einer Gefahr zu
retten. [Mt 2,13 und Mt 2,14-15] So war der hl. Josef sicher nicht allein, derjenige der die schwere
Entscheidung der Heimkehr treffen musste. „Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines
Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten
1 Apostolisches Schreiben Redemptoris Custos von Papst Johannes Paul II, vom 15. August 1989 –(RC), am 15. August 1989 veröffentlicht. Das Rundschreiben erscheint zum 100. Jahrestag der Enzyklika Quamquam pluries von Papst Leo XIII; Nr 15. (RC 15) (vgl. Lk 1,2ff)
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hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte
sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.“ [Mt 2,22-
23]
Er war sicher auch nicht der einzige Vater, der die Verantwortung für die Familie, für die Kindheit des
Kindes, eines (in Anführungszeichen) „adoptierten“ Kindes übernommen hat.
In allem war der hl. Josef sehr ähnlich, allen, die auch mit der Problemen des Alltags lebenslang
beschäftigt waren und sind.
DAS LICHT DES GLAUBENS.
Nun kommt aber das Außergewöhnliche, der Blickwinkel, oder der Punkt, auf den es ankommt, wenn
wir über den Hl. Josef als Arbeiter im Weinberg des Herrn etwas sagen wollen.
Weil ER – der hl. Josef alles geglaubt hat, was Er von Gott über Jesus erfahren hat.
Er hat alles getan, alles was sein persönliches Leben betrifft, im Licht des Glaubens. Entdecken wir die
Einstellung, die den Hl. Josef ein Arbeiter im Weinberg des Herrn sein ließ.
Sein, Josefs Job – wie wir im heutigen Sprachgebrauch sagen, war Zimmermann: „Ist das nicht der
Sohn des Zimmermanns?“ „[Mt 13,55 u Mk 6,2b-6]
Josef ließ auch seinen Sohn Jesus den Beruf erlernen: „Jesus kam in seine Heimatstadt und lehrte die
Menschen dort in der Synagoge. Da staunten alle und sagten: Woher hat er diese Weisheit und die Kraft,
Wunder zu tun? Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?“ [Mt 13,54-55]
Wenn Josef schon in seiner Umgebung bekannt war, musste er einen guten Ruf haben, der ihn in dieser
Umgebung arbeiten ließ.
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Seine Arbeit war nicht nur für sich selbst. Es war selbstverständlich damals so wie heute zu arbeiten, um
seine Familie zu ernähren. Also gibt es keine andere, vernünftige Erklärung seiner Haltung, als die
Liebe zu seiner Familie.
Die Liebe hatte ihren Ursprung in Gott, der selbst die Liebe ist.
Es ist ein Teil der Antwort auf die Frage: Worin besteht das besondere Tun des Josef, als er Arbeiter im
Weinberg des Herrn wurde ?
Sein Wirken war auf zwei Ebenen: die Innere und die Äußere. Und es ist fast unmöglich sie getrennt zu
beschreiben.
Was für eine Einstellung musste er haben, um sich in eine junge Frau - Maria - zu verlieben. „Mit der
Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt“ [Mt 1,18] Er, so wie jeder
Mann hatte bestimmt den Traum mit einer Frau bis zum Ende des Lebens zu leben.
Er stammte aus der jüdischen Kultur und Religion. Dort war es undenkbar untreu zu sein. Das zeigt uns
die religiöse Einstellung des Hl. Johannes des Täufers, der sogar den Herodes, den König für seine
Untreue öffentlich ermahnt hat.[Mt 14,4] Also es war – in der Zeit Josefs - eine Selbstverständlichkeit in
Treue bei einer Frau zu bleiben.
Und so hat die Bekanntschaft mit Maria begonnen, in der Atmosphäre und inneren Einstellung, dass
eine Frau und ein Mann bis zuletzt zusammen bleiben.
Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Treue gegenüber einer Frau im Judentum selbstverständlich war,
zeigen die Gedanken Josefs, seine Absicht „sich in aller Stille von Maria zu trennen“, als er erfahren
hatte, dass Maria schwanger war, dass das Kind mit der Beziehung zu ihm, zu Josef nichts zu tun
hatte. „Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille
von ihr zu trennen.“ [Mt1,19] Dieser Entschluss Josefs, war ein Zeichen, dass Josef nicht unbarmherzig,
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sondern barmherzig war. Es war ein Zeichen seiner religiösen Erziehung, also seiner Frömmigkeit, und
echte Menschlichkeit.
Es ist uns aus unserer Erfahrung bekannt, dass wir, wenn wir schwere Erlebnisse haben, träumen.
Wir kämpfen im Inneren um eine Entscheidung, was wir tun sollen und haben dabei Stress. - Ein
Philosoph Jean Paul Sartre hat gesagt, dass, es die schwierigste Aufgabe des Menschen ist, wenn wir mit
dem freien Willen eine Entscheidung treffen sollen. Und es ist auch so, dass obwohl wir ins Bett gehen
und schlafen, unser Unterbewusstsein weiter wirkt.
Für Gott ist alles möglich2 !! Das kennen wir, und wir glauben auch daran. Daher erscheint es uns nicht
unnormal, wenn wir hören: „Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im
Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn
das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den
Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“[Mt 1,20-21]
Ja, Gott kann auch menschliche Träume nutzen um seinen Willen zu offenbaren. Sicher ist dieser Weg
mit einem Menschen zu sprechen außergewöhnlich.
Stellen wir uns diesen Kampf Josefs vor. Seine natürliche Einstellung sagt ihm, dass er ein eigenes Kind
haben möchte. Ebenso ist es auch eine natürliche Einstellung, dass er sich nicht von der Frau, in die er
verliebt ist, mehr noch, die er liebt, trennen will.
2 Mk 9,14-27 - Für Gott ist nichts unmöglich, (Mt 19,26 - Bei Gott ist alles möglich!)
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AUTORITÄT GOTTES
Und jetzt, der Grund der Entscheidung: was ist der Grund, trotz der Enttäuschung, dass Maria
schwanger ist, aber nicht von ihm, von Josef, sich nicht von ihr zu trennen, sondern sie trotzdem bei sich
zu behalten?
Wir lesen in der Bibel: „erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum“, und sehen wir, was die Ursache
des Glaubens war. Es war die Autorität Gottes, die in einem „Engel des Herrn“ präsent war oder anders:
erschienen ist.
Die andere Seite des Traumes Josefs war sein Handeln, das nicht mehr ein Traum war, sondern sichtbare
Tatsache.
Wichtig ist vor allem der Glaube Josefs an Gott, und an das was Gott dem Josef durch seinen Boten, den
Engel sagen ließ.
Dieser Glaube heißt in der Theologie „Glauben, durch den geglaubt wird“ – fides qua creditur.3
Wir versuchen es mit einer Erklärung Erzbischofs Robert Zollitsch näher zu bringen: „Glauben, durch
den geglaubt wird“ dieser meint den Glaubensakt, die persönliche Gottesbeziehung oder wie es der
Religionspsychologe William James bereits vor mehr als hundert Jahren formuliert hat: „Die Beziehung
zwischen Herz und Herz, zwischen Seele und Seele, zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer.“
3 Mit dem „Glauben, der geglaubt wird“ (fides quae creditur) sind konkrete Glaubensinhalte, bestimmte Glaubenssätze gemeint, /.../- Komplementär dazu sprechen wir vom „Glauben, durch den geglaubt wird“ (fides qua creditur); dieser meint den Glaubensakt, die persönliche Gottesbeziehung oder wie es der Religionspsychologe William James bereits vor mehr als hundert Jahren formuliert hat: „Die Beziehung zwischen Herz und Herz, zwischen Seele und Seele, zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer.“ - FORUM-Schulstiftung Heft 38, Seite 3 – 6, Katholische Schulen: Erziehung und Bildung - mit Leidenschaft, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch
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Also es ist nicht nur ein intellektueller Akt des Willens –„Glauben, der geglaubt wird“ fides quae
creditur: Glaube an..., was wir in der Naturwissenschaft alltäglich erfahren können, sondern ein Akt der
gesamten Person.
Josef also hat die Entscheidung vor allem mit dem Herzen getroffen, um bei Maria zu bleiben und sich
nicht von ihr zu trennen.
DIE URSACHE DES ZUSAMMENLEBENS WAR DIE LIEBE.
Josef ist dafür ein Beispiel, dass man einen Menschen lieben kann, unabhängig davon in welch
schwieriger Situation er sich befindet.
Josef glaubte Maria und glaubte Gott.
Stellen wir die Frage: Sind Glauben und Vertrauen ohne Liebe möglich ? Glauben ist eine Tat, nicht nur
eine Tugend. Glaube ist auch eine innere, geistige und geistliche Tat. Glauben und Vertrauen sind in
diesem Fall nicht möglich ohne die Liebe des hl. Josefs zu Gott, und auch ohne seine Liebe zur Mutter
Gottes.
Die Liebe zu Gott und zur Maria, als ein inneres Geschehen in Josef, waren der Grund der Liebe zu dem
Kind Jesus. Sonst wäre die Liebe zum Kind Jesus fast unmöglich gewesen.
Die Liebe enthält in sich schon den Glauben gegenüber Gott.
WEINBERG - BEREICH DER ARBEIT JOSEFS.
VATERSCHAFT
Der Grund warum sich Josef so um die Familie gekümmert hat, war seine echte Vaterschaft. Um die
Vaterschaft Josefs zu erklären benutzen wir vor allem die Aussage des Papstes Johannes
Paul des zweite JPII, im Apostolischen Schreiben „Redemptoris custos“(Beschützer des Erlösers):
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„Wie man aus der Heiligen Schrift ableitet, bildet die Ehe mit Maria die Rechtsgrundlage der
Vaterschaft Josefs. Um Josefs väterlichen Schutz für Jesus sicherzustellen, hat Gott ihn als Mann
Mariens auserwählt. Daraus folgt, daß Josefs Vaterschaft - eine Beziehung, die ihn in größtmögliche
Nähe zu Christus, dem Ziel jeder Erwählung und Vorherbestimmung (vgl. Röm 8,28 f), stellt - über die
Ehe mit Maria, das heißt über die Familie, führt4.“ Und:
„Kraft des Ehebandes, das Maria und Josef verbindet, ist der Sohn Mariens auch der Sohn Josefs:
„Aufgrund jener treuen Ehe verdienten es beide, Eltern Christi genannt zu werden, nicht nur seine
Mutter, sondern auch sein Vater, und zwar in derselben Weise, wie er der Gemahl seiner Mutter war,
beides in geistiger, nicht in fleischlicher Hinsicht“5
FAMILIE ALS WEINBERG DES HERRN
Das Leben in der Familie war für Josef der Sinn des Lebens. Was schon über seine Sorge für die
Familie gesprochen wurde, ist ein Zeugnis, dass die Familie sein Wirkungsfeld gewesen ist, als der, der
dem Herrn geglaubt hat.
Die Familie Josefs wurde im Laufe der Zeit die heilige Familie genannt. Hauptgrund der Familie ist die
Ehe.
Nach der jüdischen Tradition6, kam zuerst die Eheschließung und danach konnte der Mann seine Frau
zu sich nehmen. Und so war es in Josefs Ehe auch.
„Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie
zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen
Geistes.“ [Mt 1,18]
4 RC 7 5 Ibid 6 RC 18
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Der Theologe German Rovira sagt dazu: „Zu Josefs Würde gehört auch, dass er nicht nur Vater des
Gottessohnes ist, sondern auch Ehemann Marias, der allzeit jungfräulichen Mutter Gottes. Jesus ist
Josefs Sohn auch durch das Eheband, das sie vereinigt und das von Gott gewollt ist: „Aufgrund der Ehe,
in der beide treu waren, ist er Vater Jesu ... Beide wegen des Geistes, nicht des Fleisches.“7“8
„In dieser Ehe – heißt es in „Redemptoris custos“- fehlt keines der für die Begründung einer Ehe
konstitutiven Erfordernisse: „Bei den Eltern Christi haben sich alle Güter der Ehe verwirklicht:
Nachwuchs, eheliche Treue, Sakramentalität. Wir wissen Bescheid über den Nachwuchs, denn das ist
der Herr Jesus selbst; über die Treue, denn es gab keinen Ehebruch; über die Sakramentalität, denn es
kam zu keiner Scheidung“9.
ERZIEHUNG JESU.
In dieser Ehe, in diese Familie lebte auch Nachwuchs, der Jesus hieß. Das Milieu war gleichzeitig
politisch, religiös und gesellschaftlich nicht einfach – ́Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen?'
[Joh 1.46] .... Es war keine einfache Aufgabe ein Kind zu erziehen. Und trotzdem hat Josef, als Haupt
der Familie Geborgenheit in seinem Heim geschaffen. Johannes Paul II in „Redemptoris
custos“ schreibt:
„Jesus wuchs heran und nahm zu „an Weisheit, Alter und Gnade“ (vgl. Lk 2,52) im Kreis der heiligen
Familie, unter den Augen Josefs, der die hohe Aufgabe hatte, Jesus „aufzuziehen“, das heißt ihn zu
ernähren, zu kleiden und im Gesetz und in einem Handwerk zu unterweisen, wie es den Pflichten, die
dem Vater aufgetragen sind, entspricht.“10
7 AUGUSTINUS, DenuptiisetconcupiscentiaI,11-12:PL44,421. 8 „Der Glaube des hl. Josef“ von German Rovira, 9 RC 7 10 RC 16
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GESELLSCHAFT ALS WEINBERG DES HERRN.
Die Menschen haben Jesus als Sohn Josefs gekannt...
„Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen?“ [Joh 6,42]
Jeder in der Umgebung der Familie in Nazareth hat so gedacht. Und nicht der Sohn, sondern der Vater
Josef war der Vertreter der Familie.
Da es keinen Zweifel über die Hierarchie in der Familie bei den Zuhörern gab, gab es sicher die Frage:
wie kann Josef mit einem solchen Sohn zurechtkommen, der nicht nur sagt: „Ich bin das Brot, das vom
Himmel herabgekommen ist.“ [Joh 6,41]. Sondern auch: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht
der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt;“ [Joh 6,44]
Die Gesellschaft hat Anstoß genommen – „Da murrten die Juden gegen ihn“ [Joh 6,41], weil sie noch
nicht in ihren Gedanken und Herzen begreifen konnten, dass in der Familie Josefs etwas
außergewöhnliches geschah.
Das Schweigen Josefs war auch präsent in solchen Situationen, besonders, wenn die Worte Jesu die
Vorstellung über die gewöhnliche Vaterschaft Josefs überstiegen; Für die Zuhörer waren die Worte Jesu
rätselhaft: wie ist das möglich, dass der Vater Josef so viele Jünger, so viele Zuhörer zu Jesus führt?
Jesus nämlich sagte: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater,/.../, ihn zu mir führt“
Diese Haltung Josefs, dass er in dieser Situation geschwiegen hat -, fordert damals wie auch heute viel
Nachdenken und Besinnung über diese Worte Jesu. Vor allem fordern die Worte Jesu eine innere
Wandlung der Zuhörer von nur irdischen Gedanken zu geistlichem Denken.
Josef hat das alles auch nicht verstanden, aber mit seinem Herzen angenommen und er hat vor dem
Geheimnis Gottes geschwiegen. Aber er bewahrte bestimmt auch alles, was geschehen war, in seinem
Herzen, wie Maria. [Lk 2,51]
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SEIN INNERES – DIE SEELE DES HL. JOSEF, ALS WEINBERG DES HERRN.
Diese Innere Einstellung, diese Demut Josefs, die bereit war so vieles anzunehmen und zu schweigen,
wäre unmöglich gewesen ohne innere Arbeit. Die Seele Josefs war außergewöhnlich vom Hl. Geist
erfüllt. In dieser Seele wurden alle Entscheidungen getroffen. Aber auch, wie bei jedem Menschen, der
vor einem Geheimnis steht, wurden auch innere Kämpfe geführt.
Josef hat zwei Mal gehört: „Fürchte Dich nicht.....“: „fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu
nehmen“ [M1 1,20] und “Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes
regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen.“ [Mt 2,22],
Gott wusste, dass im Herzen Josefs Liebe und Angst da waren. Josef wurde vor allem mit einer
besonderen Tugend beschenkt, und zwar mit Gerechtigkeit: „Josef, ihr Mann, der gerecht war“ [Mt1,19].
Weil er vor allem ein Liebender war, war er ein Gerechter.
Die Gerechtigkeit und die Liebe Josefs waren in der Geschichte der Kirche „ein leuchtendes Beispiel
des inneren Lebens.“11
Die Haltung des hl. Josef war eine freie ... ohne Egoismus, ohne Suche nach eigenem Gewinn, eine
suchende Haltung . Noch mehr, er musste auf eigenen Nachwuchs verzichten, ihm reichte dieser
Nachwuchs, den er von Maria bekommen hat. ER musste glauben, so wie Maria, dass er dadurch
gewürdigt ist Vater Jesu genannt zu werden und zu sein: „Dein Vater und ich haben dich voll Angst
gesucht“ [Lk 2,48]
Die Betrachtungen in seinem Innern waren schon durch seine Schweigen in der Evangelien zum
Ausdruck gebracht.12
11 RC 27 12 „Auch über die Arbeit des Zimmermanns im Haus von Nazaret breitet sich dieselbe Atmosphäre des Schweigens aus, die alles, was sich auf die Gestalt des heiligen Josef bezieht, begleitet. Tatsächlich ist das Schweigen das hervorragende
12
Die Würdigung Mariens: „Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen“ [Lk 1,42], betrifft auch Josef.
Da sie im Ehebund Eins sind. „Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins.“(vgl. Gen2,24)[Mt 19,6]
Nur das „unerforschliche Innenleben“ kann ein Verständnis für seinen großen Verzicht ein Bisschen
annähern. Apostolisches Schreiben Redemptoris Custos weist uns darauf: „Josefs völlige Übereignung
seiner ganzen Existenz an die Erfordernisse des Kommens des Messias in sein Haus findet den
angemessenen Grund „in seinem unerforschlichen Innenleben, aus dem ihm einzigartige Anweisungen
und Tröstungen zukommen und ihm die einfachen, reinen Seelen eigene Logik und Kraft zu großen
Entscheidungen erwachsen, wie jener, seine Freiheit, seine rechtmäßige menschliche Berufung, sein
Eheglück sogleich den göttlichen Plänen zur Verfügung zu stellen, indem er den Stand, die
Verantwortung und die Last der Familie auf sich nimmt und um einer unvergleichlichen jungfräulichen
Liebe willen auf die natürliche eheliche Liebe, die sie begründet und nährt, verzichtet.
Diese Fügsamkeit gegenüber Gott, die Bereitschaft zur Hingabe in allem, was seinen Dienst betrifft, ist
nichts anderes als die Ausübung der Frömmigkeit, die eine der Ausdrucksformen der Tugend der
Gottesfurcht darstellt.“13
DIE KIRCHE.
Der Weinberg des Herrn, in dem der hl. Josef gegenwärtig ist, ist die Kirche Jesu.
Bis heute spüren wir die Wirkung des Hl. Josef. Schon der hl. Irenäus (um 135; † 202), der hl.
Augustinus (354 - 430) und Johannes Chrysostomus (*349 oder 344 -407), haben den hl. Josef, zu den
größten Heiligen der Kirche Jesu gezählt.
Kennzeichen des inneren Wesens dieser Gestalt. Die Evangelien sprechen ausschließlich von dem, was Josef „tat“; übereinstimmend decken sie jedoch in seinen bisweilen von Schweigen umhüllten „Handlungen“ eine Atmosphäre tiefer Beschaulichkeit auf. Josef stand in täglichem Kontakt mit dem „von Ewigkeit her verborgenen“ Geheimnis, das unter dem Dach seines Hauses „Wohnung genommen hat“. Dies erklärt, weshalb zum Beispiel die hl. Theresia von Jesus, die große Reformatorin des beschaulichen Karmel, die Erneuerung der Verehrung des hl. Josef in der abendländischen Christenheit so nachdrücklich förderte.“ RC 25 13 RC 26
13
Für die hl. Theresa von Avila war der hl. Josef Schutzpatron für all ihr Wirken und vor allem für
zahlreiche ihrer neuen Klöster.
In der modernen Zeit gibt es viele Bruderschaften unter dem Namen des hl. Josef. ER ist nicht nur ein
„Schmuck“ um einen Verein zu gründen oder Wirkung zu zeigen, sondern er ist der Heilige, der
wirklich weiter wirkt.
Selbst im Rahmen der KAB14 wurde der hl. Josef schon im XIX Jahrhundert, zum Namenspatron
gewählt.
Seine geistliche Kraft liegt darin, dass er ein Vorbild ist. Vorbild nicht nur für die Männer, sondern auch
für die Frauen, wie die hl. Theresa v. Avila, oder auch die hl. Edith Stein.
EIN KONKRETES BEISPIEL DES WIRKENS DES HL. JOSEF IM GEISTLICHEN LEBEN
VON EDITH STEIN.
Ein besondere Weinberg des Herrn, ist das Leben in der Karmel. Hier wirkt der hl. Josef bis heute, nicht
nur als eine Inspiration, sondern auch durch die Seelen der modernen Heiligen,; „Nirgends kann die
Heilige Nacht und die ganze Weinachtzeit schöner und freudenreicher begangen werden.“15 So bringt es
Edith Stein – die hl. Theresa Benedikta vom Kreuz (1891-1942) zum Ausdruck, diese Atmosphäre des
Inneren Lebens im Karmel, wo der Hl. Josef so präsent ist.
Zum Schluss der Aussage wollen wir diesen besonderen Bereich des geistlichen Handelns des hl. Josef,
als Beispiel ansprechen.
14 Katholischen Arbeitnehmer Bewegung - in Deutschland. 15 „Eine Meisterin der Erziehung- und Bildungsarbeit: Teresia von Jesu“ in: Edith Stein Gesamtausgabe, Band 16 (ESGA 16) Freiburg 2001, s.107
14
Wie schon gesagt, seine, des hl. Josefs geistliche Anwesenheit im Karmel ist präsent, seitdem die hl.
Theresa von Avila den hl. Josef zum Patron des Ordens gemacht hat. „ Das innere Leben ist die tiefste
und reinste Quelle des Glücks...“16 – mit diesen Worten stellt Edith Stein das Ideal des Lebens der
Karmelitinnen dar. In der Suche nach dem echten Glück führt Schwester Theresia Benedikta zur Krippe
von Bethlehem. „Mit der Andacht zur Kindheit Jesu ist die Liebe zu Gottesmutter und das Vertrauen auf
den stets hilfsbereiten Vater Joseph untrennbar verbunden.“17
In der Liebe zur „heiligsten Menschheit“ hat - nach dem Bericht von Edith Stein, Theresa von Avila die
größte Freude gesucht und gefunden, für sich selbst und für ihre Mitschwestern. Zu dieser „heiligsten
Menschheit“ hat der hl. Josef in besonderer Weise gehört. Zu Josef hat Jesus18 volles Verstrauen. Josef
leistete auch den besonderen Beitrag für eine „schöne und freudenreiche“ Weihnachtzeit, die im Karmel
so feierlich begangen wurde und wird. Von ihm, von Josef kommt auch das Schweigen und Hören,
welche auch Tugenden des Karmel sind. An anderen Stellen unterstreicht Edith Stein, die ständige
Bereitschaft Josefs dem Heiland zu dienen.19
Durch die Engel und den hl. Josef hat sich der „Heiland“ Gottvater unterworfen. Zitat von Edith Stein:
„Jesus selbst hat sich als Mensch gehorsam den von Gottvater durch die Engel gewirkten Gestalten
unterworfen. Durch ihren Dienst geschah die vom Vater angeordnete Flucht des Sohnes nach Ägypten
und wurde seine Rückführung aus Ägypten nach Judäa Joseph angekündigt.“20 Der Dienst Josefs
bestand sogar darin, sich dem Göttlichen Befehl und dem irdischen Gesetz zu unterwerfen und auch
dem neugeborenen Kind den Namen Jesus zu geben. [vgl. Mt 1,21]
Josef ist darin ein Vorbild, echte Freude und Glück zu bringen: den geistlichen Dienst Gott, dem
Heiland gegenüber zu leisten und auch das, was irdisch ist, nicht aus den Augen zu verlieren, weil es
auch zur geistlichen Ebene gehört.
16 ESGA Bd 16, s.107 17 Ibid 18 Ibid 19 „Dionysius Areopagita: Himmlische Hierarchie“ in: ESGA 17, S.167 20 Ibd., (vgl. Lk 1,30; Mt 2,13; Lk 2,9; Hebr 2,7)
15
Es ist die die Antwort auf die Frage: warum in diese Ordensgemeinschaft, in Karmel der hl. Josef so
verehrt ist.
Edith Stein hat nicht nur einen Bericht über das geistliche Leben des Karmel gegeben, sondern sie gab
auch damit ihre eigene Identifikation.
Im Leben des hl. Josefs fehlt es nicht an Verwirrungen der Zeiten und verschiedener Erfahrungen. Seine
Absicht in Liebe mit einer Frau und mit eigenen Kindern zu leben, wurde von Gott umgestaltet oder
sogar umgeworfen, da er nach außen, nach dem Gesetz der Vater Jesu geworden ist. Er läßt sein Inneres
mit seinen weltlichen Gedanken, entsprechend den Bräuchen und Sitten des Volkes Israels, über sein
eigenes Leben und Planen von Gottes Hand verwandeln.
Das Leben der Edith Stein wurde auch von Gott „gesteuert“ und verwandelt, was sie erst später entdeckt
hat. Sie hat es nicht einmal in ihren Werken zum Ausdruck gebracht21 . Hier sprechen wir nur ein
Beispiel an, dass sie vor allem als Phänomenologie des religiösen Erlebnisses.
In „Die Seelenburg“22 von Edith Stein heißt es: dass „niemand so in die Tiefen der Seele eingedrungen
ist wie die Menschen, die mit einem heißen Herzen die Welt umfasst hatten und dann durch die starke
Hand Gottes aus der Verstrickung gelöst und in das eigene Innere und Innerste hineingezogen
wurden.“23
Es strahlte danach in ihre vielen Werke hinein. Nun wollen wir noch ansprechen, was sie in Erziehungs-
Schriften über den Gehorsam Marias gegenüber Josef geschrieben hat: „... diese Frau, die zur höchsten
Mutterschaft berufen war, hatte vor der Verkündigung dieser Erwählung, entgegen allen Traditionen
ihres Volkes, nicht Ehe und Mutterschaft für sich gewollt. Sie war entschlossen, frei von
geschlechtlicher Bindung zu leben. Als ́Magd des Herrn ́ gebar sie Gottes Sohn und gehorchte dem 21 Was bräuchte ein ganz separates Studium. 22 dargestellt hat. „Die Seelenburg“ von Edith Stein ist eine Interpretation des Hauptwerks von Teresa von Avila: „Wohnungen der Inneren Burg“ in der modernen philosophischen Sprache. 23 ESGA 11/12,s.524
16
Mann, der ihr zu ihrem und des Kindes Schutz zur Seite gestellt wurde.“24 Bei Edith Stein gibt es auch
Jemanden, der sie an die Hand genommen und überirdische Pläne ausgeführt hat.
Sie verfasste zahlreiche geistliche Texte und Gebete über den hl. Josef, für das geistliche Leben im
Karmel, die noch nicht so bekannt sind.
Wir können wagen zu behaupten, dass Edith Stein ohne den geistlichen Einfluss des hl. Josefs bestimmt
nicht, von Johannes Paul II.25 1999, zur Mit-Patronin Europas ernannt worden wäre.
ABSCHLUSS.
Wenn wir in der Gemeinschaft der Heiligen glauben, dann ist er mit seiner demütigen Haltung unter uns
anwesend, mit seiner Treue Gott und Maria gegenüber. Eigentlich war der Alltag, mit seiner vielfältigen
Facetten für hl. Josef dem Weinberg des Herrn, der mit seinem geistlichen und irdischen Inhalt einem
Weg in die Himmel war:
„Schließlich geht es um die Heiligung des Alltagslebens, die ein jeder seinem Stand entsprechend
erlangen soll und die nach einem für alle annehmbaren Vorbild gefördert werden kann: „Der hl. Josef ist
das Vorbild der Demütigen, die das Christentum für große Ziele bestimmt; ... er ist der Beweis dafür,
daß es, um gute und glaubwürdige Nachfolger Christi zu sein, keiner ,großartigen Dinge’ bedarf,
sondern nur allgemeine, menschliche, schlichte, aber wahre und glaubwürdige Tugenden erforderlich
sind“.26
24 ESGA 13, S.177 25 Edith Stein wurde von Papst Johannes Paul II. am 1. Oktober 1999, zusammen mit Birgitta vin Schweden und Katharina von Siena zur Mit-Patronin Europas erklärt. 26 RC 24.