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1 Hygienemaßnahmen im Privaten und in der ärztlichen Praxis – Was ist sinnvoll? Elisabeth-Krankenhaus Essen, 30. September 2009 Prof. Dr. Walter Popp Krankenhaushygiene Universitätsklinikum Essen Hufelandstr. 55, 45122 Essen Tel. 0201-723-4577, Fax 0201-7235664 E-mail: [email protected] www.uk-essen.de/krankenhaushygiene

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Hygienemaßnahmen im Privaten und in der ärztlichen Praxis –Was ist sinnvoll?

Elisabeth-Krankenhaus Essen,30. September 2009

Prof. Dr. Walter PoppKrankenhaushygieneUniversitätsklinikum EssenHufelandstr. 55, 45122 EssenTel. 0201-723-4577, Fax 0201-7235664E-mail: [email protected]/krankenhaushygiene

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Englischer Schweiß ( Schweißfieber , pestis sudorosa)

Sehr ansteckende Infektionskrankheit, die im 15. und 16. Jahrhundert in fünf Seuchenwellen in Europa, bes. England, auftrat und dann anscheinend wieder verschwand. Typisches Symptom waren starke Schweißausbrüche, die der Krankheit zu ihrem Namen verhalfen.

Mindestens teilweise wahrscheinlich Grippewellen.

Typische Behandlung:Bettaufenthalt und dauerhafte Wärme (die Kranken „tod zu schmoren“laut Kritikern).Teilweise Zwangsmaßnahmen: Einnähen oder die Gesunden legten sich auf die schweren Feder-Bettdecken oben drauf.

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Englischer Schweiß ( Schweißfieber , pestis sudorosa)

Luther (1529, Schweißsucht in Wittenberg) betonte immer wieder, daßdie wahre Gefahr in der hypochrondischen Angst und in der unsinnigen Schwitzkur bestünde.Er ging damals von Haus zu Haus, rißvon den Kranken die Federbetten herunter und stieß die Fenster auf.

Letalität nach seinen Aufzeichnungen in Marburg (Oktober 1529) 2 - 4 %.

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0,1 – 0,4 %Schweinegrippe

0,25 %Grippe-Pandemie 1957

2,5 %Spanische Grippe 1918

3 %Tuberkulose

< 0,02 %Rotavirus-Gastroenteritis

0,03 %Norovirus-Gastroenteritis

5 – 10 %Meningokokken-Meningitis

0,2 %Masern

8 %Legionellose

LetalitätKrankheit

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SPIEGEL ONLINE - 10. September 2006, 16:32URL: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,436254,00.html

Angst vor KeimenRömerin lebte 26 Jahre in ungelüfteter Wohnung

In Italien hat eine Frau 26 Jahre in einer ungelüft eten Wohnung verbracht. Die Fenster hatte sie aus Angst vor Grippe-Keimen versiegelt. A ls die Frau nun gefunden wurde, war ihr Haar zwei Meter lang.

Rom - Der Gestank in den Räumen war so stark, dass Helfer von Feuerwehr und Gesundheitsbehörden Atemschutzgeräte anlegen mussten, als sie die Endfünfzigerin ins Krankenhaus bringen wollten. Die Fenster der Wohnung in der Stadt Macerata rund 200 Kilometer nordöstlich von Rom waren mit Klebeband versiegelt und die Fensterläden verrammelt, wie mehrere italienische Zeitungen berichteten.Die Frau hatte sich vor 26 Jahren aus Angst vor einer Grippewelle verbarrikadiert und so versucht, sich vor Krankheitserregern zu schützen. Als sie gefunden wurde, wog sie nur noch 30 Kilogramm und hatte zwei Meter langes Haar. Ihr Bruder versorgte sie mit Konservendosen, die er vor ihrer Tür abstellte. Erst als er die Polizei verständigte, weil er seine Schwester wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr versorgen konnte, wurden die Behörden auf ihr Schicksal aufmerksam.Selbst der Bruder hatte die Frau seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Ihr einziger Kontakt mit den Nachbarn bestand darin, dass sie gelegentlich durch die Wohnungstür schrie: "Schließt das Fenster auf dem Treppenabsatz!"itz/Reuters

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Hände waschen

Möglichst oft.

Möglichst wenig Hände schütteln.

Keine Begrüssungsküsschen.

Eigene Nase, Augen oder Mund möglichst weniganfassen.

Achtung:Häufiges Händewaschen kann die Haut austrocknen! – Eincremen!

Waschen verdünnt nur die Viren.

Vorsicht mit Aerosol-Entstehung!

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Besser: Hände desinfizieren!

Möglich auch im täglichen Leben:U-Bahn, Rock-Konzert, Einkaufszentrum, Baumarkt …

Inaktivierung von Viren.

Auch Abtötung von Bakterien (Prävention von Sekundär-Infektionen).

Keine Hautschädigung.

Ca. 4 – 5 € für ein 100-ml-Fläschchen.

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0123456

Baseline 2 weeks

Alcohol rub Soap and water

15171921232527

Baseline 2 weeks

Alcohol rub Soap and water

Epidermal water contentSelf-reported skin scoreDry

Healthy Dry

Healthy

Effect of Alcohol-Based Handrubs

on Skin Condition

~ Alcohol-based handrub is less damaging to the ski n ~

Boyce J, Infect Control Hosp Epidemiol 2000;21(7):438-441.

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Ich habe Schweinegrippe – Verhalten zuhause

Abstand zu anderen halten.

Kein Körperkontakt (Umarmen, Küssen). Händeschütteln unterlassen.

Möglichst häufig in einem separaten Raum aufhalten (und schlafen).

Nur Einmaltaschentücher verwenden. Diese nach Gebrauch sofort entsorgen.

Sich beim Niesen und Husten von anderen abwenden und den Mund und die Nase mit einem Einmaltaschentuch bedecken.

Häufig die Hände waschen, besser desinfizieren.

Häufig lüften.

Nur absolut erforderliche Besuche empfangen (keine Kinder, Schwangere, Personen mit chronischen Erkrankungen oder Tumorleiden unter Therapie).

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Luftwechsel

Anzustreben 0,8 – 1/h

Bei energiesparender Bauweise häufig < 0,5/h

Luftwechsel in Abhängigkeit von der Fensterstellung:Fenster und Türen ganz geschlossen: 0,1-0,3/hFenster gekippt, Rolladen zu: 0,3-1,5/hFenster gekippt, kein Rolladen: 0,8-4,0/hFenster halb offen: 5-10/hFenster ganz offen: 9-15/hGegenüberliegende Fenster offen (Durchzug): >40/h

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Figure 2. Smoke visualization of exhalation flow from nose of the right mannequin penetrating into the breathing zone of the left mannequin, which

are 0.4 m apart.

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BMJ 2009; 339; b3675

Jefferson et al: Physical interventions to interrupt o r reduce the spread of respiratoryviruses: systematic review

Objective : To systematically review evidence for the effectiveness of physical interventions to interrupt or reduce the spread of respiratory viruses…

Data synthesis : Of 2958 titles scanned 168 full papers were retrieved, including 58 papers of 59 studies. Study quality was poor for all four randomised controlled trials; the observational studieswere of mixed quality…Meta-analysis of six case-control studies suggests that physical measures are highly effective in preventing the spread of SARS:handwashing more than 10 times daily (odds ratio 0.45);wearing masks (0.32);wearing N95 masks (0.09);wearing gloves (0.43);wearing gowns (0.23); and handwashing, masks, gloves, and gowns combined (0.09).The incremental effect of adding virucidals or antiseptics to normal handwashing to decrease thespread of respiratory disease remains uncertain. The lack of proper evaluation of global measuressuch as screening at entry ports and social distancing prevent firm conclusions being drawn.

Conclusion Routine long term implementation of some of the measures to interrupt or reduce thespread of respiratory viruses might be difficult. However, many simple and low cost interventionsreduce the transmission of epidemic respiratory viruses.

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PLoS ONE. 2008; 3(7): e2618

van der Sande et al.: Professional and Home-Made Face Masks Reduce Exposure t o RespiratoryInfections among the General Population

Background: Governments are preparing for a potential influenza pandemic…

Methodology: We assessed transmission reduction potential provided by personal respirators, surgical masks and home-made masks when worn during a variety of activities byhealthy volunteers and a simulated patient.

Principal Findings: All types of masks reduced aerosol exposure, relatively stableover time, unaffected by duration of wear or type of activity, but with a high degree of individual variation. Personal respirators were more efficient than surgical masks, whichwere more efficient than home-made masks. Regardless of mask type, children wereless well protected. Outward protection (mask wearing by a mechanical head) was lesseffective than inward protection (mask wearing by healthy volunteers).

Conclusions/Significance: Any type of general mask use is likely to decrease viralexposure and infection risk on a population level, in spite of imperfect fit and imperfectadherence, personal respirators providing most protection. Masks worn by patients maynot offer as great a degree of protection against aerosol transmission.

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Achtung:Die Tragedauer von Masken ist begrenzt!

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Atemschutz

Dreller et al. Gefahrstoffe Reinhalt Luft 66, 2006, 14

299FFP 3

894FFP 2

2280FFP 1

Maximal zulässige Gesamtleckage an

Probanden in %(DIN EN 149)

Mindestrückhaltevermögen des Filters für NaCl-

Prüfaerosol (bzw. Staph.au.) in %

Typ der Halbmaske

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Berufsgenossenschaftliche Untersuchungen

Übliche OP-Masken zeigen Durchlassgrade zwischen 13 % und 94 % (erlaubt wären bei Typ I 5 % und bei Typ II 2 %) und

Gesamtleckagen zwischen 4 % und 49 % (andere Prüfmethode).

Bei einem Produkt wurde vom Hersteller eine Filterleistung von 99 % (entsprechend einem Durchlassgrad von 1 %) ausgelobt, gemessen jedoch ein Durchlassgrad zwischen 70 und 80 %.(HVBG: Projekt-Nr. BIA1067)

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FFP-Masken mit Ventil dürfen nur getragen werden von

gesunden Mitarbeitern, die sich selbst schützen wollen oder müssen,

von nicht infektiösen Patienten, die geschützt werden sollen (z.B. Patienten nach Knochenmarktrans-plantation).

FFP-Masken mit Ventil dürfen keinesfalls eingesetzt werden bei

infektiösen Patienten (z.B. offene Lungen-Tbc, Grippe) oder

potentiell infektiösem Personal (z.B. Kontaktpatienten zu Grippe-Fällen).

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TRBA 250- Schutzstufe 2 -

4.2.8 Werden Patienten mit Verdacht auf eine Erkrankung durch luftübertragbare Erreger der Risikogruppe 2 und höher behandelt, hat der Arbeitgeber im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ein betriebsbezogenes Konzept zum Schutz der Beschäftigten vor luftübertragbare Infektionen festzulegen. Hierfür sind gegebenenfalls folgende Angebote bzw. Maßnahmen zu berücksichtigen:

- Bei impfpräventablen Erregern vorrangig das Angebot der Schutzimpfung (z.B. zur saisonalen Influenza, …)

- Bereitstellung eines Mund-Nasen-Schutz-Produktes (MNS), das mindestens die wesentlichen Kriterien einer FFP1-Maske (Filterdurchlass, Gesamtleckage und Atemwiderstand) nach DIN EN 149 erfüllt.

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Möglichst Hausbesuche

Handschuhe, Händedesinfektion.

Mund-Nasen-Schutz mindestens bei hustendem/niesendem Patienten.

Bei Maßnahmen am Patienten evtl. auch Einmalkittel und Kopfhaube.

Desinfizieren: Hände und Medizinprodukte sofort danach.

Diagnose im allgemeinen klinisch, Therapie symptomatisch.

Bei bestimmten Gruppen: Ggfs. Diagnose (nur PCR, kein Schnelltest), ggfs. Therapie oder Prophylaxe.Abrechnung:

PCR:Testergebnis innerhalb 48 h nach SymptombeginnGOÄ 88740: 23,10 € incl. Transport

Schnelltest:AusnahmefälleGOÄ 88741: 22,12 €, vor OrtFaktisch Unsinn, da nicht sensitiv genug

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Arztpraxis

Organisieren: Möglichst am Ende des Programms einbestellen.

Separieren: Wartebereich, Garderobe, Behandlungszimmer.

Personalverhalten: Handschuhe, Einmalkittel, Mund-Nasen-Schutz, evtl. Kopfhaube.

Desinfizieren: Hände und Flächen sofort danach.

Relevante Instrumente sofort desinfizieren, z.B. Stethoskop, Blutdruckmanschette, Fieberthermometer.

Alles im Hygieneplan festschreiben.

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Empfehlung des LIGA in Bezug auf schwangere Arbeitn ehmerinnen imGesundheitswesenMutterschutz - Gefährdung von Schwangeren durch die Neue Grippe („Schweinegrippe“)

Das Robert Koch-Institut (RKI) sieht durch eine Infektion mit dem Erreger der Neuen Grippe eine besondere Gefährdung von Schwangeren.

Schlussfolgerungen für den Arbeitsschutz

In der Regel ist mit einer erhöhten Gefährdung Schwangerer im Gesundheitswesen in der Primärversorgung (Diagnostik, Therapie- und Pflegebereich, bei Allgemeinmedizinern, Internisten, Kinderärzten aber auch bei Zahnärzten oder anderen Fachärzten, die als Hausärzte tätig sind ) zu rechnen, da hier Kontakte zur beruflichen Tätigkeit gehören, die über mögliche Kontakte im privaten Bereich hinausgehen. Demzufolge ist dort ein Beschäftigungsverbot nach § 4 MuSchGgegeben.

Das Beschäftigungsverbot greift nur dort nicht , wo die konkrete Situation am Arbeitsplatz der Schwangeren kein erhöhtes berufliches Risiko erkennen lässt.Dies kann bis auf Weiteres in Bereichen angenommen werden, in denen grippeinfizierte Patienten normalerweise nicht behandelt werden, in denen somit das Risiko dem alltäglichen Risiko in der Öffentlichkeit entspricht. Beispielhaft sind bestimmte Facharztpraxen zu nennen (Augenarztpraxen, Urologie, Neurologieetc.), die nicht wegen einer grippalen Symptomatik aufgesucht werden.Dies ist im Rahmen einer individuellen Gefährdungsbeurteilung zu ermitteln, die auch in nächster Zeit ständig zu überprüfen ist.Diese Empfehlung basiert auf dem Kenntnisstand vom 29.07.2009 und wird ggf. auf Grund aktueller Entwicklungen angepasst.

Anfang August 2009

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Bitte prüfen und dokumentieren Sie als Arbeitgeber / Arzt,

ob / welche Gefährdungen für Ihre schwangeren Mitarbeiterinnen bestehen (Gefährdungsanalyse);

ob eine Umgestaltung des Arbeitsplatzes oder eine Versetzung an einen patientenfernen Arbeitsplatz möglich ist;

erst wenn a) bejaht und b) nicht möglich ist, muss der Arbeitgeber die Schwangere auf der Grundlage des § 4 MuSchG freistellen.

In diesem Fall können dem Arbeitgeber die Lohnkosten über das „U2-Verfahren“erstattet werden.

Der „Antrag auf Erstattung nach dem Aufwendungsausgleichsgesetz für Arbeitgeberaufwendungen bei Mutterschaft – U2“ wird bei der Krankenkasse der Schwangeren gestellt.

Dr. Hefer, September 2009

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Weiterarbeit von Kontaktpersonal?

Auf Symptome achten für 7 Tage!Händedesinfektion!Kleidung häufig wechseln!

Umgang mit NormalpatientenMund-Nasen-Schutz

Umgang mit RisikopatientenAm besten nicht.Ansonsten Mund-Nasen-Schutz bzw. FFP2-Maske.

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The basic reproductive number (R0) of some human infecti ous agents

Infectious disease Basic reproductive number (R0)Measles 15–17Whooping cough 15–17Chickenpox 10–12Mumps 10–12Rubella 7–8Diphtheria 5–6Poliomyelitis 5–6Smallpox 4–7Influenza 1.68–20SARS 2–3Swine flu 1,4 (- 2)

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Für Deutschland wurden Ende August über 15.000 gesicherte Fälle berichtet.Die wahren Zahlen liegen mindestens 10 Mal so hoch.Mindestens 130.000 Fälle sind somit nicht als Schweinegrippe erkannt.Übertragungsrate von Ro 1,4:Bis heute haben diese unerkannten 130.000 Erkrankten mit hoher Sicherheit zu 1,3 Millionen weiteren Erkrankungen geführt.

Weitere 500.000Nach 4 Wochen

Weitere 357.000Nach 3 Wochen

Weitere 255.000Nach 2 Wochen

Weitere 182.000Nach 1 Woche

Weitere ErkrankteAusgang: 130.000 unerkannte Erkrankte

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d.h.

In Deutschland sind mit hoher Sicherheit über 1 Million bereits infiziert (gewesen),die meisten offensichtlich asymptomatisch.

Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Testung der Vaccine von CSL Biotherapeutics (15 µg) in Australien:32 % der Testpersonen hatten – unabhängig vom Alter – schon vorher Antikörper-Titer von 1:40 und mehr.

ECDC: Missverhältnis leichter Verlauf bei vielen – schwerer Verlauf (ARDS) bei ganz wenigen. Bei Schwangeren 4-fach erhöhtes Risiko für schweren Verlauf.

Ist die Schweinegrippe eine ganz besonders milde Grippe?

� Konzentration auf Risikogruppen?